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Alexander Calhoun 

Mit dem Abend kam das 

Grauen 

Apache Cochise 

Band Nr. 2 

Version 1.0 

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Prolog 

Als die weißen Amerikaner Mitte des 19. Jahrhunderts den 
Südwesten der USA zu besiedeln begannen, stießen sie auf ein 
indianisches Volk, das bereits die Spanier und Mexikaner hatte 
teuer dafür bezahlen lassen, daß sie unbefugt in ihre 
Jagdgründe eingedrungen waren.
 

Die etwa ein Dutzend umfassenden Apachen-Gruppen und 

Großsippen, am gefürchtetsten die Chiricahua-Apachen, 
widersetzten sich der Niederwerfung durch die Weißen mit 
allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln.
 

Sie überfielen zunächst Postkutschen, Frachtwagenzüge, 

Armeepatrouillen, Farmen, abseits gelegene Ranches und 
kehrten anschließend wieder zu ihren Stützpunkten in den 
Bergen zurück, den sogenannten »Apacherias«, die bei den 
Weißen der damaligen Zeit als uneinnehmbar galten.
 

Der Widerstand flammte zum blutigsten und grausamsten 

Grenzkrieg der Indianergeschichte auf, als Cochise von 
Mangas Colorados die Führung der Stämme übernahm.
 

Cochises Weitblick ließ ihn letztlich erkennen, daß der 

Untergang der roten Rasse eine von den Weißen beschlossene 
Sache war, die Anspruch erhoben auf alles Land zwischen den 
Dragoon Mountains im Südosten, dem Mogollon-Rim im 
Westen und der Gran Desierto im Süden.
 

Cochises Chiricahuas, die Kerntruppe seiner Streitmacht, 

blieb im Angesicht der unaufhaltsamen Flut weißer Siedler, 
Goldgräber und Desperados nur noch eine Devise: Raube, 
ohne erwischt zu werden, töte, ohne getötet zu werden. Ein 
Kampf ohne Erbarmen entflammte in den Canyons, Tälern und 
Wüsten. Ein Kampf, dessen Schilderung in dieser Serie nicht 
die ganze Brutalität wiedergeben kann, wie sie uns die 
Geschichte überliefert hat.
 

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1871 gelang es Cochise, die meisten Stämme der Apachen zu 

einer einzigen Widerstandsfront gegen die Eindringlinge aus 
Nord und Süd, Weiße und Mexikaner, zu vereinen. Die 
blutigsten Massaker auf beiden Seiten waren die Folge.
 

Auf ihren flinken Ponys überfielen die Krieger in kleinen 

Gruppen Wagenzüge und Posthaltereien im Norden, um am 
nächsten Tag schon Farmer und Goldgräber im Süden oder 
eine Patrouille der Army im Westen anzugreifen.
 

Militär und Siedler waren macht- und hilflos und ohne eine 

Möglichkeit gezielten Widerstandes den ständigen 
Apachenangriffen ausgesetzt.
 

Wenn 1870 General Sherman nach Washington schrieb: 

»Wir führten einen Krieg gegen Mexiko, um Arizona zu 
bekommen, wir sollten jetzt einen Krieg führen, um dieses Land 
wieder loszuwerden«, so kennzeichnen diese Worte die 
verzweifelte Hilflosigkeit des Militärs.
 

Diese nach authentischen Überlieferungen verfaßte Serie soll 

dem größten aller indianischen Führer ein Denkmal setzen: 
Cochise.
 

Dem Wirken dieses Mannes und seinem Weitblick für 

politische Veränderungen ist es zu verdanken, daß diese Story 
mit ihrer ganzen Dramatik wahrheitsnah niedergeschrieben 
werden kann.
 

Unsere Autoren fühlen sich verpflichtet, neben der 

Herausstellung der abenteuerlichen Charaktere, die in jener 
Zeit Geschichte machten, auch der historischen Wahrheit die 
Ehre zu geben.
 

Nichts soll verschwiegen, nichts hinzugefügt oder entstellt 

werden. 

Ihr Martin Kelter Verlag 

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*** 

Das Trompetensignal hallte über den Exerzierplatz und erstarb 
in der Weite hinter den Zelten. John Haggerty führt seinen 
müden Wallach zum Wachzelt. Ein trockener Wind fauchte 
von der Gila herüber und zerrte an den Planen. 

Es war Abend. Noch früher Abend, und der Tag hatte sich 

ohne besondere Vorkommnisse geneigt. John band sein Pferd 
am Hitchrail fest, klopfte sich den Staub aus der Kleidung und 
trat durch die Zeltklappe. 

Der Wachhabende blickte von seiner Schreibarbeit auf. 
»Haggerty«, sagte er näselnd, »der Alte erwartet dich seit 

drei Tagen.« 

»Ging nicht schneller«, erklärte John und setzte sich 

unaufgefordert auf einen Stuhl. Er drehte sich eine Zigarette 
und zündete sie an. »Was glaubst du, Noll, wie lange es dauert, 
bis man da draußen eine Spur findet? Hitze, Staub, wehender 
Sand und keinen Tropfen Wasser, das findest du. Und den Tod, 
in vielerlei Gestalten. Okay, kann ich zu ihm?« 

Sergeant Noll bediente eine Schelle. Ein junger Soldat 

stürmte herein und grüßte militärisch. 

»Gehen Sie zum General und fragen Sie ihn, ob er John 

Haggerty empfangen will. Ein bißchen Beeilung, Soldat 
Klymer!« 

Der junge Mann verschwand wie ein geölter Blitz. 
»Wie war's im Süden, Johnny?« 
»Faul.« 
»Sonst noch was?« 
»Trocken und heiß. Verdammt, frag' nicht so blöd!« 
Der Soldat kam wieder, grüßte, schlug die Hacken krachend 

zusammen und meldete: 

»Sie möchten bitte zuerst zu Major Tanner kommen, Sir.« 

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»Wo finde ich ihn?« 
»Ich bringe Sie hin, Sir.« 
Haggerty nickte, winkte Noll kurz zu und verließ das Zelt. 

Die Sonne war untergegangen, aber von der Abendkühle war 
noch nichts zu spüren. Soldat und Scout stampften durch den 
knöcheltiefen Sand und steuerten auf ein Zelt zu, das etwas vor 
der Reihe der anderen stand. 

Les Tanner stand von seinem Feldstuhl auf und kam 

Haggerty mit ausgestreckter Hand entgegen. 

»Willkommen im Camp«, sagte er. »Welche Nachrichten 

bringen Sie aus dem Süden? Will Cochise verhandeln?« 

John schüttelte die dargebotene Hand und nahm Platz. 
»Er ist bereit«, antwortete er. »Aber nur mit dem General.« 
»Unter welchen Umständen trafen Sie ihn?« 
Johns Blicke glitten in die Ferne. »Unter seltsamen, Major. 

Er war gerade dabei, einen Angriff auf eine Karawane 
einzuleiten. Ich konnte ihn nicht davon abhalten.« 

»Wurden sie vernichtet?« 
Haggerty nickte. Der Offizier stellte die nachte Frage: 
»Haben Sie gesehen, was er erbeutete?« 
»Nein. Zu diesem Zeitpunkt war ich ohne Bewußtsein. Aber 

er hat's mir gesagt. Waffen, Pulver und Blei.« 

Les Tanner stieß einen ellenlangen Fluch aus. 
»Dann stimmt es also nicht, daß sich die Chiricahuas nur 

noch auf die Jagd beschränken?« 

John grinste. »Die Jagd wird auf Weiße sein, Sir.« 
Tanner fixierte ihn scharf. »Wir werden uns für alle Fälle auf 

eine Teufelei vorbereiten, Scout. Sie haben erstklassige Arbeit 
geleistet. Gehen wir jetzt zum General.« 

Er stand auf, hielt John den Zeltvorhang hoch. Ein Stück 

gingen sie nebeneinander her durch den Sand und schwiegen. 
Jeder hing seinen Gedanken nach. Durch die Zeltplane des 
Generals schimmerte Licht. 

General Howard saß allein an einem Schreibtisch und machte 

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Notizen. Eine Kerze brannte in einem Ständer. Er sah auf, 
erkannte Haggerty sofort und lächelte. 

»Nehmen Sie doch Platz, Gentlemen. Wie ist es Ihnen 

ergangen, Mr. Haggerty? Erfolg gehabt?« 

»Das hängt von Ihnen ab, General… Sir. Cochise ist mit 

einer Unterredung einverstanden, zwischen ihm und Ihnen, 
unter vier Augen sozusagen.« 

»Akzeptiert. Was halten Sie davon, Major Tanner?« 
»Vorsicht ist immer geboten, Sir.« Er wandte sich an 

Haggerty: »Haben Sie auf Ihrem Ritt etwas von dem Scout 
Curt Miller gesehen oder gehört?« 

»Nein«, erwiderte John und schüttelte den Kopf. »Warum 

erkundigen Sie sich nach ihm, Sir? Haben Sie Gründe dafür?« 

»Zwingende. Well, tut im Augenblick nichts zur Sache.« 
»Sicher, sicher«, schaltete sich Howard wieder ein. »Wann 

soll die Unterredung stattfinden?« 

»In der Nacht zum Vollmond, also in zehn Tagen.« 
»Und wo?« 
»Im Tal des San Pedro.« 
»Der ist lang. Wo genau?« 
»Schwer zu erklären, Sir. Ich kenne die Stelle.« 
»Dann führen Sie uns – mich«, berichtigte er. »Kann man 

dem Häuptling trauen?« 

John Haggerty zuckte mit den Achseln. 
»Ich habe nichts Gegensätzliches bei ihm festgestellt, 

General… Sir. Er hält sein gegebenes Wort.« 

»Gut, waren Sie schon mal an der Stelle, die er als 

Treffpunkt vorgesehen hat?« 

»Ja, Sir. In der Nähe von Santa Rita del Cobre. Ich kenne den 

Weg genau. Darf ich mich nach dem Grund Ihrer Frage 
erkundigen?« 

Howard massierte seine Stirn. 
»Es gehen Dinge in diesem Land vor, die mir zu denken 

geben. Die Indianer sind nicht an allen Massakern schuld, wie 

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jetzt einwandfrei feststeht. Der Wagenzug jedenfalls, den wir 
vor rund zwei Wochen in der Gran Desierto verloren, ist nicht 
von Apachen überfallen worden.« 

»Sie meinen…?« 
Howard zog die Schultern hoch. Seltsam deprimierend nahm 

sich bei dieser Bewegung der Armstummel aus. 

»Warum sprechen Sie nicht weiter, Scout? Ist Ihnen denn 

was aufgefallen?« 

»Nein, nicht unbedingt, Sir. Mir ist nur bekannt, daß in 

diesem Land Banditen ihr Unwesen treiben. Meinen Sie das?« 

»Ja.« Howard nickte. »Näheres kann ich Ihnen leider nicht 

sagen. Mir liegt eine Anfrage der Butterfield Overland vor, die 
beim Apache-Paß eine Station errichten will. Was meinen Sie, 
können wir den Schutz der Posthalterei übernehmen?« 

John dachte noch über die Banditen nach und über Howards 

ausweichende Antwort. Er blickte auf. 

»In dieser Zeit? Sir, das wird schwierig werden. Cochise 

dürfte wohl kaum eine Station dort oben in seinem ureigensten 
Machtbereich dulden.« 

»Das nehme ich auch an«, sagte Howard. »Was ist Ihre 

Meinung, Major?« 

»Eine solche Station würde zur Verschärfung der Lage 

führen, Sir. Weiteres Blut dürfte vergossen werden, wenn die 
Posthalterei in Betrieb kommt. Tote auf beiden Seiten. Kann 
sich die Butterfield nicht woanders etablieren?« 

»Es geht um die Quellen. Tiere müssen gefüttert und getränkt 

werden. Aber wenn Sie meinen…« 

Howard verschwieg, was er dem Offizier an Meinung 

unterstellte. Er kam vom Thema ab und wandte sich wieder an 
Haggerty. 

»Es bleibt also dabei, Scout. Einen Tag vor Vollmond reiten 

wir beide los. Schaffen wir es bis zum nächsten Abend?« 

»Klar, Sir, es sind nur zwanzig Meilen.« 
Howard erhob sich, lächelte John zu und reichte ihm die 

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Hand. 

»Ich danke Ihnen, Mr. Haggerty. Sie können gehen und es 

sich bequem machen.« 

John verließ mit Major Tanner das Zelt. Draußen trennten sie 

sich. 

In kopfloser Flucht galoppierte der einsame Reiter nach 
Norden. Millers Denken und Fühlen war ausgelöscht von der 
Angst, die ihm wie ein unbequemes Tier im Nacken saß. 

Schaum flockte vom Maul seines Pferdes, und manchmal, 

wenn es seine Hufe ungeschickt aufsetzte, stolperte es. 

Lange vor Mittag mußte Curt Miller sein Pferd zügeln und 

schließlich anhalten. Er schwang sich aus dem Sattel, suchte 
eine schattige Stelle und brachte den Falben hinüber. 

Der Felsen warf einen breiten Schatten. Die Kühle, die er 

spendete, war jedoch gering. Curt ließ sich in den Sand fallen 
und schloß die Augen. Apathisch stand sein Pferd in der Nähe 
und ließ den Kopf hängen. 

Miller schlief nicht. Dazu wäre er nach dem wilden Galopp 

nicht in der Lage gewesen. Er dachte nach und versuchte, seine 
Gedanken zu ordnen, und in bestimmte Bahnen zu lenken. 
Aber auch das gelang nicht. 

Er wurde hellwach und aufmerksam, als er ein Geräusch 

hörte. Sein erster Blick galt dem Pferd. Es war zu müde, um 
den Kopf zu heben und eine Warnung auszustoßen. 

Miller rappelte sich auf und lehnte sich, immer noch 

schweißgebadet, an den Felsen. Da war das Geräusch wieder. 
Er hörte es, konnte aber nicht sagen, welcher Art es war. 

Immer im Felsschatten, schlich er los. Er umging 

herabgestürzte Gesteinsbrocken und gelangte an das westliche 
Ende der vorspringenden Felsnase. Vorsichtig spähte er um die 
eine Kante. 

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Als hätte er den Giftzahn einer Klapperschlange gesehen, 

zuckte er zurück. 

Heftig atmend lief er zu einem Mesquitegebüsch und drängte 

sich mitten hinein. 

Angestrengt starrte er auf die Gebäude. Jemand hatte dort 

gewütet. Dächer waren eingedrückt und Zäune niedergerissen 
worden. Aus der Ansiedlung war eine trostlose, leere 
Ruinenlandschaft geworden. 

Curt hockte im Gestrüpp und suchte die Umgebung ab. Er 

hatte nie gewußt, daß hier Weiße oder Mexikaner gesiedelt 
hatten, um so mehr staunte er über die zerstörten Häuser. 

Nichts rührte sich dort vorn. Und doch, hatte er nicht einen 

Laut gehört? 

Er zog den Colt und spannte den Hahn. Sechs Kugeln 

standen zwischen ihm und der Hölle. Miller schlich weiter. Er 
mußte wissen, was dieses Geräusch verursacht hatte. 

Da war es wieder. Es klang seltsam. Und dann sah er es. 
Der Wüstenwind spielte mit einem schlecht befestigten 

Fensterladen und bewegte ihn knarrend. 

Curt Miller lächelte. Das Lächeln verging ihm jedoch wieder. 

Wie angewachsen blieb er stehen und hielt sekundenlang den 
Atem an. Das Stöhnen wiederholte sich. 

Miller blickte sich um, sah aber nichts Besonderes. Er mußte 

herausfinden, wer da stöhnte, ohne seinen Skalp zu verlieren. 
Der Anblick der zerstörten Häuser wirkte bedrückend. 
Niedergeschlagen aber wachsam setzte er sich in Bewegung. 
Balken, verbrannt zu Kohle, Bretter, mit Gewalt losgerissen, 
lagen umher. Er stolperte und stieß einen Fluch aus, weil ihm 
die Zehen schmerzten. 

Der menschliche Laut mochte der Anlaß gewesen sein, daß 

sich das Stöhnen wiederholte. Wieder blieb der Scout stehen 
und brachte den Revolver in Anschlag. Es geschah nichts, 
trotzdem blieb er angespannt und blickte lauernd in die Runde. 

Abwehrbereit machte er wieder ein paar Schritte und 

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verharrte bei der Hausecke. Er traute seinen Augen nicht, als er 
die Stätte der Marterung sah. 

An einen Zaunpfosten gefesselt hing ein Mann. Die heiße 

Sonne brannte auf seinen blutigen Kopf, Fliegen peinigten den 
Skalpierten, der noch lebte. 

Voller Grimm sprang der Scout vor und rannte auf den 

Verwundeten zu. 

Sie hatten ihn gemartert, ihm zugespitzte Hölzer in die 

Muskeln gestoßen und ihn schließlich skalpiert. Wie ein 
Wunder hatte der Gequälte die Tortur überlebt. 

Großer Gott, wie konntest du das zulassen? 
Miller zog sein Messer, durchschnitt die Fessel und ließ den 

Stöhnenden zu Boden sinken. Der Mann war kaum dreißig, 
nicht groß, dafür aber breit in den Schultern und muskulös. Ein 
Farmer, dachte der Scout. Er wußte nicht, was er tun sollte. 

Helfen konnte er dem armen Teufel nicht mehr. Nicht einmal 

dessen Schmerzen konnte er lindern. Er konnte sich lediglich 
so stellen, daß der Verwundete in seinem Schatten lag. 

»Wer…« 
Der Sterbende verstummte wieder, schloß die Augen, die 

Curt Miller angestarrt hatten, ohne ihn zu sehen. 

»Wer sind Sie?« fragte Curt und wunderte sich über seinen 

krächzenden Tonfall. »Kann ich etwas für Sie tun?« 

Der Mann schlug die Augen auf. Sie waren blau. Sein Mund 

öffnete sich, aber kein Laut kam über seine Lippen. Schließlich 
gelang es ihm unter äußerster Anstrengung doch, ein paar 
Worte hervorzubringen. Miller kniete sofort nieder, um das 
geflüsterte Gestammel zu verstehen. 

»Ward… Im Canyon… Frau…« Ein Hauch, dann fiel der 

Kopf zur Seite. Curt war es, als hätte der Mann nur noch 
gelebt, um die kurze Nachricht der Nachwelt zu übermitteln. 

Er blickte hoch. In der Felswand im Norden erkannte er den 

Eingang zu einem Canyon. 

Hatte der Sterbende diesen Canyon gemeint? Es konnte nicht 

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anders sein, denn weit und breit sah der Scout keinen weiteren 
Einschnitt. 

Er lief los. Schweiß drang ihm aus allen Poren. Wie ein 

Labsal empfand er die Kühle in der engen Schlucht. Spähend 
blieb er stehen – nichts. Nach 100 Yards machte der Canyon 
einen scharfen Knick nach rechts. 

Vielleicht dort? 
Miller eilte hin, hastete um die Kurve. Entsetzt blieb er 

stehen. Hier war der Canyon etwas breiter. Volles Sonnenlicht 
prallte auf den sandigen Boden. 

Und mitten in dieser glutheißen Hölle lag eine splitternackte 

Frau. Die Apachen hatten sie niedergeworfen, vier Holzpflöcke 
in den Boden geschlagen und die Bedauernswerte 
festgebunden. 

Mit Brandblasen am ganzen Körper bedeckt, hatte sie lange 

versucht, sich von den einschnürenden Riemen zu befreien. 
Miller sah es an dem zur Seite geworfenen Sand. Er ging hin. 

Die Frau lebte mindestens seit zwei Tagen nicht mehr. Ihre 

gebrochenen braunen Augen starrten in den Himmel, sahen ihn 
aber nicht. Oder doch? Vielleicht den wahren Himmel? 

John konnte so gut wie nichts mehr tun, nur begraben mußte 

er die beiden noch. Er kehrte um, lud den toten Mann auf sein 
Pferd, führte es in die Schlucht, nahm den Leichnam herab und 
bettete ihn neben der Frau. 

Dann begann er Steine zu sammeln. Er schleppte sie heran 

und schichtete sie rund um die Toten auf. Lange nach Mittag 
war das Grab fertig. Curt nahm den Hut ab und murmelte ein 
Gebet. 

Mit dem Pferd am Zügel ging er zurück. In der Nähe der 

Ruinen blieb er stehen. Wo es eine Ansiedlung gab, mußte 
auch Wasser sein. Er suchte, fand die Quelle aber nicht, oder 
was es immer auch war. 

Sein Pferd machte ein paar Schritte in Richtung einer 

abgebrannten Scheune und warf plötzlich den Kopf in die 

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Höhe. Unvermittelt eilte es weiter, drang trotz des 
Brandgeruchs in das zerstörte Bauwerk ein und blieb 
verschwunden. 

Curt Miller lief hinüber. Das Pferd stand vor einem Trog und 

trank. Es prustete und wieherte, als es den Reiter gewahrte. 

Hier war das Wasser. Die Leute hatten die Scheune 

darübergebaut und die Quelle eingefaßt. Miller bückte sich, 
schöpfte Wasser mit den hohlen Händen und spritzte es sich ins 
Gesicht. Dann spülte er sich den Sand aus dem Mund und trank 
schließlich. 

Frische Kräfte rannen durch seine Adern. Er fühlte sich wie 

neugeboren. Er nahm beide Feldflaschen vom Sattelhorn, 
öffnete die Verschlüsse und tauchte sie in das wenigstens drei 
Fuß tiefe Becken. Als sie gefüllt waren, hing er sie wieder an 
den Sattel. 

»Wir müssen weiter«, murmelte er. »Komm, Alter, wir 

müssen die Armee verständigen!« 

Er führte den Falben aus der Scheune, stieg in den Sattel und 

ritt an. Während er ritt, blickte er über die Schulter. Je weiter er 
ritt, desto kleiner wurde das Bild, bis es schließlich mit der 
Wüste verschmolz. 

In wilder Flucht preschten vier Reiter nach Norden. Sie ritten 
ihre Pferde aus Angst vor Verfolgung halb zuschanden und 
hielten erst an, als sie Meilen von der Stelle des Überfalls 
entfernt waren. 

Auf der Talsohle wuchsen Chollas, Agaven und Mescal, an 

den Hängen Wacholder, Pinien und Krüppeleichen. Hank 
Doolin sprang aus dem Sattel und zerrte sein erschöpftes, 
schweißnasses Tier in den Schatten einer Gruppe Eichen. Er 
richtete seinen Blick nach vorn, zur Seite und nach hinten. 

In seinem Rücken stand das Gebirge wie eine Mauer. Vorn 

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stiegen die Berge steil in den Himmel, unnahbar und scheinbar 
endlos. Doolin wußte nicht mehr, wo er war. Er sah sich um, 
suchte Curt Miller. 

Der war nicht bei der Gruppe. Hatten sie ihn unterwegs 

verloren? Doolin erinnerte sich, daß Miller die letzte Wache 
gehabt hatte, und von da an hatte er ihn nicht mehr gesehen. 

Mörderisch fluchend schnallte er die Wasserflasche vom 

Sattel und trank einen langen Schluck. Wash kam heran. Seine 
Miene war finster, fast ausdruckslos. Seine Stimme klang 
zurückhaltend. 

»Er hat sich aus dem Staub gemacht, wie? Anstatt uns zu 

warnen, haute er einfach ab. Wenn ich ihn erwische, schieße 
ich ihm die Haare einzeln vom Kopf.« 

»Nichts dagegen«, warf Doolin ein. »Wenn du ihn 

erwischst…« 

»Was willst du damit sagen?« 
»Nichts Bestimmtes, aber der Kerl ist mir nie ganz geheuer 

vorgekommen.« 

»Du hast ihn doch angeschleppt. Verdammt, willst du uns 

dafür verantwortlich machen?« 

»Schwätzer!« erwiderte Doolin und wandte sich ab. Er 

betrachtete die Hände. Ein Bär tappte linkisch durch das 
Unterholz. Es gab kein Anzeichen, daß Menschen 
durchgekommen waren. Doolin war ziemlich sicher, daß sich 
keine Apachen in der Nähe aufhielten. Er nahm noch einen 
Schluck aus der Flasche, schraubte sie zu und hing sie wieder 
ans Sattelhorn. An das Pferd dachte er nicht. 

Hugh McDonnel warf ihm einen verächtlichen Blick zu, 

schüttete etwas Wasser in seinen Hut, hielt ihn seinem Tier vor 
und ließ es sich wenigstens die Nüstern anfeuchten. 

»Wo sind wir hier?« fragte er. 
Doolin zuckte mit den Achseln, Wash brummte etwas, und 

Honda gab überhaupt keine Antwort. Die Stimmung der 
Männer war auf den Nullpunkt gesunken. 

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»Aus dem Überfall auf die Pferderanch wird wohl nichts 

mehr?« fragte Wash und drehte sich eine Zigarette. Sein 
bärtiges Gesicht drückte Ungeduld und Gereiztheit aus. 

Hank Doolin schlug sich mit der geballten Rechten in die 

linke Hand. 

»Bist du denn von allen guten Geistern verlassen? Wie 

sollten wir die Tiere durch das Apachengebiet treiben bei der 
augenblicklichen Situation? Mensch, El, denk doch mal ein 
bißchen.« 

»Das Denken hast doch du übernommen«, sagte Wash 

aufsässig. 

Doolin schnaubte verächtlich und wandte sich ab. Sie 

mußten weiter, wenn sie nicht Gefahr laufen wollten, doch 
noch mit den Apachen zusammenzustoßen. Er ging zu seinem 
Pferd. 

»Wir reiten«, sagte er. »Unterwegs müssen wir nach Wasser 

Ausschau halten. Haltet die Augen offen, Jungs, unsere Skalps 
sitzen verdammt locker.« 

Elvis Wash baute sich vor ihm auf. 
»Und das hier?« fragte er und rieb Daumen und Zeigefinger. 
Hank Doolin stieß ihn grob zur Seite. 
»Geh aus dem Weg, du Narr! Soll ich vielleicht aus Sand und 

Steinen Geld machen?« 

Er zog sich in den Sattel und verfolgte gelassen, wie sich die 

drei Männer müde auf ihre Pferde warfen. Im verhaltenen 
Tempo ritten sie nach Norden. 

Miller ritt am Ufer des San Pedro entlang und vermied es, 
übermäßig laute Geräusche zu erzeugen. Zur Rechten sah er 
die schneebedeckten Gipfel der Chiricahua Mountains, zur 
Linken den Mogollon mit seinem sichelförmigen Rim. 

Die Dämmerung hing schon über dem Tal, und Curt sah sich 

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bereits nach einem Versteck für die Nacht um, als der Wind 
den Geruch von Holzrauch in seine Richtung wehte. 

Er glitt aus dem Sattel und griff nach dem Gewehr. Curt 

führte das Pferd in ein Dickicht und band es fest. Dann ging er 
zu Fuß weiter, dem Geruch des Rauches nach. 

Bald darauf sah er die Flammen. Hinter einer Bodenschwelle 

kauerte er in der Dunkelheit und blickte zu dem Lagerfeuer 
hinüber. Stimmengemurmel drang an sein Ohr. Der Geruch 
bratenden Fleisches vermischte sich mit dem Rauch. 

Hinter dem Feuer entdeckte er Pferde. Ein Soldat hielt, auf 

sein Gewehr gestützt, auf einer Anhöhe Wache, aber seine 
Aufmerksamkeit galt eher seinen Begleitern um das Feuer, als 
möglichen drohenden Gefahren. 

Trotz des Postens wäre es für die Chiricahuas eine 

Leichtigkeit gewesen, das Lager zu umzingeln und im 
passenden Moment zuzuschlagen. 

Miller setzte sich wieder in Bewegung. 
»Hallo, Camp!« rief er. 
Dann ließ er sich schnell fallen. Der Wächter fuhr herum und 

hob das Gewehr. Die Soldaten um das Feuer richteten sich auf 
und starrten in die Dunkelheit. Ein schlanker Offizier griff nach 
dem Revolver. 

»Wer da?« rief der Wachtposten. 
»Curt Miller, Scout der Dritten.« 
»Treten Sie ins Licht!« 
»Löscht das Feuer, ihr Idioten! Wollt ihr euch unbedingt als 

Zielscheiben anbieten?« 

»Was bildet sich der Bursche ein?« knurrte ein Sergeant. 
Miller löste sich aus dem Schatten, das Gewehr in der 

Armbeuge. Der Offizier trat vor. 

»Captain Ron Randell«, sagte er, »von Fort Yuma. Wer hat 

Sie geschickt?« 

Miller stellte das Gewehr auf den Boden und stützte sich 

darauf. 

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»Major Tanner von der Dritten. Ich stieß nur ganz zufällig 

auf Sie, Captain.« 

Randell zupfte sich an den roten Koteletten. Anscheinend 

wußte er nicht, wie er sich verhalten sollte. 

»Ganz zufällig?« fragte er mißtrauisch. 
Miller starrte in die Flammen. »So zufällig nun wieder nicht. 

Sie haben genug Spuren hinterlassen. Ein solches Feuer lockt 
Indianer aus zehn Meilen Entfernung an.« 

Auch der hochgewachsene Sergeant kam nun zu ihnen. Er 

war um ein paar Zoll größer als Curt, mit einem mächtigen 
Brustkasten, der die Uniform zu sprengen schien. 

»Wer, zum Teufel, sind Sie?« 
Miller überhörte die Frage. »Befehlen Sie Ihren Leuten, das 

Feuer zu löschen«, sagte er zu Ron Randell. 

»Wir haben noch nicht gegessen«, protestierte der Offizier. 
»Wenn Sie es nicht löschen, bekommen Sie Ihr Abendessen 

in der Hölle. Chiricahuas sind vermutlich hinter mir her.« 

»Was? Das wissen Sie nicht mal genau?« 
Miller warf einen kurzen Blick auf den Hünen und 

betrachtete spöttisch die drei Winkel am Ärmel. 

»Wenn ich's genau wüßte, wäre ich längst tot. Schwätzer!« 
Der Sergeant trat drohend einen Schritt vor. Seine Rechte 

tastete zum Revolver. 

»Werden Sie ja nicht frech, Mann! Beweisen Sie erst mal, 

wer Sie sind.« 

Miller blickte ihn genauer an und sah in die kältesten grünen 

Augen, die ihm je begegnet waren. 

»Ich habe gesagt, wer ich bin.« Er wandte sich an den 

Offizier. »Ein bißchen weit weg von Fort Yuma, wie?« 

»Wir wurden zur Bewachung des Apache-Passes 

abkommandiert. Fort Buchanan ist von nun an unsere Einheit. 
Zwei Züge Dragoner, Scout, altgediente 
Mannschaftsdienstgrade und zwei Offiziere.« 

Curt sah nur einen Offizier. Er fragte nach dem zweiten. 

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Captain Randell sagte: »Er macht die Runde um das Lager. 

Sicherlich kommt er gleich. Lieutenant Haller ist sehr 
gewissenhaft. Ah, da ist er schon!« 

Ein junger Mann mit roten Wangen und treuen Blauaugen 

trat aus der Dunkelheit. Er reichte Miller die Hand. 

»Ihre letzten Worte hörte ich«, sagte er mit jugendlich 

frischer Stimme. »Haller. Und wie heißen Sie, Scout?« 

Curt sagte einfach »Miller« und drückte die dargebotene 

Rechte. 

»Kennen Sie den Weg zum Apache-Paß?« 
»Jawohl, Sir, aber ich kann Sie nicht führen. Meine Aufgabe 

ist es, so schnell wie möglich zu General Howard zu gelangen. 
Eine dringende Meldung«, fügte er hinzu. 

»Es genügt, wenn Sie uns den Weg beschreiben. Wir haben 

eine Karte bei uns.« 

»Ein Stück können wir noch zusammen reiten«, sagte der 

Scout. »Ich beschreibe Ihnen den Weg so genau, daß Sie sich 
nicht verlaufen kön…« 

»Oho!« knurrte der Sergeant erbost. »Sind wir unmündige 

Kinder?« 

Miller beachtete ihn nicht. Er stand im Dunkel, beobachtete 

die Offiziere, roch den Holzrauch. 

»Wir vergeuden nur kostbare Zeit«, sagte er. »Verschwinden 

wir lieber.« 

»Sind sie so nahe hinter Ihnen?« fragte der Captain. 
»Könnte sein. Ich weiß es nicht, Sir.« 
Captain Randell gab Befehl, das Lager abzubrechen und 

aufzusitzen. 

Das kleine Feuer verbreitete eine wohlige Wärme im Jacale. 
Cochise hielt die Hände darüber und bewegte die Finger in der 
warmen Aufwärtsluft. Seine Stirn war gefurcht. 

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In seinen Gedanken, tief verstrickt und weit zurückblickend, 

bewegten sich seine Krieger durch die krummen, stillen 
Straßen von Los Molinos, er selbst an der Spitze, das 
Kriegsbeil in der Hand. 

Alle Türen waren verschlossen und verrammelt. Die 

Einwohner von Los Molinos kannten das blutige Schicksal von 
Cuchuterachi, Batepito, Vasaraca und Oposura nur zu gut. 

Aber auf den Dächern der Häuser schwitzten mexikanische 

Federales in der mörderischen Hitze. In den hitzeglühenden 
Arroyos standen mexikanische Kavalleristen bei ihren Pferden. 
In den Bewässserungsgräben in den Feldern lagen Infanteristen 
und Miliz, und sie verwünschten alle die höllische Sonnenglut. 

Für die Mexikaner war es ein Meisterplan gewesen, die Falle 

für die Los Indios Diablos aufzustellen. Als alles vorbei war, 
sagten sie sich, daß die Geschichte von Los Molinos eigentlich 
nur noch aus der Angst vor den Apachen bestand. Es war lange 
her. 

Träumerisch glitten Cochises Blicke den weiten, weiten Weg 

zurück. Sie hatten angegriffen und alle getötet, trotz des 
Meisterplans. Nun war Los Molinos nur noch wegen seiner 
guten Quellen bekannt. Niemand wagte sich dorthin. Die 
Felder waren zu einem Dschungel aus Mesquite und Kakteen 
geworden. 

Ein dünnes Lächeln glitt über die strengen Züge Cochises. 

Triumph sprach aus seinen Augen, und wenn er den Rücken 
streckte, geschah dies voller Stolz. 

Seine Späher waren Tag und Nacht unterwegs, kämmten alle 

Himmelsrichtungen durch und berichteten. So wußte er auch 
von der Ankunft von zwei Zügen der C-Kompanie aus Fort 
Yuma. 

Sollte er sie angreifen und vernichten, oder nicht? Er hatte 

dem weißen Truppenführer Frieden angeboten, aber der Friede 
war noch nicht besiegelt. Vielleicht konnte es nicht schaden, 
wenn er seiner Meinung etwas mehr Nachdruck verlieh. 

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Wenn er sie vernichtete, sie, die Soldaten aus Fort Yuma, 

würde es erneut an der Grenze zum Kochen kommen. Angst 
verbreitete sich schneller als Hoffnung und Glauben. Angst 
war die stärkste Waffe der Chiricahuas, ihr mächtiger Arm. 

Naiche kam in die armselige Buschhütte. Still setzte er sich 

Cochise gegenüber und blinzelte geblendet ins Feuer. 

»Sorgen, Vater?« 
»Große Sorgen, Sohn.« 
»Du traust dem General nicht?« 
»Ich frage mich, ob ich dem Scout trauen kann.« 
»Er spricht nicht mit gespaltener Zunge.« 
»Aber er hat keine Macht.« 
»Er ist ein großer Krieger, Jefe. Kein Mimbrenjo ist ihm 

gewachsen.« 

»Aber die Chiricahuas. Wenn er mich hintergeht, werde ich 

ihn töten.« 

Naiches Kopf senkte sich auf seine Brust. Er stellte sich 

Haggertys Gesicht vor und machte dann eine abwehrende 
Handbewegung. 

»Er meint es ehrlich«, sagte er. »Wir sollten ihm vertrauen 

und keinen Weißen mehr töten, bis seine Mission beendet ist.« 

»Ein Trupp Soldaten aus dem Wüstenfort ist zum Apache-

Paß unterwegs. Soll ich sie vernichten?« 

»Ich weiß es«, sagte Naiche. »Wird es gut für die 

Verhandlung sein, wenn wir über sie herfallen und töten? Die 
Weißen haben eine andere Auffassung vom Kampf als wir.« 

»Es wird sie gefügiger machen.« 
»Nicht den einarmigen Führer der Soldaten, den sie General 

nennen.« 

Cochise brütete wieder vor sich hin. Auch Naiche blieb 

stumm. Draußen heulte der Bergwind und weit in der Ferne 
Wölfe. 

»Wir gehen nach Süden. Die Gelbgesichtigen postieren sich 

um La Linas. Zwei Abteilungen der Mounted Rifles von 

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Sonora, eine Schützenkompanie und das 4. Kavallerie-
Bataillon der Bavispe National Guard sperren die Zugänge der 
Paßstraßen zu unseren Vettern. Die Yaquis versuchten es, aber 
es mißlang. Den Chiricahuas wird es gelingen. How!« 

»How«, sagte auch Naiche und bekräftigte damit den 

Entschluß seines Vaters. 

»In acht Tagen ist Vollmond«, fuhr Cochise fort. »Wir 

verlassen bei Naco die Flußebene und gehen übers Gebirge. 
Der weiße General soll keine Sekunde auf Cochise warten.« 

»How!« stieß Naiche hervor. »How, how!« 
»Sagst du es den Häuptlingen, Sohn?« 
Naiche stand auf und verließ das Wickiup. Kurze Zeit später 

vernahm der Jefe das infernalische Gebrüll im Lager und die 
ständigen Rufe: 

»Zastee! Zastee!« 
Ja, töten, dachte er. Kämpfen und Töten war den Chiricahuas 

angeboren und ein Bestandteil ihres Lebens. Das harte Land 
und die karge Vegetation hatten sie von jeher zu Räubern 
werden lassen. Raub war für sie nichts Ungesetzliches, eher 
Bestimmung eines Lebenszwecks. Vom Raub ernährten sie 
sich, und von der Jagd, wenn es was zu jagen gab. 

Naiche kehrte zurück. 
»Alle Krieger kommen mit«, sagte er und setzte sich wieder. 
Cochise nickte. »Ich habe es erwartet. Wir reiten, wenn der 

Mond aufgeht.« 

Naiche erhob sich, um auch die zweite Entscheidung des Jefe 

den Unterhäuptlingen mitzuteilen. Als er in das Wickiup 
zurückkam, standen die ersten Krieger mit ihren Ponys bereits 
auf dem Versammlungsplatz. 

Während sich der Mond wie ein halber Ballon träge über das 

Gebirge schob, stiegen sie auf ihre Pferde und ritten los. 
Cochise, Naiche und ein anderer Unterhäuptling der 
Chiricahuas übernahmen die Spitze. 

Der neue Tag graute, als sie von der Mesa aus die Ebene 

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erreichten. Cochise hob eine Hand. Der ganze Kriegertrupp 
hielt an und beobachtete den Jefe. 

»Es ist jemand in der Nähe«, sagt er. »Ein Weißer. Ich rieche 

ihn.« 

»Ich werde ihn fangen und töten«, erbot sich Naiche. 
Cochise nickte. Kampf war ihr Lebenselexier, eine ständige 

Selbstbehauptung, um in diesem harten Land überhaupt leben 
zu können. Kampf bedeutete ihnen alles. 

Naiche stieg vom Pony und verschwand. 

»Wir müssen anhalten«, sagte Captain Randell besorgt. »He, 
Sergeant, lassen Sie absitzen und Biwak aufschlagen. Wir 
dürfen unsere Pferde nicht zu sehr auspumpen.« 

»Sehr wohl, Sir.« Er drehte sich im Sattel um. Seine grünen 

Augen funkelten wie zwei Smaragde. »An-hal-teeen! Ab-sitz-
zeeen!« Und dann kam es trocken und knallhart aus seinem 
Mund: »Biwak, Kaffee und Essen!« 

Lieutenant Haller und Miller ritten heran, stiegen ab und 

brachten ihre Tiere in den schnell gespannten Seil-Corral. 
Haller sagte: 

»Mensch, Miller, habe ich einen Kohldampf! Ich könnte 

einen halben gebratenen Bison aufessen.« 

»Warum tun Sie's nicht, Lieutenant? Jagdbares Wild gibt es 

hier im Flußtal in Mengen.« 

»Meinen Sie? Aber die Apachen?« 
»Ich werde mir nach dem Essen ein bißchen die Gegend 

ansehen. Vielleicht sind sie uns wirklich nicht gefolgt.« 

»Well, Scout, tun Sie das. Ein saftiges Antilopensteak wäre 

jetzt gerade das Richtige bei der armseligen Verpflegung.« 

Haller lachte, und Miller stimmte mit ein. Der Sergeant ging 

vorbei, warf beiden dabei einen wütenden Blick zu. 

»Wie heißt der Mann?« fragte Miller. 

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Lieutenant Haller grinste. »Hallagan. Ein Ire. Für ihn ist die 

Armee Vater und Mutter. Kommen Sie, gehen wir zum Feuer.« 

Im nahen Unterholz knackte und krachte es, als wäre eine 

Schlacht entbrannt. Soldaten sammelten Brennholz und 
schleppten ganze Bündel davon zu der noch recht kleinen 
Feuerstelle. 

»Es wird langsam Tag«, sagte Miller und deutete auf das 

karstige Vorgebirge im Osten. »Sobald ich etwas gegessen 
habe, mache ich mich auf die Socken. Wenn wir uns von ihnen 
überraschen lassen, sieht es nicht gut für uns aus.« 

Ron Randell kam heran. Er hatte Millers letzte Worte gehört. 
»Soll ich vorgeschobene Posten aufstellen, Scout?« 
Miller antwortete: »Kann nicht schaden, Captain. Nach dem 

Abend… Morgenbrot«, fügte er grinsend hinzu, »will ich mich 
ein bißchen in der Landschaft umsehen. Auch das kann nichts 
schaden, sagt sich meines Vaters Sohn selbst.« 

»Glauben Sie, sie sind noch hinter uns? Können sie 

überhaupt in der Nacht unseren Spuren folgen?« 

»Captain, die verfolgen die Spur eines Vogels in der Luft. 

Sie sind die besten Jäger, die ich kenne.« 

Das Essen war schnell zubereitet. Jeder bekam einen Teil, 

der ausreichte, zwei hungrige Männer satt zu machen. Gleich 
nach dem Essen machte sich Curt Miller auf, um die Gegend 
im Süden abzusuchen. 

Ohne ein Geräusch zu verursachen, bewegte sich der Scout 

durch das Unterholz und näherte sich der Bergflanke. Ein 
Canyon mündete an dieser Stelle in das San Pedro-Tal. 

Vor ihm glänzte etwas. Er schlich hin, bückte sich und 

berührte mit den kräftigen, schmutzigen Fingern den Rand des 
Felsbeckens. Er lag ganz still da und schob beide Hände in das 
etwa zehn Zentimeter tiefe warme Wasser. 

Behutsam wischte er den klebrigen Schaum beiseite, 

schöpfte mit der hohlen Hand etwas Wasser und schlürfte es in 
den ausgedörrten Mund. Dann spuckte er es zur Seite und 

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wiederholte die Prozedur. 

»Gott sei Dank!« murmelte er. Im Flußtal fand man immer 

genügend Wasser. Für die Patrouillen war das gut, aber auch 
für die Indianer. 

Curt hob lauschend den Kopf. Der Wind hatte sich gelegt. 

Lautlos schob Miller sich zurück. Dann stand er auf und 
huschte geduckt zum Canyon-Zugang. Dort warf er sich auf 
den Boden und schob den Gewehrlauf über einen flachen Stein. 

Der Zugang zum Canyon glich einem breiten V, das sich 

heller gegen die zurückweichenden Felsen abzeichnete. In 
dieser Schlucht huschte ein gespensterhafter Schatten direkt 
auf Curt zu. 

Miller hatte plötzlich ein flaues Gefühl in der Magengegend. 

Seine Ausdünstung bestand aus kaltem, eingetrocknetem, 
saurem Schweiß, aus Leder und Wollgeruch, aus 
ungewaschenem Haar und verdreckter Haut. 

Cochise! 
Der gefürchtete Name explodierte förmlich in Millers Geist. 
Der Krieger verschwand aus Curts Blickfeld. Doch dann sah 

er ihn wie durch eine Nebelwand auf der linken Seite des 
Canyons und mindestens 50 langmähnige Indianer ganz unten 
warten. 

Minuten tickten dahin. Kostbare Minuten. 
Miller rieb sich die brennenden Augen. Konnte er die 

Soldaten rechtzeitig warnen, die Apachen aufhalten? 

Er zuckte zusammen. 
Der einzelne Apache kam dicht an ihm vorbei, nicht mehr als 

fünf, sechs Yards von der Gewehrmündung entfernt. Dann war 
auch er im großen Canyon verschwunden. 

In Miller mischten sich Furcht und Verzweiflung. Es gab 

keinen vernünftigen Grund für die Annahme, daß der 
Chiricahua ihn nicht gewittert hatte. Die Apachen besaßen ein 
Witterungsvermögen wie Bluthunde. 

Miller stand plötzlich auf. Der Hundesohn hatte ihn mit 

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seiner Nase wahrgenommen. Aber der rote Halunke war viel zu 
gerissen gewesen, sich davon etwas anmerken zu lassen, denn 
er hatte genau gewußt, daß er im gleichen Augenblick hätte 
sterben müssen. 

Miller mußte weg. Er schnappte sein Gewehr und lief 

gebückt ein Stück aus dem großen V. Aber er hielt sich stets 
dicht an der Felswand. Weiter hinten arbeitete er sich die 
Geröllhalde hinauf und bemühte sich, so wenig Geräusche wie 
möglich zu verursachen. 

Als er die glatte Felswand erreicht hatte, tastete er mit den 

Fingern sofort den Stein nach einem Halt ab. Ohne Erfolg, er 
war zu glatt. Miller huschte weiter. Endlich kam der Scout an 
eine Stelle, von der aus er nach oben klettern konnte. Keuchend 
zog er sich auf die Felsleiste hinauf und brach auf dem warmen 
Gestein zusammen. Der Atem brannte wie flüssiges Feuer in 
seinen Lungen. Schweiß strömte den Körper herab. 

In diesem Moment knatterten Schüsse durch die Nacht. Ein 

wilder Aufruhr entstand dort drüben im Unterholz, Männer 
fluchten in allen Tonarten, Todesschreie stachen wie Nadeln in 
die Dämmerung. 

Miller legte das Gesicht auf die verschränkten Unterarme. 

Die Vorstellung, das Gebirge bei Nacht und zu Fuß und nur mit 
dem bloßen Gedanken an Imajas oder Pozitos durchqueren zu 
müssen, bereitete ihm Übelkeit. 

Die Schüsse waren verklungen. Curt konnte Hufschläge 

hören. Vielleicht war doch einer der Soldaten entkommen. 
Oder sein Pferd hatte die Flucht ergriffen. Weder das eine noch 
das andere glaubte der Scout. Die Soldaten würden bis zum 
letzten Mann kämpfen. 

Das anschließende Triumphgeschrei sagte Miller genug. 

Cochise trat in den Lichtkreis des Feuers. Er nickte, aber seine 

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Augen sprachen nicht von Triumph. Krieger um ihn herum. Sie 
skalpierten die Toten und raubten sie aus. 

Naiche trat auf ihn zu. 
»Da oben ist noch einer, an der Bergseite. Ich hole ihn jetzt.« 
»Er hat dir gesagt, daß hier Truppen sind?« 
»Sein Geruch. Die Pferdesoldaten haben einen 

eigentümlichen Stallgeruch, den Apachen nicht kennen.« 

Cochise neigte den Kopf. 
»Hol ihn, Naiche -- lebend! Ich brauche ihn als Boten.« 
Naiche stutzte, sagte aber nichts. Insgeheim bewunderte er 

den Scharfsinn des Jefe. Er huschte davon. Erste Schatten 
krochen nach Westen, wichen der morgendlichen Dämmerung. 
Man konnte schon ganz gut sehen. 

Naiche drang auf die freie Stelle im V-Abschnitt hinaus und 

kletterte über die Geröllhalde. Er sah, wie der Weiße den Kopf 
hob und ihn beobachtete. Ein Gewehrlauf richtete sich auf ihn. 
Ein Hahn knackte. 

Auf diesem Weg kam er nicht an den Weißen heran. Er 

mußte über ihn kommen, von oben, lautlos wie eine Katze. 
Alle Tapferkeit half nichts, wenn der Feind den Finger 
krümmte und seinen Gegner genau im Visier hatte. 

Seitlich von seinem Opfer sah Naiche den Spalt, der sich 

fünf Yards oberhalb des Mannes waagerecht fortsetzte und in 
einer schmalen Leiste auslief. 

Wie ein Wiesel huschte er hin. Seine Finger krallten sich in 

die Unebenheiten des Gesteins, seine Füße fanden Halt. 
Langsam gelangte er nach oben. 

Der Chiricahua warf einen Blick nach unten, sah den 

Weißen, der immerzu in die Tiefe starrte. Er gab sich einen 
Ruck und griff mit der Linken zu der Felsleiste hinüber. 
Sekunden hing er zwischen Himmel und Erde, den Abgrund 
unter sich, allein mit sich selbst und seiner Angst. 

Noch einmal ein kurzer Blick zurück. Naiche lag auf dem 

Bauch und glitt wie eine Schlange vorwärts. Genau über dem 

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Weißen hielt er an und ließ seine Lungen erst einmal zur Ruhe 
kommen. 

Der Weiße blickte noch immer angestrengt auf die 

Geröllhalde. Naiche verfolgte, wie der seinen Kopf hin und her 
bewegte. 

Was waren die Bleichgesichter doch so dumm und so 

einfältig. 

Er kroch bis zum Rand der Leiste, ließ den Unterkörper 

überhängen. Noch ein paar Sekunden lang hielten seine Finger 
den Körper, dann ließ er los und sprang knapp hinter der 
liegenden Gestalt federnd auf. Mit einem Schrei stürzte er sich 
auf den Feind. 

Miller wirbelte herum, als er das Geräusch hörte. Er hob das 

Gewehr an, ließ die Rothaut in den emporgestreckten Lauf 
rennen. Mit einem wütenden Schrei fiel Naiche in sich 
zusammen und hielt sich den Magen. Bevor Curt Miller den 
Lauf hochreißen und den Stecher durchziehen konnte, war der 
Indianer schon wieder auf den Beinen und warf sich auf den 
Scout. 

Auf dem schmalen Felsband kämpften sie verbissen 

miteinander. Das Gewehr wurde Miller aus der Hand geprellt. 
Es rollte den Hang hinunter und blieb an einem Steinbrocken 
hängen. 

Miller ballte die Rechte, schlug kräftig zu. Tränen traten 

Naiche in die Augen. Der verdammte Weiße hatte seine 
Adlernase getroffen. Noch einmal stürzte er sich auf das 
Bleichgesicht. Miller empfing ihn mit einem Fußtritt, 
schleuderte ihn an die Felswand und versuchte hastig auf die 
Füße zu kommen. 

Ein Schrei unten bei der Halde lenkte ihn ab. Er sah nichts, 

wollte sich dem Gegner wieder zuwenden, aber Naiche war 
schneller. Dessen Faust krachte in Millers Nacken, zwang ihn 
auf die Knie. 

Feuerräder tanzten vor den Augen des Scouts. Ein zweiter 

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Hieb traf ihn an der Schläfe. Die Sinne schwanden Miller. 
Schwer fiel sein Kopf zurück. 

Naiche stillte das rinnende Blut und schnauzte sich durch die 

Finger. Mit grimmigem Gesicht lud er sich den Weißen auf die 
Schulter und begann den Abstieg. 

Zwei Krieger erwarteten ihn. Einer hatte vorher gerufen, um 

den Scout abzulenken. Trickreich waren sie, die Apachen, das 
mußte man ihnen lassen. Naiche ließ den Bewußtlosen auf die 
Erde fallen und verpaßte ihm einen Fußtritt. Die beiden 
Chiricahua-Krieger faßten ihn am Kopf und an den Beinen und 
zerrten ihn zu ihren Ponys. Naiche legte den ganzen Weg zu 
Fuß zurück. Als er das Lager erreichte, erwartete ihn Cochise. 
Trotz des grauenden Morgens brannte das Feuer lichterloh. 

Gleichgültig glitten die Blicke des jungen Apachen über die 

nackten, skalpierten Leichen der Soldaten. Sie lagen überall 
verstreut, so, wie sie der Tod ereilt hatte. Auch Cochise warf ab 
und zu einen Blick auf die Toten. 

Ihn berührte der Tod nicht. In den Bergen stand er mit ihm 

auf du und du. Was ihn jedoch beschäftigte, war der Gedanke 
an den General. Wie würde er das erneute Massaker auffassen? 
Sicher, weiße Krieger waren nicht gerade zimperlich, wenn es 
darum ging, Indianer auszulöschen. 

Nur ein toter Indianer ist ein guter und friedlicher Indianer, 

sagten sie zynisch und töteten alles, was eine rote Haut hatte. 
Nein, darum ging es dem Jefe in diesem Augenblick nicht. 
Seine Krieger wollten den Kampf, aber er mußte an die vielen 
Frauen und Kinder der Chiricahuas denken, die in den Bergen 
Not litten. 

Irgendwann mußte der Kampf gegen die Weißen ein Ende 

haben. Das hatte nichts mit den Mexikanern im Süden zu tun. 
Die Gelbhäutigen waren die unversöhnlichsten Hasser der 
Apachen und rotteten alles aus, was ein Stirnband trug. Und 
nicht minder wurden sie von den Chiricahuas gehaßt. Gegen 
die Mexikaner ging der Krieg weiter. 

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Krieg? 
Cochise lächelte verächtlich. Krieg gegen die Nachkommen 

der Spanier gab es nicht. Sie wurden wie Ratten vernichtet, wo 
man sie traf. Wenn er mit den Weißen einen Frieden einging – 
er mußte ja nicht ewig dauern –, hatte er den Rücken frei und 
konnte seine Streifzüge bis weit in die Sierra Madre im Süden 
ausdehnen. 

»Er kommt zu sich.« 
Cochise riß sich gewaltsam aus seinen Gedanken, nickte 

seinem Sohn zu und sagte lobend: »Du bist ein großer Krieger, 
Naiche.« 

Er stand auf, ging zu dem gefesselten Miller. 
»Du bist Scout bei den Pferdesoldaten.« 
»Woher weißt du das? Wer bist du?« 
»Ich bin Cochise«, antwortete der Häuptling und registrierte 

das kurze Erschrecken. 

Miller faßte sich jedoch schnell. »Woher willst du wissen, 

daß ich ein Scout der Army bin?« 

»Dein Geruch sagt es. Stallgeruch.« 
Curt Miller schloß sekundenlang die Augen. Auf was man in 

diesem höllischen Land nicht alles achten mußte. 

»Nun gut, ich bin Scout. Was nun? Du willst mich töten?« 
»Noch nicht, aber später«, erwiderte Cochise schlicht. Es 

klang nicht nach Prahlerei. 

»Was soll das heißen, Chief: Jetzt nicht, aber später? Ich 

habe noch keinen Apachen erlebt, der einen Gefangenen am 
Leben läßt.« 

»Du reitest zu dem Häuptling der Pferdesoldaten und 

überbringst ihm eine Botschaft.« 

»Wie soll sie lauten?« 
»Dies hier.« Cochise drehte sich um seine Achse. »Das, was 

du hier siehst. Sag ihm, daß es allen Weißen so geht, wenn er 
keinen Frieden schließt. Wirst du es ihm sagen?« 

Miller nickte. »Was noch? Von dem Massaker wird er früh 

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genug erfahren. Well, was denn noch?« 

»Nur das.« 
Miller schob die Unterlippe vor. 
»Gut, wie du willst, Chief. Bekomme ich ein Pferd?« 
Cochise deutete auf die Tiere der toten Soldaten. 
»Such es dir aus, Bleichgesicht.« 
Naiche trat hinter Cochise. Miller fiel die große Ähnlichkeit 

zwischen den beiden auf. Der junge Indianer war derjenige, der 
ihn drüben bei der Felslehne überrascht hatte. Cochise 
durchschnitt Millers Fesseln. 

»Du kannst gehen!« 
Das war ein Befehl. 
Der Scout suchte sich einen stämmigen Fuchs und stieg in 

den Sattel. Zuerst ritt er langsam und vorsichtig, dann gab er 
dem Tier die Sporen und preschte in den neuen Morgen hinein. 
Cochise blickte ihm nach, bis die Büsche hinter seinem Rücken 
zusammenschlugen. 

»Nach Süden!« schrie er. »Auf nach Süden! Zastee!« 
»Zastee!« brüllte es im Chor. 

Oliver O. Howard bekam die Meldung von dem Blutbad am 
nächsten Tag. Miller überraschte sie persönlich. Anwesend 
waren die Colonels White und Walmann sowie John Haggerty. 

Die beiden Scouts grinsten sich zu, als Miller eintrat und 

lässig salutierte. Die Scouts waren zwar dem Militär unterstellt, 
aber sie blieben Zivilisten. Nur wenige hatten die 
Offizierslaufbahn eingeschlagen und waren bei der Armee 
geblieben. 

Howards Augen glänzten mit jedem Wort Millers kälter. Als 

der Scout seinen Bericht abgespult hatte, griff sich der General 
mit dem gesunden Arm an den Gürtel, drehte sich um und 
nahm dann seine eigentümliche Wanderung wieder auf, die bei 

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Millers Eintritt unterbrochen worden war. 

»Ein Irrtum ist ausgeschlossen?« fragte er über die Schulter. 

»Es war Cochise?« 

»Er war es«, bestätigte Miller schlicht. »Er und sein Sohn 

Naiche sowie ungefähr fünfzig Chiricahuas.« 

»Ich hatte wirklich angenommen, daß sie Frieden wollen. 

Trugschluß«, bemerkte Howard beißend. 

»Den Eindruck habe ich nicht von ihnen, Sir. Cochise will 

dem Krieg ein Ende machen, davon bin ich überzeugt. Mit dem 
Massaker wollte er der Armeeführung andeuten, was passiert, 
wenn es nicht zu einer Einigung kommt.« 

»Allmächtiger! Dazu muß er zwei Züge Soldaten 

umbringen?« 

Howard blickte John an. »Was sagen Sie dazu, Mr. 

Haggerty?« 

Johns schmales Gesicht mit den braunen Augen und dem 

gewellten Haar richtete sich auf Miller. 

»Du hast ihn gesehen, Curt. Welchen Eindruck machte er?« 
»Den eines zielstrebigen Mannes, der genau weiß, was er 

will.« 

Haggerty wandte sich wieder dem General zu. »Sehen Sie, 

Sir, das ist auch meine Meinung. Cochise weiß ganz genau, 
wie sehr wir in der Zwickmühle stecken. Er will, daß wir uns 
schnell entscheiden, ohne Kompromisse, ohne Wenn und Aber, 
ohne die Voreingenommenheit der Weißen.« 

Howard zog die Brauen in die Höhe. 
»Voreingenommenheit?« wiederholte er. »Was meinen Sie, 

Haggerty?« 

»Ich meine etwas, an das alle Weißen glauben: die 

Einbildung, anderen Rassen überlegen zu sein. Cochise kennt 
uns genau. Er versteht es, die weiße Rasse richtig 
einzuschätzen. Er kennt auch unseren Hochmut, unsere 
Selbstüberschätzung.« 

»Mister, ich muß doch sehr bitten!« Howards Stirn runzelte 

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sich. 

Haggerty zuckte mit den Achseln. Eine gelangweilte Geste. 

Er wechselte einen Blick mit Miller, und es gelang ihm 
tatsächlich, ein Lächeln zu unterdrücken. 

»Es ist doch so, General. Die Weißen fühlen sich stets als 

Teufelsaustreiber und wollen den armen Indianern die 
Segnungen ihrer Religion und Zivilisation bringen. Sie 
sprechen von ihrer alten Kultur, sehen in den Indianern Wilde 
und vergleichen sie mit Metzgern, die den Andersfarbigen die 
Bäuche aufschlitzen, ihre Kopfhäute von den Schädeln reißen, 
um sie anschließend zu zerstückeln. Sir, darf ich fragen, wer 
zuerst mit den Massakern begann? Die Indianer etwa? Nein! 
Sie kämpften nur gegen die Spanier. Zwischen denen und den 
roten Völkern herrscht eine jahrhundertealte Feindschaft, die 
ständig wieder mit vergossenem Blut aufgefrischt wird. Als die 
Weißen in dieses Land kamen, glaubten die Indianer zuerst fest 
an die Anständigkeit dieses neuen Volkes, weil es weiß war 
und nicht braun oder gelb. Sie wurden bitter enttäuscht.« 

Howard schwieg, sah in die betretenen Gesichter der 

Offiziere. Nur Miller grinste. Howard faßte sich jedoch und 
überhörte Haggertys Anklage. Er sagte: 

»Es bleibt dabei. Sie, Mr. Haggerty, und ich reiten zu 

Cochise.« 

John brummte sein Einverständnis und wandte sich Miller 

zu. 

»Ich kann jetzt gehen, Sir, und diesen verlausten Kerl hier, 

der zehn Meilen gegen den Wind nach Rothaut stinkt, mit mir 
nehmen?« 

Howard, der schon mal einen derben Spaß vertrug, nickte 

und lächelte zu John hinüber. Die beiden Scouts grüßten knapp 
und verließen das Zelt. 

Haggerty wandte sich nach links, Miller nach rechts. Miller 

blieb stehen. »He, Mann, wo willst du denn hin?« 

»Ins Kantinenzelt, wohin denn sonst in diesem 

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gottverdammten Camp?« 

»Das hat doch noch Zeit«, sagte Miller. »Ich möchte zuerst 

Major Tanner Bericht erstatten, damit er den Fluch der 
Verfolgung von mir nimmt.« 

John blies die Wangen auf, folgte aber Miller, der die 

Richtung zum Südteil des Zeltlagers einschlug. 

»Rede nur keinen Mist zusammen, Curt.« 
»Keine Sorge, wirst schon sehen.« 
Vor einem größeren Zelt blieb er stehen. 
»Hallo, Major! Ich bin's, Miller!« 
Die Plane schlug zurück. Major Tanner stand in der Öffnung, 

reichte Miller die Hand. 

»Kommen Sie herein, Mann des Teufels! Ich machte mir 

schon Sorgen um Sie. Wie war's?« 

Haggerty betrat hinter Miller das Zelt. Curt sah sich um und 

griente. 

»Wenn ich daran denke, wie es damals hier aussah, als wir 

das Ding zusammen drehten, dann kann ich nur noch mit dem 
Kopf schütteln, Sir. Von wie vielen Patrouillen ließen Sie mich 
eigentlich verfolgen?« 

Tanner lachte. 
»Beinahe die halbe Garnison war hinter Ihnen her, Miller. 

Ich denke, wir beide spielten unsere Rolle gut.« 

»Wie nahm es der General auf?« fragte Miller und lächelte 

breit. 

»Oje, der… Howard blies sofort alles ab. Die 

Suchkommandos wurden zurückgezogen, ich bekam einen 
kräftigen Abputzer und die Order, keine Alleingänge mehr zu 
unternehmen. Hm, hatten Sie Erfolg?« 

Sie setzten sich an den kleinen Feldtisch. Tanner stellte eine 

Flasche Whisky und drei Gläser auf die Platte. Er schenkte ein, 
hob sein Glas und sagte: 

»Cheers, Gentlemen!« 
»Cheers!« 

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Als sie die Gläser absetzten, wandte sich Major Tanner an 

Haggerty: 

»Wissen Sie, um was es bei unserem Gespräch geht?« 
»Nein, Sir.« 
Tanner sah Miller an und fragte: »Nun, Erfolg?« 
»Nur zur Hälfte, Major. Die andere Hälfte kann als 

Mißerfolg gewertet werden.« Er tippte Haggerty auf den Arm, 
um dessen Aufmerksamkeit zu wecken, und erzählte ihm die 
ganze Geschichte. 

»Ich wurde also Bandit. Okay, der Zweck heiligt die Mittel, 

aber die Geschichte schmeckte mir nicht. Was ich 
herausbekam, ist nicht viel, jedoch bezeichnend für das, was 
sich in diesem Land unter den Augen der Armee abspielt.« 

Er schniefte, langte nach seinem Glas und genehmigte sich 

noch einen Schluck. 

»Wir – Major Tanner und ich – gingen davon aus, daß es 

Elemente gibt, die es darauf anlegen, den Grenzkrieg mit den 
Apachen noch weiter zu schüren, um im trüben fischen zu 
können. Es war eine Vermutung, nicht wahr, Major?« 

»Vieles sprach dafür, aber die Beweise fehlten uns. Wir 

heckten also einen Plan aus, der gelang, weil uns der Zufall zu 
Hilfe kam. Wegen der Posten, die durch das Lager 
patrouillierten, war ein besonderer Gag notwendig, um das, 
was wir uns ausgedacht hatten, glaubwürdig zu machen.« 

Er schwieg, trank einen langen Schluck aus seinem Glas. 
»Alles schön und gut«, sagte Haggerty ahnungslos. »Was 

weiter?« 

»In der Nacht ging ich zu Major Tanner. Er war betrunken. 

Alles nur fingiert, natürlich. Wir redeten uns schließlich so in 
Wut, daß wir Streit miteinander bekamen. Er schrie, ich brüllte, 
und draußen vernahmen die Posten jedes Wort. Darauf kam es 
an. Das Theater, das wir veranstalteten, spulte sich ab wie auf 
'ner Bühne. Schließlich verpaßte ich dem Major einen saftigen 
Kinnhaken und verließ das Lager.« 

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»Was?« Haggerty sprang erregt auf. »Bist du des Teufels, 

Mann?« 

»Ruhe!« sagte Tanner. »Sachte, immer sachte!« Er zerrte 

Haggerty auf den Sitz zurück. »Hören Sie erst mal die ganze 
Geschichte. Miller hat doch gesagt, es war alles nur gestellt.« 

Miller nahm den Faden wieder auf. »Wo war ich 

stehengeblieben? Ja, also, ich knallte dem Major eine und 
machte mich aus dem Staub…« 

Haggerty unterbrach ihn schon wieder. »Was sollte diese 

blöde Balgerei für einen Sinn haben?« 

Miller schüttelte über Johns Begriffsstutzigkeit den Kopf. 
»Setzt bei dir das Denkvermögen aus, John, oder hast du 

schon Meisen unterm Pony? Liegt doch klar auf der Hand, oder 
nicht, Major?« 

Tanner nickte. »Sie müssen etwas mehr Geduld mit Mr. 

Haggerty haben, Miller. Ich an seiner Stelle würde auch nur 
langsam und sehr schwer begreifen.« 

John machte ein zweifelndes Gesicht. »Erzähl weiter«, sagte 

er. 

»Alles hatte nur den einzigen Sinn und Zweck, daß 

Suchkommandos der Armee das Land durchstreiften, um mich 
einzufangen und vor ein Kriegsgericht zu stellen. Wir gingen 
davon aus, daß die Soldaten darüber redeten und ich sozusagen 
als schwarzes Schaf verschrien wurde.« 

»Ich glaube, ich träume.« 
»John, du kapierst doch sonst immer alles so schnell. Es muß 

doch ein zwingendes Motiv vorliegen, wenn ein Scout der 
Army den Rücken kehrt und bei einer Verbrecherbande um 
Zuflucht nachsucht. Begreifst du jetzt? Es gelang, nur etwas 
anders, als wir es geplant hatten. Aber das ist so unwichtig, daß 
ich es hier nicht zu erwähnen brauche.« 

»Schön und gut. Weiter! Bin gespannt wie ein Paukenfell.« 
»Okay. Ich wollte zunächst nach Santa Magdalena, weil wir 

vermuteten, daß die Bande dort ihr Hauptquartier hat. Aber 

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auch das klappte nicht. Ich stieß auf einen einzelnen Reiter, der 
sich Doolin nannte. Er gab sich Mühe, mich auszufragen. 
Schließlich sahen wir beide die Staubfahnen der Patrouillen. 
Ich gestand, daß ich gesucht würde und mich auf der Flucht 
befand. Er erzählte mir beiläufig, daß er seinen Scout verloren 
habe und nach einem guten Mann suche, der die Pässe nach 
Sonora kenne. Ich war auf eine heiße Spur gestoßen und ließ 
mich von ihm anwerben.« 

Major Tanner schenkte die Gläser noch einmal voll. 
»Fahren Sie nur fort, Miller. Mr. Haggerty ist so bei der 

Sache, daß er seine Umgebung vergißt.« 

»Zunächst gaben wir unseren Gäulen die Sporen, um so 

schnell wie möglich aus dem Gefahrenbereich der 
Suchkommandos zu kommen. Auf dem Ritt erzählte er mir, 
daß er eine Bande von Schmugglern unterhalte, die Waren 
illegal nach Sonora und umgekehrt nach Arizona brächten. Er 
bot mir einen Job als Scout an.« 

»Du sagtest zu?« 
»Um mehr zu erfahren, ließ ich mich als Scout auf seine 

Lohnliste setzen. Ich wollte herausfinden, wer hinter den 
Überfällen und Massakern steckt, und das ist mir zum Teil 
auch gelungen. Wir ritten also ins Gebirge. Die Pahute-Range 
war sein Ziel. In einem Tal standen drei Blockhütten und ein 
Stallgebäude. Ein richtiges Banditennest. Jetzt kommt der 
zweite Teil meiner Geschichte, und der macht die ganze Sache 
erst richtig interessant.« 

Miller berichtete weiter. Es wurde mehr als ein Bericht. Ein 

Stück jener abenteuerlichen Zeit, in der sie lebten, stellte er so 
sachlich und greifbar plastisch dar, daß den Zuhörern kein 
Zweifel blieb, daß nicht nur die Indianer an jenen blutigen 
Grenzvorfällen die Schuld trugen, die ein ganzes Land in Not 
und Chaos trieben. 

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Sonora. Ende Mai 1865. 

Das blutigste Gemetzel seit Beginn der Indianerkriege sollte 

an diesem Tag seinen Anfang nehmen. Zielstrebig stießen die 
indianischen Späher auf die kleine Stadt Los Molinos vor. 

Zum zweitenmal in diesem heißen Sommer. 
Cochise wußte, daß sich Federales in der Stadt aufhielten. 

Colonello Sebastiano Diaz hatte in Eilmärschen von Poza 
Grande aus Los Molinos in der Nacht erreicht und sich 
verschanzt. Er hatte in seiner Truppe ein paar Nedni-Apachen 
als Scouts. Sie fürchten zwar die wilden Broncos aus den 
Bergen, wußten sich aber unter den Mexikanern in guter 
Obhut. 

Die Truppe von ungefähr vierzig Soldaten setzte sich aus 

allen nur möglichen Elementen des Grenzgebietes zusammen. 
Nicht nur Mexikaner gehörten ihr an, sondern auch Tontos, 
Aravaipas, Coyoteros, Yavaipas, Yumas, Mohave-Apachen 
und Yaquis. 

Oberst Diaz ließ sich von seinen Spähern minütlich über das 

Vordringen der Chiricahuas berichten. Als am Nachmittag des 
glühendheißen Tages der Kampf ausbrach, ahnte Diaz, daß es 
sein letzter sein würde. 

Die Angreifer schwärmten auf die Plaza, witterten das 

Wasser im Brunnen und tranken Seite an Seite mit den Tieren, 
die trotz des Kampflärms nicht vom Wasser wichen. 

Pulverfeiner Staub wirbelte über den freien Platz zwischen 

den geduckten Adobe-Häusern, verdeckte die Sicht, gab sie 
wieder frei. Diaz sah die ersten Chiricahuas. Sie trugen den 
schwarzen Streifen der Häuptlingswürde quer zur 
Kriegsbemalung. 

Da wurde es dem Colonel zur Gewißheit, daß er den 

Sonnenuntergang nicht mehr erleben würde. Cochise selbst 
leitete den Angriff. Schließlich sah er den Jefe. In stolzer 
Haltung stand er beim Brunnen und gab von dort aus seine 
Befehle. 

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Der Angriff begann. Wie Katzen huschten die Chiricahuas 

durch die Gassen, wieselten geduckt über flache Dächer, 
drangen in Häuser ein und suchten den Nahkampf mit den 
mexikanischen Soldaten. Von den Dächern und aus den Casas 
fielen ganz sporadisch abgefeuerte Schüsse, die meistens nicht 
trafen oder von den Indianern dann sofort erwidert wurden. 

Als seine Vorhut den ersten Feindkontakt mit den 

Mexikanern hatte, gab Cochise das Zeichen zum 
Generalangriff. Zwanzig Krieger stürmten auf ihren Ponys in 
die Stadt und jagten mit schrillen Schreien durch die Gassen. 

»Zastee!« 
Der Ruf ließ die Mexikaner zittern. Ihre Herzen 

verkrampften sich in Angst. Der Schreck hielt sie so fest 
gepackt, daß sie jeder Verteidigungswille verließ. 

»Zastee!« 
Tötet! 
Colonello Diaz beobachtete von seiner Casa aus die dunklen, 

abziehenden Pulverschwaden über Los Molinos und sagte zu 
seinem Adjutanten: 

»Wenn wir schon dazu verdammt sind, an diesem heißen Tag 

zu sterben, so soll dies draußen geschehen und nicht in dieser 
dreckigen Hütte. Kommen Sie!« 

Sie zogen ihre Säbel und mischten sich in das 

Kampfgetümmel. 

»Viva Mexiko!« schrie Diaz, und »viva Mexiko!« brüllte 

auch Sancho Lopez, der Adjutant. 

Cochise sah den goldbetreßten Offizier. Mit seinem 

Kriegsbeil stürzte er sich auf Diaz, während Naiche sich mit 
Capitano Sancho Lopez beschäftigte. 

Verwundete, Sterbende und Tote lagen überall auf dem 

Boden. Reiterlose Pferde galoppierten blindlings durch den 
Pulverrauch. Die Angst der Mexikaner und der dichte Rauch 
kam den Chiricahuas zugute. 

Nichts hielt sie mehr auf. Die ersten Häuser brannten, 

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nachdem sie geplündert worden waren. Die Rauchschwaden 
wurden dichter, ätzender und atembeklemmender. 

Auf der Calle Royal kämpften Diaz mit Cochise, Lopez mit 

Naiche. Der Kampf wogte hin und her. Gegen die langen Säbel 
kamen die Apachen mit ihren Messern und Kriegsbeilen nicht 
an. 

Cochise war verwundet. Ein Säbelhieb hatte seine Schulter 

gestreift, das Calicohemd in zwei Teile getrennt. Blut lief ihm 
über die Brust. Mit unbeschreiblicher Wildheit stürzte er sich 
erneut auf den Colonel, unterlief die Klinge und stieß mit dem 
Messer zu. 

»Viva Mexiko!« 
Diaz brach zusammen und starb. Er hatte recht gehabt. Den 

Sonnenuntergang durfte er nicht mehr erleben. 

Lopez wehrte sich tapfer gegen Naiche, aber gegen einen 

geworfenen Tomahawk hatte er keine Chance. Er starb im 
Stehen, als sein Schädel getroffen worden war. 

Gegen vier Uhr nachmittags war alles vorbei, Los Molinos 

zum zweitenmal zerstört. Wild und triumphierend schwangen 
die Chiricahuas Beutestücke und Skalps. 

Niemand war verschont worden. Selbst Frauen und Kinder, 

Greise und Kranke wurden das Opfer der wilden Broncos aus 
den Bergen. 

In der heraufziehenden Nacht leuchtete die Fackel der 

brennenden Stadt meilenweit. 

Los Molinos existierte nicht mehr. 

General Howard schlug die Hände vor das Gesicht und 
schüttelte sich wie im Fieber. Der indianische Scout stand 
teilnahmslos vor ihm und schürzte die Lippen. 

Was diese Weißen nur hatten? Leben und Tod lagen für die 

Indianer so nahe beieinander, daß sie kein Aufhebens davon 

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machten. 

»Großer Gott!« murmelte Howard, während die beiden 

Colonels erschüttert schwiegen. »Großer Gott, warum läßt du 
so was zu?« 

Colonel White gab dem Yuma einen Wink. 
Lautlos ging der Mann auf seinen hohen Wüstenmokassins 

davon. Howard wandte sich an Walmann: 

»Meine Herren, wer ist mehr gestraft, die toten Mexikaner 

oder wir?« 

Walmann sagte: »Sie haben es hinter sich, Sir, wir aber vor 

uns. Die Geißel Gottes muß vernichtet werden, koste es, was es 
wolle.« 

White warf ihm einen schiefen Blick zu, verkniff sich aber 

eine Bemerkung. Walmann fuhr fort: »In drei Tagen reiten Sie, 
General, mit dem Scout nach Süden. Versprechen Sie sich 
etwas davon?« 

»Es muß alles getan werden, diesem sinnlosen Gemetzel 

Einhalt zu gebieten, Colonel. Frauen, Kinder, Greise… 
Allmächtiger, sind das noch Menschen?« 

Ein Soldat trat ein, grüßte zackig. 
»Wie heißen Sie?« schnarrte Howard ihn an. 
»Dragoner Patrick O'Hara, Sir, zur Stelle!« 
»Stehen Sie bequem, O'Hara. Ich habe Sie rufen lassen, weil 

ich heute in drei Tagen einen Mann brauche, der mir etwas zur 
Hand geht. Feuer anzünden, Pferde halten und so… Würden 
Sie das gerne machen?« 

»Gewiß, Sir. Selbstverständlich, Sir.« 
»Auch wenn es zu den Apachen geht und wir nur drei Mann 

sind, die ihre Haut zu Markte tragen?« 

»Auch dann, Sir.« 
»Gut, O'Hara, Sie werden eine Woche vom Dienst befreit. 

Sind Sie Ire?« 

»Ein echter Paddy, mit Verlaub.« 
O'Hara grinste, Howard grinste, und die beiden hohen 

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Offiziere grinsten ebenfalls. 

»Ich habe gehört, die Söhne der grünen Insel seien niemals 

umzubringen. Stimmt das, O'Hara?« 

»Stimmt genau, Sir. Jedenfalls nicht von den verdammten 

Rothäuten.« 

»Sie können abtreten, O'Hara.« 
Der Ire knallte die Hacken zusammen und ging. 
General Howard setzte sich wieder. Der gesunde Arm lag auf 

dem Tisch. Er sah die beiden Offiziere an und wandte sich 
schließlich an White: 

»Haben Sie gehört, wie es Colonel Richards geht, 

Gentlemen?« 

White erwiderte: »Relativ gut, Sir. Er befehligt das Südlager 

III.« 

»Er soll krank sein?« 
»Gewesen, General… Sir. J.H. Richards geht's wieder 

einigermaßen. Er macht seinen Dienst und wird von Major 
Tanner dabei nach besten Kräften unterstützt.« 

In Whites Worten lag eine Frage, die Howard nicht 

überhören konnte. 

»Ja, Fieber… Fieber hatte er doch, nicht wahr?« 
White antwortete: »Gelbes Fieber, Sir, Wüstenfieber.« 
»Ich frage deshalb, weil ich wissen will, ob die Krankheit 

weiter um sich greift.« 

»Bis jetzt ist kein anderer Fall bekannt, Sir.« 
»Danke. Wie sehen die Nachrichten aus dem Ostteil des 

Landes aus, Colonel Walmann?« 

»Nicht besser als aus dem Süden und Westen. Überfälle sind 

an der Tagesordnung, Mord und Totschlag. Kein Tag vergeht, 
an dem keine Hiobs-Botschaften eintreffen.« 

»Sie halten immer noch weiße Banditen an dem Aufstand 

schuldig?« 

Walmann und White nickten gleichzeitig. 
»Sir, es darf nicht mehr hingenommen und aus 

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Toleranzgründen übersehen werden, daß Weiße die Schuldigen 
sind. Wir müssen sie suchen und kaltstellen. Siedler, 
Viehzüchter und die Minenarbeiter verlieren allmählich das 
Vertrauen zur Armee, die sie schließlich schützen soll. Die 
Butterfield-Overland-Mail verlor in einer Woche drei 
Kutschen. Wenn es so weitergeht, entvölkert sich das Land 
immer mehr. Die Armee ist verpflichtet, etwas zu tun.« 

»Und was, wenn ich fragen darf? Das Oberkommando lehnt 

die Entsendung der California Volunteers strikt ab. Meine 
Herren, was, in Gottes Namen, soll ich tun? Mir sind die Hände 
gebunden, ich fühle mich einfach hundsmiserabel.« 

White und Walmann sahen sich an. White runzelte die Stirn, 

Walmann senkte den Blick. Schleppend sagte White: 

»Wir alle, das ganze Camp, Sir, setzen unsere Hoffnung auf 

Ihr Verhandlungsgeschick. Es wird Ihnen mit Versprechungen 
gelingen, Cochise in seine Berge…« 

»Versprechen müssen auch gehalten werden, sonst beginnt 

der Krieg im Spätsommer wieder. Und was, Gentlemen, soll 
ich dem großen Häuptling versprechen, was ich auch halten 
kann?« 

White und Walmann schwiegen betreten. Sie wußten beide, 

daß Washington keinen der Verträge einhielt, die mit den 
Indianern geschlossen worden waren. Wie sollte da ein Ein-
Sterne-General halten, was er einem Häuptling in seiner Not 
versprochen hatte. 

Im Bierzelt war es laut und stickig. Kein Lufthauch bewegte 
die Tabakschwaden. John Haggerty und Curt Miller saßen an 
einem Ecktisch und verfolgten gelangweilt das Treiben der 
vielen Soldaten. 

Ein untersetzter Mann in Zivil kam herein, sah die zwei 

Scouts und steuerte ihren Tisch an. 

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»Ich bin Josua Cartwright«, sagte er. »Wie stehen die 

Chancen, nach Süden durchzukommen, Scout?« 

»Mittelmäßig.« John wies auf einen freien Stuhl. »Setzen Sie 

sich. Was wollen Sie denn da unten?« 

»Ich bin Händler«, erklärte Cartwright. »Man hatte mir eine 

Eskorte versprochen, aber dann wurde die Sache wieder 
abgeblasen. General Howard ist der Meinung, daß er nicht 
jedem Reisenden in diesem Land einen Begleitschutz mitgeben 
kann.« 

»Womit er recht hat«, bemerkte Miller und musterte den 

Fremden. 

Cartwright hatte harte Züge und kleine grüne Augen. Alles 

an ihm wirkte klobig und irgendwie ungelenk. 

»Ich denke, ich kann mir ein sicheres Geleit etwas kosten 

lassen«, fuhr er fort und blinzelte. »Meine Geschäfte bringen 
so viel ein, daß mir ein Hunderter angemessen erscheint, 
rechtzeitig am Camino del Diablo zu sein.« 

»Sie werden bestimmt keinen finden, der so weit nach Süden 

geht, Mr. Cartwright«, sagte Haggerty hellhörig. 

»Bestimmt auch keinen indianischen Scout?« 
»Wenn er es versuchen will, muß er allein gehen. Und wenn 

ich ihn dabei erwische, erschieße ich ihn.« 

Cartwright starrte ihn an. 
»Sie sind wohl ein ganz Harter, wie?« 
»Nein. Aber ich habe einen Befehl wie wir alle, und ich 

werde ihn ausführen.« 

»Und wie lautet dieser Befehl?« 
»Das Gebiet der Dragoons und der Chiricahua Mountains ist 

für jeden Weißen bis auf weiteres gesperrt.« 

»Und meine Geschäfte?« fragte der Mann aufsässig. 
»Interessiert die Armee nicht. Wir haben genug damit zu tun, 

die Indianerangriffe in den Griff zu kriegen. Wir können uns 
nicht noch mehr aufhalsen.« 

»Und wenn ich auf eigenes Risiko gehe?« 

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»Niemand hält Sie vom vorsätzlichen Selbstmord ab. Wir 

leben in einem freien Land, Mister.« 

Miller nickte. Sein Mund verzog sich spöttisch, er wurde 

aber unvermittelt wachsam, als er Haggerty ansah. Johns 
Augen waren halb geschlossen, wirkten kalt und abweisend. 

Cartwright ging zur Theke und bestellte Bier. 
»Den hast du aber tüchtig abblitzen lassen, John. Warum?« 
»Ist dir nichts aufgefallen?« 
»Sag's mir.« 
»Jetzt nicht, er beobachtet uns. Wenn er geht, folgen wir ihm 

unbemerkt. Ich habe den Kerl in Verdacht, mit Waffen zu 
handeln.« 

»Apachen? Die rauben sich doch, was sie brauchen. Womit 

wollen sie moderne Waffen denn überhaupt bezahlen?« 

»Sie kennen goldführende Adern in den Bergen, Curt, das ist 

so sicher wie das Amen nach dem Gebet. Sie selbst halten von 
Gold nichts, weil sie nicht den Wert des gelben Metalls 
kennen. Aber sie tauschen es schon mal gegen Dinge ein, die 
sie unbedingt haben wollen.« 

Miller stierte auf sein halb geleertes Bierglas. 
»Du hältst diesen Cartwright für einen Waffenhändler, der 

mit den Apachen Waffengeschäfte macht? Wie kommst du auf 
den Trichter?« 

»Für ein paar Tage Zeitgewinn sind hundert Dollar viel 

Geld.« 

»Das beweist gar nichts, John. Ihn können andere Gründe 

leiten. Ein wichtiger Termin, vielleicht.« 

»Vertraue meinem Gefühl«, sagte Haggerty. »Paß auf, er 

geht!« 

Cartwright trank aus und ging durch das Zelt dem Ausgang 

zu. Er verließ die Kantine, ohne sich noch einmal umzusehen. 

»Komm!« sagte Haggerty drängend und stand auf. Er ging 

langsam zum Seitenausgang und blieb in der vollen Sonnenglut 
stehen. Curt kam ihm nach und gesellte sich zu ihm. 

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John Haggerty murmelte: »Er geht in Richtung Westen. Wir 

warten noch einen Augenblick.« Er spähte um die Zeltecke und 
zuckte wieder zurück. 

»Da drüben ist er.« 
»Wo? Ich sehe ihn nicht.« 
Miller wollte vortreten, aber Haggerty hielt ihn fest. 
»Vorsicht! Er kann sich noch einmal umdrehen, und dann 

sieht er uns und wird mißtrauisch. Verdammt, er wagt es 
tatsächlich, zur Scout-Unterkunft zu gehen.« Ganz kurz spähte 
er noch einmal um die Ecke, um den Kopf sofort wieder 
zurückzunehmen. 

»Jetzt aber Tempo, wir dürfen ihn nicht aus den Augen 

verlieren.« 

Sie huschten in eine andere Zeltgasse, in die nächste, durch 

eine Lücke in die übernächste. Am Ende dieser Gasse standen 
die Wickiups der Scouts, die ihre gewohnte Behausung den 
Armeezelten vorzogen. Cartwright verschwand gerade in einer 
Hütte. 

»Du mußt es sofort dem General oder einem Offizier 

melden«, sagte Miller. 

»Noch nicht. Zuerst brauchen wir Beweise. Ich mache mich 

nicht gerne lächerlich und dabei Pferde wild, von denen sich 
nachher herausstellt, daß es Esel sind. Wenn er abhaut, 
verfolge ihn. Wir werden uns unterwegs nach Süden schon 
irgendwo treffen.« 

Miller nickte. 
Nach einer halben Stunde kam Cartwright zusammen mit 

einem Apachen-Scout aus dem Jacale und machte einen recht 
zufriedenen Eindruck. Sie verließen den Lagerbezirk. Die 
Scouts nahmen die Verfolgung sofort wieder auf und gelangten 
an drei zu einem Dreieck aufgefahrenen Murphywagen. 

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Pahute Range. 

Die Mittagssonne brannte auf die Felsen, als wollte sie alles 

mit ihrem Glutatem versengen. Doolin benutzte einen 
unbekannten Pfad, von dem er nicht wußte, wohin er führte. 
Lediglich nach Süden, in einen Canyon mit steilen Wänden. Es 
gab kaum Spuren. Der Pfad war von Menschen getrampelt 
worden, die zu Fuß reisten. Doolin wischte den Schweiß von 
der Stirn. Seine Blicke folgten dem Weg, bis er hinter Felsen 
verschwand. In der Ferne sah er ein Hochplateau, eine felsige 
Mesa, auf der Pinien und verkrüppelte Bäume wuchsen. 

Er überlegte sich, wer wohl den Pfad vor langer Zeit benutzt 

hatte und wohin er führte. Hier war er zum erstenmal geritten. 
Sonst benutzte er nur den schmalen Canyon, um zum Versteck 
zu gelangen. 

Das Pferd unter ihm schnaubte. 
Er blickte nach Norden und sah ein wild zerklüftetes 

Berggebiet, scheinbar unüberwindlich. 

Apachenland. 
Manchmal war der schmale Weg von Steinlawinen 

verschüttet oder von Wildwassern unterspült. 

Die Felswände der Schlucht schoben sich enger zusammen 

und stießen kaminartig an. 

Langsam kamen Doolin Zweifel, daß der Pfad irgendwohin 

führte. Er wollte schon umkehren und den vertrauten Weg 
reiten, als sich die Schlucht verbreiterte und schließlich in ein 
breites Tal mündete. Die umliegenden Berge kamen ihm 
bekannt vor. 

Links führte der Hang schräg zur Mesa hinauf, rechts stieg 

die Geröllfläche in sich gekrümmt zu Höhe, und es schien, daß 
ein einziger Schuß genügte, um eine Steinlawine auszulösen. 

Er hatte gehofft, einen zweiten Ausgang aus seinem Tal zu 

finden, schien sich aber geirrt zu haben. Enttäuscht richtete er 
sich im Sattel auf und starrte nach unten. Den Felsen, der weit 
hinten spitz wie ein Zuckerhut emporragte, kannte er. 

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Von seinem Tal aus war er genauso zu sehen, nur von der 

anderen Seite. Folglich mußte das Versteck hinter jenem 
Höhenzug liegen. 

Aber die Felswände wirkten hoch und unüberwindbar. Nur 

Gemsen schafften das wahrscheinlich ohne Mühe. 

Hinter ihm ertönte ein Schrei, dann folgte ein Schuß. Doolin 

ruckte im Sattel herum. 

Honda hatte geschossen. Rauch kräuselte aus seinem 

Revolverlauf. 

»Mensch, was ist los?« 
»Apachen!« 
»Quatsch! Siehst du schon Gespenster?« 
»Dort drüben«, stammelte Fred Honda mit 

schreckensbleichen Lippen. Er deutete auf eine Anhäufung von 
Steinen. 

Die anderen Banditen rissen ihre Waffen aus den Halftern 

und entsicherten sie. Nichts geschah. Sie stiegen von den 
Pferden und verteilten sich über die Breite des Tals, suchten 
Deckung hinter Steinen und Stachelgewächsen. 

Doolin lief geduckt zu der angegebenen Stelle und kletterte 

auf den Steinhaufen. Er sah nichts, weder Apachen noch sonst 
etwas. Nur Schatten glitten an den Felswänden entlang, die 
Schatten der von Wind bewegten Vegetation. 

»Nichts zu entdecken, du Narr!« rief Doolin. 
Honda und Wash kamen herüber, während McDonnel das 

Tal beobachtete. 

»Hast du wirklich einen Krieger gesehen?« fragte Doolin. 
»Ja.« 
Elvis Wash spuckte aus. 
»Er sieht alles, was er sich einbildet.« 
Honda wischte sich den kalten Schweiß von der Stirn. 
»Ich guckte zufällig hinüber«, sagte er nervös. »Der Wind 

raschelte im Dickicht. Ich sah etwas, was sich vor dem Felsen 
bewegte. Etwas Dunkles, mit hellen Streifen dort, wo das 

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Gesicht sein muß. Ich schoß darauf.« 

Doolin schubste ihn vor die Brust. 
»Hast du einen Apachen gesehen?« fragte er kalt. 
Fred Honda senkte den Blick. 
»Mit Sicherheit kann ich das nicht sagen.« 
Wash hob seine mächtige Faust. »Am liebsten würde ich sie 

dir auf deinen dummen Schädel knallen«, knurrte er. »Macht 
das ganze Land verrückt und schreit wie ein altes Weib.« 

»Auf die Pferde!« befahl Doolin ablenkend. Streit unter 

seinen Leuten konnte er in dieser Situation am wenigsten 
gebrauchen. 

Sie zogen sich wieder in ihre Sättel und trieben ihre Pferde 

weiter in das Tal hinein. Hank Doolin hatte nur den Gipfel im 
Auge, der einem Zuckerhut glich. 

Je mehr sie sich der abschließenden Felswand näherten, 

desto deutlicher wurde der Einschnitt zwischen dem Berg und 
dessen angrenzenden Felsmassen. Wie eine dünne Linie schnitt 
er das massive Gestein, davor wuchs ein gelbbraunes Dickicht 
mit langen Stacheln. 

Doolin sah sich um. Die Büsche bewegten sich im Wind. 

Selbst ein Mann mit stärkeren Nerven als Honda konnte sich 
einbilden, daß sich dort jemand bewegte. 

Er parierte sein Pferd und betrachtete die Felsformation. 

McDonnel ritt an seine Seite, wies auf den Zuckerhut und 
sagte: 

»Kommt mir sehr bekannt vor, Boß. Was meinst du zu 

Fred?« 

»In dieser Gegend können einem die Nerven schon mal 

durchgehen. Vielleicht fürchtet man das mehr, was man nicht 
sieht.« 

Er ritt wieder an und hielt genau auf den Einschnitt zu. Die 

Schatten wurden länger und dunkler. Langsam sank die Sonne 
und hinterließ eine Ahnung von kommendem Unheil. 
Unwillkürlich schritten auch die Pferde schneller aus. Doolin 

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konnte sich das Ganze nicht erklären. 

Der Einschnitt lag vor ihm. Grau und dunkel schnitt der Riß 

in das Gestein. Noch war der Weg eben und sogar zu Fuß gut 
begehbar. Und dann sah der Banditenboß, daß der kaum 
sichtbare Trampelpfad in den Einschnitt führte. 

Dumpf klangen die Eisen der Pferde und erzeugten 

mehrfachen Widerhall. Feucht und lichtlos war es hier unten. 
Langsam stieg der Weg an, wand sich und wurde 
unübersichtlicher. 

»He, wohin bringst du uns eigentlich, Boß?« 
»In unser Tal. Es muß einen zweiten Weg dorthin geben, und 

wir werden ihn eines Tages benutzen müssen. Kommt nur, ihr 
Angsthasen.« 

Elvis Wash biß sich ein Stück Kautabak von der Rolle in 

seiner Hemdtasche ab. Als das Trampeln der Hufe vor ihm 
stärker wurde und der Wind jaulend durch die Klamm fegte, 
wurde auch er nervös. Dann und wann ertönte der seltsame 
Schrei eines Nachtvogels, der dann plötzlich erstarb. 

Doolin überlegte sich, welche Männer bei einem 

unverhofften Angriff die verläßlichsten waren. Fred Honda 
würde zuerst die Nerven verlieren, dann aber seinen Revolver 
benutzen. McDonnel war in Ordnung, trotz seines großen 
Mundwerks. Am schnellsten mit einem Schießeisen war Wash. 
Vielleicht war gerade er der Typ, der den Schwanz einzog, 
sobald die Apachen auftauchten. Die Krieger der Chiricahuas 
hielten alle Trumpfkarten in der Hand. 

Doolin dachte daran, wie schnell sie die andere Bande 

ausgelöscht hatten. Wieder lauschte er. Vielleicht hatte Fred 
doch einen Indianer gesehen? In diesem Fall war er nicht allein 
gewesen. 

Ein schwaches Licht tauchte vor ihm auf. Sein Pferd ließ die 

Ohren spielen und blähte die Nüstern. Das Licht wurde breiter, 
heller. Doolin ritt in den matten Glanz des sinkenden Abends 
hinein und sah eine Art Plattform vor sich. 

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Er hielt sein Pferd an und blickte sich um. Dort unten standen 

die drei Blockhütten und das Stallgebäude, umgeben von 
einem Corral aus Birkenstangen. 

Er hatte einen zweiten Zugang zu seinem Tal gefunden. Stolz 

schwellte seine Brust. Nichts hatte sich verändert. Demnach 
war auch niemand in dem Tal gewesen. 

Als er an Curt Miller dachte, knirschte er mit den Zähnen. 
»Also los«, sagte er, »wir sind zu Hause.« 

Drei Reiter trabten nach Süden. Sie ritten langsam, schonten 
die Pferde und blickten sich dabei angelegentlich um. John 
Haggerty hielt sich an General Oliver O. Howards Seite. Ihnen 
folgte Dragoner Patrick O'Hara, der Sohn der grünen Insel, mit 
einem Packpferd am Zügel. 

Das Tal des San Pedro wand sich durch das Gebirge und 

trennte die Chiricahua-Berge von den Dragoon Mountains. Der 
Fluß war nicht breit, dafür aber trocken. Spärliche Rinnsale 
flossen in seinem Bett zum Rio Gila, um sich bei Mayden mit 
ihm zu vereinigen. An manchen Stellen zeigten die flachen 
Uferränder üppigen Bewuchs, andere waren kahl. 

Die Sonne sank dem Pazifik zu und tauchte die urweltliche 

Landschaft in ein rötliches Licht. 

General Howard deutete nach Süden. 
»Sehen Sie dort das Gebirge, Mr. Haggerty?« 
»Ja. Was ist damit?« 
»Kennen Sie es?« 
»Ja, die Dragoons. Wir befinden uns im Herzen der 

gigantischen Apachenfestung, General… Sir.« 

»Dann sind Sie mit mir der Meinung daß wir bereits von 

roten Spähern beobachtet werden?« 

»Schon lange, Sir. Seit heute morgen.« 
»Woher wissen Sie das so genau?« 

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»Gefühlssache, Sir. Zehn Jahre Wildnis schärfen die Sinne.« 
»Gesehen haben Sie noch keinen?« 
»Doch, zwei. Junge Krieger, die sich ihre Sporen verdienen 

wollen. Sie können unbesorgt sein, Sir, kein Apache wird uns 
angreifen, wenn Cochise es nicht befiehlt.« 

Als die Schatten länger wurden, befahl Howard O'Hara, nach 

einem geeigneten Lagerplatz zu suchen. Sie fanden ihn nahe 
des Flusses, umgeben von grünen Büschen und dichtem 
Unterholz. 

O'Hara sattelte die Tiere ab, führte sie zur Tränke, machte ein 

Feuer an und richtete ein karges Abendbrot. Als er fertig war, 
wurde es dunkel. 

Während sie aßen, blickte der General ständig auf den ihn 

umgebenden Grüngürtel. John Haggerty erhob sich, machte 
eine Runde um das kleine Lager, gesellte sich dann wieder zu 
den anderen. 

General Howard starrte auf Johns Revolver in dem Halfter. 
»Sie führen uns in die Hölle, ohne die geringste Ahnung zu 

haben, wie wir wieder herauskommen sollen.« 

Haggerty grinste. 
»Ich sitze immerhin mit im Boot.« 
O'Hara feixte, erlaubte sich aber nicht, etwas zu sagen. 

Howards Gesicht wurde von einem gütigen Lächeln überzogen. 

»Ich denke, Sie machen das schon richtig. Werden wir auch 

jetzt beobachtet?« 

»Darauf möchte ich wetten«, erwiderte der Scout. »Ich sehe 

mich später in der Gegend um, und wenn ich einen Späher 
erwische, lasse ich schöne Grüße an Cochise ausrichten.« 

»Tun Sie das lieber nicht«, sagte Howard lachend. »Der Jefe 

könnte uns solche Scherze übelnehmen.« 

Patrick O'Hara räumte das Geschirr weg, brachte es zum 

Fluß, um es zu reinigen. Anschließend suchte er Brennholz für 
die Nacht. John erhob sich, zog den Gürtel hoch und das 
Halfter zurecht. 

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»Ich bin in einer Stunde zurück«, sagte er. »Es wird nichts 

geschehen, General, ich verbürge mich dafür.« 

Howard nickte schläfrig. Er hatte eine Zigarre angezündet 

und paffte vor sich hin. Woran mochte er denken? 

John drang lautlos ins Unterholz und wand sich wie eine 

Schlange durch die Büsche. Rechts von ihm eine schwache 
Bewegung. Ein Zweig knackte. John blieb stehen, legte den 
Kopf zur Seite und lauschte auf die nächtlichen Geräusche. 
Weit voraus glänzten die Schluchtränder silbern im Licht des 
beinahe vollen Mondes. 

Lebendes Wesen schienen die Büsche zu sein, wenn der 

Wind sie bewegte. Es war eine teuflische Landschaft. Aus der 
Ferne sah sie friedlich aus, wie eine schlummernde Katze. 
Aber eine Katze hat scharfe Krallen, genau wie diese 
Landschaft. 

Cochises Späher hatten sich zurückgezogen. John kehrte um 

und steuerte das Lagerfeuer an. Er wußte, daß sie in wenigen 
Minuten wieder in der Nähe sein würden, und er lächelte. 

O'Hara rief ihn an: 
»Halt, wer da?« 
»Junge, steck' den Schießprügel weg, bevor ein Unheil 

geschieht!« 

»Ah, Sie sind's, Scout. Kommen Sie nur, das Gewehr war gar 

nicht entsichert.« 

Haggerty grinste breit. Der junge Dragoner versuchte, sich 

vor seinem General ins rechte Licht zu setzen und zog eine 
kleine Schau ab. Er nahm beim Feuer Platz und drehte sich 
eine Zigarette. 

Cochise wußte bestimmt schon, daß sie kamen. Auch er zog 

sicherlich eine kleine Schau ab, um den Weißen zu imponieren. 
Haggerty stieß den Tabakrauch durch die Nase und starrte ins 
Feuer. Howard saß stumm neben ihm, in eine Decke gehüllt. 
Die Nächte am Fluß waren kühl und feucht. 

O'Hara wollte noch einmal Holz auf die ersterbenden 

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Flammen legen, aber der Scout hielt ihn davon ab. 

»Lassen Sie nur, Dragoner, wir schlafen jetzt. Morgen steht 

ein schwerer Tag bevor.« 

»Sollen wir keine Wachen aufstellen?« fragte der General. 
»Wozu, Sir? Die Apachen wachen für uns.« 

Drei Planwagen rollten langsam nach Süden, angeführt von 
einem Apachen-Scout und einem Weißen, der sich Josua 
Cartwright nannte. Auf jedem Sitz saß ein bewaffneter Fahrer, 
insgesamt also fünf Mann, ziemlich wenig für einen Trip ins 
Apachengebiet. 

Weit hinter dem Treck ritt ein einzelner Reiter im 

gleichbleibenden Abstand. Curt Miller nutzte für sich und sein 
Pferd jede nur mögliche Deckung aus, um nicht durch Zufall 
von Cartwright oder einem anderen gesehen zu werden. 

Miller hatte keine Ahnung, was der Händler so Wertvolles 

zum Camino del Diablo bringen wollte, daß er sich nicht die 
Zeit nahm, bis Ruhe in das Land eingekehrt war. 

Der Scout nahm sich vor, in der kommenden Nacht den 

Wagen einen Besuch abzustatten, um einem unter die Planen 
zu schauen. Es versprach zwar eine helle Nacht zu werden, 
denn der Mond war bereits prall wie ein gefüllter Ziegenbalg, 
aber er hoffte, daß die Fahrer alle schliefen. 

Nur vor dem Scout mußte er sich in acht nehmen. Apachen 

hatten scharfe Ohren und einen leisen Schlaf. 

Weit vor ihm schwenkten die Fahrzeuge plötzlich ein. 
Curt erhob sich im Sattel, um besser und weiter sehen zu 

können. Eine Insel aus Bäumen und Büschen stand mitten in 
der Sandebene. Wo Bäume wuchsen, mußte es Wasser geben, 
und wo Wasser war, konnten sich Apachen aufhalten. 

Miller parierte sein Pferd und sprang aus dem Sattel. In 

Deckung eines kegelförmigen Felsens ließ er sich nieder. Es 

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war Nachmittag, und die Stunden vergingen. Als die Sonne ein 
Stück über dem Horizont stand und das weite Land in ein 
Purpurlicht tauchte, stand der Scout auf, tränkte und fütterte 
sein Pferd und aß selbst Brot und kaltes Fleisch. 

Das Purpurlicht wurde schnell von Grau und Schwarz 

verdrängt, aber bevor es ganz wich, zuckten die letzten 
Sonnenstrahlen noch einmal wie scharfe Klingen über die 
Wüste. 

Die Dunkelheit brach schnell herein. 
Miller wartete bis Mitternacht. Er befestigte die Zügel seines 

Pferdes an einer Felsnase, klopfte dem Tier noch einmal 
beruhigend den Hals und ging nach Süden davon. 

Der Mond beschien die Wüste wie eine abstrahlende Fläche 

aus Quecksilber. Immer weiter drang Curt Miller nach Süden 
vor. Er bereute es, seine Stiefel nicht gegen bequeme 
Mokassins vertauscht zu haben. 

Als er nur noch 200 Yards von dem Wagen-Camp entfernt 

war, setzte er sich in den Sand und schnallte die Sporen ab. 
Achtlos steckte er sie in die Seitentasche seines 
Wildlederrocks. 

Bevor er sich dichter an die Fahrzeuge heranschleichen 

konnte, hörte er ein Geräusch. Es kam von rechts hinter den 
Murphys. Wie vom Blitz getroffen, warf er sich in den Sand 
und zog den Hut tiefer ins Gesicht. 

Er wußte, wie sehr die helle Haut bei Mondschein Licht 

reflektierte. Seine Aufmerksamkeit wurde von einer Bewegung 
angezogen. Etwas schlich zu den Wagen. 

Tiere? Wölfe? 
Curt Miller sah näher hin. 
Apachen! Drei an der Zahl. Die Späher glitten lautlos durch 

die Wüste, die im geisterhaften Mondlicht vor ihnen lag. 

Dunkel und klotzig hoben sich die plangedeckten Murphys 

von ihrer Umgebung ab. Miller robbte gewandt ein paar Yards 
zu einem großen Felsbrocken zurück, der ihm bessere Deckung 

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als der helle Sand bot. Von hier aus beobachtete er die 
Rothäute. 

Sekundenlang sah er sie nicht. Stille lag über der 

Wüstenlandschaft, eine tödliche Stille, die an die Nerven ging. 

Der Scout ahnte, daß sich dort drüben etwas tat. 
Plötzlich entdeckte er die Späher wieder. Sie zogen sich 

vorsichtig zurück und verschwanden in Richtung Süden. Curt 
blieb liegen und beobachtete. Beim Wagen-Camp blieb alles 
ruhig. Vermutlich hatten sie nicht mal einen Posten aufgestellt. 

Dieser Gedanke trieb ihn an. Er wollte feststellen, welche 

Fracht die Fahrzeuge mit sich führten. Wie ein Wiesel huschte 
er hinüber und sprang unter den ersten Wagen. 

Ihm fielen die Spuren der Apachen-Späher auf, die sie nur 

oberflächlich verwischt hatten. Über sich vernahm er die 
Schnarchtöne eines Schläfers. Schließlich sah er den Apachen-
Scout. Er lag mitten im Dreieck der zusammengeschobenen 
Wagenburg in seine Decken gewickelt. 

Es war seltsam. Alle taten so, als gäbe es weit und breit keine 

Indianer, dabei waren sie mitten in der gewaltigen 
Naturfestung zwischen den großen Gebirgsstöcken, die das 
ureigenste Land der Apachen war, und das sie mit ihrem 
Herzblut verteidigten, notfalls unter Aufopferung ihres Lebens. 

Langsam kroch Curt Miller weiter. Nur der schlafende 

Apache konnte ihm gefährlich werden. Er mußte aufpassen, 
daß er nicht eines der eisenbeschlagenen Wagenräder streifte. 
Das Geräusch hätte den Scout sofort geweckt. 

Am Ende des Wagens richtete sich Miller auf, hob die Plane 

etwas und warf einen Blick in den Laderaum. Längliche 
Kisten, fein säuberlich aufgestapelt und verseilt. Er wußte 
genug, ließ die Plane fallen und eilte zu seinem Ausgangspunkt 
zurück. 

Dort legte er sich neben sein Pferd und schlief ein. 
Ein Schnauben weckte ihn. Im Osten graute der Morgen. Der 

volle Mond hatte seine Bahn zurückgelegt und war hinter den 

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Bergen untergetaucht. Noch einmal schnaubte sein Pferd und 
sprang auf. Seine Ohren stellten sich nach Süden. 

Miller ahnte, was sich dort anbahnte. Er dachte kurz über die 

Möglichkeit nach, die Männer mit einem Schuß zu warnen, 
verwarf aber den Gedanken wieder. 

Jede Warnung wäre zu spät. 
Im gleichen Augenblick hörte er es. Ein mächtiger Schrei 

hallte über die Wüste. 

»Zastee!« 
»Koh Cheez!« 
Es fielen nur zwei oder drei Schüsse. Alles ging viel zu 

schnell. Die Chiricahuas waren wie Geister aus der Nacht 
aufgetaucht und stürzten sich auf den schlafenden Gegner, der 
es gewagt hatte, in ihr Land einzudringen. 

Als sie ihn ausgeschaltet hatten, wurde es hell. 
Miller vernahm nichts mehr. Er sah, wie Krieger Maulesel 

führten und die Zugpferde ausschirrten. Die Tiere wurden mit 
Kisten hoch beladen und weggebracht. 

Erste Flammen zuckten aus den Fahrzeugen. Schwarzer 

Rauch stieg zum Himmel und folgte der zurückweichenden 
Nacht. 

Nach einer halben Stunde war nichts mehr von den 

Chiricahuas zu sehen. 

Nur drei brennende Fahrzeuge standen in der Wüste und 

würden später, viele Jahre oder Jahrzehnte später, davon 
zeugen, was geschehen war und alles noch geschehen sollte. 

»Da sind sie!« stieß Haggerty erregt hervor. Howard hielt sein 
Pferd an und gab O'Hara durch einen Wink zu verstehen, 
zurückzubleiben. 

Sie waren es tatsächlich. Cochise hockte mit Naiche, einem 

weiteren Apachen und einem kleinen Jungen mitten in einem 

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ausgetrockneten Bachbett und wartete. 

Ein kleines rauchloses Feuer brannte. Der Junge warf hin und 

wieder Zweige des Maulbeerbaumes und verdorrte Mesquite 
auf die Flammen. Ein angenehmer Duft verbreitete sich. 

Cochise und Naiche blieben ruhig sitzen, während der dritte 

Krieger sich erhob und bescheiden in den Hintergrund trat. 

»Sollen wir näher heran?« fragte der General. 
»General… Sir, das müssen wir. Cochise kommt nicht zu 

uns. Er war zuerst da und nutzt jetzt sein Hausrecht aus.« 

Schwerfällig stieg Howard aus dem Sattel und übergab die 

Zügel seines Pferdes O'Hara. John sprang einfach zur Erde und 
schlug seinem Pferd auf die Kruppe. Es trottete willig hinter 
O'Hara her, der sich mit den Tieren ein Stück zurückzog. 

»Recht feierlich«, sagte Howard. »Sehen Sie die Kleidung 

des Häuptlings, Mr. Haggerty?« 

John kicherte verhalten. 
»Er weiß eben, was sich gehört, General.« 
Cochise trug ein Rehlederhemd und Leggins. Um die Stirn 

hatte er ein helles Tuch geschlungen, seitlich verknotet, so daß 
die beiden Enden über seine Schulter hingen. 

Er blickte den beiden Weißen mit stoischer Ruhe entgegen. 

Besonders Howard schien ihn zu interessieren. Der einarmige 
General machte einen guten Eindruck auf den Indianer. 

Cochise erhob sich, fast gleichzeitig auch sein Sohn Naiche. 

Der Junge hatte sich zu dem dritten Apachen geflüchtet, der 
ihm eine Hand auf den Arm legte. 

»Wer ist der Knabe?« wollte Howard wissen. 
»Keine Ahnung, jemand aus seinem engsten Familienkreis. 

Das beweist, daß es der Jefe ehrlich meint.« 

»Und wer sind die beiden anderen?« 
»Der Jüngere ist sein Zweitältester Sohn Naiche, ein feiner 

junger Mann. Den älteren Krieger kenne ich nicht.« 

Sie waren heran. Howard machte die letzten Schritte 

zögernder. Er überlegte, wieviel er sich vergab, wenn er dem 

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Jefe mit ausgestreckter Hand entgegenging. Die Entscheidung 
wurde ihm abgenommen. 

Cochise trat auf ihn zu, ergriff mit einer natürlichen 

Gelassenheit Howards Rechte, schüttelte sie herzlich, hielt sie 
weiter fest und drehte sich um. 

»Mein Sohn Naiche«, erklärte er und deutete auf den jungen 

Krieger. »Mein kleiner Sohn Nachise und mein Bruder 
Naretana. Naiche ist ein tapferer Krieger, Nachise wird es 
noch, how!« 

»Setzen wir uns ans Feuer, Häuptling. Wenn du erlaubst, 

beginnen wir sofort mit dem Wichtigsten.« 

Cochise ließ Howards Hand los und wies auf einen flachen 

Stein, der mit einem roten Fuchsfell bedeckt worden war. Ein 
wahrhaft königlicher Sitz. 

Howard war angenehm von der Freundlichkeit Cochises 

berührt, als er sich niederließ. Der berühmte Häuptling nahm 
ihm gegenüber Platz, Naiche an seiner Seite. 

Der Junge blieb bei Cochises Bruder stehen und ließ kein 

Auge von John Haggerty. Der hatte den Eindruck, daß man in 
der Apacheria über ihn gesprochen hatte, und der Junge war 
nun neugierig. 

»Das wichtigste wäre Frieden, Weißauge«, sagte Cochise. 

»Aber kann es Friede zwischen dem weißen Volk und dem 
roten geben, wenn immer mehr Bleichgesichter in unser Land 
strömen und es ausplündern?« 

Howard seufzte. Er wußte, daß der Jefe recht hatte, aber er 

selbst konnte es nicht ändern. Das Territorium Arizona war zur 
Besiedlung freigegeben worden, und nichts konnte mehr 
rückgängig gemacht werden. 

Also was sollte er antworten? Als General oder als Weißer? 

Er wußte es nicht. Ausweichend entgegnete er: 

»Jefe, wir sind auf einem ungewöhnlichen Weg 

zusammengekommen, um dieses Problem zu erörtern. Ich 
denke, wir gehen es in aller Ruhe und sachlich an.« 

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»Das war meine Absicht, Weißauge. Ich warte auf deine 

Vorschläge.« 

Der General griff in die Brusttasche, zog ein Zigarrenetui 

heraus und öffnete es. Auffordernd hielt er es dem Häuptling 
hin. Aber Cochise wehrte ab. Howard nahm sich eine Virginia, 
biß die Spitze ab und ließ sich von Haggerty Feuer reichen. 

»Welche Vorschläge erwartest du?« Howard stieß blaue 

Wolken aus und blickte dem Tabakrauch nach. 

»Alle Weißen verlassen mein Land. Die Pferdesoldaten 

ziehen sich bis über den Rio Gila zurück und überlassen die 
Forts den Chiricahuas. Kein weißer Fuß betritt jemals wieder 
Chiricahualand.« 

Howard wechselte einen Blick mit Haggerty, der betreten zu 

Boden sah. Der Scout wußte, daß der General das nicht 
zusagen konnte. Damit wäre eigentlich die Unterredung 
beendet gewesen. Aber der einarmige Offizier machte einen 
neuen Versuch. 

»Jefe, ich wollte dir einen fairen Kompromiß anbieten und 

dich bitten, die wenigen Poststationen und Goldgräber in den 
Gebirgen und Tälern deiner Jagdgründe zu dulden. Ich könnte 
mir vorstellen, daß es nicht zum Schaden deiner Sippen 
gereichen würde. Die Weißen haben viel, was sie euch geben 
könnten, aber die Überfälle und das sinnlose Morden müssen 
aufhören.« 

Cochise sagte nur ein Wort: 
»Was?« 
»Waffen, Proviant, Pferde. Man müßte sie veranlassen, für 

ihren Aufenthalt in deinem Land zu zahlen. Die Weißen 
besitzen viel, was ihr nicht habt …« 

Cochises abwinkende Hand ließ Howard verstummen. 
»Wir wollen nichts von den Weißen, und Waffen haben wir 

selbst, mehr als wir brauchen können. Du kannst mir nicht dein 
Wort darauf geben, daß die Weißen mein Land verlassen?« 

Howard schüttelte den Kopf, sah seine Mission 

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fehlgeschlagen, setzte aber trotzdem zu einem dritten Versuch 
an. 

»Nein, Jefe, mein Wort kann ich dir nicht geben. Ich bin der 

Oberkommandierende der Armee in Arizona, aber ich bin nicht 
die Regierung in Washington. Doch ich pflichte dir in allen 
Punkten bei.« 

»Dann geht der Krieg weiter, bis alle Bleichgesichter das 

Land verlassen haben.« 

»Oder die Knochen des letzten Apachen in der Wüste 

bleichen«, konterte Oliver O. Howard ebenso grob wie 
enttäuscht. 

Cochise reagierte mit einem schmalen Lächeln. Er war sich 

seiner Macht in diesem wilden Gebiet bewußt und nicht bereit, 
auch nur einen winzigen Schritt von seiner Forderung 
abzugehen. 

»Unsere Apacherias sind unangreifbar, Hellauge. Aus ihnen 

können wir blitzschnell zustoßen und euch dort vernichten, wo 
ihr es am wenigsten erwartet. How!« 

Die Bekräftigung sagte Howard, daß der Häuptling das 

Gespräch als beendet betrachtete. Schnell hob er die Hand. 

»Moment, Jefe, warte! Ich schlage dir einen Burgfrieden von 

einem halben Jahr vor. Keine Überfälle durch die Chiricahuas, 
keine Angriffe durch die Soldaten. Die Apachen brauchen 
Ruhe nach dem langen Krieg, die Weißen auch. Bist du 
einverstanden?« 

Cochises mächtiger Brustkasten hob und senkte sich in 

einem langen Atemzug. Er wußte, daß der weiße General recht 
hatte. Die Apachen benötigten Ruhe zum Maisanbau, zur Jagd 
und für die Erledigung anderer Dinge so sehr, daß er liebend 
gern Howard beigepflichtet hätte. 

Aber sein Stolz verbot es ihm. 
»Gibst du Garantien?« wich er aus. 
»Die kann ich dir nicht geben, du weißt es, Jefe. Es gibt gute 

und schlechte Weiße, und die schlechten könnten Angehörigen 

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deines Volkes Schaden zufügen, den die Armee nicht 
verhindern kann. Wenn du mir solche Bösewichter übergibst, 
werden sie von mir abgeurteilt. Das verspreche ich dir bei 
meiner Ehre.« 

Cochise starrte den General lange und nachdenklich an. 

Howard hatte die Hoffnung auf eine Vereinbarung schon 
aufgegeben, da streckte der Jefe beide Arme aus und 
verkündete: 

»Apachen sind Krieger, Hellauge. Sie lassen sich von ihren 

Häuptlingen führen, aber sie unterstellen sich ihnen nicht. 
Auch ich kann nicht für alle Chiricahuas garantieren. So sei es. 
Waffenruhe für zunächst ein halbes Jahr. Danach werden wir 
uns wiedersehen. How!« 

Er sagte in seiner Sprache ein paar Worte zu Naretana, 

seinem Bruder, drehte sich würdevoll um und schritt davon. 
Howard, der ihm nachblickte, sagte zu John Haggerty: 

»Ein großartiger Mann, nicht wahr? Er hätte es verdient, 

mehr zu sein als ein Indianer, der um seine nackte Existenz 
kämpfen muß. Reiten wir zurück.« 

Miller wandte sich nach Osten. Nur weg von dieser 
grauenhaften Brandstätte. Wenn er darüber nachdachte, wieviel 
Waffen die Apachen in den letzten Monaten erbeutet hatten, 
wurde ihm übel. 

Unklar blieb, wem Cartwright die Gewehre übergeben 

wollte. Hinter dem Camino del Diablo begann die Gran 
Desierto, die trockene Wüste. Dort gab es kein Leben in 
irgendeiner Form. Erst jenseits der Sierra del Pinacate gab es 
wieder Wasser und Ansiedlungen der Mexikaner. 

Möglich war auch, daß sich dort drüben wieder eine 

Revolution vorbereitete, daß irgendein »Generalissimo« 
Waffenkäufe tätigte, um seine Revolution auszurüsten. 

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Gegen Mittag sah Miller sich bewegende Punkte am 

Horizont, die vor der Kulisse des mächtigen Gebirges nach 
Norden zogen. Er hielt an, bedeckte die Augen mit der Hand 
und blickte lange hin. 

Drei Reiter und ein Packpferd. Miller ließ sein Pferd wieder 

antraben und gab ihm nach einer Weile die Sporen zu fühlen. 
Im mäßigen Galopp ritt er die andere Gruppe in einem spitzen, 
nach Norden gerichteten Winkel an. 

Kurze Zeit darauf erkannte er die Reiter. Er gab seinem Pferd 

nun voll die Zügel frei und winkte zu den Männern hinüber. 
John Haggerty winkte zurück. General Howard parierte sein 
Pferd, um auf den Scout zu warten. 

Miller begrüßte den General militärisch, Haggerty reichte er 

die Hand, und O'Hara nickte er freundlich zu. Haggerty wandte 
sich sogleich an ihn. 

»Sie haben das Lager verlassen, und du hast sie verfolgt? 

Etwas herausgefunden?« 

Miller nickte. Howard fragte: 
»Worüber sprechen Sie, Mr. Haggerty?« 
John erklärte es ihm, deutete dann auf Miller und sagte: 

»Erzähl weiter, Curt, den General interessiert es sicherlich, was 
du ermittelt hast.« 

»Steigen wir ab und legen eine Rast ein«, schlug Howard vor 

und gab dem Dragoner einen Wink. »Im Sitzen spricht es sich 
besser.« 

Er kletterte, ein wenig schwerfällig vom langen Sitzen, aus 

dem Sattel und suchte sich einen schattigen Platz neben einem 
Tamariskengebüsch. Die Sonne brannte heiß, und die Luft 
hatte Backofenhitze. 

Als sie auf den Steinen Platz genommen hatten, blickte 

Howard Miller auffordernd an. 

Miller begann: 
»Du hattest recht, John, Cartwright befördert Waffen. 

Scheinbar waren sie aber nicht für die Apachen bestimmt. Er 

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ließ sich von einem unserer Scouts nach Süden führen, doch 
dort…« 

»Was, von einem Army-Scout?« Howard sprang erregt auf. 

»Den lasse ich füsilieren, auf der Stelle.« 

Miller sah ihn an und machte eine abwehrende 

Handbewegung. 

»Die Patronen können Sie sich sparen, General… Sir. Der 

Wagenzug wurde von Apachen überfallen, und die Männer 
wurden niedergemacht.« 

»Großer Gott! Wann?« 
»Im Morgengrauen.« 
Howard setzte sich. Merklich abgekühlt, wandte er sich 

wieder an Curt Miller: 

»Woher wissen Sie, daß dieser Cartwright illegal mit Waffen 

handelte?« 

Miller berichtete nun alles, Wort für Wort, und als er 

erzählte, wie er zu den Fahrzeugen geschlichen war, um unter 
die Plane zu sehen, schüttelte der General nur den Kopf. 

»Nach dem Kampf wurden die Waffen auf Mulis und die 

Zugpferde verladen«, fuhr der Scout fort. »Die Fahrzeuge 
zündeten sie an.« 

»Hieraus schließt du, daß die Gewehre nicht für die Apachen 

bestimmt waren?« murmelte Haggerty vor sich hin. 

»Klar, sie hätten sie ja sonst nicht zu stehlen brauchen. Das 

bedeutete, daß Cochise jetzt über mindestens fünfzig Gewehre 
der neuesten Bauart mehr verfügt. Weshalb ging er dann die 
Vereinbarung mit Ihnen ein, General?« 

»Ich denke gerade darüber nach«, erwiderte Howard. »Es 

muß einen Grund dafür geben. Aber welchen?« 

»Zeitgewinn, Sir.« 
Howard schob den Feldhut aus der Stirn. 
»Ich glaube, ich weiß, was Sie damit andeuten wollen. Doch 

ich sage Ihnen eins: Cochise ist noch lange nicht geschlagen. 
Wenn wir Weißen glauben, der Chiricahua wird sich in 

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unserem Netz verfangen, dann irren wir. Kommen Sie, 
Gentlemen! Wir müssen zurück ins Camp, es gibt noch viel zu 
tun.« 

Elvis Wash ging zu dem etwas abseits stehenden Blockhaus, 
klopfte an und trat ein. Hank Doolin empfing ihn. Die 
geblümte Weste hing aufgeknöpft über seinem Bauchansatz, 
darunter war ein zerknittertes, schmutziges Hemd. 

»Setz dich!« befahl Doolin. 
Wash zog sich einen Stuhl heran. 
»Gibt's hier einen Drink?« 
Doolin warf ihm einen kühlen Blick zu. 
»Dazu haben wir jetzt keine Zeit. Ich habe dich 

'rübergerufen, El, weil ich was mit dir besprechen will. Hör 
zu!« 

»Ich bin ganz Ohr. Schieß los, Boß!« 
»Wir hatten in der letzten Zeit 'ne Menge Pech, El. Aus 

zuverlässiger Quelle weiß ich, daß der Gouverneur von 
Arizona zwei US-Deputys in diese Gegend geschickt hat oder 
noch schicken wird. Es wird am besten sein, wenn wir uns für 
eine Weile ruhig verhalten. Ich sehe die Sache für uns 
weiterhin günstig, nachdem wir einen zweiten Zugang zu 
unserem Versteck gefunden haben. Wir sind fast unangreifbar 
geworden. Wird der Druck eventueller Angreifer zu groß, 
ziehen wir uns über den Fluchtweg zurück und greifen sie dann 
von hinten an. Aber soweit sind wir nicht. Was meinst du zu 
meiner Idee?« 

Wash zuckte mit der Schulter. 
»Du spielst auf Miller an, wie?« 
»Möglich. Ein Spitzel war er auf jeden Fall. Ich könnte mir 

denken, daß die Armee ihn auf uns angesetzt hat. Schwamm 
drüber. Möglicherweise ist er tot, von den Apachen ins Jenseits 

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geschickt worden. Ich warte immer noch auf deine Antwort.« 

Wash sagte zurückhaltend: »Du bist der Boß, Hank. Ich frage 

mich nur, wie wir das vielleicht mehrere Wochen lang 
aushalten sollen. Die Männer wollen essen, trinken und 
rauchen, und auf den Whisky können sie auch nicht lange 
verzichten.« 

»Dafür wird gesorgt«, erklärte Doolin mit einer 

abschließenden Handbewegung. »Wir beide reiten in den 
nächsten Tagen nach Santa Magdalena und verproviantieren 
uns für ungefähr zehn Wochen. Ich denke, daß es richtig ist, 
wenn wir vorläufig nichts unternehmen. Die Armee wird 
annehmen, daß die Bande, die das Land unsicher machte, von 
den Apachen erledigt wurde. Irgendwann finden sie bestimmt 
die Reste unserer Freunde aus dem Galiuro.« 

»Du meinst…« 
»Genau. Wenn alles wieder ruhig geworden ist, legen wir 

wieder los, geben uns aber von nun an mit den Indianern nicht 
ab.« 

Elvis Wash warf einen zweifelnden Blick auf Doolin. Er hielt 

den Mann für feige, deshalb wollte es ihm nicht in den Kopf, 
daß sich der Boß zu etwas anderem herablassen könnte, als 
Indianer zu berauben. 

»Wie sollen unsere künftigen Geschäfte denn aussehen?« 
Doolin sagte: »Wir haben jetzt freie Bahn und keine 

Konkurrenz mehr zu befürchten. Den Tresoren in den Banken 
und den Postkutschen der Overland-Mail ist es egal, wer die 
überfällt und ausraubt. Ich hoffe, die Jungs werden mit meinem 
Vorschlag einverstanden sein.« 

»Bestimmt. Aber sind wir nicht ein paar Mann zuwenig für 

diese Geschäfte, Hank?« 

»Daran habe ich schon gedacht. Wenn es soweit ist, sehen 

wir uns nach einigen guten Leuten um, denen der Revolver 
locker sitzt, und die auch kräftig hinlangen können, wenn es 
erforderlich werden sollte. Aber das hat noch Zeit. Unnötige 

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Fresser können wir uns jetzt nicht leisten.« 

»Klingt gut«, sagte Wash und rieb sich die Nase. »Kann ich 

es schon den Jungs sagen?« 

»Nichts dagegen einzuwenden. Wenn der eine oder andere 

von euch in die Stadt reitet, dann verhaltet euch ruhig, und 
fangt keinen Streit an. Es ist ratsam, daß wir uns vollkommen 
zurückhalten, um so glaubhafter wird das, was ich der Armee 
schmackhaft machen möchte. Rede mit den Jungs.« 

Wash stand auf, äugte sehnsüchtig nach dem Schrank, aber 

Doolin machte keine Anstalten, ihn zu einem Drink einzuladen. 
Mit einem entsagenden Achselzucken verließ Wash die Hütte. 

Cochise rief die Sippenführer und Unterhäuptlinge des 
Apachenvolkes zu sich, um sie mit der neuen Lage vertraut zu 
machen. Die darauffolgende Nacht war dazu ausersehen 
worden, ein großes Palaver abzuhalten. 

Der Mond war am Abnehmen und sandte nur wenig Licht in 

die Canyons der Chiricahua Mountains. Naretana, Cochises 
Bruder, der die Sippe der Netdahe vertrat, traf als erster ein. 
Ihm folgte eine Stunde später Victorio, der eine Gruppe 
Mimbrenjos führte. Chato und Loco, die Jüngsten unter den 
Häuptlingen, zogen mit einem Trupp Krieger noch vor 
Mitternacht in das einsame Bergtal. 

Tizwin wurde verteilt, wie dies bei den Stämmen üblich war, 

seit sie bis in die Sierra Madre in Sonora vorgedrungen waren 
und dort Ausweichstützpunkte errichtet hatten. Von den Yaquis 
hatten sie gelernt, aus Pflanzen berauschende Getränke 
herzustellen. 

Ein großes Feuer brannte in der Talmitte. Dunkel hoben sich 

die Jacales von den beinahe senkrecht aufsteigenden 
Felswänden ab. Die Augen der Krieger waren auf Cochises 
Lippen gerichtet, der ihnen von seiner Begegnung mit dem 

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weißen General berichtete. 

Unberührt von dem, was sie dachten, verzog sich keine 

Miene in ihren breiten bronzefarbenden Gesichtern. Als 
Cochise fertig war, standen sie wie stumme Götzenfiguren in 
einer antiken Arena. Sie warteten auf das, was ihre 
Sippenführer zu sagen hatten. 

Auch Cochise wartete. Er blickte Naretana an, dann Naiche, 

schließlich die ganze Runde. Stille. Chato stand auf. Als einer 
der jüngsten Häuptlinge wandte er sich zuerst an Victorio, der 
die Mimbrenjos führte. 

»Friede, koh Cheez, wo Krieg sein sollte. Friede, den 

niemand von uns will. Glaubst du, die Pferdesoldaten werden 
ihn auch nur einen Tag lang einhalten?« 

Das Murmeln in der Runde bestärkte ihn in der Annahme, 

daß die Krieger am Aufstand beteiligter Stämme ebenfalls 
keinen Frieden wollten. Er fuhr fort: 

»Sie werden uns in Sicherheit wiegen, mehr und immer mehr 

Weiße in unser Land lassen und ihre Forts ausbauen. Und 
warum wird das so sein? Weil Friede ist. Kein Apache wird 
diesen Frieden brechen, wenn er keinen Grund hierzu hat. Und 
diesen Grund werden die Pferdesoldaten nicht geben.« 

Das beifällige Murmeln wurde lauter. Victorio, der grimmig 

dreinblickende Häuptling der Mimbrenjos, nickte zustimmend. 

Chato warf sich in Positur, trat einen Schritt vor und wies mit 

der Hand auf den sitzenden Cochise. 

»Du hast Frieden beschlossen, Jefe, wir aber wollen den 

Krieg. Wir wollen ihn, weil wir nicht glauben, daß die Weißen 
sich an das Wort des Häuptlings der Pferdesoldaten halten. Sie 
dringen mit jedem Tag weiter in unser Land vor und vertreiben 
uns von den Quellen und dem fruchtbaren Boden, der uns von 
unseren Vätern vererbt wurde. Weiße Männer wühlen die Erde 
auf, um das silberne und goldene Metall zu suchen. Sie treiben 
Stollen in die Berge, leiten die Wasseradern ab, weil sie das 
Wasser zum Auswaschen des Gesteins benötigen. Wir gehen 

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dem Untergang entgegen, wenn wir nicht kämpfen, wir alle – 
Mimbrenjos, Chiricahuas, Aravaipas, Tontos – sind so gut wie 
tot, wenn wir die Waffen aus der Hand legen und dem Wort 
eines Weißen vertrauen.« 

»How!« ging es durch die Runde. 
»How!« sagte Victorio. Loco nickte. 
Cochise hätte sich wohl anders verhalten, wenn er gewußt 

hätte, daß zwei Paar helle Augen dem Palaver vom 
Canyonrand hoch oben zusahen. Er stand auf, streckte wie 
beschwörend den rechten Arm aus und ließ diese Pose einen 
Augenblick lang auf die Krieger einwirken. Dann sagte er mit 
lauter, klarer und deutlicher Stimme, jeder Zoll ein Fürst, jedes 
Wort ein königlich es Wort: 

»Welche Quellen nahmen sie uns weg, Chato? Nenne sie 

mir. Wo liegen sie, welchen Nutzen haben die Stämme der 
Apachen von ihnen?« Chato trat noch einen weiteren Schritt 
vor den Ring reglos dastehender Krieger. 

»Die Quellen am Apache-Paß, Cochise. Es sind die Quellen 

der Chiricahuas, sie gehören ihnen, seit wir als Volk denken 
können, und sie sind für alle Stämme lebenswichtig, die den 
Paß passieren.« 

»Unmöglich! Wer will das tun?« 
»Weiße, Cochise. Bleichgesichter, die ein Haus für ihre 

Pferde und Kutschen dort bauen.« 

»Ich lasse deine Angaben nachprüfen, Chato«, versprach 

Cochise und wandte sich Yadalanh, seinem jüngsten Neffen, 
zu. »Reite«, sagte er leise, »und berichte mir so schnell wie 
möglich!« 

Ohne eine Miene zu verziehen drängte sich der junge Krieger 

durch die unbewegliche Mauer der anderen und verschwand in 
der Dunkelheit. Cochise sprach wieder, und seine Worte 
bewiesen, daß er nicht nur ein guter Krieger, sondern auch ein 
ausgezeichneter Diplomat war. 

»Die Häuptlinge der Stämme und ihre Krieger sind meine 

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Gäste. Wir wollen die Nacht feiern wie nach einem Sieg und 
das Palaver morgen am Tag fortsetzen. How!« 

Gegen diesen verlockenden Vorschlag gab es keinen 

Einspruch. 

»Verdammt, wer hätte das gedacht.« 
»Sie sind unberechenbar, Curt, und wenn die anderen den 

Krieg fortsetzen wollen, kann sich Cochise mit seinen 
Chiricahuas nicht ausschließen. Weißt du, was dort oben beim 
Apachen-Paß geschieht?« 

»Nein«, antwortete Miller. »Ich hörte zum ersten Mal davon. 

Mir scheint, die Butterfield Overland benutzt diesen strategisch 
wichtigen Punkt, um sich dort festzusetzen.« 

»Das wäre schlimm, sehr schlimm.« 
Haggerty und Miller kauerten unter einem überhängenden 

Felsen und starrten gebannt in die Tiefe. Über ihnen bewegte 
sich eine Nachteidechse. Sand rieselte herunter. 

»Was machen wir jetzt?« fragte Miller. »Unser Auftrag ist 

eigentlich erledigt.« 

»Noch nicht.« Haggerty winkte ab. »Wir müssen uns 

anhören, was morgen geschieht.« 

Er blickte in den Canyon. Er konnte die gegenüberliegende 

Felswand wegen der Dunkelheit nicht sehen, sondern nur den 
wirbelden Rauch des Lagerfeuers. 

Curt Miller beobachtete den östlichen Teil der Schlucht. 

Irgendwo da unten starb in diesem Moment ein Maultier mit 
schrillem Schrei. Für Apachen war Maultierfleisch eine 
Delikatesse. 

»Schätze, wir legen uns ein wenig aufs Ohr«, sagte John 

Haggerty. »Wenn wir genau wissen, was sich abspielt, reiten 
wir.« 

Miller machte ein bedenkliches Gesicht. »Können wir die 

Pferde sich selbst überlassen?« fragte er. »Wenn sie hier 
raufkommen, stoßen sie auf die Tiere, und dann sind wir 
unseres Lebens nicht mehr sicher.« 

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»Sie kommen nicht hoch«, sagte Haggerty überzeugend. 

»Was sollen sie hier? Ihr Lebensraum ist das Tal, hier oben 
gibt es kein Wasser und keine Nahrung.« 

»Ich denke an Späher, John.« 
»Okay, aber nicht in der Nacht. Du siehst doch, wie 

beschäftigt sie sind. Glaubst du, auch nur ein Krieger läßt sich 
den Festschmaus entgehen? Die schlagen sich jetzt die Bäuche 
voll Maultierfleisch und besaufen sich. Ich hab's schon einmal 
miterlebt.« 

»Gut, nehmen wir eine Mütze voll Schlaf.« 
Sie legten sich zurück, zogen die Hüte über die Augen und 

waren sofort darauf eingeschlafen. 

Die ersten Sonnenstrahlen weckten sie. Im Canyon war es 

still wie in einer Gruft. 

Haggerty war sofort hellwach, während Miller sich erst 

einmal zurechtfinden mußte. 

»Zu ruhig dort unten. Gefällt mir nicht«, sagte er. 

»Womöglich sind sie alle auf und davon.« 

Haggerty schüttelte den Kopf. »Warte nur, bis es heller wird, 

Curt. Sie müssen erst ihren Rausch ausschlafen und wieder zu 
sich kommen. Nicht anders als bei den Weißen.« Er grinste. 

»Soll ich nicht mal nach den Pferden sehen? Ich könnte unser 

Frühstück mitbringen und den Tieren etwas Wasser geben.« 

»Bleib nicht zu lange weg, Curt. Man weiß nie, was 

passiert.« 

Miller kroch davon und verschwand aus Haggertys Sicht. 

Wind kam auf und trieb feinen Sand vor sich her. Die Sonne 
stieg höher und erwärmte die Felsen. 

Miller kam zurück. Er schleppte eine Satteltasche hinter sich 

her und öffnete sie, als er unter dem Felsdach angelangt war. 

»Alles in Ordnung«, sagte er. »Ich tränkte die Pferde und 

bringe unser Frühstück mit. Gibt's da unten was Neues?« 

»Sie schlafen noch«, erwiderte Haggerty und nahm ein Stück 

Brot und eine Scheibe Trockenfleisch entgegen. Kauend wies 

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er auf die Wickiups hinunter. 

Aus einer der zahlreichen Hütten trat eine junge Indianerin. 

Sie trug einen Krug unter dem Arm und ging mit trippelnden 
Schritten in den unteren Teil des Canyons. Dort mußte die 
Quelle sein. Haggerty erkannte sie nicht, weil er nicht ihr 
Gesicht sehen konnte. 

Als das Mädchen zurückkam, sah er, wer es war. Tla-ina. 

Cochises Schwester. Einmal sah sie kurz zu jener Stelle herauf, 
wo sich die beiden Scouts verborgen hielten. Aber das war 
Zufall. Das Mädchen verschwand wieder in der Hütte, und eine 
Weile später drang Rauch aus der Deckenöffnung. 

»Du machst ein Gesicht, John, als hätte es dir die Petersilie 

verhagelt. Kennst du das hübsche Kind?« 

»Ja, Tla-ina, Cochises Schwester. Ihr habe ich es zu 

verdanken, daß ich noch lebe.« 

Weit hinten im Canyon preschte ein Indianer auf seinem 

Pony über die Rampe in das Lager. Wickiups wurden von 
innen geöffnet, Krieger erschienen, als hätten sie nur auf die 
Ankunft des Spähers gewartet. 

Sekunden darauf trat Cochise auf den Plan, seinen Bruder 

und Sohn Naiche in seiner Begleitung. Yadalanh ritt bis nahe 
an sie heran und sprang von dem schnaufenden Pony. 

Haggerty und Miller verstanden kein Wort, aber an den 

Gesten der Indianer erkannten sie, daß beim Apache-Paß etwas 
geschehen sein mußte. Cochise wirkte nicht so gelassen wie 
sonst. John kannte ihn schon eine geraume Weile und schätzte 
ihn richtig ein. 

Chato und Victorio gesellten sich zu der Gruppe. Den 

wildesten und verwegensten Eindruck unter allen Kriegern 
machte Victorio. Sein scharfgeschnittenes Gesicht mit den 
hervorstehenden Wangenknochen wurde von den wild 
herabhängenden langen Haaren beinahe verdeckt. Seine Augen 
blitzten zornig. 

Kein Stirnband hielt die Flut der schwarzen Mähne 

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zusammen. Chato dagegen wirkte jung und unerfahren, aber 
das war er keinesfalls. In Einzelkämpfen gegen Weiße und 
Mexikaner hatte er schon viel von sich reden gemacht. 

Cochise ging ihm ein paar Schritte entgegen. Victorio trat zur 

Seite und ließ Loco in den Kreis ein. Sie lauschten Cochises 
Worten. Unvermittelt wandte sich der Häuptling um. Er rief 
etwas in seiner Sprache und gestikulierte mit den Händen. 

»Wenn man nur ein Wort verstehen könnte«, sagte Miller, 90 

Fuß über der indianischen Gruppe. 

»Das brauchst du gar nicht«, sagte Haggerty. »Sieh nur hin. 

Sie bringen Pferde. Weißt du nicht, was dort unten vorgeht? 
Gnade den Weißen, die beim Apachen-Paß siedelten.« 

»Ich glaub's nicht. So idiotisch kann kein Weißer handeln. 

Ziehen wir uns zurück«, fügte er hastig hinzu, »und reiten wir 
zum Paß. Kennst du den Weg von hier aus?« 

»Nützt uns keinen Deut«, antwortete Haggerty. »Sie sind 

lange vor uns dort und können …« 

»Wir haben die besseren Pferde«, unterbrach Miller ihn. 
»Dafür kennen sie Abkürzungen, die uns unbekannt sind. 

Hilft alles nichts, Curt, wir können die Leute dort oben nicht 
rechtzeitig genug warnen.« 

Cochise und die anderen schwangen sich auf die Ponys und 

trabten zur Rampe. Naiche und Naretana ritten hinter dem 
Häuptling, die anderen folgten in einem dichten Pulk. 

John packte schnell die Lebensmittel in die Satteltasche und 

warf sie sich über die Schulter. 

Miller lief ihm nach. Der unsichere Weg führte durch eine 

Ansammlung von Felsen ohne Vegetation. Keine 100 Yards 
entfernt standen zwei verwitterte Gesteinsbrocken von der 
Größe eines Adobehauses so eng beieinander, daß sie ein 
ideales Versteck für zwei Pferde bildeten. 

Die beiden Scouts eilten in die Enge, warfen den Tieren die 

Sättel über, zäumten sie und stiegen auf. Haggerty überlegte, 
welche Route die Roten nehmen mochten, um zum Paß zu 

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gelangen. 

Er betete still zu Gott, hoffte, daß die Indianer nicht allzu 

genau den Boden betrachten würden. Keine Rothaut, und wäre 
sie noch so dämlich, hätte die Spuren übersehen. 

Haggerty trieb die Pferde immer tiefer in ein Felslabyrinth 

und parierte schließlich seinen Wallach. Sofort warf er sich aus 
dem Sattel und bedeckte die Nüstern des Tieres mit der Hand. 
Miller machte es ihm nach. 

Das Licht des neuen Tages flutete über die Mesa. Gar nicht 

weit von ihnen ritten die Roten mit wilden Schreien an dem 
Felsmassiv vorbei. Nach wenigen Minuten waren die 
Hufschläge nicht mehr zu vernehmen. 

John Haggerty hielt hoch über dem Paß auf einer 
vorspringenden Felsnase und glitt vom Pferderücken. Miller 
folgte seinem Beispiel und brachte die Tiere weiter nach 
hinten, wo er sie an den stämmigen Ästen eines Kandelaber-
Kaktus festband. 

Tief unter ihnen lag die Paßstraße. Im Westen erkannten sie 

Fort Buchanan, und dahinter die große Ebene. Nicht weit von 
ihnen entfernt waren tatsächlich Weiße am Werk, irgendwelche 
Bauten zu errichten. 

Haggerty, der sehr scharfe Augen besaß, erkannte ein 

größeres Haus, dem das Dach noch fehlte, eine Scheune und 
eine offene Schmiede. Hinter dem Haus standen zahlreiche 
Pferde in einem Corral. 

Drei oder vier Männer bewegten sich dort unten. Einer war 

in der Schmiede beschäftigt, ein anderer mähte mit einer Sense 
das hohe Gras bei einem Wasserlauf, der nach einigen Yards 
im Erdboden versickerte. Der dritte rammte Pfosten in die 
Erde. Der vierte Mann war in das halbfertige Haus gegangen 
und hantierte dort herum. John konnte nicht sehen, was er 

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machte. 

Als er nach Osten blickte, sah er die Chiricahuas. Sie kamen 

die Paßstraße herauf und ritten auf die Quellen zu. Cochise 
führte den Pulk an. 

John und Curt legten sich auf den glutheißen Fels und 

nahmen die Hüte ab. Apachenaugen hätten die hellere Farbe 
vom Fels unterschieden und die richtigen Schlüsse daraus 
ziehen können. 

Cochise näherte sich den Gebäuden, hielt an und saß ab. Die 

anderen Indianer blieben ein Stück zurück und auf dem Rücken 
ihrer Pferde. 

Der Mann in der Schmiede bearbeitete mit einem schweren 

Hammer ein Hufeisen, ließ den Amboß klingen, sah jedoch die 
Rothaut nicht. Interessiert beobachtete der Häuptling ihn. 
Apachenpferde trugen keine Hufeisen. Der Jefe begriff nicht, 
was der Weiße da machte. 

Als der Schmied das Hufeisen fertig geformt hatte, kühlte er 

es in einem Eimer ab. In diesem Augenblick erst bemerkte er 
den Chiricahua. John Haggerty sah ganz deutlich, wie er 
zurückzuckte und nach einem Gewehr greifen wollte, das an 
einem Hauklotz lehnte. Ein Zuruf Cochises hielt ihn davon ab. 
Der Schmied blieb stehen und drehte sich um. Cochise kam auf 
ihn zu und sah sich gründlich dabei um. 

»Wer bist du, Bleichgesicht?« 
»Ich heiße Jim Brent und arbeite für die Butterfield 

Overland.« 

»Ich bin Cochise«, sagte der Häuptling schlicht. »Du bist 

unbefugt in das Land der Chiricahuas eingedrungen, weißer 
Mann. Warum?« 

Brent machte eine hilflose Geste und wußte nicht, wie und 

was er antworten sollte. Er wirkte wie ein großer Junge, der 
zwar Kraft in seinen Armen besaß, dafür aber weniger Grips 
im Kopf. 

Der zweite Mann, der Gras gemäht hatte, näherte sich, ließ 

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die Sense fallen, als er den Indianer sah und wollte flüchten. 
Aber Cochise winkte ihm beruhigend mit der Hand zu. Er 
bestaunte die Sense, die ihm ebenso fremd wie die Einrichtung 
der Schmiede war, ging zu ihr hin und fuhr mit der 
Daumenfläche über das scharfe Metall. 

»Damit schneidest du Gras?« 
Der Mann schwitzte vor Angst. So nahe hatte er noch nie 

einem Indianer gegenübergestanden. Mit bürgerlichem Namen 
hieß er David Slaughter. Von Beruf war er Kutscher, verstand 
aber auch etwas vom Schmiedehandwerk und von der 
Landwirtschaft. 

»Ja – ja«, stotterte er verwirrt. »Gras… Ja, mit der Sense 

schneide ich Gras.« 

Slaughter und Brent zitterten am ganzen Körper. Sie 

fürchteten sich vor dem Chiricahua und versuchten erst gar 
nicht, die starken Männer zu spielen. Slaughter fügte hinzu: 
»Das Gras wird getrocknet und als Winterfutter an die Pferde 
verfüttert.« 

»Das getrocknete Gras hält sich bis zum Winter?« 
»Länger, viel länger. Man kann es jahrelang in einer Scheune 

aufbewahren.« 

»Die Pferde mögen es?« 
»Nicht nur die Pferde, auch Rinder und Schafe.« 
»Was tut ihr hier oben am Paß?« 
»Wir bauen eine Poststation für die Butterfield-Linie.« 
»Kommen noch mehr Weiße?« 
»Nur noch zwei, wenn alles fertig und eingerichtet ist«, 

antwortete der Schmied. 

»Sind diese Weißen Krieger?« 
»Es sind Pferdeburschen, die sich um die Tiere kümmern 

werden«, erklärte der Schmied. 

Cochise war mit der Antwort zufrieden. Er erkannte, daß sein 

Stamm von Leuten der Poststation viel lernen könnte und 
entschloß sich in diesem Augenblick, die Station zu dulden. 

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Er machte lediglich zur Bedingung, daß die Weißen nur eine 

der drei Quellen in Beschlag nehmen durften. 

»Die anderen Quellen gehören den Chiricahuas«, sagte er am 

Schluß, drehte sich um und ging zu seinem Pferd. 

Victorio blickte ihm grimmig entgegen. 
»Du hast sie nicht getötet und skalpiert?« 
Cochise stieg auf seinen Pinto, blickte kurz über die Schulter, 

sah, daß der Schmied wieder sein Hufeisen bearbeitete, 
schüttelte den Kopf und ritt an. 

Naiche kam an seine Seite, musterte das angespannte und 

nachdenkliche Gesicht seines Vaters. Cochise spürte den Blick, 
beachtete ihn aber nicht. 

Heftig gab er seinem Pony die Fersen zu spüren. 
John Haggerty zog sein schweißnasses Hemd über den Kopf 

und wischte sich die Achselhöhlen trocken. Die Hitze hier oben 
war mörderisch. 

»Reiten wir hinunter«, sagte er zu Miller. »Es ist ein wahres 

Wunder, daß Cochise die Poststation verschonte.« 

»Scheinbar hält er sich an den mit General Howard 

geschlossenen Vertrag.« 

John zog die Schultern hoch. Er wußte nicht, was Cochise zu 

den Weißen gesagt hatte, deswegen mußte er hinunter. Sie 
stiegen auf ihre Pferde, Haggerty mit nacktem Oberkörper, nur 
den Feldhut auf dem braunen Haar. 

Es war kühl und dämmerig im Canyon. Ein Kojote heulte. 

Der Wind strich durch die breite Schlucht am Paß, ließ das 
Laubwerk rascheln und erfüllte die Poststation mit seinem 
geisterhaften Geflüster. 

Während Haggerty und Miller sich der Ansiedlung näherten, 

standen vier Weiße bei der Schmiede. 

David Slaughter führte das Wort. Als er den halbnackten 

Scout heranreiten sah, zuckte er zusammen. 

John hielt an, stieg ab. Mit seinem Pferd am Zügel ging er 

auf die Gruppe zu. Miller blieb im Sattel sitzen und 

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beobachtete die Paßstraße. 

»Hey!« grüßte Haggerty mit einem freundlichen Lächeln. 

»Ich bin Scout John Haggerty, Gentlemen. Habe von der 
Klippe aus beobachtet, wie der Apache zu der Station kam. Es 
ist doch eine Kutscherstation der Butterfield Overland, oder?« 

Slaughter nickte. 
»Ich bin David Slaughter, Mister. Dies hier ist Jim Brent. 

Der mit der unverschämten Bräune im Gesicht nennt sich 
Benjamin Middleton, der andere heißt Jesse Love. Wir sind 
eine Art Vorkommando der Butterfield.« 

Haggerty nahm die Männer in Augenschein. Alle waren sie 

hochgewachsen, muskulös und von der Natur mit starken 
Knochen versehen. Aber sie waren keine Kämpfernaturen. Wie 
es die Verwaltung der Butterfield Mail wagen konnte, mit 
diesen Leuten hier am Apache-Paß eine Station zu errichten, 
war unerfindlich. Er nickte. 

»Was wollte Cochise von Ihnen, Slaughter?« 
»Eigentlich nichts. Er sah mir zu, wie ich das Hufeisen 

bearbeitete, dann interessierte er sich für die Sense. Schließlich 
ging er wieder.« 

»Hat er denn gar nichts gesagt?« 
Slaughter deutete auf die steingefaßte Quelle neben dem 

Stallgebäude. 

»Nur diese Wasserstelle dürfen wie benutzen. Die anderen 

gehören den Apachen. Ich kann Ihnen flüstern, Mister, meine 
Kopfhaut hat ganz schön geprickelt.« 

»Sie hatten Schwein gehabt«, sagte der Scout. »Irgend etwas 

hat ihn davon abgehalten, Sie zu verjagen. Nun, weiterhin viel 
Glück.« 

Er tippte sich an die Hutkrempe, stieg in den Sattel, ritt zu 

Curt Miller und berichtete, was er gehört hatte. 

»Wir müssen auf dem schnellsten Weg zu General Howard 

zurück. Wenn er zuläßt, daß die Butterfield hier oben eine 
Station aufbaut, bricht er den Vertrag.« 

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Miller lenkte sein Pferd auf die abschüssige Paßstraße. 
»Cochise hat doch indirekt die Anwesenheit der Weißen 

geduldet.« 

»Sicher, Curt. Damit ist aber das Problem nicht gelöst. Die 

Gesellschaft wird weitere Stationen bauen und damit das 
Verhältnis zwischen den Weißen und Indianern stark belasten. 
Ihr gesunder Kaufmannsgeist wird ihnen sagen, daß, wenn 
Cochise eine Station duldet, auch weitere akzeptieren wird. 
Howard sollte dies alles wissen.« 

»Was kann der General ändern?« 
Haggerty zuckte mit den Achseln. 
»Ändern wohl nichts, aber auf die Gesellschaft seinen 

Einfluß geltend machen, daß keine weiteren Gebäude mehr im 
Chiricahua-Gebiet errichtet werden. Reiten wir.« 

In mäßigem Trab folgten sie der unebenen Paßstraße und 

sahen nach einer scharfen Kehre die gelbe Sandebene vor sich 
liegen. 

Die Ausläufer der Gila-Wüste streckten sich fingerartig bis 

weit in die Gebirgstäler vor. 

John Haggerty ritt grübelnd neben Miller, dessen 

Aufmerksamkeit sich konzentriert auf die Felseneinöde 
richtete. 

John verstand einiges nicht: Cochise schien den Vertrag mit 

Howard einhalten zu wollen, davon war er überzeugt. Aber er 
hatte die anderen Häuptlinge beobachtet. 

Ganz besonders war ihm der Indianer mit den langen Haaren 

und dem fehlenden Stirnband aufgefallen. 

Deutlich hatte er von oben dessen verzerrtes Gesicht 

gesehen, die Gesten, mit denen er seine an Cochise gerichteten 
Worte unterstützte. Er kannte die Rothaut nicht, ahnte aber, daß 
von ihm nicht viel Gutes für die weiße Rasse zu erwarten war. 

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Fort Buchanan klebte am felsigen Hang wie ein Schwalbennest 
am Dachfirst. Der Hang setzte sich hinter dem Fort 
terrassenförmig fort und endete in einem Kegel aus Pophyr und 
rotem Sandstein. 

Auf diesem Kegel hielt ein einzelner Indianer auf einem 

gescheckten Pferd und starrte in die Tiefe. Von dort oben 
erkannte er jede Einzelheit im Fort, die Straße zum Paß hinauf 
und das große Seitental nördlich des Forts mit den 
gedrungenen Gebäuden einer Ranch. 

Diese Ranch gab es schon lange. Cochise hatte sie bisher 

verschont, weil sie in der Nähe des Forts lag und die Belange 
der Apachen kaum störte. 

In seinen Gedanken sah er das Land vor sich, wie es in seiner 

Jugend ausgesehen hatte: wild, zerklüftet und einsam, nur von 
den Adlern und Bussarden beherrscht. 

Um dieses Land hatten die Chiricahuas Krieg geführt und die 

Weißen vernichtet, wo sie sie antrafen. Aber es hatte nicht viel 
eingebracht. Immer mehr Weiße waren gekommen, hatten sich 
seßhaft gemacht. Forts waren entstanden, Patrouillen 
durchkämmten das Land. 

Wie eine Statue saß der Häuptling auf seinem Pferd, 

unbeweglich, wie verwurzelt mit dem Tier. Das Fort und die 
Ranch störten ihn. Beides gehörte nicht in die Landschaft. Aber 
er hatte mit dem einarmigen General ein Abkommen getroffen, 
das er einhalten wollte. 

Von seiner Seite aus sollte der Vertrag nicht gebrochen 

werden. Nie. Er machte eine Bewegung mit dem Arm, umriß 
das Gelände zu seinen Füßen und brachte mit einer Gebärde 
seine tiefgehenden Gedanken zum Ausdruck. 

Ein leichter Zug an dem Hanfseil. Sein Pferd setzte sich in 

Bewegung und ritt einen Kreis. Cochise lenkte es den 
jenseitigen Hang herab, den die Posten auf den Wachtürmen 
nicht einsehen konnten. Fort Buchanan lag hinter ihm, die 
Paßstraße erstreckte sich in langen Windungen hinauf in die 

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Berge, flankiert von einer wilden Vegetation in den unteren 
Bereichen und Felsnasen und Zinnen in den oberen. 

Nahe beim Paßsattel hielt er an. Die Poststation hatte sich 

verändert, Das Haupthaus hatte inzwischen einen Dachstuhl 
erhalten. Bei der Scheune war man dabei, die Balken zu 
errichten. 

Cochise ritt hin. 
Wieder erschrak David Slaughter, als der Apache so 

überraschend auftauchte. Jesse Love sprang zu seinem Gewehr 
und brachte es in Anschlag. Der Hahn des Karabiners 
schnappte mit hartem Klicken zurück. 

Der würdevolle Häuptling hob grüßend die Hand und glitt 

vom Pferd. Ungeachtet der drohenden Gewehrmündung ging er 
auf Slaughter zu. 

Jesse ließ die Waffe mit einem verkrampften Lächeln sinken, 

als er Cochise erkannte. 

»Tut mir leid, Häuptling«, sagte er. »Wenn ich einen 

Indianer sehe, rieselt's mir immer kalt über den Rücken.« 

Cochise beachtete ihn nicht, noch weniger seine Worte. Er 

wandte sich an Slaughter, den er für den Anführer der Weißen 
hielt. 

»Hat man euch belästigt, weißer Mann?« 
»Nein, Jefe. Wieso?« 
»Weil der Mann mit dem roten Haar überängstlich ist, wenn 

er einen Chiricahua sieht.« 

Slaughter wischte sich seine schweißfeuchten Hände an den 

Hosenbeinen ab. »Allen Weißen geht es so, Häuptling«, sagte 
er. »Wenn sie einen roten Mann sehen, selbst wenn er harmlos 
ist, juckt's unter ihrer Kopfhaut.« 

Cochises Gesicht blieb ernst, während er innerlich lächelte. 

Er hatte wieder etwas von den Weißen gelernt: die 
Beschaffenheit ihrer Seele. Sie hatten Angst vor den 
Chiricahua, und die Angst verführte sie dazu, schnell zur 
Waffe zu greifen, wenn sie einen Indianer sahen. 

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Das mußte er sich merken. 
Cochise ließ Slaughter stehen und betrachtete das Dach. 

Einen derartigen Holzverband hatte er noch nicht gesehen. 
Slaughter folgte ihm wie ein gehorsamer Hund. Die anderen 
blieben abwartend im Hintergrund. 

»Das wird ein mächtiges Dach«, sagte Cochise wie im 

Selbstgespräch. »Muß man lange lernen, bis man das Holz so 
bearbeiten kann?« 

»Jahre, Häuptling. Viele Jahre«, antwortete Slaughter 

höflich. »Hast du Hunger und Durst, Cochise? Wir haben 
genügend Proviant hier oben und…« 

Cochise schüttelte den Kopf. 
»Wann kommt die erste Kutsche?« 
»In vier Wochen, wenn wir mit allem fertig sind.« 
Cochise dachte an die Mimbrenjos. Die Kutsche durchfuhr 

auch ihr Land weiter östlich. Würde Victorio ein solches 
Verhalten der Weißen dulden? Er ahnte, daß sich 
Komplikationen mit den Mimbrenjos anbahnten, sobald die 
erste Postkutsche das Land durchfuhr. 

Victorio war ein hitzköpfiger Häuptling, stolz und unnahbar. 

Er hielt sich für einen großen Krieger, und er war ein 
Weißenhasser, der geschworen hatte, alle Bleichgesichter zu 
töten oder aus seinem Stammesgebiet zu verjagen. 

Ein weiterer Umstand fiel ihm ein, der den Frieden in diesem 

Land stören konnte: die Ranch dort unten beim Fort. Er wußte, 
daß Weiße oft hier herauf kamen oder tief in die Täler 
eindrangen, um nach verlaufenem Vieh zu suchen. 

Stieß ein jagender Indianer zufällig auf einen solchen weißen 

Reiter, würde er niedergeschossen werden, weil der weiße 
Mann zuerst schoß und dann redete. Er hatte es bei dem 
Rothaarigen gesehen, und das gab ihm zu denken. 

Sie waren nicht alle schlecht, die weißen Männer, aber sie 

hatten eine zu große Angst vor Indianern und verloren die 
Nerven, wenn sie einen von weitem sahen. 

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»Ich geh«, sagte er. 
Als er sich seinem Pferd zuwandte, dachte er einen 

Augenblick lang daran, die Leute zu warnen. Aber dann sagte 
er sich, daß es keinen Sinn hatte, weil die Weißen ihre Angst 
nicht überwinden konnten. 

Ihre Angst war es, die sie schnell zur Waffe greifen ließ. Das 

wußte er nun. Er ahnte auch, daß ihre tiefverwurzelte Furcht 
vor den Indianern und ihre berüchtigte Schießwut neue Fehden 
zwischen den beiden Rassen auslösen würden. 

Tief in seine düsteren Gedanken verstrickt, ritt Cochise auf 

der anderen Seite die Paßstraße hinab und verließ sie dann, um 
Pfade zu nutzen, die nur der rote Mann kannte. 

General Oliver O. Howard hörte sich den Bericht der beiden 
Scouts geduldig an. Er unterbrach mit keinem Wort. Colonel 
White, der dem Rapport lauschte, schwieg ebenfalls. Zwei 
scharfe Falten standen über seiner Nasenwurzel, ein Zeichen, 
daß er den Bericht der Scouts geistig verarbeitete. 

Howard saß hinter seinem Feldtisch und warf nur dann und 

wann prüfende Blicke auf den Colonel und die Scouts. Als 
Haggerty geendet hatte, lehnte er sich zurück und wartete. 

Miller saß mit halb geschlossenen Augen neben Haggerty. 

Beide waren müde und verschwitzt. Sie rochen unangenehm 
nach kaltem Schweiß, nach Tabak und Wildnis. 

Den General schien der Mief nicht zu stören. 
»Was meinen Sie zu der Sache, Colonel White?« 
White trat vor, zuckte mit den Achseln und wedelte fahrig 

mit den Händen. 

»Ich weiß nicht so recht, General… Sir. Mr. Haggerty ist der 

Auffassung, daß Cochise den mündlich geschlossenen Vertrag 
einzuhalten beabsichtigt. Wenn jedoch die Weißen weiterhin 
unkontrolliert von seinem Land Besitz ergreifen, kann das 

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nicht gut ausgehen.« 

»Das ist auch meine Meinung«, sagte Howard kühl wie 

immer. »Schicken Sie einen Boten nach Tombstone, Colonel. 
Der Leiter der hiesigen Sektion soll sich bei mir melden. Ich 
möchte eine Erklärung für dieses Verhalten.« 

»Sehr wohl, Sir.« White wollte das Zelt verlassen, um sich 

einen geeigneten Mann im Feldlager zu suchen, aber Haggertys 
Stimme hielt ihn auf. 

»Sir«, sagte der Scout, während er sein Kinn massierte, »es 

gibt noch einen Punkt, den wir besprechen sollten.« 

Howard nickte. »Ja. Reden Sie, Mr. Haggerty.« 
Der strich sich mit den schmutzigen Fingern versonnen über 

die Augen. 

»Nicht nur Fort Buchanan ist den Chiricahuas ein Dorn im 

Auge, sondern auch die Ranch, die in der Nähe des Forts liegt. 
Von unserem Stützpunkt aus wird der Paß kontrolliert, okay. 
Daran haben sie sich mittlerweile gewöhnt. Bis zum heutigen 
Tage ist in diesem Gebiet zwischen Rothäuten und 
Armeeangehörigen auch nichts vorgekommen. Ich habe 
Erkundigungen über die Ranch eingezogen. Sie gehört einem 
John Ward. Abgesehen von seinen Raufereien in Tombstone 
und Tubac, kann der Mann auch sonst nicht viel taugen. 
Messerstechereien, illegaler Handel mit den Indianern, Waffen, 
Whisky, was weiß ich…« 

John sah auf, aber Howard hörte ihm immer noch geduldig 

zu. White war beim Ausgang stehengeblieben und sah John an. 
Die Falte auf seiner Stirn hatte sich vertieft. 

»Bitte, Scout, fahren Sie doch fort.« 
»Wir wissen, daß Ward seine Cowboys sehr oft zum 

Rindersuchen in die Gebirgstäler schickt, besonders im Herbst, 
wenn die Frühjahrsrinder sich von den Muttertieren absetzen 
und ihre eigenen Wege gehen. Wenn Ward dabei ist, passiert 
nichts, sollten sie auf Apachen stoßen. Sie kennen den Mann. 
Wenn sie ihn auch nicht lieben, so dulden sie ihn wenigstens, 

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weil sie einen gewissen Profit davon haben. Aber, wenn er 
einmal nicht mitreitet, sieht die Sache anders aus. Er hat ein 
paar rauhe Typen in seiner Mannschaft, schnell mit dem Eisen 
und skrupellos. Sie kennen ja die Reaktion, die einen Weißen 
zuerst beherrscht, wenn er unerwartet einen Indianer vor sich 
sieht. Er zieht und schießt. Fragen stellt er nachher. Hier sehe 
ich eine viel größere Gefahr für den Frieden als durch den 
Neubau der Poststation.« 

General Howard schob nachdenklich die Unterlippe vor, 

drehte sich zu White herum und sah ihn an. 

White nickte zögernd, kam zurück und fragte den Scout: 
»Was ist dieser John Ward für ein Mann? Ich meine, ist er 

streitsüchtig und rowdyhaft?« 

»Kann man wohl sagen. Er lebt mit einer Mexikanerin 

namens Jesua Martinez zusammen. Die hat einen Sohn, dessen 
Vater Apache ist, der sie mal in sein Jacale verschleppt hatte.« 

»Hm. Ist der Vater ein Chiricahua?« 
»Nein, ein Pinal-Apache.« 
»Weshalb haben Sie uns das jetzt erzählt?« wollte General 

Howard wissen. 

»Die Pinals wollen das Kind zurückhaben. Sie sind bereit, 

um den Besitz des Jungen einen Krieg mit den Leuten von der 
Ranch zu beginnen. Ich sehe Schwierigkeiten, Sir. Der 
Kummer liegt darin, daß die Chiricahuas und Mimbrenjos nicht 
untätig zusehen werden, wenn die Pinals in ihre Jagdgründe 
eindringen.« 

»Sie sind doch ebenfalls Apachen«, warf White 

begriffsstutzig ein. 

»Schon, schon«, fuhr John fort. »Aber seit Jahrhunderten 

befehden sich die Apachenstämme untereinander. Diese 
Kämpfe arteten nie aus und werden es auch jetzt nicht, wenn es 
zu einem Streit kommen sollte. Aber wir müssen sie im 
Interesse unserer Soldaten im Auge behalten.« 

Howard sagte: »Ich bin Ihnen für Ihre Hinweise dankbar, Mr. 

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Haggerty. Was schlagen Sie mir vor?« 

»Wir sollten unseren Einfluß auf Ward ausüben, daß der 

Junge den Apachen zurückgegeben wird.« 

»Seine Mutter wird das nicht zulassen«, sagte White. 
»Wir könnten Ward unter Druck setzen«, behauptete sich 

Haggerty. »Er liefert Schlachtrinder an das Feldlager und in die 
Forts. Stellen wir ihn vor die Wahl, weiterhin Rinder zu liefern 
und den Jungen auszuliefern. Das wird ihm an die Nieren 
gehen.« 

White bemerkte: »Das ist eine glatte Erpressung, Mr. 

Haggerty. Die Armee sollte sich auf so etwas nicht einlassen.« 

»Erpressung oder nicht, Sir, der Zweck heiligt die Mittel. Mir 

geht's um das Leben unserer Soldaten.« 

»Ich werde mir Ihren Vorschlag überlegen, Haggerty«, 

versprach der General. »Reiten Sie doch einmal hinauf zum 
Paß und sehen Sie dort nach dem Rechten.« 

»Okay, Sir, morgen.« Er stand auf, gab Miller einen leichten 

Rippenstoß. Als sie in der hitzeflimmernden Luft durch die 
Zeltgassen schritten, fragte Miller: 

»Siehst du die ganze Angelegenheit mit dem Indianerbengel 

nicht etwas zu schwarz, John?« 

»Das ist noch untertrieben, Curt. Mit Cochise ist nicht zu 

spaßen. Wenn er das Gefühl hat, von den Weißen betrogen zu 
werden, geht das Blutvergießen erneut los. Morgen reite ich 
zum Paß. Kommst du mit?« 

»Wenn es unbedingt sein muß. Um was geht's dir dort 

oben?« 

»Ich will mich umsehen und mit den Leuten reden. Ein paar 

Verhaltensmaßregeln könnten nichts schaden, meine ich.« 

»Gut, ich bin dabei. Gehen wir uns jetzt den Staub von der 

Haut spülen.« 

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Häuptling Cochise benutzte einen Hohlweg, um auf der 
kürzesten Strecke zu seinem Lager in dem Hochtal zu 
gelangen. Der kaum sichtbare Pfad mündete in den »Canyon 
der Seufzer«. Hier waren vor 100 Jahren drei Jesuiten, die in 
diesem Gebiet missionieren wollten, von den Apachen gefoltert 
und schließlich getötet worden. 

Cochise war kaum ein Stück in den Canyon eingedrungen, 

als er einen klagenden Laut vernahm, der ihn blitzartig aus dem 
Sattel trieb. Er kauerte sich in den Schatten eines Felsens und 
suchte mit seinen Blicken die Schlucht ab. Er verfolgte die 
schwachen Zeichen eines Weges, der von links kam und in 
einer Mauer aus dichtem Grün weiter hinten verschwand, die 
sich wie ein Damm über die ganze Breite des Tales dehnte. 

Er sah nichts, hörte auch nichts mehr. War es der Wind 

gewesen, der ihm einen Streich gespielt hatte? Oder waren 
Bleichgesichter hier oben? 

Er wollte sich schon wieder seinem Pferd zuwenden, als er 

das Geräusch erneut vernahm: den klagenden Laut eines 
gequälten Menschen. 

Cochise setzte sich in Bewegung. 
Lautlos schlich er an der Felswand entlang auf den 

Grüngürtel zu, blieb dort geduckt stehen und lauschte 
angestrengt. Das leise Wimmern, unterbrochen von qualvollem 
Stöhnen, kam aus dem Gebüsch. 

Der Häuptling legte sich auf den Boden, kroch durch die 

Manzanitas und Stachelgewächse, stieß auf einen 
ausgetrockneten Bach, der wohl nur in der Regenzeit Wasser 
führte, und schob mit der Hand weitere Zweige zur Seite. 

Eine Lichtung lag vor ihm. Sonnendurchglüht, war sie der 

Tummelplatz von Eidechsen und anderen kleinen Reptilien. 
Auf einem Stein lag zusammengerollt eine Klapperschlange. 
Nichts rührte sich. 

Da, wieder jenes kurze Wimmern, in dem alle Qualen eines 

Menschen vereinigt waren. 

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Cochise dachte an die Padres, die damals hier irgendwo ihr 

Leben hatten aushauchen müssen. Und als er sich vorstellte, 
wie seine Vorfahren die frommen Männer gepeinigt hatten, 
sträubten sich seine Nackenhaare. 

Stöhnten die Seelen dieser Gemarterten? 
Ein neuer Laut rauschte über seinem Kopf. Er sah hoch. Eine 

Eule, ein riesiges Tier, von irgend etwas aufgeschreckt, flog 
mit klatschendem Flügelschlag über ihn hinweg. 

Nicht viel hätte gefehlt, und Cochise wäre aufgesprungen 

und geflohen. Bú, die Eule, der Bote aus der Götterwelt, 
erfüllte jeden Indianer mit Entsetzen, wenn sich ihr Erscheinen 
auf einen Toten oder etwas Unerklärliches bezog. 

Der Klageruf ertönte wieder. Unverkennbar waren es 

menschliche Laute und keine Seufzer aus dem Totenreich. 
Cochise kroch weiter. Er verdrängte seinen Aberglauben, drang 
tiefer in das Gestrüpp ein und stieß auf eine weitere Lichtung. 

Hier wurden die Klagelaute überdeutlich. Etwas Weißes, 

Helles lag im Gras, bewegte sich aber nicht. Cochise blickte 
zum Himmel, sah die Eule nicht mehr und faßte neuen Mut. 

Gegen jeden Feind wäre er angetreten, nur mit einem Messer 

in der Faust, aber mit den Geistern aus dem Totenreich war das 
eine ganz andere Sache. Geistern ging man aus dem Weg, wie 
Bergdämonen, denn sie brachten letzten Endes einem Indianer 
nur Unglück. 

Der Häuptling lag am Boden, konzentrierte sich auf den 

hellen Fleck und wartete auf einen weiteren Laut. Der kam. 
Langsam und wachsam schob er seinen Körper weiter vor. Wie 
eine Schlange bewegte sich der Apache dem Hellen und 
Undefinierbaren zu. 

Je weiter er vordrang, desto lichter wurde das Gras. 

Schließlich erkannte er, um was es sich handelte. Ein nackter 
Mann lag am Boden, die Arme weit ausgestreckt, auch die 
Beine. Er war ein Weißer. 

Cochise warf noch einen vorsichtigen Blick in die Runde, 

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sah im Hintergrund des Tales das einfache Blockhaus, er sah 
die stählernen Fangeisen, die Fuchs- und Wolfsfallen, das viele 
Gerät, das man braucht, um Pelztiere zu fangen. 

Er sprang auf die Beine und stand vor dem Mann. Der war 

bärtig, nicht mehr jung, und er war splitternackt. Jemand hatte 
ihn nach Indianerart am Boden festgenagelt. 

Als der Schatten eines Menschen über den Gemarterten fiel, 

schlug er die Augen auf und starrte Cochise an. Verwaschene 
blaue Augen, vom Alter und den Schmerzen getrübt. 

Der Häuptling ließ sich auf die Knie nieder, riß mit einem 

einzigen Ruck den Pflock aus der rechten Hand. Der Mann 
schrie und wurde ohnmächtig. Bald war auch der andere Pflock 
beseitigt. 

Bei den Füßen wurde es schwieriger. Der hohe Spann hielt 

die zähen Pflöcke unbeweglich fest. Ein Glück, daß der 
Fallensteller das Bewußtsein verloren hatte, vermutlich hätte er 
die Schmerzen sonst nicht ausgehalten. 

Cochise machte einen weiteren Versuch. Da gelang es ihm, 

den Pflock im Erdreich zu lockern. Blut sickerte aus der 
Wunde und färbte seine Hände rot. Mit der ganzen Kraft seines 
starken Körpers riß er den Pflock aus dem Fuß und warf ihn 
zur Seite. 

Beim anderen Fuß ging es etwas schneller. Cochise stand 

auf, eilte durch das Dickicht zu seinem Pferd, nahm es beim 
Hanfzügel und zerrte es durch den Buschgürtel zur Lichtung. 

Als er den Trapper so liegen sah, hatte er zwar kein 

besonders großes Mitleid mit der geschundenen Kreatur, aber 
er fragte sich, wer das getan haben könnte. Indianer – ja, das 
war ihm klar. Aber welche? 

Er nahm den prallen Ziegenbalg vom Pferderücken, öffnete 

ihn und träufelte dem Ohnmächtigen etwas Wasser zwischen 
die borkigen Lippen. Der Fallensteller schlug die Augen auf 
und seufzte. 

Cochise stellte sich vor ihn und fragte: »Wer hat das getan?« 

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»Mimbrenjos, fünf.« Er hob fünf Finger, ließ die Hand 

geschwächt wieder sinken. 

Der Häuptling hatte es sich gedacht. Was fing er nun mit 

dem Weißen an? Mitnehmen konnte er ihn nicht, allein in der 
Sonnenglut liegen lassen auch nicht. 

Er ging zu Hütte hinüber und trat ein. Ein ganz armseliges 

Lager im Hintergrund, ein selbstgezimmerter Schrank, ein 
wackliger Tisch und zwei Holzbänke waren die ganze 
Einrichtung. 

Überall lagen aufgestapelte Felle, gut präpariert und 

verpackt. 

Cochise wunderte sich, warum die Mimbrenjos die Felle 

nicht mitgenommen hatten. Sie ließen bei ihren Raubzügen 
sonst auch nichts zurück, was sie gebrauchen konnten. Das tat 
kein Apache. 

Waren sie etwa gestört worden, ehe sie das Haus plündern 

und verschwinden konnten? Hastig trat Cochise wieder in den 
Türrahmen und suchte die Felsen ringsum ab. Zu sehen war 
nichts, auch nichts zu hören. 

Er ging zu dem gemarterten Mann zurück und warf ihm ein 

paar Kleidungsstücke hin, die er aus der Hütte mitgenommen 
hatte. Aber der Alte konnte sich nicht bewegen. Mit fragenden 
Blicken sah er zu dem Häuptling auf, er war aber scheinbar zu 
schwach, um seine Neugier mit Fragen zu stillen. 

»Hast du Feinde?« wollte Cochise wissen. 
Der Mann schüttelte den Kopf mit den zotteligen weißen 

Haaren. 

»Wie heißt du? Hast du einen Namen?« 
»Bill – Mader … Du bist Cochise?« 
»Du kennst mich?« 
»Ich – ich sah dich – vor ein paar – Jahren«, erwiderte der 

Alte mit etwas mehr Festigkeit in der Stimme. 

»Du bist ein Fallensteller?« fragte der Häuptling und kreuzte 

die Arme vor der Brust. »Weshalb haben dich die Mimbrenjos 

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nicht beraubt?« 

»Sie sahen dich – über den Paß – kommen, Häuptling. Ich 

hörte, wie – wie sie deinen Namen nannten und – und dann 
aber eiligst wieder verschwanden.« 

Cochise sah klar. »Was fange ich mit dir an, weißer Mann? 

Ich muß zu meinem Volk zurück und kann mich nicht mit dir 
befassen.« 

»Bring mich in meine Hütte, Cochise. Wenn du das für mich 

tun willst, werde ich dir ewig dankbar sein.« 

Der Häuptling bückte sich, nahm den Alten auf seine Arme 

und trug ihn in die Hütte. Dort bettete er ihn auf das Lager mit 
dem dicken Bärenfell. 

»Du befindest dich auf meinem Land«, sagte Cochise, bevor 

er ging. »Du darfst aber weiter den Fuchs und die anderen 
Pelztiere jagen. Gibt es hier Wasser?« 

»Hinter der Hütte – ist eine – kleine Quelle. Im – im heißen 

Sommer versiegt – sie manchmal, aber das – das ist nur – von 
kurzer Dauer.« 

»Hast du ein Pferd?« 
»Einen Maulesel. Er steht – drüben – im Stall.« 
Cochise ging, verließ das Tal aber noch nicht. Zuerst besah 

er sich die Quelle, dann öffnete er die Tür zum Stall und warf 
dem Grautier Futter für die nächsten drei Tage vor. Auch einen 
Eimer mit Wasser stellte er vor die Raufe. 

Als er das Pony bestieg und den Pfad hinaufritt, blickte er 

noch einmal in das Tal. Es war ein ruhiges und fruchtbares Tal. 
Er wollte sich die Lage merken. 

Der Mond war noch nicht aufgegangen. John Haggerty stand 
am Rande des großen dunklen Canyons. Er lauschte 
angestrengt, versuchte die Dunkelheit mit allen seinen Sinnen 
zu durchdringen. Weit hinter ihm hielt Miller die Pferde fest. 

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Von den Apachen war auf dem ganzen Ritt hierher nichts zu 

sehen gewesen. Vielleicht belauerten sie die Soldaten bei Fort 
Buchanan. Er grinste bei dem Gedanken. Was für ein Spiel sie 
alle in dieser abgeschiedenen Einöde trieben. 

Die Armee unterhielt ein riesiges Heerlager, um die 

Chiricahuas zu beeindrucken. Aber die ließen sich nicht einmal 
blicken. 

Cochise schien sein Abkommen mit Howard sehr ernst zu 

nehmen und nicht daran zu denken, es zu brechen. 

Noch einmal warf John einen suchenden Blick in die Tiefe, 

konnte jedoch nichts erkennen. Die Poststation mußte genau 
unter ihm liegen. Hier hatte er gestanden und den Jefe 
beobachtet, als er sich mit den Männern der Butterfield 
Overland unterhalten hatte. 

Die höchste Stelle des Apache-Passes war so düster, daß der 

Scout nicht mal die Umrisse der Gebäude erkennen konnte. 
Curt Miller hinter ihm stieß einen gedämpften Ruf aus. John 
wirbelte herum, sondierte das Gelände. 

Aber hier oben auf der Felsplatte war es genauso dunkel wie 

unten im Tal. Er sah etwas, aber was es war, konnte er nicht 
erkennen. Schwarze Punkte schienen über dem Erdboden zu 
schweben, kamen aber nicht näher. 

Der Himmel im Osten erhellte sich etwas. Bald mußte der 

Mond aufgehen. 

Haggerty ging zu Miller, nahm ihm die Zügel seines Pferdes 

aus der Hand und blickte über die Schultern zurück. Das Pferd 
an seiner Seite wieherte leise. John hielt ihm die Nüstern zu. 
Da war etwas, dahinten in der samtenen Schwärze der Nacht. 

»Aufpassen!« hauchte er. »Gib mir Flankenschutz, Curt!« 
»Klar.« Millers Antwort war nur ein Flüstern. 
John tastete sich Schritt für Schritt vorwärts, wie einer, der 

ins kalte Wasser steigt. Das Pferd ließ er einfach stehen. Miller 
würde schon aufpassen. 

Er sah wieder die schwebenden Punkte und verharrte. 20 

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Yards war er schon vorgedrungen, da glaubte er zu spüren, daß 
irgend etwas oder irgend jemand vor ihm stand. 

John Haggerty legte sich einfach auf den Bauch und sah von 

unten nach oben. Der Himmel klarte sich auf, Sterne blinkten, 
aber ihr Glanz war schwach und milchig. 

Ihm war, als wären die Felsen und Büsche vor ihm größer 

geworden. Plötzlich pfiff Curt Miller. Das Pfeifen erinnerte an 
den Jagdschrei des Nachtfalken, aber Indianer ließen sich nicht 
täuschen. 

Sie waren Meister in der Nachahmung von Tierstimmen und 

konnten sich mit den Rufen der Vögel und Landtiere über 
weite Entfernungen hinweg verständigen. 

Schließlich wurde es ein bißchen heller vor Haggerty. Er sah 

schwache Umrisse, erkannte Felsen, Sträucher… Menschen. 
Fünf. Sie waren herangekommen, hielten sich aber in 
respektvollem Abstand. Ganz sicher wußten sie, daß sie zwei 
bewaffnete Weiße vor sich hatten. 

John blieb stehen, wartete, was sie unternehmen würden. 

Aber nichts geschah. Eine Maus oder sonst irgendein kleines 
Tier huschte vor seinen Füßen davon. Er erschrak so, daß er 
vorübergehend die Fassung verlor und am liebsten 
zurückgelaufen wäre. 

In seinem Rücken knackte ein Gewehrschloß. Das war 

unklug. Miller mußte wissen, daß Apachen in der Nacht nicht 
angriffen, und bis zum Morgengrauen war es immer noch Zeit, 
sämtliche Gewehre der Welt zu laden. 

Als Haggerty wieder hinüberblickte, waren die Gestalten wie 

vom Erdboden verschluckt. John ging den Weg zurück. Er bat 
Curt Miller, ihm mit den Pferden zu folgen. Am Tag hatte er 
etwas weiter entfernt eine Anhäufung von Felsen gesehen, ein 
idealer Schutz für die Nacht. 

Er umging Büsche und Stachelzeug und stieß genau auf die 

mächtigen Quader und Felsbrocken, die säulenartig 
übereinander zum dunklen Nachthimmel aufragten. 

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»Hier werden wir bleiben«, flüsterte er. »Bring die Pferde 

dort drüben in den Spalt und binde sie irgendwie fest! Wenn 
Apachen in der Nacht auch nicht angreifen, Pferde stehlen sie 
doch.« 

»Wieviel waren es?« 
»Ich habe fünf gezählt. Wahrscheinlich sind noch mehr in 

der Nähe.« 

Miller kam nach einer Weile wieder und drückte sich an John 

Haggerty vorbei. Lange stand er so und starrte in die 
Dunkelheit. 

»Nichts mehr zu sehen«, sagte er. »Falls sie es in der 

Morgendämmerung versuchen, schicken wir sie mit blutigen 
Köpfen nach Hause.« 

»Das wäre nicht im Sinne der Abmachung«, erinnerte John 

ihn. 

»Verdammt! Sollen wir uns abschlachten lassen, wie 

Karnickel?« 

»Davon redet niemand. Wenn sie uns angreifen, versuchen 

wir's zuerst mit Warnschüssen. Das macht die Leute bei der 
Poststation aufmerksam und schreckt die Indianer vielleicht 
ab.« 

»Okay«, sagte Miller. »Wachen wir abwechselnd?« 
Er ging von den Felsen ein Stück weg, setzte sich auf einen 

Stein und beobachtete das Plateau. Nichts bewegte sich vor 
ihm, kein Nachtvogel überflog die kleine Mesa, kein 
Kleingetier huschte. Und das machte John Haggerty stutzig. 

Die Nachttiere mieden die Stelle. Aber warum? 
Es gab nur eine Erklärung. Indianer lagerten vor ihm, um das 

erste Licht des neuen Tages auszunutzen, die beiden Weißen zu 
überfallen. 

John sah über die Schulter zurück und den hellen Schimmer 

über dem Gebirge. Der Mond ging auf und mußte binnen 
weniger Minuten alles hier oben verändern. Dann konnte er 
alles besser sehen, aber auch gesehen werden. Es machte 

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nichts, denn sie wußten, daß zwei Weiße hier auf der Felsplatte 
waren. 

Der Mond erhellte den ganzen Canyon, zeichnete die Bäume, 
Büsche und Felsen mit scharfen Schatten auf den Boden und an 
den Wänden nach. Der Creek floß zwischen den grasigen 
Ufern träge dahin. Der Wind ließ die dichten Kronen der 
Hickorybäume, die die rechte Abzweigung des Canyons 
blockierten, heftig schwanken. 

Der wild aussehende Indianer pflockte seinen Schecken an, 

dann watete er durch den Bach, spürte das kalte Wasser kaum, 
hielt den Blick wachsam auf das Gehölz gerichtet. Er ging 
langsam darauf zu, das Gewehr im Anschlag, geladen und 
gespannt, den Finger am Abzug. 

Er hatte den geheimen Weg gefunden und betreten, aber er 

wußte nicht, ob die Chiricahuas diesen Weg nicht ebenfalls 
kannten. Sie waren die eigentlichen Herren in diesem Gebirge, 
und sie kannten hier jeden Pfad und Steg. 

Noch ein kurzes Stück mußte er klettern, dann stand er oben 

auf der Paßstraße und konnte in aller Ruhe die seltsamen 
Gebäude beobachten, die er gesehen hatte, als er Cochise 
begleitet hatte. 

Im Schatten der letzten Bäume blieb Victorio stehen. Er sah 

sich um und lauschte. Alles war ruhig und friedlich, aber diese 
Ruhe und dieser Frieden schienen für Indianer Unheil zu 
bergen. 

Noch nie hatte er einem Weißen getraut, deswegen verstand 

er Cochise nicht, der plötzlich duldete, daß Bleichgesichter hier 
oben am Paß ein festes Haus errichteten. 

Er bewegte sich schnell durch das Gehölz und erreichte die 

andere Seite, blieb im Schutz der kahlen Felswand stehen und 
starrte lange auf das offene Gelände des Seitentals. 

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Von dort aus konnte er kletternd in wenigen Minuten zum 

Paß gelangen. Und da trug ihm der Wind den schwachen, 
bitteren Geruch eines Holzfeuers zu. Victorio blickte nach 
links, einen langen, steil ansteigenden Hang hinauf, und seine 
Augen wurden groß. 

Dort standen Häuser auf einer mit Gras bedeckten Felsplatte. 

Da begriff der Mimbrenjo, daß er sich etwas in der Richtung 
getäuscht hatte. Er war näher bei der Station, als er gedacht 
hatte, und der Hang war auch nicht so steil wie weiter hinten. 

Es gab Spalten und vorspringende Steinbrocken, in denen 

man sich festklammern oder halten konnte. 

Der Mimbrenjo kletterte hoch. Auf halber Höhe blickte er 

zurück in den Canyon. Trotz der Dunkelheit kam ihm alles 
klein und winzig vor, jeder Busch, jeder Baum. 

Nach einer halben Stunde war er oben. Hinter dem fast 

fertigen Stallgebäude war er herausgekommen. Victorio ließ 
sich auf das feuchte Gras fallen und preßte das erhitzte Gesicht 
in den kühlen Humusboden. 

Eine Weile später sah er sich um. Die Gebäude waren aus 

lachsfarbenen Bruch- und Feldsteinen gemauert worden. 
Neben schmalen Fenstern gab es Schießscharten, die dem 
Mimbrenjo zu denken gaben. Er wunderte sich, daß Cochise 
diese Öffnungen nicht bemerkt hatte. 

Vorsichtig kroch er weiter. In dem großen Haus, das einen 

Dachstuhl aber noch keine Dachbedeckung hatte, schliefen 
vermutlich die vier Weißen. Im Stall standen ihre Pferde und 
ein Maulesel, den sie zum Lastentragen verwendeten. 

Eigentlich hatte Victorio genug gesehen. Es mußte bald 

Morgen werden und sehr schnell hell. 

Im Osten stieg der erste graue Nebel aus den Tälern, ein 

Zeichen, daß der Tag nicht mehr fern war. Aus dem 
Schornstein des Hauses stieg Rauch. 

Victorio wartete ziemlich lange, aber er wußte, daß der 

Mond bald verblassen, ihn allein lassen würde in der 

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weichenden Dunkelheit und allein mit diesen abweisenden, 
geheimnisvollen Häusern. 

Schließlich machte er sich auf den Weg, nutzte jede Deckung 

auf dem in die Tiefe fallenden Hang aus. Fast wäre er 
abgestürzt, so erschrak er. Ein ständiges lautes Knattern von 
Schüssen hoch oben in den Bergen ließ den Schweiß aus seinen 
Poren brechen. 

Seine gekrümmten Finger suchten nach einem Halt auf der 

fugenlosen Wand und krallten sich in die dünnen Spalten und 
Risse. Er sah hoch. Von hier unten wirkten die Häuser, so klein 
sie in Wirklichkeit waren, wie gigantische Riesen von 
Bauwerken. Sein Blick glitt über die Schießscharten – nichts. 
Selbst der geheimnisvolle Rauch war verschwunden. 

Morgen, dachte er, werde ich mit meinen Kriegern 

wiederkommen und die Männer töten, die Häuser einäschern 
und die Tiere in die Täler treiben. Morgen abend! 

Wer allerdings weiter oben in den Bergen mit Gewehren und 

Revolvern feuerte, konnte er sich nicht erklären. Keine 
Menschenseele gesehen, und ein Apache gab acht, wenn er 
sich auf fremdem Gebiet bewegte. 

Kurz darauf war er unten und eilte zu seinem Pony. Er 

schwang sich auf die dicke wollene Decke – Sättel kannten 
Apachen nicht – und ritt an. Morgen, dachte er noch einmal 
grimmig. 

Morgen! 

Das erste Lichtbündel zuckte über die Hochebene. Miller, der 
die letzte Wache hatte, starrte in die weichende Dunkelheit. 30 
Yards vor ihm war ein Strauch. Seltsam, vor wenigen Minuten, 
als er auf die selbe Stelle gesehen hatte, war der Busch noch 
nicht dagewesen. 

Durch diesen seltsamen Umstand gewarnt, nahm er das 

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Gewehr auf und spannte den Hahn. Nichts geschah weiter. Der 
Busch, oder was es immer auch war, rührte sich nicht von der 
Stelle. 

Miller äugte nach rechts. Ein ähnliches Buschwerk dort, das 

vor ein paar Minuten nicht da gestanden hatte. Miller grinste. 
Den Trick kannte er. Apachentrick. 

Curt erhob sich, weckte John Haggerty. Schlaftrunken 

richtete sich der Scout auf und griff zum Gewehr. 

»Es geht los«, flüsterte Miller. »Sie greifen uns an.« 
»Konntest du sehen, wer sie sind?« 
»Nein, zu dunkel und zu weit entfernt. Sie verbergen sich 

hinter ausgerissenen Büschen und kommen schnell näher.« 

Haggerty folgte mit den Augen der ausgestreckten Hand des 

anderen Scouts und nickte. 

»Tatsächlich, Curt. Sie schleichen sich an. Zählen wir sie. Es 

müssen mindestens fünf sein.« 

Sie zählten beide das Buschwerk, das sich ständig veränderte 

und den Platz wechselte. Es waren fünf. Der erste Strauch war 
kaum noch zehn Yards von ihnen entfernt und bewegte sich 
vorwärts. 

John und Curt Miller konnten das gesamte Plateau 

übersehen. Nur diese fünf wandernden Buschinseln, sonst 
keine. 

Aus einem der Laubbündel kam etwas geflogen. Ein Pfeil 

zischte heran, bohrte sich in Millers linke Seite. 

Der Scout stieß einen Schrei aus und ließ sich fallen. 

Haggerty hebelte eine Patrone in die Kammer des Stutzens und 
schoß. 

Die grünen Zweige fielen zur Seite, ein Indianer sprang in 

die Höhe und brach zusammen. 

Sofort wechselte Haggerty seinen Standort, feuerte auf den 

nächsten Strauch, verfehlte ihn aber. Schnell repetierte er. Mit 
einem gewaltigen Sprung mußte er zwei Pfeilen ausweichen. 

John nahm kurz Ziel und drückte ab. Ein brauner Arm 

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erschien, verschwand hinter dem grünen Laubwerk. Ein Körper 
neigte sich, fiel zur Seite. 

Zwei, dachte Haggerty grimmig. Wartet nur, ihr braunen 

Teufel! 

Er wirbelte herum, das Gewehr im Hüftanschlag, aber die 

restlichen Sträucher waren verschwunden. Etwas weiter nach 
links hoben sich große Felsbrocken vor einem Feld aus Geröll 
ab. Haggerty machte ein wütendes Gesicht, feuerte aber nicht 
auf die Steine, weil er wußte, daß seine Schüsse keinen Erfolg 
gebracht hätten. 

Er warf sich auf den Boden und rief zu Miller hinüber: 
»Bleib unten, du Hohlkopf! Oder willst du dir noch einen 

zweiten Pfeil verpassen lassen?« 

»Kannst du mir helfen, John?« 
»Krieche zu den Klippen und verhalte dich ruhig. Ich 

komme.« 

Jede Deckung ausnutzend, robbte Haggerty in den Schutz der 

sich auftürmenden Quadersteine und tauchte hinter ihnen in das 
volle Sonnenlicht. Die Angreifer konnten ihn hier weder sehen 
noch mit ihren Pfeilen erreichen. 

Er stand auf, huschte weiter, stieß auf Curt Miller, der sich 

keuchend die Schulter hielt. 

»Dreh dich 'rum«, sagte er, »laß sehen!« 
Der Pfeil hatte vermutlich eine Feuersteinspitze, dafür keine 

Federn am Schaft. Apachenpfeil. John besah ihn sich ganz 
genau, bemerkte den feinen Farbring gleich hinter der Spitze. 

»Mimbrenjos«, sagte er. »Verdammt, diese Kerle machen 

Cochises Friedenspläne zunichte.« 

»Mensch, führ keine Selbstgespräche und zieh mir das Ding 

raus.« 

»Geduld, Junge, Geduld. Zuerst muß ich zu den Pferden und 

meine Satteltasche holen.« 

»Was willst du denn mit der verdammten Tasche?« 
»Willst du verbluten, du Narr? Ich brauche Verbandszeug 

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und Salbe. Möglicherweise war der Pfeil vergiftet.« 

»Alle Wetter, kannst du das sehen?« 
»Wenn ich ihn raushabe, ja. Warte!« 
Er huschte los und dankte seinem Schöpfer, daß sie in der 

Nacht den Spalt für die Pferde gefunden hatten. Die Tiere 
wären sonst längst davongelaufen. 

John schnallte seine Satteltasche ab, rannte den Weg zurück. 

Schnell öffnete er sie, nahm eine Flasche Baconora heraus und 
hielt sie Miller vor die Lippen. Dabei stützte er dessen Rücken. 

»Trink«, sagte er drängend. »Trink so viel wie möglich. Der 

Schnaps betäubt dich ein bißchen.« 

Miller nickte, leerte fast die halbe Flasche. 
»Allmächtiger«, keuchte er. »Wenn du's jetzt nicht schaffst, 

mich ins Jenseits zu befördern, dann der verfluchte Fusel.« 

Haggerty stellte die Flasche beiseite, zog sein Bowie-Messer, 

nestelte ein Päckchen Zündhölzer aus der Tasche und zündete 
mehrere Hölzer gleichzeitig an. 

Die Klinge hielt er über die Flamme, einmal von dieser, dann 

von der anderen Seite. 

Tief beugte er sich über den stöhnenden Scout, setzte die 

Messerspitze an und machte einen Schnitt nach unten. 
Dunkelrotes Blut quoll aus der Wunde und färbte die Hände 
des Helfenden. 

»Gleich«, sagte er. »Beiß die Zähne zusammen, Junge!« 
Miller biß auf ein Stück Holz, das ihm Haggerty zwischen 

die Lippen schob. John schnitt den Pfeil zwei Zoll über der 
Brust ab, packte den Schaft und riß ihn mit einem kraftvollen 
Ruck aus der Wunde. Miller bäumte sich auf und stöhnte wie 
ein Gepeinigter am Marterpfahl. 

»Hier ist er«, sagte John und hielt dem Scout die 

Feuersteinspitze vor die Augen. »Alles okay, nicht vergiftet. 
Wirklich, alles in bester Ordnung.« 

»Woran – erkennst du – einen vergifteten Pfeil?« stammelte 

Curt aschfahl und mit schmerzverzerrtem Gesicht. 

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»An der Farbe. Sie graben ein Stück Rinderleber in der Nähe 

eines Ameisenhaufens in den Boden, die großen, giftigen 
Sonora-Ameisen zerbeißen die Leber und spritzen ihr Gift in 
das Fleisch. Sonne und Hitze tun ein übriges.« 

»Ist das alles?« 
»Nicht ganz. Wenn die Leber von dem Gift so gesättigt ist, 

daß selbst die Ameisen nicht mehr 'rangehen, trocknen die 
Indianer das Organ, zerstoßen es in einem Tiegel zu Pulver und 
geben den Saft des Cholla-Kaktusses hinzu. Den Brei 
schmieren sie dann auf ihre Pfeilspitzen. Die Nedni-Apachen 
benutzen das Pfeilgift, von den Chiricahuas weiß ich's nicht. 
Hier haben wir es aber mit Mimbrenjos zu tun, und die sind 
wirklich noch viel unberechenbarer als die anderen Stämme.« 

Miller stieß einen gellenden Schrei aus. John wirbelte herum, 

zog den Colt, spannte mit dem Daumen den Hahn und ließ ihn 
los. Der erste Angreifer wurde getroffen und stürzte John vor 
die Füße. 

Der zweite kam mit geschwungenem Kriegsbeil 

herangeflogen. John bückte sich blitzschnell, ließ den Körper 
über sich hinwegsegeln. Bevor die Rothaut sich wieder erheben 
konnte, war John bei ihm. Er trat ihm das Beil aus der Hand, 
legte den Revolver an und schickte den Gegner, der ihm hätte 
zum Verhängnis werden können, zum Großen Manitu. 

»Vier«, sagte er angewidert. »Wo bleibt der fünfte?« 
Der kam nicht. John hastete um den Steinhaufen, den 

gespannten Revolver in der Hand. Weit und breit war nichts 
von dem fünften Mimbrenjo zu sehen. Mit ein paar Schritten 
war er bei den Pferden, aber die Tiere standen festgekeilt in 
dem Spalt und verhielten sich ruhig. 

John rannte zurück, umrundete den Felsen in die andere 

Richtung. Auch dort kein Indianer. Nichts, was darauf 
hingewiesen hätte, wo die Rothaut abgeblieben war. 

Er schob den Colt ins Halfter und ging zu Miller zurück. Der 

Scout lag volltrunken an der Erde und röchelte. Schmerzen 

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hatte er nicht mehr. John legte ihm einen Verband an, hob den 
Scout hoch und trug ihn in den Schatten. Miller konnte nicht 
reiten. Haggerty richtete sich darauf ein, ein paar Tage auf dem 
Plateau zu bleiben, bis es dem Partner besserging. 

Der Tag verlief in quälender Langeweile. Am Abend stand 

blutrot die kupferfarbene Sonnenscheibe im Westen, hüllte die 
Riesenkakteen mit ihren seitlich gespreizten Armen in ein 
unwirkliches Licht und ließ sie aussehen wie das Bild des 
Gekreuzigten. 

John Haggerty drehte sich eine Zigarette, zündete sie an und 

stieß blauen Rauch in den Himmel, der sich golden färbte, um 
dann blau zu werden und schließlich grün. 

Miller schlief. John sah auf ihn hinab. Der Scout hatte kein 

Fieber, aber er schlief den Schlaf aller Gerechten und stieß mit 
jedem Atemzug eine Wolke von Alkoholdunst aus. 

John wollte sich erheben, um etwas Proviant aus seiner 

Satteltasche zu nehmen, da geschah es. 

Das langgezogene Zastee der Apachen drang zu ihm empor 

wie der tödliche Atem der Wüste. 

»Zastee! Tötet!« 
Und dann lauter: »Zastee!« 
Schüsse fielen, Todesschreie trug der schwache Wind auf das 

Plateau. Haggertys Lippen verfärbten sich, seine Augen 
wurden bleich, seine Hände zitterten. 

Leise sagte er vor sich hin: 
»Mit dem Abend kommt das Grauen.« 
Er kroch bis zum Rand der abfallenden Mesa und sah die 

Häuser der Poststation unter sich liegen. Vor dem Haupthaus 
lagen zwei Körper. Tot und skalpiert. Apachen krochen wie 
Schlangen auf die Gebäude zu, andere hielten die Fenster und 
Schießscharten unter Feuer. 

Allen voran ein wildaussehender Indianer mit langen Haaren 

und ohne Stirnband: Victorio. 

Mimbrenjos griffen die Station an und waren dabei, die 

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Arbeit von Monaten in nur wenigen Sekunden zu vernichten. 
Brandpfeile zogen wie lodernde Kometen ihre Bahn, schlugen 
in das Dachgebälk, setzten es in Brand. 

Rauchschwaden verdeckten die Sicht. Der Wind trieb sie 

nach oben. Sie reizten Haggertys Schleimhäute. Er mußte 
niesen. 

Aus dem großen Haus fielen in sporadischen Abständen 

Gewehrschüsse. Einem Teil der Leute war es gelungen, sich 
rechtzeitig in die schützenden Mauern zu retten. Aber sie 
hatten keine Chance. Die Feuersbrunst, die über ihren Köpfen 
loderte, mußte sie jeden Moment aus dem Haus treiben, hinein 
in den Hagel aus Blei und Pfeilen. 

So kam es. John traten Tränen der Wut in die Augen. Wut 

deswegen, weil er hier oben lag und nicht helfen konnte. Aus 
der offenen Tür stürmten drei Weiße, aus allen Rohren 
schießend. Dutzende von Pfeilen senkten sich auf sie herab. 

Ganz eingehüllt in dicke Wolken schwarzen Rauches 

taumelten sie vorwärts, sanken tödlich getroffen in die Knie, 
die verschlungenen Hände wie im Gebet erhoben. Sie baten um 
Pardon, aber er wurde ihnen nicht gewährt. 

Sie drangen ein in den stinkenden Qualm, zuckten die 

Messer, schwangen die Kriegsbeile – zornige Rothäute, 
aufgestachelt bis zur Weißglut vor Haß. 

Entsetzliche Schreie. Wimmernde Töne, um Gnade bettelnde 

Laute. Aber sie waren umsonst. 

Die Mimbrenjokrieger stürzten sich auf die Weißen und 

verrichteten ihr grausames Werk. 

Die Schreie verstummten. Wie mit einem mitleidigen 

schwarzen Tuch hüllte der Qualm alles ein. John Haggerty hing 
halb über dem Abgrund. Er bat und flehte, daß die Weißen vor 
dem grausamen Foltertod verschont würden. Aber auch das 
war vergeblich. In diesem Augenblick schwor der Scout den 
Mimbrenjos voller Grimm furchtbare Rache. 

Ich werde euch verfolgen, bis ihr nicht mehr wißt, wohin ihr 

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euch verkriechen sollt. Ich werde in eure Jacales eindringen, 
euch mit meinen Kugeln treffen, wo ich euch finde. Keiner soll 
verschont werden. So will es das mosaische Gesetz: Auge um 
Auge, Leben um Leben, Blut um Blut… 

Es wurde still dort unten beim Paßsattel. Die Apachen 

trieben Pferde und den alten Maulesel weg. Er würde den 
Abend nicht mehr überleben. Für Apachen galt Maultierfleisch 
als Leckerbissen. 

Die Stille wurde von keinem Laut mehr unterbrochen. Die 

Apachen waren fort. Nur der Rauch wurde vom Abendwind 
hin und her getrieben und in die Schluchten geweht. 

Fünf Tote lagen auf der Paßstraße, fünf Weiße, die Cochise 

vertraut und seinem Wort geglaubt hatten. 

Langsam erhob sich John Haggerty. Er fühlte, wie kalter 

Schweiß auf seiner Haut klebte. Er fühlte auch die große Leere 
in seinem Innern, und der verlorene Glaube an das Wort eines 
Mannes ätzte brennend in ihm wie Säure. 

Er ging zu Miller. Der sah ihn an. 
»Es ist vorbei?« fragte er. 
John nickte. »Sie sind weg. Victorios Horde.« 
Miller schloß die Augen wieder und schlief ein. John blickte 

hinüber zu den quarzdurchsetzten Felsen, die blutrot im 
Sonnenuntergang schimmerten und einen Glanz verbreiteten, 
der die Augen blendete. Er sah die dunklen Augen nicht, 
verborgen hinter stachelbewehrter Vegetation. Er sah auch die 
Gestalt in der einfachen Calicokleidung nicht, die sich wie eine 
Schlange davonwand und ein Pony bestieg. 

John Haggerty sah nichts mehr. Er machte die Augen zu und 

schlief ein, schlief den heilsamen Schlaf des völlig 
Erschöpften. 

Cochise erfuhr noch in der selben Nacht von dem Massaker, 

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General Oliver O. Howard erst am dritten Tag. Mehrere 
Minuten lang stand der Häuptling ganz reglos da und ließ die 
Meldung seines Spähers in sich einträufeln. 

Victorio also, sein alter Widersacher. Cochise entließ den 

Krieger und betrat sein Wickiup. Seine Familie war vollzählig 
anwesend. Finstere Gesichter sahen ihn an, dunkle Augen 
glühten. 

Cochise fragte: »Ihr habt alles gehört und verstanden?« 
Naretana nickte. »Es war nicht zu überhören, Bruder. 

Schwere Zeiten stehen für die Chiricahuas bevor.« 

»Sie werden mich des Wortbruchs für schuldig erklären und 

wie ein Heuschreckenschwarm über unsere Jagdgründe 
herfallen. Wie kann der weiße Häuptling einem Chiricahua 
noch glauben?« 

Er setzte sich ans Feuer, hielt die Hände darüber, und 

bewegte die Finger. Mit keinem Blick beachtete er die Frauen, 
die sich im Hintergrund der indianischen Behausung 
aufhielten. 

Eine große Leere breitete sich in Cochise aus, Verzweiflung. 

Von nun an war er gebrandmarkt. Er fühlte sich allein in einer 
Welt von Verrat, und er wurde von tiefen Zweifeln erfüllt. 

Er hatte für seine Sippe gesorgt und alle Unbilden von ihr 

ferngehalten. Viel Fleisch, gute Rastplätze, warme Decken 
während kalter Nächte und kühles Wasser während heißer 
Tage bedeuteten nichts mehr, wenn die Pferdesoldaten 
auftauchten, um Rache zu nehmen für die Toten am Paß. 

Cochise wurde unruhig. Je mehr er grübelte, desto weniger 

sah er eine Chance, einigermaßen heil aus dieser Affäre 
herauszukommen. Unter seinen Kriegern hatte sich das 
Massaker bereits herumgesprochen. Trommeln pochten in 
einem ganz bestimmten Rhythmus. 

Der Jefe kannte die Zeichen. Er lehnte sich nicht gegen die 

Sitten und Gebräuche seines Volkes auf, dafür war in dieser 
Situation auch nicht die Zeit. Sein Gehirn suchte nach einer 

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Lösung, nach einem rettenden Einfall. Unwillkürlich dachte er 
an John Haggerty. Eine Weile hatte er geglaubt, er wäre der 
Mann, der dem tragischen Schicksal der Apachen eine 
Wendung geben konnte. Am Anfang hatte er den Scout mit 
seinem harten Durchsetzungsvermögen und den bitteren Augen 
gehaßt. 

Inzwischen wußte er, daß nur einer sie retten konnte, wenn es 

überhaupt jemanden gab. 

Cochises Blick streifte Tla-ina. Seine junge Schwester 

beschäftigte sich mit Näharbeiten. Sho-shu-li, seine Frau, sah 
ihn an und senkte den Blick wieder. 

Sie wirkte blaß und kränklich, aß kaum noch etwas und 

konnte in den Nächten nicht schlafen. Cochise wußte nicht, 
was ihr fehlte. »Regenbogen« redete nicht darüber, dazu war 
sie zu stolz. 

Die sorgenvollen Gedanken des Häuptlings glitten ab, 

beschäftigten sich wieder mit den Dingen, die mit ungeheurer 
Gewalt auf ihn einstürmten. Spätestens in einer Woche zogen 
vermutlich lange Kolonnen von Pferdesoldaten in die 
Dragoons, um die Zugänge zu den höhergelegenen Canyons 
abzuriegeln. 

Das war das Ende aller Chiricahuas. 
Unruhig erhob Cochise sich, ging vor dem Feuer auf und ab. 

Niemand störte ihn. 

Was hatte der Späher außerdem gesagt? Zwei weiße Männer 

hätten das Massaker verfolgt. Er hatte sogar die Stelle 
beschrieben, von wo aus sie den Paß und die Poststation 
beobachtet hatten. 

Sein Entschluß reifte von Sekunde zu Sekunde mehr. 

Cochise trat vor das Wickiup. Die Hitze des Tages hatte sich 
verflüchtigt, und ein kühler Wind durchwehte den Canyon. 

Der Häuptling fühlte, wie der Wind seine heiße Haut kühlte. 

Er mußte etwas unternehmen, nur über das Was war er sich 
nicht schlüssig. Er glaubte auf Gedeih und Verderb den 

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Schicksalsmächten ausgeliefert zu sein. 

Ein Krieger näherte sich ihm. Cochise drehte sich um und 

hoffte, daß es sein Sohn Naiche war. Es war Naiche. Der junge 
Mann blieb vor Cochise stehen, deutete mit ausgestrecktem 
Arm nach Westen, beschrieb einen Kreis und sagte: 

»Sorgen erfüllen dich, Vater. Victorio hat die Sache der 

Apachen verraten. Gehen wir zu dem Hellauge, der Tla-ina vor 
dem Stich des Peitschentieres rettete.« 

»Wie soll er uns helfen?« 
»Er kann es, wenn er will. Er hat gesehen, wer die Weißen 

tötete.« 

»Für die Pferdesoldaten sind Apachen alle gleich. Sie kennen 

die Unterschiede nicht und verstehen es nicht, sich in unsere 
Welt zu versetzen.« 

»Laß uns reiten«, sagte Naiche. 
Cochise nickte, setzte sich in Bewegung. Gemeinsam gingen 

sie zu dem Hecken-Corral und fingen sich zwei Ponys ein. 

Brütendes Schweigen hing über dem Canyon, als sie über die 

Rampe auf die Mesa ritten. 

Sogar der Wind hatte sich vorübergehend gelegt. Es war, als 

hätte sich ein Ereignis angekündigt. 

Der neue Tag brach mit Hitze und einem glutheißen Wind über 
die Canyons herein. Am Himmel kreisten Bussarde wie 
schwarze Tupfen, ließen sich treiben, stießen aber nicht herab. 

Haggerty wurde stutzig, als er die Raubvögel beobachtete. 

Immer mehr Bussarde gesellten sich zu den anderen, aber sie 
machten keine Anstalten, ihre von der Natur vorgeschriebene 
Aufgabe zu erfüllen. 

Irgendwo in dieser menschenmordenden Einöde mußte es 

noch Leben geben, was die Vögel davon abhielt, sich den 
Toten zu nähern. John stand auf, schob die Decken zur Seite 

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und griff nach der Wasserflasche. Er nahm einen tüchtigen 
Schluck, ging zu Miller, dem es besser zu gehen schien, der 
aber noch schlief. John weckte ihn und hielt ihm die Flasche 
vor die Lippen. 

»Wie geht's dir heute?« 
»Besser. Ich hoffe, ich kann reiten.« 
Haggerty nickte, wies auf die Vögel und sagte: 
»Irgend jemand nähert sich dem Paß. Ich möchte noch eine 

Weile warten, bis ich sicher bin, wer da kommt.« 

»Indianer?« 
»Weiß ich nicht. Jedenfalls keine Mimbrenjos. Apachen 

kehren niemals wieder dahin zurück, wo sie Tote zurückließen. 
Hängt mit ihrem Glauben und ihrer Vorstellung vom Jenseits 
zusammen. Bleib ruhig liegen, Curt. Ich möchte feststellen, 
weshalb sich die Bussarde so zögernd verhalten.« 

Er ging bis zu dem Steilabfall, legte sich auf den Boden und 

kroch das letzte Stück. Plötzlich hatte er das Gefühl, 
beobachtet zu werden. Der fünfte Mimbrenjo fiel ihm ein, aber 
der hatte sich bestimmt aus dem Staub gemacht. 

Sosehr er seine Augen auch anstrengte, er entdeckte 

niemanden. Keine Bewegung beim Paß. Nur die Raubvögel 
hoch über seinem Kopf zogen ihre lautlosen Kreise. 

Noch einmal warf er einen lauernden Blick über die wilde 

Landschaft, dann zuckte er mit den Achseln und kroch zurück. 
Als man ihn von unten nicht mehr beobachten konnte, stand er 
auf und ging zu Miller. 

»Nichts zu sehen, Curt. Trotzdem, ich traue der Stille nicht 

mehr. Ich wette, da tut sich was in unserer Umgebung.« 

»Wir müssen verschwinden, John.« 
Haggerty winkte ab. 
»Heute noch nicht, das hältst du nicht aus. Eine Nacht wollen 

wir noch abwarten.« 

Unruhig machte John eine Runde um das Felsmassiv. Auf 

dem Plateau lagen die toten Apachen, aber auch hier hatten die 

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Raubvögel noch nicht mit ihrem grausigen Werk begonnen. 

John Haggerty beendete seine Runde und kehrte zu Miller 

zurück. 

»Nichts zu sehen. Ich mache uns jetzt ein Frühstück.« 
»Vielleicht haben wir die Vögel aufgeschreckt?« 
»Glaube ich nicht. Sie haben sich längst an uns gewöhnt. 

Nein, es muß etwas anderes sein, das sie stört. Warten wir's ab. 
Nach dem Frühstück werde ich nach deiner Wunde sehen und 
den Verband erneuern.« 

Miller gab keine Antwort. Mit weiten Augen starrte er an 

Haggerty vorbei. 

John drehte sich um und sah Cochise vor sich stehen. Hinter 

dem Jefe wartete sein Sohn Naiche. 

Beide Männer musterten sich, John mit einer kalten Wut im 

Bauch, Cochise zurückhaltend. Keiner sagte ein Wort oder 
bewegte sich. John schloß halb die Augen und verlor seine 
Sicherheit. Er kam sich wie ein Kind vor gegen diesen 
Indianer. 

Als John Haggerty das Schweigen zu lange dauerte, sagte er 

schließlich: 

»Das Massaker dort unten ist dein Werk, Cochise. Dafür 

überreicht dir die Armee einen Orden. Du und dein Volk könnt 
stolz auf die Auszeichnung sein, Jefe.« 

Cochise reagierte nicht. Er hörte den Sarkasmus aus des 

Weißen Stimme, und das traf ihn tief. So tief, daß er einen 
Augenblick lang überlegte, einfach wieder umzukehren und 
voller Hilflosigkeit das zu erwarten, was er nach Lage der 
Dinge hinnehmen mußte. 

Aber er überwand sich, richtete sich hoch auf und blitzte den 

Scout zornig an. 

»Du warst Zeuge des Massakers, meine Späher berichteten 

es.« 

Haggerty nickte. »Stimmt«, gab er offen zu. »Hier oben war 

ich sogar dabei.« Er wies auf Miller, in dessen Gesicht langsam 

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wieder Farbe kam. 

Cochise blickte umher. Er sah die Pfeilspitze am Boden, 

stieß sie mit dem Mokassin an. Sein Gesicht blieb dabei 
ausdruckslos. Während seine Nasenflügel sich blähten, wandte 
der sich wieder an den Scout: 

»Du hast gesehen, wer das Haus der Weißen überfiel und den 

Männern die Skalps nahm. Berichte dem weißen Häuptling, 
wer es war, aber behaupte nicht, daß ich schuld sei oder den 
Befehl dazu gab.« 

Haggerty glaubte ihm nicht. 
»Natürlich sah ich es, und ebenso sicher weiß ich, daß du 

hinter der Sache steckst. Der Mimbrenjo wird es nicht wagen, 
auch nur gegen einen deiner Befehle zu handeln. Du hast dein 
Wort gebrochen, Chiricahua, den Frieden zunichte gemacht 
und einen neuen Krieg heraufbeschworen. Du allein trägst die 
Verantwortung für das, was künftig geschieht.« 

»Harte Worte. Falsche Worte. Sag noch einmal, daß ich es 

war, dann zerschmettere ich dich, Wurm!« 

John trat zurück, zog den Revolver. 
»Wage es nur, mich anzurühren, Jefe!« 
Die Drohung ließ den Chiricahua kalt. Er wollte sich trotz 

der gespannten Waffe auf den verhaßten Weißen stürzen, aber 
ein Zuruf hielt ihn auf. Naiche trat an seine Seite. 

»Reite!« sagte er im Befehlston. »Reite und berichte dem 

einarmigen Häuptling der Weißen, daß Cochise nichts von 
diesem Massager wußte, daß er nicht den Befehl dazu gab und 
auch jetzt nicht hinzunehmen gedenkt, daß Victorio unbestraft 
davonkommt. Reite!« 

»Ich kann nicht. Siehst du nicht, daß mein Gefährte schwer 

verwundet ist? Von einem Apachenpfeil«, fügte er verbittert 
hinzu. 

»Immer waren es die Pfeile der Apachen«, entgegnete der 

Häuptling mit dunkler Stimme. »In der Desertio, am Camino 
del Deablo, bei Pinos Altos, an hundert anderen Stellen 

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zugleich, aber kein Chiricahua würde jemals die Gran Desierto 
betreten. Verschwinde, weißer Mann, so lange ich meinen 
Großmut nicht bedaure!« 

Haggerty ließ den Revolverhahn knacken, um den Häuptling 

zu warnen. 

»Ich gehe, wann es mir paßt und wenn mein Freund den Ritt 

durchstehen kann. Schätze, das wird morgen sein. Ich reite also 
nicht heute, sondern erst morgen. Hast du etwas einzuwenden, 
Jefe?« 

Der Grimm zuckte wie Blitz aus Cochises Augen. Er ballte 

die Hände und wollte sich erneut auf Haggerty stürzen. Aber 
wieder war es Naiche, dessen Ruf ihn zurückhielt. 

Der junge Krieger sagte ein paar Worte in seiner Sprache zu 

Cochise, die John nicht verstand. Der Jefe wurde merklich 
ruhiger. Sein glühender Blick richtete sich in die Ferne, und 
John schien es, als wäre er plötzlich irritiert. 

Was hatte Naiche ihm gesagt? 
»Du hast Tla-ina vor der giftigen Spinne gerettet. Ich stehe 

deswegen in deiner Schuld, Weißauge. Du kannst auf meinem 
Land bleiben, bis dein Gefährte wieder gesund ist, aber sage 
nie wieder, daß Cochise sein Wort gebrochen hat. How!« 

Würdevoll drehte er sich um und ging davon. Naiche folgte 

ihm. Beide waren hochgewachsen und ähnelten sich in ihrer 
grauen Wüstenkleidung. Als sie hinter den Felsen 
verschwanden, fühlte sich John Haggerty plötzlich einsam. 

»Würden Sie das alles zu Protokoll geben, Mr. Haggerty? 
Auch die kleinen, aber wichtigen Details?« 

»Selbstverständlich, Sir. Ich schreibe heute abend den 

Bericht.« 

»Danke«, sagte General Howard freundlich. »Bitte, fahren 

Sie fort.« 

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»Cochise war plötzlich auf dem Plateau. In seiner Begleitung 

war sein Zweitältester Sohn Naiche. Ich beschuldigte ihn, das 
Massaker veranlaßt zu haben. Aber er wollte nichts davon 
wissen. Nun gut, es war nicht richtig, diesen stolzen Häuptling 
zu beleidigen. Ich weiß, wie empfindlich sie sind, wenn es um 
Ehre und Gewissen geht. Aber ich konnte nicht anders. In mir 
kochte es, und immer, wenn ich mir vorstellte, wie die 
Postleute unten im Paß in ihrem Blut lagen, skalpiert und 
geschändet, platzte mir der Kragen.« 

»Wie reagierte Cochise auf Ihre Beleidigung, Mr. 

Haggerty?« fragte Colonel White. Walmann sah nur herüber, 
sagte kein Wort und verhielt sich abwartend. 

»Er war empört, Sir. Wenn ihn Naiche nicht davon 

abgehalten hätte, wäre er trotz meines gespannten Revolvers 
mit dem Messer auf mich losgegangen.« 

»Hätten Sie geschossen, Mr. Haggerty?« fragte Walmann 

schnell und trat vor den Scout hin. 

»Ich weiß es nicht, Sir. Ich kann es wirklich nicht mit 

Bestimmtheit sagen. Jedem platzt ja mal der Kragen, oder? 
Muß man deswegen gleich zum Totschläger werden?« 

»Aha! Sehr vernünftig gesprochen, Scout«, bemerkte 

Colonel Walmann. Er legte Haggerty eine Hand auf die 
Schulter, nichts weiter als eine freundschaftliche Geste. 

»Was glauben Sie denn? Sind Sie der Meinung, daß Cochise 

das Massaker angestiftet oder geduldet hat?« 

Haggerty starrte auf seine staubigen Stiefel. Diese Frage 

hatte er sich während des Ritts zum Camp hundertmal gestellt. 
Sogar mit Miller hatte er darüber diskutiert. Der war jedoch zu 
schwach gewesen, um sich auf eine längere 
Auseinandersetzung einzulassen. 

»Nun?« fragte Colonel Walmann mit schmalen Augen. 
»Ich glaube es nicht, Sir«, erwiderte der Scout mit fester, 

überzeugender Stimme. »Ich halte ihn für einen Ehrenmann. 
Aber die Hautfarbe allein macht noch keinen Gentleman.« 

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»Was wollen Sie damit sagen?« 
Howard schaltete sich ein, schenkte Haggerty ein 

freundliches Lächeln und drehte sich dann White zu. 

»Da hören Sie es, Colonel. Ich glaube es übrigens auch nicht. 

Victorio hat sich da einen Alleingang geleistet, der Cochise 
teuer genug zu stehen kommen kann, wenn die Weißen keine 
einsichtigen Führer hätten.« 

»Sie meinen, Sir…?« 
»Ja«, entgegnete General Howard hart, »ich meine. Und daß 

ich richtig liege, bestätigt Haggerty.« 

White zog sich ein Stück zurück, bis außerhalb des 

Lampenscheins. Seine Miene drückte Unmut aus. 

»Ich frage mich immer, ob es angebracht ist, die Apachen 

mit Samthandschuhen anzufassen? Eines Tages wird diese 
Nachsicht vielen, vielen Weißen in diesem Land das Leben 
kosten. General… Sir, für mich ist Cochise schuldig. Greifen 
wir die Chiricahuas an!« 

»Gut und schön«, sagte Howard. »Unsere Meinungen gehen 

eben auseinander. Macht nicht das geringste aus. Nur, womit 
sollen wir die Chiricahuas angreifen? Ich meine, woher soll ich 
die Soldaten nehmen, wenn das Oberkommando mir 
zusätzliche Truppen verweigert?« 

White wollte aufbegehren, aber Walmanns warnender Blick 

hielt ihn davon ab. 

»Der General hat recht«, sagte Colonel Walmann ohne rechte 

Begeisterung. »Wir haben einfach nicht genügend Soldaten, 
um sie in die Berge zu schicken. Es wäre glatter Selbstmord, 
mit den wenigen Männern in Cochises Reich einzudringen. 
Wenn wir klug sein wollen, müssen wir zunächst Victorio für 
den Übeltäter halten. Das erspart uns eine Entscheidung, die 
tödlich für unsere Soldaten sein kann. Und wenn wir noch ein 
wenig klüger erscheinen wollen, als nur klug, lassen wir das 
Cochise auch irgendwie wissen. Möglicherweise hält ihn dies 
von unüberlegten Entscheidungen ab, die ihm vielleicht 

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aufgezwungen werden.« 

Howard nickte zu Walmanns Worten. Sein Gesicht wurde 

ernst und nachdenklich. Eine Weile sagte er gar nichts, dann 
wandte er sich wieder an Colonel Walmann: 

»Wie könnte das geschehen?« fragte er. 
Walmann deutete auf John Haggerty, aber der Scout wehrte 

ab. 

»Das riskiere ich nicht noch einmal, Sir. Cochise wird mich 

diesmal zu Tode martern lassen. Bei den vielen Beleidigungen, 
die ich ihm ins Gesicht schleuderte, wäre ich keine Minute lang 
meines Lebens sicher.« 

»Ausgeschlossen, Mr. Haggerty. Schließlich sind Sie 

Parlamentär und genießen einen Sonderstatus.« 

»General, sind Sie sicher, ob Cochise den Begriff überhaupt 

kennt? Weiß er, daß ein Unterhändler immun ist, nicht verletzt 
und nicht gefangengenommen werden darf?« 

»Nein, wohl kaum.« 
General Oliver O. Howard konnte es nicht wissen. Hilflos 

zuckte er mit den Achseln und schwieg. 

Walmann schaltete sich wieder ein: 
»Wie solch ein Unternehmen ausgehen kann, läßt sich mit 

absoluter Sicherheit nicht voraussagen, Mr. Haggerty. Nur, alle 
Augen in der Armee blicken auf Sie. Der Lohn müßte Ihnen 
eigentlich das Risiko wehrt sein.« 

»Sir, welcher Lohn?« 
»Der Ruhm, derjenige gewesen zu sein, der der Vernunft 

zum Sieg verhalf.« 

Haggerty fühlte sich überrumpelt. Mechanisch, ohne es zu 

wollen, nickte er. 

Walmann hakte sofort nach. 
»Also einverstanden. Wann reiten Sie, Mr. Haggerty?« 
»Morgen«, erwiderte John. Dabei wurde sein Rücken von 

einer Gänsehaut überzogen. 

General Howard sah ihn prüfend an. 

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»Wenn Sie das schaffen, Haggerty, garantiere ich Ihnen das 

Offizierspatent. Viel Glück und gesunde Rückkehr!« 

ENDE