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Teddy Parker 

 
 

Einer spielt falsch 

 
 

Bonanza 

Band 5 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 

Engelbert-Verlag • Balve/Westf. 

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Bearbeitung und deutsche Fassung: Peter Wolick 

Verlags-Nr. 794 
1. Auflage 1969 

Illustrationen: Werner Kulle 

(c) 1969 by National Broadcasting Company, Inc. 

 
 

 

 
 

Alle Rechte vorbehalten 

Veröffentlicht mit Genehmigung von 

Western Publishing Company, Inc. Racine/Wisconsin, USA 

Alle Rechte der deutschen Buchausgabe 

1969 by Engelbert-Verlag, Balve 

Nachdruck verboten – Printed in Germany 

Satz, Druck und Einband: Gebr. Zimmermann, 

Buchdruckerei und Verlag GmbH, Balve/Westf. 

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Der Fremde 

 
 
 

Dort, wo sich durch Felsentäler, tiefe Schluchten und über 
sanfte Hänge der Paßweg zu Tal windet, lag die Ponderosa, die 
Ranch Ben Cartwrights und seiner Söhne. 

Blauschimmernd schoben sich weit hinten am Horizont die 

Gebirgsketten in den Himmel. Einige ihrer gewaltigen Gipfel 
verloren sich in dunstigem Wolkenschleier, hinter dem in 
letztem Flammenspiel, verglühend wie eine riesige blutrote 
Scheibe, die Sonne versank. Ein kühler Wind wehte von den 
Bergen zu Tal. 

Hoss Cartwright fröstelte. Er war nach dem Abendessen vor 

das Haus gegangen, um den Sonnenuntergang zu beobachten. 
Morgen lag ein anstrengender Tag vor ihm. Er hatte vom Vater 
den Auftrag bekommen, die weit abgelegenen Freikorrals zu 
kontrollieren. Die neugeborenen Kälber mußten gezählt und 
mit dem Brandzeichen der Cartwright-Ranch gezeichnet 
werden. Die kleine Herde der Hereford-Rinder, die Ben 
Cartwright gegen den Willen seiner Söhne gekauft hatte, war 
inzwischen größer geworden. Ja, der Vater hatte recht 
behalten: Das rauhe Bergklima bekam ihnen vorzüglich. Man 
brauchte sich kaum um sie zu kümmern. Das ersparte eine 
Menge Arbeit. 

Hoss seufzte, denn er war mit seinem Auftrag nicht 

zufrieden. Viel lieber wäre er zu Hause geblieben. Hop Sing, 
der chinesische Koch, der auf der Ponderosa die Rolle der 
Hausfrau spielte, kochte zu gut, und für ein gutes Essen war 
Hoss immer zu haben. Warum schickte der Vater nicht Little 
Joe in die Berge? Für solche Aufträge war der liebe Junge 
nicht zu gebrauchen, aber wenn es in die Stadt ging, dann war 

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er da. Dann gab er im Saloon an und spielte bei jeder Schürze 
den Herzensbrecher. Trotzdem liebte Hoss seinen kleinen 
Bruder, und er hätte sich für ihn sozusagen in Stücke reißen 
lassen. Nur manchmal, besonders, wenn Frauen im Spiel 
waren, hätte er ihn wegen seiner Angeberei bei den Ohren 
nehmen können. Little Joe schoß bei Frauen immer den Vogel 
ab. Hoss betastete seinen Bauch. Ja, er war wirklich etwas zu 
dick, und dann fehlte ihm auch dieser innige Blick, um bei den 
Frauen anzukommen. Diese mageren Windbeutel waren da 
besser dran. Na, vielleicht würde er bei dem Ausflug in die 
Berge etwas abnehmen. Den Witwentrösterblick, wie ihn Joe 
besaß, würde er sich aber niemals aneignen können. 

Mit diesen Gedanken ging Hoss ins Haus zurück. 
In dem großen Raum brannten zwei Lampen. Es war mollig 

warm, denn in dem offenen Kamin prasselte ein helles Feuer. 

Vater Cartwright saß an seinem Schreibtisch und war mit den 

Büchern beschäftigt. Beim Eintritt seines Sohnes sah er auf. 
„Ich mache mir tatsächlich Sorge um Indianer-Bill“, sagte er 
mit einem tiefen Seufzer. „Bill sollte schon vor einer Woche 
hier sein und mir über die Herde Bericht erstatten. Dann hättet 
ihr zusammen zurückreiten können, um die Kälber zu 
zeichnen. Jetzt mußt du eben allein reiten.“ 

„Und was ist mit unserem Liebling?“ fragte Hoss. „Er könnte 

doch auch mitkommen.“ 

„Ich habe etwas anderes zu tun“, meldete sich Little Joe. 

„Und nenne mich bitte nicht Liebling, sonst klebe ich dir eine.“ 

„Immer langsam!“ Ben Cartwright hob die Hand. „Sollte 

Indianer-Bill etwas zugestoßen sein, bleibst du oben. Dein 
Bruder kommt in zwei Tagen nach. Das verspreche ich dir.“ 

„Ich habe die Grenzzäune zu reparieren und muß in die Stadt 

zum Einkaufen. Hop Sing hat nichts mehr in der 
Vorratskammer“, wandte Little Joe ein. 

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„Ja, natürlich, in die Stadt“, grinste Hoss. „Vergiß nur nicht, 

im Saloon ein Spielchen zu machen. Denke aber daran, ich bin 
nicht da. Mich kannst du also nicht anpumpen, und ich kann 
dich auch nicht auslösen, wenn sie dich bis auf das Hemd 
ausgezogen haben.“ 

„He, du spielst?“ forschte Ben Cartwright und hob die 

Augenbrauen. „Das höre ich zum ersten Male.“ 

„Ach, so ist das nicht, Pa“, fiel Hoss sofort ein. „Nur in der 

letzten Woche, da hat ihm Steve Collins zehn Dollar 
abgenommen. Sonst spielt er nie. Ich will ihn ja auch nur 
warnen.“ 

Little Joe, der mit dem Reinigen der Gewehre beschäftigt 

war, deutete hinter dem Rücken des Vaters mit dem 
Zeigefinger gegen die Stirn. 

Hoss wiegte den Kopf und schlug die Augen gen Himmel. Er 

hatte es eben gesagt, und daran war nichts mehr zu ändern. 

„Wenn ich dich einmal beim Spiel erwische, streiche ich dir 

das Taschengeld“, drohte der Vater, und dann wandte er sich 
wieder Hoss zu. „Wenn oben alles in Ordnung ist, schickst du 
Indianer-Bill sofort herunter. Ich muß die Zahl der 
neugeborenen Kälber wissen. Nächste Woche kommt Mr. 
Orton. Er möchte einige Hereford-Kälber kaufen, um auch eine 
Zucht anzulegen.“ 

„In Ordnung, Pa!“ 
„Hier, ich habe deine Colts und dein Gewehr gereinigt“, sagte 

Little Joe. Er stellte die anderen Gewehre in den Ständer neben 
der Tür und ließ Hoss’ Waffen auf dem Tisch liegen. „Aber 
nur, weil es Pa sagte. – Gute Nacht; ich gehe zu Bett.“ Damit 
ging er nach oben und warf seinem Bruder einen nicht sehr 
freundlichen Blick zu. 

„Ich danke dir auch.“ Hoss sah ihm nach. „Wir sehen uns 

morgen noch, nicht wahr?“ 

Little Joe antwortete nicht. 

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„Was hat er nur?“ 
Ben Cartwright erhob sich. „Was soll er haben? Er fühlt sich 

ertappt, sonst nichts. Das können die meisten Menschen nicht 
vertragen. – So, nun lege dich hin, Junge. Du hast morgen 
einen schweren Tag vor dir.“ 

„Ich werde Paiute reiten, und wenn es dir recht ist, nehme ich 

Ginger als Beipferd mit. Paiute kennt die Gegend.“ 

„Schon in Ordnung, Junge!“ 
Paiute war ein hochbeiniger Hengst. Hoss ritt ihn immer, 

wenn es ins Gebirge ging. Paiute war zuverlässig und 
ausdauernd. Seine Furcht vor Wölfen, mit denen er als Fohlen 
einmal in Berührung gekommen war, hatte der Hengst 
inzwischen verloren. Auch ein Puma konnte ihn nicht aus der 
Ruhe bringen, seitdem die Geschichte mit Rimrock passiert 
war. Damals hatte Hoss in demselben Gebiet, das er jetzt 
besuchen wollte, einen jungen Silberlöwen gefunden und 
während der Wintermonate in der Berghütte großgezogen. Der 
junge Puma war so zahm geworden, daß er Hoss bei seinen 
Kontrollritten begleitete. Rimrock, wie Hoss den kleinen Puma 
getauft hatte, saß dabei auf einer Decke hinter seinem Sattel. 
Paiute hatte natürlich zuerst verrückt gespielt, aber sich mit der 
Zeit an seinen zweiten Reiter gewöhnt. Heute lebte Rimrock in 
den Bergen und erfreute sich seiner Freiheit. 

Daran mußte Hoss denken, als er sein Zimmer aufsuchte. 
Am nächsten Morgen weckte ihn Hop Sing. Wie alle 

Chinesen konnte der Koch kein „R“ sprechen. Er ersetzte es 
durch den Laut „L“, und diese Wortbildung gab oftmals zu 
Heiterkeit Anlaß. 

Hop Sing kam leise ins Zimmer, zog die Vorhänge auf und 

nahm vor dem Bett von Hoss Aufstellung. 

„Mistel Hoss, vielleicht bitte aufstehen“, sagte er freundlich, 

bemüht, so sanft wie nur eben möglich zu sprechen, denn es 
war schon vorgekommen, daß diese Aufforderung mit dem 

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Wurf eines Stiefels beantwortet worden war. Besonders bei 
Little Joe war das Wecken gefährlich. 

Als sich Hoss nicht rührte, fügte der Chinese sanft hinzu: 

„Ich machen eine gutes Flühstück. Eiel mit Schinken und 
gutes, gutes Kaffee.“ Er schnalzte mit der Zunge und verdrehte 
die Augen. „Und fül Litt in die Beige schon alles feltig und 
gepackt. Hop Sing weiß, was Mistel Hoss gelne essen. Mistel 
Hoss wild sich fühlen wie im Paladies, wenn el sieht die vielen 
schönen Sachen.“ 

Bei Hoss ging das Erwachen immer sehr langsam vor sich. Er 

blinzelte durch die Lider, reckte sich, um sich aber dann noch 
einmal auf die Seite zu drehen. 

„Nein, nein, Mistel Hoss“, sagte Hop Sing. „Sie nicht holen, 

was ich sagte? – Flühstück feltig! – Ja, bitte, und Mistel Joe 
schon sitzen untel längst am Tisch.“ 

Das riß Hoss hoch. „Wie, Little Joe ist schon aufgestanden?“ 
Hop Sing legte die Fingerspitzen aneinander. „Doch, 

bestimmt. El schon längst essen und machen sogal schon fül 
Mistel Hoss die Pfelde feltig. Bitte, sehen aus Fenstel!“ 

In seinem langen Nachthemd ging Hoss zum Fenster und sah 

hinaus. 

Unten im Hof stand Paiute bereits fertig gesattelt, daneben 

Ginger, das Packpferd. 

In zehn Minuten war Hoss gewaschen, rasiert und angezogen. 

Mit einem fröhlichen „Hallo!“ kam er die Treppe herunter und 
nahm am Frühstückstisch Platz. 

Wie ein Schatten tauchte hinter ihm der Chinese auf, um ihm 

den Teller zu füllen. 

Little Joe nickte nur kurz. 
„Ich danke dir auch, daß du dich schon um die Pferde bemüht 

hast“, sagte Hoss, während er eine „Ladung“ Schinken mit Ei 
in den Mund schob. „Wirklich, nett von dir!“ 

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„Dafür kannst du mich wieder mal bei Pa in die Pfanne hauen 

und erzählen, was für ein großer Spieler ich bin“, antwortete 
Joe sauer. „Ich machte das Spiel doch nur, weil mich Steve 
Collins drängte, aber Pa meint jetzt, ich säße jedesmal, wenn 
wir im der Stadt sind, am Spieltisch. – Du kennst ihn doch!“ 

„Weißt du, Joe, ich wollte es ja gar nicht sagen“, verteidigte 

sich Hoss. „Aber plötzlich war es heraus. Ich wollte dich 
bestimmt nicht anschwärzen. Du kennst mich doch!“ 

„Schon gut!“ Joe nahm einen Schluck Kaffee. „Wenn du bei 

den Eagle Rocks vorbeikommst, sieh dich vor. Es hat jetzt drei 
Tage geregnet. Das bedeutet erhöhte Steinschlaggefahr. Das 
wollte ich dir nur sagen. Sollte dich ein Gewitter überraschen, 
sieh zu, daß du die Hütte bei der Quelle erreichst, und bleibe 
einige Stunden dort, bis es trocken geworden ist. Der Pfad am 
Osthang ist nach einem Regen besonders glatt. Ich wäre 
damals beinahe mit dem Fuchs abgestürzt, habe euch nur 
nichts erzählt.“ 

„Ich passe schon auf“, nickte Hoss, während ihm Hop Sing 

erneut den Teller füllte. „Deine Sorge um mich ist rührend, 
aber ich bin ja schließlich kein Baby mehr. Vielleicht rätst du 
mir auch noch, eine dreifache Garnitur Unterhosen 
einzupacken.“ 

„Ja, natürlich, das hat man nun davon, wenn man sich um 

seinen Bruder sorgt“, erwiderte Joe etwas verstimmt. „Du bist 
doch manchmal völlig weggetreten. Du merkst einen 
Steinschlag erst, wenn dir die Brocken schon um die Ohren 
fliegen.“ 

„Ich bin weggetreten?“ Hoss fuchtelte mit der Gabel durch 

die Luft. „Da hört doch alles auf! Du bist weggetreten, wenn 
du eine Schürze siehst…“ 

„Um was geht es denn, meine Herren Söhne?“ fragte Ben 

Cartwright, der in diesem Moment den Raum betrat und am 
Tisch Platz nahm. 

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„Pa, er glaubt, ich bin ein Baby“, entrüstete sich Hoss. „Er 

erzählt mir alles, was ich selbst weiß. Bei den Eagle Rocks gibt 
es Steinschlag, am Osthang sind bei einem Gewitter die Pfade 
glatt, ich soll mir eine dreifache Garnitur Unterhosen 
einpacken…“ 

„Den Blödsinn hast du gesagt“, fiel ihm Joe in die Rede. 
„Aber du wärst bestimmt noch damit gekommen.“ 
„Kinder, streitet euch doch nicht“, mahnte der Vater. „Das ist 

alles viel zu dumm, um darüber überhaupt nur ein Wort zu 
verlieren.“ 

„Er hat doch angefangen, Pa! Ich habe ihm bereits das Pferd 

versorgt. Er brauchte nur noch ‘runterzukommen und sich 
vollzustopfen.“ 

„Jetzt ist Schluß!“ Ben Cartwright hob die Hand. „Ich will in 

Ruhe frühstücken.“ Er wandte sich an Hoss. „Und ich würde 
an deiner Stelle dem Bruder dankbar sein, wenn er sich Sorgen 
um dich macht.“ Mit einem Blick auf Joe fuhr er fort: „Du hast 
ihm also die Pferde versorgt. Dafür muß ich dich loben.“ 

„Das ist doch selbstverständlich.“ 
„Bei deiner angeborenen Abneigung vor dem Aufstehen?“ 
„Pa, er sitzt stundenlang im Sattel, während ich zu Hause 

bleibe. Da dachte ich mir, sei gut zu ihm…“ 

Hoss zog ein Gesicht. „Ich werde verrückt! Sei gut zu ihm! 

Pa, da kommt doch noch was nach. Ich kenne den Leisetreter.“ 

„Es ist jetzt Schluß damit!“ 
„Vielleicht noch etwas Eiel mit Schinken, Mistel Hoss?“ 

fragte Hop Sing, der den Rancher bedient hatte. 

Hoss wollte schon nicken, aber da sah er Joes Grinsen. 
„Nein, danke! – Man soll nicht zuviel essen, wenn man einen 

Ritt vor sich hat. Mir genügt es!“ 

„Das will ich auch meinen“, grinste Little Joe. „Von deinen 

Portionen würden zehn ausgehungerte Sioux-Indianer satt.“ 

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„Bitte, Pa!“ Hoss setzte eine beleidigte Miene auf. „Wer 

fängt nun an?“ 

Ben Cartwright sah auf die Uhr. „Ich glaube, es wird Zeit für 

dich. Mache es gut, Junge, und denke daran, daß du Indianer-
Bill sofort losschickst, wenn alles in Ordnung ist.“ 

Hoss erhob sich. 
„Okay, Pa! Wird alles bestens erledigt.“ 
Hoss reichte dem Vater die Hand, und Ben Cartwright 

wandte sich an Joe. „Du begleitest deinen Bruder hinaus.“ 

Hop Sing stand bereits mit dem Pistolengürtel und dem 

Gewehr an der Tür. 

„Wünsche einen guten Litt, Mistel Hoss! – Sollen gesund 

kommen wiedel zulück.“ 

„Danke, Hop Sing!“ 
Hoss legte den Pistolengürtel an und verließ mit seinem 

Bruder den Raum. Bevor er aufsaß, reichte ihm Joe die Hand. 

„Alles Gute, Hoss! – Was ich noch sagen wollte – könntest 

du mir vielleicht…“ 

Weiter kam er nicht, denn Hoss sagte sofort: „Kann ich, Joe!“ 

Er zog einen Zehndollarschein aus seiner Hemdtasche, faltete 
ihn zusammen und steckte ihn dem Bruder in den Gürtel. 
„Siehst du, ich kann sogar deine Gedanken erraten. Du hättest 
ihn aber sowieso von mir bekommen.“ 

„Vielen Dank! – Ich bin nämlich diese Woche etwas knapp, 

und Pa braucht das nicht zu wissen.“ 

Hoss deutete zum Fenster, hinter dem das lachende Gesicht 

des Vaters zu sehen war. „Du, ich glaube, er weiß es schon.“ 

Eine Stunde später hatte Hoss die Straße nach Virginia City 

verlassen und den Weg ins Gebirge eingeschlagen. Er ließ 
Paiute, der bisher getrabt hatte, in den Schritt fallen. Ginger, 
das Packpferd, folgte willig. Hoss hatte ihm den Zügel lang 
gemacht und am Sattelknopf befestigt. 

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Jetzt lag der schwerste Teil des Weges vor ihnen. Man konnte 

das Bergplateau, auf dem die Weiden lagen, auch auf einer 
weniger gefährlichen Strecke erreichen, aber dann verlor er 
wenigstens drei Stunden. Hoss wollte noch vor Dunkelheit die 
Hütte erreicht haben, und das konnte er nur, wenn er den Weg 
direkt durch das Gebirge nahm. Pa und Joe waren natürlich 
davon überzeugt, er werde die leichtere Route wählen. 

Gegen Mittag erreichte Hoss die Eagle Mountains, die Adler-

Berge. Es war heiß geworden. Gewaltig reckten sich die 
turmhohen Felswände in die hitzeflimmernde Luft. Weit hinten 
segelten weiße Wolkenballen in der azurblauen Weite des 
Himmels. Auf den weißgrauen Felsen brannte die Sonne. 
Adler kreisten über den Schluchten, um dann plötzlich lautlos 
herabzustoßen. Kein Laut durchbrach die Einsamkeit der 
Bergwelt. Hart klapperten die Hufe der Pferde über den 
steinigen Boden. 

Hoss wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er nahm einen 

Schluck aus der Flasche, in die ihm Hop Sing starken 
ungesüßten Tee gefüllt hatte. Bald würde er die Quelle 
erreichen. Dort wollte er eine Pause einlegen und die Pferde 
tränken. Er warf einen Blick zurück. Weit hinten im 
Sonnenglast lag Virginia City. Sicher war Little Joe schon auf 
dem Weg dorthin. Er hatte den Wagen heute morgen schon aus 
der Scheune gefahren, und nur deshalb war er vermutlich so 
früh aufgestanden. 

Während er bald darauf an der Quelle Rast machte, fiel ihm 

wieder Indianer-Bill ein. Warum kam er nicht? Er war doch 
immer verläßlich gewesen. Ja, Pa hatte schon recht, wenn er 
sich Sorgen machte. 

Gierig soffen die Pferde das Wasser aus dem Segeltucheimer. 

Hoss hing ihnen danach die gefüllten Futterbeutel um und 
legte sich in den Schatten eines Felsens. 

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Wieder mußte er an Indianer-Bill denken, und dann ließ ihn 

plötzlich das Geräusch von Pferdehufen aufhorchen. Es war 
also noch jemand in dieser gottverlassenen Gegend. 

Hoss erhob sich, um nach dem Reiter Ausschau zu halten. Er 

konnte ihn jedoch nicht entdecken. Er wußte nicht einmal, 
woher das Geräusch gekommen war. Es konnte über ihm oder 
auch unter ihm gewesen sein. Die hohen Bergwände warfen 
jedes Geräusch vielfach zurück. 

Bald darauf trug ihn Paiute sicheren Schrittes über die 

schmalen Pfade, die sich oftmals hart an den steilen Hängen 
entlangzogen. Ginger folgte willig. Das Wasser hatte die Tiere 
erfrischt. 

Nach einer Viertelstunde zog sich der Pfad an einer tiefen 

Schlucht entlang. Tief unten rauschte schäumend ein 
Gebirgsbach über die Felsen. 

Hoss stieg nun ab und nahm Paiute an der Trense. Nach 

unten blicken durfte er nicht, sonst würde ihm schwindelig. So 
erging es ihm aber immer wieder. War er auf diesem Pfad, 
wäre er am liebsten wieder umgekehrt. Der Hengst ging an 
seiner Seite Schritt für Schritt über den schmalen Gebirgspfad. 
Er war so oft mit Hoss diesen Weg gegangen und hatte sich 
daran gewöhnt. 

Hoss sah sich um, weil Ginger plötzlich zu schnauben 

begann. Auch Paiute spielte mit den Ohren und bekam große 
Augen, und dann hörte Hoss auch schon das rasselnde 
Geräusch, das ihm nur zu gut bekannt war. 

Mitten auf dem schmalen Pfad vor ihnen sonnte sich eine 

ausgewachsene Klapperschlange. Sie zog sich zu einem 
Knäuel zusammen und hob angriffslustig den Kopf. Das 
Rasseln der Hornschalen ihres hochgestellten Schwanzes war 
ein Geräusch, das Hoss einen Schauder über den Rücken 
laufen ließ. Hier gab es kein Zurück mehr. Der Pfad war zu 
schmal. 

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„Ruhig, Alter!“ Hoss hielt Paiute zurück und fuhr ihm mit der 

Hand über die Nüstern. Hinter sich hörte er Gingers erregtes 
Schnauben. Spielten die Pferde verrückt, war er verloren. Sie 
sahen nicht mehr die Gefahr des Abgrundes, sondern nur das 
giftige und angriffslustige Reptil vor sich. Es war nur gut, daß 
die Schlange in ihrer Position verharrte. 

Hoss merkte, wie ihm der Schweiß auf die Stirn trat. Er nahm 

sich in diesem Augenblick vor, den Pfad nie wieder zu 
benutzen. 

Während er dem Hengst mit der Linken die Nüstern strich, 

zog er seinen Colt aus dem Halfter. Er visierte das 
buntschillernde Bündel kurz an und zog durch, zwei-, dreimal. 
Dann hatte er nur noch damit zu tun, Paiute, der scheuen 
wollte, in der Hand zu behalten. 

Vor ihm wand sich der Schlangenkörper zuckend über den 

Pfad und stürzte Sekunden darauf in die Schlucht. 

Der Weg war frei. Hoss lehnte sich aufatmend gegen die 

Felswand. So blieb er stehen, bis sich die Pferde beruhigt 
hatten. 

Nach etwa einer Stunde war Hoss mit seinen Pferden wieder 

auf dem normalen Weg, der direkt zu den Weidegründen des 
Hochplateaus führte. Zwar hatte er einige Stunden gewonnen, 
dafür war er aber völlig mit den Nerven zu Ende. Ihm zitterten 
jetzt noch die Hände. Nein, für den Rest des Tages hatte er 
genug. Er konnte nicht mehr weiter und wollte die nächste 
Schutzhütte aufsuchen, um dort die Nacht zu verbringen. Das 
war die Hütte, die Joe ihm bei einem Gewitter empfohlen 
hatte. 

Diese Schutzhütten in den Bergen waren durch Spenden der 

Bürger Virginia Citys und der Rancher errichtet worden. Sie 
waren gut ausgerüstet und standen jedermann zur Verfügung. 

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Hoss sah sofort, daß hier lange Zeit niemand gewesen war. Er 

wischte den Staub vom Tisch und schleppte den Proviantsack 
und die Satteltaschen in den Raum. Dann versorgte er die 
Pferde und pflockte sie unter dem Schutzdach hinter der Hütte 
an. 

Bald flackerte ein helles Feuer auf der offenen Herdstelle. 

Jetzt brauchte er nur noch Wasser für den Tee, denn die 
Flasche war leer. Auf dem leeren Tank des Wasserreservoirs 
fand er mit Kreide die Worte: „Quellwasser hundert Meter 
rechts von der Hütte.“ 

So machte sich Hoss mehrere Male mit dem Segeltucheimer 

auf den Weg zur Quelle, um den ausgehöhlten Baumstamm zu 
füllen, der den Pferden als Tränke diente. 

Als er von seinem letzten Gang zur Quelle zurückkehrte, 

donnerte es bereits, und Sekunden darauf hatte der Himmel 
alle Schleusen geöffnet. Ein Platzregen prasselte hernieder, 
und Hoss war froh, jetzt nicht unterwegs zu sein. Bald zuckten 
die ersten Blitze vom Himmel. Er wollte deshalb noch einmal 
nach den Pferden sehen und mußte zu seiner Überraschung 
feststellen, daß neben Paiute und Ginger ein drittes Pferd 
angebunden war. Es war bereits abgesattelt. Er mußte 
inzwischen einen Mitbewohner bekommen haben. 

Hoss ging um das Haus herum, und als er sich der Tür 

näherte, tönte ihm aus der Hütte fröhliches Pfeifen und das 
Gesumme eines Banjos entgegen. Er öffnete die Tür und sah 
einen jungen Mann in mehr liegender als sitzender Stellung auf 
einem Stuhl hocken. Der Fremde hatte seine Beine ungeniert 
auf die Tischplatte gelegt. Er trug einen überaus eleganten 
grauen Reitanzug mit langer Jacke, ein schwarzes Hemd mit 
weißer Hängeschleife und einen fast weißen Stetsonhut, den er 
ins Genick geschoben hatte. 

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Ein Stutzer, stellte Hoss mit einem einzigen Blick fest. Er 

konnte diese aufgeblasenen Kerle nicht leiden, überall trieben 
sich diese feingemachten Städter in letzter Zeit herum. 

Ohne sein Pfeifen zu unterbrechen, berührte der Fremde mit 

den Fingerspitzen seinen Hutrand und bearbeitete weiter die 
Saiten seines Banjos. 

Der Kerl spielte nicht einmal schlecht, und sein Pfeifen war 

auch irgendwie gekonnt, mußte Hoss feststellen. 

Hoss nickte ihm kurz zu, und da sich der junge Mann bei 

seiner musikalischen Darbietung nicht stören ließ, machte er 
sich daran, Wasser für den Tee zu bereiten. Dabei bemerkte er, 
daß ihn der Fremde aufmerksam beobachtete. Es war 
überhaupt etwas an ihm, was Hoss irgendwie gefiel. Er konnte 
aber trotzdem ein unwilliges Gefühl nicht unterdrücken. Dieser 
Kerl schien auf Grund seiner Aufmachung sehr selbstbewußt 
zu sein. Er tat genauso, als gehöre ihm die Hütte allein. Seine 
ihm scheinbar sehr bequeme Stellung änderte er auch nicht, als 
Hoss an den Tisch herantrat, um den Proviantsack 
auszupacken. Musizierend, aber interessiert betrachtete er die 
Dinge, die Hop Sing für Hoss eingepackt hatte. Als ein großes 
Glas mit eingekochten Birnen zum Vorschein kam, dazu ein 
weiteres Glas mit Vanillepudding, unterbrach er für Sekunden 
sein Spiel und meinte mit einer bezeichnenden Bewegung auf 
das Puddingglas: „Großartig! – Genau mein Geschmack!“ 
Diese Feststellung schien ihn so fröhlich zu stimmen, daß er 
den Refrain des Liedes nicht mehr pfiff, sondern mit einer 
tiefen Baßstimme grölte. 

Hoss sah ihn nur an. Daraufhin beendete der Fremde seine 

Darbietung und meinte lachend: „Mein Konzert geht dir wohl 
auf die Nerven, wie?“ 

Hoss musterte ihn noch einmal von oben bis unten. „Will ich 

nicht gerade sagen, aber vielleicht nimmst du endlich deine 

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Quadratlatschen vom Tisch, dann sieht es gleich ein wenig 
gemütlicher aus.“ 

Ohne mit der Wimper zu zucken, kam der Fremde diesem 

Wunsch nach. „Ja, ja“, stöhnte er. „Mein Vater hat schon 
immer gesagt: Jeremias, du wirst es in deinem Leben zu nichts 
bringen. Du bist ein Windhund und hast keine Kinderstube. 
Und er hat recht.“ Er hob die Schultern. „Ich frage dich, 
Dicker, wie kann man mit dem Namen Jeremias überhaupt 
ernst genommen werden?“ 

Hoss mußte lachen. „An unseren Namen können wir wohl 

nichts ändern, und was bedeutet schon ein Name? Auf die 
Person kommt es an – oder?“ 

„Eben“, nickte der Fremde. „Aber die Leute denken da 

anders.“ Er stand auf und stellte sich in Positur. „Was sagst du 
zu meinem neuen Anzug?“ 

Hoss zog ein Gesicht. 
„Die Leute werden mich für einen feinen Mann halten.“ 
„Oder für einen Gecken“, grinste Hoss. „Woher kommst du?“ 
„Aus San Francisco, und damit du es gleich weißt, ich will 

nach Virginia City. Ich wäre längst dort, wenn ich mich nicht 
im Gebirge verirrt hätte. Schließlich fand ich diese Hütte, und 
da ich die Pferde sah, dachte ich mir, vielleicht will der 
Besitzer der Gäule auch nach Virginia City. In diesem Falle 
würde ich mich nämlich sofort anschließen.“ 

Hoss erinnerte sich an den unsichtbaren Reiter, dessen 

Hufschlag er gehört hatte. Das konnte nur der Fremde gewesen 
sein. 

„Ich reite erst in einigen Tagen zurück“, sagte Hoss. „Aber 

der Weg ist furchtbar einfach. Ich werde ihn dir beschreiben.“ 

„Morgen“, winkte der Fremde ab. 
Hoss ging zur Feuerstelle und nahm den siedenden Kessel 

aus dem Haken der Kette. Nachdem er den Tee bereitet hatte, 

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schnitt er einen kleinen Schinken an. Ja, Hop Sing hatte ihn gut 
bedient. Sogar der Pudding war nicht vergessen worden. 

Der Fremde hatte inzwischen sein Reitjackett ausgezogen. Er 

krempelte die Ärmel seines Hemdes auf und sah Hoss an. 

„Du kannst mithalten“, sagte Hoss. Er schob ihm das Brot 

und den Schinken zu. „Mr. Jeremies…“ 

„Cox“, ergänzte der Fremde. „Jeremias Cox! – Wenn du 

willst, kannst du mich Jerry nennen.“ 

„Gut, Jerry!“ Hoss fand immer mehr Gefallen an dem jungen 

Mann. „Ich bin Hoss Cartwright. Südlich von Virginia City 
liegt unsere Ranch, die Ponderosa. – Suchst du Arbeit?“ 

„Ach, du liebe Güte! – Jeremias Cox ging es auch ohne eine 

feste Arbeit immer gut.“ Jerry tippte sich mit dem Zeigefinger 
gegen die Brust. „Ich bin nämlich ein Glückspilz!“ 

„Ach!“ Hoss hielt unwillkürlich mit dem Kauen inne. „Und 

wie soll ich das verstehen – Glückspilz?“ 

„Schau, wenn ich dich nicht getroffen hätte, würde ich jetzt 

nicht diesen wunderbar zarten Schinken essen und hätte bis 
morgen hungern müssen“, lachte Jerry. „Und so geht es mir 
immer.“ 

In der nächsten halben Stunde merkte Hoss, daß dieser Jerry 

ein Spaßvogel sein mußte. Er nahm alles von der heiteren Seite 
und hatte eine unerschütterliche Ruhe. Seinen Händen sah man 
an, daß sie keine harte Arbeit gewohnt waren. 

Auf Hoss’ Einwand, er müsse doch irgend etwas tun, um 

leben zu können, erklärte Jerry, er schreibe Geschichten für 
Zeitungen. Er sei in den Westen gekommen, um sich hier 
Eindrücke zu holen. Außerdem spiele und singe er in den 
Saloons, und dabei fühle er sich ganz wohl. 

„Dann bist du also ein Studierter“, stellte Hoss fest. 
„Wir auf der Ponderosa sind natürlich nicht so gebildet, aber 

wir stehen unseren Mann. Sie ist die bestgeführte Ranch im 
ganzen Umkreis.“ 

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„Und du gefällst mir“, sagte Jerry. „Du scheinst ein richtiger 

Kerl zu sein.“ 

Hoss lächelte verlegen. „Wenn du von dem Pudding etwas 

willst, bitte!“ 

Das ließ sich Jerry nicht zweimal sagen. Er füllte sich den 

Teller und schob den Rest Hoss zu. 

Am nächsten Morgen war Hoss schon früh wach. Er stand 

auf, um die Pferde zu versorgen. Dabei stellte er fest, daß Jerry 
eine ausgezeichnete Fuchsstute besaß. Das Tier war sehr 
gepflegt. Auf der Kruppe trug es als Brandzeichen einen Stern. 
Hoss überlegte. Wo hatte er das Brandzeichen schon einmal 
gesehen? Ja, natürlich, dieses Zeichen trugen die Armeepferde 
der Grenzreiter-Division. Wie kam Jerry an ein solches Pferd? 
Das war nur möglich, wenn er bei der Armee gedient hatte. 

In der Hütte brannte bereits das Feuer, als Hoss mit dem 

gefüllten Wassereimer zurückkam. 

Jerry hatte sogar den Tisch gedeckt und grinste ihm vergnügt 

entgegen. 

„Ich habe es mir überlegt“, sagte er. „Weißt du, ich möchte 

mit dir zurückreiten. Mir kommt es auf ein paar Tage nicht 
an.“ 

Hoss war von dem Vorschlag überrascht. „Ich muß aber noch 

einige Meilen hinauf“, meinte er. „Auf dem Hochplateau 
haben wir einige Freikorrals mit Hereford-Rindern. Ich muß 
die neugeborenen Kälber mit unserem Brandzeichen versehen, 
sonst könnten sie von Strolchen weggetrieben werden.“ 

„Bei dem Brennen könnte ich dir zur Hand gehen“, sagte 

Jerry. „Auf der Ranch meines Onkels in Dakota habe ich schon 
dabei geholfen.“ 

„Okay!“ Hoss nickte. „Dann reiten wir in einer Stunde los.“ 
Nachdem sie gefrühstückt hatten, räumten sie die Hütte auf. 

Jerry löschte das Feuer auf der Herdstelle und folgte Hoss, der 
draußen mit dem Satteln der Pferde beschäftigt war. 

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Hoss stellte erstaunt fest, daß Jerry keinen Pistolengürtel trug. 

Auch fehlte an seinem Sattelzeug das Futteral für das Gewehr. 

„Du hast keine Waffen?“ 
„Wozu?“ fragte Jerry zurück. „Ich habe nicht vor, mich mit 

jemandem zu schießen, und wenn man keine Waffe besitzt, 
kann man auch nicht bedroht werden. Auf einen Waffenlosen 
schießt niemand.“ 

Hoss blieb vor so viel Unbekümmertheit die Luft weg. 

„Weißt du, daß es hier in den Bergen Wölfe gibt?“ 

„Sie haben nur im Winter Hunger“, lächelte Jerry. 

„Außerdem besitze ich das hier.“ Er zog eine ledergeflochtene 
Bullpeitsche unter seiner Decke hervor und hing sie an den 
Sattelknopf. „Damit verstehe ich umzugehen.“ Er befestigte 
die Decke hinter dem Sattel und schnallte die Packtaschen fest. 

„Und wenn dir Strolche das Pferd wegnehmen wollen?“ 

fragte Hoss weiter. Er konnte einfach nicht begreifen, daß sich 
jemand ohne Waffen in die Berge wagte. 

„Dann spiele ich ihnen etwas auf dem Banjo vor oder zeige 

ihnen einige Kartenkunststücke“, erwiderte Jerry. „Das kommt 
immer an.“ 

In Hoss kam langsam die Wut hoch. Er hatte das Gefühl, der 

Bursche wollte ihn auf den Arm nehmen. „Gebe Gott, daß dir 
nur gute und liebe Menschen oder satte Wölfe begegnen“, 
schnaufte er. „Also los! – Reiten wir!“ 

Jerry hing sein Banjo über die Schulter und schwang sich auf 

seinen Fuchs. 

Jetzt ging es auf breiten Serpentinenpfaden in die Höhe. 
Jerry ritt fröhlich pfeifend an der Seite von Hoss, und dieser 

mußte feststellen, wie gut der junge Mann im Sattel saß. 

Es machte nicht den Eindruck, als habe er erst vor kurzer Zeit 

das Reiten gelernt, wie er behauptete. 

Nein, Hoss wurde aus seinem Begleiter nicht mehr schlau. 

Der Kerl mußte irgendwie verrückt sein, sagte er sich. Schon 

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daß er keine Waffen trug, war ein Zeichen dafür. Nur Leute, 
die nicht ganz klar im Kopf waren, ritten unbewaffnet in die 
Berge. Und dann war er auf jeden Fall auch arbeitsscheu. Daß 
er Geschichten schrieb, war bestimmt nur Angabe. 

Bald war der Scheitelpunkt des Gebirgszuges erreicht. Jetzt 

ging es wieder bergab. 

Hoss warf den Zügel des Packpferdes Jerry zu und preschte 

mit Paiute zu einem Felsenvorsprung. 

Sanft zog sich unter ihm der Hang zu einer mit Wiesen 

bedeckten Hochebene hin. Hier hatte Ben Cartwright seine 
Rinder stehen. Die Regierung hatte ihm auf seinen Antrag die 
ganze Hochebene als pachtfreies Weideland zur Verfügung 
gestellt. Ja, Ben Cartwright war immer auf dem Posten. Die 
anderen Rancher kamen nicht auf solche Möglichkeiten, aber 
hinterher machten sie dumme Gesichter. Sie hatten sogar ihre 
Witze darüber gemacht, als die Cartwrights die Rinder in die 
Berge trieben. Hereford-Rinder waren zäh und hielten sogar 
den Winter durch. Heute war die Herde um eine stattliche 
Anzahl gewachsen. 

Hoss sah die Herde unten weiden, aber die Freikorrals waren 

leer. Indianer-Bill hatte also den Auftrag des Vaters, gute 
Jungtiere und Kälber auszusortieren, nicht ausgeführt. Das 
mußte einen besonderen Grund haben. 

Die gut eingerichtete Blockhütte lag am Hang eines 

bewaldeten Hügelrückens. Dort hatte Hoss, als die Rinder 
gekauft worden waren, einige Wintermonate mit Rimrock, 
dem jungen Silberlöwen, verbracht. 

Hoss kniff die Augen zusammen. Zuerst glaubte er, ein 

dünnes Rauchwölkchen aus dem Schornstein der Hütte 
kräuseln zu sehen, aber dann merkte er, daß er sich getäuscht 
hatte. Dort unten tat sich nichts. Er zog seinen Colt und gab 
einen Schuß ab. Indianer-Bill mußte ihn hören. Er wartete 

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jedoch vergeblich darauf, daß sich die Tür öffnete und der 
Mischling herauskam. 

„Ist etwas?“ fragte Jerry, als Hoss zurückkehrte. 
„Unser Wachmann meldet sich nicht“, erwiderte Hoss. „Das 

kommt mir alles so komisch vor. Komm, sehen wir nach!“ 

In leichtem Trab preschten sie über den Hang zu Tal. Bald 

war die Hütte erreicht. 

Von einer inneren Unruhe getrieben, sprang Hoss vom Pferd. 
Die Fensterläden waren offen und die Hütte nicht 

verschlossen. Als er die Tür öffnete, prallte Hoss zurück. 

Der große Raum war völlig verwüstet. Das Regal mit dem 

Geschirr lag am Boden. Die beiden Betten waren zerwühlt und 
die Decken beschmutzt. Die Lagerstatt, die sich der Mischling 
mit Fellen auf dem Boden bereitete, war mit Blut besudelt. Auf 
dem Tisch standen die Reste einer Mahlzeit. 

Jerry war hinter Hoss in die Tür getreten. 
„Na, hier war aber etwas los!“ 
„Du merkst aber auch alles“, sagte Hoss unwillig. Was war 

hier geschehen? fragte er sich. Wo war Indianer-Bill? 

Jerry ging an ihm vorbei und hielt die Hand in die Asche. 
„Vor drei Stunden, so ungefähr, hat hier noch ein Feuer 

gebrannt. Bevor die Kerle die Hütte verließen, haben sie sich 
noch den Bauch vollgeschlagen.“ 

„Die Kerle?“ fragte Hoss verwundert. 
„Ja, es waren drei Mann“, erklärte Jerry und hob einen 

blechernen Trinkbecher vom Boden auf. „Er gehört vermutlich 
dem Indianer, wie?“ 

Hoss blieb vor Überraschung der Mund offen. Stumm nickte 

er und fügte nach einer Weile hinzu: „Woher weißt du denn 
das alles?“ 

„Indianer benutzen diese Blechbecher. Außerdem ist auf der 

Seite das indianische Zeichen für Vogelfeder eingeritzt. Drei 

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Tassen sind benutzt worden, also waren außer dem Indianer 
noch drei Mann in der Hütte.“ 

In Hoss stieg wieder Achtung vor Jerry auf. 
Jerry merkte die Verwunderung. 
„Du machst ein Gesicht, als wäre ich ein Hellseher“, lachte 

er. „Ich beobachte nur genau, sonst nichts.“ 

„Wenn du die Pferde versorgst, sehe ich mich mal bei den 

Weiden um“, schlug Hoss vor. „Ich muß wissen, was hier 
geschehen ist.“ 

„Okay, mache ich!“ 
Hoss ging hinaus, nahm Paiute die Satteltaschen ab und 

schwang sich in den Sattel. In gestrecktem Galopp preschte er 
der weidenden Herde zu. Hier schien alles in Ordnung zu sein. 
Die Tiere hatten sich prächtig gemacht. Doch dann merkte er 
plötzlich, daß Kälber und Jungtiere fehlten. In dem großen 
Freikorral war der Boden zerstampft. Also waren die Tiere von 
Indianer-Bill in den Korral getrieben worden, wie es der Vater 
befohlen hatte. 

Langsam dämmerte es Hoss. Viehdiebe! In dieser 

abgelegenen Gegend konnte ihnen nicht viel passieren. Sie 
konnten die Tiere in aller Ruhe nach Osten treiben und sie dort 
in der nächsten Ortschaft oder auf einer Ranch verkaufen. Die 
Tiere trugen kein Brandzeichen. 

Hoss sah sich den Boden genauer an und entdeckte eine 

breitgetretene Spur auf dem Hang, der nach Osten ins Tal 
führte. Damit fand er seine Vermutung bestätigt. 

Mit dem Gedanken an Indianer-Bill ritt er zur Hütte zurück. 

Es war durchaus möglich, daß ihn die Kerle umgebracht 
hatten. Wo sollte ex sonst sein? 

In der Zwischenzeit hatte Jerry die Pferde abgesattelt und in 

den Stall gebracht. Die Hütte war ausgefegt und aufgeräumt. 
Er war dabei, die Strohsäcke in den Betten in Ordnung zu 
bringen und mit Decken zu belegen. 

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„Nun, hast du etwas festgestellt?“ 
Hoss nahm seinen Hut ab und ließ sich seufzend auf einen 

Stuhl nieder. Er erklärte, was vermutlich geschehen war. „Was 
ist da noch zu machen? Die Kerle sind längst über alle Berge, 
denn die Sache kann sich schon vor Tagen abgespielt haben.“ 

„Du vergißt, daß die Asche auf der Feuerstelle noch warm 

war“, erinnerte Jerry. „Was hältst du von dem Gedanken, daß 
die Burschen die Rinder verkauften, zurückkamen und bis vor 
wenigen Stunden diese Hütte noch als Aufenthalt benutzten? 
Vielleicht sind sie aber jetzt schon auf dem Weg nach Virginia 
City.“ 

„Donnerwetter, du hast Ideen.“ Hoss nagte an seiner 

Unterlippe und sah nachdenklich vor sich hin. „Aber die sind 
gar nicht mal so schlecht. So könnte es tatsächlich gewesen 
sein. Weißt du, die Rinder könnten wir schon verschmerzen. 
Es geht mir hauptsächlich um Indianer-Bill. Er war ein treuer 
Kerl. Mein Vater würde es sehr bedauern, wenn ihm etwas 
zugestoßen wäre.“ 

„Das kann ich verstehen“, nickte Jerry. 
„Was können wir jetzt noch tun?“ 
Jerry überlegte eine Weile. „Wo könnte Indianer-Bill die 

Tiere hingebracht haben, wenn sie nicht gestohlen wurden?“ 

„Wie kommst du darauf?“ 
„Ich überlege eben alles“, antwortete Jerry. 
„Er stellt die Tiere, die jenseits des Gebirgszuges auf den 

Markt gebracht werden sollen, bei Sam Baker unter. Dort 
können sich die Aufkäufer aus den östlichen Gebieten die 
Tiere ansehen. Sam Baker hat sogar die Genehmigung von 
meinem Vater, die Tiere bei guten Preisen zu verkaufen.“ 

„Und wer ist Sam Baker?“ 
„Er kennt meinen Vater schon von frühester Jugend an. Sie 

waren Schulfreunde.“ Hoss schüttelte den Kopf. „Aber das 
kann in diesem Falle nicht zutreffen. Indianer-Bill hatte den 

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Auftrag, die Jungtiere und Kälber zum Abtransport nach der 
Ponderosa bereitzustellen. Ein gewisser Mr. Orton wollte die 
Tiere kaufen, um eine Zucht anzulegen.“ 

„Jedenfalls hatte er sie im Freikorral zusammengetrieben“, 

stellte Jerry fest. 

„Ohne Zweifel“, nickte Hoss. „Die Spuren führen in östliche 

Richtung. – Aber an Sam Baker habe ich gar nicht gedacht. 
Sollte Indianer-Bill meinen Vater mißverstanden haben?“ 

„Wenn wir nicht das Schlimmste annehmen wollen, wäre das 

eine Möglichkeit.“ 

„Und wer waren dann die Kerle, die die Hütte verwüsteten?“ 

fragte Hoss. 

Jerry hob die Schultern. „Das weiß ich allerdings auch nicht. 

Sehen wir doch gleich morgen früh bei Sam Baker nach.“ 

Damit war Hoss einverstanden. Trotzdem konnte er nicht 

daran glauben, die Tiere bei Sam Baker zu finden. Indianer-
Bill wäre längst auf der Ponderosa erschienen, um über einen 
Verkauf der Tiere zu berichten. 

Am nächsten Morgen machten sich Hoss und Jerry auf den 

Weg zur Baker-Ranch. Sie lag jenseits des Gebirgszuges in 
einem Talkessel. Ginger, das Packpferd, war im Stall 
geblieben. Es war ein Ritt von gut einer Stunde. 

Sam Baker, der mit seiner Schwester die kleine Ranch 

bewirtschaftete, trat mit einem Gewehr in der Hand aus dem 
Haus, als Hoss und Jerry auf den Hof trabten. 

„Nanu? – Was soll denn das bedeuten?“ fragte Hoss. 
„Ach, du bist es, Hoss“, rief Sam Baker. Er war ein kleiner 

Mann mit grauen Haaren. Er neigte den Lauf des Gewehres zur 
Erde und erwartete seine Besucher auf der geräumigen 
Veranda. 

„Hat Indianer-Bill unsere Jungtiere zu dir gebracht?“ 

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„Ja, und den Kaufvertrag habe ich auch“, erwiderte Sam 

Baker. „Nur das Geld habe ich nicht. Der Käufer wollte es 
deinem Vater selbst geben.“ 

Hoss staunte nur. „Das muß ein Irrtum sein. Die Tiere waren 

zum Verkauf auf der Ponderosa bestimmt. Indianer-Bill hatte 
nie den Auftrag, sie bei dir abzuliefern.“ Er sah sich um. „Wo 
ist Indianer-Bill?“ 

„Keine Ahnung! – Die Sache passierte bereits vor einigen 

Tagen. Wäre er nicht dabeigewesen, hätte ich mich gar nicht 
darauf eingelassen. Die Kerle machten einen verdammt 
komischen Eindruck.“ 

„Jedenfalls handelt es sich hier ohne Zweifel um ein 

Täuschungsmanöver“, fiel Jerry ein, der bis jetzt geschwiegen 
hatte. 

Sam Baker bekam große Augen. „Dann hat Ben das Geld 

überhaupt nicht bekommen?“ 

„Wir warten seit einer Woche auf Indianer-Bill“, erklärte 

Hoss. „Er sollte meinem Vater melden, wenn die Tiere zum 
Abtransport bereitstünden.“ 

„Aber Bill wollte die Kerle doch zur Ponderosa begleiten“, 

wandte Sam Baker ein. „Ich hätte mich doch sonst gar nicht 
auf den Handel eingelassen.“ 

„Wie sahen die Burschen aus?“ fragte Jerry. 
„Wie Strauchdiebe“, antwortete Sam Baker. „Deshalb laufe 

ich auch mit dem Gewehr herum. Ich möchte die Kerle nicht 
noch einmal auf meiner Ranch sehen. Als ich zögerte, die 
Tiere herauszugeben, bedrohten sie mich.“ 

„Ich fragte nach dem Aussehen.“ 
Sam Baker sah Jerry an. „Ja, warten Sie… Den vierten der 

Kerle, der im Sattel blieb, den sah ich mir etwas genauer an. Er 
trug einen grauen Stetson, ein schwarzes Reitjackett mit einer 
grauen Weste. Er hatte zwei silberbeschlagene Colts am 

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Gürtel. Das Lederzeug war nach mexikanischer Art mit 
Silberknöpfen verziert.“ 

Jerry nickte. „Das langt.“ 
„Er war auf jeden Fall der Boß“, fügte Sam Baker hinzu. 
„Könnten wir mal den Kaufvertrag sehen?“ fragte Jerry. 
„Natürlich!“ Sam Baker ging ins Haus und kam bald darauf 

mit dem Papier zurück. „Sie ließen mir kaum Zeit zum 
Durchlesen“, meinte er. 

„Das ist eine Zweitschrift“, sagte Jerry. „Das Original mit 

Ihrer Unterschrift besitzt vermutlich der Käufer, ein gewisser 
Miller.“ Er las das Schriftstück durch. „Nach diesem Vertrag 
haben Sie für die Rinder die Summe von dreitausend Dollar 
erhalten.“ 

„Sind Sie verrückt?“ schnaubte Sam Baker. „Ich habe nicht 

einen Cent erhalten. Ich sagte doch, das Geld sollte auf der 
Ponderosa ausgezahlt werden.“ 

„Ja, das sagen Sie“, lächelte Jerry. „Im Vertrag haben Sie 

aber unterschrieben, das Geld erhalten zu haben. Der Vertrag 
ist rechtsgültig, daran ist nichts zu ändern. Dieser Mr. Miller 
hat die Rinder von Ihnen gekauft und auch bezahlt. Mr. 
Cartwright hätte keine Handhabe, gegen den Käufer 
vorzugehen. Er kann sich nur an Sie halten.“ 

Mit einer hastigen Bewegung riß ihm Sam Baker das 

Schriftstück aus der Hand. „Das gibt es doch gar nicht!“ 

„Lesen Sie nur den letzten Absatz“, forderte Jerry. „Ich kenne 

mich da aus, denn bei meinem Onkel habe ich oft solche 
Verträge aufgesetzt.“ 

„Aber Ben wird mir doch glauben“, wandte sich Sam Baker 

an Hoss. „Die Kerle haben mich hereingelegt. Ich sagte doch, 
sie ließen mir nicht mal Zeit zum Durchlesen.“ 

„Immer mit der Ruhe, Mr. Baker!“ Hoss nagte an seiner 

Unterlippe. „Pa kennt Sie lange genug, um Ihnen zu glauben. 
Ich bin überzeugt, es war genau so, wie Sie erzählen.“ 

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Ein Mann namens Lafitte 

 
 
 

Little Joe war noch am gleichen Morgen, nachdem sein Bruder 
im die Berge geritten war, mit dem Einspänner nach Virginia 
City gefahren. 

Nachdem er seine Einkäufe getätigt hatte, sah er sich etwas in 

der Stadt um. Wenn man in der Woche nur einmal in die Stadt 
kam, gab es immer Neuigkeiten. Er las die Anschläge am 
Schwarzen Brett der Sheriff-Station, und dabei klopfte ihm 
plötzlich jemand auf die Schulter. Er wandte sich um und sah 
Steve Collins. 

Steve war ein stämmiger Bursche von etwa fünfundzwanzig 

Jahren. 

Er machte gerne ein Spielchen und war immer auf der Suche 

nach Partnern. 

„Auch mal wieder in der Stadt?“ 
„Ja, aber nicht, um ein Spiel mit dir zu machen“, lächelte 

Little Joe. „Mir tun die zehn Dollar jetzt noch weh. Hoss 
machte mir deswegen schon Vorwürfe.“ 

„Ich gebe dir Revanche“, lachte Steve Collins. „Eine 

Pokerrunde. Du setzt fünf und ich zehn Dollar. Ist das kein 
gutes Angebot?“ 

Joe zögerte. 
„Und ein Whisky geht auch noch auf meine Rechnung“, 

fügte Steve hinzu. 

„Ein Bier wäre mir lieber“, antwortete Joe. „Mein Hals ist 

wie ausgedörrt.“ 

„Komm schon!“ 
Joe hatte sich innerlich darauf vorbereitet, nur ein Spiel zu 

machen. 

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Nachdem sie an der Theke ein Bier getrunken hatten, ließen 

sie sich an einem Tisch nieder. Zehn Minuten später war Joe 
bereits um zehn Dollar reicher. Steve Collins hatte verloren. 

„Eigentlich war das nicht fair von mir“, sagte Joe. „Ich habe 

nur fünf gesetzt und zehn gewonnen.“ 

„Ich setze das Dreifache gegen Ihren Einsatz“, sagte plötzlich 

eine Stimme. 

Joe sah auf. 
Er blickte in ein narbenzerfressenes Gesicht unter einem 

schwarzen Stetson. Der Kerl trug ein kariertes Hemd, eine 
weich gegerbte Lederhose mit dunklem Reiteinsatz. Er hatte 
die Daumen hinter den Revolvergürtel geschoben und wartete 
auf eine Antwort. 

In Joe kam sofort ein komisches Gefühl auf. Er kannte diese 

Typen. 

„Nein, danke, Mister! – Ich wollte sowieso gehen.“ 
Auch Steve Collins erhob sich. „Vielleicht ein anderes Mal“, 

meinte er. 

Von der Theke her drang lautes Gelächter. 
„He, Billy, laß die Muttersöhnchen in Ruhe“, rief ein bulliger 

Bursche. „Außerdem werden sie nichts in der Tasche haben.“ 

„Aber dann werden sie bestimmt einen Whisky mit mir 

trinken, nicht wahr, meine Herren?“ 

Joe wollte sich an dem Kerl vorbeidrängen, aber der Narbige 

versperrte ihm den Weg. 

„Langsam, Kleiner! – Bist du vielleicht zu fern, um meine 

Einladung anzunehmen?“ 

„Nein, Mister“, sagte Joe. „Ich mag einfach nicht.“ 
„Er mag nicht!“ Der Kerl wandte sich seinen Kameraden an 

der Theke zu. „Habt ihr das gehört? – Einen vierfachen 
Whisky in ein Wasserglas!“ 

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Er hielt Joe am Ärmel fest, während ihm einer seiner 

Kumpane das gefüllte Glas reichte. „So, Freund, das säufst du 
in einem Zuge aus, verstanden?“ 

Jetzt wurde Joe ärgerlich. Er hatte sich bemüht, keinen Krach 

anzufangen, aber hier ging es wohl nicht anders. Mochte der 
Vater denken, was er wollte. Man konnte sich nicht alles 
gefallen lassen. 

„Nehmen Sie die Hand weg“, fuhr Joe den Narbigen an. „Ich 

trinke nur mit Leuten, die mir angenehm sind.“ 

In diesem Augenblick fiel ein Schuß, und das Glas 

zersplitterte dem Narbigen in der Hand. 

Joe war zu Tode erschrocken. Er wandte sich um und sah auf 

der Treppe, die zum oberen Stockwerk führte, einen 
hochgewachsenen schwarzhaarigen Mann stehen, der den Colt 
noch in der Hand hielt. Er trug einen schwärzen Reitanzug und 
einen silberbeschlagenen Pistolengürtel. 

An der Theke war das Gespräch verstummt. 
Langsam kam der Mann über die Treppe in den Schankraum. 
„Du wirst dich bei dem jungen Mann entschuldigen“, fuhr er 

den Narbigen an. „Wenn er nicht mit dir trinken will, ist das 
seine Sache. – Los!“ 

„Entschuldigen Sie, Mister, es war nicht so gemeint“, sagte 

der Narbige, aber man sah ihm an, daß er vor Wut kochte. 

„Und nun verschwindet“, wandte sich der Mann an die an der 

Theke stehenden Männer. „So etwas wird hier in Virginia City 
nicht noch einmal passieren. Wollt ihr unbedingt, daß sich der 
Sheriff mit euch befaßt?“ 

„Schon gut, Mr. Lafitte“, sagte der Bullige. „Billy muß 

immer etwas aus der Reihe tanzen. Es wird nicht mehr 
passieren.“ 

Damit verließen die Männer das Lokal. 

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Joe wußte nicht, was er dazu sagen sollte. Dieser Mann hatte 

ihn jedenfalls vor einer Schlägerei bewahrt, die bestimmt nicht 
zu seinen Gunsten ausgegangen wäre. 

Mit einem kurzen: „Danke, Mister!“ verließ er den Saloon 

und traf auf der Straße Steve Collins. 

„Wer ist das?“ fragte Joe. 
„Das weiß niemand“, erwiderte Steve. „Seit einer Woche hat 

er sich dort eingemietet. Er nennt sich Lafitte. Ich halte ihn für 
einen Viehhändler.“ 

„Für einen Viehhändler?“ wiederholte Joe gedehnt. „Dafür 

macht er einen viel zu feinen Eindruck. Ich würde ihn eher für 
einen Berufsspieler halten.“ 

„Nein, nein, das ist er bestimmt nicht. Er rührt keine Karten 

an“, fuhr Steve Collins fort. „Ich tippe auf Viehhändler, weil er 
vorgestern mit Mr. Orton verhandelte und ich zufällig im 
Saloon das Gespräch hören konnte. Es ging um eine kleine 
Herde von Hereford-Rindern, die er Mr. Orton anbot.“ 

Joe lächelte. „Hör zu, Steve, da mußt du dich verhört haben. 

Du weißt, daß niemand als wir in dieser Gegend Hereford-
Rinder besitzt. Mein Vater hat sie eingeführt, und sie stehen 
auf unseren Bergweiden. Orton wollte sie von uns kaufen.“ 

Steve Collins hob die Schultern. „Ich kann nur sagen, was ich 

hörte. Fahre doch bei Orton vorbei und frage ihn.“ 

Joe fiel plötzlich die Abmachung des Vaters mit Indianer-Bill 

ein, und dabei stieg Unruhe in ihm auf. Warum war der 
Mischling nicht gekommen? Na, das würde Hoss schon 
erfahren. Bill trank oftmals einen über den Durst, und es war 
auch schon vorgekommen, daß er sich tagelang in den Saloons 
der Umgebung herumtrieb. Vielleicht war er gar nicht bis zur 
Ponderosa gekommen, sondern unterwegs irgendwo 
hängengeblieben. 

„Sag, hast du Indianer-Bill nicht gesehen?“ 
Steve Collins verneinte. „Ich denke, er ist euer Wachmann.“ 

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„Ja, das ist er. Ich frage nur, weil er sich schon vor einer 

Woche auf der Ponderosa melden sollte. Du weißt, er trinkt 
gerne einen.“ Joe reichte Steve Collins die Hand. „Wegen der 
Rinder werde ich mal bei Orton vorbeifahren.“ 

Die Ranch Ortons lag in der Ebene nördlich von Virginia 

City. Joe mußte durch die Stadt, und dann waren es noch gut 
zwei Meilen. 

Als Joe den Wagen in den Hof fuhr, kam ihm Mr. Orton 

bereits entgegen. 

Der Rancher war ein hochgewachsener Mann mit vollem 

grauem Haar. Mit den Cartwrights pflegte er seit Jahren gute 
Freundschaft. Er begrüßte Joe herzlich und bat ihn ins Haus. 
Bald darauf tauchte auch Cora, die Tochter des Hauses, auf. 
Joe wurde mit Tee bewirtet. 

„Ich wollte eigentlich nur kurz mal ‘reinsehen“, sagte Joe. 
„Nichts da“, wehrte Cora ab. „Du wirst dir auch noch mein 

neues Pferd ansehen. Pa hat es mir zum Geburtstag 
geschenkt.“ 

Joe rutschte unruhig auf seinem Stuhl herum. „Du hattest 

Geburtstag?“ 

„Ja, gestern“, lachte Cora. Sie war ein hübsches blondes 

Mädchen mit blauen Augen. Joe fühlte sich immer etwas 
verwirrt in ihrer Gegenwart. Cora war sehr temperamentvoll, 
und sie machte gar kein Hehl daraus, daß sie Joe gut leiden 
mochte. Aber gerade das war es, was Joe so verwirrt machte. 
Er mußte immer an Hoss denken, der ihm erklärt hatte, Cora 
lege es darauf an, ihn als Ehemann einzufangen. 

„Ja, sag mal, willst du mir denn nicht gratulieren?“ fragte 

Cora. „Das kann man auch noch nachträglich.“ 

„Natürlich!“ Joe stand auf und reichte ihr die Hand. „Alles 

Gute!“ Dann drehte er verlegen seinen Hut in der Hand. 

„Und?“ fragte Cora. Sie hielt ihm die Wange hin. „Wo bleibt 

der Geburtstagskuß?“ 

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Joe warf Mr. Orton einen hilflosen Blick zu, dabei errötete er 

bis unter die Haarwurzeln. 

Orton lachte. „He, Joe, du bist doch sonst nicht so 

schüchtern.“ 

Da sich Joe aber nicht rührte, trat Cora auf ihn zu und gab 

ihm einen Kuß. Der Erfolg war, daß sich Joe vor Verlegenheit 
vier Löffel Zucker in den Tee tat und dann aus Mr. Ortons 
Tasse trank. 

Cora lachte, und Joe ärgerte sich. Er ärgerte sich vor allem 

über seinen Bruder Hoss. An seiner Unsicherheit trug nur Hoss 
die Schuld. Der Dicke hatte ihm mehr als einmal erklärt, wenn 
er Cora küsse, könne er sich gleich als ihren Verlobten 
betrachten. Diese feinen Mädchen waren immer so. Joe war 
dadurch kopfscheu geworden, und das äußerte sich in 
Verlegenheit. Bei den anderen Mädchen in Virginia City 
kannte er dieses Gefühl nicht. Nachdem er nach dem Tee auf 
der Koppel das Geburtstagsgeschenk, einen herrlichen 
Apfelschimmel, bewundert und geritten hatte, kam er endlich 
auf die Hereford-Rinder zu sprechen. 

„Ja, das ist richtig, ich habe eine kleine Herde gekauft“, 

erklärte Mr. Orton. „Ich war ganz überrascht, als man sie mir 
anbot, denn dein Vater sagte mir doch, nur ihr befaßtet euch 
mit der Zucht dieser Rasse.“ 

„Das stimmt auch, Mr. Orton“, erwiderte Joe. „Es würde 

meinen Vater bestimmt interessieren, woher diese Rinder 
stammen. Hier gibt es außer uns weit und breit keinen 
Züchter.“ 

Orton ging zu einem Sekretär und kam mit einem 

Schriftstück zurück. „Hier ist der Kaufvertrag. Der Verkäufer 
ist ein gewisser Mr. Lafitte. Ich zahlte für die Herde 
viertausend Golddollar, und das ist nicht zuviel, denn die Tiere 
sind in erstklassigem Zustand. Alles Jungtiere und Kälber.“ 

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Joe erhob sich. „Dann werde ich das meinem Vater sagen. 

Der Vorvertrag zum Kauf unserer Rinder ist damit wohl 
hinfällig geworden.“ 

„Ja, tut mir leid“, nickte Orton. „Ich werde aber mit deinem 

Vater noch selbst darüber sprechen.“ 

Nicht sehr zufrieden, schwang sich Joe auf den Wagen. Zum 

Teufel, hier stimmte etwas nicht. Er trieb das Pferd zu einer 
schnelleren Gangart an. Wie kam dieser Lafitte zu der Herde? 
Unwillkürlich kam ihm der Gedanke, die ganze Sache habe 
etwas mit dem Ausbleiben Indianer-Bills zu tun. Eine Herde 
Rinder konnte nicht durch die Luft fliegen. Sollte Indianer-Bill 
die Tiere an diesen Lafitte verkauft haben? Vielleicht hatte er 
sich mit dem Geld aus dem Staube gemacht. Nein, das war 
unmöglich. Indianer-Bill arbeitete seit zwanzig Jahren für die 
Ponderosa. Trotzdem blieb in Joe die Vorstellung, es könne 
sich bei dem Verkauf nur um die Herde seines Vaters handeln. 

Auf der Ponderosa wurde er schon von Hop Sing erwartet. 
„Sie kommen sehl spät, Mistel Joe“, empfing ihn der Koch. 

„Was soll ich kochen, wenn keine Plodukte. Ich wollte kochen 
Bohnen mit Speck, und ich nicht habe Bohnen und nicht habe 
Speck.“ 

„Dann blat dil einen Stolch“, knurrte Joe. 
„Oh, Mistel Joe böse, wenn splechen wie Hop Sing“, 

antwortete der Chinese. „Bitte, wo ist Stolch? Ich ihn blaten.“ 
Er nahm die Säcke vom Wagen und verschwand murrend in 
der Küche. 

„Ja, du kommst aber wirklich spät“, empfing ihn Ben 

Cartwright, der in die Tür getreten war. „War etwas los?“ 

Joe ging mit dem Vater ins Haus und ließ sich in einem 

Sessel nieder. 

„Also?“ forschte Ben Cartwright. „Ärger gehabt? – Das sehe 

ich dir an.“ 

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„Nein, nicht direkt Ärger, Pa“, antwortete Joe. „Das ist alles 

so sonderbar. – Sag, wer züchtet in unserer Gegend noch 
Hereford-Rinder?“ 

„Niemand! – Ich denke, du weißt das.“ 
Joe nickte. „Eben! – Und darum geht es.“ Er erklärte, was er 

von Orton erfahren hatte. 

„Unmöglich, Junge!“ Ben Cartwright schüttelte den Kopf. 
„Aber ich sage es doch, Pa! – Orton hat eine Herde Jungtiere 

gekauft. Ich habe den Kaufvertrag gesehen. Steve Collins 
brachte mich darauf. Er hat die Verhandlung zwischen Orton 
und diesem Lafitte im Saloon angehört. Ich bin natürlich sofort 
zu Orton gefahren, um mich zu überzeugen.“ 

Ben Cartwright war in seinen Schreibtischsessel gesunken. Er 

überlegte eine Weile. Dann sah er seinen Sohn kopfschüttelnd 
an. „Junge, da stimmt etwas nicht! – Du, es mag blödsinnig 
klingen, aber bei der Herde handelt es sich um unsere Rinder. 
Das ist mir jetzt schon klar. Auf den Weideplätzen muß etwas 
passiert sein, und deshalb ist auch Indianer-Bill nicht 
gekommen.“ 

„Das wird Hoss ja feststellen.“ 
Ben Cartwright erhob sich und ging mit langen Schritten 

durch den Raum. 

„Und wo wohnt dieser Lafitte?“ 
„Seit einer Woche im Saloon-Hotel, sagte mir Steve Collins. 

Willst du mit ihm sprechen?“ 

„Das überlege ich gerade.“ 
„Am besten wäre es doch, wenn wir Hoss’ Rückkehr 

abwarteten oder selbst zu den Weiden ritten, um uns vom 
Vorhandensein der Jungtiere zu überzeugen.“ Joe hob die 
Schultern. „Ich richte mich natürlich nach dir.“ 

„Dieser Lafitte muß auf jeden Fall einen Vertrag über den 

Ankauf der Tiere besitzen“, überlegte Ben Cartwright. „Sonst 
hätte ihm Orton die Herde bestimmt nicht abgenommen.“ 

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„Und wenn er das nicht hat?“ 
„Der Verkauf an Orton wäre sofort hinfällig. Dieser Lafitte 

muß immer nachweisen können, woher er die Tiere hat. 
Angenommen, es handelte sich um unsere Tiere und er hätte 
sie gestohlen, säße er bestimmt nicht mehr im Saloon-Hotel. 
Das leuchtet dir doch ein.“ 

„Schon“, nickte Joe. „Was schlägst du also vor?“ 
„Ich werde mit Lafitte sprechen“, sagte Ben Cartwright. „Wir 

werden aber noch bis zum Abend warten. Vielleicht läßt Hoss 
etwas von sich hören.“ 

„Aber, Pa, das ist doch unmöglich“, erwiderte Joe. „Wenn 

sich Hoss beeilte, hat er um diese Zeit erst die Weideplätze 
erreicht.“ 

„…und kann Indianer-Bill sofort losschicken“, ergänzte der 

Vater. „Das war so ausgemacht.“ 

Bis zum Abend war aber keine Nachricht von Hoss 

eingetroffen. 

So machten sich nach dem Abendessen Ben Cartwright und 

Joe auf, um Klärung in diese ominöse Angelegenheit zu 
bringen. 

Im Saloon-Hotel war um diese Zeit Hochbetrieb. Der 

Besitzer wunderte sich, die Cartwrights zu sehen. Es war 
selten, daß sich Ben Cartwright zu dieser Stunde hier sehen 
ließ. 

Joe und sein Vater nahmen an einem Tisch Platz, und sofort 

war der Besitzer des Saloons bei ihnen, um sich nach ihren 
Wünschen zu erkundigen. 

„Nur einen kleinen Whisky“, meinte Ben Cartwright. „Du 

weißt, meine Leber ist nicht ganz in Ordnung. Dafür kannst du 
aber Joe einen großen bringen.“ 

„Danke, Pa!“ 

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„Was ist mit diesem Lafitte, der seit einer Woche bei dir 

wohnt?“ forschte Ben Cartwright. „Kann man mit dem Mann 
mal sprechen?“ 

Der Besitzer zog ein Gesicht. „Weißt du, ihm sähe ich viel 

lieber auf den Rücken. Der Kerl ist undurchsichtig, und ich 
weiß nicht, was ich von ihm halten soll. Er hat einige Kerle bei 
sich, die mir gar nicht gefallen.“ 

Joe hätte jetzt sagen können, er kenne diese Burschen, aber er 

schwieg. Seinen Zusammenstoß mit den Kerlen hatte er dem 
Vater natürlich verschwiegen. 

„Er sitzt drüben am Tisch“, fuhr der Wirt fort. „Wenn du mit 

ihm sprechen willst, sage ich ihm Bescheid.“ 

„Tue das!“ 
Ben Cartwright beobachtete, wie der Wirt seinen Auftrag 

ausrichtete. Lafitte sah zu ihnen herüber und erhob sich. 
Sekunden später trat er an den Tisch. 

„Sie wollten mich sprechen?“ 
Ben Cartwright musterte den hochgewachsenen Mann in dem 

schwarzen Reitanzug. Sein schwarzes Haar war sorgfältig 
gescheitelt. Auf seinem ebenmäßigen Gesicht stand ein 
verbindliches Lächeln, die Augen dagegen blieben kalt. 

„Mein Name ist Cartwright! – Bitte, nehmen Sie Platz!“ 
Lafitte setzte sich. „Wir kennen uns von heute morgen“, 

wandte er sich an Joe. „Nehmen Sie es meinen Leuten nicht 
übel. Ihre Späße sind nicht immer in meinem Sinn.“ 

Cartwright warf Joe einen Blick zu. 
„Ja, ich vergaß dir zu erzählen, Pa…“ 
„Schon gut!“ Cartwright wandte sich Lafitte zu. „Vielleicht 

wird es Ihnen komisch erscheinen, aber ich möchte gerne eine 
Auskunft von Ihnen.“ 

„Aber, bitte! – Fragen Sie!“ 
„Sie haben Mr. Orton eine Herde Rinder verkauft“, fuhr 

Cartwright fort. „Und zwar eine besondere Rasse,

 

die nur ich 

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hier in der Umgebung züchte. Ich würde gerne erfahren, wo 
Sie die Rinder kauften.“ Er sah Lafitte an. „Sicher haben Sie 
einen Kaufvertrag.“ 

„Selbstverständlich“, lächelte Lafitte. „Ich habe ihn sogar bei 

mir.“ Er zog seine Brieftasche und nahm das Schriftstück 
heraus. „Bitte, der Vertrag wurde von einem Cliff Miller 
unterzeichnet. Er trat mir die Herde für dreitausend Golddollar 
ab.“ 

Ben Cartwright studierte den Vertrag, der in allen Punkten 

rechtskräftig war. „Und woher hat dieser Miller die Herde?“ 

„Er kaufte sie von einem gewissen Sam Baker oben in den 

Bergen. Diesen Vertrag habe ich mir natürlich auch 
aushändigen lassen, um ganz sicherzugehen.“ Lafitte zog ein 
zweites Schreiben aus der Brieftasche und legte es auf den 
Tisch. 

Das Schreiben trug die Unterschrift Sam Bakers, mit dem 

Vermerk, 3000 Dollar für den Verkauf der Hereford-Rinder 
erhalten zu haben. 

Lachend gab Ben Cartwright die Verträge zurück. „Wissen 

Sie, daß Sie meine Rinder von diesem Miller kauften? Dieser 
Sam Baker verkauft in meinem Auftrag. Zwar wollte ich die 
Tiere eigentlich selbst verkaufen, aber so ist Mr. Orton auch zu 
der Herde gekommen.“ 

„Na, dann ist alles in Ordnung!“ Lafitte erhob sich. „Es hat 

mich gefreut, Sie kennenzulernen.“ 

„Und nehmen Sie meine Neugier nicht übel“, meinte Ben 

Cartwright. „Aber mir war es zu komisch, daß noch jemand 
hier in der Gegend mit Hereford-Rindern handelt.“ 

„Und nehmen Sie mir nicht übel, daß ich tausend Dollar mehr 

verlangte, als ich bezahlte“, lächelte Lafitte. „Geschäft ist 
Geschäft.“ 

„Na, was hältst du von ihm?“ fragte Joe, als sie wieder auf 

den Pferden saßen. 

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Ben Cartwright seufzte. „Tja, was soll man davon halten? – 

Was er sagt, muß stimmen. Er hat die Papiere. Indianer-Bill 
muß mich falsch verstanden haben. Er hat die Tiere auf die 
Ranch Sam Bakers getrieben, und der hat sie diesem Miller 
verkauft.“ 

Joe erzählte nun, was ihm heute morgen passierte. „Das 

waren ganz üble Burschen, Pa. Wäre dieser Lafitte nicht 
dazwischengekommen, hätte die Sache schlimm ausgehen 
können. Ich hätte den Whisky nicht getrunken.“ 

„Stecke deine Nase nicht immer in den Saloon.“ Das war 

alles, was Ben Cartwright dazu zu sagen hatte. Joe sah ihm 
aber an, daß er sich Gedanken machte. Dieser Lafitte schien 
ihm nicht besonders gefallen zu haben. 

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Neue Überraschungen 

 
 
 

Nach ihrem Besuch auf der Baker-Ranch waren Hoss und 
Jerry zur Hütte zurückgekehrt. Bis zum Mittag wollten sie 
noch bleiben, weil sich Hoss noch einmal nach Indianer-Bill 
umsehen wollte. Vielleicht hielt er sich bei dem alten Morgan 
auf. Morgan besaß eine Hütte in der Nähe des Passes. Er war 
mit Indianer-Bill befreundet, und der Mischling begleitete ihn 
oft in die Berge. Morgan kehrte dann stets mit einem 
Ledersäckchen Nuggets zurück, die er im Saloon gegen gute 
Golddollars eintauschte. 

Indianer-Bill verlor nie ein Wort darüber, wo er mit Morgan 

gewesen war. Es stand aber fest, er mußte den Claim des Alten 
kennen. 

Seit vielen Jahren war in dem Gebiet um Virginia City kein 

Gold mehr gefunden worden. Nur der alte Morgan besaß eine 
geheime Schürfstelle. Das war in Virginia City bekannt. So 
ging auch das Gerücht um, der Alte könne, wenn er wolle, 
ganz Virginia City aufkaufen. 

Wenn Morgan davon hörte, lachte er nur und meinte, er sei 

ein alter Mann. Was er noch zum Leben brauche, sei nicht viel. 
Doch das glaubte ihm niemand. Morgan war als geizig 
bekannt, und für viele stand fest, daß er für seinen 
Lebensabend genug Nuggets gehortet hatte. Er hätte sich leicht 
ein schönes Haus in der Nähe der Stadt bauen können, um dort 
den Lebensabend zu verbringen. Statt dessen lebte er mit 
seinem verwilderten Hund in der Hütte an der Paßstraße und 
kam nur in die Stadt, um Nuggets einzutauschen und Einkäufe 
zu erledigen. 

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Viele hatten versucht, Morgan in die Berge zu folgen, um die 

Schürfstelle des Alten zu erkunden. Jedesmal waren sie aber 
von dem Hund entdeckt worden, der von Morgan vermutlich 
darauf dressiert war, geheime Beobachter aufzuspüren. 

Hoss sah sich jedoch in seiner Vermutung getäuscht. Die 

Hütte des alten Morgan war verschlossen. Indianer-Bill war 
also nicht bei ihm. 

So machten sich Hoss und Jerry eine halbe Stunde später auf 

den Weg ins Tal. Kurz vor Dunkelheit trafen sie auf der 
Ponderosa ein. Jerry wollte sich hier verabschieden, doch Hoss 
ließ das nicht zu. 

„Du kannst einige Tage bei uns bleiben“, bot er Jerry an. 

„Mein Vater wird sich bestimmt freuen und mein Bruder 
ebenfalls.“ 

„Natürlich nehme ich dankend an“, antwortete Jerry. „Aber 

ich möchte mich nicht aufdrängen.“ 

Ben Cartwright stand bereits in der Tür, als sie von den 

Pferden stiegen. 

„Ist Indianer-Bill nicht mitgekommen?“ erkundigte er sich 

sofort. 

„Nein, Pa! – Ich habe Bill überhaupt nicht gesehen“, 

erwiderte Hoss und reichte seinem Vater die Hand. „Aber ich 
habe Neuigkeiten für dich, die nicht sehr erfreulich sind.“ 

Cartwright musterte Jerry, und dieser stellte sich mit einer 

leichten Verbeugung vor. „Mein Name ist Cox, Jeremias Cox, 
aber Sie können ruhig Jerry zu mir sagen, Mr. Cartwright.“ 

„Ich traf Jerry in der Hütte an der Quelle“, erklärte Hoss. „Er 

will nach Virginia City, und ich dachte, er könnte vielleicht 
einige Tage bei uns bleiben, bis er dort ein Zimmer gefunden 
hat. Jerry schreibt Geschichten für Zeitungen und will sich hier 
bei uns umsehen.“ 

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„Dann seien Sie mir willkommen, Jerry!“ Ben Cartwright 

reichte ihm die Hand. „Hop Sing wird Ihnen ein Zimmer 
herrichten.“ 

„Ja, ich fül jungen Helln Zimmel hellichten“, echote Hop 

Sing, der plötzlich im Raum stand. „Vielleicht abel elst etwas 
essen? – Ich haben junges Hund mit Leis, plima, plima!“ 

„Er meint natürlich Huhn“, sagte Hoss lachend, und zu Hop 

Sing gewandt, meinte er: „Wir können ganz gut einen Happen 
gebrauchen.“ 

„Sofolt, Mistel Hoss!“ Hop Sing verschwand eilig in der 

Küche, und zehn Minuten später mußte Jerry feststellen, daß 
„Hund mit Leis“ ein ganz vorzügliches Gericht war. 

Inzwischen hatte Hoss dem Vater berichtet, was auf der 

Baker-Ranch geschehen war. 

„Also hat Sam den Vertrag mit diesem Miller unterzeichnet, 

aber keinen Cent bekommen“, stellte Ben Cartwright 
kopfschüttelnd fest. „Das verstehe ich nicht.“ 

„Das Geld sollte auf der Ponderosa dir übergeben werden“, 

erklärte Hoss. „Indianer-Bill ist mit den Männern ins Tal 
geritten.“ 

„Hier war aber niemand.“ 
Hoss hob die Schultern. „Sam Baker bestreitet, das Geld 

bekommen zu haben.“ 

„Davon bin ich sogar überzeugt“, nickte Cartwright. „Nun 

will ich dir mal erzählen, was wir inzwischen 
herausbekommen haben. Joe kam durch einen Zufall darauf.“ 

Hoss hörte sich den Bericht seines Vaters stumm an. Er 

schüttelte immer wieder den Kopf. „Dann hat dieser Mr. 
Lafitte also viertausend Golddollar von Orton für unsere 
Rinder kassiert?“ 

„So ist es“, nickte Ben Cartwright. 

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„Ich will mich nicht einmischen“, sagte Jerry vom Tisch her. 

„Aber würden Sie mir einmal beschreiben, wie dieser Lafitte 
aussieht? Sie haben ihn doch gesehen, nicht wahr?“ 

„Ich habe mit ihm verhandelt“, nickte Cartwright. „Warum 

wollen Sie das wissen?“ 

„Vielleicht kann ich Ihnen später die Antwort darauf geben.“ 
„Nun, er war ziemlich groß, schwarzes Haar…“ 
„…und er trug ein schwarzes Reitjackett mit einer grauen 

Weste“, führte Jerry den Satz weiter. „Sein Revolvergürtel war 
nach mexikanischer Art mit Silberknöpfen verziert. – Na, 
stimmt’s, Mr. Cartwright?“ 

Hoss’ Vater richtete sich unwillkürlich in seinem Sessel auf. 

„Ja, genau! – Woher wissen Sie das?“ 

„Weil Mr. Miller, der die Rinder von Sam Baker auf die 

etwas ungewöhnliche Weise, nämlich unter Druck, kaufte, 
genauso aussieht.“ 

„Ja, Pa, das stimmt“, fiel Hoss ein. „Sam Baker hat ihn uns so 

beschrieben.“ 

Ben Cartwright sah von einem zum anderen. „Und – was 

wollt ihr damit sagen?“ 

Jerry lächelte. „Sehr einfach, Mr. Cartwright. Dieser Lafitte 

ist Miller – oder umgekehrt. Durch die fingierten Verträge ist 
er aber gesichert, und niemand kann ihm einen Betrug 
nachweisen. Außer Sam Baker und Indianer-Bill hat Miller 
niemand gesehen.“ 

„Richtig“, sagte Hoss. „Es gibt gar keinen Mr. Miller.“ 
„Dann wäre dieser Lafitte also ein Betrüger“, stellte 

Cartwright fest. „Sagen Sie, Jerry, wie sind Sie darauf 
gekommen?“ 

„Das weiß ich selbst nicht“, lächelte Jerry. „Ich habe nur 

etwas nachgedacht. Es kann aber gar nicht anders sein, weil die 
Personenbeschreibung übereinstimmt. Um den Kerl zu 

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überführen, brauchen wir jetzt jemanden, der ihn als Miller 
identifiziert. Das wäre Indianer-Bill oder Sam Baker selbst.“ 

„Tja, das ist richtig“, überlegte Ben Cartwright. „In diesem 

Falle könnte der Sheriff sofort eingreifen. – Also, ich bin 
überrascht, Jerry. Ihre Gedanken sind folgerichtig wie bei 
einem Detektiv. Besser könnte es Mr. Pinkerton nicht 
machen.“ 

„Nicht wahr?“ freute sich Hoss. „Er ist überhaupt ein toller 

Kerl.“ 

„Halb so schlimm“, wehrte Jerry bescheiden ab. „Hoss regt 

sich zum Beispiel darüber auf, daß ich keine Revolver trage. 
Ich meine, das ist eine Lebensversicherung, weil niemand auf 
einen Waffenlosen schießt. Er hat es ja nicht nötig, denn von 
ihm droht keine Gefahr.“ 

„Aus diesem Blickwinkel habe ich das Revolvertragen noch 

gar nicht betrachtet“, lachte Ben Cartwright. „Ich muß 
feststellen, Sie sind ein heller Kopf, Jerry.“ 

„Danke, Mr. Cartwright! Ich wünschte, mein Vater könnte 

das hören. Er sagte immer: ,Jeremias, du bist das schwarze 
Schaf in der Familie. Du wirst es zu nichts bringen, weil es dir 
an Beständigkeit mangelt. Jedermann muß einer geregelten 
Arbeit nachgehen.’“ Jerry zog ein Gesicht. „Wenn ich mir das 
nur vorstelle, werde ich gleich müde.“ 

„Ich glaube, Sie übertreiben, Jerry!“ Ben Cartwright sah ihn 

kopfschüttelnd an. „Wissen Sie, ich habe mir in meinem Leben 
ein wenig Menschenkenntnis angeeignet. Sie fahren da bei mir 
gar nicht schlecht. Ich kenne meine Leute.“ 

In diesem Moment betrat Joe den Raum. 
„Das ist mein zweiter Sohn“, stellte Cartwright Joe vor. „Und 

das ist Jerry Cox. Hoss hat ihn in den Bergen aufgelesen. Ich 
glaube, du wirst dich gut mit ihm verstehen. Jerry wird einige 
Tage bei uns bleiben.“ 

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Joe legte seinen Revolvergürtel ab. Dann reichte er Jerry die 

Hand. „Ich heiße Joe.“ Er wandte sich aber sofort an seinen 
Vater, nachdem er auch Hoss begrüßt hatte. „Was ist mit der 
Herde?“ 

„Mr. Lafitte ist ein Gauner. Damit ich dir das aber begreiflich 

machen kann, mußt du dich erst einmal setzen.“ 

Das tat Joe, und Ben Cartwright weihte seinen Jüngsten in die 

Geschichte ein. Joe hörte sich alles stumm an. „Und du bist 
völlig sicher, daß Sam Baker das Geld nicht bekommen hat?“ 

„Darüber besteht gar kein Zweifel, verstehst du?“ Ben 

Cartwright hob die Hand. „Ja, ich weiß, du magst ihn nicht, 
weil er dich immer wie einen kleinen Jungen behandelt.“ 

„Ich weiß vor allem, daß er einen Haufen Schulden hat“, 

erwiderte Joe. „Und was tut ein Mann nicht alles, wenn ihm 
das Messer an der Kehle sitzt. Ich halte Baker nicht für so 
dumm, einen Vertrag zu unterschreiben, wenn er das Geld 
nicht bekommen hat.“ 

„Ach, höre nicht auf ihn, Pa“, fiel Hoss ein. „Sam Baker hat 

das Geld nicht bekommen, dafür lege ich meine Hand ins 
Feuer.“ 

„Davon bin ich auch überzeugt.“ Cartwright sah Jerry an. 

„Sind Sie nicht auch der Meinung?“ 

„Ich bleibe bei meiner Auslegung“, antwortete Jerry. „Lafitte 

ist Miller.“ 

Joe warf ihm einen geringschätzigen Blick zu. „Ich würde da 

nicht so sicher sein. – Ich mache euch aber einen Vorschlag. 
Wir fragen Lafitte, wo wir diesen Miller erreichen können, und 
lassen ihn uns von ihm beschreiben.“ 

„Nicht schlecht!“ Jerry nickte Ben Cartwright zu. „Man 

könnte sehen, wie er darauf reagiert.“ 

Ben Cartwright überlegte eine Weile. „Gut, fragt ihn.“ 
„Jetzt noch?“ fragte Hoss erstaunt. 

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Joe griff nach seinem Revolvergürtel. „Dann bringe du nur 

dein Fett zu Bett. Ich reite in die Stadt und werde ihn irgendwo 
auftreiben.“ 

„Vielleicht darf ich dich begleiten“, sagte Jerry. „Mir tut die 

Abendluft ganz gut, und ich könnte mich gleich mal in 
Virginia City umsehen.“ 

„Dann komme ich auch mit.“ Hoss griff nach seinem Hut und 

legte den Revolvergürtel um. 

„Und du?“ fragte Joe. Er sah Jerry an. 
„Er trägt keinen Gürtel“, erklärte Hoss. „Was sollte ihm in 

Virginia City schon passieren?“ 

„Dafür nehme ich aber mein Banjo mit“, lächelte Jerry. 

„Vielleicht kann ich mir ein paar Dollar verdienen.“ 

Joe zog ein Gesicht, aber er sagte nichts. Man sah ihm an, er 

wäre viel lieber ohne Jerry in die Stadt geritten. 
 
 
Im Saloon-Hotel wurden die Brüder Cartwright und ihr 
Begleiter mit großem Hallo empfangen. 

Es war selten, daß sie sich zu dieser späten Stunde hier sehen 

ließen. 

„He, Joe, was hast du denn da für ein Greenhorn 

mitgebracht? Das will doch nicht etwa Whisky trinken?“ rief 
ein dicker Cowboy. „Ich werde ihm gleich ein Glas Milch 
bestellen.“ 

Der Witz zündete wie eine Bombe. Alles lachte. 
Joe sah, daß auch der Narbige und seine Kumpane an der 

Theke standen. Lafitte saß im Hintergrund mit einigen 
Männern beim Pokerspiel. Er sah nur kurz auf. 

„Ist er das?“ fragte Hoss seinen Bruder. 
„Ja“, antwortete Joe. 
Hoss sah zu dem Tisch hinüber. „Der Kerl gefällt mir nicht.“ 

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„Kümmere dich gefälligst um deinen Jerry“, erwiderte Joe. 

„Ich bin überzeugt, sie werden ein Späßchen mit ihm 
vorhaben.“ 

Das Späßchen sollte auch sehr bald kommen, denn der 

Narbige, mit dem Joe schon seine Erfahrungen gemacht hatte, 
trat Jerry in den Weg. 

„Na, wen haben wir denn da?“ fragte der Narbige freundlich, 

aber mit einem bösen Unterton in der Stimme. 

„Es muß schon ein ausgewachsenes Greenhorn sein, das hier 

ohne Waffen herumläuft.“ 

„Wieso?“ fragte Jerry und schlug einige Saiten auf seinem 

Banjo an. „Ich will niemandem etwas tun. Wozu brauche ich 
da eine Waffe?“ 

Die Männer an der Theke grölten vor Freude. 
Joe und Hoss sahen dem Spiel mit gemischten Gefühlen zu. 
„Wir müssen ihn heraushauen, wenn ihm dieser Kerl etwas 

will“, flüsterte Hoss seinem Bruder zu. „Er ist unser Gast.“ 

„‘ne schöne Flasche hast du dir da angelacht.“ 
„Und wenn dir nun jemand etwas tun will?“ fragte der 

Narbige zur größten Freude aller Anwesenden. „Was tust du 
dann?“ 

„Dann zaubere ich mir zwei Revolver“, erwiderte Jerry zur 

größten Überraschung von Hoss und Joe. 

„Wollen wir uns das mal zeigen lassen?“ fragte der Narbige 

die Umstehenden. 

Die Kerle an der Theke grölten vor Vergnügen. 
„Nur zu“, forderte der Narbige. 
„Schön!“ Jerry hing sein Banjo über die Schulter. „Achte 

bitte auf meine rechte Hand“, forderte er den Narbigen auf. Er 
vollführte mit der Rechten eine Kreisbewegung. 

Der Narbige starrte auf die Hand, während ihm Jerry mit der 

Linken die rechte Waffe aus dem Halfter zog. 

„Und jetzt achte auf meine Linke!“ 

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Das tat der Narbige, und Jerry zog ihm mit der Rechten die 

linke Waffe aus dem Gürtel. 

So sah der Narbige plötzlich zwei Revolver in Jerrys Händen. 

Doch bevor er in den Waffen seine eigenen erkannte, trat 
Lafitte in den Kreis der Umstehenden. 

„Ausgezeichnet, junger Mann!“ 
Jerry reichte dem Narbigen die Waffen zurück. „Und jetzt 

möchte ich Ihnen einige lustige Lieder vorsingen“, wandte er 
sich an die Anwesenden. „Sollte Ihnen mein Vortrag gefallen, 
so sind Ihrer Spendefreudigkeit keine Grenzen gesetzt.“ Er 
legte seinen umgestülpten Hut auf den Tisch. 

Während Jerry mit seinem Vortrag begann, warf ihm Lafitte 

einen Zehndollarschein in den Hut. Die anderen Männer 
folgten seinem Beispiel. 

Hoss und Joe hatten die Szene mit angehaltenem Atem 

verfolgt. 

„Ihr Freund scheint ein Spaßvogel zu sein“, sagte Lafitte zu 

Joe. Er wollte zu seinem Tisch gehen, aber Joe hielt ihn 
zurück. 

„Einen Moment, Mr. Lafitte“, sagte Joe. „Ich möchte mich 

mit Ihnen über diesen Mr. Miller unterhalten. Sie zeigten 
meinem Vater und mir einen Vertrag über den Viehkauf. 
Dieser Mr. Miller hat unseren Beauftragten nicht bezahlt. 
Könnten Sie mir sagen, wo ich ihn erreichen kann?“ 

Lafitte sah ihn überrascht an. „Woher soll ich das wissen? Ich 

kenne diesen Mr. Miller nicht weiter.“ 

„Könnten Sie mir dann sein Aussehen beschreiben?“ 
„Tja, wie sah er aus?“ Lafitte überlegte eine Weile. „Er war 

schwarzhaarig, trug ein ähnlich aussehendes Reitjackett wie 
ich und einen mexikanischen Revolvergürtel.“ 

„So wie Sie?“ fragte Hoss. 
„Ähnlich“, nickte Lafitte. „An weitere Einzelheiten kann ich 

mich nicht erinnern.“ 

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„Unser Beauftragter kommt morgen auf unsere Ranch“, fuhr 

Joe fort. „Er möchte sich noch einmal mit Ihnen über diesen 
Mr. Miller unterhalten. Wäre das möglich?“ 

„Natürlich“, lächelte Lafitte. „Ich wüßte zwar nicht, was ich 

ihm noch sagen könnte, aber bitte.“ 

„Na, siehst du“, wandte sich Joe an seinen Bruder. „Es gibt 

mehr Leute, die ein dunkles Reitjackett und einen 
mexikanischen Revolvergürtel tragen. Er hätte bestimmt nicht 
die Angaben gemacht, wenn er dieser Miller selbst wäre. Dazu 
holen wir morgen Sam Baker auf die Ponderosa, und Lafitte ist 
sogar bereit, mit ihm zu sprechen.“ 

„Du magst recht haben, Joe“, meinte Hoss. „Trotzdem habe 

ich das Gefühl, er macht uns etwas vor. Der Kerl ist so glatt 
wie eine Schlange. Hast du seine Augen gesehen, wie du ihm 
erklärtest, Sam Baker wolle mit ihm sprechen?“ 

„Er hätte von diesem Miller eine ganz andere Beschreibung 

geben können, um uns auf eine falsche Fährte zu führen“, 
erwiderte Joe. 

„Das tat er vielleicht nicht, weil er annimmt, Sam Baker 

könnte uns diesen Mr. Miller beschrieben haben“, folgerte 
Hoss. „Er weiß doch, daß wir mit Baker gesprochen haben. 
Der Kerl ist nur raffiniert, sonst nichts.“ 

„Einer spielt jedenfalls falsch“, sagte Joe. „Lafitte oder Sam 

Baker. Pa ist diesem Baker gegenüber viel zu vertrauensvoll. 
Ich kann mir über die ganze Angelegenheit wirklich kein 
Urteil mehr erlauben.“ 

Inzwischen hatte Jerry seine musikalische Darbietung 

beendet. Er bekam großen Beifall und kam freudestrahlend an 
den Tisch, an dem Joe und Hoss Platz genommen hatten. 

„Du, das mit dem Revolverzaubern war ein tolles Ding“, 

lachte Hoss. „Hast du noch mehr solche Tricks auf Lager?“ 

„Nein, aber Augen im Kopf“, erwiderte Jerry. „Was habt ihr 

Lafitte erzählt?“ 

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Joe erklärte es ihm. 
„Er hat zwei seiner Leute mit einem Auftrag fortgeschickt, 

gleich nachdem er mit euch gesprochen hatte.“ 

Joe sah ihn an. „Und?“ 
„Das habe ich nur festgestellt. Ihr könnt euch ja euren Reim 

darauf machen.“ Jerry hob die Schultern. „Mich geht die Sache 
eigentlich gar nichts an.“ 

„Das alles wird sich sehr schnell klären, wenn wir Lafitte 

Sam Baker gegenüberstellen.“ Joe ging zur Theke und 
bezahlte. Dann winkte er Hoss und Jerry. 

Als sie an der Sheriff-Station vorbeiritten, war das Fenster 

hell erleuchtet. 

Hoss hielt unwillkürlich sein Pferd an. 
„Komm schon“, forderte Joe. „Pa wird schon auf uns 

warten.“ 

„Moment mal“, erwiderte Hoss und betrachtete den flachen 

Einspänner, der vor der Tür der Sheriff-Station stand. Auf ihm 
lag eine mit Decken umhüllte Gestalt. 

Jetzt wurde auch Joe aufmerksam. Er ritt neben seinen 

Bruder. 

In diesem Moment öffnete sich die Tür der Sheriff-Station, 

und Ted Turner, einer der Hilfssheriffs, kam mit mehreren 
Männern heraus. 

„Ist etwas passiert?“ fragte Joe. 
„Ihr kommt wie gerufen“, erwiderte der Hilfssheriff. 
„War Indianer-Bill nicht euer Wachmann auf den 

Bergweiden?“ 

„Ja“, sagte Joe ahnungsvoll. „Warum fragst du?“ 
„Dann steigt mal ab; ihr könnt ihn gleich identifizieren.“ Der 

Hilfssheriff schlug die Decke beiseite. 

Hoss und Joe stiegen von den Pferden und traten an den 

Wagen heran. 

Turner hob eine Stall-Laterne hoch. „Ist er das?“ 

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Die Gestalt, die auf dem Wagen lag, war ohne Zweifel der 

Indianermischling. 

Hoss schluckte. „Ja, Ted, er ist es.“ 
„Wo habt ihr ihn gefunden?“ fragte Joe. 
„In der Nähe der Morgan-Hütte“, erklärte der Hilfssheriff. 

„Er hat drei Schüsse aus einem Neunmillimeter-Colt im 
Rücken. Der Doktor hat das bereits festgestellt. Außerdem hat 
man ihm die Fußsohlen über ein Feuer gehalten.“ 

„Zum Teufel, warum?“ fragte Joe. 
„Da fragst du mich zuviel.“ Ted Turner zog die Decke über 

den Toten. „Offenbar wußte er etwas, was andere von ihm 
erfahren wollten. Da haben sie mit dem Feuer ein wenig 
nachgeholfen. 

Kommt morgen in die Station, dann könnt ihr das 

Erkennungsprotokoll unterschreiben“, forderte der Hilfssheriff. 
„Jedenfalls ist das eine verdammte Schweinerei. Aus unserer 
Gegend war das niemand, darauf nehme ich meinen Eid.“ 

Wortlos stiegen die Cartwrights wieder in den Sattel. 
„Einer weniger, vor dem sich Lafitte fürchten müßte“, sagte 

Jerry. 

„Du bist ziemlich sicher, daß dieser Lafitte auch damit etwas 

zu tun hat“, meinte Joe. 

„Ich bin gespannt, was Pa sagen wird“, fügte Hoss hinzu. 
In der Nacht wachte Hoss plötzlich auf. Irgendein Geräusch 

hatte ihn geweckt. In den ersten Abendstunden schlief er nie 
sehr tief, und das war es wohl, warum er morgens nie aus den 
Federn konnte. 

Hoss richtete sich in seinem Bett auf und lauschte. 
Das Geräusch schien aus der nebenan liegenden Kammer zu 

kommen, und die hatte Hop Sing für Jerry hergerichtet. 
Vermutlich konnte Jerry in dem fremden Bett nicht schlafen. 

Hoss hörte, wie die Tür geöffnet wurde, dann gingen leise 

Schritte über den Korridor an seiner Zimmertür vorbei. Die 

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Treppenstufen der nach unten führenden Treppe knarrten, und 
Hoss hörte sogar, daß die Außentür geöffnet wurde. 

Schnell schlüpfte er aus seinem Bett und trat ans Fenster. 
Draußen war es mondhell. Er konnte den ganzen Hof 

übersehen. 

Ja, es war Jerry, der aus dem Haus kam. 
Hoss trat sofort vom Fenster zurück und stellte sich hinter die 

Gardine. Er mußte feststellen, was Jerry um diese Zeit im Hof 
zu suchen hatte. 

Jerry war vollständig angezogen. Er sah noch einmal zum 

Haus zurück und huschte dann schnell in den Stall. 

Kurze Zeit später führte er seinen Fuchs hinaus. Das Pferd 

war bereits gesattelt. Zu seiner größten Überraschung stellte 
Hoss fest, daß Jerry jetzt einen Revolvergürtel mit zwei 
schweren Colts trug. Er führte das Pferd an der Trense vom 
Hof und schwang sich draußen in den Sattel. Im Galopp 
preschte er in die Nacht hinaus. 

Gedankenvoll kletterte Hoss wieder ins Bett. Er nahm sich 

vor, auf die Rückkehr Jerrys zu warten, war aber dann doch 
eingeschlafen. 

Am nächsten Morgen weckte ihn Hop Sing auf die 

gewöhnliche Weise. 

„Mistel Hoss, Sie bitte sofolt aufstehen“, sagte der Chinese. 

„Kaffee plima, plima! Ich machen zum Flühstück eine gute 
Hafelblei und hintelhel Eiel…“ 

Wie eine Rakete schoß Hoss im Bett hoch, und Hop Sing 

flüchtete eilig zur Tür hinaus, in Erwartung, daß ihm ein 
Stiefel nachgeworfen wurde. 

Von draußen fuhr er fort: „Hop Sing alles lichtig gesagt. 

Flühstück wilklich plima, plima!“ 

So schnell war Hoss noch nie angezogen. Er rasierte sich aber 

nicht, sondern schlich zu der Zimmertür, hinter der Jerry 
schlief. Er öffnete sie vorsichtig und schaute hinein. 

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Jerry schlief friedlich in seinem Bett, als wäre er nie 

fortgewesen. 

Hoss überlegte tatsächlich, ob er das Ganze nicht geträumt 

habe. Er war sich dessen nicht ganz sicher. 

Als er die Tür schließen wollte, wurde Jerry wach. Er hob 

den Kopf und sah Hoss in der Tür stehen. 

„Hallo! Schon Zeit zum Aufstehen?“ Jerry richtete sich in 

seinem Bett auf. 

„Noch Zeit“, lächelte Hoss. „Ich wollte nur mal nach dir 

sehen. Gut geschlafen?“ 

„Wie ein Bär im Winterschlaf“, lächelte Jerry. „Ich bin dir 

wirklich dankbar, daß ich einige Tage bei euch bleiben kann. 
Im Saloon-Hotel hätte ich ein solches Bett nicht bekommen.“ 

Hoss nickte ihm zu und schloß die Tür. 
Draußen überlegte er noch einmal, ob er das alles nicht 

geträumt habe. Wenn es Wirklichkeit gewesen war, wo konnte 
Jerry in der Nacht gewesen sein? Darauf fand er keine 
Antwort. 

Little Joe und der Vater saßen schon beim Frühstück, als 

Hoss herunterkam. 

Bald darauf tauchte auch Jerry auf. „Entschuldigen Sie, Mr. 

Cartwright“, meinte er nach der Begrüßung. „Ich habe so gut 
geschlafen, daß ich überhaupt nicht wach werden konnte. Ich 
werde mich bessern.“ 

„Lassen Sie es gut sein, Jerry“, erwiderte Cartwright. „Ich 

will nur hoffen, daß es Ihnen bei uns gefällt.“ 

Während Hoss aß, mußte er Jerry immer wieder ansehen. Er 

hatte Jerry in der Nacht mit einem Revolvergürtel gesehen. 
Wenn es Tatsache gewesen war, so konnte Jerry die Revolver 
nur in seinem Proviantsack versteckt haben. Aber was 
bedeutete das alles? Hoss sah keinen Sinn in allem, und immer 
wieder drängte sich ihm die Frage auf: Wo war Jerry in dieser 
Nacht gewesen? 

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„Ich habe einen Entschluß gefaßt“, erklärte Ben Cartwright, 

nachdem sie das Frühstück beendet hatten. „Der Tod Indianer-
Bills läßt mir keine Wahl. Ich werde nicht ruhen, bis ich den 
Mann, der ihn umbrachte, gestellt habe.“ 

So kannten Hoss und Joe ihren Vater nicht. Ben Cartwright 

war kein Mann von Gewalttätigkeit, und wenn er eine Fehde 
auszufechten hatte, versuchte er stets, die Lösung auf 
gütlichem Wege zu finden. Diesmal schien es aber anders zu 
sein. 

Cartwright hatte nicht vor, den Sheriff in diese Sache 

hineinzuziehen. 

„Könnt ihr euch erklären, wer etwas aus Indianer-Bill 

herauslocken wollte?“ wandte er sich an seine Söhne. 

„Ja, darüber habe ich auch schon nachgedacht, Pa“, sagte 

Hoss. „Mir ist da ein Gedanke gekommen. Du weißt, daß 
Indianer-Bill den alten Morgan oft in die Berge begleitete. In 
der Stadt sind sie alle der Ansicht, Indianer-Bill wisse, wo 
Morgans Schürfstelle ist. Vermutlich hat das jemand in 
Erfahrung gebracht und Indianer-Bill unter Druck setzen 
wollen.“ 

Ben Cartwright sah auf. „Und wer könnte das sein? – Wir 

wissen, daß Indianer-Bill mit den Leuten von Miller zuletzt 
gesehen worden ist. Angeblich wollte man zur Ponderosa, um 
mir das Geld für die Rinder zu übergeben. Auf diesem Wege 
hat man ihn umgebracht.“ 

„Wir müssen also herausfinden, wer dieser Miller ist und wo 

er sich aufhält“, sagte Little Joe. „Daß Miller mit diesem 
Lafitte identisch ist, steht für mich noch nicht fest. Meine 
Gründe habe ich erklärt.“ 

„Aber nicht mir“, wandte der Vater ein. 
„Er meint, Lafitte hätte eine andere Beschreibung Millers 

geben können“, erläuterte Hoss. „Wenn er wirklich Miller 

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wäre, so würde er niemals sein eigenes Aussehen auch noch 
beschreiben.“ 

„Es sei denn, er glaubt, Sam Baker habe uns bereits eine 

Beschreibung von Miller gegeben“, überlegte Ben Cartwright. 
„In diesem Falle muß er zwangsläufig Miller so beschreiben, 
wie ihn Sam Baker gesehen hat. Sonst würde jeder sofort 
mißtrauisch. Er kann sich also nur selbst beschreiben, wenn er 
dieser Miller ist.“ 

Jerry nickte zustimmend. „Was haben Sie jetzt vor?“ 
„Wir alle reiten zur Baker-Ranch und holen Sam Baker in die 

Stadt, um ihn Lafitte gegenüberzustellen“, erklärte Ben 
Cartwright. „Dann wird sich alles herausstellen, und in diesem 
Falle wissen wir auch, wer Indianer-Bill auf dem Gewissen 
hat. Vielleicht ist es noch früh genug, einen Anschlag auf den 
alten Morgan abzuwenden. Offenbar interessieren sich einige 
Leute für ihn.“ 

Little Joe schob seinen Teller zurück. „In Ordnung, Pa! – 

Kommt, reiten wir sofort los!“ 

„Verzeihen Sie, Mr. Cartwright“, sagte Jerry. „Nehmen Sie 

es mir bitte nicht übel, wenn ich nicht mitkomme. Ich möchte 
mich mal in Virginia City umsehen. Vielleicht kann man mich 
bei der Zeitung gebrauchen.“ 

„Sie können tun und lassen, was Sie wollen, Jerry. Sollten Sie 

beim Virginia Star vorbeigehen, so bestellen Sie Mr. Worman 
einen Gruß. Vielleicht nützt das etwas.“ 

„Danke, Mr. Cartwright! Das werde ich nicht vergessen.“ 
Hoss hatte inzwischen die Pferde auf den Hof geführt. Paiute 

war bereits gesattelt, als die Männer aus dem Haus kamen. 

Ben Cartwright beobachtete, wie Jerry seinem Fuchs den 

Sattel auflegte. Dabei bemerkte er das Brandzeichen auf der 
Kruppe. 

„Sagen Sie, Jerry, wie kommen Sie an ein Armeepferd?“ 

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„Ein Armeepferd?“ fragte Jerry zurück. „Wie kommen Sie 

darauf?“ 

„Der Fuchs trägt als Brandzeichen einen Stern, und das ist 

das Zeichen der Armee.“ 

„Das wußte ich nicht.“ Jerry schüttelte lachend den Kopf. 

„Darum kümmere ich mich nicht. Ich kaufte das Pferd von 
einem armen Teufel, der es mir nahezu aufdrängte. Er nahm 
dafür meinen alten Klepper, und ich zahlte ihm noch etwas 
drauf.“ 

„Hoffentlich bekommen Sie keine Schwierigkeiten. Die 

Armee verkauft im allgemeinen keine Pferde an Zivilisten. 
Haben Sie wenigstens eine Bestätigung für den Kauf?“ 

„Ach, du liebe Güte! Der Kerl konnte bestimmt nicht mal 

schreiben.“ Jerry schwang sich in den Sattel. „Bis dann! – 
Hoffentlich haben Sie bei Sam Baker Erfolg.“ 

Joe sah dem Davonreitenden mit zusammengekniffenen 

Augen nach. „Was hältst du von ihm, Pa? – Ich weiß nicht, mir 
kommt der Kerl komisch vor. Wozu braucht er die 
Bullpeitsche am Sattelknopf?“ 

„Ach, das sind Äußerlichkeiten“, erwiderte Ben Cartwright. 

„Mir scheint er nur etwas leichtsinnig zu sein.“ 

„Weil er keine Revolver trägt?“ 
„Nicht nur deshalb.“ 
Hoss war neben den Vater und Joe getreten. Er mußte daran 

denken, was er in der Nacht beobachtet hatte. Wo war Jerry 
gewesen? Was wußte er überhaupt von ihm? War Jerry 
wirklich der Mann, für den er sich ausgab? Von seinen 
Beobachtungen erzählte er natürlich nichts. 

Zehn Minuten später waren die Cartwrights auf dem Weg zur 

Baker-Ranch. An der Abzweigung nach Virginia City stießen 
sie auf drei Reiter, die aus der Stadt kamen. 

„Moment mal!“ Ben Cartwright hielt sein Pferd an. „Das ist 

doch dieser Jean Lafitte.“ 

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„Ja, stimmt, Pa!“ Little Joe ritt neben den Vater. „Und die 

beiden Kerle kenne ich auch. Sie waren im Saloon-Hotel, als 
mir der Kerl den Whisky aufdrängen wollte.“ 

„Offenbar wollen sie in die Berge“, stellte Ben Cartwright 

fest. „Sollte mich gar nicht wundern, wenn sie das gleiche Ziel 
hätten.“ 

Lafitte hatte mit seinen Leuten bereits den Pfad ins Gebirge 

eingeschlagen, aber da hielt er plötzlich sein Pferd zurück. 

„Sie haben uns bemerkt“, sagte Hoss. „Seht, sie kehren um.“ 
Tatsächlich wendeten die Reiter ihre Pferde und kamen den 

Cartwrights entgegen. 

„Jetzt bin ich gespannt, was er uns sagen wird“, meinte Ben 

Cartwright. Er trieb sein Pferd an, und seine Söhne folgten 
ihm. 

„Hallo, Mr. Cartwright!“ Lafitte zügelte seinen Rappen, der 

erregt zu tänzeln begann. „Ich hörte, Sie haben: 
Schwierigkeiten mit diesem Mr. Miller.“ 

„Er hat meinen Beauftragten nicht bezahlt“, erwiderte Ben 

Cartwright. „Ich möchte wissen, wo ich ihn erreichen kann, 
aber Sie konnten meinem Sohn darüber auch keine Auskunft 
geben. Dreitausend Golddollar sind ‘ne Menge Geld.“ 

„Tut mir furchtbar leid. Sollte ich etwas erfahren, werde ich 

Sie sofort benachrichtigen.“ 

„Und dann ist noch etwas passiert, Mr. Lafitte“, fuhr Ben 

Cartwright fort. „Mein Wachmann, der diesen Miller und seine 
Leute zur Ponderosa begleitete, wurde erschossen 
aufgefunden.“ 

Lafitte schüttelte den Kopf. „Davon weiß ich nichts. Glauben 

Sie, daß dieser Miller…“ 

„Wer es war, ist völlig gleichgültig“, fiel ihm Ben Cartwright 

in die Rede. „Jedenfalls werde ich nicht eher ruhen, bis ich 
diesen Kerl gefunden habe. Ich bin sonst ein recht 
friedliebender Mensch, und das wird Ihnen jeder bestätigen, 

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aber diesmal lasse ich den Sheriff aus dem Spiel. Ich werde 
diesen Kerl finden, und wenn ich ihn in der Hölle suchen 
müßte.“ 

„Ich kann Ihnen dazu nur Erfolg wünschen“, lächelte Lafitte. 

„Wie gesagt, sollte ich etwas von diesem Miller erfahren, 
werde ich Sie sofort benachrichtigen. Mir ist das alles genauso 
unangenehm, aber ich bin schließlich durch die Verträge 
gedeckt.“ 

„Natürlich“, nickte Ben Cartwright. „Ihnen mache ich auch 

keinen Vorwurf. 

So, jetzt wollen wir mal sehen, wie das zündete“, lächelte 

Ben Cartwright, als Lafitte und seine Begleiter davonritten. 

„Was meinst du damit, Pa?“ fragte Joe. 
„Das wirst du bald erfahren.“ 
„Sie reiten in die Stadt zurück“, stellte Hoss fest. 
„Bist du dessen so sicher?“ Cartwright wandte sich an Joe. 

„Hör zu, Junge! – Ich reite mit Hoss weiter ins Gebirge. Du 
bleibst zurück und beobachtest den Weg. Sollte Lafitte mit 
seinen Männern zurückkommen, folgst du uns sofort. Wir 
warten auf dich bei den Eagle Rocks.“ 

„In Ordnung, Pa!“ 
Viel früher als Ben Cartwright erwartet hatte, kam ihnen Joe 

nachgeritten. 

„Sie sind sofort umgekehrt, als wir außer Sichtweite waren“, 

berichtete Joe. „Sie sind direkt hinter uns.“ 

„Wenn sie an der Paßstraße abbiegen, sind sie vor uns auf der 

Baker-Ranch“, überlegte Cartwright. „Wir müssen also den 
direkten Weg durch das Gebirge nehmen, wenn wir vor ihnen 
dort sein wollen.“ 

„Den Weg kenne ich“, sagte Hoss. 
„Das weiß ich“, lächelte der Vater. „Du reitest ihn immer, 

obwohl ich dich gewarnt habe. Ich habe dir nur nie etwas 
gesagt.“ 

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Hoss schluckte nur. 
„So, bitte, zeige uns den Weg!“ forderte Ben Cartwright. 
„Den kenne ich auch“, sagte Joe. „Ich muß dich enttäuschen. 

Nicht nur Hoss reitet ihn, ich auch. Wir sparen wenigstens drei 
Stunden. Lafitte wird ihn kaum kennen.“ 

„Ja, meine Herren Söhne“, lächelte Ben Cartwright. „Dann 

muß ich wohl zugeben, daß ich ihn auch kenne. Ich reite ihn 
nämlich auch.“ 

„Aber, Pa, der ist doch viel zu gefährlich für dich“, erklärte 

Hoss besorgt. „Allein kannst du ihn nicht reiten.“ 

„Ja, das muß ich auch sagen“, stimmte Joe seinem Bruder zu. 

„Das ist unverantwortlich von dir, Pa.“ 

„Wollt ihr eurem alten Vater erklären, was er tun und lassen 

soll?“ Cartwright lachte. „Kommt, Jungs! Dann werde ich euch 
führen.“ 

Bald waren die Reiter mitten im Gebirge. Sie waren 

abgestiegen und führten die Pferde am Zügel. Der Pfad war an 
manchen Stellen nur einen Meter breit. Links von ihnen zog 
sich eine Wand haushoch hinauf, und rechts stürzten die Felsen 
mehrere hundert Meter tief in eine Schlucht. Unten schoß ein 
Gebirgsbach schäumend über die Felsen. 

Weit hinten sah man Virginia City im satten Grün der 

Weiden. 

Ben Cartwright, der seinen Söhnen vorausging, hielt plötzlich 

sein Pferd an. 

Irgendwoher klang Hufschlag durch die Stille der Bergwelt. 
Auch Joe und sein Bruder blieben stehen. 
Cartwright hob den Kopf. „Das ist über uns“, stellte er fest. 
Paiute begann zu schnauben. Offenbar erinnerte er sich an die 

Klapperschlange. Pferde vergessen nichts. Hoss nahm ihn 
scharf an der Trense. 

Über ihnen wurde das Hufgetrappel deutlicher. Jetzt waren 

die Reiter direkt über ihnen. 

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Cartwright hob den Kopf. 
„Vorsicht, Pa!“ brüllte Hoss. 
Hoch in der Wand wurde ein dumpfes Poltern hörbar. 

Steinstaub rieselte herab. Bald waren die Reiter von einer 
weißen Staubwolke eingehüllt. Dann polterten plötzlich 
faustgroße Steinbrocken an ihnen vorbei. 

Die Pferde begannen unruhig zu werden. Paiute war von 

einigen Steinen getroffen worden. Mit großen Augen und 
schnaubenden Nüstern versuchte er, auf die Hinterhand zu 
gehen. Hoss konnte ihn kaum halten. 

Joe kämpfte ebenfalls mit seinem Pferd. 
„Los, weiter!“ brüllte Ben Cartwright. „Wir müssen den 

breiten Pfad erreichen, bevor sich die Steinlawine auslöst. Hier 
sind wir ungeschützt.“ 

Wie gut der Vater den Bergpfad kannte, sollten seine Söhne 

bald feststellen. 

In eine weiße Staubwolke eingehüllt, zerrte Ben Cartwright 

sein Pferd weiter über den Pfad. 

Hoss und Little Joe folgten ihm, die Pferde hart an der 

Trense. Bald wurde der Pfad breiter. Eine Ausbuchtung in der 
Felswand nahm die Reiter auf. Fest preßten sie sich mit ihren 
Pferden an die Felsen. 

Von oben rauschte eine weiße Wolke herab, kleine 

Steinbrocken folgten. Dann schwoll das Poltern an. In eine 
gelbe Staubwolke gehüllt, fielen jetzt schwere Steinbrocken 
über sie hinweg in die Tiefe. Zentnerschwere Steinblöcke 
donnerten an ihnen vorbei. Der schmale Pfad hinter ihnen war 
in eine graue Wolke gehüllt. Dort schlugen die schweren 
Steinblöcke auf und sprangen wie Gummibälle über den Rand 
der Schlucht. 

Das Toben dauerte einige Minuten, dann ließ der Steinschlag 

nach. Bald rieselte nur noch Steinstaub herab. 

Ben Cartwright wischte sich den Schweiß von der Stirn. 

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„Alles klar, Pa?“ rief Hoss. 
„Und ihr?“ fragte Ben Cartwright zurück. 
Es war alles in Ordnung. Hoss und Joe waren nicht getroffen 

worden, aber die Pferde hatten etwas abbekommen. Sie waren 
völlig mit Staub überdeckt, und Paiute mußte von einem 
spitzen Stein getroffen worden sein. Er blutete am Ohr. 

An der Quelle legten die Reiter eine Pause ein. Sie reinigten 

die Pferde, so gut es ging, und Hoss wusch seinem Pferd die 
Wunde aus. 

Ben Cartwright starrte nachdenklich vor sich hin. 
„Was ist, Pa?“ fragte Hoss. „Bist du etwa verletzt?“ 
„Nein, ich überlege nur, wie es möglich war, daß es Lafitte 

und seinen Leuten gelang, uns zu überholen. Sie haben die 
Steinlawine ausgelöst, das steht für mich fest.“ 

„Über uns liegt das Plateau, das von der Paßstraße zu 

erreichen ist“, sagte Joe. „Sie müssen bei den Eagle Rocks 
abgebogen sein, nachdem sie festgestellt haben, daß wir den 
Weg durch das Gebirge einschlugen.“ 

„Dann haben wir keine Zeit zu verlieren. Wer unser Feind ist, 

das wissen wir jetzt. Somit dürfte auch klar sein, wer dieser 
Miller ist.“ Ben Cartwright sah seine Söhne an. „Oder hat noch 
jemand von euch Zweifel?“ 

„Nein, Pa, ich gebe mich geschlagen“, erwiderte Little Joe. 

„Ich hatte Zweifel, das muß ich zugeben. Die Steinlawine kann 
sich nicht von selbst ausgelöst haben, und nur Lafitte und seine 
Leute sind es gewesen.“ 

Auf der Baker-Ranch war alles in Ordnung. Sam Baker war 

erfreut, seinen alten Jugendfreund zu sehen. 

Ben Cartwright ließ sich noch einmal alles genau erklären 

und erfuhr, daß Indianer-Bill die Herde, genau, wie es ihm 
aufgetragen worden war, in die Freikorrals getrieben hatte. 
Von dort brachte er sie aber zur Baker-Ranch, weil, wie er 
Baker erklärte, einige unbekannte Männer aufgetaucht waren, 

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die sich für die Tiere interessierten. Sie hätten sich alles 
angeschaut und seien dann verschwunden. Diese Zeit habe 
Indianer-Bill ausgenutzt, um die Tiere zur Baker-Ranch zu 
treiben. Was dann geschehen sei, habe ihm sicher Hoss 
berichtet. 

„Ja, das hat er“, sagte Ben Cartwright. „Und ich zweifle nicht 

daran, daß du kein Geld bekommen hast. Wir kennen auch 
bereits den Mann, der das alles in die Wege leitete. Dieser 
Mann nannte sich Miller und ist in Wirklichkeit ein gewisser 
Lafitte. Sag, würdest du den Mann, der sich Miller nannte, 
wiedererkennen?“ 

„Aber natürlich“, erklärte Sam Baker. „Ich habe ihn mir ganz 

genau angeschaut. Aber auch Indianer-Bill müßte ihn 
wiedererkennen.“ 

„Indianer-Bill ist tot“, sagte Ben Cartwright. „Du bist also der 

einzige Mensch, der diesen Miller gesehen hat, und deshalb 
komme ich zu dir. Du reitest mit uns jetzt in die Stadt und 
wirst diesem Lafitte gegenübergestellt. Er soll natürlich nichts 
davon merken. Ist er dieser Miller, so brauchst du es nur mir zu 
sagen.“ 

Sam Baker erklärte sich sofort dazu bereit. 
Little Joe war während der Unterredung draußen geblieben, 

um nach Lafitte und seinen Leuten Ausschau zu halten. Ben 
Cartwright war überzeugt, sie würden über kurz oder lang auf 
der Baker-Ranch auftauchen, und damit war sogar eine Gefahr 
für Sam Baker verbunden. Baker war der letzte Zeuge, und 
Lafitte würde alles daransetzen, um ihn, genau wie Indianer-
Bill, auszuschalten. Das durfte nicht geschehen. 

Hoss, der ebenfalls nicht mit ins Haus gekommen war, hockte 

an der Westseite der Ranch auf dem Koppelzaun. Cartwright 
wollte kein Risiko eingehen. 

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Als der Vater mit Sam Baker aus dem Haus kam, schlossen 

sich ihnen Joe und Hoss an. Sie stiegen auf ihre Pferde und 
nahmen Sam Baker in die Mitte. 

„Haltet die Augen offen“, riet Ben Cartwright. „Sollten sich 

die Kerle sehen lassen, dann zögert nicht. Ihr wißt, ich bin 
sonst gegen jede Gewalt, aber Verbrechern kann man nur mit 
drastischen Maßnahmen beikommen.“ 

Sam Baker war sorglos. Er fühlte sich in Begleitung der 

Cartwrights sicher. Es ging auch alles gut, bis sie zu den Eagle 
Rocks kamen. Hier türmten sich die Felsen hoch in den 
Himmel. Von allen Seiten war der Weg, den die Reiter 
nahmen, einzusehen. Wenn etwas geschah, dann konnte es nur 
hier passieren. Eine Verfolgung zu Pferde war in diesem 
Gebiet nicht möglich. 

Die letzte Krümmung war erreicht, dann lag die Straße nach 

Virginia City vor ihnen. 

Ben Cartwright wollte schon aufatmen, aber da fiel direkt 

über ihnen ein Schuß. 

Hoss’ Paiute stieg auf die Hinterhand, denn das Projektil war 

nur haarscharf an seinem Kopf vorbeigesurrt. 

„Von den Pferden!“ Ben Cartwright riß Sam Baker von 

seinem Pferd und zog den Alten hinter einen Steinblock. 

Hoss und Joe sprangen ab, wälzten sich über den Boden, bis 

sie im Schutz eines Felsens lagen. Mehrere Projektile schlugen 
in ihrer Nähe ein. 

Wo saß der hinterhältige Schütze? 
Little Joe suchte mit den Augen die Felsen ab. Er hielt seinen 

Colt schußbereit in der Hand. Zwischen den grauen 
Steinblöcken war nichts zu sehen. 

„Siehst du ihn?“ fragte er Hoss. 
„Die Schüsse sind von links gefallen“, sagte Hoss. Er richtete 

sich etwas auf und deutete auf eine Felsengruppe. „Dort 
müssen die Kerle sitzen.“ 

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Im selben Moment riß ihm ein Projektil den Hut vom Kopf. 
„Ich würde mir einen kleineren Hut anschaffen“, lachte Little 

Joe, obwohl es ihm gar nicht zum Lachen war. Gegen einen 
unsichtbaren Gegner zu kämpfen, war eine riskante Sache. Der 
Kerl hatte sie im Visier, während sie nicht einmal wußten, wo 
er zu suchen war. 

Hoss schnappte nach seinem Hut und setzte ihn wieder auf. 

Der Schreck war ihm in die Glieder gefahren, aber langsam 
kam Wut in ihm auf. 

„Bleibt ruhig, Jungs“, rief ihnen der Vater zu. „Wenn wir in 

Deckung bleiben, können sie uns nichts anhaben.“ 

Hoss hatte jetzt eine Bewegung zwischen den Felsen 

bemerkt. 

„Links, Joe, direkt vor dir, dort hocken sie“, rief er seinem 

Bruder zu. 

„Erkannt“, sagte Joe und rief seinem Vater zu: „Los, macht 

euch davon. Wir wissen, wo sie sind. Wir geben euch 
Feuerschutz.“ 

Während sie den Felsen unter Feuer nahmen, sprangen Ben 

Cartwright und Sam Baker auf und eilten zu den Pferden. Sie 
schwangen sich in den Sattel, aber da fiel ein einzelner Schuß 
aus einer ganz anderen Richtung. 

Sam Baker, der bereits den Fuß im Steigbügel hatte, zuckte 

zusammen, stürzte und blieb mit dem Fuß im Bügel hängen. 
Sein Pferd galoppierte Ben Cartwrights Fuchsstute nach und 
zog seinen Reiter im Steigbügel hängend über den Boden 
hinter sich her. 

Mit angehaltenem Atem hatten Hoss und Joe das 

Mißgeschick verfolgt. 

Von der Felsengruppe aus wurde noch einmal eine 

Feuersalve auf sie abgegeben, dann klang Hufschlag auf, und 
es wurde still. 

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Hoss und Joe blieben noch eine Weile in Deckung und 

lauschten auf den Hufschlag, der sich in der Ferne verlor. 

Als alles still blieb, fingen sie ihre Pferde ein und ritten dem 

Vater nach. 

Ben Cartwright kniete am Boden neben Sam Baker. Er sah 

auf, als seine Söhne neben ihm anhielten. 

„Nun, Pa?“ fragte Little Joe. 
Ben Cartwright stand auf. „Er ist tot“, sagte er mit einem 

tiefen Seufzer. „Aber der Kerl wird dafür büßen, so wahr ich 
Cartwright heiße.“ 

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Jerry Cox macht von sich reden 

 
 
 

Als die Cartwrights nach Hause kamen, war Jerry bereits aus 
der Stadt zurück. Er saß auf dem Sofa im Wohnzimmer und 
spielte auf seinem Banjo. 

Neben ihm stand Hop Sing, hatte die Fingerspitzen 

aneinandergelegt und lauschte der musikalischen Darbietung 
mit geschlossenen Augen. 

„Mistel Jelly spielen wundelschön!“ Hop Sing nickte Ben 

Cartwright zu. „Abel ich jetzt blingen sofolt das Essen.“ Damit 
verschwand er eilig in der Küche. 

Jerry legte sofort das Banjo beiseite. „Sie sehen nicht sehr 

zufrieden aus, Mr. Cartwright. Hatten Sie Ärger?“ 

„Sam Baker ist tot.“ Ben Cartwright hing seinen 

Revolvergürtel an den Haken. „Ihre Darstellung über Lafitte 
und diesen ominösen Mr. Miller stimmt genau. Der 
Drahtzieher ist Lafitte, dessen bin ich jetzt ganz sicher. Er ist 
auch verantwortlich für den Tod von Indianer-Bill und Sam 
Baker, und es hätte nicht viel gefehlt, so wären auch wir in den 
Bergen einem Anschlag von ihm zum Opfer gefallen.“ Er 
erzählte, was geschehen war, und Jerry hörte stumm zu. 

„Aber beweisen können Sie ihm nichts.“ Jerry ging mit 

großen Schritten durch den Raum. Er machte in diesem 
Augenblick gar nicht mehr den Eindruck des liebenswerten 
und fröhlichen großen Jungen. Er hatte plötzlich einen harten 
Zug um den Mund. 

„Ich tat Sam Baker unrecht“, sagte Joe. „Wie konnte ich nur 

einen Augenblick daran glauben, daß er uns betrügen würde.“ 

„Daran habe ich nie geglaubt“, warf Hoss ein. „Aber was 

sollen wir jetzt tun, Pa?“ 

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„Ihr werdet euch um Lafitte kümmern“, antwortete Ben 

Cartwright. „Der Kerl hat hier in Virginia City noch andere 
Dinge vor, sonst hätte er sich längst aus dem Staube gemacht.“ 

Jerry hielt in seiner Wanderung inne. „Das dürfte gefährlich 

werden, Mr. Cartwright. Wenn diese Burschen merken, daß sie 
beobachtet werden, nehmen sie keine Rücksicht.“ 

„Das will ich auch nicht. Ich möchte ihn sogar aus der 

Reserve locken.“ Ben Cartwright wandte sich an seine Söhne. 
„Ihr habt ab heute auf der Ponderosa nichts mehr zu tun. Teilt 
dem Vormann eure Arbeitseinteilung für die Leute mit. Er soll 
sich um alles kümmern.“ 

Hoss sah seinen Bruder fragend an, um sich dann dem Vater 

zuzuwenden: „Und was sollen wir tun?“ 

„Ihr haltet euch zu jeder Stunde im Saloon-Hotel auf“, 

erklärte Cartwright. „Schaut mich nicht so dumm an. Ja, ich 
wollte nie, daß ihr euch dort herumtreibt, aber jetzt will ich es. 
Es ist sogar ein Befehl. Ich will über jeden Schritt, den Lafitte 
unternimmt, Bericht haben.“ Er ging zum Schreibtisch und 
nahm einige Dollarscheine aus der Geldkassette. „Hier, das 
reicht vorerst, aber betrinkt euch nicht.“ 

„Wenn Sie erlauben, werde ich mich Ihren Söhnen 

anschließen“, sagte Jerry. „Sechs Augen sehen mehr als vier.“ 

Nach dem Abendessen ritten Jerry und die Brüder in die 

Stadt. 

„Wer mir gestern noch gesagt hätte, Pa würde uns jemals 

zum reinen Vergnügen nach Virginia City schicken, den hätte 
ich glatt für verrückt erklärt“, lachte Joe. „Das hätte ich mir 
niemals träumen lassen.“ 

„Es wird kein reines Vergnügen“, meinte Jerry. „Merkt euch 

eines, dieser Lafitte ist mit allen Wassern gewaschen. Wenn er 
euch jetzt dort sieht, weiß er genau, was gespielt wird.“ 

Im Saloon war Hochbetrieb. Jerry hatte diesmal seine 

Bullpeitsche in die Schlaufe des Gürtels gehängt. Er nahm 

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sofort sein Banjo von der Schulter und schlug einige Akkorde 
an. 

„Ja, spiel einen“, forderte ein langer Cowboy. „Los, wir 

wollen etwas hören!“ 

Da auch von anderen Seiten Zurufe kamen, hob Jerry die 

Hand. „Ich singe jetzt das Lied vom Sheriff Bum“, verkündete 
er. „Und alle wiederholen stets die letzte Zeile,

 

klar?“ 

Der Saal brüllte Zustimmung. 
Jerry stellte den rechten Fuß auf einen Stuhl und begann: 
„Wer wiegt sich in den Hüften stolz und trägt zwei schwere 

Western-Colts? Wer hält sich für den schönsten Mann der 
Welt? Wer zwickt die Mädchen irgendwo und lacht dazu noch 
schadenfroh? Wer fühlt sich überall als echter Frauenheld? Das 
ist der Sheriff Bum!“ 

Und der Saal wiederholte: „Das ist der Sheriff Bum!“ Jerry 

sang weiter: 

 
„Wer schießt nur Löcher in die Luft? 
Wer trägt die schönste Western-Kluft? 
Wer hält ‘nen Gauner für den Herrn Pastor? 
Wer liebt die rote Lilly so 
und geht bei jedem Kuß k. o.? 
Wer singt im Kirchenchor so falsch Tenor? 
Das ist der Sheriff Bum!“ 
 
Diesmal konnte der Saal die letzte Zeile nicht wiederholen. In 

der Tür standen drei Gestalten, denen man schon von weitem 
ansah, daß sie Streit suchten. Einer von ihnen hatte seinen Colt 
gezogen und in die Luft gefeuert. 

Joe und Hoss sahen, wie einer der Kerle langsam auf Jerry 

zutrat. 

Jerry sah ihm gelassen entgegen. 

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„Verschwinde mit deiner Niggerfiedel, Viehtreiber“, 

herrschte er Jerry an. „Wir wollen in aller Ruhe ein Spielchen 
machen und können keinen Krach gebrauchen.“ Er sah die 
Bullpeitsche am Gürtel. „Verstehst du damit umzugehen?“ 

„Ich denke schon“, antwortete Jerry. 
„Dann kommt herbei, Leute“, wandte sich der Kerl an den 

Saal. „Ihr werdet jetzt ein Schauspiel erleben. Dieses 
Milchgesicht wird mir mit der Bullpeitsche eine Zigarette aus 
dem Mund schlagen. Gelingt ihm das, ohne mir auch nur ein 
Barthaar zu berühren, habe ich eine Flasche Gin verloren. 
Trifft er mich aber, werde ich ihm beide Ohren mit Löchern 
verzieren.“ Er sah Jerry an. „Hast du gehört, was ich sagte?“ 

„Ich bin doch nicht taub“, lachte Jerry. Er nahm die 

Bullpeitsche vom Gürtel und ließ den zwei Meter langen 
Riemen über den Boden schnellen. „Ich bin bereit.“ 

Der Kerl sah ihn überrascht an. Er hatte nicht erwartet, daß 

Jerry seinen Vorschlag annehmen würde. Während er ihn mit 
finsterer Miene betrachtete, drehte er sich eine Zigarette und 
steckte sie in den Mund. Seine beiden Kumpane grinsten. 

„Fertig?“ fragte Jerry. 
Der Kerl nahm vor ihm Aufstellung und nickte. 
Hoss und Joe hielten die Luft an. 
Mit einem scharfen Pfeifen schnellte das Leder durch die 

Luft, und der Kerl hatte von der Zigarette nur noch einen 
winzigen Stummel im Mund. 

Der ganze Saal brüllte vor Begeisterung. 
„So, jetzt warte ich nur noch auf die Flasche Gin“, sagte 

Jerry. 

„War doch nur ein Scherz, Milchgesicht“, lachte der Kerl. Er 

wollte sich mit seinen Kumpanen an einem Tisch niederlassen, 
doch da schwirrte das Leder der Bullpeitsche zum zweiten 
Male durch die Luft. Es schlang sich um die Beine des Mannes 

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und riß ihn zu Boden. Der Kerl war so verblüfft, daß er mit 
offenem Munde liegenblieb. 

Seine Begleiter wollten zu den Waffen greifen, aber da hatten 

Joe und sein Bruder bereits die Colts in den Händen. 

„Laßt die Kanonen stecken“, sagte Hoss. „Wenn hier etwas 

ausgemacht wurde, so wird das auch gehalten. Unser Freund 
bekommt die Flasche Gin.“ 

„Gib ihm die Flasche“, sagte eine Stimme in die Stille. 
In der Tür des Saloons stand Lafitte. Er trat langsam näher 

und blieb vor Jerry und den Cartwrights stehen. „Ein nettes 
dreiblättriges Kleeblatt“, lachte er. „Steckt eure Revolver ein 
und wickele meinen Mann aus dem Leder. Ihr bekommt die 
Flasche Gin.“ 

„Es geht uns nicht so sehr um die Flasche wie um die 

Abmachung“, sagte Jerry. „Hätte ich verloren, wären meine 
hübschen Öhrchen jetzt mit zwei Löchern versehen.“ Er 
lockerte das Leder und rollte die Peitsche zusammen. 

Der Kerl erhob sich vom Boden, ging zur Theke und kam mit 

einer Flasche Gin zurück. Stumm hielt er sie Jerry hin. 

„Hoffentlich ist sie auch bezahlt“, meinte dieser. 
Der Kerl sah ihn nur wütend an und ging zum Tisch seiner 

Begleiter. 

Lafitte musterte Jerry. „Sie tragen keine Revolver“, sagte er 

amüsiert. „Ich habe es gestern schon bemerkt. Warum nicht?“ 

„Nicht, weil ich nicht damit umgehen könnte“, lächelte Jerry. 

„Das scheint gar nicht so schwer zu sein. Man zielt und drückt 
einfach ab. Ich stelle mir das jedenfalls so vor.“ 

„Na, dann versuchen Sie es doch mal.“ Lafitte zog einen 

Revolver aus dem Halfter und reichte ihn Jerry. „Sehen Sie 
dort oben die Verzierung über dem Regal?“ 

„Ja, es ist eine Krone mit fünf Kugeln auf den Zacken.“ 
„Wenn Sie mir eine Kugel herunterschießen, bekommen Sie 

eine weitere Flasche Gin.“ 

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Jerry wog den Colt in der Hand. 
„Etwas schwer“, lächelte er, hob die Waffe, und der Schuß 

löste sich. 

Alle fünf Kugeln befanden sich noch an der Krone. 
Lafitte nahm ihm den Revolver aus der Hand. „Das macht 

man so!“ 

Er schoß, und die Krone hatte eine Kugel weniger. 
„Alle Achtung, Mr. Lafitte“, staunte Jerry. „Vielleicht 

probiere ich es noch mal. Ich glaube, ich weiß jetzt, wie man 
es macht.“ 

„Soll ich für meinen Freund schießen?“ fragte Little Joe, der 

nicht wollte, daß sich Jerry blamierte. 

„Nein, laß mich nur“, wehrte dieser ab. Er nahm den 

Revolver, den ihm Lafitte lächelnd reichte, und ohne richtig zu 
visieren, gab er schnell hintereinander zwei Schüsse ab. 

Oben an der Krone zerfetzten zwei Holzkugeln. 
Die Umstehenden johlten, und Hoss blieb vor Überraschung 

der Mund offen. Er sah Little Joe an, der noch immer zur 
Krone hinaufstarrte, als könne er nicht glauben, was er gesehen 
habe. 

Lafittes Lächeln wurde sauer. „Das war nicht schlecht.“ 
„Ich glaube, es gelingt mir sogar noch einmal.“ Jerry visierte 

die beiden letzten Kugeln kurz an, und wieder krachten zwei 
Schüsse. 

Auch diesmal zerfetzten die Holzkugeln. Die Krone war jetzt 

ihrer Zierde beraubt. 

„Na, was sagte ich“, triumphierte Jerry und reichte Lafitte 

den Revolver zurück. „Man müßte nur ein wenig damit üben. 
Ich glaube, ich könnte es bald noch besser.“ 

Für Joe war jetzt alles klar. Das konnte kein Zufall sein. 

Schon mit der Bullpeitsche hatte Jerry bewiesen, daß er ihnen 
etwas vormachte. Die Handhabung der schweren Peitsche 
erforderte eine lange Übung. Er sah seinem Bruder an, daß sich 

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dieser mit den gleichen Gedanken beschäftigte. Wer war dieser 
Jerry? 

Lafitte steckte den Revolver ins Halfter und ließ sich an der 

Theke eine Flasche Gin geben. Er kam damit zurück. „Hier, 
Ihre Prämie! – Für einen Mann, der nie einen Revolver in der 
Hand hatte, schießen Sie aber ausgezeichnet.“ Der Blick, mit 
dem er Jerry dabei ansah, ließ alles offen. 

Kurze Zeit später verließ Lafitte mit seinen Leuten das Lokal. 
„Was machen wir nur mit dem vielen Gin?“ fragte Jerry, der 

sich mit Hoss und Little Joe an einem Tisch niedergelassen 
hatte. „Wißt ihr, ich habe gar nicht gewußt, daß ich ein so 
guter Schütze bin.“ 

Hoss holte tief Luft. „Paß mal auf, du Himmelhund“, sagte er 

mit Betonung. „Du willst uns doch wohl nicht einreden, daß du 
nie einen Revolver in der Hand hattest.“ 

„Ja“, nickte Little Joe. „Das kannst du deiner Großmutter 

weismachen.“ Er stand auf. „Ich kümmere mich jetzt um 
Lafitte. Wir haben es Pa versprochen. Er will wissen, was der 
Kerl treibt.“ 

Jerry zog ihn auf den Stuhl zurück. „Das wäre grundfalsch. 

Er wartet nur darauf. Ihr, die Cartwrights, seid hier in Virginia 
City seine einzigen Feinde. Das weiß er ganz genau, und er 
wird versuchen, euch auszuschalten. Ihr habt nur eine einzige 
Chance, die Zeit für euch handeln zu lassen.“ 

„Und wie sollen wir das verstehen?“ 
„Abwarten“, erklärte Jerry. „Kommt, ich zeige euch, was 

passiert wäre, wenn Joe sich um Lafitte gekümmert hätte.“ 

Kurze Zeit später schwangen sich die Freunde auf die Pferde 

und folgten Jerry, der gleich nach der Stadt abbog und auf eine 
Felsengruppe zuritt. Von dort aus konnte man die ganze 
Umgebung überblicken und vor allem den Hauptweg, der aus 
der Stadt führte, einsehen. 

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„Um Lafitte zu folgen, hättest du den Hauptweg nehmen 

müssen“, erklärte Jerry. „Auch jetzt glauben sie, wir würden 
ihn benutzen.“ 

Jerry ritt weiter und deutete auf zwei Pferde, die zwischen 

den Felsblöcken versteckt waren. 

„Ihre Reiter sitzen oben in den Felsen und warten auf uns“, 

fuhr Jerry fort. „Kommt, wir wollen uns die Kerle mal 
ansehen!“ 

Sie stiegen von den Pferden, führten sie hinter eine Felswand 

und folgten Jerry, der über die Felsen nach oben kletterte. 

Hier im Freien herrschte ein fahles Dämmerlicht. Die Nacht 

war sternenklar und mondhell. 

Bald hatten sie eine Felsmulde erreicht, und schon klangen 

Stimmen an ihr Ohr. 

Zwei Kerle hockten auf einem Felsvorsprung, die Gewehre 

schußbereit in den Händen. Direkt unter ihnen lag der 
Hauptweg. 

„Sie müßten längst hier sein“, sagte einer der Männer, und 

seine Stimme schallte zu den Freunden herüber. „Ich sah, wie 
sie auf die Pferde stiegen.“ 

Jerry trat vor. „Wartet ihr auf uns?“ 
Die Kerle fuhren herum, aber schon hatten Hoss und Little 

Joe ihre Colts auf sie gerichtet. 

„Die Gewehre weg!“ forderte Joe. 
„Und die Revolver“, fügte Hoss hinzu. 
Die Waffen polterten zu Boden. Die Kerle hoben die Hände. 
Jerry beförderte die Waffen durch Tritte über den Rand der 

Felsen. „So, und nun kommt!“ 

Die Kerle gingen mit erhobenen Händen voraus und 

kletterten über die Felsen nach unten. Dort holte Jerry ihre 
Pferde und stellte sie etwa zwanzig Meter weit von den 
Burschen auf. 

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„Ihr könnt aufsitzen!“ Jerry nahm die Bullpeitsche vom 

Gürtel und rollte das Leder ab. Er ließ es durch die Luft 
pfeifen. „Aber einen kleinen Denkzettel sollt ihr doch 
bekommen. Wißt ihr, ich kann heimtückische Schützen nicht 
leiden. – Los!“ 

Die Kerle stürzten zu ihren Pferden, aber da ließ Jerry das 

Leder der schweren Peitsche durch die Luft surren. Es schlang 
sich um die Beine der Flüchtenden und riß sie zu Boden. Dann 
klatschte der Riemen über ihre Körper, immer wieder. 

Brüllend vor Schmerz versuchten die Kerle, ihre Pferde zu 

erreichen, aber immer, wenn sie sich aufrafften, riß ihnen das 
Leder der Peitsche die Beine unter dem Körper fort. Keuchend 
und schreiend wälzten sie sich über den Boden. 

Jerry kannte kein Erbarmen. Immer wieder surrte der Riemen 

auf die Kerle nieder. Er ging ihnen nach, bis sie die Pferde 
erreichten und sich mit letzter Kraft in den Sattel schwingen 
konnten. 

Hoss und Little Joe hatten das Schauspiel bewegungslos 

verfolgt. 

Schweratmend trat Jerry zu ihnen und rollte die Bullpeitsche 

zusammen. „Ich kann hinterhältige Schützen wirklich nicht 
leiden“, sagte er. „Und jetzt möchte ich auf der Ponderosa Mr. 
Cartwright zu einem Gin einladen, den Lafitte spendierte“, 
fügte er lächelnd hinzu. 

Stumm stiegen Little Joe und Hoss in den Sattel. 

 
 
In den nächsten Tagen passierte nichts. Lafitte und seine Leute 
schienen vom Erdboden verschwunden zu sein. 

Hoss und Joe hatten dem Vater von dem Auftritt Jerrys im 

Saloon berichtet und auch die nächtliche Szene mit den 
heimlichen Schützen geschildert. Ben Cartwright hatte 
daraufhin besondere Anordnungen getroffen. An den 

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wichtigen Punkten der Ponderosa waren bewaffnete Wächter 
eingesetzt worden, denn es war durchaus möglich, daß Lafitte 
einen Überfall plante. Sein Verschwinden war rätselhaft. 

Als an diesem Morgen Ben Cartwright und seine Söhne von 

einem Kontrollritt zur Ponderosa zurückkehrten, hörten sie 
schon draußen das Banjo summen und Jerrys Gesang. 
Dazwischen war aber noch eine hohe Stimme zu vernehmen, 
und die sang jetzt allein zur Begleitung des Banjos: 

„Wel zwickt die Mädchen ilgendwo und lacht dazu noch 

schadenfloh? Wel fühlt sich übelall als echtel Flauenheld? Das 
ist del Sheliff Bum!“ 

Ben Cartwright öffnete die Tür und sah Jerry mit dem Banjo 

auf dem Sofa sitzen. Vor ihm stand Hop Sing und wiegte den 
Oberkörper im Takt hin und her. Eine Flasche Gin und zwei 
Gläser standen auf dem Tisch. 

Als die Cartwrights eintraten, brach Jerry sein Spiel ab, aber 

Hop Sing sang solo weiter. 

„Das ist del Sheliff Bum!“ 
„Na, bekommt er jetzt Gesangunterricht?“ fragte Ben 

Cartwright. 

„Ich habe ihm ein Scherzliedchen beigebracht“, erwiderte 

Jerry. „Er ist ganz begabt, muß ich sagen.“ 

„Ja, lustiges Schelzliedchen“, nickte Hop Sing. „Und schöne 

Melodie. Abel ich jetzt sofolt gehen in die Küche.“ Und 
fröhlich trällernd machte er sich davon. 

Ben Cartwright nahm ein Glas auf. „Ist das nicht ein wenig 

früh? – Hop Sing wird uns das Essen anbrennen lassen. Er ist 
keinen Alkohol gewohnt.“ 

Hoss und Little Joe nahmen auf dem Sofa Platz, nachdem sie 

ihre Revolvergürtel abgelegt hatten. 

„Wir wollten mal mit dir sprechen, Jerry“, begann Little Joe, 

und Ben Cartwright nickte dazu. „Wir möchten gerne wissen, 
wer du in Wirklichkeit bist. Du wolltest dich doch bei der 

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Zeitung bewerben, aber Mr. Worman vom ,Virginia Star’ sagte 
uns, du wärst nie bei ihm gewesen.“ 

„Ich bin davon abgekommen, weil ich mich nicht an eine 

geregelte Arbeit gewöhnen kann.“ Jerry hob die Schultern. 
„Und wer sollte ich sonst sein? – Ich bin Jeremias Cox, von 
dem sein Vater behauptet, er sei ein Luftikus. Dazu besitze ich 
die sonderbare Begabung, alles, was ich probiere, sofort zu 
können. Banjospielen habe ich zum Beispiel nie gelernt und 
kann es trotzdem.“ 

„Und mit dem Revolver umgehen?“ fragte Joe. „Willst du 

behaupten, du hast das auch nie geübt?“ 

„Ich muß zugeben, ich habe schon mal auf einem Rummel an 

der Schießbude damit geschossen“, erklärte Jerry. „Das 
klappte auch sofort. Jerry Cox ist eben ein Glückspilz und ein 
Wunderknabe.“ 

„Na, schön!“ Ben Cartwright seufzte. „Lassen wir das! Sie 

wollen nicht, Jerry, und Sie werden Ihre Gründe dafür haben. 
Aber bitte, halten Sie uns nicht für dumm.“ 

„Mr. Cartwright, ich weiß genau, was ich von Ihnen zu halten 

habe“, sagte Jerry. „Die Cartwrights sind überall als 
Ehrenmänner bekannt. Ich möchte Sie bitten, mich als 
Ihresgleichen zu betrachten, ganz gleich, was einmal 
geschehen wird.“ 

„Ich weiß zwar nicht, was Sie damit sagen wollen“, überlegte 

Ben Cartwright. „Aber ich verspreche es Ihnen. Bisher haben 
Sie mir keinen Anlaß gegeben, daran zu zweifeln.“ 

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Ein feiger Überfall 

 
 
 

Hoss hatte an diesem Morgen vom Vater den Auftrag 
bekommen, sich in der Stadt umzusehen, denn noch immer 
war von Lafitte und seinen Leuten keine Spur zu entdecken. 
Ein Überfall auf die Ponderosa, mit dem Ben Cartwright 
gerechnet hatte, war bisher nicht erfolgt. Die Kerle hätten sich 
aber auch blutige Köpfe geholt. Die Cowboys der Ponderosa 
waren von Cartwright mit Gewehren ausgerüstet worden. 

Ben Cartwright konnte nicht verwinden, daß ihm der Mörder 

Indianer-Bills und Sam Bakers entkommen war. Er gab aber 
auch noch nicht auf. Insgeheim hoffte er, Lafitte und seiner 
Bande doch noch auf die Spur zu kommen. Er hielt es für 
möglich, daß sich die Kerle in den Bergen versteckten und 
über alles, was in Virginia City geschah, genau im Bilde 
waren. 

Aus diesem Grunde ritten Jerry und Little Joe Patrouille in 

den Bergen. Auch sie hatten aber bisher nichts 
Bemerkenswertes entdecken können. 

Hoss band Paiute vor dem Saloon-Hotel an, um zuerst einmal 

durch die Stadt zu schlendern. 

Vor dem Modeladen stand ein eleganter Einspänner mit 

gelbem Lederzeug. Hoss überlegte gerade, wem der Wagen 
gehören könnte, als in der Tür des Modeladens Cora Orton 
auftauchte. Sie war mit Paketen beladen, und Hoss fand sich 
sofort bereit, ihr behilflich zu sein. 

„Lieb von dir, Hoss“, sagte Cora. „Weißt du, dein Bruder ist 

ein richtiger Stoffel. Als er letzthin bei uns war, wollte er mir 
nicht mal einen Geburtstagskuß geben. Er hatte nur die Herde 
im Kopf.“ 

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Hoss lächelte verlegen. „Geburtstag hattest du? – Hätte ich 

das gewußt, wäre ich mit einem Blumenstrauß zum Gratulieren 
gekommen.“ 

„Du kannst es noch nachholen“, lächelte Cora. „Wenn du 

willst, komme doch morgen zum Tee zu uns. Mein Vater 
würde sich bestimmt auch freuen, übermorgen fahre ich nach 
San Francisco, um meinen Onkel zu besuchen.“ Sie deutete auf 
die Pakete. „Dafür habe ich mir die neuen Kleider gekauft. – 
Ich fahre mit der ersten Postkutsche.“ 

Hoss drehte verlegen seinen Hut in der Hand, zumal ei 

bemerkte, daß Steve Collins auf der anderen Straßenseite stand 
und sie beobachtete. 

„Na, willst du?“ fragte Cora. Sie fingerte an ihren Löckchen 

herum und warf ihm einen schelmischen Blick zu. 

Hoss merkte, wie ihm die Röte hochstieg. „Ich überlege 

gerade“, erwiderte er. „Ja, ja, ich glaube schon, daß es möglich 
ist.“ 

„Und – könntest du Little Joe mitbringen?“ 
„Aber wozu?“ fragte Hoss und bekam ein Gesicht, als hätte 

er auf ein Senfkorn gebissen. „Du sagst selbst, er sei ein 
Stoffel. Er hätte dir noch nicht mal einen Geburtstagskuß 
gegeben.“ 

„Ja, das stimmt! – Obwohl ich ihn dazu aufforderte.“ 
„Mir hättest du das nur einmal zu sagen brauchen.“ Hoss 

lächelte breit und schlug den Blick gen Himmel. „Mädchen 
wie du sind genau meine Kragenweite.“ 

„Ein komischer Ausdruck“, sagte Cora. 
„Aber er ist von Little Joe“, versicherte Hoss. „Das sagt er 

immer, wenn ihm ein Mädchen gut gefällt.“ 

„Ich weiß nicht…“ Cora zog ein Schmollmündchen. „Gibt es 

viele Mädchen, die ihm gut gefallen?“ 

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„Viele?“ Hoss lachte, und das hörte sich an, als hätte ein 

Pferd den Husten. „Wäre er ein Maharadscha, so würde er für 
seinen Harem das Kapitol in Washington gebrauchen.“ 

„Pfui!“ Cora nahm auf dem Kutschbock Platz. „Dann 

verzichte ich auf seinen Besuch.“ Sie trieb das Pferd an und 
fuhr davon. 

„Ja, aber ich könnte doch kommen…“ 
„Käse“, sagte Steve Collins. Er war neben Hoss getreten und 

sah dem Wagen nach. „Und sie macht nicht mal Winke 
winke.“ 

Hoss stülpte ärgerlich seinen Hut auf den Kopf. „Was die 

Mädchen nur alle von Little Joe wollen? Unsereiner ist 
dagegen gar nichts. Dabei geht Joe dreimal in mich hinein.“ 

„Mach dir nichts daraus“, tröstete Steve Collins. „Komm, wir 

werden uns einen genehmigen. Ich zahle, denn ich habe einen 
guten Job bekommen.“ 

„Und?“ fragte Hoss. 
„Ich begleite den Geldtransport der State-Bank bis zum 

ersten Pferdewechsel“, erklärte Steve Collins. „Das Geld, das 
auf unserer Bank innerhalb von drei Monaten eingezahlt 
wurde, soll übermorgen nach San Francisco gebracht werden.“ 

„Eine Sonderfahrt?“ fragte Hoss. 
„Nein, mit der ganz normalen Postkutsche“, flüsterte Steve 

Collins. „Aber niemand darf davon erfahren. Bei einer 
Sonderfahrt ist das Risiko zu groß. Niemand wird darauf 
kommen, daß sie das Geld mit der normalen Linien-
Postkutsche befördern.“ Er sah Hoss stolz an. „Ich bekomme 
für die Fahrt sogar den Hilfssheriff-Stern, darf also mit der 
Waffe eingreifen.“ 

Hoss überlegte. Mit der gleichen Postkutsche fuhr Cora auch 

nach San Francisco. Hier bestand die Möglichkeit, sich 
gegenüber Joe in ein besseres Licht zu setzen. 

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„Paß auf“, wandte sich Hoss an Steve Collins. „Wie wäre es, 

wenn du an diesem Tag krank würdest und ich an deiner Stelle 
die Postkutsche begleitete?“ Er erklärte, warum er diesen 
Vorschlag mache. 

„Nur, um dem Mädchen zu imponieren?“ fragte Steve 

Collins. „Na, meinetwegen. Mir geht es eigentlich nur um das 
Geld, das mir dafür gezahlt wird.“ 

„Davon will ich keinen Cent.“ Hoss schüttelte den Kopf. 

„Mir geht es nur um die Fahrt und damit sie mich sieht.“ 

„Ach, du liebe Güte!“ 
Im Saloon hatte der Betrieb zugenommen. 
Hoss hielt sofort nach Leuten Ausschau, die zur Bande 

Lafittes gehören konnten. Die Einheimischen waren ihm alle 
bekannt. Er sah jedoch niemanden, der ihm neu erschien. 

„Da, schau, Morgan ist wieder da“, sagte Steve Collins. 
Hoss warf einen Blick zur Theke. Dort stand ein alter 

grauhaariger Mann, der von einer Gruppe Neugieriger umringt 
war. 

Der Wirt hinter der Theke hielt eine kleine Waage in der 

Hand und war dabei, winzige Goldkörnchen, die ihm der Alte 
reichte, zu wiegen. Er legte den Gegenwert stets in Dollars auf 
den Tisch. 

Hoss trat hinter den Alten und legte ihm die Hand auf die 

Schulter. „Vater Morgan!“ 

Ein schwarzer struppiger Hund, der bisher still unter dem 

Tisch gelegen hatte, sprang an Hoss hoch. 

„Ja, ist gut, Walter!“ Hoss fuhr dem Hund durch das Fell. „Ja, 

ist schon gut!“ 

„Gut, daß ich dich treffe, Hoss.“ Morgan hielt ein Nugget in 

der Größe des kleinen Fingernagels hoch. „Ich will nur das 
noch abwiegen lassen.“ 

Unter den staunenden Ausrufen der Umstehenden bekam der 

Alte den Gegenwert ausgezahlt und schlurfte zum Tisch, an 

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dem Hoss und Steve Collins inzwischen Platz genommen 
hatten. Der schwarze Hund folgte ihm. 

Morgan stellte eine Flasche Whisky auf den Tisch. „Hier, 

trinkt, Kinder!“ Er beugte sich vor. „Was ist mit Indianer-Bill? 
– Die Leute erzählen, man hat ihn umgebracht?“ 

Hoss berichtete, was er wußte. „Kannte er deine 

Schürfstelle?“ 

Morgan nickte. „Wenn ich sprengen mußte, half er mir 

dabei.“ 

„Er hat sie nicht verraten, obwohl man etwas nachhelfen 

wollte“, fuhr Hoss fort. „Man hat ihn bei deiner Hütte 
gefunden.“ 

In diesem Augenblick betraten zwei Männer den Schankraum 

und stellten sich an die Theke. Sie sahen sich im Lokal um, 
tranken ihr Glas aus und verschwanden wieder. 

Hoss überlegte. Wo hatte er diese Kerle schon einmal 

gesehen? Ja, jetzt erinnerte er sich. Sie gehörten zu den 
Burschen, mit denen der Kerl am Tisch saß, dem Jerry die 
Zigarette aus dem Mund geschlagen hatte, also zur Bande 
Lafittes. Die Kerle waren wieder da. Der Vater hatte recht 
behalten mit der Annahme, eines Tages würden die Kerle 
wieder auftauchen. 

Was sollte er tun? Sollte er sofort zur Ponderosa reiten und 

seine Beobachtung mitteilen? 

Der alte Morgan hatte dem Whisky inzwischen eifrig 

zugesprochen. Auf keinen Fall konnte Hoss den Alten in 
diesem Zustand nach Hause reiten lassen. 

„Hast du die beiden Burschen gesehen?“ fragte Steve Collins. 
Hoss nickte. „Kennst du sie?“ 
„Nein, aber sie lungern schon den ganzen Morgen in der 

Stadt herum“, erwiderte Steve. „Ich glaube, sie gehören zu den 
Leuten von diesem Viehaufkäufer.“ 

„Du meinst Lafitte.“ 

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„Ja, richtig, so heißt er. Er verkaufte Orton eine Herde 

Rinder. Ich hatte schon mit Joe darüber gesprochen.“ 

Jetzt war Hoss ganz sicher. Lafitte mußte in der Nähe sein. 
„Willst du mir einen Gefallen tun, Steve?“ 
Collins sah auf. „Und der wäre?“ 
„Reite zur Ponderosa und sage meinem Vater Bescheid“, bat 

Hoss. „Sage ihm, zwei von Lafittes Leuten wären in der Stadt 
aufgetaucht. Er solle sich vorsehen.“ 

Steve Collins sah ihn verständnislos an. „Ist denn etwas mit 

ihm?“ 

„Er ist ganz einfach ein Gauner“, erklärte Hoss. „Der Tod 

von Indianer-Bill und Sam Baker kommt auf das Konto seiner 
Leute. Das steht für uns fest. Aber das kann ich dir so schnell 
nicht erklären.“ 

„Brauchst du auch nicht.“ Steve Collins trank sein Glas aus. 

„Ich gehe schon!“ 

„Und ich begleite Vater Morgan nach Hause“, rief ihm Hoss 

nach. 

Draußen schwang sich Steve Collins auf sein Pferd. In 

leichtem Trab preschte er durch die Stadt und hatte bald den 
Hauptweg erreicht, der nach Süden führte. Hier zweigte ein 
Pfad ab, auf dem man geradewegs zur Ponderosa gelangte. Er 
führte zwischen einer langgezogenen Felsengruppe hindurch, 
und hier bemerkte Steve Collins plötzlich, daß sich zwei Reiter 
aus dem Schatten der Felsen lösten. Sie ritten direkt auf ihn zu. 

Steve Collins war arglos. Erst als sie näher kamen, erkannte 

er in den Männern die beiden Burschen, die er im Saloon 
bemerkt hatte. 

Schnell schlug er seinem Pferd die Hacken in die Weichen, 

ritt einen Bogen, um dann in gestrecktem Galopp die 
Ponderosa zu erreichen. Steve war ein guter Reiter, und er 
hatte ein schnelles Pferd. 

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Die Burschen blieben ihm aber hart auf den Fersen. Wie wild 

schlugen sie auf ihre Pferde ein, und einer von ihnen, der über 
einen ausgezeichneten Renner verfügte, holte langsam auf. 

Steve bemerkte es. Er versuchte, alles aus seinem Pferd 

herauszuholen, aber der Verfolger war schneller. Er näherte 
sich unaufhaltsam. 

Als sich Steve Collins umsah, erkannte er, daß der Kerl sein 

Lasso schwang, und dann riß ihn das Seil auch schon aus dem 
Sattel. 

Hart schlug er auf und verlor das Bewußtsein. 
Er erwachte, an Händen und Füßen gefesselt, zwischen den 

Felsen. 

Einer der Kerle stand vor ihm und stieß ihn mit der 

Stiefelspitze in die Seite. Wo er sich befand, wußte Collins 
nicht. Er wußte auch nicht, wie lange er besinnungslos 
gewesen war. 

„Laß ihn erst mal zu sich kommen“, sagte der andere der 

Burschen. Er saß auf einem Felsen und beobachtete die 
Umgebung. „Ich dachte schon, er hätte sich das Genick 
gebrochen.“ 

Steve Collins hielt die Augen geschlossen und überlegte. 
„Ich dachte mir gleich, daß ihn dieser Dicke zur Ponderosa 

schicken würde.“ Der Kerl wandte sich von Collins ab und trat 
zu seinem Kumpan. „Ich merkte sofort, er hatte uns 
wiedererkannt.“ 

„Verdammtes Pech, daß sich der Dicke gerade mit dem Alten 

abgeben muß“, knurrte der andere Gauner. „Am besten sagst 
du Lafitte Bescheid. Er meint, der Alte käme allein. Dieser 
dicke Cartwright sieht mir so aus, als würde er sich nicht so 
leicht ins Bockshorn jagen lassen.“ 

Steve Collins war ein heller Kopf. Aus den wenigen Worten 

erkannte er sofort, daß die Gauner einen Anschlag auf den 
alten Goldgräber vorhatten. Hoss und er waren ihnen 

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dazwischengekommen. Offenbar war Morgan heute morgen 
aus den Bergen zurückgekehrt und von ihnen beobachtet 
worden. Wenn Hoss mit dem Alten zur Hütte kam, lief er den 
Kerlen direkt in die Arme. Was war aber zu tun? Auf der 
Ponderosa würden sie nicht einmal wissen, wo Hoss war. 

Die Kerle hielten eine leise Beratung ab, dann nahmen sie 

ihre Gewehre und kletterten über die Steinblöcke aus Collins’ 
Sichtkreis. 

Sekunden darauf verhallte der Hufschlag ihrer Pferde. 
Für Steve Collins war in diesem Moment alles klar. Die Kerle 

hatten vor, ihn hier umkommen zu lassen. Hatten sie ihn zu der 
Felsengruppe gebracht, vor der sie ihn erwarteten, dann würde 
ihn so leicht niemand finden. Durch sie führte kein Weg. Auch 
sein Rufen würde niemand hören, denn der Hauptweg lag 
weitab. 

Trotzdem gab Collins nicht auf. Er dachte an sein Pferd, das 

nach seinem Sturz weitergelaufen war. Es würde die 
eingeschlagene Richtung beibehalten und somit die Ponderosa 
reiterlos erreichen. Vermutlich war das den Kerlen auch 
eingefallen, und sie hatten sich aus diesem Grunde aus dem 
Staube gemacht. 

Collins rollte sich bis zu einem Steinblock, um sich daran 

hochzuziehen. Mit einiger Mühe gelang es ihm auch. Vor sich 
hatte er ein Geröllfeld, das ziemlich steil nach unten abfiel. Die 
Kerle hatten ihn hundert Meter hoch zwischen die Felsen 
geschleift, in der Hoffnung, daß ihn hier so leicht niemand 
finden würde, genau, wie er erwartet hatte. 

Unten flimmerte die Hitze über der Landschaft. Der Pfad, der 

zur Ponderosa führte, lag etwa dreihundert Meter von der 
Felsengruppe entfernt. Sollte er sich über den Hang nach unten 
rutschen lassen? Wenn jemand den Pfad benutzte, würde man 
ihn vielleicht entdecken. Vermutlich geriet aber dann das 
ganze Geröllfeld in Bewegung, und er würde unten von den 

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nachfolgenden Steinen erschlagen werden. Von diesem 
Gedanken kam Collins ab. Nein, das war zu gefährlich. Er sah 
plötzlich eine andere Lösung. Vor ihm lagen mehrere große 
Steine. Wenn es ihm gelang, sie in Bewegung zu versetzen, 
polterten sie über den Hang nach unten. Auf diese Weise 
konnte er vielleicht auf sich aufmerksam machen. Das hatte 
aber nur Zweck, wenn jemand in der Nähe war. Jedenfalls 
konnte das seine Rettung werden. Collins kam zu dem 
Entschluß, diese Möglichkeit in Betracht zu ziehen. 

Er zwängte sich mit aller Mühe zwischen den Steinblöcken 

hindurch und blieb völlig erschöpft am Rand des Hanges 
liegen. 

„Hallo, Mistel Caltwlight! – Hallo, Mistel Caltwlight!“ 
Der Rancher, der am Schreibtisch mit seinen Büchern 

beschäftigt war, wandte sich Hop Sing zu. 

Der Chinese stand in der Tür und fuchtelte erregt mit den 

Händen durch die Luft. „Wil Besuch bekommen, abel Mann 
velschwunden. – Ja, ganz bestimmt! – Mann nilgendwo zu 
finden. Nicht im Stall, nicht in Scheune. Hop Sing übelall 
suchen.“ 

„Was redest du da?“ Ben Cartwright erhob sich. 
„Ja, kommen helaus. Pfeld stehen im Hof und Leitel nicht 

da.“ 

Im Hof fand Cartwright eine schwarze Stute. Das Pferd war 

schweißnaß und ziemlich abgetrieben. 

„Nun, was ich gesagt?“ Hop Sing lief um das Pferd herum. 

„Wo ist Leitel? – Vielleicht untelwegs vellolen?“ 

„Das sieht tatsächlich so aus.“ Cartwright ging um das Tier 

herum. Das Sattelzeug war in Ordnung. Schaum flockte dem 
Rappen von der Trense. Er stampfte erregt mit den 
Vorderhufen und wich zurück, als der Rancher ihn berühren 
wollte. 

„Hole eine Decke!“ 

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Der Chinese lief in den Stall und kam bald darauf mit dem 

Gewünschten zurück. 

Cartwright warf dem Pferd die Decke über und wollte es in 

den Stall führen. 

Da ritt einer von den Leuten in den Hof, die als Beobachter 

eingesetzt waren. 

„Wir haben das Pferd kommen sehen, Mr. Cartwright“, 

berichtete er. „Es war reiterlos. Ich wollte Ihnen das nur 
sagen.“ 

„Kümmere dich um das Tier, Ben“, sagte Cartwright. „Reibe 

es ab und gib ihm zu saufen.“ 

Der Mann stieg ab, um den Auftrag auszuführen. 
„Dolt kommen Mistel Joe und Banjomann“, rief Hop Sing. 

„El vielleicht wiedel Schelzlied singen von Sheliff Bum.“ 

Cartwright wandte den Kopf und sah Little Joe und Jerry Cox 

in den Hof reiten. Sie kamen von einem Patrouillenritt zurück. 

„Du verschwindest jetzt am besten in deine Küche“, wandte 

sich der Rancher an den Chinesen. 

Während Hop Sing murrend ins Haus ging, sprangen die 

Ankommenden von den Pferden. 

„Schau dir mal den Gaul an“, forderte Ben Cartwright Joe 

auf. „Er kam reiterlos an.“ 

Little Joe zog die Decke von dem Rappen. „Das Pferd gehört 

Steve Collins, Pa.“ 

„Bist du sicher?“ 
„Ganz sicher, Pa! – Er hat ihn von Sherman gekauft.“ Little 

Joe deutete auf das Brandzeichen. „Hier das ,S’ bedeutet 
Sherman Ranch. Steve führte ihn mir damals gleich nach dem 
Kauf vor und fragte mich, was ich von ihm hielte.“ Er sah 
seinen Vater nachdenklich an. „Aber Steve Collins läßt sich 
doch nicht abwerfen. Das ist völlig ausgeschlossen.“ 

„Könnte er ihm ausgerissen sein?“ 
Joe zog ein Gesicht. „Ich weiß nicht…“ 

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„Er kam über den Pfad aus der Richtung Horse Rocks“, 

berichtete Ben. „Der Wachmann an der Nordkoppel entdeckte 
ihn zuerst.“ 

„Ich denke, wir schauen mal nach“, sagte Jerry, der bisher 

geschwiegen hatte. „Wenn dieser Steve ein guter Reiter und 
das Pferd kein Ausreißer ist, kann ihm doch nur etwas passiert 
sein.“ 

„Tja!“ Ben Cartwright überlegte. „Am besten, ihr schaut euch 

mal um, und dann könnt ihr gleich Hoss mitbringen. Er ist in 
der Stadt.“ 

„Gut, Pa!“ 
Jerry saß bereits im Sattel, was Ben Cartwright zu der 

Bemerkung veranlaßte: „Das Aufsteigen müssen Sie aber 
fleißig geübt haben, Jerry. Anfängern fällt das meistens 
schwer.“ 

Jerry grinste nur. 
Kurze Zeit später preschten Little Joe und Jerry den Horse 

Rocks zu. Jerry ließ die Blicke nicht vom Boden. Offenbar 
suchte er nach Spuren, und mit dieser Annahme sollte Joe 
recht behalten. 

Jerry wurde Little Joe immer rätselhafter. Auf den 

Patrouilleritten sah Jerry Dinge, die Joe gar nicht wahrnahm. 
Er mußte demnach sogar im Spurenlesen geübt sein. Warum 
kleidete sich Jerry wie ein Stutzer? Warum untertrieb er alles? 
Er war ein ausgezeichneter Revolverschütze und konnte wie 
ein Gaucho mit der Bullpeitsche umgehen. Warum trug er 
keine Waffen? Warum machte er ihnen etwas vor? Das waren 
alles Fragen, die Little Joe immer wieder durch den Kopf 
gingen. Wer war dieser Jerry Cox? 

„Stop!“ 
Jerry bedeutete Joe mit einer Handbewegung, er möge 

anhalten. Er selbst ritt weiter, kehrte aber bald darauf um. 
Während er an Little Joe vorbeiritt, rief er: „Es waren drei 

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Reiter. Einer ritt voraus, zwei folgten ihm. Offenbar wurde der 
erste von den anderen gejagt.“ 

Joe staunte nur. „Aber wie ihre Großväter hießen, kannst du 

mir wohl nicht sagen, wie?“ 

„Völlig klar“, lachte Jerry. „Der Boden ist von den Hufen 

frisch aufgewühlt. Wenn du die Augen aufmachst, kannst du es 
selbst feststellen.“ Er zeigte Joe die Stellen, und dieser mußte 
zugeben, daß er es jetzt auch sah. 

„Hier hat der zweite Reiter den Flüchtenden erreicht“, führte 

Jerry weiter aus. „Hier hat sich das Pferd des zweiten Reiters 
mit der Hinterhand in den Boden gestemmt. Und wann 
geschieht das? – Wenn ein Pferd zurückgerissen wird. Und 
hier ist der erste Reiter gestürzt, während sein Pferd weiter zur 
Ponderosa galoppierte. Somit war der erste Reiter Steve 
Collins.“ 

Little Joe staunte nur. „Dann ist Steve Collins verfolgt 

worden, als er zu unserer Ranch wollte?“ 

„Dieser Weg führt doch nur zur Ponderosa – oder?“ 
Little Joe nickte. „Aber was wollte er bei uns?“ 
„Du hättest besser fragen sollen: Wo ist Steve Collins?“ Jerry 

ließ seinen Blick über das Gelände gehen. „Ich möchte mir die 
Felsengruppe dort drüben einmal anschauen“, meinte er. „Die 
Spuren der Verfolger weisen in diese Richtung.“ 

Sie ritten auf die Felsengruppe zu, und da passierte es auch 

schon. 

Aus dem Geröllfeld des Hanges lösten sich einige Steine und 

polterten, springend wie Gummibälle, über den Hang, rissen 
weitere Steinbrocken mit sich, und bald kam der ganze Hang 
ins Rutschen. 

Jerry hielt sein Pferd an. „Die Lawine kann sich nicht von 

selbst gelöst haben. Ich glaube, die Kerle sind noch dort oben.“ 
Er schlug seinem Pferd die Hacken in die Weichen und 
preschte auf die Felsengruppe zu. 

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Joe folgte ihm. 
Vor ihnen prasselte die Steinlawine herab und hüllte die 

Gegend in eine weiße Staubwolke. 

Mit einer Handbewegung zügelte Jerry sein Pferd, das auf die 

Hinterhand stieg. Joe riß seinen Fuchs zurück und ritt neben 
ihn. 

„Was ist los?“ 
Jerry legte die Hand hinter das Ohr, und jetzt vernahm auch 

Joe den schwachen Hilferuf. Er kam oben vom Hang. 

Zehn Minuten später fanden sie Steve Collins. Er hatte sich 

noch nicht von den Fesseln befreien können. Er berichtete, als 
er Reiter auf dem Pfad bemerkt habe, habe er die Steinlawine 
ausgelöst. Daß man ihn so schnell fand, damit habe er aber 
nicht gerechnet. 

„Das hast du zuerst einmal deinem Rappen zu verdanken“, 

sagte Little Joe. „Als er reiterlos auf der Ponderosa eintraf, 
dachten wir gleich, es sei etwas passiert, und machten uns 
sofort auf den Weg.“ Er deutete auf Jerry. „Ohne seine Hilfe 
hätte ich dich aber nicht gefunden.“ 

„Dann danke ich Ihnen, Mister!“ Steve Collins bot Jerry die 

Hand. „Dann sind Sie sicher der Kunstschütze aus dem 
Saloon-Hotel. Ganz Virginia City spricht darüber.“ Er sagte 
das lächelnd, wurde aber sofort ernst. „Wir müssen sofort zur 
Hütte des alten Morgan. Kommt, ich erkläre euch das 
unterwegs.“ 

Unterdessen war Hoss mit dem alten Morgan aufgebrochen. 

Trotz seines Schwipses saß der Alte gut im Sattel. Er 
übernahm sogar die Führung und schlug ein solches Tempo an, 
daß der struppige Hund bald mit hängender Zunge an ihrer 
Seite lief. 

Morgan besaß zwei Hütten. Eine oben in den Bergen, in der 

er sich aufhielt, wenn er in seinem Claim arbeitete, die andere 
bewohnte er während der Winterzeit. Sie lag zwei Meilen von 

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Virginia City entfernt in einem bewaldeten Talkessel. Hier 
wohnte er auch, wenn er für kurze Zeit aus den Bergen in die 
Stadt kam. 

Der alte Morgan lud Hoss noch zu einem Drink ein, den 

dieser nicht abschlagen wollte. Kaum hatten sie sich an dem 
dicken Holztisch niedergelassen, als vor der Hütte Hufschlag 
hörbar wurde. Die Tür wurde aufgestoßen, und auf der 
Schwelle stand Lafitte. 

Morgan wollte instinktiv zur Waffe greifen, aber Lafitte hielt 

bereits seinen Colt in der Hand. Hinter ihm drängten sich drei 
seiner Galgenvögel in den Raum. 

„Legt die Waffen auf den Tisch!“ forderte Lafitte. 
Hoss hatte das ganze Spiel mit offenem Mund verfolgt. 

Mechanisch legte er seinen Colt auf den Tisch, denn 
Gegenwehr war in diesem Falle völlig zwecklos. Man hatte sie 
überrumpelt. 

„So, und ‘raus mit dem Gold“, forderte Lafitte, während er 

die Revolver mit einer Handbewegung vom Tisch fegte. 
„Komm, Alter, sonst mache ich dir Beine. Wir wissen, daß du 
deine Schätze hier versteckt hast.“ 

„Da können Sie aber lange suchen“, lachte der alte Morgan. 

„Ich habe nicht eine Unze in dieser Hütte. – Was die Leute in 
der Stadt reden, ist Blödsinn.“ 

Lafitte musterte ihn feindselig. „Auf diese Ausrede falle ich 

nicht herein.“ Er wandte sich an seine Leute. „Macht ein 
Feuerchen! Wir werden ihm die Fußsohlen ein wenig 
anwärmen. Der Indianer hat nicht gesungen, aber den Alten 
werden wir bestimmt dazu bringen.“ 

„Hören Sie, lassen Sie den alten Mann in Ruhe“, sagte Hoss. 

„Ich weiß, daß er sein Gold nicht hier aufbewahrt. Er hat es in 
der Berghütte unter dem Fußboden versteckt. Wenn Sie 
wollen, führe ich Sie hin.“ 

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„Nein“, zeterte der alte Morgan. „Das wirst du nicht tun. – 

Sie bekommen nichts, gar nichts, und wenn sie mich töten.“ 

Lafitte überlegte. Er gab dem Mann, der sich an der 

Feuerstelle beschäftigte, einen Wink. „Laß das!“ Dann wandte 
er sich Morgan zu. „Du wirst uns auch noch deine Schürfstelle 
zeigen.“ Und grinsend fügte er hinzu: „Die Fußsohlen sind 
eine empfindliche Stelle. Ich kann euch nur raten: Versucht 
nicht, uns hinters Licht zu führen.“ 

Hoss, der alles nur so dahingesagt hatte, um die Kerle davon 

abzuhalten, den alten Mann zu quälen, war nicht mehr sicher. 
Das Zetern des Alten bewies, daß er seine Goldvorräte 
tatsächlich in der Berghütte versteckt haben mußte. Also hatte 
er Lafitte unbewußt auf die richtige Spur geführt. 

„Bindet ihnen die Hände auf den Rücken“, befahl Lafitte 

seinen Leuten. 

Während ihm die Hände gebunden wurden, überlegte Hoss. 

Steve Collins war um diese Zeit längst auf der Ponderosa und 
hatte dem Vater die Bestellung ausgerichtet. Vielleicht war der 
Vater mit Joe und Jerry sofort in die Stadt geritten, und dann 
würden sie vermutlich auch bei der Hütte des alten Morgan 
vorbeireiten, um ihn mitzunehmen. 

Ob sie vermuteten, was geschehen war? Die Hütte war leer, 

und das mußte ihnen zu denken geben. 

Als sie den alten Morgan fesseln wollten, sprang der 

struppige Hund einen der Männer an. Dieser riß sofort seinen 
Colt aus dem Halfter und richtete ihn auf den Hund. 

„Nicht schießen“, flehte der Alte. „Bitte, nicht schießen! Ich 

schicke ihn fort. Glaubt mir, er gehorcht mir aufs Wort.“ 

„Aber nur, wenn du uns deine Schürfstelle und deinen 

Goldschatz zeigst“, lächelte Lafitte. 

„Ja, ich mache alles, was ihr wollt, aber laßt mir den Hund“, 

bat der alte Morgan. „Ich habe doch nur ihn.“ 

„Dann schicke ihn fort.“ 

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Hoss ahnte, was der Alte vorhatte. Wenn Morgan krank war 

oder sonst eine Hilfe brauchte, schickte er Walter zur 
Ponderosa. Stets machte sich dann einer von ihnen auf den 
Weg zur Hütte des Alten, um nachzuschauen. 

„Ja, komm, mein guter Hund!“ Morgan kraulte dem Tier den 

Kopf. „Nun lauf schön! Lauf zu Hop Sing, schnell!“ 

Den Namen Hop Sing nannte er, weil dieser den Hund, wenn 

er auftauchte, stets fütterte, und den Namen kannte Walter 
ganz genau. Er war auch sofort zur Tür hinaus. 

Lafittes Bande bestand aus sechs Galgenvögeln, die Hoss und 

den alten Morgan in die Mitte nahmen. Lafitte setzte sich an 
die Spitze des Zuges. Dann ritten sie dem Gebirge zu. Wie gut 
sie die Gegend kannten, das sah Hoss an den Wegen, die sie 
einschlugen. Es waren Pfade, auf denen ihnen niemand 
entgegenkommen konnte. Lafitte mußte sich also schon eine 
Zeitlang in der Umgebung von Virginia City aufgehalten 
haben. 

Hoss rechnete wieder. Der Hund konnte die Ponderosa in 

knapp einer Viertelstunde erreicht haben. Wenn der Vater 
nicht in die Stadt geritten war, würde er auf jeden Fall sofort 
zur Morgan-Hütte kommen. Also konnte er in knapp einer 
halben Stunde dort eintreffen. Er hatte aber diesen Gedanken 
noch nicht zu Ende gedacht, da tauchte hinter ihnen ein Reiter 
auf. Er sprengte an ihnen vorbei und setzte sich neben Lafitte 
an die Spitze des Zuges. Hoss sah, daß er auf ihn einredete. Er 
gehörte also zu der Bande und war vermutlich als Beobachter 
eingesetzt worden. 

Sekunden darauf hatte der Bandenchef seine Leute im 

Gelände verteilt. Er selbst führte den alten Morgan und Hoss 
hinter eine Felswand und trug ihnen auf, sich ruhig zu 
verhalten. Dann kehrte er zu seinen Leuten zurück. 

Offenbar hatten die Kerle vor, jemanden in einen Hinterhalt 

zu locken. Daß es aber der Hinterhalt für Joe, Jerry und Steve 

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Collins sein könnte, auf diesen Gedanken kam Hoss überhaupt 
nicht. Wenn Steve Collins auf der Ponderosa erschienen war 
und die beiden Cartwrights und Jerry sofort aufgebrochen 
waren, konnten sie zu diesem Zeitpunkt nicht schon hinter 
ihnen sein. Sie hatten um diese Zeit höchstens Virginia City 
erreicht. Was wirklich vorgefallen war, davon wußte Hoss 
natürlich nichts. 

Hoss sah sich um. Sie waren jetzt unbeobachtet. Ein 

Fluchtversuch war trotzdem unmöglich. Es bestand nur die 
Möglichkeit, sich irgendwo zu verstecken und so lange zu 
warten, bis die Kerle abgezogen waren. 

Auch der alte Morgan orientierte sich. Seine Angst in der 

Hütte war gespielt. Das erkannte Hoss jetzt, und die Achtung 
vor dem Alten stieg in ihm. Morgan ließ den Blick seiner 
grauen Augen über die Felswände gehen. Dann griff er in den 
Stiefelschaft und holte einen „Derringer“ heraus, eine kleine 
einschüssige Pistole. 

Hoss sah es mit Überraschung. 
„So, und jetzt komm“, forderte der Alte. „Drüben in den 

Felsen befindet sich ein Höhlenlabyrinth. Wenn wir den 
Eingang finden, werden sie uns vergeblich suchen.“ Er knotete 
Hoss die Fesseln auf. „Ich weiß jetzt genau, wo wir sind.“ 

In diesem Augenblick fielen im Gelände die ersten Schüsse, 

und diese Gelegenheit nahmen Hoss und Morgan wahr, um 
sich davonzumachen. Mit schnellen Sprüngen erreichten sie 
einen kleinen Hang, ließen sich hinabrollen und blieben 
schweratmend im Schutz einiger Felsbrocken liegen. Hoss 
wunderte sich über die Behendigkeit des Alten, der wenige 
Minuten später den Eingang der Höhle fand. 

Tiefe Dunkelheit nahm die Männer auf. 

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Die Patrouille sucht Black Tiger 

 
 
 

Sofort, nachdem die ersten Schüsse gefallen waren, ließ sich 
Jerry Cox aus dem Sattel gleiten. Auch Steve Collins und Joe 
Cartwright sprangen von den Pferden, um hinter den Felsen 
Deckung zu suchen. 

Als sie die Hütte des alten Morgan leer fanden, war es Jerry, 

der sofort die Spuren der Reitergruppe entdeckte. Er machte 
seine Begleiter darauf aufmerksam. 

Joe ahnte, was vorgefallen war. Lafitte und seine Leute waren 

mit Hoss und dem alten Morgan auf dem Weg ins Gebirge. So 
entschlossen sich Joe und seine Begleiter, ihnen sofort zu 
folgen. Wenn sie sich beeilten, konnten sie die Gruppe noch 
vor den Eagle Rocks abfangen. Joe nahm einen Weg, von dem 
er glaubte, er sei Lafitte und seinen Leuten unbekannt. Doch 
hier sollte er sich getäuscht haben. Auch die Galgenvögel 
hatten diesen Weg eingeschlagen, und der Mann, der der 
Gruppe als Beobachter folgte, entdeckte sehr bald die 
Verfolger. So waren sie arglos in den Hinterhalt geraten. 

Joe sah, wie Jerry seinen Fuchs hinter einen Felsen zerrte und 

in die zusammengerollte Decke hinter seinem Sattel griff. 

Mit zwei großkalibrigen Colts in den Händen ließ er sich 

neben Joe zwischen die Felsen fallen. 

„He, da staune ich aber“, sagte Joe verblüfft. 
„Staune nicht, sondern schieße“, sagte Jerry mit einem 

grimmigen Gesichtsausdruck. „Alles zu seiner Zeit. Jetzt kann 
ich sie gebrauchen.“ Gleichzeitig aus beiden Läufen feuernd, 
glitt er an den Felsen entlang auf ein Gebüsch zu. 

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Steve Collins nahm mit seinem Gewehr die Felsen unter 

Feuer, und auch Joe nahm die Gestalten aufs Korn, die sich 
ihnen von Felsen zu Felsen springend zu nähern versuchten. 

Jerry hatte inzwischen seinen Platz wieder gewechselt. Wie 

eine Schlange kroch er über den Boden und tauchte bald 
seitlich der Banditen auf. Wieder feuerte er aus beiden Läufen. 

Von dieser Seite hatten Lafitte und seine Leute keinen 

Angriff erwartet, und als jetzt plötzlich auch noch in ihrem 
Rücken ein Colt zu feuern begann, stellten sie das Schießen ein 
und rannten zu ihren Pferden. In wildem Galopp preschten sie 
davon. 

Joe wunderte sich über den unerwarteten Helfer, der plötzlich 

im Rücken der Banditen aufgekreuzt war. Er mußte drüben 
zwischen den Felsen hocken. 

Joe erhob sich. „He, kommen Sie heraus! Die Kerle sind 

fort!“ rief er. 

Zu seiner größten Überraschung kam Walter, der struppige 

Hund Morgans, auf sie losgestürmt, und dann wurde Ben 
Cartwrights hohe Gestalt sichtbar. Vater Cartwright hielt die 
Colts noch in den Händen. 

„Du, Pa!“ Joe schüttelte nur den Kopf. Sein Vater ging diesen 

Auseinandersetzungen mit der Waffe stets aus dem Wege. Er 
überließ das sonst immer dem Sheriff und seinen Leuten. 

„Du darfst nicht vergessen, daß es diesmal um den Mörder 

von Indianer-Bill und Sam Baker geht“, antwortete Ben 
Cartwright, als ihn sein Sohn daraufhin ansprach. „Und ich 
habe geschworen, daß ich nicht eher ruhen werde, bis ich ihn 
dem Sheriff übergeben kann.“ 

Wie erwartet, war der Hund Morgans zur Ponderosa 

gelaufen. Daraufhin hatte sich Ben Cartwright sofort auf den 
Weg gemacht, in der Annahme, dem Alten sei etwas passiert. 

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Der Hund habe ihn aber nicht zur Hütte geführt, so erklärte 

Cartwright, sondern ihn auf die Spur der Gauner gebracht. So 
sei er dann zu ihnen gestoßen. 

Zehn Minuten später hatte Walter auch den alten Morgan und 

Hoss in der Höhle gefunden. 

Als sie in den Sattel stiegen, sah Joe, daß Jerrys Revolver 

wieder verschwunden waren. 
 
 
Der Sheriff sah Ben Cartwright kopfschüttelnd an. „So sei 
doch vernünftig, Ben. Ich kann diesen Lafitte nicht 
festnehmen. Es liegt nichts gegen ihn vor.“ 

„So, es liegt nichts gegen ihn vor“, nickte Cartwright 

grimmig. „Was habe ich dir denn eben alles erzählt? Seine 
Leute haben Sam Baker auf dem Gewissen und Indianer-Bill. 
Sie haben den alten Morgan und meinen Sohn in der Hütte 
überfallen und uns später in eine Schießerei verwickelt. Ist das 
nichts? Hoss und Joe und auch der alte Morgan können das 
doch bezeugen. Ist das nicht Grund genug zu einer Anklage?“ 

Joe und Hoss, die mit dem Vater im der Sheriff-Station 

erschienen waren, nickten. 

„Ich brauche Beweise“, erklärte der Sheriff eindringlich. 

„Sollte ich ihn wirklich auf Grund der Zeugenaussagen 
verhaften, so wird ihn der Richter gegen eine Kaution wieder 
freilassen. – Tut mir leid, Ben, ich kann dir nicht helfen.“ 

„Dann wohnt er weiter im Saloon-Hotel und spielt den feinen 

Mann“, wetterte Cartwright. „Und wir alle wissen, daß wir es 
mit einem abgefeimten Banditen zu tun haben, der vielleicht 
noch andere Raubzüge plant.“ 

„Tut mir leid!“ Der Sheriff zuckte die Schultern. „Aber etwas 

anderes. Sage diesem jungen Mann, der bei euch wohnt: Sollte 
er noch einmal im Saloon mit einem Schießeisen hantieren, so 
muß ich ihm eine Ordnungsstrafe auferlegen. Der Besitzer 

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wollte eine Anzeige machen, aber ich habe ihn davon abhalten 
können. Den Schaden muß er natürlich ersetzen.“ 

„Ich kümmere mich darum“, erwiderte Ben Cartwright. 

„Kommt!“ 

Damit verließen die Cartwrights die Sheriff-Station und 

begaben sich geradewegs ins Saloon-Hotel. Cartwright 
bezahlte dort zwanzig Dollar für die zerschossene Krone über 
dem Thekenregal. 

Einige Kavallerie-Soldaten, die mit einer Patrouille nach 

Virginia City gekommen waren, standen an der Theke. Ein 
junger Leutnant, der die Patrouille führte, kam mit Joe ins 
Gespräch. Da Soldaten sehr selten nach Virginia City kamen, 
fragte Joe nach dem Grund. 

„Ach, wir sind schon Wochen unterwegs“, erklärte der 

Leutnant. „Wir suchen einen jungen Burschen, der sich Black 
Tiger nennt. Er ist ein Einzelgänger, und deshalb ist die Suche 
nach ihm auch so schwierig. Der Kerl hat in der Gegend von 
Yonkers einen unserer Leute erschossen und ist mit dem Pferd 
auf und davon. Sie kennen auch nicht zufällig jemanden, der 
ein Armeepferd besitzt oder in letzter Zeit eins erworben hat?“ 

Joe schüttelte den Kopf. „Wie sieht der Kerl denn aus?“ 
„Er ist ziemlich groß, schwarzhaarig, bis an die Zähne 

bewaffnet und läuft mit einer Bullpeitsche herum“, erklärte der 
Leutnant. 

Joe traf es wie ein Schlag. „Mit einer Bullpeitsche sagen 

Sie?“ 

Der Leutnant nickte. „Ja, so hat man ihn mir beschrieben. – 

Kennen Sie jemanden, auf den diese Beschreibung zutrifft?“ 

Joe schüttelte den Kopf, aber er konnte nicht verhindern, daß 

ihm die Röte in den Kopf stieg. Zum Teufel, das traf doch alles 
auf Jerry zu, überlegte er. Das Aussehen, die Bullpeitsche, sein 
Fuchs trug auf der Kruppe das Brandzeichen der Armee. Jerry 
war nur nicht bis an die Zähne bewaffnet. Also stimmte das 

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schon nicht. Auch hatte er gesagt, er habe das Pferd von einem 
Unbekannten erworben. 

Ob er das dem Leutnant mitteilen sollte? Joe kam aber wieder 

davon ab, weil Hoss ihm winkte. Der Vater wollte gehen. 

Stumm ritten die Cartwrights zur Ponderosa zurück, und 

dabei mußte Joe immer wieder an Jerry denken. Ja, was 
wußten sie schon von ihm? Hoss hatte ihn im Gebirge 
kennengelernt. Die Beschreibung des Leutnants traf auf Jerry 
zu, und Waffen besaß er auch, das hatte Joe bei dem Überfall 
der Banditen feststellen können. Dann das Pferd mit dem 
Brandzeichen der Armee. Nein, Joe war auf einmal nicht mehr 
ganz sicher. Warum untertrieb Jerry? Vermutlich doch nur, um 
sich nicht verdächtig zu machen. Von Black Tiger hatte man 
sicher eine andere Vorstellung. Was war jetzt zu tun? Sollte er 
dem Vater von allem, was er erfahren hatte, Mitteilung 
machen? Joe konnte sich nicht dazu entschließen. Mit Hoss 
wollte er aber sprechen. 

Sie mußten herausfinden, ob Jerry dieser Black Tiger sein 

konnte. 

Auf der Ponderosa waren die Wachen nach dem Überfall der 

Lafitte-Banditen auf Morgan verdoppelt worden. Ben 
Cartwright hatte dem Alten auf der Ponderosa ein Zimmer 
angeboten. Er hielt es für zu gefährlich, Morgan allein zu 
lassen. Dafür hatte sich der Alte stillschweigend in die 
Wachmannschaft eingereiht. Er saß mit dem Gewehr im Arm 
auf dem Koppelzaun, als die Cartwrights einritten. 

„Nun, Vater Morgan, alles in Ordnung?“ rief ihm Hoss zu, 

während er vom Pferd stieg. 

„Alles okay!“ Morgan schwenkte das Gewehr in der Hand. 

„Hier kommt niemand durch, darauf könnt ihr euch verlassen.“ 

Aus dem Schatten der Tränke erhob sich der alte schwarze 

Hund und trottete auf die Reiter zu, um sie zu begrüßen. 

Ben Cartwright kraulte ihm das Fell, bevor er ins Haus ging. 

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Hoss brachte die Pferde in den Stall und sattelte sie ab. Joe 

half ihm dabei, und dann sagte er: „Ich muß mal mit dir 
sprechen, Hoss. Es handelt sich um Jerry.“ 

„Wo ist er überhaupt?“ 
„Keine Ahnung!“ 
„Mistel Jelly auf Kontloll-Litt“, hörten sie Hop Sings 

Stimme. Er war hinter ihnen in den Stall gekommen. „Ich 
bestellen, el bald zulückkommen. Wil wiedel gesungen heute 
molgen Schelzlied von Sheliff Bum. – Oh, Mistel Jelly plima, 
plima Banjomann.“ Damit zog der Chinese trällernd ab. 

„Auf Kontrollritt?“ Joe sah Hoss an. „Sag mal, was hältst du 

von Jerry?“ 

„Was soll ich von ihm halten? Er ist ein prima Kerl, und ich 

würde mich freuen, wenn er noch etwas bei uns bliebe.“ 

Joe nickte. „Und wenn er ein Bandit wäre?“ 
Hoss blieb der Mund eine Weile offen. „Soll das ein Witz 

sein? Wie kommst du darauf?“ 

Joe erzählte nun, was er im Saloon von dem Leutnant 

erfahren hatte. „Und alles trifft auf Jerry zu“, schloß er seinen 
Bericht. „Jerry könnte dieser Black Tiger sein, überlege doch 
mal!“ 

„Das tue ich schon eine ganze Weile, aber ich kann nicht 

daran glauben“, erwiderte Hoss. „Das ist einfach unmöglich. 
Was hätte das alles für einen Sinn, sich so zu verstellen? Er 
brauchte sich mir in der Hütte doch gär nicht anzuschließen.“ 

„Natürlich brauchte er das nicht, aber vielleicht hat er hier in 

der Gegend etwas vor“, überlegte Joe. „Und bis dahin sitzt er 
bei uns auf der Ponderosa sicher. Wer sich bei uns aufhält, 
dem mißtraut man nicht.“ 

Hoss erinnerte sich jetzt der Nacht, als er Jerry beobachtete. 

Wo war Jerry in dieser Nacht gewesen? Und er hatte Revolver 
getragen. Er erzählte es Joe. 

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„Wo er seine Revolver hat, weiß ich“, sagte Joe. „In der 

Decke, die gerollt hinter seinen Sattel geschnallt ist. Er nimmt 
sie nie ab, wenn du das schon gemerkt hast.“ 

„Hallo, um was geht es denn?“ 
Es war Jerrys Stimme. Er stand in der Stalltür, seinen Fuchs 

an der Trense. 

„Um deine Revolver“, sagte Joe. „Wenn du es genau wissen 

willst. Du hast doch welche, nicht wahr?“ 

„Das weißt du doch“, lächelte Jerry. Er führte seinen Fuchs in 

die Box und sattelte ihn ab. „Ich trage sie nicht, weil sie mir zu 
lästig sind, und dann bleibe ich bei der Behauptung, daß 
niemand auf einen Unbewaffneten schießt. Ich fühle mich 
dadurch einfach sicherer. – Noch etwas?“ 

Beim Essen, an dem auch der alte Morgan teilnahm, kam Joe 

auf die Kavallerie-Patrouille zu sprechen. Er bemerkte, wie 
Jerry aufsah. 

„Sie suchen einen gewissen Black Tiger“, sagte Joe. „Der 

Kerl hat einen Soldaten erschossen und muß ein ganz 
gefährlicher Bursche sein.“ 

„Man sollte diese Kerle gleich aufhängen“, warf der alte 

Morgan ein. „Wäre ich Sheriff, sähe es in meinem Gebiet 
anders aus.“ 

„Sie sollten sich lieber um Lafitte bekümmern“, meinte Ben 

Cartwright. „Es ist mir ein Rätsel, warum der Sheriff da nicht 
eingreifen kann.“ Er fuchtelte erregt mit der Hand durch die 
Luft. „Wenn das so weitergeht, muß sich jeder Rancher eine 
Privatarmee halten. Ich werde das bei Gelegenheit dem 
Stadtrat vortragen.“ 

Am Nachmittag kam Besuch auf die Ponderosa. 
Hoss hatte sich gerade etwas aufs Ohr gelegt, da fuhr Mr. 

Orton mit seinem Einspänner in den Hof, und in seiner 
Begleitung befand sich Cora. 

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Hoss hörte ihre Stummen und schoß wie eine Rakete vom 

Sofa hoch. 

„He, was ist los?“ fragte Joe, der mit Jerry bei einem 

Schachspiel saß. „Hat dich eine Bremse gestochen?“ 

„Nein“, antwortete Hoss und strich sich die Haare glatt. „Ich 

hatte einen schlimmen Traum. Dieser Black Tiger wollte mir 
an den Kragen“, log er. 

Ben Cartwright ging seinen Gästen entgegen. 
„Wir kommen zufällig hier vorbei“, erklärte Orton, nachdem 

er den Rancher begrüßt hatte. „Cora wollte sich unbedingt 
verabschieden. Sie fährt morgen für einige Zeit nach San 
Francisco.“ 

In einen weißen Spitzentraum gehüllt, trippelte Cora in den 

Raum. 

Hoss lächelte wie die aufgehende Morgensonne, was ihm von 

Joe einen entsprechenden Blick eintrug. 

„Hallo, Joe!“ Cora eilte sofort auf Little Joe zu, um ihn zu 

begrüßen, dann reichte sie Jerry die Hand. 

Hoss folgte ihr auf dem Fuße und legte ihr von hinten die 

Hände auf die Augen. 

„Na, und wer kann das sein?“ fragte er, den Blick gen 

Himmel gerichtet. 

Cora tastete nach seinen Händen. „Die Pranken können nur 

Hoss gehören“, lachte sie. 

„Erraten!“ 
Little Joe sah ihn nur an. „Mein Bruder macht wieder seine 

berühmten Späße. – Hasch mich, ich bin ein Fliederbusch!“ 

Ben Cartwright stellte Jerry als seinen Gast vor und rief nach 

Hop Sing, der bald darauf eintrat. 

„Tee?“ fragte der Chinese. „Wenn ja, alles schon gelichtet. 

Hop Sing sein schnell. El gehölt den Wagen und schon stellen 
Wassel auf Feuel.“ Er legte die Fingerspitzen aneinander. „Tee 
gleich feltig.“ Damit verschwand er. 

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Ben Cartwright zog sich mit Orton in den Hintergrund des 

Raumes zurück. Sie hatten ihr eigenes Gesprächsthema. 

Cora hatte zwischen Jerry und Joe Platz genommen. 
„Sind Sie der junge Mann, der sich im Saloon als 

Kunstschütze produzierte?“ fragte sie Jerry. „Ganz Virginia 
City spricht davon. Ich hörte es von unseren Cowboys.“ 

„Es war ein Zufall, Miß Orton“, antwortete Jerry. 
„Oh – so wurde es mir aber nicht geschildert.“ 
„So war es auch nicht“, wandte Joe ein. „Jerry ist nur 

bescheiden.“ 

„Und so eine große Kunst war es nun auch wieder nicht.“ 

Hoss lächelte Cora zu. „Ich hätte das genauso geschafft. 
Umsonst hat mich der Sheriff wohl kaum zum Begleiter der 
Postkutsche gewählt. Dazu kann man nur richtige Männer 
gebrauchen.“ 

„He, spinnst du?“ fragte Joe. 
„Wieso, hast du nicht gehört? – Ich begleite morgen die 

Postkutsche nach San Francisco.“ Hoss neigte sich Cora zu. 
„Ja, ich begleite dich, Corachen. Ich reite neben dem Wagen 
her.“ 

„Und warum hat man dich nicht dazu ausgewählt?“ wandte 

sich Cora an Joe. Sie war direkt traurig. 

„Ihn!“ Hoss warf einen Blick gegen die Zimmerdecke. „Dazu 

braucht man Männer.“ 

„Ja.“ Joe nickte sauer. „Hampelmänner, so wie du einer bist. 

– Weiß Pa eigentlich schon, daß du die Postkutsche begleiten 
willst?“ 

„Das werde ich ihm schon sagen.“ 
Hop Sing trat mit dem Tee ein. Er hatte ihn schnell serviert 

und wandte sich an Jerry. 

„Soll ich vielleicht holen Banjo?“ fragte er. „Oh, Miß, Mistel 

Jelly gloßel Banjomann. El spielen Schelzliedchen von Sheliff 
Bum, und Hop Sing kann singen.“ 

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Cora stimmte sofort zu, und der Chinese verschwand eilig, 

um das Banjo zu holen. 

So begann Jerry bald darauf mit seinem Vortrag. Er hatte 

soeben die erste Strophe des Liedes beendet, da wurde im Hof 
Pferdegetrappel hörbar. 

Alle wandten sich dem Fenster zu. 
Ben Cartwright erhob sich und trat ans Fenster. 

„Kavalleristen mit einem Leutnant. Was suchen die denn bei 
uns?“ Er öffnete die Tür. „Nun, was gibt es, Leutnant?“ 

Der Offizier legte grüßend die Hand an den Hut. „Mr. 

Cartwright, nicht wahr?“ 

„Ganz recht!“ 
„Entschuldigen Sie, aber ein gewisser Lafitte gibt an, auf 

Ihrer Ranch befinde sich ein junger Mann, der ein Armeepferd 
besitzt. Nach der Beschreibung, die er uns gab, sind wir sicher, 
daß es sich um Black Tiger handelt.“ 

Ben Cartwright hob hilflos die Schultern. „Ja, das stimmt, der 

junge Mann reitet ein Armeepferd, aber das hat er unterwegs 
gekauft. Das ist aber schnell geklärt.“ Er wandte sich um und 
suchte Jerry, aber die Stelle, an der dieser gestanden hatte, war 
leer. 

„Wo ist Jerry?“ 
Jetzt bemerkten auch Hoss und Joe, daß sich Jerry nicht mehr 

im Raum befand. Beim Eintreffen der Patrouille mußte er sich 
durch die Küche davongemacht haben. 

„Er war doch eben noch da“, stellte Ben Cartwright 

stirnrunzelnd fest. 

Der Leutnant in der Tür gab seinen Soldaten einen Wink. Die 

Männer sprangen von den Pferden. 

In diesem Augenblick öffnete sich die Stalltür. Jerry Cox 

erschien auf seinem Fuchs. Er hielt einen Colt in der Hand und 
gab mehrere Schüsse ab. Dann preschte er in gestrecktem 
Galopp der Straße zu. 

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„Da, Black Tiger!“ Der Leutnant rannte zu seinem Pferd und 

schwang sich hinauf. Die Soldaten saßen ebenfalls auf, um 
dem Flüchtenden zu folgen. 

„Ich kann das nicht glauben“, sagte Ben Cartwright. „Kann 

man sich so in einem Menschen täuschen?“ Er wandte sich an 
seine Söhne. „Habt ihr das gewußt?“ 

„Nein, aber geahnt“, antwortete Joe. „Aber ganz sicher bin 

ich immer noch nicht.“ 

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Der Überfall 

 
 
 

Jerry Cox ritt wie der Teufel dem Gebirge zu. Er hatte 
versucht, die Soldaten einige Male irrezuführen, aber sie waren 
ihm nicht auf den Leim gegangen. Die Burschen hatten 
ausdauernde Pferde und mußten die Gegend kennen. 

Jerry hatte jetzt den breiten Serpentinen weg, der direkt zum 

Paß führte, erreicht. Er sah sich um. Seine Verfolger waren 
dicht hinter ihm. Allen voraus ritt der junge Leutnant, der wie 
wild auf sein Pferd einschlug. Jerry merkte, der Bursche holte 
mächtig auf. 

Vor ihm tauchten die ersten Ausläufer der Eagle Rocks auf. 

Jerry zog seinen Colt und gab einige Schüsse auf seine 
Verfolger ab. Das hatte Wirkung. Der Leutnant blieb plötzlich 
zurück, und auch die ‘Soldaten schienen keine rechte Lust 
mehr zu haben, hier im Gebirge als lebende Zielscheiben zu 
dienen. 

Jerry stellte es lächelnd fest und setzte zufrieden seinen Weg 

fort. 

In der nächsten Krümmung riß er den galoppierenden Fuchs 

auf die Hinterhand. 

Mitten auf dem Weg stand Lafitte und hob die Hand. 
„Links hoch“, herrschte er Jerry an. „Ich habe schon auf dich 

gewartet. Offenbar ziehen sich die Soldaten zurück. Meine 
Leute lassen sie nicht aus den Augen. – Steig ab!“ 

Jerry schwang sich von seinem Fuchs. 
„So sieht also Black Tiger aus“, grinste Lafitte. „Als ich den 

Fuchs sah, hätte ich es mir doch denken können.“ 

Jerry musterte ihn mißtrauisch. „Und warum schicktest du 

mir die Soldaten auf den Pelz?“ 

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„Um mit dir zusammenzutreffen“, lächelte der Bandit. 

„Meine Leute haben deinen Ritt genau verfolgt. Du mußtest 
diesen Weg nehmen, wenn du ihnen entkommen wolltest. Und 
dann habe ich den Leutnant auf dich aufmerksam gemacht, 
weil ich nicht wollte, daß sie dich vielleicht im Bett erwischen. 
Du hattest doch keine Chance. Jeder konnte den Soldaten dein 
Aussehen beschreiben, über kurz oder lang wäre der Sheriff 
auf der Ponderosa erschienen.“ 

„Wenn du es so siehst, muß ich dir danken“, erwiderte Jerry. 

Er war plötzlich ein ganz anderer Mensch geworden. Die 
Fröhlichkeit, die sonst von ihm ausströmte, war wie 
fortgewischt. Die Hände auf den Kolben der Colts, die an 
einem breiten Revolvergürtel hingen, folgte er Lafitte, den 
Fuchs am Zügel. 

Bald standen sie in einer geräumigen Höhle, die aufs beste 

eingerichtet war. Felle lagen am Boden, und in der Mitte 
brannte ein kleines Feuer. Die Höhle mußte also einen 
natürlichen Abzug haben. Vom Eingang aus, der versteckt 
zwischen Felswänden lag, konnte man die ganze Gegend bis 
nach Virginia City übersehen. Diese Höhle diente Lafittes 
Männern als Unterkunft, während er selbst im Saloon-Hotel 
wohnte und von dort die Raubzüge leitete. 

„Warum bist du hier?“ fragte Lafitte, nachdem sie am Feuer 

Platz genommen hatten. 

„Du weißt es doch schon“, antwortete Jerry. „Ich wollte die 

Sache allein machen, aber nun muß ich wohl mit euch teilen.“ 

„Die Postkutsche?“ 
Jerry nickte. „Morgen früh werden mit der normalen 

Linienpost hunderttausend Golddollar nach San Francisco 
geschafft. – Ich wußte es schon lange, und aus diesem Grunde 
hielt ich mich hier in der Gegend auf.“ Und lächelnd fuhr er 
fort: „Du müßtest doch eigentlich genug haben.“ 

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„Eigentlich ja“, grinste Lafitte. „Aus dem Überfall auf die 

North-Stern-Bank haben wir eine hübsche Summe auf die 
Seite gebracht. – Das meinst du doch – oder?“ 

Jerry nickte. „Hast du keine Angst, daß dir deine Leute den 

Schädel einschlagen könnten, um sich mit dem Geld aus dem 
Staube zu machen?“ 

„Das Versteck kenne nur ich, und aus diesem Grunde habe 

ich sie an der Kandare. Es liegt ganz hier in der Nähe.“ Lafitte 
sah sich um. „Du gefällst mir“, fuhr er fort. „Obwohl ich mir 
Black Tiger anders vorgestellt habe. Ich mache dir einen 
Vorschlag. Wir machen morgen den Überfall auf die 
Postkutsche zusammen, und dann reiten wir beide über die 
Grenze nach Mexiko.“ 

„Und deine Leute?“ 
„Sie dürfen nicht wissen, wohin ich gehe“, antwortete Lafitte. 

„Sie könnten mich sonst erpressen, und ich möchte in Mexiko 
in Ruhe und Frieden leben.“ 

„Wer möchte das nicht?“ Jerry lachte lautlos. „Glaubst du, 

mir macht es Spaß, von den Soldaten gejagt zu werden?“ 

„Dann nimmst du meinen Vorschlag an?“ 
Jerry nickte. 
„Vielleicht ist es eine Dummheit, wenn ich mich mit dir 

einlasse und dir vertraue“, fuhr Lafitte fort. „Aber ich glaube, 
wir sind aus einem Holz geschnitzt. Wir können ohne 
Mitwisser arbeiten. Als ich wußte, daß du Black Tiger bist, 
kam mir gleich dieser Gedanke.“ 

„Ich denke, du hast keine schlechte Wahl getroffen“, lächelte 

Jerry. „Auf Black Tiger kannst du dich verlassen.“ 

Eine halbe Stunde später trafen Lafittes Leute ein. Es waren 

auch die beiden Burschen darunter, die Jerry mit der 
Bullpeitsche traktiert hatte. Sie waren nicht sehr erfreut, ihn zu 
sehen. 

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„Ihr wißt, wer dieser Mann ist“, wandte sich Lafitte an seine 

Leute. „Er wird morgen mit euch den Überfall auf die 
Postkutsche ausführen. Ich werde in Virginia City die Abfahrt 
beobachten. Reiten die Soldaten mit, gebe ich euch früh genug 
Bescheid.“ 

Jerry nahm die Bullpeitsche vom Gürtel und hielt sie 

spielerisch in der Hand. „Wenn jemand morgen nicht 
mitmachen will, so soll er es jetzt sagen. Blindgänger kann ich 
nicht vertragen.“ 

„Und noch eins“, sagte Lafitte, der bereits am Höhlenausgang 

stand. „Ich werde euch morgen auszahlen. Ihr könnt dann in 
alle Himmelsrichtungen verschwinden.“ 

Nachdem Jerry den Überfall auf die Postkutsche in allen 

Einzelheiten mit Lafittes Leuten besprochen hatte, legte er sich 
in einer Ecke zur Ruhe, die Hände griffbereit auf den Colts. Er 
traute diesen Männern nicht. 
 
 
Auf der Ponderosa brannte bis spät in die Nacht hinein noch 
Licht. 

Ben Cartwright konnte sich nicht damit abfinden, sich in 

Jerry so getäuscht zu haben. 

Auch Hoss und Little Joe waren geradezu krank vor 

Enttäuschung. 

„Aber wir hätten gleich wissen sollen, daß mit Jerry etwas 

nicht stimmte“, sagte Ben Cartwright. „Das Armeepferd hätte 
uns zu denken geben sollen.“ 

„Ich halbe noch immer nicht daran geglaubt, bis er auf die 

Soldaten schoß“, erklärte Little Joe. „Was glaubst du, Pa, 
werden ihn die Soldaten erwischt haben?“ 

„Das werden wir noch erfahren. Ich glaube aber nicht. Sie 

haben Black Tiger monatelang in Dakota gejagt, und immer 
wieder ist er ihnen entkommen.“ Cartwright trat ans Fenster. 

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„Erinnert ihr euch, was Jerry einmal zu mir sagte, als wir ihn 
wegen seiner Schießkunst ansprachen?“ 

„Und was sagte er?“ fragte Hoss. 
„Er sagte: Mr. Cartwright, ich weiß genau, was ich von Ihnen 

zu halten habe. Die Cartwrights sind überall als Ehrenmänner 
bekannt. Ich möchte Sie bitten, mich als Ihresgleichen zu 
betrachten, ganz gleich, was einmal geschehen wird. – Na, 
erinnert ihr euch?“ 

Little Joe nickte. „Ja, wir sagten, er möge uns nicht für dumm 

halten, und das antwortete er darauf.“ 

Hop Sing erschien in der Tür und servierte zum vierten Male 

an diesem Abend Tee. 

Sein Gesicht war bewegungslos. Beim Hinausgehen blieb er 

in der Tür stehen. 

„Mistel Caltwlight, Hop Sing nicht glauben, diese 

Banjomann ein bösel Mensch“, sagte er mit Nachdruck. „Bösel 
Mensch nicht singen Schelzliedchen, velstehen?“ 

„Ja, das denkst du.“ Cartwright trat vom Fenster zurück. 

„Trotz allem, wenn ich ehrlich sein will: Ich kann es auch nicht 
glauben.“ 

„Nein, bestimmt nicht, Mistel Caltwlight“, fuhr der Chinese 

fort. „El bestimmt nicht diese Black Tigel. El nicht sein kann, 
weil diese Black Tigel tot.“ 

„Was sagst du da?“ 
„Ja, ich bekommen alle Monat Zeitung mit Postkutsche 

Chinatown-Stal aus San Flancisco, Sie wissen?“ 

„Ja, natürlich weiß ich das! Chinesische Zeitung“, nickte 

Cartwright. 

„Und sie schleiben, lange, lange Zeit zulück, Bandit Black 

Tigel tot.“ Hop Sing nickte eifrig. „Ich selbst gelesen, und 
deshalb Banjomann nicht sein kann Black Tigel, velstehen?“ 

„Das stand wirklich in eurer Zeitung?“ fragte Little Joe 

ungläubig. 

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„Ja, elschossen bei Lalamie“, versicherte der Chinese. „Bei 

Übelfall auf State-Bank.“ 

„Dann ist ja alles in Ordnung“, lachte Hoss und atmete wie 

erlöst auf. Sein Gesicht wurde aber sogleich wieder ernst. 
„Aber die Patrouille! – Sie müßten doch wissen, daß Black 
Tiger erschossen worden ist.“ Er sah seinen Vater an. 

„Und Jerry schoß auf die Soldaten“, fügte Joe hinzu. 
„Zeitungen schreiben viel“, seufzte Cartwright. „Nur um eine 

Schlagzeile zu haben, setzen sie die tollsten Gerüchte in die 
Welt.“ 

Draußen klang Hufschlag auf, und bald darauf öffnete sich 

die Tür. Auf der Schwölle stand Ben Turner, der Hilfssheriff. 

„Hallo, Leute!“ 
Cartwright trat ihm entgegen. „Habt ihr ihn?“ 
„Black Tiger?“ Ben Turner schüttelte den Kopf. „Längst über 

die Berge. Die Patrouille ist hinter ihm her.“ Er wandte sich an 
Hoss. „Der Sheriff läßt dir sagen, du sollst dich um sieben Uhr 
am Hintereingang der Bank einfinden.“ 

„Wozu?“ fragte Cartwright. 
„Er soll die Postkutsche begleiten. Steve Collins fühlt sich 

nicht wohl und hat Hoss als Ersatzmann angegeben“, erklärte 
Ben Turner. „Es geht diesmal ein Geldtransport mit, und da 
brauchen wir Bewachung.“ Er warf Hoss einen Sheriffstern zu. 
„Hier, dein Abzeichen! – Das war’s, Leute!“ Damit ging er. 

„Davon erfahre ich erst jetzt?“ fragte der Vater. 
„Er wußte es schon heute nachmittag“, grinste Little Joe. „Du 

darfst nicht vergessen, Pa, Cora Orton fährt mit der gleichen 
Postkutsche. Er hat da schon gewußt, daß sich Steve Collins 
nicht wohl fühlen würde. – Ein kluges Brüderchen!“ 

„Rede nicht!“ Hoss polierte den Sheriffstern an seiner Weste. 

„Das ist ein Ehrendienst, zu dem nur ehrenwerte Männer 
aufgefordert werden.“ 

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„Na, schön“, seufzte Ben Cartwright. „Eigentlich hatte ich 

vor, dich auf der Südkoppel zu beschäftigen.“ 

„Das macht Little Joe“, grinste Hoss. „Er wird sich freuen, 

mir diese Arbeit abzunehmen.“ 

Am nächsten Morgen fand sich Hoss beizeiten am 

gewünschten Treffpunkt ein. Der Sheriffstern blitzte auf seiner 
Brust, und er war bester Laune. Der Gedanke, mit Cora Orton 
eine kleine Reise zu machen, hatte ihn so fröhlich gestimmt, 
und der Gedanke, daß Little Joe auf der Südkoppel beschäftigt 
war, ließ ein zufriedenes Gefühl in ihm aufkommen. Da konnte 
Joe seinen Witwentrösterblick bei den Kälbern und Kühen 
zeigen. Die würden sich wenig daran stören. 

Außer Hoss waren noch zwei andere junge Männer aus 

Virginia City zur Begleitung der Postkutsche eingesetzt. 

In der State-Bank nahmen sie vier lederne Geldtaschen in 

Empfang. Sie waren so schwer, daß die jungen Burschen sie 
nur mit Mühe zu der Postkutsche, die im Hof der State-Bank 
stand, schleppen konnten. Sie wurden in einem dafür 
vorgesehenen Fach, unter den Sitzen der Fahrgäste, verstaut. 
Der Sheriff überwachte die Beladung, und als das geschehen 
war, rief er Hoss und seine zwei Wachmänner in den 
Büroraum der Bank. 

„Hört zu, Jungs“, erklärte der Sheriff. „Niemand weiß etwas 

von diesem Geldtransport. Sollte trotzdem unterwegs etwas 
passieren, so leistet vorerst keinen Widerstand. Die Kerle 
haben es dann nur auf die Brieftaschen der Fahrgäste 
abgesehen, und die bekommen ihren Verlust von der Bank 
ersetzt. Wenn sie aber die Kutsche durchsuchen, dann könnt 
ihr eingreifen. Ist das klar?“ 

„Ja“, sagte Hoss. „Nur wird es dann bereits zu spät sein.“ 
Der Sheriff lächelte. „Keine Sorge, es wird gar nicht dazu 

kommen. Ich sage das nur, weil die State Lines für die 
Sicherheit der Fahrgäste die Verantwortung übernommen hat. 

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Sie hat mit unserem Geldtransport nichts zu tun. Das Leben 
der Fahrgäste darf unter keinen Umständen gefährdet werden.“ 

Punkt zehn Uhr stand die Postkutsche vor dem Gebäude der 

State Lines in der Nähe der Sheriffstation. Bill Sherwood, der 
Kutscher, und Ted Staufer, der Beifahrer, verstauten das 
Gepäck der Reisenden auf der Plattform hinter dem Wagen. 
Alles wurde mit Stricken und Riemen gesichert. Wie es hieß, 
sollten vier Reisende mitfahren. 

Hoss wartete natürlich auf das Eintreffen von Cora Orton. Er 

hatte sein bestes Hemd angezogen, und an der neuen 
Lederweste, die ihm Joe zum Geburtstag geschenkt hatte, 
blitzte der Sheriffstern. In aller Frühe war Paiute gestriegelt 
worden. Der hochbeinige Renner machte einen prächtigen 
Eindruck. 

Immer wieder ritt Hoss die Straße hinab, um nach Cora Orton 

Ausschau zu halten. Vermutlich würde sie ihr Vater zur 
Postkutsche bringen. 

Endlich tauchte der Einspänner weit hinten in einer 

Staubwolke auf. Hoss ritt zur Kutsche zurück, stieg ab und 
nahm dort in malerischer Pose Aufstellung. An den Wagen 
gelehnt, die Daumen hinter den Revolvergürtel geklemmt und 
den Blick seiner blauen Augen in die Ferne gerichtet, so sollte 
Cora ihn vorfinden. Hoss sah sich im Geiste selbst dort stehen 
und war ganz zufrieden. 

Als der Einspänner heranrollte, setzte er zu allem noch ein 

grimmiges Gesicht auf, das Einsatzbereitschaft demonstrieren 
sollte. Aus den Augenwinkeln sah Hoss, wie Mr. Orton seiner 
Tochter aus dem Wagen half. Und jetzt mußte Cora ihn bald 
sehen. 

„He, Hoss, hast du einen Frosch verschluckt?“ 
Das war doch Little Joes Stimme. Hoss fuhr herum und sah 

seinen Bruder hoch zu Roß neben dem Einspänner stehen. Er 

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trug seinen besten Anzug und grinste wie eine fröhliche 
Klapperschlange; so kam es Hoss jedenfalls vor. 

„Was willst du denn hier?“ 
„Ich hatte Cora gestern versprochen, sie zur Postkutsche zu 

begleiten“, lächelte Joe. „Und was man verspricht, muß man 
halten.“ 

„Hallo, Hoss!“ Cora winkte ihm freundlich zu, während Joe 

vom Pferd stieg. 

Auch Mr. Orton begrüßte Hoss und meinte, bei einer solchen 

Begleitung könne er seine Tochter getrost reisen lassen. 

„Das können Sie bestimmt, Mr. Orton“, nickte Joe. „Ich reite 

nämlich auch noch mit, freiwillig.“ 

„Und die Arbeit auf der Südkoppel?“ fragte Hoss. 
„Die hat mir der alte Morgan abgenommen“, lächelte Joe. 

„Du siehst, es ist alles in bester Ordnung.“ 
 
 
Um diese Zeit stand Jerry Cox auf einem Felsvorsprung in der 
Nähe der Straße, über die die Postkutsche ihren Weg nehmen 
mußte. In der Nähe lagerten Lafittes Galgenvögel. Ihre Pferde 
dösten im Schatten einer Felswand. 

Unten auf der Straße wurde ein einzelner Reiter sichtbar. 

Jerry erkannte Lafitte, der bis jetzt in Virginia City beobachtet 
hatte. 

„Er kommt!“ Jerry trat zurück, und die Galgenvögel erhoben 

sich erwartungsvoll. 

Kurze Zeit später ritt Lafitte in ihren Kreis. 
„Alles in Ordnung“, berichtete er. „Die Patrouille ist nicht 

mehr in der Stadt, auch der Sheriff ist mit seinen Leuten 
unterwegs. Sie sind hinter dir her“, wandte er sich an Jerry. 
„Black Tiger soll in Yonkers gesehen worden sein. Ich hörte es 
im Saloon.“ 

„Na, dann muß das ja stimmen“, lachte Jerry. 

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„Außer dem Kutscher und dem Beifahrer wird der Wagen 

von vier Wachmännern begleitet“, berichtete Lafitte weiter. 
„Darunter befinden sich Hoss und Joe Cartwright. Na, du 
kennst sie ja.“ 

Jerry nickte. „Desto besser!“ Er drehte sich zu den Leuten 

um. „Wir greifen in dem Waldweg, gleich hinter der Stadt, an. 
Nur im äußersten Notfall wird geschossen, verstanden? Ich 
arbeite lieber lautlos.“ 

„Er hat recht“, nickte Lafitte. „Alles muß schnell gehen. Ihr 

bringt die Geldtaschen sofort in die Höhle.“ Er wandte sich an 
Jerry. „Und wir treffen uns hier oben, wenn alles geklappt 
hat.“ 

„Wie verabredet“, nickte Jerry. 
Damit schwang er sich auf seinen Fuchs, und Lafittes 

Galgenvögel bestiegen ihre Pferde. Dann ritten sie über den 
Pfad zur Straße hinab. 

Lafitte sah ihnen mit einem breiten Grinsen nach. 
Eine halbe Stunde später sprengte Jerry auf seinem Fuchs den 

Pfad hinauf. An seinem Sattelknopf hing eine der Geldtaschen, 
die sie bei dem Überfall der Postkutsche erbeutet hatten. 

Lafitte, der im Schatten der Felsen auf seine Rückkehr 

gewartet hatte, sprang auf. 

„Alles in Ordnung“, berichtete Jerry. „Sie gaben nicht mal 

einen Schuß ab.“ Er klopfte auf die Geldtasche. „Die habe ich 
erst mal für uns sichergestellt. Es könnte sein, daß die 
Bewachung unsere Leute verfolgt, oder sie stoßen auf die 
Kavallerie-Patrouille, die aus Yonkers zurückkommen könnte, 
wenn sie Black Tiger nicht gefunden haben. Ich bin da nicht 
ganz sicher.“ 

„Gut“, lachte Lafitte. „Du kalkulierst auch jede Möglichkeit 

ein.“ 

„Als ehemaliger Einzelgänger muß ich das“, antwortete Jerry. 

„Black Tiger macht nur ganz sichere Geschäfte.“ 

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„Ich auch“, sagte Lafitte. „Und deshalb habe ich dich auch 

zum Partner gewählt. Ich denke, wir werden in Mexiko nur 
gute Geschäfte machen.“ 

Kurze Zeit später machten sie sich auf den Weg zur Höhle, 

aber bevor sie den schmalen Pfad erreicht hatten, zügelte Jerry 
seinen Fuchs. 

„Tut mir leid, Lafitte, aber ich habe ein komisches Gefühl“, 

sagte Jerry. „Ich möchte mich erst überzeugen, ob dort alles in 
Ordnung ist. Auch traue ich deinen Leuten nicht.“ 

„Blödsinn!“ Lafitte stieg von seinem Pferd. „Gut, ich sehe 

nach!“ Er ließ sein Pferd zurück und kletterte den Pfad hinauf, 
kam aber Minuten darauf bereits in wilder Eile zurück. 

„Die Patrouille hat unsere Leute abgefangen“, berichtete er 

schreckensbleich. „Wir müssen sofort weiter.“ 

Jerry klopfte lächelnd auf die Geldtasche. „Ja, Black Tiger 

kann sich auf seinen Spürsinn verlassen. Wenn du willst, 
können wir uns jetzt trennen. Ich behalte die Tasche, und du 
hast ja noch irgendwo das Geld von dem Überfall auf die 
North-Stern-Bank versteckt.“ 

„Nein, dabei mußt du mir helfen“, sagte Lafitte. „Ich habe 

alles vorbereitet. Wir reiten zusammen nach Mexiko, so, wie 
es ausgemacht war. Bis zum Abend müssen wir die Hütte am 
Nordhang erreicht haben. Dort warten wir ab, bis sie die 
Nachforschungen eingestellt haben.“ 

„Schön“, nickte Jerry. „Dann bin ich aber an dem Geld der 

North-Stern-Bank zur Hälfte beteiligt – oder?“ 

„Selbstverständlich! Damit können wir uns beide zur Ruhe 

setzen, wenn wir wollen“, antwortete Lafitte. „Komm, wir 
holen es und machen uns sofort auf den Weg.“ 

Lafitte schwang sich auf sein Pferd, und Jerry folgte ihm. 

Wie gut der Bandenchef die Gegend kannte, sollte Jerry bald 
feststellen. Er führte ihn auf schmalen Bergpfaden zu einer 
Quelle, die an dieser Stelle mit breitem Wasserguß über einen 

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Abhang tief unten in einen Bergbach schoß. Hier hielt er an 
und schwang sich vom Pferd. Er nahm das Lasso vom Knauf 
und band es sich um die Brust. 

„Unter dem Wasserfall liegt das Versteck“, erklärte Lafitte. 

„Ich habe das Geld in einem regenarmen Monat, als die Quelle 
nur ein dünnes Rinnsal war, dort untergebracht. Hier war es 
vor jeder Nachforschung sicher.“ Er reichte das Ende des 
Lassos Jerry. „Es könnte sein, daß ich auf den nassen Steinen 
ausgleite.“ 

Behende kletterte Lafitte über die vorstehenden Steine und 

war bald unter dem Wasservorhang verschwunden. Völlig 
durchnäßt kehrte er Minuten darauf zurück, einen kleinen 
Koffer in der Hand. 

„He, ist das alles?“ fragte Jerry mißtrauisch. 
„Dummkopf“, lachte Lafitte. „In dem Koffer befinden sich 

nur Hunderter. Ich konnte sie mir bei der North-Stern-Bank 
doch aussuchen.“ Er befestigte den Koffer mit Riemen hinter 
seinem Sattel und hatte dann plötzlich seinen Colt in der Hand. 

„Nimm die Hände hoch, Dummkopf!“ 
Jerry sah ihn überrascht an. „Das kannst du doch nicht 

machen.“ Er hob langsam die Hände, und Lafitte zog ihm 
blitzschnell die Colts aus den Halftern. 

„So, und jetzt noch die Geldtasche“, forderte Lafitte. 
Jerry wollte sie ihm reichen, aber da fiel in einiger 

Entfernung ein Schuß. 

Lafitte schrie auf und ließ den Colt fallen. Von seiner Hand 

tropfte Blut. 

Auf einem Felsvorsprung sah Jerry eine Gestalt mit einem 

Gewehr stehen. An dem hohen Hut erkannte er, daß es Hoss 
Cartwright war. Er bückte sich und nahm Lafittes Colt vom 
Boden auf, und in diesem Moment trat Little Joe zwischen den 
Felsen hervor, den Colt in der Hand. 

Jerry grinste ihn an. „Willst du mich jetzt festnehmen?“ 

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„Du Falschspieler“, erwiderte Joe. „Wir wissen seit gestern, 

daß Black Tiger tot ist, aber ich möchte nur wissen, wer du 
wirklich bist, du Himmelhund.“ 

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Ausklang 

 
 
 

Auf der Ponderosa wurde ein Fest gefeiert. Haupthelden des 
Tages waren Jerry Cox und Hoss, der Jerry durch seinen 
Meisterschuß gerettet hatte. 

„Tja“, sagte Jerry. „Wie ihr schon wißt, bin ich Jeremias Cox, 

Major der zweiten Kavallerie-Division. Ich kam in dieses 
Gebiet, weil wir wußten, daß sich Lafitte und seine Leute hier 
aufhielten. Wir hätten ihn wegen verschiedener Delikte sofort 
festnehmen können. Damit war uns aber nicht gedient, denn 
wir wußten, daß er den Raub der North-Stern-Bank hier 
versteckt hatte. Aus diesem Grunde wurde ich von meiner 
vorgesetzten Dienststelle ausersehen, sein Vertrauen zu 
erringen.“ 

„Dann war also alles gespielt?“ fragte Hoss. 
„Natürlich“, lachte Jerry. „Die Patrouille wußte Bescheid. 

Bei der Verfolgung schoß ich natürlich hoch über ihre Köpfe 
hinweg. Sogar euer Sheriff wurde von mir unterrichtet und 
wußte über alles Bescheid. Aus diesem Grunde solltet ihr auch 
bei dem Überfall auf die Postkutsche keine Gegenwehr leisten, 
und ich selbst mußte dafür sorgen, daß Lafittes Galgenvögel 
nicht schossen.“ 

„Und wo warst du in der Nacht, als dich Hoss beobachtete?“ 

fragte Joe. 

„Ich traf mich mit der Patrouille“, erklärte Jerry. „Sie wartete 

nur darauf, mir in die Stadt zu folgen. Ich mußte sie aber noch 
etwas hinhalten, weil sie sonst zu früh aufgetaucht wäre.“ 

„Jerry – Verzeihung, Major Cox – , Sie sind ein Teufelskerl“, 

lachte Ben Cartwright. „Aber ich habe Ihnen den Black Tiger 
nicht geglaubt.“ 

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„Ja, hier lag die einzige Gefahr“, fuhr Jerry fort. „Lafitte hätte 

von dem Tod Black Tigers wissen können. Ich war nicht 
sicher, ob er mir nicht eine Falle stellen würde. 

Natürlich hatte ich nie damit gerechnet, daß er mich zu guter 

Letzt umbringen würde, um sich mit dem Geld aus dem Staube 
zu machen, doch da trat unser guter Hoss in Erscheinung. Es 
war wirklich ein Meisterschuß, das muß ich sagen.“ 

Hoss warf sich in die Brust. „Und nach dem Überfall sind wir 

nur dir gefolgt, weil wir das alles nicht glauben konnten“, 
erklärte er. „Wir waren immer hundert Meter hinter euch.“ 

„Dafür kann ich euch nur danken.“ Jerrys Gesicht wurde 

ernst. „Der einzige Fehler war, daß ich Lafitte vertraute, und 
das hätte schlimm ausgehen können.“ 

Hop Sing erschien in der Tür. Statt Tee wurde heute Wein 

getrunken. Ben Cartwright hatte einen besonders guten 
Jahrgang aus dem Keller holen lassen. Er bezog ihn aus San 
Francisco. 

Der Chinese füllte die Gläser und hielt eine neue Flasche 

hoch. „Noch genug da“, verkündete er. „Wil alle uns fleuen, 
daß Mistel Jelly gesund zülück.“ Damit verschwand er. 

Ben Cartwright hob sein Glas. „Auf das Wohl unseres 

Gastes.“ 

„Auf das Wohl der Cartwrights und der Ponderosa“, 

erwiderte Jerry. 

„Velzeihung!“ Hop Sing stand wieder in der Tür. Er hielt 

Jerrys Banjo in der Hand. „Vielleicht Sie spielen zul Feiel des 
Tages Schelzliedchen von Sheliff Bum, ja? Ich Banjo gut 
aufgehoben.“ 

„Meinetwegen“, antwortete Jerry mit einem tiefen! Seufzer 

und schlug den Blick gegen die Zimmerdecke. „Dieses 
Schelzliedchen wird mich noch im Schlaf verfolgen.“ 
 

Ende 


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