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John Montana 

Kein Apache stirbt allein 

Apache Cochise 

Band Nr. 12 

Version 1.0 

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Prolog 

Als die weißen Amerikaner Mitte des 19. Jahrhunderts den 
Südwesten der USA zu besiedeln begannen, stießen sie auf ein 
indianisches Volk, das bereits die Spanier und Mexikaner hatte 
teuer dafür bezahlen lassen, daß sie unbefugt in ihre 
Jagdgründe eingedrungen waren.
 

Die etwa ein Dutzend umfassenden Apachen-Gruppen und 

Großsippen, am gefürchtetsten die Chiricahua-Apachen, 
widersetzten sich der Niederwerfung durch die Weißen mit 
allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln.
 

Sie überfielen zunächst Postkutschen, Frachtwagenzüge, 

Armeepatrouillen, Farmen, abseits gelegene Ranches und 
kehrten anschließend wieder zu ihren Stützpunkten in den 
Bergen zurück, den sogenannten »Apacherias«, die bei den 
Weißen der damaligen Zeit als uneinnehmbar galten.
 

Der Widerstand flammte zum blutigsten und grausamsten 

Grenzkrieg der Indianergeschichte auf, als Cochise von 
Mangas Colorados die Führung der Stämme übernahm.
 

Cochises Weitblick ließ ihn letztlich erkennen, daß der 

Untergang der roten Rasse eine von den Weißen beschlossene 
Sache war, die Anspruch erhoben auf alles Land zwischen den 
Dragoon Mountains im Südosten, dem Mogollon-Rim im 
Westen und der Gran Desierto im Süden.
 

Cochises Chiricahuas, die Kerntruppe seiner Streitmacht, 

blieb im Angesicht der unaufhaltsamen Flut weißer Siedler, 
Goldgräber und Desperados nur noch eine Devise: Raube, 
ohne erwischt zu werden, töte, ohne getötet zu werden. Ein 
Kampf ohne Erbarmen entflammte in den Canyons, Tälern und 
Wüsten. Ein Kampf, dessen Schilderung in dieser Serie nicht 
die ganze Brutalität wiedergeben kann, wie sie uns die 
Geschichte überliefert hat.
 

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1871 gelang es Cochise, die meisten Stämme der Apachen zu 

einer einzigen Widerstandsfront gegen die Eindringlinge aus 
Nord und Süd, Weiße und Mexikaner, zu vereinen. Die 
blutigsten Massaker auf beiden Seiten waren die Folge.
 

Auf ihren flinken Ponys überfielen die Krieger in kleinen 

Gruppen Wagenzüge und Posthaltereien im Norden, um am 
nächsten Tag schon Farmer und Goldgräber im Süden oder 
eine Patrouille der Army im Westen anzugreifen.
 

Militär und Siedler waren macht- und hilflos und ohne eine 

Möglichkeit gezielten Widerstandes den ständigen 
Apachenangriffen ausgesetzt.
 

Wenn 1870 General Sherman nach Washington schrieb: 

»Wir führten einen Krieg gegen Mexiko, um Arizona zu 
bekommen, wir sollten jetzt einen Krieg führen, um dieses Land 
wieder loszuwerden«, so kennzeichnen diese Worte die 
verzweifelte Hilflosigkeit des Militärs.
 

Diese nach authentischen Überlieferungen verfaßte Serie soll 

dem größten aller indianischen Führer ein Denkmal setzen: 
Cochise.
 

Dem Wirken dieses Mannes und seinem Weitblick für 

politische Veränderungen ist es zu verdanken, daß diese Story 
mit ihrer ganzen Dramatik wahrheitsnah niedergeschrieben 
werden kann.
 

Unsere Autoren fühlen sich verpflichtet, neben der 

Herausstellung der abenteuerlichen Charaktere, die in jener 
Zeit Geschichte machten, auch der historischen Wahrheit die 
Ehre zu geben.
 

Nichts soll verschwiegen, nichts hinzugefügt oder entstellt 

werden. 

Ihr Martin Kelter Verlag 

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*** 

Der braunhaarige Mann ritt in flottem Trab die letzten Meilen, 
die noch vor ihm lagen, ehe er sein Ziel erreichte. Dieses Ziel 
war der Apachen-Paß. Jene Station, auf der Postmeister Tom 
Jeffords, Cochises Freund, mit einigen Helfern lebte. 

John Haggerty, General Howards Chiefscout, hatte auf der 

Station eine Mission zu erfüllen. Er sollte Thomas Jeffords 
dazu bringen, wegen der Entführung eines Mädchens mit 
Cochise zu verhandeln. 

Haggerty dachte in diesem Augenblick mehr an Essen und 

Schlafen als an seinen Auftrag. Er war hundemüde und 
hungrig. Und er sehnte sich nach einem erfrischenden Bad. Vor 
allem der Gedanke an Wasser und Seife war es, der ihn sein 
Pferd schneller antreiben ließ. John wollte endlich den Staub 
aus seiner Kleidung abschütteln. 

»Los, Alter, wirf die Hufe!« raunte der Scout dem Hengst in 

die Ohren. »Bald ist unsere Reise zu Ende. Morgen, wenn du 
ausgeruht bist, kannst du zu deinen Artgenossen auf die 
Koppel. Haben beide eine Verschnaufpause redlich verdient, 
eh?« 

Im Geiste sah John das spitzgiebelige Haupthaus der Station 

vor sich, die freistehende Schmiede und den langgestreckten 
Stall. Nur noch wenige Meilen und … 

Sein Gedankengang setzte plötzlich aus. John blickte in den 

blauen Himmel hoch und schnupperte wie ein Wolf. Sein 
Hengst wurde auffallend nervös. 

Du hast es also auch bemerkt, was? Haggerty klopfte dem 

Pferd beruhigend den Hals. Brennt was, mein Guter. 
Hoffentlich ist es nicht zu schlimm. 

John verhielt den Braunen, blickte aufmerksam in die 

Richtung, aus der der Rauch kam. 

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Das war doch am Paß. Die Rauchwolken wurden immer 

dichter, dunkler. 

»Jetzt zeig, was in deinen Knochen steckt«, ermunterte John 

den Hengst. »Es scheint doch mehr zu sein als nur ein 
harmloser Brand.« 

Denn daß da nicht nur ein Heuschober oder eine kleine Hütte 

brannte, wurde dem Scout bald klar. 

Ein Schenkeldruck, und der braune Hengst fiel in gestreckten 

Galopp. Seine Hufe schienen den Boden kaum zu berühren. Er 
flog förmlich die gewundene Paßstraße entlang. 

Als Pferd und Reiter um die letzte Biegung preschten, bot 

sich John Haggerty ein Bild des Grauens. 

Die Stallungen der Poststation brannten lichterloh. 
Von der nahen Quelle bis zum Brandherd bildeten die 

Männer der Station eine Eimerkette. 

John Haggerty warf sich aus dem Sattel, lief zur Wasserstelle 

und ergriff ebenfalls einen Eimer. Ein kurzes Nicken war seine 
einzige Begrüßung. Viele Worte waren in dieser Situation nicht 
angebracht. Hier half nur eines: mit anpacken. 

Der hochgewachsene Thomas Jeffords wagte sich näher als 

die andern an das lodernde Feuer. Buck Tinatra, der 
Revolvermann, entdeckte John Haggerty an der Quelle und rief 
Jeffords zu: 

»He, Tom, wir haben Hilfe bekommen! Wenn mich nicht 

alles täuscht, ist der Gent John Haggerty, General Howards 
Chiefscout. Bei diesem verdammten Rauch kann man 
allerdings nicht richtig sehen.« 

»Und wenn es der Teufel persönlich wäre, mir ist jede Hand, 

die helfen kann, willkommen«, gab Jeffords zurück. »Los, 
Buck, reich den Eimer her! Zum Quatschen ist nachher Zeit.« 

Unruhig schnaubten die Pferde auf der Koppel, stampften 

nervös mit den Hufen oder wieherten schrill. Die Tiere hatten 
Angst vor dem Feuer, tödliche Angst. 

»Walker, versuch die Gäule zu beruhigen!« rief Jeffords 

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seinem Posthelfer zu, »sie spielen sonst verrückt und könnten 
in ihrer Panik die Umzäunung durchbrechen. Dann hätten wir 
die Bescherung.« 

Walker, froh, der Hitze zu entkommen, ließ sich das nicht 

zweimal sagen. Die aufgeregten Gäule beruhigten sich etwas, 
als ihr vertrauter Pfleger die Koppel betrat. 

Währenddessen bemühten sich Jeffords, Tinatra, Osborne, 

Kelly und Haggerty weiter, das Feuer zu löschen. 

Als es ihnen endlich gelungen war, den Brand unter 

Kontrolle zu halten, waren alle erschöpft, schmutzig und 
verschwitzt. 

»Danke, Haggerty.« Tom Jeffords reichte dem Scout die 

Hand. »Sie kamen genau im richtigen Moment. Wir konnten 
jede Hand verdammt gut brauchen.« 

»Wie ist das passiert?« wollte John Haggerty wissen. 
»Mimbrenjos«, erwiderte Jeffords grimmig. »Sie schossen 

mit Brandpfeilen auf den Stall. Kommen Sie ins Haus, John. 
Schätze, wir alle haben einen Schluck verdient.« 

»Ich bin einem guten Tropfen nie abgeneigt.« Haggerty 

lächelte mit blitzenden Zähnen. »Im Augenblick aber habe ich 
größeres Verlangen nach Wasser und Seife. Davon träume ich 
seit mehr als zwei Stunden.« 

Jeffords erwiderte Haggertys Grinsen. 
»Verstehe. Aber zuerst trinken wir einen Doppelstöckigen. 

Habe da eine wirklich feine Sorte im Haus. Richtigen 
schottischen Whisky. Nicht gepanscht wie beim Salooner in 
Tucson. Also, John, trinken wir. Nach so einer Räucherpartie 
sollte man immer zuerst die Kehle spülen.« 

Als die Männer um den rohgezimmerten Tisch saßen, fixierte 

Tom Jeffords den Scout und fragte: 

»Was führt Sie eigentlich her, John? Auf einem Spazierritt 

befinden Sie sich doch nicht.« 

Haggerty nahm einen Schluck Whisky, ließ die scharfe 

Flüssigkeit genüßlich durch die Kehle fließen. 

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»Ich komme im Auftrag von General Howard«, erwiderte er. 

»Ein Mädchen wurde von Apachen entführt, Mercedes del 
Rey, Tochter einer angesehenen Familie. Der Gouverneur von 
Sonora bat General Howard um Hilfe.« 

Tom Jeffords mußte lächeln. 
»Mit anderen Worten: Sie sollen mich dazu überreden, mit 

Cochise zu sprechen. Ist es so? Ich will Ihnen was sagen, John. 
Man nennt mich zwar den Freund Cochises, es gibt jedoch 
Dinge, auf die ich keinen Einfluß habe. Ich bin für den 
Häuptling nur sein Freund ›Hellauge‹, aber nicht Manitu.« 

»Versuchen Sie es wenigstens. Reden Sie mit Cochise.« 

Haggertys Stimme wurde eindringlich. »Die Lage spitzt sich 
immer mehr zu. Das müssen Sie zugeben, Jeffords.« 

Der Stationsleiter nickte. 
»Wem sagen Sie das. Wir haben es heute am eigenen Leib 

erfahren. Auch Postkutschen wurden von den Mimbrenjos 
angehalten. Sie drohten und belästigten Passagiere und Fahrer. 
Trotzdem, John, ich verlasse den Paß nur ungern.« 

»Sie haben zuverlässige Leute, oder? Und Cochise ist Ihr 

Freund. Was also hält Sie davon ab, in die Apacheria zu 
reiten?« 

»Eigentlich nichts, nur mein sechster Sinn warnt mich. 

Bisher hat mich mein Instinkt noch nie getrogen.« 

Nachdem sich John Haggerty erfrischt hatte, versuchte er 

noch einmal, Jeffords zu dem Ritt zu überreden. 

»Daß Sie hier gebraucht werden, sehe ich ein«, sagte der 

Scout auf die diplomatische Tour. »Als Vermittler bei Cochise 
sind Sie jedoch unersetzlich. Ich habe mir sagen lassen, daß der 
Häuptling auf Ihr Wort hört, Jeffords.« 

»Sie hätten Anwalt werden sollen.« Auf Tom Jeffords 

gebräuntem Gesicht erschien ein breites Lächeln. »Ich nehme 
an, Sie werden sich nicht eher zufriedengeben, bis Sie mich 
rumgekriegt haben.« 

»Erraten, Tom. Und wenn Sie nichts gegen einen Begleiter 

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einzuwenden haben, werde ich mich Ihnen anschließen. Es ist 
lange her, seit ich in Cochises Dorf war.« 

Daß ihn der Gedanke an Tla-ina dazu bewog, Jeffords seine 

Begleitung anzubieten, verriet John dem Stationsleiter nicht. 

Bei dem Gedanken an die schöne Apachin wurde der Scout 

von brennender Sehnsucht erfaßt. Tla-ina, Cochises 
einundzwanzigjährige Schwester, bedeutete John sehr viel. 

Und er wußte sich von dem bildhübschen Wesen 

wiedergeliebt. Die junge Indianerin war mit Abstand das 
schönste Mädchen in der Apacheria. 

Hätte man Tla-ina in die Kleider einer Weißen gesteckt, hätte 

sie eher einer Mexikanerin als einer Apachin geglichen. Denn 
Tla-ina hatte edle Gesichtszüge und war von schlanker, 
faszinierender Gestalt. Sie hatte nichts Mongolisches an sich, 
wie die meisten Indianer. 

Dies waren Haggertys Gedanken, als er abwartend zu Tom 

Jeffords blickte. Sein Entschluß stand fest: er wollte zu Cochise 
reiten, auch ohne den Stationsleiter. 

Jeffords nickte schließlich. 
»Well, reiten wir also, John. Ich möchte mir später nicht 

vorwerfen müssen, irgend etwas unterlassen zu haben, das dem 
Frieden in diesem Land hätte nützen können.« 

»Wann reiten wir?« fragte der Chiefscout. 
»Morgen in aller Frühe. Und rechnen Sie nicht mit einem 

freundlichen Empfang.« 

»Ich kenne den Häuptling und weiß, daß er manchmal sehr 

mürrisch sein kann«, sagte Haggerty. »Ich mache mir keine 
Illusionen. Hauptsache, er hört auf Sie.« 

Die Schatten der Nacht lagen noch über dem Land, als Tom 

Jeffords und John Haggerty am nächsten Morgen zu einem Ritt 
aufbrachen, von dem sie nicht wußten, wie er enden mochte. 

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Die Sonne stand im Zenith, als sich die beiden Männer 
Cochises Bergfeste näherten. 

»Es gibt Leute, die an dieser Stelle den Mut zum 

Weiterreiten verlieren«, sagte Jeffords zum Begleiter. »Noch 
einige Meilen, und die ersten Späher werden sich zeigen. 
Beobachtet werden wir schon seit geraumer Zeit. Das wissen 
Sie wohl selbst, John.« 

Der Scout nickte. 
»Ich kann die Blicke der Chiricahuas förmlich auf meinem 

Rücken spüren. Sollen wir den Vettern zeigen, daß wir nicht 
von Dummsdorf sind, Tom?« 

Jeffords winkte ab. Er wirkte müde, abgespannt. 
»Lassen wir ihnen den Spaß, uns zu überraschen. In manchen 

Dingen sind sie wie Kinder, die sich über einen gelungenen 
Streich freuen können.« 

»Sie sind vor allem dann bester Laune, wenn ein Weißer 

ihnen den Rücken zukehrt und sie selbst den Finger am 
Drücker haben«, entgegnete Haggerty trocken. »Ich kenne die 
roten Brüder, Tom. Obwohl es heißt, daß es schwer zu erraten 
ist, was hinter der Stirn eines In …« 

Mitten im Satz brach Haggerty ab. Das feine Sirren eines 

Pfeils, dessen Spitze sich dicht vor seinem Braunen in die Erde 
bohrte, hatte den Scout verstummen lassen. Ein zweites 
gefiedertes Geschoß erschreckte den Fuchs des Postmeisters. 
Das Pferd scheute, steilte und ließ die Vorderbeine wirbeln. 

Fluchend ließ sich Haggerty seitwärts von seinem Hengst 

gleiten, griff dabei nach dem Colt. Jeffords hatte alle Mühe, 
sich auf dem Rücken des Apaloosa zu halten. 

Weitere Geschosse folgten, keines traf jedoch. Die Pfeile 

bohrten sich in die Erde, rechts, links vor und hinter den beiden 
Weißen. Sie wurden förmlich von Pfeilen eingekreist. 

»Sie sitzen in Deckung hinter den Felsen«, rief Jeffords dem 

Scout zu. »Wollen uns wohl hier festnageln. Erkennen Sie die 
Fiederung an den Pfeilschäften. Das sind Mimbrenjos.« 

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»Verdammt! Wollen die Hunde verhindern, daß wir zu 

Cochise reiten?« Haggerty sah den Stationsleiter an, dem es 
endlich gelungen war, sein Pferd zu beruhigen. 

»So wird es sein.« Der stattliche blonde Thomas Jeffords 

erhob sich zu voller Größe. »Sind die Mimbrenjos alte Weiber, 
daß sie sich vor zwei Männern fürchten?« Überlaut klang seine 
Stimme in der mittäglichen Stille. »Was wollt ihr von uns?« 

»Die Pinda-lick-o-ye sollen umkehren.« Ein finster 

blickender Mimbrenjo erhob sich hinter einem Felsblock. »Wir 
wollen keine Bleichgesichter in unseren Jagdgründen.« 

»Dies sind nicht die Jagdgründe der Mimbrenjos. Hier ist 

Chiricahuagebiet«, rief Jeffords zurück. »Cochise wird nicht 
erfreut sein zu hören, daß ihr seinen Freunden droht. Gebt den 
Weg frei!« 

»Kehrt um!« schallte es zurück. 
»Wir können uns den Weg freischießen«, fauchte Tom 

Jeffords voller Zorn. »Doch wir vergießen nicht gern das Blut 
unserer roten Brüder.« 

»Schweig, weißer Mann! Reite wieder zum Apachen-Paß.« 

Drohend schwang der Mimbrenjo sein Gewehr. 

»Steigen Sie auf Ihren Gaul«, forderte Jeffords seinen 

Begleiter auf. »Sobald wir im Sattel sitzen, brechen wir durch. 
Wir lassen uns nicht einschüchtern. Diese frechen Hunde 
sollen sich nicht einbilden, wir hätten Angst vor ihnen.« 

Haggerty und Jeffords schwangen sich auf die Pferderücken. 

Eine leichte Linksdrehung ließ die Mimbrenjos glauben, daß 
die Weißen doch umkehrten. 

»Jetzt!« stieß Jeffords hervor, riß die Zügel seines Apaloosa 

nach rechts und preschte in voller Karriere los. John Haggerty 
zögerte keine Sekunde, es Jeffords gleichzutun. 

Pfeile sirrten, Kugeln pfiffen. Tief über die Hälse ihrer 

Pferde gebeugt jagten Thomas und John über das felsige 
Gelände. Das Wutgeheul der Mimbrenjos war zu hören. 

In das Geschrei der Mimbrenjos mischte sich plötzlich der 

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Kriegsruf der Chiricahuas. 

»Dort, hinter jener Felsschroffe, müssen Cochises Leute 

sein!« rief Haggerty. »Eilen wir ihnen zu Hilfe, Tom.« 

Sie wendeten die Pferde, schlugen einen Bogen nach links, 

um den Geschossen der Mimbrenjos auszuweichen. 

Hinter einem Mesquitegebüsch erhob sich ein Chiricahua 

und vertrat ihnen den Weg. Dicht vor dem Mann parierten 
Jeffords und Haggerty ihre Pferde. 

»Die Freunde von Cochise sollen weiterreiten«, sagte der 

Krieger. »Der Kampf zwischen Chiricahuas und Mimbrenjos 
ist nicht ihre Sache.« 

»Und ob es meine Sache ist«, entgegnete der Postmeister. 

»Diese Hunde haben gestern die Poststation angegriffen. Sie 
schossen Brandpfeile auf den Stall. Er ist völlig 
niedergebrannt. Ich denke schon, daß mich dieser Kampf etwas 
angeht, Vetter.« 

»Die Chiricahuas werden für ›Hellauge‹ und ›Falke‹ 

kämpfen«, kam es stolz zurück. »Und nun reitet zu Cochise.« 

Es klang wie ein Befehl. 
Jeffords und Haggerty sahen sich an. 
»Wollen wir?« fragte Jeffords. »Oder sollen wir dem Vetter 

zeigen, daß wir kein Stroh im Kopf haben und für uns selbst 
handeln und denken können?« 

»Lassen wir ihm die Illusion, daß wir ihn für einen 

mächtigen Krieger halten, dessen Wort zwei Bleichgesichter 
folgen«, antwortete John grinsend. »Wenn uns die Chiricahuas 
nicht als Kampfgefährten haben wollen, sollten wir uns lieber 
beeilen, unseren Auftrag zu erfüllen, bevor uns wieder etwas in 
die Quere kommt.« 

Sie lenkten ihre Pferde herum und ritten in Richtung 

Bergfeste. 

Hinter den senkrecht aufragenden großen Felsen stiegen 

Rauchsignale in den klaren Himmel. 

»Unsere Ankunft wird gemeldet«, bemerkte der Scout. 

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»Hinter jedem Wacholder- und Eichengebüsch liegen 

Krieger, John. Im Lager wissen sie längst, daß wir uns nähern. 
Hoffentlich ist den Squaws der Festbraten gelungen«, sagte 
Thomas Jeffords und lächelte verschmitzt. 

»Es ist jedesmal dasselbe, wenn ich diese Strecke reite – 

dasselbe Empfinden, dieselbe Beklemmung. Und doch habe 
ich das Gefühl, nach Hause, zu kommen.« 

John Haggerty sprach die Worte mehr zu sich selbst als zu 

seinem Begleiter. 

Ihm war zumute, als hätte er ein fremdes Volk verlassen, um 

zu seinem eigenen heimzukehren. 

Tla-inas Bild schwebte ihm vor: ihre verführerisch schöne 

Gestalt, ihr rabenschwarzes Haar, das ein Gesicht von 
ungewöhnlichem Liebreiz umrahmte. Es gab keine weiße Frau, 
die seine Sinne so erregte, sein Herz mit tieferer Zärtlichkeit 
erfüllt hätte als diese blutjunge Apachin, die ihm ihr Herz 
geschenkt hatte. 

Haggerty schreckte aus seinen Gedanken auf, als der 

Postmeister verhalten rief: 

»Cochise erweist uns eine große Ehre, Freund John. Er 

schickt Naiche, uns in seine Apacheria zu führen.« 

Haggerty blickte hoch und sah Cochises neunzehnjährigen 

Sohn, der ihnen entgegenkam. Ein kaum merkliches Lächeln 
umspielte den schmallippigen Mund des jungen Apachen, als 
er dem Scout zunickte. 

»Freude wird im Wickiup meines Vaters herrschen über den 

Besuch seiner Freunde.« 

Seine Augen waren bei diesen Worten auf John Haggerty 

gerichtet. Als der Scout ebenfalls nickte, wußte Naiche, daß der 
weiße Mann verstanden hatte. 

Naiche führte Haggerty und Jeffords ins Herz der Apacheria, 

in ein kleines, baumbestandenes Tal. 

Es war ein längst vertraut gewordenes Bild, das sich John 

und dem Postmeister bot: spielende Kinder, arbeitende 

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Squaws, Krieger, die sich mit ihren Waffen beschäftigten oder 
sich unterhielten. Es war schwer, sich vorzustellen, daß diese 
so friedfertig aussehenden Männer töten und martern konnten. 

Naiche sprang vom Pferderücken, übergab das Tier einer 

Squaw. Auch Jeffords und Haggerty, ließen ihre Pferde in 
deren Obhut zurück und folgten Naiche zum Jacale seines 
Vaters. 

Cochise stand abwartend in der Mitte der Hütte, als die 

beiden Weißen eintraten. Sein Gesicht wirkte verschlossen, 
sein Blick war finster. 

»Auf den Seelen von ›Hellauge‹ und ›Falke‹ liegen 

Schatten«, begann der berühmte Häuptling nach Sekunden 
lastenden Schweigens. »Ihr Kommen ist nicht ein Besuch der 
Freundschaft. Meine Brüder wollen Cochise um Hilfe bitten.« 

»Der Häuptling der Chiricahuas kann in den Seelen der 

Menschen lesen«, sagte Thomas Jeffords. »Wir brauchen deine 
Hilfe. Ein Mädchen wurde von Apachen entführt.« 

»Hier ist kein weißes Mädchen«, erklärte Cochise kurz 

angebunden. »Sucht es, aber sucht es nicht hier.« 

»Der Gouverneur von Sonora ließ mich durch John Haggerty 

um deine Fürsprache bitten.« Der Postmeister wollte sich nicht 
so leicht geschlagen geben. Er kannte Cochises oft abweisende 
Art. »Auch wenn sich das Mädchen nicht in deiner Apacheria 
befindet, du bist der Jefe. Du kannst Boten in die Dörfer der 
Apachen senden, kannst die Herausgabe der Gefangenen 
fordern.« 

»›Hellauge‹ weiß, daß Cochise den Häuptlingen nichts 

befehlen kann. Er spare seine Worte.« 

Cochises Haltung den Weißen gegenüber wurde immer 

abweisender. Um seinen Mund lag ein harter Zug. 

»Wenn ich dich um unserer Freundschaft willen darum bitte 

…« Jeffords versuchte es ein letztes Mal. 

»Schweig!« fuhr ihn der Apache an. Seine dunklen Augen 

schossen Blitze, schienen Jeffords zu durchbohren. »Diese 

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Gefangene, von der du sprichst, ist weder deine Squaw noch 
deine Schwester oder sonstige Verwandte. Du bittest im 
Auftrag des Einarm-Generals für eine Fremde. Du bittest 
umsonst, ›Hellauge‹.« 

Schweigen breitete sich aus. 
Vom Kochfeuer warfen Tla-ina und Nahlekadeya, Cochises 

zweite Frau, verstohlene Blicke herüber. Sie flüsterten 
miteinander, wagten aber nicht, sich in die Unterhaltung 
einzumischen. Das, was gesagt wurde, war Männersache. 

Tla-inas dunkle Augensterne redeten eine deutliche Sprache, 

wenn sich ihre Blicke mit denen Haggertys trafen. Das 
Mädchen war voller Ungeduld. Lange, viel zu lange, hatte es 
warten müssen. 

Als Nahlekadeya den Gästen ein wohlschmeckendes Gericht 

reichte, lockerte sich die Spannung etwas. 

Endlich wagte auch Tla-ina, John anzusprechen. 
»Viele Monde sind vergangen, seit ›Falke‹ die Jacales der 

Chiricahuas aufsuchte.« Leichter Vorwurf klang aus ihren 
Worten. 

»Mein Herz war immer hier«, beteuerte der Scout. »Konntest 

du fühlen, wie nah ich dir war?« 

»Ja. Aber Tla-ina wünscht, du mögest hier sein – für immer. 

Mögest in den Jacales der Chiricahuas wohnen, nicht mehr in 
den Häusern der Bleichgesichter oder hinter den Palisaden 
eines Forts.« 

»In deinem Jacale?« John fragte es leise, nur für das 

Mädchen hörbar. »Wünscht Tla-ina, ich möge in ihrem Jacale 
wohnen?« 

Sie nickte leicht, wandte sich wieder ihrer Arbeit zu. Die 

Zeit, mit dem weißen Pfadfinder länger zu reden, war noch 
nicht gekommen. Vieles mußte noch zwischen ihrem Bruder 
und den beiden Männern, die er Freunde nannte, besprochen 
werden. 

Nahlekadeya aber sah wohl die sprechenden Blicke, die die 

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beiden jungen Menschen, der weiße Mann und das rote 
Mädchen, wechselten, wenn sie sich unbeobachtet glaubten. 
Still lächelte die Frau vor sich hin. 

Es ist gut, wenn Männer nicht nur an Kampf denken, dachte 

sie befriedigt. Es sichert die Zukunft eines Volkes. 

Zuerst hatte Häuptling Cochise schweigend verharrt. Dann 
trank er mit den Freunden Tizwin, jenes aus Maiskörnern 
zubereitete Getränk, mit dem sich die Apachen bei ihren Festen 
vollaufen ließen. 

Cochise und seine zwei Besucher tranken nur mäßig, 

unterhielten sich über belanglose Dinge und schwiegen erneut. 

Haggerty und Jeffords warteten nun darauf, daß der 

Häuptling das Gespräch wieder auf die Gefangene brachte. Er 
war älter und ihr Gastgeber. Es geziemte sich nicht, als erste zu 
sprechen. In den Augen der Indianer wäre es ein grober 
Verstoß gegen die guten Sitten gewesen, hätte einer der beiden 
dieses ungeschriebene Gesetz gebrochen. 

In Cochises bronzefarbenem Antlitz arbeitete es. Seine 

Augen verengten sich, sein Mund wurde schmal. Es war 
offensichtlich, daß ihn etwas stark beschäftigte, ihn aufwühlte. 

Wie eine Sturmflut brach es aus ihm heraus: 
»Ihr seid gekommen, für eine Weiße zu bitten. Wer aber bat 

für die Angehörigen von Cochise? Kein gutes Wort wurde für 
sie eingelegt. Sie mußten einen schändlichen Tod sterben. Und 
es waren weiße Männer, die sie verrieten. Männer vom 
Apachen-Paß. Deine Leute, Tom Jeffords.« 

»Das stimmt nicht, Cochise.« Fest sah der Stationsleiter dem 

Häuptling in die Augen. »Du hast dich mächtig geirrt. Nicht 
James Wallace verriet dich, sondern John Ward, der Rancher.« 

Der Häuptling wurde grau im Gesicht. 
»Das kann nicht sein, ›Hellauge‹. Es darf nicht sein.« Seine 

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Stimme klang wie zersprungenes Glas. »Sollte der Häuptling 
der Chiricahuas Unschuldige getötet, gemartert haben?« 
Sekundenlang verhüllte Cochise sein Antlitz. 

Jeffords ließ dem Apachen Zeit, sich zu fangen. Erst als der 

Häuptling den Blick hob, fuhr der Stationsleiter fort: 

»Rancher Ward hat Lieutenant Bascom davon zu überzeugen 

gewußt, daß Chiricahuas Wards Jungen und dessen Tiere 
entführt hatten. Dir ist bekannt, Cochise, daß Ward dich 
beschuldigte. James Wallace, Charles Culver und Jim Walsh 
haben dich und deine Familie nicht in Bascoms Falle gelockt. 
Ich sagte es bereits: Rancher Ward ist der Schuldige.« 

Cochises Gesicht wirkte wie eine Maske. 
Langsam erhob er sich. In voller Größe stand er vor 

Haggerty und Jeffords, ein stattlicher Mann von 1,85. Seine 
mächtige Brust hob und senkte sich unter seinen heftigen 
Atemzügen. Der Glanz seiner Augen schien erloschen. 

Das Schuldgefühl, das ihn zu erdrücken drohte, verwandelte 

sich plötzlich in kalte Wut. Lodernder Haß stand in seinem 
Blick, als er wie eine Schlange zischte: 

»Cochise wird an Lieutenant Bascom und an Ward Rache 

nehmen. Furchtbare Rache. Sie werden nicht nur den Tod 
meiner Familie büßen, sondern auch den deiner Helfer, die 
unschuldig sterben mußten.« 

»Fordere den Zorn der Blauröcke nicht erneut heraus«, 

versuchte John Haggerty einzulenken. »Was nützt es den 
Toten, wenn Cochise an Ward und Bascom Rache nimmt? 
Nichts. Es wird nur immer mehr Opfer geben. Der große 
Häuptling möge Frieden schließen.« 

»Frieden?« Es klang wie das Fauchen einer gereizten 

Raubkatze. »Hast du wirklich von Frieden gesprochen, Scout? 
Cochise wird Weiße und Mexikaner bekämpfen und sie 
besiegen. Er wird seine Feinde aus Nord und Süd vernichten. 
Die Erde wird brennen, ›Falke‹, die Bleichgesichter werden im 
Feuer des Hasses zugrunde gehen.« 

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Haggerty schwieg. Es wäre sinnlos gewesen, weitere Worte 

zu verlieren. 

Tom Jeffords hatte sich erhoben, trat dicht zu Cochise, die 

Rechte auf dessen Schulter legend. 

»Ich verstehe deinen Schmerz. Zorn und Haß verzehren dich, 

mein Bruder. Auch ich bin ein Weißer, und trotzdem dein 
Freund, dein Bruder. Willst du in Zukunft auch mich 
bekämpfen?« 

»Nein«, kam es über die Lippen des Apachen. 
»Meine Kutschen wurden mehrmals angegriffen«, fuhr 

Jeffords fort. »Die Fahrer und Passagiere beraubt und belästigt. 
Einige wurden getötet. Ich lebe vom Postgeschäft, Häuptling. 
Wenn der Weg immer gefährlicher wird, wenn keine Kutschen 
mehr fahren, ist die Station am Apachen-Paß wertlos für mich. 
Ich verliere meine Arbeit, meinen Verdienst. Wovon soll ich 
leben?« 

»Wovon lebt der rote Mann, ›Hellauge‹?« konterte der 

Häuptling voller Bitterkeit. »Wir leben von dem, was das Land 
uns gibt. Und dieses Land, das uns ernährt, wollen die 
Bleichgesichter uns nehmen.« 

»Ich weiß das alles, Cochise, und gebe zu, daß du recht 

hast.« Jeffords wurde ungeduldig. Sollte ihr Ritt in die 
Apacheria wirklich zu nichts führen, sollte er umsonst gewesen 
sein? »Ich bin aber nun mal ein weißer Mann und lebe von der 
Post«, erklärte Jeffords. »Und ich bitte dich daher noch einmal 
um unserer alten Freundschaft willen: laß die Kutschen der 
Butterfield-Gesellschaft dein Land passieren. Laß die 
Menschen ohne Angst durch Apachenland ziehen.« 

Es wurde still in Cochises Jacale. Eine lastende, bedrückende 

Stille. Der Apache verließ nachdenklich die Hütte. 

Er stieg auf einen nahe gelegenen Berg. Er wollte den 

Großen Geist befragen, um ein Zeichen bitten. 

Konnte es gut sein, die Concords unbehelligt durchs 

Apachenland rollen zu lassen? Gut oder schlecht für sein Volk? 

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Sie würden nicht nur friedliche Reisende befördern, das war 
dem Häuptling klar. Es würden auch Glücksspieler, 
Goldsucher, Revolverschwinger und Outlaws mit schweren 
Kutschen ins Land kommen. Doch vermochte er, Cochise, die 
Zeit aufzuhalten? War es nicht so, daß für einen getöten 
Weißen, zehn, sogar hundert andere kamen? 

Es waren viele Fragen, die der Chiricahua-Häuptling dem 

Großen Geist zu stellen hatte. 

Cochise wandte sein Gesicht der Sonne zu, breitete die Arme 

aus und bat Yusen, den allmächtigen Großen Geist, um 
Erleuchtung, um ein Zeichen. 

Während Thomas Jeffords und John Haggerty in der Apacheria 
weilten, hatten Osborne, Tinatra, Kelly und Walker mit den 
Aufräumungsarbeiten des niedergebrannten Stalles begonnen. 

Die Hitze des Tages hatte wabernd über dem Paß gehangen. 

Erleichtert fühlten die Männer die Kühle der 
Abenddämmerung. 

Buck Tinatra, der schlanke Revolvermann, ließ seine Blicke 

öfter über die Felsschroffen schweifen. Manchmal hielt er in 
der Arbeit inne, starrte minutenlang zur Straßenbiegung. 

»He, Buck, die Nacht ist zum Träumen da!« rief Osborne 

ihm zu. »Du tätest besser daran, dich etwas mehr zu sputen. 
Verdammt, wir wollten doch morgen mit dem Wiederaufbau 
beginnen. Also los, hilf mir, die letzten Trümmer beiseite 
zuschaffen.« 

Ohne die Straßenbiegung aus den Augen zu lassen, 

entgegnete Tinatra mürrisch: 

»Halt die Klappe, Larry. Kelly kann dir helfen, den Rest der 

Arbeit zu erledigen. Ich hole meinen Gaul und werde 
nachsehen, was sich hinter der Biegung tut.« 

Tinatra entfernte sich, ohne auf Osbornes Protest zu achten. 

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Ein Pfiff, und sein Brauner trabte heran. Minuten später ritt der 
Schwarzhaarige von den Stationsgebäuden weg zur linken 
Straßenbiegung. Der gewundene Paßweg gewährte keinen 
weiten Überblick. 

Tinatra ritt eine Felsklippe hoch, starrte im letzten 

Dämmerlicht des Tagers nach Süden. Er blickte in die 
untergehende Sonne und schloß für einen Moment die Augen, 
bevor er sie mit der Hand beschattete, um besser sehen zu 
können. 

Und dann kam es. 
Ein Sechsergespann jagte die gewundene Paßstraße herauf. 

Die schwere Concord schwankte in rasender Fahrt wie ein 
schwerfälliges Schiff im tosenden Orkan. 

Acht Blauröcke ritten rechts und links als Flankensicherung. 
Tinatras Augen wurden zu schmalen Schlitzen, sein Mund 

wurde trocken, seine Kehle eng. Er schluckte. 

Der Kutsche folgte ein Rudel Apachen. 
Mimbrenjos! 
Noch fiel kein Schuß. Noch sah es von fern so aus, als hätten 

die Indianer ein höllisches Spiel mit den Weißen getrieben. 

Buck Tinatra war ein Revolvermann und Gewehrschütze. 

Vielleicht mit dem Gewehr nicht so gut wie mit dem Colt. 
Verglichen mit manch anderen aber immer noch ein 
Schießkünstler. 

Er glitt vom Pferderücken, zog das Tier hinter ein Gebüsch 

in Deckung. 

»Ruhig, Alter, ganz ruhig! Nur nicht nervös werden. Ich habe 

das Gefühl, daß es gleich knallt. Laß dir ja nicht einfallen zu 
wiehern, sonst werden die roten Gentlemen kurzen Prozeß mit 
uns machen. Ich bin mehr dafür, andere zu überraschen, als 
von ihnen überrascht zu werden.« 

Während er beruhigend auf den Braunen einredete, machte er 

sein Gewehr schußbereit. 

Er wollte nicht als erster abdrücken, denn noch stand nicht 

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fest, ob die Mimbrenjos wirklich vorhatten, das Fahrzeug zu 
überfallen. 

»Das nennt man Indianerpoker«, knurrte Tinatra und 

verfolgte gebannt die Hetzjagd auf der Paßstraße. 

Der Kutscher schien sein Handwerk zu verstehen. Die 

schwere Concord rumpelte in halsbrecherischem Tempo den 
gewundenen Weg entlang. Bei jeder Biegung, die sie nahm, 
schloß Tinatra sekundenlang entsetzt die Augen. Er wollte 
nicht mit ansehen, wie das schwerfällige Gefährt umkippte und 
zerschmetterte. 

Das johlende Geschrei der Indianer, die anfeuernden Rufe 

des Fahrers und seines Begleitmannes und die Flüche der 
Soldaten drangen bis zu Buck Tinatra hoch. Sie waren genau 
unter ihm. 

Der Abstand zwischen der Kutsche und den Verfolgern 

wurde trotz der rasenden Fahrt immer geringer. Tinatra begann 
fürchterlich zu schimpfen. Nur noch kurze Zeit, und die 
Apachen gerieten aus der Reichweite seines Gewehres. Wenn 
sie nach der nächsten Kurve Ernst machten, konnte er nichts 
tun, nicht helfend eingreifen. 

Buck Tinatra beschloß, von seinem Beobachtungsposten 

hinabzureiten und der grölenden Mimbrenjoschar zu folgen. 

Wenn sie die Kutsche angriffen, konnte er ihnen in den 

Rücken fallen. Buck Tinatra war bereit, bis zur letzten Patrone 
zu kämpfen. Und wenn es sein mußte, kämpfend unterzugehen. 

Plötzlich durchzuckte ihn der Gedanke an die Kameraden am 

Paß. Daß die Rothäute die Kutsche bis zur Station verfolgten, 
das stand für Tinatra fest. 

Wie der Teufel jagte er hinter dem Indianerpulk her. 
Buck Tinatra dachte keine Sekunde daran, daß er vielleicht in 

den Tod ritt. Er hatte nur einen Gedanken: den Freunden am 
Paß, den Insassen der Postkutsche und den Soldaten zu helfen. 

Der Hufschlag von Tinatras Pferd ging im Inferno des 

Kriegsgeheuls unter. Weder Weiße noch Indianer achteten auf 

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das, was hinter ihnen vorging. 

Ed Mallard, der Fahrer der Concord, hatte alle Hände voll zu 

tun, das dahinrasende Sechsergespann zu lenken. 

Sergeant Geoffrey, der neben der Kutsche ritt, brüllte zu 

Mallard hoch: 

»Wenn ich nur wüßte, ob die Kerle uns nur Angst einjagen 

oder ob sie unsere Skalps wollen. Mallard, versuchen Sie, die 
Station zu erreichen. Bringen Sie die Lady in Sicherheit. Ich 
werde mit meinen Männern die Rothäute aufhalten. Los, Mann, 
ab mit der Post! So long, Amigo.« 

Sergeant Geoffrey war tollkühn und von jener Sorte, die das 

Leben als ein Pokerspiel betrachten und stets bereit sind, einen 
hohen Einsatz zu wagen. 

»Wenden!« schrie er seinen Leuten zu und riß gleichzeitig 

den Armeegrauen herum. »Karabiner schußbereit! Wir 
erwarten die Rotpelze. Mal sehen, was sie wollen. Greifen sie 
an, werden wir ihnen einheizen. Denke, wir haben die besseren 
Waffen.« 

Zahlenmäßig waren die Mimbrenjos den Soldaten überlegen. 

Ihre alten Karabiner konnten es mit den modernen Gewehren 
der Blauröcke jedoch nicht aufnehmen. Und darauf baute 
Sergeant Geoffrey. 

Die sechs Mann des Begleitkommandos hatten ihre Pferde 

gewendet, die Waffen im Anschlag. Ruhig erwarteten sie die 
anstürmenden Apachen, die nur wenige Yards von ihnen 
entfernt ihre halbwilden Mustangs verhielten. 

Ihre Fäuste umschlossen wurfbereite Jagdmesser, gespannte 

Bogen. 

Auch sie waren bereit zu kämpfen, schienen aber vorerst 

verhandeln zu wollen. 

Geoffrey machte es kurz. 
»Was haben die Krieger der Mimbrenjos vor?« Seine 

Stimme hatte einen metallischen Klang. »Wenn sie den Kampf 
mit uns wollen, so sollen sie anfangen. Ich mag kein Katz- und 

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Mausspiel. Wir sind erwachsene Männer, keine Greenhorns.« 

Ein jüngerer Indianer trieb sein scheckiges Pony näher. 

Furchtlos musterte er den Sergeant. 

»Wir wollen keinen Kampf, Blaurock. In dem rollenden 

Wickiup ist eine weiße Squaw. Gebt sie und die Gewehre der 
Langmesser heraus, dann könnt ihr weiterziehen.« 

»Sonst noch Wünsche, großer Krieger?« fragte Geoffrey 

sarkastisch. »Hast du nicht zufällig Appetit auf eine Bleibohne, 
eh, Läuseträger? Die kriegst du sogar umsonst.« 

Die Augen des Mimbrenjokriegers verengten sich. Seine 

Leute nahmen eine immer drohendere Haltung an. 

»Du gibst mir das Mädchen nicht, Blaurock? Enju, es sei. 

Die Skalps der Bleichgesichter werden bald an den Gürteln der 
Mimbrenjos baumeln. Wenn ihr tot seid, holen wir das 
Mädchen. Wir wissen, wohin die Kutsche gefahren ist. 
Diesmal wird die ganze Station am Paß in Flammen aufgehen. 
Wir werden alle Männer töten. Die hellhaarige Squaw wird in 
meinem Jacale wohnen. So oder so. Entscheide dich, Blaurock. 
Noch hast du Zeit. Wenn du klug bist, bleibt ihr am Leben.« 

»Fahr zur Hölle!« zischelte Geoffrey voller Wut. Er zog den 

Colt und drückte ab. 

Getroffen sackte der Indsman im Fellsattel zusammen. 
Was dann folgte, geschah in rasender Schnelligkeit. 
Jagdmesser, Tomahawks, Pfeile, Colt- und Gewehrkugeln 

suchten und fanden ihre Ziele. 

Als Buck Tinatra um die letzte Kurve bog, bot sich ihm der 

Anblick verbissen kämpfender Männer. 

Vom galoppierenden Pferd aus feuerte Tinatra und holte mit 

der ersten Kugel einen Mimbrenjo vom Pferderücken. Aber es 
blieb nicht bei dem einen. 

Tinatras modernes Repetiergewehr richtete unter den 

Indianern entsetzte Verwirrung an. Die dicht hintereinander 
abgefeuerten Schüsse ließen sie glauben, es mit mehreren 
Gegnern zu tun zu haben. 

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Die noch Unverletzten rissen ihre Mustangs herum, halfen 

den Verwundeten aufs Pferd und stoben in wilder Flucht 
davon. 

Sergeant Geoffrey und seine Männer staunten nicht schlecht, 

als ein einzelner Reiter sich als ihr Retter entpuppte. 

»Mann, sind Sie aber schnell mit der Kanone«, stellte 

Geoffrey bewundernd fest. »Habe schon manchen 
Revolvermann kennengelernt, aber diese Schnelligkeit mit dem 
Gewehr… Mann, oh, Mann, ich dachte zuerst, da hätte einer 
'nen ganzes Waffenarsenal.« 

Buck Tinatra wischte mit der Hand durch die Luft. 
»Nicht der Rede wert, Mister. Hauptsache, die roten 

Halunken sind weg. Habt ihr Verluste?« 

Geoffrey sah sich nach seinen Leuten um. 
»Einer schwer, zwei leicht verletzt. Begleiten Sie uns zur 

Poststation am Apachen-Paß?« 

»Ich muß wohl, Sergeant. Ich arbeite und wohne dort.« Der 

Revolvermann lächelte. 

Bei der Poststation fanden sie den Fahrer, den Begleitmann 

und Jeffords' Helfer mit schußbereiten Karabinern vor. 

»Wo ist die Lady?« fragte Geoffrey, atemlos vom schnellen 

Ritt. 

»Drinnen.« Der Kutscher wies auf das Haupthaus. »Hat 

natürlich einen Schock, kein Wunder. Das arme Ding.« 

»Es war also nur eine Frau in der Kutsche. Wer ist sie?« 

wollte Buck Tinatra wissen. 

»Miß Hester Hattings«, antwortete

 

Sergeant Geoffrey, »die 

Verlobte eines Hauptmanns. Wir sollen sie nach Fort Bliss 
bringen. Die jungen Leute wollen nächste Woche heiraten.« 

»So ein Narr«, stieß Tinatra wütend hervor. »So ein 

verdammter Narr. Mann, ihr Blauröcke habt allesamt Stroh im 
Kürbis. Wie kann jemand so hirnverbrannt sein und eine Frau 
solchen Gefahren aussetzen. Statt in Fort Bliss wäre sie 
beinahe in einem Apachenjacale gelandet. Damned! Diesem 

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Captain würde ich am liebsten so richtig den Marsch blasen.« 

»Die Lady hat keine Familie mehr«, bemerkte Geoffrey. »Da 

ist es wohl verständlich, daß sie zu ihrem Verlobten will.« 

»Entschuldigen Sie den Strohkopf nicht«, kam es bissig über 

Tinatras Lippen. 

Er stampfte auf das Haus zu, drehte sich auf der Schwelle 

um. 

»Bringen Sie die Verletzten herein, Sergeant. Lassen Sie auf 

alle Fälle zwei Mann als Wache hier. Es könnte sein, daß die 
Mimbrenjos mit einer Anzahl ihrer Vettern zurückkehren. Daß 
sie kommen, um ihre Toten zu holen, ist klar. Ich möchte nicht, 
daß wir von einem erneuten Angriff überrascht werden. Habe 
die Nase voll von diesen Brüdern. Gestern die Stallungen 
niedergebrannt, heute der Überfall auf die Kutsche. Mann, 
Sergeant, ich brauche 'nen Whisky.« 

Tinatra drückte die Tür auf – und blieb wie angewurzelt 

stehen. Der Anblick des Wesens, das da auf der Holzbank 
hockte, verschlug ihm die Sprache. 

Hester Hattings war von so unbeschreiblicher Schönheit, daß 

es einem Mann den Atem rauben konnte. 

Eine ganze Weile starrten sie sich an, der Revolvermann und 

das hübsche Mädchen. 

Tinatra war derart von dieser jungen Frau fasziniert, daß er 

kein Wort hervorbrachte. 

»Sind – sind sie weg?« fragte Hester schließlich mit 

zitternder Stimme. »Sind diese roten Teufel wirklich fort, 
Mister?« 

Buck Tinatra strich sich wie erwachend über die Augen. 
»Ja, Miss. Und sollte es ihnen einfallen wiederzukommen, 

werden sie sich blutige Köpfe holen.« 

Hester Hattings erhob sich von der Bank, taumelte Tinatra 

einige Schritte entgegen. 

Mit einem langen Satz war Buck bei ihr, fing sie auf, hielt sie 

in seinen Armen. 

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»Ist ja gut«, murmelte Tinatra, »es ist alles vorbei. Die 

Mimbrenjos werden nicht wiederkommen. Beruhigen Sie sich, 
Miß. Niemand wird Ihnen etwas zuleide tun, keine Rothaut und 
kein Weißer. Nicht in meiner Gegenwart.« 

Es klang wie ein Schwur. 
Buck Tinatra wäre in diesem Augenblick bereit gewesen, 

sein Leben für die fremde junge Frau hinzugeben. Der 
Revolvermann erschrak bis ins Mark, als er sich darüber 
klarwurde, was dieses Gefühl zu bedeuten hatte: 

Er hatte Feuer gefangen, obwohl er Hester erst seit einer 

Viertelstunde kannte. 

Als die anderen Männer das Haus betraten, verschwand 

Tinatra mit einer gemurmelten Entschuldigung. 

»Mich hat's erwischt, verdammt noch mal. Und ausgerechnet 

die Braut eines anderen Mannes muß es sein.« 

Jeffords und Haggerty erwarteten Cochises Rückkehr mit 
nervöser Spannung. Langsam ging der Abend in die Nacht 
über, die ersten Sterne funkelten. 

Jeffords trat vor den Jacale und starrte zu dem Berg hinüber, 

auf dessen Plateau er den Häuptling wußte. 

Silbernes Mondlicht lag über der Bergfeste, als Cochise wie 

in Trance auf seine Hütte zuschritt. Er nickte Jeffords kurz zu, 
dann betrat er den Jacale. 

Thomas Jeffords folgte ihm ohne Hast. 
Cochise ließ sich mit gekreuzten Beinen auf dem Bärenfell 

nieder. Lange schwieg er. 

Weder Jeffords noch Haggerty wagten, das erste Wort zu 

sprechen. 

Als der Chiricahua endlich begann, klang seine Stimme 

fremd. 

»Cochise hat lange Zwiesprache gehalten mit Yusen, dem 

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Großen Geist. Cochise hat die Stimme des Großen Geistes 
vernommen. Das Schicksal der roten Völker ist besiegelt. 
Yusen hat sein Angesicht verhüllt. Eine neue Zeit wird 
kommen. Die Zeit des weißen Mannes, der rollenden Tipis und 
des Eisenpferdes. Die Bleichgesichter sind wie der Sand am 
Ufer des Meeres, genauso zahlreich. Wir werden sie nicht 
aufhalten können. Enju, ›Hellauge‹, es sei denn. Die Kutschen 
der Butterfield Overland werden ungehindert durch das Land 
der Chiricahuas fahren können.« 

»Ich danke dir, mein Bruder.« Impulsiv reichte Jeffords dem 

berühmten Häuptling die Hand. »Ich danke dir im Namen all 
jener Menschen, die nun ohne Furcht reisen können.« 

»Danke mir nicht, ›Hellauge‹. Nicht im Namen jener, die 

mein Volk ausrotten und vernichten wollen. Schweig!« gebot 
der Jefe, als Tom Jeffords ihn unterbrechen wollte. »Es gibt 
auch Gute unter den Hellhäutigen, ich weiß. Für die Mehrzahl 
von ihnen aber gibt es für Rot und Weiß kein 
Miteinanderleben. Vergiß nicht, Thomas Jeffords, wie der von 
weißen Männern geprägte Spruch heißt: ›Nur ein toter Indianer 
ist ein guter Indianer‹ Cochise gab dir sein Wort, daß die 
Chiricahuas keine Kutsche mehr angreifen werden. Mehr 
verspreche ich nicht. Wie die andern Häuptlinge denken und 
handeln werden, weiß ich nicht. Ich spreche nur für die 
Chiricahuas. Doch die Nacht bricht herein. Wir haben genug 
geredet. Laßt uns ruhen.« 

Eine ältere Squaw führte Jeffords und Haggerty zu einem 

Wickiup. Die Nacht wollten sie noch in der Apacheria 
verbringen. 

Die beiden Männer fanden lange keinen Schlaf. Leise 
unterhielten sie sich. Tom Jeffords flüsterte: 

»Ich habe ein ungutes Gefühl, John. Obwohl mir Cochise 

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sein Wort gab, glaube ich nicht an dauerhaften Frieden. Die 
anderen Stämme werden sich durch das Versprechen des 
Häuptlings nicht gebunden fühlen. Vor allem den Mimbrenjos 
traue ich nicht. Der alte Victorio ist ein Weißenhasser. Viel hat 
uns dieser Ritt nicht eingebracht.« 

Gedankenverloren stimmte Haggerty zu. Er dachte an Tla-

ina, sehnte sich nach dem Zusammensein mit ihr. 

Gegen Mitternacht fuhr Haggerty aus unruhigem Halbschlaf 

hoch. Er starrte angestrengt ins Dunkel. Eine kleine Gestalt 
huschte ins Wickiup. Nachise, Cochises achtjähriger Sohn, 
näherte sich dem Lager der beiden. 

John Haggerty erhob sich. 
»Komm, weißer Mann.« Die Stimme war ein leises Flüstern. 

»Tla-ina wartet.« 

Eine kleine braune Hand stahl sich in Haggertys Rechte. 

Sicher wie ein Spürhund führte der Junge den Scout durch das 
schlafende Lager. 

An die Rückwand eines Jacale gelehnt stand eine schlanke 

Gestalt. Das Indianermädchen wirkte einsam und verloren im 
Silberlicht des Mondes. Es hatte sich in eine buntgewebte 
Decke gehüllt, während ihr Blick träumerisch am sternenklaren 
Nachthimmel hing. 

»Tla-ina!« Haggertys leiser Zuruf riß die Apachin aus ihrer 

Versunkenheit. Geschmeidig wie ein Wiesel huschte Nachise 
davon, zurück ins Wickiup, während Tla-ina und John 
Haggerty sich stürmisch umarmten. 

Das Mädchen öffnete die Decke, schlang sie um die 

Schultern des Mannes. 

»Sie wird uns beide wärmen, sie ist groß genug.« 
»Ich friere nicht, Tla-ina. In deiner Nahe ist mir warm, spüre 

ich das Feuer der Leidenschaft.« 

John zog das schöne Mädchen fester an sich. Seine Lippen 

suchten ihren Mund. Tla-ina erwiderte den Kuß des Mannes, 
zitterte in seinen Armen. 

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»Ist dir kalt, Tla-ina?« Besorgt zog Haggerty die Decke 

fester um die Apachin. Die Nacht war eisig. Ein rauher Wind 
wehte um die Bergfeste. 

»Tla-ina zittert nicht vor Kälte«, kam die leise, melodische 

Stimme des Mädchens. »Tla-ina zittert vor Glück.« 

Sie preßte sich an ihn, ihre kleine Hand strich über sein 

braunes Haar, über sein Gesicht. Ihr Finger zeichnete die 
Konturen seines Mundes nach. 

»Küß mich, Falke«, forderte sie. »Küß mich immer und 

immer wieder. Ich mag diesen Brauch der Hellhäutigen, sich 
mit den Lippen zu berühren. Es ist wunderbar.« 

John Haggerty küßte die junge Apachin, bis sie beide außer 

Atem waren. Das Verlangen nach ihr wurde übermächtig. Er 
fühlte die Bereitschaft Tla-inas. John jedoch war ein Mensch, 
der sich beherrschen konnte. 

Schließlich stand fest, daß er im Morgengrauen die Bergfeste 

wieder verließ. Deshalb gab er dem Drängen Tla-inas nicht 
völlig nach, sagte ihr aber zärtlich all jene Worte, die alle 
Verliebten dieser Erde sich sagen. 

»Ich liebte dich schon damals, als du mich vom Biß der 

Peitschenspinne heiltest«, flüsterte das schöne Mädchen und 
sah den Mann hingebungsvoll an. »Tla-ina wünscht sich so 
sehr, deine Squaw zu sein.« Sie sagte es mit der ihrer Rasse 
eigenen Offenheit. 

»Auch ich wünsche mir, dein Ehemann zu sein.« John 

Haggerty fühlte sein Herz bis in den Hals hinauf schlagen. Es 
war schwer, verdammt schwer, nicht alles einfach hinzuwerfen 
und für immer bei diesem liebenswerten Geschöpf zu bleiben. 

Doch er hatte einen Auftrag zu erfüllen. Er mußte zurück 

zum Fort, um General Howard Bericht zu erstatten. Er war der 
Armee verpflichtet, war Howards Chiefscout. 

»Hör zu, Tla-ina«, raunte John Haggerty. »Ich bin 

Chiefscout, und der Einarmgeneral erwartet mich dringend. Ich 
kann nicht einfach hierbleiben, so gern ich es auch möchte. 

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Mein Herz aber bleibt bei dir in der Apacheria.« 

»Wirst du wiederkommen?« fragte Tla-ina enttäuscht. Ihre 

traurigen Augen waren auf den großen Mann gerichtet. 

»Ich werde immer wieder zu dir zurückkehren«, versprach 

John. 

»Tla-ina wird auf dich warten, Scout. Sie wird keinem 

anderen gehören.« 

Die junge Apachin war fest entschlossen, dieses Gelöbnis zu 

halten und jeden noch so hartnäckigen Bewerber 
zurückzuweisen. Auch wenn ihr Bruder, der Häuptling, zornig 
wurde. 

Der Glanz vieler tausend Sterne erhellte die Finsternis der 

Nacht, als John Haggerty Tla-ina zum letzten Mal küßte. Der 
Wind ließ die Blätter rascheln und strich leise jaulend durch 
das Geäst. 

Als Haggerty in der Morgendämmerung mit Jeffords 

aufbrach, war ihm zumute wie jemandem, der sein Heim 
verließ und in eine fremde, feindliche Welt hinausritt. 

Während Tom Jeffords und John Haggerty unterwegs waren, 
braute sich in Tombstone das Unheil zusammen. 

Ein Mann Namens Bill Freeman, Captain im Bürgerkrieg, 

hetzte gegen die Apachen. Dazu war ihm jedes Mittel recht. 

Und »Lion« Bill Freeman verstand sein Handwerk. Auf bunt 

herausgeputzten Podien hielt er flammende Reden. 

»Männer und Frauen von Tombstone! Bürger dieser Stadt, 

vereinigt euch! Kämpft gemeinsam gegen diese roten Mörder. 
Wir wollen nicht länger auf die Gnade der Armee angewiesen 
sein. Greifen wir doch zur Selbsthilfe, bilden wir eine 
Schutztruppe gegen die Überfälle der Apachen. Eine Truppe, 
die imstande ist, Tombstone zu verteidigen.« 

»Lion« Bill Freeman fand willige Zuhörer. In Tombstones 

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Straßen herrschte lebhafter Betrieb. Wenn Freeman nicht 
gerade von einem der Podien herunter seine Hetzreden hielt, 
mischte er sich unter die Passanten, zog durch die Straßen und 
Gassen, redete mit den Leuten. 

Und bald schrien die Bürger lauter als Freeman nach Rache, 

nach Selbsthilfe. 

Tombstone glich bald einem Jahrmarkt. Eine Musikkapelle 

spielte, und in den Pausen zwischen zwei Darbietungen warben 
Freeman und seine Helfer in marktschreierischer Manier um 
Freiwillige für ihre Miliz. 

»Wer helfen will, diese Bastarde zu schlagen, ihnen die 

Furcht Gottes einzujagen, der melde sich bei Mr. Campbell im 
Horseshoe Saloon«, dröhnte Freemans Baß. Der ehemalige 
Captain war eine Kämpfernatur, der geborene Anführer, ein 
harter Brocken. Und mit Härte wollte er durchgreifen. 

»Los, los, Gentlemen!« Fordernd blickte er die Männer mit 

seinen eisgrauen Augen an. Die schienen ihnen seinen Willen 
aufzwingen zu wollen. 

Und es ging tatsächlich etwas Zwingendes von Freeman aus. 

»Denkt an die Frauen, Kinder und Alten«, fuhr Freeman fort. 
»Oder habt ihr keinen Mut? Seid ihr feige Memmen? Wo sind 
die Männer von Tombstone?« 

Mit dieser Herausforderung hatte der braunhaarige, 

ehemalige Captain Erfolg. Es gab wohl kaum einen Mann, der 
sich einen Feigling nennen lassen wollte. 

»Freeman hat recht«, rief jemand lauthals. »Bilden wir eine 

Bürgerwehr. Jagen wir doch die Apachen zum Teufel.« 

»Dazu brauchen wir eine Miliz«, hakte Freeman sofort nach. 

»Wir brauchen Männer, die rund um die Uhr Wache stehen. 
Zeigt sich einer dieser rothäutigen Bastarde, schicken wir ihn 
zu Manitu. Wir brauchen viele Freiwillige, damit wir es auch 
mit einer größeren Horde aufnehmen und unsere Stadt, unser 
aller Leben wirksam verteidigen können.« 

»Tod den Apachen!« schrie einer aus der Menge. Der Ruf 

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pflanzte sich fort. »Tod den Apachen! Tod den roten Hunden!« 

Ein Rausch erfaßte die Menschen. Ehrbare Bürger, die sonst 

friedfertig, gutmütig waren, eher furchtsam denn tapfer, 
verwandelten sich in reißende Bestien, wurden zum Pöbel, zum 
Mob. 

Die ersten Männer marschierten unter dem tosenden Beifall 

der Menge zum Horseshoe Saloon. Die Musikkapelle blies 
einen Tusch, Tanzgirls kreischten und winkten den »Helden« 
zu. 

Brüllend und johlend bewegten sich die Männer in Richtung 

Kneipe, angestachelt von den Rufen der entfesselten 
Bevölkerung. 

»Lion« Bill Freeman konnte zufrieden sein. Er hatte erreicht, 

was er erreichen wollte. 

40 wehrfähige Männer hatten sich in die Liste der 

Bürgerwehr eintragen lassen. 

So gründete »Lion« Bill Freeman das berühmtberüchtigte 

Frontier Bataillon. 

Vor Haß glühende Augen beobachteten das Treiben in den 
Straßen von Tombstone. Flink huschten braune Gestalten von 
Deckung zu Deckung, die Waffen fest umklammernd. 

Die Bürger von Tombstone waren so damit beschäftigt, die 

Männer des neuen Bataillons zu feiern, daß sie nicht an jene 
dachten, die sie bekämpfen wollten. 

Ganz Tombstone drängte sich auf der Main Street, auf den 

öffentlichen Plätzen und vor dem Horseshoe Saloon. Niemand 
achtete auf die Häuserlücken in den Nebenstraßen, keiner sah 
zu den flachen Dächern hoch. 

Dicht an dicht gedrängt stand die Menschenmenge erneut um 

das Podium versammelt, auf dem Bill Freeman in Siegerpositur 
eine überschwengliche Dankesrede hielt, in der er die 

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Tapferkeit der 40 unerschrockenen »Recken« pries, die nun die 
Sicherheit von Tombstone verteidigen würden. 

Und wieder erscholl der Ruf: »Tod den Apachen!« 
Ein wahrer Taumel hatte die Menschen ergriffen, eine 

unbändige Lust am Töten bemächtigte sich ihrer. Sie schrien – 
wie im Blutrausch. Sie waren bereit zum Töten, selbst dann, 
wenn sie nicht angegriffen wurden. 

Sie brüllten nach Apachenskalps, nach blutiger Rache. 
Und in einen dieser Rufe: »Tötet die Apachen!« mischte sich 

urplötzlich der Kriegsschrei der Chiricahuas. Wildes, 
zischelndes: »Zastee! Töte!« erscholl hoch über den Köpfen 
der entsetzt aufhorchenden Bürger. 

Auf einem der Flachdächer hatte sich ein Apache zu voller 

Größe erhoben, ungeachtet der Tatsache, daß er für die Männer 
unter sich eine gute Zielscheibe bot. Sehnige braune Fäuste 
umklammerten einen Karabiner älteren Modells. Ein Schuß 
peitschte. Getroffen schrie ein Mann auf. Die Kugel des 
Apachen hatte seine Schulter durchschlagen. 

Der Apache fand keine Zeit, den alten Karabiner neu zu 

laden. Von der Straße wurde zurückgefeuert. Der Krieger 
breitete die Arme aus, stürzte mit einem gräßlichen 
Todesschrei in die Tiefe und blieb seltsam verrenkt auf dem 
Boden liegen. 

Aus den Gassen blitzten Mündungsfeuer. Menschen schrien, 

Pferde wieherten in panischem Schrecken. 

Hufschlag klang auf. Das Pochen unbeschlagener Hufe. 

»Ihnen nach!« schrie jemand. »Holt euch die Skalps dieser 
räudigen Hunde!« 

Männer hetzten zu ihren Pferden. Ein unbeschreibliches 

Durcheinander entstand. 

Freeman wurde von den Bürgern hochgelobt. Daß seine Idee 

mit der Gründung des Frontier-Bataillons genial war, davon 
waren die Bürger nun restlos überzeugt. 

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Als die Sonne über die Berge im Osten stieg, befanden sich 
Jeffords und Haggerty bereits außerhalb der Bergfeste, aber 
immer noch auf Chiricahua-Gebiet. 

Johns Gedanken weilten noch in der Apacheria bei »Sanfter 

Wind«, während Thomas Jeffords an sein Abkommen mit 
Cochise dachte. Obwohl der Häuptling ihm freie Durchfahrt 
für die Butterfield-Kutschen zugesichert hatte, war Jeffords 
keineswegs zufrieden. 

»Ob unser roter Freund sich auch dann noch an sein Wort 

gebunden fühlt, wenn er erneut mit der Army 
aneinandergerät?« fragte Jeffords. Das befürchtete er 
insgeheim. »Ich denke, sein Haß auf Lieutenant Bascom ist so 
groß, daß er sich bald mit den Blauröcken anlegen wird. Und 
dann gebe ich trotz seines Versprechens keinen lausigen Cent 
für die Sicherheit der Overland.« 

John Haggerty mußte sich zusammenreißen, um Jeffords 

Gedankengang zu folgen und nicht ständig an das Mädchen zu 
denken. 

»Es kann sein, daß Sie leider nur allzu recht haben«, 

erwiderte er schließlich. »Unser Ritt zur Apacheria hat nicht 
viel eingebracht. Howard dürfte nicht gerade begeistert sein. 
Übrigens, Tom, was glauben Sie, würde Cochise dazu sagen, 
wenn ich seine Schwester heirate?« 

Jeffords sah den Gefährten überrascht an. 
»So tief sitzt es also? Sie wissen, welchen Namen die Leute 

für den Ehemann einer Indianerin haben, John? Auch kann ich 
kaum glauben, daß sich die Kleine unter Weißen wohl fühlen 
würde. Sie kennen doch unsere lieben Mitmenschen, John. Tla-
ina würde verachtet und beleidigt, schlimmer noch; gehaßt 
werden. Wenn Sie das Mädchen wirklich lieben, John, dann 
verzichten Sie auf sie.« 

»Ich dachte an eine Apachenhochzeit«, sagte der Scout 

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nachdenklich. »Schon damals, als ich sie kennenlernte. Ich 
könnte Tla-ina vor dem Schamanen zur Squaw nehmen und 
immer wieder in die Bergfeste zu ihr zurückkehren.« 

»Lassen Sie diese Gedanken lieber fallen«, riet der 

Postmeister der Butterfield Overland. »Sie sind Chiefscout der 
Armee, John. Und bald, fürchte ich, wird Cochise vergessen, 
daß wir so etwas wie seine Freunde sind. Wir alle werden es 
vergessen müssen. Es wird zum großen Indianerkrieg kommen, 
Amigo. Die Erde dieses Landes wird brennen. So hat es 
Cochise prophezeit. Und so wird es geschehen.« 

»Sie können einem Mann die Zukunft in den schönsten 

Farben ausmalen«, kam es sarkastisch über Johns Lippen. 
»Manchmal habe ich es wirklich satt, für die Armee zu reiten.« 

Jeffords hüllte sich in Schweigen. 
An einem klaren Bach tränkten sie die Pferde, kochten 

Kaffee. Sie aßen wenig. Die Sorge hatte den Hunger 
vertrieben. 

Ihr Weg führte über Ebenen, durch kleine Waldstücke und 

zerfurchte Canyons. Bis zum San Pedro wollten sie 
zusammenbleiben. 

»Verdammt, John, das ungute Gefühl, das ich beim 

Verlassen der Station hatte, läßt mich noch immer nicht los«, 
sagte Thomas Jeffords, als die beiden später eine kurze Rast 
einlegten, um doch etwas zu essen. »Seit den frühen 
Morgenstunden verstärkt sich dieses Unbehagen noch. Es tut 
sich was am Paß. Oder es hat sich bereits getan. Ich sage Ihnen, 
John, in diesem Land wird es keinen Frieden geben.« 

»Wenn mich mein sechster Sinn diesmal nicht täuscht«, 

flüsterte John, »dann werden wir beobachtet. Damned, mein 
Pfadfinderrüssel riecht die Apachen. Gnade uns Gott, wenn es 
Mimbrenjos sind.« 

»Nimmt Ihr Rüssel den Unterschied zwischen Mimbrenjos 

und anderen Apachen nicht wahr?« Jeffords grinste. »Mann, 
John, dann ist die Armee mit Ihnen als Scout schlecht dran. 

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Wie dem auch sei, tun wir so, als würden wir nichts merken, 
und versuchen wir, so schnell wie möglich wegzukommen.« 

Haggerty blieb Jeffords die Antwort schuldig, denn der 

scharfe Knall eines Schusses ließ beide Männer 
zusammenzucken. Sand spritzte dicht vor ihnen hoch, wo das 
heiße Blei einschlug. Sie sprangen auf, rannten zu ihren 
Pferden. Es sirrte und pfiff um sie herum, doch keine Kugel 
fand ein Ziel: 

»Die wollen gar nicht treffen«, knurrte Haggerty. »Die 

wollen uns nur nervös machen – vorläufig wenigstens. Was 
aber bezwecken sie damit, verdammt?« 

»Soll ich Ihnen dieses Spielchen in Worte übersetzen?« 

fragte Jeffords. »Well, mit diesen netten Bleibohnen wollen 
uns die Mimbrenjos sagen: hier sind wir, und hier ist unser 
Land. Wenn wir wollen, töten wir euch.« 

»Bravo, eine wunderbare Predigt.« Haggerty lächelte trotz 

der brenzligen Situation. »Geben wir Antwort oder verduften 
wir?« 

»Verkrümeln wir uns lieber«, erwiderte Thomas Jeffords. 

»Mir liegt nichts an dieser Art von Unterhaltung. Übrigens, 
John, was sagt Ihr Rüssel?« 

»Daß es verdammte Mimbrenjos sind.« 
Die Männer zogen sich langsam hinter einen mannshohen 

Felsbrocken zurück. Der bot ihnen samt ihren Pferden 
Deckung. 

John und Thomas rechneten jeden Augenblick damit, daß die 

Mimbrenjos Ernst machten und angriffen. Doch nichts rührte 
sich. Die Indianer schienen tatsächlich ein teuflisches Spiel mit 
den Bleichgesichtern treiben zu wollen. 

Obwohl sich kein Krieger zeigte und kein Schuß mehr fiel, 

hatten die Männer das untrügliche Gefühl, daß ihnen die 
Rothäute wie Schatten folgten. 

»Nicht gerade angenehm«, murrte Jeffords, »diese Halunken 

als Geisterreiter in der Nähe zu wissen.« 

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Sie beschleunigten ihr Tempo, wollten das Territorium 

möglichst schnell hinter sich bringen. 

Kurz bevor sie das Apachengebiet verließen, geschah es. 
Aus einer Talsenke tauchte eine Horde Mimbrenjos auf. 

Heulend und johlend ritten sie direkt auf Haggerty und Jeffords 
zu. 

»Links abbiegen!« schrie Thomas. »Dort hinten ist ein 

Engpaß. Da können wir uns wenigstens verteidigen.« 

In wildem, halsbrecherischem Galopp jagten die Männer auf 

eine Felsbarriere zu. Ein schmaler Spalt tat sich vor ihnen auf. 

»Schnell«, drängte Jeffords, »beeilen Sie sich, John! Durch 

diesen Spalt kann nur immer einer hindurch. Das ist unsere 
Chance. Der Pfad hier führt auf ein Plateau, von dem aus man 
runter zur Poststraße reiten kann. Und dort sind wir in 
Sicherheit. Da unten endet das Apachenland.« 

»Teufel«, entfuhr es Haggerty staunend, »da bin ich 

Chiefscout, glaube die Gegend wie meine Westentasche zu 
kennen und muß feststellen, daß es doch noch Pfade gibt, die 
ich nie geritten bin.« 

»Auch ein Postmann kann ein guter Fährtenleser sein«, 

bemerkte Thomas. »Doch jetzt heißt es ab mit der Post, Amigo. 
Schneller, John, bevor sie unten im Felsspalt auftauchen. Wenn 
wir auf dem Plateau sind, können wir sie sehen. Und dann 
nichts wie runter.« 

Sie erreichten das Plateau, ohne von den Mimbrenjos auch 

nur einen Haarschopf zu erblicken. 

»Sollte das wirklich nur eines ihrer satanischen Spiele 

gewesen sein?« fragte John Haggerty zweifelnd. 

Jeffords blickte durch den Feldstecher. Nach wenigen 

Sekunden reichte er Haggerty das Glas. 

»Dort auf dem Rimm, zu Ihrer Rechten … Ja, genau da 

hinüber. Da steht der Grund für das Verschwinden der 
Mimbrenjos.« 

Was John Haggerty sah, konnte er kaum glauben. Hoch 

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aufgerichtet, einer Bronzestatue gleich, stand der berühmte 
Häuptling Cochise auf dem Hügelkamm, umgeben von einem 
guten Dutzend seiner Krieger. 

John pfiff unwillkürlich durch die Zähne. 
»Mann, Tom, können Sie mir verraten, wie der Jefe so 

plötzlich dort auftaucht? Er muß schon vor uns hier gewesen 
sein. Weiß der liebe Himmel, Tom, wie er das völlig 
unbemerkt bewerkstelligt hat. Dieser Mann ist und bleibt mir 
ein unlösbares Rätsel. Es ist unheimlich und faszinierend 
zugleich.« 

»Er ist von uns dreien der bessere Fährtenleser«, warf Tom 

lächelnd ein. Dann fügte er ernst hinzu: »Es ist sein Land, 
vergessen Sie das nicht, John. Und es führen Pfade in die 
Bergfeste, von denen wir Weißen nichts ahnen. Jedenfalls hat 
uns Cochise durch sein Auftauchen eine Menge Ärger erspart 
und unsere Skalps gerettet. Reiten wir.« 

Auf der Hinterhand glitten die Pferde den jenseitigen Hang 

hinab, jagten in gestrecktem Galopp eine Meile weiter, bis die 
Männer sicher sein konnten, nicht mehr verfolgt zu werden. Sie 
setzten ihren Ritt fort bis zu einem Seitenarm des San Pedro 
River. Dort trennten sie sich. 

Thomas Jeffords ritt nach Tombstone, um sich mit Ron 

Ballard, dem Postmann, zu treffen. 

John Haggerty lenkte seinen Braunen in Richtung Tucson. 

General Oliver Otis Howard stand vor seiner Unterkunft und 
blickte über das Zeltlager, das die Armee östlich von Tucson 
aufgeschlagen hatte. Howard, der einarmige General, war 
sichtlich nervös. Immer wieder ging sein Blick in die Feme, 
wartete er horchend auf sich nähernden Hufschlag. 

Doch jedesmal wenn ein Reiter ins Army-Camp geprescht 

kam, schüttelte Oliver Howard enttäuscht den Kopf. 

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Unruhe erfaßte ihn, Sorge um seinen Chiefscout. 
»Wenn er nicht bald auftaucht, gehe ich noch in die Luft«, 

murmelte Howard. »Dieser verdammte Kerl.« 

»Wie bitte, Sir?« Lieutenant Ascott war neben seinen 

Vorgesetzten getreten. »Was meinten Sie, General?« 

Der machte eine vage Handbewegung. 
»Ach, nichts, Lieutenant. Aus mir spricht nur die 

Verschrobenheit eines alten Mannes.« 

Lieutenant Ascott, der den General glühend verehrte, 

widersprach. 

»Aus Ihnen spricht die Weisheit eines erfahrenen Offiziers, 

Sir. Sie machen sich Sorgen um Mr. Haggerty, nicht wahr?« 

»Allerdings. Auch wenn man ihn einen Freund Cochises 

nennt – was er ja meist abstreitet –, die beiden sind trotz allem 
öfter Gegenspieler. Und kein Mensch vermag zu ahnen, was 
einem Weißen in einer Apacheria alles passieren kann.« 

Noch viermal trat Howard bei sich näherndem Hufschlag vor 

sein Zelt. Erst der fünfte Reiter war der sehnsüchtig erwartete 
Scout. 

John Haggerty wurde von den Blauröcken freudig begrüßt. 
»Mensch, John, endlich.« Corporal Wagoner stakste dem 

Scout entgegen, der sich erschöpft aus dem Sattel gleiten ließ. 
»Der General hat sich fast die Augen nach dir ausgeschaut. Er 
war so richtig aufgedreht wie eine Lyzeumsschülerin vor dem 
ersten Ball.« 

Haggerty lachte schallend. 
»Mann, weißt du überhaupt, wie diese süßen kleinen Dinger 

aussehen und wie sie sich benehmen? Schätze, du hast schon 
seit Jahren keine richtige Lady mehr zu Gesicht bekommen. 
Bist ja mit der Armee verheiratet. Und nun erzähl, was sich in 
meiner Abwesenheit hier so alles getan hat.« 

»Oh, 'ne ganze Menge. Das heißt, eigentlich nicht hier im 

Camp. Aber in Tombstone war der Teufel los.« 

Corporal Wagoner berichtete John Haggerty von dem 

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Frontier Bataillon, von den herrschenden Unruhen, der immer 
größer werdenden Angst der Zivilbevölkerung vor den 
Apachen. 

Sie hatten inzwischen Howards Zelt erreicht. Haggerty 

übergab dem Corporal seinen Apaloosa. 

»Sorge gut für ihn, Pete. Er hat sich eine gehörige Portion 

vom besten Hafer verdient.« 

»Nun kommen Sie endlich herein«, drang aus dem Zelt 

General Howards Baß ungeduldig. »Schätze, mit den 
Blaubäuchen können Sie nachher genug reden. Mann, 
Haggerty, wo bleiben Sie denn?« 

»Bin ja schon da.« John betrat die Unterkunft des 

Kommandeurs. 

Howard hatte es sich auf einem Feldstuhl bequem gemacht. 

Seine Finger trommelten nervös auf der Tischplatte. 

»Mann, ich bin keine Rothaut, sondern verliere gelegentlich 

die Geduld.« Der General fixierte seinen Chiefscout mit 
grimmiger Miene. »Ihren Skalp besitzen sie noch. Wo also, um 
alles in der Welt, haben Sie sich herumgetrieben, Pfadfinder?« 

John kannte den General. Oliver Howard war trotz seines 

martialischen Auftretens ein Mann, der von seinen 
Untergebenen geliebt und verehrt wurde. Seine Haltung 
entsprach nicht immer seinen Gefühlen. Oliver Howard 
verstand es eben meisterhaft, eben diese Gefühle zu verbergen. 

»Bevor ich Thomas Jeffords zu Cochise begleiten konnte, 

half ich zuerst den Brand am Apachen-Paß löschen, Sir«, 
erwiderte Haggerty trocken auf den, wie er wußte, nicht 
ernstgemeinten Vorwurf des Generals. »Die Stallungen der 
Poststation brannten nieder. Mimbrenjos, General. Sie 
schossen mit Brandpfeilen.« 

»Na gut, jetzt sind Sie ja hier. Und gesund. Ist die 

Hauptsache. Wie lief die Verhandlung mit Cochise? Berichten 
Sie, John.« 

»Große Pleite, Sir.« Der Scout schüttelte bedauernd den 

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Kopf. »Der Jefe behauptet, das Mädchen sei nicht in seiner 
Bergfeste. Und er könne keinem Häuptling befehlen, 
Gefangene freizugeben. Er war sogar ausgesprochen 
unfreundlich, mürrisch. Es gab Augenblicke, da hatte ich das 
verdammt unangenehme Gefühl, daß meine Kopfhaut sich 
lüftete.« 

»Es ist also genau dasselbe wie damals bei dem 

Halbblutsohn von Wards Frau. Cochise wird beschuldigt, einen 
Gefangenen zu haben, streitet das ab, kann oder will aber nicht 
bei seinen verwandten Stammesbrüdern eingreifen. Haggerty, 
es ist zum Haareausraufen.« 

»Überlassen Sie das mit den Haaren lieber den Skalpjägern 

und unseren roten Vettern«, entgegnete John mit Galgenhumor. 
»Wie dem auch sei, ich glaube dem Häuptling. Cochise ist kein 
Lügner. Die Senorita befindet sich nicht in seinem Lager, Sir.« 

»Und was soll ich nun dem Gouverneur von Sonora 

berichten, Mr. Haggerty? Daß der Kommandeur sämtlicher 
Truppen des Südwest-Territoriums in Arizona unfähig ist, 
einem Apachenhäuptling eine Gefangene abzuhandeln?« 

»Erzählen Sie ihm lieber, Ihr Chiefscout sei ein lausiger 

Vermittler, eine Flasche, Sir.« John zog ein unglückliches 
Gesicht. »Es tut mir leid, General. Sie wissen, wie es mich 
nervt, wenn eine Mission scheitert.« 

»Well. Lassen wir das Thema vorläufig.« Howard erhob 

sich, ging unruhig im Zelt auf und ab. John Haggerty mußte 
diesen Offizier immer wieder bewundern. Trotz der sichtbaren 
Nervosität bewahrte Oliver Howard seine soldatische Haltung, 
zeigte keinerlei Schwäche. Kein Außenstehender hätte 
annehmen können, der General mache sich Sorgen. Nur wer 
ihn gut kannte, wie Haggerty, konnte sich vorstellen, wie es in 
dem Mann aussah. 

Howard hielt in seiner Wanderung inne, blieb dicht vor dem 

Scout stehen und sah ihn lange an. 

»Wissen Sie, was sich seit Ihrer Abwesenheit alles hier 

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ereignet hat, Haggerty? In Tombstone hat ein zorniger, 
ehemaliger Bürgerkriegscaptain einen Haufen ebenso zorniger 
Leute um sich geschart und das sogenannte Frontier Bataillon 
gegründet. Eine Art Bürgerwehr, eine Miliz. Und mit diesem 
Haufen kämpft Bill Freeman gegen die Apachen. Die Bürger 
von Tombstone wollen nicht auf die Hilfe der Armee warten, 
sie wollen ihre Stadt selbst verteidigen. Well, dagegen wäre 
nichts einzuwenden. Schlimm aber ist, daß die Männer dieser 
Miliztruppe von Verteidigern zu Angreifern wurden. Verstehen 
Sie, was das bedeutet, Haggerty? Diese Männer jagen 
Apachen. Und liefern denen dadurch Anlaß, ihrerseits über 
Weiße herzufallen. Es ist ein Teufelskreis. Wir werden bald 
einen blutigen Indianerkrieg am Hals haben. Ich fürchte, Sie 
werden Ihren roten Freund dort oben in den Mogollons in 
nächster Zeit kaum besuchen können. Ihre Mission müssen wir 
als gescheitert betrachten – leider.« 

Was ihm Corporal Wagoner berichtet hatte, fand Haggerty 

durch General Howard bestätigt. 

»Die Zukunft dieses Landes sieht demnach recht düster aus.« 

John Haggerty sagte es mehr zu sich selbst als zu seinem 
Vorgesetzten. Und er dachte dabei an seine eigene Zukunft, an 
seine Wünsche, die um Tla-ina, Cochises Schwester, kreisten. 
»Soll ich es noch einmal versuchen, Sir, bevor es richtig 
losgeht?« fragte er dann. »Soll ich noch einmal allein, ohne 
Jeffords, zur Bergfeste reiten?« 

Howard wischte mit der Hand durch die Luft. 
»Sie wollen wohl um jeden Preis das Geld fürs 

Haarschneiden in Zukunft sparen, eh? Ich sagte Ihnen bereits, 
daß Sie mir mit Ihrem Schopf besser gefallen. Sie bleiben hier, 
Mr. Haggerty. So leid es mir auch um das Mädchen und dessen 
Familie tut. Ich möchte Sie nicht von der Liste meiner Scouts 
streichen müssen. Begreifen Sie doch endlich, wie ernst die 
Situation ist, Haggerty. Wenn es richtig losgeht, gibt niemand 
mehr Pardon. Auch wenn zwei Männer vorher Freunde 

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waren.« 

»Ich bin nicht…« begann John, doch General Howard schnitt 

ihm kurzerhand das Wort ab. 

»Nicht Cochises Freund, ich weiß. Sie sind nicht sein Freund 

und Bruder. Sie sagten es schon mindestens hundertmal. Und 
wenn Sie es auch tausendmal bestreiten, sein Feind sind Sie 
jedenfalls auch nicht. Lassen wir das, Scout. Es führt zu nichts. 
Es geht darum, daß Sie begreifen, wie sehr sich die Lage in den 
Tagen Ihrer Abwesenheit zugespitzt hat. Wie oft wollen Sie 
noch, daß ich mich wiederhole? Sie möchten anscheinend die 
Augen vor der Wirklichkeit verschließen. Das hat keinen Sinn. 
In dieser Ecke der Vereinigten Staaten wird bald die Erde 
brennen, wie Ihr Fr… Äh, wollte sagen, wie der Jefe es so 
schön formuliert hat. Er hat es richtig vorausgesehen, der rote 
Vetter.« 

Haggerty lächelte. Howards Rückzieher machte ihm Spaß. 
»Genau, Sir. Unser roter Vetter. Ihrer Meinung nach war also 

die Idee mit der Miliz nicht sehr glücklich. Sie sähen es lieber, 
wenn die Bürger sich auf die Hilfe der Army verließen, statt zu 
eigenen Maßnahmen zu greifen, Sir?« 

»Genau. Sie sollten sich jetzt ein paar gute Tage gönnen, 

John, bevor es zu spät dazu ist und die Armee Sie wieder 
benötigt. Nehmen Sie Urlaub und schlafen Sie sich aus.« 

»Danke, Sir. Ich werde nach Tombstone reiten und mich mit 

Tom Jeffords treffen. Sollten Sie mich vorzeitig benötigen, Sir, 
Ihr Bote findet mich an der gewohnten Adresse.« 

John Haggerty trat nachdenklich aus dem Zelt. Er wollte ein, 

zwei Stunden ruhen und sich gegen Abend auf den Weg nach 
Tombstone machen. Der Scout machte ein düsteres Gesicht. 
Und genauso düster waren seine Gedanken. 

Kaum hatten Jeffords und Haggerty die Bergfeste verlassen, 

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rief Cochise seine Krieger zusammen. 

»Ich gab dem Weißen vom Apachen-Paß mein Wort, daß die 

rollenden Wickiups der Butterfield Overland ungehindert unser 
Land passieren können.« Der Jefe lächelte spöttisch. »Aber ich 
versprach nicht, keinen Raubzug mehr nach Mexiko zu 
unternehmen.« 

Die Umstehenden lachten. Der Häuptling fuhr fort: 
»Wir wollen also reiten, meine Brüder. Unsere Kinder und 

Alten brauchen kräftige Nahrung, unsere Frauen und jungen 
Mädchen wollen Schmuck und Stoffe für Kleider.« 

Begeisterte Rufe wurden laut. Bald war die ganze Apacheria 

auf den Beinen. Trotz der frühen Stunde waren die Männer 
bald zum Ritt bereit. 

Ein hagerer, auffallend großer junger Mann trat zu Cochise. 
»Darf ich mitreiten, Häuptling?« 
Cochise musterte ihn nachdenklich, skeptisch. Der junge 

Mann war kein starker Krieger, kein Muskelprotz, oft kränklich 
und wurde daher meist von allen gefährlichen Aktionen 
ausgeschlossen. Dafür besaß er ein hohes Maß an Intelligenz. 

»Warum möchte Keeta uns gerade auf diesem Streifzug 

begleiten?« wollte der Jefe wissen. »Es gibt keine Skalps zu 
holen. Wir werden nur die Reichen mit unserm Besuch 
beglücken«, antwortete Cochise lächelnd. 

Keeta blickte verlegen. 
»Mein Vater hat mir erzählt, drüben gäbe es schöne 

Mädchen«, sagte er schüchtern. »Der Häuptling weiß, daß 
Keeta nicht leicht eine junge Squaw bekommt. Die Mädchen 
wollen starke, mutige Männer, Krieger, die ihnen reiche Beute 
heimbringen. Mein Vetter sagt, die Mexikanerinnen seien nicht 
wählerisch, sie nähmen jeden Mann. Deshalb möchte ich dabei 
sein, Häuptling, um mir ein Mexikanermädchen 
mitzubringen.« 

»Eines rauben wäre wohl richtiger gesagt«, entgegnete 

Cochise. »Höre, Keeta. Wir wollen zwar reiche Beute machen, 

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ob wir aber Frauen und Mädchen entführen, das steht nicht 
fest. Wir werden sehen, wenn wir dort sind. Dazu brauchst du 
aber nicht mitzureiten, Keeta. Bringen wir Mexikanerinnen 
mit, werden sie erst hier zugewiesen, das weißt du. Es wird 
alles seine Ordnung haben. Wenn sich Keeta endlich eine junge 
Squaw wünscht, wird er sich eine aussuchen dürfen. Cochise 
möchte lieber, daß Keeta dem Schamanen hilft.« 

Letzteres war kein Befehl, nicht mal eine Bitte, sondern nur 

ein diplomatisch formulierter Vorschlag. Es war nicht Cochises 
Art, seinen Leuten zu befehlen. Der von den Weißen so 
gefürchtete Apache war im Umgang mit seinen 
Stammesbrüdern eher sanft als herrisch. Der junge Keeta sah 
seinen Häuptling aus traurigen Augen an. 

»Es wird keinen guten Eindruck auf ein Mädchen machen, 

wenn es erfährt, daß sein zukünftiger Ehemann dem Kampf 
ausweicht.« 

Väterlich legte Cochise dem Jungen eine Hand auf die 

Schulter, sah ihn ermutigend an. 

»Keeta sollte nicht so viel grübeln. Mexikanerinnen denken 

anders als Apachinnen. Mexikanische Männer sind meistens 
herrschsüchtig und launenhaft. Ich denke, ein Mädchen würde 
froh sein, einen ruhigen Ehemann zu bekommen. Ich würde 
mir Sorgen um dich machen. Denn wir werden schnell reiten 
müssen, Keeta.« 

Der Jungkrieger nickte. 
»Enju, Nantan, Keeta wird zum Schamanen gehen. Vielleicht 

habe ich heute Glück, und es kommt eine junge Squaw in die 
Apacheria, der ich gefalle.« 

Besorgt blickte der Jefe dem Jungen nach. Er mochte diesen 

stillen Menschen. Cochise war ein Mann, dem das Wohl seiner 
Leute am Herzen lag. Doch es war nicht die Zeit, zu grübeln. 

Der Jefe schritt zu seinem Pferd, das ihm seine Squaw 

gebracht hatte, saß auf und nickte Keeta noch einmal 
aufmunternd zu. 

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Dessen Vetter ritt neben ihm, beugte sich aus dem Fellsattel. 
»Ich werde das schönste Mexikanermädchen für dich 

rauben«, flüsterte er. Dann trieb er seinen Mustang an, folgte 
den Gefährten. 

Cochise setzte sich an die Spitze seiner Krieger. Noch 
brauchten sie nicht besonders vorsichtig zu sein, weil sie sich 
auf Apachenland befanden. Trotzdem schickte Cochise Späher 
voraus. Er wollte sicher sein, daß sich kein Militär in der 
Apacheria aufhielt. 

Gut gelaunt ritten die Chiricahuas der mexikanischen Grenze 

entgegen. Sie freuten sich auf diesen Raubzug, der ihnen 
endlich wieder reiche Beute bringen sollte, denn es lagen 
einige große Haziendas auf ihrer Strecke. 

Niemand bemerkte den Kriegertrupp, als die Chiricahuas die 

Grenze überschritten. Cochise nahm einen andern Weg als 
gewöhnlich. Seine Späher hatten ihm von einer riesigen, 
neuerbauten Hazienda berichtet. Daß viele Vaqueros dort 
arbeiteten, störte den Häuptling nicht. Seine Männer waren 
tapfere Krieger und gewohnt, gegen eine zahlenmäßige 
Übermacht zu kämpfen. Die List der Chiricahuas machte das 
wett. 

Bald schon lag der herrliche Besitz vor ihnen. Die Apachen 

verhielten hinter einem Hügel, von dessen Kuppe aus Cochise 
das Anwesen beobachtete. Neben ihm standen nur sein Sohn 
Naiche und Juan, ein muskulöser Krieger, der eine gute 
Kombinationsgabe besaß. Als Weißer hätte er es in der Armee 
bestimmt bis zum höheren Offizier gebracht. 

»Die Vaqueros sind fast alle auf der Weide«, kommentierte 

Juan nach einiger Zeit seine Beobachtungen. »Ich werde mich 
mit ›Schneller Fuß‹ näher an die Hazienda heranschleichen, um 
festzustellen, wie viele Männer in der Nähe sind.« 

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Der Häuptling nickte. Er blieb mit Naiche auf dem Hügel, 

wollte die Hazienda im Auge behalten, bis Juan das 
verabredete Zeichen gab. 

Als der Ruf eines Bussards erscholl, wandte sich Cochise 

seinen Kriegern zu, die in der Talsenke warteten. Er stieß den 
rechten Arm vor, und die Indianer preschten aus der Deckung. 
Die Hufe ihrer kleinen, wendigen Ponys hämmerten den 
Boden. 

Als die Haziendabewohner auf den heranstürmenden 

Reiterpulk aufmerksam wurden, war es schon zu spät. Die 
Chiricahuas waren bereits im Hof, während die anwesenden 
Männer ins Haus rannten, um ihre Waffen zu holen. Johlend 
und schreiend folgten ihnen die Apachen. 

Ein erbarmungsloser Kampf begann. 
In einem der hinteren Räume des Hauses hörte Cochise eine 

Frau schreien. Eine andere fluchte. Der Häuptling drang in den 
Raum ein. Fast hätte er beim Anblick, der sich ihm bot, laut 
gelacht. Juan war in ein Handgemenge mit einer wohlbeleibten, 
ältlichen Mexikanerin verwickelt. Sie keifte und schimpfte mit 
Stentorstimme, fluchte wie ein Mississippiskipper. 

Der muskulöse Juan versuchte vergeblich, ihre Handgelenke 

zu umklammern. Gelang es ihm, ihre Rechte zu fassen, knallte 
sie ihm die Linke um die Ohren oder umgekehrt. Sie trat und 
biß nach ihm. Dem Indianer brach trotz seiner Kraft der 
Schweiß aus. 

Hinter der Frau, an die Wand gepreßt, stand ein junges 

Mädchen von unbeschreiblicher Schönheit. 

Sanfte dunkle Augen starrten den Häuptling voll Angst und 

Schrecken an. 

Mit einem langen Schritt war Cochise neben der Alten, 

drängte sie zur Seite. »Pack sie«, forderte er Juan auf. »Pack 
sie an den Haaren, dann gibt sie hoffentlich auf. Ich nehme das 
Mädchen.« 

Blitzschnell drückte der Häuptling dem Mädchen eine Hand 

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auf den Mund, bevor es erneut schreien konnte. Juan rang noch 
immer mit der Alten. 

»Sei still«, zischelte der Jefe dem Mädchen zu, »es geschieht 

dir nichts, wenn du nicht schreist. Ich nehme dich mit in mein 
Dorf. Kein Mensch wird dir ein Haar krümmen. Wir brauchen 
junge, gesunde Frauen für unsere jungen Männer.« 

Keeta fiel ihm ein. Dieses bildschöne Wesen würde dem 

Jungen gefallen. 

Cochise zerrte die Senorita aus dem Haus, lief mit ihr zu den 

wartenden Pferden. Merkwürdigerweise leistete sie nicht den 
geringsten Widerstand. Cochise hob sie auf sein Pferd, sah 
grinsend zu, wie Juan die zeternde, dicke Mexikanerin 
anschleppte. 

»Schön ist sie ja nicht«, sagte der Krieger lächelnd, »doch 

ich denke, daß sie gut kochen kann. Und kräftig ist sie auch. 
Sie wird gut arbeiten können.« 

Pilar, die dicke Mexikanerin, gab ihm als Antwort eine 

schallende Ohrfeige. Juan gluckste vor Lachen, kniff sie in das 
wohlgerundete Hinterteil, was ihm einen Tritt und einen 
ellenlangen Fluch einbrachte. Juan lachte Tränen. 

Aus dem Wohnhaus brachten die Krieger große Mengen an 

Lebensmitteln, Kleidern, Geld und Wertsachen. Aus den 
Ställen und von der Koppel wurden wertvolle Zuchtpferde 
getrieben. 

Die Chiricahuas schleppten zwei junge Mädchen herbei. 

Beide waren schön. Doch ihre Anmut konnte dem Vergleich 
mit der Gefangenen von Cochise nicht standhalten. 

In aller Eile verstauten die Apachen ihre Beute, dann 

preschten sie in gestrecktem Galopp davon, der Grenze zu. 

Als sich der Kriegertrupp jenseits der amerikanischen Grenze 

befand und eine Verfolgung nicht mehr zu befürchten brauchte, 
zügelte der Jefe das Tempo. 

»Wie heißt du?« fragte er das Mädchen, das reglos und 

stumm vor ihm im Fellsattel hockte, während die beiden 

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andern mexikanischen Mädchen leise weinten, die dicke 
Matrone noch immer zeterte. 

»Ich bin Maria del Soccora, die Nichte des Hazienderos, 

dessen Besitz ihr überfallen habt«, erwiderte sie. »Die dicke 
Senora ist Pilar, unsere Köchin. Die beiden Senoritas sind 
Carmen und Maddalena. Sie arbeiten für meinen Onkel.« 

»Du scheinst keine Angst mehr zu haben, das wundert 

mich.« Cochise sah das Mädchen fragend an. »Warum hast du 
geschrien, als wir in das Haus eindrangen? Und jetzt sieht es so 
aus, als kämest du gern mit.« 

Marias Mund verzog sich. Ihre Augen wurden hart. 
»Ich weiß nun, was ihr mit uns vorhabt. Du selbst hast 

gesagt, eure jungen Männer brauchten Frauen. Wenn du 
wüßtest, was mein Onkel mit mir plante, würdest du verstehen, 
daß ich das Leben in einem Jacale vorziehe. Vielleicht gefällt 
mir einer deiner Krieger. Zuerst hatte ich furchtbare Angst, 
weil ich glaubte, der große, muskulöse Indianer wolle Pilar und 
mich töten.« 

Der Chiricahuahäuptling stellte keine weiteren Fragen. Er 

versuchte nicht, von Maria zu erfahren, welche Pläne ihr Onkel 
gehabt hatte. Cochise war befriedigt zu hören, daß das 
Mädchen bereit war, sich in sein neues Leben zu fügen. Er 
hoffte, daß der junge Keeta auf diese Weise sein Glück fand. 

Nur wenige Weiße hielten die Rothäute für fähig, 

menschliche Regungen zu empfinden. Und wohl kaum jemand 
hätte den gefürchteten Cochise für einen um das Wohl seiner 
Stammesbrüder besorgten Häuptling gehalten. 

Die Beute der Chiricahuas war beachtlich. Außer den Waren 

und Waffen brachten sie drei junge, schöne Frauen mit, die den 
Chiricahuas Söhne und Töchter gebären sollten. Nicht zu 
vergessen, die dicke Pilar, die eine gute Arbeitskraft abzugeben 
versprach. 

Cochise war zufrieden. Die Alten und Kinder brauchten nicht 

mehr zu hungern, die jungen Frauen konnten neue Kleider 

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tragen. Und Schmuck. Kostbare Juwelen, wie sie die reichen 
weißen Ladies trugen. Nicht solch wertlosen Kram, wie ihn die 
Händler zum Tausch boten. 

Thomas Jeffords fand Ron Ballard, den derzeitigen 
Postmeister, in seinem Office vor. Mißmutig starrte Ballard auf 
seinen Besucher. 

»Was gibt's, Jeffords? Schießen Sie los, die Zeit drängt. Ich 

habe Kohldampf und wollte gerade ins Speisehaus.« 

»Ich habe nicht nur Hunger«, entgegnete Jeffords grimmig, 

»ich bin auch müde, verstaubt, dreckig. Ich möchte nicht nur 
ein tellergroßes Steak mit Bohnen, Bratkartoffeln, einen halben 
Apfelkuchen und Kaffee, so schwarz wie die Sünde. Ich 
möchte vorher ein heißes Bad, duftende Seife, frische Wäsche 
und Kleider. Und meine geschundenen Knochen in einem 
weichen Bett ausstrecken. Zuerst aber ist es meine Pflicht, 
Ihnen Bericht zu erstatten über die Ereignisse am Paß, über die 
Kutschen Ihrer Overland Mail. Und Sie werden mir zuhören, 
Mr. Ballard. Danach können Sie sich meinetwegen stundenlang 
Ihren Bauch vollschlagen. Aber zuerst werden Sie mich 
anhören.« 

Ron Ballard japste vor Empörung. Seine Froschaugen 

schienen ihm aus den Höhlen zu fallen. 

»Sie haben wenig Respekt vor einem alten Mann«, raunzte 

er. »Ich bin immerhin sechzig. Sie sind im Vergleich zu mir ein 
grüner Junge. Ich habe Sie als wohlerzogenen Menschen 
kennengelernt. Was ist mit Ihnen los, Jeffords?« 

»Ich bin hundemüde. Und noch eins: für mich ist nicht das 

Alter eines Mannes ausschlaggebend.« Es kam ziemlich bissig. 
»Ich respektiere jeden Mann jeden Alters, falls er es verdient.« 

Ballard schluckte. Thomas Jeffords war an diesem Tag 

mürrisch und gereizt, in seiner Eitelkeit tief gekränkt. Wie 

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konnte ein Mann es wagen, ihm – Ron Ballard – zu 
widersprechen? Trotz allem wollte es sich der Postmeister 
nicht mit Jeffords verderben. Der war ein für die Butterfield 
Line wichtiger Mann. Ballard nahm sich vor, seinen Unmut zu 
dämpfen. 

Der Postmeister räusperte sich. 
»Mr. Jeffords, trinken wir ein Glas Whisky zusammen. 

Dabei können wir alles in Ruhe besprechen. Vergessen wir 
unsere Eile.« 

Jeffords nickte. Ballard war kein übler Kerl, nur etwas 

überheblich. Vielleicht war sein Benehmen unbewußte Abwehr 
gegen seine Umwelt. Wahrscheinlich wußte Ron Ballard, daß 
man ihn in Tombstone Fatty nannte, Karpfen oder 
Mondgesicht. Und dieses Wissen machte ihn aggressiv gegen 
jeden nur irgendwie gutaussehenden Mann. 

»Wir dienen der Butterfield mehr, wenn wir uns vertragen, 

Mr. Ballard«, sagte Jeffords lächelnd. »Well, trinken wir ein 
Glas. Währenddessen berichte ich Ihnen von den letzten 
Ereignissen. Danach steht Ihrem Abendessen und meinem 
heißersehnten Bad wohl nichts mehr im Weg.« 

Ein wirklich sauberer, adretter Mensch, dachte Ballard. Mein 

erster Eindruck damals beim Kennenlernen hat mich nicht 
getäuscht. Dann sagte er: 

»Daß die Stallungen am Paß niedergebrannt sind, habe ich 

bereits erfahren, Jeffords. Doch auch hier in der Town hat sich 
einiges getan.« 

»Sie meinen das Frontier Bataillon, Sir?« 
»Genau. Ah, Sie haben sicher davon im Armee-Camp gehört, 

oder?« 

»Nein, Sir. Ich ritt direkt hierher. Aber, ich habe gute Ohren. 

Die Tombstoner verstehen es, lauthals mit ihren Taten zu 
prahlen. Jemand, der nur halbwegs gute Ohren hat, muß einiges 
mitbekommen, wenn er über die Main Street reitet.« 

»Ich weiß nicht, ob dieser ›Lion‹ Bill Freeman mit der 

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Gründung der Miliztruppe eine gute Idee hatte, Jeffords. Mit 
dieser Bürgerwehr fordern die Leute den Zorn der Apachen 
noch mehr heraus. Und schließlich wird die Butterfield 
darunter leiden.« 

Wieder einmal dachte Tom Jeffords, daß Ron Ballard 

sozusagen mit der Butterfield verheiratet war. Er kämpfte um 
die Rechte der Gesellschaft, feilschte um jeden Cent in einer 
Weise, als wäre es um seine persönlichen Interessen gegangen. 

Als Thomas den Bericht über sein Abkommen mit Cochise 

beendet hatte, rieb sich Ron Ballard die Hände. 

»Das haben Sie großartig hingekriegt, Jeffords. Es ist Ihnen 

gelungen, dem roten Gauner ein Versprechen abzuringen. 
Hoffentlich hält der Schurke sein Wort.« 

»Cochise ist nicht der Typ, der ein gegebenes Wort bricht«, 

entgegnete Jeffords überzeugt, wütend über Ballards Art. 

»Warten wir's ab«, kam es skeptisch von Ballard. »Ich kann 

nur hoffen, daß der rote Vetter dem edlen Bild entspricht, das 
Sie ständig beschreiben.« 

Dies klang spöttisch. Ballards Froschaugen musterten 

Jeffords, doch der Stationsagent beherrschte sich. 

»Nun«, fuhr Ballard fort, »mich werden die Sorgen um die 

Zustände hier bald nicht mehr drücken, Jeffords. Ich hoffe für 
meinen Nachfolger, daß alles glattgeht.« 

»Ja, Sir.« 
Bald darauf verließen beide Männer das Office. 
Ron Ballard ging ins Restaurant, während Tom Jeffords sich 

zum Hotel begab und endlich zu seinem Bad kam. 

Bald darauf ließ er sich ein Riesensteak servieren und 

brachte es fertig, drei Portionen Apfelkuchen zu verspeisen. 

Und nach dieser reichlichen und genüßlichen Mahlzeit fand 

Thomas Jeffords die Welt trotz aller Probleme doch irgendwie 
in Ordnung und das Leben noch immer lebenswert, wenn auch 
oft voller Gefahren. Doch für einen Mann wie ihn bestand 
gerade darin der Reiz, dieses Leben zu lieben und ihm die 

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besten Seiten abzugewinnen. 

Buck Tinatra befand sich im Zwiespalt mit sich selbst. Er 
wußte, daß Jeffords es nicht gern sah, wenn einer seiner Helfer 
während seiner Abwesenheit die Station verließ. Bei einem 
Indianerangriff wurde jede Hand gebraucht. Und Buck Tinatra 
war der schnellste und sicherste Schütze in der Poststation. 

Doch gerade diese Tatsache war es, die Sergeant Geoffrey 

veranlaßt hatte, den Revolvermann um seine Begleitung zu 
bitten. 

»Bis nach Fort Bliss ist es nicht mehr weit, Mr. Tinatra«, 

sagte Geoffrey. »Im Falle eines Angriffs wären Sie eine 
wertvolle Hilfe. Zumal ich die beiden Verwundeten wohl oder 
übel hierlassen muß. Die brauchen einen Wagen. Es wäre 
unmöglich, die Männer reiten zu lassen. Und 
unverantwortlich.« 

»Warum kommt dieser Captain nicht mit einer starken 

Patrouille her und holt seine Braut ab?« warf Tinatra ein. 
»Mann, ich an seiner Stelle hätte keine ruhige Minute mehr, 
wüßte ich das Mädchen hier am Paß.« 

»Er ist nicht der Kommandeur des Forts«, sagte Geoffrey. 

»Wenn der Reiter, den ich losschickte, um von dem Überfall zu 
berichten, durchkam, wird man von Fort Bliss aus eine 
Patrouille in Marsch setzen, nehme ich an.« 

»Und wenn dieser Bote nicht durchkam, eh?« Buck Tinatra 

fühlte, wie ihn die Sorge um Hester Hattings quälte. Er fragte 
sich, wie wohl Thomas Jeffords gehandelt hätte, wäre er hier 
gewesen. 

Er ist aber nicht hier, dachte der Revolvermann, und diesmal 

mußt du allein entscheiden, Buck Tinatra. 

Der Wunsch, dem Mädchen in Gefahr nahe zu sein, es zu 

beschützen, siegte über das Pflichtgefühl als Posthelfer. 

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»Wann gedenken Sie loszureiten?« fragte Tinatra den 

Sergeant. 

»Morgen in aller Frühe, wenn sich alle ausgeruht haben.« 
»Ich werde Sie begleiten.« Tinatra hatte sich entschieden. 

»Wenigstens so weit, bis wir auf Soldaten aus Fort Bliss 
stoßen.« 

»Mann, Buck, du bist verrückt«, schimpfte Larry Osborne. 

»Tom wird nicht von deiner Eigenmächtigkeit begeistert sein.« 

»Bin ich selbst nicht«, brummte Tinatra, »aber der Gedanke, 

die Blaubäuche allein mit der Lady losziehen zu lassen, Larry, 
der läßt mich nicht zur Ruhe kommen.« 

Osborne starrte den Freund durchdringend an, dann pfiff er 

durch die Zähne. 

»Verstehe«, sagte er grinsend. 
»Nichts verstehst du«, fauchte Tinatra. »Du bist ein 

Strohkopf, Larry.« 

»Ich glaube, du hast bereits einen anderen Mann so tituliert.« 

Osborne lachte und brachte sich vor Tinatras zupackender 
Faust in Sicherheit. 

Am nächsten Morgen brachen sie auf. Fast zur gleichen Zeit 
preschte eine Patrouille unter Führung des blutjungen 
Hauptmanns Markus Lane aus Fort Bliss. 

Nebel hüllte das Land ein, ließ die Konturen der Berge und 

Felsmassive nur schemenhaft erscheinen. 

Es war lausig kalt, die Soldaten froren. Die Vorstellung, daß 

irgendwo Apachen lauerten, trug nicht dazu bei, die Stimmung 
zu heben. 

Captain Markus Lane war sichtlich nervös, unsicher. Ihm 

fehlte die Erfahrung, die ein Mann nun einmal in einer solchen 
Situation brauchte. 

Nur ungern hatte der Kommandeur dem jungen Offizier die 

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Führung der Patrouille übertragen. Lane jedoch hätte sich in 
seiner Ehre gekränkt gefühlt, wäre die Wahl des Majors auf 
einen anderen Offizier gefallen, der Lanes Braut vom Apachen 
Paß abholen sollte. So konnte der Kommandant von Fort Bliss 
nichts weiter tun, als dem unerfahrenen Offizier wenigstens 
einen seiner alten Haudegen mitzugeben: Sergeant Namarra. 
Der war klug genug, seine Ratschläge dem Captain so 
beizubringen, daß es nachher aussah, als stammte die 
Entscheidung von Lane. 

Und Markus Lane war unerfahren genug, Namarras Manöver 

nicht zu durchschauen. 

Lane und Namarra ritten an der Spitze der Patrouille, ihnen 

eine Meile voraus der Scout. Namarra hatte darauf bestanden, 
einen der Pfadfinder mitzunehmen, obwohl Lane eingewandt 
hatte, es gäbe ja nichts auszukundschaften, er wolle lediglich 
seiner Braut entgegenreiten. 

Namarra hatte dem Offizier erklärt, eine Patrouille ohne 

Scout gliche einer Herde ohne Leittier. Und er wolle doch 
gewiß einen guten Eindruck auf seine Braut machen. 

Während des Rittes blickte Sergeant Namarra verstohlen auf 

seinen jungen Vorgesetzten. Sorge drückte die Miene des 
Offiziers aus, aber auch eiserne Entschlossenheit. 

»Da ich Sie für einen einsichtigen Mann halte, werden Sie 

wahrscheinlich anordnen, die Pferde einige Meilen in Trab 
fallen zu lassen und dann eine Pause einzulegen«, sagte der 
Sergeant. »Wir müssen jeden Moment mit einem Überfall 
rechnen, Sir. Und müde Pferde taugen in Augenblicken der 
Gefahr nichts. Und Apachenponys sind flinke Renner. Aber 
das wissen Sie wohl besser als ich.« Der Sergeant war ein guter 
Diplomat. »Sagen Sie mir, wann Sie eine Rast einzulegen 
gedenken, Sir. Ich gebe Ihren Befehl dann an die Männer 
weiter.« 

Namarra, sah, wie Markus Lane schluckte. Sein glattes 

Gesicht drückte Verwunderung aus. Sekundenlang schien er 

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verwirrt zu sein und zu überlegen. Dann hatte er sich gefangen. 

»Ah ja, natürlich, Sergeant. Ich war in Gedanken und vergaß 

die Zeit. Nach zwei Meilen sind wir bei dem kleinen 
Cottonwood-Wald. Dort lassen Sie die Leute absitzen.« 

Lane hatte kaum ausgesprochen, als er den Scout entdeckte, 

der in voller Karriere zurückgeprescht kam. Vor dem Captain 
parierte er sein Pferd. 

»Sir, Mimbrenjos!« kam es keuchend über die Lippen des 

Kundschafters. »Sie liegen auf den Canyonrändern über der 
Schlucht und warten sicherlich darauf, daß wir erscheinen.« 

»Sie können doch unmöglich schon bis zum Canyon geritten 

sein, Scout. Kennen Sie die Gegend nicht mehr, oder wollen 
Sie uns auf den Arm nehmen?« fauchte Lane. 

»Ist doch klar, daß ich nicht so weit kam«, verteidigte sich 

der Scout, ein ledergesichtiger Typ mittleren Alters, erfahren 
geworden auf unzähligen Patrouillenritten. »Genau dort hinten, 
wo die Straße eine Biegung macht, kam mir ein Reiter im 
Galopp entgegen, Sir. Eben dieser Mann machte mir die wenig 
erfreuliche Mitteilung. Er verstand übrigens nicht, wieso ihn 
die Mimbrenjos ungeschoren hatten passieren lassen. Zumal er 
sie erst sah, als …« 

»Was genau erzählte Ihnen der Mann?« unterbrach Lane ihn. 

»Es könnte ebensogut eine Falle sein. Wiederholen Sie seine 
Worte, Scout! Und zwar exakt, wenn ich bitten darf.« 

»Er kam wie der Leibhaftige angesaust«, berichtete der 

Scout, »zügelte seinen abgehetzten Gaul erst, als er mich sah. 
Wortwörtlich sagte er: ›Sie sind Armeescout, Mister, eh? Das 
sehe ich an Ihrer Kleidung. Reiten Sie so schnell wie möglich 
zu Ihren Leuten zurück, und berichten Sie Ihrem 
Patrouillenführer, daß auf den Canyonrändern fünf Meilen 
hinter mir Mimbrenjos lauern. Warum sie mich durchließen, ist 
mir schleierhaft, zumal ich sie erst bemerkte, als ich mitten im 
Canyon steckte, und sie mich wie einen Hasen hätten abknallen 
können. Die müssen auf irgend jemand warten!‹ So sagte der 

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Mann, Sir, Captain. Dann ritt er wie von Furien gehetzt nach 
Westen.« 

Markus Lane war blaß geworden. 
»Hester«, flüsterte er erstickt, »mein Gott! Die Soldaten sind 

sicher schon mit meiner Braut vom Apachen-Paß 
aufgebrochen. Großer Lord im Himmel. Was sollen wir jetzt 
machen, Sergeant Namarra?« 

Um dessen Lippen spielte ein vages Lächeln. Es war zum 

erstenmal, seit er den jungen Lane kannte, daß der Offizier ihn 
direkt um einen Rat fragte. Nach kurzem Nachdenken schlug er 
vor: 

»Wir reiten wie vorgesehen bis zum Cottonwood-Wald. Dort 

können uns die Mimbrenjos noch nicht entdecken. Danach 
müssen wir uns möglichst unbemerkt und leise an den Feind 
heranschleichen. Wenn ich sage leise, Captain, dann meine ich 
so leise wie ein liebeskranker Kater, der das angebetete 
Katzenfräulein anschleicht. Und nicht wie eine Herde 
Elefanten im Busch. Die Pferde werden natürlich am Zügel 
geführt. Und jeder sorgt dafür, daß sein Pferd die Futterluke 
nicht aufreißt und nach Artgenossen schreit, die keine Eisen 
tragen. Das Heranrollen der Kutsche werden wir hören, wenn 
wir nahe genug heran sind. Wagen die Roten den Überfall auf 
die Concord, woran ich nicht zweifle, werden wir wie die 
Rachegötter der alten Griechen unter sie fahren.« 

Markus Lane wurde noch um einen Schein bleicher. Die 

Vorstellung, vielleicht mit ansehen zu müssen, wie die Indianer 
die Kutsche verfolgten, in der Hester saß, war ihm so 
unerträglich, daß er zu zittern begann. 

»Ruhig Blut, Captain, Sir«, flüsterte Namarra dem Offizier 

zu. »Ich kann mir denken, wie Ihnen zumute ist, was Sie 
empfinden. Aber unsere Leute dürfen nicht merken, daß Ihnen 
das an den Nerv geht. Sie führen diese Patrouille. Vergessen 
Sie das keinen Augenblick. Geben Sie einen Befehl, sagen Sie 
ein Wort, aber reißen Sie sich zusammen, Captain.« 

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Lane schluckte. Heftig stieß er den Atem aus. Seine Stimme 

klang rauh und unnatürlich, als er sagte: 

»Also, Männer, befolgen wir Namarras Rat. Wir werden es 

schon überleben.« 

Vorsichtig, angeführt von ihrem Kundschafter, ritten die 

Soldaten im Schritt bis zum Cottonwood-Wald. Dort saßen sie 
ab, gönnten sich und den Tieren eine kurze Rast. 

Captain Lane trieb bald zum Aufbruch. Wieder setzte sich 

der Scout an die Spitze des kleinen Trupps. Sergeant Namarra 
sicherte am Schluß, bis der Scout eine Hand hob. Die Männer 
gingen in Deckung. Der Sergeant nahm seinen Platz wieder 
neben dem Captain ein, denn der erfahrene Kämpfer spürte die 
Nervosität, die Unsicherheit des jungen Offiziers. 

Im Gänsemarsch, die Pferde am Zügel führend, bewegten 

sich die Soldaten auf den Eingang des Canyons zu. Für die 
Patrouille aus Fort Bliss bedeutete es ein großes Glück, daß die 
Mimbrenjos ihre ganze Aufmerksamkeit auf die 
entgegengesetzte Richtung konzentrierten. 

Doch auch an der rechten Seite hatten sie bestimmt Wachen 

postiert, davon war Namarra überzeugt. Dem Kundschafter 
brauchte er jedoch keine Vorsicht einzuschärfen. Ned Palmer 
war so schlau, so wieselflink und so gerissen wie ein 
Vollblutapache. Er stand einem Indianer in nichts nach und war 
ein von allen Apachenstämmen gefürchteter Scout. 

Sekunden dehnten sich zu Minuten. Aus denen wurde eine 

halbe Stunde. Die ungeheure Spannung zerrte an den Nerven 
der wartenden Männer. Nach einer endlos scheinenden Zeit 
vernahmen die angestrengt lauschenden Soldaten fernes 
Räderrollen. 

Die Kutsche! 
Captain Lane wollte sich auf sein Pferd schwingen und 

lospreschen. 

Im letzten Augenblick gelang es Sergeant Namarra, den 

Offizier in seinem Eifer zu stoppen. 

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»Ich muß zu Hester«, krächzte Lane mit versagender 

Stimme. »Und wenn ich allein reite.« 

»Sie Narr!« zischelte der Haudegen Namarra. »Was würde es 

Ihrer Braut nützen, wenn wir alle getötet werden? Die 
Mimbrenjos stoppen die Concord, greifen die 
Begleitmannschaft an, krümmen dem Mädchen aber kein Haar. 
Wir müssen in dem Moment losschlagen, wo die Rothäute ihre 
ganze Aufmerksamkeit auf die Kutsche richten. Wir müssen 
die böse Überraschung für sie sein, wenn wir das Mädchen und 
möglichst auch die Männer retten wollen.« 

Captain Lane preßte die Lippen zusammen. Die 

Zurechtweisung durch seinen Untergebenen war berechtigt, das 
sah er ein. 

Als der schrille, markerschütternde Kriegsschrei der 

Apachen die lastende Stille durchbrach, gab Namarra das 
Zeichen. 

Die Soldaten saßen auf, entsicherten die Gewehre. Dann 

brachen sie aus der Deckung hervor, bogen in den Canyon ein. 

Eine halbe Meile vor ihnen ritten die Apachen der schweren 

Concord entgegen. 

»Sie kommen, sie kommen!« 

Eine Frau schrie die Worte voller Freude und lief auf die 

Heimkehrenden zu. 

Der Ruf setzte sich fort, erreichte die letzte Hütte in der 

Apacheria. Frauen und Kinder kamen herbei, Greise trippelten 
zum Dorfeingang. 

Die vom Beutezug zurückkehrenden Krieger wurden von den 

Daheimgebliebenen mit Jubel begrüßt. 

»Cochise! Cochise! Sein Name ist gerufen!« 
So begannen einige Squaws zu singen, bildeten einen Kreis 

und tanzten. »Cochise, Cochise! Er reitet allen voran. Sein 

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Name ist gerufen!« 

Der Gesang wurde lauter, schwoll an und erfüllte das 

Felsenrund der Bergfeste. Das Echo wurde von den Wänden 
hundertfach zurückgeworfen. 

Die Tänzerinnen bildeten einen weiteren Kreis rings um ein 

helloderndes Feuer, immer wieder Cochises Ruhm besingend, 
bis sie sich in Ekstase gebracht hatten. 

Neben dem Häuptling ritt die blutjunge Maria del Soccora. 

Ihre erstaunt blickenden Augen nahmen das fremdartige, 
heidnisch anmutende Bild, das sich ihr bot, wahr, ohne es 
unheimlich zu finden, oder Angst zu verspüren. 

Cochise suchte Keeta. Nach einer Weile sah er den jungen 

Mann neben einer älteren Squaw, seiner Mutter, stehen. 

Ihre Blicke trafen sich. Um den harten, schmallippigen Mund 

des Jefe spielte ein Lächeln. Die Augen des jungen Mannes 
weiteten sich. Er starrte Maria an, als wäre sie das erste 
weibliche Wesen, das er zu Gesicht bekam. 

Cochise nickte Keeta zu, und musterte ihn scharf. 
Keeta verstand. Der Jefe hatte dieses Mädchen für ihn 

bestimmt. Später, wenn die Feuer brannten und der Häuptling 
die Beute unter seinen Leuten verteilte, wollte er Keeta dieses 
bildhübsche Mädchen zusprechen. 

Der Junge freute sich unbändig. Seine schwarzen Augen 

leuchteten. Bald sollte die fremde Schönheit ihm gehören und 
seine Squaw werden. Zum erstenmal, seit er Mann geworden 
war, fühlte sich Keeta den andern Jungkriegern gleichwertig. 
Daß der Häuptling ihm, dem Kränklichen, dieses wunderbare 
Geschöpf zugedacht hatte, bewies, daß der Jefe ihn achtete. 

Cochise war seinem Stamm ein gerechtes Oberhaupt. Er 

verteilte die Beute zuerst unter die Armen, an die Witwen oder 
Familien mit zahlreichen Kindern. Die beiden Mädchen 
Maddalena und Carmen wurden jungen Kriegern zugeteilt, die 
sich im Kampf stets besonders hervortaten. 

Juan beanspruchte die dicke Pilar für sich. Sie sollte als 

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Sklavin für ihn arbeiten. Da Cochise fand, daß Juan mit drei 
Squaws mehr als genug Arbeitskräfte in seinem Jacale hatte, 
sprach der Jefe die Mexikanerin einer Familie zu, die eine gute 
Kraft nötig brauchte. 

Maria del Soccora blieb als letzte Zuzuweisende übrig. 
Cochise winkte Keeta zu sich. 
»Mein junger Vetter hatte schon lange den Wunsch, sich eine 

Squaw unter den Gelbhäutigen zu suchen. Als wir loszogen, 
um in Mexiko reiche Beute zu machen, gab Cochise seinem 
Vetter einen Auftrag, der ihn in der Apacheria festhielt. 
Deshalb hat Cochise anstelle von Keeta eine junge Squaw 
mitgebracht. Keeta möge sie in sein Jacale führen und sie zu 
seiner Ehefrau machen.« 

Der Häuptling ergriff Marias Hand, schob sie dem jungen 

Krieger zu. 

Maria del Soccora war trotz ihrer Jugend sehr klug. Daß der 

Mann, dem sie gehören sollte, kein starker, gesunder Krieger 
war, sah sie auf den ersten Blick. 

Sie konnte sich ausmalen, daß Apachenväter den kränklichen 

Keeta wohl bei der Werbung um ihre Töchter abgewiesen 
hätten. Impulsiv fühlte sie sich dem Jungen verbunden. 

»Sprichst du spanisch?« fragte sie, als Keeta zögernd ihre 

Hand ergriff und sie mit sich zog. 

»Si.« Er nickte beklommen. Die unwahrscheinliche 

Schönheit des Mädchens raubte ihm den Atem. 

»Ich denke, wir werden uns verstehen«, sagte Maria leise. 

»Das Schicksal hat es gewollt, daß wir zusammenkommen. 
Mein geldgieriger Onkel wollte mich an seinen alten, 
hartherzigen aber reichen Freund verkuppeln. Der Überfall 
durch eure Krieger auf die Hazienda war sozusagen meine 
Rettung. Denn ich hätte dem Onkel gehorchen müssen.« 

»Auch mich zwingt man dir als Ehemann auf«, gab Keeta ihr 

zu verstehen. Er war ein sanfter Typ, und das Mädchen tat ihm 
leid. 

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»Du bist jung und hübsch und gefällst mir.« Maria sah ihn 

offen an. »Und ich glaube, du bist ein guter Mensch.« 

»Vielleicht hast du recht, aber ich bin krank und kein starker, 

mutiger Krieger«, kam es leise von seinen Lippen. »Keine 
Apachin hätte mich genommen. Ich bin kein guter Jäger, 
jedoch könnte sich keine Squaw meiner Tapferkeit rühmen.« 

»Ich will einen Ehemann, keinen Helden«, sagte Maria mit 

Nachdruck. »Männer, die mit der Kraft ihres Körpers protzen 
oder mit ihren Reichtümern prahlen, sind mir zuwider. Ich 
schätze mehr die Weisheit und Güte eines Mannes.« 

Das Lächeln, mit dem Keeta ihre Worte quittierte, war voller 

Wärme und Zuneigung. 

Das Zusammenfinden der beiden jungen Menschen so 

verschiedener Herkunft war für Cochise ein erneuter Beweis 
dafür, daß zwischen beiden Rassen die Möglichkeit bestand, 
neben- und miteinander zu leben, wenn beide Seiten es 
wollten. 

Daß es der Mehrzahl der Weißen an gutem Willen dazu 

fehlte, davon war der Häuptling überzeugt. 

Keeta und Maria aber besaßen diesen guten Willen und 

durften glücklich sein. 

Während John Haggerty sich auf den Weg nach Tombstone 
machte und Cochise von seinem Beutezug nach Mexiko 
zurückgekehrt war, rollte ein Wagenzug durch die Gila-Wüste. 

Es war eine beschwerliche Fahrt. Denn die sechs Murphy-

Fahrzeuge waren hoch beladen mit Waren, die aus Santa Fe 
nach Tombstone gebracht wurden. Dort warteten die 
Storekeeper bereits ungeduldig auf die kostbare Ladung. 

Die schwerfälligen Wagen, von je vier Ochsen gezogen, 

kamen nur langsam voran. Sie waren viel langsamer als die 
leichteren Conestogas, die Planwagen, die von Pferden 

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gezogen wurden und wegen ihrer Schnelligkeit Prärieschoner 
genannt wurden. Weil man sie mit den wendigen Seglern, den 
Schonern, verglich. 

Mark Billings, der Treckführer, war ein erfahrener Mann. 

Schon viele Wagenzüge hatte er durch das Land geführt. Schon 
manchen Kampf mit Indianern und Desperados hatte er 
durchgestanden. Seiner Kaltblütigkeit und Erfahrung 
verdankten viele, daß sie noch am Leben waren. 

Die Ochsen stampften durch den trockenen Wüstensand und 

prusteten. Die Fahrer fluchten, knallten mit den Peitschen. Die 
Tiere blieben stupid. Zu mühselig war das Stapfen durch den 
Sand, zu schwer die Ladung der Murphys. 

Die Männer fieberten dem Ende der Fahrt entgegen. Denn in 

Tombstone wartete nicht nur das Vergnügen auf sie, sondern 
eine Menge harter Dollars, wenn sie ihre Waren verkauft 
hatten. 

Sie wußten aber auch um die Gefahr, die stets gegenwärtig 

war: Indianer und weiße Banditen. 

Allein, die Männer vertrauten ihrem Treckführer, seiner 

Erfahrung, seiner Unerschrockenheit. 

Mark Billings ritt neben dem vordersten Murphy. Von Zeit 

zu Zeit trieb er sein Pferd zum Galopp an, preschte los und 
erkundete die vor ihnen liegende Strecke. 

Bis Tombstone waren es noch genau 25 Meilen. 
»Bald haben wir es geschafft«, rief Billings dem Fahrer des 

vordersten Murphy zu. »Dies ist die letzte Etappe, Leute.« 

»Aber auch die gefährlichste«, gab der Mann auf dem 

Wagenbock zurück. »Mr. Billings, mein Skalp juckt, und ich 
habe ein flaues Gefühl im Magen. Das ist kein gutes Zeichen.« 

»Schlechte Medizin«, feixte Billings. »Das gibt sich bei 

einem Doppelstöckigen, sobald wir in Tombstone sind.« 

»Wenn dieses verdammte Nest nur einen andern Namen 

hätte«, rief der Fahrer. »Wie kann man eine Stadt ›Grabstein‹ 
nennen. Einfach makaber, so was.« 

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Billings zeigte beim Lachen zwei Reihen prachtvoller Zähne. 

Er jagte erneut dem Wagenzug voraus. 

Seine Blicke gingen rundum, suchten die Umgebung ab. 

Trotz seiner Aufmerksamkeit sah er nicht die dunklen 
Augenpaare, die ihn beobachteten, den Wagenzug längst 
ausgemacht hatten und ihm wie unsichtbare Schatten gefolgt 
waren. 

Mark Billings ritt zum Treck zurück. 
»Noch fünf Meilen, dann legen wir eine Rast ein«, rief er 

John Bourke zu. »Schätze, wir können sie alle brauchen.« 

Die Männer trieben die Gespanne zu größerer Eile an. Eine 

Rast war allen willkommen. Daß das Unheil sich über ihnen 
zusammenbraute, ahnten sie nicht. 

In einiger Entfernung spielte der unsichtbare Wüstentelegraf 

der Apachen. 

Spiegel reflektierten in der Sonne, gaben den entfernter 

wohnenden Stammesbrüdern Zeichen, kündeten das 
Herannahen des Wagentrecks. 

Tamtams gaben die Nachricht weiter, bis sie zu Cochise in 

die Bergfeste vordrang. 

Buck Tinatra ritt neben der Kutsche. Er wollte, wenn sie in 

Gefahr gerieten, in der Nähe des Mädchens sein. 

Neben ihm ritt Sergeant Geoffrey. Die übrigen Soldaten 

hielten sich links, vor und hinter der Concord. 

Tinatras Augen blickten wachsam wie die eines alten, 

erfahrenen Wolfes. Und er kannte die Gegend, wußte, wo die 
günstigste Stelle für einen Überfall war. 

Bereits zwei solcher Stellen hatten sie passiert, ohne daß 

etwas geschehen war. 

Buck Tinatra traute dem Frieden jedoch nicht, weil er den 

Mimbrenjos nicht traute. Schon gar nicht ihrem Häuptling 
Victorio. 

»Der Canyon«, murmelte er vor sich hin, »ist der ideale Platz 

für eine Falle. Oben auf den Rändern können Wachtposten 

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liegen. Und das tief eingeschnittene Tal ist dicht genug 
bewachsen, um einer Horde Krieger Deckung zu bieten. 
Verdammt!« 

»Lassen wir die Tiere etwas verschnaufen«, rief Tinatra dem 

Sergeant zu, »damit sie Kraft sammeln und nachher besser 
laufen, wenn's drauf ankommt, wenn's um unsere Skalps geht.« 

»Sie denken an einen Überfall?« Geoffrey wußte die 

Antwort, bevor Tinatra nickte. 

»Dort vorn, der Canyon«, erwiderte Buck, »eine wahre 

Mausefalle. Schade nur, daß wir nicht die Katzen sind, sondern 
die Mäuse.« 

Sie ritten zwei Meilen leichten Trab. Auch die Kutschpferde 

liefen verhaltener. Denn gerade auf die Schnelligkeit des 
Gespanns kam es bei einer Verfolgung an. 

»Karabiner schußbereit machen! Säbel raus!« befahl 

Geoffrey seinen Leuten. »Richtet euch auf einen Überfall ein! 
Wenn's passiert, dann ab durch die Mitte. Wir brechen durch.« 

Eine halbe Meile noch, dann hatten sie den Canyon erreicht. 
In diesem Augenblick erscholl der Kriegsschrei der 

Mimbrenjos. In der Kutsche kreischte Hester gellend vor 
Angst. 

»Wenden, Mann!« brüllte Tinatra gegen den Fahrtwind dem 

Fahrer auf dem Kutschbock zu. »Wenden, noch können Sie 
es!« 

Der Fahrer war ein geschickter Lenker. Es gelang ihm 

tatsächlich, die schwere Concord in einer gekonnten 
Rechtswendung herumzuschwenken und zu wenden. 

Heulend preschten die Mimbrenjos heran. 
Es war jener Moment, da die Patrouille aus Fort Bliss die 

Apachen in einer Biegung des Canyons verschwinden sahen. 

»Ihnen nach! Säbel raus!« schrie Markus Lane mit 

überschnappender Stimme. »Kein Pardon, Leute! Keine 
Gefangenen!« 

Im Galopp folgte die Patrouille den Mimbrenjos. Die 

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blickten nicht zurück. Sie kannten nur ein Ziel: die Kutsche, 
die eine knappe halbe Meile vor ihnen dahinraste. 

»Diese Narren«, schrie Lane, »sie haben gewendet. Jetzt 

können wir hinter den roten Pavianen herreiten. Hätte der 
Fahrer die Richtung beibehalten, hätten wir die Kerle in der 
Zange gehabt.« 

»Wir kriegen sie auch so«, beruhigte Sergeant Namarra 

seinen jungen Vorgesetzten. »Noch eine Viertelmeile, und wir 
sind aus dem Canyon raus. Er ist nicht lang. Dann schwärmen 
wir aus, umzingeln die Mimbrenjos.« 

»Und wenn ihre Mustangs schneller sind?« wandte der 

Captain ein. 

»Wenn sie die Kutsche einholen, müssen sie ihren schnellen 

Ritt stoppen. Schade nur um die Soldaten der Eskorte, die 
vielleicht dran glauben müssen. Das aber werden die Halunken 
dann teuer bezahlen, Sir. Und nun sparen wir unseren Atem, 
ich bin schon heiser vom Brüllen.« 

Namarra hielt den Kavalleriesäbel, das gefürchtete 

Langmesser, in der Rechten, trieb sein Pferd noch mehr an. 

In wildem Galopp folgten die Soldaten der Patrouille 

dichtauf. 

Buck Tinatra hatte sich im Sattel umgewandt und jagte Kugel 
um Kugel aus dem Lauf seiner Winchester. Jede fand ein Ziel. 

»Auch ein Revolvermann ist manchmal zu etwas nütze«, 

brummte Tinatra grimmig. »Da, da und da. Da habt ihr es, ihr 
Hundesöhne.« 

Als Tinatra einmal rückwärts blickte, sah er, wie die hinterste 

Reihe der Minbrenjos ihre Mustangs herumrissen und sich 
einem neuen Gegner zuwandten. 

Tinatras scharfe Augen erkannten das Blau von Uniformen. 
»Die Army!« brüllte er. »Wir kriegen Verstärkung, Leute! 

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Glory hallelujah! So sympathisch waren mir die Blaujacken 
noch nie.« 

Von den Canyonwänden prallte das Echo des Angriffsignals 

vielfach ab. Für Tinatra und dessen Begleiter klang dieses 
Signal wie die Musik aus himmlischen Sphären. 

Captain Markus Lane ritt mit seinen Kavalleristen einen 

schnellen Angriff. 

Die überraschten Mimbrenjo-Apachen hatten alle Hände voll 

zu tun, den Gegner, der so unverhofft in ihrem Rücken 
aufgetaucht war, abzuwehren. Nur wenige folgten weiter der 
Kutsche. 

Wie besessen kämpften Lane und seine Männer. Der junge 

Offizier kannte keine Gnade. Er war ein geschickter 
Säbelfechter und ließ die Waffe kreisen. Die Soldaten standen 
ihm in nichts nach. 

Ned Palmer, der Scout, focht mit Jagdmesser und 

Tomahawk, Waffen, die er genausogut wie eine Rothaut 
handhabte. 

Die Soldaten bei der Kutsche kämpften vereinzelt, Mann 

gegen Mann, mit einigen Indianern. 

Buck Tinatra hatte die Winchester in den Scabbard 

geschoben und benutzte den Colt. Er machte seinem Namen als 
Revolvermann alle Ehre. Er schoß beidhändig, und keine 
Kugel ging fehl. 

Während Soldaten und Indianer sich förmlich ineinander 

verbissen, hatte sich der Anführer der Mimbrenjos bis zur 
Concord durchgekämpft. Er riß den Schlag auf, sprang hinein. 

Hesters gellender Schrei ließ Tinatra herumwirbeln. 
»Geoffrey!« rief der dunkelhaarige Revolvermann. 

»Kümmern Sie sich um diesen roten Gent hier, führen Sie den 
Kampf mit ihm zu Ende! Ich muß zu dem Mädchen.« 

Der Sergeant hatte gerade mit einem Fausthieb einen Gegner 

zu Boden gestreckt. Sein Colt spuckte Blei. Getroffen sank der 
Mimbrenjo der Tinatra bedrängt hatte, in den Staub. 

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Mit einem Schenkeldruck hatte Buck sein Pferd seitwärts 

getrieben. An der Kutsche war ein Mimbrenjo dabei, die 
schreiende Hester aus dem Innenraum zu zerren. 

Vom Sattel aus warf sich Tinatra auf den Indianer, schlug 

ihm die Faust an den Kopf. Der Mann war nur leicht 
benommen. Ein wilder, verzweifelter Kampf entbrannte. Wie 
Titanen rangen die beiden Männer. In einer kurzen Atempause 
rief Tinatra der wie gelähmt dastehenden Hester Hattings zu: 

»Klettern Sie in die Coach und nehmen Sie mein Gewehr 

mit! Feuern Sie auf alles, was Ihnen zu nahe kommt.« 

Ras Mädchen schluckte. 
»Ich – ich habe noch nie auf einen Menschen geschossen.« 
»Dann tun Sie es jetzt«, rief Buck grimmig. »Verdammt, 

Miß, der Gentleman hier kommt wieder zu Kräften, ich muß 
mich um ihn kümmern. Los, worauf warten Sie?« 

Hester gehorchte, wenn auch nur widerwillig. 
Tinatra atmete befreit auf. Das Mädchen, das er liebte, war 

vorerst in Sicherheit. 

Es konnte nicht mehr lange dauern, bis sich die Patrouille aus 

Fort Bliss zu ihnen durchgekämpft hatte. 

Noch einmal ertönte das Angriffssignal. Tinatra sah den 

Offizier, der an der Spitze von einem guten Dutzend 
Blauröcken heranpreschte. 

Hester hatte sich weit aus dem Kutschfenster gebeugt, 

erkannte in dem vordersten Reiter ihren Verlobten. 

»Markus!« rief das Mädchen, stieß den Schlag auf und 

sprang aus dem Kasten, ehe Tinatra sie daran hindern konnte, 
die sichere Deckung zu verlassen. 

Lana erblickte Hester, trieb sein Pferd auf sie zu. Seiner 

Umgebung schenkte er keinen Blick. 

Das war sein Fehler. 
Als seine Ohren das feine Sirren eines heranzischenden 

Pfeils wahrnahmen, war es zu spät zum Ausweichen. Tief 
drang das Geschoß in seine Schulter. Der höllische Schmerz 

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zwang ihn, die Zügel freizugeben. Seitlich stürzte Markus Lane 
vom Pferd. 

»In die Kutsche mit Ihnen, verflucht!« herrschte Tinatra das 

Mädchen an, dann preschte er los. Gerade noch rechtzeitig. 
Denn wie aus dem Boden gewachsen stand plötzlich ein 
Apache mit erhobenem Tomahawk über dem gestürzten 
Captain. 

Tinatras Kugel riß den Indianer von den Beinen. 
Als der Revolvermann Lane erreichte, stellte er fest, daß der 

Mimbrenjo tot war. Buck half dem Offizier auf die Beine und 
in den Sattel. 

»Danke«, flüsterte Lane mit heiserer Stimme. »Ist Hester 

okay?« 

»Schätze ja. Sie sind sicher Captain Lane, ihr Verlobter. 

Nun, den Zahnstocher in Ihrer, Schulter hole ich Ihnen raus. 
Vorwärts!« 

Wenig später hielt Lane das schluchzende Mädchen im Arm. 
»Beeilung, Herrschaften!« drängte Tinatra. »Es könnte sich 

noch mehr von diesem Gesindel herumtreiben. So, Captain, 
beißen Sie die Zähne zusammen! Ich hole Ihnen den Pfeil raus. 
Und dann ab mit Ihnen in die Kutsche zu Ihrer Braut.« 

Als sich das Gefährt eine Viertelstunde später in Bewegung 

setzte, ritt Tinatra noch zwei Meilen weit mit. Von Dank wollte 
er nichts hören. Er wurde grob, als Lane ihn immer wieder mit 
Lob überschüttete. 

»Hauen Sie schon ab, Mr. Blaurock!« rief Tinatra 

schließlich. »Oder ich überlege es mir, ob nicht ich Ihnen 
anstelle der Rothäute Ihre entzückende Braut ausspannen soll. 
Machen Sie Miß Hester glücklich, oder ich zerlege Sie in Ihre 
Bestandteile, sollte ich einmal nach Fort Bliss kommen.« 

Sprach's, lenkte seinen Braunen herum und ritt in 

halsbrecherischem Galopp zum Apachen-Paß zurück. 

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Nicht nur bis zu Cochises Bergfeste drang die Nachricht vom 
Herannahen des Wagentrecks, auch in Tombstone machte sie 
die Runde. 

Fieberhafte Erwartung hatte die Bürger erfaßt. Endlich neue 

Waren. Männer und Frauen kannten kein anderes 
Gesprächsthema als den lange ersehnten Treck. 

Mehr als eine Saloonschöne gierte nach neuem Flitter und 

Tand. Viele Hausfrauen freuten sich auf die neuen Stoffe, die 
sicher unter den Ladungen waren. Während die Männer mehr 
an den Getränkenachschub dachten. Storekeeper und Salooner 
rieben sich die Hände beim Gedanken an die bald blühenden 
Geschäfte. 

Als »Lion« Bill Freeman die Nachricht zu Ohren kam, traf er 

sofort seine Entscheidung. 

»Ich werde die Männer des Frontier Bataillons 

zusammentrommeln«, sagte er zu seinen Freunden und 
Anhängern. »Einige von uns sollen dem Treck entgegenreiten. 
Die letzten Meilen vor dem Ziel sind immer die gefährlichsten. 
Das weiß ich aus meiner Zeit während des Bürgerkrieges.« 

Die Männer stimmten »Lion« zu. 
»Worauf warten wir noch?« rief einer. »Gehen wir los und 

fragen, wer mitreitet.« 

»Nicht alle«, wehrte Freeman ab, »auch wenn sich alle 

melden. Wenigstens die Hälfte muß hierbleiben – für alle 
Fälle.« 

Es dauerte nicht lange, da hatte Freeman 20 Leute 

zusammen. Und alle waren begeistert, fühlten sich als Helden, 
als Retter der Stadt, die für den reibungslosen Verlauf des 
Handels und somit für die Entwicklung Tombstones sorgten. 

»Die Männer des Wagentrecks riskieren ihr Leben, um uns 

mit dem Notwendigen zu versorgen«, rief Freeman pathetisch. 
Er wußte, wie er auf die anderen am besten wirkte. »Es ist 
unsere verdammte Pflicht, ihnen Hilfestellung zu geben. Wenn 
mich mein sechster Sinn nicht täuscht, hat Cochise, der rote 

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Oberhalunke, genau solchen Appetit auf den Wagentreck wie 
wir. Wir werden ihm den Geschmack daran verderben und die 
Suppe versalzen.« 

Lauthals gaben die Männer ihre Zustimmung. 
In kürzester Zeit saßen sie in den Sätteln. Auf schnellen 

Hufen donnerte die Hälfte des Frontier Bataillons dem 
Wagentreck entgegen. 

In der Apacheria rüsteten sich zur gleichen Zeit Cochises 
Krieger zum Beutezug. Ein Wagentreck, der mit Waren aus 
einer entfernten Stadt kam, war eine höchst willkommene 
Beute. 

»Du hattest Hellauge versprochen, daß die rollenden Tipis 

der Bleichgesichter ungehindert unser Land passieren 
könnten«, gab Nahlekadeya, Cochises Squaw, zu bedenken. 

»Cochise hat versprochen, die Kutschen der Butterfield 

Overland passieren zu lassen«, gab der Jefe zurück. 

»Diese rollenden Tipis, die durch die Gila fahren, werden 

nicht von Pferden, sondern von gefleckten Büffeln gezogen. 
Cochise hat Hellauge nicht versprochen, alle Weißen zu 
schonen. Wenn der Häuptling der Chiricahuas sich zu 
großmütig zeigt, werden uns die Bleichgesichter bald 
überrennen und ausrotten. Sie wollen unser Land, Frau. Wenn 
sie verlernen, die Apachen zu fürchten, wird es bald keinen 
Menschen mehr geben, der von sich sagen kann, ein Apache zu 
sein.« 

Nahlekadeya senkte ergeben ihr Haupt. 
Sie wußte, daß es keinen Zweck hatte, Cochise von seinem 

Vorhaben abbringen zu wollen. Nahlekadeya ging auch davon 
aus, daß der Häuptling sein Versprechen Jeffords gegenüber 
zwar halten, er sich andererseits aber strikt an den Wortlaut 
dieses Abkommens halten würde. Und danach hatte er sich 

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lediglich verpflichtet, die Concordkutschen der Butterfield und 
deren Passagiere durch seine Stammesbrüder nicht überfallen 
zu lassen. 

»Wird Naiche dich begleiten?« fragte sie zögernd. 
»Ja.« 
Die Squaw stellte keine weiteren Fragen mehr. 
»Wenn mein Bruder Cochise die Bleichgesichter weiter so 

bekämpft, wird Falke den Weg zur Bergfeste nicht mehr 
wagen«, sagte Tla-ina, Cochises junge Schwester, mit leisem 
Vorwurf in der Stimme. »Mein Bruder weiß, daß Tla-ina sich 
nichts sehnlicher wünscht, als daß Falke wiederkommen 
möge.« 

»Wenn er es genauso sehnlich wünscht, warum kommt er 

dann nicht, um für immer hierzubleiben?« fragte Cochise 
unwirsch. »Er kann dich zum Eheweib nehmen und in den 
Stamm aufgenommen werden.« 

»Dann müßte er vielleicht gegen seine eigenen Brüder 

kämpfen. Das will er bestimmt nicht. Falke ist kein Verräter.« 

Leidenschaftlich klang die sonst sanfte Stimme des 

Mädchens. 

»Als dein Ehemann stünde ihm das Recht zu, für dein Volk 

zu kämpfen«, sagte Cochise. »Niemand kann einen Mann des 
Verrats bezichtigen, wenn er für das Volk kämpft, zu welchem 
die Mutter seiner Kinder gehört.« 

Tla-inas schmales Gesicht überzog bei den Worten des 

Bruders dunkle Röte. 

Nahlekadeya bedeutete ihr, zu schweigen. Sie befürchtete 

einen Zornesausbruch ihres Mannes. 

Tla-ina erhob sich und verließ das Wickiup. Nahlekadeya 

begleitete Cochise zu seinem Pferd und reichte ihm seine 
Waffen. 

Voller Stolz lag der Blick des Häuptlings auf seinen 

Männern. Es waren prächtige Krieger – mutig, tapfer, 
unerschrocken und zäh. 

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Als alle versammelt waren, gab Cochise das Zeichen. 
Sie ritten aus der Bergfeste, ein bunter, heidnisch anmutender 

Haufen, voller Erwartungen, voller Tatendrang und Vorfreude 
auf die reiche Beute. 

Nahlekadeya blickte ihnen mit verschleierten Augen nach. 
»Er kennt nur noch den Kampf«, murmelte sie besorgt. »Hört 

er nicht die Trauerklagen seines Volkes, das Weinen seiner 
Frauen?« 

Tla-ina war neben sie getreten. 
»Nein, Schwester, er hört es nicht. Er hört nicht im Raunen 

des Windes das Weinen der Squaws, das Jammern der Kinder 
und Alten um die gefallenen Väter und Söhne. Mein Bruder 
Cochise verschließt seine Ohren.« 

Die beiden Frauen verrichteten mit den anderen Squaws 

wieder ihre tägliche Arbeit. Das Leben in der Apacheria ging 
weiter. Es waren nur wenige, die keinen Mann auf diesem 
Beutezug dabei hatten. 

Maria del Soccora war unter diesen wenigen. Und sie 

schätzte sich glücklich, denn sie hatte gelernt, den jungen 
Keeta zu lieben. Und seit das schöne Mexikanermädchen sein 
Weib geworden war, schmerzte es Keeta nicht mehr so sehr, 
von Kriegs- und Beutezügen wegen seiner schwachen 
Gesundheit ausgeschlossen zu sein. 

Cochise und die Krieger ritten den schmalen Bergpfad 
hinunter, der aus der Feste in die Ebene führte. 

An seiner Seite Naiche, sein Sohn. Ihnen folgten die übrigen 

Apachen in langer Kette. 

»Werden wir den Treck in der Nacht angreifen, Vater?« 

wollte Naiche wissen. 

»Wir greifen dann an, wenn wir auf die Wagen stoßen«, 

erwiderte Cochise. »Wir können nicht warten, bis es hell oder 

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dunkel ist. Der Angriff muß überraschend kommen. Wir 
müssen zuschlagen, wenn sie es nicht erwarten.« 

Der Jefe verhielt kurz das scheckige Pony. Seine Augen 

blickten wachsam. Er lauschte angestrengt. 

Nach kurzer Zeit sah er Naiche fragend an. Der Junge nickte. 
»Ich sehe und höre es, Vater«, sagte der Sohn. »Die Zeichen 

künden davon, daß der Treck nicht mehr weit von der Stadt 
entfernt ist, die die Bleichgesichter ›Grabstein‹ nennen.« 
Naiche lächelte. »Die dort draußen in der Wüste brauchen 
keine Steine auf ihren Gräbern. Die Geier werden sie fressen, 
ihre Gebeine im Wüstensand verbleichen. Die Weißaugen sind 
verrückt. Wie können sie einer Stadt einen so gräßlichen 
Namen geben. Grabstein! Man sollte diese Stadt in Schutt und 
Asche legen, Jefe.« Sie ritten weiter. Immer wieder verhielt der 
Häuptling, um nach den Zeichen zu sehen. 

Da! Spiegelreflexe in der Sonne. Sie besagten den 

braunhäutigen Reitern, daß die Männer des Wagentrecks 
lagerten. 

»Werden wir sie beim Biwakieren überfallen, Vater?« 

Naiche war ungeduldig, jung und steckte voller Tatendrang. 

Cochise sah den Sohn mit leichter Mißbilligung an. 
»Naiche möge seine Ungeduld zügeln, dafür seine Gedanken 

arbeiten lassen. Der Treck wird kaum biwakieren. Die Männer 
werden begierig sein, die Stadt so bald wie möglich zu 
erreichen. Cochise denkt, daß die Männer nur kurz rasten – die 
letzte Rast vor dem Ziel. Ein Ziel, das sie nie erreichen 
werden.« 

Immer wieder leitete der für die Weißen so unheimliche 

»Wüstentelegraf« mit Blinkzeichen den Kriegertrupp. 

Als sich die Chiricahuas dem Treck bis auf wenige Meilen 

genähert hatten, bat Naiche seinen Vater: 

»Laß mich erkunden, Jefe – allein. Naiche möchte beweisen, 

daß er zum Mann geworden ist.« 

»Nein.« Die Stimme, des Häuptlings klang unnachgiebig. 

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»Wenn du den Bleichgesichtern in die Hände fällst, bist du 
verloren. Und die Pinda-lick-o-ye sind gewarnt.« 

»Sprichst du als Vater oder als Häuptling zu mir?« Der junge 

Mann sah Cochise mit stolzem Blick an. Vater und Sohn 
ähnelten sich in diesem Augenblick noch stärker als 
gewöhnlich. »Willst du Naiche nur zurückhalten, weil du den 
Sohn schonen möchtest? Willst du Naiche beleidigen, Vater? 
Ich bin kein Knabe mehr, sondern ein Mann, ein Krieger deines 
Volkes und habe ein Recht darauf, wie jeder andere Mann für 
meinen Stamm zu kämpfen.« 

Cochises Blick wurde hart. 
»Ich spreche als Häuptling zu dir, Naiche. Ich will nicht, daß 

uns die Beute entgeht.« Mit kaum merklichem Lächeln fügte 
der Jefe hinzu: »Daß Cochise sich als Vater um den Sohn sorgt, 
wird er niemandem verraten. Der Häuptling der Chiricahuas 
wollte seinen Sohn nicht beleidigen. Ich werde keine Späher 
aussenden, weder Naiche noch sonst jemanden.« 

Ein Spiegelsignal meldete den Chiricahuas, daß sich der 

Wagenzug wieder in Bewegung gesetzt hatte. 

Cochise trieb zur Eile an. Er wollte den Treck nicht zu nahe 

bei der Town angreifen. Der Jefe hatte von der Bürgerwehr 
gehört und rechnete sich aus, daß die sicherlich dem Treck 
entgegenritt. 

Die Chiricahuas nutzen jede Deckung, um für die Leute des 

Trecks so lange wie möglich unsichtbar zu bleiben. 

Und dann kamen sie urplötzlich aus einer Senke, ritten 

geradewegs auf die sechs Murphys los. 

Mark Billings, der Treckführer, der dem Wagenzug um eine 

halbe Meile vorausritt, glaubte zuerst an eine Sinnestäuschung. 
Er konnte es kaum fassen, was er da sah, obwohl er bereits 
viele Überfälle erlebt hatte. 

Konnte er seinen Augen nicht trauen? Es schien, als würden 

die Chiricahuas aus dem Sand emporwachsen. 

Billings vermochte nirgends eine Deckung wahrzunehmen, 

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hinter der die Apachen gelauert haben konnten. 

Sein verblüfftes Erschrecken dauerte nur Sekunden. Billings 

lenkte den Braunen herum und jagte zum Treck zurück. 

Dort hatten sie die Apachen ausgemacht, noch bevor der 

Treckführer den vordersten Wagen erreicht hatte. 

»Was tun wir?« schrie John Bourke Billings zu. »Sollen wir 

wenden? Ist dazu noch Zeit?« 

»Keinen Zweck!« brüllte Billings. »Die holen uns mit ihren 

Mustangs, die schneller als wir sind, ein. Wir kämpfen. Macht 
euch bereit, Leute. Runter von den Wagen! Geht in Deckung! 
Es ist unsere einzige Chance.« 

Sie konnten die Wagen nicht mehr zur Burg auffahren. 
Die Apachen jagten heran. Zuerst wie eine stumme Phalanx 

brauner Geisterreiter, dann erscholl ihr tremulierender 
Kriegsschrei, der jedem Weißen bis ins Mark ging und auch 
das Herz des tapfersten Mannes zum Rasen brachte. 

Der hünenhafte Billings hatte unter Bourkes Wagen Deckung 

gesucht. Einige hastig aus den Murphys gezerrte Gegenstände 
spendeten den Männern nur spärlichen Schutz. Der Treckführer 
lag hinter einem Stoffballen. Kugel um Kugel jagte er aus dem 
Lauf seiner Mariin. 

Die gesamte Mannschaft feuerte verzweifelt aus allen 

Rohren. 

Doch der dichte Hagel aus heißem Blei konnte den rasanten 

Angriff der Indianer nicht stoppen. 

Wie ein Heerführer aus mittelalterlicher Zeit ritt »Lion« Bill 
Freeman an der Spitze seiner »Recken«. 

Der ehemalige Bürgerkriegscaptain fühlte sich ganz als 

Ritter ohne Furcht und Tadel. 

Mit seinen 20 Mann Miliz wollte er es den Apachen, wenn 

nötig, schon zeigen. 

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Freeman kannte das Land, kannte auch die Kampfesweise 

der Rothäute. Er war überzeugt davon, im Notfall den 
Wagentreck mit seiner Bürgerwehr retten zu können. 

»Ich glaube kaum, daß der Häuptling sich an uns heranwagen 

wird«, sagte Freeman selbstgefällig zu Pete Hartford, der neben 
ihm ritt. »Den Treck angreifen, das ja. Das traue ich Cochise 
durchaus zu. Wahrscheinlich hat er das sogar vor. Deshalb ist 
es wichtig, daß wir rechtzeitig auf den Wagenzug stoßen. Er 
soll uns sehen, der rote Oberschuft, und das Fürchten lernen.« 

Freeman hatte nicht mit der Schnelligkeit gerechnet, mit der 

der »Wüstentelegraf« funktionierte. Er konnte nicht ahnen, wie 
schnell die Nachricht in Cochises Bergfeste gelangt war. 
Konnte nicht wissen, daß der Treck bereits seit Tagen von 
Apachen begleitet worden war. 

Seiner Meinung nach mußte das Frontier Bataillon den 

Wagenzug vor den Indianern erreichen, falls die überhaupt 
angriffen. 

Hartford war ein schwergewichtiger Mann, mit der Waffe 

genauso fix wie mit den Fäusten. 

»Sie sollen nur kommen, die Paviane«, grollte sein tiefer 

Baß. »Diesmal holen sie sich blutige Köpfe.« 

Die Männer des Frontier Bataillons waren besessen auf den 

Kampf mit den Apachen. Sie gierten förmlich danach. Zu tief 
saß der Haß in ihren Seelen, zu groß war die Verbitterung. Sie 
kannten kein Pardon. Die Vernunft war ausgeschaltet. 

Mehr als einer war unter ihnen, der ein oder mehrere 

Familienmitglieder durch Apachenhand verloren hatte. Die 
Bürgerwehr bot diesen Männern die Gelegenheit, auf legalem 
Weg, wie sie glaubten, Rache zu nehmen. So kam es, daß 
»Lion« Bill Freemans Bataillon zu einer der gefürchteten 
Miliztruppen an der Grenze  wurde. Wenn nicht gar die 
schlimmste überhaupt. 

Und Freeman hatte seine Miliz fest im Griff. Sie bewunderte 

ihn, ging mit ihm durch dick und dünn, bis in die Hölle und 

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zurück, wenn es nur galt, gegen die Rothäute zu kämpfen. 

Freeman trieb die Männer lauthals zu schärferem Galopp an. 

Das ungute Gefühl, das sich seiner bemächtigt hatte, seit er 
vom Eintreffen des Wagenzugs wußte, verstärkte sich immer 
mehr. 

Seine Begleiter wurden ebenfalls unruhig. Die Ahnung 

drohenden Unheils erfaßte sie. 

Wie die wilde Jagd preschten sie dahin. 
Die Detonation eines Schusses, dem gleich darauf eine ganze 

Gewehrsalve folgte, ließ Freemans Leute in den Sätteln 
zusammenzucken. 

»Schneller!« rief der ehemalige Captain mit 

befehlsgewohnter Stimme. »Holt aus den Gäulen das Letzte 
raus! Diese verdammten Apachen sind uns zuvorgekommen.« 

Freemans lange braune Haare flatterten im Reitwind, seine 

eisgrauen Augen funkelten gefährlich. Bart und 
Texanerschnurrbart gaben ihm ein martialisches Aussehen, 
verstärkten den Eindruck seiner Härte. Im Augenblick höchster 
Gefahr zeigte Freeman, welch harter Brocken er war. 

Die Hufe seines Braunen hämmerten ein wildes Stakkato, 

das Pferd schien zu fliegen. Ohne auch nur einen einzigen 
Blick zurückzuwerfen jagte der Captain allen voraus. 

Beim Wagenzug wurde die Mannschaft auf das anstürmende 

Bataillon aufmerksam, als Freeman den gellenden 
Rebellenschrei ausstieß. 

»Die Miliz!« entfuhr es jemandem erleichtert, der unter 

einem Murphy lag. »Jungs, wir kriegen Verstärkung, wir sind 
gerettet! Das war im letzten Moment.« 

Freeman feuerte Kugel um Kugel auf die angreifenden 

Apachen. Seine Männer waren inzwischen bei den Wagen 
angelangt, griffen in den Kampf ein. 

Der wurde unbarmherzig. Wie wilde Hornissen schwirrten 

die Kugeln. Pfeile zogen ihre Bahn, trafen menschliche Körper 
oder blieben wippend im Holz und den Planen der Wagen 

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stecken. 

»Die Hälfte unter die Murphys!« befahl Freeman seinen 

Leuten. »Die andern bleiben in den Sätteln. So sind wir 
beweglicher.« 

Es war wie damals im Bürgerkrieg. Präzise und 

befehlsgewohnt traf Bill Freeman seine Anordnungen. Wie 
früher die Soldaten, so gehorchten ihm nun die Tombstoner. 

»Lion« Bill Freeman machte seinem Zunamen alle Ehre. Er 

kämpfte wie ein Löwe. 

Auf dem Ritt von Tucson nach Tombstone dachte John 
Haggerty ständig an das schlanke, rehäugige Indianermädhen 
Tla-ina. 

Trotzdem vergaß er nicht, seine Umgebung mit großer 

Aufmerksamkeit im Auge zu behalten. Sein geübtes Ohr nahm 
manche Geräusche wahr, die ein anderer, weniger erfahrener 
Mann nicht vernommen hätte. 

Haggerty lagerte an einer Tinaja, eine jener Wasserpfannen, 

die von den Apachen oft unbrauchbar gemacht wurden. Damit 
die Weißen, des Landes meist unkundig, ohne das kostbare 
Naß bleiben und vor Durst umkamen. 

Diese Tinaja, an der John Haggerty rastete, hatte klares, 

gutes Wasser. Ein Mann wie Haggerty hätte eine 
Verschmutzung oder Vergiftung des Wassers erkannt. 
Bestimmt hätte ihn sein Instinkt gewarnt. Er war nicht umsonst 
viele tausend Meilen als Scout geritten und hatte von den 
Indianerscouts eine Menge gelernt. 

John Haggerty kochte sich einen starken Kaffee. So stark, 

daß die braune Brühe einen toten Apachen zum Leben erweckt 
hätte, wie Haggerty zu sagen pflegte. Seine Kameraden 
allerdings bezeichneten Johns Kaffee schlicht weg als Gift. 

Und in den aromatischen Duft dieses »Giftes« mischte sich 

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plötzlich ein anderer Geruch. John schnupperte wie ein Tier 
gegen den Wind, sog die Luft tief ein. 

Brandgeruch! 
Der Chiefscout richtete sich auf, vergaß zu trinken. Lauernd 

spähte er in die Runde. 

Dann trat er das Feuer aus, packte seine Sachen, ging zu 

seinem Pferd und schwang sich in den Sattel. 

»Schätze, Brauner, man hält uns allmählich für die 

Feuerwehr. Erst kürzlich mußten wir am Paß löschen. Und nun 
hat es den Anschein, als würden wir wieder gebraucht. Nun ja, 
es muß ja nicht gleich was Ernstes sein.« 

Daß er zuvor auch nichts Ernsthaftes vermutet hatte, als er 

zum Paß geritten war, schien Haggerty plötzlich wie ein böses 
Omen. 

Aus dem Stand trieb er den Braunen in einen gestreckten 

Galopp. Er ritt dem Geruch nach, kam etwas von seiner Route 
ab. Je mehr John sich dem Brandherd näherte, desto 
penetranter stieg ihm der Rauch in die Nase. 

Zum Kuckuck, möchte wissen, welchen Unrat dort jemand 

verbrennt. Nun, jetzt sind wir auf halbem Weg und sehen nach. 

Eine kleine Felsbarriere versperrte Haggerty die Sicht auf das 

Feuer. Daß er nahe an der Brandstelle war, sah John an den 
dichten dunklen Rauchschwaden, die über dem Fels in die 
klare Luft wallten. 

Bevor er um die Ecke bog, entsicherte er den Henrystutzen, 

hielt das Gewehr schußbereit. In vielen ähnlichen Situationen 
hatte die einsatzbereite Waffe ihm das Leben gerettet. 

John ließ seinen Hengst im Schritt gehen, achtete darauf, 

wohin das Pferd trat, um möglichst wenige Geräusche zu 
erzeugen. 

Als der Scout dann um die Felsnase ritt, zuckte er 

unwillkürlich zusammen. 

In einiger Entfernung brannte eine primitive Laubhütte 

lichterloh, ebenso der armselige Hausrat und Felle. 

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An den Fels gedrückt standen fünf Pueblo-Indianer, 

friedliche Menschen, die nomadisierend das Land 
durchstreiften. 

Und vor diesen Unglücklichen hatten sich zwei Desperados 

mit angeschlagenem Colt aufgebaut, bereit, zu schießen. 

»Also los, wo habt ihr die Mädchen versteckt?« fauchte der 

größere der beiden. »Gebt die roten Hexen heraus, oder ihr 
krepiert alle! Habt ihr verstanden? Glotzt nicht so, redet!« 

Starr blickten die Indios. Kein Wort kam über ihre Lippen. 
»Wird's bald?« drängte der Mann. »Wenn sie in fünf 

Minuten nicht auftauchen, schicke ich den ersten von euch zum 
Großen Manitu. Dann folgen die andern. Ich lasse euch sogar 
die Wahl, bei wem ich anfangen soll. Bin ein großmütiger 
Mensch.« 

»Das kann ich von mir nicht behaupten«, rief Haggergy 

voller Zorn. »Mir läuft bei eurem Anblick die Galle über. Das 
macht mich sauer.« Im gleichen Augenblick spuckte der 
Henrystutzen Feuer. 

Die Kugel traf den Revolverarm des rechts stehenden 

Desperados. Eine blitzschnelle Linkswendung des 
Gewehrlaufs, und auch dem zweiten Mann entfiel der Colt, ehe 
er selbst zum Schuß kam. 

Brüllend ließen die Banditen die Waffen fallen. Vor 

Schmerzen heulend vollführten sie einen grotesken Tanz. 

Urplötzlich kam Leben in die vorher reglos verharrenden 

Pueblos. Schreiend fielen sie über die Weißen her. Mit bloßen 
Fäusten gingen sie ihre Peiniger an: Erbarmungslos wurden die 
Desperados zusammengeschlagen. John Haggerty hinderte sie 
nicht daran: 

Ein noch jugendlicher Indio rannte zu den abseits stehenden 

Pferden der Banditen, riß ein Gewehr aus dem Scabbard. Ein 
kurzer Zuruf an seine Gefährten, und die Indios spritzten 
auseinander. 

Zwei Schüsse klangen fast wie einer. Tot lagen die 

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Desperados im Staub. 

Der jugendliche Gewehrschütze warf die Waffe fort. 

Langsam kamen die Pueblos auf Haggerty zu, die Außenseite 
der Rechten zeigend – der alte, indianische Friedensgruß. 

Haggerty tat es ihm gleich, ritt langsam auf die Gruppe zu, 

dann glitt er aus dem Sattel. 

Der älteste Pueblo trat vor, hob zum Zeichen des Respekts 

die Hand an die Stirn. 

»Wir danken dem weißen Vetter. Er hat nicht nur unser aller 

Leben und die Ehre unserer beiden Schwestern gerettet. Die 
Männer dort wollten sie mitnehmen und ihnen Leid antun. Die 
Mädchen konnten in ein Versteck fliehen, das nur wir kennen. 
Hab tausend Dank, weißer Mann.« 

»Es war selbstverständlich, daß ich euch half«, sagte 

Haggerty. »Doch tätet ihr besser daran, in euer Gebiet 
zurückzukehren. Mimbrenjos, Chiricahuas und Blauröcke 
bekämpfen sich. Ihr könntet in Schwierigkeiten geraten.« 

»Wir wollten morgen weiterziehen«, erklärte der Sprecher 

der Indios. »Wir haben einen Tauschhandel mit einem Rancher 
vereinbart, dessen Weideland nicht weit von hier liegt. Seit 
Jahren treiben wir Handel mit der Ranch. Morgen verlassen wir 
die Gegend und kehren zu unserem Stamm zurück.« 

»Es ist besser so«, sagte Haggerty. »Diese Gegend ist im 

Augenblick unsicher. Dieses Land kennt keinen Frieden mehr. 
Kehrt heim zu euren Leuten.« 

John stieg in den Sattel. Weiteren Dank der Indios wehrte er 

ab. Daß er Menschen in höchster Not helfen konnte, diese 
Genugtuung war ihm Dank genug. 

Nachdenklich setzte der Scout seinen Ritt fort. 
Der Vorfall ließ ihn noch stärker als zuvor an Tla-ina 

denken. Es beruhigte ihn zu wissen, daß die Chiricahuas nicht 
als Hirten auf der Ebene herumzogen und Häuptling Cochise 
seine Schwester nicht aus der Sicherheit der Bergfeste ließ. 

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Cochise war nicht nur ein genialer Denker, er war auch ein 
hervorragender Stratege. Mit weißer Haut geboren, hätte er es 
bei der Armee gewiß bis zum General gebracht. So aber wurde 
seine Klugheit von seinen Widersachern als Grausamkeit und 
Heimtücke ausgelegt. 

Nach der ersten halben Stunde erbitterten Kämpfens ließ der 

Jefe seine Krieger sich außer Schußweite der Weißen 
zurückziehen. Die Männer bei den Wagen atmeten auf. Wären 
sie jedoch Hellseher gewesen … Freeman war wohl einer der 
wenigen, die den Rückzug der Apachen richtig deutete. 

»Die hauen nicht ab«, dämpfte er den vorzeitigen 

Freudentaumel eines Fahrers. »Die ziehen sich nur zur 
Beratung zurück. Laßt nur nicht in eurer Wachsamkeit nach, 
Leute.« 

Cochise war mit seinen Leuten hinter einer Sanddüne 

verschwunden, um sich dort mit seinen besten Kriegern zu 
besprechen. 

»Die Pinda-lick-o-ye haben Verstärkung bekommen«, sagte 

der Jefe. »Es sind jene Männer, die in Tombstone eine Miliz 
gegründet haben, wie sie das nennen. Diese Truppe soll 
Tombstone vor den Angriffen der Apachen schützen. Sie hat 
aber auch schon rote Männer überfallen, die nichts Arges im 
Sinn hatten. Greifen wir nur von einer Seite an, können unsere 
Gegner sich ganz auf den Angriff konzentrieren. Wir müssen 
dieselbe Taktik anwenden wie beim Sturm auf ein Fort. Wir 
werden uns teilen und den Wagenzug einkreisen. Schießt 
zuerst auf jene, die noch in den Sätteln sitzen. Sie sind am 
gefährlichsten, weil sie beweglich sind.« 

Schon als sie aus der Deckung brachen, hatten sich die 

Chiricahuas so formiert, daß ihre Reihe einen Halbkreis 
bildete. 

Die Männer, die unter den schweren Murphywagen lagen, 

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durchschauten diese Taktik der Apachen zu spät. 

Als ihnen klarwurde, was die Indianer bezweckten, hatten die 

längst die Verteidigungslinie der Weißen durchbrochen und 
den Todeskreis rings um den Wagenzug geschlossen. 

Mit den ersten Schüssen holten die Chiricahuas Freemans 

Leute aus den Sätteln. Der ehemalige Captain fluchte in allen 
Tonarten. In wilder Wut feuerte er seine Waffe leer, lud nach 
und tötete mehrere Krieger. 

Beide Seiten erlitten Verluste. Allein, die Redmen hatten die 

größere Chance. Auf ihren flinken, wendigen Ponys boten sie 
sehr schwer zu treffende Ziele. 

Verzweifelt leisteten die Weißen Widerstand. 
Cochise wollte die Beute. Aber er wollte auch das Leben 

seiner Krieger möglichst schonen. 

Er gab einen kurzen Befehl. 
Vier Krieger scherten aus dem Kreis aus, stürmten in wildem 

Galopp bis außer Reichweite der Gewehre. 

Minuten später zogen vier Feuerbälle ihre glühende Bahn 

durch die hitzeflirrende Luft. Die vier Chiricahuas schossen 
mit Brandpfeilen. 

Zischend bohrten die sich in die Wagenplanen. Das Feuer 

fand schnell Nahrung, fraß sich weiter. Flammen loderten. 

Über den Gedanken, die Ladungen zu retten, vergaßen die 

Wagenbesitzer jede Vorsicht. Sie sprangen unter die 
brennenden Planen der Murphys, versuchten zu löschen. 

Seltsamerweise hinderten die Apachen sie nicht durch 

Schüsse daran. Den ersten vier folgten keine weiteren 
Brandpfeile. 

Es war wieder einer jener genialen Schachzüge des 

berühmten Häuptlings. Die Männer, die beim Löschen waren, 
fielen als Verteidiger aus. Cochise wollte die Aufmerksamkeit 
der Weißen vom Kampfgeschehen ablenken, wollte sie 
verwirren. Die Ladungen sollten nicht verbrennen, wollte er sie 
doch als Beute. 

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Der Zweck war erreicht. Während etliche Männer das Feuer 

bekämpften, wurden die übrigen fast alle von den immer 
wieder angreifenden Apachen niedergemacht. 

Einige noch Unverwundete ergriffen in wilder Panik die 

Flucht. 

Johlend ritten die Chiricahuas bis an die Murphys heran, 

schwangen sich vom Pferderücken aus auf die Fahrzeuge. 
Tomahawks und Jagdmesser erledigten das, was die Kugeln 
verschont hatten. 

»Flieht!« Freeman versuchte mit Stentorstimme den Lärm zu 

übertönen. »Rettet euch, Leute! Wir haben den Kampf 
verloren.« 

Die letzten Weißen, die nach der Flucht ihrer Kameraden 

noch weiter erbittert gefochten hatten, gaben bei Freemans 
Zuruf auf. Diejenigen, die das Glück hatten, ein lediges Pferd 
zu erwischen, sprangen in die Sättel und preschten kopflos 
davon. Nur wenige entkamen dem furchtbaren Massaker. 

Mark Billings und John Bourke kämpften gegen drei auf sie 

einstürmende muskulös gebaute Apachen. Für beide Männer 
war es ein Glück, daß sie den Rothäuten an Körperstärke in 
nichts nachstanden. 

Die Kämpfenden verbissen sich ineinander. Bei dem 

erbitterten Ringen entglitten die Waffen ihren Händen. 

Es wurde ein Titanenkampf. Die Geschicklichkeit der 

Weißen im Faustkampf stand gegen die Schnelligkeit, die 
Schläue der Chiricahuas. 

Bourke und Billings verdankten ihr Leben nur dem Umstand, 

daß sie genau wußten, wo man jemanden treffen mußte, um ihn 
k. o. zu schlagen. 

Als ihre Gegner betäubt am Boden lagen, ergriffen Billings 

und Bourke als letzte die Flucht. 

Es gelang ihnen, unbemerkt davonzuschleichen. Aber auch 

das nur, weil die Apachen begonnen hatten, die Wagen zu 
plündern. Ein wahrer Rausch hatte die Krieger erfaßt. 

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Sie rissen die Sachen heraus, warfen alles zu Boden und 

begannen auszusuchen, was ihnen wertvoll schien. 

Aus der Ladung eines Textilienhändlers zog ein Krieger ein 

rosa Frauenkorsett hervor, schlang es sich um die Hüften und 
begann groteske Sprünge zu vollführen. Die Chiricahuas 
brüllten und bogen sich vor Lachen. 

Nur durch unnachgiebige Härte konnte Cochise verhindern, 

daß seine Krieger den Alkoholproviant plünderten. Sie hätten 
sich sonst unweigerlich bis zur Besinnungslosigkeit betrunken. 
Das wußte der Häuptling. 

Die wenigen Weißen, die dem Massaker entkamen, 

verdankten dies nicht auch zuletzt dem Freudentaumel der 
Apachen über die reiche Beute. 

Was sie für brauchbar hielten, verstauten die Chiricahuas auf 

den Pferderücken. Die Ochsen wurden ausgespannt und 
weggetrieben. Die Krieger steckten die Murphys in Brand. 

Alle Fahrzeuge standen lichterloh in Flammen. 
Der zerstörte Treck bot ein Bild des Grauens. 

Thomas Jeffords kam aus Ballards Postoffice. In seiner 
Begleitung befand sich Richard Tichy, Ballards Buchhalter. 

Jeffords hatte den blassen, ungewöhnlich großen Mann, der 

in Tombstone kaum Freunde hatte, zu einem Drink eingeladen. 

Der Saloon war gerammelt voll. Wie nicht anders zu 

erwarten drehten sich die Gespräche um den Wagentreck. 

Unter Freemans Milizmitgliedern gab es etliche 

Unzufriedene, die lieber dem Wagenzug entgegengeritten 
wären, statt in Tombstone zu hocken. 

Burt Douglas, ein älterer bedächtiger Typ, versuchte die 

allgemeine Erregung zu dämpfen. 

»Wir tun unsere Pflicht auch hier«, sagte er beschwichtigend. 

»Es ist möglich, daß die Apachen statt den Treck die Stadt 

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angreifen. Dann werden wir hier nötiger gebraucht als in der 
Gila. Ist doch klar, oder?« 

Einige stimmten zu. Andere ertränkten ihre Unzufriedenheit 

in Whisky. Daß gegen die Apachen gehetzt wurde, war nicht 
verwunderlich. 

In diese geladene Atmosphäre platzten Jeffords und Tichy 

hinein. 

Am Tresen wandten die Männer ihre Köpfe den Eintretenden 

zu. Manch einer maß Jeffords mit feindseligen Blicken. Der 
Stationsleiter tat, als merkte er es nicht. 

Richard Tichy sah sich nervös im Saloon um. Dem dürren 

Buchhalter war es irgendwie mulmig zumute. 

Thomas Jeffords störte sich nicht an dem abweisenden 

Benehmen der Anwesenden. Er steuerte, gefolgt von Tichy, 
einen Tisch in der hintersten Ecke an. Da waren die einzigen 
noch freien Plätze. 

Ein vierschrötiger Kerl fixierte den Stationsleiter mit 

haßerfüllten Blicken. Jeffords sah geradeaus, ignorierte den 
Mann. 

»He, Tichy«, attackierte der den Buchhalter, »bist du dir 

nicht zu schade, mit einem lausigen Apachenfreund zu 
trinken?« 

Er kannte Tichys Schüchternheit, wußte, daß der Bankclerk 

keine Kämpfernatur war. Indem er Tichy reizte, zwang er 
Jeffords zum Eingreifen. 

»Hörst du nicht, Bücherwurm?« stichelte der Stämmige 

weiter, als Tichy keine Antwort gab. »Hast du eine 
Ohrenentzündung?« 

Im gleichen Augenblick streckte er ein Bein vor, so daß 

Richard Tichy stolperte. 

»Wenn du Streit suchst, Mister, dann wende dich gleich an 

mich«, sagte Jeffords, wirbelte herum und riß den Mann vom 
Stuhl hoch. »Ich kann es nicht leiden, wenn ein Muskelprotz 
sich an Schwächeren ausläßt. Feiglinge sind mir zuwider.« 

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»Hältst dich für den starken Mann, Kleiner, eh?« knurrte der 

Vierschrötige. »Kannst eine Tracht Prügel haben, sogar 
umsonst.« 

Im selben Moment schoß seine behaarte Faust vor. Jeffords 

warf sich zur Seite, der Schlag ging ins Leere. 

Der bullige Kerl fauchte vor Wut wie ein gereizter Grisly. 

Und gerade diese Wut war es, die ihn blindlings in Jeffords' 
Gerade rennen ließ. 

Mit ächzendem Stöhnen ging der Koloß zu Boden. 
»Ist noch jemand da, dem unsere Nasen nicht gefallen?« 

fauchte Thomas. »Er soll sich melden. Das wäre dann ein 
Abwasch. Nun, wie ist's?« 

Niemand schien Appetit auf einen Fight zu haben. 
»Kommen Sie, Richard. Es gibt noch andere Saloons als 

dieses ungastliche Lokal«, wandte sich Jeffords an seinen 
Begleiter. »Trinken wir dort in Ruhe unseren Whisky.« 

Er packte den völlig eingeschüchterten Tichy am Arm und 

zog ihn ins Freie. 

Donnernder Hufschlag ließ die Männer aufhorchen. 
»Verdammt will ich sein, wenn das keine Unglücksboten 

sind, die da auftauchen«, murmelte Jeffords, an Tichy gewandt. 
»Los, Richard, kommen Sie! Beeilen wir uns, damit wir drüben 
im ›Horsemen‹ einen Platz bekommen. Schätze, bald werden 
alle Saloons brechend voll sein. Tichy, ich ahne was. Ich will 
Ihnen sagen, was da angeprescht kommt. Das sind die 
Überreste der glorreichen Miliz und des Wagentrecks.« 

Jeffords sollte recht behalten. 
Die Reiter, die in gestrecktem Galopp in die Main Street 

einbogen, waren die Überlebenden des Massakers aus der Gila-
Wüste. 

Minuten später war ganz Tombstone in Aufruhr. Die Saloons 

barsten fast, so viele Gäste drängten sich hinein. Derbe Flüche 
und wüste Verwünschungen der Männer mischten sich in das 
Jammern und Wehklagen der Frauen jener Männer, die 

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draußen in der Gila den Tod gefunden hatten. 

Die Tombstoner forderten unverzüglich Rache, schrien ihren 

Haß laut hinaus. »Lion« Bill Freeman tobte. 

In dieser Stunde schwor er, nicht einen einzigen Apachen, 

der ihm über den Weg lief, zu schonen. 

Je näher John Haggerty Tombstone kam, um so unbehaglicher 
fühlte er sich. Das ungute Gefühl verstärkte sich, als der 
Chiefscout in die Town einritt. 

Er vernahm die Schreie der rachelüsternen Menge. 

Wortfetzen drangen an sein Ohr. Noch ehe er sich mitten in 
Tombstone befand, wußte John so ungefähr, was sich in der 
Gila-Wüste zugetragen hatte. 

Er suchte Thomas Jeffords zuerst im Postoffice, dann im 

Hotel. 

Der Portier grinste Haggerty ah, als der sich nach Jeffords 

erkundigte. 

»Mr. Jeffords ist eben ins Speisehaus rübergegangen. Hat 

gesagt, er wolle seinen Zorn mit einem Riesensteak 
runterwürgen.« 

Haggerty stakste aus dem Hotel. Er war müde, hungrig und 

durstig. Am meisten plagte ihn der Hunger. 

Tom Jeffords hatte der Tür den Rücken zugewandt, Tichy 

saß ihm gegenüber. Der Buchhalter sah nicht auf, war mit einer 
Riesenportion Apfeltorte beschäftigt. Auch der Stationsleiter 
focht einen erbitterten Kampf mit dem vierten Stück Torte. Es 
wollte und wollte nicht mehr so recht hinunter. Aber Jeffords 
war nicht der Typ, der vor einem Stück

 

Kuchen kapituliert 

hätte. Er hatte geprahlt, sechs Stück zu vertilgen. Nun wollte er 
sich nicht den Spott der andern Gäste zuziehen. 

Der Scout trat hinter Jeffords Stuhl, sah eine Weile 

schweigend zu, klopfte Jeffords dann auf die Schulter. Der 

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Stationsleiter fuhr herum. 

»Mensch, Tom. Der Zweikampf mit dem süßen Zeug läßt 

einem hungrigen Mann das Wasser im Mund 
zusammenlaufen.« Haggerty lachte dröhnend. »Habe 
Kohldampf wie ein ausgewachsener Grisly.« Er nickte Tichy 
zu. »Freut mich, Sie zu sehen, Richard.« 

Der Scout nahm Platz, gab der Bedienung seine Bestellung 

auf. 

»Waren Sie schon bei Ballard?« wollte Jeffords wissen. 

»Dann haben Sie sicher gehört, was in der Gila passiert ist.« 

John nickte. 
»Zuerst suchte ich Sie im Postoffice. Um dann nicht alle 

Saloons abzuklappern, fragte ich im Hotel nach. Der Portier 
schickte mich hierher. Von ihm erfuhr ich, daß Sie im 
›Cattlemen‹ einem vorlauten Kerl die Visage poliert haben.« 

»Hören Sie auf, Mensch. Mich packt noch nachträglich die 

kalte Wut. Schlagen Sie sich den Magen voll, John, dann 
pilgern wir zurück ins Hotel. Morgen suche ich Ballard noch 
einmal auf. Werden Sie mitkommen?« 

Haggerty gab seine Zustimmung. 
Sie brachten den von den Ereignissen des Tages völlig 

eingeschüchterten Tichy nach Hause und steuerten das Hotel 
an. 

Es wurde eine lange Nacht für die Tombstoner. Ihre 

Gespräche drehten sich nur noch um die Apachen. 

Stolz ritt Naiche den Kriegern voran. Cochise hatte seinem 
Sohn die Ehre überlassen, die vom Beutezug Heimkehrenden 
in die Bergfeste zu führen. 

Diese Geste sollte beweisen, daß der Jefe den jungen Naiche 

allmählich in seine spätere Rolle als Häuptling einführen 
wollte. 

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Cochise war genauso stolz wie sein Sohn, vielleicht noch 

mehr. Es war der berechtigte Stolz eines Vaters, dessen Sohn 
wohlgeraten war – in jeder Hinsicht. 

Hocherhobenen Hauptes zog Naiche an der Spitze des 

Kriegertrupps in die Bergfeste ein. Sein junges Gesicht, seine 
dunklen Augen strahlten. Naiche fühlte sich glücklich. 

Ein schlankes Mädchen lief ihm entgegen, nahm die Zügel 

seines Ponys, um es wegzuführen. Die Blicke der beiden 
jungen Menschen tauchten ineinander. Ein liebliches Lächeln 
umspielte den kirschroten Mund der Apachin. Naiches Blick 
war voller Zärtlichkeit. Aber nur für Sekunden. 

Dann sprang er vom Pferderücken. Das Mädchen entfernte 

sich mit dem Tier, während Naiche sich in den Kreis der 
Männer stellte, neben seinem Vater. 

Der Jefe überließ seinem Sohn die Verteilung der Beute. 

Naiche wußte dies zu schätzen. Es war ein großer 
Vertrauensbeweis seines Vaters. Denn wie immer wollte der 
Häuptling die erbeuteten Waren gerecht und den Bedürfnissen 
entsprechend verteilen. Mit Genugtuung stellte der Jefe fest, 
daß sein Sohn alles so machte, wie er – der Häuptling – sich 
das vorgestellt hatte. 

Als einer der ersten wurden Keeta und seine Frau Maria 

beschenkt. Naiche zog dabei in Betracht, daß Keeta wegen 
seiner schwachen Gesundheit nicht am Beutezug hatte 
teilnehmen können. 

Nahlekadeya nickte ihrem Mann zu. 
Dieses Nicken war Anerkennung für den Sohn, dessen erste 

Mutter Sho-shu-li, Cochises erste Frau, war. Cochise wußte die 
Anerkennung zu schätzen. Seine Augen leuchteten. 
Nahlekadeya lächelte still. 

Die Frauen der beim Kampf Gefallenen stöhnten, kreischten 

oder schluchzten, als die Namen ihrer Männer aufgerufen 
wurden. Sie nahmen ihre Kinder bei der Hand und 
verschwanden in ihren Wickiups. Dort warfen sie die 

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buntbestickten Kleider ab, entfernten vor allem alles, was von 
roter Farbe war, schnitten ihre Haare und die ihrer Kinder zum 
Zeichen der Trauer ab. 

Was ihren Männern gehört hatte, wurde zusammengetragen 

und begraben. Danach banden die Squaws schwarze Tücher 
um ihren Kopf und wanderten mit ihren Kindern zu einem 
abseits gelegenen Platz. Hier setzten sich alle Witwen und 
Halbwaisen zusammen und stimmten klagende Totenlieder an. 

Die jungen, unverheirateten Krieger gingen stolz zwischen 

den jungen Mädchen umher, sich ihrer Taten rühmend. Nur 
Naiche stand bei den älteren Männern neben seinem Vater. 

Während die Männer einen Kreis bildeten, begannen die 

Frauen rund um diesen Kreis zu tanzen. Cochise rief mit lauter 
Stimme die Namen seiner Tapferen auf, pries ihren Mut, ihre 
Unerschrockenheit, ihre List im Kampf. 

Die Frauen tanzten singend das Lob der Männer. 
Cochise ließ für die trauernden Familien einen großen 

Beuteanteil beiseite legen, auch für die Älteren und 
Schwachen. Wie stets nach einem Beutezug gab er den 
Ärmsten und Hilflosen am meisten. 

In seinem Stamm sollte es niemanden geben, der Not litt. 
Die geschiedenen Frauen und jene, die schon länger Witwen 

waren, lachten und scherzten mit den jungen Männern. Die 
jungen, unverheirateten Mädchen schmückten sich für den 
später stattfindenden Tanz, bei dem die Männer den inneren 
Kreis bildeten. Die Mädchen tanzten dabei um die Männer 
herum, den Auserwählten auf die Schulter klopfend. Erriet der 
so Aufgeforderte den Namen der Squaw, durfte er sich erheben 
und sich mit seiner Partnerin dem Reigen der Paare 
anschließen. 

Es wurde eine lange, fröhliche Nacht. Man tanzte, lachte und 

sang. 

Nur eine stand abseits bei all dem Trubel: Tla-ina, Cochises 

junge Schwester. 

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Es war Nahlekadeya die ihren Mann auf das Fehlen von 

»Sanfter Wind« aufmerksam machte. 

Unauffällig entfernte sich der Jefe aus dem Kreis der 

Feiernden, suchte nach der Schwester. Er fand sie an jener 
Hütte lehnend, wo sie John Haggerty bei seinem letzten Besuch 
getroffen hatte. 

Tla-ina wirkte im fahlen Licht des Mondes noch schmaler, 

noch zerbrechlicher. Und sie wirkte unendlich einsam. 

Sanft berührte Cochise ihren Arm. Tla-ina blickte zu den 

funkelnden Sternen hoch, wandte sich nicht einmal um. 

»Meine Schwester möge mich begleiten«, begann der 

Häuptling vorsichtig. »Man fragt an den Feuern nach Tla-ina 
und wundert sich, daß sie dem Fest des Sieges fernbleibt.« 

Eigenwillig schüttelte die schöne Apachin den Kopf, sah den 

Bruder mit traurigen Augen an. 

»Wer sollte Tla-ina vermissen? Der, nach dem das Herz von 

›Sanfter Wind‹ verlangt, ist fern, Bruder. Vielleicht wird der 
Weg zur Bergfeste für immer für ihn versperrt sein nach allem, 
was geschah.« 

Eine steile Falte stand zwischen Cochises Brauen. 
»Macht mir Tla-ina Vorwürfe, weil wir den Wagentreck 

überfielen? Es war notwendig, Schwester. Die Bleichgesichter 
nehmen den Apachen das weg, was sie zum Leben brauchen. 
Da ist es nur gerecht, wenn wir ihnen nehmen, was sie im 
Überfluß besitzen.« 

»Ich weiß. Doch Falke ist ein Weißer, ein Kundschafter der 

Armee. Er wird nicht in die Apacheria zurückkehren, wenn er 
von dem Überfall auf den Treck erfährt.« 

Tla-inas Stimme brach. Tränen rannen aus ihren dunklen 

Augen. 

Cochise umfaßte ihre schmalen Schultern. 
»Der Scout John Haggerty mag unser Handeln nicht 

gutheißen. Aber er ist nicht nur Pfadfinder der Blauröcke, 
sondern auch Falke, der Mann, dessen Herz meiner Schwester 

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nahesteht. Kein Apache wird ihm den Weg in Cochises 
Apacheria verweigern. Er wird uns stets willkommen sein. Und 
er weiß es, Schwester.« 

Als das Mädchen schwieg, griff Cochise um ihren Arm, zog 

sie mit sich. 

»Komm, Tla-ina, freue dich mit den anderen. Sieh, Keenas 

junge Squaw und die Töchter der Gelbhäutigen fühlen sich 
noch fremd. Geselle dich zu ihnen. Hilf ihnen, unsere Sitten 
und Gebräuche zu verstehen. Um so schneller werden sie sich 
als Apachinnen fühlen. Mir schien, du bringst Maria 
schwesterliche Freundschaft entgegen. Kümmere dich um sie. 
Du wirst deinen Kummer vergessen. Der Falke wird 
wiederkommen. Er wird zurückkehren in die Bergfeste. Die 
guten Gedanken von ›Sanfter Wind‹ werden ihn rufen, 
herführen. Er wird den Ruf deines Herzens vernehmen.« 

Ein zaghaftes Lächeln huschte um Tla-inas Mund. 
Entschlossen wischte sie sich über die Augen und folgte 

willig ihrem Bruder. 

Der Tag begann regnerisch. Es schien, als hätte der Himmel 
sein Innerstes nach außen gekehrt. 

Thomas Jeffords und John Haggerty trafen sich im 

Speisehaus beim Frühstück. Es wollte keine rechte Stimmung 
unter den Gästen aufkommen. Zu sehr saß der Schrecken über 
das Massaker den Leuten noch in den Knochen. Auch die 
beiden Freunde sprachen kaum. Keiner schien großen Hunger 
zu haben. Beide machten sich Sorgen. 

»Ich frage mich, was sich seit unserer Abwesenheit am Paß 

alles ereignet hat«, sagte Jeffords schließlich nach längerem 
Schweigen. »John, ich glaube, dort hat sich was getan.« 

»Kann sein, Tom. Hab' auch so 'nen komischen Druck im 

Magen. Bedeutet selten was Gutes, dieses Gefühl. Entweder ist 

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was passiert, oder es blüht uns was.« 

»Warten wir's ab.« Jeffords trank den letzten Schluck Kaffee, 

wartete, bis auch Haggerty sein Frühstück beendet hatte, dann 
erhob er sich. 

»Kommen Sie mit, John? Ich gehe jetzt zu Ballard rüber. 

Möchte mich noch einmal mit ihm unterhalten, bevor er in den 
Osten aufbricht. Bin neugierig wie ein altes Marktweib auf 
seinen Nachfolger.« 

»Hoffentlich ist's kein Indianerhasser«, sagte John Haggerty, 

»sonst kriegen Sie dauernd Kummer, Tom. Nun, lassen wir uns 
überraschen. Bleibt uns ja nichts anderes übrig, was?« 

Die Männer verließen das Restaurant, stiefelten auf das 

Postoffice zu. Mehr als ein feindseliger, abweisender Blick 
folgte ihnen. 

Das Wort »Indianerfreund« war eines der gelindesten 

Schimpfworte, das mancher hinter ihnen herrief. Allerdings 
nicht so laut, daß Jeffords oder Haggerty es hören konnten. 
Dazu waren die Leute zu feige. Viele hatten Jeffords' Fight 
vom vergangenen Abend noch allzugut in Erinnerung. Und der 
Scout war auch nicht gerade als Schwächling bekannt. 

Ballard schien an diesem miesen Morgen besserer Laune zu 

sein als das Wetter. Sein feistes Gesicht drückte äußerste 
Zufriedenheit aus. Er strahlte förmlich. 

»Der hat 'ne Bombenstimmung«, raunte Thomas seinem 

Begleiter zu. »Wahrscheinlich ist er in Gedanken bereits im 
Osten.« 

»Er freut sich bestimmt schon auf die Saloonhasen«, feixte 

John. »Denen wird er mit Schauergeschichten aus dem Wilden 
Westen imponieren. Dabei vergessen sie dann, daß er ein 
Fettkloß ist.« 

Sie traten näher, wurden von Ballard freundlich begrüßt. 
»Nehmen Sie Platz; Gentlemen. Darf ich Ihnen einen 

Whisky anbieten oder sonst einen Drink?« 

Jeffords und Haggerty lehnten dankend ab. Ballard aber 

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nötigte sie, wenigstens einen kleinen Whisky zu nehmen. 

»Es wird vermutlich unser letzter, gemeinsamer Drink sein«, 

sagte der Postmeister. »Wenn Sie bald wieder aufbrechen, 
werde ich Sie wohl kaum noch sehen. Ich werde Tombstone 
endgültig verlassen. Und ich bedaure es nicht.« 

»Die Lage ist kritisch, spitzt sich immer mehr zu.« Jeffords 

nahm einen Schluck, sah Ron Ballard an. Der Stationsleiter 
wirkte müde und abgespannt. »Es wird immer schwieriger am 
Paß. Wir stehen oben am Peak zwischen zwei Feuern, Mr. 
Ballard. Sitzen sozusagen zwischen zwei Stühlen. So was geht 
leicht ins Auge. Die Leute hier in der Town nennen mich einen 
verdammten Apachenfreund. Die Indianer wiederum glauben 
manchmal, Grund zum Mißtrauen zu haben. Auch wenn mich 
manch roter Mann seinen Freund nennt, ich bin ein Weißer. 
Die Hautfarbe genügt, um in manche Apachenseele Mißtrauen 
zu säen.« 

Ron Ballard leerte sein Glas in einem Zug, goß nach. 
»Ich kann Sie verstehen, Mr. Jeffords. Die Lage ist alles 

andere als erfreulich. Aber Sie sind jung, tatkräftig und 
besitzen das Vertrauen eines der berühmtesten 
Apachenhäuptlinge: Cochise. Das fällt schwer ins Gewicht, 
Jeffords.« 

»Auch mich nennt man einen Freund des Jefe«, warf John 

Haggerty ein. »Deshalb besitze ich noch lange nicht das 
Vertrauen eines jeden Apachen oder gar aller Stämme.« 

»Sicher«, sagte Ballard etwas ungeduldig. Seine blassen 

Froschaugen musterten den Scout eindringlich. »Es ist aber ein 
bedeutender Unterschied, ob jemand die Freundschaft eines 
Häuptlings besitzt oder eines einfachen Kriegers. Cochise hat 
großen Einfluß auf seine Untergebenen.« 

»Der mir herzlich wenig nützt, wenn mein Skalp einem 

seiner Männer gefällt«, fügte Haggerty trocken hinzu. 
»Vielleicht sollten Mr. Jeffords und ich es Ihnen gleichtun und 
diese reichlich ungesunde Gegend verlassen.« 

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»Einmal abgesehen von unserer sogenannten Freundschaft 

mit Cochise, Mr. Ballard, es gibt auch andere Apachenstämme, 
die uns weniger freundlich gesinnt sind. Vor allem Victorios 
Mimbrenjos. Denen ist die Station am Apachen-Paß ein Dorn 
im. Auge.« Thomas Jeffords sah seinen Vorgesetzten ernst an. 
»Was gedenkt die Butterfield Overland zum Schutz ihrer 
Station am Paß zu unternehmen?« 

»Ich bin kein Postmeister mehr«, entgegnete Ron Ballard, 

»und nicht mehr in der Lage, Ihnen irgendwelche Hilfe zu 
leisten, Tom.« 

Thomas Jeffords sah Ballard forschend an. Dessen 

Froschaugen schienen ihn voller Belustigung zu mustern. 

»Und wer ist Ihr Nachfolger, Mr. Ballard?« 
Jeffords ärgerte sich insgeheim über Ballards anscheinende 

Belustigung. 

Ron Ballard erhob sich, ging zu seinem Schreibtisch. Aus der 

Schublade entnahm er einen versiegelten Umschlag, reichte 
Jeffords das Schreiben. 

»Lesen Sie selbst.« 
Etwas befremdet sah Jeffords Ballard an. Doch dann öffnete 

er auf dessen erneute Aufforderung den Umschlag. Er enthielt 
zwei Urkunden. 

Thomas traute seinen Augen kaum, winkte Haggerty heran. 
»Entweder kann ich nicht mehr richtig lesen, oder ich 

träume. Sehen Sie nur, John.« 

Die eine Urkunde enthielt die offizielle Trennung Jeffords' 

zum Postmeister, die andere seine Bestellung zum U.S. 
Postinspektor. 

»Da bleibt einem die Spucke weg, eh?« fragte Haggerty. 

»Mann, Tom, gratuliere.« 

»Ich schließe mich den Glückwünschen von Mr. Haggerty 

an.« Ballard reichte Jeffords die Hand. »Schätze, da wäre ein 
Glas Wein fällig. Hab' 'nen guten Tropfen im Haus. Wie ist's 
damit, Leute?« 

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»Wollen Sie den neuen Postmeister noch vor seiner ersten 

Amtshandlung besoffen machen?« frotzelte Jeffords lachend. 
»Für gewöhnlich kann ich schon einen Stiefel voll vertragen, 
aber doch nicht kurz nach dem Frühstück. Verschieben wir das 
bis nach dem Mittagessen, Mr. Ballard, okay? John und ich 
gehen inzwischen ins Hotel und packen unsere Sachen. Heute 
nachmittag reiten wir zum Paß zurück.«. 

Richard Tichy kam aus dem Nebenraum. 
»Und wer kümmert sich dann hier um den Betrieb, Mr. 

Jeffords, wenn Mr. Ballard abreist und Sie zum Paß 
zurückreiten?« wollte der Buchhalter wissen. 

Lächelnd blickte Thomas den dürren Langen an. Sein 

Zeigefinger tippte auf Tichys Brust. 

»Sie, Richard. Sie sind genau der richtige Mann. Ich 

übergebe Ihnen hiermit die Posthalterei samt Kutschenstation. 
Suchen Sie sich einen Buchhalter, wenn Sie's für nötig halten.« 

Tichy schnappte nach Luft. Sekundenlang blieb sein Mund 

offen. Sein sonst farbloses Gesicht rötete sich. Seine blassen 
Augen bekamen einen ungewöhnlichen Glanz. 

Seine Dankesworte waren ein freudiges Gestammel. Richard 

Tichy war unfähig, ein vernünftiges Wort, geschweige denn 
einen vollständigen Satz zu sprechen. Er konnte sein Glück 
kaum fassen. 

Er, der unscheinbare Buchhalter, der von vielen nicht 

ernstgenommen wurde, war plötzlich jemand. Mit diesem 
Vertrauensposten konnte er zu einer völlig neuen 
Persönlichkeit werden. Das fühlte Tichy in diesem Moment. 

Thomas Jeffords aber war davon überzeugt, daß die 

Verantwortung Tichys Persönlichkeit entwickeln, daß er 
selbstbewußter werden, kurz, ein völlig neuer Mensch würde. 

Tichy, Jeffords und Haggerty trafen sich später noch einmal 

bei Ballard und tranken erstklassigen Wein. 

Sie trennten sich mit den besten gegenseitigen Wünschen für 

die Zukunft. 

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Es war später Nachmittag, als Jeffords und Haggerty 
Tombstone verließen. Es hatte aufgehört zu regnen. Nebeldunst 
hing über dem Land. Man hatte den Eindruck, als wäre alles in 
Watte getaucht. 

»Vielleicht hätten wir die Nacht doch noch in Tombstone 

verbringen sollen«, gab Haggerty zu bedenken. »Ganz 
angenehm wird das Schlafen hier draußen nicht sein.« 

»Dachte, sie hätten schon schlechtere Nächte verbracht«, 

bemerkte Jeffords grinsend. »Ein Kundschafter macht doch 
normalerweise keinen Anspruch auf ein Himmelbett geltend.« 

John blieb ernst, ging nicht auf den Spaß ein. 
»Ich sah Freeman mit einer Gruppe seiner Miliz losziehen«, 

sagte der Scout nachdenklich. »Falls die in dieselbe Richtung 
reiten wie wir und Kummer mit den Indsmen bekommen, 
Freund Tom, dann sind wir mittendrin, ob wir wollen oder 
nicht.« 

»Wir werden eben versuchen, jedem Kummer 

auszuweichen«, sagte Jeffords seelenruhig. 

»Wir könnten auf Shaws Farm übernachten«, schlug 

Haggerty vor. »Dort findet man zwar kein Himmelbett, aber in 
seinem Pferdestall ist es wärmer als draußen.« 

»Sie scheinen heute eine wahre Abneigung gegen das 

Verweilen in freier Natur zu haben.« Jeffords lachte. »Für 
einen Scout ziemlich außergewöhnlich.« 

»Hören Sie, Tom, da gibt es nichts zu lachen. Ich werde 

einfach das verdammte Gefühl nicht los, daß wir nicht allein 
durch die Gegend reiten. Und bei diesem undurchsichtigen 
Nebelbrei ist mir das verdammt unangenehm. Man sieht ja 
kaum die Hand vor den Augen. Wie soll man da einen 
Menschen sehen können.« 

»Sieht man keinen, fürchtet man auch keinen«, frotzelte 

Jeffords noch immer gutgelaunt. Er freute sich, zum Paß 

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zurückzukehren. »Was haben Sie nur, John? So kenne ich Sie 
gar nicht.« 

»Ich mich auch nicht«, kam es trocken über Haggertys 

Lippen. »Doch wie ist das nun, Tom? Biegen wir nach rechts 
ab und fragen bei Shaw, ob wir bei ihm übernachten können?« 

»Wenn es Sie unbedingt nach einem Pferdestall als Hotel 

und einer Box als Bett gelüstet, dann ja, verdammt noch mal.« 

Jeffords war etwas ungehalten. »Obwohl ich Sie nicht 

verstehe«, fügte er mürrisch hinzu. 

Haggerty blieb die Antwort schuldig. Seine Erfahrung als 

Scout hatte ihn gelehrt, dem Unterbewußtsein mindestens 
genausoviel Beachtung zu schenken wie dem nüchternen 
Verstand. Und er war in all den Jahren auf vielen gefahrvollen 
Ritten gut dabei gefahren. 

Jeffords bog von der Poststraße ab. Ohne Kommentar 

wendete Haggerty seinen Braunen und folgte Thomas. 

Der Nebel wurde dichter. Die Männer konnten keinen Yard 

weit mehr sehen. Sie mußten sich auf den Instinkt ihrer Pferde 
verlassen und darauf hoffen, daß die durch den breiigen Nebel 
fänden. 

Shaws Farm war ein bescheidenes Anwesen, die Heimstätte 
eines Kleinsiedlers. Für die Männer war es ein Glück, daß 
Haggertys brauner Hengst den Weg nicht zum erstenmal ging. 

Nach zwei Meilen verhielt der Scout das Pferd, lauschte 

angespannt. 

»Damned, Tom. Meine Kundschafternase riecht noch etwas 

anderes als die Nebelfeuchtigkeit. Wir geistern nicht allein in 
der Gegend herum. Ich habe es von Anfang an gewußt.« 

»Wer?« fragte Jeffords nur kurz. 
»Mimbrenjos«, kam es ebenso knapp zurück. 
»Gepriesen sei Ihr Riechorgan«, sagte Jeffords grimmig. 

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»Aber Ihr Geruchssinn hilft uns in diesem Wetter nicht weiter. 
Wir können nicht mal Trab reiten, geschweige denn Galopp. 
Die Gäule haben schon Schwierigkeiten, im Schritt den Weg 
nicht zu verfehlen.« 

»Ein Gutes hat die Nebelwatte doch.« Haggerty unterdrückte 

ein Lachen. »Die roten Vettern können uns ebensowenig sehen 
wie wir sie. Wir müssen die Farm vor ihnen erreichen. Das sagt 
mir mein Instinkt.« 

Nach einer weiteren Meile hatten sie es geschafft. Aus den 

Nebelschwaden schälten sich die Konturen niedriger Gebäude. 
Das Farmhaus und die Ställe. 

Die schweren Fensterläden waren geschlossen. Kein 

Lichtschein drang durch die Ritzen nach draußen. Nichts rührte 
sich. 

Das stille Haus, der dichte Nebel, die Lautlosigkeit ringsum 

– das alles wirkte beklemmend, gespenstisch. 

»Hallo, Shaw!« rief John Haggerty verhalten. »Hören Sie 

mich? Ich bin's, Haggerty, der Armyscout.« 

»Sind Sie allein?« kam es nach sekundenlangem Zögern 

zurück. 

»Mr. Jeffords von der Poststation am Apachen-Paß ist bei 

mir«, rief Haggerty. 

»Bringen Sie Ihre Pferde in den Stall, dann kommen Sie an 

die Tür. Ich werde öffnen, wenn ihr davorsteht. Das ist 
sicherer.« 

Wenig später betraten Thomas Jeffords und John Haggerty 

den Wohnraum der Shaw-Farm. Shaw schob den schweren 
Querbalken, der die Tür sicherte, zurück. Er schien in großer 
Sorge zu sein. 

»Ist euch jemand gefolgt?« fragte der Mann nach kurzer 

Begrüßung. »Es trieben sich den ganzen Tag Apachen in der 
Gegend herum. Wenn mich nicht alles täuscht, dann waren es 
Mimbrenjos.« 

»Wir hatten den Eindruck, daß wir nicht allein unterwegs 

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waren«, erwiderte Jeffords. »Sagen Sie, Mister, versuchten die 
Indsmen, die Farm anzugreifen?« 

»Nein.« Das Gesicht des Farmers drückte Angst aus. Er warf 

verstohlene Blicke auf seine Familie, die sich ängstlich in den 
hintersten Winkel verkrochen hatte. »Anzugreifen versuchten 
sie nicht. Aber ich sah sie wie Schatten umherhuschen, wie 
lautlose Schemen. Mal hier, mal dort. Unheimlich, sage ich 
euch.« 

»Irgend etwas werden sie vorhaben.« Haggerty lehnte den 

Henry stutzen an die Wand. »Wir sollten die Nacht 
durchwachen, Mr. Shaw. Eigentlich wollten wir um ein 
Nachtquartier bitten, doch an Schlaf wird wohl kaum zu 
denken sein. Wir tun besser daran, uns im Wachen abzulösen.« 

Der Scout sah zu der Farmersfrau und den Kindern hinüber. 
»Ängstigen Sie sich nicht unnötig, Ma'am. Schätze, die 

Redmen sind hinter jemanden her. Denke, die Farm interessiert 
sie nicht so sehr. Vielleicht aber sollten Sie lieber die 
Sicherheit eines Forts aufsuchen. Freemans Miliz hat am 
Nachmittag Tombstone verlassen. Mit denen haben die 
Indianer wohl ein Hühnchen zu rupfen. Und sollte es den 
Apachen trotzdem einfallen, hier aufzukreuzen, so werden die 
sich blutige Köpfe holen, darauf können Sie sich verlassen. 
Dieser Victorio mit seinen Mimbres trampelt mir schon lange 
genug auf meinen Nerven herum.« 

Trotz aller Befürchtungen verlief die Nacht ohne 

Zwischenfall. 

In der Frühe des nächsten Morgens brachen Jeffords und 

Haggerty auf. 

Von den Apachen war nichts mehr zu sehen. 

An diesem Morgen war das Wetter weniger mies als am 
vergangenen. Die Sonne versuchte die Wolken zu 

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durchbrechen, die Landschaft bot ein freundliches Bild. Nichts 
in dieser erwachenden Natur deutete auf eine Gefahr hin. Kein 
fremder Laut störte die morgendliche Stille. Nur die 
gewohnten, von Tieren verursachten Geräusche ließen 
erkennen, daß Leben hier draußen war. 

In dieser morgendlichen Frische wäre der Ritt ein Vergnügen 

für Jeffords und Haggerty gewesen, hätten sie nicht Unheil 
geahnt. Denn beiden Männern war längst klar, daß dieser 
Friede trügerisch war. 

Als sie auf der Poststraße ritten, rief Thomas Jeffords seinem 

Begleiter zu: 

»He, John, was sagt Ihr Kundschafterrüssel heute morgen? 

Sind unsere lieben Vettern in der Nähe?« 

»Noch nicht«, antwortete der Scout. »Sitzen noch beim 

Lunch.« 

Obwohl er Spaß machte und sorglos schien, war John 

Haggerty ganz gespannte Aufmerksamkeit. Das jedoch konnte 
nur jemand erkennen, der ihn so gut kannte wie Jeffords. 

Sie hatten etwa fünf Meilen zurückgelegt, als Haggerty dem 

Postinspektor zurief: 

»Verdammt, Tom, ich glaube, unsere Freunde haben ihren 

Lunch beendet und sind uns auf der Spur. Sputen wir uns, 
Amigo.« 

»Habe den gleichen Eindruck«, entgegnete Jeffords. »Ist 

alles zu still. Man hört und sieht keine Tiere mehr, nicht einmal 
Vögel. Wurden wohl alle von den Rothäuten aufgeschreckt.« 

»Was tun wir, Tom? Sollen wir irgendwo Deckung suchen 

und abwarten, ob sie uns angreifen? Was schlagen Sie vor?« 

»Hm, wir sollten an einer Stelle lagern, an der wir den 

Rücken frei haben, an einer Felswand vielleicht. Von dort aus 
können wir die Umgebung beobachten. Na ja, dann müssen wir 
wohl abwarten, was geschieht.« 

»Das wäre auch mein Vorschlag gewesen«, sagte Haggerty. 
Die Felswand, an der sie wenig später aus den Sätteln glitten, 

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ging eine halbe Meile weiter in einen Canyon über. Eigentlich 
war es ein idealer Platz. 

Haggertys Blicke schweiften über die Schroffen und Hänge. 

Nichts rührte sich, nichts zeigte sich. 

»Ich weiß, daß sie trotzdem da sind«, sagte der Scout aus 

seinen Gedanken heraus. »Ich fühle es einfach. Haben wohl die 
Absicht, uns auf freiem Gelände zu jagen. Well, Tom, ewig 
können wir nicht hier hocken bleiben. Riskieren wir es also.« 

Sie saßen kaum auf ihren Pferden, als aus einer Bodensenke 

ein Schwarm Mimbrenjos auftauchte. 

Jeffords und Haggerty preschten in den Canyon. Hinter ihnen 

heulten die Mimbrenjokrieger triumphierend. 

»Die Halunken sollen erst brüllen, wenn sie unsere Felle 

haben«, rief John Haggerty grimmig. »Die freuen sich zu 
früh.« 

Er klopfte auf den Schaft des Henrystutzens. Auf diese 

Waffe konnte er sich in allen Situationen verlassen. 

Die Hufe ihrer Pferde hämmerten ein donnerndes Stakkato, 

dessen Echo von den Felswänden widerhallte. 

»Tempo, John!« drängte Jeffords. »Kann Ihr Brauner nicht 

schneller laufen? Mann, spornen Sie ihn an!« 

John drückte dem Hengst die Absätze in die Flanken. Er 

merkte, daß das Tier erschöpft war. Sonst war sein treuer, 
vierbeiniger Gefährte ein guter Renner. Und gerade jetzt, wo es 
auf Sekunden ankam, schien mit dem Braunen etwas nicht in 
Ordnung zu sein. 

»Er kann nicht«, brüllte John gegen den Wind. »Reiten Sie 

nur los, Tom! Ich werde mir Deckung suchen und die 
Gentlemen unter Feuer nehmen. Hauen Sie ab, Mann!« 

»Wohl nicht ganz dicht, he?« fauchte Jeffords. »Glauben Sie 

vielleicht, ich ließe Sie im Stich?« 

»Sie Narr!« keuchte John. »Dann gehen wir beide drauf.« 
»Oder auch nicht«, kam es verbittert zurück. »Und, seien Sie 

ehrlich, John, Sie würden auch nicht anders als ich handeln.« 

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»Wenn wir es bis zum Ausgang des Canyons schaffen, 

können wir die Mimbrenjos vielleicht abschütteln«, rief 
Haggerty dem Postmeister zu. »Vielleicht gibt's hinter dem 
Canyon eine Stelle, von wo aus wir nach oben kommen. Dann 
hätten wir die Mimbrenjos prima im Visier.« 

»Gott bewahre Ihren Kinderglauben«, sagte Jeffords, riß im 

gleichen Atemzug das Gewehr aus dem Scabbard, drehte sich 
im Sattel und feuerte. 

Seine Kugel schleuderte einen Krieger vom Ponyrücken. 

Haggerty und Jeffords mußten ihre Pferde parieren. Sie mußten 
schießen, wollten sie nicht selbst getötet werden. 

Die Pferde liefen langsamer, John und Thomas konnten 

besser zielen. Allerdings rückten dadurch die Mimbrenjos 
näher. 

Haggertys Henrystutzen spie tödliches Blei. Das verschaffte 

ihnen einen kleinen Vorsprung. Denn die schnell 
hintereinander abgefeuerten Schüsse richteten unter den 
Indianern einige Verwirrung an. Auch hatten sie bereits 
mehrere Tote und Verwundete zu beklagen. Sie zögerten 
jedoch nur kurz. 

Ein scharfer Befehl ihres Anführers, und die Hetzjagd ging 

weiter. 

Es war ein höllisches Rennen ums nackte Leben. Staub 

wirbelte unter den Hufen der Pferde auf, Erdbrocken flogen 
hoch. In das Peitschen der Schüsse mischten sich das 
infernalische Heulen der Mimbrenjos und die Flüche der 
beiden Weißen. 

»Da!« rief Haggerty und wies mit der Rechten nach links. 

»Da ist eine Biegung. Wir gehen dort in Deckung und 
empfangen die Mimbrenjos mit Blei. Wegreiten hilft uns nichts 
mehr, Tom.« 

Als Jeffords und Haggerty gerade um die Biegung galoppiert 

waren, sträubten sich ihnen förmlich die Haare. 

Der Weg durch den Canyon führte nicht weiter. Als sie ihre 

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Flucht begannen, hatten sie nicht darauf geachtet, in welchen 
Canyon sie ritten. Mit Entsetzen stellten sie nun fest, daß sie in 
einen Sackcanyon geraten waren. 

Es gab keinen Ausgang. Sie saßen in der Falle. 
In dem Moment, als ihnen ihre mißliche Lage klarwurde, 

sprangen sie auch schon ab, zogen die Pferde hinter einen 
mannshohen Felsblock, hinter dem sie, selbst ebenfalls 
Deckung fanden. Die Pferde wurden dazu gebracht, sich 
niederzulegen. 

Immer lauter klang der Hufschlag der Mustangs, immer 

ohrenbetäubender das Kriegsgeschrei. 

Haggerty und Jeffords sahen sich an, nickten sich zu. 
»Wenn's unser letzter Kampf sein sollte, John, dürfen wir 

keine Kugel vergeuden. Wir nehmen so viele Rothäute wie 
möglich mit auf den langen Trail.« 

Jeffords sagte es voll grimmiger Entschlossenheit. 
Es blieb ihnen keine Zeit zum Nachdenken. Die Mimbrenjos 

jagten heran, passierten den Felsblock wie die Palisaden eines 
Forts. 

»Verdammt«, fluchte John Haggerty, »warum hat der Stein 

keine Schießscharten? Man kann nur treffen, wenn man die 
Nase um den Block steckt. Und dabei riskiert man eine Kugel 
oder einen Pfeil.« 

»Der Satan hole diese Brut«, brummte Jeffords und zog den 

Stecher durch. 

Ein Mimbrenjo, der gerade versuchte, hinter den Felsbrocken 

zu gelangen, sackte im Fellsattel zusammen, fiel in den Staub. 
Wutgeheul brandete auf. 

John und Thomas zuckten zusammen. Das Geheul war dicht 

vor ihnen. Die Mimbrenjos mußten auf der anderen Seite des 
Felsens sein. 

»Denke, wir sprechen unser letztes Vaterunser«, murmelte 

Haggerty. »Ich wünsche mir bloß eines: Cochise möge 
erfahren, daß seine Mimbrenjo-Vettern uns umgebracht 

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haben.« 

»Noch leben wir«, knirschte Jeffords. »Ich gebe zu, die 

Rothäute haben die besseren Karten in diesem Blackjack. Doch 
wir sitzen sicherer. Und Proviant und Wasser haben wir 
vorläufig genug. Könnte ja sein, daß die Knallerei gehört wird. 
Vielleicht sogar von Cochise. Wäre mir ein Vergnügen, zu 
beobachten, wie seine Krieger ihre eigenen Vettern in die 
Ewigen Jagdgründe schicken.« 

Haggerty blickte die Felsen hoch. Aber er sah keine 

Möglichkeit, die steil aufragenden Wände zu erklimmen. Nicht 
mal zu Fuß, geschweige denn mit den Pferden. 

Jeffords bemerkte Haggertys Blicke, schüttelte grimmig den 

Kopf. 

»Hat keinen Zweck, John, sich nach einem Fluchtweg 

umzusehen. Es gibt keinen. Wir sitzen fest, wie der Bär im 
Zwinger.« 

Sie verspürten einen bitteren Geschmack im Mund. 
Sollte dies wirklich das Ende sein? 

In »Lion« Bill Freeman breitete sich prickelnde Unruhe aus. 
Mit der Erfahrung des alten Kämpen wußte er diese Unruhe 
richtig zu deuten. Sie signalisierte Gefahr. 

Er schickte einen seiner Männer, der Kundschafter im 

vergangenen Bürgerkrieg gewesen, um die Gegend zu 
erkunden. Nach einer halben Stunde kam der Mann zurück. 

»Spuren von Indianerponys, Sir«, meldete er. »Sie führen 

zum Apachen-Paß. Sind schnell geritten, die Vettern. Entweder 
wurden sie verfolgt oder aber sie waren selbst die Verfolger.« 

»Nachsehen«, war alles, was Freeman erwiderte. 
Er war als erster wieder im Sattel, folgte dem Kundschafter. 

Furcht kannte der ehemalige Captain nicht. Er liebte den 
Kampf, fühlte sich noch immer als Soldat. 

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Erst als der Vorausreitende sein Pferd zügelte und die 

Fährten betrachtete, verlangsamte auch Freeman das Tempo. 

»Hier sind nicht nur Spuren von Indianerponys«, meldete der 

ehemalige Armeescout, »sondern ebenfalls solche von zwei 
beschlagenen Pferden. Woraus zu schließen ist, daß die 
Indianer zwei Weiße verfolgten.« 

»Dann werden die Verfolger bald selbst die Gejagten sein«, 

brummte Bill Freeman zornig. »Diese roten Bastarde werden 
immer dreister. Wir müssen ihnen die Krallen beschneiden. 
Los, Leute! Wir sind den Kerlen Revanche schuldig für das 
Massaker in der Gila-Wüste. Sie sollen die Beute nicht 
umsonst bekommen haben. Jetzt wird ihnen die Rechnung 
präsentiert.« 

»Das waren Cochises Chiricahuas«, sagte der Scout. 

»Vielleicht gehören diese zu einem anderen Stamm.« 

»Na und? Apache ist Apache«, knurrte Freeman. »Sind alle 

gleich. Pack ist Pack, Mann. Sie sollen mir nur vor die Flinte 
kommen.« 

Der ehemalige Scout verstand sich noch immer blendend 

aufs Spurenlesen. Er verlor die Fährte nicht aus den Augen. 
Auch auf steinigem Boden fand er immer wieder Hinweise 
dafür, daß die Indianer diesen Weg geritten waren. 

Eine Hügelkette tauchte auf, der Einschnitt eines Canyons 

wurde sichtbar. Weiter entfernt schob sich eine Felswand vor 
einer Canyonmündung. 

Freeman schickte den Scout zur Erkundung los. 
Scharf beobachtete »Lion« Bill Freeman den Mann, achtete 

auf jedes Zeichen, das er gab. Und als er wie wild zu winken 
begann, die Hand dabei kreisen ließ, wußte Freeman, daß der 
Mann etwas entdeckt hatte. Er preschte los, holte den Scout 
ein. 

Von einer Anhöhe aus sahen sie, wie eine Gruppe 

Mimbrenjos zwei Reiter verfolgte. Und wie diese Reiter 
geradewegs in einen Sackcanyon einbogen. 

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Freeman fluchte fürchterlich. 
»Diese Hohlköpfe! Dort sitzen sie in der Falle. Müssen 

fremd in der Gegend sein. Na, egal, wir hauen sie 
selbstverständlich heraus. Reiten Sie zu unsern Leuten zurück, 
Manners. Sie sollen sich vorsichtig bewegen, möglichst keinen 
Lärm machen. Ich werde versuchen, noch näher ranzukommen. 
Sobald Sie mit unseren Leuten hier sind, greifen wir ein. Alles 
okay?« 

»Okay.« Manners nickte und jagte den Hügel hinab, den 

Männern des Frontier Bataillons entgegen. 

Wenig später ritten sie so geräuschlos wie möglich dem 

Canyon zu. Hier, am Eingang, waren die Felsen noch 
erklimmbar. 

»Die Scharfschützen unter euch dort hinauf!« befahl 

Freeman. 

»Die andern zu Pferde hinter den roten Halunken her!« 
Freeman kletterte mit sechs Männern den Fels hoch. Oben 

blickte er zunächst durch das Fernglas. 

»Möchte doch zu gern wissen, welche zwei Tölpel in den 

Sackcanyon geritten sind«, murmelte er, um dann gleich drauf 
loszubrüllen: »Da schlag einer lang hin! Leute, diese 
Dummköpfe, die dort in der Klemme sitzen, sind Jeffords und 
Haggerty. Es ist nicht zu fassen. Zwei erfahrene Männer. Die 
Roten müssen sie direkt da hineingejagt haben. Anders kann 
ich es mir nicht vorstellen.« 

Freeman ließ das Glas sinken, griff zur Waffe. 
Das Frontier Bataillon hatte in den Kampf eingegriffen. 
Zu spät bemerkten die Mimbrenjos den neuen Feind. 

Schweiß rann John und Thomas in die Augen. Sie merkten, daß 
ihre Kräfte mehr und mehr erlahmten. 

»Schätze, es geht doch zu Ende«, murmelte Haggerty mit 

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blassen Lippen. »Schade, Freund Tom. Hätte mir noch einige 
Jahre gewünscht.« 

»Einige ist gut«, knirschte, Jeffords. »Ich hatte mal vor, ein 

Tattergreis zu werden. Na, dann eben nicht. Hoffe nur, die 
roten Hunde kommen in die Hölle statt in die Ewigen 
Jagdgründe.« 

Plötzlich griff Jeffords erregt nach Haggertys Arm. 
»Hören Sie, John? Schüsse! Die stammen nicht aus den alten 

Karabinern der roten Vettern, sondern aus modernen 
Gewehren. Das sind Weiße. Wir kriegen Verstärkung, John.« 

Immer näher klang das Echo der Schüsse. Das Hufgetrappel 

beschlagener Pferde wurde laut. 

»Hoffentlich sind es keine Desperados, die dort angesaust 

kommen«, sagte John Haggerty besorgt. »Die würden zuerst 
den Indianern den Garaus machen und danach uns.« 

»So was nennt man dann doppeltes Pech«, bemerkte Jeffords 

mit schiefem Grinsen. 

Eine befehlsgewohnte Stimme ließ die beiden Männer 

plötzlich hoffnungsvoll aufhorchen. Es war eine Stimme, die 
den Kampfeslärm übertönte. 

»Freeman!« riefen Jeffords und Haggerty gleichzeitig. 
Und »Lion« Bill Freeman machte seinem Zunamen wieder 

einmal alle Ehre. Er brüllte wie ein Löwe, stachelte seine 
Männer an. 

Der Ex-Captain hockte auf einem Hügel, gedeckt durch 

einen Mesquitestrauch, und feuerte pausenlos auf die 
Mimbrenjos. 

Seit dem Massaker in der Gila-Desert war Freeman zum 

unerbittlichen Indianerhasser geworden. Es gab keine Rothaut 
mehr, die vor seinen Kugeln sicher war. Fiel nur irgendwo das 
Wort »Apache«, so schaltete Freemans Hirn sofort auf Töten. 

Und dort unten auf der Canyonsohle boten sich ihm die 

Mimbrenjos gleichsam wie auf dem Präsentierteller dar. 

Als das Frontier Batallion in den Canyon eindrang, war das 

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Inferno vollkommen. 

Schießend und brüllend griffen sie die Indianer an. 

Unerbittlich tobte der Kampf. Bald fiel kein Schuß mehr. 
Weiße und Apachen kämpften Mann gegen Mann. Colts, 
Tomahawks und Jagdmesser taten ihr grausiges Werk. 

Als sie die Miliz sahen, zogen Jeffords und Haggerty ihre 

Pferde hoch, schwangen sich in die Sättel und preschten mitten 
unter die Kämpfenden. 

Johns Henrystutzen entlud sich ein paarmal krachend. Einige 

Mimbrenjos rollten in den Staub. 

Ein muskulöser Krieger sprang den Scout an, riß ihn aus dem 

Sattel. Im Fallen erkannte John den Mann. Es war einer von 
Victorios Kriegern, mit dem Haggerty schon mehrmals 
aneinandergeraten war. Sie waren Feinde und wußten, daß sie 
keine Gnade zu erwarten hatten. In diesem unerbittlichen 
Kampf konnte es nur einen Überlebenden geben. 

Der Mimbrenjo hielt das schwere Jagdmesser in der Rechten. 

Eine gefährliche Waffe. John Haggerty besaß nur seine Fäuste, 
sich gegen den Krieger zu verteidigen. Beim Sturz vom Pferd 
war ihm der Colt entfallen. Das Scoutmesser steckte zwar in 
seinem Gürtel, er konnte es jedoch nicht fassen, denn er 
brauchte beide Hände, den Messerarm des Mimbrenjos 
abzuwehren. 

John fühlte seine Kräfte schwinden, die Arme wurden ihm 

taub von der unmenschlichen Anstrengung. 

Einige Yards weiter rang Jeffords mit einem Krieger. Dem 

Postmeister gelang es, den Gegner zu erledigen. Bevor er John 
zu Hilfe eilen konnte, sprang ihn ein anderer Apache an. 

In ohnmächtiger Wut beobachtete Freeman den ungleichen 

Kampf. Einen Schuß wagte er nicht anzubringen, aus Angst, 
dabei Haggerty zu treffen. Der jähzornige Mann ließ einen 
Stapel greulicher Flüche hören. Seine Kiefer mahlten, seine 
eisgrauen Augen wurden steinhart. Sein Texanerschnurrbart 
zitterte, so erregt war Freeman. Seine Hände umkrallten den 

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Schaft des Gewehrs. 

»Teufel, ich werde doch wohl nicht mit ansehen müssen, wie 

der rote Kerl den Scout zur Hölle schickt.« Freemans Stimme 
vibrierte. »Wäre ich nur da unten, verdammt. Sieht denn 
keiner, was sich da abspielt?« 

John Haggertys Kräfte waren am Ende. Er mußte den Arm 

des Indianers loslassen. Der Gegner trat gegen Johns 
Schienbein. Der Scout stolperte, ging zu Boden. 

Darauf hatte der Apache gewartet. Sofort war er über 

Haggerty, hob die messerbewehrte Hand. 

Ein Schuß peitschte. Der Mimbrenjo riß die Arme hoch, 

stand sekundenlang wie zu Stein erstarrt, dann sackte er 
vornüber, fiel fast auf Haggerty, der sich im letzten Augenblick 
zur Seite warf. 

Einer der Milizmänner half dem erschöpften Scout hoch, der 

sich sofort nach Jeffords umsah. Der Postmeister hatte seinen 
Gegner mit einem wuchtigen Fausthieb außer Gefecht gesetzt. 

Haggerty griff nach seinem Stutzen, schickte einige Kugeln 

hinter den Mimbrenjos her, die dem Canyonausgang 
zustrebten. 

Die Klügeren unter ihnen hatten eingesehen, daß die Flucht 

die einzige Möglichkeit war, am Leben zu bleiben. 

Bill Freeman war mit dem Rest seiner Leute den Hügel 

herabgeschlittert. Sie rannten zu ihren Pferden, nahmen die 
Verfolgung der Flüchtenden auf. 

Im Canyon war der Kampf beendet. 
Thomas Jeffords fiel einem der Milizmänner in den Arm, der 

einen verwundeten Mimbrenjo einfach abknallen wollte. 

»Ist das der Dank, daß wir Sie aus der Patsche geholt 

haben?« fauchte der Mann aus Tombstone. »Glauben Sie, die 
ließen einen verwundeten Weißen am Leben, eh? Und wenn, 
dann nur, um ihn später zu martern.« 

»Kann sein«, konterte der Postmeister, »aber in meiner 

Gegenwart wird kein Verwundeter ermordet. Ein Mann, der 

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sich nicht mehr wehren kann, ist kein Feind mehr. Ihn zu töten, 
käme einem Mord gleich.« 

»Möge der Gehörnte Ihre noble Seele holen«, höhnte der 

Mann. 

»Ein wahrhaft liebenswürdiger Wunsch, Mister.« Jeffords 

blieb ruhig. Er wollte keinen der Männer, die ihn und Haggerty 
gerettet hatten, angreifen, sonst hätte er dem Aufgebrachten aus 
Tombstone die Faust aufs Kinn gepflanzt. 

Jeffords trat zu einem noch jugendlichen Mimbrenjo, den 

zwei von der Miliz festhielten. Er blickte den Apachen an. 

»Du bist fast noch ein Knabe, Krieger. Nimm die 

Verwundeten deines Stammes und verlasse diesen Ort. Sage 
Victorio, dem Oberhalunken, daß ich ihm sämtliche Knochen 
breche, wenn er mir über den Weg läuft. Und wenn er ein 
Mann und kein altes Weib ist, soll er kommen und versuchen, 
mich im Zweikampf zu besiegen, statt mir dauernd seine 
Krieger auf den Hals zu schicken. Der Häuptling ist eine alte, 
zahnlose Memme, sonst käme er selbst. Sage ihm, daß er ein 
feiger Kojote ist, nicht wert, daß ihn die Sonne bescheint. Nie 
wird er dem großen Cochise ähnlich sein.« 

Diese Worte waren eine schlimme Beleidigung für einen 

Apachen. Die Augen des Jungkriegers glühten wie Kohlen. 

»Laßt ihn los!« befahl Jeffords den beiden Männern. »Er soll 

seine Vettern einsammeln, auf ihre Ponys verfrachten und 
verschwinden, ehe ich meine Gutmütigkeit bedaure.« 

Minuten später jagte der junge Mimbrenjo mit vier 

Verletzten aus dem Sackcanyon. 

Von der Ebene her waren Schüsse zu hören. Dort holte 

»Lion« Bill Freeman mit seiner Bürgerwehr noch einige 
Mimbrenjos aus den Fellsätteln. Er wirkte höchst befriedigt, als 
er mit seiner Gruppe in den Canyon zurückkehrte, wo sich die 
Unverletzten um die Verwundeten kümmerten. 

Freemans langes braunes Haar flatterte im Reitwind. Er 

sprang aus dem Sattel, ging auf Jeffords und Haggerty zu. 

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»Freut mich, daß es mir vergönnt war, euch da 

herauszuholen. Allerdings fragte ich mich am Anfang, welche 
beiden Greenhörner in diese Sackgasse geritten seien.« 
Freeman zeigte ein Lächeln, das seine eisgrauen Augen nicht 
erreichte. »Daß es ausgerechnet zwei erfahrene Männer sind, 
hätte ich mir nicht träumen lassen.« 

»Wir schulden Ihnen und Ihren Leuten Dank«, sagte John 

Haggerty. Er reichte dem ehemaligen Captain die Hand. »Tom 
und ich dachten schon daran, uns eine Fahrkarte zur Hölle zu 
besorgen. Lange hätten wir's nicht mehr geschafft.« 

Auch Tom Jeffords dankte Freeman. 
»In den Sackcanyon ritten wir, weil wir von den Mimbrenjos 

vom Weg abgedrängt wurden. Ich kenne die Gegend zwar, 
doch könnte ich nicht behaupten, jeden Canyon bereits 
durchritten zu haben«, sagte der Postmeister. »Außerdem 
rechneten wir uns hier eine bessere Chance aus. Wenigstens 
waren wir in Deckung. Auf freier Ebene hätten uns die 
Indianer bald eingeholt. Johns Brauner ließ an Schnelligkeit 
nach, wir mußten uns verschanzen.« 

»War mir ein Vergnügen, euch herauszuhauen«, beteuerte 

Freeman noch einmal. »Schade nur, daß einige der Rotpelze 
entwischen konnten. Na ja, die holen wir uns bei anderer 
Gelegenheit.« 

Jeffords und Haggerty sagten nichts dazu. Obwohl sie dem 

Frontier Bataillon ihr Leben verdankten, war ihnen Freemans 
blindwütiger Haß, seine Lust am Töten, unverständlich und 
zuwider. 

»Sie reiten zum Apachen-Paß?« wollte der Ex-Captain 

wissen. 

»Ja. Ich habe Richard Tichy die Posthalterei in Tombstone 

übergeben«, erwiderte Jeffords. »John und ich reiten zum Peak. 
Denke, ich war lange genug abwesend. Viel zu lange.« 

»Sollen wir euch begleiten?« fragte Freeman. »Vielleicht 

kommen die Mimbrenjos mit Verstärkung zurück.« 

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John, dessen Blick in die Ferne geschweift war, lächelte. 
»Wird kaum nötig sein, Mr. Freeman. Ich denke, bis zum 

Paß schaffen Tom und ich es allein. Bevor sich die Mimbrenjos 
ihre Wunden geleckt haben und zurückkommen, sind wir oben. 
Und da wissen wir uns zu verteidigen.« 

Thomas Jeffords folgte Haggertys Blick. Ein Lächeln 

umspielte den Mund des Postmeisters. 

Weitab auf einem Bergkamm, mit dem bloßen Auge kaum zu 

erkennen, stand eine einsame Gestalt. Da wußte Jeffords, 
warum Haggerty so sicher war, ungehindert den Apachen-Paß 
zu erreichen. 

Der dort stand, war kein anderer als der ebenso gefürchtete 

wie berühmte Häuptling Cochise – unverkennbar an seiner 
stolzen Haltung. 

Cochise, der große Anführer der Chiricahuas. 
Sie trennten sich von Freeman und dessen Leuten. 
Thomas Jeffords und John Haggerty konnten nun den 

Apachen Peak ohne Zwischenfall erreichen. Unsichtbar, aber 
doch gegenwärtig, würde Cochise, ihr roter Freund, sie 
begleiten. 

ENDE