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Frank Callahan 

Apachen-Poker 

Apache Cochise 

Band Nr. 17 

Version 1.0 

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Prolog 

Man nannte die Apachen Barbaren, Wilde und Massenmörder. 
Waren sie das? Über alles, was in dieser Welt geschieht oder 
früher einmal geschah, kann man so oder so urteilen.
 

Um objektiv zu sein, kann an dieser Stelle nur von 

Unbefangenen ein Widerruf dieser Meinung über die Apachen 
erfolgen. Unser Nachruf, sozusagen eine verspätete 
Ehrenrettung dieses großen, stolzen und kämpferisch 
veranlagten Volkes, das von der Steinzeit »über Nacht« in eine 
erbarmungslose Zivilisation versetzt wurde, die sie nicht 
begriff, wie auch die Umstände, die zum Untergang der roten 
Rasse führten.
 

Man kann sagen, die damaligen Weißen und Mexikaner 

waren alles andere als weitblickend, eher nur von einer 
hyperhumanen Art, die dem Prankenschlag eines Panthers 
glich. Bei den meisten Weißen war die Ausrottung der Indianer 
eine beschlossene Sache, honoriert durch Prämien für einen 
Apachen-Skalp.
 

Dachten und handelten die weißen Einwanderer mit ihrer 

mitgebrachten zweitausendjährigen Kultur alle richtig, Kultur 
und Zivilisation, gemessen an der der Apachen? Oder 
bewegten sie sich in der klischeehaften Vorstellung des 
Militärs vom »toten Indianer, der ein guter ist«?
 

Mitnichten. Zum Teil gab es vorausschauende und 

mitfühlende Männer in der Army, die aber wegen ihrer 
»Humanitätsduselei« nicht zu Wort gelangten, aber den 
Untergang der roten Rasse voraussagten und mit den 
Indianern fühlten.
 

Nicht alle waren sie ein Colonel Chivington, ein abenteuer- 

und beförderungssüchtiger George Armstrong Custer. Fest 
steht aber, daß der Massenmord an der indianischen Rasse von 

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vielen Amerikanern heutzutage bagatellisiert und, wenn die 
Sprache darauf kommt, mit einer lässigen Handbewegung 
abgetan wird.
 

Auch die in wissenschaftlichen Disziplinen denkenden 

Amerikaner können einen Rückblick auf die Zeit nach 1850 nur 
schwer vertragen. Man sieht die in den Wüsten und Gebirgen 
vegetierenden Stämme Arizonas nicht, und das beruhigt den 
Durchschnittsamerikaner ungemein, weil er das ökologische 
Harakiri, das man mit dem Land und seiner Urbevölkerung 
trieb, nicht mit ansehen muß.
 

Zugegeben, die Stämme der Indianer, besonders die 

Apachen, betrieben zu keiner Zeit Vorratswirtschaft, 
ausgenommen die seßhaften und Ackerbau treibenden Pueblos 
im Westen von Neumexiko und in den nordöstlichen Bereichen 
Arizonas.
 

Lag hier der Untergang der roten Rasse begründet? 
Sicherlich nicht, denn kein nomadisierendes Volk in Europa, 

Asien oder Afrika konnte sich mit Vorratshaltung befreunden. 
Gingen sie unter? Nein, sie gingen auf in den Völkern, deren 
Gebiete sie okkupierten. Auch andere negative Aspekte – in den 
Augen der Weißen – kann den Apachen nicht abgesprochen 
werden. Sie waren nun einmal Naturkinder, einfache Nomaden 
in einem riesigen Kontinent, der ihnen alles bot, was sie zum 
Leben brauchten. Zu allen Zeiten war daher für die Apachen 
die Welt noch in Ordnung. Erst als der weiße Mann mit seinen 
überlegenen Waffen, mit Schnaps und seiner verfeinerten 
Kultur und seinen ansteckenden Krankheiten kam, legte sich 
das große graue Leichentuch über die Stämme und 
Sippenverbände.
 

Ganz bestimmt wäre vor 100 und mehr Jahren 

möglicherweise vieles ganz anders gekommen, wenn unter den 
Militärs und in der Regierung in Washington nur ein einziger 
Mann mit entsprechendem Weitblick und ohne Ressentiments 
gegen die rote Rasse gewesen wäre.
 

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Es hat nicht an klardenkenden und verantwortungsbewußten 

Leuten gemangelt, aber sie hatten nicht die Stimmengewalt im 
Kongreß, die dazu notwendig gewesen wäre, den Indianern zu 
ihrem Recht zu verhelfen.
 

Es ist nicht Aufgabe dieser Einleitung, anzuklagen und zu 

richten, denn niemand von uns kann sagen, daß er es 
womöglich hätte besser machen können. Sie alle in der 
damaligen Zeit – Rote wie Weiße – waren Kinder einer harten 
und erbarmungslosen Epoche, und sie waren Bewohner einer 
rauhen Umwelt. 

Die Serie APACHE COCHISE mit ihrem wahrhaft großen 

Häuptling Cochise als Held ist die im Wesen und Charakter 
authentische Aufzeichnung amerikanischer Geschichte, die in 
Romanform für den deutschen Sprachraum noch nicht oder nur 
in Kurzform gebracht wurde.
 

Die guten und schlechten Weißen, die anständigen Apachen 

und die grausamen, tauchen namentlich in der Story auf und 
geben der Geschichte einen dramatischen, wenn auch 
makabren Hintergrund.
 

Ihr Martin Kelter Verlag. 

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6

*** 

Von einer Sekunde zur anderen waren sie da. 

Fast hatte es den Anschein, als wären die indianischen 

Krieger aus dem Boden gewachsen. 

Es waren mehr als zehn Chiricahua-Apachen, die lautlos aus 

einer Bodenwelle auftauchten und dann wie versteinert 
stehenblieben. 

Ihre langen Haare, die von Stirnbändern gehalten wurden, 

wehten im sanften Wind. Bunter Zierat funkelte unter den 
ersten Strahlen der aufgehenden Sonne, die den Horizont in ein 
feuriges Flammenmeer verwandelt hatte. 

Die Indianer hielten Gewehre in den Händen, deren Läufe zu 

Boden gerichtet waren. Sie blickten zu den drei Reitern 
hinüber, die nun ihre Pferde zügelten. 

John Haggerty, Chiefscout General Howards, schob seinen 

Stetson in den Nacken. Braunes gewelltes Haar lugte hervor. In 
seinem schmalen, bartlosen Gesicht funkelten die Augen, die 
Güte, aber auch Entschlußkraft ausdrückten. 

»Nur ruhig Blut, Leute«, erklang die vibrierende Stimme des 

großen stattlichen Mannes mit den breiten Schultern und der 
schlanken Taille. »Die Apachen werden uns nicht angreifen, 
sonst hätten sie es längst getan. Laßt nur eure Finger von den 
Waffen.« 

Ein noch junger Bursche der rechts von Haggerty sein Pferd 

pariert hatte, strich über seinen Dragoner-Schnurrbart. Auch 
dieser Mann war ziemlich groß und saß lässig im Sattel. Tief 
am Oberschenkel baumelte ein Revolverhalfter. 

Er nahm seine Rechte vom elfenbeinfarbigen Griff und legte 

sie wieder aufs Sattelhorn. 

Wyatt Earp – zu jener Zeit um die dreiundzwanzig – nickte 

mehrmals und warf John Haggerty einen kurzen Blick zu. 

»Okay, John. Die roten Burschen wollten uns nur 

erschrecken. Sie erinnern uns daran, daß sie noch immer hier 

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sind und uns nicht aus den Augen lassen. Sie möchten uns 
klein und häßlich sehen. Ich frage mich nur, ob wir uns das 
eigentlich gefallen lassen sollen.« 

Der dritte Reiter, er saß auf einem starkknochigen 

Rapphengst, schien an einem Kloß zu würgen. Gewaltige 
Muskeln drohten Hemd und Jacke zu sprengen. Langes, 
ungepflegtes Haar quoll unter einem breitkrempigen Hut 
hervor. Unter den buschigen Augenbrauen ruhten energisch 
blickende graue Augen, die tief in den Höhlen lagen. Eine 
Knollennase, leicht wulstige Lippen, stoppelbärtige Wangen 
und ein fast brutal wirkendes Kinn rundeten das Bild von Hank 
Coolidge ab. 

Der Treckführer knurrte wie ein gereizter Bär, dem man 

Honigwaben abgenommen hatte. 

»Wir werden uns doch nicht vor diesen roten Teufeln 

fürchten, Leute«, sagte er verächtlich. »Mit denen werden wir 
allemal fertig. Die roten Heiden warten doch nur darauf, über 
uns herfallen zu können. Wenn wir sie zu ihrem Manitu 
schicken, dann sind wir diese Bestien los, ehe sie über den 
Siedlertreck herfallen können.« 

John Haggerty schüttelte den Kopf. 
»Wir haben mit den Apachen einen Waffenstillstand von drei 

Tagen vereinbart.« 

»Wir?« fragte Hank Coolidge. Spott lag in seiner rauh 

klingenden Stimme. »Du bist es gewesen, Haggerty. Du hast es 
mit Cochise beschlossen. Nach meiner Meinung bin ich nicht 
gefragt worden.« 

Der Treckführer schnaufte wie ein Walroß. Seine Pranken 

krampften sich um sein Gewehr. Die Knöchel schimmerten 
weiß. 

»Wir kehren um und reiten zum Treck zurück«, bestimmte 

der Scout. »Außerdem wollten wir nur feststellen, was sich im 
weiten Umkreis tut. Und das wissen wir nun.« 

»Du nimmst dir einiges heraus, Haggerty«, ließ sich Wyatt 

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Earp vernehmen. »Auch ich bin dafür, daß wir uns nicht länger 
ducken, sondern Nägel mit Köpfen machen sollten. Die 
Apachen müssen ja langsam glauben, wir hätten längst die 
Hosen voll.« 

»Ihr werdet schon noch euren Kampf kriegen«, entgegnete 

John Haggerty grimmig. »Dann dürften es aber nicht ein 
Dutzend Apachen, sondern weit über hundert sein. Sie werden 
über uns herfallen wie ein Rudel Wölfe über einen 
angeschlagenen Büffel. Noch haben wir eine Chance, dieses 
Blutbad zu verhindern, und ich will alles tun, um dieses 
Problem friedlich zu lösen. Wir unterhalten uns weiter im 
Camp darüber. Dies hier ist nicht der richtige Ort dafür.« 

John Haggerty sah aus zusammengekniffenen Augen zu der 

Apachengruppe hinüber. Wild und verwegen standen sie 
zwischen Mesquitebüschen, Kakteen und wuchernden Farnen. 

Noch immer rührten sich die Krieger nicht. John rechnete 

damit, daß die Indianer nicht angreifen würden. Sie wollten 
den weißen Eindringlingen nur wieder einmal zum Bewußtsein 
bringen, daß sie die Herren dieses Landes waren. 

Cochise, der Häuptling der Chiricahuas, würde sein 

gegebenes Wort nicht brechen und keinen Angriff befehlen. 
Drei Tage Frist hatte er den weißen Siedlern gegeben, um die 
Ebene zwischen den Galiuro und Pinaleno Mountains zu 
verlassen. 

John Haggerty, der im Auftrag von General Oliver Otis 

Howard zum Siedlertreck geritten war, um ein Blutbad 
zwischen den Apachen und den Weißen zu verhindern, 
musterte Wyatt Earp und Hank Coolidge. 

Dann zog er sein Pferd herum und gab ihm die Zügel frei. 
Wyatt Earp, der junge Revolvermann, der erst viele Jahre 

später zu einer der legendärsten Persönlichkeiten des Westens 
werden sollte, zögerte. Es fiel ihm nicht leicht, den Indianern 
den Rücken zuzukehren. 

Coolidge murmelte einige lästerliche Flüche, ehe er dem 

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Armee-Scout folgte. Earp schloß sich seinen beiden Gefährten 
an. 

Die Chiricahuas blieben zurück. Ausdruckslos blickten sie 

hinter den drei Bleichgesichtern her, ehe sie wieder in der 
Bodenwelle verschwanden, als hätte es sie nie gegeben. 

Es waren 16 Conestoga- und Murphywagen, die kreisförmig zu 
einer Wagenburg zusammengefahren waren. Einige Yards 
entfernt schlängelte sich der Aravaipa River durch das 
wüstenähnliche Gelände. 

Er führte kaum Wasser. 
Trotzdem hatte das kostbare Naß ausgereicht, um Menschen 

und Tiere vor dem Verdursten zu retten. 

Hinter der Wagenburg erstreckte sich die Kette der Galiuro 

Mountains mit dem sehr steil aufragenden Rhodes Peak mit 
7116 Fuß Höhe. Und vor dem Siedlertreck lag die Durststrecke 
eines gewaltigen Lavafeldes von ungefähr 40 Meilen bis zu 
den Pinaleno Mountains. 

Auf einem Felsplateau, von dem aus die Wagen gut zu sehen 

waren, stand eine einsame Gestalt. Wie versteinert wirkte das 
Gesicht mit der ausgeprägten scharfrückigen Nase. 

Die dunklen Augen waren auf das öde Land gerichtet, das im 

grellen Sonnenlicht unter dem Apachen lag. Der bronzefarbene 
Brustkorb des Indianers glänzte im Sonnenlicht. 

Bekleidet war der Chiricahua mit einem grauen Calicohemd, 

wollener Hose und kniehohen Wüstenmokassins. Um die Stirn 
trug er ein farbiges Schweißtuch wie einen dünngewickelten 
Turban. 

Cochise, der berühmte Häuptling der Chiricahua-Apachen. 
Minuten vergingen. Noch immer verharrte die imponierende 

Gestalt des Indianer-Chiefs auf dem Plateau. Sein Blick folgte 
einem Adler, der sich von warmen Aufwinden treiben ließ und 

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sich bald in der Bläue des Himmels verlor. 

Abrupt wandte sich Cochise um. Beherrscht wirkte sein 

Gesicht, als er zu seinem Sohn Naiche trat, der im Schatten 
eines Saguaro-Kaktusses kauerte und sich nun erhob. 

Naiche ähnelte seinem Vater sehr. Er war ungefähr 19 Jahre 

alt und Cochises Zweitältester Sohn. 

Er sah den Jefe fragend an und sagte dann: »Die weißen 

Eindringlinge kehren nicht um, Vater. Alle unsere 
Bemühungen sind erfolglos geblieben. Diese weißen Bastarde 
verstehen nur eine Sprache: die der Gewalt. Der Kampf wird 
unvermeidlich sein, denn die Bleichgesichter sind so stur wie 
die Büffel, die früher die Ebene bevölkerten.« 

Cochise lächelte nachsichtig. 
»Wir müssen abwarten, mein Sohn. Ich habe mit dem 

Falken, den die Bleichgesichter John Haggerty nennen, eine 
Vereinbarung getroffen. Ich werde sie einhalten. In drei Tagen 
greifen wir an, sollte die fahrende Schlange nicht auf dem 
Rückweg sein.« 

Naiche nickte. 
»Zastee!« stieß er hervor. »Tötet! Wir werden die 

Bleichgesichter vernichten. Dies ist unser Stammesgebiet seit 
vielen Generationen. Wir werden kämpfen oder sterben.« 

Die unbeugsame Flamme der Jugend leuchtete in seinen 

Augen. Er streckte seine geballte Rechte in die Richtung des 
Siedlertrecks. Dann fügte er hinzu: 

»Ulzana wird inzwischen unsere Apacheria erreicht haben 

und unsere tapferen Krieger holen. Auch Victorio, der Chief 
der Mimbrenjo-Apachen, wird bald mit vielen mutigen und zu 
allem entschlossenen Kriegern zu uns stoßen. Wir sind stark 
genug, um die weißen Räuber aus unserem Land zu fegen.« 

Cochises Gesicht war noch ernster geworden. Er verstand 

seinen Sohn, der die hellhäutigen Eindringlinge wie nichts auf 
dieser Welt haßte. Der Chiricahua-Chief wußte aber auch, daß 
bei einem Kampf viele seiner Krieger sterben mußten. 

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Aus diesem Grund hatte er sehr lange gezögert, den 

Wagenzug anzugreifen. Mehrmals hatte er mit den Weißen 
verhandelt. John Haggertys Auftauchen ließ ihn wieder hoffen, 
dieses schreckliche Blutbad noch verhindern zu können. 

Cochise legte seinem Sohn die Hand auf die Schulter und sah 

ihn durchdringend an. 

»Wenn uns die weißen Siedler zum Kampf zwingen, dann 

werden wir ihn annehmen. Wir sind stark genug, um sie zu 
besiegen. Es ist keine Schwäche, die mich so lange zögern ließ. 
Wir Indianer kämpfen mit dem Rücken zur Wand. Fast glaube 
ich, unser Schicksal ist schon längst besiegelt. Wenn wir einen 
Weißen töten, dann folgen ihm tausend andere. Jeder unserer 
Krieger, der stirbt, hinterläßt eine Lücke, die nicht zu schließen 
ist. So sehe ich es, mein Sohn. Aus diesem Grund verhandele 
ich, bevor ich den Befehl zum Angriff gebe.« 

Naiche verneigte sich ehrerbietig vor seinem Vater. 
»Du bist ein großer Häuptling. Du bist weise und gerecht. 

Dein Volk liebt dich und wird dir immer folgen.« 

Im Schatten eines Conestoga-Wagens saßen drei Männer. Um 
sie herum herrschte geschäftiges Treiben der über 70 Siedler. 
Die 30köpfige Schutzmannschaft bewachte die Wagenburg an 
allen strategisch wichtigen Punkten. 

Hank Coolidge, der Treckführer, fuhr sich über die Stirn, an 

der sich eine taubeneigroße Beule gebildet hatte. Dort hatte ihn 
bei einer nächtlichen Auseinandersetzung mit Cochise und 
dessen Sohn Naiche ein Kriegsbeil mit der stumpfen Seite 
getroffen und ihn in Ohnmacht fallen lassen. 

Wyatt Earp war es ähnlich ergangen, als er zur Waffe greifen 

und auf Cochise feuern wollte. Unwillkürlich tastete der junge 
Revolvermann und Spieler ebenfalls über die Ausbuchtung an 
seinem Schädel. 

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John Haggerty sah es. Ein dünnes Lächeln umspielte seinen 

Mund. Er, Hank Coolidge und Wyatt Earp wußten, daß die 
beiden Chiricahuas die Leben dieser Männer geschont hatten. 

»Wie soll es weitergehen?« fragte Coolidge. »Die Apachen 

werden uns in drei Tagen über den Jordan schicken, sollten wir 
nicht den Rücktrail antreten. Daran wird auch deine 
Bekanntschaft mit diesem roten King nichts ändern.« 

John Haggerty nickte. 
»Ich bitte dich nochmals, und zwar sehr eindringlich, das 

Lager abzubrechen und umzukehren. Das erwartet auch 
General Howard, in dessen Auftrag ich hier bin.« 

Wyatt Earp bemerkte gelassen: »Das ist alles Unsinn, 

Haggerty. Hier gibt es dreißig erfahrene Männer, die 
ausgezeichnet mit Colt und Gewehr umgehen können. Dazu 
kommen noch viele Siedler, die nicht nur den Boden pflügen, 
sondern auch eine Flinte handhaben können. Und ich bin 
schließlich auch noch da. Ich wiege eine ganze 
Revolvermannschaft auf.« 

Der Chiefscout grinste. 
»Wir wissen, wie bescheiden du bist, Earp. Sicher, wir 

können den angreifenden Apachen große Verluste beibringen, 
am Ende aber würden unsere Skalps an den Gürteln flattern.« 

»Du siehst viel zu schwarz, Haggerty. Manchmal habe ich 

den Eindruck, daß du die Hosen gestrichen voll hast. Und dein 
General sollte lieber eine Schwadron Soldaten herschicken und 
sich um die Siedler kümmern, als große Reden zu führen.« 

»Weißt du, Earp, General Howard hat so viele Soldaten 

übrig, wie du Dollars in deinen Taschen hast.« 

Wyatt Earps Gesicht rötete sich leicht. John wußte, daß der 

Mann mit dem ausgeprägten Selbstbewußtsein keinen rostigen 
Cent mehr besaß. Deshalb war er auch zum Siedlertreck 
geritten, um seine Dienste als Gunner anzubieten und ein paar 
Bucks zu kassieren. 

Er hatte auch gehofft, den Leuten einige Dollarscheine beim 

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Pokern abzuluchsen, doch die Schollenbrecher, wie sie oft 
genannt wurden, waren völlig abgebrannt. Sie hatten jeden 
Cent in dieses Unternehmen gesteckt. 

»Hör zu, Coolidge«, nahm John Haggerty das Gespräch 

wieder auf. »Warum rede ich immer wieder gegen eine Wand? 
Dir ist doch klar, daß wir sterben müssen, wenn die Apachen 
angreifen, und die Siedler haben das auch längst kapiert. 
Überlege gut, was geschehen soll. Ich muß die Entscheidung 
bald wissen.« 

Hank Coolidge machte eine wegwerfende Geste. 
»Ich bin ganz und gar Earps Meinung, Haggerty. Wir sind 

stark genug, um die Indianer zu schlagen. Wir ziehen weiter bis 
zur Nordschleife des Aravaipa-Flusses. Dort ist das Ziel des 
Trecks. Die Siedler wollen auf die Rechte des abgeschlossenen 
Vertrages nicht verzichten, da sie ihr gesamtes Vermögen für 
das Land geopfert haben.« 

John staunte. 
»Sag' das noch mal, Coolidge. Du willst mir doch nicht 

weismachen, daß die Schollenbrecher die Grundstücke bereits 
bezahlt haben?« 

Da starrte der Treckführer Haggerty nicht minder erstaunt an 

und antwortete: »So ist es aber, Scout. Die Siedler haben 
Kaufverträge in den Taschen und Grund und Boden bereits 
bezahlt. Eine Maklergesellschaft hat das alles vermittelt.« 

John Haggerty wußte nun, daß die Siedler hereingelegt 

worden waren. 

»Dieses Land kann man nur über eine Besiedlungsfreigabe 

durch die Regierung erwerben, Coolidge. So und nicht anders. 
Deine Schützlinge sind einem Schwindelunternehmen 
aufgesessen, wie es sie zu Dutzenden gibt. Apachenland ist von 
keiner Maklerfirma käuflich zu erwerben.« 

»Unsinn!« widersprach der Anführer des Trecks. »Wir haben 

alles schwarz auf weiß.« 

»Damit könnt ihr euch den Hintern abwischen«, warf 

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Haggerty ziemlich drastisch ein. »Zu mehr sind diese Verträge 
nicht zu benutzen. Die bedauernswerten Leute sind ihre Dollars 
los. Darauf verwette ich meinen Skalp.« 

Hank Coolidge schüttelte den Kopf. 
»Das nehme ich dir nicht ab, Haggerty. Du versuchst nur, 

uns mit allen Mitteln unsere Pläne auszureden. Für mich und 
die Siedler gibt es kein Zurück.« 

John Haggerty senkte den Kopf. Wieder einmal hatte er das 

Gefühl, den Treckführer, der wie ein störrisches Maultier auf 
seiner Meinung beharrte, nicht umstimmen zu können. Er 
seufzte und blickte Wyatt Earp an. 

»Du stehst ebenfalls auf der Seite der Siedler, oder?« 
Der junge Revolvermann spuckte aus, zupfte an seinem 

Dragonerbart und nickte dann. 

»So ist es, Verehrtester. Coolidge ist mein Boß. Er bezahlt 

mich mit harten Dollars, die ich dringend brauche. Und mit den 
Rothäuten werden wir fertig.« 

Der Armee-Scout furchte die Stirn. Seine Sorgen waren in 

den letzten Stunden nicht geringer geworden. Hank Coolidge, 
Wyatt Earp und auch die Siedler unterschätzten nach wie vor 
die Indianergefahr. 

Seit vielen Wochen waren sie unterwegs. Die Apachen 

hatten in den vergangenen Tagen zwar immer wieder gedroht, 
aber nicht angegriffen. 

»Dann bleibt mir nichts anderes übrig, als zu General 

Howard zu reiten und ihm zu melden, daß meine Mission 
gescheitert ist«, sagte John Haggerty. »Vielleicht wird Howard 
dann doch eine Schwadron Soldaten bereitstellen können.« 

Coolidge und Earp nickten. 
»Die Soldaten werden euch zur Räson bringen und euch 

zwingen, umzukehren«, fuhr der Scout fort. »Glaubt nur nicht, 
daß sie gegen die Apachen kämpfen werden. Zwischen General 
Howard und Cochise gibt es einen Vertrag, den keiner von 
beiden brechen wird. Zuviel steht auf dem Spiel. Das aber will 

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nicht in eure Köpfe hinein. Ihr werdet die Konsequenzen zu 
tragen haben.« 

Coolidge und Earp grinsten. 
»Nur zu, Haggerty«, sagte der Treckführer. »Hol die 

Soldaten. Etwas Besseres kann uns gar nicht passieren. Und ich 
bin sicher, sie werden schon auf der richtigen Seite kämpfen, 
wenn uns die Rothäute angreifen sollten.« 

John Haggerty erhob sich und dehnte seinen muskulösen 

Körper. Sein Blick wanderte durch die Wagenburg. Er sah 
Männer, Frauen und Kinder. Auch viele ältere Menschen 
befanden sich darunter. 

Sie alle waren mit großer Hoffnung in den Herzen 

aufgebrochen und dem Ziel, eine neue Heimat zu finden. Sie 
hatten den letzten Dollar in dieses Unternehmen gesteckt und 
waren doch schlimm von einigen Landhaien hereingelegt 
worden. 

John überlegte, ob er noch einmal mit den Siedlern sprechen 

sollte, wie schon so oft zuvor, entschied sich dann aber, es zu 
lassen. Die Leute vertrauten Hank Coolidge blind. 

Er hatte sie bisher immerhin gut geführt. 
John Haggerty zuckte mit den Achseln. Dann sah er Earp 

und Coolidge an, die sich ebenfalls erhoben hatten und neben 
ihn getreten waren. 

»Ich reite zu Howard«, sagte der Scout voller Grimm. 

»Wenn du weiterziehst, Coolidge, kann ich nicht dafür 
garantieren, daß Cochise die drei Tage Frist einhält. Vielleicht 
greift er dann sofort an.« 

Wyatt Earp klatschte mit der flachen Hand gegen den Griff 

seines Revolvers. 

»Sie sollen ruhig kommen, die roten Teufel. Die werden sich 

mächtig wundern, wenn wir sie mit heißem Blei begrüßen.« 

»Oh, was bist du nur für ein Narr, Earp«, sagte der 

Chiefscout und seufzte verzweifelt. Er machte auf den 
Absätzen kehrt, stiefelte zu seinem Pferd und zog sich in den 

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Sattel. 

Kurze Zeit danach brach er auf. Er hätte nicht gedacht, ohne 

Ergebnis heimreiten zu müssen. 

Haggerty zügelte seinen braunen Hengst in der Nähe einiger 
Ocatillobüsche, deren gelbe und rote Blüten wie Farbtupfer in 
dem wüstenähnlichen Gelände wirkten. 

Der Scout blickte zu einem einsamen Reiter hinüber, den er 

zwischen einigen Pinien und Kakteen ausgemacht hatte. 

Der Körper des Indianers straffte sich. Stolz saß er auf dem 

Rücken seines Mustangs. Er hielt die Zügel mit beiden 
Händen. Vor ihm über den Knien lag ein Gewehr. 

Cochise! 
John trieb sein Pferd mit einem leisen Zungenschnalzen an. 

Es näherte sich schnell dem Häuptling der Chiricahuas, der 
dem Scout mit unbewegtem Gesicht entgegenblickte. 

John Haggerty hob die Arme und zeigte die Innenfläche der 

Hände zum Zeichen des Friedens, als er sich dem Indianer-
Chief bis auf sechs Yards genähert hatte. 

Der Häuptling nickte dem Scout zu. 
»Du willst mich sprechen, Cochise?« 
Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. 
Haggerty warf einen Blick in die Runde. Er konnte keine 

weiteren Apachen sehen, was aber nicht zu bedeuten hatte, daß 
auch wirklich keine anderen Indianer irgendwo verborgen 
lauerten. 

Cochise lächelte sanft. Ihm war der forschende Blick des 

Falken, wie John Haggerty von den Apachen genannt wurde, 
nicht entgangen. 

»Ich bin allein gekommen, um erneut mit dir zu reden, 

Falke«, erklärte Cochise mit wohltönender Stimme. »Ich habe 
deinen Aufbruch beobachtet und auch gesehen, daß du lange 

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mit deinen weißen Freunden verhandelt hast.« 

John verstand die unausgesprochene Frage. Er schob seinen 

Stetson in den Nacken. Unter seinen Achselhöhlen und auf den 
Oberschenkeln seiner Hose waren dunkle Schweißflecken zu 
sehen »Der Treck will weiterziehen, Cochise. Bestimmt 
brechen die Siedler bereits in dieser Stunde auf. Ich verrate dir 
kein Geheimnis, denn du würdest es sowieso schon bald 
erfahren.« 

Die Miene des Apachen-Häuptlings verdüsterte sich. 

Bruchteile von Sekunden darauf hatte er sich wieder völlig 
unter Kontrolle. Nur in seinen Augen lag ein seltsames 
Glimmen. 

»Dann ist die Frist von drei Tagen hinfällig, Falke«, sagte 

Cochise. »Ich werde angreifen.« 

Haggerty hatte mit keiner anderen Reaktion gerechnet. Seine 

Lippen preßten sich hart aufeinander und erinnerten an eine 
schlecht verheilte Narbe. 

»Gib mir Zeit, Cochise. Laß es bei dieser Frist bleiben. Ich 

bin auf dem Weg zu dem einarmigen Blaurock, dessen Name 
General Howard ist. Ich muß ihm die neue Lage schildern. Er 
will keinen neuen Krieg mit den Apachen, so wie auch du 
keinen willst. Wir werden eine Lösung finden.« 

»Es ist alles umsonst gewesen, Falke«, entgegnete Cochise. 

»Ich habe lange Zeit große Geduld geübt. Alles hat seine 
Grenzen. Der Kampf ist nicht mehr abzuwenden. Wir beide 
wissen es. Es wird wieder Blut fließen. Ihr Bleichgesichter 
redet immer mit gespaltener Zunge. Auch du hast in den letzten 
Stunden nur versucht, Zeit zu gewinnen.« 

John Haggerty schüttelte in wildem Trotz den Kopf. 
»Du kennst mich, Cochise. Ich meine es ehrlich und habe 

dich noch nie belogen. Ich reite zu General Howard. Vielleicht 
schickt er Soldaten hierher, um die Siedler zur Umkehr zu 
zwingen.« 

Cochises Augen funkelten. 

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»Die Langmesser würden gegen meine tapferen Krieger 

kämpfen und niemals gegen ihre eigenen weißen Brüder, 
Falke. Du willst nur diese Frist, um Blauröcke zu holen, die 
dann gegen uns kämpfen werden.« 

»Nein, Häuptling. Du mußt mir vertrauen. Der General und 

ich wollen eine friedliche Lösung dieses Problems. Mehr kann 
ich dir nicht sagen. Laß es bei dieser Frist. Du wirst sehen, 
alles wird dann ein gutes Ende nehmen.« 

Cochises Gesicht wirkte wie versteinert. Man sah ihm nicht 

an, was hinter seiner hohen Stirn vor sich ging. 

Dem Chiefscout war aber klar, daß sich in wenigen 

Sekunden entscheiden mußte, ob Cochise angreifen oder ihm 
noch eine Frist gewähren würde. 

Cochise nickte. 
»Einverstanden, Falke. Reite und überzeuge den Einarmigen, 

den du Howard nennst. Ich werde die Frist einhalten, falls es 
möglich sein wird. Das aber ist sehr ungewiß.« 

Ehe John Haggerty antworten konnte, zog der Jefe seinen 

Mustang herum und ritt los. Eine Staubfahne wallte hinter dem 
Pferd auf. Bald war der Chief der Chiricahuas hinter einigen 
Speerdornbüschen und Wildapfelbäumen verschwunden. 

John blieb noch eine ganze Weile nachdenklich im Sattel 

sitzen, dann trieb er sein Pferd an. 

Ihm war noch eine letzte Chance eingeräumt worden, den 

Siedlertreck vor dem sicheren Untergang zu bewahren. 

Die Ochsengespanne waren längst angeschirrt. Die Tiere 
wirkten ausgeruhter als noch vor zwei Tagen. Allmählich legte 
sich das große Durcheinander in der Wagenburg. 

Hank Coolidge nahm seinen breitkrempigen Hut vom Kopf 

und schwenkte ihn. 

»Vorwärts!« rief er gellend. 

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 19

Der Ruf pflanzte sich von Wagen zu Wagen fort. Das erste 

Gespann zog an. Der Conestoga setzte sich knarrend, ächzend 
und rumpelnd in Bewegung. 

Alle anderen Fahrzeuge folgten. Langsam löste sich die 

Wagenburg auf. Die Conestoga- und Murphywagen reihten 
sich bald wie eine Perlenkette zu einer langen Linie auf. 

Hank Coolidge ritt an der Spitze des Zuges. Zwei Scouts 

befanden sich einige hundert Yards vor ihm, um das Terrain zu 
erkunden. Rechts und links der »Fahrenden Schlange« hatten 
sich die 30 Männer der Schutzmannschaft verteilt. 

Sie hielten ihre Waffen schußbereit und äugten nach allen 

Seiten, konnten jedoch keine Apachen entdecken. Der 
Aravaipa River blieb zurück. Vor dem Siedlertreck lag ein 
gewaltiges Lavafeld in einer Länge von 40 Meilen. Hier gab es 
weder nennenswerte Vegetation, noch Wasser. 

Eine Durststrecke, die von Mensch und Tier das Letzte 

abverlangte. 

Nach den 40 Meilen würde der Treck auf die Nordschleife 

des Aravaipa River treffen. Dem Fluß zu folgen, um in der 
Nähe des Wassers zu bleiben, war unmöglich, weil das 
Gelände von den Wagen nicht zu befahren war. 

Hank Coolidge sah sich im Sattel um. Sein Gesicht drückte 

Zufriedenheit aus. Die Stimmung bei den Leuten war offenbar 
auch gut. In zwei oder drei Tagen konnte er am Ziel sein. Die 
Ochsengespanne hielten durch, denn die Tiere, wie auch die 
Menschen, hatten sich längst an die Strapazen der langen Reise 
gewöhnt. 

Sorgen bereiteten dem Treckführer die Rothäute. Natürlich 

wußte Hank Coolidge, auf welch ein gewagtes Unternehmen er 
sich einließ. Er vertraute aber darauf, daß die Indianer nicht 
angriffen, sondern es nur bei den Drohungen beließen. 

Cochise wußte zu genau, daß sich sehr viele wehrfähige 

Männer beim Treck befanden, die mit ihren Waffen einen 
Höllentanz veranstalten konnten. 

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Coolidge ließ immer wieder seine Blicke kreisen. Kein 

Apache war zu entdecken. Bestimmt wußten sie schon längst 
vom Aufbruch des Trecks. Den indianischen Spähern und 
Kundschaftern blieb nichts verborgen. 

Hank Coolidge umklammerte unwillkürlich sein Gewehr 

fester. Sein Lächeln verkrampfte. Er stieß einen geharnischten 
Fluch aus, bei dem wohl manche Lady in Ohnmacht gefallen 
wäre. 

Ein Reiter näherte sich dem Treckführer. Wyatt Earp parierte 

neben Coolidge sein Pferd. 

»Alles klar, Hank?« 
»Es sieht wenigstens so aus. Wenn ich nur wüßte, was die 

Apachen vorhaben. Glaubst du, daß sie uns in den nächsten 
Stunden angreifen werden?« 

Wyatt Earp zuckte mit den Achseln. 
»Keine Ahnung. Kann sein oder auch nicht. Das Gelände ist 

hier sehr eben und bietet kaum Deckungsmöglichkeiten. Ich 
schätze, der Schlaufuchs Cochise wird zunächst einmal 
abwarten, wohin wir ziehen, um erst dann einen Kriegsplan 
auszubrüten. Noch sind unsere Gespanne frisch, auch unsere 
Männer. Ich würde anstelle des Häuptlings die Wagen einen 
oder auch zwei Tage ungeschoren lassen, dann sind Menschen 
und Tiere erschöpft. Das Wasser wird knapp werden. Auch die 
nervliche Anspannung dürfte immer mehr wachsen. Dann ist 
die Stunde der Apachen gekommen. So sehe ich es.« 

Die Worte des Revolvermannes vermochten Coolidge 

natürlich nicht zu ermuntern. Er starrte zu den fernen Bergen 
hinüber, die in der Hitze messingfarben flimmerten. 

»Hör zu«, fuhr Wyatt Earp fort. »Ich habe mir etwas 

überlegt. Vielleicht bist du damit einverstanden.« 

Er blickte den Treckführer fragend von der Seite an. 
»Denkst du, einen Gedankenleser vor dir zu haben?« 

antwortete Coolidge brummig. »Spuck deine Idee schon aus! 
Ich bin bereit, nach jedem Strohhalm zu greifen.« 

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»Es ist mehr als ein Strohhalm, Hank. Ich reite nach 

Tombstone und werbe zehn oder zwanzig rauhe Burschen an, 
die gut mit Colt und Gewehr umgehen können. Dann sind wir 
stark genug, um die Apachen zum Teufel zu jagen. Na, was 
hältst du von meinem Vorschlag?« 

Coolidge schien in sich hineinzulauschen. 
»Das wäre nicht schlecht, Earp«, sagte er dann. »Verstärkung 

können wir wirklich brauchen. Ich glaube aber nicht, daß es dir 
gelingt, Leute aufzutreiben, die mit in die Höhle des Löwen 
reiten.« 

Wyatt Earp grinste. 
»Das laß nur meine Sorge sein, Hank. In Tombstone gibt es 

eine ganze Anzahl von Kerlen, denen das Wasser bis zum Hals 
steht, und die sogar ihre Großmutter für einen rostigen Nickel 
verschachern würden. Wir müssen diesen Hombres nur 
genügend Dollars bieten, dann reiten sie schon mit mir.« 

»Einverstanden, Earp. Und was soll für dich herausspringen? 

Wie ich dich kenne, willst du deine Idee versilbern.« 

»Ich bekomme zwanzig Bucks für jeden, den ich hier 

anschleppe, und zwar bar auf die Hand. Du müßtest mir nur 
noch sagen, was ich diesen Leuten zahlen darf.« 

Hank Coolidge überlegte. 
»Okay, fünfzig Dollar für jeden, der den Treck verstärkt. 

Und dir gebe ich zehn Dollar pro Anwerbung.« 

Earp schüttelte den Kopf. 
»Fünfzehn Bucks. Das ist mein letztes Wort, sonst reite ich 

erst gar nicht los.« 

Der Treckführer stöhnte gequält auf. 
»Du weißt genau, daß die Siedler fast pleite sind. Sie müssen 

ihre letzten Dollars für deinen Plan opfern.« 

»Sie werden es gern tun«, sagte Wyatt Earp. »Es geht um 

ihre Skalps. Und wenn sie die verlieren, nützen ihnen auch die 
paar Bucks nichts mehr. Wenn ich aber mit den 
Revolverschwingern aus Tombstone hier aufkreuze, dann ist 

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das mehr als die halbe Miete.« 

»Okay, fünfzehn Dollar pro Nase. Du bist ein ganz 

hinterhältiger Erpresser, Earp. Hat dir das schon jemand 
gesagt?« 

Earp grinste nur. 
»Das würde keiner wagen.« Er tippte auf seinen Colt. »Mit 

dem Eisen schlägt mich so schnell keiner.« 

»Dann hau ab, Earp, und bring so viele ›Beschützer‹, wie du 

auftreiben kannst. Mach diesen Kerlen aber klar, daß sie zu 
keinem Picknick reiten, sondern vielleicht mit beiden Beinen in 
die Hölle springen müssen.« 

»Alles klar, Hank. Du kannst dich auf mich verlassen. In 

spätestens zwei Tagen bin ich wieder zurück. Falls dieser 
Haggerty es schafft, eine Schwadron Soldaten loszueisen, dann 
kann er auch nicht früher beim Treck eintreffen. Unsere 
Chancen werden steigen.« 

»Aber nur, wenn dieser verdammte Cochise nicht schon 

vorher mit seinen Kriegern über uns herfällt. Mann, ich habe 
ein komisches Gefühl in der Magengegend.« 

»Ihr müßt nur durchhalten, Hank. Sollten Apachen 

auftauchen, dann fahrt die Wagen wieder zusammen und harrt 
aus. Ich komme zurück, denn ich brauche die Dollars ganz 
dringend.« 

Nach diesen Worten zog Wyatt Earp sein Pferd herum und 

jagte in die Richtung, in der Tombstone lag. Eine Strapaze lag 
vor ihm. 

Wyatt Earp wußte dies. Er war aber ein Typ, der auf sein 

Glück und auf seinen schnellen Colt vertraute. 

Cochise zügelte auf einer Anhöhe seinen Mustang und blickte 
über das vor ihm liegende Land. Sein Sohn Naiche schloß zu 
ihm auf, während zehn Chiricahuas am Fuß des kleinen Hügels 

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verhielten. 

»Sie ziehen weiter«, kam es dumpf über die Lippen des 

Apachen-Häuptlings. »Sie haben meine Warnung in den Wind 
geschlagen. Auch der Falke hat nichts erreichen können. Nun 
bleibt uns nur noch der Kampf gegen die weißen 
Eindringlinge.« 

Naiche richtete seine dunklen Augen auf den Vater und sagte 

dann mit stolzer Stimme: »Alle Verhandlungen sind umsonst 
gewesen. Wir  hätten schon längst zuschlagen sollen. Ulzana 
und Victorio werden bald mit den Kriegern bei uns eintreffen. 
Schon im Morgengrauen können wir angreifen.« 

Es schien, als hätte Cochise diese Worte nicht vernommen. 

Noch immer starrte er zu dem Treck hinüber. Wagen an Wagen 
reihte sich hintereinander. Eine große Staubwolke säumte den 
Trail. 

»Wir werden sehen, mein Sohn«, sagte Cochise dann 

ausweichend. »Ich denke daran, daß wir den Bleichgesichtern 
eine Frist von drei Tagen eingeräumt haben.« 

»Das hatte nur Gültigkeit, wenn sie nicht weiterziehen, 

Vater«, entgegnete Naiche heftig. 

Cochise nickte. Tiefe Falten furchten seine Stirn. Er ahnte, 

daß der Kampf nicht mehr aufzuhalten war. 

»Wir folgen den Bleichgesichtern«, sagte er zu Naiche. 

»Schicke zwei unserer Krieger zu Ulzana und Victorio, damit 
sie uns nicht verfehlen.« 

Sein Sohn führte den Befehl sofort aus. Zwei Apachen 

preschten davon und verloren sich zwischen den sanft 
geschwungenen Hügeln inmitten der großen Ebene. 

Cochise, sein Sohn und die acht anderen Chiricahuas folgten 

in großem Abstand dem Wagentreck und achteten darauf, nicht 
gesehen zu werden. 

Den Häuptling interessierte sehr, was die weißen 

Eindringlinge vorhatten. Im Grunde seines Herzens glaubte 
Cochise nicht daran, daß der Siedlertreck wirklich noch tiefer 

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in das Land der Apachen eindringen würde. 

Vielleicht bogen sie schon bald ab, um das Gebiet zwischen 

den Galiuro und den Pinaleno Mountains zu verlassen. 

Sie jagten noch immer hinter ihm her, vier Indianer, die Wyatt 
Earp auf schnellen Hufen folgten. Sie waren überraschend 
aufgetaucht. 

Wyatt Earp hatte zu überhastet und impulsiv reagiert. Sein 

Revolver spuckte bereits Feuer und Blei, ehe er bemerkt hatte, 
daß die Apachen überhaupt keinen Angriff planten. 

Einer der Krieger war vom Pferderücken gestürzt und reglos 

auf dem sandigen Boden liegengeblieben. 

Das war vor einer halben Stunde geschehen. Und seitdem 

wurde der junge Revolvermann von den Rothäuten gehetzt. 

Wyatt Earp drehte sich im Sattel um. Er sah, daß die 

Verfolger aufgeholt hatten. Die drahtigen Mustangs schienen 
über eine größere Ausdauer zu verfügen. 

Earp fluchte lautlos und riß sein Gewehr aus dem Scäbbard. 

Dann parierte er hart sein Pferd, das grell wieherte und mit 
solch einer Behandlung nicht einverstanden war. 

Earp beruhigte das Tier, legte dann die Winchester an und 

drückte ab. Dumpf rollte der Explosionsdonner durch die 
mittägliche Stille. 

Ein Mustang brach zusammen, als hätte ein Riese mit 

vernichtender Wucht zugeschlagen. Der Apache wurde 
regelrecht aus dem Sattel katapultiert. 

Earp schickte noch immer seinen bleihaltigen Segen zu den 

Verfolgern hinüber, ohne aber einen Treffer anbringen zu 
können. Die drei anderen Apachen schwärmten aus und 
verschmolzen regelrecht mit ihren Pferden, waren kaum noch 
zu erkennen, so dicht lagen sie über den Mähnen ihrer 
Mustangs. 

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 25

Wyatt Earp stellte das Feuer ein, denn die Indianer ließen es 

nun langsamer angehen. Bald befanden sie sich außer 
Gewehrschußweite. 

Na, also, dachte der Revolvermann. Den Jungs habe ich es 

aber gezeigt. 

Wyatt Earp ritt weiter und hielt immer wieder Ausschau nach 

den Apachen, denn er traute dem Frieden nicht. Es konnte auch 
ein Trick der Indianer sein. Die Herren dieses Landes kannten 
viele Abkürzungen und geheime Pfade, von denen die Weißen 
nichts ahnten. 

Earp beschloß, noch mehr auf der Hut zu sein. Bis nach 

Tombstone waren es noch viele Meilen. Er schonte sein Pferd 
nicht, obwohl die Sonne unbarmherzig brannte und Mensch 
und Tier das Mark aus den Knochen zu saugen schien. 

Plötzlich sah Wyatt Earp die drei Indianer wieder seitlich 

von sich aus einer Senke auftauchen. Die Entfernung betrug 
höchstens 50 Yards. 

Earp hob sein Gewehr an, konnte aber nicht schießen, denn 

einige Felsbrocken verdeckten nun die Apachen. Sie ließen 
sich auch nicht mehr blicken. Wyatt fragte sich, ob er nicht 
doch einer Sinnestäuschung erlegen war, wurde dann aber 
wenige Sekunden später eines Besseren belehrt. 

Schüsse peitschten. Eine Kugel sirrte nur haarscharf an 

seinem Ohr vorbei. Earp machte sich flach und atmete gepreßt. 
Ihm blieb nichts anderes übrig, als die Flucht zu ergreifen. 

Eine Kugel streifte seine Schulter und riß Stoff und 

Hautfetzen mit. Ein höllischer Schmerz durchzuckte den 
Körper des Fliehenden. 

Earps Pferd setzte über einen Felsbrocken, gegen den weitere 

Geschosse prallten. Der Revolvermann fluchte lautlos und sah 
sich im Sattel um. 

Die Apachen blieben zurück. Wyatt Earp begriff, daß er dem 

Tod in letzter Sekunde entgangen war. Er biß die Zähne 
aufeinander. Seine Wangen zuckten nervös. 

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Er betastete die Schulter, fühlte Blut an seinen Fingern. Es 

war aber nur ein harmloser Streifschuß, wie Wyatt Earp später 
feststellte. 

»Nehmen Sie Platz, Mr. Haggerty«, sagte General Oliver Otis 
Howard und musterte seinen Chiefscout, der sich müde auf 
einen Stuhl fallen ließ und die Beine weit von sich streckte. 

Johns Kleidung war mit grauem Staub überdeckt. Gesicht 

und Haare sahen nicht besser aus, und er hatte Mühe, vor lauter 
Müdigkeit seine Augen offenzuhalten. 

Man sah dem harten Mann an, daß ein strapaziöser Ritt 

hinter ihm lag. 

John Haggerty hatte über 24 Stunden im Sattel gesessen. Er 

hatte weder sich noch sein Pferd geschont. Und beide waren 
am Ende ihrer Kräfte angelangt, als sie das Fort erreichten. 

Howard nickte, ehe er ein Glas mit goldgelb funkelndem 

Kentucky-Whisky einschenkte und es seinem besten Mann 
reichte. 

John Haggerty, vor geraumer Zeit zum Lieutenant befördert, 

lächelte dankbar und schüttete den scharfen Alkohol in seine 
Kehle. Er genoß die angenehme Wärme in seinem Magen und 
das belebende Gefühl des Getränks. Der Scout wußte aber 
auch, daß seine Müdigkeit dadurch nicht zu vertreiben war. 

John Haggerty blickte auf den einarmigen, ehemaligen 

Bürgerkriegsgeneral, auf dessen Stirn zwei steile Falten 
standen. Howard strich über seinen Schnurrbart, während sich 
sein stämmiger Körper kerzengerade aufrichtete. 

Der General fixierte die Colonels White und Richards, die 

seitlich von ihm standen und bisher alles schweigend verfolgt 
hatten. 

Oliver Howard deutete ihnen mit einer Geste an, sich ruhig 

zu verhalten, und trat dann zu John Haggerty. 

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Der berichtete, was sich in den letzten Tagen alles ereignet 

hatte. Die drei Offiziere hörten interessiert zu. General 
Howards Miene verdüsterte sich immer mehr, je länger der 
Scout erzählte. 

Dann herrschte lange Sekunden Schweigen, nachdem John 

Haggerty seinen Bericht beendet hatte. 

Howard stampfte mit wuchtigen Schritten durch das Zimmer. 
John schloß die Augen. Die Müdigkeit breitete sich wie 

schleichendes Gift in seinem Körper aus. Die Stimme des 
Generals riß ihn aus seinen Gedanken. 

»Sie glauben also, Cochise wird sich an die vereinbarte Drei-

Tage-Frist halten?« 

John zuckte mit den Achseln. 
»Ich hoffe es, Sir. Der Chiricahua-Chief will keinen Krieg, 

sonst hätte er nicht so geduldig abgewartet. Er hat alles 
versucht, um den Siedlertreck zur Umkehr zu bewegen. Wenn 
dieser Coolidge aber weiterzieht, muß er handeln, sonst verliert 
er sein Gesicht. Sie wissen ganz genau, daß Victorio, der 
Häuptling der Mimbrenjos, nur auf eine derartige Chance 
lauert. Old Vic ist für den Kampf. Er hat es uns schon oft 
bewiesen. Er hält sich auch nicht an den Vertrag zwischen 
Ihnen und Cochise.« 

Der General rieb nachdenklich sein Kinn. Die Sorgenfalten 

auf seiner Stirn hatten sich tief eingegraben. 

»In Ordnung, Mr. Haggerty. Wir wissen nun Bescheid. Ich 

danke Ihnen für Ihren Einsatz. Von mir aus können Sie eine 
Mütze voll Schlaf nehmen. Die haben Sie weiß Gott verdient.« 

John zögerte. Er unterdrückte nur mit Mühe ein Gähnen und 

schüttelte den Kopf. 

»Wenn Sie gestatten, Sir, dann möchte ich hierbleiben. Wir 

alle müssen eine schnelle Lösung finden. Die Zeit drängt. Jede 
einzelne Minute ist kostbar.« 

»Schon gut, Mr. Haggerty«, sagte der General. Er legte dem 

Scout kameradschaftlich eine Hand auf die Schulter und 

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wandte sich an die beiden Offiziere. 

»Sie haben gehört, Gentlemen, was Mr. Haggerty berichtet 

hat. Die Lage ist alles andere als rosig. Wir müssen eine 
Entscheidung fällen. Es geht um das Leben vieler Menschen. 
Und ob sie roter oder weißer Hautfarbe sind, ist unwichtig. Es 
ist unsere Pflicht, ein sinnloses Blutvergießen zu verhindern. 
Ich erwarte Ihre Vorschläge, meine Herren. Bitte, Mr. White!« 

Colonel White, der für sein hitziges Temperament bekannt 

war, stieß mit krächzender Stimme hervor: 

»Es gibt nur eine Möglichkeit, Sir. Wir entsenden Soldaten. 

Die werden schnell Herr der Lage sein. Dann müssen es sich 
diese roten Teufel zweimal überlegen, ob sie angreifen wollen. 
Dafür bin ich schon immer gewesen. Wir können es nicht 
dulden, daß über hundert Weiße niedergemetzelt werden. Das 
würde außerdem keinen guten Eindruck auf die Herren in 
Washington machen. Ich bin für ein schnelles Eingreifen. Wir 
werden die Apachen zur Räson bringen. Zu lange haben wir 
schon stillgehalten und vieles geschluckt. Dem muß ein für 
allemal ein Ende gesetzt werden, Sir.« 

General Howard seufzte. Nun, er hatte mit keiner anderen 

Antwort gerechnet. Colonel White war schon immer ein 
Indianerfresser, wie man solche Leute zu nennen pflegte. 

Howard nickte Richards zu, der sofort militärische Haltung 

annahm und dabei die Hacken zusammenschlug. 

»Stehen Sie bequem, Colonel«, sagte Howard leicht 

verärgert. »Und dann sollten Sie mir ganz offen sagen, was Sie 
von der Angelegenheit halten. Nun?« 

»Wir müßten drei Züge Kavallerie entsenden, Sir. Das sind 

zweiundsiebzig gut ausgebildete Soldaten. Dazu drei Offiziere. 
Und unsere Leute sollten sich dafür einsetzen, den Frieden dort 
in der Ebene aufrechtzuerhalten. Ein militärisches Eingreifen 
sollte nur im äußersten Notfall erfolgen. Es muß alles getan 
werden, um diesen Treckführer zur Umkehr zu zwingen. Das 
ist uns gesetzlich möglich, denn die Siedler handeln illegal. 

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Das Land ist von der Regierung noch nicht zur Besiedlung 
freigegeben. Wenn dieser Coolidge, oder wie immer er auch 
heißen mag, keine Vernunft annimmt, dann müssen wir dieses 
Problem auf unsere Weise lösen. So sehe ich es, Sir.« 

»Danke, Colonel Richards«, sagte General Howard und warf 

White einen schiefen Blick zu. Der Offizier reagierte aber 
nicht. Nur Trotz lag in seinen Augen, da er sich bereits für 
überstimmt hielt. 

»Was würden Sie vorschlagen, Mr. Haggerty?« 
Der Scout hielt sich nur noch mit Mühe wach. Er erhob sich, 

dehnte und reckte seinen hageren Körper und nickte dann 
Howard zu. 

»Ich bin ebenfalls dafür, Soldaten zu entsenden. Es wird 

natürlich eine höllische Gratwanderung werden. Es wird auch 
schwer werden, Cochise zu erklären, daß dies nicht gegen ihn 
gerichtet ist. Ich werde mit den Soldaten reiten und mit dem 
Häuptling verhandeln. Noch schwieriger dürfte es sein, diesen 
Hank Coolidge umzustimmen, der die ihm anvertrauten 
Menschen hinter sich weiß. Ich sehe es aber als einzige 
Lösung, um ein Blutbad zu vermeiden. Die Siedler haben 
bereits für den Grund und Boden an der Nordschleife des 
Aravaipa-Flusses bezahlt. Sie sind von gewissenlosen 
Dollarhaien im Osten hereingelegt worden. Vielleicht sollten 
wir überlegen, wohin die Siedler weiterziehen könnten. Wir 
müssen ihnen anderes Land anbieten, das schon zur Besiedlung 
freigegeben ist. Nur so haben wir Erfolg.« 

John Haggerty kämpfte gegen seine Müdigkeit an. Er gähnte 

und hielt sich erschrocken eine Hand vor den Mund. 

»Ich lege mich aufs Ohr, Sir. Lassen Sie mich bitte sofort 

wissen, wie Ihre Entscheidung ausgefallen ist. Ich werde auf 
jeden Fall wieder zum Treck reiten und hoffe, mit Ihrem 
Einverständnis, Sir.« 

»Das geht in Ordnung, Mr. Haggerty. Schlafen Sie ruhig ein 

paar Stunden. Ich werde Sie über alles rechtzeitig 

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informieren.« 

John nickte den drei Offizieren zu, die grüßten, und verließ 

das Zimmer. 

Einige Minuten später ließ er sich wie ein nasser Sack auf ein 

Bett fallen. Schon bald verrieten seine gleichmäßigen 
Atemzüge, daß er eingeschlafen war. 

»Dann sind wir uns einig, Gentlemen«, sagte eine halbe Stunde 
später General Howard. »Wir schicken drei Züge Kavallerie 
zur Ebene zwischen den Galiuro und den Pinealeno Mountains. 
Der Treck muß umkehren, koste es, was es wolle. Nur so 
können wir den Frieden mit den Apachen aufrechterhalten.« 

White räusperte sich. 
»Bitte, Colonel.« 
»Die Offiziere, die unsere Soldaten zum Siedlertreck führen, 

müssen klare Anweisungen für den Fall haben, wenn die 
Apachen ohne Warnung angreifen sollten. Das sind wir 
unseren Soldaten schuldig, Sir.« 

General Howard lächelte sanft. 
»Selbstverständlich. Ich vertraue aber auf Mr. Haggerty. Er 

wird mit Cochise verhandeln.« 

»Sie setzen alle Chips auf diesen Scout«, bemerkte White 

verächtlich. Deutliche Verärgerung schwang in seinen Worten 
mit. »Ich traue diesem Haggerty nicht so richtig. Er ist mir zu 
gut Freund mit dem Apachen-Häuptling. Immerhin rettete er 
vor einiger Zeit Cochises Schwester das Leben.« 

»Das ist es ja, Colonel. Mann, warum will das einfach nicht 

in Ihren Schädel hinein? Gerade aus diesem Grund ist 
Haggerty der richtige Mann für uns. Cochise ist ihm 
verpflichtet. Also wird er erst verhandeln und dann kämpfen.« 

Colonel White blickte auf seine Stiefelspitzen. Die 

Entwicklung des Gesprächs nahm eine andere Richtung, als er 

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angenommen hatte. 

Deshalb zuckte er nur mit den Achseln. 
General Oliver O. Howard wandte sich an Colonel Richards. 
»Stellen Sie drei Züge Kavallerie zusammen. Die Captains 

Shuster, Clairman und Rockwell werden je einen Zug führen. 
Major Les Tanner wird den Gesamtbefehl übernehmen.« 

Richards grüßte militärisch und ging mit schnellen Schritten 

davon. Howard fixierte White. 

Der 45 Jahre alte Offizier hielt dem forschenden Blick seines 

Vorgesetzten stand. 

»Warum hassen Sie die Apachen so, Colonel?« 
»Es ist nicht persönlich gemeint, Sir. Ich schätze nun mal 

dieses rote Gesindel nicht. Sie sind wiederum voller Haß gegen 
die Weißen und schlagen immer wieder heimtückisch zu.« 

General Howard schüttelte den Kopf. 
»Wie würden Sie denn reagieren, wenn man Ihnen das Land 

wegnehmen wollte, auf dem Sie und Ihre Vorfahren schon seit 
vielen Generationen leben? Die Apachen sind keine dummen 
Wilden oder blutgierigen Bestien, wie sie ständig hingestellt 
werden, Sie sind Menschen wie wir alle. Wir drücken sie 
immer mehr gegen die Wand oder sperren sie in Reservate, wo 
sie meistens elend zugrunde gehen.« 

Howard strich über seinen Schnurrbart, der sich in den 

letzten Sekunden gesträubt zu haben schien, dann fuhr er fort: 

»Die Indianer kämpfen um ihr nacktes Leben. Zuerst haben 

ihnen die Mexikaner das Leben schwer gemacht. Und nun sind 
wir es, die ihnen die Hölle bereiten. Man schlachtet ihre Büffel 
zu hunderttausenden ab, und zwar nur wegen der Felle. Die 
Indianer finden kaum noch Nahrung, denn das Wild wandert 
weiter, denn auch hier wüten die weißen Eindringlinge.« 

Howard schwieg. Colonel Whites Gesicht war trotz der 

eindringlichen Worte unbewegt geblieben. Der General hatte 
das Gefühl, gegen eine unsichtbare und nicht zu 
durchdringende Wand zu reden. 

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Er preßte die Lippen zusammen. 
»Sie können gehen, Colonel«, sagte er dann. 
Nachdem White das Zimmer verlassen hatte, setzte sich 

Oliver O. Howard hinter seinen Schreibtisch. Die Lage im 
Grenzland wurde von Tag zu Tag unübersichtlicher. 

Die Sorgen wollten einfach kein Ende nehmen. Der General 

seufzte mehrmals. Er dachte auch an den Siedlertreck, der eine 
gefährliche Situation heraufbeschworen hatte. 

Howard fragte sich, wie lange die Apachen unter ihrem 

Häuptling Cochise noch stillhalten mochten. 

»Apachen!« – Der Ruf pflanzte sich von Wagen zu Wagen 
fort. Überall herrschte Hektik, brach Panik aus. Männer, auch 
die älteren, griffen nach ihren Gewehren. Frauen drückten 
ängstlich ihre Kinder an sich. 

Der vorderste Conestoga kam zum Halten. Die 30köpfige 

Schutzmannschaft ritt dicht an die Wagen heran und sprang aus 
den Sätteln. Sie suchten Deckung unter den Fahrzeugen, hinter 
Rädern, Kisten und Fässern. 

Hank Coolidge ritt zu dem Treck zurück. Sein Gesicht 

schimmerte trotz der großen Hitze bleich. 

Er zeigte den Siedlern ein gequältes Lächeln. Heiser rief er 

ihnen zu: 

»Nur ruhig Blut, Leute! Die Rothäute greifen nicht an. Die 

wollen uns nur ihre Stärke und ihre Macht zeigen. Bleibt 
trotzdem wachsam und haltet eure Waffen schußbereit!« 

Hank Coolidge kletterte aus dem Sattel und sah an der langen 

Reihe der Conestogas und Murphys entlang, die nun alle zum 
Stehen gekommen waren. Manche Ochsengespanne zerrten in 
den Geschirren. Ihr Muhen klang dem Treckführer 
unangenehm in den Ohren. 

Ben Kincaid, der Coolidges rechte Hand war, trat zu seinem 

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Boß. In seinem breitflächigen Gesicht zuckte es. Der stämmige 
Bursche fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. 

Coolidge sah es ihm an. 
»Nun mach dir nur nicht gleich die Hosen voll«, knurrte er 

verärgert. »Noch sitzt dein Skalp an der richtigen Stelle.« 

Kincaid tastete unwillkürlich nach seinen Haaren, ehe er 

verzerrt zu grinsen begann. Beide Männer starrten zu den 
Apachen hinüber, die in breiter Linie vor dem Siedlertreck 
aufgetaucht waren. 

Die Distanz betrug ungefähr 200 Yards. 
Es war ein ebenso faszinierender wie beängstigender 

Anblick, den die indianische Streitmacht bot. Mehr als 100 
Apachen reihten sich Pferd an Pferd. 

Unbeweglich saßen sie auf den Rücken ihrer struppigen 

Mustangs. Bunter Zierat blinkte im Sonnenlicht. Langes Haar 
flatterte im leichten Wind, der von den Bergen kam, aber kaum 
Linderung von der Backofenhitze brachte. 

»Das sind mehr als hundert Krieger«, stöhnte Ben Kincaid. 

»Herr im Himmel, steh' uns bei. Wenn die Rothäute über uns 
herfallen, dann bleibt kein Auge trocken.« 

»Ach was«, brummte Hank Coolidge, der seinen ersten 

Schreck verdaut hatte. »Im Moment besteht keine Gefahr. Das 
scheint wohl die letzte Warnung der Indsmen zu sein. Wir 
ziehen ganz einfach weiter. Ich bin gespannt, wie die Apachen 
reagieren werden.« 

Ben Kincaid riß Augen und Mund auf, so sehr entsetzten ihn 

die Worte seines Bosses. 

»Was?« rief er. »Du bist übergeschnappt, Hank. Das kannst 

du nicht tun. Noch haben wir eine Chance, mit heiler Haut 
davonzukommen. Wenn wir aber jetzt weiterfahren, dann 
fassen es die Krieger als Herausforderung auf und greifen uns 
an. Du vergißt wohl, wie stolz die Apachen sind. Hör auf mich, 
Hank. Wenn Earp mit den Revolverschwingern zu uns stößt, 
dann können wir den Indianern Paroli bieten. Aber ohne ihre 

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 34

Hilfe sind wir zu schwach.« 

Ben Kincaids beschwörend klingende Stimme verstummte. 

Noch immer lag blankes Entsetzen in seinen Augen. 

Hank Coolidge wiegte nachdenklich den Kopf. Er fand 

seinen Entschluß plötzlich selbst nicht mehr besonders gut. 

»Okay«, sagte er nach einigen Sekunden. »Also warten wir, 

bis die Apachen wieder verschwunden sind, dann ziehen wir 
weiter. Ich gebe trotzdem nicht auf.« 

Alle starrten zu den Rothäuten hinüber, die noch immer wie 

Statuen auf ihren Mustangs saßen. 

Minuten vergingen. Beide Parteien schienen wie gelähmt zu 

sein. Der Hauch des Todes lag über dem Treck. Und viele der 
Siedler fragten sich in Angst und Sorge, ob sie nicht doch 
lieber umkehren sollten. 

Die über 100 Apachen redeten eine eindeutige Sprache. 

Niemand hatte mit einer derartig starken Kriegsmacht 
gerechnet. Unter den Siedlern gingen seit langem die 
schlimmsten Greuelmärchen um. Besonders die Frauen lebten 
in ständiger Furcht. Und viele drückten ihre halbwüchsigen 
Kinder noch fester an sich. 

Dann breitete plötzlich einer der Apachen die Arme aus. 
Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Dies schien das Zeichen 

für die Streitmacht zu sein. 

Gellendes Kriegsgeschrei brach aus mehr als 100 Kehlen. 

Den Weißen lief es eiskalt über die Rücken. Sie spürten eine 
eisige Hand, die nach ihren Herzen griff. 

Die Apachen trieben ihre Mustangs an und galoppierten auf 

den Siedlertreck zu. Im ersten Augenblick gaben sich die 
Weißen wie gelähmt, ehe sie ihre Waffen hochrissen. 

Verwirrung herrschte. Rauhe Männerstimmen fluchten. 

Dazwischen erklang das verzweifelte Jammern einiger Frauen, 
die zu beten begannen. Kinder schrien ihre Angst aus sich 
heraus. 

Und noch immer jagten die Indianer auf den Wagentreck zu. 

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Sie wirkten wie die apokalyptischen Reiter, grölten, johlten, 
stießen heisere Laute aus. Sie schwangen Gewehre, Speere und 
Tomahawks über ihren Köpfen. 

Dumpf trommelten die Hufe der Mustangs auf dem harten 

Erdreich. Staub wallte hinter den Tieren auf und verdeckte das 
hinter den Apachen liegende Gelände. 

Hank Coolidge und Ben Kincaid warfen sich zu Boden, 

hebelten Patronen in die Gewehrläufe. Kincaids Hände 
zitterten. Er ahnte, daß er vor Schreck und Angst nicht einmal 
ein Scheunentor, geschweige denn einen der angreifenden 
Indianer treffen würde. 

Immer näher kamen die Apachen heran. Die Distanz zum 

Siedlertreck war inzwischen bis auf 100 Yards 
zusammengeschmolzen. Plötzlich teilten sich die Angreifer in 
zwei Trupps, die links und rechts auf die Planwagen 
zupreschten. 

Die ersten Schüsse peitschten auf, doch die Kugeln, die den 

Rothäuten galten, verfehlten ihre Ziele. 

Alles ging sehr schnell. Die Apachen zügelten ihre Mustangs 

von einer Sekunde zur anderen. Die riesige Staubwolke hüllte 
alles ein, ließ hin und wieder nur wirbelnde Schatten sehen. 

Als sich die Staubwolke legte, waren die Indianer 

verschwunden, als hätte es sie nie gegeben. 

Männer und Frauen rieben sich die Augen. Nur allmählich 

legte sich ihre Erregung. Doch so manchem Siedler zitterten 
die Knie. 

Hank Coolidge quälte sich auf die Beine. Er murmelte einige 

Worte, die niemand verstehen konnte, und hob dann seinen 
verbeulten Hut auf, der ihm vom Kopf gefallen war. 

Noch immer glaubte er, das Gebrüll der angreifenden 

Apachen in den Ohren zu haben. 

»Sie schaffen es noch, uns weichzukneten«, zischelte 

Coolidge. »Mann, die haben es uns aber gezeigt«, sagte er dann 
zu Kincaid, der inzwischen ebenfalls wieder auf den Füßen 

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stand. 

Der Vollbärtige nickte zögernd. Er räusperte sich, trotzdem 

klang seine Stimme so rauh, als hätte er mit Eisenspänen 
gegurgelt, als er sagte: 

»Das scheint wirklich die letzte Warnung gewesen zu sein, 

Hank. Wir sollten kehrtmachen, solange wir noch Zeit haben. 
Vielleicht ist das nicht mal die gesamte Kriegsmacht der 
Apachen gewesen. Die legen doch nicht ihre Karten offen auf 
den Tisch. Hank, hör auf mich: nichts wie zurück.« 

»Nun hast du dir doch die Hosen vollgemacht, was?« höhnte 

der Treckführer. »Wenn wir klein beigeben, dann haben die 
roten Teufel genau das erreicht, was sie mit ihrem 
Scheinangriff bezwecken wollten. So leicht lasse ich mich 
nicht unterkriegen.« 

Hank Coolidge hatte offenbar wieder Oberwasser. Er sah 

sich nach einigen Siedlern um, die eine Gruppe bildeten und 
lautstark diskutierten. 

Und er befürchtete, daß die Leute vielleicht nun endgültig die 

Nasen voll hatten. Das aber sollte sich erst so richtig in den 
nächsten Minuten zeigen. 

Wyatt Earp fiel ein ganzer Steinbruch von der Seele, als er die 
ersten Häuser von Tombstone vor sich sah. 

Die Schatten der Abenddämmerung senkten sich wie ein 

samtener Mantel über Stadt und Land. Die Sonne war in einem 
flammenden Feuermeer untergegangen. 

Die ersten Sterne zeigten sich in majestätischer Pracht am 

Firmament und erinnerten an blitzende Diamanten. 

Der junge Wyatt Earp fühlte sich nach diesem Höllenritt 

erschöpft und wie unter eine Stampede geraten. Auch sein 
Pferd konnte sich kaum noch auf den Hufen halten. 

Es taumelte mehr, als es lief. Aus den Nüstern quoll 

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weißlicher Schaum, der an der Brust des Pferdes und den 
Stiefeln seines Reiters klebte. 

Das Tier stieß ein fast menschliches Stöhnen aus, als es von 

Wyatt Earp am Hitchrack vor einem Saloon gezügelt wurde, 
wo bereits andere Pferde mit hängenden Köpfen standen. 

Earp rutschte aus dem Sattel und machte einige wankende 

Schritte, ehe er sicherer ging. Hunger und Durst quälten ihn 
bereits seit Stunden. Bevor er den Saloon betrat, winkte er 
einen halbwüchsigen Jungen zu sich heran. 

»Hier hast du einen Dollar, mein Freund«, sagte Wyatt Earp. 

»Bring mein Pferd in den Stall, damit es versorgt wird. Du 
könntest es abreiben und noch ein wenig hin und her führen, 
damit es sich nach dem langen Ritt nicht erkältet. Anschließend 
bekommt es eine Extraportion Hafer. Willst du das für mich 
erledigen?« 

Der Junge nickte, schnappte nach dem Dollar und zog dann 

das erschöpfte Pferd an den Zügeln hinter sich her. 

Earp stieß die Flügel der Schwingtür auseinander. 
Der Geruch von abgestandenem Bier, Nikotin und Schweiß 

schlug dem Ankömmling entgegen. Viele Augenpaare 
richteten sich auf Earp, der sich aber nicht darum kümmerte, 
sondern den Saloon durchquerte und den Tresen ansteuerte. 

Ted Silvers spitznasiges Gesicht verlor ein wenig an Farbe, 

als er den Revolvermann sah. Noch vor einigen Tagen hatte er 
Wyatt Earp jeden Kredit verweigert und ihn sogar mit 
Waffengewalt aus seinem Etablissement befördert. 

Earp sah die feinen Schweißperlen, die sich auf der Stirn des 

Salooners bildeten. Er grinste, griff in seine Tasche und legte 
dann 20 Dollar auf das Thekenblech. 

»Damit sind meine Schulden beglichen, Mr. Geiernase. Nun 

solltest du mir ganz schnell einen Whisky einschenken. Dann 
will ich auch unsere kleine Auseinandersetzung vergessen.« 

Ted Silver seufzte. Erleichterung prägte seine Gesichtszüge 

und gaben ihnen ein ulkiges Aussehen. Er beeilte sich, ein Glas 

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mit Whisky zu füllen. 

Wyatt Earp ließ den Drink durch seine Kehle rinnen und 

schob dann dem Salooner das leere Glas zu. 

»Laß noch mal die Luft raus, mein Bester. Anschließend 

möchte ich mich zwei oder drei Stunden ausruhen. Ich hoffe, 
daß du ein Bett für mich frei hast?« 

Silver nickte eifrig und kramte einen Schlüssel unter dem 

Tresen hervor. Earp steckte ihn in seine Jackentasche und 
wandte sich dann von dem Salooner ab. 

Er musterte die Gäste mit forschenden Blicken, hielt 

Ausschau nach einigen Burschen, die er vielleicht für die 
Revolvermannschaft brauchen konnte. 

Zu dieser frühen Abendstunde hielten sich aber fast nur 

Bürger aus Tombstone hier auf. Die Typen, die er für diesen 
höllischen Job brauchte, kreuzten vermutlich nicht vor 
Mitternacht auf. 

Und bis dahin wollte sich Wyatt Earp ein wenig aufs Ohr 

legen, um sich von dem langen Ritt zu erholen. So trank er sein 
Glas leer und stiefelte dann auf die Treppe zu, die in das obere 
Stockwerk führte. 

Schon bald schlief Earp. Ihm erging es nicht anders als John 

Haggerty nach dessem langen Ritt. 

Wyatt mußte mit seinen Kräften haushalten, denn die Siedler 

warteten voller Ungeduld auf seine Rückkehr. 

John Haggerty war von einer Sekunde zur anderen wach, als 
ihn jemand unsanft an der Schulter rüttelte. Sein Oberkörper 
ruckte hoch, während seine Rechte instinktiv zum Revolver an 
der Seite tastete. 

Erst dann sah der Chiefscout, wo er sich befand. Der 

Revolvergurt hing über einer Stuhllehne. 

»Es tut mir leid, Sie wecken zu müssen, Mr. Haggerty«, 

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sagte Major Les Tanner und lächelte freundlich. »Sie sollen 
sich in einer halben Stunde bei General Howard melden.« 

John gähnte und grinste. 
»Ich habe doch höchstens zehn Minuten geschlafen«, 

brummelte er. »Heiliger Rauch, der lange Ritt steckt mir noch 
immer gewaltig in den Knochen.« 

»Sie haben exakt fünf Stunden geschlafen, Mr. Haggerty. 

Inzwischen hat General Howard für einigen Wirbel  gesorgt. 
Drei Züge Kavallerie stehen abmarschbereit. Die Einheit ist 
mir unterstellt. Sie sollen uns zum Siedlertreck führen.« 

John Haggerty nickte, schwang beide Beine über die 

Bettkante und federte hoch. 

»In Ordnung, Major. Ich bin in einer halben Stunde beim 

General. Von mir aus kann es wieder losgehen. Und sollte ich 
im Sattel einschlafen, dann müssen mich Ihre Leute 
festbinden.« 

Major Les Tanner entfernte sich lächelnd. Der Scout ging zu 

der Waschschüssel und tauchte den Kopf in das kalte Wasser. 
Er rasierte sich und zog sich um. 

Oliver Otis Howard erhob sich hinter seinem Schreibtisch, 

als ihm der Chiefscout gemeldet wurde und gleich darauf das 
Office betrat. 

»Ausgeschlafen?« 
»Nein, nur unterbrochen, Sir. Ehrlich gesagt, ich könnte 

einen neuen Rekord im Dauerschlafen aufstellen. Trotzdem bin 
ich heilfroh, daß die Soldaten bereits zum Abritt fertig sind. Ich 
kann es wirklich kaum erwarten, zu den Siedlern 
zurückzukehren.« 

Der Offizier nickte nun sorgenschwer. 
»Ich hoffe nur, daß alles nicht umsonst sein wird. Vielleicht 

hätte ich schon viel früher meine Leute in Marsch setzen 
sollen. Ich hatte aber auf die Einsicht des Treckführers vertraut. 
Es muß ein besonders hartnäckiger Typ sein, wenn er sogar 
Ihren Überredungskünsten widerstand.« 

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»Wem sagen Sie das, Sir? Dieser Hank Coolidge ist ein 

Kapitel für sich. Er will ganz einfach mit dem Kopf durch die 
Wand. Ich nehme an, die Schollenbrecher haben ihm eine 
Erfolgsprämie in Aussicht gestellt, wenn er den Wagenzug heil 
ans Ziel bringt.« 

General Howard trat zu John Haggerty und blieb dicht vor 

dem stattlichen Mann stehen »Die drei Züge Kavallerie 
befehligt Major Tanner. Ich weiß, Sie und er verstehen sich 
prächtig. Gemeinsam wird es gelingen, diesen Coolidge zur 
Räson zu bringen. Und wenn alle Stricke reißen, dann 
übernehmen Sie das Kommando über den Siedlertreck. Dann 
verhänge ich das Kriegsrecht über den Wagenzug. Sie werden 
diesen Coolidge verhaften und die Ebene zwischen den Galiuro 
und den Pinaleno Mountains verlassen. Habe ich mich klar und 
deutlich ausgedrückt?« 

»Das haben Sie, Sir. Ich nehme an, daß auch Major Tanner 

die entsprechende Befehle erhalten hat?« 

»Natürlich, Mr. Haggerty. Reiten Sie mit Gott, und 

verhindern Sie ein sinnloses Blutvergießen. Und dieser 
verdammte Coolidge soll sich auf keinen Fall einbilden, daß 
Sie zu seiner Verstärkung angeritten kommen. Ich hoffe nur, 
auch Cochise wird das nicht in die falsche Kehle kriegen. Nun 
wünsche ich Ihnen alles Glück dieser Welt. Bringen Sie meine 
Soldaten wieder gesund zurück. So long, Lieutenant 
Haggerty.« 

General Oliver Otis Howard reichte seinem Chiefscout die 

Hand und verabschiedete sich mit festem Druck. John 
Haggerty verließ die Kommandantur. 

Auf dem freien Platz davor waren die drei Züge Kavallerie 

bereits angetreten. Jeder Zug umfaßte 24 Mann. Es waren also 
mit den drei Captains und Major Tanner insgesamt 76 
Soldaten, die nur auf den Scout gewartet hatten. 

John sah bereits auf den ersten Blick, daß er hier altgediente 

Blauröcke vor sich hatte und keine Greenhorns, die zu ihrem 

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ersten Einsatz ritten. 

Ein frisches Pferd wartete auf den Scout. Er zog sich in den 

Sattel, ritt zu Major Tanner an die Spitze der Kolonne und 
nickte ihm kurz zu. 

»Von mir aus kann's losgehen, Major. Dann wollen wir mal 

dem Satan ein Barthaar ausrupfen.« 

Les Tanner lächelte verhalten und gab dann den Befehl zum 

Abritt. Bald erfüllten die Geräusche stampfender Pferdehufe 
das Fort. Viele Blicke folgten den Soldaten. Und mancher der 
Zurückbleibenden fragte sich, ob diese Männer alle wieder 
gesund und munter ins Fort zurückkehren würden. 

Ein Wasserfall stürzte tosend zu Tal. Das schäumende Wasser 
beruhigte sich bald wieder und schlängelte sich als dünnes 
Rinnsal durch das ausgetrocknete Land auf eine Felsenkette zu. 

Cochise, der Häuptling der Chiricahuas, saß in stolzer 

Haltung auf seinem Mustang. Verschlossen wirkte seine 
Miene. Er blickte auf das vor ihm liegende Land, durch das die 
Conestogas und Murphys rollten. 

Die dunklen Schatten der Nacht kündigten das Ende des 

Tages an. Nach und nach verschwammen die Konturen. 

Ein Ruck ging durch Cochises Körper. Er trieb seinen 

Mustang mit den Absätzen an und hielt auf eine Lücke 
zwischen den Hügeln zu. Bald erreichte er ein kleines Tal. 

Dort lagerten über 100 Apachen. Die Pferde weideten in 

unmittelbarer Nähe. Wachtposten sicherten das provisorische 
Camp. Der Häuptling ritt zu drei Kriegern hinüber, die etwas 
abseits um ein niederbrennendes Feuer saßen. 

Es waren Naiche, Cochises Sohn, Ulzana, einer der 

Unterführer der Chiricahuas, und Victorio, der Häuptling der 
Mimbrenjo-Apachen. 

Rötlicher Feuerschein geisterte über ihre ausdruckslosen 

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Gesichter. Die drei Apachen blickten auf, als Cochise zu ihnen 
trat und sich ihnen gegenüber niederließ. 

Die Flammen loderten und warfen bizarre Schatten. Von 

irgendwoher erklang der scharfe Schrei eines jagenden 
Nachtfalkens. Die dunklen Schatten der Nacht verdichteten 
sich immer mehr. Langsam wich die Hitze des langen Tages. 

Victorio sah Cochise herausfordernd an. Die beiden 

Häuptlinge waren nicht gerade die allerbesten Freunde. Zu 
gegensätzlich waren ihre Ansichten im Kampf gegen die 
weißen Eindringlinge. Und zu oft waren ihre unterschiedlichen 
Meinungen hart aufeinandergeprallt. 

Wenn es nach Victorio gegangen wäre, dann hätten die 

Apachen längst angegriffen und die Bleichgesichter 
niedergemacht. Er war schon längst kein Freund mehr von 
langen Friedensverhandlungen. 

Früher war das anders gewesen, da hatte er noch den Frieden 

befürwortet. Dann aber, als die Weißen seinen Stamm in die 
San Carlos Reservation umgesiedelt hatten, hatte er den 
Kriegspfad beschritten. So war er mehr oder weniger zum 
Gegenspieler Cochises geworden. Das änderte aber nichts 
daran, daß er zwangsläufig den Chiricahua-Chief als seinen 
obersten Anführer anerkannte und gemeinsam mit ihm 
handelte, wie es nun auch hier wieder der Fall war. 

»Welche Nachrichten bringst du uns, Cochise?« fragte 

Victorio mit guttural klingender Stimme. »Sind die weißen 
Kojoten umgekehrt, oder ziehen sie noch tiefer in das Land der 
Apachen hinein?« 

Ulzana, klein von Wuchs, nickte dazu. Sein Körper war in 

sich zusammengesunken. In dem verrunzelten Gnomengesicht 
zuckte es. Auch der Unterführer der Chiricahuas war ein 
Weißenhasser. 

»Sprich, Vater«, sagte Naiche. »Ich sehe dir an, daß du keine 

guten Nachrichten bringst.« 

Cochise nickte. In seinen dunklen Augen spiegelte sich die 

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zuckende Flamme des Lagerfeuers. 

»Die fahrende Schlange zieht weiter. Unser Scheinangriff auf 

sie ist wirkungslos geblieben.« 

Man sah Cochise an, daß es ihm nicht leichtfiel, diese Worte 

auszusprechen. Der Häuptling der Chiricahuas schloß für einen 
Moment die Augen. Es schien, als lauschte er in sich hinein. 

Victorio sagte, ohne den beißenden Spott in seiner Stimme 

zu verbergen: »Ich habe also recht behalten. Die weißen 
Bastarde ziehen weiter. Die lachen über uns, weil sie uns für 
alte Weiber halten, denen der Mut fehlt, sie anzugreifen. Du 
hast in den letzten Tagen immer nur gedroht, Cochise. Sie 
fürchten dich nicht mehr und verhöhnen dich.« 

Naiche wollte sich einschalten, doch eine vage 

Handbewegung seines Vaters hielt ihn davon ab. 

Cochise sagte: »Ich habe mich geirrt, Victorio, denn ich hatte 

geglaubt, der Täuschungsangriff unserer mutigen Krieger 
würde mehr Wirkung auf die Bleichgesichter erzielen. Ich 
glaube aber nicht, daß sie uns verspotten oder sich über uns 
lustig machen. Vielleicht ist es Mut oder auch nur Dummheit, 
was die weißen Männer und Frauen vorwärts treibt. Sie 
handeln oft anders, als wir es von ihnen erwarten. So auch 
dieses Mal.« 

Der Jefe der Mimbrenjos lächelte zufrieden. 
»Wann greifen wir an?« fragte er. Sein Gesicht nahm einen 

lauernden Ausdruck an. 

»Zastee!« rief Ulzana. »Wir töten diese weißen Hunde. Ihre 

Skalps werden schon bald an unseren Gürteln baumeln. Ehre, 
Ruhm und große Beute warten auf uns.« 

»Wann greifen wir an?« 
Erneut stellte Victorio diese Frage. Er saß wie ein 

sprungbereiter Puma am Boden und fixierte Cochise 
ungeduldig. 

»Übermorgen vor Sonnenaufgang«, antwortete der Häuptling 

der Chiricahuas. »Zu der Zeit befinden sie sich inmitten des 

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unfruchtbaren Lavafeldes. Die Tiere und auch die Menschen 
werden erschöpft sein. Das Wasser wird ihnen knapp werden. 
Außerdem lassen wir die weißen Eindringlinge in den nächsten 
sechsunddreißig Stunden nicht zur Ruhe kommen. Wir werden 
laufend Scheinangriffe durchführen. Die Angst in ihnen wird 
immer größer werden. Dann schlagen wir zu.« 

Victorio, Ulzana und Naiche starrten Cochise an, der ihre 

Blicke offen erwiderte. Sekundenlang herrschte Schweigen, 
das nur vom Knistern des Feuers unterbrochen wurde. 

»Warum nicht schon bei Anbruch des kommenden Tages?« 

fragte Victorio zornig. »Die Bleichgesichter…« 

Cochise unterbrach ihn. 
»Meine Gründe habe ich genannt, Victorio. Ich möchte 

möglichst keinen unserer tapferen und mutigen Krieger 
verlieren. Die Weißen werden so erschöpft sein, daß sie kaum 
noch ihre Federrohre halten können. Dann ist unsere Stunde 
gekommen. Die Stunde unserer tapferen Krieger. Die Stunde 
der Apachen.« 

Victorio nickte. Es hatte den Anschein, daß er zufrieden war, 

da nun endlich der Zeitpunkt feststand, an dem die Krieger der 
Chiricahuas und der Mimbrenjos angreifen wollten. 

Mitternacht war bereits vorüber, als Wyatt Earp sein Zimmer 
verließ und wieder den Saloon betrat. Er war zwar immer noch 
müde, doch die Ruhepause hatte seinem Körper gutgetan. 

Der Saloon war zu dieser späten Stunde gerammelt voll. Der 

Lärm war kaum zu übertönen. Zu Dreierreihen standen die 
durstigen Männer am Tresen. Viele von ihnen waren bereits 
angetrunken. An einigen Tischen wurde gepokert. 

Wyatt Earp ergatterte sich einen freien Platz an der Theke. 

Ted Silver schob ihm unaufgefordert einen Whisky zu, den 
Earp sofort kippte. 

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Dann verließ er den Saloon, überzeugte sich davon, daß sein 

Pferd gut untergebracht war, und aß in einem Restaurant ein 
saftiges Steak mit Bratkartoffeln. 

Anschließend stiefelte er in den Saloon zurück und sah sich 

unter den Gästen um. Schon bald entdeckte er einige rauhe 
Burschen, deren Schießeisen tief an den Oberschenkeln 
baumelten. Außerdem sahen die Kerle gerade so aus, als hätten 
sie keinen rostigen Cent mehr in den Taschen. 

Wyatt Earp grinste zufrieden. Er wollte diese fünf Männer im 

Auge behalten. Vielleicht konnte er sie für seine Pläne 
einspannen. Earp hatte es sich nun einmal in den Kopf gesetzt, 
15 oder 20 Schießer anzuwerben, die ihn dann mit zum Treck 
begleiten sollten. 

Er schlenderte weiter und blieb an einem Tisch stehen, an 

dem gepokert wurde. Vier der fünf Spieler hatten mürrische 
Gesichter. Vor einem dicken mit rotem Gesicht und einer noch 
röteren Knollennase türmten sich die Dollarscheine nur so, 
während seine vier Mitspieler kaum noch Bucks vor sich liegen 
hatten. 

»Machen wir weiter, Gents?« fragte der Fettwanst grinsend. 

»Ich bin mit von der Partie. Wenn ihr aber nicht mehr 
mithalten könnt, solltet ihr euch Geld besorgen.« 

Die Mienen der vier noch jungen Männer wurden noch 

verdrießlicher. Einer fluchte und sagte: »Ich habe zwar schon 
manchen Glückspilz gesehen, Mister, doch deine 
Glückssträhne ist mir direkt unheimlich. Und ich frage mich, 
ob das alles mit rechten Dingen zugegangen ist.« 

Seine drei Freunde nickten. 
Die Visage des Dicken verfärbte sich innerhalb von 

Sekunden zu einem schmutzigen Grau. Er legte seine linke 
Pranke auf die Banknoten, während er aus dem anderen 
Jackenärmel einen Derringer zauberte, den er auf die vier 
Männer richtete. 

»Ich habe schon befürchtet, schlechte Verlierer vor mir zu 

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haben, Jungs«, hallte die Stimme des Feisten in die 
eingetretene Stille. »Jede weitere Beleidigung zahle ich euch 
mit heißem Blei zurück. Ich habe fair gespielt. Nun solltet ihr 
Leine ziehen, ehe ich es mir anders überlege und euch die Luft 
aus euren Hohlköpfen lasse.« 

Die vier Pokerspieler saßen wie erstarrt. Ihre Hände lagen 

auf der Tischplatte. Mit einer derartigen schnellen Wendung 
hatten die vier Hombres nicht gerechnet. Sie hatten den Dicken 
unterschätzt, dessen Augen wie Eiskristalle funkelten. 

Viele der umstehenden Gäste wichen zurück. Keiner hatte 

Lust, eine Kugel einzufangen, falls es wirklich zu einer 
Schießerei kommen sollte. 

Die vier Männer sahen sich nun an. Sie wußten genau, daß 

sich in dem kleinen Derringer nur zwei Kugeln befanden, 
»Versucht es nur, Gents«, keifte der Dicke. »Von euch lasse 
ich mich nicht unterkriegen. Zwei von euch nehme ich mit in 
die Hölle, solltet ihr euch nicht friedlich davonschleichen.« 

Diese Worte gaben den Ausschlag. Die vier Männer erhoben 

sich. Ein Stuhl kippte nach hinten. 

»Vielleicht ist noch nicht das letzte Wort gesprochen«, sagte 

einer der Verlierer drohend, ehe er seinen Partnern folgte, die 
den Pendeltüren zustrebten. 

Wyatt Earp folgte den vier Burschen und sprach sie draußen 

auf dem Stepwalk an. 

»Hört mir zu, Leute«, sagte er leise und geheimnisvoll. »Wie 

ich im Saloon mitgekriegt habe, seid ihr ziemlich abgebrannt. 
Ich hätte einen Job für euch, bei dem ihr eure leeren Taschen 
wieder auffüllen könnt.« 

Einer von ihnen knurrte: »Hau ab, Mister! Wir sind an 

keinem Job interessiert. Laß uns in Frieden!« 

»War ja nur ein Vorschlag, Gents«, sagte der Revolvermann 

lächelnd. »Wenn ihr es euch anders überlegt, dann findet ihr 
mich im Saloon. Ich muß eure Entscheidung bis zum 
Morgengrauen wissen, dann reite ich wieder los.« 

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Die vier Verlierer der Pokerrunde starrten Wyatt Earp 

feindselig an. Fast sah es so aus, als wollten sie ihre Wut und 
Enttäuschung an ihm abreagieren. 

»Was seid ihr nur für Dummköpfe«, sagte Wyatt Earp 

verächtlich. »Ihr hofft, dem feisten Typ die Bucks wieder 
abnehmen zu können. Ich wette, daß da nichts läuft. Dazu ist 
der Dicke viel zu clever. Außerdem haben viele Gents 
mitbekommen, was im Saloon gelaufen ist. Wenn ihr dem 
Mann auch nur ein Haar krümmt, dann wird der Verdacht auf 
euch fallen. Unterschätzt nur den Marshal nicht. Der hört das 
Gras wachsen, und ihr findet euch schneller in einer Zelle 
wieder, als ihr bis drei zählen könnt.« 

Nach diesen Worten ließ Wyatt Earp die vier stehen und 

betrat erneut den Saloon. Er sah auf den ersten Blick, daß der 
Gewinner des heißen Pokerspiels verschwunden war. 

Bestimmt hatte er den Raum durch den Hinterausgang 

verlassen und saß schon im Sattel seines Pferdes, um sich und 
das gescheffelte Geld in Sicherheit zu bringen. 

Wyatt Earp grinste, sah sich um und stiefelte dann auf fünf 

Männer zu, die mit mürrischen Gesichtern an einem Tisch 
saßen. Vor ihnen standen leere Whiskygläser. Auch in der 
Flasche befand sich kein Tropfen mehr. 

Earp erkannte sofort, daß er fünf rauhe Hombres vor sich 

hatte, die weder Tod noch Teufel fürchteten und sicherlich 
bereit waren, nach jedem Strohhalm zu greifen. 

Wyatt Earp zog sich einen Stuhl heran und setzte sich zu den 
fünf Männern die ihn nicht gerade freundlich musterten. 

Einer brummte: »Schleich dich, Mister! Wir haben dich nicht 

aufgefordert, dich zu uns zu setzen. Wenn du Ärger willst, 
dann kannst du ihn kriegen. Wir sind gerade in der richtigen 
Stimmung.« 

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Der Bärtige zeigte seine nikotingelben Zähne. Es war kein 

freundliches Lächeln, sondern mehr das Fletschen eines 
Wolfes, der seinem Gegner an die Kehle springen will. 

»Regt euch erst gar nicht auf, Jungs«, sagte Wyatt Earp 

gelassen. »Ich habe eure leeren Gläser gesehen und wollte euch 
alle zu einem Drink einladen. Wenn ihr das nicht wollt, dann 
verdrücke ich mich wieder.« 

Earp erhob sich. Einer der noch jungen Leute leckte sich 

über die Lippen und sagte: »Setz dich wieder, Mister. Gegen 
einen Drink haben wir nichts einzuwenden. Wir sind nämlich 
völlig pleite, und Geschenke soll man nicht abschlagen.« 

Earp setzte sich, während der Mann Ted Silver zuwinkte, der 

eilfertig herangestakst kam. 

»Was willst du?« fragte er unfreundlich. »Einen Drink 

bekommt ihr nur gegen Barzahlung. Das habe ich euch bereits 
vor einer Stunde gesagt.« 

»Bring' uns eine neue Flasche, Geiernase«, sagte Wyatt Earp 

respektlos. »Ich übernehme das.« 

Ted Silver zupfte an seinem Gesichtserker, als wollte er ihn 

abreißen. Sein mißtrauischer Blick traf den Revolvermann und 
Spieler. Nun blieb Earp nichts anderes übrig, als in seine 
Jackentasche zu greifen und einen Dollarschein 
hervorzuziehen. 

»Das wird wohl genügen, Mister. Damit sind auch meine 

anderen Drinks und das Zimmer bezahlt. Okay?« 

Der Salooner entfernte sich brummend. Kurz danach stellte 

er eine Flasche und für Earp ein Glas auf den Tisch. Einer der 
fünf Gents schenkte die Gläser voll. Dann prosteten sich die 
sechs zu. 

»Was willst du, Mister?« fragte der Bärtige, der Earp zuerst 

so unfreundlich angefaucht hatte. »Du siehst nicht gerade wie 
ein Menschenfreund aus. Die Drinks sind doch sicher nichts als 
Köder. Also, spuck schon aus, was du von uns willst.« 

Wyatt Earp setzte sein Glas auf der Tischplatte ab. Aus 

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harten Augen musterte er die fünf Männer. 

»Ich habe einen Job für euch, Jungs. Es ist allerdings ein 

höllischer Job, der uns alle Kopf und Kragen kosten kann. 
Dafür springen auch einige Bucks heraus. Ich werde euch 
gleich erklären, um was es geht. Ihr müßt euch bald 
entscheiden. Es kann natürlich sein, daß ihr dann ganz schnell 
weiche Knie bekommt.« 

Earp lächelte. 
»Ich benötige ungefähr fünfzehn bis zwanzig harte Burschen, 

die dem Teufel ein Bein stellen. Und ihr seht ganz so aus, als 
würdet ihr das mit Freuden machen.« 

Die fünf zeigten Interesse. Der Bärtige nickte Wyatt Earp 

entschlossen zu. 

»Los, sag' schon, was du vorhast. Du brauchst uns nicht 

länger Honig um den Mund zu schmieren.« 

Wyatt Earp war rundherum zufrieden. Er hatte die fünf 

Männer am Angelhaken. 

Dann berichtete er vom Siedlertreck und den Apachen. Die 

Gesichter der fünf wurden verschlossener. Zweifel lagen in 
ihren Blicken. Earp füllte die Gläser erneut. 

»So sieht es aus, Leute«, sagte er dann. »Nehmt erst noch 

mal einen Schluck, ehe ihr euch entscheidet. Denkt daran, daß 
der Treck von dreißig Burschen geschützt wird. Außerdem sind 
über siebzig Siedler auch nicht ganz ohne. Ich selbst werde 
fünfzehn oder zwanzig harte Brocken als Verstärkung 
mitbringen. Außerdem werden bestimmt Soldaten zum 
Wagenzug stoßen. Ich glaube nicht mal, daß die Apachen 
angreifen werden. So ist die Lage. Also, überlegt gut und 
reiflich. Denkt an die Bucks. Ich sehe bestimmt nicht wie ein 
Selbstmörder aus, sonst würde ich nicht mehr zum Treck 
zurückreiten.« 

Die fünf schlürften die Drinks. Ihre ersten Zweifel wandelten 

sich in Unsicherheit. 

Earp sah es ihnen an. 

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»Jeder von euch erhält fünfzig Dollar. Das ist eine ganze 

Menge Geld in dieser lausigen Zeit. Ich stelle eine rauhe 
Mannschaft zusammen, die es schon allein mit den roten 
Teufeln aufnehmen könnte. Und ihr seid die richtigen Kerle für 
diesen Job. Überlegt es euch. Ich sehe mich nach weiteren 
Amigos um. In einer Stunde muß ich eure Entscheidung 
wissen. So long.« 

Wyatt Earp erhob sich, nickte den Männern zu und verließ 

den Saloon. Er wollte sich in den anderen Kneipen ebenfalls 
umsehen. Die Zeit drängte. 

Der Trab der Pferdesoldaten, wie die Kavalleristen von den 
Indianern genannt wurden, war weit zu hören. Pferde wieherten 
und schnaubten. Hufe knallten auf den harten und verbrannten 
Boden, Zaumzeug und Geschirr klirrten hin und wieder laut. 

John Haggerty ritt neben Les Tanner an der Spitze der 

Soldaten. Seit über zehn Stunden waren sie unterwegs. Bisher 
hatten sie mehrere Pausen eingelegt, damit die Pferde sich ein 
wenig erholen konnten. 

Indianer hatten sie bisher nicht gesehen. Das mochte aber 

auch daran liegen, daß man Apachen erst sah, wenn sie selbst 
gesehen werden wollten. 

Die Sonne brannte heiß hernieder. Menschen und Tiere litten 

unter den sengenden Strahlen. 

»Wir nähern uns dem San Pedro River, Major«, sagte der 

Chiefscout irgendwann. »Wir können wohl alle eine 
Erfrischung vertragen, nicht wahr, Sir?« 

Der Offizier nickte und rieb mit dem Handrücken über die 

schweißbedeckte Stirn. Dann warf er einen Blick auf die in 
Zweierreihen reitenden Soldaten zurück, die alle müde in den 
Sätteln saßen und mißmutige Gesichter zogen. 

»Wir müssen am Fluß eine längere Pause einlegen«, sagte 

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Les Tanner. »Es nützt niemandem etwas, wenn wir ausgelaugt 
und erschöpft den Treck erreichen.« 

»Einverstanden«, sagte der Scout. »Ich war mir darüber 

völlig klar, daß wir erst morgen den Wagenzug erreichen 
werden. Dann läuft die Drei-Tage-Frist ab. Hoffentlich finden 
wir vom Siedlertreck nicht nur noch rauchende Trümmer und 
Tote vor.« 

Major Tanner wiegte den Kopf. 
»Es ist alles möglich. Ich bin gespannt, wie Cochise 

reagieren wird, wenn ihm seine Krieger unsere Ankunft 
melden. Vielleicht wird er uns aber schon vorher attackieren.« 

John Haggerty nagte an seiner Unterlippe. Düstere Gedanken 

beschäftigten ihn. Auch er wußte nicht, wie der Häuptling der 
Chiricahuas reagieren mochte. 

Die Geduld des Apachen mußte irgendwann zu Ende gehen. 

Zu sehr war sie in den letzten Tagen strapaziert worden. 

Schweigend ritten Major Tanner und John Haggerty 

nebeneinander. Eine gute Stunde später sahen sie das silberne 
Band des San Pedro River im strahlenden Licht der Sonne 
funkeln. 

Die Pferde liefen schneller, denn sie witterten das Wasser. 

Bald gaben die Unteroffiziere der einzelnen Züge das 
Kommando zum Absitzen. Die Pferde wurden getränkt und 
anschließend versorgt. Erst dann stürzten sich die Soldaten in 
die kühlen Fluten. 

Natürlich hatte Tanner Wachtposten aufstellen lassen, um die 

Furt zu sichern. Von Apachen war aber nach wie vor nichts zu 
entdecken. Die Herren des Landes schienen sich wieder einmal 
in Luft aufgelöst zu haben. 

John war jedoch davon überzeugt, daß sie alle längst von den 

Indianern beobachtet wurden. 

Cochises Späher mußten überall sein, so wie Raubvögel 

schon aus großer Höhe ihre Beute ausmachen. 

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Der Häuptling wirkte so düster wie selten zuvor, als er die 
Pferdesoldaten heranreiten sah. Die zehn Krieger, darunter sein 
Sohn Naiche, die ihn begleiteten, redeten durcheinander. 

Cochise gebot ihnen, zu schweigen. Dann schwang er sich 

vom Pferderücken. Während zwei Krieger zurückblieben, 
schlichen sich die anderen unter Cochises Führung näher an 
den Fluß heran, der zu dieser Jahreszeit nichts anderes als ein 
dünnes Rinnsal war. 

Hinter Mesquitebüschen und Dornenhecken kauerten sie sich 

nieder und verfolgten das Treiben der Langmesser, wie die 
Soldaten wegen ihre Säbel genannt wurden, am 
gegenüberliegenden Ufer. 

Naiche schob sich neben seinen Vater und blickte ihn 

forschend von der Seite an. 

»Wir sind zu wenig Krieger, um die Pferdesoldaten 

anzugreifen«, flüsterte er. »Was wirst du unternehmen, Vater?« 

»Wir werden beobachten, mein Sohn. Mehr steht nicht in 

unseren Kräften.« 

»Ich könnte unsere Krieger holen, Vater. Aus einem 

Hinterhalt heraus wäre es leicht, die Langmesser zu besiegen. 
Victorio wäre mit diesem Plan einverstanden.« 

Der Jefe der Chiricahuas schüttelte den Kopf. 
»Es würde zu lange dauern, bis unsere Krieger an Ort und 

Stelle wären, Naiche. Die Soldaten werden hier nur eine kurze 
Rast einlegen und dann weiterreiten.« 

Der Apachen-Häuptling blickte auf John Haggerty, der mit 

einem der Soldaten im Schatten eines Felsbrockens saß. 

Auch Naiche erkannte den Scout. Sein Gesicht verzerrte sich 

vor Haß. Seine Augen funkelten. 

»Der Falke hat uns verraten, Vater«, stieß der Sohn des 

Chiricahua-Häuptlings hervor. »Er hat die Blauröcke geholt, 
damit sie den Siedlertreck verstärken. Damit bist du nicht mehr 

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an den Vertrag mit dem einarmigen General gebunden. Wenn 
wir sofort zurückreiten, können wir die fahrende Schlange 
angreifen, noch ehe diese mit den Langmessern 
zusammentrifft.« 

»Ich werde mit dem Falken sprechen, Sohn. Er soll mir offen 

erklären, ob er ein doppeltes Spiel mit uns treibt.« 

»Laß es sein, Vater. Wenn dich die Soldaten sehen, werden 

sie sofort auf dich schießen. Außerdem wird das Bleichgesicht 
dir nicht die Wahrheit sagen. Er spricht wie alle Weißen nur 
mit gespaltener Zunge. Du vertraust ihm zu sehr.« 

Cochise legte seinem Sohn eine Hand auf die Schulter. 
»Ich will es wenigstens versuchen, Naiche. Ich möchte 

herausfinden, ob der Falke mich belügt. Dann sind wir noch 
immer schnell genug, um vor den Pferdesoldaten den 
Siedlertreck zu erreichen. Wir kennen viele Abkürzungen, die 
den Bleichgesichtern unbekannt sind. Cochise wechselte noch 
einige Worte mit seinen Kriegern, ehe er hinter seiner Deckung 
hervortrat und gemessenen Schrittes zum Ufer des San Pedro 
ging. Er wurde sofort von einem der Wachtposten entdeckt. 
Kommandos schallten durch den frühen Abend. Einige 
Dutzend Gewehrmündungen richteten sich auf den Häuptling 
der Chiricahuas. Der Apache stand da wie ein Denkmal. 
Schließlich reckte er beide Fäuste gen Himmel, der sich bereits 
dunkler zu färben begann. In dieser Haltung blieb Cochise 
stehen. John Haggerty erhob sich, sprach einige Worte mit 
einem Soldaten und lief dann zu seinem Pferd. Nachdem er 
sich in den Sattel gezogen hatte, ritt er zum Fluß. Bald spritzte 
das Wasser unter den Hufen des braunen Hengstes. Ohne noch 
einen Blick auf die erschrockenen Soldaten zu werfen, 
durchquerte John den San Pedro River und hielt genau auf 
Cochise zu. Der Jefe erwartete ihn mit ausdrucksloser Miene. 
Längst hatte er die über dem Kopf erhobenen Arme wieder 
sinken lassen. Der Scout sprang aus dem Sattel und blieb zwei 
Yards vor Cochise stehen. Sie musterten sich gegenseitig. 

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Zuerst wollte John dem Apachen die Hand reichen, als er aber 
dessen abweisenden Blick sah, ließ er es lieber bleiben. »Du 
willst mich sprechen, Cochise?« 

Das Gesicht des Jefe blieb unbewegt. John ahnte, daß der 

Häuptling große Sorgen hatte. Die dunklen Augen waren 
unverwandt auf ihn gerichtet. 

»Das will ich, Falke, denn sonst hätte ich mich nicht so offen 

gezeigt.« 

Cochise deutete mit ausgestrecktem Arm auf die 

Kavalleristen am anderen Ufer. 

»Du bringst diese Leute zu der fahrenden Schlange?« 
»So ist es, Cochise.« 
Eine tiefe Falte kerbte sich in die Stirn des Häuptlings. Das 

verhieß nichts Gutes. 

»Dann werden sie gegen uns kämpfen, wenn wir angreifen?« 
John schüttelte den Kopf. 
»Wenn ihr den Treck und die Soldaten angreift, müssen sie 

sich natürlich wehren. Die Soldaten reiten aber nur zu den 
Siedlern, um sie zur Umkehr zu bewegen. Wenn es nötig sein 
sollte, sogar mit Waffengewalt. Das sind General Howards 
Worte. Die Blauröcke werden den Treckführer zwingen, wenn 
er sich weigern sollte. Aus diesem Grund bitte ich dich, den 
Angriff noch zu verschieben und alles seinen Lauf nehmen zu 
lassen.« 

Das Funkeln in Cochises Augen erlosch schlagartig. John 

Haggerty hatte den Chiricahua selten so verblüfft gesehen wie 
in diesen Sekunden. Doch ohne Übergang wurde er 
mißtrauisch. 

»Das sind schöne Worte, Falke«, stieß er hervor. »Vielleicht 

sind sie aber nicht wahr. Ich möchte Beweise von dir. Alle 
Bleichgesichter lügen. Eure Zungen sind gespalten wie die 
einer Schlange.« 

Johns Lächeln verwirrte den Indianer-Chief. 
»Ich habe keine Beweise, Cochise, ich kann dir nur mein 

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Wort geben. Es muß dir genügen. Du kennst mich. Wir beide 
ziehen am selben Strang, um es einmal so auszudrücken. Wir 
wollen ein sinnloses Blutvergießen vermeiden. Dies ist unser 
beider Wunsch. Du mußt mir vertrauen, Häuptling, so wie auch 
ich dir vertraue.« 

Der Chiefscout betrachtete Cochise, der wie eine Statue vor 

ihm stand. Offen erwiderte er den noch immer forschenden 
Blick des Apachen-Häuptlings. 

»Die Leute werden umkehren, Jefe. Sie erhalten woanders 

Land, das bereits zur Besiedlung freigegeben ist. So habe ich es 
mit dem General besprochen. Er will den mit dir geschlossenen 
Vertrag unter allen Umständen einhalten. Bald wirst du nicht 
mehr behaupten können, daß alle Bleichgesichter lügen und 
euch Indianer zu täuschen versuchen.« 

Cochise nickte. 
»Ich danke dir für deine Worte, Falke. Du sollst aber auch 

wissen, daß meine tapferen Krieger zum Kampf gerüstet sind. 
Victorio und ich werden jeden eurer Schritte überwachen. Und 
solltet ihr ein doppeltes Spiel mit uns treiben, dann werden wir 
zuschlagen. Weit über hundert meiner tapfersten und besten 
Krieger brennen darauf, einen großen Sieg zu erringen.« 

John Haggerty wollte noch etwas sagen, doch Cochise drehte 

sich plötzlich um und ging mit schnellen Schritten davon. 
Sekunden später war er hinter einem Felsbrocken 
verschwunden. 

Der Scout blickte hinter ihm her, zuckte unwillkürlich mit 

den Achseln und schwang sich in den Sattel. Bald erreichte er 
das gegenüberliegende Ufer des San Pedro, wo er bereits von 
Major Les Tanner erwartet wurde. 

»Cochise?« 
»Ja, es ist Cochise gewesen, Major. Ich habe mit ihm 

gesprochen und ihm erklärt, warum wir auf dem Weg zum 
Siedlertreck sind. Er wird uns nicht angreifen.« 

Major Tanner atmete befreit auf. 

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»Ist er allein gewesen?« 
»Das glaube ich nicht. Bestimmt sind über ein Dutzend 

seiner Krieger bei ihm. Seine Hauptmacht ist in der Nähe des 
Trecks versammelt. Es müssen weit über hundert Apachen 
sein. Auch Victorio mit seinen Mimbrenjos hat sich zu 
Cochises Chiricahuas gesellt.« 

»Victorio will den Kampf, nicht wahr?« 
»Er will ihn schon lange und legt Cochise immer wieder 

Steine in den Weg, um den Frieden zwischen den Chiricahuas 
und uns zu stören. Er wird sofort losschlagen wollen, wenn er 
erfährt, daß Soldaten auf dem Weg zum Siedlertreck sind.« 

»Also können wir uns nicht hundertprozentig darauf 

verlassen, nicht angegriffen zu werden?« fragte Major Tanner. 

»Was ist schon hundertprozentig, Major?« fragte John 

Haggerty zurück. »Wir müssen abwarten, was die nächsten 
Stunden bringen werden. Morgen um diese Zeit wissen wir 
mehr.« 

Les Tanner nickte. 
»Vielleicht sind wir dann auch schon tot«, sagte der Offizier 

mit besorgter Miene. »Ich habe das Gefühl, daß wir 
geradewegs der Hölle entgegenreiten.« 

»Sind das alle?« fragte ein breitschultriger Bursche, dessen 
Colt auf unmißverständliche Art am Oberschenkel baumelte. 
Er trat zu Wyatt Earp und spuckte dann in den Straßenstaub. 

»Nein, Mister. Mit dir sind wir jetzt bereits acht rauhe Jungs, 

die den Apachen das Fürchten beibringen werden. Dort vorn 
kommen noch drei, die zu uns gehören.« 

»Also insgesamt elf«, sagte der bullig wirkende Typ. »Hast 

du nicht etwas von ungefähr zwanzig Kerlen gesagt? He, Earp, 
du willst mich verschaukeln. Ich reite nur mit, wenn wir 
wenigstens fünfzehn sind.« 

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Der muskulöse Revolvermann spuckte erneut aus und 

fixierte Wyatt Earp unfreundlich. 

»Stell dich nicht so an«, entgegnete Earp bissig. »Oh, 

verdammt, dich habe ich für einige Nummern härter gehalten. 
Ob ein paar Jungs fehlen oder nicht, das stört keinen von uns. 
Die Apachen laufen, wenn sie uns nur sehen. Wir werden dem 
Siedlertreck die Rettung bringen, auch mit nur elf oder 
fünfzehn Leuten.« 

Der Bullige schüttelte den Kopf. 
»Es bleibt dabei, Earp. Ich mache nur mit, wenn wir 

vollzählig sind. Es ist sowieso heller Wahnsinn, zu den 
Rothäuten zu reiten. Vielleicht werden wir unsere Skalps ganz 
schnell los. Ich bin schon öfter an die Indsmen geraten. Die 
fackeln nicht lange und schlagen meistens zu, wenn keiner 
damit rechnet.« 

Wyatt Earp grinste hämisch. 
»Dann mach, was du willst, Mensch«, fauchte er. »Du hast 

die Hosen gestrichen voll. Das ist es, sonst nichts. Wir werden 
auch ohne dich klarkommen.« 

Der junge Revolvermann kletterte in den Sattel und wollte zu 

den zehn auf ihn wartenden Männern reiten, als Hufschläge die 
Stille des jungen Morgens durchschnitten. 

Earp sah fünf Reiter, die sich vom Mietstall her näherten. Im 

wabernden Bodennebel wirkten sie wie schemenhafte Gebilde. 
Später sah Earp, daß es die vier Burschen waren, die gegen den 
Dicken im Pokerspiel verloren hatten. Den Fünften im Bunde 
kannte er nicht. 

Sie parierten vor ihm die Gäule. 
»Da sind wir, Mister. Gilt dein Angebot noch, oder hast du 

inzwischen genügend Leute aufgetrieben?« 

»Mein Angebot gilt nach wie vor. Ich kann euch gut 

brauchen. Dort drüben warten die anderen. Reitet zu ihnen 
hinüber. Ich komme gleich nach.« 

Die fünf Männer nickten und trieben ihre Pferde an. Wyatt 

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Earp wandte sich an den Breitschultrigen. 

»Was ist? Jetzt sind wir vollzählig. Reitest du nun mit uns, 

oder hast du noch immer Bedenken?« 

»Nun sieht es besser aus, Earp. Okay, geht klar. Mit dir sind 

wir siebzehn, die es gegen hundert Indsmen aufnehmen 
können. Von mir aus kann es losgehen.« 

Wyatt Earp lächelte und ließ sein Pferd angehen. Er begrüßte 

die »Nothelfer«, wie er die Männer insgeheim nannte. Er war 
zufrieden. Die 16 Revolverschwinger verstärkten den 
Siedlertreck, und im Falle eines Angriffes der Apachen 
konnten sie das Zünglein an der Waage spielen. 

Nach einer Weile brach der Trupp auf. Tombstone blieb 

zurück. Vor den Reitern lagen viele Meilen. 

Der indianische Kriegspfeil sirrte lautlos heran und bohrte sich 
drei Yards vor Hank Coolidges starkknochigem Hengst in den 
Boden. Das Tier scheute, stellte und wieherte grell. 

Der Treckführer wäre beinahe aus dem Sattel gefallen, 

konnte sich aber in letzter Sekunde noch halten. 

Er starrte auf den noch immer zitternden Pfeilschaft, riß sein 

Pferd herum und galoppierte auf den Siedlertreck zu, der etwa 
eine halbe Meile hinter ihm seine Bahn zog. 

Coolidge duckte sich tief über den Hals des Hengstes. Angst, 

von einem weiteren lautlos heranschwirrenden Pfeil getroffen 
zu werden, kroch durch seinen Körper. 

Wohlbehalten erreichte er den ersten Conestoga und atmete 

erst einmal kräftig durch. Der Treckführer ahnte, daß der Pfeil 
nicht ihm gegolten hatte, sondern nichts anderes als eine 
Warnung gewesen war. 

Die Apachen lauerten überall. 
Immer wieder schossen sie Pfeile ab, die zwar keinen 

Schaden anrichteten, aber die Menschen erschreckten. Doch 

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keiner aus dem Wagenzug konnte einen Apachen entdecken. 

»Was ist los, Hank?« fragte Ben Kincaid, der sein Pferd 

neben Coolidge zügelte. »Du bist ja ganz blaß um die Nase. Ist 
dir der Satan persönlich erschienen?« 

Der Anführer des Trecks versuchte zu grinsen, aber es wurde 

nur eine Grimasse daraus. 

Coolidge berichtete von dem Pfeil, der ihm aus dem 

Dämmerlicht des anbrechenden Morgens entgegengeflogen 
war. 

»Die roten Bastarde wollen uns nur Todesängste einjagen«, 

brummte Kincaid. »Wenn die wirklich Ernst machen würden, 
dann hätten sie schon etliche unserer Leute umgelegt. 
Vielleicht war es gar keine so gute Idee, in der Nacht 
durchzufahren.« 

»Ich weiß es nicht«, sagte Coolidge schulterzuckend. »Wir 

sind aber schneller vorwärts gekommen als am Tag. Vor allem 
hat uns die Hitze nicht so zu schaffen gemacht. Wir werden die 
Conestogas und Murphys zu einer Wagenburg 
zusammenfahren und erst wieder bei Anbruch der Dunkelheit 
weiterziehen. Bis dahin erwarte ich Earp und seine 
Revolverschwinger.« 

Ben Kincaid rieb sich die Hände. 
»Und bestimmt auch die Soldaten. Dann sind wir stark 

genug, um jeden Angriff der Apachen abzuwehren.« 

Hank Coolidge nickte. 
»Dann sind wir fein raus, Ben. Und die wenigen Meilen bis 

zur Nordschleife des Aravaipa River werden wir auch noch 
schaffen. Unsere Aufgabe ist dann erledigt. Mann, oh, Mann, 
ich kann es kaum erwarten, diese Siedler wieder loszuwerden.« 

»Mir ergeht es ähnlich, Hank. Ich sage Bescheid, daß die 

Wagen zusammengefahren werden. Wir benötigen dringend 
eine Ruhepause. Auch die Ochsengespanne können kaum noch 
auf den Beinen stehen.« 

Hank Coolidge blickte zuerst hinter Kincaid her und richtete 

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seine Aufmerksamkeit dann auf die nähere Umgebung, die sich 
immer deutlicher aus dem Grau des beginnenden Tages abhob. 

Der Wagenzug befand sich inmitten des Lavafeldes, das 

kaum Vegetation aufwies. Die Ochsengespanne wurden 
gefordert wie noch nie. Menschen und Tiere konnten die 
ungeheuren Strapazen kaum noch bewältigen. Das Trinkwasser 
wurde allmählich wieder knapp. Außerdem sorgten die 
ständigen Scheinangriffe der Apachen dafür, daß die Siedler 
kaum Ruhe fanden und immer damit rechneten, zum letzten 
und entscheidenden Kampf antreten zu müssen. 

Der Treckboß fuhr sich übers Gesicht. Trotz der 

morgendlichen Kühle hatten sich Schweißperlen auf seiner 
Stirn gebildet. Coolidge seufzte. 

Er hatte nicht erst seit diesen Minuten das Gefühl, bis weit 

über dem Kragenknopf in einer tödlichen Falle zu stecken, aus 
der es kein Entweichen mehr zu geben schien. 

»Wenn nur endlich dieser Earp kommen würde«, murmelte 

er. »Und wenn es ihm wirklich gelingt, zehn oder fünfzehn 
Schießer mitzubringen, dann sind wir aus dem Gröbsten raus.« 

Coolidge dachte auch an die Soldaten, rechnete aber kaum 

mit deren Erscheinen. Er wußte zu gut, daß die Blauröcke ein 
großes Gebiet kontrollieren mußten. Da blieb keine Zeit, um 
einen Siedlertreck gegen die Apachen zu beschützen. 

Damit hatte Coolidge auch kaum gerechnet. 
Wir werden es schon allein schaffen, dachte er. 
Dann sah er zu den Treckwagen hinüber, die gerade 

kreisförmig zu einer Wagenburg zusammenfuhren. Die 
Ochsengespanne wurden ausgeschirrt und in die Mitte des 
Wagenringes geführt. 

Schon bald flackerten Kochfeuer auf. Die Sonne sandte ihre 

ersten Strahlen über die Gipfel der fernen Berge, ehe sie höher 
stieg und an eine feurige Orange erinnerte und das Land mit 
ihrem heißen Atem übergoß. 

Hank Coolidge ritt in das Innere der Wagenburg und kletterte 

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müde aus dem Sattel. Er dehnte und reckte seinen Körper. Um 
ihn herum herrschte geschäftiges Treiben. 

Die Menschen waren heilfroh, daß die nächtliche Fahrt hinter 

ihnen lag. Sie hatten den Sonnenaufgang kaum erwarten 
können, denn er vertrieb die dunklen und geheimnisvollen 
Schatten der Nacht und mit ihnen die Angst vor dem Angriff 
der Apachen. 

Ben Kincaid trat zu seinem Boß und hielt ihm einen Becher 

mit dampfendem Kaffee hin. 

»Die heiße Brühe würde sogar einen Toten wieder 

auferstehen lassen«, bemerkte er grinsend. »Die 
Schutzmannschaft konnte keine Indianer entdecken. Die roten 
Teufel schleichen aber bestimmt noch hier in der Wildnis 
herum und lassen uns keine Sekunde aus den Augen.« 

Hank Coolidge schlürfte von dem heißen Kaffee. Wärme 

breitete sich in seinem Magen aus. Er gab kurze Zeit darauf 
Ben Kincaid den leeren Becher wieder zurück. 

»Ich werde die Wachtposten einteilen, Ben«, sagte er. »Ich 

traue dem Frieden noch immer nicht. Wenn die Rothäute 
angreifen, dann heute. Länger wird Cochise auf keinen Fall 
mehr warten. Wir alle sind müde, ausgelaugt und können kaum 
noch die Augen offenhalten. Darauf hat dieser Indianer-Chief 
spekuliert. Der glaubt, daß seine Stunde bald gekommen ist.« 

Nach diesen Worten ging Coolidge davon. Ben Kincaid fuhr 

sich durch sein Bartgestrüpp und murmelte: »Manchmal glaube 
ich, es wäre besser, die Indianer würden angreifen. Dann wäre 
endlich dieser höllische Apachen-Poker vorbei.« 

»Vor uns liegen noch höchstens zehn Meilen, Leute«, sagte 
Wyatt Earp. Er blickte auf die 16 rauhbeinigen Männer, die 
ihre Pferde gezügelt hatten. 

Seine Partner wirkten verschwitzt, müde und zogen teils 

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mürrische Gesichter. Der lange Ritt steckte allen in den 
Knochen. 

Earp sagte: 
»Nun beginnt der gefährliche Teil unseres Trails, Jungs. 

Haltet Augen und Ohren offen und nehmt am besten eure 
Gewehre aus den Scabbards. Es könnte leicht sein, daß wir auf 
Apachen treffen. Und ich bin mir nicht sicher, wie sich die 
roten Burschen verhalten. Wenn sie uns angreifen, müssen wir 
uns wie die Teufel wehren und zum Siedlertreck 
durchzubrechen versuchen. Habt ihr das alle kapiert?« 

Einige der Revolverschwinger nickten. Andere sahen sich 

unbehaglich um. Einer schnupperte wie ein Hund, als hätte er 
die drohende Gefahr riechen können. 

Dann nahmen alle wie auf Kommando ihre Gewehre und 

legten sie vor sich über die Knie. 

»Okay«, ließ Wyatt Earp seine Stimme vernehmen. »So ist 

es richtig, Leute. Wir reiten weiter. Und achtet auf die 
Umgebung. Außerdem sollten wir nicht zu dicht nebeneinander 
reiten, sonst fegt uns bereits die erste Salve der Rothäute aus 
den Sätteln.« 

Earp trieb sein Pferd an. Die 16 Angeworbenen folgten ihm. 

Auf einigen Gesichtern war deutlich zu sehen, daß Wyatt Earps 
Worte nicht gerade beruhigend auf sie gewirkt hatten. 

Das vor der Gruppe liegende Gelände war uneben. 

Bodenwellen und Hügel wechselten sich ab. Einige Tafelberge 
reckten sich gen Himmel. Die Hitze war bereits zu dieser 
frühen Morgenstunde groß. 

Meile um Meile legten die Männer zurück. Ständig hielten 

sie Ausschau nach den Apachen, konnten aber keine 
entdecken. Sie sahen nur hin und wieder Klapperschlangen 
oder Eidechsen. 

Earp parierte plötzlich sein Pferd. Schweißig glänzte sein 

Gesicht. Er schob seinen verstaubten Stetson in den Nacken. 
Seine Hände krampften sich fester um die Winchester. 

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Seine Gefährten hielten ebenfalls ihre Pferde an. Die blieben 

vor Erschöpfung auf dem Fleck stehen. 

»Was ist los?« fragte der breitschultrige Bursche und strich 

sich durch seinen Vollbart. »Hast du einen der roten Bastarde 
gesehen? Spuck's schon aus!« 

»Sie lauern irgendwo«, antwortete Wyatt Earp zögernd. »Ich 

fühle es ganz instinktiv. Gesehen habe ich noch keinen der 
roten Bastarde, sie sind aber da. Darauf verwette ich jeden 
Betrag.« 

Seine Begleiter rutschten nervös in den Sätteln hin und her. 

Dabei suchten sie mit zusammengekniffenen Augen das vor 
ihnen liegende Gebiet ab. 

»Nichts zu sehen«, sagte der Bullige nach einer Weile. »Du 

siehst Gespenster, Earp. Wir sollten weiterreiten, um nicht 
noch mehr Zeit zu verlieren.« 

Wyatt Earp gab seinem Pferd die Zügel frei. Er fühlte sich 

mit einemmal nicht mehr wohl in seiner Haut. Ein dumpfer 
Druck in der Magengegend machte ihm zu schaffen. Und er 
wußte aus Erfahrung, daß dies nichts Gutes zu bedeuten hatte. 

Plötzlich tauchten die Indianer hinter einer Bodenwelle auf. 

Sie hielten ihre Pferde an. Dunkel hoben sich ihre Silhouetten 
ab, denn die Sonne stand blutrot hinter ihnen. 

Es mochten gut zwei Dutzend Apachen sein, die reglos auf 

ihren struppigen Mustangs saßen. 

Der Reiterpulk der Weißen geriet ins Stocken. Einige 

lästerliche Flüche wurden ausgestoßen. Viele der rauhen 
Burschen preßten die Lippen aufeinander. 

»Nicht schießen«, murmelte Earp. 
Zu spät. 
Einer der Männer riß seine Winchester hoch und feuerte auf 

die Indianer. Einer der Apachen sank vom Pferderücken und 
schlug hart am Boden auf. 

Earp schimpfte. Fast sah es so aus, als wollte er auf seinen 

Partner schießen. 

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»Du verdammter Narr!« fauchte er. »Jetzt hast du uns alles 

verdorben. Die Apachen hatten sich noch nicht zum Angriff 
entschlossen, denn sonst hätten sie sich nicht so offen gezeigt. 
Die wollten uns nur Angst einjagen. Nun bleibt uns nichts 
anderes übrig, als abzuhauen. Das lassen die sich nicht 
gefallen.« 

Die Apachen trieben ihre Pferde aber nicht an, wie es Wyatt 

Earp erwartet hatte. Sie verschwanden wieder in der 
Bodenwelle. Ihren verwundeten oder vielleicht auch toten 
Gefährten hatten sie mitgenommen. 

Die 17 Männer sahen sich an. Der junge Bursche, der vor 

wenigen Sekunden geschossen hatte, grinste. 

»Ach was, Earp. Du regst dich umsonst auf. Die Indsmen 

haben die Nasen voll und verduften. Die legen sich mit uns 
nicht an, weil sie erkannt haben, daß sie es mit einem rauhen 
Rudel zu tun haben.« 

»Wir werden sehen«, sagte Waytt Earp düster. »Du kennst 

die Apachen nicht. Die geben so schnell nicht auf. Die brüten 
jetzt irgendeine Teufelei aus, um uns dann alles mit Zins und 
Zinseszins wieder heimzuzahlen. Vorwärts, Leute, wir müssen 
so schnell wie möglich den Treck erreichen!« 

Wyatt Earp schlug seinem Pferd die flache Hand auf die 

Kruppe. Das Tier preschte los. Die anderen Reiter folgten ihm. 
Eine große Staubwolke blieb zurück. 

Wie lautlose Schemen tauchten eine halbe Stunde später die 
Apachen hinter Felsbrocken und Mesquitebüschen auf. Sie 
sprangen aus Bodenmulden hervor und eröffneten sofort das 
Feuer. 

Pfeile sirrten heran, Geschosse pfiffen Wyatt Earp und 

seinen Revolverschwingern um die Ohren. 

Der Angriff kam völlig überraschend. Die 17 Männer hatten 

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längst geglaubt, den Apachentrupp hinter sich gelassen zu 
haben. 

Earp und seine Begleiter sahen keine andere Möglichkeit 

einem Blutbad zu entkommen, als ihre Pferde anzutreiben und 
die Flucht zu ergreifen. 

Sie feuerten zwar zu den Angreifern hinüber, doch sie 

schossen zu überhastet. 

Der bullige Typ, der dicht neben Wyatt Earp ritt, schrie 

plötzlich auf. 

Der gellende Schrei übertönte sogar die trommelnden 

Hufschläge der Pferde. 

Ein Pfeil ragte aus seinem Rücken. Der schwergewichtige 

Mann fiel nach vorn und klammerte sich mit beiden Händen 
am Hals seines Pferdes fest. 

Ein anderer wurde von einer Kugel in den linken Oberarm 

getroffen. Er ließ sein Gewehr fallen. Auch er konnte sich nur 
mit großer Mühe im Sattel halten. 

Dann war der höllische Spuk vorbei. 
Die Apachen blieben zurück und stellten das Feuer ein. Die 

Weißen waren längst außer Schußweite. 

Der Mann mit dem Pfeil im Rücken konnte sich nicht mehr 

halten. Er rutschte vom Pferderücken, überschlug sich 
mehrmals und blieb dann reglos liegen. 

Earp glaubte den Schaft des Pfeiles brechen zu hören. 

Während seine 15 Begleiter weiterritten, als wäre der 
Leibhaftige persönlich hinter ihnen her, zügelte er nach einigen 
Yards sein Pferd und ritt zu dem bulligen Burschen zurück. 

Der junge Revolvermann schwang sich aus dem Sattel, 

nachdem er durch einen schnellen Blick festgestellt hatte, daß 
ihm im Moment keine Gefahr von Indianern drohte. 

Wyatt Earp kniete sich neben den am Boden liegenden 

Gefährten nieder und wälzte ihn auf den Rücken. Seine Hände 
färbten sich rot von Blut. 

Seelenlose Augen starrten in die seidige Bläue des Himmels. 

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Das Gesicht des Toten glich einer einzigen schmerzverzerrten 
Grimasse. Earp drückte dem Getöteten die Lider zu und erhob 
sich. 

Dann sah er die Apachen kommen. Sie galoppierten auf ihren 

Mustangs aus einer Bodenwelle hervor und hielten auf ihn zu. 
Ihr gellendes Kriegsgeschrei ging Earp durch Mark und Bein. 

Er warf einen letzten Blick auf den toten Gefährten, sprang 

mit langen Sätzen zu seinem Pferd und trieb es an, nachdem er 
sich in den Sattel geschwungen hatte. 

Der Vorsprung seiner Gruppe betrug 200 Yards. Earp 

verlangte seinem Pferd alles ab und holte auch schnell auf. 
Mehrmals sah sich der Flüchtende um. 

Die Apachen blieben zurück. Sie hatten wohl nur die 

Verfolgung aufgenommen, weil sie in ihm eine leichte Beute 
zu haben glaubten. Seine Gefährten ritten noch langsamer und 
ermöglichten Wyatt Earp aufzuschließen. 

Die Indianer hatten inzwischen ihre Mustangs gezügelt und 

ritten dann zu dem Toten zurück. Sie würden ihn skalpieren 
und dann den Geiern zum Fraß liegen lassen. 

Earp und sein Anhang wußten, daß sie dies nicht ändern 

konnten. Sie mußten nun alles daransetzen, so schnell wie 
möglich den Treck der Siedler zu erreichen. 

Les Tanner hob seine rechte Hand bis in Schulterhöhe. Die 
hinter ihm reitenden Soldaten zügelten die müden Pferde, die 
zum Teil mit hängenden Köpfen dastanden. 

John Haggerty warf dem Major, dessen Gesicht verschlossen 

wie selten wirkte, einen Blick zu. Eine tiefe Falte kerbte die 
Stirn des Offiziers. 

»Warum haben Sie anhalten lassen, Major?« 
Tanner räusperte sich und spuckte einige Sandkörner aus, die 

ihm in den Mund geraten waren. 

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»Wie weit sind wir noch vom Siedlertreck entfernt, Mr. 

Haggerty? Können Sie mir eine präzise Antwort geben?« 

»Ich kann nur schätzen, Sir. Noch ungefähr fünf Meilen. Es 

kommt ganz darauf an, wie viele Meilen der Wagenzug 
während meiner Abwesenheit zurückgelegt hat.« 

Der Major nickte. Noch immer stand die tiefe Sorgenfalte auf 

seiner gebräunten Stirn. 

»Mir gefällt da einiges nicht, Mr. Haggerty. Sie vertrauen 

diesem Cochise zusehr. Ich aber bin für das Leben und die 
Gesundheit meiner Leute verantwortlich. Irgendwie werde ich 
das Gefühl nicht los, schnurstracks in eine Falle zu reiten.« 

»Unsinn, Major«, widersprach der Chiefscout. »Wir können 

dem Apachen-Häuptling vertrauen. Er meint es ehrlich, sonst 
hätte er uns längst angegriffen, und zwar bereits im 
Morgengrauen. Er vertraut meinen Worten, Sir. Ich habe ihm 
gesagt, daß die Soldaten den Auftrag haben, den Treck zur 
Umkehr zu bewegen. Und wenn es sein muß, mit 
Waffengewalt.« 

Les Tanners nachdenkliche Miene blieb. Hinter seiner Stirn 

arbeitete es. 

Dann sagte er: »Ich werde einen Spähtrupp losschicken, der 

das vor uns liegende Gelände erkunden soll. Lieber verliere ich 
nur drei oder vier meiner Leute, als mit den drei Zügen in eine 
gut vorbereitete Falle zu reiten.« 

Der Scout winkte heftig ab. 
»Sie fordern die Apachen dann geradezu heraus, sich des 

Spähtrupps ›anzunehmen‹, Major. Cochise hält sich längst 
nicht mehr in dieser Gegend auf. Der ist bestimmt schon 
wieder in der Nähe des Wagenzuges. Und wenn sie drei oder 
vier Soldaten als Spähtrupp einsetzen, dann wird er für die 
Apachen eine leichte Beute werden. Die paar Meilen legen wir 
auch noch so zurück, ohne von den Indianern behelligt zu 
werden. Hören Sie bitte auf mich, Sir.« 

»Halten Sie sich da raus, Mr. Haggerty. Ich tue nichts 

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anderes als meine Pflicht, wenn ich das vor uns liegende 
Terrain erkunden lasse. Das wissen Sie so gut wie ich.« 

»In Ordnung, Major, dann überlassen Sie es mir. Ich werde 

den Auftrag durchführen.« 

»Das werden Sie nicht tun«, herrschte Les Tanner ihn an. 

»Sie bleiben hier bei der Truppe. Wenn ich Sie verliere, finde 
ich womöglich den Treck nicht. Meine Leute und ich kennen 
sich in dieser Gegend nicht aus. Und Landkarten führen wir 
nicht mit. Sie bleiben hier.« 

John Haggerty zuckte resignierend mit den Achseln. Es 

gelang ihm einfach nicht, Tanner von dessen Plan abzubringen. 

Wenige Minuten später ritten zwei Corporals unter der 

Führung eines Sergeanten los. 

John Haggerty blickte nachdenklich hinter ihnen her. 
Seine Sorge um das Leben dieser drei Soldaten war groß. 

Zwar vertraute er Cochise. Wer aber konnte in das Herz eines 
Apachen sehen, wenn ihm drei verhaßte Langmesser wie auf 
einem Präsentierteller serviert wurden? 

Sergeant Ryan McDonald war ein altgedienter Haudegen, der 
schon oft in seinem Leben in Schwierigkeiten gesteckt hatte. 
So ließ er sich auch keine grauen Haare wachsen, sondern 
nahm den Befehl, den Spähtrupp anzuführen, gelassen hin. 

Die beiden Corporals waren jünger als er, aber sie hatten 

auch schon in einigen Einsätzen ihren Mann gestanden. 

Der Sergeant setzte sich an die Spitze. Seine beiden Begleiter 

folgten ihm in kurzem Abstand. 

Vor den drei Soldaten lag hügeliges Land, in dem es 

Tausende von Verstecken gab, um einen Hinterhalt zu legen. 

McDonald wandte sich seinen beiden Kameraden zu. Er sah 

ihnen an, daß sie auf diesen Auftrag liebend gern verzichtet 
hätten. 

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»Heiliger Rauch, Jungs«, sagte der Sergeant. »Laßt bloß eure 

Ohren nicht noch länger hängen, denn sonst treten bald eure 
Pferde darauf. Es wird alles nicht so heiß gegessen, wie es 
gekocht wird. Stellt euch vor, wir unternehmen einen kleinen 
Spazierritt, um uns die Gegend anzusehen. Mehr ist es nicht. 
General Howard hat einen Vertrag mit den Apachen. Sie 
werden uns nicht angreifen. Der Major will nur auf Nummer 
Sicher gehen.« 

Einer der Corporals lachte gezwungen und sagte dann mit 

heiserer Stimme: »Ich traue diesen roten Teufeln nicht. 
Niemand dürfte sich groß darum kümmern, wenn wir drei ins 
Gras beißen. Man wird bestimmt gleich wieder zur 
Tagesordnung übergehen. Wir aber frieren an den Köpfen, weil 
wir unsere Skalps losgeworden sind, Sergeant.« 

»Das macht dann auch nichts mehr, mein Junge. Wenn wir 

unsere Haarpracht los sind, haben die Apachen vorher noch ein 
paar andere unangenehme Dinge mit uns angestellt.« 

Die drei Soldaten ließen das vor ihnen liegende Gelände 

nicht aus den Augen, hielten sich meistens zwischen den 
Hügeln und wichen jeweils dort Felsbrocken und 
Dornenhecken aus, wo sie Hinterhalte vermuteten. 

Nichts geschah. 
Von den drei Zügen Kavallerie war schon längst nichts mehr 

zu sehen. Die Soldaten wurden durch eine Hügelkette verdeckt. 

»Wir sollten umkehren«, sagte einer der Corporals nervös. 

»Wir werden dem Major berichten, daß alles ruhig geblieben 
ist. Die Apachen haben sich zurückgezogen. Seine Vorsicht ist 
völlig unbegründet gewesen.« 

»So, glaubst du das wirklich, mein Junge?« knurrte Sergeant 

Ryan McDonald und sah an dem Corporal vorbei. Der folgte 
dem Blick seines Vorgesetzten. 

Seine Augen weiteten sich. Plötzlich saß ihm die Angst wie 

eine Bestie im Nacken. 

»Laßt die Pfoten von den Waffen«, flüsterte der Sergeant. 

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»Das ist ein Befehl.« 

Die drei Soldaten starrten auf fünf Apachen, die hinter einem 

großen Felsbrocken hervorgeglitten waren. Alle hielten 
Gewehre in den Händen, deren Läufe auf die Soldaten gerichtet 
waren. 

Die Krieger glitten heran. Sie sahen weiß Gott nicht wie 

Sonntagsschüler aus, die keinem ein Haar krümmen wollten. 

Hart wirkten ihre Gesichter. Verwegenheit leuchtete aus 

ihren leicht mandelförmigen Augen. 

»Ganz ruhig bleiben, Jungs«, raunte der Sergeant. »Wir 

können jetzt nur noch beten. Eine andere Möglichkeit bleibt 
uns nicht.« 

McDonald hatte die Situation völlig richtig eingeschätzt. 

Sich zu wehren, wäre Selbstmord gleichgekommen. Gegen 
fünf zu allem entschlossene Apachen gab es keine Chance. Ehe 
auch nur einer der Soldaten sein Gewehr herumgerissen hätte, 
wären sie alle tot gewesen. 

Ein Indianer sagte einige Worte mit gutturaler Stimme. Der 

Sergeant, dessen Gesichtsfarbe nun wieder einigermaßen 
normal geworden war, zuckte mit den Achseln. 

Dann deutete der Apache den Männern an, abzusteigen. Sie 

befolgten den Befehl. Sekunden später hatten die anderen 
Indianer ihnen die Waffen weggenommen. 

»Was haben die Kerle mit uns vor?« fragte einer der 

Corporals mit zitternder Stimme. 

»Das werden wir gleich erleben. Nur die Nerven behalten. 

Mehr als umbringen können sie uns nicht.« 

Das war zwar kein großer Trost, doch die beiden Soldaten 

verhielten sich ruhig. Sie wehrten sich auch nicht, als sie und 
der Sergeant an Händen und Füßen gefesselt wurden. 

Bald lagen sie auf dem sandigen Boden. Heiß knallte die 

Sonne auf ihre ungeschützten Gesichter. 

Die fünf Apachen standen vor den Gefangenen und blickten 

ernst auf sie herunter. Einer von ihnen fuhr sich mit der flachen 

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Hand über die Kehle. 

Nun verlor auch McDonald ein wenig von seiner sonst so 

sprichwörtlichen Ruhe. Eine heiße Angst pulsierte durch seinen 
Körper. Er begann an den Fesseln zu zerren, obwohl er wußte, 
wie sinnlos das war. 

Die Indianer lachten scheppernd. Einer bückte sich, ließ die 

Hose herunter und zeigte den drei Soldaten sein bloßes 
Hinterteil. Dann eilten zwei der Apachen leichtfüßig davon, 
während die drei anderen sich in die Sättel der Kavalleriepferde 
zogen und lospreschten. 

»Herr im Himmel«, keuchte Ryan McDonald. »Das hat mir 

einige Jahre meines Lebens und wohl auch die nächste 
Beförderung gekostet. Die Hauptsache ist aber, daß wir noch 
am Leben sind. Die roten Heldensöhne haben nur mit uns 
gespielt und sich einen makabren Scherz erlaubt. Die werden in 
ihren Wickiups noch lange über uns lachen. Das könnt ihr mir 
ruhig glauben.« 

»Die kommen doch nicht mehr zurück?« fragte einer der 

jüngeren Soldaten, der wohl noch immer nicht so richtig 
wahrhaben wollte, dem Tod in letzter Sekunde entgangen zu 
sein. 

»Die sind längst über alle Berge, mein Junge«, sagte 

Sergeant McDonald im väterlichen Ton. »Das alles ist nur ein 
großer Spaß für die roten Heiden gewesen. Die wollten uns nur 
zeigen, wie leicht sie mit uns fertig werden, wenn sie es darauf 
anlegen. Wir brauchen nur noch auf den Major und seine Leute 
zu warten. Die werden unsere Fesseln durchschneiden und uns 
wieder Mut zusprechen, nachdem ich mir eine Standpauke des 
Majors angehört habe.« 

Ryan McDonald lächelte verkrampft. Seine beiden 

Kameraden lächelten nicht mit. Ihnen steckte der Schreck der 
vergangenen Minuten noch zu tief in den Knochen. 

»Was soll's, Jungs. Wir können noch atmen. Und später 

werdet ihr euren Söhnen von dieser Heldentat erzählen 

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können.« 

Schweigen legte sich über die drei Gefesselten. Gnadenlos 

brannte die Sonne. Irgendwo rasselte eine Klapperschlange und 
ließ die Soldaten zusammenzucken. 

Sie sehnten die Ankunft von Major Tanner herbei, obwohl 

sie wußten, daß der von ihrer »Heldentat« nicht gerade 
begeistert sein würde. 

»Die Wagenburg ist umzingelt, Hank«, sagte Ben Kincaid und 
spuckte eine Zigarettenkippe aus. »Die Apachen geben sich 
auch keine Mühe mehr, sich zu verstecken. Überall zeigen sie 
sich. Fast sieht es so aus, als würden sie uns bald angreifen.« 

Hank Coolidge fuhr sich verschlafen über die geröteten 

Augen. Er richtete seinen Oberkörper auf und gähnte. 

»Du hättest mich ruhig noch etwas pennen lassen können«, 

brummte er. 

»Du hast doch gesagt, daß ich dich sofort wecken soll, sobald 

Indianer auftauchen«, entgegnete Kincaid mürrisch. »Dir kann 
man auch wirklich nichts recht machen.« 

Coolidge erhob sich und griff nach seinem Gewehr, das am 

Rad eines Conestogas lehnte. 

»Schon gut, Ben, war nicht so gemeint. Dann will ich mir 

mal unsere roten Freunde unter die Lupe nehmen.« 

Schon bald stellte der Treckführer fest, daß Ben Kincaid 

keinesfalls übertrieben hatte. Überall wimmelte es von 
Apachen. 

Sie postierten sich auf Klippen, Hügeln, Felszacken und 

Mesas rings um die Wagenburg. Mancher von ihnen schwang 
drohend sein Gewehr oder den Kriegsbogen. 

Eine fast unheimliche Stille breitete sich aus. Die meisten 

Siedler starrten voller Angst zu den Indianern hinüber. 

Schon der Anblick der Rothäute genügte, um die Weißen vor 

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Furcht erbleichen zu lassen. 

Zwei Männer näherten sich Hank Coolidge: Wes 

Montgomery und sein Sohn Frank. Der Treckboß sah Ärger auf 
sich zukommen und kniff die Lider zusammen. 

»Wir möchten mit dir sprechen, Coolidge«, sagte der 

Oldtimer. Er hielt seinen verbeulten Hut in der einen Hand und 
kraulte mit der anderen sein angegrautes Haar. 

Sein Sohn nickte. Das jungenhafte Gesicht war von 

Sommersprossen übersät. 

»Was wollt ihr?« fragte Coolidge ungehalten. »Macht ihr 

euch schon wieder die Hosen voll, nur weil ein paar Rothäute 
um die Wagen herumschleichen?« 

»Es sind mehr als nur ein paar Rothäute, Coolidge. Die 

gesamte Streitmacht der Apachen hat sich um uns versammelt. 
Die lassen uns keinen Yard mehr weiterziehen. Ich habe mit 
den meisten der Siedler gesprochen. Sie möchten, daß wir 
umkehren.« 

»Ach, wirklich?« höhnte Coolidge. »So dicht vor dem Ziel 

wollt ihr die Flinte ins Korn werfen? Das sieht euch feigen 
Schollenbrechern ähnlich. Und für solche Leute habe ich seit 
Tagen Kopf und Kragen riskiert. Nun wollt ihr mir in den 
Rücken fallen. Da spiele ich nicht mit, Montgomery.« 

»Sie werden von uns bezahlt, Coolidge«, ließ sich Frank 

Montgomery vernehmen. »Was geschehen soll, bestimmen 
noch immer die Siedler. Und wir fordern Sie auf, umzukehren, 
bevor die Apachen über uns herfallen. Wir sind nicht stark 
genug, um sie vernichtend zu schlagen. Das wissen Sie ebenso 
gut wie wir. Dieser Cochise hat bisher ungeheuren Großmut 
gezeigt. Seine Geduld ist zu Ende. Er wird uns angreifen und 
uns alle töten.« 

Hank Coolidge lächelte breit und hielt sich dann seine 

gerötete Knollenase zu. 

»Es stinkt«, knurrte er. »Zum Henker, hier stinkt es, daß es 

einem schlecht werden kann.« 

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Frank Montgomery grinste. 
»Was so stinkt, hängt an Ihrem rechten Stiefel, Coolidge. 

Und nun sollten Sie sich den Forderungen der Siedler endlich 
beugen, sonst entheben wir Sie Ihres Postens als Treckführer.« 

Hank Coolidge schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem 

Trockenen. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Er starrte den 
jungen Mann wie eine übernatürliche Erscheinung an. 

Wes Montgomery sagte: 
»So ist es und nicht anders, Coolidge. Mein Sohn und ich 

sprechen im Namen aller Siedler. Wir hätten schon längst 
umkehren sollen. Es ist heller Wahnsinn, noch weiter zu 
ziehen. Was nützt es, wenn wir die Nordschleife des Aravaipa 
erreichen? Nichts, überhaupt nichts. Auch dort ist 
Apachengebiet. Sollten wir uns wirklich hier durchkämpfen 
können, dann bringen uns dort andere Indianer um.« 

Die Stimme des Oldtimers hatte entschlossen geklungen. 

Hank Coolidge blickte die beiden Männer noch immer 
sprachlos an. 

»Oh, was seid ihr nur für Narren«, polterte er dann los. »Wir 

werden siegen, Leute. Das steht fest. Ihr laßt euch doch wohl 
nicht von den Apachen einschüchtern? Die hätten uns schon 
lange angegriffen, wenn sie sich eines Erfolges sicher wären. 
In einigen Stunden erwarte ich Wyatt Earp mit rund zwanzig 
Revolvermännern. Die lassen hier die Puppen tanzen. 
Außerdem holt dieser Scout Soldaten, die auch bald hier 
eintreffen dürften. Dann vernichten wir die Rothäute endlich 
ein für allemal. Die werden sich aus diesem Landstrich 
zurückziehen und euch in Ruhe lassen.« 

Hank Coolidge schnaufte laut. Um die beiden Montgomerys 

versammelten sich immer mehr Siedler. Der Treckführer sah 
seine Chance gekommen. So fuhr er mit zwingender Stimme 
fort: »Ihr müßt ausharren. Wir haben es bald geschafft. Zum 
Henker, Leute, so dicht vor dem Ziel gibt man einfach nicht 
auf. Denkt an die Mühen und Strapazen, die ihr in den letzten 

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Wochen auf euch genommen habt. Soll das alles vergebens 
gewesen sein?« 

Er blickte einigen Siedlern fest in die Augen. Mancher von 

ihnen senkte eingeschüchtert den Kopf. 

»Umkehren können wir immer noch, Leute. Wir sollten 

wenigstens auf Wyatt Earp warten, auch auf die Soldaten. 
Wenn wirklich keiner von ihnen auftaucht, dann kehren wir 
um. Das verspreche ich euch. Okay, ich gebe ja zu, daß wir 
sehr hoch pokern. Das geschieht aber bereits seit einigen 
Tagen. Wenn ihr jetzt aufgebt, dann frage ich mich, was aus 
euch werden soll. Ihr habt keinen rostigen Nickel mehr in den 
Taschen, um euch woanders Land zu kaufen. Ihr geht alle vor 
die Hunde. Denkt doch mal an eure Familien. Mir kann es doch 
egal sein, was ihr tut. Ich habe meine Dollars längst von euch 
erhalten. Meine Helfer auch. Ich bin aber bekannt dafür, daß 
ich jeden Siedlertreck bisher ans Ziel gebracht habe. Das 
verpflichtet. Also, überlegt euch gut, was geschehen soll.« 

Hank Coolidge ließ seinen Blick über die vielen Menschen 

schweifen, wandte sich dann um und stiefelte davon. 

Natürlich hatten seine Worte bewirkt, daß viele der Siedler 

wieder unentschlossen wurden. Wes und Frank Montgomery 
nickten ihren Gefährten zu. 

»Nun seid ihr wieder alle unschlüssig geworden, nicht 

wahr?« sagte der Oldtimer. »Wenn ihr auf mich hört, dann 
sollten wir bei unserem Entschluß bleiben. Auch dieser Wyatt 
Earp und einige Revolverschwinger werden uns nicht 
herauspauken können. Diese Kerle kämpfen nur für Geld und 
sind nicht mit dem Herzen dabei. Ich gehe jede Wette ein, daß 
sie uns im Stich lassen, wenn es hart auf hart kommt und sich 
der Kampf zugunsten der Indianer wendet. Mehr habe ich nicht 
mehr zu sagen. Laßt es euch durch den Kopf gehen, Leute. – 
Komm, Frank.« 

Frank folgte seinem Vater, der mit langen Schritten auf 

seinen Conestoga zumarschierte. Er legte seinem Dad die Hand 

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auf die Schulter, als der mit gesenktem Kopf stehenblieb. 

»Die Siedler werden schon vernünftig werden«, sagte der 

junge Mann tröstend. »Ich habe den Eindruck, als wollte dieser 
Coolidge den Kampf mit den Apachen. Er scheint die Indianer 
zu hassen.« 

Der Oldtimer nickte. 
»Wir müssen abwarten. Noch drängt die Zeit nicht, denn die 

Apachen werden nicht vor heute abend angreifen. Bis dahin 
aber muß alles geklärt sein.« 

»Sie sind noch immer hinter uns her«, rief Wyatt Earp. Er löste 
seinen Blick von dem Apachenrudel, das hinter einem Hügel 
hervorritt und sich langsam näherte. 

Seine 15 Angeworbenen zogen mürrische Gesichter. 

Anscheinend hatten sie sich den Ritt ungefährlicher vorgestellt. 

»Wie weit ist es noch bis zum Treck?« fragte einer der 

zwielichtigen Typen. »Ehrlich gesagt, Earp, ich bedauere es 
schon, mich auf deinen Plan eingelassen zu haben. Ich…« 

Wyatt Earp unterbrach den Bärtigen. 
»Niemand hat euch einen Spazierritt versprochen, Leute. 

Dies hier ist etwas für ganze Männer. Da frage ich mich, ob ich 
mich nicht in euch getäuscht habe. In Tombstone habt ihr den 
Eindruck gemacht, als wäre es für euch eine Kleinigkeit, mit 
beiden Stiefeln in die Hölle zu springen. Davon scheint nichts 
mehr geblieben zu sein, Jungs. Wenn ihr die Nase voll habt, 
dann könnt ihr ja abhauen.« 

Earp trieb sein Pferd an, ohne seinem Gefolge noch einen 

Blick zu gönnen. Er war sicher, daß sie ihren Entschluß nicht 
bereuten. Das allein bewirkten schon die Apachen, die wie ein 
hungriges Wolfsrudel auf ihrer Fährte ritten, aber in den letzten 
Stunden jeder Berührung ausgewichen waren. 

Earp hatte sich nicht getäuscht. Die 15 Revolverschwinger 

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aus Tombstone folgten ihm Sekunden später. Bald schlossen 
wie wieder auf. Niemand sprach. Nur hin und wieder blickte 
sich einer im Sattel um. Die Indianer waren nach wie vor auf 
ihren Fersen. 

Obwohl sich Wyatt Earp ganz gelassen gab, wuchsen ihm die 

Sorgen fast über den Kopf. Er ahnte, daß sich auch vor ihnen 
bestimmt Apachen befanden. Und die Indianergefahr wurde 
von Meile zu Meile größer, je mehr sie sich dem Siedlertreck 
näherten. 

Wyatt atmete auf, als er es in der Ferne glitzern sah. Es war 

der Aravaipa River, der als schmales Rinnsal durch die 
wüstenähnliche Ebene floß. 

»Na endlich«, sagte einer von Wyatts Begleitern. »Dort ist 

der Fluß, von dem du gesprochen hast, Earp. Der Wagenzug 
kann nicht mehr weit sein. Zuerst aber werden wir uns 
erfrischen. Auch unsere Pferde brauchen dringend Wasser.« 

Die Reiter trieben die müden Tiere nochmals an, die auch 

willig schneller liefen, denn das Wasser lockte. 

Während seine Gefährten eine Weile später am Ufer des 

Flusses lagen und tranken, wandte sich Wyatt Earp den 
Verfolgern zu. 

Die Apachen parierten in diesem Moment ihre Mustangs. 

Wie in Bronze gegossen saßen sie auf den Pferderücken und 
blickten herüber. Nichts deutete auf einen Angriff hin. 

Wyatt Earp erfrischte sich nun ebenfalls. Die Indianer 

verharrten noch immer wie Reiterstandbilder in der Ebene, als 
er sich in den Sattel zog. 

Die 15 Revolverschwinger aus Tombstone sahen ihn an. Ihre 

Gesichter glänzten. Die meisten hatten ihre Köpfe in das 
Wasser gesteckt, um sich zu erfrischen. 

»Wie geht's weiter, Earp?« 
»Der Treck ist höchstens vier oder fünf Meilen 

weitergezogen, Jungs. Wir folgen ihm. Die Rothäute machen 
uns wahrscheinlich keine Schwierigkeiten. Ich werde aus ihnen 

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nicht ganz klug. Entweder haben sie Angst vor uns, oder, was 
ich eher für möglich halte, sie haben den Befehl, uns nur zu 
beobachten und nicht anzugreifen.« 

»Das wäre zu schön, um wahr zu sein«, bemerkte jemand 

grinsend. »Wir sind viel zu ängstlich gewesen, Leute. Mit 
unseren Colts können wir den Teufel tanzen lassen. Wir alle 
sind gestandene Männer, die doch nicht vor ein paar 
halbwilden Indianern in die Hosen machen. Okay, Earp, wir 
reiten weiter mit. Wenn wir erst den Treck erreicht haben, kann 
uns nichts mehr passieren.« 

Einige aus dem bunt zusammengewürfelten Haufen nickten. 

Einer sagte mit skeptisch verzogenem Mund: »Was ist, wenn 
die roten Halunken uns den Weg zum Treck verlegen wollen?« 

Wyatt Earps Gesicht bekam einen harten Ausdruck. Er 

starrte den Bärtigen durchbohrend an. 

»Dann kämpfen wir uns durch. Ganz einfach, Mensch. 

Gegen unsere geballte Feuerkraft haben die Rothäute nichts 
aufzubieten. Ich glaube daran. Und ihr müßt es auch glauben. – 
Vorwärts, Leute!« 

Der junge Earp trieb sein Pferd an und übernahm die 

Führung. Der 15köpfige Pulk aus Tombstone folgte ihm. 

Les Tanner hob kurz die linke Hand. Die Reiterkolonne hinter 
ihm geriet ins Stocken. Alle sahen in ungefähr einer Meile 
Entfernung die zu einer Wagenburg zusammengefahrenen 
Conestogas und Murphys. 

Der Major seufzte zufrieden und wandte sich an John 

Haggerty, der locker im Sattel saß und Erleichterung verspürte, 
als er feststellte, daß der Treck unversehrt geblieben war. 

»Na endlich«, sagte Les Tanner. »Würden Sie mir eine Bitte 

erfüllen, Mr. Haggerty?« 

Der Scout unterdrückte nur mit großer Mühe ein Lächeln. 

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Seitdem die Sache mit dem Spähtrupp beinahe in die Hose 
gegangen war, hielt sich Major Tanner grundsätzlich an 
Haggertys Vorschläge. 

»Natürlich, Sir, wenn es in meinen Kräften steht.« 
»Was schlagen Sie vor, wie wir den Siedlertreck angehen 

sollen, Mr. Haggerty?« 

Nun lächelte der Chiefscout doch. 
»Danke für Ihr Vertrauen, Major. Ihre Leute sollen die 

Wagen einkreisen und nicht näher als fünfundzwanzig Yards 
heranreiten. Wir müssen diesem Hank Coolidge sofort 
klarmachen, daß wir nicht zu seiner Hilfe gekommen sind. 
Dann sollten Sie mit ihm verhandeln.« 

Major Les Tanner nickte. Der Vorschlag seines Scouts 

schien ihm akzeptabel zu sein. 

»So ähnlich habe ich es mir auch vorgestellt. Dann wollen 

wir weiterreiten.« 

Er winkte Captain Shuster zu sich, der den ersten Zug 

anführte, und sagte zu ihm: »Geben Sie Befehl, die Wagenburg 
zu umzingeln! Sorgen Sie dafür, daß die Leute zwischen sich 
ausreichend Abstand halten.« 

Captain Shuster bestätigte die Befehle und gab sie gleich 

weiter. Sekunden später trieben die Soldaten ihre Pferde an, 
hielten auf die Wagenburg zu, um sie im Abstand von 25 Yards 
kreisförmig zu umstellen. 

John Haggerty sah die aufgeregten Menschen, die vor 

Begeisterung brüllten und wohl alle glaubten, daß die Soldaten 
die erhoffte Rettung vor den Apachen brachten. 

Die Siedler winkten. John Haggerty ahnte, daß viele der 

Frauen Freudentränen in den Augen hatten. Und John wußte, 
daß es nicht leicht war, diese Menschen davon zu überzeugen, 
daß die Soldaten keine Hilfe brachten, sondern den Treck zur 
Umkehr zwingen wollten. 

Les Tanner hatte neben dem Scout sein Pferd gezügelt. Die 

beiden Männer sahen sich im weiten Rund um. Kein Apache 

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war zu entdecken, obwohl John instinktiv spürte, daß sich die 
Indianer längst um die Wagenburg verteilt hatten. 

Die Soldaten hatten inzwischen Position bezogen, saßen in 

den Sätteln und hielten ihre Gewehre auf den Knien 
aufgestützt. 

»Dort kommt Coolidge«, sagte Haggerty und deutete auf den 

stämmigen Treckführer, der über eine Wagendeichsel kletterte 
und heranstampfte. 

»Soll ich mit ihm sprechen, Major?« 
»Das werde ich tun, Mr. Haggerty«, antwortete der Offizier 

und musterte das stoppelbärtige Gesicht des sich nähernden 
Mannes. Dessen Knollennase erinnerte an eine überreife 
Erdbeere. 

Der Treckführer blieb nur wenige Schritte vor den beiden 

Reitern stehen. Er strahlte übers ganze Gesicht und lachte dann 
breit von einem Ohr zum anderen. Dann stieß er hervor: »Das 
ist prächtig, Sie und Ihre Leute zu sehen, Major. Sie können 
sich nicht vorstellen, was für ein großer Stein mir vom Herzen 
gefallen ist. Seien Sie herzlich willkommen!« 

Major Les Tanner winkte ab. 
»Danke für Ihre Worte, Mr. Coolidge. Von Mr. Haggerty 

habe ich Ihren Namen. Sie sind also der Mann, durch dessen 
Dickschädel es beinahe zu einem neuen Indianerkrieg 
gekommen wäre.« 

Hank Coolidge war die personifizierte Verblüffung. Seine 

Blicke huschten zwischen dem Offizier und dem Scout 
wieselflink hin und her. Der Treckführer massierte brummelnd 
sein stoppelbärtiges Kinn und spuckte dann aus. 

»Unsinn, Major. Wir wollen keinen Kampf und schon gar 

keinen Krieg. Die Apachen sind es, die uns nicht in Frieden 
weiterziehen lassen. Sie hängen wie Kletten an dem Treck. Erst 
in den letzten Minuten haben sie sich unsichtbar gemacht, als 
Sie und Ihre Soldaten kamen. Ich bitte Sie im Namen der 
Siedler, uns Hilfe zu gewähren und uns sicher bis an unser Ziel 

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zu geleiten.« 

Major Tanner schüttelte entschieden den Kopf. 
»Sie werden ab sofort in die entgegengesetzte Richtung 

fahren, Coolidge. Das ist ein Befehl, den ich Ihnen hiermit im 
Namen von General Oliver Howard erteile. Haben Sie das 
kapiert?« 

Hank Coolidge stand da wie zur Salzsäule erstarrt. Seine 

Miene verdüsterte sich, erinnerte an eine Bulldogge. Dann 
plusterte er beide Wangen auf. Es sah aus, als drohte der 
Treckführer jeden Moment zu platzen. 

»Wenn Sie sich weigern sollten, Mr. Coolidge, werde ich Sie 

verhaften und in Eisen legen lassen. Das ist mein letztes Wort. 
Sie haben durch Ihren Dickschädel das Leben vieler Menschen 
aufs Spiel gesetzt. Und ich werde nicht mit Ihnen verhandeln. 
Dies nur, damit Sie sich keinen falschen Hoffnungen 
hingeben.« 

Coolidge rang nach Atem. Sein Mund öffnete sich. Er 

keuchte wie eine Lokomotive unter zu starkem Dampfdruck. 

»Das ist – das ist doch nicht Ihr Ernst, Major«, stammelte er. 

»Wenn ich Sie richtig verstanden habe, ergreifen Sie die Partei 
der Apachen. Sie stehen zu diesen rothäutigen Bastarden. Das 
will mir einfach nicht in den Kopf hinein.« 

»Das ist Ihr Problem, Mr. Coolidge«, entgegnete Major Les 

Tanner kalt. »Sie kennen meine Befehle. Ich gebe Ihnen eine 
Stunde Zeit, um alles zur Abfahrt vorzubereiten. So, und nun 
können Sie das den Siedlern mitteilen.« 

Hank Coolidge nagte an seiner Unterlippe. Er sah seine Felle 

davonschwimmen. Ein haßerfüllter Blick traf John Haggerty, 
der sich bewußt nicht eingeschaltet hatte. 

»Das habe ich nur dir zu verdanken, Indianerfreund«, sagte 

Coolidge bissig. »Dich habe ich schon lange im Verdacht, daß 
du auf der anderen Seite stehst. Du steckst mit diesem Cochise 
unter einer Decke. Ich hätte es ahnen müssen.« 

»Du kannst denken, was du für richtig hältst, Coolidge«, 

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konterte der Armee-Scout. »Du hättest meine Warnungen für 
bare Münze nehmen sollen. Hinter mir liegt ein wahrer 
Höllenritt. Und ich danke wirklich Gott, noch rechtzeitig hier 
eingetroffen zu sein, ehe die Apachen viele unschuldige 
Menschen abschlachten konnten.« 

»Das werde ich dir heimzahlen, du verdammter 

Indianerfreund«, schrie Coolidge außer sich vor Wut. Mit 
geballten Händen stand er vor den beiden Männern, die noch 
immer hoch zu Pferd saßen. 

Coolidge wandte sich nochmals an Major Tanner, dessen 

Gesicht wie versteinert wirkte. 

»Verdammt, ich begreife das nicht, Major. Sie müssen auch 

an die Leute hier denken. Die haben für das Land an der 
Nordschleife des Aravaipa River bezahlt, wo sie siedeln 
wollen. Es soll zu ihrer neuen Heimat werden. Wenn Sie diese 
Menschen zurückschicken, dann stehen die vor dem 
finanziellen Ruin. Das hat Ihnen Haggerty wohl nicht erzählt, 
Major. Ich spreche nicht für mich, sondern für die Siedler.« 

Les Tanner schüttelte den Kopt. 
»Ich bin über alles informiert, Mr. Coolidge. Meine Befehle 

bleiben bestehen. Wenn Sie sich diesen widersetzen, lasse ich 
Sie festnehmen und stelle den ganzen Treck unter Kriegsrecht. 
Sie können mir glauben, daß ich über diese Vollmachten 
verfüge.« 

Hank Coolidge schob seinen staubigen Stetson in den 

Nacken. Ohnmächtige Wut funkelte in seinen Augen. Wieder 
traf den Scout ein vernichtender Blick. 

Dann drehte sich der Treckführer abrupt um und stiefelte zur 

Wagenburg hinüber. 

Les Tanner und John Haggerty sahen mit skeptischen 

Mienen hinter ihm her. 

»Wenn das nur klappt«, sagte der Offizier. »Ich möchte 

wirklich ungern mit Gewalt gegen die Siedler vorgehen. Der 
Büffelbulle bringt es fertig, diese Menschen gegen uns 

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aufzuwiegeln.« 

»Wir müssen abwarten, Major. Sie haben richtig gehandelt. 

General Howard würde Ihnen jetzt ein Lob aussprechen. Mir 
steht das leider nicht zu, Sir.« 

Die beiden Männer lächelten sich an. Sie sahen, wie Hank 

Coolidge in der Wagenburg verschwand und sofort von einer 
dichten Menschentraube umringt wurde. 

»Dann warten wir ab, Mr. Haggerty. Ich hoffe nur, daß die 

Apachen sich ruhig verhalten und uns nicht noch in letzter 
Sekunde einen Strich durch die Rechnung machen.« 

Johns Lächeln wurde breiter. 
»Das glaube ich nicht, Sir. Cochise beobachtet uns schon 

längst. Und der Apachen-Häuptling ist clever genug, um zu 
verstehen, was sich hier inzwischen ereignet hat.« 

»Wir werden es sehen«, sagte Les Tanner. »Ich hoffe, 

Cochise noch persönlich sprechen zu können, Mr. Haggerty. 
Ich möchte mich bei ihm bedanken, daß seine Krieger meine 
drei Soldaten nicht umgebracht haben.« 

Major Tanner legte eine Hand vor die Augen, um nicht von der 
Sonne geblendet zu werden. 

»Uns nähern sich mehr als ein Dutzend Reiter«, sagte er 

dann erstaunt. 

John Haggerty folgte dem Blick des Offiziers und erkannte 

auch sehr schnell die Staubwolke, die auf sie zukam. Schon 
bald konnten er und der Major einzelne Reiter unterscheiden. 

»Wer mag das sein?« 
»Keine Ahnung«, antwortete John Haggerty. »Ich glaube 

nicht, daß es Apachen sind. Ich möchte nur wissen, was da 
wieder ausgebrütet worden ist.« 

Minuten vergingen. In der Wagenburg war Hank Coolidge 

noch immer von einer aufgeregten Menschenmenge umringt. 

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Hin und wieder wurde der Stimmenlärm so laut, daß er sogar 
bis zu John Haggerty und Les Tanner herüberschallte. 

»Dort geht es rund, Major. Es scheinen sich zwei Gruppen 

gebildet zu haben. Eine ist für und die andere gegen die 
Umkehr.« 

Nun schienen auch die Siedler den heranpreschenden 

Reitertrupp entdeckt zu haben. Der Stimmenlärm legte sich. 
Alle Augenpaare richteten sich auf den Pulk, der direkt auf die 
Wagenburg zuhielt. 

Major Tanner bemerkte plötzlich Unruhe unter seinen 

Soldaten und erkannte auch bald den Grund. 

Die Apachen tauchten aus ihren Verstecken auf. Und sie 

waren überall. Sie standen auf Plateaus und Hügelkämmen, 
kauerten auf Felsschroffen und Klippen. 

Sie hatten die Wagenburg eingeschlossen, mit ihnen die 

Soldaten und auch den sich nun schnell nähernden Reitertrupp. 

Major Tanner war sich der gefährlichen Situation bewußt. 

Unsicher wandte er sich an den Chiefscout. 

»Das sind mehr als hundert Krieger, Haggerty«, sagte er mit 

gefurchter Stirn. »Cochise ist es gelungen, eine gewaltige 
Streitmacht heranzuführen. Die Indianer wären mit den 
Siedlern spielend fertig geworden. Auch meine Soldaten 
könnten da nicht viel ändern.« 

John nickte. 
Noch immer tauchten Indianer aus den verschiedensten 

Verstecken auf. Sie schienen regelrecht aus dem Boden zu 
wachsen. Haggerty und Tanner sahen auch eine Apachenhorde, 
die dem Reitertrupp folgte, der sich bis auf 100 Yards den 
Conestogas und Murphys genähert hatte. 

»Earp«, stieß der Scout hervor, »das ist Wyatt Earp, Major! 

Die anderen sind wohl Revolverschwinger, die er aus 
Tombstone geholt hat, um den Schutz der Siedler zu 
verstärken. Mein Gott, es sind fünfzehn rauhe Burschen, die er 
da anschleppt. Nun wird Hank Coolidge nicht so schnell klein 

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beigeben. Auch werden diese Kerle nicht in Cochises Konzept 
passen.« 

»Jetzt spitzt sich alles noch mehr zu«, sagte der Offizier. 

Tiefe Sorge ließ seine Stimme dunkler erklingen. »Dieser Earp 
hat uns gerade noch gefehlt. Der stellt sich doch garantiert auf 
Coolidges Seite. Wenn der Treckführer nicht aufgibt, wird es 
schwer werden, ihn dort rauszuholen. Ich möchte wirklich 
nicht gegen meine eigenen Landsleute kämpfen.« 

John Haggerty verstand genau, was ihm der Major damit 

sagen wollte. 

Sein Blick wanderte in die Runde. Die Apachen verhielten 

noch immer reglos auf der Stelle. Die meisten saßen auf 
drahtigen Mustangs, viele der Krieger waren auch zu Fuß. 

Sie mußten innerhalb kürzester Zeit die Wagenburg 

erreichen. Cochise hatte seine Leute gut postiert. Das mußte 
ihm der Scout neidlos zugestehen. 

Es sah aber so aus, als wollte sich der Chiricahua-Häuptling 

vorerst noch an den Friedensvertrag halten. 

Wyatt Earp und sein Anhang hatten inzwischen die 

Wagenburg erreicht. Die meisten der Siedler jubelten ihm zu, 
als wäre er der große Retter, der sich durchzusetzen vermochte. 

Earp winkte Haggerty zu. Dabei grinste er breit, was dem 

Scout überhaupt nicht benagte. 

»Ich werde mit dem Revolvermann reden, Sir«, sagte John 

Haggerty. »Es muß mir gelingen, ihn davon zu überzeugen, 
daß seine Hilfe nicht mehr benötigt wird. Nur so können wir 
das Blutbad verhindern.« 

»In Ordnung, Mr. Haggerty. Ich bleibe hier. Sie haben eine 

halbe Stunde Zeit, um die Siedler zur Aufgabe zu bewegen. 
Dann muß ich einschreiten, obwohl ich es wirklich nicht gern 
tue. Wenn die Apachen sehen, daß wir uns uneinig sind, dann 
besteht die Gefahr eines sofortigen Angriffs.« 

John trieb sein Pferd an. 
Nun waren seine Sorgen noch größer geworden. Die Lage 

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hier am Siedlertreck glich einem Tanz auf dem Pulverfaß, an 
dem die Lunte bereits brannte. 

Der Chiefscout und Lieutenant zügelte sein Pferd vor einem 
Conestoga und glitt aus dem Sattel. Eine schweigende Menge 
starrte ihn an. Die Menschen schienen ihn für einen Verräter zu 
halten. 

Hank Coolidges befehlsgewohnte Stimme durchschnitt die 

fast unheimlich wirkende Stille. 

»Geht auf eure Plätze, Leute!« rief er. »Achtet auf jede 

Bewegung der Apachen! Kincaid, du kümmerst dich um die 
Burschen, die Earp mitgebracht hat! Postiere sie zwischen den 
Siedlern! Und haltet alle eure Waffen bereit! Die Stunde der 
Entscheidung ist angebrochen. Die Apachen werden in den 
nächsten Minuten angreifen.« 

Die Siedler eilten davon, gefolgt von den 15 

Revolverschwingern aus Tombstone und den 30 Männern der 
Schutzmannschaft. Frauen und Kinder hockten sich unter die 
Wagen und Planen. 

Bald kauerten alle wehrfähigen Männer hinter Wagenrädern 

und Deichseln. Viele lagen unter den Wagen oder hinter den 
Kutschböcken. 

Eine unheimliche Stille kehrte ein. 
John Haggerty wischte sich über die Augen. Er wurde den 

Eindruck nicht los, einen Alptraum zu haben. 

Er sah sich um. 
Die Soldaten saßen noch immer auf ihren tänzelnden 

Pferden. John konnte sich die Nervosität der Blauröcke 
vorstellen, die ohne jegliche Deckung die Wagenburg 
umringten. 

Die Apachen lauerten noch immer überall. 
Es schien die trügerische Ruhe vor dem Sturm zu sein. So 

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empfand es John Haggerty. 

Er blickte auf Hank Coolidge und Wyatt Earp, die ihn scharf 

musterten. 

Der Scout sprang über eine Deichsel und blieb vor den 

beiden Männern stehen. 

»Du kannst dem Major ausrichten, daß er mit seinen Leuten 

verschwinden soll. Wir brauchen ihn nicht mehr, denn wir sind 
nun stark genug, um mit den Rothäuten allein fertig zu 
werden.« 

Diese Worte stieß Coolidge brummig hervor. Er stand da wie 

ein verkleideter Grislybär. Seine Zähne mahlten. Fast sah es so 
aus, als wollte er Haggerty an die Kehle springen. 

»Du redest Unsinn, Coolidge«, entgegnete der Scout und 

fühlte es heiß in sich aufsteigen. »Warum willst du ein 
sinnloses Blutvergießen? Sieh dich um. Mehr als hundert 
Apachen haben den Treck eingeschlossen. Die fünfzehn Kerle, 
die Earp da angeschleppt hat, werden zwar einen Kampf 
verlängern, aber nicht gewinnen. So sehe ich es.« 

Wyatt Earp grinste, während seine sehnige Rechte über dem 

Griff des Revolvers schwebte. 

»Wir bringen den roten Bastarden das Fürchten bei, großer 

Scout. Die Indsmen sollen ruhig angreifen. Ihr Angriff würde 
in einem Bleihagel zusammenbrechen. Du glaubst doch nicht 
im Ernst, daß sich die Soldaten gegen uns stellen, wenn die 
Indianer anstürmen? Sie werden die ersten sein, die etwas 
abkriegen. Die Blauröcke können heilfroh sein, wenn wir sie in 
die Wagenburg lassen.« 

»Ich habe dir schon einmal gesagt, daß du ein Narr bist, 

Earp«, stieß John grimmig hervor. »Du bist nur auf schnelles 
Geld scharf, alles andere scheint dich nicht zu interessieren. 
Und laß nur deine Pfoten vom Colt. Ich weiß, daß du ein 
verdammt guter Schütze bist und dich meistens mit 
Waffengewalt durchzusetzen verstehst.« 

Wyatt Earps Lächeln war wie weggewischt. Seine Augen 

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glühten in einem haßerfüllten Feuer. Die rechte Hand hatte sich 
um den Griff seines Colts geschraubt. 

Der Scout reagierte nicht darauf, sondern wandte sich wieder 

an den Treckführer. 

»Du kennst den Befehl des Majors. Wenn du dich ihm 

widersetzt, wanderst du für einige Jahre hinter Gitter. Das ist 
dir doch klar, Coolidge? Auch er hat seine Befehle und ist 
verpflichtet, sie auszuführen. Daran geht kein Weg vorbei. Und 
kein Siedler oder Revolverschwinger würde es wagen, auf 
Soldaten in Ausübung ihrer Pflicht zu schießen.« 

Hank Coolidge grinste hämisch. 
»Darauf würde ich mich an Stelle des Majors nicht so sehr 

verlassen. Dies ist hier eine Ausnahmesituation, die auch der 
General hinter seinem Schreibtisch nicht voraussehen konnte. 
Die Soldaten sind dazu da, um weiße Einwanderer zu schützen 
und nicht, um sie anzugreifen oder den Apachen auszuliefern. 
Das solltest du mal überdenken. Ich habe mit den Siedlern 
gesprochen. Wir geben nicht auf, zumal uns Earp nun 
wesentlich verstärkt hat. Das kannst du deinem Major 
ausrichten, Haggerty. Und dich würde ich am liebsten 
ungespitzt in den Boden rammen, nachdem ich dir die 
schlimmste Tracht Prügel deines Lebens verabreicht habe.« 

Die zornbebende Stimme des Treckführers verstummte. 

Wyatt Earp nickte und nahm seine Hand vom Revolvergriff. 

»Verzieh dich, Haggerty!« fauchte er. »Entweder schlagen 

sich die Blauröcke auf unsere Seite, oder sie sollen möglichst 
schnell Leine ziehen. Mehr gibt es wohl nicht zu sagen.« 

John stand mit unbewegtem Gesicht vor den beiden 

Männern, die einfach nicht zur Einsicht kommen wollten. Sie 
glaubten noch immer, den Apachen trotzen zu können und 
wagten es sogar, einem Major und dessen Soldaten die Stirn zu 
bieten. 

»Worauf wartest du noch, Indianerfreund?« höhnte Hank 

Coolidge. »Mehr gibt es nicht zu sagen. Es ist unser letztes 

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Wort gewesen. Hau ab, ehe wir die Geduld verlieren.« 

John Haggerty mußte sich eingestehen, daß seine Mission 

gescheitert war. Nichts würde die Männer mehr umstimmen. 

»Ihr schaufelt euer eigenes Grab«, murmelte der Chiefscout 

voller Bitterkeit, ehe er sich abwandte, zu seinem Pferd ging 
und sich müde in den Sattel zog. 

Dann ritt er zu Major Les Tanner hinüber, der ihn mit 

fragendem Blick erwartete. 

John Haggerty sah dem Offizier an, daß der sich nur noch mit 
großer Mühe beherrschen konnte. Tanners Lippen zuckten 
nervös. Er sah den Scout fassungslos an, nachdem der seinen 
Bericht beendet hatte. 

»Das darf doch nicht wahr sein«, stieß Les Tanner hervor. 

»Diese beiden Kerle sind verrückt geworden. Anders kann ich 
es mir beim besten Willen nicht erklären.« 

Der zornige Gesichtsausdruck wandelte sich in Hilflosigkeit. 

Tanners Hände bewegten sich unruhig, während er zuerst zur 
»Burg« und dann auf seine Leute starrte, die nach wie vor die 
Conestogas und Murphys umstellt hatten. 

»Wie werden sich die Apachen verhalten, Haggerty?« fragte 

er lauernd. »Besteht die Gefahr, daß sie uns in den nächsten 
Minuten angreifen?« 

»Das glaube ich nicht, Sir. Cochise ist ein schlauer Fuchs. 

Der ahnt ganz genau, was sich hier abspielt. Er wird abwarten, 
wie sich alles weiter entwickelt. Sollten Sie aber nicht Herr der 
Lage werden, dann wird er angreifen. Ein Zurück gibt es 
diesmal nicht für ihn. Das würde ihn für alle Zeiten als 
Häuptling erledigen. Keiner seiner Krieger würde ihm diesen 
Fehler verzeihen. Außerdem ist auch noch Victorio mit seinen 
Mimbrenjos da. Er würde das Heft in die Hand nehmen und 
losschlagen. In dieser Beziehung sieht alles sehr düster aus.« 

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Major Tanner nickte. Anscheinend hatte er mit keiner 

anderen Antwort gerechnet. 

»Ich werde selbst mit Coolidge, Earp und den Siedlern 

sprechen«, sagte der Major. »Es muß mir einfach gelingen, sie 
alle von der Notwendigkeit einer Umkehr zu überzeugen.« 

»Sie haben keine andere Wahl, Sir. Ich werde Sie begleiten. 

Trotzdem sollten einige Solaten mit uns reiten, um Ihren 
Worten mehr Ausdruck zu verleihen. Vielleicht wird der 
Treckführer nachgeben, wenn er erkennt, wie ernst es Ihnen 
ist.« 

Les Tanner winkte fünf Soldaten zu sich heran, die links und 

rechts von ihm postiert waren. Unter ihnen befand sich 
Sergeant Rayn McDonald, dessen Gesicht sich rötete, als er 
den Blick seines Vorgesetzten auf sich gerichtet sah. 

»Uns steht die schwere Aufgabe bevor, diesen Treckführer 

verhaften zu müssen, Leute«, erklärte Major Tanner. »Er 
widersetzt sich meinem Befehl zur Umkehr. Vorher aber werde 
ich nochmals mit diesem Coolidge reden.« 

McDonald nickte, während sich sein Körper straffte. Der 

bärtige Sergeant nahm sich wohl in diesen Sekunden vor, die 
Scharte wieder auszuwetzen, die er auf seinem Patrouillenritt 
angerichtet hatte. 

Les Tanner ließ sein Pferd angehen Haggerty blieb an seiner 

Seite, während die fünf Soldaten, angeführt von dem 
Sergeanten, in Zweierreihen folgten. 

Der Scout blickte zu den Apachen im weiten Rund, die noch 

immer wie Bildsäulen wirkten, aber alles mit scharfen Augen 
beobachteten. 

Der Reitertrupp wurde von Hank Coolidge und Wyatt Earp 

erwartet. Breitbeinig standen die beiden Männer da und hatten 
die Hände in die Hüften gestützt. Sie machten den Eindruck, 
als wollten sie keinen Zoll weichen. 

Major Les Tanner salutierte und blickte dann den Anführer 

des Wagentrecks zwingend an. 

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»Sie wissen, warum wir gekommen sind, Mr. Coolidge. Ich 

fordere Sie nochmals auf, Ihren Entschluß rückgängig zu 
machen, sonst muß ich Sie von meinen Leuten verhaften 
lassen.« 

Coolidge spuckte aus und verzog dann seine Lippen zu 

einem verächtlichen Grinsen. 

»Meine Einstellung kennen Sie, Major. Und Sie werden es 

nicht wagen, mich auch nur anzurühren. Verschwinden Sie mit 
Ihren Leuten. Mehr habe ich nicht zu sagen.« 

Der Chiefscout hatte mit der drastischen Zuspitzung der 

Situation gerechnet. Um vielleicht noch zu retten, was zu retten 
war, sagte er: »So nimm doch endlich Vernunft an, Coolidge. 
Du stehst auf verlorenem Posten. Von den Siedlern bekommst 
du keine Rückendeckung, weil sich niemand mit den Soldaten 
anlegen möchte.« 

»Da täuschst du dich aber gewaltig, Haggerty«, schaltete sich 

Wyatt Earp in das Gespräch ein. »Ich stehe fest zu meinem 
Boß, genauso wie meine Leute und die von der 
Schutzmannschaft.« 

Der Major zuckte zusammen, als hätte er einen Hieb mit 

einer Peitsche erhalten. 

»Dann erkläre ich auch Sie für verhaftet, Mr. Earp«, klang es 

drohend aus seinem Mund. 

Schon wollte Tanner sich an Sergeant Ryan McDonald 

wenden und ihm die entsprechenden Befehle geben, als 
plötzlich einige Siedler erschrocken aufschrien. 

Alle Augenpaare richteten sich auf die hochgewachsene 

Gestalt von Cochise, die wie die personifizierte Drohung auf 
einen Felsenkamm getreten war. Mit weit ausgebreiteten 
Armen stand der Apachen-Häuptling dort. Dunkel zeichnete 
sich die Silhouette seines Körpers gegen den helleren Horizont 
ab. 

Lastendes Schweigen breitete sich aus. 
Angst fraß sich in viele Gesichter. Irgendwo begann ein Kind 

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zu weinen, das gleich darauf von der zitternden Stimme einer 
Frau beruhigt wurde. 

Selbst Hank Coolidge und Wyatt Earp verspürten einen 

Druck in der Magengegend. John Haggerty, Les Tanner und 
die fünf Kavalleriesoldaten zogen ihre Pferde herum. 

»Cochise«, flüsterte Haggerty. »Er will zu uns sprechen. 

Seine Geduld ist zu Ende.« 

Der Chiricahua-Chief kreuzte nun beide Arme über dem 

Kopf, ehe er sie sinken ließ. 

Dann erklang seine weit hallende Stimme zur Wagenburg 

hinüber. Jeder konnte sie gut verstehen. 

»Ich fordere die Bleichgesichter auf, binnen einer Stunde 

abzuziehen! Sonst wird ein Kampf unvermeidlich sein. Schlagt 
meine Worte nicht in den Wind! Dieses Land gehört den 
Apachen seit undenkbaren Zeiten. Es bedeutet uns sehr viel. 
Dieser Boden wird immer bestehen. Solange die Sonne scheint 
und der Wind weht, wird er unsere Heimat sein. Der Große 
Geist hat es den Apachen gegeben. Wir werden um dieses 
Land kämpfen. Ich verlange für mich und meine Krieger nur 
das Recht, hier in Frieden zu leben.« 

Cochise breitete erneut beide Arme aus. 
»Wir haben euch nicht gebeten, hierherzukommen. Ihr hattet 

eure Heimat. Wir tragen nicht die Schuld, daß ihr sie verlassen 
mußtet. Der Große Geist hat uns reichlich Land zum Wohnen 
gegeben, mit Büffeln, Hirschen, Antilopen und anderem Wild. 
Doch nun dringt ihr in unsere Jagdgründe ein und versucht sie 
uns zu stehlen.« 

Der Chiricahua schwieg für Sekunden, um seine Worte auf 

die Bleichgesichter wirken zu lassen. Dann rief er: 

»Mein Herz wird zu Stein werden, wenn ihr nicht umkehrt. 

Es ist schwer von der Sorge um mein Volk, aber hart im 
Entschluß Widerstand zu leisten, solange ich lebe und atme.« 

Cochise verstummte. Wie eine Statue harrte er auf dem 

Felsen aus, als erwartete er eine Antwort von den 

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Weißhäutigen. 

John Haggerty massierte seine Stirn. Er sah, daß Cochises 

Worte Eindruck bei Major Tanner hinterlassen hatten. Auch 
die fünf Soldaten machten betroffene Gesichter. 

Der Chiefscout blickte aus den Augenwinkeln auf Hank 

Coolidge und Wyatt Earp, deren Mienen ausdruckslos blieben. 
John las Haß in den funkelnden Augen des Treckführers. 

Er wandte sich an Les Tanner. 
»Ich spreche mit Cochise, Sir, wenn Sie einverstanden sind. 

Jetzt genügt eine einzige unvernünftige Reaktion, und dann ist 
der Konflikt nicht mehr aufzuhalten.« 

»Reiten Sie, Haggerty. Berichten Sie Cochise, wie die Dinge 

stehen. Er soll es wissen. Dann werden wir weitersehen. Diese 
beiden Starrköpfe knöpfe ich mir anschließend vor.« 

John Haggerty trieb sein Pferd an und ritt auf Cochise zu, der 

noch immer auf dem Felsenkamm stand und nicht reagierte. 

John schloß für einen Moment die Augen. Er wußte um das 

große Risiko, das er in diesen Minuten einging. Wenn einer der 
Apachen die Nerven verlor und auf ihn schoß, dann war es um 
ihn geschehen. 

Er passierte die Kette der Soldaten, die schon bald hinter ihm 

zurückblieben. John hoffte auf eine Verständigung mit 
Cochise, sonst überschlugen sich die Ereignisse mit Sicherheit. 

Das Pulverfaß, auf dem sie alle seit Tagen gesessen hatten, 

mußte dann explodieren. 

John Haggerty zügelte sein Pferd. Er mußte den Kopf in den 
Nacken legen, um zu Cochise hochsehen zu können. 

Er betrachtete das wie versteinert wirkende Antlitz – des 

Chiricahua-Häuptlings, der ihn forschend musterte. 

Der Scout nickte dem Apachen-King zu. 
»Ich bitte dich um eine Unterredung, Cochise. Bitte, gewähre 

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sie mir. Es liegt mir viel daran.« 

Cochises Körper lockerte sich. Ein sanftes Lächeln spielte 

um seine Mundwinkel. 

»Wir werden miteinander sprechen, Falke«, sagte er dann. 

»Reite ein wenig zurück. Ich folge dir. Wenn du aber nur mit 
leeren Worten und sinnlosen Versprechungen zu mir kommst, 
dann kehre sofort zu den Bleichgesichtern zurück.« 

»Ich werde dir später alles erklären, Cochise. Vertraue mir, 

so wie ich auch dir vertrauen werde. So haben wird es doch bis 
jetzt immer gehalten und sind dabei gut miteinander 
ausgekommen.« 

Der Scout lenkte sein Pferd herum und ritt einige Yards 

zurück, bis er sich ungefähr in der Mitte zwischen der 
Wagenburg und den Indianern befand. Dort sprang er aus dem 
Sattel und ließ sich im Schneidersitz am Boden nieder. 

Minuten vergingen. 
Alles blieb ruhig bei den Apachen, die nach wie vor die 

weißen Eindringlinge umzingelt hatten, wie auch in der 
Wagenburg. Major Tanner befand sich mit seinen fünf 
Soldaten noch immer vor dem Conestoga. Wyatt Earp und 
Hank Coolidge waren nicht zu sehen. 

John Haggerty hoffte nur, daß diese beiden Männer nicht 

seine gesamten Pläne vereitelten. 

Der Scout wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Cochise 

plötzlich vor ihm auftauchte. 

Er war hinter einigen Feigenkakteen hervorgetreten und blieb 

vor John Haggerty stehen. Als der sich erheben wollte, deutete 
er diesem an, sitzen zu bleiben und kauerte sich dann ihm 
gegenüber nieder. 

Dem Scout war klar, daß viele hundert Augenpaare jede 

seiner Bewegungen und natürlich auch die des Apachen-
Häuptlings verfolgten. Vielleicht hingen Kampf oder Frieden 
von diesem Palaver ab. 

Dies konnte natürlich nicht dazu beitragen, John ruhiger 

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werden zu lassen. Er fuhr sich nervös über das Kinn und fühlte 
den forschenden Blick des legendären Apachen auf sich ruhen. 

John suchte nach Worten. Die Bedeutung dieses Augenblicks 

nahm den ansonsten so erfahrenen Mann völlig gefangen. 

Cochise sagte mit ruhiger Stimme: 
»Die Stunde der Entscheidung ist da, Falke. Wir beide 

wissen, daß wir alles getan haben, um den Kampf zu 
verhindern. Du hast meine Worte vernommen. An und für sich 
gibt es dem nichts mehr hinzuzufügen. Die Fronten sind klar. 
Entweder die fahrende Schlange tritt binnen einer Stunde den 
Rückweg an, oder ich werde das Zeichen zum Angriff geben. 
Auch die Soldaten werden mich nicht von diesem Entschluß 
abbringen können. Ich weiß nun, es ist ein Fehler gewesen, sie 
zum Treck reiten zu lassen.« 

Cochise schwieg. Ein harter Ausdruck stand in seinen 

dunklen Augen, die unverwandt auf den Scout gerichtet waren. 

»Das stimmt nicht«, warf John ein. »Die Soldaten werden die 

Leute zur Umkehr zwingen. Major Tanner war gerade im 
Begriff, den Treckführer verhaften zu lassen. Er ist nur noch 
nicht dazu gekommen, weil du dort oben auf dem Felsenkamm 
erschienen bist und zu den Bleichgesichtern gesprochen hast.« 

Cochise lächelte vage. 
»Und du glaubst, dieser weiße Narr, der die Siedler anführt, 

würde sich festnehmen lassen?« 

Der Chiefscout zuckte mit den Achseln. 
»Er widersetzt sich dem Befehl des Offiziers. Wir hätten mit 

Gewalt vorgehen müssen, es aber bestimmt geschafft. Von den 
Siedlern wäre er nicht gedeckt worden.« 

»Ich weiß, du sprichst die Wahrheit, Falke. Das ist es, was 

ich an dir so schätze.« 

Cochises Stimme wurde plötzlich drängender. 
»Was ist mit dem jungen Mann, der so schnell schießen 

kann? Er holte Männer aus jener Stadt, die von den Weißen 
Tombstone genannt wird. Es sind keine guten Männer. Sie 

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griffen auf dem Ritt meine Krieger an, obwohl diese sich 
friedlich verhalten haben. Einer aus meinem Stamm mußte 
sterben, ein anderer wurde verletzt. Um ehrlich zu sein, will ich 
dir aber auch nicht verschweigen, daß einer der Weißen sterben 
mußte, als meine tapferen Krieger dann später angriffen.« 

»Es ist eine üble Horde von Revolverschwingern, die den 

Treck schützen sollen«, sagte John Haggerty. »Sie werden aber 
nicht kämpfen, denn die Blauröcke sorgen dafür, daß die 
Wagen wieder zurückfahren. Du mußt mir vertrauen, Cochise.« 

»Wir werden sehen, Falke. Die Frist von einer Stunde gilt 

noch immer. Dann wird es sich erweisen, wer von uns beiden 
recht behält.« 

John Haggerty zuckte plötzlich zusammen. Ein Indianer war 

auf dem Felsenkamm erschienen. Seine langen schwarzen 
Haare, die nicht von einem Stirnband gehalten wurden, 
flatterten im Wind. Der Apache glich einer düsteren Drohung, 
so ähnlich wie der Häuptling einige Minuten zuvor. 

Cochise wandte den Kopf. Sein Gesichtsausdruck verhärtete 

sich kurz, dann sah er den Armee-Scout wieder an. 

»Victorio«, flüsterte John. 
Der Jefe nickte. 
»Er will noch immer den Kampf, nicht wahr, Cochise?« 
»Er hätte nicht so lange gezögert, wenn er an meiner Stelle 

gewesen wäre«, antwortete der Chiricahua. 

John sah wieder hoch zu dem Häuptling der Mimbrenjos. 

Victorio stand noch immer in Siegerpose auf dem Felsen und 
ließ kein Auge von ihm und Cochise. 

Als der Scout den Blick von Old Vic, wie Victorio 

manchmal von den Weißen genannt wurde, nahm, bemerkte er, 
daß sich die Zweige eines Gestrüpps aus Yucca und Speerdorn 
bewegten. 

»Wer steckt dort drüben?« fragte der Scout. »Sind es einige 

deiner Krieger, die mir mißtrauen?« 

Cochise lächelte sanft. 

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»Du hast wirklich die Augen eines Falken«, sagte er. Etwas 

wie Bewunderung drückte er damit aus. »Du hast meine 
Krieger bemerkt. Sie sind in Sorge um mich, weil sie keinem 
Bleichgesicht vertrauen. Dort drüben lauern Naiche, Ulzana, 
Victorio und Loco. Die meisten von ihnen kennst du ja. 
Verzeih ihnen. Sie werden unser Gespräch nicht stören.« 

John Haggertys schlanker Körper entspannte sich wieder. Er 

nagte an seiner Unterlippe. 

»In Ordnung, Cochise. Ich werde zur Wagenburg reiten und 

mit Major Tanner reden. Die Einstundenfrist gilt nach wie vor. 
Du wirst schon sehen, daß dann der Treck in die 
Gegenrichtung aufbrechen wird. Zuvor aber solltest du deine 
Krieger noch zurückziehen, als Zeichen deines guten Willens.« 

Der Chiricahua runzelte die Stirn. 
»Eine Wagenburg ist schwerer anzugreifen als die fahrende 

Schlange«, fuhr John eindringlich fort. »Es ist doch wirklich 
nichts anderes, als eine kleine Geste von dir.« 

»Wenn sich die Wagenburg auflöst, werde ich deinen 

Wunsch befolgen, Falke.« 

Die beiden Männer erhoben sich. Alles schien bestens 

geregelt. Wie sollten der Apache Cochise und John Haggerty 
auch ahnen, was sich in den letzten Minuten in der Wagenburg 
ereignet hatte. 

Dieses Geschehen drohte den entscheidenden Funken 

auszulösen, der das Pulverfaß zur Explosion bringen konnte. 

»Absitzen, Leute!« befahl Major Les Tanner einige Minuten 
zuvor, wahrend der Scout mit dem Häuptling ungefähr 50 
Yards von ihnen entfernt verhandelte. 

Sergeant Ryan McDonald und die vier Soldaten schwangen 

sich aus den Sätteln, der Offizier ebenfalls. 

»Wir werden den Treckführer und diesen wild gewordenen 

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Revolverschwinger festnehmen, Leute. Wenn irgend möglich, 
ohne Blutvergießen.« 

Die fünf Soldaten standen stramm und folgten dann Major 

Les Tanner in die Wagenburg hinein. Von Hank Coolidge und 
Wyatt Earp war nichts zu sehen. 

Die Blauröcke erkannten nur die aschgrauen und 

furchtsamen Gesichter der Siedler, die sich an ihren Gewehren 
festhielten, sie sozusagen als letzten Strohhalm umklammerten. 

Nur die Rauhbeine aus Tombstone musterten die Soldaten 

feindselig. Der Major gönnte diesen Typen keinen Blick. Er 
näherte sich Coolidge und Earp, die er hinter einem Conestoga 
entdeckte. 

Die beiden wirbelten herum, als sie die Schritte der Soldaten 

vernahmen. Keiner von ihnen hatte wohl noch angenommen, 
daß der Offizier sein Vorhaben noch ausführen würde. 

»Halt!« rief Tanner mit schneidender Stimme. »Nehmt diese 

beiden Männer fest! Wenn nötig, mit Gewalt!« 

Hank Coolidges Gesicht verwandelte sich in eine wuterfüllte 

Fratze. Er riß plötzlich sein Gewehr hoch, zielte damit aber 
nicht auf Tanner oder dessen Soldaten, sondern richtete den 
Lauf auf einen Apachen, der ungefähr 70 Yards entfernt auf 
einer Felsklippe kauerte und von der drohenden Gefahr nichts 
ahnte. »Noch einen Schritt, Major, dann schieße ich!« drohte 
der Treckführer. »Pfeifen Sie Ihre Leute zurück, sonst 
geschieht ein Unglück! Sie wissen, was es in dieser Situation 
bedeutet, wenn ich einen Apachen abknalle.« 

Die fünf Soldaten verhielten mitten im Schritt. Sie blickten 

Major Tanner fragend an, der mit blassem Gesicht auf den 
Anführer des Siedlertrecks starrte. 

»Legen Sie das Gewehr weg, Coolidge!« befahl Tanner, der 

seine Überraschung schnell überwunden hatte. »Wenn Sie 
schießen, bringen Sie uns alle in des Teufels Küche. Dann ist 
unser aller Leben verwirkt. Die Apachen werden uns 
umbringen.« 

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»Verschwinden Sie, Major, sonst schieße ich!« zischelte 

Hank Coolidge. »Mir ist es verdammt ernst. Ich lasse mich 
nicht von Ihnen wie ein Verbrecher verhaften. Ich habe bisher 
nichts anderes als meine Pflicht getan. Zurück, bei der 
geringsten falschen Bewegung feuere ich! Und man sagt mir 
nach, ein ausgezeichneter Schütze zu sein.« 

Die fünf Soldaten rührten sich nicht. Major Tanner nagte an 

seiner Unterlippe, während Wyatt Earp spöttisch grinste. Dann 
sagte der junge Spieler und Revolvermann: 

»Coolidge ist völlig durcheinander, Sir. Sie sollten ihn in 

Ruhe lassen, dann wird er auch wieder vernünftig werden. Wir 
wollen nicht unbedingt einen Kampf. Ich habe Coolidge in den 
letzten Minuten wie einem störrischen Maultier gut zugeredet. 
Er wird einer Umkehr zustimmen, denn auch die Siedler sind 
dafür. Nun sollten Sie und Ihre Leute die Wagenburg 
verlassen.« 

Die jugendliche Unbekümmertheit war aus Wyatt Earps 

Gesicht gewichen. 

Les Tanner zögerte. Irgendwie traute er dem Revolvermann 

nicht, genauso wenig wie er Coolidge traute. 

Der Treckführer hielt noch immer das Gewehr auf den 

Apachen gerichtet. Der Finger am Abzug bewegte sich nervös. 
Dabei äugte Coolidge zu dem Offizier. 

Schon wollte Major Tanner seinen Leuten den Befehl zum 

Abmarsch geben, als es geschah. 

Es war nur eine leere Kiste, die von einem Conestoga-Wagen 

stürzte und hart auf den Boden prallte. Irgendein Siedler mußte 
versehentlich daran gestoßen sein. 

Das aber erschreckte Hank Coolidge derart, daß er plötzlich 

den Abzug durchriß. Und bestimmt war es ein Zufall, daß seine 
Kugel den Apachen traf. Laut donnernd brach sich der Schuß. 

Der Indianer bäumte sich auf, drehte sich halb um die Achse 

und stürzte dann von der ungefähr 60 Fuß hohen Felsklippe in 
die Tiefe. 

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Hank Coolidge ließ die Waffe fallen. Er schrie gellend auf. 

Aus geweiteten Augen blickte er Tanner an. Dann begann das 
Inferno. 

John Haggerty und Cochise vernahmen den Schuß, der 
peitschend die Stille zerriß, und sahen dann den Apachen von 
der hohen Felsklippe fallen. 

Sie vernahmen auch den gellenden Schrei, der in der 

Wagenburg erscholl und allen durch Mark und Bein ging. 

»Mein Gott«, murmelte der Chiefscout entsetzt. 
Auch Cochise erschrak. Seine Miene verzerrte sich. Für 

Sekunden war er offenbar verwirrt. 

Johns Augen richteten sich unwillkürlich auf Victorio, der 

noch immer auf dem Felsenkamm stand. In diesem Moment 
stieß der Häuptling der Mimbrenjos einen hallenden Schrei aus 
und riß seine Arme hoch, die er über dem Kopf kreuzte. 

Der Scout wußte zu genau, was das zu bedeuten hatte. 
Es war das Zeichen zum Angriff. 
Dann war der Teufel los. 
Salve auf Salve unzähliger Schüsse wurde von den Klippen 

und zahllosen anderen Stellen abgegeben. Tod und Verderben 
wütete in den Reihen der Soldaten und Siedler. Das gellende 
und nervenzermürbende Kriegsgeschrei der Apachen übertönte 
alle anderen Geräusche. 

Natürlich feuerten nun auch die Siedler, die 

Schutzmannschaft und die Revolverschwinger aus Tombstone, 
was ihre Waffen hergaben. Und zwischen diesen Fronten 
standen Cochise und John Haggerty wie erstarrt. 

Sie wußten, das Unheil hatte seinen Lauf genommen. Es war 

ihnen nicht möglich gewesen, es aufzuhalten, obwohl es keiner 
von ihnen beabsichtigt hatte. 

»Wir müssen eingreifen«, rief der Chiefscout. Schweiß ließ 

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sein Gesicht wie Öl glänzen. 

Fast schien es, als lächelte der Häuptling der Apachen. Es 

war aber dann mehr ein verzweifeltes Lächeln, das seinem 
Mund für den Bruchteil einer Sekunde umspielte. 

Dann lief Cochise los, und zwar auf seine noch immer 

schießenden Krieger zu. Er schwenkte die Arme. 

John Haggerty griff in seine Tasche und zog zwei 

Dynamitpatronen hervor. Um ihn herum pfiffen Kugeln. Neben 
seinen Stiefeln spritzen kleine Dreckfontänen hoch. 

Mit dem Mut der Verzweiflung riß der Scout ein Zündholz 

an. Zischend fraßen sich die Funken weiter. John schleuderte 
die Sprengpatronen weit von sich. 

Eine Kugel streifte seinen linken Arm und ließ den Armee-

Scout taumeln. Ein weiteres Geschoß schabte an seinem 
Stiefelschaft entlang und nahm einige Lederfetzen mit. 

Dann explodierten die beiden Dynamitpatronen. Das 

Krachen war ohrenbetäubend. Eine riesige Wolke aus Rauch 
und Staub breitete sich aus. John Haggerty flogen Erdbrocken, 
Grasbüschel und Steinsplitter um den Kopf. 

Der Explosionsknall bewirkte aber auch, daß beide Seiten, 

Weiße wie Indianer, das Feuer einstellten. 

Und genau das war es, was John mit seiner Tat bewirken 

wollte. 

Er lief mit großen Schritten durch die Staubwolke, die ihm 

den Atem nahm. Dann tauchte der Scout wieder auf, erinnerte 
für Momente an ein geisterhaftes Wesen, als er sich 
hervorschälte und hob dann beide Arme gen Himmel. 

John Haggerty schrie schallend zur Wagenburg hinüber: 
»Aufhören! Stellt das Feuer ein! Der Kampf ist völlig 

sinnlos. Die Apachen wollen ihn nicht und wir auch nicht. Was 
geschehen ist, können wir nicht mehr rückgängig machen. 
Nicht mehr schießen!« 

Seine Stimme verklang. 
John Haggerty fühlte eine unsagbare Erleichterung in sich 

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aufsteigen, als er Cochise hörte, der zu seinen Kriegern sprach 
und sie ebenfalls aufforderte, das Feuer einzustellen. 

Zwar fielen noch vereinzelte Schüsse, die aber keinen 

Schaden anrichteten. Dann verebbte das Gewehr- und 
Revolverfeuer völlig. 

Cochise und der Scout standen noch immer mit erhobenen 

Armen da. Wie durch ein Wunder waren sie dem Bleihagel 
entgangen, der zwischen den Fronten herniedergegangen war. 

Die beiden tapferen Männer vernahmen bewundernde 

Zurufe, die von den Apachen und den Siedlern erklangen. Es 
schien, als wären alle froh, daß nicht mehr geschossen und 
gekämpft wurde. 

Haggerty sah einige reglose Körper vor der Wagenburg 

liegen. Ein verwundeter Soldat kroch mit letzter Kraft auf 
einen Conestoga zu. Sein schmerzhaftes Stöhnen drang durch 
die Stille. Einige tote Pferde waren hier und da zu sehen. 

John ahnte, daß das Schlimmste verhindert worden war. Er 

und Cochise hatten in letzter Sekunde gehandelt und den 
blutigen Vernichtungskampf stoppen können. 

Noch immer wehte der Atem des Todes über die Felsen und 

Hügel, über die Ebene und die Wagenburg. 

Der Scout schloß vor Erleichterung die Augen! Und er 

hoffte, daß nicht wieder ein unüberlegter Schuß alle seine 
Bemühungen in Frage stellte. 

Langsam ließ Haggerty seine Arme sinken. Er wandte sich 

Cochise zu, der sich ebenfalls umgedreht hatte. Die Blicke der 
beiden Männer trafen sich. 

John Haggerty erkannte, daß auch Cochise über diesen 

glimpflichen Ausgang sehr froh war. 

Und dann gingen die beiden gemessenen Schrittes 

aufeinander zu, blieben stehen und reichten sich die Hände, um 
auf diese Art den Frieden zu besiegeln. 

Einer der Siedler brach in Hochrufe aus. Bald stimmten 

andere mit ein. 

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»Ich danke dir, Cochise«, sagte John. 
Der Chiricahua schüttelte den Kopf. 
»Du brauchst mir nicht zu danken, Falke. Auch ich freue 

mich, daß wir das Schlimmste verhüten konnten. Einige meiner 
Krieger und wohl auch einige der Bleichgesichter mußten 
sterben. Sie haben für die unsinnige Tat eines einzelnen büßen 
müssen. Du wirst den Schuldigen finden und mir und meinen 
Kriegern übergeben.« 

Der Scout erschrak. 
»Ich will tun, was in meiner Macht steht, Häuptling. Ich bitte 

dich aber, nicht auf dieser Bedingung zu bestehen. Laß mich 
zuerst aufklären, warum dieser verhängnisvolle Schuß gefallen 
ist. Wir sollten uns in einer halben Stunde wieder treffen. 
Bringe deine wichtigsten Unterführer mit. Auch ich will den 
Jefe der Blauröcke, den Treckführer und Wyatt Earp, den 
Mann mit dem schnellen Revolver, hierher bringen. Dann 
werden wir nochmals über alles sprechen.« 

Cochise hob eine Hand. 
»So soll es sein, Falke«, sagte er, drehte sich um und schritt 

auf einen Hügel zu, wo er bereits von einer Schar seiner 
tapferen Krieger erwartet wurde. 

»Sie sind ein Teufelskerl, Lieutenant Haggerty«, sagte Major 
Tanner und klopfte dem Scout auf die Schulter. »Nachdem der 
Schuß gefallen war, glaubte ich alles verloren.« 

Sein Blick wurde düster. 
»Zwei meiner Leute sind tot, drei andere schwer verwundet. 

Auch einer aus Coolidges Schutzmannschaft kam ums Leben. 
Einige Siedler wurden verletzt. Ich habe den Eindruck, daß wir 
alle die Nase gestrichen voll haben. Coolidge wird klein 
beigeben, genau wie die Siedler. Sie sind froh, wenn sie das 
Apachenland verlassen können.« 

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Les Tanner fuhr sich über die Stirn, die gefurcht war. Dann 

deutete er auf einen älteren Mann, dessen ergrautes Haar unter 
einem verbeulten Hut hervorlugte. 

»Dies ist Mr. Montgomery, Lieutenant. Er ist von den 

Siedlern beauftragt worden, in ihrem Namen zu sprechen und 
besitzt alle Vollmachten. Coolidge wurde seines Postens 
enthoben.« 

Der Scout reichte Wes Montgomery die Hand. 
»Wir werden umkehren, Mr. Haggerty«, sagte der Oldtimer. 
»Wir haben nun alle eingesehen, daß dies kein Land für uns 

ist. Es ist Besitz der Apachen und soll es auch bleiben. Sagen 
Sie das diesem Indianer-Chief. Es tut uns leid, so viel 
Aufregung und Ärger verursacht zu haben. Das wollten wir 
nicht, Sir. Wir haben genug vom Pulverdampf und Blei. Wir 
sehnen uns nach Ruhe und Frieden und wollen irgendwo etwas 
mit unserer Hände Arbeit aufbauen« 

»Ich danke Ihnen für diese Worte, Mr. Montgomery, die vom 

Herzen gekommen sind. Ich werde alles in meiner Macht 
stehende tun, damit Sie und Ihre Gefährten eine andere Heimat 
finden, um in Frieden siedeln zu können. Ich möchte Sie bitten, 
mich in wenigen Minuten zu begleiten. Wir müssen noch mal 
mit Cochise sprechen.« 

John wandte sich an Major Tanner. 
»Sie sollten auch mitgehen. Cochise möchte Sie 

kennenlernen.« 

Der Offizier nickte. 
»Selbstverständlich, Lieutenant.« 
»Wo ist dieser Coolidge?« 
Der Major deutete auf einen Planwagen. Davor standen der 

Treckführer und zwei Soldaten, die ihre Gewehre auf den 
breitschultrigen Mann gerichtet hatten. 

»Ich muß mit ihm reden. Warum nur hat dieser Narr 

geschossen? Er wußte doch, was dann geschehen würde.« 

Tanner berichtete mit wenigen Worten, wie es zu dem 

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Zwischenfall gekommen war. Dann traten John Haggerty und 
der Major auf den abgesetzten Treckführer zu. 

Hank Coolidge hatte den Kopf gesenkt. Er stand mit 

hängenden Schultern da. Sein Gesicht war grau. 

Der Scout und Tanner blieben vor ihm stehen. Hank 

Coolidge blickte auf, musterte John Haggerty lange. 
Verzweiflung und Resignation lagen in seinem Blick. 

»Es tut mir leid«, sagte Coolidge. »Ich wollte mit dem Kopf 

durch die Wand. Es liegt eben in meiner Natur. Ich sehe jedoch 
ein, einen großen Fehler gemacht zu haben. Eines aber mußt du 
mir glauben, Haggerty: Ich hätte nicht geschossen. Irgend 
etwas erschreckte mich aber so sehr, und dann …« 

Coolidge brach mitten im Satz ab. Dann zuckte er hilflos mit 

den Achseln und starrte auf seine Stiefelspitzen. 

Ehe Major Tanner lospoltern konnte, sagte der Scout: »Ich 

glaube dir, Coolidge. Ich verstehe nur nicht warum du alles bis 
auf die Spitze getrieben hast. Du konntest niemals gewinnen 
und hast die Apachen immer wieder bis aufs Blut gereizt. 
Warum haßt du die Indianer so? Diese Frage solltest du mir 
noch beantworten.« 

»Sie ermordeten vor vielen Jahren meine Eltern. Es waren 

keine Apachen, sondern Kiowas, die damals über den Treck 
wie blutgierige Teufel herfielen. Ich fand später Vater und 
Mutter. Man hatte sie skalpiert und übel zugerichtet.« 

Coolidge schwieg und schluckte. Sein Gesicht wirkte noch 

bleicher. 

»Damals habe ich mir geschworen, ein guter Treckführer zu 

werden und es den Rothäuten zu zeigen. Ich wollte die Siedler 
sicher ans Ziel bringen. Nun sehe ich ein, falsch gehandelt zu 
haben.« 

»Okay, Coolidge. Ich hoffe nur, du hast aus deinen Fehlern 

gelernt. Vielleicht konntest du nicht anders handeln, und es 
liegt wirklich in deiner Natur, ein so verdammter Dickschädel 
zu sein. Ich will mich nicht zum Richter aufspielen. Das alles 

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mußt du mit dir und deinem Gewissen aushandeln. Mehr habe 
ich nicht zu sagen.« 

John Haggerty wandte sich an den Major. 
»Was soll mit ihm geschehen, Sir?« 
Tanner überlegte kurz. 
»Lassen Sie ihn laufen«, schlug der Armee-Scout vor. »Was 

nützt es, wenn man ihn in Eisen legt. Nichts. Er hat seine 
Fehler eingesehen. Und Coolidge sieht wie ein Mann aus, der 
einen Fehler niemals zweimal begeht.« 

»Ich werde darüber nachdenken«, sagte Major Les Tanner, 

noch immer unentschlossen. »Was soll mit diesem Earp und 
seinem bunt zusammengewürfelten Haufen geschehen?« 

»Schicken Sie diese Burschen fort«, sagte Hank Coolidge. Er 

gab sich irgendwie beschämt. »Wir brauchen sie nicht mehr.« 

»Das werde ich übernehmen«, sagte John Haggerty. Er 

blickte zu dem jungen Wyatt Earp hinüber, der in der Mitte der 
Wagenburg stand. Um ihn drängten sich die 
Revolverschwinger aus Tombstone. 

Der Scout näherte sich ihnen mit langen Schritten und blieb 

vor dem rauhen Rudel stehen. 

»Für euch gibt es hier nichts mehr zu erben, Leute«, machte 
John ihnen klar. »Ihr solltet auf eure Klepper steigen und nach 
Tombstone zurückreiten.« 

Wyatt Earp spuckte einen Grashalm aus und zog ein 

zerknirschtes Gesicht. Der mit allen Wassern gewaschene 
Bursche hatte längst eingesehen, daß er nicht mehr benötigt 
wurde. 

»Okay«, sagte er bedächtig. »Wir verschwinden, nachdem 

wir unsere Bucks kassiert haben. Coolidge soll sich jetzt nur 
nicht drücken, denn sonst kriegt er noch mehr Ärger, als er ihn 
in den letzten Minuten hatte.« 

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»Das geht mich nichts an, Earp. Das ist eine Angelegenheit 

zwischen dir und Coolidge. Du mußt sehen, wie du dich mit 
ihm einigst. Dann aber solltet ihr Leine ziehen.« 

Wyatt Earp brummte einige Worte, die keiner verstehen 

konnte. Er wollte sich abwenden, sprach dann aber nochmals 
den Scout an. 

»Werden uns die Apachen reiten lassen, Haggerty? Wenn die 

hundert roten Jungs sich an uns wetzen wollen, dann sind 
unsere Chancen sehr gering. Ich möchte eine Garantie von dir, 
unbehelligt den Rückritt antreten zu können.« 

»Ich werde mit Cochise sprechen und hoffe, daß er damit 

einverstanden ist. Ihm ist dein Rudel da ein Dorn im Auge, 
zumal ihr einen seiner Krieger getötet habt.« 

»Auch einer von uns mußte sterben«, entgegnete Wyatt Earp. 

»Wir sind quitt.« 

John nickte. 
»Ich werde mich für euch einsetzen.« 
Major Tanner hatte die Unterredung mit angehört, ohne sich 

einzumischen. Seine Blicke aber sprachen Bände. Er schätzte 
diesen Pulk von Revolverschwingern und dunklen Existenzen 
nicht besonders hoch ein. 

»Ich werde jetzt mit Coolidge sprechen, damit wir unsere 

Prämien erhalten«, sagte Wyatt Earp. 

Er stiefelte los. Sein Anhang folgte ihm. Coolidge sah ihnen 

nicht gerade begeistert entgegen. 

Eine Stunde war vergangen. 

John Haggerty, Major Les Tanner, Wyatt Earp und Wes 

Montgomery näherten sich jener Stelle, an der sich der Scout 
schon einmal mit Cochise getroffen hatte. 

Hank Coolidge war nicht dabei. Der hatte es vorgezogen, 

Cochise nicht mehr unter die Augen zu treten. John war damit 

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einverstanden. 

»Dort kommen sie«, sagte Tanner plötzlich. 
Vier Apachen traten hinter einem Mesquite-Gebüsch hervor: 

Cochise, Naiche, Ulzana und Victorio. 

Die beiden Gruppen standen sich gegenüber. 
Wes Montgomerys Mundwinkel zuckten wie wild und 

zeigten die Nervosität des Oldtimers. So nahe war er noch nie 
in seinem Leben einem Indianer gewesen. 

Wyatt Earp blieb ruhig, wirkte wieder einmal wie ein Mann 

ohne Nerven. 

Major Tanner salutierte und nickte dem Häuptling, der kurz 

den Kopf senkte, freundlich zu. 

John und Cochise verständigten sich mit einem schnellen 

Blick, der beiderseitige Zufriedenheit ausdrückte. 

Naiches Miene blieb unbewegt, während Ulzana die vier 

Bleichgesichter feindlich musterte. 

Victorio gab sich überhaupt keine Mühe, seinen 

abgrundtiefen Haß zu verbergen. Ihm sah man deutlich an, daß 
er lieber gekämpft hätte, als hier an einem Friedenspalaver 
teilzunehmen. 

Die Weißen und die Indianer setzten sich gegenüber. Schwer 

lastete das Schweigen auf den Männern. Erst als Cochise dem 
Scout zunickte, ergriff John Haggerty das Wort. 

»Ich danke dir, großer Häuptling, daß du mit deinen tapferen 

Kriegern erschienen bist.« 

Haggerty sah, wie sich Victorios Gesicht noch mehr 

verfinsterte. Daher verneigte er sich leicht in dessen Richtung 
und sagte: »Ich danke auch dem Jefe der Mimbrenjos für sein 
Erscheinen.« 

John legte eine Pause ein. Er merkte, daß er von Earp, 

Montgomery und Major Tanner gespannt gemustert wurde. 

»Der Treck wird umkehren, Cochise. Die ersten 

Vorbereitungen sind bereits getroffen worden. Die Siedler 
erhalten woanders Land zugewiesen. Dieser Mann«, Haggerty 

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deutete auf den alten Wes Montgomery, »wird die Geschicke 
der fahrenden Schlange nun in die Hände nehmen und sie aus 
dem Land der tapferen Apachen führen. Du kannst ihm 
vertrauen. Du solltest uns nur dein Wort geben, ihn ziehen zu 
lassen.« 

Cochise nickte und fixierte den Oldtimer. 
»Wenn dieser Mann ohne Falschheit ist und die Apachen 

nicht zu betrügen versucht, dann ist ihm freier Abzug gewährt. 
Ich verbürge mich mit meiner Ehre dafür.« 

Wes Montgomery atmete auf. 
Seine Stimme krächzte, als er antwortete: »Ich danke dir, 

großer Häuptling. Wir sehen alle ein, falsch gehandelt zu 
haben. Du hast uns mit deiner Rede überzeugt. Wir sind auf die 
Lügen und falschen Versprechungen von einigen weißen 
Männern im Osten hereingefallen und wußten nicht, daß wir 
euch das Land stehlen würden, sondern glaubten, es 
rechtskräftig gekauft zu haben.« 

Cochises Blick richtete sich auf Major Tanner. 
»Du wirst mit deinen Blauröcken wieder abziehen, 

Langmesser. So ist es doch?« 

»Selbstverständlich, Häuptling, sobald sich der Treck auf 

dem Rückweg befindet. Meine Leute und ich werden ihn noch 
einige Meilen lang begleiten.« 

Cochise lächelte leicht spöttisch, ehe er wieder ernst wurde. 

Er hatte aus den Worten des Offiziers herausgehört, daß dieser 
dem Frieden noch immer nicht so recht traute. Er nahm es dem 
Major aber nicht übel, wußte er doch, daß der nichts anderes 
als seine Pflicht tat. 

»Du solltest deinen Jefe grüßen, den einarmigen Blaurock, 

den die Bleichgesichter Howard nennen. Er wird nun wissen, 
wie ernst es mir mit dem Vertrag zwischen ihm und den 
Apachen ist.« 

Major Tanners Stimme klang herzlich, als er antwortete: 

»Das werde ich gern tun, großer Häuptling. Und ich danke dir 

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in seinem Namen für die große Geduld, die du gezeigt hast.« 

Victorio bewegte sich unruhig. Sein Gesicht wirkte finster. 

Ihm schienen diese Worte überhaupt nicht zu gefallen. 

Er fraß aber alles in sich hinein. 
Auch Cochises Sohn Naiche und Ulzana beteiligten sich 

nicht an dem Gespräch. Sie saßen wie versteinert da und 
starrten zu Boden. 

Cochise sah nun Wyatt Earp an, der den Blick des Jefe 

gelassen erwiderte. 

»Wirst du mit deinen Männern aus Tombstone weiterhin bei 

der fahrenden Schlange bleiben?« 

»Wenn du uns freien Abzug gewährst und dich dafür 

verbürgst, dann werden wir nach Tombstone zurückreiten, 
Cochise«, erwiderte der junge Earp. 

»Das Blut eines ermordeten Apachen schreit nach Rache«, 

stieß Victorio wutschnaubend hervor. »Diese weißen Männer 
haben unsere Krieger angegriffen, ohne zum Kampf 
gezwungen worden zu sein.« 

Earp legte Haggerty eine Hand auf das Knie, als der gerade 

antworten wollte. 

»Ich kann mich selbst verteidigen, Haggerty«, sagte er und 

sah dann den Häuptling der Mimbrenjos ernst an. »Es stimmt, 
was du da sagst, Victorio. Einer meiner Männer drehte durch, 
als die Krieger so plötzlich auftauchten. Vor lauter Angst schoß 
der Mann. Er hat dafür bezahlt, denn er wurde von deinen 
Kriegern getötet. Ich kann es nicht ändern, wenn du deine 
Rache willst. Es würde viele Tote auf beiden Seiten geben. 
Niemand kann wissen, wie dieser Kampf enden wird.« 

Cochise wandte sich an Victorio. Sie unterhielten sich in der 

Sprache der Apachen. Die Weißen bemerkten, daß sich 
Victorios Gesicht plötzlich verfärbte. 

Der Chiricahua wandte sich an Wyatt Earp. 
»Du kannst mit deiner Mannschaft reiten. Ihr dürft aber 

niemals wieder in das Land der Apachen zurückkehren, denn 

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dann wird man euch töten. Du solltest diese Warnung 
beherzigen.« 

Earp nickte, gab sich furchtlos. 
»Ich danke dir, Cochise.« 
Der Jefe erhob sich. Seine drei Begleiter folgten seinem 

Beispiel. Ulzana, Naiche und Victorio gingen grußlos davon 
und verschwanden schon bald hinter dem Buschwerk. 

Wes Montgomery, Wyatt Earp und Major Les Tanner 

nickten dem Apachen-Häuptling freundlich zu. 

»Geht nur, Leute«, sagte John Haggerty. »Ich möchte noch 

kurz privat mit Cochise sprechen.« 

Dann waren die beiden allein. Sie sahen sich an. Vom 

Siedlertreck her vernahm man das Muhen der Ochsen, die vor 
die Conestogas und Murphys gespannt wurden. 

»Nun werden sich unsere Wege wieder trennen, Cochise«, 

sagte John Haggerty. »Wir haben großes Unheil verhindert und 
den Frieden bewahrt.« 

Cochises Blick schien in unendliche Fernen zu schweifen. 
»Für wie lange, Falke? Niemand kann diese Frage 

beantworten – du nicht und auch ich nicht. Wir Apachen 
werden irgendwann in diesem Ringen unterliegen. Wir 
kämpfen aber bis zum letzten Atemzug um unsere Freiheit.« 

Der Scout reichte Cochise die Hand. Der Druck war fest und 

wie ein Versprechen. 

John wußte, daß er und Cochise sich immer wieder begegnen 

würden, denn sie waren beide untrennbar mit diesem Land 
verbunden. Diesem wilden, trostlosen und doch gleichzeitig so 
großartigen Land, für das es sich sogar zu sterben lohnte. 

ENDE