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2

Alexander Calhoun 

Blutsbrüder des Falken 

Apache Cochise 

Band Nr. 29 

Version 1.0 

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3

Prolog 

Man nannte die Apachen Barbaren, Wilde und Massenmörder. 
Waren sie das? Über alles, was in dieser Welt geschieht oder 
früher einmal geschah, kann man so oder so urteilen.
 

Um objektiv zu sein, kann an dieser Stelle nur von 

Unbefangenen ein Widerruf dieser Meinung über die Apachen 
erfolgen. Unser Nachruf, sozusagen eine verspätete 
Ehrenrettung dieses großen, stolzen und kämpferisch 
veranlagten Volkes, das von der Steinzeit »über Nacht« in eine 
erbarmungslose Zivilisation versetzt wurde, die sie nicht 
begriff, wie auch die Umstände, die zum Untergang der roten 
Rasse führten.
 

Man kann sagen, die damaligen Weißen und Mexikaner 

waren alles andere als weitblickend, eher nur von einer 
hyperhumanen Art, die dem Prankenschlag eines Panthers 
glich. Bei den meisten Weißen war die Ausrottung der Indianer 
eine beschlossene Sache, honoriert durch Prämien für einen 
Apachen-Skalp.
 

Dachten und handelten die weißen Einwanderer mit ihrer 

mitgebrachten zweitausendjährigen Kultur alle richtig, Kultur 
und Zivilisation, gemessen an der der Apachen? Oder 
bewegten sie sich in der klischeehaften Vorstellung des 
Militärs vom »toten Indianer, der ein guter ist«?
 

Mitnichten. Zum Teil gab es vorausschauende und 

mitfühlende Männer in der Army, die aber wegen ihrer 
»Humanitätsduselei« nicht zu Wort gelangten, aber den 
Untergang der roten Rasse voraussagten und mit den 
Indianern fühlten. Nicht alle waren sie ein Colonel Chivington, 
ein abenteuer- und beförderungssüchtiger George Armstrong 
Custer. Fest steht aber, daß der Massenmord an der 
indianischen Rasse von vielen Amerikanern heutzutage 

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4

bagatellisiert und, wenn die Sprache darauf kommt, mit einer 
lässigen Handbewegung abgetan wird. Auch die in 
wissenschaftlichen Disziplinen denkenden Amerikaner können 
einen Rückblick auf die Zeit nach 1850 nur schwer vertragen. 
Man sieht die in den Wüsten und Gebirgen vegetierenden 
Stämme Arizonas nicht, und das beruhigt den 
Durchschnittsamerikaner ungemein, weil er das ökologische 
Harakiri, das man mit dem Land und seiner Urbevölkerung 
trieb, nicht mit ansehen muß. Zugegeben, die Stämme der 
Indianer, besonders die Apachen, betrieben zu keiner Zeit 
Vorratswirtschaft, ausgenommen die seßhaften und Ackerbau 
treibenden Pueblos im Westen von Neumexiko und in den 
nordöstlichen Bereichen Arizonas. Lag hier der Untergang der 
roten Rasse begründet? 

Sicherlich nicht, denn kein nomadisierendes Volk in Europa, 

Asien oder Afrika konnte sich mit Vorratshaltung befreunden. 
Gingen sie unter? Nein, sie gingen auf in den Völkern, deren 
Gebiete sie okkupierten. Auch andere negative Aspekte – in den 
Augen der Weißen – kann den Apachen nicht abgesprochen 
werden. Sie waren nun einmal Naturkinder, einfache Nomaden 
in einem riesigen Kontinent, der ihnen alles bot, was sie zum 
Leben brauchten. Zu allen Zeiten war daher für die Apachen 
die Welt noch in Ordnung. Erst als der weiße Mann mit seinen 
überlegenen Waffen, mit Schnaps und seiner verfeinerten 
Kultur und seinen ansteckenden Krankheiten kam, legte sich 
das große graue Leichentuch über die Stämme und 
Sippenverbände. Ganz bestimmt wäre vor 100 und mehr 
Jahren möglicherweise vieles ganz anders gekommen, wenn 
unter den Militärs und in der Regierung in Washington nur ein 
einziger Mann mit entsprechendem Weitblick und ohne 
Ressentiments gegen die rote Rasse gewesen wäre.
 

Es hat nicht an klardenkenden und verantwortungsbewußten 

Leuten gemangelt, aber sie hatten nicht die Stimmengewalt im 
Kongreß, die dazu notwendig gewesen wäre, den Indianern zu 

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5

ihrem Recht zu verhelfen. 

Es ist nicht Aufgabe dieser Einleitung, anzuklagen und zu 

richten, denn niemand von uns kann sagen, daß er es 
womöglich hätte besser machen können. Sie alle in der 
damaligen Zeit – Rote wie Weiße – waren Kinder einer harten 
und erbarmungslosen Epoche, und sie waren Bewohner einer 
rauhen Umwelt. Die Serie APACHE COCHISE mit ihrem 
wahrhaft großen Häuptling Cochise als Held ist die im Wesen 
und Charakter authentische Aufzeichnung amerikanischer 
Geschichte, die in Romanform für den deutschen Sprachraum 
noch nicht oder nur in Kurzform gebracht wurde. 

Die guten und schlechten Weißen, die anständigen Apachen 

und die grausamen, tauchen namentlich in der Story auf und 
geben der Geschichte einen dramatischen, wenn auch 
makabren Hintergrund.
 

Ihr Martin Kelter Verlag. 

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6

*** 

Bei Sonnenuntergang erreichten John Haggerty, der Häuptling 
Cochise, sein Sohn Naiche und Carmen Obeira den Rio 
Moctezuma. 

Cochise deutete auf eine Lichtung im Chapparal. 
»Wasser, Futter für die Pferde und Brennholz.« 
John nickte. Sie machten nie viele Worte, weder Cochise 

noch er. Sie verstanden sich auch so. Er zügelte seinen 
Braunen, schwang ein Bein über die Kruppe und sprang aus 
dem Sattel. 

Zuerst half er dem völlig erschöpften Mädchen vom Pferd. 

Sie war so fertig, daß sie dort niedersank, wo sie gerade stand. 
Naiche suchte Holz und entfachte ein Feuer. 

Die ersten Schatten krochen vom Fluß herauf und schoben 

sich wie Geisterfinger zwischen die Büsche. Tierlaute drangen 
durch den frühen Abend und vereinten sich zu einem Chor in 
der Wildnis. 

Sie hatten ihr frugales Mahl beendet. John ging zu Fuß, um 

Blechteller und Pfannen auszuwaschen. Nichts störte ihn. 
Unaufhörlich quakten Frösche, Amphibien glitten raschelnd 
durch Rohr und Mangroven, Wasservögel strichen mit 
klatschenden Flügeln ab. 

John war es, als hätte die heraufziehende Nacht ihr Füllhorn 

voll Glück und Zufriedenheit über der Flußlandschaft 
ausgeschüttet. Ein seltsamer Laut drang vom unteren Fluß zu 
John. Er hob den Kopf und lauschte. 

Das Geräusch wiederholte sich nicht. Und doch war etwas 

Bemerkenswertes eingetreten: die Tierlaute waren 
übergangslos verstummt. Den Fluß herauf strich ein Pulk 
Wildenten und flog mit emsigem Geschnatter in das Unterholz 
der anderen Flußseite. Stille. 

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7

Sie war so überwältigend, daß es John Haggerty kalt überlief. 

Vom Lager drang nicht der kleinste Laut zu ihm. Alles war 
still, so still, als sei er der einzige Mensch auf der Welt. 

John ließ das Geschirr liegen und zog den Revolver. Wie ein 

Wiesel huschte er durch den Chapparal. Die Lichtung schälte 
sich aus dem grünen Ring des Bewuchses. John zögerte. Er 
spürte die Gefahr mit jeder Faser seines Nervensystems. 

Er ließ sich auf die feuchte Erde nieder und kroch das letzte 

Stück bis zum Dickichtrand. Hier verharrte er und spähte mit 
wachen Augen prüfend über das Areal des Lagerplatzes. 

Nichts. Niemand war zu sehen. Keine Bewegung, kein 

flackerndes Feuer. 

Sie hatten Feuerholz aufzulegen vergessen und sich entfernt. 

Weshalb? Warum? Was hatte Cochise veranlaßt, den sicheren 
Lagerplatz mit einem weniger sicheren zu vertauschen? 

John blieb bewegungslos liegen. Kein Hauch strich durch die 

grünfleischigen Blätter des Dickichts. Ihm war, als hielte selbst 
die Natur ihren Atem an. 

»Heia, Hombre!« 
Der Ruf hallte durch die anbrechende Nacht wie ein 

Geisterruf. John zuckte zusammen. Eine fremde Stimme rief. 
War er gemeint? 

»Hombre, komm hervor! Wir wissen, wo du steckst!« 
Sie meinen dich, sagte sich Haggerty, blieb aber in der 

sicheren Deckung liegen. 

»Wirf deine Kanone weg und komm hervor! Was, du willst 

nicht? Sieh her!« 

Zweige schwangen wie erschreckte Flügel. Die Büsche auf 

der anderen Seite teilten sich. Ein Mexikaner erschien. 

Carmen Obeira an seine Brust gepreßt, den Revolver auf ihre 

Stirn gerichtet. 

»Genügt dir das, Hombre?« röhrte die Stimme. »Gib auf, wir 

haben auch deine rothäutigen Freunde!« 

Ein Rascheln in seinem Rücken ließ John Haggerty 

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8

herumfahren. Ein Riese mit den gekreuzten Patronengurten 
über der Brust warf sich durch die Büsche und setzte sein 
Gewehr John Haggerty zwischen die Schulterblätter. 

»Eine einzige Bewegung«, drohte der bärenstarke Mann, 

»und ich zerschmettere dir das Rückgrat«, fauchte er John an. 
»Schwing dich und steh auf!« 

John gehorchte, weil er mußte. 
Es schien, als sei alles verloren. Mehr und mehr Mexikaner, 

Indianer und auch Weiße betraten die Lichtung. 

»Beweg dich, pronto«, knurrte der Kerl in Johns Rücken. 

»Eine falsche Bewegung, und die Frau stirbt. Du Bastard hast 
genau drei Sekunden Zeit!« 

Weitere Soldaten aus Juárez' Armee umringten Haggerty, 

warfen eine Larriatschlinge über ihn und fesselten ihn zur 
völligen Bewegungslosigkeit. Dann hoben sie ihn hoch und 
warfen ihn über ein Gebüsch. Unter dem Gelächter der braunen 
Männer krachte John neben Cochise und Naiche auf den 
Boden. 

»Ein wunderbares Wiedersehen, Jefe. Wie konnten sie dich 

und Naiche überraschen?« 

»Mit Schlingen«, war die lakonische Antwort. »Das sind 

keine Banditen, sondern Juárez' Männer.« 

John spuckte zur Seite. 
»Auch nicht viel besser. Jedenfalls genauso von brutaler 

Gewalt besessen wie die Desperados. Was wollen sie von 
uns?« 

»Du wirst es gleich, hören.« 
Wenigstens dreißig Männer hatten sich inzwischen 

eingefunden. Ein Mann mit einer roten Schärpe um den Bauch 
trat näher. 

»Du bist Cochise, der Häuptling der Apachenhunde, und du, 

Bleichgesicht, nennst dich John Haggerty. Ich kenne euch. Ich 
stelle ein paar Fragen, ihr antwortet oder geht zur Hölle. 
Kapiert?« 

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9

»Was will Juárez von uns? Wir taten ihm nichts«, sagte John 

Haggerty. 

»Nein? Das mag dahingestellt bleiben. Ich will Auskünfte, 

Informationen.« 

»Worüber?« 
»Das wirst du gleich hören. Sind sie gut, lasse ich euch 

vielleicht laufen. Benito Juárez wird nicht auch noch die 
Yaquis und Apachen zum Feind haben wollen. Aber ich habe 
klare Befehle, tut mir leid, Hört sie euch an. Ich suche Lon 
McFane. Wo ist er?« 

»In der Hölle.« 
»Auch gut. Und wie kam er dorthin?« 
»Mojada, Anführer einer Bande von Dieben, Mördern und 

Verbrechern erschoß ihn.« 

»Ausgezeichnet! Und wo ist Mojada?« 
»Bei McFane, wo er hingehört.« 
»Wie geschah das? Wer hat nachgeholfen?« 
»Ich«, antwortete John. »In einem fairen Duell.« 
»Großartig! Du bist ein großer Pistolero, Gringo. Schade, 

daß alles nicht stimmt. Nun gut, auf dem Scheiterhaufen 
werdet ihr reden wie mit Engelszungen und um euer mieses 
Leben betteln. Adios, ihr Halunken, adios. Bei Tagesgrauen 
gibt's ein fröhliches Wiedersehen. Inzwischen werde ich ein 
bißchen die kleine Schönheit trösten. Buenas noches, 
Señores!« 

»Schwein!« sagte John, angewidert. »Dreckiges, gemeines 

Schwein!« 

Die drei Freunde ergaben sich vorerst ihrem Schicksal. Zu 

einem Paket verschnürt gab es für sie kein Entkommen. Sie 
schlossen die Augen und mühten sich ab, die Stricke zu 
lockern. 

Am Fluß quakten die Frösche wieder, und alles war so wie 

vorher. 

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 10

In der Nacht hatten sich Wolken zusammengeballt und mit 
ihrer Schwärze die Sterne verdeckt. Sturm heulte und bog 
Büsche und Bäume, peitschte die lehmgraue Flut des Rio 
Moctezuma und die trieb sie auf die Ufer. 

Das Unbehagen über die Nacht wich dem fahlen Morgengrau 

und der Gewißheit, daß nichts mehr sie retten konnte. Beim 
ersten fahlen Tageslicht hatten einige Mexikaner 
Scheiterhaufen errichtet. Noch brannten sie nicht. Cochise, 
Naiche, sein Sohn, und der große Weiße mit dem braunen 
Haar, das ihm lockig auf die Schultern fiel, lagen zu Paketen 
verschnürt am Boden und harrten dem Kommenden bangen 
Herzens entgegen. 

Nur ein Wunder konnte sie retten. Gab es noch Wunder? 
Cochise hätte gern eine Hand in Richtung seines weißen 

Freundes ausgestreckt, wenn er gekonnt hätte. Er konnte es 
nicht. Sie waren zusammengeschnürt wie seine übrigen 
Gliedmaßen. 

Er wußte das Unbehagen, das ihn befallen hatte, nicht zu 

benennen. Er drehte den Kopf und konnte sehen, daß auch John 
Haggerty wach war. Aufmerksame Augen erwiderten seinen 
Blick, und er glaubte, etwas von seiner eigenen Besorgnis in 
ihnen zu sehen. 

»Falke«, Cochises Stimme klang beunruhigt und etwas höher 

als gewöhnlich. 

»Ich weiß«, sagte John. »Ein Unwetter ist im Anzug.« 
»Das meine ich nicht. Es kommt auf alle Fälle zu spät. Hast 

du in der Nacht etwas gehört?« 

»Denke nicht, Jefe.« 
»Ein Rascheln hinter uns?« 
»Ein Rascheln? Ein Nachtbeuter, ganz bestimmt. Hat nichts 

zu sagen, Jefe, nein, bestimmt hat das keine Bedeutung.« 

»Es ist das Land der Yaquis. Sie sind überall.« 

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 11

Eine rauhe Stimme hallte über die Lichtung. Die Kochfeuer 

schickten steilen Rauch zum Himmel. Wieder die Stimme, sie 
wurde von einem Anruf beantwortet. Bevor er ganz verklang, 
schrie die erste Stimme wieder: 

»Wachen einziehen! Los, los, ihr Dummköpfe, ein 

besonderes Vergnügen wartet auf uns!« 

Der Obrist mit der roten Schärpe stiefelte vorbei und warf 

gehässige Blicke auf die Gefangenen. Sein Gesicht trug die 
Spuren von scharfen Krallen und andere Merkmale eines 
Kampfes. 

»Freut euch, ihr Roten, ihr seid bald bei eurem Manitu, oder 

wie immer ihr ihn nennt. Und du, Gringo, wirst langsam 
hübsch braun geröstet, bis du wie eine Nachtigall singst, was 
ich zu wünschen höre.« 

»Geh zum Henker!« 
»Du vor mir.« Der Mexikaner lachte. 
»Noch lange nicht«, gab John mit einem schmalen Grinsen 

zurück. 

Das Wolkengebirge wanderte langsam herüber, und 

schließlich zuckte der erste Blitz durch den grauen Dunst. Der 
Donner folgte schwach und lange Zeit später. 

Der Schärpenmann verschwand und tauchte wenig später 

wieder beim Feuer auf. Er gab Anweisungen, die John 
Haggerty nicht verstand. Ein Haufen grinsender Soldaten kam 
herüber und baute sich vor den Gefangenen auf. 

Unflätige Beschimpfungen prasselten auf die Apachen und 

den Weißen herab. Der Abschluß der gemeinen Reden waren 
Fußtritte, von Haß geleitet und durch die Macht ihrer Vielzahl 
inspiriert. 

Dann packten sie die drei Männer, hoben sie hoch und trugen 

sie zu den vorbereiteten Reisigbündeln. Als John auf die harten 
Stangen krachte, glitt sein innerer Blick nach Süden. 

Er dachte an das Terrain im Südwesten, die zerklüfteten 

Vorberge und Hügel, die bis zu den Flüssen vorstießen. Es gab 

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ein paar kleine Dörfer dort, bestenfalls Flecken auf einer 
Landkarte, aber keine Städte. Es gab auch Stützpunkte der 
Franzosen und jener Leute, die sich Revolutionäre nannten und 
der Armee des ehemaligen Präsidenten Juárez unterstanden, 
aber es gab dort keine Apachen und keine Yaquis. 

Das bedeutete schlicht und einfach: keine Hilfe aus dieser 

Richtung und keine Hoffnung. Das schien eine logische 
Folgerung zu sein, schließlich war John auf sich selbst gestellt 
und niemand aus seinem Freundeskreis wußte, wo er war und 
was gerade mit ihm geschah. 

Der Mexikaner mit Schärpe, gekreuzten Patronengurten und 

einem Riesensombrero auf dem fettigen Haar, kam näher. Sein 
Gebahren war das eines Pfaues, der um ein Weibchen balzte. 
Von Carmen Obeira war weit und breit nichts zu sehen. 

»Hast du dir alles gut überlegt, Gringobastard?« 
John gab keine Antwort. Es würde ihm nichts helfen, wenn 

er dem Greaser die Wahrheit sagte. Kein Wort würde er 
glauben und höchstens unflätig fluchen oder ihn verlachen. 

Da! Ein Geräusch! Das Bewußtsein von Gefahr, das seit 

seiner Gefangennahme nicht von ihm gewichen war, 
konzentrierte sich auf eine schwache Bewegung in den 
Büschen. Ein Gewehrlauf erschien. 

Ein Soldat sah ihn, stieß einen gellenden Schrei aus und ließ 

sich fallen. Jemand brüllte Befehle, sinnlos, weil sie 
unausführbar waren. Niemand wünschte ein Stelldichein mit 
einem gespannten Gewehr. 

Carmen trat aus dem Dickicht. Das schwere Gewehr 

schwankte wie ein Rohr im Wind in ihren Händen. Aber wie 
sah das Mädchen aus? Das Gesicht voller Beulen und anderen 
Zeichen von Gewalteinwirkung, die Lippen aufgeschlagen, 
aber die dunklen Augen haßerfüllt auf den Mexikaner 
gerichtet. 

»Bindet sie los!« 
Drei Worte mit besonderem Inhalt. Der Tod stand plötzlich 

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mitten im Lager und streckte seine Knochenhand nach dem 
Mexikaner aus. 

»Schwerhörig geworden? Bindet sie los!« 
Leopoldo Benito Calves wurde grau unter seiner 

schmutzigen Haut. Mit einer theatralischen Geste schlug er 
sich auf die Brust. 

»Du wirst es nicht wagen, einen Offizier der glorreichen 

Revolutionsarmee zu erschießen. Komm, mein Täubchen, gib 
mir die Waffe.« 

Leopoldos Stimme klang einschmeichelnd und schmierig. 

Ein fettes Lächeln umspielte seine Lippen. Carmen sah die 
Gefahr nicht, die in ihrem Rücken herankroch. Einer der 
eingezogenen Posten hatte sich unbemerkt durch die Büsche 
gearbeitet und glitt heran. 

John Haggerty stieß einen Warnschrei aus. 
»Vorsicht, Señorita! Hinter Ihnen!« 
Zu spät, viel zu spät. 
Unter einem Nackenschlag brach das Mädchen zusammen 

und ließ das schwere Gewehr fallen. 

»Gut gemacht, Enrico, sehr gut.« 
Calves kümmerte sich nicht weiter um die Bewußtlose. Sie 

würde später drankommen. Zuerst mußte das hier erledigt 
werden. Ein Blick zum Himmel kündigte das nahende 
Unwetter an. Die Wolken öffneten sich zu einem gewaltigen 
Dom, in dem die Blitze, umgeben von geisterhaften Säulen, zur 
Erde zuckten. 

»Ein letztes Wort, Gringo. Hast du dir's überlegt?« 
»Ich weiß gar nichts.« 
»Nichts? Nichts von Lon McFane, dem Pistolero?« 
»Nichts.« 
»Schlecht für dich, Hombre.« Ein gemeines Feixen glitt über 

sein zerschrammtes Gesicht. »Hitze und Rauch werden deine 
Gedanken wieder klären. Zündet die Holzstöße an, 
Muchachos!« 

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 14

Haggerty warf einen letzten Blick zu Cochise hinüber und 

lächelte. 

»Cochise, wir werden uns wiedersehen. In den Ewigen 

Jagdgründen oder anderswo. Dieser Hundedreck macht seine 
Drohung wahr. Adios, Jefe!« 

Cochise nickte, gab keine Antwort. In seinem 

Unterbewußtsein hörte er Geräusche, die das Knistern der 
Flammen übertönten. Seltsame Geräusche. Ein Prasseln und 
Knattern trug der Wind zu ihm, als hätte der Himmel nicht weit 
von ihnen seine Schleusen geöffnet. 

Es fiel aber kein Tropfen Regen. 
Die Flammen leckten und bissen sich in das trockene Holz. 

Johns Kopf wurde von schwarzem Rauch eingehüllt, der seinen 
Atem behinderte. Die Hitze wurde infernalisch. 

Die letzten Laute, die John Haggerty vernahm, war das 

frenetische Geheul der ausgelassenen Soldaten. Dann überfiel 
ihn eine wohltuende Ohnmacht und entführte seinen Geist« 

Nogales. 

Nogales in Mexiko, versteht sich. 
Die Palace Bar war an diesem heißen Nachmittag schlecht 

besucht. Lustlos spielten ein paar Männer Karten, Amerikaner 
und Mexikaner. Mitunter war es so still, daß man das träge 
Summen der Fliegen hören konnte. 

Schmatzend ging die Flügeltür auf und schlug wieder zu. 

Sporen klingelten auf den sägemehlbedeckten Dielen. Einer 
aus der Gruppe der Spieler hob den Kopf und zuckte sichtbar 
zusammen. 

»Großer Gott!« flüsterte er. 
Ein anderer: »Was ist los? Hast du die Heilige Jungfrau von 

Santa Maria gesehen?« 

Ein dritter: »Du bist plötzlich so still, Reager? Ist was?« 

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Dan Reager neigte den Kopf, legte den Kartenfächer auf den 

Tisch, deckte beide Hände darüber und flüsterte: »Nicht 
grundlos, Curt. Was glaubt ihr, wer soeben den Saloon betrat?« 

»Wer schon? Der Kaiser der Franzosen vielleicht?« 
»Dummkopf! John Ringo beehrt uns. Kein anderer als der 

berühmte Ringo.« 

Die müden Köpfe der Spieler ruckten herum. Durch den 

Mittelgang ging ein hochgewachsener und schlanker Mann, der 
nicht so aussah, als sei er der berühmt-berüchtigte 
Revolverheld. 

Alle Augen musterten ihn. Er trug derbe Kleidung, einen 

flachen, verschwitzten Stetson. Das helle Hemd wurde von 
einer Buschjacke bedeckt, die schon bessere Zeiten gesehen 
hatte. An den Füßen trug der Mann, der Ringo sein sollte, 
hochschäftige Stiefel mit Radsporen. 

Er blieb vor der Theke stehen und verlangte ein Bier. 
»Möchten Sie auch etwas essen, Fremder?« fragte der 

neugierige Keeper, der die Blicke seiner Gäste bemerkte und 
sich Gedanken über deren Gedanken machte. 

»Nein«, sagte der Fremde in ruhigem Ton. »Das habe ich 

bereits getan. Nur ein Bier, wenn Sie so freundlich sein 
wollen.« 

Seine Stimme klang höflich. Wenig Herausforderndes klang 

aus ihr, wie das sonst bei den Männern seiner Zunft der Fall 
war. Ringo, wenn er es wirklich war, wirkte bescheiden, 
höflich und zuvorkommend. 

»Unmöglich«, sagte Curt La Grange leise und schielte mit 

einem Auge auf den breiten Rücken jenes Mannes, der John 
Ringo sein sollte. »Unmöglich, Freunde, das ist nie Johnny 
Ringo.« 

»Und warum nicht?« 
»Ich kenne Ringo zwar nicht persönlich, er wurde mir aber 

mal beschrieben. Das ist er nicht. Ein harmloser Reiter, nichts 
weiter.« 

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Er sollte unrecht haben. 
An einem von vier Männern besetzten Rundtisch in der 

Fensterecke entstand ein Flüstern und Köpfeschwenken, ein 
Raunen und Grinsen, ein anzüglicher und herausfordernder 
Wortabtausch. Besonders ein junger Hüpfer von kaum über 
zwanzig tat sich hervor. 

»Wieder einmal Tabor Gall. Der läßt keine Gelegenheit 

vorbeigehen, sich hervorzutun. Dieser mörderische Bastard von 
einem Möchtegernrevolvermann«, sagte Reager. 

Curt antwortete: »Eines Tages kommt der Maulheld an den 

Unrechten, verlaßt euch drauf. Vielleicht ist dieser Tag nicht 
mehr fern.« 

Tabor Gall stand auf, Flasche und zwei Gläser in der Hand. 

Zwei aus der Tischrunde wollten ihn zurückhalten, aber er 
schüttelte ihre Hände ab und kam sporenklirrend durch den 
Mittelgang. 

»Nur Bier, Stranger?« fragte er zynisch und aggressiv. 

»Reicht's nicht für ein Glas Brandy?« 

Der Fremde drehte den Kopf, bewegte sich sonst aber kaum. 
»Ich mag bei der Hitze keinen Schnaps«, antwortete er 

halblaut. 

»Wie wäre es mit einem Glas Milch, Fremder? Milch soll für 

Kinder sehr bekömmlich sein. Na, soll ich?« 

Der Mann an der Theke gab keine Antwort und starrte auf 

sein Bierglas. 

»Ich heiße Tabor Gall. Schon von mir gehört?« 
Der Fremde schüttelte den Kopf. 
»Ich bin also Gall, der schnellste Schütze nördlich und 

südlich der Grenze. Wer sind Sie?« 

»Ich heiße John Ringo, und nun machen Sie, daß Sie 

abrauschen!« 

»Ach, John Ringo, der Hombre mit den heißen Eisen. Mann, 

Mann, das können Sie Ihrer Großmutter erzählen, nicht mir. 
Ich kenne Ringo, der sieht anders aus. Trinken Sie jetzt ein 

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Glas mit mir oder nicht?« 

»Scheren Sie sich zum Teufel!« 
»Wenn's mir paßt, Ringo, nur wenn's mir paßt.« 
Gall ging stelzbeinig zum anderen Tresenende und stützte 

den Ellbogen auf. Aufreizend und drohend stand sein 
Revolverkolben einen ganzen Zoll von der Hüfte ab. John 
Ringo beachtete ihn nicht. Er ließ sich vom Keeper ein zweites 
Glas einfüllen, hob es an und blies den Schaum vom Rand. 
Dann trank er. 

Ein Mann von Galls Tisch kam heran und stellte sich 

zwischen den jungen Kampfhahn und Ringo. 

»Hör auf, Tabor, du hast dir den falschen Mann für deine 

Unverschämtheiten ausgesucht. Wirklich den Falschen. Ringo 
schießt einer Biene im Flug ein Bein ab, und er zieht so 
schnell, daß du ihm nicht zu folgen vermagst.« Er drehte sich 
zu John Ringo herum. 

»Nehmen Sie's dem jungen Bucko nicht übel, Mr. Ringo. Die 

jungen Kampfhähne sind nun einmal so. Sie wollen sich mit 
großen Namen messen und zeigen, was in ihnen steckt. Nichts 
für ungut, Mr. Ringo.« 

Ringo reagierte nicht einmal auf die freundlichen Worte. Er 

starrte weiter auf sein Glas, als wollte er ergründen, wie der 
Schaum auf das Bier kam. 

Gall stieß den Tischgenossen brüsk zur Seite und krähte: 
»Der und Ringo, daß ich nicht lache! Ein Feigling ist er, ein 

gottserbärmlicher Feigling, der die Hosen gestrichen voll hat!« 

Langsam wandte sich Ringo zur Seite. Beinahe absichtslos 

schob er den Zipfel der Buschjacke zurück. Der Kolben eines 
großkalibrigen Revolvers wurde sichtbar, ein dunkler Kolben, 
in den einige Kerben eingeschnitzt worden waren… 

»Vielen Dank, Mister. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn sie den 

jungen Kampfhahn ein wenig zur Ordnung rufen. Ich bin 
hergekommen, um ein Bier zu trinken, aber nicht, mich mit 
einem Grünschnabel zu schießen. Nehmen Sie ihn mit hinaus, 

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das wird das beste sein.« 

»Grünschnabel? Mann, Großmaul, das nehmen Sie sofort 

zurück!« 

Ringo gab keine Antwort. Er beachtete Tabor Gall nicht und 

widmete sein ganzes Interesse dem Bierglas. 

»Tabor, hör auf!« Die Stimme des anderen klang drängend. 
»Warum soll ich aufhören, Fitz? Sind wir in einem Saloon 

oder in einer Wallfahrtskirche? Wenn der Kerl die Beleidigung 
zurücknimmt, ist die Sache erledigt.« 

Aber Ringo dachte nicht daran. Er lächelte leicht – ein 

wissendes Lächeln. Natürlich kannte er die Typen, die sich mit 
jedem anlegten, um sich einen Namen zu machen. Gall würde 
nicht aufgeben, und wenn er sich hundertmal entschuldigte. 

Die höhnische Stimme des Jungen drang wieder auf ihn ein 

und hämmerte ihm Worte und unflätige Beleidigungen herüber, 
um ihn aus der Reserve zu locken. 

»Ein Revolverschwinger will der Kerl sein? Ein 

Hosenscheißer und Großmaul ist er! Seht ihr denn nicht, daß er 
die Hosen schon gestrichen voll hat?« 

»Grünschnabel.« 
Der Grünschnabel zuckte wie unter einer gezielten Ohrfeige 

zurück. Er wurde rot wie eine Tomate. Seine Rechte glitt zur 
Hüfte, packte zu und zog. 

Es ging alles sehr schnell. Gall hatte den Colt bereits heraus, 

als Ringo erst zog. Gall kam nicht mehr dazu, die Waffe 
abzudrücken. Ein Schuß dröhnte von Ringo her und schickte 
Feuer, Blei und Pulverrauch in Galls Richtung. Wie von einem 
Schmiedehammer getroffen, brach Gall zusammen. 

Ringo schob die Waffe ins Halfter, ging auf den ersten 

besetzten Tisch zu und sagte: »Gentlemen, haben Sie alles 
beobachtet?« 

Reager nickte. »Sie schossen in Notwehr, Mr. Ringo. Ich 

beschwöre es.« 

Die anderen warfen ihre Köpfe hoch und stießen nach einem 

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langen Atemzug gemeinsam hervor: »Einwandfreie Notwehr, 
Sir. Der junge Gockel forderte Sie heraus und zog zuerst.« 

»Danke, Gentlemen.« Ringo wollte sich wieder abwenden, 

als Reager den Arm ausstreckte, als wollte er Ringo 
zurückhalten. 

»Trotzdem, Mr. Ringo, empfehle ich Ihnen, hundert Meilen 

zwischen sich und diesen Ort zu klemmen.« 

»Warum?« 
»Tabor Gall hat vier Brüder und einen rauflustigen Vater. Sie 

bilden sich alle ein, die besten Schützen an der Grenze zu 
sein.« 

»Danke, Mister, sehr freundlich von Ihnen. Aber das hat 

keine Eile. Darf ich Sie zu einem Glas einladen? Alle.« 

John Haggerty schlug die Augen auf. Ein pochendes Tamtam 
drang von allen Seiten auf die Lichtung, und das Geräusch des 
sintflutartigen Regens und das Krachen des Donners wurde von 
dem infernalischen Kriegsgeschrei aus hundert Yaquikehlen 
nahezu verschluckt. 

Bündelweise stießen grelle Blitze durch den Regenvorhang, 

der die brennenden Scheiterhaufen löschte und Johns 
Brandwunden kühlte. Es gab Zurufe und Fragen, aber sie 
kamen aus einer anderen Richtung. 

Cochise und Naiche, ebenfalls bei Bewußtsein, verhielten 

sich wie Haggerty still und lauschten dem Toben der Elemente. 
Die pochenden Geräusche der Tamburins wurden drängender, 
die Schreie spitzer und greller Schüsse donnerten durch den 
Regen und ließ selbst für einen Augenblick den Donner 
verstummen. 

John warf einen Blick zur Seite. Cochises Gesicht wirkte 

ernst und verschlossen. 

»Yaquis«, sagte er. »Blutsbrüder des Falken.« 

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Haggerty bewegte die Hände und versuchte mit ständigem 

Reiben und Zerren die Stricke an seinen Handgelenken zu 
lockern. Blutsbrüder des Falken, ging es ihm durch den Sinn. 
Was meinte der Häuptling damit? 

Als er in seinen Bemühungen, die Fesseln zu lockern, 

nachließ, um neue Kraft zu sammeln, sah er huschende 
Schatten im Regen, geschwungene Waffen, und er vernahm 
ganz nahe das Tamtam der Yaquitrommeln. 

Männer mit Riesensombreros und Waffen in den Händen 

warfen sich ihnen entgegen. Die Indianer bewegten sich wie 
Katzen. Geschmeidig entzogen sie sich den Gewehrkolben, 
unterliefen sie und suchten den Nahkampf. Messer und 
Kriegsbeile arbeiteten lautlos wie die Keulen und trafen den 
Gegner sicherer als manche Kugel. 

»Juárez' Männer sind verloren.« Cochise zog die 

Mundwinkel nach unten und antwortete: »Sie werden fliehen, 
das ist alles. Kein Gelbhäutiger ist wie die Krieger der Yaquis 
und Apachen.« 

Aus dem Wasservorhang sprang Tehueco herbei. Ein 

blutiges Messer blitzte in seiner Faust. Rasch durchschnitt er 
die Stricke, die John und die beiden Chiricahuas banden. 

»Zur rechten Zeit, Tehueco!« sagte Haggerty anerkennend 

und ließ sich von dem aufgeschichteten Holz fallen. »Dir 
entgeht nichts in deinen Jagdgründen?« 

»Meine Krieger sind überall«, antwortete der Häuptling 

stolz. »Tod allen Fremden!« 

Wie Cochise gesagt hatte, widersetzten sich die Mexikaner 

nicht lange den wütenden Angriffen der Yaquis. Bei 
strömendem Regen verschwanden sie in den Büschen und 
versuchten über den Fluß zu entkommen. 

Glühendheiß erinnerte sich Haggerty an die Mexikanerin. Er 

wandte sich an Tehueco und bat, nach dem Mädchen suchen zu 
lassen. 

»Das Gewitter wird schlimmer«, sagte er. »Wenn der Rio 

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Moctezuma steigt, wird sie ertrinken.« 

»Ah, der Sturm«, antwortete Tehueco lachend. »Wind und 

Wetter sind unsere Verbündeten. Wenn die Stunde der 
steigenden Flut kommt, ist das Mädchen in Sicherheit. Gegen 
Frauen und Kinder führen wir keinen Krieg.« 

John nickte befriedigt. Die Tamtams hatten aufgehört, ihr 

aufreizendes Pochen und Hämmern in den grauen 
Regenmorgen zu schicken. Ruhe war eingekehrt. Nur der 
Donner grollte und ließ die Erde zittern, und wenn ein Blitz 
seinen schicksalhaften Weg beschrieb, übertönte das Krachen 
sogar das Rauschen des anschwellenden Flusses. 

Krieger kehrten zurück. Zwei von ihnen stützten Carmen 

Obeira, die schlapp und verzweifelt in ihren Armen hing. John 
Haggerty ging ihr ein paar Schritte entgegen. 

»Was ist mit Ihnen, Señorita? Sind Sie verletzt?« 
»Müde. Nichts weiter als müde.« 
»Das Unwetter wird sich bald ausgetobt haben«, sagte 

Haggerty und schaute dabei Cochise an. »Was sind deine 
Pläne, Chief?« 

Es gab keinen Sonnenaufgang und kein echtes Frühlicht, die 

von Westen heranziehenden Wolken waren schwer und 
regengesättigt. Der Wind heulte und orgelte, aber die 
zuckenden Blitze ließen nach. 

Cochise, von John Haggerty angesprochen, blickte nach 

Norden. Dort lag Arizona, die Jagdgründe der Apachen. 

»Bist du ohne Auftrag des einarmigen Generals in dieses 

Land gekommen?« fragte er zurück. 

»Nein«, antwortete John wahrheitsgemäß. 
»Und wie lautet dein Auftrag?« 
»Der Friede zwischen Benito Juárez und den Stämmen der 

Apachen und Yaquis soll durch mich wiederhergestellt 
werden.« 

»Kein guter Auftrag, Falke.« 
»Du wirst mir sagen, warum er nicht gut ist.« 

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»Der Abtrünnige ist falsch und verschlagen wie eine 

Klapperschlange. Er opfert alles seiner Idee, die Franzosen aus 
dem Land zu treiben. Er opfert nicht nur seine Soldaten, 
sondern auch den roten Mann.« 

»Du bist nicht für Juárez?« 
Cochise schüttelte den Kopf. 
»Und warum nicht? Er ist wie du Indianer.« 
»Er ist ein Abtrünniger, der es mit den Gelbhäutigen hält. Ein 

Indianer handelt anders.« 

»Schön, das kann ich zur Not verstehen«, erwiderte Haggerty 

mit einem Zucken der Achseln. »General Howard handelt auf 
ein Hilfeersuchen Juárez', und ich muß seinen Befehlen folgen. 
Kehrst du in deine Jagdgründe zurück, Jefe?« 

»Tehueco braucht mich. Wir haben einen Beistandspakt 

geschlossen, den ich halten muß. Ich werde bleiben.« 

»Okay, dann bleibe ich auch. Wenn ich auch den Krieg nicht 

verhindern kann, so werde ich doch versuchen, ihn zu mildern 
und ihm die Härte zu nehmen.« 

»Das ist ein guter Vorsatz.« 
Geduld. John hatte gelernt, geduldig zu sein. Nun mußte er 

die Geduld wieder als Waffe gegen die Angst und die 
Ungewißheit gebrauchen, die wie erdrückende Gewichte auf 
ihm lagen. Geduld und sein Verstand, das war alles, was 
Cochise ihm ließ. Er machte einen letzten Anlauf und richtete 
seine hellen Augen auf das Antlitz des Indianers. 

»Ich war der Meinung, du würdest dich gegen die Franzosen 

wenden. Sie sind es schließlich, die Juárez aus seinem 
Präsidentensessel vertrieben. Es ist nicht so, Chief?« 

»Die Indianer kämpfen gegen alles, was vor Jahrhunderten 

oder vor kurzer Zeit in ihr Land eindrang, gegen den 
Abtrünnigen genauso wie gegen die Soldaten in den roten 
Hosen.« 

Haggerty hatte Klarheit gewonnen, aber sie sagte ihm nicht 

viel. Ging es dem Häuptling um Beute oder um die Einhaltung 

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des Versprechens, das er einem anderen Stammesführer 
gegeben hatte? Er bemühte sich verzweifelt um ein klares Bild 
dieses Abkommens. Und seine Angst nahm zu, als er begriff, 
daß er gegenüber dieser Schicksalsfalle macht- und hilflos war. 

Die Ablenkung, die das Geräusch von Pferdehufen in ihm 

bewirkte, war vollkommen. Die Laute kamen von der anderen 
Seite des Dickichts herüber und lösten in Haggerty ein 
beklemmendes Gefühl der Niedergeschlagenheit aus. 

Tehueco hob die Hand und deutete auf die nickende Gestalt 

eines Weißen, der auf einem Pferd saß und einem unsichtbaren 
Weg folgte, der jenseits des Gebüschstreifens im spitzen 
Winkel zum Fluß verlief. 

Den Hut tief in die Stirn gezogen, eine Ölhaut über dem 

durchnäßten Rücken, so sah die Gruppe auf der Lichtung die 
Hälfte des Fremden, den sie als einen Weißen erkannten. 

Zwei Yaquis traten heran, wechselten schnelle Worte mit 

Tehueco. Der warf einen fragenden Blick zu Cochise. Aber der 
Jefe schüttelte den Kopf. 

Schulter und Kopf schwebten wie vom übrigen Körper 

losgelöst über dem Grünstreifen. Jetzt sah der Fremde herüber, 
sah die Gruppe, reagierte aber nur mit einem Winken. 

»Toller Bursche!« sagte John laut und anerkennend. »Eiskalt 

– und uneingeschüchtert von unserer Streitmacht.« Der Reiter 
hielt an, trieb sein Pferd in den Chapparal und durchbrach ihn. 
Als er auf der Lichtung auftauchte, hielt er ein mehrschüssiges 
Henrygewehr in den Händen. 

»Howdy!« rief er grüßend herüber. »Ein Weißer unter 

Indsmen, das hat was zu bedeuten. Hier hat wohl ein Krieg 
stattgefunden?« 

Er deutete auf die Scheiterhaufen und auf ein paar Tote, die 

am Boden lagen. Ein langer Blick galt Carmen Obeira. Ein 
zweiter Cochise und ein dritter Tehueco. 

»Chiricahuas und Yaquis, nicht wahr? Und wenn meine 

Augen nicht mit Blindheit geschlagen sind, steht Cochise, der 

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Häuptling der Apachen, vor mir?« 

»Sie haben Mut, Fremder«, antwortete John. »Kein anderer 

Weißer würde sich freiwillig der Gefahr aussetzen, skalpiert zu 
werden. Wie heißen Sie, und was suchen Sie in Sonora?« 

»Sicherlich keine Indianer«, der Fremde lachte und wurde 

wieder ernst. »Ich bin John Ringo, und wenn Sie mich fragen, 
was ich in Sonora suche – ich nahm gerade ein Bad.« Er 
deutete zum Himmel, der seine Schleusen schloß und den 
Regen nur noch tropfenweise auf die Lichtung schickte. 

»Klingt gut«, antwortete Haggerty und lächelte ebenfalls. 

»Das Bad hat Ihnen sicher gutgetan?« 

»Ich fühle mich ausgezeichnet, Mr. Unbekannt. Ganz 

bestimmt würde ich mich noch besser fühlen, wenn ich nicht 
fünf Kerle auf meiner Fährte wüßte, die lüstern wie 'ne Rothaut 
auf meinen Skalp sind.« 

John hatte von Ringo gehört. Er musterte ihn mit einem 

langen Blick. Der Mann sah eigentlich freundlich und 
sympathisch aus, nicht wie ein abgebrühter Mörder und 
Revolvermann, als der er überall galt. 

»Erzählen Sie«, forderte John den Mann auf, der auf seinem 

nassen Pferd saß, das den Kopf hängen ließ. »Ich bin John 
Haggerty, ehemaliger Chiefscout der Siebenten, jetzt in 
Sonora, um ein Blutbad zu verhindern. Erzählen Sie mir, wie 
es zu der Verfolgung kam.« 

»Das war gestern«, hob Ringo an. »Ich genehmigte mir in 

Nogales ein Bier und wurde von einem jungen Dachs 
angestänkert. Als er schließlich zog, machte ich's ihm nach und 
erschoß ihn.« 

»Notwehr«, sagte Haggerty. 
»Sie und ich wissen das. Wir beide kennen das stille Gesetz 

des Westens, Haggerty. Aber der Vater und vier Brüder des 
Getöteten wollen nichts davon wissen. Sie sind hinter mir her.« 

»Klingt nicht sehr freundlich, Ringo.« 
Ringo klopfte auf seine Halfter. 

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»Kann ich bei Ihnen bleiben und versuchen, sie vielleicht auf 

diese Art abzuschütteln? Die Spuren meines Pferdes werden 
vom Regen ausgelöscht. Ich habe eine relativ gute Chance.« 

»Sie können sich uns anschließen, Ringo«, antwortete 

Haggerty. Er warf fragende Blicke zu Cochise und Tehueco, in 
deren Gesichter kein Muskel zuckte. 

Ringo sagte: »Danke. Das ist Musik für meine Ohren.« 

Die braune Hand griff nach dem Revolver auf dem Tisch. Matt 
funkelte sein langer Lauf im Kerosinlicht. Die Hand hob ihn an 
und wog ihn spielerisch. Die Waffe war ebenso schwer wie 
tödlich. 

»Wenn das der einzige Rat ist, den Sie mir geben können, ist 

es ein schlechter Rat.« 

Juárez' Stimme grollte. 
»Señor Präsident, es gibt keinen besseren. Feuer muß mit 

Feuer bekämpft werden«, erwiderte Colonel Destinguez bitter. 

»Colonel, Feuer wird seit altersher mit Wasser bekämpft. 

Stets nur mit Wasser. Woher wollen Sie Wasser nehmen?« 

»Navarro ist Feuer und Wasser zugleich, je nach dem, 

welche Befehle er erhält.« 

Destinguez' Blätterteiggesicht verzog sich uneinheitlich in 

die Breite. Colonel Albergue rührte kein Glied, ihm 
beizustehen. Es war seine Idee, seine ganz allein. 

Juárez stand auf. Er wirkte erregt. Mit einem heftigen Ruck 

legte er den Colt zurück auf den Tisch. Hastig zog  er seine 
Hand zurück, als hätte er ein giftiges Reptil angefaßt. 

Verfolgt von den Augen der beiden Männer bewegte er sich 

schnell und mit abgezirkelten Trippelschritten um den Tisch. 
Er blieb stehen, schüttelte den Kopf, ging weiter und blieb 
schließlich wieder stehen. 

»Mexiko besteht nur noch aus aufrührerischen Indianern, 

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Desperados und Soldaten Maximilians. Kann ein solches 
Sodom und Gomorrha noch regiert werden?« 

Albergue schaltete sich ein. 
»Unser eigentliches Problem sind die Yaquis und Apachen, 

nicht die Franzosen. Unsere tapfere Armee wird sie binnen 
eines halben Jahres aus dem Land treiben, wenn wir den 
Rücken frei haben.« 

»Wenn! Ja, Señor, wenn.« 
»Die Indianer sind unser Problem, Señor Präsident, da 

pflichte ich Colonel Destinguez bei. Wir können keinen Schritt 
tun, der nicht von ihren Spähern beobachtet wird. Ein 
wagemutiger Mann mit entsprechender Unterstützung kann die 
beiden Häuptlinge ausschalten. Für uns wäre das nur ein 
Gewinn, nachdem der Amerikaner Lon McFane versagte.« 

»Sie meinen töten?« 
»Töten, Señor Präsident!« 
Die Stimmen der beiden Männer klangen hart und wie ein 

Mann. 

»Cochise töten, nein! Niemals! Das würde zu einem Aufruhr 

sämtlicher Apachenstämme führen. Navahos, Mescaleros, alle 
würden sie auf den Kriegspfad gegen die verhaßten Mexikaner 
gehen. Ich kann mich zu einem solchen Schritt nicht 
entschließen.« 

»Cochise wäre gar nicht mal so wichtig. Ihn bindet nur sein 

Vertrag mit den Yaquis. Tehueco muß beseitigt werden, damit 
hätte der Spuk ein Ende.« 

»Colonel, wissen Sie, was Sie da sagen? Maximilian ist zwar 

kein gerissener Politiker, aber eine solche Situation würde er 
sofort ausnutzen. Und das wäre wieder Wasser auf die Mühlen 
der Konföderierten.« 

Destinguez und Albergue hoben die Köpfe. Unwille bedeckte 

ihre Mienen. 

»Wir sind Soldaten und keine Politiker, Señor, und wir 

können eine Sachlage immer nur mit den Augen von Soldaten 

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sehen, die gewohnt sind, ihre Probleme auf dem Schlachtfeld 
auszutragen.« 

»Sie sprechen von Mord und reden von Kampf, Señores. 

Verstehen Sie doch, daß ich an die Nachwelt denken muß. Was 
wird man in fünfzig Jahren von uns sagen, wenn wir einem 
Meuchelmord Vorschub leisten?« 

»Das Wohlergehen unseres Landes muß über moralischen 

Bedenken stehen.« 

»Zugegeben.« Juárez wandte sein scharfgeschnittenes 

Gesicht nach rechts. Dort stand Colonel Albergue. »Könnte 
man es machen, ohne daß ich politisch damit in Verbindung 
gebracht werden kann?« 

Beide Soldaten zuckten die Achseln. 
»Das wäre zu überlegen«, antwortete Albergue und schürzte 

nachdenklich die Lippen. »Antonio Navarro kennt Sie 
persönlich, Señor Präsident?« 

»Ich glaube nicht. Warum?« 
»In einer entsprechenden Verkleidung wäre eine Täuschung 

möglich. Ein Hazienderos besitzt die Mittel, einen Mord zu 
bezahlen. Desperados machen für gutes Geld alles. Das wäre 
meine Idee.« 

»Wieviel?« fragte Juárez trocken und geschäftstüchtig. 
»Hm … ich weiß nicht recht. Lassen wir es auf die 

Verhandlung ankommen. Was meinen Sie, Colonel?« 

Destinguez nickte. »Ich halte Ihren Einfall für ausgezeichnet, 

Señor. Zehntausend Goldpesos würden nach meiner Meinung 
ausreichen. Das ist für einen Desperado ein Vermögen.« 

Juárez setzte sich wieder, spielte mit dem Colt. 
»Unser Angebot lautet fünftausend, keinen Peso mehr. 

Riskieren wir es, Señores. Leiten Sie alle Schritte ein und 
verabreden Sie eine Zusammenkunft. Ich verlasse mich dabei 
ganz auf Sie. Noch etwas: Nur der Yaqui, verstanden? Cochise 
muß unbehelligt bleiben. Wir rufen sonst den Teufel auf den 
Plan, und das wäre das Ende für unsere Mission. Adelante, 

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Señores, beginnen Sie mit dem Werk!« 

Navarro blieb stehen. Eine Druckwelle erfaßte ihn und 
schleuderte ihn den Rest der Treppe hinunter, dabei blendete 
ihn ein weißer Explosionsblitz. Er rappelte sich benommen auf, 
rieb seine geblendeten Augen. 

Eine geräuschvolle Explosion. Welche Energie auch immer 

dort unten in der Halle zur Explosion gelangt war, er hatte 
keine Ahnung, was es war. 

Rauch erfüllte das Haus, bitter und beißend. Antonio Navarro 

hustete und versuchte zu sehen, aber seine Augen tränten und 
ließen Ströme von Tränen fließen. 

»Fernando, was ist los?« 
»Sie schossen auf ein Pulverfaß und brachten es zur 

Explosion. Die halbe Hazienda ist fortgeblasen.« 

Gestalten kamen die Treppe herauf. Navarro sah spitzkronige 

Hüte durch den schwarzen Rauch. Hinter Fernando stürmte 
Chavez. 

»Antonio«, sagte Fernando hustend. »Da oben, paß auf!« 
»Was ist dort?« 
Antonio sah hin. Die Galerie mit der geschnitzten Balustrade, 

die Zierde eines jeden mexikanischen Herrenhauses, war zum 
Zufluchtsort zahlreicher Menschen geworden. Frauen befanden 
sich unter ihnen, Frauen und Kinder. 

Aber auch Männer. Bewaffnete Männer. Schüsse krachten 

dumpf im sporadischen Abstand. Die Turbulenz nahm zu. Das 
Schreien der Frauen und Kreischen der Kinder wollte kein 
Ende nehmen. Alles in allem übertönte der infernalische 
Hexensabbat das Knistern der Flammen und das Dröhnen 
zusammenstürzenden Gebälks. 

»Wir greifen an!« schrie Navarro wild. »Aber vorsichtig, 

nicht stürmen.« 

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»Wir überrennen sie!« brüllte Chavez zurück. 
»Nein, die Peone sind alle schwer bewaffnet. Unsere 

Verluste sind hoch genug. Der Teufel wird sie alle holen!« 

Eine Kugel, dort oben abgefeuert, streifte ihn am Kopf und 

schmetterte Navarro gegen die Wand. Blind vor Wut stürmte er 
die Treppe hoch. 

Der Rauch begann abzuziehen, und allmählich sah er wieder. 

Die Barriere aus Möbelstücken hielt ihn auf. Er befand sich in 
einem toten Winkel, und keine Kugel konnte ihn mehr treffen. 

Sein Stiefel krachte gegen die Möbel, trieb ihre Stücke 

auseinander, schuf eine schmale Gasse, durch die er sich 
hindurchzwängen konnte. Begleitet von Fernando und Chavez, 
drang Antonio Schritt für Schritt weiter vor. Sein Revolver spie 
Flammen und Blei. 

Kein Geräusch, keine Bewegung im Korridor oder vor den 

Türen, die sich zu den vielen Räumen öffneten. Vor der ersten 
Tür blieb er ein wenig überrascht von der gelungenen Flucht 
des Hazienderos und seiner Familie stehen. 

Fernandos Stiefel trat in Aktion. Krachend sprang die Tür 

auf. Sie blickten in ein gut eingerichtetes Zimmer. Das Fenster 
gegenüber stand offen. Mit einem pantherähnlichen Sprung 
stand Antonio bei der Öffnung. 

Vor ihm eine holzbelegte Terrasse, mehr ein großer Balkon, 

der bis zu dem anderen Gebäude hinüberreichte, in dem der 
Verwalter und einige Vorarbeiter mit ihren Familien wohnten. 
Das Haus qualmte aus allen Nähten. Flammen schlugen aus 
dem Dach und trieben Funken über den kläglichen Rest des 
Rancho. 

Aus den Ställen drang das klagende Brüllen von Kühen und 

ängstliches Wiehern von Pferden. 

Antonio steckte zwei Finger in den Mund und pfiff schrill. 

Zwei, drei Desperados, Macheten in den Fäusten, blieben 
stehen und sahen herauf. 

»Öffnet die Ställe!« schrie Navarro befehlend. »Kümmert 

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euch nur um die Tiere. Pronto, Leute!« 

»Geht nicht!« brüllte ein buckliger Mestize zu ihm herauf. 

»Ein verwundeter Wolf hat immer noch Zähne im Maul!« 

»Die Ställe auf!« befahl Antonio scharf. »Um den Wolf 

kümmere ich mich. Ich sag's nicht noch einmal!« 

Die Männer auf dem Hof stürmten hinüber. Kein Schuß fiel, 

nichts prasselte auf sie herab. Mit steil erhobenen Schwänzen 
und gesenkten Hörnern stürmten die Milchkühe an ihnen 
vorbei. Ihnen folgten ein Dutzend Pferde durch die geöffneten 
Tore. 

Nachdem auch der Strom der Kleintiefe wie Schafe, Ziegen 

und Schweine versiegt war, drangen die Banditen in das große 
Stallgebäude. Es war verlassen, Flammen schlugen den 
Männern von allen Seiten entgegen, und der Rauch quoll in 
dunklen Wolken. Prasselnd stürzte ein Teil des Daches ein. 

Antonio Navarro und seine Begleiter stiegen über die 

Fensterbrüstung und gingen auf das Dach. Bohlen knirschten 
und knackten unter ihrem Gewicht. 

Antonio sah das helle Oval von Muno Uvalde, dem Herrn 

der Hazienda. Es schwebte vor ihm an einem Seil, umgeben 
von Rauch und Ruß. Er hob den Revolver und zielte. Dabei rief 
er: 

»Bleib ruhig hängen und ergib dich, ich will nicht dein 

Leben, Blutsauger!« 

Aber der Wolf hatte noch Zähne und wollte sich nicht 

ergeben. Er ließ das Seil los und stürzte mit einem Schrei in die 
Tiefe. Antonio beugte sich vor, sah den Haziendero auf die 
Erde prallen und auf die Seite rollen. Dann blieb er liegen. 

Antonio gab seinen Gefährten einen Wink und stürmte durch 

das Zimmer zur Treppe. Sekunden später war er unten auf dem 
Hof. Muno Uvalde lebte noch, aber es ging mit ihm zu Ende. 
Beim Aufprall hatte er sich schwere innere Verletzungen 
zugezogen. Mühsam drehte er seinen Kopf zur Seite. 

Was Antonio sah, waren Schmerzen, ja … und Haß. 

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Drängender, blinder Haß, der wie ein Höllenfeuer in seinen 
Augen glühte. 

»Du hast mein Lebenswerk vernichtet, Desperado – alles, 

was ich besaß. Und nun willst du auch meine Familie 
vernichten, Frauen und Kinder, die dir nie etwas zuleide taten. 
Gott wird dich strafen. Er wird dich so furchtbar strafen, daß 
du nie mehr ein vollwertiger Mensch sein wirst!« 

»Schwätzer«, höhnte der Bandit. »Blutsauger und 

Menschenschinder, ja, das bist du. Wo hast du das Geld 
versteckt?« 

»Und den Schmuck deiner Frau?« setzte Fernando grimmig 

hinzu. 

Uvalde starb, bevor er antworten konnte. Der Hof füllte sich 

mit Marodeuren. Immer mehr kamen aus den Häusern, von der 
vergeblichen Suche nach Schmuck und Geld zurück. In zwei 
dichten Reihen umstanden sie die Gruppe vor dem brennenden 
Haus. 

Von irgendwoher drang ein Ruf durch die zerstörte 

Hazienda. Antonio sah auf, bemerkte den Reiter, der sein Pferd 
durch das offene Tor drängte. 

»Alfredo, was willst du hier? Befahl ich dir nicht, auf den 

Hügeln Wache zu halten?« 

»Si, Antonio.« Alfredo sprang vom Pferd, hielt die Zügel 

fest. »Draußen warten zwei Reiter, Antonio. Sie kommen von 
einer Hazienda im Rio Yaqui-Tal.« 

»Was wollen sie?« 
»Ihr Patron bittet dich um Hilfe gegen die Yaquis, Antonio. 

Er will gut dafür bezahlen.« 

Antonio Navarro drängte sich brüsk durch die Reihe seiner 

Leute. Er machte das Zeichen des Geldzählens. 

»Wieviel?« 
»Sehr viel, die genaue Summe wurde mir nicht gesagt. Willst 

du mit ihnen sprechen?« 

»Warum nicht?« Der Desperado lachte höhnisch, »Worte 

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können keinen Schaden anrichten. Bring sie her!« 

Der einsame Reiter auf dem Pinto hoch auf einem Hügel über 
der brennenden Hazienda verhielt regungslos und mit 
unbeweglichem Gesicht. Stille lag über der Landschaft wie ein 
zudeckendes Tuch. Eine tödliche Stille. 

Cochises Lippen bewegten sich, wirkten aber starr und 

verbittert. 

»Banditos!« 
»Bist du sicher, Jefe?« 
Die zweite Stimme blieb unsichtbar wie die dazugehörende 

Gestalt. John Haggertys Stimme. Im Hügeltal hielt eine Gruppe 
Yaquis. Ein Weißer und ein schwarzhaariges Mädchen mit 
flachem Stetson gehörten zu den Indianern, blieben aber im 
Hintergrund. 

Dunst lag drückend über der Hügellandschaft. Brandwolken 

und Asche. Der Wind von der Sierra Madre trieb beides nach 
Osten, weit hinaus in die flache, sonnendurchglühte Wüste. 

»Sehr sicher«, antwortete Cochise. Er zerrte seinen Pinto 

herum und verließ den Hügel. John, der in einem Gebüsch aus 
Speerdorn gewartet hatte, folgte dem Häuptling »Sie sind wie 
die Pest«, sagte Cochise. »Und ebenso tödlich.« 

»Wir müssen etwas für die Überlebenden tun.« 
Cochise hielt sein Pferd an und warf einen Blick zurück. 
»Es gibt niemanden mehr, dem wir helfen könnten.« 
»Davon müssen wir uns überzeugen. Ich reite zur Hazienda.« 
»Ich komme mit«, sagte Cochise, machte aber ein 

zweifelndes Gesicht. 

»Die Yaquis lassen wir hier. Ein Überlebender, wenn es den 

gibt, wird sich zu Tode erschrecken.« 

Haggerty mußte lächeln. Es glitt verstohlen um seine 

Mundwinkel und wirkte geradezu grotesk im Angesicht des 

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nahen Todes, der erbarmungslos zugeschlagen hatte. Cochise 
bekannte sich mit seinen Worten zu der allgemein vertretenen 
Ansicht, daß die Yaquis die schlimmsten unter allen 
Indianerstämmen waren. 

»Ich glaube«, sagte John, während der Chief sein Pferd 

wieder antrieb: »Du und Tehueco, ihr müßt euer Urteil und 
eure Meinung über eure wahren Feinde in Sonora revidieren.« 

»Das also ist es, was du mir die ganze Zeit über sagen 

willst?« 

Kein Ausdruck von Niedergeschlagenheit über Cochises 

Rüge war in Haggertys ruhigem Blick. 

»Es sind nicht meine Gedanken, Jefe, noch die irgendeines 

anderen von uns. Es ist die Situation, in der wir leben, der 
Augenschein.« 

Als Cochise wieder sprach, glaubte John eine Andeutung von 

Mißbilligung herauszuhören. 

»Du meinst, die Desperados sind das Problem der Indianer, 

nicht die Franzosen und die Truppen des Abtrünnigen?« 

»Ich sehe es so«, antwortete Haggerty ernst. »Juárez will 

keinen Krieg mit den Yaquis und den Apachen. Deswegen 
schickte er zu dem einarmigen General, und der schickte mich. 
Einfach, wie? Wie mir scheint, sind die Truppen des Kaisers 
nicht einmal über die Stämme in Sonora informiert. Wenn ihr 
sie ständig angreift, wehren sie sich. Niemand läßt sich den 
Skalp bei lebendigem Leib abziehen.« 

Haggerty gebrauchte Worte aus dem indianischen 

Sprachschatz und fühlte langsam Oberwasser. Zweifel waren in 
Cochise entstanden. Sein schweigendes Nachdenken dauerte 
lange. Tehueco und Pitcar kamen ihnen entgegen. Cochise 
erklärte mit wenigen Worten, was er gesehen hatte. Er fügte 
hinzu: 

»Ich reite mit den beiden weißen Männern hinüber und bitte 

Tehueco, in diesem Tal zurückzubleiben. Es ist auf dieser 
heiligen Erde genug Blut geflossen.« 

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Tehueco begriff sofort. Stolz überzog sein Gesicht. Man 

hatte Angst vor den Yaquis, und diese Angst war nicht 
unbegründet. Er nickte mit einem listigen Augenzwinkern. 

»Cochise mag tun, was ihm beliebt. Tehueco wird warten.« 
Haggerty gab Ringo ein Zeichen. Carmen, die sich ihm 

anschließen wollte, winkte er zurück. Naiche würde auf sie 
aufpassen und dem Mädchen die Angst nehmen, mit den 
Yaquis allein zu sein. 

Als sie durch das Tor ritten, fiel ein Schuß. Die Kugel warf 

vor Cochises Pferd eine Erdfontäne auf. Mit einem 
Riesensprung war der Apache aus dem Sattel. 

John Ringo hielt bereits den Colt in der Hand. Nicht einmal 

die stets wachen Augen Haggertys hatten beobachtet, wie er 
zog. Dieser Mann mußte ein Virtuose mit der Handfeuerwaffe 
sein. 

Haggerty und Ringo sprangen nicht von den Pferden, 

sondern trieben sie mit spitzen Schreien und ihren Sporen an. 
Cochise erreichte inzwischen das völlig zerstörte Herrenhaus, 
aus dem der Schuß gefallen war. 

Gebückt und gleitend wie eine Raubkatze drang er in die 

schwelenden Trümmer und warf sich in Deckung. Kein 
weiterer Schuß fiel. Als sich die Augen des Häuptlings, an das 
rauchige Halbdämmerlicht gewöhnt hatten, erkannte er unter 
der verkohlten Treppe eine Gestalt, die ein Gewehr quer über 
der Brust liegen hatte. 

Das Messer in der Hand, glitt er hinüber. Aber er brauchte 

die Klinge nicht anzuwenden. Der Mann, ein Peon oder 
ähnliches, war bewußtlos. 

Cochise ging aufrecht zur Tür und winkte den beiden 

Weißen. Im Haus herrschte die Ruhe des Todes. Kein 
Geräusch war zu hören. Lediglich das sich entspannende Holz 
knackte. 

John Haggerty warf einen kurzen Blick auf den 

Schwerverwundeten. Der Mann würde mit seiner Brustwunde 

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 35

keine Stunde mehr leben. 

»Bei dem anderen Haus und in der Nähe des Stalles liegen 

mehrere Leichen«, sagte Ringo mit ernstem Gesicht. »Wer hier 
gehaust hat, war ein wahrer Teufel.« 

Haggerty gab keine Antwort. Er kniete bei dem Sterbenden 

am Boden und wartete auf ein Lebenszeichen. Er mußte 
wissen, wer dieses Massaker angerichtet hatte. Er wollte es 
deswegen wissen, damit er für Yaquis und Apachen zeugen 
konnte. 

Nach einer Weile schlug der Peon die Augen auf. Er sah den 

hellen Fleck von Haggertys Gesicht vor sich und atmete 
befreit. 

»Es war schrecklich, Señor«, stammelte er. »Sie hausten wie 

die Teufel. Nicht einmal die Frauen und Kinder schonten sie.« 

»Indianer?« 
»Desperados, Señor. So etwas bringen nicht einmal die 

wilden Yaquis fertig.« 

Haggerty sah auf, blickte in Cochises verschlossenes 

Gesicht, in dem nicht der kleinste Muskel zuckte. Begriff der 
Häuptling endlich, wer die wahren Feinde der Apachen und 
Yaquis waren? Ihm kam es darauf an, Cochise vom Pfad des 
Krieges abzubringen. General Howard legte den größten Wert 
auf einen Sieg des abgesetzten und vertriebenen Präsidenten. 
Maximilian von Österreich unterstützte die Konföderierten, 
weil Napoleon es so wollte. 

Wenn Juárez siegte und die Franzosen aus dem Land trieb, 

würde wieder Ruhe an der Arkansasfront eintreten. Ruhe, die 
der Norden dringend brauchte, um seine Armeen neu zu 
formieren. 

Der Sterbende schloß wieder die Augen. Haggerty beugte 

sich über ihn, fragte leise: »Wer war es und wie viele waren 
es? Können Sie sprechen, Hombre?« 

»Mehr als dreißig … Die Bande des Navarro.« 
»Antonio Navarro?« 

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 36

Der Sterbende nickte schwach. John hatte von diesem 

Outlaw gehört. Über Jahre hinweg terrorisierte er die 
Provinzen Sonora und Chihuahua südlich der amerikanischen 
Grenze. Für diesen Mann gab es auch kein Halten, in Arizona 
oder Neu Mexiko einzufallen, wenn er sich Beute versprach. 

»Wir haben niemanden gesehen, als wir kamen«, fuhr 

Haggerty gedämpft fort. »Wann sind sie weggeritten?« 

»Vor zwei oder drei Stunden. Ein Bote kam, Señor. Darauf 

ritten sie alle zusammen johlend davon.« 

»Hast du gehört, was der Bote sagte oder was er wollte?« 
Der Sterbende schloß erschöpft die Augen und rang 

keuchend mit dem Tod. Nach einer Weile nickte er 
unmerklich. 

»Der Reiter brachte eine Nachricht von irgend jemandem, 

ich weiß nicht, Señor …« 

John rüttelte ihn sanft an der Schulter und holte ihn noch 

einmal zu einem flüchtigen Leben zurück. 

»Was wollte der Unbekannte? Was sagte der Bote? Schnell 

Mann, und möge mir Gott vergeben, daß ich dich noch so 
quälen muß.« 

Der letzte Hauch des Sterbenden formulierte zwei Worte: 

»Santa Maria«, dann war es vorbei. 

Haggerty stand auf, reinigte seine Hose von dem Schmutz. 

Sein fragender Blick wurde von Cochise mit einem Kopfnicken 
beantwortet. 

»Santa Maria. Eine alte Klosterruine der frommen Padres im 

Rio Yaqui-Tal. Tehueco kann uns führen.« 

Cochise schien endlich zu begreifen, daß John recht hatte. 

Dies war nicht die Zeit, um politische Probleme zu erörtern. 
Dies war die Zeit, wo sein Plan vorangetrieben werden mußte. 
Howard wartete auf ein Ergebnis. 

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 37

Nacht. Der Wind heulte leise von den Bergen ins Flußtal. Eine 
gespenstische und unruhige Nacht. Voller Schatten und Laute. 

Auf einem kahlen Hang dräute die Ruine. Yaquis oder 

Apachen hatten sie damals überfallen, die Jesuiten ermordet, 
das Kloster mit Kirche und Turm zerstört. Den Rest übernahm 
die Natur. Niemand konnte sich mehr an die Geschehnisse 
erinnern, zuviel Zeit war inzwischen verstrichen. 

Eine Eule schreckte mit heftigem Flügelschlagen auf und 

strich ab. Schauerlich klang ihr Schrei durch die Finsternis. Die 
Geister der verstorbenen Padres manifestierten sich in diesem 
grauenerregenden Schrei und erweckte in den Abergläubischen 
schüttelnde Furcht vor den Geistern der Berge, Lüfte und der 
Flüsse. 

Nicht so Cochise. Sein scharfer Verstand redete ihm ein, daß 

die seltsamen Laute natürlichen Ursprungs waren. Wenn auch 
nicht ganz frei vom Glauben an Unholde, Dämonen und 
anderen heidnischen Vorstellungen, so wußte er doch, daß 
ihnen der orgelnde Wind Sinnestäuschungen vorgaukelte, die 
jeden anderen Indianer zur augenblicklichen Flucht veranlaßt 
hätten. 

Er saß rittlings auf einem freiliegenden Balken. Ihm 

gegenüber kauerte John Haggerty in der gleichen Haltung, und 
beide schwebten fünfzehn Meter im zerstörten Glockenturm 
über dem Mittelschiff. 

Unter ihnen zuckte ein Lichtfunke. Er wuchs, wurde zur 

Flamme, die gierig an dem trockenen Holz der Chorstühle 
leckte. Eine Hand legte Holzstücke nach. Schatten zuckten 
über die rohen Mauerwände

.

 Sie wuchsen ins Gigantische, 

schrumpften gnomenhaft und zerflossen in die Breite. Drei 
Männer in mexikanischer Kleidung bewegten sich beim Feuer. 

Cochises Aufmerksamkeit wurde vom klatschenden 

Flügelschlag einer zurückkehrenden Eule abgelenkt. Etwas 
Zappelndes in den Fängen, ließ sie sich ihm gegenüber auf 
einem Balken nieder. 

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 38

Runde Augen, feurig wie glimmende Kohlen, glotzten ihn 

an. Bù, die heilige Eule aus dem Apachenmythos, flößte dem 
Häuptling ein kaltes Gruseln ein. Ganz frei von Aberglauben 
und den mythischen Vorstellungen seiner Rasse war er also 
doch nicht. Die Eule kümmerte sich nicht um die beiden 
Menschen. Sie verzehrte in aller Ruhe Ihre Beute und warf 
höchstens einmal wachsame Blicke herüber. 

Haggerty mußte unwillkürlich grinsen. Keine fünf Meter von 

ihm entfernt klammerte sich der Häuptling der Apachen an das 
Gebälk, vor ihm der Greifvogel, den er am meisten fürchtete, 
der einem Reptil genüßlich den Garaus machte. 

John deutete nach unten. Cochise nickte. Sie verstanden sich 

ohne Worte. Schnell kehrte sein Blick wieder zu der Eule 
zurück. Er wußte, daß sie mit ihrem seltsamen Gebahren 
Aufmerksame warnen konnte. 

Das Feuer prasselte, trieb Rauch und Asche zu ihnen herauf. 

Aber sein Schein reichte nicht aus, bis zum Gebälk des offenen 
Turms vorzudringen. 

Beider Aufmerksamkeit wurde abgelenkt. Vor den Ruinen 

ertönte ein Ruf. Hufgeräusche verstummten. Eine heisere 
Stimme stellte eine laut gesprochene Frage. 

Unter ihnen kam Bewegung in die Gruppe beim Feuer. 

Haggerty sah deutlich, wie ein Mann Holz nachlegte und ein 
anderer zum Kirchenportal ging. Er kam hastig zurück und 
sagte: »Es sind die Erwarteten. Aber sie sind mehr als ich 
erwartet habe. Das stimmt mich bedenklich.« 

Der Sitzende machte eine abwehrende Handbewegung. Seine 

Stimme klang sonor, als er antwortete. Es war die Sprache der 
Gebildeten in Mexiko. 

»Desperados halten ihr Wort, wenn die Summe stimmt. 

Gehen Sie dort hinter die Säule beim Seitenschiff, Señor 
Destinguez, und vergessen Sie Ihr Gewehr nicht 
mitzunehmen.« 

»Sehr wohl, Señor Prä …« Er brach hastig ab und 

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 39

verschwand in der Dunkelheit der Säulenreihe. 

Klirrende Sporen näherten sich. Vier Gestalten blieben im 

Portal stehen und starrten auf die Torsos der Heiligen auf ihren 
Konsolen, die im flackernden Feuerschein neues Leben 
bekamen. 

Der mittlere Mann, ein Kerl in malerischer Kleidung und 

einem Arsenal von Waffen um Hüfte und vor der Brust, trat ein 
paar Schritte vor. 

»Ich bin Antonio Navarro«, rief er mit mißtrauischer 

Stimme. »Ich such einen Mann aus dem Rio Yaqui-Tal. Sind 
Sie das, Señor?« 

»Kommen Sie näher, Hombre. Ich bin der, den Sie suchen.« 
»Warum sagen Sie mir Ihren Namen nicht?« 
»Ist der so wichtig?« 
»Caballeros machen keine Geschäfte dieser Art mit 

Fremden.« 

»Jesus!« stieß der Mann beim Feuer leise hervor. 

»Caballeros?« 

»Nun«, kam es vom Portal, »warum überlegen Sie? Ich kann 

den Weg wieder zurückreiten, den ich gekommen bin. Macht 
mir gar nichts.« 

Cochise wie Haggerty spürten das Zögern des Sitzenden 

unter ihnen. Dieser Mann war ein schlechter Lügner, und er 
wußte es. Dazu war er vorsichtig, wachsam und nicht geneigt, 
seine Karten vorzeitig aufzudecken. 

Wieder die Stimme des Banditen: »Sagen Sie mir 

wenigstens, um was es geht? Vielleicht ist die Sache für mich 
nicht interessant genug.« 

Er machte das Zeichen des Geldzählens, fuhr fort: »Dann 

brauchen Sie mir Ihren Namen auch nicht zu nennen. Wie ist's, 
soll ich raten?« 

»Versuchen Sie es.« 
»Sie wollen jemanden aus der Welt geschafft haben, einen 

Nebenbuhler, den heimlichen Liebhaber Ihrer Frau, einen 

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Rivalen?« 

»Sie haben nicht einmal schlecht geraten. Wieviel kostet 

das?« 

»Je nachdem, wer es gerade ist.« 
»Sagen wir, es ist ein Indianerhäuptling.« 
»Was wäre Ihnen sein Leichnam wert, Señor?« 
»Zehntausend. Zehntausend in Gold.« 
»Klingt nicht schlecht. Und wer ist der Glückliche, der vom 

Leben zum Tod befördert werden soll?« 

»Tehueco, der Kazike der Yaquis.« 
Cochise erschrak so, daß er fast vom Balken gefallen wäre. 

Auch Haggerty zuckte zusammen. 

»Mann, sind Sie wahnsinnig? Wollen Sie das ganze Land in 

Aufruhr bringen? Ausgerechnet Tehueco? Hombre, wissen Sie 
nicht, daß dieser Beutelschneider ein guter Freund von Cochise 
ist, dem Häuptling aller Arizona-Apachen?« 

»Und? Stirbt er deswegen schwerer durch Ihre Kugel?« 
»Das nicht. Sie scheinen ein ziemlich kaltschnäuziger 

Bursche zu sein. Haziendero, daß ich nicht lache! Mann, lassen 
Sie sich was anderes einfallen. Der Plan taugt nichts. Wo sind 
übrigens Ihre Gefährten? Sie hatten doch noch ein paar Leute 
dabei, oder nicht?« 

Der Mann beim Feuer deutete auf die beiden Säulenreihen an 

den Seitenschiffen. 

»Sie haben nichts zu befürchten«, antwortete er ruhig. »Nur 

eine Vorsichtsmaßnahme. Ich erhöhe mein Angebot auf das 
Doppelte.« 

»Klingt wie Musik in meinen Ohren. Ausgerechnet Tehueco. 

Mann, suchen Sie sich doch einen anderen für Ihre Mordpläne 
aus.« Nach einer Pause: »Was haben Sie eigentlich gegen diese 
Rothaut?« 

»Persönlich sehr viel. Er brandschatzte mit seinen Kriegern 

zweimal meine Hazienda. Ich kann es mir nicht leisten, alles zu 
verlieren.« 

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»Das ist ein Ding!« 
»Wollen Sie oder wollen Sie nicht?« 
»Maria und Joseph, sicher will ich. Die Hälfte der 

vereinbarten Summe als Anzahlung, den Rest in einer Woche 
an dieser Stelle. Und das Geheimnis Ihres Namens bleibt 
gewahrt. Einverstanden?« 

Der Unbekannte beim Feuer griff in die Tasche seines 

weitfaltigen Umhangs, nahm einen Beutel heraus und warf ihn 
zu Navarro hinüber. 

»Planen Sie keinen Verrat, Navarro. Ich bin mächtig genug, 

Ihnen und Ihrer gesamten Bande einen rauhen Strick zu drehen. 
Haben Sie verstanden?« 

»Si, Señor. Ich kann Sie da beruhigen. Ein Bandit wie ich 

hält stets sein Versprechen. Auf weiterhin gute Geschäfte. 
Buenas dias, Señor Unbekannt!« 

Er sprachs, drehte sich herum und verschwand in der 

Dunkelheit. In der Ferne verklang das Klingeln seiner 
Radsporen. 

Aus den dräuenden Schatten der beiden Seitenschiffe traten 

zwei Gestalten hervor. Sie blieben beim Feuer stehen und 
rieben sich die Hände. 

»Konnte gar nicht besser gehen, nicht wahr? War ganz schön 

eingeschüchtert, dieser Bursche.« 

Der Unbekannte stand vom Feuer auf und schlug den 

Umhang fester um die Schultern. Der Schatten seines 
Sombreros verhüllte sein Gesicht. 

»Gehen wir, Señores. Die Nacht ist schon weit 

fortgeschritten. Ich fühle mich hier in der Ruine unsicher, um 
offen zu sein. Also, reiten wir!« Mit einem langen Blick auf 
den Turm verließ er die Ruine. 

Sie saßen auf dem Gebälk und starrten sich an. Ihnen war es, 

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als könnten sie ihren Ohren nicht mehr trauen. Ein 
Mordkomplott auf einen Indianerhäuptling, das hatte es 
sicherlich in diesem Land noch nicht gegeben. 

»Klettern wir nach unten«, sagte Cochise leise. 
Über die halbverfallene alte Steintreppe im Turm ging es 

ganz gut. Als sie unten ankamen, blieben sie zunächst stehen 
und lauschten. Als sich nichts rührte, wurden sie sicher. Das 
Feuer war herabgebrannt, und wenn der Wind hereinblies, 
stoben Funken und Asche. 

»Hast du den Unbekannten erkannt, Cochise?« 
Der Jefe nickte. »Der Abtrünnige«, erwiderte er in seiner 

knappen Art. »Benito Juárez.« 

Haggerty nickte. 
»Wir müssen Tehueco warnen, Häuptling.« 
»Nein«, sagte Cochise düster. »Warnen würde allein nichts 

nützen. Tehueco verlacht die Gefahr. Wir, du und ich, müssen 
aufpassen. Er soll nichts von dem Mordanschlag wissen, bis 
alles vorbei ist.« 

»Einverstanden«, antwortete Haggerty. »Reiten wir, Chief.« 
Durch das zerstörte Portal traten sie in den Vorhof. 
Die das Anwesen umgebende Klostermauer zeigte deutliche 

Brechen und erhebliche Spuren des Verfalls. Erosion und die 
stürmischen Bergwinde während der Regenzeit hatten die 
Mauerkrone abgetragen. 

Cochise blieb stehen und lauschte. Sterne standen glimmend 

am Himmel und sahen mit flimmernden Augen beharrlich und 
teilnahmslos auf das Tochtergestirn. 

»Der Weg ist frei«, sagte der Häuptling und deutete auf den 

dunklen Hang vor der Ruine. »Beeilen wir uns.« 

Lautlosen Schemen gleich huschten sie den Pfad hinunter 

und verschwanden in einer Bodenfalte. Bei den Pferden 
verhielt Cochise. »Wo wird der Mordanschlag erfolgen, 
Falke?« 

Haggerty zuckte die Achseln. 

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»Das weiß ich nicht, Jefe. Schwer zu sagen. Wir alle stehen 

Tehueco im Notfall bei. Aber du hast darüber nachgedacht. Ich 
sehe es dir an. Bist du zu einem Ergebnis gekommen?« 

»Noch nicht. Ich denke noch«, antwortete Cochise. 
Haggerty zog den Sattelgurt seines Pferdes nach. 
»Willst du nicht wissen, was ich denke?« fragte der 

Häuptling. 

»Du wirst es mir sagen.« 
»Ich bin zu dem Ergebnis gekommen«, fuhr Cochise fort, 

»daß der Angriff auf Tehuecos Leben nicht auf unserem Weg 
zum oberen Rio Yaqui erfolgt. Erst in dem Tal, wo meine roten 
Freunde ihre Wohnhöhlen haben, erfolgt der Mordanschlag.« 

»Ein kühner Gedanke. Kannst du ihn begründen?« 
Cochise bewegte den Kopf. John ahnte, daß er mehr wußte 

oder vermutete. Würde eine ablehnende oder zweifelnde 
Antwort ihn zum spontanen Handeln provozieren? Half 
Schweigen, das Unvermeidliche hinauszuzögern? John 
schwankte zwischen der einen und der anderen Überlegung, 
aber bevor er seine Gedanken in Worte kleiden konnte, sprach 
Cochise schon wieder. 

»Die Talhöhen sind vegetationslos, die umliegenden Berge 

zu steil und zu klippenreich. Es bleibt Navarro keine andere 
Möglichkeit, Tehueco aufzulauern und in einem geeigneten 
Moment zu erschießen. Bist du anderer Meinung, John?« 

»Die Erklärung reicht mir nicht«, erwiderte John. »Sie birgt 

mehr unkalkulierbare Annahmen als Fakten. Wo in diesem Tal 
kann der Mordbube dem Kaziken auflauern? Dabei dürfen wir 
nicht übersehen, daß sich im Lager mehr als dreihundert 
Krieger aufhalten, die nicht untätig bleiben, wenn ein Schuß 
fällt. Auch die zahlreichen Wachen auf den Höhen und 
Zugangswegen sollen nicht unerwähnt bleiben. Ich glaube, 
mein roter Freund, wir hängen zu sehr an dem dünnen Faden 
eines wahrscheinlichen Überfalls in jenem Tal.« 

Haggertys Stimme klang nachdenklich und ein wenig 

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überlegen. Wollte er Cochise reizen, um ihn von der 
Einseitigkeit seiner Überlegungen abzubringen? Er beobachtete 
ihn aus schmalen Augen. Vielleicht war seine Taktik falsch, 
aber er wußte ohnehin nicht, wie und zu welchem Zeitpunkt 
der Anschlag auf den Kaziken stattfinden würde. Innerhalb von 
sechs Tagen, das war sicher. 

Cochise schwang sich wortlos auf den Rücken seines 

Pferdes. John blieb nichts anderes übrig, als sich 
anzuschließen. Sein Pferd schnaubte und warf den Kopf in den 
Nacken. John beachtete die Warnzeichen nicht. Um so mehr 
Cochise. 

Aus schmalen Augenschlitzen musterte er wachsam Klippen 

und Dickicht. Aber die absolute Finsternis legte sich wie eine 
Barriere zwischen seine Augenschärfe und dem, was sich vor 
ihm versteckte. 

»Vorsicht!« zischelte er. »Gefahr!« 
John war schon an dem Häuptling vorbei und ritt ahnungslos 

in die Hügel. Die Warnung hörte er nicht. Der Weg endete bei 
einem mächtigen Gestrüpp aus Speerdorn, Mesquite und 
Sumachsträuchern. 

Das hechelnde Schnappen und der schwere Aufschlag in 

seinem Rücken ließen Haggerty zusammenzucken und heftig 
an den Zügeln reißen. Aber der Braune drängte instinktiv 
weiter und nahm die Gebißstange zwischen die Zähne. Mit 
langen Sätzen fegte er durch das Dickicht und gewann das 
nächste Hügeltal. 

Cochise wälzte sich auf der Erde. Eine Schlinge schnürte ihm 

die Luft ab. Es gelang seinen Fingern, den Zug der 
geflochtenen Riata zu lockern und Luft zu holen. 
Katzengewandt wollte er sich aufrichten, aber ein Ruck an der 
Leine riß ihn wieder zu Boden. 

Drei lachende Männer kamen aus den Schatten. 
»Gib dir keine Mühe, Rothaut, wir haben dich.« 
Cochise blieb auf den Knien und starrte seine Erzfeinde 

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haßerfüllt an. 

»Du weißt, wer wir sind?« 
Keine Antwort, nur haßsprühende Augen und geballte 

Hände. 

»Abtrünniger Hund!« 
Die Riata riß ihn wieder zu Boden. Ein Mexikaner setzte ihm 

den Stiefel in den Nacken und lachte wiehernd. 

»Eine schmierige Rothaut kann uns nicht beleidigen, nicht 

wahr, Señores?« 

Cochise versuchte wieder und wieder aufzustehen, aber 

jedesmal riß ihn der Lederriemen in seine kauernde Haltung 
zurück. Das höhnische Gelächter der drei Männer reizte den 
Jefe zur Weißglut. 

»Oaxaca-Bastard!« 
Gelächter, triumphierend und herausfordernd. 
»Hund von einem Pima!« 
»Aha, der Rote könnte ein Apache sein.« Der dritte Mann in 

der Runde der Angreifer trat vor. Seine Augen im 
Sombreroschatten musterten verstohlen den kauernden 
Indianer. 

»Chiricahua?« 
Cochise spuckte ihm auf die Stiefelspitzen. 
»Soll ich dem roten Halunken die Leine durchs Gesicht 

ziehen?« 

»Nein. Halt! Das ist kein gewöhnlicher Krieger. Entwaffnet 

ihn und gebt Leine nach.« 

Hände tasteten Cochise ab. Sie nahmen ihm das Messer und 

das Kriegsbeil fort, schleuderten beides zur Seite. 

»Er ist entwaffnet, Señor.« 
»Ich frage dich noch einmal nach deinem Namen, Indianer.« 
Cochise stand auf und wölbte stolz seinen Brustkasten. 
»Ich bin Cochise, der Häuptling aller Apächenstämme. Wer 

bist du?« 

»Nur ein Mann, der Sorgen hat. Du bist also Cochise, der 

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berühmte Häuptling!« 

Juárez hatte es erwartet, und doch war der Gedanke, Cochise 

gegenüberzustehen, unfaßbar für ihn. Er kam noch näher und 
starrte dem Jefe ins Gesicht. Cochises Frage überging er. 

»Du hast in der Klosterkirche der frommen Padres mein 

Gespräch mit dem Desperado belauscht. Wieviel hast du 
gehört?« 

Cochise erwiderte: »Alles.« 
»Und wie und was denkst du jetzt über mich? Du weißt, wer 

ich bin?« 

»Ein abtrünniger Meuchelmörder.« 
»Die Politik ist dazu da, daß man sie benutzt, wenn man 

einer ganzen Nation helfen will.« 

»Warum?« Cochise stand wie im Traum vor Juárez, seine 

Augen auf die beiden anderen Mexikaner gerichtet. »Warum?« 
Er brachte nur dieses eine Wort über seine Lippen. 

Juárez trat auf ihn zu, löste die Schlinge von seinem Hals und 

ließ sie zu Boden fallen. 

»Du bist frei«, sagte er. »Einen Cochise könnte ich sowieso 

nicht gefangen halten.« 

»Ich kann gehen?« 
Cochises Verblüffung machte einem finsteren Zorn Platz, 

»Du hast nicht den Mut, mich zu töten.« 

»Warum sollte ich dich töten, Chiricahua? Du hast mir nichts 

getan. Wenn du in der Kirche gelauscht hast, so lag das in 
meiner Absicht. Wenn du noch wissen willst, was dich und den 
Americano verriet, dann will ich es dir sagen: die Eule. Ja, die 
Eule verriet dich. Weißt du auch, warum?« 

Cochise starrte ihn finster und verschlossen an. Er glaubte 

dem Mann kein Wort. 

»Während sie fraß, ließ sie kein Auge von euch. Raubvögel 

sind nun einmal so. Ich sah es durch einen Zufall, Jefe, und 
was ich dir soeben sagte, ist wahr. Jedes Wort, das ich spreche, 
ist wahr.« 

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Cochises Gehirn rotierte. Etwas stimmte nicht. Vor seinen 

Augen glitt kaleidoskopartig das düstere Bild eines Mordes an 
einem Indianer vorbei, und schließlich hatte er Juárez 
gegenüber zugegeben, seinen Mordauftrag mit angehört und 
jedes Wort verstanden zu haben. Trotzdem ließ ihn der Rebell 
frei. 

Und das war es wohl, was dem Chief nicht in den Kopf 

wollte. 

»Ich bin wirklich frei und kann gehen, wohin ich will?« 
»Frei wie der Vogel in der Luft. Alles war ein 

Mißverständnis. Wir dachten, Navarros Nachhut treibe sich 
hier herum. Tut mir leid, Cochise, in der Dunkelheit konnten 
wir dich nicht erkennen.« 

Cochise glaubte es nicht. »Ich werde Tehueco warnen«, 

pokerte er. 

Juárez lachte. »Genau meine Absicht. Ich sagte doch, daß ich 

von deiner und des Weißen Anwesenheit wußte. Politik ist nun 
einmal ein schmutziges Geschäft.« 

Cochises Antwort war kurz: »Woher wußtest du, daß gerade 

ich es war, der euch belauschte? Ebensogut hätte es ein 
Fremder sein können.« 

Wieder amüsierte sich Juárez. 
»Das konnte ich natürlich nicht wissen. Aber ich konnte es 

annehmen. Meine Scouts stießen auf eine Menge Spuren, und 
wer weiß in Sonora nicht, daß der Häuptling der Apachen mit 
den Yaquis unterwegs ist? Sie warten hinter jenen Hügeln. 
Stimmt, oder?« 

Er deutete nach Norden, drehte sich wieder zu Cochise. 
»Wenn du noch Fragen hast, so will ich sie dir gern 

beantworten.« 

Cochises Geist schien sich in den innersten Bereich seines 

Bewußtseins zurückzuziehen und von dort aus zu operieren. 

»Du willst Tehueco also nicht töten lassen? Warum?« 
»Ist das so schwer zu verstehen? Ich habe keinen Grund 

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dazu.« 

»Er ist dein Feind.« Cochise zögerte, fuhr mit rauher Stimme 

fort: »Auch ich bin dein Feind, Abtrünniger.« 

»Die Yaquis sind nicht meine Feinde, weil ich Indianer wie 

sie bin. Das ist es wohl, und, falls ich das in deiner Gegenwart 
sagen darf, die Chiricahuas auch nicht. Kleine Scharmützel soll 
man nicht überbewerten.« 

»Aber Navarro soll Tehueco umbringen?« 
Juárez stampfte ungeduldig mit dem Fuß auf. 
»Es wird ihm nicht gelingen, sondern er selbst wird bei 

diesem Unternehmen getötet werden. Das Land wird von einer 
Geißel befreit, und das war mein Plan.« 

»Das ist dir zwanzigtausend in Gold wert?« 
»Zehntausend«, erwiderte Juárez lächelnd. »Dieses Geld war 

der Köder, aber ich werde es zurückerhalten. Du kannst reiten, 
Cochise, niemand hält dich auf. Adios!« 

»Nicht so hastig, Señores!« drang eine harte Stimme aus der 

Dunkelheit. »Ich habe auch noch ein paar Fragen, die ich 
beantwortet haben möchte. Cochise, tritt zurück!« 

Aus den Schatten trat ein Mann mit angeschlagenem 

Gewehr. 

Unruhe bemächtigte General Otis O. Howard. Er war allein, 
wie Generäle immer auf einem Feldzug allein waren. So sehr 
er sich auch bezwang, die Unruhe wuchs und nahm Formen an, 
die den eisenharten Mann überraschten. 

Zwei lange Wochen hatte er von Haggerty nichts gehört. Er 

schritt unruhig zum Schreibtisch, ordnete mit der Linken 
Papiere, die der Luftzug verweht hatte. Dann setzte er sich, um 
nach Sekunden schon wieder aufzustehen. 

Mit ein paar Schritten ging er zur Zeltklappe. Im zweiten 

Abteil saß eine Ordonnanz bei Lampenlicht und beschrieb ein 

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Papier. Howard hüstelte. Der Captain sah kurz auf, erhob sich 
und stand stramm. 

»Sir?« 
»Holen Sie bitte Colonel Walman, Captain.« 
»Sehr wohl, Sir – Colonel Walman zum General!« 
Walman kam. Militärisch gerade und so steif, als hätte er 

einen Ladestock verschluckt, knallte er die Hacken zusammen. 

»Sir, melde mich zur Stelle.« 
»Kommen Sie, Colonel, setzen Sie sich. Sie können sich 

denken, daß ich über Haggertys Schweigen beunruhigt bin. 
Keine Meldung, nicht einmal die kleinste Nachricht. Es ist zum 
Ko …« 

»Sehr wohl, General, Sir – ich pflichte Ihnen bei. Überhaupt 

keine Nachricht?« 

Howard schüttelte den Kopf. 
»Nur solche von Leuten, die sich viel mit einer 

Whiskyflasche beschäftigen. Ich zweifle solche Gerüchte an.« 

Walman setzte sich ebenso steif wie er ging. Howard zog 

sich einen zweiten Feldstuhl herbei. 

»Wir schickten Haggerty nach Süden, um Cochise von 

Unüberlegtheiten abzuhalten. Haggerty, ein verdammt kluger 
Kopf, hat genau begriffen, worauf es dem Gtneralstab 
ankommt, wenn es auch nicht haargenau erörtert wurde. Und 
jetzt? Nichts.« 

»Sind Sie sicher, General Howard, daß John Haggerty den 

Kern seiner Mission verstanden hat? Dieser Mann ist so 
zuverlässig wie der Blitz. Er haut immer dort hinein, wo man 
es am wenigsten erwartet.« 

Howard nickte. »Er hat begriffen, worum es geht. Ich sah es 

an dem verständnisvollen Blitzen seiner Augen. Manchmal 
bezweifle ich, daß er wirklich den Einfluß über Cochise besitzt, 
den wir ihm zurechnen. Spärliche Nachrichten aus dem Süden 
sagen eindeutig, daß in Sonora nichts läuft, keine 
Kampfhandlungen und keine anderen Aktionen. Ich weiß nicht, 

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was ich denken soll?« 

»Und in Chihuahua?« 
»Nach der verlorenen Schlacht in der Bolson de Mapimi 

kann sich Juárez dort nicht wieder blicken lassen. Die 
Franzosen haben überall Stützpunkte und passen gut auf. 
Außerdem wird dieser unselige Krieg in Sonora und Durango 
entschieden, nicht in Chihuahua. Nur wann, das ist die 
Kapitalfrage, mit der wir es zu tun haben.« 

»Soll ich einen erfahrenen Scout Haggerty 

hinterherschicken?« 

»Er käme nicht mal durch die Gran Desierto. Die Yaquis 

riegeln das Land dort unten völlig ab und lassen keinen 
Fremden durch.« 

»Ich meine einen Apachenscout, Sir.« 
Howart verneinte mit einem Kopfschütteln. 
»Sir, was ich tun kann, wird geschehen. Weshalb haben Sie 

mich rufen lassen?« 

»Wir müssen uns was einfallen lassen, Colonel. Das 

Hauptquartier erwartet Nachrichten. Keine Regierung der Welt 
investiert Geld in eine Revolutionsarmee, wenn sich keine 
Erfolge zeigen. Der Krieg gegen die Konföderierten 
verschlingt Unsummen, und Juárez macht's auch nicht gerade 
billig. Was soll ich General Sheridan sagen? Was nur soll ich 
ihm mitteilen? Mein Gott, es ist zum Auswachsen!« 

Walman starrte betreten auf seine Fingerspitzen. Nach einer 

Weile hob er den Kopf und schaute den General an, dem die 
Sorgen auf dem Gesicht geschrieben standen. 

»Sir, lassen Sie mir bitte bis morgen Zeit. Ich will mich mit 

Colonel White besprechen, und gemeinsam graben wir etwas 
Brauchbares sicher aus. Bis morgen?« 

»Gut, bis morgen dann. Morgen abend um die gleiche Zeit.« 
Walman stand auf, grüßte zackig. Nach einer Kehrtwendung 

verließ er Howards Befehlszelt. 

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»Nehmen Sie getrost die Flossen etwas höher, Señores!« 

Das war ein ernstzunehmender Befehl, den Juárez mit seinen 

beiden Begleitern nicht ignorieren durfte. Er kannte diese 
helläugigen Gringos nur zu gut. Schnell mit der Waffe waren 
sie, zu schnell, aber ohne Verstand. 

»Noch höher!« kam der zweite Befehl. 
Drei Armpaare streckten sich zum Himmel. Cochise machte 

ein ernstes Gesicht, rührte sich aber nicht von der Stelle. John 
Haggerty trat aus den deckenden Schatten, das Gewehr im 
Anschlag. 

»Ich bin kein Gefangener, Falke«, sagte der Chief. 
»Ich weiß es, keine Sorge, ich habe jedes Wort mitgehört. 

Ein raffinierter Schachzug, Benito Juárez. Alle Achtung.« 

Juárez zuckte die Achseln. 
»Ich bin Politiker, was wollen Sie? Irgendwie muß ich mir 

meine Feinde vom Hals schaffen. Haben Sie vor, mich zu 
erschießen?« 

Haggerty lachte. »Sie erschießen? Sie, die Stütze der 

mexikanischen Nation? Gewiß nicht, Señor Präsident. Es 
wundert mich nur, und das mit Recht, wieso ein Mann wie Sie 
seine Armee verläßt, um sich auf Abenteuer zu begeben.« 

»Ich, hatte gute Gründe, Señor Haggerty. Muß ich darüber 

reden?« 

»Sie kennen mich?« 
»Jetzt sind Sie es, der sich unterschätzt. Natürlich kenne ich 

Sie. Bringen Sie mir eine Botschaft? Eine bestimmte 
Botschaft?« 

»Kommt darauf an, Señor Juárez.« 
»Worauf?« 
»Auf Ihre guten Gründe.« 
John hielt das Gewehr noch an die Hüfte gepreßt. Er kannte 

das lebhafte Temperament der Mexikaner und jener Leute, die 

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sich als Begleiter des Präsidenten ausgaben. 

Juárez machte eine fahrige Handbewegung. Danach strich er 

sich wie nachdenkend über das Gesicht und zuckte wieder die 
Achseln. 

»Ich glaube, Sie wissen bereits alles. Sie und Cochise 

belauschten meine Unterredung mit dem Desperado Navarro in 
der Klosterkirche. Was soll ich Ihnen noch sagen? Nicht die 
Yaquis und Apachen und nicht die französischen Truppen sind 
mein Problem, sondern die zahlreichen Desperadobanden mit 
ihren Raub- und Mordinstinkten. Mein Plan war demnach doch 
nicht so genial, wie ich dachte.« 

»Genial oder nicht, Señor, er wirft auf alle Fälle ein falsches 

Licht auf Ihre Person. Die geringste Panne nur, und Sie hätten 
die Hölle über Sonora heraufbeschworen. Einen 
Indianerhäuptling läßt man nicht ermorden, nicht einfach so.« 
Juárez hob schnell den Kopf. 

»Señor«, sagte er entrüstet. »Ich sprach von einem 

politischen Schachzug.« 

»Weiß ich, weiß ich, aber wissen das die einfachen Leute in 

Ihrem Volk? Ich sagte auch: wenn es schiefgeht. Und so eine 
Sache kann leicht danebengehen und kommt auf einen zurück, 
ehe man es sich versieht. Außerdem ist das Geld, das Sie von 
der Union erhalten, zu wertvoll, um es für triste Spielchen 
auszugeben, das Sie Diplomatie nennen. Meinen Sie nicht 
auch?« 

Juárez wurde rot, aber wegen der herrschenden Dunkelheit 

sah man seine Schamröte nicht. 

»Tun Sie doch endlich das Ding da weg«, bat er mit leiser 

Stimme. 

»Nicht eher, bevor Ihre Begleiter ihre Revolver abgelegt 

haben. Ich sehe es ihnen förmlich an, wie es in ihren Händen 
juckt.« 

»Das sind die Señores…« 
»Weiß ich«, winkte John ab. »Wir auf der anderen Seite der 

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Grenze sind auch nicht auf den Kopf gefallen, wenn Sie das 
auch manchmal zu denken scheinen, Señor Präsident. Nun, wie 
ist's, fallen die Hüllen?« 

Juárez, der ausgezeichnet englisch sprach, verstand die derbe 

Sprache von Howards Sonderbeauftragten. Er gab den beiden 
Offizieren durch ein Nicken zu verstehen, daß sie Haggertys 
Befehl folgen sollten. Zwei Halfter prasselten auf die Erde, 
dazu die Gurte und die Waffen. 

»Zurücktreten!« 
John ließ sich auf nichts ein. Nicht einmal das kleinste Risiko 

zog er ins Kalkül. 

Zähneknirschend traten Destinguez und Albergue drei 

Schritte nach hinten. John hob die Waffen auf und hing sich 
ihre Patronengurte über den Arm. Das Gewehr stellte er so 
gegen seine Hüfte, daß es nicht umfallen konnte. Cochise sah 
mit seinen scharfen Augen, daß es nicht einmal entsichert war. 
Ein vergnügtes Lächeln glitt über seine Züge. »Was nun?« 
fragte Juárez mit einem feinen Unterton. »Die Situation ist eine 
ausgesprochene Pattstellung.« 

Haggerty grinste. »Mitnichten, Señor. Wie kommen Sie 

überhaupt auf die Pattstellung? Wir spielen kein Schach. 
Dieses Spiel ist viel gefährlicher und tödlicher als eine 
Schachpartie. Ich sagte, daß das Geld der Union zu wertvoll ist, 
um es leichtfertig zu riskieren. Ihre Antwort habe ich sicherlich 
überhört? Tut mir leid.« 

»Ich antwortete Ihnen gar nicht«, sagte Juárez 

wahrheitsgemäß. »Der Zweck heiligt die Mittel, das ist auch so 
in Mexiko.« 

»Sie gehen also davon aus, daß wir Ihnen den Sack mit 

Goldpesos zurückgeben, wenn wir, Cochise und ich, den 
Mörder …« 

Er brach ab, fuhr sich mit dem Finger über die Kehle. Seine 

Stimme wurde trocken. 

Benito Pablo Juárez riß seine Gedanken gewaltsam aus 

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seiner eigenen Vorstellungswelt, in der es neben seinen 
Problemen mit der Revolutionsarmee auch das der 
Desperadobanden gab. Er hatte Städte gesehen, deren Häuser 
Gräber für die massakrierten Bewohner geworden waren. Die 
Kämpfe zur Vertreibung oder Vernichtung der Banditen aus 
diesen Totenstädten hatten seine Kraft und sein Geld verzehrt. 
Es war wie ein schrecklicher Alptraum, in den man nicht gern 
zurückkehrt. 

In diesem Augenblick entdeckte er, daß es außer diesen 

Greueln noch andere Gründe gab, die ihm die ganze 
Revolution verhaßt machte. Es war seine eigene 
Zwiespältigkeit und der Geist der Fremden, der sich in seiner 
Armee ausbreitete. 

Er wartete auf den stechenden Schmerz, der solche 

Erinnerungen zu begleiten pflegte. Aber diesmal war er kaum 
spürbar. Und fast hatte es den Anschein, daß die Anwesenheit 
Cochises und Haggertys ihm neues Vertrauen einflößte. 

Juárez nickte. Er sagte: »Das hatte ich erwartet, Señor 

Haggerty. Mein Plan ließ sich gut an, als ich Sie im 
Dachgebälk der Ruine bemerkte. Das war gewollt.« 

»Klingt mir alles wie ein Märchen, Señor. Kein Mensch kann 

so weit vorausdenken, um die Fäden der Zufälle zu einem 
gewünschten Ganzen zu verknüpfen. Auch Sie nicht, Sie 
Politiker.« 

»Das klingt gehässig.« 
»Ist es aber nicht. Wie geht's weiter?« 
»Das muß ich Ihnen und General Howard überlassen. Meine 

Person spielt dabei die kleinste Rolle. Ich habe Sie 
unterschätzt, das gebe ich zu, und ich habe den Häuptling der 
Apachen falsch eingeschätzt. Señores, wenn ein Mann wie ich 
einen so tiefen Kotau vor Ihnen macht, dann tut er das aus 
Überzeugung.« 

Haggerty machte eine geringschätzige Geste, blieb aber 

stumm. Die Sterne kamen mehr und mehr heraus, funkelten 

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wie Brillanten auf einem schwarzen Samtkissen. Man konnte 
besser sehen. 

Juárez fuhr fort: »Ich bin ein Indianer. Man wirft mir das 

immer wieder vor. Warum? Schließlich sind wir Indianer die 
Ureinwohner dieses Landes und nicht die Spanier und 
Franzosen. Mexiko gehört den Mexikanern, und das wird so 
lange bleiben, wie es ein Mexiko gibt.« 

Juárez steigerte sich mit jedem Wort in eine hektische Rolle, 

die er sonst vermied. Seine Hände bewegten sich mit 
selbstverständlicher Gewandtheit beim Sprechen, aber als er zu 
reden begann, klangen seine Worte schwach und 
überzeugungslos. 

»Señores, die Macht, mich und mein Werk, die Revolution, 

zu vernichten, liegt nun in Ihren Händen. Das wäre Mexikos 
Untergang.« 

Etwas von seiner Verklärung schwand dahin, als er merkte, 

daß ihm das sprachliche Werkzeug fehlte, John Haggerty zu 
überzeugen. Er fuhr fort: »Ich sagte es. Nichts wäre mehr klar 
und gäbe Maximilian wieder die Oberhand, und alles ist wie 
hinter treibenden Nebeln. Nicht aber für Maximilian und 
Napoleon. Ihre Waffenlieferungen über Texas an die 
Arkansasfront gingen nach wie vor weiter. Liegt das im 
Interesse der Union?« 

Erste Erfolge zeichneten sich für Juárez wie ein 

Silberstreifen am Horizont ab. Er spürte die Wandlung in 
Cochise. Wenn Haggerty immer noch mit Zweifeln behaftet 
war, so lag das an der Art der Erklärung, die Juárez abgab. Er 
schüttelte den Kopf, starrte beharrlich auf eine Stelle in der 
Dunkelheit, als könne er hindurch und bis zu einem Punkt 
sehen, auf den es ihm ankam. 

Cochise nahm ihm die Entscheidung aus der Hand. 
»Das Kriegsbeil zwischen den Chiricahuas und dem 

Abtrünnigen ist begraben – vorerst.« 

Juárez sah schnell auf. 

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»Gilt deine Entscheidung für alle Stämme der Apachen?« 
»Ich werde Geronimo, Victorio und die anderen Führer 

bitten, ihre Kampfeswut auf die weißen Eindringlinge im 
Norden zu richten. How!« 

John Haggerty atmete auf. Ein Teilsieg war errungen. Wenn 

es auch nicht im Sinne des Generals liegen konnte, daß sich die 
Apachen wieder mehr auf weiße Siedler und die Army 
konzentrierten, so war doch eines wichtig. Der Krieg gegen die 
Südstaaten mußte gewonnen werden, egal wie. Und das 
schnell, bevor noch weiteres Blut floß. 

»Laßt uns aufbrechen«, sagte er. »Es gibt viel zu tun. Das 

wird ein heißer Sommer werden.« 

Ein Übel konnte man nur bekämpfen, und das wußte keiner 

besser als John Haggerty, der Sonderbeauftragte General 
Howards. 

Der Chiricahua kniete am Boden, in der Hand die aufgestützte 
Lanze und den Schild. Nichts war an ihm anders als bei 
anderen Kriegern seines Volkes. Und doch gab es einen 
kleinen Unterschied: der runde Schild mit dem aufgemalten 
Wappen des sitzenden Falken. 

Aufmerksam verfolgte der Indianer die zahlreichen Spuren. 

Sein Pferd, ein Schecke, stand mit hängendem Kopf in seinem 
Rücken und bewegte nicht einmal die Ohren. 

Das Land vor ihm war öde, zeigte ausgesprochenen 

Wüstencharakter, aber allenthalben waren die Kräfte der Natur 
auf dem Vormarsch. Gras, Staudengewächse und niedrige 
Büsche begannen sich von einem bestimmten Zentrum her 
auszubreiten, und Regengüsse hatten tiefe Erosionsrinnen in 
die Oberfläche gefressen. 

Ein Trupp Chiricahuas kam von der anderen Seite in einer 

breiten Rinne herauf. Der Anführer gab das Zeichen zum 

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Halten. Sie bewegten die Köpfe langsam von links nach rechts, 
als ob sie Witterung von einem Feind aufzunehmen versuchten. 
Aber Büffelschild hatte die Fährte bereits gefunden. 

»Waren es viele?« rief der Anführer. 
»Sehr viele«, war die grunzende Antwort. 
Die Aufmerksamkeit des Spähers konzentrierte sich auf die 

anscheinend nicht sehr alte Fährte, die nach Südwesten verlief. 
Sie konnte nicht älter als sechs bis sieben Stunden sein, und die 
Reiter, die sie verursacht hatten, mußten während der Nacht 
diesen Weg geritten sein. 

»Über dreißig, würde ich sagen«, sagte der Späher und 

spreizte sechsmal die rechte Hand. 

»Beschlagene Pferde?« 
»Drei waren mit Eisen beschlagen, die anderen tragen keine 

Hufeisen.« 

»Brüder des Falken«, murmelte der Anführer, ohne von 

seinem Pinto zu steigen. Mit einem seltsamen Glitzern in den 
Augen setzte er hinzu: »Yaquis, unsere Vettern.« 

»Sie sind nach Sonnenuntergang geritten«, fuhr Büffelschild 

fort. Seine Finger berührten behutsam die schwachen 
Einkerbungen. »Der Boden ist zu steinig, mehr kann ich nicht 
sehen.« 

Der Anführer trieb sein Pferd vorwärts, und die anderen 

folgten ihm. Mehr als zwanzig Krieger, alle mit dem sitzenden 
Falken auf dem Schild. 

Der Anführer ließ nach beiden Seiten ausschwärmen und 

beide Flügel vorziehen. Das Gelände war für einen Hinterhalt 
wie geschaffen, und ein Apache war nie ein Freund von 
unnötigen Risiken. 

Von den Yaquis hatten sie bestimmt nichts zu fürchten. Aber 

in diesem Landesteil von Sonora gab es nicht nur Yaquis. 
Banditen trieben hier ihr Unwesen und feindliche Indianer 
anderer Stämme, die vor Urzeiten aus dem Süden gekommen 
waren, verfolgt von kriegerischen Stämmen aus dem Innern 

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von Mexiko. 

Der Trupp ritt durch menschenleeres, wegloses Hügelland. 

Disteln und dornige Sträucher gediehen zwischen braunen 
Lehmriffen und Felstrümmern. Der Westwind brachte den 
Geruch von Wasser. Es konnte nicht mehr weit bis zum Rio 
Yaqui sein. 

Der Anführer kannte dieses Land einigermaßen, und er 

wußte, daß die Hügel sich bis zum Fluß hinziehen würden. Für 
ihn gab es kein Zurück. Der Häuptling aller Apachenstämme 
hatte gerufen, und wenn Cochise mit dem Finger winkte, 
standen die Chiricahuas sowie die anderen Stämme wie ein 
Mann auf. 

Zwei Stunden waren vergangen, seit sie die Hügel 

durchquert hatten, und die Sonne stand hoch über den 
westlichen Bergen, als das Pferd des Anführers den Kopf hob 
und wieherte, um von weiter voraus Antwort zu erhalten. 

Sie näherten sich dem Fluß und wurden noch vorsichtiger. 

Flankenreiter schwärmten aus und drangen in eine Talmulde 
ein, die sich zum Fluß hin öffnete. Auf einer Wiese grasten 
Pferde. 

Ein Flankenreiter kam zurück. Scharf parierte er sein Pferd 

vor Ulzana, dem Anführer. Seine Hand deutete auf ein helles 
Bündel im Gras, das wie ein Bündel Abfall nahe beim Flußufer 
lag. 

Ulzana ritt hin. Vom Rücken des Pferdes aus sah er, daß das 

Bündel ein toter Mexikaner war. Sein Gesicht wirkte ruhig und 
entspannt, obwohl seine Hände noch die Klinge 
umklammerten, die in seine Brust gestoßen war. 

»Wer hat ihn getötet?« rief Ulzana. »Sucht nach Spuren!« 
Reiter sprangen von ihren Ponys und gingen gebückt über 

die Fläche. 

»Ulzana!« 
Er sah auf und einen der Krieger winken und auf eine Lanze 

zeigen, die nahe beim Ufer in der feuchten Erde steckte. 

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Ulzana ritt hinüber. Es war eine Lanze, die tief in die weiche 
Erde getrieben war. Ihr Ende hatte man mit einem 
abgebrochenen Pfeil geschmückt. 

Ulzana starrte das Zeichen an, das keiner Erklärung bedurfte. 

Chiricahuas hatten die Nachricht angebracht und dabei den 
Mexikaner getötet. Ulzana starrte den Apachenpfeil an. Man 
hatte ihn mit der Spitze nach unten am Lanzenschaft 
festgebunden und seine eiserne Spitze rot gefärbt. 

Dieses Zeichen eröffnete beunruhigende Ausblicke. Cochise 

und Naiche waren in Bedrängnis und erwarteten schnelle Hilfe. 
Dazu war er mit den Kriegern seiner Sippe ausgeritten. Cochise 
würde Hilfe bekommen, so wahr er Ulzana hieß. 

Seine Gedanken kamen und gingen. Hinter ihm weideten 

mehr als zehn ungesattelte Pferde. Zu wem gehörten sie? Es 
waren keine Apachenpferde, er sah es an ihren 
Ohrmarkierungen. Aber es waren auch keine Reittiere von 
Weißen. Zwar waren sie alle beschlagen, aber das wollte nicht 
viel bedeuten. Pferde konnten gestohlen, gekauft oder sonstwie 
durch Tausch erworben werden, auch beschlagene Tiere. 

»Seid vorsichtig!« schrie er gellend. »Dringt in die Büsche 

und sucht sie!« 

Seine braune Hand machte eine kreisende Bewegung zu den 

fremden Pferden hinüber. Als hätte der Blitz in die Lichtung 
geschlagen, waren alle Apachen nach dem Kommando 
verschwunden. Nur ein paar ältere Krieger saßen auf ihren 
Pintos und lauerten zum Fluß. 

Schleichend und lautlos wie große Katzen sondierten die 

Chiricahuas den Chapparal. Man hörte nicht das geringste 
Geräusch, kein Ast oder Zweig schwankte und kein trockenes 
Holz knackte unter weichen Mokassins. 

Ein Krieger kehrte zurück, lief über die Lichtung und blieb 

bei Ulzanas Pferd stehen. Aufgeregt zeigte er mit 
ausgestreckter Hand nach Süden. Braune Klippen drängten an 
dieser Stelle nach oben. Klippen, die an Haifischzähne 

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erinnerten. 

»Gelbhäutige, Ulzana!« 
Ulzana beugte sich vor. 
»Wie viele?« 
Der Krieger spreizte zehn Finger, zog sie wieder zurück und 

ließ noch einmal zwei hochschnellen. 

»Gut gemacht, Elchgeweih. Die Krieger mögen 

zurückkehren.« 

Sie kamen aus dem Dickicht, einer nach dem anderen, lautlos 

und gleitend, als schwebten sie. Die ganze Schar umringte 
Ulzana, der sich die Meldungen der Krieger anhörte. 

»Es sind zwölf«, sagte ein hochgewachsener Apache. »Sie 

sitzen an einem Feuer und reden.« 

»Gelbhäutige?« 
Der Krieger nickte. »Eine leichte Beute, Ulzana.« 
»Was tun sie? Nur reden?« 
»Sie reden und ritzen Linien in den Boden.« 
»Du hast sie belauscht, Wolfszahn? Worüber reden sie?« 
»Sie sprechen über das gelbe Metall, das sie Gold nennen, 

Ulzana. Yaquis hätten es den Kriegern in den roten Hosen 
abgenommen, und nun wollen sie es sich von den Yaquis 
holen.« 

»Haben sie gesagt, wann das war, Wolfszahn?« 
»Darüber redeten sie. Die Sonne ging in der Zwischenzeit 

achtmal unter.« 

»Wir werden sie töten«, erklärte Ulzana. Es war eine 

Feststellung. 

Er dachte noch immer über das Gehörte nach und fragte sich, 

ob sich Cochise für diese Nachricht interessieren würde. 
Apachen hatten für Gold keine Verwendung. Aber die 
mexikanische Revolutionsarmee. Für Juárez wäre der Schatz 
eine willkommene Beute gewesen, aber Cochise mochte den 
ehemaligen Präsidenten von Mexiko nicht und verachtete ihn. 

Von der eingetretenen Wende wußte Ulzana nichts. Was 

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würde sein, wenn Cochise den Goldraub inszeniert hatte? Über 
das mögliche Warum machte sich Ulzana keine Gedanken. Er 
war von Cochise gerufen worden, und nur das zählte im 
Augenblick. 

»Wir greifen an!« befahl er mit erhobener Stimme. Im 

gleichen Moment kamen ihm Bedenken. Cochise war es 
vielleicht nicht recht, wenn er mit seinen Kriegern auf eigene 
Faust handelte. Schnell setzte er hinzu: »Wir greifen die 
Gelbgesichtigen an, machen aber keine Skalps. Wer sich 
ergibt, bleibt am Leben.« 

»Zastee!« schrien die Krieger. »Zastee! Tötet!« 
Ulzana sprang vom Pferd und zerrte sein Gewehr aus dem 

Futteral. Er schwang es über dem Kopf und gab das Zeichen 
zum Angriff. 

Feuer prasselten und schickten Flammenschein in alle 
Richtungen. Über die Talhänge krochen verzerrte Schatten als 
Giganten oder Gnome, je nachdem, ob die Flammen im 
Luftzug aufflackerten oder ruhig brannten. Das Tal war erfüllt 
von vielen unruhigen Stimmen, vom Wiehern der Pferde und 
vom trunkenen Gesang der Krieger. 

Haggerty stand im Höhleneingang und lauschte. Er sah 

Cochise nicht, auch nicht Naiche, seinen Sohn. Er sah keinen 
der anderen fünf Apachen und machte sich Gedanken. Die 
Turbulenz im Tal nahm zu und wurde übermächtig. 

Trunkene Krieger tanzten im Takt der Tamburins um die 

Feuer, und wenn die große Trommel aufbrüllte, stieß ein 
gemeinsamer Schrei wie ein flammendes Schwert in den 
Himmel. Wilder und ekstatischer wurden die Tänzer, lauter ihr 
Geschrei, gräßlicher die Drohungen, die sie aus schäumenden 
Mündern ausstießen. 

John Haggerty lehnte sich mit dem Rücken an den kühlen 

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Stein und starrte wie gebannt auf die abstoßende Szenerie dort 
unten im Tal. Das Bild hätte nicht treffender Dantes 
Schilderung von der Hölle beschreiben können. 

Von einer Sekunde zur anderen sah er Cochise. Nicht nur 

ihn. Naiche und die Apachenkrieger folgten ihm auf der 
gegenüberliegenden Hangseite über einen Ziegenpfad zur 
Höhe. 

Die Apachen hielten sich zusammen, das mußte einen Grund 

haben. Cochise bemerkte ihn im Höhleneingang und deutete 
mit dem Finger in die Höhe. John war sich nicht klar darüber, 
ob er seine oder die andere Seite meinte. Plötzlich verschwand 
der Chief mit seinen Apachen aus Haggertys Gesichtsfeld. 

Er ging tiefer in die Höhle, spürte einen schwachen 

Luftstrom und verharrte bei dem kleinen Feuer, dessen 
Flämmchen bei dem Licht der in der Wand befestigten Fackel 
kümmerlich wirkte. Der Hintergrund der Höhle wirkte 
stockdunkel. Aber von dorther kam der Zugwind. 

John ging weiter. Ein Oval öffnete sich wie der Mund einer 

weiteren Höhle. So war es auch. Haggerty ging hindurch, die 
Hand am Revolverkolben. Die zweite Höhle war kleiner und 
niedriger. Ruß schwärzte die Wände, und hier, bei der 
rauchgeschwärzten Wand spürte er den Luftzug doppelt so 
stark. Er ging in die erste Höhle zurück, riß die Fackel aus dem 
Wandspalt und hielt sie hoch. 

Gleich darauf drang er wieder in die zweite Höhle ein und 

drehte sich im Kreis. Auf der linken Seite war eine Öffnung im 
Fels, der Gang schmal und niedrig. John mußte sich bücken, 
wenn er ihm folgen wollte. Es ging ständig aufwärts und tief in 
den Berg hinein. Ein weiterer Tunnel kreuzte. Eine Treppe kam 
in Sicht. Mit scharfen Werkzeugen war sie aus dem brüchigen 
Fels gehauen worden. Eine Arbeit, die die handwerklich 
unbegabten Yaquis nie gemacht haben konnten. 

John blieb stehen und bestaunte die alte Meißelarbeit. 

Jahrhunderte waren vergangen, seit Urbewohner dieses Tales 

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oder zugewanderte Stämme aus dem Süden eine dauerhafte 
und feindgeschützte Bleibe aus dem Fels gestemmt hatten. 

Urbewohner? Wer waren sie? Er würde es nie ergründen und 

zuckte die Achseln. Über die Treppe gelangte er in einen 
dritten Stollen. Auch hier Spuren von Werkzeugen. Seltsame 
farbige Abbildungen von Menschen und Tieren, mythologisch 
verzerrt, bedeckten die Wände. 

Haggerty tat einen weiteren Schritt, den Revolver in der 

schweißfeuchten Hand. Er gelangte in einen domähnlichen 
großen Raum. Die Decke war so hoch, daß sie das Fackellicht 
nicht erreichte. 

Kurz darauf hörte er voraus ein leises Geräusch, und sein 

wachsamer Instinkt ließ ihn blitzschnell hinter eine Säule 
zurückweichen, wo er nicht gleich gesehen werden konnte. Die 
Fackel flackerte und qualmte. War sie am Ausgehen? 

Schritte. Deutlich und ganz nahe. Unter leichten Sohlen 

rollten Sand und Kies. Das Geräusch verstummte. Der Fremde, 
Freund oder Feind, sah vermutlich den Lichtschein. Der 
Luftzug war so stark geworden, als befände sich vor John ein 
Ausgang ins Freie. Wieder Schritte. 

So sehr John auch seine Augen anstrengte, er sah niemanden. 

Aber die tappenden Schritte mit ihrem Gleiten und Kratzen auf 
dem Fels waren wieder deutlich zu hören. 

Die Boshaftigkeit des Augenblicks schickte ein herbes 

Gruseln über Johns Rücken. Schauer über Schauer überfielen 
ihn. Gab es Unsichtbare in diesem Labyrinth von Höhlen und 
Gängen? Durfte er seinen Sinnen nicht mehr trauen? 

Er spannte den Colthahn. Das scharfe metallische Knacken 

riß ihn aus seinem Brüten. Die Schritte waren verstummt. John 
strengte alle seine Sinne an, vernahm aber nichts. 

Sein Gegner – unzweifelhaft ein Gegner! – wartete lauernd 

irgendwo auf einen Fehler oder auf eine Unvorsichtigkeit von 
ihm. John hatte seine Selbstsicherheit wiedergefunden und 
grinste. Der Hombre würde bis zum Jüngsten Gericht warten. 

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Die Fackel flackerte und rußte, sie war am Ausgehen und 

verbreitete einen beißenden Geruch, der Johns Augen tränen 
ließ. Und dann war es plötzlich dunkel. Mit einem letzten 
Zucken versiegte die Lichtquelle, absolute Dunkelheit umquoll 
ihn mit greifenden Schattenfingern. 

Zum drittenmal die Schritte: Sie klangen nah, aber doch nicht 

so nahe, daß er den Gegner vor sich vermuten könnte. Ein 
Hauch berührte den Weißen, dessen Pulsschlag auszusetzen 
drohte. 

Beinahe wäre John versucht gewesen, den Revolver 

abzudrücken, um im stechenden Mündungslicht etwas 
erkennen zu können. Er hielt sich aber zurück und beruhigte 
seine Nerven. Lauschend stand er an die Säule gelehnt und 
strengte seine Ohren an. 

War da nicht der heftige Atem, eines Menschen? 
Hallten da nicht schleichende Schritte durch die dunkle 

Kathedrale unterweltlicher Höhlungen, Schritte, die für ihn den 
raschen Tod bedeuten konnten? 

Der Luftzug strich an seiner Kleidung vorbei, zupfte und 

zerrte mit unsichtbaren Fingern. Ein leises Rascheln knisterte 
wie trockenes Pergament in seiner Nähe und versiegte. 

John Haggerty brach der Schweiß aus. Sein Gesicht, seine 

Brust, sein Rücken und seine Hände wurden naß und glitschig. 
Seine Augen gewöhnten sich langsam an die beklemmende 
Finsternis. Er sah Umrisse, wo sicher keine waren. 

Und dann geschah es so abrupt, daß er nur schwach reagieren 

konnte. Ein weißes Gesicht hing wie ein Spuk vor ihm. John 
starrte mit angehaltenem Atem in die verzerrten Züge, 
erschrocken und abgestoßen von dem, was er schemenhaft 
umrissen sah. 

Wut und Haß. Grenzenloser Haß. Und etwas, das jenseits 

von Wut und Haß lag: eine drohende Ausstrahlung, so fremd 
und unheimlich, daß sich seine Haare aufstellten. 

Als ihn ein Schlag von hinten traf, spürte er ihn kaum. Zuerst 

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sank er in die Knie, dann tief und noch tiefer in absolute 
Bewußtlosigkeit. 

Cochise und Naiche, gefolgt von den Kriegern, wanden sich 
durch Gänge, Höhlen und Dome, deren Vielzähligkeit sie 
weder schätzen noch zählen konnten. 

Cochise trug eine müde flackernde Fackel, die er irgendwo 

aufgetrieben hatte. Wie auch John Haggerty, hatte er das 
verschlungene System von Gängen entdeckt. 

Naiche murmelte: »Die Tunnel führen in den Berg hinein, 

nur in welche Richtung, wissen wir nicht. Was ist, wenn wir 
uns verirren?« 

»Wir bewegen uns in westlicher Richtung.« 
»Dann wären wir bereits am Talende.« 
»Das sind wir«, antwortete Cochise. »Wir folgen der 

Krümmung und bewegen uns später nach Osten. Zweifellos 
stoßen wir auf den Falken, wenn wir auf unterschiedlichen 
Ebenen nicht aneinander vorbeilaufen.« 

Die Gruppe glitt lautlos weiter und folgte geraden und 

gekrümmtem Gängen, durchmaßen ehemalige Wohnhöhlen 
und stießen immer wieder auf weitere Gänge, die kreuz und 
quer den Berg durchzogen. 

»Wer hat das alles geschaffen?« 
»Die Hohokams aus dem Süden«, sagte Chochise. »Ein 

Volk, das vor Jahrhunderten ihre alten Städte, Pyramiden und 
Tempel verließ.« 

Übergangslos stockte Cochises Fuß. Sein scharfes Gehör 

vernahm ein Geräusch. Undefinierbares Schaben, Kratzen und 
Schleifen durch die Gänge. 

Der Schrei, der durch die verschlungenen Gänge und 

Korridore der prähistorischen Felsenburg zitterte, war so laut 
und gräßlich, daß selbst Cochise zusammenzuckte. Er 

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wiederholte sich nicht, hallte aber lange, schwächer und 
schwächer werdend, in den unterirdischen Verliesen nach. 

Naiche fing sich zuerst. Das Kriegsbeil in der Hand, stürmte 

er an Cochise vorbei. Cochises Hand hielt ihn zurück. 

»Warte«, hauchte er. 
»Worauf?« 
»Wir müssen zuerst wissen, was der Schrei bedeutet.« 
»Das war John Haggerty …« 
»Nein«, unterbrach ihn der Häuptling der Apachen. »Das war 

ein Irrer. Warte, Naiche.« 

Sie verhielten sich still und warteten in dem transparenten 

Lichtkreis der Fackel

.

 Sie flackerte und qualmte. Ein scharfer 

Luftzug verlöschte sie schließlich. Dunkelheit und Stille 
wurden zu einem verhängnisvollen Alptraum peinigender 
Angst. 

Cochise zog sein Messer und trat an Naiches Seite. Seine 

Stimme hauchte: »Ich gehe allein vor. Gib auf meinen Rücken 
acht.« 

Fort war er, lautlos und unsichtbar wie ein Geist. Naiche 

dachte nicht daran, seinen Vater einer unbekannten Gefahr 
auszusetzen. Er flüsterte ein paar Worte mit seinem 
Hintermann und glitt davon. 

Cochise war dem kurzen Gangstück gefolgt und stand im 

Eingang eines mächtig hohen Felsendoms. Brandgeruch traf 
seine Nase. Zwei aus dem nackten Fels gehauene Säulenreihen 
versperrten ihm die Sicht, so weit er überhaupt etwas sehen 
konnte. 

Kein noch so leiser Laut drang zu ihm. Cochise huschte von 

Säule zu Säule, die blanke Klinge in der vorgestreckten Hand. 
Sein Fuß stieß gegen etwas Weiches, Nachgiebiges. Fast wäre 
er über einen leblosen Körper gefallen. 

Er kniete nieder. Seine Hand tastete über den Körper eines 

Mannes, erreichte das Gesicht, den Kopf. Klebriges Blut näßte 
seine Finger. Ein Luftzug berührte ihn, etwas Körperloses 

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huschte an seiner rechten Seite vorbei. 

Cochise stieß das Messer in die Richtung und traf Fleisch. 

Ein grausiger Schrei der Überraschung zitterte wie blanker 
Irrsinn durch die Höhlen. 

Zu seinen Füßen bewegte sich ein Körper. Eine Hand packte 

zu und riß ihn von den Beinen. 

»Hund, jetzt habe ich dich!« 
Cochises Bewegungen erlahmten. 
»Falke«, hauchte er. »Laß ab, ich bin's.« 
»Allmächtiger Himmel! Warum schlugst du mich nieder, 

Cochise?« 

Haggerty richtete sich auf und versuchte etwas zu erkennen. 

Neben ihm stand Cochise, das blanke Messer in der Hand. 

»Das war ich nicht«, antwortete er. »Ich fiel über dich, als 

ich den unsichtbaren Gegner verfolgte. Was nun?« 

»Keine Ahnung.« 
John Haggerty zog sich an der Säule hoch und stand 

schwankend gegen sie gelehnt. Sein Kopf schmerzte. Gleich 
darauf spürte er das tropfende Blut in seinem Nacken. 

»Der hat verdammt hart zugeschlagen. Wer, bei allem, was 

uns lieb ist?« 

»Wir werden ihn finden«, antwortete Cochise leise. »Ich 

habe ihn mit meiner Klinge verwundet.« 

»Schwer?« 
»Kann ich nicht sagen. Er schrie, als ich ihn traf. Wie fühlst 

du dich, Falke?« 

»Ich werd's überleben, Jefe. Suchen wir weiter?« 
»Nach wem? Nach was?« 
John Haggerty verweilte längere Zeit bei diesen Fragen. Dies 

war eine besondere Spezialität von ihm, jeden Schachzug 
genau zu überdenken, bevor er handelte. 

Als er sich mit dem Rücken von der Säule abstieß, zeigte 

sein Gesicht zum erstenmal Bewegung, Unruhe und 
Bestürzung. Cochise sah es nur nicht. Die Dunkelheit war nicht 

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nur beängstigend, sie war auch verwirrend und brachte das 
Gefühl für Raum und Zeit durcheinander. 

Haggerty hob die Hand an seinen Kopf. Wieder dieses 

Schwindelgefühl. Es war so stark, daß er schwankte. 

»Nach was wir suchen? Hier unten gibt es etwas Bösartiges 

und Geheimnisvolles, das wir wegen unserer eigenen 
Sicherheit willen ergründen müssen. Ja, müssen!« 

Cochise schwieg. Die Bedrohung, die von den Klippen im 

Talende ausging, hatte ihn veranlaßt, nach Ulzana zu schicken. 
Die Blutsbrüder des Falken bildeten eine Elitetruppe der 
Chiricahuas, auf die sich der Häuptling in allen Lagen 
verlassen konnte. 

»Du glaubst an eine Gefahr?« fragte Haggerty. 
»Ich weiß es. Nur kann ich dir nicht sagen, von wem sie 

ausgeht. Wir sind in ein Hornissennest eingedrungen und 
werden auf Schritt und Tritt beobachtet.« 

»Tehueco?« 
»Glaube ich nicht. Wir brauchen Licht«, lenkte Cochise ab. 

»Deine Wunde muß verbunden werden.« 

»Das hat Zeit. Sie blutet kaum noch. Gehen wir weiter.« 
»In deine Richtung oder in meine?« 
»Weder noch. Mein Gegner kam aus einem Seitengang 

hinter den Säulen.« 

Beide setzten sich in Bewegung. Ein neuer Korridor nahm 

sie auf. Feuchte Luft drang ihnen entgegen und brachte 
modrigen Fäulnisgeruch, der an abgestandenes Wasser und 
verrottete Vegetation erinnerte. 

Cochise blieb überrascht stehen, das Messer mit der blanken 

Klinge wie eine Lanze vorgestreckt. Es geschah nichts. Auch 
war nicht das leiseste Geräusch zu hören. 

Er gab John einen Rippenstoß und schlich weiter. Das 

Gewölbe, in das sie eindrangen, war riesengroß. Grünliche 
Schlammtümpel fluoreszierten wie Leuchtflächen. 
Abgestorbene Baumskelette streckten ihre gespenstisch weißen 

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Äste zur unsichtbaren Decke. 

»Das ist doch …!« 
Cochise nickte. »Ein Geheimnis bei den Yaquis, wer hätte 

das gedacht?« 

Er schlich weiter und hielt sich auf einem Saumpfad, der zur 

Rechten von dem gewachsenen Fels begrenzt wurde. 

»Cochise!« sagte John scharf, aber wenn er ihn gehört hatte, 

beachtete er den Anruf nicht. John hatte keine Ahnung, wo sie 
waren und wie der unterirdische Sumpf hierhergekommen war. 
Der faulige Modergeruch schien seine Kopfschmerzen noch zu 
steigern. Er folgte dem Häuptling, der am Ende des Pfades 
ratlos stehenblieb. 

»Das ist eine Falle«, raunte Cochise und deutete auf die 

Öllachen des Sumpfes. »Wir können nicht weiter, zurück auch 
nicht.« 

Haggerty wandte sich um. »Warum nicht? Ich sehe keine 

Gefahr …« 

Eine Handbewegung schnitt ihm das Wort ab. »Sehen nicht, 

aber fühlen. Warte es ab.« 

Ein seltsamer glitzernder Nebel stieg vom Sumpf auf. Grau 

und träge schob er sich heran, hüllte die beiden Männer ein und 
erschwerte ihnen das Atmen. Cochise wollte den Pfad 
zurücklaufen und sich in Sicherheit bringen, aber seine Beine 
wurden schwer wie Blei. 

»Sie haben uns«, lallte er mit schwerer Zunge. 
»Wer, zum Teufel? Welche Lebewesen können hier unten 

leben, ohne Luft und Licht und …?« 

John Haggerty schwieg. Er fühlte die Trägheit seines Geistes 

und seines Körpers, das Rinnen seines Körperschweißes, und 
mit seinen letzten Gedanken wurde er sich bewußt, daß sie 
tatsächlich offenen Auges in eine Falle gerannt waren. 

Als er zu Boden sank und über Cochise fiel, glaubte er ein 

dämonisches Antlitz vor sich zu sehen, das körperlos wie eine 
Ampel im Nebel hing. 

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Die namenlose Ortschaft am oberen Flußlauf des Rio Yaqui 
bestand aus wenigen Häusern und Blechbuden, besaß aber drei 
Kneipen, die sich über Gästemangel nicht beklagen konnten. 

Am frühen Nachmittag trabten drei Reiter in den Ort und 

ritten rasch an den plärrenden Saloon-Pianos entlang, die 
Straße hinunter, wo ein einsames Haus mit einer roten Laterne 
über der Tür sich an das Vergnügungsviertel anschloß. 

Auf der Höhe des eingeschossigen Lehmziegelhauses flogen 

plötzlich die Schwingtüren im Kugelwind der 
Revolverschüssen auf, und ein angeschossener Mann taumelte 
mit einem Colt in der Hand rückwärts auf die Straße. 

Er wurde von zwei rauhbeinigen Hünen verfolgt, die das 

Feuer erwiderten. Sie säbelten ihn mit ihrem heißen Blei direkt 
vor den Vorderbeinen von Navarros Pferd nieder und richteten 
dann ihre Revolver nach oben, um einer Einmischung der 
vorbeireitenden Reiter frühzeitig zu begegnen. 

Antonio Navarro zügelte sein Pferd nur, damit der 

niedergeschossene Revolvermann nicht unter die Hufe des 
feurigen Andalusiers kam. 

»Hallo!« sagte er mit einem freundlichen Lächeln auf den 

aalglatten Zügen. »Hallo, Muchachos, eine kleine 
Auseinandersetzung, wie?« 

»Geht dich 'n Dreck an, Hombre. Mach, daß du 

weiterkommst!« 

»Warum so unhöflich? Ich bin ein harmloser Reiter, und 

wenn vor meinen Füßen ein Mann tot zusammenbricht, 
beginne ich mich für die Sache zu interessieren. War wegen 
einer Puta, was?« 

»Hau ab, du brauner Bastard! Verdufte, bevor ich dir ein Ohr 

abschieße!« 

»Na, na, warum so bösartig? Mir ist's doch egal, weshalb ihr 

euch totschießt. Aber da fällt mir gerade ein, daß ich zwei gute 

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Schützen gebrauchen könnte. Schützen, die auch Mumm in den 
Knochen haben.« 

Interessiert hob einer der Riesen den Kopf. 
»Was springt dabei heraus?« 
»Tausend für jeden, wenn die Arbeit getan ist.« 
Das war klar und deutlich. 
»Was denn, Dollar?« 
»Wir sind in Mexiko. Pesos.« 
»Großer Gott, die versaufe ich in einer Nacht.« 
Antonio Navarro lächelte. »Goldpesos, Señores.« 
»Das ist was anderes. Was müssen wir dafür tun?« 
Navarro zeigte auf den Toten im Staub. »Das gleiche.« 
»Nicht gerade viel, Spic. Komm rein in die Kneipe, wir 

bereden die Sache.« 

»Doch nicht in die Casa de Putas?« 
»Warum denn nicht? Ein Haus wie jedes andere. Die haben 

es nicht mal nötig, Schnaps zu panschen. Komm nur, 
Hombre.« 

Der Amerikaner wurde um einen Deut freundlicher und 

grinste sogar. Aber es war das Grinsen einer Katze, die sich 
beim Anblick der Maus die Barthaare strich. 

Sein Begleiter hatte sich mit keinem Wort beteiligt. Seine 

hellen Augen lagen in beredter Drohung auf Navarros 
Gefährten. Muno Garrido und Paolo Neyra erwiderten den 
Blick ungeniert. Ein amerikanischer Pistolero brachte ihnen 
noch lange nicht das Laufen bei, und – bei der heiligen 
Jungfrau – auch nicht das Zittern. 

Antonio schwang ein Bein über die Pferdekruppe, stieg ab 

und schlang die Zügel um den Hitchrail. Muno und Paolo taten 
es ihm nach. 

Im Innern der Schankstube brannte eine einsame Rochester-

Handlampe auf einem Tisch in der Mitte. Obwohl es heller Tag 
war, verbreitete sie ein grelles Licht. Es roch nach Kerosin, 
Tabak, Schnaps und billigem Parfüm. 

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Antonio drückte die staubige Pendeltür nach innen und trat 

ein. Von der Wand seitlich von ihm löste sich eine Gestalt. 
Eine zweite griff rasch nach der Lampe, um sie auszublasen. 
Navarro spannte sich, drehte sich jedoch nicht um. 

»Ich nehme an«, sagte er ruhig, »daß ich mit einer Waffe 

bedroht werde?« 

»Mit abgesägten Schrotflinten«, antwortete einer der beiden 

Amerikaner lachend. 

»Das genügt mir, Amigos«, sagte Antonio. 
Hinter der Theke tauchte ein weiterer bärtiger Kerl auf, der 

dem Mexikaner den Weg nach vorn versperrte. Er fragte leise: 

»Gordon?« 
»Ist tot, liegt draußen. Schick ein paar Greaser, die ihn 

fortschaffen und beerdigen. Diesen braunen Affen hier laßt ihr 
in Ruhe. Kapiert?« 

»Ein Spic …« 
»Einer Gans, die goldene Eier legt, haut man nicht den Kopf 

ab. Sputet euch, Freunde!« 

Antonio ließ den Blick kreisen. Acht Amerikaner zählte er. 

Drei spielten lustlos Poker, zwei weitere beschäftigten sich mit 
den Mädchen. Die anderen kümmerten sich um die Mexikaner 
oder gingen hinaus, um den Toten von der Straße schaffen zu 
lassen. 

Um einen Erschossenen machte man sich hier kaum 

Gedanken. Das passierte täglich. Die Menschen in dieser 
Ortschaft war es gewohnt, mit dem Tod auf du

 

und du zu 

stehen. Er war ihr ständiger Begleiter, ihr Freund und ihr 
Erretter aus manch schlimmer Situation. 

»Setz dich, Mex!« 
Auf dem Gesicht Navarros, nicht deutlich sichtbar im 

Halbschatten, breitete sich ein leichtes Lächeln aus. Er nickte 
seinen Begleitern zu und rückte einen Stuhl zurecht. 

Der eine Amerikaner, der den tödlichen Schuß auf Gordon 

abgefeuert hatte, ließ sich krachend auf einem zweiten Stuhl 

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nieder und brüllte nach Baconora. 

»Kommen wir zum Geschäft«, knurrte er und strich mit der 

Hand über seine tagealten Bartstoppeln. »Wie heißt du?« 

»Juan Gonzales«, log Navarro. »Ein harmloser Hombre aus 

dem Süden.« 

»So harmlos siehst du nun nicht gerade aus, Freundchen. Du 

trägst deine Kanone wie ein echter Revolvermann.« 

Antonio winkte ab. »Das sieht nur so aus, Señor«, sagte er 

und gähnte ungeniert. »Ja, zum Geschäft. Weißt du was, 
Amigo? Du schickst deine Aufpasser hinaus und ich erzähle dir 
alles. Si?« 

Navarro hatte sich eine tolle Geschichte zurechtgelegt, die er 

dem dämlichen Americano auftischen wollte. Aber mehr als 
einen Zuhörer vertrug diese erfundene Geschichte nicht. 

»Ja, klar.« Der Mann mit dem gefährlichen Revolver wandte 

sich seinen Komplicen zu. »Ihr könnt verduften. Wartet bei den 
Mädchen in den Zimmern.« Er drehte den Kopf, sah seinen 
Spießgesellen an und blinzelte. »Der hier bleibt«, sagte er 
scharf. »Hugh ist mein Partner und soll mithören. Vielleicht 
schnappen wir dich bei einer Unwahrheit.« Er legte den 
riesigen Colt auf den Tisch und grinste. 

»So, nun kannst du singen wie eine Nachtigall, Amigo. Aber 

ein unwahres Wort, dann stirbst du. Mich hintergeht keiner!« 

»Du bist Mel O'Neal?« bluffte Antonio. 
»Quatsch!« war die grobe Antwort. »Ich heiße Rich Antoine 

und bin aus Texas. Mir wurde dort der Boden zu heiß. Erst mal 
abwarten, bis man sich wieder ein bißchen beruhigt hat. Also?« 

Navarro grinste boshaft in sich hinein. Antoines Namen war 

ebenso falsch wie der, den er genannt hatte. Am liebsten hätte 
er laut gelacht, aber er bezwang seinen Heiterkeitsausbruch und 
machte eine geheimnisvolle Miene. 

»Schon einmal von einem Schatz der Yaquis gehört, Rich?« 
»Dummes Geschwätz. Ich denke, es geht um einen lieben, 

kleinen Mord?« 

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»Der hängt mit dem Schatz zusammen. Gütiger Himmel, 

Rich, das ist kein dummes Geschwätz, weil…« Er brach mitten 
im Satz ab und tat, als hätte er schon zuviel gesagt. 

»Weil? Mensch, quatsch dich aus oder scher dich zum 

Teufel!« 

»Weil man an das Gold nur herankommt, wenn man den 

Häuptling umbringt, der ihn bewacht«, beendete er seinen 
unterbrochenen Satz und schloß die Falle. 

»Das ist doch kein Kunststück«, der Amerikaner lachte roh. 

»An den Schatz aus Gold glaube ich nicht, selbst dann nicht, 
wenn du auf einen ganzen Stapel Bibeln schwörst.« 

»Es stimmt aber.« 
»Nicht bei den Yaquis. Die sind so arm, daß sie den Dreck 

aus ihren Fingernägeln fressen, Okay, weiter.« 

Antonio gab das maliziöse Lächeln des Texaners zurück, mit 

einem scharfen, trockenen Grinsen garniert, mit etwas 
Überlegenheit und einer tüchtigen Portion Selbstsicherheit 
gewürzt. 

»Alles falsch, Amigo. Ich habe monatelang ihre Geschichte 

studiert. Ihre Herkunft liegt im dunkeln, aber man kann sie bis 
zu den Tolteken zurückverfolgen. Und die waren reich an 
Schmuck, Kultgegenständen und goldenen Gefäßen. Als sie 
aus Zentralmexiko fliehen mußten, nahmen sie das mit, was 
ihnen wertvoll erschien. Es ist in den Yaquibergen versteckt.« 

Rich Antoine lachte schmetternd, spreizte die Hände und 

schoß eine Flut von Fragen und Verwünschungen auf den 
Mexikaner ab. 

»Ich wünschte, du gäbst dieses dämliche Katz- und Maus-

Spiel auf, Señor Spic. Ich war neugierig, weshalb du dich an 
mich heranmachtest, und bis jetzt hast mich nur mit ein paar 
lächerlichen Appetithappen abgespeist, die nicht mal meine 
Magensäfte anregen. Also hör auf, deinen Käse als Köder im 
Kreis herumzustreuen, verdammter Greaserbastard!« 

»Was soll ich dir denn noch sagen, Mann? Du glaubst mir 

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nicht, und andere, zwingende Beweise habe ich nicht.« 

Antonio Navarro sah sich von der aggressiven Lautstärke des 

Texaners aus dem Konzept gebracht und spielte den 
Beleidigten. 

»Also gut, Texaner«, sagte er. »Dann muß ich eben ein 

bißchen deutlicher werden und dir selbst die Butter aufs Brot 
schmieren. Ich würde die Sache selbst mit ein paar Jungs 
drehen und dir wahrlich nicht auf die Nerven gehen. Aber ich 
habe diese Art von Jungs nicht, und wenn ich sie hätte, könnte 
ich ihnen nicht trauen.« 

»Aha! Jetzt läßt du die Katze aus dem Sack! Weiter, 

Hombre, weiter!« 

Navarro legte sich den nächsten Vers zurecht und schickte 

ein stummes Stoßgebet zum Himmel. 

»Als ich dich dort draußen auf der Straße mit dem Revolver 

in der Hand sah, wußte ich sofort, daß du der richtige Mann für 
ein solches Unternehmen bist.« 

»Immer noch Käse! Komm endlich zur Sache oder schwing 

dich.« 

»Nun, Texaner, es ist dein Leben und unser Geld. Sind wir 

uns einig?« 

»Nichts sind wir. Wieviel?« 
»Für jeden die Hälfte, klar. Du trägst das Risiko, ich lasse 

mich für den Tip bezahlen.« 

»Und die Details?« 
»Sage ich dir, wenn wir an Ort und Stelle sind.« 
»Ausgeschlossen. Du bist mir zu gerissen, Spic. Jetzt oder 

gar nicht.« 

Antonio Navarro fühlte Oberwasser, schielte nach dem Colt 

auf dem schmutzigen Tisch und holte tief Luft. 

»Es wird viel über den Schatz der Yaquis erzählt, aber nur 

ein Teil von dem Geschwätz ist wahr. Es ist mir gelungen, 
Fama und Wahrheit zu trennen. Hör zu: Der Stamm lebt in 
einem hufeisenförmigen Tal, das zum Rio Yaqui hin offen ist. 

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Die das Tal einschließenden Berge sind steil, unbegehbar und 
wie eine Bienenwabe von Höhlen und Gängen durchzogen. 
Falls die Festung von Menschenhand geschaffen wurde, haben 
die Roten vor Jahrhunderten ein gewaltiges Stück Arbeit 
geleistet.« 

»Zur Sache«, mahnte der Texaner. »Wo ist das Gold?« 
»Weiß ich nicht. Wir müssen es suchen. Da kann man nur 

vermuten, beobachten und immer wieder beobachten, um 
daraus Schlüsse zu ziehen.« 

Rich Antoine winkte ab. Er gähnte und brachte seine 

Langeweile zum Ausdruck. 

»Wir haben nicht die geringste Chance, Hombre, wenn wir 

nicht genau wissen, wo sich das Gold befindet.« Mit neu 
erwachendem Interesse fügte der Texaner hinzu: »Wie kommt 
man eigentlich ungesehen in die unterirdischen Gänge? Weißt 
du das?« 

»Es soll eine Hölle auf der anderen Seite des Berges geben, 

die einen direkten Zugang zu dem Höhlensystem hat. Dürfte 
nicht schwerfallen, sie zu finden.« 

»Ist mir zu unklar, Spic. Mach das Geschäft mit einem 

anderen.« 

»Kann ich dich nicht irgendwie umstimmen?« 
Antoines Männer kamen mit ihren Mädchen herein und 

brüllten nach Schnaps. Der Texaner erhob sich. Seine Hand 
packte den Revolver. 

»Habe ich euch nicht gesagt, ihr sollt euch mit den Putas auf 

deren Zimmer vergnügen? Verdammt will ich sein, wenn ich 
euch Hundesöhnen nicht Beine mache!« 

Die Meute verzog sich wieder unter Mitnahme von einigen 

Flaschen Pulque und den Mädchen. Rich Antoine wirbelte 
herum. »Wir machen das Geschäft, Greaser. Fiftyfifty, zu 
gleichen Teilen. Aber du kommst mit und führst uns zu der 
Höhle. Ist das klar?« 

Antonio Navarro nickte. 

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Was der Texaner im Augenblick dachte, wußte er nicht. Er 

selbst jubelte in seinem Innern und malte sich den Gedanken an 
ein schnelles Ende des großmäuligen Americanos förmlich aus. 
Wenn der Mohr seine Schuldigkeit getan hatte, brauchte man 
ihn nicht mehr. 

Er, Antonio Navarro, würde kassieren. Bei Juárez, nicht bei 

den armen Indianern, das war klar. 

Der Tod lauerte in ihrer Nähe. Sie wußten es nicht und taten 
nichts, ihn abzuwehren. Selbst wenn sie es gewußt oder nur 
geahnt hätten, wäre alles zu spät gekommen, die Gefahr 
abzuwenden. Leger saßen oder lagen sie um das kleine Feuer 
und beschäftigten sich mit der Füllung ihrer Mägen. Ihre 
Eßgewohnheiten waren entsprechend ihrer Existenz primitiv 
und rüpelhaft. 

Gesprochen wurde so gut wie nichts, es gab nichts zu 

erzählen oder zu berichten. Als versprengte Gruppe des 
erschossenen Carlos Porfiro Mojada suchten sie Anschluß an 
eine der größeren Banden in Sonora. Ihr selbsternannter 
Anführer liebäugelte mit Antonio Navarros Desperadohaufen. 
Er hoffte, zwischen dem Rio Yaqui und dem Rio Moctezuma 
auf ihn zu stoßen und willkommen zu sein. 

Sie wußten nicht, daß der Tod in Gestalt von mehr als dreißig 

Apachen in ihrer Nähe lauerte. Die zwölf Mexikaner hatten nur 
Augen für die gebratenen Hammelstücke, die an einem 
Drehspieß über dem Feuer rösteten. 

Keine zwanzig Yards von ihnen entfernt lag Ulzana 

zwischen Yuccas und Färberdisteln, die glühenden Augen auf 
das Lager gerichtet. Neben ihm kauerte ein junger Krieger, den 
bereits die Unrast quälte. 

Endlich streckte Ulzana die Hand in die Höhe. Ringsum 

dröhnte ein markerschütterndes Kreischen und Heulen auf die 

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Lichtung, daß den mexikanischen Banditen das Blut zu Eis 
gefror. Gebückte Gestalten sprangen auf die Füße und rannten 
auf leisen Mokassinsohlen in die Senke. 

Das langgezogene Kriegsgeschrei der Chiricahuas schallte 

von allen Seiten zurück, und das Schreien war es, das die 
Mexikaner zunächst lähmte. 

Messer und Kriegsbeile blitzten, Kürbisrasseln schepperten, 

und wenn die Schleudern in Aktion traten, schrien die 
Getroffenen, als steckten sie bereits am Spieß. 

Bevor sich die Banditen von der ersten Überraschung erholen 

konnten, waren die Apachen unter ihnen. Schüsse krachten, 
Todesschreie, hastig herausgestoßene Gebete und wütende 
Flüche bildeten den Kern des frenetischen Getöses, das sich 
von Sekunde zu Sekunde steigerte. 

Ulzana war mitten unter den Kriegern. Um ihn herum 

Kämpfer, Tote und am Boden erste Verwundete, die wie 
Kinder jammerten. Seine Streitaxt wurde zur erbarmungslosen 
Tötungsmaschine, flitzte hierhin und dorthin, und ihre 
Schneide färbte sich rot vom Blut der Erschlagenen. 

»Zastee!« schrien die Apachen. »Tötet!« 
Weniger und weniger wurden die Desperados. Fünf von 

ihnen kämpften noch gegen die anstürmenden Apachen. Aber 
auch die roten Krieger hatten Verluste. Wenigstens acht 
Apachen lagen tot am Boden und starrten aus glasigen Augen 
in den lichten Tag. Viele bluteten aus Kugelwunden. Mit 
Todesverachtung stürzten sie sich immer wieder auf die 
verhaßten Gelbhäutigen, wenn ihre Schleudern in Aktion 
getreten waren. 

Ulzana hatte einen Streifschuß an der Stirn abbekommen und 

wischte sich das Blut mit dem Ärmel seines Hemdes aus dem 
Gesicht. Wie ein Berserker stürzte er sich mit erhobenem 
Tomahawk auf die Mexikaner. Die letzten Banditen starben. 

Der Kampf war vorbei. 
Die Apachen sammelten Waffen und andere Beutestücke ein 

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und fingen die Pferde der Desperados. 

Schließlich kehrte wieder Ruhe ein. Die ersten Indianer 

saßen beim Feuer und nahmen die Fleischstücke von der 
Gabel. Halb roh wurde der fette Hammel verschlungen. 

»Blutsbrüder des Falken«, hob Ulzana an. »Brüder, wir 

müssen weiter. Cochise darf nicht länger auf Verstärkung 
seiner Streitmacht warten.« 

»Wohin weiter?« knurrte ein Krieger. »Über den Fluß?« 
Ulzana hatte beim Anschleichen an das Lager etwas gesehen: 

einen alten Pfad, der am Flußufer entlanglief und sich im 
Westen jenseits des Chaparrals im Busch verlor. 

»Kommt mit!« Er war überzeugt, daß er Cochise im 

Südwesten finden würde. Wenn er über den Fluß ging, würde 
er tiefer in Sonora eindringen, als es seine Mission erforderte. 
Nach Südwesten mußte er, und dazu war der alte Trampelpfad 
wie geschaffen. 

Sie waren fertig mit essen und standen auf. Um die Toten 

kümmerte sich niemand. Für Apachen bedeutete der Tod 
nichts. Für sie war er nur Pforte zu einem anderen Leben. 

Sie bestiegen ihre Ponys und trieben die Mexikanerpferde 

mit Schreien und Hieben in die gewollte Richtung. 

John Haggerty schlug die Augen auf. Er wähnte sich noch 
mitten im Sumpf, umgeben von faulenden Algen und 
Pflanzenresten. Der Schmerz in Johns Kopf schien eins mit 
dem hellen Licht um ihn her. Aber der Schmerz ließ ihn nicht 
vergessen, wo er war. 

Hastig wollte er sich aufrichten. Aber seine gefesselten 

Hände rissen ihn wieder zurück. Er lag auf einer Steinplatte, 
nackt, und seine Hände waren mit Riemen an schwere kupferne 
Ringe, gefesselt worden, die zu beiden Sockelseiten 
herabhingen. 

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Er wandte den Kopf. Cochise, der mit ihm zusammen in 

jenem rätselhaften Sumpf gewesen war, den es eigentlich gar 
nicht geben konnte, lag neben ihm auf einer ähnlichen 
Steinplatte. 

Der Chief war ganz gespannter Haltung und ein Zeugnis 

intensiver Konzentration. Er starrte zur Decke, schien intuitiv 
zu empfinden, daß John Haggerty erwacht war und sagte 
gedämpft: 

»Wo waren wir, Falke? In einem Sumpf mit abgestorbenen, 

gespenstisch bleichen Bäumen und einem schleimigen Zeug 
auf dem Wasser?« 

»Wie fühlst du dich?« überging John die Frage. 
»Gut. Uns ist nichts geschehen. Und das hier?« 
Er rasselte mit den Ringen, die ihn festhielten. Obwohl ihre 

Lage verzweifelt und ernst war, grinste Haggerty. 

»Wir liegen auf Opfersteinen«, sagte er. 
»Schlachtopfer?« kam es von drüben. 
John antwortete trocken: »Sieht so aus. Schafe auf der 

Opferbank. Hmhm, ich fühle mich gar nicht wie ein Opfertier. 
Du, Jefe?« 

Cochise kam auf seine erste Frage zurück: »Was ist das für 

ein Sumpf hier unten? Woher kommen die Bäume, die es viele 
Meter unter der Erde gar nicht geben kann?« 

John rüttelte und zerrte an den klirrenden Ringen, die keinen 

Millimeter nachgaben. Wenn er den Kopf drehte, sah er ihre 
Kleider wahllos verstreut herumliegen. 

»Ist nicht einfach zu erklären, Cochise«, antwortete John auf 

die Frage. »Gewachsen sind sie nicht hier unten, das ist sicher. 
Vermutlich wurden sie von außen hereingeschwemmt. Hier 
unten starben sie und wurden vom Sumpf konserviert.« 

»Dann hat der Tümpel einen Zufluß?« 
»Möglich, während der Regenzeit.« 
»Wozu diente der Sumpf den Hohokams?« 
»Als Feuchtigkeitsreservoir. Kein lebendes Wesen kann ohne 

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Wasser existieren. Damals gab es Zu- und Abfluß. Aus 
irgendwelchen Gründen verschwanden sie. Das stehende 
Wasser faulte, wurde zu Sumpf und mumifizierte die 
hereingeschwemmten Baumstämme.« 

»Das alles taten die Hohokams?« 
»Ich weiß keine andere Erklärung. Die Uralten waren gute 

Baumeister und schufen eine Festung, in die sie sich im 
Kriegsfall zurückzogen. Im Frieden lebten sie in ihren 
Wohnhöhlen, gingen auf die Jagd und bauten Mais und 
Kürbisse an.« 

Cochise schwieg. Er hing seinen Gedanken nach und folgte 

ihnen bis zu jenem Punkt, wo sie im grauen Nebel bewußtlos 
wurden. Das schreckliche Gesicht, das er flüchtig 
wahrgenommen hatte, fiel ihm ein und gab ihm zu denken. 

»Hast du die Fratze gesehen, als der Nebel kam?« 
»Eine Maske«, antwortete John. »Nichts weiter als 

Mummenschanz und Kinderschreck.« 

»Darunter steckt ein Mensch.« 
»So etwas ist immer Menschenwerk, was sonst? Sie 

entsprechen den religiösen Vorstellungen eines Volkes und 
sind Teil einer den Weißen unverständlichen Mythologie. Wie 
gesagt, geschnitzte Holzmasken sind stets das Werk von 
Menschen. Dabei ist nichts Übersinnliches.« 

Cochise, dessen Hände ständig in Bewegung waren, riß, 

zerrte und drehte an den Riemen. Nach geraumer Zeit spürte er, 
wie sich die Knoten lockerten. 

»Wir sollen geopfert werden?« fragte er zweifelnd. 
»Sieht so aus. Wenn es Naiche mit den Kriegern nicht 

gelingt, uns zu befreien, wird man uns zu Ehren irgendeiner 
Gottheit schlachten.« 

Cochise arbeitete mit zäher Verbissenheit weiter an der 

Lockerung der Handfesseln. 

»Naiche wird uns nicht finden. Wie kamen wir hierher, und 

wer zog uns aus?« 

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»Keine Ahnung.« Doch in einem entfernten Winkel von 

Johns Gedächtnis war eine dumpfe Erinnerung trotz seiner 
Kopfschmerzen haften geblieben – der Sumpf. Natürlich, der 
übel riechende Sumpf. Welches Geheimnis barg er? Außer den 
braunen Flechten und den toten Baumrippen? Da war noch der 
Nebel, giftiger Nebel, der ihnen das Bewußtsein raubte. 

Die Dinge zogen noch einmal wie ein Kaleidoskop an John 

vorbei. Aber wie er hierher gekommen war, wußte er nicht. 
John furchte die Stirn und versuchte nachzudenken, obwohl er 
glaubte, sein Schädel müsse zerspringen. Erfolglos. Das 
Labyrinth der Yaquis lüftete sein Geheimnis nicht. 

Cochise fühlte das Nachgeben des Riemens und arbeitete 

verbissen weiter. Der Knoten gab nach. Noch Sekunden, und er 
würde seine Hände aus der Schlinge ziehen können. 

Er wollte weitere Fragen stellen, kam aber nicht mehr dazu. 

Pochende Trommelklänge drangen durch die unterirdischen 
Verliese: ein seltsames rhythmisches Klopfen, untermalt von 
den klagenden Tönen einer Flöte. 

Haggerty rang sich ein Grinsen ab. Er sagte: »Sie kommen, 

Cochise.« 

»Um uns ihren Gottheiten zu opfern?« 
»Wie dem auch sei, sie sind im Anmarsch. Wie verhalten wir 

uns? Hast du eine Idee?« 

»Eine gute Frage«, murmelte der Häuptling der Apachen. 

»Was sollen wir machen, nackt und gefesselt? Es gibt keine 
Gegenwehr. Tut mir leid, Falke, ich habe keine.« 

»Wenn nur Naiche mit seinen Kriegern käme.« 
Cochise antwortete nicht. Seine Augen hingen an der ovalen 

Mündung eines der zahlreichen Korridore. Lichtschein kroch 
durch den Tunnel, Lichtschein und Schatten. Dumpfer Gesang 
untermalte die gespenstische Szene. Verzweifelt riß John an 
den Fesseln. Ermüdet und schweißgebadet gab er auf. 

Beide spähten sie auf die Felsöffnung. Eine seltsame 

Prozession trat ins Licht der Fackeln und Öllampen. Sechs 

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maskierte Gestalten, Holzmasken auf den Köpfen, bewegten 
sich lautlos näher. Weite Gewänder umflossen ihre Körper, und 
in den breiten metallisch glänzenden Gürteln steckten blitzende 
Klingen. 

Sechs. Es war nur ein Hoffnungsschimmer, aber in der 

endlosen Einsamkeit des Tempelgewölbes, oder was es immer 
darstellte, tat man gut daran, jedem noch so kleinen 
Hoffnungspunkt zu folgen. 

Umgebung und die fremdartig gekleideten Gestalten in ihrer 

stummen Drohung wären für die Hilflosen noch zu ertragen 
gewesen, aber die bleichen Masken mit ihren hörnerartigen 
Auswüchsen und symbolischen Verzierungen trieb ihnen den 
Schweiß auf die Haut. Vier der vermummten Gestalten ließen 
ihre Finger auf kleinen Tamburins spielen, den berüchtigten 
Yaquitrommeln. Die beiden anderen, hochgewachsen und 
stämmig, zogen ihre Messer. 

Das alles geschah völlig lautlos, als hätten die Vermummten 

Angst, ihre Stimmen hören zu lassen. Empörung durchflutete 
Haggerty. Er versuchte wieder, sich aufzurichten und entdeckte 
erneut, daß sein Körper ihm nicht gehorchte. Er lag ganz still 
und fühlte, wie ihm der Schweiß ausbrach. 

Es war kein Traum, denn sein Verstand war klar und 

arbeitete normal. Und doch war ihm, als würde er das alles im 
Unterbewußtsein vernehmen, Wie in Trance. 

Der abscheuliche Maskenkopf, umgeben von gebleichtem 

Bast, neigte sich über ihn. Kalter Stahl blitzte in seiner Hand. 

»Höre«, kam es dumpf aus dem bewegungslosen, 

Mundschlitz. »Höre, Bleichgesicht, und stirb dann. Wir, der 
Rest der alten Rasse, haben keinen Streit mit den Indianern 
dieses Landes. Zwischen ihnen und uns gibt es weder 
Freundschaft noch Feindschaft. Wir sind seit langem mit 
diesem Tal verwurzelt, ein Häuflein noch, das sich an Zeiten 
erinnert, als wir die Herren des Landes waren. Und wir wollen 
mit den Weißen aus dem Norden nichts zu schaffen haben. Du 

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bist gekommen, um uns in einen Krieg hineinzuziehen, der uns 
nicht betrifft. Du mußt sterben!« 

John Haggerty spürte sein Blut einfrieren. Die ganze Szene 

stieß ihn ab. Mit schwerer Zunge lallte er: »Und Cochise, 
werdet ihr ihn freilassen?« 

»Wenn du tot bist, kann er gehen, wohin er will. Er ist ein 

roter Mann.« 

Die blitzende Klinge erhob sich zum Stoß. John Haggerty 

schloß die Augen und wartete auf den scharfen Schmerz des 
zustoßenden Messers. 

»Was ist passiert?« fragte Antoine, die Augen weit vor 
Entsetzen. 

»Ich weiß nicht. John ist tot. Ich sah ihn da liegen und seine 

gebrochenen Augen starrten zu den Sternen. Apachen!« brüllte 
Glenn Morrow zum Feuer hinüber. 

»Blöder Hammel! Du hast mir zu antworten, nicht denen dort 

drüben. Wo sind Apachen?« 

Glenn deutete zu den braunen Felsen. Seine Hand zitterte wie 

Espenlaub. 

»Hast du sie gesehen? Hast du einen gesehen, du …« 
»Nein!« heulte der verängstigte Mann. »Ich sah den Toten, 

einen von uns. Wer, außer Apachen oder Yaquis, kann ihn 
umgebracht haben?« 

»Komm mit!« Rich packte den völlig Verstörten beim Arm 

und zerrte, ihn aus dem Lagerkreis. »Zeig mir die Stelle.« 

Sie blieben beide wie angewurzelt vor John stehen. Er war 

tot, daran gab es nichts zu deuteln. In seiner Brust steckte bis 
zum Heft ein Messer. Verkrümmt wie ein zertretener Wurm lag 
er am Boden. Als ihn das Wurfmesser traf, war seine letzte 
Reaktion ein Griff nach dem Gewehr gewesen, aber er hatte es 
nicht mehr erreicht. 

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 85

Unheimliche Stille lag über dem Geröllhang, eine geradezu 

tödliche Ruhe, die nicht einmal von den Schreien der 
Nachtfalken unterbrochen wurde, die nach Fledermäusen 
jagten. 

Rich Antoine wirbelte herum und rannte zum Feuer. 

»Alarm!« schrie er. »Zu den Waffen!« 

Navarro trat ihm entgegen. 
»Schrei nicht so, du weckst die ganze Gegend auf. Sei still, 

laß uns lauschen.« 

Die Männer griffen zu ihren Waffen und zogen sich aus dem 

Lichtkreis zurück in die Schatten. Sie alle waren hartgesottene 
Revolvermänner aus dem Süden und dem Mittelwesten der 
Vereinigten Staaten, und so leicht waren sie nicht aus der Ruhe 
zu bringen. 

Antoine schüttelte Navarros Hand ab, machte einen Sprung 

zum Feuer und stieß das brennende Holz auseinander. Seine 
Stiefelsohle qualmte, als auch das letzte Stück Glut ausgetreten 
war. 

»Verdammt, was für eine Pest, in diesem Land leben zu 

müssen!« 

»Ein gutes Land«, sagte Navarro und grinste. »Ein bißchen 

wild, aber gut und zuverlässig, wenn man sich von ihm 
ernähren muß.« 

Wie er es meinte, wußte er nur selbst. Rich runzelte die Stirn 

und versuchte, ihn mit seinem Blick so lange festzuhalten, daß 
er trotz der Dunkelheit in seinen Zügen nachforschen konnte. 

Doch der Versuch mißglückte, und der Bandit aus Texas ließ 

es dabei bewenden. Mit dem Colt in der Hand stand er lauernd 
da und starrte in die Finsternis. 

Da war nichts, gar nichts, und seine grauen Augen wurden 

enger. Eiserne Finger krampften sich nun um seinen Magen. 
Gedanken an das Messer in Johns Brust belasteten ihn. Er hätte 
das Messer untersuchen sollen, aus der Wunde ziehen und 
seine Identität feststellen müssen. 

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Ein häßlicher Verdacht kam ihm. Weit und breit war nichts 

von Indianern zu bemerken, nicht einmal der Hauch von einer 
Rothaut. Trotzdem war ein Mann aus seiner Crew getötet 
worden. 

Langsam, ganz langsam drehte er sich zu Antonio Navarro 

herum. 

»Ihr Mexe könnt doch gut mit einem Messer umgehen, auch 

werfen, nicht wahr?« 

»Willst du was andeuten?« 
»Nicht unbedingt, Amigo. Es ist nur eine Frage.« 
»Um sie zu beantworten: ja, das können wir. Ich auch. Aber 

ich habe mein Messer noch. Willst du es sehen?« 

»Und deine Leute?« 
»Weiß ich nicht. Warte.« Er legte die Hände muschelförmig 

an die Lippen und rief gedämpft: »Muno! Paolo! Kommt mal 
her!« 

Sie kamen wie hungrige Wölfe angeschlichen, lautlos und 

gefährlich. 

»Wo sind eure Klingen? Zeigt sie vor!« 
Beider Messer steckten in Lederscheiden und hingen am 

Gürtel. 

»Gracias, Muchachos. Verschwindet und haltet die Augen 

offen.« 

Er drehte sich herum, setzte ein öliges Lächeln auf, das der 

Texaner jedoch nicht sehen konnte, und sagte mit leiser 
Stimme: 

»Doch Apachen oder Yaquis. Wir haben kein Interesse 

daran, die Kuh zu schlachten, die uns Milch gibt.« 

»Dafür kannst du dir nichts kaufen, Mr. Mex. Ich traue euch 

braunen Brüdern nicht über den Weg. Da mußt du schon einen 
anderen Song anstimmen, wenn du mich übertölpeln willst. 
Seit zwei Tagen kraxeln wir in diesen verdammten Bergen 
herum, ohne die geringste Spur von dem Tal der Yaquis, 
geschweige von der Höhle, zu finden, die in den Berg führt. 

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Alles Schwindel, Spic!« 

Antonio Navarro fuhr hoch, als hätte sein nackter Fuß einen 

Skorpion zerquetscht. 

»Kein Schwindel, Gringo. Jedes Wort ist wahr. Ich kann 

auch nicht zaubern, wenn deine Leute in der verkehrten 
Richtung suchen. Ich sagte immer, mehr im Süden suchen. 
Weiter im Süden ist die große Schleife des Rio Yaqui.« 

»Davon hast du Hundesohn nie etwas gesagt.« 
»Sag nicht Hundesohn zu mir, du blöder Gringo. Ich kann 

nichts dafür, wenn deine Leute dumm sind …« 

Ein gellender Schrei unterbrach ihn. Beide ruckten herum. 

Wie hingezaubert lagert ihre Revolver in den ausgestreckten 
Händen. Zwei Hähne knackten. 

»Was ist jetzt wieder los?« brüllte Rich Antoine. In seiner 

Stimme klang ein Unterton von Angst und Grauen mit. 

Die Stimme aus den Schatten antwortete: »Einer von uns ist 

tot, Rich, nur wer, weiß ich nicht.« 

»Forscht nach!« 
»Den Teufel werden wir tun. Ich lasse mich nicht gern aus 

dem Hinterhalt abschlachten. Geh selbst, wenn dir nichts 
Besseres einfällt!« 

»Mistbock!« 
»Selber einer. Geh doch, wenn du Mumm hast. Sieh nach, 

wer diesmal ins Gras biß. Vielleicht bist du der nächste.« 

Rich warf wieder einen unsteten Blick durch den Lagerkreis. 

Indianer waren mörderisch, und sie konnten im Dunkeln 
genauso gut kämpfen wie bei Licht. Angst beschlich ihn. 

»Hosen voll?« tönte hinter ihm Navarros Stimme. 
»Geh zur Hölle, Greaser!« 
Er tauchte zwischen Randklippen ein, suchte sich eine 

dunkle Ecke aus und verschwand darin. Den gespannten Colt 
hielt er in der Hand. Zunächst kämpfte er noch mit einem 
seltsamen, beklemmenden und ein wenig verwirrenden Gefühl, 
das er sich nicht erklären konnte. 

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Von Indianern war nichts zu sehen, und doch mußten sie in 

der Nähe sein, wie die Todesschreie bewiesen. Zwei seiner 
Leute hatten ins Gras gebissen, und mehr und mehr wurde er 
sich bewußt, daß er mit allen seinen Leuten in eine Falle 
gegangen war. 

Erdrückende Stille. Da, ein Schatten! 
Huschend wie ein Wiesel zuckte er an der Insel aus Yuccas 

vorbei und verschwand konturenlos. Antoine ließ den 
erhobenen Revolver wieder sinken. 

Schon wieder! 
Diesmal waren es zwei, die die Deckung von 

Gesteinstrümmern und trockener Vegetation suchten. Rich 
schoß von der Hüfte aus. Donnernd entlud sich der Schuß und 
schickte das Projektil genau in die Richtung, in der eine 
hellgekleidete Gestalt untertauchen wollte. 

Diesmal klang der Todesschrei anders als vorher. 
Er erstarb abrupt auf verzogenen Lippen, die im schnellen 

Ende zwei Zahnreihen freigaben. 

»Du hast einen erwischt!« schrie Hugh Monroe begeistert. 
»Ruhe!« 
Rich Antoine lauschte mit angespannten Sinnen. Er setzte 

sich in Bewegung, glitt wie eine große Echse durchs Unterholz. 
Wie durch einen Stromschlag zuckte er zusammen, als er über 
einen regungslosen Körper fiel. 

Zunächst blieb er liegen und lauschte. Er vernahm nichts. 

Vielleicht hatte das Auge Erfolg, wo das Ohr versagte. Noch 
eine Enttäuschung. Er konnte das Summen des Windes hören, 
der im Salbei raunte, aber keine Stimmen. 

Rich Antoine erschrak zu Tode, als sich vor ihm eine Gestalt 

aufrichtete, wie aus dem Nichts gewachsen, und das 
herabzuckende Messer sah. Spontan reagierte er. Sein Stiefel 
schoß vor, traf den Angreifer mit aller Härte in den Unterleib. 

Der Krieger überschlug sich rückwärts, stieß einen kehligen 

Schrei aus und wollte sein Messer nach dem verhaßten 

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Bleichgesicht werfen. Das Aufbrüllen aus Antoines Colt kam 
ihm zuvor. 

Er ging zu dem Gefallenen, stieß den starren Leichnam mit 

dem Fuß an und gab dem Messer einen Tritt. Ein Rascheln in 
seinem Rücken ließ ihn blitzartig herumschwenken. 

»Hast du ihn erwischt?« 
»Hugh, du bist der größte Idiot unter dieser Sonne! Weißt du 

auch, warum?« 

»Sag's mir.« 
»Wer sich von hinten an einen Freund heranschleicht, lebt 

meist nicht lange. Dämlicher Hammel!« 

Hugh beugte sich nieder und untersuchte die beiden Toten. 
»Yaquis«, sagte er. »Vorgeschobene Posten.« 
»Woher willst du das wissen?« 
Hugh Monroe lachte trocken. 
»Wenn sie mehr wären, hätten sie uns längst den Garaus 

gemacht. Das beweist mir, daß wir ganz in der Nähe ihres 
Tales sind. Wenn es hell wäre, könnten wir bestimmt die Höhle 
sehen, die in die unterirdischen Gänge führt. Höllentor!« Er 
lachte. »Verdammt will ich sein, wenn wir nicht ganz dicht 
dabei sind!« 

»Geh in Deckung«, erwiderte Antoine bissig. »Dein 

Wasserkopf gibt ein prächtiges Ziel ab, falls du dich nicht ein 
bißchen unsichtbar machst.« 

»Viel zu dunkel«, sagte Hugh unbekümmert. »Außerdem 

waren sie das alle. Mehr von den roten Bastarden schleichen 
bestimmt nicht…« 

»Was ist, wenn du unrecht hast?« unterbrach ihn Rich brüsk. 

»In einer halben Stunde geht der Mond auf. Wenn wir sehen 
können, werden wir auch gesehen. Sie haben die schärferen 
Augen. Was hältst du von dem Spic?« 

»Was soll ich von ihm halten? Aalglatt und glitschig wie 

Schmierseife. So sind sie doch alle, die mandeläugigen 
Bastarde.« 

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»Gib ein wenig auf ihn acht, klar? Nicht aus den Augen 

lassen, keine Sekunde, stets in Tuchfühlung bleiben.« 

»Okay, mach ich, Boß.« Hugh drehte sich um und warf einen 

spähenden Blick auf die grauen, braunen und gelben 
Felshänge. 

»Es wird bereits heller. Was ist das dort oben? Kannst du die 

große Mulde erkennen?« 

»Ja. Kommt mir höchst interessant vor. Vielleicht sind wir 

doch näher bei dem Tal als wir denken. Wollen wir?« 

»Wir beide?« 
»Natürlich. Die anderen bewachen unsere Rücken. Komm!« 
Jede Deckung ausnutzend, schlichen sie gebückt bis zur 

Basis der Felswand. Ein Ziegenpfad schlängelte sich schräg 
über den Hang. Im gleichen Augenblick schob sich der Mond 
hinter einer Wolkenbank hervor und warf sein volles Licht auf 
die eintönige Felslandschaft. 

»Dort«, rief Hugh aufgeregt und stieß mehrmals seinen 

ausgestreckten Finger in eine bestimmte Richtung. Rich 
Antoine sah die schlüsselförmige Mulde und das schwarze 
Loch dahinter. »Das ist es. Wir haben es geschafft.« 

Das blitzende Messer hing sekundenlang bewegungslos über 
John Haggerty. Er öffnete die Augen, starrte wie hypnotisiert 
auf die Klinge und erwartete den Todesstoß. 

Er kam nicht. 
Die Hand, die das Messer hielt, wurde von nervigen Fingern 

zur Seite gedrückt. Klirrend fiel die Waffe zu Boden. Ein 
Schrei gellte in Johns Ohren, der von Wut über Enttäuschung 
bis hin zum Schmerz alles ausdrückte. 

Cochise stand hinter dem Vermummten und schlang seinen 

muskulösen Arm um dessen Hals. 

»Laßt die Waffen fallen!« befahl Cochise den anderen. 

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»Schnell! Oder soll ich ihn erdrosseln?« 

Messer, Tamtams und Leuchten fielen zu Boden. Fünf 

Vermummte wichen bis an die Wand zurück. Cochise zerrte 
die sich wehrende Gestalt unter der mächtigen Holzmaske bis 
zu dem Altar, auf dem John ebenso nackt festgebunden lag. 

Ein schneller Schnitt, Johns rechter Arm war frei. Dann 

klatschte die Klinge mit dem Holzgriff auf seine Brust. In 
diesem Augenblick wußte John, daß er frei und die Gefahr, 
geschlachtet zu werden, vorbei war. Er befreite sich von der 
linken Schlinge und richtete seinen Oberkörper auf. 

»Gut gemacht, Häuptling. Was fangen wir mit den Kerlen 

an?« 

Cochise zögerte mit der Antwort. Mit einer Kopfbewegung 

deutete er auf die Kleidungsstücke neben den Opfersteinen. 

»Zieh dich an, Falke.« 
John beeilte sich. Als er die Stiefel überzog, vernahm er ein 

kurzes Rascheln und das Schlappen davoneilender 
Maisstrohsandalen. 

»Soll ich sie nicht aufhalten, Jefe?« 
»Laß sie, sie sind verblendet. Der hier genügt uns.« 
Cochise riß dem Zappelnden in seinem Arm mit der freien 

Hand das Ungetüm von Maske von der Schulter und warf sie 
angewidert zu Boden. Ein zerknittertes Blätterteiggesicht, 
umgeben von weißen Haarsträhnen, blitzte ihn wuterfüllt an. 

»Tezcatlipoca wird diesen Frevel bestrafen, Jefe!« 
»Schweige! Mörder!« schrie ihn Cochise an. Er übergab den 

Greis Haggerty, der ihn in den Würgegriff nahm und sich 
abwandte, als der Häuptling der Apachen seine Kleidung 
überstreifte. 

»Wer ist dieser runzelige Kürbis?« 
»Goh-in-ka, der Schamane der Yaquis.« 
»Ich verfolge die anderen«, sagte John Haggerty scharf. 

Cochise winkte ab. »Das wäre unklug, Falke. Warum, erkläre 
ich dir später.« 

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Cochise kam näher, blieb vor dem zitternden Alten stehen 

und sah ihm in die haßerfüllten Augen. 

»Du wolltest meinen weißen Freund ermorden, Goh-in-ka. 

John Haggerty ist ein Freund des roten Mannes und ein Freund 
der Yaquis. Warum?« 

»Tod den Spaniern und den Weißen!« 
Cochise gab dem Bündel Mensch einen Stoß, daß es gegen 

den Altar taumelte. 

»Du bist ein Narr, Schamane. Geh, ich halte dich nicht auf. 

Werden wir noch einmal angegriffen, schießen wir. 
Verschwinde!« 

Der Greis raffte seinen Plunder zusammen, unter anderem 

ein Pyritspiegel, der kultischen Zwecken diente, und 
verschwand in dem Stollen, um den anderen nachzueilen. 

Haggerty und Cochise sahen sich ernst und schweigend an. 
»Das wäre fast ins Auge gegangen, Chief. Woher kennst du 

den Greis?« 

»Ich sah ihn beim Feuer. Er hat keine Macht über Tehueco.« 
»Weshalb sollte ich die anderen nicht verfolgen und 

unschädlich machen?« 

»Wäre es klug gewesen, Pitcars Geheimnis zu lüften oder ihn 

gar zu töten?« 

John zuckte wie unter dem Schlag einer Peitsche zusammen. 
»Pitcar? Der Häuptlingssohn? Großer Gott, wer konnte das 

wissen?« 

»Ich erkannte ihn an seinen verzierten Sandalen, Falke. Ein 

Verblendeter und Fanatiker, der noch der alten Religion 
anhängt und seinem tapferen Vater keine Ehre macht. Gehen 
wir!« 

Sie waren beide angekleidet und gegürtet. John hatte seinen 

Revolver umgeschnallt, Cochise Messer und Tomahawk an 
sich genommen. 

John konnte sich nicht beruhigen und wedelte aufgeregt mit 

den Händen. »Warum wollte er mich töten? Ich sehe da keinen 

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Sinn.« 

»Es hat einen Sinn, Falke«, erwiderte Cochise in seiner 

knappen Art. »Einen widerwärtigen Sinn. Die Uralten waren 
damals schon religiöse Fanatiker, und ihre heutigen 
Nachkommen erinnern sich nur allzugern an die damalige 
Macht der Kaziken und Schamane und möchten die alten 
Zeiten wieder aufleben lassen. Hast du den glitzernden Spiegel 
gesehen?« 

John Haggerty erinnerte sich. Er nickte. »Was ist damit?« 
»Damals, bevor die Spanier kamen, benutzten sie die 

Pyritspiegel bei ihren rituellen Schlachtopfern. Ich wußte 
Bescheid, als Pitcar damit hereinkam.« 

»Welcher war der Häuptlingssohn?« 
»Der Große, der mit den breiten Schultern.« 
Cochise hatte kaum ausgesprochen, als ein mächtiges Getöse 

durch die Gänge klirrte. Ihm folgten Schüsse, Kriegsgeschrei 
und bösartiges Fluchen von Weißen. 

John und Cochise blickten sich an. Der Häuptling machte ein 

ernstes Gesicht. Seine Augen funkelten wie Obsidian-Splitter 
und wirkten so kalt wie ein Grönlandgletscher. 

»Die Überraschungen reißen nicht ab«, murmelte John 

Haggerty. »Frage: Was ist jetzt schon wieder los? Naiche?« 

Cochise verneinte mit einem Kopfschütteln. 
»Weiße«, antwortete er in seiner lakonischen Art. 
»Wie konnten die durch das Tal gelangen? Irrst du auch 

nicht, Chief?« 

»Indianer fluchen nicht«, war die kurze Antwort. »Die 

Männer suchen nach dem Gold der Franzosen«, fuhr er fort 
und runzelte die Stirn. 

Haggerty bewunderte seinen Scharfsinn, der stets genau den 

Kern der Sache traf. 

»Zugegeben«, erwiderte er. »Ganz Sonora weiß von dem 

Gold, aber woher wissen es Banditen? Um solche handelt es 
sich wohl, oder?« 

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Cochise gab keine Antwort. Unvermittelt setzte er sich in 

Bewegung und tauchte lautlos in den dunklen Schlund eines 
Tunnels ein, der zurück in die alte Richtung führte. Wohl oder 
übel mußte ihm John folgen. 

Geschrei und Gefechtslärm wurden lauter, klangen mit jedem 

Schritt näher, blieben aber für die beiden unerreichbar. Der 
Kampf mußte sich auf einer höherliegenden Ebene abspielen 
und nahm minütlich an Heftigkeit zu. 

So plötzlich wie er begonnen hatte, flaute er wieder ab. Ein 

paar Schreie verklangen in den Gängen und hallten nur kurz als 
Echo nach. 

»Sie sind abgeschlagen«, sagte Cochise und blieb stehen. 

Dunkelheit umgab sie. 

»Wollen wir's hoffen«, antwortete Haggerty und tastete sich 

an der Wand weiter voran. Eine Treppe sperrte seinen Fuß. Er 
betrat sie. John eilte aufwärts, gefolgt von Cochise, und er 
zählte unbewußt die Stufen. Als er aus der Mündung in den 
Quergang schoß, stolperte er über ein lebloses Bündel. Er 
kniete am Boden, sah nichts und verhielt sich still. Ein 
Streichholz wagte er nicht anzuzünden. 

Als sich nichts ereignete, betastete er den Toten. Zweifellos 

ein Weißer, stacheliger Bartwuchs bedeckte Gesicht und Kinn, 
und der Stetson, auf dem er lag, identifizierte noch genauer. 

Haggerty erhob sich. Seine Augen suchten die 

verschwommenen Umrisse des Häuptlings. Aber der lehnte 
hinter ihm an der Stollenwand und ließ ein leises Schnaufen 
vernehmen. »Du hattest recht, Jefe. Es sind tatsächlich weiße 
Banditen eingedrungen. Wer hätte das gedacht.« 

Hundert Yard weiter stießen sie auf einen weiteren 

Leichnam. Der Tote lehnte mit dem Rücken an der Wand und 
stützte den müde gewordenen Kopf auf die Brust. So war er 
gestorben, mit einer Kugel über dem Herzen. 

Beide verspürten den frischen Luftzug, als sie weiter zum 

Tor der Unterwelt eilten. Wenig später hob sich vor ihnen ein 

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transparentes Oval aus der ewigen Finsternis wie eine 
Milchglasscheibe. John Haggerty blieb stehen. »Was soll das 
nun wieder heißen?« 

»Ein Fuchs bewohnt keine Höhle mit nur einem einzigen 

Zugang.« 

Sie legten die kurze Wegstrecke im Schritt zurück, ständig 

darauf gefaßt, angegriffen zu werden. Als sie durch die 
Gangöffnung ins Freie traten, umfloß sie die Nacht mit Mond- 
und Sternenlicht. Ein Märchenland von erhabener, wilder 
Schönheit breitete sich vor ihren Augen aus. 

Das glitzernde Bett eines ausgetrockneten Sees dehnte sich 

vor ihnen bis zum jenseitigen Hang. Erodierte Rinnen 
durchzogen die Landschaft wie Streifen bei einem Zebra. 
Drüben war Wald, bescheiden und krüppelhaft zwar, aber er 
erklärte die konservierten Stämme in jenem Sumpf tief unter 
der Erde. 

»Das Geheimnis des Sumpfes ist geklärt, denke ich«, 

murmelte Haggerty und starrte wie verzaubert auf die 
nächtliche Landschaft. »Siehst du die Erhebungen da drüben, 
Cochise? Was sind sie?« 

»Tote Yaquis und Weiße. Die Weißen büßten für ihre 

Habgier und den Frevel, die Ruhe dieses Volkes zu stören. So 
wird es immer wieder sein, Falke. Die Gier nach Gold treibt sie 
ins Verderben. Der Große Geist möge ihnen gnädig sein. 
Komm, laß uns gehen!« 

Antonio Navarro stand bewegungslos im tiefen Schatten einer 
Felsnase, neben ihm Muno Garrido und Paolo Neyra. Zu dritt 
starrten sie zum flachen Plateau hinauf, auf dessen Hintergrund 
sich deutlich die Höhlenöffnung abzeichnete. Antonio grinste 
faunisch. 

»Wie dumme Kälber rennen sie zur Schlachtbank. So 

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einfältig können auch nur die Gringos sein. Suchen den Schatz 
der Yaquis, hahahaha!« 

Muno und Paolo stimmten in das Gelächter mit ein und 

hieben sich gegenseitig höchst belustigt auf die Schultern. 

»Dummköpfe von Gringos. Sie sind wirklich so dumm, daß 

sie schon die Schweine beißen. Hahahaha!« 

»Nicht so laut«, warnte Antonio und rieb sich genüßlich die 

tagealten Bartstoppeln. 

»Niemand mehr hier unten, außer uns«, sagte Muno und 

wollte sich ausschütten vor Lachen. »Der Hammel von einem 
Americano hat sie alle nach oben geholt. Wir sind ganz allein 
in diesem gesegneten Land, allein mit unseren und ihren 
Pferden. Wann gehen wir kassieren, Antonio?« 

»Wartet noch. Ich muß erst wissen, was oben auf dem 

Plateau geschieht.« 

»Die Yaquis werden sie abmurksen, das geschieht. Was 

meinst du, Muno?« 

Antonio antwortete statt seiner: »Daran liegt mir nichts. Die 

Kerle sollen Tehueco töten, das ist mein Ziel. Vorher können 
wir nicht vor Juárez hintreten.« 

»Warum nicht?« fragte Paolo Neyra Antonio. »Der fette 

Molch kann unsere Angaben doch gar nicht nachprüfen.« 

»Er kann und wird, verlaß dich drauf. Es gibt nichts 

Ausgekochteres als diesen Möchtegern-Präsidenten. Haltet die 
Ohren offen, Amigos.« 

»Du glaubst, er schickt jemand zu den Yaquis? Nie! Ich sage 

dir, daß er für alles Gold der Welt keinen Mann finden wird, 
der ein solches Risiko auf sich nimmt.« 

»Möglich, aber nicht wahrscheinlich. Diesem Juárez traue 

ich nicht über den Weg. Der Oaxaca-Indianer hat's faustdick 
hinter den Ohren.« 

Er drehte sich rundum, schickte seine Augen im Kreis. 
»Sind wir wirklich allein? Muchachos, habt ihr euch davon 

überzeugt?« 

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»Allein wie bei der Erschaffung der Erde. Sie sind dort oben, 

alle ohne Ausnahme«, antwortete Muno und belüftete seine 
Mandeln durch ein Gähnen. 

Paolo Neyra setzte hinzu: »Dieser räudige Hundesohn von 

einem Gringo holte sie alle zu sich, als er die Höhle sah. Wenn 
ich nicht irre, beginnt der Zauber gleich.« 

»Na, na«, entgegnete Antonio zweifelnd. »Die Gringos sind 

besser bewaffnet und verstehen ihre Revolver zu gebrauchen.« 

»Warten wir es ab.« 
Sie brauchten nicht lange zu warten. Ein Schuß fiel oben im 

Becken, der zweite schickte seinen rollenden Donner gleich 
hinterher. Im Anschluß daran krachte eine Salve, daß sie 
glaubten, der ganze Berg wackele. 

Zu sehen war kaum etwas. Für ein bloßes Auge war die 

Entfernung zu groß. Ein paar mausgroße Schatten waren 
flüchtig wie Blütenstaub auszumachen. Nur die Akustik 
manifestierte sich in einem langgezogenen Heulen und 
Todesschreien. 

»Die Yaquis haben sie beim Wickel«, sagte Antonio. 

»Donnerwetter, die gehen aber ran!« 

Was auf dem Plateau wirklich geschah, konnten die drei 

Desperados nicht einmal ahnen. Wahrscheinlich wären sie 
längst auf und davon gerannt. 

Stakkatoartig prasselten die Gewehr- und Revolverschüsse, 

ausgefüllt von sporadischem Feuer. Dazu drang das 
Kriegsgeschrei der Yaquis in ihre Ohren. 

Nach etwa einer Stunde ließ das Feuer nach. Beklemmende 

Stille legte sich über die Wildnis, eine Stille, die nur 
gelegentlich von einem einzelnen Schuß unterbrochen wurde. 

Antonio wußte, was das zu bedeuten hatte. Die Indianer 

waren Sieger geblieben und töteten mit den erbeuteten Waffen 
die Verwundeten. 

»Das war's«, sagte er, aber diesmal versagte er sich ein 

Grinsen. »Machen wir, daß wir verschwinden, bevor sie 

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herunterkommen und nach den Pferden suchen.« 

»Weg? Wohin? Uns fehlt der Beweis für Juárez.« 
»Hör zu, Paolo. Wir bekommen dicken Ärger, wenn sie uns 

erwischen. Ich habe da eine Idee.« 

»Laß hören.« 
»Ein Indianerskalp ist so gut wie ein anderer, meint ihr nicht 

auch?« 

»Worauf willst du hinaus?« Muno quetschte die Worte durch 

die Lippen, als seien sie mit Stacheln behaftet. 

»Hinter den Steinen dort drüben liegen zwei tote Krieger. 

Einem von ihnen wird's nichts ausmachen, wenn er ohne Skalp 
in seine Ewigen Jagdgründe kommt. Geh hin, Muno, und 
schneide ihm das Haar ab.« 

»Was denn, ich soll einen Toten skalpieren?« 
Entsetzen klang aus Garridos Stimme und Ekel. 
»Meinst du, es tut ihm noch weh? Wenn du Schiß hast, gehe 

ich.« 

Er verschwand. Muno und Paolo wechselten einen 

sprechenden Blick. Schritte. Antonio Navarro kehrte schon 
wieder zurück und schwang die Kopfhaut eines Yaquis an den 
langen Haaren. 

»Das genügt«, sagte er kalt. »Jetzt verduften wir.« 
»Ob sie alle getötet wurden?« fragte Mono. 
»Alle sicher nicht. Die Indianer sind hinter ihnen her und 

jagen sie durch die Berge. Das gibt uns die nötige Zeit, 
unbemerkt zu verschwinden. Adelante, Amigos!« 

Mit einem letzten Blick auf den Eingang zur Unterwelt 

drehte er sich herum. Aber er zögerte. Was war das dort oben 
gewesen? Zwei Gestalten traten vorsichtig aus der 
Stollenöffnung und verweilten im hellen Mondlicht. 

Antonio konnte sie deutlich erkennen. Der hochgewachsene 

Indianer deutete auf einen Punkt, den Antonio nicht erkennen 
konnte. Beide, der Weiße und der Indianer, gingen zu jenem 
Punkt und knieten dann nieder. 

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»Was treiben die dort oben?« Munos Stimme war voller 

Unglauben. »Das sind keine Yaquis.« 

Antonio gab keine Antwort. Er starrte in die Höhe und 

versuchte zu ergründen, mit was sich die beiden Männer 
beschäftigten. Abrupt fiel es ihm ein. 

»Die sind auf einen Verwundeten gestoßen. Jetzt wird's 

kritisch.« 

»Warum?« 
»Sie werden erfahren, was sie besser nicht wissen sollten. 

Der Sterbende, oder was er immer ist, wird sich alles von der 
Seele reden.« 

»Mierda!« Muno spuckte zur Seite. »Und wer sind die 

beiden?« 

»Cochise und sein weißer Freund.« 
»Was, der Chiricahua?« 
»Kein anderer. Der Americano nennt sich Haggerty, John 

Haggerty.« 

»Man sollte ihnen 'ne Kugel vor den Latz geben.« 
»Nonsens. Das würde bedeuten, sämtliche Yaquis auf den 

Fersen zu haben. Sie sind mit den Chiricahuas eng befreundet. 
Machen wir, daß wir wegkommen, Amigos.« 

»Zu Juárez?« 
Antonio nickte. »Kassieren, dann nach Norden zu unseren 

Freunden. Zusammen reiten wir nach Arizona und sehen uns 
ein bißchen nach lohnenden Geschäften um. Ist das nach eurem 
Geschmack, Muchachos?« 

»Klar«, sagte Patolo, »hauen wir ab!« 

Cochise und Haggerty hatten von dem Schwerverwundeten, 
der unter ihren Händen starb, erfahren, warum der Angriff der 
Weißen auf die Yaquisiedlung erfolgt war. 

»Gold«, murmelte Cochise verächtlich. »Immer wieder 

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Gold.« 

John gab keine Antwort. In seinem Herzen stimmte er 

Cochise zu, aber … Nun, es lohnte nicht, weiter darüber 
nachzudenken oder gar Worte zu verlieren. Der Apache und er 
konnten die Menschen jener Region nicht ändern. 

»Reiten wir zu Juárez«, sagte Cochise und warf einen Blick 

auf die Sterne. »Es wird bald Tag werden, Falke.« 

»Moment mal!« rief John, »womit wollen wir reiten? Wir 

haben keine Pferde.« 

Cochise deutete auf die Tunnelöffnung. 
»Ich kenne den Weg«, sagte er. »Bei Tagesanbruch können 

wir reiten.« 

»Du glaubst also, was der Sterbende gesagt hat?« 
»Wer auf der Schwelle des Todes steht, lügt nicht. Ich glaube 

ihm.« 

Die Dunkelheit der Gänge nahm sie wieder auf. Und 

während sie treppauf, treppab ihren Weg verfolgten, fielen 
John Haggerty wieder die Abenteuer ein, die sie unten erlebt 
und zusammen durchgestanden hatten. 

Endlich traten sie in eine Wohnhöhle, um deren erkaltete 

Feuer sich schnarchende, grunzende und im Schlaf röchelnde 
Sippen gruppierten. Die Minuten schlichen so langsam 
vorüber, daß man förmlich hören konnte, wie Cochise und 
Haggerty ihre Füße durch den raschelnden Sand schleppten. 

Doch auch dies ging vorüber. Als sie im verblassenden 

Sternenlicht vor der Höhle standen, röchelten die Schläfer 
hinter ihnen ungestört weiter. 

Nichts war verändert worden – von einer bemerkenswerten 

Ausnahme abgesehen. Dämonisch glühten die Feueraugen der 
erlöschenden Feuer im Tal. Aber kein Krieger saß an ihnen, 
kein Tamtam ertönte, und wenn man wie Cochise und John 
über das große Tal blickte, sah man weder Pferde noch 
Nutztiere. 

»Sind dort drüben«, sagte Cochise und deutete nach Osten. 

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Die Tiere wurden am Abend zur großen Flußschleife getrieben, 
wo sie Wasser und genügend Futter fanden. Am Morgen 
wurden sie dann wieder ins Tal zurückgebracht. 

»Wo ist Naiche?« fragte John und sandte suchend seine 

Blicke umher. 

»Der weiß, was er zu tun hat. Er wartet auf Ulzana.« 
»Ulzana? Hast du ihn hergerufen?« Cochise nickte. »Gehen 

wir, Falke; Bei Tagesanbruch müssen wir in der Ebene sein.« 

Das Flüstern Haggertys war ein bißchen atemlos, was im 

Angesicht der schlafenden Yaquis begreiflich war. 

»Warum ist Ulzana unterwegs, Chief?« 
»Eine Vorsichtsmaßnahme. Naiche wird sich um ihn und die 

Krieger kümmern.« 

Sie gingen hintereinander den Saumpfad hinab und verließen 

das Tal. Im Osten graute der neue Tag und ließ mit seinem 
ersten Licht die Sterne verblassen. Der Mond hatte sich 
inzwischen längst zur Ruhe begeben. 

Sie stießen auf Wachen, als sie das Rauschen des Rio Yaqui 

hörten. Wie aus dem Boden gewachsen standen sie vor ihnen 
und richteten die Läufe ihrer vorsintflutlichen Mausergewehre 
auf Cochise und Haggerty. 

»Wollt ihr die Freunde der Yaquis erschießen?« 
Die Gewehrläufe senkten sich. Betreten glotzten drei Krieger 

den Häuptling und John Haggerty an, schüttelten die Köpfe 
und wagten kein Wort der Erwiderung. Cochise war in Sonora 
in aller Munde und zur lebenden Legende geworden. Von dem 
Weißen hatten sie viel gehört und respektierten ihn. 

»Wo sind unsere Pferde?« fragte Cochise den jungen Krieger 

und sah sich um. Dem Yaqui versagte die Zunge. Vor lauter 
Ehrfurcht fand er keine Worte, nickte wie ein Taubstummer 
und deutete auf ein Gehölz. 

Sie gingen beide hinüber und drangen durch die Büsche. 

Man hatte die Apachenponys von den anderen abgegrenzt, und 
das hatte einen guten Grund: Sie vertrugen sich nicht mit 

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anderen Pferden und bissen sich mit ihnen. 

Cochise steckte zwei Finger in den Mund und stieß einen 

schrillen Pfiff aus. Sein Pinto löste sich aus der grasenden 
Gruppe und trabte zu seinem Reiter. Haggerty machte es nicht 
anders. Armeepferde waren darauf geschult, einem bestimmten 
Zeichen ihrer Reiter unverzüglich zu folgen. Das konnte in der 
Wildnis lebenswichtig sein. 

John stellte befriedigt fest, daß sein Pferd unter dem Sattel 

ging. Er zog die Gurte stramm an und tätschelte dem Braunen 
den Hals. 

»Langeweile gehabt, mein Junge?« Das Pferd schnaubte 

zufrieden. John lächelte. Wenn er mit seinem Reittier allein 
war, sprach er oft mit ihm. Aus alter Gewohnheit tat er das 
auch heute. 

»Nun denn, machen wir Bruder Juarez unseren Besuch.« 
Seite an Seite verließen sie den Weideplatz und kreuzten 

weiter oben bei der Furt den Fluß. Bei Sonnenaufgang waren 
sie bereits auf der Ebene. Als sie über einen Hügel ritten, 
zügelte Cochise seinen Pinto. Seine Hand zeigte auf eine, hohe 
Staubwolke. 

»Ulzana!« sagte Cochise stolz. 
»Großer Gott, was treibt er dort?« 
»Er jagt Gelbhäutige.« 
Der Staub wurde dünner und lichtete sich ganz, als die 

dahinfegende Pferdeherde auf festes Gestein geriet. Drei Reiter 
trieben eine Remuda von mehr als zehn gesattelten Pferden. 
Hinter ihnen her preschten kleine, zähe Ponys der Apachen, 
und das Geschrei, das die Krieger vollführten, drang bis auf 
den Hügel hinauf. 

Die Jagd konnte nicht lange dauern. Es ließ sich nicht 

umgehen, daß die Chiricahuas sekündlich aufholten und 
schnelle Flankenreiter vorschickten. Antonio Navarro erkannte 
die Gefahr, rief seinen Spießgesellen Kommandos zu und gab 
seinem Andalusier die Radsporen zu fühlen. Mit steigender 

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Geschwindigkeit raste das edle Pferd über die Ebene und 
entfernte sich von der Remuda. 

Muno und Paolo folgten ihrem Anführer und überließen die 

Pferde der Weißen den Apachen. 

»Das sind sie«, sagte Haggerty überflüssigerweise. »Wir 

brauchen nicht erst lange nach Spuren zu suchen. Begrüßen wir 
Ulzana.« 

Sie trieben ihre Pferde wieder an und gelangten in das breite 

Tal, das in die Sandebene auslief. Wildes Geschrei empfing sie. 
Die Krieger schwangen ihre Waffen und brüllten einzeln und 
im Chor: 

»Cochise!« 
Als der Hexensabbat abklang, mußte der Häuptling Hände 

drücken, ein Lob aussprechen und sich den Bericht Ulzanas 
anhören. John Haggerty beachteten die ausgelassenen Krieger 
nicht. 

Cochise berichtete kurz, was geschehen war. Er gab Ulzana 

den Auftrag, zu den Yaquis zu reiten, ihnen die Beutepferde zu 
überlassen und sich mit Naiche zu vereinen. Danach trennten 
sie sich von der wilden Horde. 

Am Nachmittag kreuzten sie einen anderen Fluß. Der Abend 

sah sie auf einem felsigen Kamm und der aufgehende Mond 
sandte sein mildes Licht. 

Die Zeltwände bewegten sich in der kühlen Abendbrise. Juárez 
stand hinter seinem Schreibtisch auf und schickte einen 
scharfen Blick zu den drei schmutzigen Gestalten im 
Zelteingang. Er war allein. 

»Wie sind Sie an den Posten vorbeigekommen?« 
Navarro fletschte die Zähne. 
»Ich hielt ihnen Tehuecos Skalp unter die Nase und sie fielen 

in Ohnmacht, Senor Präsident.« 

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»Abscheulich! Obszön! Was wollen Sie?« 
Antonio Navarro schleuderte den Yaquiskalp Juárez vor die 

Füße und streckte ihm die flache Hand entgegen. 

»Geld, Señor, die versprochene Restbelohnung.« 
»Wozu bringen Sie dieses schreckliche Ding da mit?« 
»Dafür. Es ist die Kopfhaut des Kaziken. Wie anders sollten 

wir sonst seinen Tod beweisen?« 

»Das ist… das …« Benito Juárez versagte die Stimme. Ekel 

würgte ihn. »Sie erschossen und skalpierten ihn?« 

»Wie Sie sehen, Señor Juárez. Geben Sie uns den Rest der 

Belohnung, wie es vereinbart war, und wir werden Sie von 
diesem schrecklichen Ding da befreien.« 

Juárez blickte an den drei Mexikanern vorbei. Seine dunklen 

Augen wurden starr, und sie weiteten sich ungläubig. Zwei 
hochgewachsene Männer waren hinter den Desperados 
eingetreten. Sie verhielten sich still. 

Haggerty war gespannt, wie Juárez sich aus der Schlinge 

ziehen würde und hatte nur Augen für ihn. Cochise richtete 
sein Augenmerk auf die Banditen. Nichts ahnend von der 
Gefahr, die hinter ihnen lauerte, setzten sich die Desperados in 
Positur. 

Juárez starrte sie immer noch an, an ihnen vorbei, und 

schließlich senkte er den Blick. John ahnte, was in dem Mann 
vorging. Seine Rechnung war nicht aufgegangen, und seine 
Intrige, die er als politischen Schachzug angesehen hatte, kam 
wie ein Bumerang auf ihn zurück. 

Nicht Tehueco hatte er töten lassen wollen, sondern den 

Anführer einer Banditenbande, die brutal das Land und dessen 
Bevölkerung terrorisierten. Seine Rechnung war indes nicht 
aufgegangen und mußte korrigiert werden. 

»Ich … Nein, so habe ich das nicht gemeint, Señores. Von 

Mord war keine Rede, nicht auf so brutale und ekelhafte Art.« 

»Schnauze!« zischte Navarro. Seine Hand glitt zur Hüfte. 

»Her mit den goldenen Mäusen, sonst knallt's!« 

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»Ich werde die Posten rufen.« 
»Du wirst hübsch brav sein, dein Maul halten und die Kohlen 

herausrücken. Nun, wird's bald?« 

Die Hände der drei Mexikaner legten sich um die 

Griffschalen der Revolver. Eine drohende Geste, aber auch 
eine tödliche. Für Juárez, oder auch für sie selbst? 

»Die Pfoten von den Revolvern, Greaser!« 
Navarro überlief es eiskalt. Die Stimme in seinem Rücken 

klang hart wie brechendes Eis. Alle drei wagten nicht sich 
umzudrehen, nicht einmal Luft zu holen. Sie standen da, als 
hätten sie einen Ladestock verschluckt. Hölzern und wie 
abgezirkelt waren ihre schwachen Bewegungen. Der nächste 
Befehl kam und wurde mit der gleichen Gefühllosigkeit 
vorgetragen wie der erste: 

»Abschnallen! Dalli, Greaser! Eine falsche Bewegung von 

euch, dann knallt's!« 

Muno und Paolo griffen gleichzeitig zur Gürtelschnalle. 

Antonio Navarro zögerte, weil er sich trotz der mißlichen Lage 
noch eine Chance ausrechnete. Sie war gering, aber trotzdem 
eine Chance, den Kerl hinter ihm mit einer schnellen Drehung 
und einem Schuß zu erwischen. 

Juárez starrte wie benommen auf die Szene. Er vergaß alles 

um sich herum, sogar die Möglichkeit, hinter dem Schreibtisch 
in Deckung zu gehen. Unbeweglich, wie zur Salzsäule erstarrt, 
war er nicht einmal in der Lage, die Hand zu heben und Worte 
zu formulieren. 

Als die beiden schweren Patronengürtel auf den harten 

Lehmboden polterten, sah Navarro seine Chance gekommen. 
Wie eine Katze glitt er um seine Achse und zog. 

John Haggerty ließ ihn bis zu einem bestimmten Punkt 

gewähren. Der war erreicht, als der Desperado die 
Kehrtwendung vollendet hatte und den Colt aus dem Halfter 
riß. Die donnernde Detonation entlud sich und brachte die 
Zeltwände zum Schwingen. 

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Ein zweiter Schuß, wahllos und ohne Kraft abgefeuert, fuhr 

vor John in den Boden und schickte eine Wolke von 
Pulverdampf in seine Richtung. Navarro ließ die Waffe fallen, 
schickte sich an, ihr zu folgen und brach mit einem trockenen 
Schluchzen in die Knie. 

Cochise war schon bei den beiden anderen und hieb ihnen 

die stumpfe Seite des Tomahawks auf die Schädel. 
Anschließend fesselte der Häuptling die Banditen. Um Navarro 
brauchte er sich nicht mehr zu kümmern. Der war tot. 

»Sie haben den Mann vor meinen Augen getötet. Heilige 

Mutter Gottes, mußte das sein?« 

»Sie haben Ihren Teil zu dem Morden beigetragen, Señor 

Juárez«, erwiderte John Haggerty kalt. »Seien Sie froh, daß es 
so gut für Sie auslief. Wären wir zehn Minuten später 
gekommen, lägen Sie jetzt statt seiner am Boden.« Er deutete 
auf Navarro, wandte sich Cochise zu, der Juárez grimmig 
fixierte. 

»Jefe, es wird Zeit«, sagte er ruhig. »Señor Juárez wird 

seinen Abscheu vor Toten überwinden und das Geld in 
Navarros Taschen finden. Mit den gefesselten Desperados mag 
er tun, was ihm beliebt. Adios, Mr. Präsident! Falls Sie wieder 
einmal Lust haben, sich politisch zu betätigen, dann tun Sie es 
in Mexiko City vom grünen Tisch aus. Hasta la vista, Señor!« 

»Warte, Falke.« Cochise trat auf ihn zu und ergriff seinen 

Arm. »Ich werde zuerst nachsehen, ob die Luft draußen rein 
ist.« 

»Hast du was gehört?« 
»Stimmen. Man kann die Schüsse nicht überhört haben.« 
»Okay, Chief. Ich werde inzwischen deine beiden 

Wickelkinder bewachen.« Johns Stimme klang unbeschwert 
und fast heiter. »Aber laß mir dein eisernes Schlafmittel hier, 
falls die beiden etwas zur Beruhigung brauchen.« Er deutete 
auf den Tomahawk in Cochises Gürtel. 

Cochises erheitertes Lächeln war kurz und flach, aber 

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herzlich. Er reichte John das Kriegsbeil, der es wie spielerisch 
in der Hand wog und mit Verblüffung seine Schwere 
feststellte, Cochise kam schon kurze Zeit später wieder zurück. 

»Sie rotten sich zusammen. Der Abtrünnige soll vors Zelt 

treten und ein paar Worte zu seinen Leuten sprechen.« 

John gab Juárez mit dem Beilstiel einen Wink. 
»Wollen Sie uns ein wenig den Weg ebnen, Señor? Ich 

denke, das ist für beide Teile besser so. Meinen Sie nicht 
auch?« 

Juárez kam durch die langgestreckte Feldbehausung und trat 

vor das Zelt. Pathetisch hob er beide Arme. Sofort trat Ruhe 
ein, eine Ruhe, in der man das Knistern der Spannung förmlich 
heraushörte. 

»Muchachos, diese beiden Caballeros retteten mir das Leben. 

In meinem Zelt liegt ein Toter. Schafft ihn heraus. Und die 
beiden Gefesselten bringt ihr in den Calabozo. Ihnen wird der 
Prozeß wegen Hochverrats gemacht. Adelante, Muchachos!« 

Männer brüllten begeistert und ließen Juárez hochleben. Das 

Geschrei wollte kein Ende nehmen. Als sich der Präsident 
Cochise und Haggerty wieder zuwenden wollte, waren sie wie 
vom Erdboden verschluckt. 

Er ahnte den Verdruß, bevor sie zu der Anhöhe kamen, die 
ihnen einen Weitblick auf den Canyon und die letzten vierzig 
Meilen ihres Weges nach Arizona gestattete. 

Sie rochen den Rauch gleichzeitig und wußten, daß er nur 

von einem Lagerfeuer stammen konnte. Weit und breit gab es 
so nahe der Grenze keine Ansiedlung, außer den Städten 
Nogales, Naco und Agua Prieta. Aber die waren weit weg. 

Cochise hielt sein Pferd an und schnüffelte wie ein Jagdhund. 

John Haggerty tat es ihm nach, erging sich anschließend aber 
nicht in Mutmaßungen über die Herkunft des Brandgeruchs, 

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sondern überließ es dem Chiricahua und dessen besserer Nase, 
mit diesem Problem fertigzuwerden. 

»Lagerfeuer«, sagte Cochise wenig später. 
Ebenso kurz fragte John; »Naiche und die Krieger?« 
Cochise schüttelte den Kopf. Er deutete nach Westen, gab 

aber keine weitere Erklärung ab. Nach einer Weile sagte er: 
»Großes Feuer. Dumme Weiße.« 

»Warum dumm?« 
Cochises Hand kreiste rund um den Hügel. »Land der 

Chiricahuas. Sie sind überall.« 

Haggerty verstand. Ihn drängte es, nach Tucson in das 

Militärlager zu kommen, um General Howard Bericht über das 
Gelingen seiner Mission zu erstatten. Trotzdem ließ er keine 
Vorsicht außer acht. 

»Sehen wir nach«, antwortete er kurz. Cochise liebte lange 

Reden nicht, wenn man es mit wenigen Worten sagen konnte, 
und der Weiße wußte das. 

Sie trieben ihre Pferde an und ritten über die Hügelflanke in 

das dunkle Tal hinunter. Der Rauch wurde stärker. Die Sonne 
war lange vorher untergegangen, trotzdem war es noch 
drückend schwül. John wischte sich den Schweiß vom Gesicht 
und machte sich Gedanken über die Leute, die leichtfertig ein 
großes Feuer unterhielten, und das auf dem Territorium der 
Chiricahuas. 

Nach einer Weile hielt Cochise bei einem Speerdorngestrüpp 

an und schwang sich von seinem Pinto. John Haggerty machte 
es ebenso und knüpfte die Zügel um einen starken Ast. 

»Ich gehe nachsehen«, sagte Cochise gedämpft. 
»Jefe, ich komme mit.« 
Zu Fuß schlichen sie durch den dunklen Schlund weiter. Der 

Feuerrauch wurde stärker, und bald darauf sahen sie einen 
Lichtschein, der flackernd über die Hänge kroch und eine 
gespenstische Szene beleuchtete. 

Wie von Zauberhand weggewischt war und blieb Cochise 

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vom Erdboden verschwunden. John suchte nicht lange. Er ließ 
sich zu Boden und kroch, jede Deckung ausnutzend, weiter. 
Rechts von sich vernahm er ein gedämpftes Knistern und 
Knirschen. Cochise räumte trockene Äste und Zweige und 
zundertrockene Kakteen zur Seite. 

Zwischen dem Feuer und ihrem Standort lag eine Yuccainsel 

im vollen Blütenstand. Ein betäubender Duft zog durch den 
Canyon. Als hätte ein mitleidiger Gott ein Einsehen mit der 
Monotonie der Landschaft gehabt, ließ er auf dem trockenen 
Boden Pflanzen wachsen, die ihre Bedürfnisse mit dem Tau der 
Nacht stillten. 

Diese Yuccas waren Johns Ziel. Cochise hatte den gleichen 

Gedanken gehabt, denn nach wenigen Metern trafen sie wieder 
aufeinander und ringelten sich wie Schlangen ihrem Ziel 
entgegen. 

Das Feuer war wirklich leichtfertig groß und schickte Rauch 

und einen Funkenregen wie einen Meteoritenschwarm zum 
Himmel. Sechs Männer in malerischer Kleidung hockten mit 
untergeschlagenen Beinen vor den Flammen und redeten 
unbekümmert miteinander. 

Johns Blick glitt in die Runde. Er zuckte heftig zusammen 

und hätte beinahe einen lauten Ruf des Entsetzens ausgestoßen. 
Cochise an seiner Seite knirschte hörbar mit den Zähnen und 
ballte die Hände in grimmiger Wut. 

Hinter dem Feuer, schon fast im Schlagschatten des 

aufstrebenden Hanges, standen wenige Säulenkakteen wie 
Finger der Mahnung in der Nachtschwärze. Ihre Arme 
streckten sich melancholisch zur Seite, und das Bild, das sich 
den beiden Lauschern bot, war das des Gekreuzigten. 

In John Haggerty sprang der kalte Zorn wie ein bösartiges 

Raubtier auf. 

Am liebsten wäre er aufgesprungen und hätte sich auf die 

Kerle am Feuer gestürzt, um sie mit seinen Händen zu 
erdrosseln. 

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Cochises Hand glitt zu ihm und legte sich fest und mahnend 

um seinen Unterarm. Aber John spürte, wie diese Hand zitterte. 
Empörung drängte sich auf seine Lippen, Empörung und 
Rachegefühle, die er nur mühsam beherrschen konnte. 

Was sich seinen Augen darbot, war so entsetzlich, daß er an 

seinem Verstand zweifelte. An drei mächtigen Kakteen hingen 
Nahlekadeya, Cochises zweite Frau, Tla-ina, Cochises 
Schwester und Nahaye, dessen Sippe bei Agua Prieta von den 
Federales massakriert worden war. 

Cochise rückte ganz nahe an John heran und hauchte an 

seinem Ohr: »Sieh dir den Hintergrund an, Falke. Erkennst du 
unsere Chance?« 

John studierte das Gelände vor ihnen. »Ich bin deiner 

Meinung«, hauchte er zurück. »Dort führt kein Weg mehr 
weiter.« Geröllschutt und die Fächerhalde aus Bruchsteinen 
würden ein Anschleichen erlauben. 

»Mehr kann man nicht verlangen. Riskieren wir es.« 
Cochise kroch schon davon. Er mußte einen Umweg wählen, 

um nicht im zufälligen Aufflackern des Feuers gesehen zu 
werden. Nach etwa einer halben Stunde hatten sie es geschafft 
und lagen zwischen Felsbrocken und Unkraut wenige Meter 
hinter den Riesenkakteen. 

Haggerty mußte ein Keuchen unterdrücken und seinen Atem 

zur Ruhe zwingen. Dabei rieb er sich den Schweiß aus den 
Augen und kroch an Cochises Seite. Wieder drückte die Hand 
des Häuptlings Johns Unterarm. 

Schweigend deutete er nach vorn. Er streckte den 

Zeigefinger aus und krümmte ihn zur Erde. Er erwartete und 
verlangte keine kollektive Entscheidung von seinem weißen 
Freund. Haggerty war Individualist genug und mit dem Land 
vertraut. John verstand ihn. 

Zentimeter für Zentimeter kroch der Häuptling vorwärts, die 

blanke Klinge zwischen den Zähnen. Noch zwei Schritte, und 
er lag hinter Nahaye. 

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Vom Feuer brüllten Stimmen und Gelächter. Ein 

krummbeiniger Mexikaner stand auf, warf die Arme wie 
Windmühlenflügel und krähte wie ein liebestoller Hahn: 
»Schlagt euch weiter die Bäuche voll, Amigos. Ich werde mich 
derweil mit der süßen, kleinen Rothaut befassen. Ihr habt doch 
nichts gegen ein …« 

»Halt!« rief einer der Weißen, ein Mann mit Bart und breiter 

Brust. »Laß deine schmutzigen Finger von ihr, Spic. Die habe 
ich für mich bestimmt. Nimm dir die andere, wenn dir danach 
ist!« 

Der Rest der Kerle lachte obszön und geizte nicht mit 

schmutzigen Bemerkungen. John erschrak, wenn einer der 
Outlaws sich den Gefangenen näherte, mußte er Cochise und 
auch ihn sehen. 

Jetzt kam es darauf an. 
John setzte sich wieder in Bewegung, und seine 

schmerzenden Hände trugen den schweren Körper weiter den 
Gefesselten entgegen. Cochise war bereits bei Nahlekadeya 
und hob im Liegen das Messer. John sah, wie er zuerst die 
Handfesseln und danach die Stricke um die Beine zerschnitt. 

Schweiß blendete John. Aber er gab nicht nach und schaffte 

es bis zu Tla-ina mit dem Aufgebot seiner ganzen Kräfte. Sein 
Hauchen war kaum zu hören. 

»Ich bin's, John«, flüsterte er. »Ruhig, Sanfter Wind, ganz 

ruhig.« 

In Tla-inas Gesicht bewegte sich kein Muskel. Unverwandt 

starrte sie zum Feuer, als hätte sie Johns Worte gar nicht 
gehört. John zerrte sein Messer aus der Scheide und setzte die 
Klinge zum Schnitt an. John hatte gehofft, die Befreiung ohne 
weiteres Blutvergießen bewerkstelligen zu können, doch er 
irrte. Der krummbeinige Mex kam herüber und ging zu 
Nahlekadeya. Ein süffisantes Grinsen der Erwartung bedeckte 
seine Züge. 

Johns Messer zerschnitt Tla-inas Stricke, danach wandte er 

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den Kopf und sah zu Cochise hinüber. Der Jefe hatte sein 
Messer weggesteckt und hielt das Kriegsbeil in der Hand. 

Sein Gesicht wirkte wie starre Bronze, unbelebt, wie durch 

eine innere Kälte erstarrt, richtete er sein Augenmerk auf den 
näherkommenden Mexikaner. Der war so mit sich selbst und 
seinem Vorhaben beschäftigt, daß er den am Boden kauernden 
Indianer gar nicht bemerkte. Er blieb vor Nahlekadeya stehen, 
griff ihr an die Brust und … sah ein augenblickliches Blitzen 
und Funkeln vor sich, bevor das Tomahawk ihn traf. 

Mit einem gräßlichen Entsetzensschrei brach er tot 

zusammen. Cochise sprang auf, stieß den schrillen Kriegsruf 
der Chiricahuas aus und warf dem vorspringenden Nahaye sein 
Messer zu. 

John blieb noch den Bruchteil einer Sekunde wie gelähmt 

hinter Tla-ina liegen, aber als er sich schließlich bewegte, 
geschah dies mit der ganzen Kraft seines sehnigen Körpers. 

Er riß seinen Revolver hervor, spannte den Hahn. Mit der 

Linken drückte er Cochises schöner Schwester sein Messer in 
die Hand. Dann sprang er vorwärts, zielte und schoß von der 
Hüfte aus. Der Weiße, der sich für Tla-ina stark gemacht hatte, 
brach zusammen. 

Die anderen beim Feuer sprangen auf und griffen zu den 

Waffen. Aber der Angriff kam so überraschend für sie, daß sie 
sekundenlang wie gelähmt waren. 

Nachdem sie sich wieder gefaßt hatten, waren Cochise und 

Nahaye schon unter ihnen. Messer und Tomahawk wüteten wie 
das Schwert der rächenden Nemesis. 

Auch John war heran. Er benutzte den Kolben seiner Waffe 

als Keule. 

Sekunden später war der Kampf vorbei. Zwei Mexikanern 

war die Flucht gelungen. Sie würden nicht weit kommen. Ohne 
Pferde und Ausrüstung waren sie so nahe bei der 
mexikanischen Wüste Gran Desierto hilflos einem grausamen 
Schicksal ausgeliefert. 

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»John! Falke!« 
Haggerty ließ die Waffe sinken und drehte sich herum. Tla-

ina flog ihm entgegen und an seine Brust. Sie schluchzte. Sanft 
strich ihr John über das blauschwarze lange Haar. 

Auch Nahlekadeya kam, ging auf Cochise zu und lächelte. 

Der Jefe nahm sie in seinen Arm, während Nahaye Waffen und 
Beute zusammentrug. 

Die Toten hatten sie vor ihrem Weiterritt der Erde übergeben, 
ihren Pferden die Freiheit wiedergegeben. Allein konnten sie 
sich durchschlagen und irgendeine Ansiedlung erreichen. 

»War alles sehr schlimm?« fragte John Tla-ina. 
Sie nickte. »Gehst du zu den Chiricahuas, John?« fragte Tla-

ina. 

Wieder redete sie ihn mit seinem Vornamen an, wie damals 

in jenem finsteren Canyon beim Blütensammeln. 

Johns Kopfschütteln war eine Absage. 
Hastig schloß er seine Worte an, als er den Schatten auf dem 

ovalen Braun gewahrte: »Ich muß zu dem großen weißen 
Häuptling mit dem einen Arm, Tla-ina. Er wartet auf meinen 
Bericht. Aber sobald ich kann, komme ich dich besuchen. Das 
ist ein Versprechen.« 

Beim ersten Licht des frühen Morgens gelangten sie in den 

Canyon der Seufzer. Cochise hielt am Scheideweg an. Seine 
Hand deutete auf den schmalen Schlauch einer Seitenschlucht. 

»Ich danke dir, Falke, was du für mich getan hast.« 
»Jefe, was hatte ich tun können? Nichts.« 
»Du öffnetest mir die Augen über die wahren Feinde der 

Indianer. Dafür gebührt dir Dank und Anerkennung. Du bist 
ein guter Freund meiner Rasse und in den Jacales der 
Chiricahuas willkommen. Reite, Freund, und berichte dem 
einarmigen General, daß es keinen Krieg zwischen Yaquis und 

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Juárez einerseits und Cochise und Juárez andererseits geben 
wird. Der Friede bleibt gewahrt, Falke, sage das dem General.« 

John fühlte ein Glücksgefühl des Stolzes durch seine Adern 

rieseln und ein weiteres Gefühl des Dankes an das Schicksal, 
das mit dazu beigetragen hatte, den Häuptling aller 
Apachenstämme umzustimmen. 

ENDE