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Alexander Calhoun 

Cochise, die Geißel Gottes 

Apache Cochise 

Band Nr. 4 

Version 1.0 

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Prolog 

Als die weißen Amerikaner Mitte des 19. Jahrhunderts den 
Südwesten der USA zu besiedeln begannen, stießen sie auf ein 
indianisches Volk, das bereits die Spanier und Mexikaner hatte 
teuer dafür bezahlen lassen, daß sie unbefugt in ihre 
Jagdgründe eingedrungen waren.
 

Die etwa ein Dutzend umfassenden Apachen-Gruppen und 

Großsippen, am gefürchtetsten die Chiricahua-Apachen, 
widersetzten sich der Niederwerfung durch die Weißen mit 
allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln.
 

Sie überfielen zunächst Postkutschen, Frachtwagenzüge, 

Armeepatrouillen, Farmen, abseits gelegene Ranches und 
kehrten anschließend wieder zu ihren Stützpunkten in den 
Bergen zurück, den sogenannten »Apacherias«, die bei den 
Weißen der damaligen Zeit als uneinnehmbar galten.
 

Der Widerstand flammte zum blutigsten und grausamsten 

Grenzkrieg der Indianergeschichte auf, als Cochise von 
Mangas Colorados die Führung der Stämme übernahm.
 

Cochises Weitblick ließ ihn letztlich erkennen, daß der 

Untergang der roten Rasse eine von den Weißen beschlossene 
Sache war, die Anspruch erhoben auf alles Land zwischen den 
Dragoon Mountains im Südosten, dem Mogollon-Rim im 
Westen und der Gran Desierto im Süden.
 

Cochises Chiricahuas, die Kerntruppe seiner Streitmacht, 

blieb im Angesicht der unaufhaltsamen Flut weißer Siedler, 
Goldgräber und Desperados nur noch eine Devise: Raube, 
ohne erwischt zu werden, töte, ohne getötet zu werden. Ein 
Kampf ohne Erbarmen entflammte in den Canyons, Tälern und 
Wüsten. Ein Kampf, dessen Schilderung in dieser Serie nicht 
die ganze Brutalität wiedergeben kann, wie sie uns die 
Geschichte überliefert hat.
 

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1871 gelang es Cochise, die meisten Stämme der Apachen zu 

einer einzigen Widerstandsfront gegen die Eindringlinge aus 
Nord und Süd, Weiße und Mexikaner, zu vereinen. Die 
blutigsten Massaker auf beiden Seiten waren die Folge.
 

Auf ihren flinken Ponys überfielen die Krieger in kleinen 

Gruppen Wagenzüge und Posthaltereien im Norden, um am 
nächsten Tag schon Farmer und Goldgräber im Süden oder 
eine Patrouille der Army im Westen anzugreifen.
 

Militär und Siedler waren macht- und hilflos und ohne eine 

Möglichkeit gezielten Widerstandes den ständigen 
Apachenangriffen ausgesetzt.
 

Wenn 1870 General Sherman nach Washington schrieb: 

»Wir führten einen Krieg gegen Mexiko, um Arizona zu 
bekommen, wir sollten jetzt einen Krieg führen, um dieses Land 
wieder loszuwerden«, so kennzeichnen diese Worte die 
verzweifelte Hilflosigkeit des Militärs.
 

Diese nach authentischen Überlieferungen verfaßte Serie soll 

dem größten aller indianischen Führer ein Denkmal setzen: 
Cochise.
 

Dem Wirken dieses Mannes und seinem Weitblick für 

politische Veränderungen ist es zu verdanken, daß diese Story 
mit ihrer ganzen Dramatik wahrheitsnah niedergeschrieben 
werden kann.
 

Unsere Autoren fühlen sich verpflichtet, neben der 

Herausstellung der abenteuerlichen Charaktere, die in jener 
Zeit Geschichte machten, auch der historischen Wahrheit die 
Ehre zu geben.
 

Nichts soll verschwiegen, nichts hinzugefügt oder entstellt 

werden. 

Ihr Martin Kelter Verlag 

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*** 

Stille, kühle, einsame Nacht. Der Wind trieb den feinen Sand 
vor sich her. Eine Gestalt kroch aus der Dunkelheit, blieb am 
Rande des Abgrundes liegen. Scharfe Augen musterten das Tal 
unter sich. Der Fels fiel mehr als 90 Fuß steil ab und lief in ein 
Geröllfeld aus, das in Sand überging. 

Der breite Canyon verdiente die Bezeichnung Tal nur, weil 

es eine Quelle gab, die den trockenen Boden bewässerte. Der 
Mann am Felshang starrte unentwegt in die Tiefe, sah jedoch 
nichts. Nach zwei Stunden fiel dort unten Licht aus einem 
Fenster. Zehn Häuser, eine Cantina und ein Store gruppierten 
sich um eine Ansammlung von Bäumen, die am Tag etwas 
Schatten spendeten. 

In weiteren Häusern flackerte Licht auf. Langsam erwachte 

Agua Prieta. 

Seine Bewohner ahnten nicht, daß es ein böses Erwachen 

geben sollte. Etwa 40 Menschen lebten in der kleinen Town. 
Mexikaner, nicht ein einziger Amerikaner. Sie lebten schon seit 
Generationen hier. 

Die dunklen Augen zählten die Lichter, schätzten die Anzahl 

der Gebäude und suchten nach der Anwesenheit von Soldaten. 
Sie waren da, aber sie wurden von der Dunkelheit verhüllt. 
Kein Feuer brannte im Lager. Kein Zelt hob sich vom helleren 
Sand ab. 

Die Soldaten lagen in ihre Decken gewickelt am Boden. Nur 

die Posten wanderten umher. Nicht weit entfernt standen die 
Pferde. Man hatte sie an eine lange Leine gebunden, an eine 
Riata, wie die Mexikaner sagten. 

In der armseligen Pflanzung kauerten Apachen. In ihrer 

grauen Wüstenkleidung hoben sie sich kaum von der Erde ab. 
Rund um die Ansiedlung lagen mehr als 50 Chiricahuas hinter 

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allen nur möglichen Deckungen verteilt. 

Sie warteten auf den Sonnenaufgang und auf ein Zeichen 

ihres Anführers. 

Es wurde hell. Gnadenlos hell, und alle Schatten, die 

während der Nacht Furcht und Schrecken verbreitet hatten, 
wichen einem strahlenden Tag ohne Wolken am Himmel. 

Der Mann am Steilabhang richtete sich auf. Er maß gut und 

gern einsfünfundachtzig. Er spannte seinen mächtigen 
Brustkorb unter dem Calicohemd, warf die Arme in die Höhe 
und stieß einen schrillen Schrei aus. 

Cochise leitete den Angriff auf die Siedlung persönlich. Er 

hatte sich geschworen, daß kein Bürger seiner Rache und 
seiner Vergeltung entkommen sollte. 

Und kein Soldat. 
Wieder warf er die Arme hoch und rief gellend: »Zastee! 

Zastee! Tötet!« 

Danach machte er sich an den Abstieg. Naiche, sein 

Zweitältester Sohn, sollte den Angriff auf die Soldaten 
zunächst leiten. Er wollte rechtzeitig unten sein und am Kampf 
gegen die verhaßten Gelbhäutigen teilnehmen. 

Cochise kletterte wie eine Gemse von Terrasse zu Terrasse, 

und erreichte schließlich die Talsohle. Geschrei umgab ihn. Die 
ersten Krieger waren über die schlaftrunkenen Soldaten 
gekommen wie ein Blizzard über eine Bisonherde. Pardon 
gaben die Chiricahuas nicht, denn sie verlangten und 
erwarteten selbst auch keinen. 

Die aufgeschreckten jungen Uniformierten versuchten 

vergeblich, die zusammengestellten Gewehrpyramiden zu 
erreichen. Die Apachen waren schneller, verrichteten ihr 
grausames Werk mit Lanzen und Messern. 

Kriegsbeile flogen, Keulen wirbelten, Schüsse krachten. 

Mehr als die Hälfte der Soldaten war bereits tot oder so schwer 
verwundet, daß sie sich am Widerstand nicht mehr beteiligen 
konnten. Colonello Perfiro Diaz und Capitano Luiz deLlano 

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gelang es, sich mit einigen Soldaten kämpfend bis zu den 
Häusern zurückzuziehen. 

Sie waren alle verrammelt, die Fensterläden zugeschlagen 

und von innen verriegelt. Niemand ließ die schreienden und 
flehentlich bettelnden Soldaten ein. Am Straßenende konnten 
die Soldaten die Tür zu einem Holzschuppen aufstoßen, der 
zum Store gehörte. 

Sie waren nicht mehr als zehn, die Offiziere eingerechnet. 

Die Hälfte der Leute nahm die Apachen unter Feuer, während 
die anderen ihre Mausergewehre nachluden. Sie schossen 
hierhin und dorthin, stets auf Stellen, wo sich keine Apachen 
aufhielten. 

Cochise trat in die Deckung eines Hauses und zählte die 

Verluste. Fünf tote Chiricahuas lagen auf der Straße, eingehüllt 
vom Staub. Einen weiteren Apachen hatte es drüben bei der 
Pflanzung erwischt. Insgesamt also sechs. 

Wenn er die Häuser aufbrechen ließ, setzten sich die 

Menschen zur Wehr. Das hätte weitere Verluste bedeutet, die 
sich der Stamm nicht mehr leisten konnte. Cochise gab nicht 
das Zeichen zum Angriff auf die geduckten Adobehäuser. 

Er winkte zu Naiche hinüber, der auf der anderen 

Straßenseite hinter einem Holzstapel Zuflucht gesucht hatte 
und die Straße beobachtete. Naiche sah ihn. Cochise machte 
das Zeichen von Flammen und deutete auf die Gebäude. 

Naiche gab Cochise Befehl an den nächsten Apachen weiter, 

der an den übernächsten. Plötzlich tauchten Brandfackeln auf, 
flogen wie Sternschnuppen zu den Dächern empor. Beißender 
Rauch erfüllte die Straße und behinderte die Sicht. 

Nach zehn Minuten brannte Agua Prieta an allen Ecken und 

Enden. Krieger rannten zu dem Schuppen, aus dem immer 
noch geschossen wurde. Cochise stieß einen Pfiff aus und 
winkte seine Leute zurück. 

Er hatte die Offiziere gesehen und sie im Auge behalten. Sie 

waren die Verantwortlichen für das Massaker an der 

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Apachensippe. Sie sollten auf die gleiche Art sterben wie die 
Apachenfrauen und -kinder. 

Der Qualm wurde dichter, stieg zum Himmel und riß 

Flocken schwarzen Rußes mit. Das Atmen wurde zur Qual und 
die Hitze unerträglich. Aus den brennenden Häusern drangen 
Entsetzensschreie, laute Gebete und Flüche. Manchmal 
versuchte ein beherzter Mexikaner auszubrechen, aber sein 
Fluchtweg war jedesmal kurz. Kugeln rissen ihn schnell und 
schmerzlos von den Beinen. Apachen verstanden zu schießen. 

Cochise rannte im Schutz der Qualmwolken über die Straße, 

vereinte sich mit Naiche und einem Krieger, der ›Schnelle 
Antilope‹ hieß. Er gab beiden Zeichen, ihm zu folgen. Von 
hinten schlichen sie sich an den Schuppen und legten die Ohren 
an die dünnen Bretter. 

Die Mexikaner unterhielten sich. Ihre Stimmen wurden 

jedoch von Angst und Grauen geschüttelt. Sie standen alle 
beim Tor auf der anderen Seite und beobachteten den 
brennenden Straßenzug. Der Häuptling deutete auf zwei lose 
Bretter, deren Befestigungsnägel verrostet waren. 

Er wartete. Beim Tor fiel wieder eine Salve. Er gab das 

Zeichen. Der Krieger krallte seine Hände hinter die obere 
Bretterkante und riß sie mit einem Ruck vom Fachwerk. 

Cochise und Naiche drangen sofort ein. In den Händen 

hielten sie ihre Kriegsbeile. Mit mächtigen Sätzen stürmten sie 
auf die Mexikaner zu. Es kostete sie vier Tote. Ein fünfter 
wurde von ›Schnelle Antilope‹ niedergemacht. 

Keiner der restlichen Soldaten hatte ein geladenes Gewehr. 

Es hätte ihnen auch nichts genutzt. Wie Sprungfedern 
bewegten sich die Chiricahuas, unterliefen rotierende Säbel 
und zustoßende Gewehrkolben. Cochise erledigte einen 
weiteren Soldaten, Naiche ebenfalls, und ›Schnelle Antilope‹ 
tötete den achten mit einem Messerwurf. Auf den Beinen 
standen noch der Colonello und der Capitano. Sie hielten ihre 
schweren Säbel in den Händen und stießen nach den auf sie 

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eindringenden Indianer. 

Der Häuptling traf den Ranghöheren Offizier mit der 

stumpfen Rückseite seines Beiles. Er rutschte betäubt an der 
Bretterwand zu Boden. Naiche unterlief den Säbel des 
Capitanos, packte ihn bei der Hüfte, hob ihn auf und 
schmetterte ihn auf den hartgestampften Boden. Der Kampf 
war vorbei. 

›Schnelle Antilope‹ skalpierte die von ihm getöteten 

Soldaten. Als er sich auch den anderen zuwenden wollte, hielt 
ihn Cochises Zuruf zurück. 

»›Schnelle Antilope‹ mag Skalps nehmen, das ist sein gutes 

Recht, aber nur von den Gegnern, die er selbst tötete. Fessele 
die beiden!« 

Jeder Apache hatte dünne Riemen in der Tasche. Im Nu 

waren die beiden Offiziere gebunden. Krieger kamen herein. 
Sie hatten rauchgeschwärzte Gesichter und grimmige Mienen. 
Aus ihren dunklen Augen sprachen Haß und Blutgier. 

Auf Cochises Befehl hoben sie die Offiziere hoch und trugen 

sie hinaus. Die Häuser waren fast niedergebrannt. Nur die 
rauchenden Grundmauern standen noch und strahlten eine 
mörderische Hitze aus. 

Nach und nach fanden sich alle Krieger ein, schleppten 

Beutestücke und stimmten ein unheimliches Triumphgeschrei 
an. Die gefesselten Offiziere verfolgten das Treiben mit 
mulmigen Gefühlen. 

Cochise trat in die Mitte seiner Krieger. Es wurde still wie in 

einer Gruft. Der Häuptling warf beide Arme in einer 
dramatischen Gebärde in die Höhe und rief so laut, daß seine 
kräftige Stimme weit über die zerstörte Ansiedlung 
hinwegschallte: 

»Die Erde, die Sonne und alle Winde hören mir zu. Der 

Große Geist hört mir zu. Ich spreche nicht mit doppelter 
Zunge. Ich bin Cochise, der Jefe aller Apachen. Ein Häuptling 
der Apachen spricht immer die Wahrheit.« 

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Er machte eine Pause, blickte umher. Die Augen seiner 

Chiricahuas waren beinahe verzückt auf seine Lippen gerichtet, 
sogen seine Worte auf wie die Blume den Morgentau. 

»An dieser Stelle töteten Gelbhäutige die Sippe des alten 

Nahaye. ›Gelbe Feder‹ kam als einziger dem Gemetzel davon. 
Hier liegt der Anführer jener Gelbhäutigen, die das taten. Was 
soll mit ihm geschehen? Krieger der Chiricahuas, was soll mit 
diesen Mördern geschehen?« 

Eine Sekunde noch blieb es ruhig, dann grölten die Krieger, 

als wären alle Teufel der Hölle losgelassen. Alle kannten sie 
die Geschichte von Nahayes Sippe. Frauen, Kinder. Greise 
waren getötet und schließlich verbrannt worden. 

»Zastee!« schrien die Indianer. 
»Töten!« rief Naiche. 
»Wir rächen Nahayes Sippe!« entschied Cochise mit 

zwingender Stimme. 

»Heilige Mutter Gottes! Was haben sie mit uns vor, 
Colonello?« stammelte Luiz deLlano

,

 weiß wie ein Bettlaken. 

Perfiro Diaz, wie der Capitano an Händen und Füßen 

gefesselt, starrte auf das Bild emsig beschäftigter Rothäute. Sie 
schleppten Balken und Holz heran, errichteten einen 
Scheiterhaufen, der so hoch wie ein Haus war. 

»Sie wollen uns bei lebendigem Leib verbrennen«, sagte er. 

Seine Zähne klapperten, die Angst schüttelte ihn so, daß er 
kaum sprechen konnte. 

»Allmächtiger Gott, das können sie doch nicht tun.« 
Perfiro Diaz traten die Tränen in die Augen. 
»Wir haben es ihnen vorgemacht«, sagte er zähneknirschend. 

»Wir Soldaten und die Dorfbewohner. Sie, deLlano, haben 
Verwundete, Frauen und Kinder in die Flammen werfen lassen, 
und jetzt bekommen wir ihre Rache zu spüren.« 

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»Aber Sie gaben den Befehl dazu«, entgegnete der Capitano. 
Diaz antwortete nicht. Cochise kam auf sie zu und blieb zu 

ihren Füßen stehen. Neben ihn trat Naiche. Beide Häuptlinge 
trugen den gleichen Ausdruck auf ihren Bronzegesichtern: 
Haß, Verachtung, erbarmungsloser Vergeltungswille. Der 
Häuptling verkündete: 

»Gelbgesichter, ihr werdet sterben, wie Nahayes Sippe 

sterben mußte: in den Flammen. Ich bin Cochise, über dessen 
Lippen nie eine Lüge kam. Das ist mein Sohn Naiche, ein 
tapferer Krieger, der meine Worte bezeugt.« 

»Ich habe nichts getan, Jefe«, jammerte deLlano. »Ich will 

nicht sterben. Dieser Mann an meiner Seite gab die Befehle zu 
dem Massaker. Tötet ihn und laßt mich am Leben. Ich werde 
euch fürstlich belohnen, meine Familie ist reich und…« 

»Schweig!« 
»Ich gebe dir Geld, ein Vermögen, Cochise, wenn du mir die 

Freiheit schenkst.« 

»Apachen brauchen kein Geld«, sagte Cochise stolz. 

»Apachen rauben sich, was sie brauchen. Du wirst sterben, 
Gelbgesicht. Und dann werden unsere Brüder und Schwestern 
gerächt sein und die richtige Stelle in den Ewigen Jagdgründen 
finden, wo es ihnen gutgeht. Zündet das Feuer an!« 

Mehrere Krieger rannten mit Fackeln auf den Scheiterhaufen 

zu. Es knisterte. Die ersten Flammen leckten am trockenen 
Holz empor. Cochise streckte den Oberkörper, hob den rechten 
Arm und rief: 

»Werft sie auf das brennende Holz!« 
Die Chiricahuas stimmten ein fürchterliches Geheul an, das 

das Blut der Mexikaner zu Eis zu gefrieren schien. Eine 
Kriegertruppe stürzte sich auf die Unglücklichen, riß sie hoch 
und schleppte sie zu dem Holzstoß. 

»Ich will nicht sterben!« schrie der Capitano. »Ich will leben! 

Ich habe nichts getan…« 

Sie wurden in die Höhe geschleudert und verschwanden in 

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einem Meer aus Flammen und Rauch. Ihr entsetztes Geschrei 
verklang, ebbte ab und verstummte schließlich ganz. 

Cochise und seine Krieger standen vor dem prasselnden 

Flammenhaufen. Kein Mitleid stand in ihren Gesichtern, nur 
Rachegefühle. 

»Es ist getan«, sagte Cochise. »›Gelbe Feder‹ kann jetzt den 

Gesang des Todes anstimmen und den Großen Geist bitten, 
seinen Angehörigen die richtigen Plätze in den Ewigen 
Jagdgründen zuzuweisen. How! Reiten wir!« 

Pferde wurden gebracht. Cochise bestieg einen Mustang und 

wies nach Nordwesten. Der Camino del Diablo war sein Ziel. 
Er ritt mit Naiche an der Spitze. Ihnen folgten die Krieger in 
einem langen Zug, gegliedert nach Rang und Namen. 

Gegen Abend, die Sonne stand wie ein kupferner Gong im 

Westen und ließ die weißen Gipfel des Tonto Basin weithin 
strahlen, sahen die scharfen Augen der Apachen in der Ferne 
eine gelbe Staubwolke im Abendlicht leuchten. 

Cochise hielt den Zug an. Er befahl zwei Kriegern, 

hinzureiten und nachzusehen. Unionssoldaten ging er am 
besten aus dem Weg. Er kannte seine Chiricahuas. Sie hatten 
Blut geleckt und verlangten nach mehr Blut. 

Die Späher ritten davon. Cochise ließ absitzen und lagern. 

Kein Feuer wurde angezündet, keine Kochstelle errichtet. Auf 
dem Kriegspfad aßen und tranken Apachen nicht. 

Nach einer Stunde kehrten die Kundschafter schon wieder 

zurück. Sie berichteten dem Jefe von einem langen Zug 
Maultiere, alle hochbepackt und von sieben mexikanischen 
Treibern bewacht. Ohne ein Wort zu verlieren, erhob sich der 
Jefe und wies mit der Hand nach Westen. 

Ein Funke schien auf die Krieger überzuspringen. Maultiere 

waren für sie ein Leckerbissen. 

Der lang auseinandergezogene Trupp näherte sich schnell 

dem breiten Hohlweg, durch den die Karawane gerade zog. Die 
Glocke des Führungstieres schallte laut durch die 

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Bergeinsamkeit. 

Cochise schnitt der Tropa den Weg ab, postierte seine 

Krieger auf beiden Seiten der Schlucht. Er selbst nahm mit 
Naiche auf einem erhöhten Felsen Stellung. Als der 
Maultierzug schon fast den Hohlweg hinter sich hatte, gab er 
das Zeichen zum Angriff. 

Das einsetzende Kriegsgeschrei der Chiricahuas ließ die 

Mexikaner zunächst vor Schreck erstarren. Als sie schließlich 
zu den Waffen griffen, war es bereits zu spät. 

Ein Pfeil traf den Tropaführer. Schüsse fielen in kurzen 

Abständen. In wenigen Minuten war auch dieser Überfall 
erfolgreich und ohne Verluste beendet. Der unvergleichlichen 
Kriegskunst Chochises war es zu verdanken, daß den 
Chiricahuas elf hochbeladene Mulis und sieben Skalps in die 
Hände fielen. 

Cochise wies drei Krieger an, die Tiere in seine Apacheria zu 

bringen, um dann später hinter dem Paß wieder zu ihnen zu 
stoßen. Keine leichte Aufgabe. Die Mulis waren durch den 
Blutgeruch und die Gewehrschüsse unruhig geworden und 
wollten sich nicht treiben lassen. 

Lachend schob ein Krieger dem Leitmuli einen Kaktus unter 

den Schwanz, und das Mittel wirkte. Der Haupttrupp zog noch 
ein Stück mit, trennte sich jedoch bald danach von der 
Karawane. 

In der Nacht lagerten die Krieger im Canyon de los 

Embudos, dessen nördlicher Ausläufer an den Fuß des Passes 
stieß. Cochise stellte Wachen auf die Höhen und sperrte Zu- 
und Ausgang der Schlucht. Die Nachricht vom Auga Prieta-
Massaker konnte schon bis zu dem weißen Häuptling gelangt 
sein, und Cochise wußte nicht, wie sich General Howard 
verhalten würde. 

Am nächsten Morgen ging es weiter dem Paß entgegen. Als 

er vor Cochise auftauchte, umspielte ein Lächeln seinen Mund. 
Ein bißchen neugierig war er doch, was Jeffords mit seiner 

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Erlaubnis, die Station wieder aufzubauen, angefangen hatte. 

Die Paßstraße zog sich endlos lang über den Hang und fiel 

auf der anderen Seite nach Fort Buchanan wieder ab. Hinter 
der Krümmung lag die Station, das wußte Cochise. Er ritt wie 
immer an der Spitze, an seiner Seite Naiche und der älteste 
Krieger der Horde, der Chan-ank – Stoßender Adler – gerufen 
wurde. 

Als die Häuser in Sicht kamen, hielt Cochise den Reitertrupp 

mit erhobenem Arm an. Er ritt vor und hielt 20 Yards vor dem 
Haus. Das Dach war noch nicht wieder fertiggestellt worden, 
aber der Häuptling sah an den herumliegenden Balken, daß 
man mit der Arbeit begonnen hatte. 

Er sah keine Menschenseele und wunderte sich darüber. 

Langsam glitt er von seinem Pinto und ging weiter, das Tier am 
Zügel führend. Cochise sah sich um und erkannte, daß die 
Schmiede schon wieder intakt war. 

Der Jefe ließ sein Pferd stehen, ging hin und besah sich die 

langen, spitzen Nägel mit den breiten Köpfen, die einer der 
Weißen geschmiedet hatte. Er begriff sofort, wofür die 
Blechgesichter diese Nägel brauchten. Er verließ die Schmiede 
wieder, die für ihn eine Wunderwelt war. 

Zwischen dem Haupthaus und dem Stall war ein Graben 

aufgerissen worden. Spaten und Schaufel lagen noch daneben. 
Aber niemand war zu sehen, der die Werkzeuge benutzt hatte. 

Lautlos ging Cochise weiter, trat um den Stall, zuckte aber 

sofort wieder zurück. Fast wäre er über die Beine eines lang 
ausgestreckten Mannes gestolpert, der im Gras lag und 
schnarchte. Der Häuptling betrachtete den Weißen. Es war 
nicht Thomas Jeffords. 

Ein Stück weiter lag noch jemand und schlief. Cochise stieß 

den Mann leicht mit dem Fuß an. Burt Kelly schlug die Augen 
auf, schloß sie wieder, als er den Indianer erkannte, und öffnete 
sie ein zweites Mal. 

Mit einem Satz war er auf den Beinen und schrie gellend. 

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Norbert Walker erwachte natürlich und richtete sich hoch. Ihm 
lief es kalt über den Rücken, als er den Chiricahua sah. 

»Allmächtiger, eine Rothaut!« 
Cochise nickte. »Ein Krieger mit roter Haut. Stimmt, 

Bleichgesicht. Du hast nicht den geringsten Grund, dich zu 
fürchten. Ich komme, um Hellauge einen Besuch abzustatten.« 

Walker und Kelly standen wie zu Salzsäulen erstarrt. Sie 

wagten nicht, auch nur eine Hand zu bewegen. Nach einer 
Weile, als er sich einigermaßen gefangen hatte, fragte Walker 
verwirrt: 

»Hellauge? Wir kennen kein Hellauge.« 
»Der hellhaarige Chief, der das Haus aufbauen will, das ist 

Hellauge.« 

Cochises Stimme klang freundlich und nachsichtig. Er war 

mächtig stolz, als er merkte, welchen Schreck seine 
Erscheinung bei den Weißen auslöste. 

»An… Sie, du meinst den Boß, Mr. Jeffords, Indianer?« 
Cochise nickte. »Wo ist er?« 
Walker und Kelly faßten mehr Mut und überwanden ihre 

Angst. Kelly antwortete: 

»Mr. Jeffords ritt nach Tombstone. Er holt zwei 

Stationshelfer ab, die uns hier helfen sollen. Ich meine, sie 
verstehen sich besser auf Holzbalken als wir.« 

»Wann kommt Hellauge zurück?« fragte der Häuptling 

wißbegierig. 

»Vielleicht heute noch, vielleicht auch erst morgen oder 

übermorgen.« 

Der Häuptling drehte sich. »Sagt Hellauge, daß Cochise hier 

war, um ihn zu besuchen. Ich komme wieder.« 

»Welchen Tag dürfen wir Mr. Jeffords nennen?« 
»Zwei Tage, nachdem die Chiricahuas die Santa Rita-

Kupferminen zerstört und die Gelbgesichter getötet haben.« 

Kelly und Walker standen wie erstarrt. Lange nach des 

Häuptlings Verschwinden sagte Kelly zu Norbert Walker 

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gewandt: 

»Was hat er gesagt? Er will eine Mine vernichten?« 
»Schätze, das sagte er. Santa Rita-Kupferminen… Zum 

Teufel, wo liegen die denn?« 

»Wir sollten nach Tombstone reiten und die Armee 

alarmieren.« 

»Das lassen wir lieber bleiben«, sagte Walker. »Wenn er es 

herausbekommt, ergeht's uns wie unseren Vorgängern. Willst 
du bei lebendigem Leib geschunden und dann auf einem 
Scheiterhaufen landen?« 

Am zweiten Tag stießen weitere Krieger zu Cochise. Seine 
Kriegsmacht bestand aus 65 Chiricahuas, denen sich drei 
Aravaipa-Apachen angeschlossen hatten. Ungesehen zogen sie 
durch die Schluchten der Chiricahua Mountains und näherten 
sich dem Kegelberg Pinos Altos. 

Cochise wußte, daß Fort Bayard ständig Patrouillen nach 

Süden und Südwesten schickte, die alle Straßen nach El Paso 
im Süden und Santa Fe im Norden sicherten. 

Vor den Soldaten fürchtete sich Cochise nicht. Er ging ihnen 

lediglich aus dem Weg, weil er die Langmesser unter ihren 
jungen und hitzigen Offizieren kannte. Allzu schnell griffen sie 
zu den Waffen. Sie schossen erst, um später zu fragen, ob der 
Tote ein Freund oder ein Feind war. 

Cochise hatte auch keine Angst vor den Mimbrenjos unter 

ihrem Häuptling Victorio und auch nicht vor den Mescalero-
Apachen, deren Jagdgründe hier mit denen der Mimbrenjos 
und Tontos zusammenstießen. Auch Comanchen kamen 
manchmal aus den Plains herüber, um einen schnellen Coup zu 
wagen und dann wieder zu verschwinden. Aber solche 
Übergriffe waren selten. Sie alle, die Plains- und die Pueblo-
Indianer, hatten Angst vor den Chiricahuas und vermieden 

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jedes Zusammentreffen. 

Cochises Bedenken galt ihrer eigenen Sicherheit. In den 

Santa Rita-Minen lebten mehr als 200 Mexikaner und in den 
Goldminen nordwestlich von Pinos Altos Hunderte von 
Weißen, die die Erde umgruben und das gelbe Metall suchten. 

Von den Weißen wollte Cochise nichts, auch nicht von ihnen 

gesehen werden. Nur seiner Umsicht und seiner Kühnheit war 
es zuzuschreiben, daß es ihm gelang, sich mit seinem Trupp 
Krieger zwischen all den Heimstätten, Ranches und 
Goldgräberlager hindurchzuschlängeln. 

Er schaffte es. Am Morgen des nächsten Tages sah er den 

Rio Grande in der Ferne schimmern. Er war auf eine Anhöhe 
geritten und konnte von dort aus das ganze Land übersehen. Da 
wurde ihm klar, daß er viel zu weit nach Osten abgekommen 
war. 

Cochise ritt den Hügel wieder hinunter und beriet sich mit 

Naiche und den Unterhäuptlingen. Sie waren dafür, die Strecke 
noch an diesem Vormittag zurückzulegen, selbst auf die Gefahr 
hin, entdeckt zu werden. 

Als die Sonne am höchsten stand, sahen sie die kleine 

Minenstadt Santa Rita im Westen liegen. Cochise schwenkte 
wieder nach Osten in ein Tal ein und schickte Späher voraus. 
Andere Krieger stellte er für den Flankenschutz ab. Langsam 
ritten sie weiter. 

Die Späher kamen zurück und meldeten, sie hätten die Mine 

mit ihren Abraumhalden gesehen. Cochise ließ anhalten und 
die Pferde in ein nahes Manzanitagebüsch bringen. Die 
Apachen fanden dort eine kleine Lichtung, die sie mit ihren 
Tieren aufnahm. 

Sofort setzte der Jefe einen Kriegsrat an, dem alle Krieger 

beiwohnen durften. Die Späher zeichneten mit einem Ast die 
Lage der Mine in den weichen Boden. Cochise begriff sofort 
die große Gefahr, die ihnen drohte, wenn zufällig eine 
Patrouille aus Fort Bayard nach Süden ritt. Er entschied, Mine 

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und Siedlung von Osten her anzugreifen. 

Zwei Krieger brachen auf, um einen geeigneten Canyon zu 

suchen, der zum Rio Grande führte. Das war für die Ungeduld 
des Häuptlings zwar ein gewaltiger Umweg, aber er bezwang 
sich und war damit einverstanden. 

Die Dunkelheit senkte sich auf das Land, als die beiden 

Späher ihrem Jefe berichteten, daß sie einen Weg gefunden 
hatten. Im Schutze der Dunkelheit ritten sie nach Osten und 
gelangten um Mitternacht an einen Seitenarm des Rio Grande. 

Von hier aus führte Cochise die Apachen nach Norden. Nach 

drei Stunden Ritt schwenkte er nach Westen und näherte sich 
der Mine bis auf drei Meilen. In einer Schlucht lagerten die 
Chiricahuas, aßen und tranken Wasser, und bereiteten sich auf 
den Kampf im Morgengrauen vor. 

Zur gleichen Zeit ritten John Haggerty und Curt Miller hinter 
Doolin und seiner neugebildeten Bande her. Doolin schlug 
tatsächlich nicht die Richtung zu seinem geheimen Tal ein, wie 
John vermutet hatte. Nicht einmal die Pahute Range war sein 
Ziel. 

Miller ließ kein Auge von der gut sichtbaren Fährte. John 

dagegen suchte unablässig die Klippen und Schatten hinter 
Felsen und Dickichte ab. Er sah sie rechtzeitig genug, um 
keinen entscheidenen Fehler zu machen. 

»Gib auf den Höhenzug da rechts etwas mehr acht, Curt. Ja, 

noch weiter rechts.« 

Miller starrte hinüber, sah aber nichts. 
»Was ist los? Warum grinst du so dämlich, John?« 
»Ich finde es komisch, daß wir ein paar Outlaws verfolgen 

und gleichzeitig selbst verfolgt werden.« 

»Alle Wetter! Von wem denn?« 
»Apachen. Tontos oder Mimbrenjos.« 

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Miller suchte alles ab, was den Rothäuten als Versteck 

dienen konnte. 

»Du mußt bessere Augen als ich haben«, sagte er. »Ich sehe 

wirklich nichts.« 

»Sie wollen nicht gesehen werden, Curt. Daß ich sie 

bemerkte, ist wohl mehr einem Zufall zu verdanken. Sie sind 
beritten. Also Vorsicht!« 

Doolin mit seinem Trupp bog in ein Tal nach links ein, bis zu 

einer beinahe senkrecht aufsteigenden Felswand mit einem 
weitflächigen Geröllfeld davor. Dort hielten sie an, stiegen von 
den Pferden und zerrten sie hinter mächtige Quarzklippen. 

»Endstation, alles absteigen!« Miller grinste und schwang 

sich aus dem Sattel. 

»Bist du sicher, daß sie hierher wollten? Ich sehe nichts, was 

sie veranlassen könnte, gerade an dieser öden Stelle 
anzuhalten, keine Hütte, keine Höhle oder etwas Ähnliches.« 

»Suchen wir uns zunächst einen Unterschlupf, Bruderherz. 

Wenn wir Apachen in der Nähe haben, sollten wir uns etwas 
vorsichtiger bewegen. Was hast du jetzt davon, wenn du weißt, 
wo sie lagern?« 

»Eine ganze Menge. Es ist bewiesen, daß Doolin den 

Fremden noch nicht so richtig traut. Er wäre sonst in sein 
verstecktes Tal geritten.« 

Er stieg ebenfalls ab, schaute sich sorgfältig um. Das 

Geröllfeld vor der abschließenden Felswand zog sich ein 
ganzes Stück nach Norden und wurde von dichtem Gestrüpp 
flankiert. Ausreichende Deckung oder gar ein Versteck gab es 
nirgendwo. 

»Wir verbergen uns hinter dem Geröll«, sagte Haggerty. 

»Wir werden zwar gesehen, können selbst aber auch alles 
beobachten. Bin gespannt, wen die Apachen zuerst angreifen.« 

Miller nickte, führte sein Pferd hinter sich her und drang in 

den Abraum vieler Millionen Jahre ein. John folgte etwas 
langsamer. Immer wieder blickte er über die Schulter zurück, 

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bemerkte aber nichts Verdächtiges. Ein Ruf ließ ihn schneller 
gehen. 

Curt hatte eine Stelle gefunden, die wie ein Miniaturtal 

aussah. Es wurde von übereinandergetürmten Felsen gebildet 
und hatte nur einen Eingang, der hinter einem rankenartigen 
Gestrüpp verborgen lag. 

Der Scout zog die sich wie Gummi dehnenden Ranken 

auseinander und drang ein. Ein Kessel von 20 Yards 
Durchmesser breitete sich aus. Haggerty warf besorgte Blicke 
zu den mauerartig aufgeschichteten Klippen hinauf, betrat das 
Tal aber ebenfalls. 

Ihre Pferde bockten. Haggerty erkannte auch sofort den 

Grund. Auf herumliegenden Steinen sonnten sich 
Klapperschlangen. 

»Wie können wir die Biester vertreiben?« fragte Miller. 
»Pack sie am Schwanz und wirf sie über die Klippen«, 

antwortete John. 

»Du bist wohl übergeschnappt, was?« 
»Noch nicht. Zünde ein Grasfeuer an, das mögen sie nicht. 

Außerdem wird es bald dunkel und kühler, das mögen sie auch 
nicht.« 

Curt warf John einen zweifelnden Blick zu. 
»Erfahrungen in Klapperschlangen, wie? Woher weißt du, 

was sie mögen und was nicht?« 

John grinste, sattelte sein Pferd ab, hob einen Kieselstein auf 

und warf ihn nach einem Reptil. Es kroch träge davon und 
verschwand in einem Spalt. Miller riß trockenes Gras aus, 
drehte es zu einem Zopf, zündete ihn an und ging zu den 
Steinen hinüber. 

Kaum rochen die Schlangen den Rauch, zogen sie sich 

zurück. 

»Tatsächlich!« rief Miller erleichtert. »Sie verduften.« 
John sammelte dürres Holz und zündete ein kleines 

Kochfeuer an. Er verschob ein paar Steine so, daß sich eine 

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Mulde bildete. 

»Ist das wegen der Indianer nicht zu gefährlich?« fragte Curt. 
»Sie wissen, daß wir hier sind, wir brauchen uns also nicht 

zu verstecken und auf ein warmes Essen verzichten. Holst du 
noch etwas Holz?« 

Miller entfernte sich, kam aber schnell hervor. »Sieben 

Tontos!« 

Haggerty nickte. 
»Da habe ich mit gerechnet. Dreh nur nicht durch. Sie 

können uns hier nicht viel anhaben, Curt.« 

Im gleichen Augenblick ertönten Schüsse. Eine ganze Salve 

rollte durch das Tal und wurde vom Echo hundertfältig 
verstärkt. 

Miller ließ das Holz fallen und rannte zum Eingang. John 

folgte ihm langsam. Die Apachen hatten den Lagerplatz oder 
das Versteck – was es immer auch für die Banditen war – 
eingekreist und ballerten durch Öffnungen oder Lücken, die 
Haggerty und Miller von ihrem Standort aus nicht sehen 
konnten. Die Banditen feuerten zurück. Keiner war im Vor- 
oder Nachteil. Die Apachen konnten nicht hinein, die Bande 
nicht mehr heraus. Die ersten Schatten fielen in das Tal. 

Die beiden Scouts konnten die Rothäute erkennen. Sie lagen 

hinter Felsen und großen Steinen, wandten ihnen ihre 
Hinterteile zu und taten so unbekümmert, als gäbe es weit und 
breit keine zweite Gruppe von Weißen, die der ersten zur Hilfe 
kommen konnte. 

»Die tun gerade so, als wären wir gar nicht da«, knurte Curt 

wütend. »Soll ich einem von ihnen eins aufs Fell brennen?« 

»Nein«, antwortete John. »Wir wollen sie nicht 

herausfordern. Vielleicht lassen sie uns dann in Ruhe.« 

»Glaubst du?« 
»Möglich wär's immerhin.« 
»Verdammt, was treiben die jetzt?« 
Drei Tontos hatten sich abgesondert und robbten zwischen 

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Felsen und Büschen umher, während die anderen ab und zu auf 
das Versteck der Weißen schossen. 

Nach einer Weile erkannte Haggerty, was sie trieben. Es sah 

aus, als schleuderten sie dicke Stricke im Kreis. Es waren aber 
lebendige Klapperschlangen. Durch das Schleudern wurden die 
gefährlichen Tiere betäubt. 

Hastig liefen die Krieger, die Schlangen am Schwanzende 

gepackt, auf den Steinwall zu und warfen die gefährlichen 
Reptilien über die Klippen. Schreie drinnen. Triumphgeheul 
draußen. Immer mehr Schlangen flogen über die Barriere. 

Pferde wieherten ängstlich, rissen sich los und stürmten 

durch den engen Eingang, mitten hinein in die wartenden 
Apachen. Ein heilloses Durcheinander entstand, als zwei oder 
drei Outlaws mit zuckenden Revolvern den Pferden folgten. 
Aber sie fanden kein Ziel. 

Die beiden Scouts konnten deutlich beobachten, wie die 

Indianer in ihrer Deckung genau Ziel nahmen und erst feuerten, 
wenn sie sich ihres Schusses sicher waren. Zwei Banditen 
brachen zusammen, der dritte zog sich wieder zurück. 

»Was kommt jetzt?« fragte Miller. »Ihren Vorrat an 

Schlangen werden sie verbraucht haben. Soll ich ihnen unsere 
hinüberbringen?« 

»Sehr witzig«, antwortete Haggerty und grinste schief. »Was 

meinst du denn, was jetzt kommt?« 

»Keine Ahnung.« 
»Feuer«, sagte John lakonisch. 
»Feuer? Wie denn? Steine brennen doch nicht.« 
»Warte es nur ab. In der taktischen Kriegsführung innerhalb 

ihrer Gebirgs- oder Wüstenregion sind sie den Weißen über.« 

Es war so, wie Haggerty sagte. Zwei Krieger schossen in 

regelmäßigen Abständen auf die Felslücken, die anderen 
schwärmten aus und sammelten Reisig. 

Vor dem Eingang zu dem Versteck schichteten sie einen 

riesigen Haufen auf und zündeten ihn an. Darauf warfen sie 

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grünes Zeug und Blätter. Ein beißender Qualm wehte bis zu 
den Scouts. 

»Well, du hattest recht, Amigo. Wie geht es jetzt weiter?« 
»Die Banditen werden herausgetrieben und abgeknappt.« 
»Sollen wir es nicht verhindern, John?« 
Der schüttelte den Kopf. 
»Ich denke und handle zwar nicht menschlich, aber wenn ich 

mir überlege, was die Kerle mit den Indianern getan haben, 
kommt kein Mitleid in mir auf. Wir können hier gar nichts 
machen.« 

Es wurde grau im Tal, dann dunkel. Gespenstisch leckten die 

Flammen an den Steinen hoch und beleuchteten die Szenerie 
blutrot. Immer mehr Gestrüpp warfen die Tontos auf das Feuer. 

Ein ungesatteltes Pferd sprang durch die Enge. Es 

durchbrach in heller Panik den indianischen Riegel und stürmte 
in die Nacht. Nachgefeuerte Schüsse verfehlten es. Die 
Apachen stießen ein Johlen aus und warfen brennende Bündel 
über die Klippen. 

John konnte sich vorstellen, wie die verbliebenen Banditen 

hinter dem Schutz aus Steinen fluchten. Er hatte die Gestalt 
gesehen, die seitlich am Pferd hing, und er machte sich so seine 
Gedanken. 

Noch einmal versuchte ein einzelner Weißer durchzubrechen. 

Er brach im Gewehrfeuer zusammen. Die Apachen wechselten 
ihre Taktik. Zwei kletterten wie Katzen die Klippen hinauf und 
feuerten ihre Gewehre ab. Bevor sie nachladen konnten, fielen 
Schüsse. Einer warf die Arme hoch und stürzte mit einem 
Schrei von dem Wall. 

Wut und Rachegelüste trieb die anderen mit langen Sprüngen 

durch den engen Durchgang. Die Scouts konnten sich 
ausmalen, was hinter den Felsen geschah. Schüsse peitschten. 
Todesschreie. Flüche. Schließlich das gellende Kriegsgeschrei 
der Tontos. 

Stille und Nacht. 

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Ein leichter Wind kam auf und trieb trockenes Gestrüpp vor 

sich her. Noch brannte das Feuer vor dem Banditenversteck, 
aber es erhielt keine Nahrung mehr und fing an zu schwelen. 

Die Tontos kehrten zurück, schwangen triumphierend 

Skalps. Sie warfen Blicke herüber, lachten. 

»Zum Kotzen. Denen möchte ich einiges heimzahlen«, sagte 

Curt aufgebracht. »Hoffentlich greifen sie uns an.« 

Haggerty lachte. »Heute nacht nicht mehr. Sie werden uns 

draußen irgendwo erwarten.« 

»Wieso draußen?« 
John deutete auf die Felswand. »Sackcanyon. Hier geht's 

nicht weiter. Ob wir wollen oder nicht, wir müssen wieder 
hinaus auf die Ebene.« 

General Oliver O. Howard bewegte sich unruhig durch das 
Zelt. Vor ihm auf dem Kartentisch stand sein Abendessen. Er 
rührte es nicht an. Neben dem Essen eine Flasche Wasser und 
eine mit Whisky. Er warf nicht mal einen Blick darauf. 

Am Tisch saß Brevet General Joseph West, ein alter 

Haudegen aus dem Bürgerkrieg. West starrte Howard nur an, 
sagte jedoch nichts. Selbst die beiden Colonels im Hintergrund, 
White und Walmann, schwiegen, weil sie sich nicht den Zorn 
Howards zuziehen wollten. 

Am Morgen war die Nachricht gekommen, Cochise hätte 

Agua Prieta vernichtet, eine Karawane überfallen und ein 
Goldgräberlager zerstört. Andere Stämme hatten inzwischen 
wieder Postkutschen und Heimstätter überfallen. In der Nähe 
von Fort Buchanan war ein Junge geraubt worden. 

Die Hiobsbotschaften häuften sich in den letzten Tagen, und 

die blutige Spur, die die Apachen legten, wurde täglich breiter 
und länger. Aus den nördlich gelegenen Reservaten brachen 
ganze Gruppen Apachen aus, vorwiegend Chiricahuas und 

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Mimbrenjos. 

Als dann am Nachmittag die Nachricht aus Fort Bayard 

eintraf, Chiricahuas hätten die Santa Rita Kupferminen bei 
Pinos Altos angegriffen und über 200 Minenarbeiter, 
ausnahmslos Mexikaner, niedergemacht, war das Maß voll. 

Zwei steile Falten standen auf Howards Stirn. Sorgenfalten. 

West schürzte die Lippen, nippte an seinem Glas und versuchte 
ein gleichgültiges Gesicht zu machen. 

»Wie es den Anschein hat, geht Cochise nur gegen 

Mexikaner vor«, sagte der Brevet General. »Oder sind Sie 
anderer Meinung?« 

»Nein. Nicht einem einzigen amerikanischen Staatsbürger 

wurde auch nur ein Haar gekrümmt. Mich wurmt auch etwas 
anderes, General West: die sich in immer kürzeren Abständen 
wiederholenden Ausbrüche aus den Reservationen. Auf diese 
Art können wir die Mexikaner in Sonora nicht schützen, was 
folglich wieder gehagelte Beschwerden nach Washington 
bringt. Sie machen sich einfach aus dem Staub, morden und 
brandschatzen in Mexiko, kehren wieder in die Reservation 
zurück und tun, als sei nichts geschehen. Am schlimmsten sind 
die Reservationen San Carlos und Fort Apache betroffen.« 

West breitete die Arme aus, als wollte er kapitulieren. 
»Das ganze Land ist gewalttätig und explosiv. Es ist 

dämonisch wie seine Bewohner. Ich glaube, es liegt in der 
Luft, im Wasser, das man trinkt, im Klima und in der Kraft der 
Erde.« 

»Kann sein«, entgegnete Howard. Er warf einen hilflosen 

Blick auf die beiden Colonels. White starrte zu Boden. 
Walmann schüttelte schwach den Kopf, und als der Brevet 
General fortfuhr, preßte er die Lippen so fest aufeinander, daß 
sie einen Strich bildeten. 

»Nicht nur dieses Territorium ist voll von verschütteter 

Gewalttat, sondern das ganze Land bis hinauf nach Wyoming. 
Die Atmosphäre ist manchmal so geladen, daß Seelen aus den 

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Körpern getrieben werden und Amok laufen. Wildnis herrscht 
über Menschen, die Wildnis gewinnt schließlich. Die Weißen 
haben ein großes Land erobert, aber dieses Land ist 
kannibalisch und gemein. Die Weißen sollten zusehen, es so 
schnell wie möglich wieder loszuwerden.« 

»Das bringen Sie mal dem Kriegsministerium bei, General«, 

bemerkte Howard übellaunig. »Die werden Ihnen sagen, was 
sie loswerden wollen: die Apachen und alles andere, was eine 
rote Haut hat. Was wir den Indianern antun, ist mehr als 
bestialisch.« 

»Ich weiß es nicht«, sagte West, »ich bin nicht landeskundig. 

Mag sein, daß Sie meinen, sie sind zu sehr verwöhnt worden, 
mag auch sein, daß es wirklich so ist, Sir. Ich höre viel, doch 
ich muß schweigen.« 

»Sie müssen schweigen, ich müßte es auch«, sagte Howard 

gedankenvoll. »Nur, ich darf nicht schweigen, weil es mir nicht 
gelingt, mein Gewissen einzuschläfern. Was wir tun, ist 
Unrecht. Was die Army in diesem Land macht, spricht 
jeglicher Gerechtigkeit Hohn. Indianer drangen nicht in unser 
Land ein, sondern wir eroberten Indianerland. Indianer fingen 
auch nicht mit dem Morden und Skalpieren an, sondern 
Mexikaner und Weiße. Wo ist die vielgerühmte amerikanische 
Fairneß geblieben, deren wir uns so sehr rühmen?« 

West schwieg verstimmt. Sein Gesicht mit dem dichten 

Schnauzbart blieb unbewegt. Wußte er keine Antwort, oder 
wollte er keine geben? Colonel White trat vor, räusperte sich 
und sagte: 

»Cochise, diese Geißel Gottes, gewinnt von Tag zu Tag mehr 

Macht über die Apachenstämme. Er fordert uns ein Blutopfer 
ab, das in keinem Verhältnis zu dem öden Land steht, das wir 
gewinnen. Das Maß ist jetzt voll, General… Sir. Wir sollten 
endlich ein Exempel statuieren.« 

Howard wirbelte zu ihm herum. »Weshalb, White? Ja, 

weshalb? Keinem einzigen Amerikaner wurde ein Haar 

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gekrümmt. Außerdem, Colonel, wie soll ich ein Exempel 
statuieren? Mit wem? Haben wir genügend Truppen, Scouts im 
Überfluß?« 

White zuckte mit den Achseln und zog sich wieder aus dem 

Lichtkreis zurück. Dafür setzte sich West in Positur und 
erklärte: 

»Wenn Cochise auch an dem Abkommen festhält, das er mit 

Ihnen schloß, werden ihm die Erfolge doch eines Tages zu 
Kopf steigen. Der Krieg an der Indianerfront ist unvermeidlich, 
General.« 

Howard schüttelte den Kopf. 
»Zuerst muß es soweit sein, bevor das Thema zur 

Diskussionsgrundlage wird. Es gibt keinerlei Anzeichen, daß 
Cochise seinen mit mir geschlossenen Vertrag nicht einhalten 
will.« 

»Und die Überfälle auf Postkutschen, Farmen und 

Goldgräber? Sind das keine Vertragsbrüche? Ich kann mir 
nicht denken, General Howard, daß Sie darunter etwas anderes 
verstehen als Mord.« 

»Das sind Tontos und Mimbrenjos gewesen, für die Cochise 

nicht sprechen kann.« 

»Ach, demnach ist er gar nicht der Oberhäuptling aller 

Stämme?« 

»Doch, er ist es. Aber er kann keinen blinden Gehorsam von 

anderen Stämmen verlangen. Es wäre ein Wunder, wenn ihm 
das gelänge.« 

West fragte: »Was, Sir, werden Sie veranlassen, wenn einem 

Goldgräber oder eine Postkutsche innerhalb der Chiricahua-
Jagdgründe etwas zustößt? Weiterhin behaupten, daß es 
Krieger eines anderen Stammes waren?« 

Howard seufzte. »Was soll ich nach Ihrer Meinung tun? In 

den meisten Fällen haben Weiße die Übergriffe der Indianer 
selbst verschuldet. Wenn Sie doch endlich begreifen sollen, 
daß die Armee in Südarizona Gewehr bei Fuß steht.« 

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»Also das ist es. Ich verstehe Sie nicht, General Howard.« 
»Das können Sie als Landesunkundiger auch nicht. Cochise 

ist zwar der Oberhäuptling, aber kein Krieger ist verpflichtet, 
seine Anordnungen zu befolgen. Es würde mich nicht wundern, 
wenn in den nächsten Tagen Meldungen hereinkämen, die 
besagen, daß ein paar Weiße skalpiert worden sind. Sie können 
sich dann absolut darauf verlassen, daß Cochise nichts damit zu 
tun hat.« 

»Wer dann?« 
»Victorio, Nana, Loco, Eskaminzin, Alchesay, Chato – was 

weiß ich. Alles Führer der Apachen, die… Ach, was rede ich? 
Es herrscht an der Grenze in den letzten zehn Jahren relativ 
große Ruhe, bis Sie – nun ja, warum soll ich es verschweigen – 
Mangas Coloradas ermorden ließen, General West. Der 
Mimbrenjo-Häuptling und Jefe aller Apachen ließ uns 
ungeschoren und kämpfte nur gegen die Mexikaner. Sie haben 
ihn von Soldaten mit Bajonetten töten lassen, nachdem die 
rüden Kerle ihn gefoltert hatten. Glauben Sie wirklich, daß das 
ein Apache unter den zwei- bis dreitausend Kriegern je 
vergißt?« 

West wurde fahl, selbst Walmann verfärbte sich, als Howard 

so mächtig auftrumpfte. West dagegen lief rot an, erhob sich 
steif, ging zum Zeltausgang und blieb noch einmal kurz stehen. 

»Ich danke Ihnen für Ihre gute Meinung, Sir. Sicherlich 

haben Sie in diesem langen Zeltlager vergessen, was ein 
richtiger Soldat zu tun hat, wenn es um die Nation geht.« 

»Die Indianer sind auch eine Nation, die Indian Nation, 

General. Das haben Sie ganz bestimmt übersehen oder 
vergessen. Gute Nacht!« 

»Allmächtiger!« stöhnte White. »Das weiß nächste Woche 

jeder Stabsoffizier in Washington.« 

Howard fuhr herum. »Sollen sie es wissen«, entgegnete er 

laut und aggressiv. »Was wir mit den Indianern machen, ist 
eine verdammte Schweinerei.« 

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Die Stadt Santa Rita und das Minengebiet waren umstellt. 
Hinter jedem Stein, Busch oder in den zahlreichen Erdfalten 
lauerte ein Chiricahua. Sie warteten auf den Sonnenaufgang, 
das Zeichen zum Angriff. 

Es wurde mit den ersten Sonnenstrahlen gegeben, die wie 

goldene Speere über die Berge glitten. Mehr als 60 Apachen 
sprangen auf, stießen ihr nervenlähmendes Kriegsgeschrei aus 
und stürmten mit geschwungenen Waffen in die Siedlung. 

Verschlafene, halb bekleidete Mexikaner torkelten aus den 

flachen Adobehütten, von dem Lärm aufgeschreckt. 

»Zastee! Tötet!« schrien die Rothäute. 
»Heilige Mutter Gottes!« beteten die Mexikaner, bevor sie 

unter grausamen Umständen starben. 

»Koh Cheez!« brüllten die Chiricahuas. »Zastee! Zastee!« 
Die einzige Straße von Santa Rita, die auch die Mine mit 

dem Stampfwerk verband, war mit skalpierten Leichen übersät. 
Nur wenige tote Indianer sah man. 

Flammen züngelten aus den Hütten, sprangen auf andere 

Gebäude über und deckten das todgeweihte Dorf mit einem 
schwarzen Leichentuch zu. Die ersten Apachen unter Führung 
des Jefe und Naiches stürmten zur Mine hinauf. 

Das Büro- und Verwaltungsgebäude hatte man aus festen 

Balken errichtet und mit Schießscharten und schmalen 
Fenstern versehen. Hier oben bei der Mine regierte Alphonso 
Juan del Camarillo, ein junger Spanier, der nach Mexiko 
gekommen war, um für die Sante Rita Mining Comp den 
Betrieb zu leiten. 

Alphonso erwachte durch das Kriegsgeschrei der Apachen, 

organisierte eine Handvoll Arbeiter und bewaffnete sie. Als sie 
die Indianer heranstürmen sahen, verschanzten sie sich im 
Haus und eröffneten eine wilde Schießerei auf die Angreifer. 

Zwei Chiricahuas wurden verwundet. Cochise brach den 

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Sturmangriff sofort ab. Seine Krieger gingen in Deckung und 
erwiderten das Feuer aus ihren Gewehren. 

»Ein Angriff auf das feste Haus wird uns viele Tote kosten«, 

sagte Naiche und gab einen Schuß auf eine der Schießscharten 
ab. 

»Wir greifen nicht an«, sagte Cochise. 
»Sollen wir warten, bis Verstärkung aus Fort Bayard 

eintrifft?« 

»Nein, wir räuchern sie aus.« 
Cochise rief Befehle nach hinten. Zwei Krieger erschienen 

mit ihren Bogen. Sie schleppten Brandpfeile in ihren Köchern 
mit und entzündeten sie. Mehr als zehn Pfeile bohrten sich in 
die trockenen Holzschindeln der Dachhaut und setzten sie in 
Flammen. 

Eine Vierstelstunde später brannte der Dachstuhl und 

verbreitete eine unerträgliche Hitze. Rauch zog träge durch die 
Räume. Den Männern an den Schießscharten tränten die 
Augen, sie schnappten nach Luft. 

»Wir müssen raus«, krächzte Alphonso Juan del Camarillo. 

»Hombres, wir gehen in den sicheren Tod, aber wir werden uns 
nicht abschlachten lassen wie Schafe. Los, Männer, kämpfen 
wir!« 

Sie stießen die Tür auf, richteten ihre Gewehre auf 

unsichtbare Ziele und verschossen sich. Als die Hitze des 
brennenden Hauses die Mexikaner den lauernden Apachen 
entgegentrieb, gab Cochise das Zeichen zum Angriff. 

Mehr als 20 Chiricahuas stürzten sich auf die Verzweifelten. 

Der Kampf war kurz, heftig und grausam. Pardon gab es nicht. 

Cochise und Naiche besichtigten den Stollen. Die Loren mit 

den Gleisanlagen interessierten ihn mehr als das Erz, das 
überall glitzernd herumlag und nur eingesammelt werden 
brauchte. Verächtlich stieß sein Fuß gegen einen Brocken 
Rosenquarz, dessen Struktur von goldenen Adern und 
klumpigen Einschüssen durchsetzt war. 

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»Gehen wir«, sagte er, zu Naiche gewandt. »Es gibt viel zu 

tun für die Krieger der Chiricahuas.« 

»How!« sagte Naiche, mehr nicht. 

Der Morgen graute. John Haggerty erwachte, warf einen Blick 
auf Miller, der das Gewehr zwischen den Knien, am Eingang 
des Verstecks saß und auf die hintere Wand des Sackcanyons 
starrte. Rauch schwelgte aus der nächtlich angelegten 
Brandstelle. 

Haggerty bereitete ein Frühstück, kochte Kaffee und rollte in 

der Zwischenzeit seine Decken zusammen. Als Miller seinen 
Beobachtungsposten aufgab und zum Fenster kam, fragte John: 

»Noch was von den Apachen gesehen oder gehört?« 
»Nichts. Ich denke, sie sind verschwunden.« 
John schüttelte den Kopf. 
»Schön wär's. Aber wenn wir das annehmen, werden wir 

unser blaues Wunder erleben. Ich halte jede Wette, daß sie 
weiter draußen auf uns lauern.« 

»Dann werden wir kämpfen müssen?« 
»Wahrscheinlich. Fällt dir nichts auf?« 
Curt sah den Freund groß an. »Auffallen? Nein.« 
»Es ist so still in der Schlucht – zu still.« 
»Dann sind sie noch in unserer unmittelbaren Nähe.« 
»Glaube ich nicht. Apachen verlassen sofort die Stätte eines 

Coups. Sie haben Angst vor den Geistern der Erschlagenen. 
Wenn mich nicht alles täuscht, schleicht dort draußen ein 
Späher umher, deswegen die Stille.« 

»Ich habe nichts gesehen«, sagte Curt Miller und füllte sich 

seine Blechtasse voll Kaffee. 

»Du siehst sie nur, wenn sie gesehen werden wollen, Curt. 

Sie passen sich vollkommen dem Gelände an.« 

»Weiß ich doch. Weshalb versuchst du mich dauernd zu 

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belehren?« 

»Aus keinem besonderen Grund, Amigo. Es geht mir darum, 

deine Wachsamkeit nicht einschläfern zu lassen. Wir bewegen 
uns in einem für Weiße feindlichen Gebiet. Wenn Cochise 
auch Frieden versprochen hat, so muß das nicht für alle 
Stämme gelten.« 

»Du sagst das so seltsam, John. Hintergedanken?« 
»Nicht unbedingt. Aber eine gewisse Ironie steckt dahinter, 

wenn du das meinst.« 

»Die wäre?« 
»Unberechenbarkeit der Indianer, ihre Mordlust, ihr Haß 

gegen alles Fremde. Angenommen, irgendein dämlicher 
Weißer legt einen Chiricahua um. Was meinst du, was dann 
geschieht?« 

»Cochise vergißt alle seine guten Vorsätze und ergreift das 

Kriegsbeil. Meinst du das?« 

»Genau. Brechen wir das Lager ab.« 
Zehn Minuten später waren sie fertig, die Pferde gesattelt, 

das Kochfeuer gelöscht. Mit den Tieren am Zügel verließen sie 
das Versteck. John ging auf das hintere Tal zu und blieb vor 
der Stelle des blutigen Massakers stehen. 

Insgesamt zählte er vier Tote. Alle waren skalpiert. Ganz 

hinten in dem nicht sehr großem Tal lag Walt Dunnigan. Der 
Texaner war von drei Schüssen niedergestreckt worden. Fred 
Honda hatte einen Pfeil in der Brust stecken, direkt neben dem 
Herzen. John Turpin lag beim Eingang und Juan Apodaca nicht 
weit von ihm entfernt. 

Hank Doolin und Ben Todd-Cuchillo war es gelungen, zu 

fliehen. Demnach mußte es noch einem zweiten Pferd 
gelungen sein, aus dem Kessel auszubrechen. 

Haggerty und Miller suchten Steine zusammen. Sie legten 

die Toten, die halbnackt und völlig ausgeplündert worden 
waren, nebeneinander und bedeckten sie mit Felsbrocken. Es 
war eine schweißtreibende Arbeit in der glühenden 

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Vormittagssonne. Als das Grab geschlossen und ein kurzes 
Gebet gesprochen worden war, verließen sie die Stätte des 
Grauens. 

»Reiten wir, oder führen wir die Pferde am Zügel, John?« 
Haggerty blieb stehen, fixierte die Schluchtränder, musterte 

jeden Stein, jedes Dickicht, zuckte mit den Achseln und 
erwiderte: 

»Wir müssen uns zunächst vorstellen, was sie tun werden. 

Verfolgen die Tontos die beiden Desperados, oder warten sie 
auf uns? Hier kann ich nur vermuten. Falls ich die richtige 
Nase haben sollte, lauern sie beim Canyonausgang. Ein Späher 
wird uns ständig im Auge behalten, deswegen ist es so ruhig. 
Aber ich kann mich irren. Bei Apachen weiß man nie, was sie 
tun werden.« 

»Warum verfolgen sie die beiden Outlaws nicht?« 
»Sie töten nur, wenn es sich für sie lohnt. Als geborene 

Räuber sind sie an Beute interessiert. Was können Doolin und 
Todd noch viel besitzen?« 

»Hm, ja, kann stimmen. Kluges Köpfchen, John. Umsonst 

bist du auch nicht Chief-Scout geworden.« 

»Der Spott vergeht dir noch, Curt. Ich jedenfalls freue mich, 

wenn ich deinen Blondschopf vor einem Jacale trocknen sehe.« 

»Armleuchter! Kannst du es nicht ein bißchen menschlicher 

sagen?« 

Haggerty grinste, hielt aber unablässig das Gelände im Auge. 

Seine Blicke glitten hierhin und dorthin. 

Sehr genau achtete er auf die Pferde. Sein Wallach witterte 

Apachen auf 200 Yards. Er schnaubte dann oder weigerte sich, 
weiterzugehen. Die Stille bedrückte die Scouts. Es war, als 
wäre die Welt ohne Leben. 

Hoch über ihren Köpfen schwebten Bussarde im Aufwind. 

Ihr Flug war gleitend und lautlos. Sonst gab es keine 
Anzeichen, daß Leben in der Einöde war. Unvermittelt hielt 
John Haggerty an. Er hatte einen schwachen Laut gehört. Auf 

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Anhieb konnte er nicht sagen, was diesen Laut ausgelöst hatte. 
Es war ein leises Geräusch gewesen, wie von rollendem Kies. 
Aufmerksam musterte er seine Umgebung. 

Miller war ein Stück zurückgeblieben und hielt die Hand am 

Revolvergriff. 

»Was war das, John?« kam Millers Stimme von hinten. 

»Hast du es auch gehört?« 

»Wäre ich sonst nicht weitergegangen?« 
»Es klang wie rollende Steine.« 
»Möglich, sogar wahrscheinlich. Das Geräusch, meine ich. 

Trotz allem, ich weiß es nicht«, antwortete Haggerty gedämpft. 
»Etwas ist plötzlich nicht mehr so, wie es war.« 

Miller zog das Spencer-Gewehr aus dem Scabbard und lud es 

durch. Das metallische Geräusch, das vom Gewehrschloß 
ausgelöst wurde, drang weit durch den Canyon. Ihre Blicke 
glitten über die Hänge und Steilwände, sahen nichts 
Verdächtiges. Haggerty schnippte mit den Fingern. 

»Wenn sie angreifen, übernimmst du die rechte Seite, ich die 

linke. Wir wollen unsere Kugeln sparen und eine Rothaut nicht 
aus Versehen zweimal erschießen. Klar?« 

»Okay. Geh weiter, John. Ich decke dir den Rücken. Nach 

zwanzig Schritten komme ich nach.« 

Haggerty nickte und setzte sich wieder in Bewegung. Sein 

Wallach witterte immer noch nichts. Im Canyon konnten sie 
also nicht sein. John richtete deshalb sein ganzes Augenmerk 
auf die Höhen beiderseits. 

Nach einigen Sekunden blieb er stehen und wandte sich um. 
Miller kam heran und gab durch einen Wink zu verstehen, 

daß sich John wieder in Bewegung setzen sollte. Haggerty ging 
weiter, sein Pferd am Zügel. Er näherte sich der Enge und der 
Kehre. Was dahinter lag, konnte er nicht sehen. Aber der Wind 
wehte von der Wüste, brachte aber keine Witterung mit. 

Vor der engen Stelle wartete Haggerty wieder. Curt kam 

schnell heran, doch diesmal gab er kein Zeichen. 

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»Es ist so unheimlich still«, sagte er und wischte mit einem 

Taschentuch den Schweiß von der Stirn. 

Haggerty nickte. »Mein Dunkelbrauner wittert sonst jede 

Rothaut auf mindestens zweihundert Meilen. Ich weiß nicht, 
warum das nicht klappt. Sie sind in der Nähe. Ich fühle das mit 
jedem Nerv.« 

Curt deutete in die Höhe. »Vielleicht da oben?« 
»Nehme ich auch an. Diese Taktik kenne ich. Sie werfen 

Felsbrocken in den Canyon oder brennende Reisigbündel. Hilft 
aber alles nichts, wir müssen hindurch.« 

Vor der Schluchtkehre verengte sich der Canyon bis auf 20 

Yards. Die Wände ragten bis 100 Fuß gen Himmel und waren 
glatt wie poliert. Was hinter der Kehre auf sie wartete, wußten 
die Scouts nicht. 

»Ich gehe allein weiter, Curt«, sagte John. »Du bleibst hier 

und ziehst dich sofort zurück, falls ein Angriff erfolgt.« 

»Dich massakrieren sie inzwischen. Kommt nicht in Frage, 

John.« 

»So leicht bin ich nicht umzubringen, auch nicht von Tonto-

Apachen. Hier, halte mein Pferd.« 

John drückte Miller die Zügel in die Hand und ging aufrecht 

in die Schlucht hinein. Es war für ihn ein Spiel mit dem Tod. 
Nun kam es darauf an, wer die besseren Karten hatte, er oder 
die Apachen. 

Nichts war zu hören, kein noch so kleiner Schatten bewegte 

sich. Die Büsche unten leuchteten in der grellen Sonne 
hellgrün, ihre Unterseiten jedoch schwarz und geheimnisvoll. 

Überall konnten Apachen lauern, aber der Scout glaubte es 

nicht. 

Unangefochten kam er bis hinter die Krümmung. Vor ihm 

lag der längere Teil der Schlucht. Er sah nichts, obwohl er in 
die helle Sonne starrte, bis seine Augen tränten. 

Er winkte Miller, zu kommen. Im gleichen Moment fiel ihm 

ein, daß er sein Gewehr im Scabbard hatte steckenlassen. Mit 

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dem Revolver war in dieser Situation nichts zu machen. Hastig 
gab er Curt das Zeichen, im Galopp durch die Kurve zu reiten. 

Miller stieg auf, nahm Johns Pferd am verlängerten Zügel 

und jagte los. Der Falbe unter ihm streckte sich im Galopp. 

Noch zehn Yards bis zur Kurve. Curt winkte John zu. Für 

alle Fälle riß Haggerty den Revolver aus dem Halfter und 
richtete den Lauf auf den rechten Schluchtrand. 

Miller war in der Kurve. Er wollte sich schon aufrichten und 

einen triumphierenden Schrei ausstoßen, als es geschah. Ein 
schauerliches Geheul füllte die Schlucht. 

John war es, als verdunkelte sich die Sonne. Eine Felslawine 

nie gekannten Ausmaßes stürzte herab und begrub alles, was 
Leben hatte, unter Staub und Gestein. 

John Ward ritt zum zweitenmal in drei Wochen zum Fort 
hinauf. Die Posten am Tor wollten ihn nicht hineinlassen, aber 
Ward setzte sich durch und erreichte, daß sie öffneten. 

»So behandelt ihr einen weißen Mann«, herrschte er den 

wachhabenden Corporal an. »Wissen Sie nicht, daß ich ein 
guter Steuerzahler bin?« 

Corporal Battle winkte gelassen ab. 
»Habe meine Order, weißer Mann«, konterte er spöttisch. 

»Was glauben Sie eigentlich, wer Sie sind, daß Sie hier eine 
solch freche Lippe riskieren können?« 

»Ich bin John Ward.« 
»Selbst wenn Sie der Zar von Rußland wären, kämen Sie hier 

nicht rein, wenn es die Army nicht will. Basta! Was wollen 
Sie?« 

»Den Colonel sprechen.« 
»Der Commander ist nicht für jeden hergelaufenen Rancher, 

oder was er immer sonst noch sein will, zu sprechen. Was 
denken Sie eigentlich, Ward? Glauben Sie, wir haben sonst 

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nichts zu tun, als hinter einem Indianerbankert herzulaufen?« 

»Unverschämtheit!« Ward beruhigte sein nervöses Pferd. 

»Ich beschwere mich beim Kriegsministerium. Das kostet Sie 
Ihre Streifen, Cop.« 

»Machen Sie sich nur um meine Streifen keine Gedanken, 

Sie halbe Figur von einem Möchtegern. Auch das 
Kriegsministerium ist nicht für jeden hergelaufenen Zivilisten 
da. Hauen Sie ab, Mann! Den Weg kennen Sie ja schon.« 

Wutschnaubend und fluchend ritt Ward über den 

Paradeplatz. Vor der Kommandantur zügelte er sein Pferd, 
schwang sich aus dem Sattel und schlang die Zügel um den 
Hitchrail. 

Mit klirrenden Sporen betrat er den kurzen Gehsteig, stieß 

die Tür auf und blieb geblendet stehen. 

»Was wollen Sie schon wieder?« fragte jemand barsch. Ward 

öffnete die Augen und sah einen Lieuntenant vor sich stehen, 
der ein Aktenbündel in der Hand hielt. 

»Den Colonel sprechen«, erwiderte er. »Gibt es in diesem 

Fort keine Instanz, die sich um die Belange der weißen Siedler 
kümmert?« 

»Wir alle kümmern uns nur noch um die Zivilisten«, 

entgegnete der Offizier sarkastisch. »Wünschen der Herr eine 
besondere Instanz?« 

»Ich bin John Ward, der Rancher, und ich liefere 

Frischfleisch in alle Forts südlich des Gilas«, trumpfte Ward 
auf. 

»Als wenn ich Sie nicht schon längst erkannt hätte«, sagte 

der Offizier bissig. »Was wollen Sie?« 

»Ich möchte zum Colonel.« 
»Ist in einer Besprechung. Wenn es sich um den Jungen 

dreht, kann ich Ihnen noch keine gute Mitteilung machen. Wir 
haben einfach nicht genügend Soldaten, um eine Verfolgung 
der Pinals aufzunehmen. Damit wäre Ihr Besuch beendet. 
Kommen Sie in vier oder sechs Wochen noch einmal, vielleicht 

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hat sich bis dahin etwas ergeben.« 

»Unverschämtheit! Ich werde mich beim 

Oberkommandierenden beschweren!« 

Der junge Lieutenant pfiff vor sich hin und brachte auf diese 

Art seine Mißachtung vor dem Rancher zum Ausdruck. 

»Okay, okay, Ward. Tun Sie, was Sie nicht lassen können, 

nur verschwinden Sie jetzt. Wir haben keine Zeit für 
Quatschereien.« 

Ward stampfte mit dem Fuß auf die Dielen, daß die Bude 

zitterte. »Ich werde mich zum gegebenen Zeitpunkt an Ihre 
Worte erinnern, Lieutenant, verlassen Sie sich darauf.« 

Er machte auf den Absätzen kehrt und verließ die 

Kommandantur des Forts. Als er das Tor erreichte, bekam er 
die dritte Abfuhr an diesem Tag. Der wachhabende Corporal 
schwang sein Käppi wie ein spanischer Grande seinen 
Federhut. 

»Vielleicht lassen sich Eure Hoheit demnächst wieder einmal 

sehen? Holla, Bill, Jones, öffnet das Tor! Ihre Durchlaucht, der 
Rancher John Ward, wünscht auszureiten.« 

Ward knirschte: »Das werdet ihr mir alle büßen!« 
Dann drückte er seinem Pferd die Sporen in die Weichen und 

ritt im gestreckten Galopp durch den Haupteingang. 

Burt Kelly und Norbert Walker rannten dem Reitertrupp 
entgegen, der auf der entgegengesetzten Paßseite die Straße 
hinaufkam. Thomas Jeffords winkte und lachte den beiden 
freundlich zu. Hinter ihm ritten Buck Tinatra, Larry Osborne, 
Charles Culver und James Wallace. 

Mindestens 200 Yards hinter dem Trupp schließlich noch 

Jim Walsh, mit den beiden Packmulis. 

»Willkommen zu Hause!« rief Burt begeistert. 
Thomas Jeffords schwang sich aus dem Sattel, während seine 

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beiden Freunde zunächst auf ihren Pferden sitzen blieben und 
mit ihren Augen das Land absuchten. 

Jeffords schüttelte Kelly und Walker die Hände, klopfte 

ihnen auf die Schulter und schien sich zu freuen, wieder in der 
Paß-Station zu sein. 

»Wie ging's? Alles okay?« 
»Wir hatten Besuch von Cochise«, sprudelte es aus Kelly 

heraus. »Er wollte zu dir, Boß, einen Besuch abstatten, wie er 
sagte.« 

»So, Cochise war hier?« Jeffords fuhr sich mit der Hand über 

das verschwitzte Gesicht. »Allein?« 

»Er hatte einen Trupp Krieger bei sich, so an die fünfzig«, 

antwortete Norbert Walker. »Als er dich nicht antraf, Boß, ritt 
er schnell wieder davon.« 

»In welche Richtung?« 
»Fort Buchanan.« 
»In Ordnung, Jungs. Darf ich euch mit den Neuen bekannt 

machen? Der Hombre mit dem Zwicker auf seiner edlen Nase 
ist Charles Culver, der Stationsvorsteher. James Wallace ist 
sein Gehilfe, Kutscher und Allroundman. Dahinten kommt Jim 
Walsh, unser neuer Pferdeknecht. Diese beiden Tagediebe hier 
sind Burt Kelly und Norbert Walker. Glaube nicht, daß wir 
noch ein besseres Team zusammenkriegen, was? Heute habt 
ihr alle noch einen Schontag, aber von morgen an wird in die 
Hände gespuckt. In drei Wochen kommt Maritoba Jones mit 
der ersten Kutsche über den Paß.« 

Die Männer schüttelten sich die Hände. Buck und Larry 

sprangen von den Pferden und begrüßten die beiden Männer 
mit Handschlag. 

»Ist die Luft rein?« fragte Jeffords und lächelte. 
»Denke schon«, antwortete Kelly. Er warf Walker einen 

fragenden Blick zu. Norbert winkte und wies auf das Haus. 
»Jetzt kriegen wir auch ein neues Dach. Fangen wir morgen 
damit an?« 

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Jeffords nickte. »Natürlich. Was hast du denn gedacht? 

Sollen wir uns beim Frühstück den Kaffee verregnen lassen? 
Denke, er ist dünn genug, wenn du ihn kochst.« 

»Das ist gemein«, sagte Norbert in Erwiderung des sanften 

Spotts. »Ich bin dafür bekannt, weit und breit den besten 
Kaffee zu kochen.« 

»Aha! Und wer weiß das?« 
»Alle!« trumpfte Walker auf. »Burt, zum Beispiel. Kannst du 

es bestätigen, Burt?« 

»Klar. Sein Kaffee ist braun, etwas dünner als Quellwasser 

und schmeckt wie Schlangenspucke. Zufrieden, Norbert?« 

»Du bist ein gemeiner Hund!« fauchte Walker. 
»Wenigstens etwas«, Kelly lachte und ließ Jeffords den 

Vortritt. 

Sie betraten das Haus, setzten sich an den Tisch und 

warteten. Es störte sie nicht, daß sie noch kein Dach über dem 
Kopf hatten und nicht die verbrannten Fenster schließen 
konnten. 

Norbert Walker kochte Kaffee, stellte Tassen auf den Tisch 

und flache Maiskuchen mit Honig. Als er den Kaffee einfüllte, 
zog ein würziger Duft durch die Hausruine. Alle lobten das 
Gebräu und den Kuchen, selbst Kelly kniff ein Auge zu und 
warf einen schelmischen Blick auf Norbert. Die Neuen in der 
Runde der Butterfield-Leute fühlten sich in diesem Kreis wohl 
und sparten nicht mit entsprechenden Bemerkungen. 

Jeffords fragte Kelly: »Was hat er speziell gesagt? 

Interessierte sich Cochise für etwas Besonderes?« 

Kelly schürzte die Lippen. »Er betrachtete sich alles sehr 

genau, besonders die Dachbalken, die draußen liegen. Er stellte 
auch ein paar Fragen. Ich kann dir sagen, daß mir das Herz in 
die Hose rutschte, als er so plötzlich vor mir stand.« 

Tinatra und Osborne beteiligten sich nicht an dem Gespräch. 

Diese beiden Männer waren ständig auf der Hut. Sie hätte 
Cochise bestimmt nicht überrascht. 

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»Was denn, dein Hasenherz? Kann das auch rutschen?« 

frotzelte Walker. 

»Blödmann! Du sahst doch ganz käsig aus, als Cochise 

aufkreuzte und draußen mehr als fünfzig Krieger auf ihren 
Ponys hockten. Verdammt und zugenäht, daß du deine 
Randbemerkungen nicht lassen kannst, wenn ich mit dem Boß 
rede.« 

Alle lachten. Charles Culver wandte sich an Jeffords: »Ist er 

wirklich so gefährlich, wie diese beiden Helden es darstellen?« 

»Er ist es. Von uns aber will er nichts. Wenn er plötzlich hier 

hereinschneit, laßt ja die Pfoten weg von den Waffen. Eure 
Angst könnt ihr ihm zeigen, das schmeichelt seiner Eitelkeit, 
aber macht euch nicht in die Hosen.« 

James Wallace sagte: »Da sind wir in eine schöne 

Gesellschaft geraten, was, Jim? Wollen wir uns nicht wieder 
aus dem Staub machen?« 

Walsh nickte, zwirbelte seinen Schnurrbart und grinste über 

den Tisch zu Culver hinüber. »Was meinst du, Charles?« 

Culver machte eine ernste Miene und gab seinen eigenen 

Beitrag zu dem lustigen Dialog: »Wir warten noch ein paar 
Tage. Wenn nichts geschieht, denke ich, können wir noch eine 
Woche aushalten. Was meint ihr zu meiner Idee, Jungs?« 

»Großartig«, sagten Wallace und Walsh wie aus einem 

Mund. 

Larry Osborne stand auf und ging hinaus. Alle hörten sie 

seine Schritte, die sich in Richtung Toilettenhäuschen verloren. 
Plötzlich stand er wieder in der Tür, deutete mit dem Daumen 
über die Schulter und sagte: 

»Der große Boß bekommt Besuch von seinem Blutsbruder. 

Jetzt stellt es sich heraus, wer zuerst zittert.« 

»Was soll der Blödsinn?« fragte Jeffords. 
»Der rote Knabe, der sich Cochise nennt, ist im Anmarsch. 

Komm raus und empfange ihn mit Freudengeschrei und 
Hosiannah-Rufen.« 

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»Cochise kommt?« Jeffords sprang auf und lief zur Tür. Er 

sah nichts. Die Paßstraße war frei. 

»Die andere Seite, Thomas«, bemerkte der Revolvermann 

kühl. 

»Verflucht! Warum sagst du das nicht gleich, Larry?« 
Jeffords trat vor das Haus. Aus Richtung Ford Buchanan kam 

ein großer Reitertrupp. Indianer. An ihren Gesichtbemalungen 
erkannte Thomas, daß es sich um Chiricahuas handelte. Ein 
ganzes Stück vor dem Pulk ritten Cochise und sein Sohn 
Naiche. 

Vor Jeffords parierte Cochise seinen Mustang. Er hob 

grüßend die Hand. Jeffords sah die zahlreichen Skalps an den 
Gürteln der Krieger. Er wußte bereits von dem Massaker in 
Agua Prieta und Santa Rita im Norden. Cochise kehrte von 
seinem Raubzug zurück. 

»Ist die Jagd beendet, Jefe?« fragte er. »War die Beute gut?« 
Würdevoll senkte Cochise den Kopf. 
»Sie war gut, Hellauge. Viele Mexikaner mußten ihr Leben 

lassen. Ich kenne kein Raubtier, das sich so tückisch verhält 
wie die Gelbhäutigen. Ich sage: nur ein toter Mexikaner ist ein 
guter Mexikaner. Sie gehören ausgerottet, von dieser Erde 
vertilgt.« 

»Auch sie sind Menschen«, wagte Jeffords einzuschränken. 

»Der Große Geist hat ihnen ebenso seinen Odem eingehaucht 
wie den Indianern.« 

»Sie sind schlimmer als das bösartigste Raubtier, dazu falsch 

und verschlagen. Es gibt keinen, der nicht mit gespaltener 
Zunge spricht.« 

Jeffords wechselte das Thema Cochise hätte seine 

Vermittlung mißverstehen und denken können, er brächte den 
Mexikanern besondere Sympathie entgegen. 

»Ich habe Männer mitgebracht, Cochise. Morgen beginnen 

wir mit dem Hausbau. Willst du absteigen und mein Gast 
sein?« 

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»Nicht heute«, antwortete der Häuptling. »Die Squaws der 

Apachen warten auf ihre Männer.« 

Er ritt an. Wenn Jeffords nicht zur Seite getreten wäre, hätte 

das Pony ihn umgestoßen. Der lange Zug der Krieger defilierte 
an ihm vorbei. Manch feindseliger Blick aus geschlitzten 
Augen traf Thomas. 

Wie groß die Beute der Apachen war, ließ sich nur schätzen. 

Mehr als zwanzig Esel, Maulesel und Packpferde zogen über 
den Paß, schwer beladen und zu einer schier endlosen Tropa 
zusammengebunden. 

Die Chiricahuas verfügten über große Mengen von Waffen, 

Munition, Vorräten und sonstigen Gütern, Pferden und 
Maultieren. Niemals zuvor waren sie so gut bewaffnet und mit 
Mengen an Kriegsmaterial versorgt gewesen. 

Thomas Jeffords wurde es angst und bange, als er den langen 

Zug der Krieger auf ihrem Weg durch den Paß verfolgte. Larry 
Osborne trat neben ihn. 

»Das wird ein heißes Jahr werden, denke ich. Was meinst du, 

Thomas?« 

»Wehe denen, gegen die sich Cochises Haß richtet«, 

murmelte Jeffords und ging ins Haus. 

Undurchsichtiger grauer Staub hüllte Haggerty und Miller ein. 
Er nahm ihnen den Atem, brannte in ihren Augen und legte 
sich ätzend auf ihre Haut. Um sie herum prasselten 
Felsbrocken und loses Geröll in den Canyon. 

Beide wurden unzählige Male von steinernen Geschossen 

getroffen und bluteten aus vielen Wunden. Curt Millers Pferd 
traf es am schlimmsten. Es brach tot zusammen. Johns Wallach 
riß sich los und flüchtete aus dieser Hölle von Staub und 
Gesteinssplittern. 

Noch war das Bombardement nicht beendet. Unter dem 

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Kriegsgeschrei der Apachen sausten weitere Felsblöcke in die 
Tiefe und wurden beim Aufprall auseinandergerissen. John 
Haggerty erhielt einen furchtbaren Schlag gegen die Stirn und 
fiel auf den Rücken. Er stand nicht wieder auf. 

Als das Inferno für einen Moment aussetzte, kämpfte sich 

Curt zu Haggerty vor und kniete neben ihm nieder. John 
blutete aus einer breiten Stirnwunde und war bewußtlos. 

Curt blickte sich gehetzt um. Der Staub lichtete sich nicht. 

Miller konnte nicht weit sehen und fühlte sich hilflos. Seine 
Kleidung war zerfetzt, Hände und Gesicht bluteten, Schmerzen 
spürte er am ganzen Körper. 

Es half nichts, er mußte John Haggerty aus dem 

Gefahrenbereich bringen, wenn er sein Leben retten wollte. 

Mühsam lud er sich den schweren Körper auf die Schulter, 

taumelte mit seiner menschlichen Last aus dem erstickenden 
Staub und sank vierzig Schritte weiter erschöpft in die Knie. 
Dabei rutschte John von seiner Schulter und schlug heftig auf 
den Boden auf. 

»Großer Gott, ich hab's gewußt. Diese mörderischen Teufel.« 
Langsam verflog der Staub. Weitere Brocken kamen nicht 

mehr von oben. Miller rechnete fest damit, daß die Tontos 
angriffen. 

Sein Gewehr lag bei dem toten Falben unter Felsbrocken 

begraben. Johns Dunkelbrauner war voller Angst 
davongestoben. Miller hatte nur seinen Revolver und den von 
seinem Freund. 

Zwei Revolver, zwölf Schuß. Das mußte reichen, die 

verdammten Halunken von den Rücken ihrer Pferde zu holen. 
Es dauerte nicht lange, als sie johlend durch den Canyon gefegt 
kamen. Weit voran ritt ein Unterhäuptling. Er lag flach auf 
seinem Mustang und schlug auf das Tier ein. 

Curt Miller zog John den Colt aus dem Lederfutteral. Mit 

den Daumen spannte er beide Hähne. Die angreifende Rothaut 
war kaum noch 20 Pferdelängen entfernt, als er den Revolver 

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hob und dem Tier zwischen die Augen schoß. Mit einem fast 
menschlich zu nennenden Todesschrei stürzte das Pferd und 
warf seinen Reiter ab. 

Bevor sich der Apache erheben konnte, traf ihn der zweite 

Schuß des Scouts. Die anderen Krieger näherten sich sehr 
schnell, drehten aber ab, als ihr Anführer fiel und sich auf die 
Seite legte. 

Das war's, ihr Halunken, dachte Miller grimmig und lud 

Patronen nach. 

»Du schießt nicht schlecht, alter Junge«, kam Johns 

schwache Stimme von der Erde. »Alle Wetter, du bist ein 
Meisterschütze mit 'nem Revolver, Curt.« 

Miller grinste. »Na, wie war's im Jenseits?« 
»Mist!« fluchte Haggerty und spuckte aus, was ihm noch 

nicht wieder richtig gelang. »Alles finster dort drüben und still 
wie ein Grab. Scheußlich!« 

»Well, jetzt bist du ja wieder da. Kannst du aufstehen?« 
»Laß mich noch einen Augenblick liegen, bis ich wieder 

Gefühl in den Beinen habe. Sind sie fort?« 

»Ich habe ihren Anführer getötet, das hat sie wohl kopflos 

gemacht. Meinst du, sie kommen wieder?« 

»Das weiß man bei ihnen nie so genau. Wir müssen 

jedenfalls aufpassen. Wo ist dein Pferd?« 

»Tot. Unter Geröll begraben. Dein Gaul ist abgehauen. Wenn 

wir ihn nicht wieder finden, laufen wir uns bestimmt ein 
Dutzend Blasen an die Füße.« 

»Die Tontos werden uns schon Beine machen«, sagte John 

und riskierte ein schmales Lächeln. »Wo sind sie überhaupt?« 

»Abgehauen.« 
»Glaube ich nicht. Die kommen wieder, wenn sie ihren 

Schock überwinden. Machen wir uns auf die Socken.« 

Haggerty erhob sich mühsam, stand einen Moment 

schwankend und setzte sich dann in Bewegung. Er und Miller 
strebten dem Ausgang des Canyons zu und waren sich der 

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großen Gefahr, in der sie schwebten, genau bewußt. 

Ohne Pferde wurde das Land für sie zu einer tödlichen Falle. 

Schweiß tränkte ihre Kleidung, als sie nach einer Weile eine 
Pause einlegten. John lehnte sich gegen einen Felsen, während 
er Millers braune Hände beobachtete, die seine Stirnwunde 
verbanden. Frisches Blut sickerte durch den weißen Stoff. 

Curt blickte auf. John war weiß im Gesicht. Der Blutverlust 

schwächte ihn derart, daß er zusammenzubrechen drohte. 

»Wir sollten etwas essen«, sagte Curt. »Du bist völlig 

ausgebrannt.« 

»Woher? Unsere Satteltaschen sind weg.« 
»Ich werde mich umsehen.« 
John Haggerty legte sich im Schatten des Felsens auf den 

Boden und schloß die Augen. 

»Bleib hier«, sagte er leise. »Wir sind ohnehin schon in 

schlechter Verfassung, als daß wir uns noch um einen weiteren 
Verletzten kümmern können.« 

»Dann gibt es nur noch einen einzigen Ausweg, John.« 
»Welchen?« 
»Eine Kugel durch die Schläfe.« 
»Das kann warten, bis wir wirklich am Ende sind. Bleib hier, 

Curt, es ist zu gefährlich.« 

Miller resignierte, setzte sich neben John in den Schatten, 

drehte sich eine Zigarette, zündete sie umständlich an und 
paffte blaue Wolken in die Luft. 

»Wie fühlst du dich, Junge?« 
»Miserabel. Wie könnte es auch anders sein.« 
Miller erhob sich konsequent, warf die Zigarette zu Boden 

und trat sie aus. Mit einem letzten Blick auf seinen Freund 
drehte er sich um und ging davon. Die Hitze nahm ständig zu. 
Wie ein kupferner Gong stand die Sonne am Himmel. 

Der Scout drang in ein Gewirr von Felsbrocken ein, räumte 

Gestrüpp zur Seite, umging größere Steine und bewegte sich 
dabei sehr vorsichtig. Er brauchte nicht lange zu suchen. Auf 

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einer flachen Steinplatte ringelte eine zwei Meter lange 
Klapperschlange und rasselte warnend mit dem Schwanzende, 
als sich Curt ihr näherte. 

Er zog sein Messer. Zu schießen wagte er wegen der Nähe 

der Apachen nicht. Als sich das Reptil stoßbereit aufrichtete, 
warf er das Messer. 

Die scharfe Klinge trennte der Schlange fast den Kopf vom 

Rumpf. Curt wartete, bis der Todeskampf ein Ende hatte und 
näherte sich vorsichtig dem noch schwach zuckenden Tier. 

Mit der Klinge schnitt er den Körper in kurze, unterarmstarke 

Stücke. Er nahm anschließend sein Taschentuch heraus, legte 
die Fleischteile hinein und ging zu Haggerty zurück. Der 
Freund war inzwischen eingeschlafen. 

Geschickt fachte der Scout ein kleines Kochfeuer an, spießte 

die Fleischstücke auf einen zugespitzten Ast und briet sie über 
der offenen Flamme. Der Duft kitzelte John in der Nase. Er 
erwachte und richtete sich halb auf. 

»Fleisch! Bei Gott, Curt, du vollbringst ein Wunder!« 
»Wir essen gleich. Das wird dich halbwegs auf die Beine 

bringen.« 

Sie aßen rasch. Haggerty wischte sich mit dem Handrücken 

den Mund ab. 

»Gibt es einen Nachschlag?« 
»Nein.« Curt schluckte den letzten Bissen hinunter. 
»Was für Fleisch ist das?« fragte John. »Lieber Himmel, daß 

es so etwas in der Wildnis gibt.« 

Curt erhob sich. »Es gibt genug davon. Ich werde es mir 

merken.« 

»Was ist es?« 
Miller spukte aus. »Es ist Nahrung, oder? Iß es und sei 

dankbar.« 

Haggerty nickte, schluckte das letzte Stück hinunter und 

grinste. 

»Das waren die besten Schlangensteaks, die ich je gesehen 

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habe.« 

Curt lächelte verschmitzt. John wußte es also. Er warf Sand 

über das Feuer und erstickte die Flammen. Nach dem Essen 
verspürte er Durst, aber zu trinken gab es nichts. 

»Was meinst du, John, bleiben wir hier und marschieren 

während der Nacht?« 

»Keine schlechte Idee. Auf diese Art können wir zwei Tage 

ohne Wasser auskommen.« 

Curt Miller sagte nichts mehr, legte sich neben den Freund 

und schloß die Augen. Schlafen durfte er nicht. Sie hatten 
keine Pferde mehr, die sie bei der Annäherung einer Gefahr 
gewarnt hätten. 

Der gewaltige Holzstoß flackerte und warf seine roten 
Flammen gegen die Wände des großen Canyons. Zuckende 
Schatten flohen vor dem wechselnden Licht, kehrten 
blitzschnell zurück, um wieder zu weichen. Holzrauch 
durchzog das Hochgebirgstal und stieg zu den Schluchträndern 
auf. 

Um das Feuer saßen mehr als zehn malerische Gestalten. Ihre 

bronzefarbenen Gesichter waren einem hochgewachsenen 
Mann zugewandt, dessen helle Rehleder-Leggins wie frischer 
Schnee glänzten. Der Riese hielt die rechte Hand hoch und 
sagte mit volltönender Stimme: 

»Seht, ich fülle diese heilige Pfeife mit der Rinde der roten 

Weide, aber bevor ich rauche, wollen wir sehen, wie sie 
gemacht ist und was es bedeutet. Die vier Bänder, die an 
diesem Kalumet hängen, sind die vier Himmelsrichtungen des 
Universums. Das schwarze Band bedeutet Westen, wo die 
Götter leben, die uns Regen schicken. Das weiße ist für den 
Norden, woher der große weiße, reinigende Wind kommt, das 
rote ist für den Osten, wo das Tageslicht aufspringt und wo der 

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Morgenstern lebt, den Indianern Weisheit zu geben. Das gelbe 
Band ist für den Süden, woher die heißen Sommer kommen 
und die Kraft des Wachsens. Aber schließlich sind diese vier 
Kräfte eine einzige Kraft, und diese Adlerfeder hier ist für 
diese eine Kraft, die wie die Gedanken der Menschen 
hochsteigt, wie es die Adler tun. Und weil sie das alles 
bedeutet und mehr noch, als irgendein roter Mann verstehen 
kann, deshalb ist die Pfeife heilig. Sie bedeutet Krieg und 
Frieden, Not und glückliche Zeiten, Wasser und Trockenheit, 
Leben und Tod.« 

Cochise machte eine Pause. Er hielt das Kalumet empor, daß 

es alle Häuptlinge sehen konnten. In Victorios markanten 
Zügen zuckte es. Nana und Chato war keine Gemütsbewegung 
anzusehen. Eskaminzin, Nahaye, Naiche und Chan-ank 
verbeugten sich ehrfürchtig, Naretana, Yadalanh und 
Giannatah breiteten die Arme aus und begannen einen dumpfen 
Gesang, der aber rasch wieder abbrach. 

Loco, der Häuptling der San Carlos-Mimbrenjos, und 

Alchesay, Führer der White Mountain-Apachen, standen auf, 
berührten die heilige Pfeife und setzten sich wieder. 

Cochise fuhr in seiner Rede fort: 
»Das Land, die Himmelsrichtungen, die Wolken und die 

Berge gehören den Apachen, wie dieses Kalumet beweist. 
Gelbhäutige und Helläugige wollen es den Apachen 
wegnehmen. Sie dringen in unsere Täler ein, besetzen die 
Berge und Hügel, bauen feste Häuser und breiten sich immer 
weiter aus. Mit den Helläugigen schloß ich Frieden. Aber die 
Nachkommen der gepanzerten Männer, gegen die unsere 
Vorfahren kämpfen mußten, bleiben die Todfeinde der 
Chiricahuas.« 

Einige Häuptlinge zollten Cochises Rede Beifall, die anderen 

schwiegen, weil sie noch nicht begriffen, was der Jefe wollte. 
Victorio stand auf, streckte den rechten Arm aus und sagte mit 
seiner tiefen, grollenden Stimme: 

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»Cochise ist blind gegen alles, was die Bleichgesichter mit 

gespaltener Zunge sagen. Unser Kampf richtet sich gegen 
weiße Eindringlinge wie gegen die Männer aus dem Süden. 
Ich, Victorio, Häuptling der Mimbrenjos, will nicht, daß es 
anders ist.« 

Er setzte sich wieder. Schweigend verharrte die 

Versammlung und wartete auf Cochises Antwort. Mit dem 
feinen Gespür der Wildnisbewohner merkte Cochise, daß sich 
der Rat der Häuptlinge in zwei Lager gespalten hatte. 

Victorios Anhänger hielten sich bewußt zurück, wenn 

Cochise sprach. Seine eigenen murrten bei Victorios Rede. 
Wenn er Victorio ansah, bemerkte er den gehässigen, 
rebellischen und hinterhältigen Blick dieses gefährlichen 
Häuptlings. 

»Es wird aber anders sein«, fuhr Cochise mit hallender 

Stimme fort. 

»Wer noch nicht begriffen hat, daß die Weißen in der 

Überzahl sind und uns mit ihren Soldaten aus unseren 
angestammten Bergen und Wüsten jederzeit vertreiben können, 
der besitzt den Weitblick einer Schnecke und kein Verständnis 
für die Lage der Apachen. Wir sind nicht die Sieger, sondern 
die Besiegten. Kleinere Erfolge, die wir erzielen, zählen nicht. 
Für jedes Bleichgesicht, das wir töten, treten hundert, tausend 
andere. Wir Indianer sind eine Insel in einem Meer von 
Weißen, das uns zu verschlingen droht.« 

Victorio sprang auf, ruderte wild mit den Händen. 
»Zastee!« schrie er. »Töten war unser Grundsatz, und je 

mehr wir von ihnen umbringen, desto weniger kommen in 
unser Land. Die Angst vor uns hält sie ab, nicht aber 
nachsichtige Worte. Ich sage: Zastee! Tötet! Und immer 
wieder: Zastee! Greift sie an, wo ihr sie trefft! Zerstört ihre 
Häuser, ihre Ansiedlungen, ihre Felder! Tötet die Weißen, 
Krieger der Apachen, ertränkt ihren Mut in ihrem eigenen 
Blut!« 

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»Zastee!« riefen ein paar andere, aber die große Masse der 

Häuptlinge und Sippenführer blieb stumm. 

Noch einmal stand Cochise auf. Mit seiner hochgewachsenen 

Gestalt überragte er sie alle um Haupteslänge. Beschwörend 
streckte der Jefe die Hand mit der Friedenspfeife aus. 

»Ich sage, sie vermehren sich wie die Fische im Wasser, wie 

die Vögel in der Luft, wie die Büffel auf der Prärie. Sie sind 
das Gras auf der Savanne, das jede Blume erstickt. Wir sind die 
Blumen. Wenn wir gegen sie kämpfen, wird die weiße Flut 
über uns hereinbrechen und von der Erde vertilgen. Wir 
müssen verhandeln, Verträge schließen und warten, bis der 
Große Geist den Indianern die Möglichkeit gibt, alle Fremden 
aus ihrem angestammten Land zu vertreiben.« 

Nana erhob sich, hob die Arme gen Himmel. Als erster 

Häuptling stellte er eine direkte Frage an Cochise: 

»Wie lange müssen wir warten, bis der Große Geist uns seine 

Erleuchtung schickt? Wird sie überhaupt kommen? Und wenn 
sie kommt, werden wir sie verstehen? Ich bin für den Kampf. 
Victorio hat recht. Wenn wir Angst und Schrecken verbreiten, 
wird sie das abhalten, immer tiefer in die Täler und Wüsten 
einzudringen. Zastee! Kämpfen wir!« 

Cochise hielt ihm das heilige Kalumet entgegen, aber Nanas 

runzeliges Gesicht mit den hervorspringenden Wangenknochen 
wandte sich ab. War es Furcht vor der heiligen Pfeife oder 
Angst vor dem Unbekannten, was sie erwartete, wenn sie auf 
den Kriegspfad gegen die Weißen gingen? Die meisten 
Häuptlinge ließen sich von Victorios Hetzreden nicht 
anstecken. 

Vielleicht spürten sie auch die große Rivalität zwischen 

Victorio und Cochise, die ungeheure Spannung zwischen den 
beiden Führern, ihren gegenseitigen Haß und die Verachtung, 
mit der sie sich bedachten. 

Es mochten noch andere Gründe vorliegen, die sie vor der 

letzten Konsequenz zurückschrecken ließen. Gründe, die in der 

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Ausstrahlung des Chiricahua zu suchen waren, oder sie 
besannen sich einer gewissen Treue und Anhänglichkeit 
gegenüber dem Jefe, dessen List und Taktik bisher stets zum 
Sieg geführt hatte. 

Victorio merkte, daß er die meisten der Stammes- und 

Sippenführer nicht überzeugen konnte. Mit haßglühenden 
Augen erhob er sich, schlug klatschend die Hände zusammen 
und rief zu Cochise über das Feuer hinweg: 

»Ich gehe mit meinen Mimbrenjos und den Tontos auf den 

Kriegspfad. Die Krieger aus den Reservaten werden kommen 
und sich mir anschließen. Keine Kutsche, kein Anwesen und 
keine Patrouille wird vor meinen Kriegern sicher sein. Die 
Mimbrenjos und die Tontos werden alle die vom Erdboden 
vertilgen, die sich widerrechtlich ansiedelten. How!« 

Er drehte sich um, verließ den Feuerkreis. Nana, Loco und 

zwei ältere Krieger, die die Würde von Unterhäuptlingen 
innehatten, folgten Victorio. Stille trat ein. Eskaminzin starrte 
noch immer auf das Kalumet in Cochises Hand. Cochise hielt 
es ihm entgegen. 

»Willst du es?« 
»Nein.« 
Cochise bot die heilige Pfeife dem nächsten an. 
»Du kannst an meine Stelle treten, Alchesay.« 
»Nein. Du, Cochise, bist der freigewählte Jefe.« 
Sie alle, die am Feuer verblieben waren, lehnten ab. 
Cochise gab Naiche ein geheimes Zeichen. Beide erhoben 

sich und traten aus dem Kreis der Sitzenden. Cochises Stimme 
hallte weithin, war klar und verständlich, und wer genau 
hinhörte, vernahm die Enttäuschung in seinem Ton. 

»Wir werden nicht gegen die Weißen kämpfen. Ich gab dem 

einarmigen Häuptling der Pferdesoldaten mein Wort, nicht die 
Pferdesoldaten und nicht die Kutschen zu überfallen, die durch 
unser Land ziehen. Wenn aber die Weißen ungeachtet des 
Vertrages, den ich mit dem General schloß, den Krieg wollen, 

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sollen sie ihn haben. Doch wir werden den Kampf nicht 
beginnen.« 

Die Wüste schien unendlich, ihre Hitze ohne Erbarmen, die 
Sonne mitleidslos. Zwei Männer stampften durch den 
knöcheltiefen Sand. Taumelnd und torkelnd schleppten sie sich 
dahin, sanken vor jedem Dornbusch oder einer Kakteeninsel 
auf die Knie, rangen sich unter krächzenden Lauten wieder 
empor, um hinter ihrem Schatten herzulaufen. 

Der Abend senkte sich auf das Land. 
»Wie weit noch?« murmelte Miller. 
Haggerty blieb stehen, blickte sich um. Er sah nichts außer 

Sand und immer wieder Sand. Sie war nicht flach, diese Wüste. 
Im Gegenteil. Es ging auf- und abwärts, über Hügel hinweg 
und an ausgetrockneten Arroyos entlang. 

»Ich weiß es nicht«, flüsterte John mit spröden Lippen. »Ich 

habe die Orientierung verloren, Curt. Machen wir Rast.« 

Er ließ sich auf den heißen Sand sinken, wo er gerade stand, 

legte den Hinterkopf auf die scharfkantigen Quarzkörner und 
schloß die Augen. Neben ihm sank Curt zu Boden und 
schmatzte. 

Sie hatten nur nachts wandern und tagsüber schlafen wollen. 

Aber die Angst vor den Apachen hatte ihre Absicht geändert. 
Sie waren den zweiten Tag unterwegs und glaubten noch 
immer, die Richtung auf den Apache-Paß einzuhalten, 
erreichten ihn jedoch nicht. 

Curt sah, daß John furchtbare Schmerzen aushielt, ohne 

einmal zu klagen. Bereits am frühen Morgen sah er die 
heimliche Bewegung zum Revolver, aber John hatte die Hand 
wieder zurückgezogen. Von nun an gab er darauf acht, daß 
John vor ihm ging und keine Gelegenheit bekam, den Qualen 
einer Wüstenwanderung mit einem Schuß in die Schläfe ein 

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Ende zu machen. 

Miller fielen die Augen zu, er drohte einzuschlafen. Der 

Scout gab sich einen inneren Ruck und riß die Augen weit auf. 
Er reckte sich, warf einen suchenden Blick in die Runde. 

Als sich der vom Wind aufgewirbelte Wüstenstaub 

vorübergehend legte, erkannte er die Riesenkakteen nicht weit 
von ihnen. Der Anblick der baumstarken Gewächse, die ihre 
stacheligen Arme angewinkelt zum Himmel reckten, ließ ihn 
erleichtert aufseufzen. 

Apachen-Scouts hatten ihm gesagt, daß Kekteen Wasser für 

ein halbes Jahr in ihrem Innern speicherten. Wasser! Mühsam 
raffte er sich auf und setzte seine schlaffen Beine in Bewegung. 
Eine ganze Kolonie von Kakteen stand in dem häßlichen Gelb 
der Wüste. Die grünbraune Insel unterbrach die Monotonie der 
Landschaft und gab ihr etwas Lebendiges, Lebendes. 

Vor dem ersten Stamm blieb Curt stehen. Der Stamm war 12 

Fuß hoch, zerfressen von Insekten, ausgehöhlt von Vögeln, die 
ihre Nester in den tiefen Narben bauten. 

Der Scout zog sein Messer, stach in den Stamm und schnitt 

ihn ein ganzes Stück nach unten auf. Zuerst geschah nichts. 
Dann erschienen gelbe Tropfen, die in der Hitze sofort 
kristallisierten. Immer mehr Flüssigkeit drang nach außen, 
kroch zähflüssig den Stamm nach unten. 

Curt tauchte den Finger in den Saft und leckte ihn ab. Der 

Nektar schmeckte bitter und ein wenig gallig. Miller spürte die 
erfrischende Wirkung und stieß das Messer noch einmal tief in 
die Baumwunde. 

Emsig wühlte er in seinen Taschen, fand nichts, womit er den 

Pflanzensaft hätte auffangen können. Kurz entschlossen zog er 
sein schmutziges rotes Taschentuch und fing damit den Saft 
auf. 

Immer mehr Flüssigkeit gab der Stamm nach draußen ab. Es 

war, als hätte die Pflanze begriffen, daß ihr eigener Tod das 
Leben zweier Menschen rettete. Curts Taschentuch saugte sich 

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prall voll. Er hob es an den Mund und preßte es wie einen 
Schwamm aus. Angenehm lief die Flüssigkeit durch seine 
Kehle und belebte ihn. Sofort hielt er wieder das Tuch an den 
Stamm und ließ es sich vollsaugen. 

Als der Saft durch seine Finger lief, eilte er zu John und 

träufelte ihm den Kakteensaft auf die trockenen Lippen. Der 
Freund schluckte, spürte das Naß und schlug die Augen auf. 
Noch einmal machte er Schluckbewegungen. 

Curt drückte den Stoffetzen zusammen und preßte. John 

mußte schlucken und wieder schlucken und bekam das 
köstliche Naß wie durch ein Sieb in den Mund. 

»Ah, gut. Was ist das? Woher hast du…?« 
»Still! Es ist Pflanzensaft. Ich hole mehr davon. Nur Geduld, 

Amigo, ich bin gleich wieder zurück.« Er eilte zum Stamm. 

Inzwischen hatten sich Insekten eingefunden, um vom 

menschlichen Einfallsreichtum zu profitieren. Miller scheuchte 
sie weg und preßte wieder das Tuch auf die Schnittstelle. Es 
saugte sich schnell voll. 

Mit ein paar langen Schritten war Curt bei John und preßte 

sein Taschentuch in dessen ausgetrockneten Mund. Das machte 
er viermal hintereinander. Dann trank er erst einmal selbst. 
Bemerkenswert war, daß der Saft eine wunderbare belebende 
Wirkung auf ihn ausübte. 

John Haggerty erhob seinen schlaffen Körper und schlurfte 

zu Miller. Erstaunt sah er, was der trieb. Der Stamm mußte gut 
und gerne zehn Liter Wasser gespeichert haben, ›blutete‹ aber 
nun langsam aus. Miller schnitt einen zweiten Stamm an und 
mußte einen Schwarm wilder Bienen verscheuchen, die in 
einer Höhlung des Stammes ihren Wabenstock hatten. 

Als sie ihren Durst gelöscht hatten, stellte sich Hungergefühl 

ein. Curt ging auf die Suche, in der Hoffnung, auf eine 
Schlange oder einen Leguan zu stoßen. Je tiefer er in die 
Kakteeninsel geriet, desto mehr Gras sah er am Boden. Es 
wuchs in grünen Büscheln, dazwischen standen breitblättrige 

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Pflanzen mit grauen Blüten. Er war ziemlich weit 
vorgedrungen und wollte schon wieder umkehren, als er einen 
kauernden Sandhasen entdeckte. 

Ratlos blieb er stehen. Schießen durfte er nicht. Der Knall 

wäre weithin zu hören gewesen und hätte Apachen 
herbeilocken können. Mit der Hand konnte er den Hasen aber 
auch nicht fangen. 

Ihm fiel sein Messer ein. Geräuschlos zog er es, faßte die 

Spitze mit Daumen und Zeigefinger und betete insgeheim zu 
allen Wüstengöttern, daß der Wurf nicht vorbeigehen möge. Er 
warf das Messer. 

Es bohrte sich in die Seite des Tieres und tötete es auf der 

Stelle. Vermutlich hatte der Hase geschlafen und auf seine 
gelbe Tarnfarbe vertraut. Miller ging hin, zog das Messer aus 
dem Kadaver und wischte die Klinge an dem hellen Fell ab. 

Mit seiner Beute erreichte er nach einigen Minuten seinen 

Freund. Der lag im Schatten des sterbenden Stammes und 
schlief. Weder hörte er Miller kommen, noch warnte ihn sein 
Instinkt. 

Curt zog den Hasen ab, ließ den Körper auf dem blutigen 

Fell liegen und suchte in der Umgebung brennbares Material. 
Er fand vom Wind angewehte Mesquitezweige, trockene 
Kakteenstengel und einen abgestorbenen Kugelkaktus. 
Geduldig trug er alles zu Johns Lager und schichtete es zu 
einem Häufchen. Das Feuer brannte rauchlos. 

Zwei Astgabeln und ein gerades Stück Holz waren schnell 

gefunden, an dem er den Braten über dem Feuer knusprig 
braun rösten konnte. Das war das geringste Problem. 

Was ihm fehlte, war Salz. Ungesalzenes Fleisch schmeckte 

scheußlich. Die indianischen Scouts hatten ihm erzählt, daß im 
Schießpulver Salpeter enthalten war. Salpeter ist ein Salz. Also 
zog er eine Patrone aus der Gürtelschlaufe und brach das 
Geschoß heraus. Den Inhalt der Hülse schüttete er auf die 
flache Hand. Miller leckte an der grauen Masse. Tatsächlich, es 

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schmeckte salzig. Mit dem Häufchen Pulver rieb er das rohe 
Fleisch ein und spießte es auf den Stock. 

Geduldig drehte er den Braten, wobei der Saft zischend in 

die Flammen tropfte. Ein herber Duft von gebratenem Fleisch 
zog über das Lager und weckte Haggerty. Er setzte sich auf, 
warf einen verwunderten Blick auf das Feuer, stellte sich auf 
seine Beine und ging zu Curt. 

»Mann, sag mal, kannst du zaubern?« 
»Keine Ahnung, John. Hab's jedenfalls noch nicht versucht.« 
»Wie kommst du zu dem Braten? Ist doch ein Hase, was?« 
»Klar. Wie ich dazu komme? Ganz einfach. Ich kitzelte ihn 

einfach ein bißchen mit meinem Messer, da fiel er tot um. 
Armer Kerl«, fügte Miller hinzu und grinste. 

»Mann, habe ich einen Kohldampf.« 
»Eine halbe Stunde dauert's noch«, sagte Curt Miller. 

»Kannst du's so lange aushalten?« 

»Ich denke schon, wenn ich muß.« 
Die Sonne war unter den Horizont gekrochen. Zurück 

blieben Schatten, abklingende Hitze, groteske Gebilde von 
Riesenpflanzen. 

»Hattest du überhaupt Salz?« fragte Haggerty. 
»Wozu?« 
»Fleisch muß man salzen, sonst schmeckt's nicht.« 
Curt Miller nickte wie ein Esel. »Klar, ich hatte Salz. 

Salpeter.« 

»Woher denn?« 
»Aus einer Revolverpatrone.« 
»Aus einer…« John Haggerty unterbrach sich, verzog sein 

Gesicht und lachte schallend. »Mensch, Curt, du bist ja der 
reinste Tausendsassa. Wer hat dir das erzählt? Schon die Idee, 
aus einem Kaktus Wasser abzuzapfen, war großartig.« 

»Ein Apachen-Scout erzählte mir einmal, wie sich seine 

Familie in der Gila auf der Flucht vor einem anderen Stamm 
durchschlagen mußte. Ich merkte mir die Methode, und wie du 

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siehst, hat sie uns das Leben gerettet.« 

»Klasse«, lobte Haggerty mit einem sehnsüchtigen Blick auf 

den Hasenbraten. »Laß Langohr ja nicht verbrennen. Ist es bald 
soweit?« 

Miller nahm den Drehstock von den Astgabeln und hielt den 

Braten solange am Spieß fest, bis er abgekühlt war. 

»Komm, John, schneide dir ein ordentliches Stück ab und 

pack ordentlich was in deinen Magen.« 

Sie setzten sich ans Feuer, beide mit dem Rücken zur offenen 

Wüste. Mit ihren Messern schnitten sie Stücke aus dem Braten. 
Das Fleisch war saftig und wohlschmeckend. Irgend etwas 
störte Haggerty. War es der blutige Verband um seine Stirn 
oder das leise Geräusch hinter sich? 

Er drehte sich im Sitzen um – und erstarrte, traute seinen 

Augen nicht. 

»Heiliger Affensteiß!« rief er aus. »Nicht mal in Ruhe essen 

kann man.« 

»Was ist denn in dich gefahren? Iß doch.« 
»Ist mir vergangen. Dreh dich mal um, Curt.« 
Miller folgte der Aufforderung und hatte urplötzlich das 

Gefühl, kleine Klumpen Eis in seinen Blutbahnen zu haben. 
Hinter ihm hielten drei Apachen auf ihren Ponys. 

Die dritte Konferenz in vier Tagen brachten die Ansichten des 
Generals aller Truppen in Arizona und des Brevet Generals 
West um kein Stück näher. Ihre Meinungsverschiedenheit über 
die Niederwerfung der Apachen war so groß, daß sie sich mehr 
und mehr dem Zustand einer gelinden Raserei näherten. 

Noch verbot ihnen die Würde eines Offiziers gröbere Worte, 

als sie gebrauchten. Aber es lag auf der Hand, daß dem alten 
Frontoffizier Oliver O. Howard bald der Uniformkragen 
platzen mußte. 

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»Um auf Ihre Vorhaltungen vor drei Tagen 

zurückzukommen, Sir. Ich habe Mangas Coloradas nicht 
getötet. Das ist eine üble Verleumdung und Unterstellung.« 

»Nein, Sie ließen ihn töten. In meinen Augen ist das 

dasselbe. Sein Tod brachte die ganze Südwest-Grenze in 
Aufruhr.« 

»Woher wollen Sie das so genau wissen, General Howard?« 
Der beugte sich vor. Um seine schmalen Lippen spielte ein 

siegessicheres Lächeln. »Ich sprach mit einem Minenarbeiter, 
der in Pinos Altos mit dabei war. Sie beschuldigten den 
Häuptling der Plünderung und ließen ihn in den Kerker werfen. 
Dann sagten sie den Wachen folgenden Satz: ›Ich will ihn 
morgen früh tot oder lebendig. Verstanden? Tot will ich ihn.‹ 
Wollen Sie das bestreiten, General West?« 

Joseph West warf Howard einen gehässigen Blick zu, 

äußerte sich aber in keiner Weise. Er wußte, es gab keine 
Rechtfertigung. 

Howard fuhr fort: »Ihre Soldaten erhitzten ihre Bajonetts im 

Feuer und folterten den Häuptling. Als er sich beschwerte, 
erschossen sie ihn mit vier Kugeln. Um das Maß an Barberei 
abzurunden, skalpierten sie Mangas Coloradas und 
enthaupteten ihn außerdem noch.« 

Er wandte sich um, sah White und Walmann in die bleichen 

Gesichter. 

»Was ich hier behaupte, ist Wort für Wort wahr, Gentleman. 

Und jetzt wundert man sich, wenn Cochise Pinos Altos angreift 
und die Häuser dem Erdboden gleichmacht. Natürlich, was die 
Weißen tun, ist alles rechtens. Die Indianer besitzen nicht das 
geringste Recht, ihr Land mit der Waffe in der Hand zu 
verteidigen. In Santa Rita und Pinos Altos hat der Chiricahua 
uns gezeigt, wozu er wirklich fähig ist.« 

»Das liegt doch nur bei Ihnen, General… Sir«, bemerkte 

West anzüglich. »Treiben Sie die Rothäute doch zu Paaren, 
knüppeln Sie den Aufstand nieder, und alles wird sich über 

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Nacht ändern. Die San Carlos-Reservation hat noch zusätzlich 
Platz für zehntausend Apachen, und ganz in der Nähe liegt Fort 
Apache.« 

»Richtig, Fort Apache. Hat das Fort genügend Soldaten, das 

Reservat zu bewachen?« 

»Das habe ich nicht zu entscheiden, sondern das 

Kriegsministerium. Ich bin im Auftrag General Shermans hier 
und soll Sie veranlassen, endlich gegen die Chiricahuas 
vorzugehen. Ist Cochise geschlagen und inhaftiert, wird die 
Grenze zur Ruhe kommen. Das ist doch wohl allen klar.« 

»Mir nicht«, entgegnete Howard brüsk. »Es sei denn, man 

bringt Cochise genauso um wie Mangas Coloradas. Selbst das 
würde nichts ändern. Mir scheint, in den Reihen der 
Mimbrenjos wird ein neuer Messias geboren, der selbst 
Victorio an Härte und Grausamkeit überflügelt. Nein, General 
West, das Kriegsministerium kann die Angelegenheit Indianer 
nicht so wie ich sehen.« 

»Sie sprechen von einem indianischen Messias, Sir. Wen 

meinen Sie?« 

»Gokhlayeh. Das heißt: ›Einer, der gähnt‹.« 
»Was denn, ein unbekannter Krieger ohne Rang und Namen 

soll dieser Mann sein? Das ist ausgeschlossen.« 

»Warten wir es ab«, sagte Howard zurückhaltend. »Wenn Sie 

abreisen wollen, gebe ich Ihnen eine Eskorte mit. Das ist 
selbstverständlich.« 

»Und wie lautet Ihre Antwort? Was darf ich General 

Sherman ausrichten?« 

Howard richtete sich auf. »Ich bin Offizier, und denke nicht 

daran, mein Cochise gegebenes Wort zu brechen und einen 
neuen Indianerkrieg heraufzubeschwören. Wir sind außerdem 
zu schwach dazu.« 

»Ist das Ihr letztes Wort in dieser Sache?« 
Howard nickte und warf einen langen Blick an West vorbei 

auf seine Offiziere. Mit Befriedigung stellte er ihr 

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Einverständnis mit seiner Entscheidung fest. 

»Das Massaker in Pinos Altos und Santa Rita berührt Sie 

wohl gar nicht?« 

»Es kann mich deshalb nicht beeindrucken, weil es sich um 

Mexikaner handelt, die getötet wurden. Und die Gouverneure 
von Sonora und Chihuahua sind selbst schuld an dem 
Massaker. Sie vergessen wohl Agua Prieta völlig, General?« 

West stand auf, verabschiedete sich militärisch und wandte 

sich dem Zeltausgang zu. 

Der Dachstuhl war gerichtet, aber noch nicht mit den flachen 
Holzschindeln gedeckt, die Thomas Jeffords eigens dafür hatte 
zuschneiden und in der Sonne dorren lassen hatte. 

Thomas Jeffords, Walsh und James Wallace, der Postgehilfe, 

standen vor dem Haus und bewunderten die Zimmerarbeiten. 
Culver kam hinzu, tat besorgt und wirkte aufgeregt. 

»Ist was?« fragte Jeffords. 
»Morgen kommt die erste Kutsche über den Paß.« 
»Weiß ich doch. Deswegen brauchst du nicht gleich in die 

Hosen zu machen, Charles.« 

Culver flatterte ein wenig mit den Händen, ein Zeichen von 

Unsicherheit bei ihm. 

»Maritoba Jones fährt, und er hat 'ne Menge Gäste.« 
»Meinst du, er frißt dich auf?« 
Culver blinzelte zum Dachgerüst hinauf. Er sah Balken, 

Pfetten und die Stützen, aber er konnte beim besten Willen 
keine Dachhaut sehen. Jeffords grinste in sich hinein. Er wußte 
genau, was den Stationsleiter quälte. Mehr als 20 Jahre war 
Culver im Transportgeschäft. Als Postreiter hatte er 
angefangen, bei der Butterfield-Linie wollte er seine Laufbahn 
beenden. 

Gäste, die für die Reise von dahin bis dorthin eine Menge 

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Dollars auf den Tisch blättern mußten, hatten zumindest 
Anrecht auf ein Dach, wenn die Kutsche eine Station anfuhr. 

»Maritoba ist der älteste Fahrer in der Gesellschaft. Wenn er 

sieht, daß das Haus kein Dach hat, fährt er gleich weiter. Das 
ist auch so richtig. Oder soll es den Fahrgästen in den 
Suppenteller regnen?« 

»Ach, gibt es denn morgen Suppe?« 
Culver stampfte mit dem Fuß auf und wandte Jeffords sein 

hochrotes Gesicht zu. 

»Du machst dich über mich lustig, Thomas, obwohl du 

weißt, wie ich es meine. Gerade du solltest die Sache ernst 
nehmen.« 

Jeffords lachte, drehte sich zu Jim Walsh herum und fragte: 
»Wie lange braucht ihr Helden, das Dach zu decken?« 
»Einen ganzen Tag, aber…« 
»Ja?« 
»Die Schindeln sind noch nicht ganz gedorrt. Wir müssen 

mindestens noch eine Woche warten. Tut mir leid, Boß, es geht 
nicht schneller.« 

»Da hörst du's, Charles. Ich bin der Meinung, daß deinen 

Fahrgästen ein bißchen Regen lieber sein wird als Pfeile oder 
geformtes Blei.« 

»Was meinst du?« 
Jeffords deutete zur Felsplatte hinauf, wo Haggerty und 

Miller den Zusammenstoß mit den Mimbrenjos hatten und 
Miller verwundet worden war. Alle im Kreis hoben die Köpfe. 

»Verdammte Sauerei!« Culver wich unwillkürlich ein paar 

Schritte zurück. Wallace stützte sich vor Schreck auf Jims 
Schulter und schluckte schwer. 

Mindestens zehn Indianer hielten dort oben und starrten auf 

das Treiben der Weißen 90 Fuß unter ihnen. Die Kriegsfarben 
in den breiten Gesichtern waren deutlich zu sehen. 

»Apachen?« 
Jeffords nickte. »Mimbrenjos, vielleicht auch Tonto-

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Apachen. So genau sehe ich das den Brüdern nicht an.« 

»Was werden sie vorhaben?« 
Thomas Jeffords warf einen Blick auf Wallaces schwarzes 

Haar und grinste. 

»Auf deinen schönen schwarzen Skalp haben sie es 

abgesehen, was denn sonst.« 

Buck Tinatra und Larry Osborne kamen aus dem Haus und 

wollten zum Stall hinübergehen. Sie blieben stehen, als sie die 
Männer zur Platte hinauf starren sahen. Ihre Augen folgten den 
Blicken der anderen. 

»Kriegen wir unerwünschten Besuch?« fragte Larry und trat 

zu der Gruppe. 

Jeffords erwiderte: »Scheint so. Diesmal werden sie sich die 

Zähne ausbeißen, verlaß dich drauf, Larry.« 

»Davon bin ich überzeugt«, sagte Buck. »Acht weiße 

Männer, bestens bewaffnet, gute Deckung, das macht… Hm, 
laßt mich nachdenken. Das macht zwanzig bis dreißig tote 
Indianer in der Minute, und das wissen die roten Kerle auch. 
Kelly und Walker sollen sich ebenfalls blicken lassen, damit 
sie gesehen und vom bösen Feind einkalkuliert werden 
können.« 

Kelly sah durchs Fenster, sah die Gruppe zum Felsen 

hinaufstarren, rief Norbert Walker und kam heraus. Walker 
folgte augenblicklich. Alle acht waren nun draußen und 
standen dicht beisammen. 

»Ob sie die Station wirklich angreifen?« fragte Walsh. 
»Glaube ich nicht«, antwortete Jeffords. »Es sind 

Kundschafter, die die Chancen für einen Angriff ausloten 
sollen. Mir kommt da ein Gedanke, Leute. Was wird sein, 
wenn sie Brandpfeile auf die ausgetrockneten Schindeln 
schießen?« 

»Sie werden wie Zunder brennen.« 
»Okay. Das ist der schwache Punkt unserer Festung. Wir 

sollten uns da etwas einfallen lassen.« 

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Osborne trat neben Jeffords. »Woran denkst du?« 
Thomas blinzelte gegen die Sonne zum First und schätzte die 

Entfernung Schornstein zum Firstbalken ab. Gut ein Yard, 
dachte er. Er drehte sich zu Kelly und Walker um. 

»Gibt es eine Möglichkeit, einen Behälter dort oben zu 

installieren, der reichlich Wasser aufnehmen kann?« 

Burt Kelly kam heran. »Ich verstehe«, sagte er. »Du willst 

das Dach berieseln?« Er überlegte kurz. »Ist machbar. Erdpech 
haben wir, Bohlen auch. Bleibt die Frage, wie wir so viel 
Wasser hinaufkriegen.« 

Jeffords winkte ab. »Das ist das kleinste Problem. Ihr zieht 

einen Galgen mit 'ner Seilrolle unter der Firstpfette hindurch 
und belegt sie mit Holzklammern. Von meiner Sicht aus müßte 
es machbar sein.« 

»Ja, das geht«, sagte Jim Walsh anstelle Kellys. »Wie bei 

einem Heustapler.« 

»Genau, das ist es, was ich will«, sagte Jeffords schnell. »An 

die Arbeit, Gentlemen. Aber haltet für alle Fälle eure 
Schießeisen bereit.« 

Tinatra und Osborne nickten Jeffords bewundernd zu. 
»Klasse, Thomas. Besser könnte es ein gelernter 

Zimmermann auch nicht anordnen.« 

»Kommt mal ein bißchen mit beiseite, Jungs«, sagte Jeffords 

und hakte sich bei den beiden unter. »Ihr seid von nun an für 
die Sicherheit der Station verantwortlich. Wie wollt ihr ihren 
Schutz übernehmen?« 

»Erwartest du von uns Patrouillenritte?« 
»Und noch einiges mehr.« 
»Was, zum Beispiel?« 
Jeffords deutete verstohlen auf die Höhe. 
»Dort oben und hier unten. Wir sollten ständig wissen, was 

am Paß vorgeht. Vor allem dürfen wir uns nicht überraschen 
lassen. Kapiert?« 

Die Männer nickten. Osborne sagte: »Wir werden es gleich 

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mal versuchen. Entweder sie hauen ab, oder es gibt eine kleine 
Bergschlacht. Adios, Boß. Komm, Buck, und vergiß dein 
Gewehr nicht.« 

Sie gingen zum Stall, sattelten und entfernten sich im Trab in 

Richtung Süden. Jeffords warf einen verstohlenen Blick zum 
Plateau hinauf. Die Indianer waren verschwunden. 

»Nicht bewegen, kein Griff zur Waffe, Curt. Die sind mit ihren 
angelegten Gewehren schneller.« 

»Spritzen wir auseinander, ziehen und holen sie von den 

Gäulen. Das müßte möglich sein, wenn wir es geschickt 
anfangen.« 

»Abwarten«, sagte John. 
Er riß mit seinen starken Zähnen ein Stück Fleisch aus dem 

Hasenschenkel und kaute seelenruhig weiter, als wären weit 
und breit keine Apachen zu sehen. Curt Miller spielte mit. 

Wenn John kurz die Apachen fixierte, klirrten ihre Blicke 

aneinander wie Degenklingen. Die drei Kerle hockten wie 
große Affen auf ihren Ponys und starrten zu ihnen her. Nichts 
geschah. 

Haggerty fühlte den Schweiß über seine nackte Brust rinnen, 

auch auf der Rückenhaut rieselte es. Seine Linke konnte kaum 
noch den Schenkelknochen halten, so glitschig war sie. 

»Greifen sie uns an?« 
»Wenn sie glauben, daß es sich für sie lohnt, auf jeden Fall. 

Dann fix raus mit den Eisen und geballert, was die Läufe 
hergeben.« 

Es wurde allmählich dunkel. Wolken zogen über den 

Himmel und verstärkten das Gefühl hilfloser Einsamkeit in den 
beiden Weißen. Als sie wieder zu den Rothäuten hinübersahen, 
waren sie verschwunden. 

»He«, fragte Curt Miller aufatmend, »haben sie die Flucht 

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vor uns ergriffen?« 

»Du bist 'n ganz schöner Witzbold, Junge. Täusche dich nur 

nicht. Sie wissen, daß wir kein Wasser und keinen Proviant 
haben. Warum also sollten sie etwas riskieren, für eine Sache, 
die ihnen sowieso in den Schoß fällt?« 

»Du meinst, sie warten einfach ab, bis wir vor Durst aus den 

Stiefeln kippen?« 

»Ja.« 
»Solange wir Kakteen in unserer Umgebung haben, brauchen 

wir uns vor dem Verdursten nicht zu fürchten.« 

»Das beweist mir… Ich meine, ihr Verhalten beweist mir, 

daß es auf unserem Marsch weit und breit keine Säulenkakteen 
mehr geben wird. Oder meinst du, sie kennen den Trick mit 
den wasserspendenden Kakteen nicht?« 

»Den kennen sie selbstverständlich als Kinder dieses Landes. 

Weißt du was, John, ich habe da 'ne prima Idee…« 

»Raus damit! Deine Ideen scheinen in der letzten Zeit etwas 

zu taugen.« 

»Schon immer, nur wolltest du sie nie hören. Also, wir 

müssen laufen, weil wir keine Pferde haben. Ich für meinen 
Teil habe genug davon. Meine Blasen an den Füßen kann ich 
schon nicht mehr alle zählen und…« 

»Du hättest Redner oder Politiker werden sollen, was aufs 

gleiche hinausläuft. Los, zur Sache, Amigo!« 

»Wir sind uns einig, daß sie in der Nähe lagern und bei 

Tagesanbruch angreifen? Okay. Ich versalze ihnen die Suppe, 
pilgere während der Nacht los und klaue ihre Mustangs. Was 
hältst du von meiner Idee? Unbezahlbar, was?« 

»Quatsch!« Haggerty griff sich an den Kopf und verzog das 

Gesicht. Die Wunde schmerzte höllisch, und er fühlte sich 
schwindelig. 

»Quatsch? Wieso?« 
»Weil es dir nie gelingt, einen Apachen das Pferd zu 

stehlen.« 

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»Du traust mir ziemlich wenig zu. In meinem früheren Leben 

muß ich Pferdedieb gewesen sein. Ich stelle mir genau vor, 
wie…« 

»Das warst du bestimmt«, unterbrach John ihn lachend. 

»Noch solche phantastischen Einfalle?« 

»Ich meine es ernst, John. Well, du brauchst gar nichts mehr 

zu sagen. Dein Einverständnis habe ich. Um Mitternacht gehe 
ich auf Mustangjagd.« 

»Um Mitternacht zersägst du meterdicke Stämme und wirst 

Mustang Mustang sein lassen. Diesmal habe ich die bessere 
Idee.« 

»Und?« 
»Wir warten, bis sie angreifen. Und das werden sie, darauf 

kannst du dich verlassen. Die Kerle wollten lediglich kein 
Risiko eingehen, immerhin haben wir Waffen.« 

»Davon haben wir noch keine Pferde.« 
»Doch. Die kriegen wir ganz leicht und ohne von den 

Apachen skalpiert zu werden. Jetzt kommt meine Idee. Nach 
Mitternacht ziehen wir unsere Kleider aus, stopfen sie voll mit 
Unkraut, legen die Puppen an das erkaltete Feuer und…« 

»Mensch, großartig! Ein Geniestreich. Wir verstecken uns 

und lassen sie in dem Glauben, zwei schlafende Weiße vor sich 
zu haben. Stoßen sie dann den Puppen ihre Messer ins Herz, 
knallen wir ihnen ein paar blaue Bohnen auf den Pelz. Danach 
ziehen wir uns in aller Ruhe wieder an und holen uns die 
Gäule. Junge, du bist wirklich eine Kanone. Du hättest General 
oder so etwas werden sollen.« 

»Das kommt noch. Bist du mit meinem Vorschlag 

einverstanden?« Als Miller begeistert nickte, fuhr John fort: 
»Wenn du ihnen die Gäule wegnehmen willst, geht das ins 
Auge. Ich kenne die Roten. Die schlafen mit einem Auge, und 
sie hören dich, selbst wenn du Flügel hättest.« 

»Einverstanden«, sagte Miller. »Wir machen es so, John.« Er 

wollte Unkraut suchen gehen, aber John hielt ihn zurück. 

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»Später, nicht jetzt. Wenn sie uns beobachten, ahnen sie 

unsere Absicht. Iß und ruhe dich aus. Du wirst morgen früh ein 
bißchen Kraft nötig haben. Drei Rote gegen zwei Weiße. Trotz 
guter Bewaffnung ein riskantes Verhältnis, wenn es sich um 
Apachen als Gegner handelt.« 

Als Sterne auf der samtenen Schwärze des Himmels sichtbar 

wurden, gab John Haggerty seinem Freund mit einem 
Kopfnicken zu verstehen, daß er beginnen konnte. Miller 
verschwand. 

John hörte nicht das geringste Geräusch, während Curt die 

Füllung für die Puppen einsammelte. Nach einer Viertelstunde 
kam er schon wieder, ließ sich auf die Knie nieder und packte 
ein Bündel Mesquite und Speerdorn aufeinander. 

»Es kann losgehen«, flüsterte er. »Ist die Luft rein?« 
»Ich denke. Also los.« Haggerty begann sich auszuziehen. Er 

behielt nur Stiefel und Unterwäsche an. Miller tat es ihm nach. 
Sie stopften Hosen und ihre verschwitzten Hemden mit dem 
Gestrüpp aus und legten alles so parat ans Feuer, daß jeder 
Späher glauben mußte, die beiden Weißen schliefen. 

»Werden sie den Schwindel nicht merken?« 
»Doch, wenn sie ihre Messer in einen Haufen Laub stoßen 

und anschließend blaue Bohnen als Lohn für ihre Mühe 
empfangen. Weg jetzt! Hinüber zu den Kakteen.« 

Miller verwischte alle Spuren hinter sich, so gut es in der 

Dunkelheit ging. Die Scouts zogen ihre Revolver und legten 
sich hinter die stachelbewehrten Stämme der Riesenkakteen. 
Die Nacht verging. Keiner der beiden Männer schlief ein. Ganz 
fern am östlichen Horizont begann es zu grauen. Schwach 
zuerst, schließlich immer stärker. 

Urplötzlich war der Tag da. Ein Bündel farbigen Lichts 

zuckte über die Wüste. So flüchtig dieses Himmelslicht auch 
war, es ließ Konturen erkennen und vertrieb Schatten. 

Über den Sand bewegte sich etwas. Die Silhouetten dreier 

gebückt gehender Menschen glitten näher und verhielten drei 

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Yards vor dem erloschenen Feuer. Noch war es dunkel an 
dieser Stelle, selbst für die scharfen indianischen Augen nicht 
hell genug, feste Umrisse auszumachen. 

Lautlos fielen die Apachen über die Kleiderbündel her und 

stießen mit ihren Messern zu. Haggerty beobachtete, wie sie 
sich überrascht aufrichteten und zurückwichen. Einer sagte 
etwas zu den beiden anderen. Bevor sie sich umwenden und 
weglaufen konnten, hob John seinen Colt und zischte: 

»Gibt's ihnen, Curt! Kein Pardon. Die hätten uns auch keine 

Chance gegeben.« 

Schüsse krachten aus langläufigen Revolvern. Haggerty 

richtete sich auf, wischte mit der linken Hand über den 
Revolverhahn und zog gleichzeitig mit dem Zeigefinger der 
Rechten den Stecher durch. 

Zwei Apachen fielen, der dritte wurde von Miller erledigt. 

Noch blieben die beiden Weißen eine Weile stehen, um sich zu 
vergewissern, daß die Indianer ihnen keine Komödie 
vorspielten. 

»Ich sehe nach«, flüsterte Curt. »Du gibst acht, daß sie mir 

keinen Hinterhalt stellen, du Revolver-As.« 

Curt entfernte sich grinsend. John sah ihn die Toten 

umdrehen, nicken, dann winken. Er stand auf und ging hinüber. 

»Teufel!« entfuhr es ihm. »Das sind keine Tontos. Verdammt 

und zugenäht, wir haben drei Chiricahuas umgelegt!« 

»Das wird Cochise gar nicht schmecken«, murmelte Curt. 

»Was nun?« 

Haggerty sah sich die Toten noch einmal genau an. Einer von 

ihnen trug einen ledernen Gürtel mit aufgesteppten Taschen, 
wie sie in den Reservationen für Indianer ausgegeben wurden, 
die darin Salz, Zucker, Tabak und andere Dinge aufbewahrten. 

Der andere hatte sich eine Halskette aus bunten Holzperlen 

umgehängt. Nur der dritte Indianer trug keine 
Zivilisationsabzeichen an seinem Körper, was allerdings nichts 
zu bedeuten brauchte. 

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»Sie gehören nicht zu Cochises harter Mannschaft«, sagte 

John Haggerty überzeugt. »Das sind Reservationsindianer, die 
die Isolation satt hatten.« 

»Mir egal, was sie sind«, brummte Miller. »Sie griffen uns 

an und wollten uns töten. Jetzt sind sie tot. Cochise kann mir 
den Buckel runterrutschen, wenn's ihm Spaß macht. Es gibt 
kein Gesetz in der Wildnis, das besagt, daß man sich abstechen 
lassen muß. Ich suche die Gäule.« 

»Das machen wir zusammen, Curt. Warte!« 
Haggerty suchte nach Spuren, fand sie. Die 

Mokkassinabdrücke im weichen Sand sahen aus, als wäre hier 
ein Elefant durchgezogen. Die Spur führte sie in eine Mulde 
ohne Vegetation. Die Mustangs standen angepflockt und 
stießen schnaubende Warngeräusche aus, als sie die Weißen 
witterten. 

»Glaubst du, sie werden uns aufsteigen lassen?« 
»Freiwillig nicht. Du wirst ihnen schon zeigen müssen, wer 

der Herr ist. Ich frage mich, wo die Redmen die Gäule 
herhaben. Es sind einwandfrei indianische Ponys.« 

Miller nahm den Zügel des einen Pferdes und riß den Pflock 

aus der Erde. Mit einer schnellen Bewegung schwang er sich 
auf den Pferderücken. Das Tier wollte bocken, aber Millers 
Schenkeldruck zwang es, am Boden zu bleiben und zu 
gehorchen. 

»Geht ganz gut«, sagte er. »Nur vermisse ich die 

Steigbügel.« 

»Daran gewöhnt man sich. Wir wollen ja nicht bis in alle 

Ewigkeit auf halbwilden Mustangs herumreiten. Auf geht's, 
Amigo, reiten wir!« 

Auch Haggerty saß schon oben und ritt an. Das ledige Pferd 

zog er am Graszügel hinter sich her. Beim Lager hielten sie 
kurz an. 

»Sollen wir sie beerdigen?« fragte Curt. 
»Der Vorfall muß gemeldet und zu Protokoll genommen 

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werden. Wir reiten nach Fort Buchanan und veranlassen, daß 
sie eine Scout-Patrouille in die Wüste schicken. Die Apachen-
Scouts erkennen an den Spuren, daß unsere Angaben der 
Wahrheit entsprechen. Sie können ihre Brüder gleich 
verscharren.« 

»Okay, machen wir, daß wir wegkommen.« 

John Wards Einfallsreichtum war beileibe nicht 
unerschöpflich, aber wenn er sich einen Vorteil davon 
versprach, konnte er lügen wie ein orientalischer 
Märchenerzähler. Als er eine Woche nach seinem letzten 
Hinauswurf schon wieder vor dem Fort auftauchte, hatte er ein 
Lügengespinst parat, mit dem er Colonel Brigham zu täuschen 
versuchte. 

Brigham ließ ihn eintreten, bot dem Rancher einen Stuhl an. 

Das Fort war auf Fleischlieferungen angewiesen und wollte es 
sich nicht mit dem geschwätzigen Rancher verderben. 

»Was kann ich für Sie tun, Mister?« 
Brighams Stimme klang rauh wie ein Schabeeisen. Er 

gehörte zu den knorrigen alten Offizieren, die den Bürgerkrieg 
mitgemacht hatten und sich an der Indianerfront kein X für ein 
U vormachen ließen. 

»Eigentlich besuchte ich das Fort, um die Freistellung einer 

Herde von zwanzig Dreijährigen anzuzeigen. Besteht Bedarf?« 

»Im Moment noch nicht, Mr. Ward. Sie lieferten vor zwei 

Monaten vierzig Stiere, und so schnell verbrauchen wir das 
Fleisch nicht bei dem geringen Personalbestand.« 

»Na schön, dann zu einem späteren Zeitpunkt. Sie wissen ja, 

wo ich zu finden bin. Wurde in der Entführungssache des 
kleinen Felix etwas ermittelt?« 

Brigham schüttelte den Kopf. Was sollte er sagen? Die 

Wahrheit? Daß das Fort wegen Mangel an Soldaten kaum noch 

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Patrouillen aussenden konnte? Nein, Ward hätte es sofort in 
alle Welt posaunt und sich wichtig gemacht. Panik unter den 
Siedlern wäre die Folge gewesen. 

Während er sich noch eine Antwort überlegte, traf die 

Ordonanz ein und meldete die Ankunft zweier weißer Scouts 
aus dem Hauptquartier. 

»John Haggerty, der Chief-Scout, und Curt Miller, Sir. Sie 

kommen aus der Wüste und bringen eine wichtige Meldung. 
Dürfen sie eintreten?« 

»Vorlassen!« schnarrte Brigham. Er wandte sich an den 

Rancher: »Sie werden sich einen Augenblick draußen gedulden 
müssen, Mr. Ward. Es wird sicher nicht lange dauern.« 

Ward verließ das Zimmer und wartete gegenüber in einem 

Nebenraum. Durch den Türspalt sah er die beiden Scouts durch 
den Flur kommen. 

Wie sahen die aus. Abgerissen, unrasiert, blutige Verbände 

um den Kopf. Schmutzig und nach Schweiß riechend, eilten sie 
in das Kommandeurzimmer. Ward wurde neugierig. Lautlos 
öffnete er die Tür und huschte über den Flur. Als er sein Ohr an 
die Tür legte, vernahm er jedes Wort, das gesprochen wurde. 

Am Ende seines langen Berichts bat der Sprecher um eine 

Entsendung von Apachen-Scouts an den Ort des Überfalls, um 
die Spuren zu sichern und die Toten zu begraben. Brigham 
sagte zu und stellte schließlich den Scouts ärztliche Hilfe und 
eine neue Ausrüstung in Aussicht. Ward hörte, wie sie sich mit 
Handschlag von dem Offizier verabschiedeten. 

Wie ein Wiesel huschte er in das leere Zimmer zurück, setzte 

sich und wartete geduldig, bis er von der Ordonnanz gerufen 
wurde. Inzwischen war ihm eine verwegene Idee gekommen. 
Wenn die Scouts von Chiricahuas angegriffen worden waren 
und Brigham nun Patrouillen in die Wüste schickte, weshalb 
konnte Felix dann nicht auch von Chiricahuas geraubt worden 
sein? 

Diese Behauptung mußte die Armeeleitung davon 

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überzeugen, daß Cochise gar nicht daran dachte, sein Wort zu 
halten. General Howard mußte sich unter der erdrückenden 
Beweislast schließlich geschlagen geben und… 

Seine Gedanken brachen ab. Seine frühere Aussage stand im 

krassen Widerspruch zu seinem jetzigen Verhalten. Pinal-
Apachen waren nun einmal keine Chiricahuas, schon äußerlich 
waren sie nicht miteinander vergleichbar. So sehr er auch sein 
Gehirn anstrengte, fand er keinen Ausweg aus diesem 
Dilemma. Als ihn die Ordonnanz zum Commandeur rief, war 
er sich noch nicht schlüssig, wie das Blatt zu seinen und 
Jesusas Gunsten wenden sollte. Brigham brachte ihn wenig 
später selbst darauf. 

»Bitte, setzen Sie sich«, sagte der Colonel zuvorkommend. 

»Die Sorgen an der Indianergrenze reißen einfach nicht ab. 
Zwei Army-Scouts meldeten von einem Vorfall, der wegen 
seiner möglichen Folgen gewisse Bedenken in mir erregt.« 

»Ich weiß nicht, worum es geht«, sagte Ward höflich. 
»Die Scouts berichteten, sie seien in der südlichen Gila von 

Apachen angegriffen worden und hätten drei Krieger in 
Notwehr getötet. Wenn es uns nicht gelingt, die Sache ins 
richtige Licht zu rücken, wird dies zu Verwicklungen mit 
Cochise führen, die General Howard gern vermeiden möchte.« 

»Waren es Chiricahuas?« fragte Ward mit gespielter 

Harmlosigkeit. 

»Leider. Die Scouts hielten die Rebellen in der Dunkelheit 

für Tontos, stellten aber bald darauf fest, daß sie dem Stamm 
der Chiricahuas angehören.« 

»Ich begreife nicht ganz, woran die Scouts Chiricahuas 

erkannt haben wollen. Die Krieger weit verstreuter Stämme 
gleichen sich wie ein Ei dem anderen.« 

»Es gibt eine Menge Unterscheidungsmerkmale«, erklärte 

Brigham ahnungslos. »Es sind die Gebrauchsgegenstände, die 
sie mit sich herumschleppen, irgendwo stahlen oder in der 
Reservation erhielten, dann die Kriegsbemalung. Chiricahuas 

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tragen Streifen in roter, gelber und ocker Farbe.« 

»Hm, seltsam, da fällt mir was ein, was ein ganz neues Licht 

auf den Kindesraub wirft. Die Indianer, die Felix entführten 
und meine beiden Cowboys umbrachten, trugen die gleichen 
Farben im Gesicht. Folglich waren es Chiricahuas und keine 
Pinal-Apachen.« 

Brigham fixierte ihn mit schmalen Augen. »Sind Sie da 

sicher?« 

»Absolut.« 
»Weshalb behaupteten Sie dann, es wären Pinals gewesen?« 
»Das mußte ich doch annehmen, oder nicht? Felix ist ein 

halber Pinal, zur anderen Hälfte Mexikaner. Seine Mutter 
wurde von den Pinals verschleppt. Es gelang ihr später, mit 
dem kleinen Felix zu fliehen.« 

»Das klingt alles wenig überzeugend«, sagte Brigham 

ausweichend. Unterschwellig hatte er das Gefühl, daß ihm der 
Rancher etwas vorflunkerte, ohne es jedoch beweisen zu 
können. Gereizt fügte er hinzu: 

»Ich werde mir überlegen, was in Ihrer Sache zu tun ist. Die 

neuen Aspekte machen die Angelegenheit nicht gerade besser, 
eher verwickelter. Sollte ich nach Rücksprache mit General 
Howard zu einer Entscheidung gelangen, gebe ich Ihnen 
Nachricht.« 

Er stand auf und reichte Ward die Hand. Der Rancher verließ 

die Kommandantur. 

Im Mittsommer dehnte Cochise seine Streifzüge weiter nach 
Süden aus. Zuerst war es der Rio Moctezuma mit seinen vielen 
Dörfern und Haziendas am Oberlauf, den die Chiricahuas 
heimsuchten. 

Die Woche darauf zerstörten sie La Dura am Rioa Yaqui und 

zwei Tage später Soyopa. Die Zerstörung der mexikanischen 

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Städte sollte für Cochise jedoch verhängnisvolle Folgen haben. 

Die Yaquis, im nördlichen Teil der Sierra Madre beheimatet, 

lehnten sich gegen die Eingriffe der Apachen in ihrem 
Machtbereich auf. Es kam zu einer Konfrontation zwischen 
Cochise und Tehueco, dem Kaziken der Yaquis. 

Das Palaver wurde in einer Bucht des Yaqui-Flusses 

abgehalten und dauerte drei Tage und zwei Nächte. Tizwin floß 
in Strömen, und so mancher Maulesel mußte sein Leben lassen, 
um in den Mägen von über 200 Kriegern zu verschwinden. 

Cochises Verhandlungsgeschick war es schließlich zu 

verdanken, daß Tehueco sich nicht gegen ihn stellte. Die 
›Vettern‹, wie sie sich gegenseitig nannten, grenzten 
schließlich ihre Gebiete ab und versprachen feierlich mit dem 
Rauch des Kalumets, die Jagdgründe der anderen zu 
respektieren. 

Hoch brannte das Feuer in der flachen Bucht am Yaqui-Fluß. 

Häuptlinge, Sippenführer und die edelsten Krieger beider 
Stämme umringten es sitzend und lauschten den jeweiligen 
Rednern. 

Auf einen unbeteiligten Zuschauer hätte das Bild wie ein 

Blick in die finsterste Hölle gewirkt. Beinahe unbeteiligt 
hockten die Krieger mit untergeschlagenen Beinen nahe bei 
den lodernden Flammen und richteten ihre 
Wasserspeiergesichter dem jeweiligen Redner zu. 

In der Regel wurde kein Sprecher unterbrochen. Doch dann 

und wann ertönten die pochenden Klänge der Yaqui-
Tamburins, von denen die Mexikaner zu berichten wußten, sie 
wären mit Menschenhaut bespannt. 

Tehueco löste Naiche ab. Er stand auf, eine gedrungene 

Gestalt, die durch ihr bloßes Aussehen Furcht erregte und den 
Tod in jeder Form versprach. Er streckte die Hände aus. 
Absolute Stille trat ein. 

»Yaquis und Chiricahuas sind Vettern und stammen von der 

gemeinsamen Urmutter ab. Zwischen den beiden großen 

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Stämmen der Sierra Madre und der Ebene vor dem Gebirge 
soll niemals Feindschaft und Krieg entstehen. Oft gewährten 
wir den Chiricahuas Unterschlupf auf ihrer Flucht vor den 
weißen Männern. Das weiß Cochise, das weiß Naiche, und das 
wußte Mangas Coloradas. Auch wir wissen es. Die Yaquis sind 
bereit, sich am Kampf gegen die Gelbhäutigen zu beteiligen, 
um sie zu vernichten, damit das Land wieder frei werde von 
diesem Ungeziefer. Aber die Yaquis brauchen und erwarten 
keine Hilfe von den Chiricahuas. Cochise mag mit seinen 
Kriegern die Siedlungen der Weißen im Norden angreifen, wir 
töten die Gelbhäutigen im Süden. Die Beute gehört dem, der 
sie errungen hat. So ist es immer gewesen, und so soll es 
bleiben. Alte Gesetze dürfen nicht gebrochen und verletzt 
werden. Es sind heilige Gesetze, die von unseren Ahnen 
geschaffen wurden, Gebietsansprüche und Lebensraum der 
Stämme zu sichern. Will Cochise mit den Yaquis den Bund der 
Freundschaft erneuern, oder will der Jefe der Chiricahuas den 
Krieg mit seinen Vettern?« 

Beinahe hektisch pochten die Tamburins, und der Schall der 

kleinen Tam-Tams hallte weit über den schäumenden Flußlauf. 
Nacht und Stille wurden unterbrochen vom schäumenden 
Wasser, den harten Schlägen auf die Bauchtrommeln und dem 
langgezogenen Schrei der Yaquis: 

»Jajaeee!« 
Cochise erhob sich. Er trug die leichte Wüstenkleidung der 

Chiricahuas und die hochschäftigen Mokassins. Alles in allem 
eine imponierende und furchtgebietende Gestalt. 
Erwartungsvoll starrten sie ihn an. Das Feuer warf flackernde 
Lichter auf das kühle Gesicht mit der Adlernase. Cochise hob 
eine Hand. Seine Stimme schallte weit über das Lager. 

»Tehueca sprach klug und zukunftsweisend. Die Chiricahuas 

fürchten den Kampf nicht, aber zwischen Stämmen gleichen 
Blutes wäre er sinnlos. Wir dürfen uns nicht selbst 
zerfleischen, Brüder. Alle Stämme vom Norden bis zum tiefen 

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Süden, die gleichen Blutes sind und von der einzigen Urmutter 
abstammen, sollen Frieden und Freundschaft bewahren, wie es 
das Gesetz unserer Abstammung vorschreibt. Die Navahos im 
Norden, Apachen in der Mitte, Yaquis im Süden, alle richten 
sich auf, greifen zu den Waffen und kämpfen gemeinsam in 
einem einzigen breiten Band, auf daß der gemeinsame Feind 
vernichtet und unsere Jagdgründe wieder frei werden. So ist es 
Gesetz. So soll es sein. How!« 

»Zastee!« schrien die Chiricahuas im Chor. 
»Jajaeee!« brüllten die Yaquis gemeinsam. 
Es klang wie ein Schwur, der zum Himmel aufstieg. Der 

gemeinsame Schrei war wie ein Brandfanal, nur unsichtbar, 
aber nicht minder übergreifend, ansteckend und tödlich 
gefährlich. 

Tehueco stand noch einmal auf und gebot Ruhe. Seinem 

markanten Gesicht mit den hervorspringenden 
Wangenknochen und den mongolischen Augen war nicht 
abzulesen, was er dachte. 

»Cochise sprach klug und weise, wie es einem großen Jefe 

zukommt. Tehuecos Antwort soll nicht minder klug sein. Es sei 
so, wie der Jefe der Chiricahuas sagte: Aufstand gegen die 
Gelb- und Weißhäutigen. Tod allen Eindringlingen. 
Vernichtung ihrer Städte und Stützpunkte. Cochise ist der Jefe 
aller Apachenstämme, ihm gehören die Quellen, Flüsse, 
Prärien in seinen angestammten Jagdgründen. Selbst die 
Bäume und die Pflanzen sind Eigentum der Apachen und nicht 
der Eindringlinge. So ist es auch bei uns. Die Berge, Täler und 
Ebenen gehören den Yaquis. Niemand soll sie ihnen streitig 
machen. Die Gelbhäutigen mögen dahin zurückkehren, woher 
sie kamen. Die Yaquis kämpfen zusammen mit den 
Chiricahuas gegen alles, was nicht von unserer Hautfarbe ist. 
So soll es sein. How!« 

Cochise und Naiche waren zufrieden mit dem, was sie 

erreicht hatten. Für sie kam es nur noch darauf an, die 

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Einzelheiten ihres gemeinsamen Kampfes gegen die 
Eindringlinge zu besprechen. 

Die Yaquis beanspruchten die Beute, die sie machten, für 

sich allein. Die sollten sie haben. Cochise mußte unwillkürlich 
lächeln. Sie würden auch nicht dulden, daß Apachenstämme in 
ihrem Machtbereich mexikanische Ansiedlungen überfielen. 
Auch das war in Ordnung. Die Chiricahuas konnten sich von 
da an mehr auf den Staat Chihuahua konzentrieren, so, wie es 
Mangos Coloradas mit seinen Mimbrenjos bereits getan hatte. 

Ein weiterer Punkt erfüllte Cochise mit besonderer 

Genugtuung. Tehueco hatte seine Führerrolle über die 
vereinten Stämme anerkannt. Aber der Zeitpunkt zum 
gemeinsamen Losschlagen war noch nicht gekommen. 

Noch war Friede zwischen den Weißen und den Chiricahuas. 

Noch vertraute er dem einarmigen weißen Häuptling. Seine 
Weitsicht sagte ihm jedoch, daß der Friede zwischen zwei so 
extrem veranlagten Rassen nicht von Dauer sein konnte. Die 
weißen Männer wollten zu dem, was sie bereits dem roten 
Mann gestohlen, immer noch mehr. Sie wollten alles Land, die 
Berge, die Flüsse, die fruchtbaren Ebenen. 

In den Bergen und in den Flüssen fanden sie Gold und Silber. 

Für Apachen war das Metall wertlos. Sie verstanden nicht 
einmal seinen Tauschwert richtig einzuschätzen. Ganze 
Gruppen von Goldsuchern zogen in die Canyons, durchwühlten 
sie und ließen Schutt und Zerstörung zurück. 

Heimstätter gruben die Erde um, bauten Häuser. Rancher 

züchteten Vieh auf den fruchtbaren Ebenen nahe der Flüsse. 
Soldaten bauten immer mehr Forts und kontrollierten sämtliche 
Pässe und Straßen. 

Trotzdem, die Zeit war noch nicht reif. Zunächst mußten die 

Navahos im Norden, die Mescaleros im Osten und die Nedni-
Apachen in den Wüsten Sonoras für den großen Plan 
gewonnen werden. Waffen hatten sie genug, die Chiricahuas. 
Sie konnten eine Armee damit ausrüsten. Waffen allein 

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genügten jedoch nicht, die Eindringlinge endgültig aus dem 
Land zu vertreiben. 

Cochise ließ seine Gedanken ausklingen und erhob sich 

erneut. Die Krieger erwarteten, daß er noch einmal sprach, daß 
er Tehuecos Rede Beifall zollte. Als er die Arme ausbreitete, 
wurde es still. Nur der Wind raunte in den Felsen. 

»Tehueco sprach klug. Cochise dankt dem Jefe der Yaquis 

für seine offenen Worte. Krieg gegen die Gelbhäutigen soll 
sein, bis der letzte Mexikaner tot ist oder das Land verließ. 
Wenn Tehueco Waffen von Cochise fordert, soll er sie 
bekommen, dazu Pulver und Blei, alles, was die Yaquis 
brauchen, damit ihre Alten, Weiber und Kinder nicht hungern, 
während sie auf dem Kriegspfad sind. Bei Tagesanbruch 
verlassen die Chiricahua die Berge der Yaquis und kehren in 
ihre eigenen Jagdgründe zurück. Tehueco mag sagen, was er 
benötigt.« 

Cochise setzte sich wieder. Von einem Krieg gegen die 

Weißen hatte er bewußt nicht gesprochen, auch nicht von 
seinen Bemühungen, weitere Stämme des Südwestens in seine 
Strategie einzubeziehen. Er wartete und bemühte sich, eine 
undurchschaubare Miene zu machen, während sich der Kazike 
mit seinen Unterhäuptlingen beriet. 

Als er zum Himmel sah, bemerkte er, wie eine finstere 

Wolke über die hohen Bergkämme der Sierra Madre zog. Ein 
kalter Hauch wehte über seinen Rücken und weckte ein 
seltsames Gefühl in ihm. 

Curt Miller zügelte sein Pferd, wischte sich den Schweiß aus 
dem Gesicht und warf einen langen Blick auf die Town. Neben 
ihm hielt John Haggerty auf seinem Grauen. 

»Gomorrha«, knurrte Miller. »Die verdammte Stadt unter 

allen Städten Israels. Reiten wir hin und vernichten wir die 

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Brut mit Pech und Schwefel, bevor sie weitere Teufelein 
ausheckt.« 

»Muß es unbedingt mit Pech und Schwefel geschehen?« 

fragte John spöttisch. 

»Der hier genügt«, erwiderte Curt und schlug sich auf das 

Revolverhalfter. 

»Wir wollen nichts übereilen.« 
Haggerty betrachtete die Häuserfronten. Santa Magdalena 

hatte sich in den letzten Wochen wenig verändert. Der gleiche 
Staub lag auf den blinden Fenstern, die gleichen abblätternden 
Schriftzeichen auf den falschen Fassaden. 

Und, was ihm besonders auffiel, die gleiche, aufpeitschende 

Musik dröhnte aus den Kneipen. Fahrzeuge durchpflügten den 
Staub der Main Street. Die Scouts hatten den Eindruck, daß das 
geschäftige Treiben eher noch zugenommen hatte. 

»Warten wir die Dämmerung ab«, sagte Curt ungeduldig. Er 

verspürte Hunger und Durst und Sehnsucht nach der 
rothaarigen Lily. »Steigen wir ab?« 

»Das wäre zu auffällig, Freund. Von der Stadt aus kann man 

uns sehen. Ich schlage vor, wir reiten weiter und machen einen 
großen Bogen um die Ansiedlung.« 

Miller trieb seinen Braunen an und folgte Haggerty. 

Zunächst ritten sie ein Stück nach Norden. Das Land war 
menschenleer und vegetationslos. Nur Geröll und Steine, so 
weit man sehen konnte. 

Es dunkelte. Nachdem sie eine Stunde nach Norden geritten 

waren, schwenkte Haggerty nach Osten ab. Sie gelangten an 
ein Trockenbett und wollten ihm folgen. Ein Schnauben ihrer 
Pferde ließ sie verharren. 

Von irgendwoher drangen Stimmen. Sie rochen Rauch eines 

Holzfeuers und erkannten am Ende des Arroyos die dunkle 
Wand von Gewächsen. Von dort kamen die Geräusche. 

»Indianer«, sagte Miller leise. 
»Unsinn! Doch nicht so nahe bei einer Stadt. Das sind 

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Weiße. Was sie allerdings hier draußen treiben, ist mir nicht 
ganz klar. Nun, es soll Leute geben, die sich ein Vergnügen 
daraus machen, in einem Bett von Steinen zu wühlen. Ich 
werde nachsehen.« 

Er schwang ein Bein über den Pferderücken und stieg ab. 

John gab Curt die Zügel zu halten und entfernte sich. Lautlos 
drang er in dem Trockenbett vor und wurde von der Dunkelheit 
verschluckt. Er gelangte von Geröll auf feinen Kies. Das 
Knirschen seiner Stiefel kam ihm überlaut vor, und er blieb 
stehen. Er konnte gehört werden. Aber von wem? 

Kakteen und andere Stachelpflanzen hinderten ihn am 

Weitergehen und verdeckten die Sicht. Gebückt bewegte er 
sich auf die Wand zu und blieb stehen. Der Rauch wurde 
stärker. Er zögerte einen Moment, sah sich um, konnte aber so 
gut wie keine Einzelheiten erkennen. 

Ein lautes Lachen war zu hören. John suchte nach einer 

Lücke in dem hochgewachsenen Stacheldickicht. Er fand sie, 
zog den Revolver und brachte ihn in Anschlag, jederzeit bereit, 
im Bruchteil einer Sekunde abzudrücken. 

Es gab aber nichts, worauf er hätte schießen müssen: keine 

Gefahr, kein Angriff auf sein Leben. Leise schlich er weiter. 

Lachen, laute Worte, Gesprächsfetzen. Vorsichtig drang er in 

der Gasse aus stämmigen Säulenkakteen vor. Ein Esel schrie 
plötzlich alles Leid der geplagten Kreatur in die heraufziehende 
Nacht. Ein zweiter stimmte ein. Schließlich dröhnte eine grobe 
Männerstimme: 

»Haltet eure Futterluken, ihr verdämmten Graupelze! Muß 

die ganze Welt wissen, daß wir hier sind?« 

John lächelte. Er stand bei der Lücke, spähte hinein, sah 

nichts als Schwärze. Er riskierte es. Dornen rissen seine Haut 
auf, es störte ihn nicht. Der Boden war mit einer dünnen 
Schicht Humus bedeckt. Es gelang ihm, lautlos 
voranzukommen. 

Am Ende der Passage blieb er stehen, versuchte etwas in 

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dem Gelände vor sich zu erkennen. Konturen in Mengen, aber 
zu deuten waren sie nicht. Als er einen Schritt weiterging, 
stolperte er über einen Schaufelstiel. 

Der Duft von gebratenem Fleisch erinnerte ihn daran, daß er 

Hunger hatte. Sein Magen begann zu knurren. Behutsam 
umging er die Schaufel, den Revolver in der Hand. Werkzeuge, 
wie sie Goldgräber benutzten, lagen herum, ein beweglicher 
Kasten auf einem hölzernen Gestell mit einem Sieb. 

John Haggerty wurde es unbehaglich. Aber er konnte trotz 

seiner Aufmerksamkeit keine Gefahr erkennen und schlich 
weiter. Plötzlich wurde es so still wie in einem Grab. Er blieb 
wieder stehen, lauerte in das ihn umgebene Dickicht. Er hatte 
keine Ahnung, was sich in seiner Umgebung abspielte und 
wurde von Minute zu Minute unsicherer. 

Die absolute Lautlosigkeit bedrückte ihn und verleitete ihn 

schließlich, den Weg wieder zurückzugehen, um festzustellen, 
durch was sie ausgelöst worden war. Seine Neugier war durch 
die Anwesenheit fremder Männer geweckt worden. Er mußte 
in Erfahrung bringen, was sie hier draußen mitten in der Nacht 
trieben. 

Ein Geräusch hinter ihm. Er wirbelte herum. Doch da war 

niemand. Wie ein Blinder tappte er, riß sich von der 
stacheligen Umklammerung biegsamer Ranken los und fluchte 
stumm in sich hinein, wenn die Dornen auf seiner Haut 
brannten. 

John Haggerty blieb schweißgebadet stehen und überlegte. 

Was sollte er in dem Arroyo? Niemand hielt sich dort auf. Er 
war in ihm entlanggegangen und auf keine Menschenseele 
gestoßen. Er kehrte wieder um. 

Die Stille war noch bedrückender geworden. Kein 

Nachtinsekt zirpte. Vor seinen Augen tauchte das kastenartige 
Gerät wieder auf und versperrte ihm den Weg. Knirschen von 
Kies in seinem Rücken. 

Er sprang zur Seite. Doch nichts erfolgte. Das Geräusch 

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wiederholte sich. Er blickte nach rechts. Da standen bärtige 
Männer wie Götzen. Sie hielten Gewehre in den Händen, deren 
Metallteile in der Dunkelheit glitzerten. 

Einen schrecklichen Moment lang dachte John, das wären 

Geister aus einer unbekannten Unterwelt. Dann lachte einer 
von ihnen und stieß ein tiefes Brummen aus. 

Irgend etwas krachte hart gegen seinen Schädel, und als ihm 

der Colt aus der Hand fiel und der kiesharte Boden des 
Bachbettes mit unglaublicher Geschwindigkeit auf ihn 
zuschoß, lachten sie alle scheppernd. 

Miller wartete voller Ungeduld. John kam nicht wieder. Es war 
so still in seiner Umgebung, daß er meinte, den Sand knistern 
zu hören. Zwei Stunden vergingen. Als die dritte Stunde um 
war und er von John Haggerty nichts gewahrte, koppelte er die 
Pferde zusammen und eilte in die Nacht. 

Sterne standen am Himmel. Spuren konnte er nicht erkennen. 

Erstens war es einfach noch zu dunkel, und zweitens nahm der 
harte Geröllboden keine Eindrücke auf. 

Der Scout erreichte die Dschungelwand und sah den 

Durchgang. Gelächter und zottiges Gebrüll drang durch die 
Stämme. Schwere Gegenstände wurden bewegt, dann sagte 
jemand laut und deutlich: 

»Jungs, weckt ihn auf! So fest kann der Schlag gar nicht 

gewesen sein. Der Kerl verstellt sich.« 

»Wo Pinter hinlangt, wächst kein Gras mehr«, sagte ein 

anderer, danach folgte ein brüllendes Gelächter von mehreren 
Männern. 

Miller huschte gebückt weiter und kroch schließlich auf 

Händen und Füßen durch die natürliche Gasse. An ihrem Ende 
blieb er liegen und riß verwundert die Augen auf. 

In einer Kochmulde brannte ein Feuer. Eine Sturmlaterne, 

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wie sie von Diggern benutzt wurde, stand auf einer Kiste und 
verbreitete ein gelbliches Licht. Davor lag eine dunkle Gestalt, 
die Miller nicht erkennen konnte. Ein Mann schleppte einen 
Eimer mit Wasser herbei, leerte ihn über dem am Boden 
Liegenden aus und lachte widerlich. 

»Komm hoch, Bucko, so schlimm hat's dich nicht erwischt.« 
John setzte sich auf, betastete die Beule hinter seinem Ohr 

und spürte klebriges Blut an seinen Fingern. Die zweite Blessur 
in wenigen Tagen. 

»Immerhin hat's meinen Kopf erwischt und nicht deinen, 

Amigo«, sagte John sauer. 

»Steh auf! Der Boß will mit dir reden.« 
»Wer ist der Boß?« 
»Geht dich einen feuchten Dreck an. Steh auf, Hundesohn, 

oder ich helfe nach!« 

Haggerty kam schwankend auf die Beine. Sie hatten ihm den 

Revolver abgenommen, sonst aber alles in seinen Taschen 
gelassen. Langsam drehte er den Kopf. Er sah das Kochfeuer in 
der Mulde, die Geräte und Werkzeuge. Und er entdeckte noch 
etwas: Hank Doolin! 

John zuckte nicht zusammen, als er das grinsende Gesicht 

des Outlaws sah. Er schüttelte den Kopf. Da war er sauber in 
eine Falle gestolpert, aus der es so leicht keinen Ausweg gab. 
Neben Doolin stand Ben Todd aus Texas, den sie im Panhandle 
Cuchillo nannten. 

Vier weitere Männer bewegten sich in der Dunkelheit oder 

standen hinter Doolin. Dem Outlaw war es schnell gelungen, 
weiteres Gelichter an sich heranzuziehen. John wußte, daß er 
gegen sechs Kerle dieser Art nicht die geringste Chance hatte, 
aber deswegen resignierte er nicht. 

»Komm nur nicht auf dumme Gedanken, Scout«, zischte der 

Mann an seiner Seite. »Wir haben genug Leute, um dich das 
Fürchten zu lehren.« 

»Ja?« 

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»Bestimmt.« 
»Ihr Scheißkerle traut euch ja gar nicht. Gesindel!« hetzte 

John. 

»Du nimmst das Maul mächtig voll, wie alle Scouts«, sagte 

sein Nebenmann und stieß ihn vorwärts. 

John blieb stehen und drehte sich um. Kalte Wut strahlte aus 

seinen Augen. Er trat nach dem Desperado, traf aber nicht. 

»Mit dir werde ich immer noch fertig, Strohkopf«, knurrte er. 

»Stoß mich nicht noch einmal.« 

Haggerty fühlte, wie sich ein Coltlauf in seinen Rücken 

bohrte. Er ging die paar Schritte bis zu der Gruppe. Doolin 
entblößte sein Pferdegebiß und lächelte höhnisch. 

»Einen hätten wir, den anderen kriegen wir schon noch. Was 

meinst du, was ich mit dir anfangen werde?« 

»Gar nichts. Was kann ein Dreckskerl wie du schon groß 

anfangen. Was treibt ihr hier? Seit wann gehen Banditen unter 
die Goldwäscher?« 

Doolin und Todd lachten niederträchtig. Doolin antwortete: 
»Klar, Mann, wir suchen hier nach Gold. Und es lohnt sich, 

das sage ich dir.« 

»Wieviel habt ihr schon gefunden?« 
»Nicht mal genug, um den hohlen Zahn einer Fliege 

auszufüllen. Aber das kommt noch, verlaß dich darauf. Old 
Mikes Plaver ist so trächtig wie 'ne Milchkuh.« 

John Haggerty erschrak. Old Mike kannte er. Der Oldtimer 

posaunte schon vor einem Vierteljahr überall herum, eine 
unerschöpfliche Ader gefunden zu haben. Die Nuggets, die er 
bei der Bank gegen Dollars eingetauscht hatte, waren so dick 
wie Haselnüsse gewesen. 

»Was denn, ist Old Mike Bandit geworden?« klopfte 

Haggerty vorsichtig an. 

Doolin und Todd wieherten los. Rings um John lachten 

Männer lauthals, klopften sich gegenseitig auf die Schulter und 
knufften ihre Ellbogen in andere Rippen. 

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Doolin antwortete in seiner zynischen Art: 
»Klar ist er Bandit geworden – im Himmel. Du Narr, hast du 

wirklich geglaubt, wir ließen einen Belastungszeugen am 
Leben?« 

»Mörder!« stieß Haggerty angewidert aus und spuckte 

Doolin ins Gesicht. Miller zuckte in seinem Versteck 
zusammen. Mut hatte er, der Scout, das mußte ihm der Neid 
lassen. Aber diese Art Mut war hier nicht angebracht. Gegen 
die abgebrühte Roheit dieser Männer war mit Mut allein nichts 
auszurichten. 

Hank Doolin schlug Haggerty auf die Wange und drückte ihn 

gegen Todd. Der versetzte ihm einen Boxhieb und trieb ihn 
zurück gegen die anderen. John wurde hin und her gestoßen. 

Curt überlegte, wie er seinen Freund befreien konnte. Gegen 

die Vielzahl der Banditen hatte er kein Gegenmittel, das ihm 
eine Chance versprochen hätte. Sechs Schuß hatte er in seinem 
Colt, aber mit sechs Kugeln allein konnte er die Outlaws nicht 
ausschalten, weil er damit rechnen mußte, ein- oder zweimal 
vorbeizuschießen. Haggerty selbst gab ihm die Möglichkeit 
zum Eingreifen. Die rüden Kerle ließen von ihm ab und 
schoben ihn vor Doolin hin. 

»Wo ist der andere Sauhund?« herrschte der Bandit den 

Scout an. »Los, rede! Wo ist er? Treibt er sich hier irgendwo 
herum?« 

»Von welchem Sauhund sprichst du? Von dir?« 
»Bastard!« Doolin schlug zu, aber John unterlief den Schlag 

und feuerte einen rechten Schwinger ab, der Doolin voll gegen 
die Schläfe traf. 

Der Bandit stürzte. Bevor sich Todd von seiner 

Überraschung erholt hatte, setzte ihm John die Faust in den 
Magen. Er krümmte sich zusammen, und John schlug ihm in 
den Nacken. 

Bevor der Mann umkippte, riß er ihm den Revolver aus der 

Hand und spannte den Hahn. Die anderen Kerle erholten sich 

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von ihrer Überraschung und stürzten sich auf Haggerty. 

Auf den ersten Angreifer mußte John in Notwehr schießen, 

der zweite erhielt einen Fußtritt, und der dritte mit dem 
Revolverlauf einen Schlag aufs Kinn, daß er sich rückwärts 
überschlug. 

Miller stand auf und trat aus seiner Deckung hervor. 
»Hände hoch!« schrie er und gab einen Schuß in den Himmel 

ab. »Das Lager ist umzingelt! Wer sich wehrt, wird 
erschossen!« 

Doolin und Todd, die gerade wieder auf die Beine kamen, 

hoben die Arme, rührten sich nicht mehr und starrten in die 
Finsternis. Miller kam heran. Im Vorbeigehen schlug er einem 
der Banditen mit dem Revolverlauf auf den Unterarm. Dessen 
Kanone landete auf dem Boden. Curt bückte sich schnell und 
hob sie auf. 

»Wurde Zeit, daß du hier ein bißchen nach dem Rechten 

siehst«, sagte John Haggerty und grinste. »Die Lumpen haben 
mich doch glatt hereingelegt.« 

Miller sah neben dem Kochfeuer einen Stapel Brennholz 

liegen. Er ging hin und warf ein dickes Bündel Kakteenstengel 
auf die Glut. Sofort prasselten Flammen in die Höhe und 
verbreiteten Licht. 

Haggerty hielt die Banditen, sieben an der Zahl, mit dem 

Colt in Schach und befahl ihnen, sich hinzulegen. 

»Curt, schnür ihnen ein bißchen was Festes um die Gelenke. 

Mit den Kerlen möchte ich kein Risiko eingehen. Einer von 
ihnen ist hinüber.« 

Bevor sich Miller nähern konnte, geschah etwas völlig 

Unerwartetes. Doolin riß aus irgendeiner Tasche einen 
kurzläufigen Colt und legte auf Haggerty an. John war 
schneller. Er machte nur den Finger krumm, zweimal. Hank 
Doolin und Todd fielen nach vorn und waren tot, bevor sie die 
harte Erde erreichten. 

»War das nötig«, fragte Curt. »Der andere war doch 

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waffenlos.« 

»Sieh nach«, erwiderte Haggerty kurz. 
Curt ging hin, drehte die beiden Toten herum. In Doolins 

Hand lag der kurzläufige Colt, in Todds verkrampften Fingern 
hing ein doppelläufiger Derringer. 

»Pardon«, sagte Curt kleinlaut, als er sich aufrichtete. »Tut 

mir leid, John, ich habe die Kugelspritze nicht gesehen.« 

»Vergiß es. Was machen wir mit den Kerlen?« 
»Dem Sheriff übergeben. Wenn sie den alten Mike auch 

nicht selbst umgebracht haben, so sind sie doch der Beihilfe an 
Mord schuldig.« 

»Mister«, sagte einer der Outlaws bettelnd, »wir haben mit 

der Sache nichts zu tun. Von einem Mord wußten wir nichts. 
Doolin warb uns an, die Mine zu bearbeiten. Er versprach uns 
einen fairen Anteil, wenn…« 

»Eure Lebensgeschichte hören wir uns später an«, unterbrach 

John ihn scharf. »Curt, schnür sie zusammen. Wir entscheiden 
bei Tageslicht, was wir mit ihnen anfangen. Ich sage euch 
gleich, Leute, aus dem Gold wird nichts. Mike hat Erben, die 
ich benachrichtigen werde. Dafür dürft ihr die drei Toten 
morgen begraben. Kennt ihr den dritten Mann?« 

»Ja«, antwortete der Sprecher, während sich die anderen 

ruhig verhielten. »Turk Raleigh war einer von uns. Schlimm, 
daß er auf diese Art sterben mußte.« 

»Ich handelte in Notwehr«, sagte Haggerty. »Wenn er 

harmlos war, tut es mir leid.« 

»Wir sahen alles, Sir«, sagte ein anderer. »Es war Notwehr, 

und ich denke, wir alle werden das notfalls beschwören.« 

Cochises Weg führte quer durch die Gran Desierto. Im Norden 
konnten die Chiricahuas den Einschnitt des Camino del Diablo 
erkennen. 

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Keiner der Krieger hatte eine Ahnung, wohin sie Cochise 

führte. Der Jefe unterhielt sich nicht mal mit seinem Sohn. Am 
Abend tauchten die hohen Berge der Sierra del Pinacate aus 
dem Wüstendunst auf. Die Mustangs spitzten die Ohren und 
schnaubten. Sie witterten auf Meilen Wasser, wenn der Wind 
günstig stand. 

Cochise und Naiche ritten an der Spitze des langen Zuges. 

Wenn Apachen sich in der Wüste bewegten, ritten sie 
hintereinander. Der letzte schleppte ein mächtiges 
Reisigbündel wie eine Egge hinter sich her. Dornen und 
Zweige verwischten die Spur, und den Rest besorgte der Wind. 

Im Vorfeld des Gebirges stießen die Apachen auf eine 

Felsanhäufung mitten in der Sandwüste. Cochise hielt an, 
schickte zwei Kundschafter vor und wartete neben seinem 
Pferd. 

Die Späher kamen schon bald zurück und berichteten von der 

Anwesenheit einer Gruppe von Nedni-Apachen. Zu den Nednis 
wollte der Häuptling. Yuh, ihr Jefe und er, Cochise, waren alte 
Freunde. Trotzdem mußte er vorsichtig sein und durfte kein 
Risiko eingehen. Indianer waren immer empfindlich, wenn sie 
überrascht wurden. 

Cochise bat Naiche, zu Yuh zu reiten und seine Ankunft zu 

melden. Naiche verschwand, und es dauerte nicht lange, dann 
kam Yuh höchstpersönlich und brachte gleich zwei seiner 
jungen Söhne mit. Diese Geste bedeutete bei den Apachen 
immer Friede und Freundschaft. Die beiden Häuptlinge 
begrüßten sich gemessen, aber feierlich. Ihre Mienen und 
Gesten wirkten auf einen stillen Betrachter wenig 
gefühlsbetont, fast unpersönlich. Indianerart. 

»Was führt den Jefe der Chiricahuas so weit nach Süden in 

die Wüste?« 

»Meine Krieger und ich sind durch das trockene Land 

geritten, das nie einen Büffel sah, das nur selten vom Regen 
benetzt wird, um Yuh, dem Jefe der Nedni-Apachen, die Hand 

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zu schütteln und die Pfeife des Friedens mit ihm zu rauchen.« 

»So sei willkommen, Cochise. Die Tinaja hat genug Wasser, 

es reicht für alle.« 

Sie ritten gemeinsam durch den Hohlweg zu dem 

tiefergelegenen Becken. Mindestens 30 Familien lagerten 
zwischen den nadelspitzen Felsklippen. Feuer brannten, und 
über den Flammen in den Kochgruben hingen Töpfe, aus denen 
es verlockend duftete. 

Viele Krieger der Chiricahuas kannten Nedni-Krieger. Die 

Männer begrüßten sich, blieben aber in allem reserviert. Schon 
bald nach der Ankunft der Chiricahuas saßen alle Apachen 
vereint um ein großes Feuer, das man entfacht hatte, aßen und 
tranken und redeten über ihre Heldentaten. 

Cochise und Yuh hatten sich gemeinsam abseits gesetzt. Was 

sie zu reden hatten, ging keinen Dritten etwas an. 

Cochise berichtete von seinem Besuch bei den Yaquis. Er 

wußte, daß die Yaquis und die Nedni-Apachen vor 50 Jahren 
erbitterte Feinde gewesen waren. Während er sprach, musterte 
er aufmerksam Yuhs Gesicht. Yuh hatte vier Frauen, zwölf 
Kinder und so viele Nachkommen, daß er sie nicht mehr zählen 
konnte. 

»Du hast den Weißen Frieden versprochen«, sagte Yuh und 

rieb sich die fleischige Nase. »Willst du den Frieden brechen?« 

»Nein. Versprochen ist versprochen. Ich werde den Frieden 

halten, so lange es möglich ist. Aber die Weißen werden ihn 
nicht halten. Meine Späher berichten mir öfter, als mir lieb ist, 
wo neue Ansiedlungen entstanden und wo sich Weiße 
breitgemacht haben. Ihre Karawanen durchziehen das Land 
und bringen täglich mehr weiße Männer, Frauen und Kinder in 
das Land der Chiricahuas. Ich glaube, daß man zusammen 
leben kann. Man könnte sogar voneinander lernen. In vielen 
Dingen wissen sie mehr als wir. Aber wollen die 
Bleichgesichter mit den Indianern leben? Es wird zu 
Zerwürfnissen kommen, denn nicht alle Weißen sind gut und 

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edel wie der einarmige Häuptling der Pferdesoldaten. Wenn sie 
getrunken haben, werden sie unberechenbar und greifen zur 
Waffe. Vielen Apachen kostete das bereits das Leben. Ich will 
keinen neuen Krieg, aber ich muß Vorsorge treffen. In meinen 
Apacherias lagert Proviant für viele Jahre. Waffen und 
Munition. Unsere Pferde- und Maultierherde wird täglich 
größer. Was wir von den Weißen nicht erhalten können, holen 
wir uns von den Gelbhäutigen.« 

»Willst du auch mit ihnen Frieden schließen?« 
»Sie sind falsch und verschlagen, reden mit zwei Zungen, 

heucheln uns Frieden vor und überfallen unsere 
nomadisierenden Sippen. Tod den Gelbhäutigen.« 

»Tod den Mexikanern!« 
Cochise nickte befriedigt. Er wußte, daß sich der Nedni nicht 

gern auf Kämpfe mit den Männern aus dem Süden einließ und 
von einem Krieg gegen die weißen Amerikaner nie etwas 
wissen wollte. Aber seine Prahlerei hatte Eindruck auf Yuh 
gemacht, und je mehr er ihm von der Größe seiner Beute 
erzählte, desto schmackhafter wurde dem Nedni die Sache. 

Eine junge Frau kam und legte Cochise gebratenes Fleisch 

auf einer Bastmatte auf einen Stein, dazu stellte sie ein 
Korbgeflecht mit flachen Maisfladen. Cochise blickte auf. 

Da waren die wundervollsten, sanftesten braunen Augen, die 

er je gesehen hatte. Yuh, der den Blick gemerkt hatte, lächelte 
vor sich hin. Er hatte davon gehört, daß Sho-shu-li gestorben 
war, und er verstand Cochise deshalb. 

Ein Mann ohne Frau war nur ein halber Mann. Frauen waren 

dazu da, die Schlafstätten der Krieger vorzuwärmen. Frauen 
mußten kochen, Hütten bauen, Kinder gebären, damit der 
Stamm seinen Fortbestand sichern konnte. Ein Krieger ohne 
Squaw war nur die Hälfte im Kampf wert. Und Cochise hatte 
keine Squaw. 

»Gefällt sie dir?« fragte er. 
»Sie ist sehr schön und frisch wie der Morgentau.« 

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»Es ist Nahlekadeya, meine jüngste Tochter.« 
Das war ein Angebot. Cochise hätte sagen müssen, daß er sie 

zur Squaw begehrte. Daraus wäre ein Handelsabkommen 
entstanden, auf das der Nedni wartete. Jede Frau hatte bei den 
Apachen einen Handelswert. Junge und hübsche kosteten dem 
Brautbewerber bis zu zehn Pferde oder andere Güter. 

Yuh wartete vergeblich. Nachdenklich saß Cochise vor dem 

Feuer und starrte in die Flammen. Deswegen fügte der 
Häuptling hinzu: »Wenn sie dir gefällt, kannst du sie dir zur 
Squaw nehmen. Ich erlaube es.« 

Der Chiricahua sah ihn an, nickte und leitete den Handel ein. 

Verstohlen warf er flüchtige Blicke an Yuh vorbei. Das 
Mädchen hantierte an einer Kochgrube und errötete, wenn sich 
ihre Blicke trafen. 

»Ich gebe dir zehn Pferde, zehn Maulesel und Waffen. 

Einverstanden, Yuh?« 

Das war mehr, als der Häuptling der Nednis erwartet hatte. 

Er nickte würdevoll, aber als er sprach, war die Freude deutlich 
aus seinen Worten herauszuhören. 

»Cochises Wort ist Gesetz in unserem Volk. So soll es sein.« 
Cochise hatte eine Squaw gefunden, aber deswegen hatte er 

nicht 50 Meilen weit die Wüste durchquert. Zugegeben, 
Nahlekadeya war jung und schön und er hatte sich lange nach 
einer Frau gesehnt. Aber die lebensbedrohlichen Vorgänge im 
nördlichen Bereich seiner Jagdgründe beschäftigten seine 
Gedanken mehr. Er nahm einen dünnen Ast vom Boden, ritzte 
Striche und Punkte in die Staubschicht auf dem gewachsenem 
Fels. 

»Hier leben die Chiricahuas, dort die Nednis, hier drüben die 

Mescaleros und weit im Norden die Navahos. Dieser Kreis ist 
das Gebirge, das die Gelbhäutigen Sierra Madre nennen. 
Davon wollen wir jetzt nicht sprechen. Alle Stämme 
zusammen ergeben eine Streitmacht, die die Weißen aus dem 
Land vertreiben kann. Die Beute wird groß sein, so groß, daß 

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kein Jacale sie fassen kann. Die Krieger und Familien der 
Apachen werden auf Jahre hinaus ein gutes Leben ohne Not 
führen und sich vermehren. Die Waffen der Bleichgesichter 
sind hervorragend und werden unsere Stämme vor weiteren 
Eindringlingen schützen. Und was wir in ihren Städten und 
Dörfer erbeuten, wird einen so großen Wert haben, wie wir ihn 
uns nicht vorstellen können.« 

»Du willst den Krieg?« fragte Yuh. 
»Ich will ihn nicht, aber er wird uns früher oder später 

aufgezwungen werden. Es ist unsere heilige Pflicht, unseren 
Lebensraum zu schützen. Für diesen Fall wünsche ich, daß die 
Nednis an meiner Seite kämpfen. Was sagt Yuh zu meinem 
Angebot?« 

»Wirst du zu den Mescaleros und Navahos reiten und sie für 

deinen Plan gewinnen können?« 

»Ich bin auf dem Weg zu ihnen.« 
»Was sagen die Häuptlinge der Mimbrenjos, Lipans, Tontos, 

Aravaipas und Coyoteros? Sind sie einverstanden, an deiner 
Seite zu kämpfen?« 

»Victorio ist kriegslüstern, Chato und der alte Nana hören 

auf ihn. Eskaminzin deckt meine rechte Flanke, Yadalanh die 
linke und Gianatah schützt meinen Rücken. Mescaleros, 
Tontos und die White Mountain-Apachen werden zusammen 
mit den Navahos die Flügel bilden, den Feind auf uns zutreiben 
oder in der Wüste einschließen.« 

»Und was tun die Yaquis?« 
»Die Vettern stehen neben mir, kämpfen an meiner Seite.« 
Yuh nickte beipflichtend, stand auf, nahm ein ledernes 

Säckchen von der Brust und schüttelte ein graues Pulver auf 
die Flamme. 

»Gemeinsam ist es besprochen und durch den heiligen Rauch 

besiegelt«, verkündete er feierlich, reichte Cochise den Beutel 
und äugte listig in das zufriedene Gesicht des Jefe. Cochise 
wußte, was Yuh von ihm erwartete. Er nahm eine Prise 

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Pflanzenpulver und streute sie über das Feuer. Lodernd und 
knisternd schossen die Flammen empor. 

»Das Bündnis zwischen den Nedni-Apachen und den 

Chiricahuas ist besiegelt mit dem Staub der heiligen Pflanzen 
und dem reinigenden Feuer. In der Nacht des vollen Mondes 
vor der Sonnenwende feiern Nednis und Chiricahuas 
gemeinsam das Fest des Brauttanzes in der Apacheria 
Cochises. Es ist hiermit besprochen und durch den heiligen 
Rauch besiegelt. How!« 

Die Sommersonnenwende war in knapp zwei Monaten. 

Die Sonne stand über dem Horizont und brannte bereits so heiß 
wie am Mittag. Curt verband Johns Kopfwunde und verbrannte 
den alten Verband. 

Die Gefangenen hatte John losgebunden und am Frühstück 

teilnehmen lassen, nachdem er sie eingehend verhört hatte. Es 
gab keinen Grund, sie noch länger gefesselt zu halten. Im 
Augenblick suchten sie nach Steinen für ein Grab. 

Haggerty sah den Männern zu, die sich redlich abmühten, 

den Scouts zu beweisen, daß sie von Doolin lediglich in die 
Sache hineingezogen worden waren. John und Curt glaubten 
ihnen. 

»Was fangen wir mit ihnen an?« fragte Curt. »Lassen wir sie 

laufen?« 

»Ich sehe keinen Grund, sie länger festzuhalten. Unser Ziel 

ist erreicht. Doolin und die Bande existieren nicht mehr. Bist 
du anderer Meinung?« 

»Nein. Wir geben sie frei und sind die Sorgen los.« 
»Old Mikes Claim verlassen sie allerdings mit uns. Sie sollen 

nicht auf dumme Gedanken gebracht werden. Unterwegs 
trennen wir uns von ihnen. Ich denke, das ist die beste 
Lösung.« 

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»Okay. Wir reiten zum Army-Camp zurück?« 
»Wohin sonst?« 
»Ich meine, vorher könnten wir noch einen kleinen 

Abstecher machen.« 

John schmunzelte. Curt klopfte auf den Busch und wäre gern 

nach Santa Magdalena geritten, wie sie es zuerst vorgehabt 
hatten. 

»Wohin soll der Abstecher gehen?« 
»Wir wollten doch in die Stadt reiten. Wenn die Suche nach 

Doolin auch entfällt, so wäre doch gegen ein Steak mit 
Bratkartoffeln nichts einzuwenden, oder?« 

»Absolut nichts. Du hast noch was vergessen, Amigo.« 
»Nanu, was?« Miller tat, als dächte er nach und schüttelte 

den Kopf. 

»Weiß nicht, was du meinst. Sprich doch nicht in Rätseln, 

Mann. Also, was ist es?« 

»Das Rätsel heißt Lily.« 
»So, Lily?« Miller grinste, Haggerty grinste, nur die vier 

Strolche, die das Grab errichteten, grinsten nicht. Sie 
schwitzten und murrten wegen der Hitze und der schweren 
Arbeit. 

»Los, beeilt euch!« rief Haggerty ihnen zu. »Je früher ihr 

fertig seid, desto schneller könnt ihr verschwinden. Wo sind 
denn eure Pferde?« 

»In einem Felsspalt weiter hinten. Können wir wirklich 

gehen, und kein Sheriff folgt uns?« 

»Niemand verfolgt euch Galgenvögel. Aber treffen wir euch 

noch einmal in der Gesellschaft von Desperados, kommt ihr 
nicht so glimpflich davon. Kapiert?« 

»Danke, Sir.« 
Die beiden Scouts zwängten sich durch den Kakteentunnel. 

Ihre Pferde standen noch an ihren Pflöcken, wie sie Miller 
verlassen hatte. Sie wurden zuerst getränkt, danach gefüttert. 
Eine Stunde später stiegen die Scouts in die Sättel und ritten in 

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südwestlicher Richtung davon. Höchstens eine Stunde war es 
bis Santa Magdalena. Eine halbe waren sie geritten, als sie eine 
Staubwolke am westlichen Himmel entdeckten. 

John zügelte sein Pferd und erhob sich in den Steigbügeln. 

So sehr er seine Augen auch anstrengte, mehr als die 
Staubwolke konnte er nicht erkennen. 

»Der Staub entfernt sich von Santa Magdalena«, sagte John. 

»Es muß sich um einen größeren Reitertrupp handeln.« 

»Du meinst – Indianer?« 
»Keine Ahnung. Eigentlich ist es undenkbar, daß sie so nahe 

an eine Town herankommen. Reiten wir weiter und lassen wir 
uns überraschen.« 

Nach wenigen Minuten tauchten die ersten Häuser auf. Kurz 

darauf ritten sie in die Main Street. Die wenigen Passanten, die 
die Stepwalks bevölkerten, benahmen sich ohne Ausnahme wie 
normale Bürger. 

Die Scouts ritten bis zum anderen Ende der großen Siedlung 

und kehrten um. 

»Wir scheinen uns getäuscht zu haben«, sagte Miller, warf 

vorsichtige Blicke in die Runde und musterte jeden 
waffentragenden Mann. 

»Anscheinend. Wo steigen wir ab, Curt?« 
»Im Galiuro, wo denn sonst?« 
»Okay. Reiten wir hin.« 
Vor dem Hitchrail stiegen sie ab und banden ihre Pferde an 

den runden Halfterbalken. Bevor sie eintraten, klopften sie sich 
den Staub aus der Kleidung. Aus dem Saloon drang kein Laut. 
Um diese Tageszeit arbeiteten die Männer in den Minen oder 
auf den eigenen Claims. 

John stieß die Schwingtür auf und trat ein. Curt folgte ihm 

dicht auf. Es war tatsächlich nichts los. Kühle Dämmerung 
beherrschte den Raum. 

An dem einzigen besetzten Hintertisch beim Tresen saßen 

zwei Oldtimer und frühstückten. 

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Von Lily oder dem Keeper war nichts zu sehen. Die beiden 

Scouts nahmen an einem runden Tisch Platz. Der Keeper kam 
durch eine hinter der Theke gelegenen Tür in den Schankraum, 
und erkannte die Gäste. 

»Wieder mal in der Stadt?« fragte er und grinste. »Nach 

deinem letzten Auftritt in Santa Magdalena, Curt, bist du ganz 
schön lange weggeblieben.« 

Miller nickte. »Konnte der Brand rechtzeitig unter Kontrolle 

gebracht werden, Eustin?« 

»Lieber Himmel!« Eustin winkte ab. »Das bißchen 

Unkraut… Kaum der Rede wert. Frühstück oder Mittagessen?« 

»Zunächst Bier und einen Baconora. Wir essen später. Gibt's 

Neuigkeiten?« 

»Das übliche. Überfälle durch die Apachen, ein paar 

Schießereien, in Bisbee wurde die Bank überfallen und in 
Bosque Bonito eine junge Frau am hellichten Tag entführt. Wie 
ich hörte, sollen die California Volunteers über Fort Yuma 
nach Arizona geschleust werden. Es ist schon eine armselige 
Zeit, in der wir leben.« 

»Was wollen die Volunteers bei uns?« 
»Verstärkung der Siebenten, weil die Dritte nach Neu 

Mexiko verlegt werden soll. Die Army macht auch, was sie 
will. Ich verstehe das alles nicht mehr. Jetzt bringe ich euch 
erst mal die Drinks.« 

Er schlurfte davon. Curt hatte es nicht gewagt, nach Lily zu 

fragen. Eine seltsame Scheu hielt ihn davon ab. Als Eustin eine 
Weile später die schäumenden Biergläser auf den Tisch stellte, 
die Schnapsgläser dazu, sagte John Haggerty: 

»Vor einer halben Stunde sahen wir in der Wüste eine 

mächtige Staubfahne, die sich nach Westen entfernte. Irgend 
jemand hier gewesen?« 

Eustin schüttelte den Kopf. 
»Vielleicht 'ne Patrouille? Mir ist jedenfalls nichts bekannt, 

John.« 

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»Wards Ranch liegt doch im Westen, nicht wahr?« 
»Im Südwesten. Wenn du zum Apachen-Paß reitest, kommst 

du bei John Ward vorbei. Weshalb fragst du?« 

»Ach, aus keinem besonderen Grund, nur so. Was hast du 

denn heute anzubieten?« 

»Du meinst Mittagessen?« 
John nickte. 
»Steak, Bratkartoffeln und geröstete Tomaten. Ihr könnt auch 

Rehbraten haben, wenn euch der besser schmeckt. Ein Scout 
brachte mir gestern eine halbe Antilope… Na ja, das könnt ihr 
euch selber schießen. Also Steak?« 

»Okay«, sagten Haggerty und Miller wie aus einem Mund. 
Eustin ging in die Küche. Die Seitentür, die zum Hof und 

dem Treppenhaus führte, wurde geöffnet. Lily kam herein, 
erkannte Miller und eilte sofort auf den Tisch zu. Die 
Begrüßung war mehr als herzlich. John Haggerty grinste und 
rückte einen Stuhl für das Mädchen heran. 

Schließlich fragte Lily nach Doolin und dessen Bande. Curt 

lächelte vor sich hin und fuhr sich mit dem Finger über die 
Kehle. 

»Tot«, sagte er. »Alle. Diese Gefahr für die Grenze ist keine 

mehr.« 

Haggerty legte eine Hand auf Lilys Arm und lenkte ihre 

Aufmerksamkeit von Miller ab. 

»War gestern oder heute morgen ein großer Reitertrupp 

hier?« 

Lily krauste die Stirn. Ihre grünen Augen musterten den 

Scout nachdenklich. 

»Nicht, daß ich wüßte«, sagte sie und ließ den Restsatz in der 

Luft hängen. »Wen meinst du denn?« 

»Weiße, Mexikaner, was weiß ich. Irgendwer.« 
»Nein, niemand, John. Gestern war hier zwar der Teufel los, 

aber alles bekannte Gesichter. Goldgräber, Leute aus den 
Minen, ein paar Cowpuncher. Fremde sah ich nicht.« 

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Haggerty bedankte sich. Miller trank von seinem Bier. Über 

den Rand des Glases hinweg musterte er den Freund. 

»Weshalb interessiert dich die Staubwolke so, daß du dich 

ständig nach ihr erkundigst?« 

»Irgendwer muß sie aufgewirbelt haben, Curt. Und nur ein 

großer Reiterpulk kann so was… Wenigstens fünfzig Pferde. 
Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wer mit einem so großen 
Aufgebot herumreitet.« 

»Denkst du an Indianer?« 
»Indianer oder Kavallerie. Waren es Apachen, ist wieder 

etwas im Busch. Wenn sie sich in einer solch großen Zahl in 
die Nähe weißer Ansiedlungen wagen, fühlen sie sich so 
sicher, daß es fast wie Hohn wirkt.« 

»Ich verstehe nicht«, sagte Miller, nachdenklich geworden. 

»Was vermutest du?« 

»Vorerst nichts. Wir müssen uns Informationen beschaffen, 

und das können wir nur im Armeelager. Nach dem Essen 
brechen wir auf.« 

»Nein«, sagte Lily und lächelte über den Tisch. »Ich hatte 

fest damit gerechnet, daß Curt die Nacht über hier bleibt.« 

»Er kommt ja wieder«, versprach Haggerty. »Wir sind 

Scouts, und es gibt Dinge, die für uns vorrangig sein müssen. 
Ich glaube, unser Essen kommt.« 

Eustin stellte ein Servierbrett mit Tellern und Schüsseln auf 

den Tisch, wünschte guten Appetit und entfernte sich wieder. 
Die beiden Scouts langten zu. Während John kaute, warf er 
einen Blick auf das schöne Mädchen und erwiderte ihr 
Lächeln. 

»Was ist in der Stadt über Old Mike bekannt? Du kennst 

doch den Oldtimer, oder nicht?« 

»Natürlich, er ist oft hier, gibt 'ne Lokalrunde, besäuft sich 

und verschwindet wieder.« 

»Wann hast du ihn zum letztenmal gesehen?« 
Sie dachte nach. »Vor guten zwei Wochen. Was ist mit 

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ihm?« 

»Tot. Doolin hat ihn ermorden lassen und seinen Claim in 

Besitz genommen. Wenn ich mich recht erinnere, hat er 
Erben?« 

Sie nickte. »Im Osten. Wo…« Sie zuckte mit den Achseln. 

»Tut mir leid, daß das passierte. Mike war immer freundlich 
und spendabel.« 

»Ich werde es dem Provost melden. Die Armee soll sich um 

die Sache kümmern. Hoffentlich hat der Oldtimer seinen Claim 
registrieren lassen.« 

»Hatte er«, antwortete Lily. »Er zeigte mir mal die 

Urkunde.« 

John schob den Teller zurück und drehte sich eine Zigarette. 

Als sie brannte, warf er ein Geldstück auf den Tisch und erhob 
sich. 

»Komm, Curt, wir müssen!« Und zu Lily sagte er: 

»Spätestens in drei Tagen ist er wieder hier. Mach's gut, 
Mädchen.« 

Cochise nahm den kürzesten Weg zum Rio Penasco. Als der 
Camino del Diablo hinter ihm lag, wandte er sich ostwärts, 
kam unweit an Santa Magdalena vorbei und ließ die Animas 
Plains nördlich liegen. Den Rio Grande, den die Mexikaner Rio 
Bravo del Norte nannten, durchquerte er mit seinen Kriegern 
bei Dona Ana. Wo er mit der wilden Horde auftauchte, 
versetzte er das Land in Angst und Schrecken. Nach zwei 
Wochen anstrengenden Rittes durch die Wüstengebiete von 
Neu Mexiko sah er die White Sands vor sich liegen. 

Der Rio Penasco entsprang am Fuß des Mule Peak, wand 

sich durch die Berge der Sacramento Mountains nach Norden, 
um unverhofft wieder in südöstliche Richtung weiterzufließen. 
Bevor er jedoch den Rio Pecos erreichte, versickerte er einige 

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Male im Sand, um Meilen danach unverhofft wieder 
aufzutauchen. 

Am Ende der dritten Woche gelangten die Chiricahuas an 

den schmalen, seichten Fluß und schlugen an seinem flachen 
Ufer ein Lager auf. Weidenbüsche säumten den engen Strand. 
Wilde Haselnüsse wuchsen hier und Krüppeleichen. 

Am Spätnachmittag ließ Cochise ein großes, aber raucharmes 

Feuer anzünden. Wenn die Kunde von seinem Eindringen in 
fremdes Stammesgebiet noch nicht bis zu Yemaspi, dem 
Mescalero-Häuptling, gedrungen war, so mußte er es nun von 
seinen Spähern erfahren. 

50 Chiricahuas waren schließlich eine auch von anderen 

Stämmen gefürchtete Streitmacht. 

Cochise saß allein bei seinem kleinen Kochfeuer. Naiche war 

bei den Kriegern und unterhielt sich mit ihnen. Leise raunte der 
Fluß, bewegte sich der Wind in den Ästen der Büsche. 

Der Jefe wußte, daß sie beobachtet wurden. Aber er tat, als 

hätte ihn dies völlig kalt gelassen. Stoisch hockte er mit 
untergeschlagenen Beinen vor dem rauchlosen Feuer und 
stierte in die Flammen. Er kannte Yemaspi persönlich, hielt 
aber nicht viel von ihm. Manchmal war der Häuptling 
begeistert für eine neue Idee, manchmal ließ er sich aber auch 
Zeit zum Denken und kam zu keinem Entschluß. 

Seine ständigen Kämpfe gegen die labilen Mexikaner hatten 

ihn weich und faul werden lassen. Mit den Weißen ließ er sich 
nicht gerne ein, weil er deren Überlegenheit fürchtete. Er, 
Cochise, mußte sich einen besonderen Plan zurechtlegen, wenn 
er den Mescalero für seine Absichten gewinnen wollte. Ein 
Appell an die Habsucht hätte nichts genutzt. Die Mescaleros 
hatten alles, was sie zum Leben benötigten. Und wenn ihnen 
einmal etwas fehlte, holten sie es sich von den Mexikanern. 

Bodennebel und Dunkelheit legten sich über den Flußlauf. Es 

wurde kühl und feucht. Naiche setzte sich neben seinen Vater 
und legte ein paar Zweige auf die Glut. Nach einer Weile sagte 

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er: 

»Sie sind da.« 
»Ich weiß es. Mescaleros sind wie fette Hunde, tölpelhaft 

und unvorsichtig.« 

»Sollen wir Wachen ausstellen?« 
»Ja. Das hält sie von Dummheiten ab.« 
»Welche erwartest du, Jefe?« 
»Ich halte die Mescaleros für klug genug, sich nicht mit uns 

anzulegen. Aber man kann nie wissen. Unsere besseren Waffen 
könnten sie verleiten, die Pferde, die kleinen Dinge, die wir 
besitzen. Wer kann in das Herz eines Apachen sehen?« 

»Du kennst den Weg. Schaffen wir es morgen bis zum 

Pueblo der Mescaleros?« 

Cochise schüttelte den Kopf. »Yemaspi wird uns 

entgegenkommen. Der Punkt, wo wir uns treffen werden, ist 
hier. Kein Häuptling läßt so gern so viele Krieger eines 
anderen Stammes in sein Lager.« 

Von den Feuern wehte der Duft gebratenen Fleisches 

herüber. Die Krieger hatten nahe einer Farm zwei Mulis 
gestohlen und geschlachtet. 

»Vater, willst du nicht essen?« 
»Später. Ich werde warten, Sohn, die Nacht ist lang.« 
»Worauf warten?« 
»Auf den Häuptling der Mescaleros. Laß nach dem Essen 

doppelte Wachen aufstellen und ein paar berittene Krieger 
ausschwärmen. Sie werden uns melden, wenn die Mescaleros 
kommen.« 

»Werden es viele Krieger sein?« 
»Ich weiß es nicht Wir sind nicht auf unserem 

Stammesgebiet und müssen auf alles achten. Geh jetzt.« 

Naiche stand auf. »Du denkst an alles, Vater.« 
Cochise lächelte. Die Zeit verging. Sterne leuchteten am 

Himmel, der Mond ging erst später auf. Gegen Mitternacht 
brannten die Feuer zu dunkelroten Glutaugen herab. Es wurde 

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still. Nur Cochises kleine Feuer erhielt Nahrung und knisterte. 

Der Häuptling hörte, wie die Posten abgelöst wurden. Die 

lange Nacht ging in einen neuen Tag über. Im Osten wurde es 
grau. Ein Pferd kam zum Lager galoppiert. 

Der Reiter sprang ab und lief geschmeidig zum Feuer. Zwei 

Schritte vor dem Häuptling blieb er stehen und wartete. Als 
ihm Cochise mit einer Handbewegung gebot, zu sprechen, 
sagte er in gutturalem Tonfall: 

»›Pfeilspitze‹ sah Reiter. Er beobachtete sie weiter. Ich bin 

losgeritten, um dir Nachricht zu bringen, Jefe.« 

»Wieviel?« 
Der Krieger zählte an seinen Fingern ab und hielt sie hoch. 

Cochise entließ ihn mit einer Handbewegung. Sein Kopf sank 
wieder auf die Brust, er schlief aber nicht. Rastlos arbeiteten 
seine Gedanken. Er schmiedete Pläne, verwarf sie, um neue 
aufzustellen. 

Geräusche drangen vom unteren Flußlauf zu Cochise. Naiche 

erschien mit einem Gewehr und setzte sich wieder neben 
seinen Vater. 

Sie tauchten so unverhofft aus den ziehenden Nebelbänken 

auf, daß ihre Gestalten wie Geister aus einer anderen Welt 
wirkten. An der Spitze ritt ein breitschultriger Indianer mit 
Stirnband und ärmelloser Jacke aus Pumafell. Sein scharf 
geschnittenes Gesicht mit den breiten Wangenknochen und den 
dunklen Augen hatte etwas Undurchdringliches und 
Unnahbares. 

Er hielt seinen Pinto mit einem jähen Ruck an, schwang sich 

herab und blieb vor dem Feuer stehen. Cochise erhob sich 
langsam und ließ seine Blicke an der Schlange der Krieger 
entlanggleiten, die auf ihren Ponys sitzen blieben. Er zählte 
genau acht. 

Die beiden Häuptlinge standen sich gegenüber, belauerten 

sich, versuchten herauszufinden, was der eine über den anderen 
dachte. Aber ihre Mienen blieben ohne Ausdruck. 

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»Willkommen im Lager der Chiricahuas, Yemaspi«, sagte 

Cochise. 

»Du bist auf dem Land der Mescaleros ebenso willkommen, 

Cochise.« 

Mit dem versteckten Vorwurf hatte Cochise gerechnet. Kein 

Häuptling sah es gern, wenn ein fremder Stamm auf sein 
Gebiet wechselte oder Krieger in die Nähe seiner Behausung 
schickte. 

Sie reichten sich die Hände. Der Gruß der Weißen war noch 

zu Mangas Coloradas Zeiten bei den Stämmen der Apachen 
unbekannt gewesen. Ihr ständiger Umgang mit der Armee und 
deren Scouts ließ sie die Gebräuche der Weißen immer mehr 
annehmen. Cochise deutete auf das Feuer. Er ließ Yemaspi den 
Vortritt und wartete, bis der Mescalero sich gesetzt hatte. 

»Du willst zum Pueblo am Rio Penasco?« 
Cochise antwortete mit einer Gegenfrage: »Wenn ich 

willkommen bin, ja?« 

»Du bist es.« 
»Wie war die Jagd? Sind die Fleischtöpfe der Mescaleros 

voll?« 

»Sie sind es. Fleisch und Mais für alle, auch für die Krieger 

der Chiricahuas.« 

Cochise bedankte sich. Er bemerkte die gespannte Erwartung 

in Yemaspis Zügen. Lange durfte er den Häuptling nicht 
warten lassen, jedenfalls nicht über die bei den Indianern 
übliche Gebühr, die mit höflichen Redensarten ausgefüllt 
wurde. 

»Du stehst im Krieg mit den Gelbhäutigen, Yemaspi?« 
»Zwischen ihnen und den Mescaleros wird es niemals 

Frieden geben.« 

»Das ist gut so. Mein Kampf gilt ebenfalls den Männern mit 

der gelben Haut.« 

»Ich weiß es. Du hast eine ihrer Städte vernichtet.« 
»Agua Prieta. Sie töteten eine Sippe der Chiricahuas, ich 

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mußte sie bestrafen.« 

»Ich hörte davon. Der Wind trägt die Nachrichten über Berge 

und Wüsten bis hin zu den Mescaleros. Ist der Friede mit den 
Helläugigen gesichert?« wollte der schlaue Häuptling wissen. 
Es dauerte ihm zu lange, bis Cochise zum Kern seines 
Besuches kam. Daß es nicht deswegen geschah, um sich an den 
Fleischtöpfen der Mescaleros zu mästen, war ihm klar. 
Deswegen ritten Indianer keine 300 Meilen durch karstiges 
Gebiet und Wüstenlandschaften. 

»Der Friede wird von den Chiricahuas nicht gebrochen, also 

ist er gesichert. Wir wollen keinen Krieg mit den Weißen.« 

»Denkt Victorio auch so?« 
Cochise machte eine abwehrende Handbewegung. 
»Victorio ist ein Abtrünniger, er, Nana, der Alte und Chato. 

Der einarmige Häuptling der Bleichgesichter weiß es. Das 
Palaver mit ihm war gut.« 

»Der weiße Häuptling kann durch einen anderen ersetzt 

werden. Wird der Friede dann immer noch sicher sein?« 

»Das weiß nur der Große Geist. Falls es wieder zum Krieg 

kommen sollte, Yemaspi, auf welcher Seite stehen dann die 
Mescaleros? Auf der Seite der Chiricahuas oder auf der der 
Langmesser?« 

Der Mescalero verstand die Bedeutsamkeit der Worte und 

dachte darüber nach. Nach einer langen Pause raffte er sich zu 
einer zweideutigen Antwort auf, die Cochise nicht befriedigte. 

»Es werden immer mehr Wagen und Befestigungen. Um die 

Befestigungen entstehen Ansiedlungen. Da auch die Weißen 
leben müssen, nehmen sie Land in Besitz und vertreiben den 
roten Mann. Der Lebensraum der Apachen wird immer kleiner. 
Die Straßen zerschneiden diesen Raum in immer kleinere 
Stücke, und die Wildtiere wandern andere Wege. Schließlich 
sind da noch die kriegerischen Indianer, die sich an den 
Bleichgesichtern in den Wagen und Forts schadlos halten. 
Während wir immer ärmer werden, unsere Frauen und Kinder 

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in den langen Wintern hungern müssen, weil wir Frieden 
wollen, hungern die beutemachenden Indianer nicht. Sie haben 
mehr Waffen, Pulver und Blei als wir, und die Weißen, die 
nicht zwischen friedlichen und kriegerischen Indianern 
unterscheiden können, weil sie nicht wollen, richten ihren Haß 
gegen uns, die wir in der Nähe sind. Wir, die Indianer, die sie 
täglich sehen, sind in ihren Augen die Indianer, die sie 
überfallen und berauben.« 

Hierauf gab es eigentlich nichts zu sagen. Es war der 

Klagegesang aller Rothäute, friedlich oder kriegerisch. Cochise 
wußte jedoch, daß der Mescalero eine Antwort erwartete. 

»Unser Volk ist nur noch klein. Laßt uns hoffen, daß 

Feindschaft zwischen den Weißen und uns niemals 
wiederkehrt, denn wir haben dabei alles zu verlieren und nichts 
zu gewinnen. Die Rache, die junge Krieger nehmen, empfinden 
sie als Gewinn, selbst wenn sie dabei ihr Leben verlieren. Aber 
die Alten unseres Volkes wissen es besser. Die großen weißen 
Häuptlinge sagen, daß ihr Gott auch unser Gott sei, daß alle 
Weißen Brüder des roten Mannes seien. Ich denke, die 
Menschen machen sich ihre Götter nach ihren Vorstellungen, 
und Brüder entstammen dem gleichen Geist. Sie sind nicht so 
wie wir. Wir sind verschiedene Rassen mit verschiedenem 
Ursprung und verschiedenen Schicksalen. Es gibt nichts 
Gemeinsames zwischen uns. Wir entstammen der Erde, sie 
kommen aus dem Meer. Wir sollten uns für den Tag rüsten, der 
uns wieder mit den Weißen zusammenbringt. Wenn ich dem 
Wind, dem Murmeln der Bäche und dem Donner des Himmels 
glauben darf, ist dieser Tag nicht mehr fern.« 

Yemaspi sagte grollend: »How!« 
Damit war der Bund zwischen ihm und Cochise besiegelt. Er 

stand auf, nahm das Kalumet vom Hals und stopfte es mit der 
dünnen roten Rinde der gelben Weide. Den Rauch blies er in 
alle vier Himmelsrichtungen, dann zur Erde und schließlich 
zum Himmel hinauf. 

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»Cochise sprach weise und vorausblickend. Der rote Mann 

ist zum Untergang verurteilt. Nichts kann das mehr aufhalten. 
Aber bevor wir in den Reservaten verkümmern, wollen wir den 
Kriegspfad beschreiten, wenn sie uns angreifen. Gemeinsam 
halten wir sie lange auf. Das ist es, was alle Stämme erfahren 
sollten.« 

Yemaspi ist schon ein gerissener Häuptling, dachte Cochise. 

Bevor er sein endgültiges Jawort gab, wollte er hören, welche 
Stämme der Chiricahua schon auf seine Seite geholt hatte. Die 
Antwort wurde ihm sofort gegeben: 

»Mein Weg führt mich zu den Navahos. Wir alle müssen 

Brüder sein und kämpfen, wenn es erforderlich wird. Alle 
Stämme der Apachen, die Yaquis im Süden, die Tontos und 
Mimbrenjos im Norden, die Mescaleros im Osten, schließen 
sich den Chiricahuas an, wenn Cochise sie ruft. Nur die 
Navahos fehlen, und zu deren Häuptling reite ich. How!« 

»How!« sagte Yemaspi und gab die Pfeife an Cochise weiter. 

»Boß, sie sind wieder da«, sagte der Stationsvorsteher Charles 
Culver aufgeregt zu Thomas Jeffords, der an seinem 
Schreibtisch saß und Zahlen in ein Buch trug. 

»Wieviel?« 
»Diesmal sechs. Wie immer oben auf dem Felsen.« 
»Laßt sie in Ruhe und kümmert euch nicht um sie.« 
»Die Nachmittagskutsche muß in einer halben Stunde hier 

eintrudeln.« 

»Ja?« 
»Ich sagte, die Kutsche kommt.« 
»Na schön, sie kommt doch jeden Tag um die gleiche Zeit. 

Machst du dir vor lauter Angst in die Hosen?« 

»Das ist es doch nicht, Boß. Was sollen die Fahrgäste 

denken, wenn sie von kriegerischen Rothäuten beobachtet 

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werden?« 

»Nun«, antwortete Jeffords und lächelte schmal, »wie sie am 

schnellsten aus der Kutsche und in das Haus kommen, das 
denken sie. Die haben gar keine Zeit, auch nur einen einzigen 
Blick in die Höhe zu werfen.« 

»Der Zufall könnte es aber so wollen.« 
Jeffords winkte ab. »Dann soll der Zufall auch dafür sorgen, 

daß sich die Fahrgäste nicht ängstigen. Laß nur, Charles, alles 
halb so wild.« 

»Was tun, wenn sie die Station angreifen, während die 

Fahrgäste gerade beim Essen sitzen?« 

Thomas Jeffords stand auf, stützte beide Hände auf die 

Schreibtischplatte und fauchte: 

»Raus, du Einfaltspinsel! Schnell raus hier! Wie sollen ein 

paar Krieger die befestigte Station angreifen?« 

Charles Culver verschwand wie ein Geist. Als er vor das 

Haus trat, blickte er abwechselnd zum Plateau hinauf, und auf 
die Paßstraße. Noch war nichts zu sehen, nur die Rothäute 
hockten reglos auf ihren Mustangs und glotzten herab. Wenig 
später hörte er das Rollen und Knirschen der Räder, und als die 
Concord näher kam, vernahm er auch das Quietschen der 
Federn. Charles ging weiter, warf einen Blick in die Gästestube 
und sah, daß der Tisch gedeckt war und die Kerzen in ihren 
Haltern brannten. 

Aus der Küche drang ein lieblicher Duft, der seine 

Magensäfte anregte. Burt Kelly und Norbert Walker konnten 
schon kochen, wenn sie wollten. Meistens waren die beiden 
Kerle faul und verkrochen sich irgendwo, wenn sie nichts zu 
tun hatten. 

Noch einmal warf er einen scheuen Blick in die Höhe, trat 

dann durch das Tor nach draußen und wartete. Auf der Straße 
weiter unten wurden die Geräusche deutlicher. Staub wallte auf 
und trieb mit dem Wind ab. 

Wie jeden Nachmittag um diese Zeit lenkte Maritoba Jones 

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die Kutsche von Tucson nach El Paso über den Paß. Eine 
Stunde Pause war am Apache-Paß vorgesehen, während die 
Pferde gewechselt wurden und die Fahrgäste ein Essen 
einnahmen. 

Wie auch jeden Tag kroch die schwere Concord, gezogen 

von sechs schwarzen Pferden, durch die Kehre und gewann 
unter Flüchen des Fahrers die letzte Steigung vor der Station. 

Maritoba Jones saß auf dem Bock, die schweren Hände mit 

den dicken Adern um die Zügel gekrampft, neben ihm Ben 
Lindfords, der Beifahrer, die Einfield zwischen den Knien und 
den Revolvergurt griffbereit um die Brust geschnallt. 

Jones war bärtig, rauchte Pfeife, Lindfords kaute Tabak und 

war, wenn er Zeit zum Rasieren hatte, glatt im Gesicht wie eine 
Schlangenhaut. Beide redeten nie miteinander, wenn sie auf 
dem Kutschbock saßen und in die Landschaft starrten. 

An diesem Tag jedoch war es anders. Jones deutete mit der 

Peitsche zum Plateau hinauf und knurrte: 

»Dreimal sah ich sie, und dreimal geschah nichts. Wann 

werden die Kerle endlich aufhören, uns zu beobachten?« 

Lindfords nickte. »Ich beobachte sie schon lange. Tontos. 

Warum sie uns belauern, weiß ich auch nicht. Wenn sie was 
wollen, sollen sie kommen. Ich fülle ihre Bäuche so mit Blei, 
daß kein Gaul sie mehr tragen kann. Gib deinem lahmen 
Zossen mal die Peitsche zu fühlen.« 

Maritoba Jones warf ihm einen schrägen Blick zu. 
»Ich schlage kein Pferd«, brummte er. »Was sollen die 

armen Viecher von mir denken, he? Ist nicht schon genug 
Barbarei auf dieser Welt, he?« 

»Well, mehr als genug. Du sollst sie auch nicht prügeln, 

sondern die Schnur mal kurz knallen lassen. Das bringt sie in 
Bewegung. Kapiert?« 

Lindfords lächelte. 
»Was meinst du, warum sie das tun?« 
»Liegt doch auf der Hand, Mann. Sie wollen in Erfahrung 

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bringen, was hier oben vorgeht. An- und Abfahrt der Kutschen. 
Anzahl der Reisenden. Sind sie bewaffnet oder nicht. Eines 
Tages werden sie hinter uns her sein wie der Teufel hinter einer 
armen Seele. Bin gespannt, wer schneller ist. Ihre Mustangs 
oder unsere Rassepferde.« 

»Sie natürlich. Sie können uns den Weg abschneiden, 

während wir an die Krümmungen der Straße gebunden sind. 
Ob sie's schaffen werden?« 

»Was?« 
»Uns beide abzumurksen?« 
»Dich vielleicht, mich nicht.« 
»Und warum nicht dich? Bist du unsterblich?« 
»Klar«, antwortete Jones und grinste. Beinahe wäre ihm die 

Pfeife aus dem Mund gefallen, als er die Lippen bewegte. 
»Klar, unsterblich. Wenn deine morschen Knochen schon 
lange auf der Prärie bleichen, führe ich immer noch 'ne 
Concord, verlaß dich drauf.« 

Er sah Ben an, grinste und richtete anschließend sein 

Augenmerk auf den holprigen Fahrweg. Lindfords spuckte 
einen mächtigen braunen Strahl Tabaksaft zur Seite und nahm 
das Gewehr in die Armbeuge. Er betrachtete aufmerksam die 
Klippen hoch oben auf der linken Paßseite und ließ sie. nicht 
mehr aus den Augen. 

Maritoba Jones fragte: »Weshalb stierst du ständig auf die 

nackten Felsen, Ben? Gibt's da was zu sehen?« 

»Wenn es nichts zu sehen gäbe, würde ich's doch nicht tun, 

oder?« 

»Okay, okay. Und was, außer Felsen, sehen deine müden 

Augen?« 

Ben Lindfords kicherte. »Meine müden Augen sehen 

Indianer, nichts als Indianer, du Sohn eines Maulesels.« 

Maritobas Kopf ruckte nach oben. Er zuckte zusammen, als 

hätte ihn ein Insekt gestochen. Mehr als zwanzig Rothäute 
stierten auf die Station. Sie saßen auf ihren kleinen, zähen 

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Mustangs und rührten sich nicht. 

Jones blickte nach rechts. Die fünf Tontos waren noch da. 

Beide Gruppen schienen auf etwas zu warten. Tontos und 
Mimbrenjo-Apachen, die richtige Mischung für einen heißen 
Totentanz hier oben beim Paß. Jones lächelte grimmig. Er hatte 
es seit langem befürchtet, und nun war es soweit. 

Die Station kam in Sicht. Rauch kräuselte über dem 

Schornstein. Charles Culver stand vor dem Tor und winkte. 
Lindfords winkte zurück, beobachtete aber dabei die Apachen. 
Maritoba hob die Peitsche und zeigte mit ihr auf die linke Seite 
des Paßsattels. 

Culver sah hin und erstarrte. Gehetzt rannte er ins Haus, kam 

mit Jeffords und Walsh wieder heraus, mit Buck und Larry, 
Gewehre in den Händen. 

Maritobas Jones lenkte die Kutsche durch die Einfahrt, hielt 

an, sprang ab und verkeilte die Vorderräder. Walsh öffnete den 
Schlag. Vier männliche Fahrgäste und zwei geschminkte 
Frauen stiegen aus. Schwitzend und stöhnend schleppten sie 
sich ins Haus. 

»Sieht gar nicht gut aus«, sagte Jeffords zu dem Kutscher 

und musterte die Phalanx der Apachen. »Was mögen sie nur 
vorbereiten? Seit Tagen beobachten sie uns, halten sich der 
Station aber fern.« 

John Haggerty zügelte seinen Grauen. Die Spur lag so deutlich 
vor ihm, daß er nicht abzusteigen brauchte, um sie zu 
erkennen. Unbeschlagene Pferde waren hier hintereinander 
geritten und hatten eine tiefe Fährte in den Sand gegraben. 

Miller hielt neben seinem Freund und fragte: 
»Wieviel schätzt du?« 
»Wenigstens fünfzig, wahrscheinlich mehr.« 
»Apachen?« 

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»Wer sonst? Andere Stämme gibt's hier nicht. Weiß der 

Teufel, was sie wieder vorhaben.« 

»Cochise hat Frieden versprochen. Hält er so sein Wort?« 
»Müssen es Chiricahuas sein, Curt? Ich tippe auf 

Mimbrenjos. ›Old Vic‹ hat niemals versprochen, seinen 
Guerillakrieg gegen die Weißen einzustellen.« 

»›Old Vic‹? Du meinst Victorio?« 
John nickte. Seine Blicke schweiften in die Ferne. Die graue 

Wand der Berge stand wie eine Bastion in der 
hitzeflimmernden Luft. In diesem Moment ahnte er, daß dort 
draußen etwas vorging, wovon er keine Ahnung hatte. 

Curt starrte immer noch auf die tief eingeprägte Fährte, als 

hätte sie ihm verraten können, wer ihr Urheber war. Sie kam 
von Südwesten und verlief nach Osten. Er konnte sie wie eine 
Schnur verfolgen. 

»Sonora«, sagte er und zeigte mit ausgestrecktem Arm auf 

die tiefen Gebirgseinschnitte in den Dragoons. 

»Ganz sicher«, bestätigte John. »Camino del Diablo. Ich 

verwette meinen schäbigen Bibi gegen einen Zwanzig-
Gallonen-Hut, daß sie aus der Gran Desierto kommen und…« 

»Was und?« 
»Ich weiß es nicht. Bei allen klumpfüßigen Teufeln, das sind 

niemals Mimbrenjos oder Tonto Apachen. So weit nach Süden 
gehen sie einfach nicht.« 

»Ganz meine Meinung. Was denkst du?« 
»Chiricahuas.« 
»Cochise auf dem Kriegspfad? Glaube ich nicht.« 
»Ich auch nicht. Dazu war bisher kein Anlaß gegeben. 

Solange wir Weißen nichts gegen die Chiricahuas 
unternehmen, bleiben sie in ihren Hochtälern. Trotzdem, 
Aufmerksamkeit kann nicht schaden. Wir werden es dem 
General melden. Eine Patrouille, von einem guten Scout 
geführt, wird schnell herausbekommen, was die Kerle 
vorhaben.« 

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Miller kicherte. 
»Mit dem guten Scout meinst du dich?« 
»Und dich.« Haggerty lächelte. »Wir beide haben mit 

Cochises Stamm die meiste Erfahrung. Reiten wir!« 

Sie trieben die Pferde über die Spur und schlugen den Weg 

nach Nordwesten ein. Dunkelheit fiel über das Land, als sie die 
Zelte vor sich sahen. Die Posten erkannten sie und ließen sie 
durch. 

Haggerty ritt zunächst zum Corral. Dort stiegen beide ab und 

überließen ihre Pferde dem herbeieilenden Corporal. 

»Kantine oder General?« fragte Miller und leckte sich die 

Lippen. 

»General zuerst, dann Kantine.« 
Vor dem Generalzelt blieben die Scouts stehen, klopften sich 

den Staub aus der Kleidung und rieben ihre feuchten Hände an 
den Hosenbeinen ab. John trat zuerst ein und begrüßte die 
Ordonanz. 

»Army-Scouts Miller und Haggerty vom Einsatz zurück. 

Können wir den General sprechen?« 

Lieutenant Deder stand lächelnd auf und reichte ihnen die 

Hand. 

»Wie schön, Sie wieder zu sehen«, sagte er. »Einen Moment, 

ich melde Sie an.« 

Er verschwand durch die Öffnung in der Trennwand. Die 

Scouts hörten ihn sprechen. Nach einer Weile kam Deder 
zurück, nickte ihnen zu, hielt den Türverschluß in die Höhe 
und ließ den derben Stoff hinter ihnen wieder zufallen. 

In dem hinteren Zeltabteil brannten die Kerosinlampe und 

zwei Kerzen. 

Der Kartentisch war wie immer vollgepackt. Außer dem 

General waren Colonel White und Colonel J. H. Richards 
anwesend. Richards sah angegriffen und grau im Gesicht aus, 
war körperlich aber wieder auf der Höhe. Das eisgraue Haar, in 
der Mitte gescheitelt, hing ihm seitlich bis auf die Schultern. 

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Howard drückte den Scouts die Hände. »Sie waren lange 

unterwegs, Gentlemen.« 

Das flackernde Lampenlicht warf Schatten, und die stickige 

Luft schien bei der Frage noch dichter zu werden. John sah die 
drei Uniformierten starr an. Gewohnheitsgemäß machte er den 
Wortführer, aber er brachte keinen Ton heraus. Völlig 
geistesabwesend starrte er ins Leere. Er sah die Fährte vor sich 
und verfolgte sie mit einem inneren Auge. 

Richards schüttelte verwundert den Kopf. »Nun?« sagte er 

scharf. »Geben Sie dem General doch Antwort.« 

Auch White empfand das Schweigen als Belastung. »Los, 

Mann, reden Sie!« 

Haggerty fuhr sich mit der Rechten über das schwitzende 

Gesicht, während Miller von einem Fuß auf den anderen trat. 
Er verstand Johns Verhalten nicht und wurde unsicher. Er 
konnte nicht ahnen, daß dem Freund in diesen Sekunden eine 
seltsame Ahnung kam, die weitreichende Bedeutung haben 
sollte. 

Langsam befreite sich John aus seiner Erstarrung. Er 

bemerkte die verwunderten, fragenden Blicke der Offiziere und 
riß sich zusammen. 

»Sir«, sagte er nach einem tiefen Atemzug, »die Outlaws, die 

wir verfolgen, sind tot. Von ihnen droht keine Gefahr mehr. Ihr 
Boß, Hank Doolin, wurde von mir in Notwehr erschossen, und 
die…« 

»Unwichtig, Mr. Haggerty.« Howard winkte ab. »Banditen 

und Grenzaufwiegler verdienen nichts anderes. Für Ihren 
rastlosen Einsatz bin ich Ihnen zu Dank verpflichtet. Ihnen, Mr. 
Miller, selbstverständlich auch. Ihr Protokoll geht ans 
Kriegsministerium. Die Herren Minister und Generäle sollten 
erfahren, mit welchen Schwierigkeiten wir im Apachenland zu 
kämpfen haben. Doolin, hm. Von ihm und einer Bande 
Desperados also wurde das Land aufgewiegelt. Sonst noch 
etwas?« 

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Haggerty wollte den Kopf schütteln, aber die eiskalten 

Augen Colonel Richards hinderten ihn daran. Statt dessen 
nickte er. 

»Wir stießen nördlich von Santa Magdalena auf eine Spur 

unbeschlagener Pferdehufe, General… Sir. Wir machten uns 
beide Gedanken über die Fährte und kamen zu dem Schluß, 
daß es Chiricahuas waren, die einige Stunden vor uns in 
östliche Richtung geritten waren.« 

»Na und?« Richards strich sich den eisgrauen Schnurrbart 

und stierte Haggerty an, als wollte er ihm die Worte einzeln 
von den Lippen saugen. 

»Chiricahuas, glauben Sie?« fragte Howard und fühlte einen 

kalten Schauer über seinen Rücken laufen. »Sind Sie sicher?« 

»Einer Pferdespur sieht man nicht an, wer sie verursacht hat. 

Ein Pferd, ja. Aber wer auf dem Pferd saß, läßt sich nur 
vermuten«, erwiderte John. »Tontos und Mimbrenjos kommen 
nicht so weit in den Süden, jedenfalls nicht in größeren Trupps. 
Ihre Coups landen sie mehr im Westen, der von den 
Chiricahuas nicht so dicht besiedelt ist.« 

»Sie sagten uns noch nicht, wieviel Apachen es waren, die so 

nahe an einer Ansiedlung vorbeiritten«, sagte Richards. 

»Mehr als fünfzig, Sir. Genau kann man die Zahl der Reiter 

nicht feststellen, weil sie hintereinanderreiten und ihre Fährte 
verwischen.« 

Howard fragte: »Cochise?« 
»Nur eine Vermutung, Sir.« 
»Nach Osten, sagten Sie?« 
Haggerty und Miller nickten. Miller sagte: 
»Sie kamen durch den Camino del Diablo und wechselten 

hinter dem Canyon die Richtung. Auch das ist nur eine 
Vermutung, Sir.« 

»Wenn wir einmal unterstellen, daß sie aus Sonora kamen, 

die Gran Desierto durchquerten und schließlich den einzigen 
Canyon in dieser Gegend benutzten, der Arizona und Sonora 

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miteinander verbindet, warum ritten sie dann nicht durch den 
Canyon de los Embudos, um ihre Apacheria in den Bergen zu 
erreichen?« 

Die Überlegung des Generals hatte etwas für sich. Sie war 

logisch und verriet ausgezeichnete Landeskenntnisse. Haggerty 
hatte seinen Schock inzwischen überwunden und fühlte sich 
von Minute zu Minute sicherer. Seine Antwort kam klar und 
deutlich: 

»Sir, sie wollten am Apache-Paß nicht gesehen werden. Ich 

nahm an, daß es der Hauptgrund ist. Cochise mag sich noch 
von anderen Erwägungen leiten lassen, die für uns im 
Augenblick unerfindlich sind. Er wollte nicht gesehen werden, 
das ist es.« 

»Und weshalb nicht?« 
»Um diese Frage beantworten zu können, General, müßte 

man seine Absichten kennen und sein Ziel erraten.« 

»Im Osten liegen die Hachitas in Neu Mexiko, der Rio 

Grande, die Sacramento Mountains und der Pecos«, sagte 
Colonel Richards. 

»Das ist richtig, Sir. Und die Mescalero-Apachen.« 
»Ist dieser Gedanke nicht etwas zu kühn, Haggerty?« fragte 

Howard. »Das wären beinahe dreihundert Meilen.« 

John nickte. »Dreihundert Meilen, ja, Sir. Was sind schon 

dreihundert Meilen für Indianerpferde? Sie haben Zeit und 
brauchen sich nicht zu beeilen.« 

Betretenes Schweigen legte sich über die Anwesenden. Der 

Scout hatte deutlich zum Ausdruck gebracht, was er von dem 
Zug der Chiricahuas dachte. General Howard sah schwarze 
Wolken am Horizont auftauchen. Wolken, die nichts Gutes 
verhießen. Er sagte zwei Worte und brach ab, weil er sich vor 
der Konsequenz der Antwort fürchtete: 

»Sie meinen…?« 
Haggerty nickte und vollendete den Satz auf seine Art: 
»Ich meine, daß ein Funke genügt, das Pulverfaß zur 

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Explosion zu bringen. Gnade Gott den Weißen, die diesen 
Funken auslösen!« 

ENDE