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2

 

John Montana 

Ein Fort stirbt … 

Apache Cochise 

Band Nr. 23 

Version 1.0 

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Prolog 

Man nannte die Apachen Barbaren, Wilde und Massenmörder. 
Waren sie das? Über alles, was in dieser Welt geschieht oder 
früher einmal geschah, kann man so oder so urteilen.
 

Um objektiv zu sein, kann an dieser Stelle nur von 

Unbefangenen ein Widerruf dieser Meinung über die Apachen 
erfolgen. Unser Nachruf, sozusagen eine verspätete 
Ehrenrettung dieses großen, stolzen und kämpferisch 
veranlagten Volkes, das von der Steinzeit »über Nacht« in eine 
erbarmungslose Zivilisation versetzt wurde, die sie nicht 
begriff, wie auch die Umstände, die zum Untergang der roten 
Rasse führten.
 

Man kann sagen, die damaligen Weißen und Mexikaner 

waren alles andere als weitblickend, eher nur von einer 
hyperhumanen Art, die dem Prankenschlag eines Panthers 
glich. Bei den meisten Weißen war die Ausrottung der Indianer 
eine beschlossene Sache, honoriert durch Prämien für einen 
Apachen-Skalp.
 

Dachten und handelten die weißen Einwanderer mit ihrer 

mitgebrachten zweitausendjährigen Kultur alle richtig, Kultur 
und Zivilisation, gemessen an der der Apachen? Oder 
bewegten sie sich in der klischeehaften Vorstellung des 
Militärs vom »toten Indianer, der ein guter ist«?
 

Mitnichten. Zum Teil gab es vorausschauende und 

mitfühlende Männer in der Army, die aber wegen ihrer 
»Humanitätsduselei« nicht zu Wort gelangten, aber den 
Untergang der roten Rasse voraussagten und mit den 
Indianern fühlten.
 

Nicht alle waren sie ein Colonel Chivington, ein abenteuer- 

und beförderungssüchtiger George Armstrong Custer. Fest 
steht aber, daß der Massenmord an der indianischen Rasse von 

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vielen Amerikanern heutzutage bagatellisiert und, wenn die 
Sprache darauf kommt, mit einer lässigen Handbewegung 
abgetan wird.
 

Auch die in wissenschaftlichen Disziplinen denkenden 

Amerikaner können einen Rückblick auf die Zeit nach 1850 nur 
schwer vertragen. Man sieht die in den Wüsten und Gebirgen 
vegetierenden Stämme Arizonas nicht, und das beruhigt den 
Durchschnittsamerikaner ungemein, weil er das ökologische 
Harakiri, das man mit dem Land und seiner Urbevölkerung 
trieb, nicht mit ansehen muß.
 

Zugegeben, die Stämme der Indianer, besonders die 

Apachen, betrieben zu keiner Zeit Vorratswirtschaft, 
ausgenommen die seßhaften und Ackerbau treibenden Pueblos 
im Westen von Neumexiko und in den nordöstlichen Bereichen 
Arizonas.
 

Lag hier der Untergang der roten Rasse begründet? 
Sicherlich nicht, denn kein, nomadisierendes Volk in Europa, 

Asien oder Afrika konnte sich mit Vorratshaltung befreunden. 
Gingen sie unter? Nein, sie gingen auf in den Völkern, deren 
Gebiete sie okkupierten. Auch andere negative Aspekte – in den 
Augen der Weißen – kann den Apachen nicht abgesprochen 
werden. Sie waren nun einmal Naturkinder, einfache Nomaden 
in einem riesigen Kontinent, der ihnen alles bot, was sie zum 
Leben brauchten. Zu allen Zeiten war daher für die Apachen 
die Welt noch in Ordnung. Erst als der weiße Mann mit seinen 
überlegenen Waffen, mit Schnaps und seiner verfeinerten 
Kultur und seinen ansteckenden Krankheiten kam, legte sich 
das große graue Leichentuch über die Stämme und 
Sippenverbände.
 

Ganz bestimmt wäre vor 100 und mehr Jahren 

möglicherweise vieles ganz anders gekommen, wenn unter den 
Militärs und in der Regierung in Washington nur ein einziger 
Mann mit entsprechendem Weitblick und ohne Ressentiments 
gegen die rote Rasse gewesen wäre.
 

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5

Es hat nicht an klardenkenden und verantwortungsbewußten 

Leuten gemangelt, aber sie hatten nicht die Stimmengewalt im 
Kongreß, die dazu notwendig gewesen wäre, den Indianern zu 
ihrem Recht zu verhelfen.
 

Es ist nicht Aufgabe dieser Einleitung, anzuklagen und zu 

richten, denn niemand von uns kann sagen, daß er es 
womöglich hätte besser machen können. Sie alle in der 
damaligen Zeit – Rote wie Weiße – waren Kinder einer harten 
und erbarmungslosen Epoche, und sie waren Bewohner einer 
rauhen Umwelt.
 

Die Serie APACHE COCHISE mit ihrem wahrhaft großen 

Häuptling Cochise als Held ist die im Wesen und Charakter 
authentische Aufzeichnung amerikanischer Geschichte, die in 
Romanform für den deutschen Sprachraum, noch nicht oder 
nur in Kurzform gebracht wurde.
 

Die guten und schlechten Weißen, die anständigen Apachen 

und die grausamen, tauchen namentlich in der Story auf und 
geben der Geschichte einen dramatischen, wenn auch 
makabren Hintergrund.
 

Ihr Martin Kelter Verlag. 

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6

*** 

Die in diesem Roman geschilderte Geistertanz-Religion war 
eine kurz aufflackernde »Nova«, die bald in Vergessenheit 
geriet, ehe sie 1889 neue Bedeutung erlangte und, von dem 
Payuta-Massaker Wovoka ins Leben gerufen, bei den 
Plainsstämmen bald viele Anhänger fand.
 

Eine kultische Bewegung, die dem Indianer ein goldenes 

Zeitalter versprach, die Vereinigung und Auferstehung ihrer 
toten Brüder, wie auch die Rückkehr der verschwundenen 
Büffelherden in ihr Jagdgebiet und den Abzug der weißen 
Eroberer. Ihre gewaltlose Doktrin ließ jedoch durchblicken, 
daß die Anhänger des Glaubens dazu beitragen konnten – der 
Prophezeiung des Kults -, das Verschwinden des weißen 
Mannes durchaus zu beschleunigen.
 

Das »Geisterhemd« aus Messelin, Wildleder oder 

Baumwolle, verziert mit vielen Symbolen, galt als 
Abwehrzauber, dessen magische Kraft den Träger wie ein 
Schutzpanzer gegen jede Kugel unverwundbar machen sollte.
 

Diese Geistertanz-Bewegung zerfiel Ende 1890 durch einen 

Erlaß Washingtons und dem Eingreifen der US-Armee. 

 

Die Kälte drang durch den Pelz und setzte sich auf der Haut 
fest. Der eisige Wind, von den schneebedeckten Peaks der 
Swisshelm Mountains kommend, streifte sein Antlitz wie eine 
Totenhand. Aber seine Schulter brannte wie Feuer. 

John Haggerty führte seinen Pinto lose am Zügel und 

bemühte sich durch eine schnelle Gangart den Frost aus seinen 
Gliedern zu drängen. 

Der helle Verband, der seine Stirn umschloß und die Wunde 

bedeckte, die von einem Streifschuß herrührte, dem der Outlaw 
Morgan ihm im Kampf bei den roten Felsen zugefügt hatte, 

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zeigte Spuren von Blut. Auch die Schußwunde an der Schulter 
mußte vom anstrengenden Marsch aufgebrochen sein. 

Aber die Zeichen waren gesetzt. Die drohende Gefahr eines 

blutigen Aufstandes durch einfallende Caddo- und 
Wichitastämme erlaubten John Haggerty keine Ruhe, um sich 
von seinen Verletzungen zu erholen. 

Zu lange schon wartete Cochise auf ein Zeichen. 
Der Scout kämpfte mühsam gegen den Berg an, an dessen 

Saum, über schwindelnden Abgründen, die Serpentine zum 
alten Kloster Santa Elfrida führte. 

Drei Tage schon bewegte er sich durch die Wildnis, 

durchquerte einsame Täler und Schluchten, ohne einem 
Menschen zu begegnen, und nur selten stieß er auf eine 
Antilope oder ein Dickhornschaf, um seine kargen Vorräte zu 
schonen. Es schien ein fast totes Land zu sein. 

Haggerty blickte die Steilwände hoch. Irgendwo dort oben 

lagen die Ruinen des alten spanischen Klosters, wo ein Treffen 
mit Cochise vereinbart worden war. Stunden oder vielleicht 
einen ganzen Tag entfernt. 

John kämpfte gegen die beißende Kälte, die gleich der 

Einsamkeit sein Feind war. 

Aber er war ein harter Frontierman. Geformt von der Wildnis 

und den widernatürlichen harten Verhältnissen des 
Apachenlandes. 

Wolken streiften die hoch aufragenden Felskuppen, die in 

milchigem Schleier verschwanden und ihm jede Orientierung 
nahmen. 

Der Saumpfad erweiterte sich. John bestieg sein Pferd. 
Es mußte Mittag sein. Oder Nachmittag. 
Der diesige, von Kälte erstarrte Tag verdrängte jedes Gefühl 

für Zeit und Raum. 

Längst lag die Wüstenregion weit zurück. Kahler nackter 

Fels umgab ihn, der nur karge Vegetation erlaubte, und John 
das Gefühl übermittelte, daß er am Ende der Welt reiten würde. 

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Der Wind blies höllisch, trieb Staub und Steine vor sich her 

und stemmte sich dem fremden Eindringling feindselig 
entgegen, so, als wollte er ihn in die Wüste zurücktreiben. 

Aber für John gab es kein Zurück. Dafür war seine Mission 

zu wichtig. 

Irgendwann erreichte er ein Plateau, das sich nach Süden 

erstreckte. Collas, Husache und verwitterte Krüppelkiefern 
bedeckten den Fels. Der Wind spielte mit kugelrunden 
Tumbleweedsträuchern, die er vor sich her in den Abgrund 
trieb. 

John stieg vom Pferd. Irgendwie hatte er das Gefühl, sich 

verlaufen zu haben. Schon beschloß er, einen Lagerplatz zu 
suchen, auf ein Abflauen des Sturmes zu warten, und dann 
seinen Weg an den Zeichen der hohen Bergkuppen zu suchen, 
da tauchte aus dem höllischen Inferno ein Schatten auf, der ihm 
mit großen Schritten entgegenstrebte. Unwirklich in seiner 
Erscheinung, wie ein Berggeist, grotesk verzerrt vom 
fliehenden Staub, daß John Haggerty unwillkürlich nach dem 
Revolver griff. 

Aber dann war der Schatten heran, schälte sich in seiner 

Größe aus dem weiten, kälteschützenden Fellmantel, und ein 
kühnes rotbraunes Antlitz blickte Haggerty an. 

»Cochise«, rief John überrascht und erleichtert zugleich. »Ich 

hatte unser Wiedersehen fast aufgegeben.« 

»Komm«, sagte der berühmte Häuptling, erfaßte die Zügel 

des Pferdes und stampfte John voran in südlicher Richtung, wo 
John schon bald die brüchige Vergangenheit eines alten 
Klosterordens erkennen konnte. 

Morsches Gestein, von Wind und Wetter zerfressen, 

verfallene Gebäude einer einst stolzen christlichen Gemeinde. 
Nichts war geblieben vom Glauben dieser Menschen, ihrem 
Wirken, die wilden Berg- und Plainsstämme der Apachen vom 
Wege der Götter zum Glauben Christi zu führen. 

Kloster Santa Elfrida war ein Anblick in tiefste 

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Vergangenheit und zerfallen wie das stolze Imperium 
spanischer Condotteris. 

Cochise führte das Pferd in den schützenden Mauerfrieden der 
Kapelle. Noch während John Haggerty vom Pferd stieg, sah er 
eine schlanke Gestalt am Feuer. 

»Du bist nicht allein, Chief?« fragte der Scout erstaunt. 
Cochise lächelte, während er die Sattelgurte löste. »Tla-ina 

hat mir die Tage des Wartens verkürzt.« 

»Tla-ina?« John spürte, wie sein Herz einige Takte schneller 

schlug. Es war lange her, daß er Cochises Schwester begegnet 
war. Er kannte sie fast nur noch in seinen Träumen. 

Die geschmeidige Apachin hatte sich erhoben. Mit graziler 

Bewegung wandte sie sich um. Ihr Mund war leicht geöffnet. 
Ihre Augen füllten ein zärtliches Lächeln. Mit ruhigen 
Schritten trat sie näher, daß John ihre Schönheit erkennen 
konnte, die ihm in Erinnerung geblieben war. 

Er spürte ihre zärtliche Umarmung, den heftigen Atem, der 

ihre Erregtheit verriet, und den Duft wildwachsender Blumen, 
der ihrer Haut entstieg. 

»Willkommen, Falke«, flüsterte sie mit leiser, doch klarer 

Stimme, aus der ihre Gefühle für John erkennbar waren. »Es 
waren lange Tage und Nächte, die mein Bruder und ich warten 
mußten. Aber der Augenblick entschädigt mich für diese Zeit.« 

John legte den gesunden rechten Arm über ihre Schulter und 

preßte den geschmeidigen Körper Tla-inas fest an sich. 

»So erfreut dich unser Wiedersehen?« 
»Es ist eine glückliche Stunde, die die dunklen Schatten 

unserer Zukunft verdeckt, Falke.« Sie schwieg und trat einen 
Schritt zurück. Ihr Blick streifte Johns Stirn, denn erst jetzt 
schien sie den blutigen Verband zu entdecken. »Meine 
Brüder?« 

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John schüttelte den Kopf. »Desperados von der übelsten 

Sorte, die den Aufstand im Tal schüren. Wir werden darüber 
sprechen.« 

Ihre Finger glitten über Johns Schulter, und er sah ihr 

Erschrecken. »Ja, auch dort hat es mich erwischt«, sagte er 
lächelnd. »Ich hoffe, die Wunde wird bald heilen.« 

»Komm«, sagte Tla-ina und führte den Mann zum Feuer, 

»lege dich nieder, ich will mir die Verletzung ansehen.« 

»Es ist viel Zeit vergangen, und ich muß mit deinem Bruder 

sprechen«, protestierte Haggerty. 

»Dies kannst du tun, während ich deine Wunden verbinde.« 

Tla-ina half John aus der Kleidung. Als sie den Verband löste 
und das rohe gerötete Fleisch sah, rief sie: »Oh, das sieht 
schrecklich aus. Aber ich hoffe, dir helfen zu können.« 

Sie kramte aus ihrer Felltasche Salben, Kräuter und Tunken. 
Cochise setzte sich schweigend ans Feuer. Neugier lag in 

seinen Augen, aber auch Sorge. 

John Haggerty verstand den Blick, aber er wußte, daß 

Cochise keine Fragen stellen würde. 

»Es sieht übel aus in den Gila Bends, Chief. Räuberische 

Horden der Caddos und Wichitas vereinen sich zu einer 
Rebellenarmee, die den Tod aller ihrer Feinde beschworen hat. 
Ganz gleich, ob sie von weißer, oder roter Hautfarbe sind.« 

Cochise schwieg noch immer. 
Tla-ina war näher getreten und begann vorsichtig die Wunde 

zu reinigen. Dann nahm sie aus einer Schale eine 
gelantineartige, übelriechende Masse und belegte damit die 
entzündete Stelle. Sie lächelte zuversichtlich. 

»Es riecht wie der frische Dung des Büffels, aber es zieht das 

Feuer aus dem Fleisch.« Tla-ina legte einen Preßverband um 
seine Schulter und zog die Decke bis an sein Kinn. »Du wirst 
schlafen müssen.« 

»Erst muß ich mit dem Chief sprechen.« 
Cochise nickte düster. »Welche Botschaft schickt mir dein 

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Häuptling, Falke?« 

»Die des Friedens, Jefe. Er hofft, daß seine Armee und die 

Apachen-Stämme den Feind aus dem Land vertreiben und ein 
ständiger Frieden zwischen deinem Volk und meinem Volk 
geschaffen wird.« 

Cochise dachte an Victorio, Ulzana und den jungen 

Gokhlayeh, die darauf brannten, von ruhmreichen Taten zu 
berichten. Die Mimbrenjos wollten keinen Frieden. Sie suchten 
nur ihre Freiheit und waren bereit, darum zu kämpfen. 

»Es wird keinen Frieden geben, solange die Flut der 

Siedlerkarawanen unser Land überschwemmt, die Siedler 
Zäune errichten und Felder bestellen«, sagte er deshalb. 

»Es ist der Lauf der Zeit, der nicht mehr aufzuhalten ist, 

Häuptling. Unsere Völker sollten lernen, miteinander zu leben 
und einander zu lieben. Das Land ist groß und hat für alle 
Platz.« 

Cochise schloß die Augen. Er träumte von seinem Land, das 

seine Urväter den Zunis genommen hatten, und das nun der 
Raubgier fremder Eindringlinge zum Opfer fallen sollte. 

»Nie wird die Zeit kommen, wo wir beide das erleben«, sagte 

er leise. Er öffnete die Augen und sah, daß Tla-ina ihren Arm 
um den Nacken des Falken gelegt hatte und ihm heißen Tee 
einflößte. »Du und ich kennen die Zukunft unseres Landes.« 

»Es wird ein langer Weg, Jefe. Doch die größere Gefahr 

kommt aus dem Osten. Wichitas und Caddos legen die 
Brandfackeln zum großen Aufstand. Ströme von Blut werden 
die Gila durchfließen, wenn wir keinen Weg zur Einigkeit 
finden. Die Soldaten meines Häuptlings sind zu schwach, um 
allein gegen diese Horden anzutreten. Er sucht die Allianz mit 
dir, wenn du bereit bist, dein Kriegsbeil gegen die Weißen zu 
begraben.« 

John dachte an die schwachbesetzten Forts im Grenzland, die 

zum Teil nur mit halber Besatzung bestückt waren. Mit 
schlechten Waffen, zum Teil ohne schweren Beschuß. 

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»Wirst du den Weg suchen, Chief?« fragte er nach einer 

Weile. 

»Ich werde nachdenken«, erwiderte Cochise, während er sich 

erhob und in die Abenddämmerung trat. Seine Gedanken 
waren mit Sorgen erfüllt, wenn sie die Mimbrenjohäuptlinge 
berührten, deren Wildheit und Haß immer wieder eskalierte. 

»Er braucht Zeit«, sagte am Feuer Tla-ina. »Und du brauchst 

Ruhe, Falke. Die Nächte in den Bergen sind kühl. Ich werde 
dich wärmen.« 

Mit der Reinheit und Naivität einer Apachenfrau schob Tla-

ina die Decke hoch und legte sich an seine Seite. 

John spürte ihre schlanken, festen Arme im Nacken, den 

herben Duft ihrer Haut, und schloß die Augen. 

Am anderen Morgen stand Cochise vor seinem Lager. Tla-ina 
hantierte bereits am Feuer. 

Man sah dem Häuptling nicht an, daß er die ganze Nacht 

draußen in der Kälte gesessen und Zwiesprache mit seinen 
Göttern gehalten hatte. Aber John erkannte an seinem 
freundlichen Lächeln, daß er sich entschieden hatte. 

»Ich habe Ulzana gebeten, den Rat der Häuptlinge 

einzuberufen«, sagte Cochise ruhig. »Ich werde die Botschaft 
des Einarms verkünden. Morgen brechen wir auf.« 

»Warum nicht heute, Häuptling?« fragte John ungeduldig. 
»Tla-ina hat es bestimmt. Du brauchst noch Ruhe.« 

Wyatt Earp sah die flachen Schindeldächer und den kleinen 
Corral in der Senke, und er wußte, er war auf irgendeine 
Relaisstation der Butterfield Overland gestoßen. 

Vier Tage war er hinter dem flüchtigen Glenn Morgan her, 

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und gestern hatte er auf dem felsigen Untergrund von Hatch 
Bigs seine Fährte verloren. 

Earp ritt den flachen Hügel hinunter. 
Schon im Näherreiten sah er die beiden Männer, die am Haus 

und beim Brunnen Stellung bezogen. Ihre Waffen blitzten in 
der Sonne. 

»Kein friedlicher Empfang«, rief er von weitem den beiden 

Männern entgegen, »sehe ich aus wie eine Horde Indianer?« 

Nur zögernd lösten sich die Männer aus ihrer Deckung, und 

als Earp durch das offene Tor in den ausgefahrenen, von 
Wagenspuren gezeichneten Hof ritt, erkannte er beim 
Haupthaus zwei weitere Bewaffnete. Einer davon war eine 
Frau. Sicher die Frau des Posthalters. 

»Vor Apachen schützen uns unsere Waffen«, sagte der 

bärtige Postmeister, der sich Lone nannte, und hob drohend 
seine Springfield. »Aber in der Nacht waren ein paar 
verdammte Viehdiebe hier, die ihre abgetriebenen Mähren 
gegen guten Beritt tauschten. Ich hoffe nicht, du bist einer von 
ihnen?« 

Wyatt sah keine Gefahr für sein Leben. Er schwenkte zur 

Posthalterei ein und stieg vom Pferd. Nachdem er die Zügel an 
den Hitchrack gebunden hatte, deutete er auf sein Pony. »Sieht 
so eines deiner gestohlenen Pferde aus?« 

Lone schüttelte heftig den Kopf. Auch sein mexikanischer 

Gehilfe verneinte. »Es waren gute Mustangs, Senor. Dein Pferd 
erinnert mich an einen Esel.« 

»Dann führe mich zu den Pferden der Diebe.« Er hatte den 

Verdacht, wieder auf Morgans Spur gestoßen zu sein. 

Tatsächlich erkannte er Morgans Gaul wieder, den der 

Bandit schon in Tombstone geritten hatte. Er nickte 
zuversichtlich. »Sie sind nach Süden geritten?« 

»Woher weißt du das?« Lone faßte mißtrauisch seine 

Springfield fester. Sein Daumen schnappte den Hahn zurück. 

Der junge Abenteurer schüttelte lächelnd den Kopf. »Ich 

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weiß es aus dem Grund, weil ich ihnen seit vier Tagen folge.« 

»Banditen?« 
»In der Tat.« 
Lone kniff ein Auge zu. »Bist du Marshal? Wo trägst du 

deinen Stern?« 

Earp zuckte mit den Achseln. »Ich bin kein Blechträger. 

Mich führen persönliche Dinge in ihre Nähe.« 

»Dann komm ins Haus und stärke dich.« Lone senkte 

endgültig die Waffe und winkte dem Mexikaner zu, daß er 
verschwinden sollte. 

Mrs. Lone war eine nette Frau, die mit Kaffee, gebackenen 

Eiern und Speck aufwartete. Earp, der seit einigen Wochen auf 
diese Kostbarkeiten verzichtet hatte, langte mächtig zu, und 
nach einem scharfen Schnaps drehte er sich eine Zigarette. 

»Ich möchte einen Brief aufgeben, Postmeister. Ist das 

möglich?« 

Lone grinste vertraulich. »Dafür sind wir hier. Frau, hole 

Papier und Feder.« 

Er schob das Geschirr beiseite und setzte sich nieder. 

»Wohin geht die Post?« fragte er, als Earps Feder kratzend 
über das Papier fuhr. 

»Nach Prescott«, erwiderte Wyatt bereitwillig. »Ich schreibe 

einem meiner Brüder und hoffe, daß die Post ihr Ziel erreicht.« 
Er reichte Lone den Brief. 

»Wenn keine Banditen die Post ausrauben oder Apachen sie 

nicht in Brand stecken, wird deine Botschaft ihr Ziel erreichen. 
Butterfield Overland Mail ist zuverlässig.« 

Wyatt dankte und bezahlte. Als er den Hof betrat, hatte der 

mexikanische Gehilfe bereits seinen Gaul versorgt. Wyatt 
reichte ihm ein paar Cents, sprach einige Worte, und, nachdem 
ihm Juan die Richtung erklärt hatte, in der die nächtlichen 
Diebe verschwunden waren, zog er los. 

Schon am zweiten Tag wußte John, daß Morgan Tombstone 

ansteuerte, das irgendwo hinter den fernen Hügeln lag. Das 

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kam seinen eigenen Wünschen entgegen, denn ihm lag daran, 
gewisse Verhältnisse in der Stadt zu klären, aus der er vor 
einigen Wochen nach einem Schußwechsel mit einem 
verrückten Spieler fliehen mußte. 

Wyatt dachte an Marshal Marley, der ihn wegen Mordes 

jagte. Nur Morgan konnte ihn rehabilitieren. Das gab ihm 
Hoffnung, und er trieb seinen Pinto zu einer schnelleren 
Gangart. 

Am zweiten Tag, am Spätnachmittag, sah er die Flachbauten 

Tombstones im trüben Sonnenlicht des sinkenden Tages. Da es 
ihm zu gefährlich erschien, am hellichten Tag offen in die 
Stadt einzureiten, suchte er einen Lagerplatz zwischen dem 
dichten Strauchwerk, um den Abend abzuwarten. 

Bei Anbruch der Nacht ritt er los. Als er die einzige Straße 

Tombstones entlangritt, an den vielen Kneipen vorbei, aus 
denen er Trubel und laute Musik hörte, wurde es dem 
Schlitzohr weich ums Herz. Tombstone war eine Stadt mit 
Zukunft, denn von weither kamen Cowboys von einsamen 
Ranches, um ihren Kummer in Alkohol zu ertränken oder die 
Einsamkeit beim Spiel zu vergessen. Und solch eine Stadt war 
ihm versperrt. 

Vor dem Birth-Cage-Theatre zügelte er den Pinto. Er band 

ihn an den Hitchrack und schlenderte über den Stepwalk von 
Fenster zu Fenster des Etablissements, bis er Glenn Morgan in 
einem Hinterzimmer entdeckte. 

Morgan saß in einem Kreis Männer und sprach auf sie ein. 

Wyatt zählte sieben Mann. Wenig vertrauenerweckend, 
äußerlich verkommen und mit Waffen bestückt wie eine 
Armee, lauschten sie wie gierige Hyänen Morgans Worten, und 
jede Runde, die er bestellte, wurde begeistert begrüßt. 

Nach einiger Zeit schob er ein vergilbtes Blatt Pergament auf 

die Tischplatte und begann die Zeichen zu erklären. 

Wyatt erkannte das Papier als jenes, das Morgan im Tausch 

für Waffen von dem Caddo-Häuptling Guadalupe bekommen 

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hatte. Neugierig beugte Wyatt sich vor und preßte das Ohr an 
die Holzwand. Aber der Lärm aus dem angrenzenden Saloon 
verschluckte Morgans Stimme. 

Als John sich aufrichten wollte, stand unter der baumelnden 

Ölfunzel am Seitenausgang des Births ein Recke, den er auf 
den ersten Blick erkannte: Marshal Andrew Marley. 

Der Mann also, dem er im Augenblick am wenigsten 

begegnen wollte. 

»Was gibt es da so Interessantes zu erlauschen, Hombre?« 

fragte der Marshal, und Wyatt sah, daß der Mann die Hand am 
Revolver hatte. 

Noch hatte Marley ihn nicht erkannt. 
»Nichts, Marshal«, rief er deshalb, worauf Marley mit dem 

Finger schnippte. 

»Komm doch mal näher, Jungchen. Deine Stimme ist mir 

irgendwie bekannt.« 

Wyatt dachte an den Hängebaum in Tombstone, woran der 

Marshal ihn gern knüpfen würde, und schielte zum dunklen 
Seitenweg, der am Ende des Birth-Theatre zwischen Häusern 
hindurchführte. 

Er machte drei Schritte, um Marleys Wünschen 

nachzukommen, und flitzte dann blitzschnell in die Dunkelheit. 

Marley schien überrascht. Dann schrie er mit wütendem Baß: 

»Halt, du dreckige Laus. Ich wußte doch, daß ich dich kenne.« 
Er riß den Colt hoch und feuerte zwei Schüsse ab. 

Aber Wyatt war bereits um den Saloon gehastet und erreichte 

sein Pferd. Er schwang sich in den Sattel, löste die Zügel und 
sprengte in die Nacht hinaus. 

Marley fluchte noch immer, als einige Männer, vom Lärm 

der Schüsse angelockt, aus dem Saloon fegten. 

Unter ihnen war Morgan. 
»Was soll das, Marshal?« fragte er verwundert und lauschte 

dem sich entfernenden Hufschlag. 

Marley schnaufte vor Wut. »Ich wußte, daß er ein 

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verwegener Halunke ist. Aber diese Frechheit habe ich ihm 
nicht zugetraut.« 

»Wem, Marshal?« fragte der Spieler neugierig. 
»Earp, diesem Hundsfott, den ich wochenlang gejagt habe.« 
Marley sah nicht, daß Morgan leicht zusammenzuckte und 

bleich wurde. Der Sheriff lief mit Riesenschritten zum Office, 
um seine Deputies zu alarmieren. 

Morgan kehrte ins Hinterzimmer des Saloons zurück und 

besprach sich mit seinen Leuten. »Die Dinge entwickeln sich 
nicht so, wie ich es mir dachte. Earp ist gefährlich. Wir müssen 
raus aus der Stadt. Dunney, Smith, ihr besorgt Murros, 
Verpflegung und Schaufelzeug. Vielleicht findet ihr im 
Generalstore noch eine Kiste Sprengstoff. Im Morgengrauen 
brechen wir auf.« 

Während Morgan nervös seinen Brandy trank, hatte Wyatt 

Earp eine unruhige Nacht. Wie ein Geier strichen Marley und 
seine Gehilfen durch die Hügel und waren mitunter so nahe an 
seinem Versteck, daß er ihre fluchenden Stimmen wahrnehmen 
konnte. 

Erst im Morgengrauen kehrten sie in die Stadt zurück. 
Wyatt war entschlossen, am folgenden Abend zu einer neuen 

Attacke auf Glenn Morgan anzutreten. Er mußte ihn zwingen, 
dem Marshal die Wahrheit zu erzählen. 

Doch Wyatts Wünsche zerflatterten wie Laub im Wind, denn 

als die Sternträger zwischen den Häusern Tombstones 
untertauchten, ritt eine Kolonne Reiter aus der Stadt. Sie 
führten etliche beladene Murros mit, und Wyatt Earp erkannte 
den Mann an der Spitze des Trupps. 

Glenn Morgan. 
Zornig schleuderte er seinen verbeulten Stetson in den 

Wüstensand und trampelte unbeherrscht darauf herum, bis er 
den Unsinn seines Tuns einsah, den Hut aufhob, ihn auf den 
Kopf stülpte und sein Pferd sattelte. 

Morgan hatte irgend etwas vor, und die Ausrüstung, die an 

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den Murros hing, zeigte Wyatt, daß Morgan in die Berge 
wollte. 

Die Karte, dachte er, sich an jene Nacht bei den roten Felsen 

erinnernd. Er ist auf einem Weg zu irgendeinem Claim, den er 
von Guadalupe ergaunert hat. 

Da der Abenteurer seine eigenen Ziele, einmal ein reicher 

Mann zu werden, niemals aufgesteckt hatte, legte er die 
persönlichen Bedürfnisse einer Rehabilitation beiseite und 
folgte in beträchtlichem Abstand dem wilden Rudel. 

Weniger dem Zauber des Schamanen als der Kraft seiner 
Jugend verdankte Tatsa-min die Genesung von den schweren 
Verletzungen, die er bei der Auseinandersetzung mit Haggerty 
an den roten Felsen erlitten hatte. 

Eine Woche, nachdem Guadalupe ihn halbtot ins 

Wüstenlager der Wichitas geschleppt hatte, war er in der Lage, 
seinem Häuptling von den zurückliegenden Dingen zu 
berichten. Zwar mit matter, doch klarer Stimme sprach er über 
das verborgene Versteck des weißen Mannes und beschrieb 
den Weg, der zu den Waffen führte, die Caddos wie auch 
Wichitas für die kommenden Kämpfe dringend benötigten. 

Als Locking Bear, der dem Gespräch aufmerksam folgte, 

erfuhr, wo in den Schluchten der Swisshelm Mountains die 
modernen Schnellfeuergewehre lagerten, drängte der Wichita-
Häuptling zum sofortigen Aufbruch. 

»Mit diesen schnellen Gewehren überrennen wir die 

befestigten Ansiedlungen der Bleichgesichter im Sturmlauf.« 
Seine Augen leuchteten. Er dachte bereits an den Ruhm, der 
ihn erwartete. Seine Taten würden Geschichte machen, und die 
Stämme des Westens endgültig zum Aufruhr erwecken. Sein 
Name würde unsterblich, und man würde ihn den größten der 
zehn tapfersten Krieger nennen. 

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 19

Doch Guadalupe, von plötzlichem Mißtrauen befallen, 

bremste Locking Bears Unternehmungsgeist, indem er rief: 
»Tatsa-min ist krank und matt. Er ist nicht stark genug, uns zu 
führen. Die Berge und Schluchten, die er uns beschreibt, 
gleichen den Bergen und Schluchten eines jeden Gebirges, so 
wie das Wasser des Meeres und der Sand der Wüste, dessen 
Herkunft wir nicht ergründen können. Tatsa-min soll Kraft 
sammeln, um den weiten Weg sicher zu beschreiten. Er wird 
uns führen. How.« 

Guadalupe hatte Locking Bear widersprochen. Nicht 

ungefährlich für ihn, da er sich im Lager der Wichitas befand. 
Aber er wußte, daß Locking Bear sich seinem Wunsch beugen 
mußte. Zuviel stand für ihn auf dem Spiel. 

Locking Bear schwieg eine Weile. Man sah an seiner Geste, 

daß er zornig war, doch dann sagte er überraschend: 
»Guadalupe hat weise gesprochen. Es kommt auf einen Tag 
oder eine Woche nicht an. Wir sehen dem Kampf gelassen 
entgegen.« Locking Bear erhob sich von der Decke und verließ 
den Buschjaquales. 

Guadalupe, dessen Blick dem Wichitahäuptling folgte, sah 

aus dem offenen Zeltdach, daß Locking Bear seinen 
Schamanen rief und mit ihm auf einen flachen Hügel stieg. Er 
wußte, daß Locking Bear den Zauber befragen wollte, denn 
wie alle Indianer war auch Locking Bear von tiefem 
Aberglauben befallen. 

Am späten Nachmittag sprengte ein halbes Dutzend 

Wichitaspäher ins Lager. Auf ihren weichen Leggins hing der 
Staub der Wüste, und an ihren schweißnassen Körpern klebte 
brauner Sand. Sie kamen mitten aus der Wüste. 

Nach kurzer Zeit herrschte hektisches Treiben. Fast dreißig 

Krieger eilten zum Buschcorral und zäumten ihre Pferde. 

Locking Bear bestieg einen prächtigen goldfarbenen 

Mustang und trieb ihn zu Guadalupes Zelt. Am breiten Gurt 
trug er Tomahawk und Steinschleuder, und quer über dem 

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 20

Sattel hielt er seine Kampflanze. Seine Augen leuchteten. 
»Meine Späher berichten von Langsäbeln, die in der Nähe 
lagern. Ich werde ihnen zeigen, wie stark und klug 
Wichitakrieger kämpfen.« 

Er riß den Mustang herum und gab ein Zeichen. Dreißig 

Reiter verließen auf schnellen Ponys das versteckte Felsenlager 
und ritten ins zunehmende Dämmerlicht. 

Die bleiche Sichel des Mondes stand einsam am Zenit und 
erhellte dürftig das weite Land. Kein fremder Laut füllte die 
Stille. Und dennoch war sie voller Leben. 

Sergeant Brosher, ein erfahrener Fuchs im Grenzland, lag mit 

dem Nachtposten unweit der Pferde in einer Sandmulde und 
blickte mißtrauisch in die Nacht. 

Nur zweimal hatte er den Ruf des Rotfuchses vernommen, 

und sein Instinkt sagte ihm, irgend etwas ging dort draußen 
vor. 

»Wecke den Lieutenant«, flüsterte Brosher dem Posten zu, 

»ich übernehme solange deine Wache.« 

Korporal Brown, schon etliche Jahre in Arizona stationiert 

und vertraut im Kampf, nickte. »Es schleicht etwas ums Lager, 
Sergeant. Und es ist bestimmt kein Wolfsrudel.« Er erhob sich 
und huschte tiefgeduckt zum niederglimmenden Feuer, um das 
sich die Abteilung schlafender Soldaten rekrutierte. 

Lieutenant McLean, von irischem Geblüt, von der harten 

Kadettenschule West Point zum guten Soldaten geformt, kroch 
gleich darauf an Broshers Seite. 

»Was ist los dort draußen, Sergeant?« flüsterte er. 
»Wenn ich es wüßte, wäre mir wohler. Es ist nichts zu sehen 

und nichts zu hören, aber ich spüre den Schweiß von roten 
Bastarden. Ich werde mich umsehen, Lieutenant.« 

Lieutenant McLean nickte. Sie waren auf einem 

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Patrouillenritt, weitab von der kampfstarken Abteilung, tief in 
die Wüste vorgedrungen. Gestern hatten sie Spuren entdeckt 
und waren ihnen gefolgt. Aber irgendwo auf hartem Fels 
endete die Fährte. McLean wollte nicht aufgeben. Er wußte, 
irgendwo hier draußen sammelten sich die versprengten 
Gruppen der Caddos und Wichitas, um sich neu zu formieren. 

Seine Aufgabe war es, den Standort auszumachen und zum 

Haupttrupp zurückzukehren. Im Hauptquartier war man 
beunruhigt vom Verschwinden der fremden Rothäute und 
wartete dort in höchster Alarmbereitschaft auf eine 
Erfolgsmeldung. 

Sergeant Brosher schnallte seine Stiefelsporen ab. Er legte 

den breiten Revolvergurt in den Sand und zog den Armeecolt 
aus der Revolvertasche. Er nahm noch sein schweres Messer 
und verschwand lautlos in der Dunkelheit. 

Er ist ein verwegener Haudegen, dachte McLean, als 

Korporal Brown neben ihm auftauchte. 

Brown sah die undeutlichen Spuren im Sand, die nur von 

Brosher stammen konnten. Er schüttelte unmutig den Kopf. 
»Irgendwann wird der Sergeant seinen Skalp verlieren.« 

Er schwieg, und sie beide lauschten dem heiseren Bellen 

eines Präriewolfes, es kam aus nordöstlicher Richtung, wohin 
auch Brosher verschwunden war. 

Die Zeit kroch dahin, ohne daß Brosher zurückkehrte. 

Lieutenant McLean wurde unruhig und faßte den Entschluß, 
seine Soldaten aufzuwecken, als Sergeant Brosher vor ihnen 
aus der Erde wuchs. 

»Wichitas«, fluchte er verhalten, »fünfzig oder mehr 

Bastarde. Sie reiten in Kriegsbemalung. Wir sollten das Biwak 
abbrechen und verschwinden.« 

Aber Lieutenant McLean war jung und heißblütig. West 

Point hatte ihn gelehrt, daß ein amerikanischer Soldat nur 
vorwärts marschierte. 

»Wir sind zwanzig kampferprobte Männer. Was kann ein 

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Haufen schlecht bewaffneter Wilder schon groß anrichten? 
Setzen Sie die Abteilung in Alarmbereitschaft. Aber tun Sie es 
leise, Sergeant, sonst ist die Überraschung beim Teufel.« 

Brosher hob seinen Gurt auf und schnallte die Sporen an. Ihr 

Verhältnis war drei gegen einen, und Brosher wußte, wie 
fanatisch diese Bestien zu kämpfen wußten. 

Aber McLean war der Führer des Unternehmens. 
Brosher huschte zum nahen Lager hinüber und bemerkte die 

Unruhe im Seilcorral. Unbewußt veränderte er die Richtung 
und näherte sich lautlos dem Busch. Er sah zwei halbnackte 
Burschen, die sich an den Seilen zu schaffen machten, und 
setzte zum Sprung an. 

Ein fürchterlicher Hieb, mit dem Revolverknauf geführt, 

brachte den Mann zu Fall. 

Schon sprang er den zweiten Roten an, der, vom fallenden 

Geräusch seines Bruders gewarnt, herumfuhr. Sein Messer 
blitzte in der Luft. 

Doch der Sergeant war schneller. Seine scharfe Klinge fuhr, 

von einem wuchtigen Wurf geschleudert, durch die Nacht und 
drang in die Kehle der Rothaut. 

All das geschah so schnell und lautlos, daß es unwirklich 

erschien. 

Brosher sah, wie der Mann stürzte und die Seilkoppel zerfiel. 
Die Pferde stampften unruhig mit den Hufen und kamen in 

Bewegung. Brosher lief ihnen leise fluchend entgegen, um ein 
Ausbrechen zu verhindern, denn ohne Pferde waren sie der 
erbarmungslosen Wüste ausgeliefert und den Wichitas 
unterlegen. 

Nach drei Schritten spürte er einen wilden Schmerz in der 

Schulter, und als seine Hand zur Brust fuhr, fühlte er die 
scharfe Pfeilspitze, die durch seinen Körper gedrungen war. 

Den Schmerz verbeißend, fuhr er in die Richtung, aus der der 

Pfeil geschleudert wurde. Er sah den hetzenden Schatten 
heranfliehen und riß den Revolver hoch. 

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Peitschend zerriß eine Explosion die Stille. 
Am Feuer taumelten schlaftrunkene Soldaten hoch und 

griffen automatisch nach ihren Springfields. 

Der Angreifer stürzte. 
Aber nun, vom Lärm des Abschusses vollends erschreckt, 

sprengten die Pferde auseinander. 

Sergeant Brosher wich fluchend zur Seite, als einige Tiere 

auf ihn zusprengten. Mit einer wilden Bewegung knickte er die 
Pfeilspitze vom Schaft und rannte zum Feuer. 

»Alarm«, schrie er heiser. »Verteilt euch in der Mulde und 

schießt auf jede Bewegung. He, Bracks.« Er hielt den Mann 
zurück und deutete auf seinen Rücken, wo der gefiederte 
Schaft des Kriegspfeiles herausragte. »Ziehe mir das 
Scheißding aus der Schulter.« 

Bracks Schritte verharrten. Einen Augenblick lang starrte er 

entsetzt auf Broshers Rücken. Noch ehe er den Befehl 
ausführen konnte, füllten helle Angriffssignale  die Nacht, und 
aus der Dunkelheit kam trommelnder Hufschlag. 

Ein Inferno brach aus. 
Schüsse fielen in schneller Reihenfolge. 
Pferde brachen zusammen. 
Soldat Bracks stand sekundenlang wie eine Salzsäule, ehe er 

seitlich umkippte und in den Sand fiel. Nur für einen 
Augenblick sah Sergeant Brosher den kurzen Federschaft eines 
Kriegspfeiles aus Bracks Brust ragen. 

Brosher vergaß den eigenen Schmerz, den die Verwundung 

verursachte. Er riß seine Revolver hoch, zielte und drückte ab. 
Im Flammenfächer sah er die häßlich bemalte Fratze des 
Angreifers, ehe der vom Pferd verschwand. 

Aber das Drama hatte erst seinen Anfang genommen. Beim 

Feuer lagen drei Tote, und dazwischen wälzte sich ein 
Schwerverletzter, der wild seinen Schmerz herausschrie. 

Aus dem Gesträuch taumelte Korporal Brown, den eine 

Wichitalanze durchbohrt hatte. Stumm fiel er vor Broshers 

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Füße zu Boden. Sein Körper zuckte eine Weile, dann lag er 
still. 

Sergeant Brosher hatte seinen Revolver leergeschossen. 

Kaltblütig schlug er die Trommel aus und betätigte den 
Ausstoßer. 

In der Nähe tauchte ein Reiter auf, der seine Keule schwang. 

Eine Kugel warf ihn aus dem Sattel. 

Lieutenant McLean stand plötzlich neben Brosher. 
»Danke«, sagte Brosher, der wußte, daß der Lieutenant ihm 

gerade das Leben gerettet hatte. Sein Revolver war wieder 
geladen. »Wenn's auch überflüssig war, Lieutenant. Ich hätte es 
jetzt überstanden.« 

Noch immer steckte der Schaft in seiner Schulter. Aber 

Brosher, der alte Kämpe, hatte ihn längst vergessen. Soldaten 
krochen heran. Hilflose Gesichter blickten zu Lieutenant 
McLean und Brosher hoch. Aber weder McLean noch sein 
Sergeant wußten irgendwie tröstende Worte zu sprechen. 

Die Rothäute waren verschwunden, aber der trommelnde 

Hufwirbel zeigte deutlich, daß sie sich zum zweiten Angriff 
formierten. Alles ging so schnell, daß keiner der Soldaten 
Gelegenheit hatte, die Springfield zu laden. 

Die Nacht war klar und kalt. Der Himmel stand voller Sterne. 
»Nehmt die Gewehre als Keulen«, schrie der Sergeant dem 

armseligen Häuflein zu. »Wir nehmen so viele Indianer mit, 
wie wir können.« 

Keiner von ihnen bemerkte, daß der Sergeant mit bissigen 

Worten ihr Todesurteil gesprochen hatte. 

Ein Wall von Pferdeleibern kam heran. Ein Pfeilhagel schlug 

ihnen entgegen. Sie wehrten sich todesmutig und verzweifelt. 
Immer weiter lichteten sich ihre Reihen, und Lieutenant 
McLean, von einer Kriegskeule an der Schulter schwerverletzt, 
verschoß die letzte Kugel. 

Im Kampfeslärm schrie er seinem Streitgefährten Brosher zu: 

»Ihr Anführer, der mit den drei Federn im Haar, ist ein Teufel.« 

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Sie alle sind erbarmungslose Teufel, dachte Sergeant 

Brosher, als ein Tomahawk ihm entgegenschnellte und mitten 
in seine Brust fuhr. Im Niederstürzen sah er Lieutenant 
McLean fallen, hörte ferne Schüsse und wildes Siegesgeschrei. 

Dann war auch Sergeant Brosher tot. Mit ihm starb die ganze 

Abteilung. 

Dämmerlicht füllte das grausame Kriegsgeschehen. Am 
niedergebrannten Feuer saß Locking Bear mit fanatisch 
glühenden Augen auf dem Rücken seines Mustangs. Seitlich 
am Deckenhaken baumelte ein halbes Dutzend blutiger 
Haarschöpfe. Kalte Grausamkeit blitzte aus seinen Augen. 

Er hob die Hand. 
»Der Schamane hat mir einen großen Sieg gedeutet, und die 

Götter haben ihr Versprechen eingelöst. Dieser Tag ist ein 
großer Tag in der ruhmreichen Geschichte der Wichitas. 
Zwanzig tote Langsäbel. Es ist mehr, als ich zu hoffen wagte.« 

Er senkte die Hand und schwenkte seinen Mustang. 

Schwerbeladen mit Beute zogen sie in östlicher Richtung zum 
Fuß der Chiricahua Mountains. 

Am Abend erreichte er das verborgene Lager. 
Guadalupe erkannte den stolzen Häuptling, der an der Spitze 

seiner Krieger ritt. Sah ihre Beute und die Toten, die sie auf 
den Rücken ihrer Pferde mitführten. 

Locking Bear schwenkte den Mustang und zügelte ihn vor 

dem Caddo-Häuptling. Seine Augen leuchteten, als er 
Guadalupe die erbeuteten Skalps vor die Füße warf. 

»So einfach ist es, die Langsäbel zu töten«, rief er, daß es 

jeder hören konnte, und hob stolz den Kopf in den Nacken. 
»Sie sind tapfer, aber dumm und auf einen Wüstenkampf nicht 
eingerichtet. Du siehst, sie sind zu besiegen.« Guadelupes 
Gesicht verdunkelte sich, so wie seine Gedanken. Sein Blick 

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streifte die Skalps am Boden. Er schüttelte zögernd den Kopf. 
»Dein Sieg ist vollkommen, Locking Bear. Aber die Toten 
verraten den Pferdesoldaten den Weg, der in unser Lager 
führt.« 

Locking Bear rutschte vom Mustang. »Wir werden nach 

Süden ziehen und die Waffen holen, Guadalupe. Die 
Plerdesoldaten finden nur zertrampelte Erde. Wie geht es 
Tatsa-min?« 

»Es geht ihm besser, Jefe, seine Wunden heilen.« 
»Dann brechen wir im Morgengrauen auf. Wenn wir die 

schnellen Gewehre finden, wird Nachan, mein Vetter, die 
versprengten Gruppen der Wichitas zusammenrufen und einer 
deiner Häuptlinge tut das gleiche mit den Caddokriegern. In 
mir brennt der Gedanke einer totalen Vernichtung.« 

»Und die Chiricahuas?« 
»Sie werden den Frieden mit uns suchen.« 
»Und Cheyennen und Arapahoes? Sie suchen den 

gewaltlosen Frieden.« 

»Sie werden bald erkennen, daß der Friede nur durch Kampf 

erreichbar ist und nicht durch die Bitterwurzel der 
Peyotlkaktee, die die Sinne lähmt und den Krieger zur Squaw 
macht. Ihre Geisterbewegung wird bald zerfallen, und sie 
werden uns als ihre Freunde oder als mächtige Gegner 
begegnen. Heute nacht werden wir unserer Toten gedenken 
und ihren Weg vorbereiten, der sie ins Reich Manitus führt. 
How.« Locking Bear beugte sich nieder, hob seine Beute auf 
und führte sein Pferd ins Heckencorral. 

Guadalupe blickte finster hinter seinem Verbündeten her. Er 

spürte, daß Häuptling Locking Bear nach höchstem 
Kriegsruhm suchte, der ihn im Leben noch zur Legende 
machen sollte. 

Zornig wandte er sich ab. 

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Wyatt Earp streifte, vom Ufer des Bavispe kommend, durch 
das ausgetrocknete Flußbett eines Seitenarmes. Längst hatte er 
Morgans Spur verloren. Aber er wußte, irgendwo in dieser 
zerklüfteten Felswelt würde er auf den Spieler stoßen. 

Zügig, doch mit der nötigen Wachsamkeit, bewegte Earp 

sich vorwärts. Jeden Strauch, jede fremde Bewegung nahm er 
auf, bereit zu kämpfen, wenn ihm Morgans Leute den Weg 
versperrten. 

Am Nachmittag stieß er auf ein einsames Grabkreuz inmitten 

des trockenen Flusses. Es war verwittert und etwa ein Jahr alt. 
Aber Wyatt wußte nun, daß hier Menschen gelebt hatten. Er 
stieg vom Pferd und ging zum buschbewachsenen Ufer. Hier 
verbarg er sein Pferd und kletterte, seinem ausgeprägten 
Instinkt folgend, die Klippen hoch. 

Schon nach etwa dreißig Yards fand er Stiefelabdrücke, die, 

vom Trockenbett des Flusses kommend, hochführten. Er folgte 
ihnen mit der gebotenen Vorsicht, denn er wußte nun, daß er 
Morgan ganz nahe auf den Hacken war. 

Ein dichter Buschgürtel umspannte die Kuppe. Nachdem er 

ihn durchquert hatte, er stand am Rand eines Talkessels mit 
den Ausmaßen und der Form einer Arena, die rundum 
stufenförmig abfiel. 

Earp legte sich nieder. Noch während er nach seinem Glas 

griff, spürte er den schwachen Brandgeruch eines Feuers. Er 
prüfte die Windrichtung und blickte nun nach Süden, wo er 
bald den dünnen Rauchfaden entdeckte. 

Er lächelte zufrieden, glitt nun an der Basis des Buschgürtels 

entlang in diese Richtung. Nach etwa zehn Minuten sah er auf 
einer abgeflachten Stufe vier Männer, die um ein Feuer saßen, 
und sein scharfes Ohr hörte versteckte Schläge von Äxten oder 
Hämmern. 

Wyatt prüfte die abfallenden, von Strauchwerk bewachsenen 

Hänge. Nun, dreißig Yards vom Lager entfernt, von Büschen 
halb verdeckt, sah er den schmalen Felseinschnitt, den er nach 

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näherer Prüfung als Eingang einer Höhle erkannte. 

Es mußte die Bonanza der Derrotero oder auch die Anson 

City Mine sein. 

Anson City hatte er gestern gestreift, ehe er den Bavispe 

verließ. Dazwischen lagen keine zehn Meilen. Earp ließ sich 
die Wegstrecke durch den Kopf gehen, schätzte die Entfernung 
und Richtung von der Stadt zur Mine, um sich später davon 
eine Skizze anzufertigen. 

Earp glitt tiefer in einen Busch. Noch nie war er dem Ziel so 

nahe gewesen, aus seiner Misere herauszukommen, und der 
Gedanke, durch geschicktes Spiel reich zu werden, erschien 
ihm in Anbetracht der verlockenden Zukunft grotesk, daß er 
grinsen mußte. 

Hier lag sein Glück, und Virgils Hilfe, der vom Goldgraben 

einiges verstand, würden sie als reiche Männer nach Osten 
ziehen. 

Philadelphia vielleicht, Boston oder gar New Orleans, wo die 

hübschesten Frauen des Landes zu finden waren. 
Mexikanerinnen, Kreolinnen, Französinnen mit Pfeffer in den 
Adern und großer Leidenschaft im Blut. 

Leise Detonationen rissen ihn aus den Träumen. Er schob 

sein Glas an die Augen. 

Aus dem schmalen Stolleneingang wehte eine blaßblaue 

Pulverwolke, die dem Beobachter zeigte, daß Morgan und 
seine Leute eifrig den Fels sprengten. Morgan mußte wohl von 
ähnlichen Träumen belastet sein wie er, denn er hatte keine 
Zeit verstreichen lassen, sondern unverzüglich mit dem Abbau 
begonnen. 

Es dämmerte bereits, als Morgan und seine Arbeiter 

auftauchten und zum Lagerplatz gingen, wo irgendwer eine 
saftige Antilope über dem Holzspieß briet. 

Rasch wurde es dunkel. Earp kroch in die Tiefe. Er streifte in 

nächster Nähe das Lager, wo die Männer den saftigen Braten 
aßen, und kroch zum Fels. Zielstrebend fand er den Zugang 

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zum Stollen, der von mattem Öllicht erhellt war, was darauf 
schließen ließ, daß die Banditen auch in der Nacht arbeiten 
würden. 

Wyatt folgte dem Tunnel, der sanft abfallend in den Fels 

getrieben war, bis er auf ein Drift stieß, der in Streichrichtung 
des Stollens führte. Er roch den scharfen Pulvergeruch, der von 
der Sprengung zurückgeblieben war. 

Am Boden verstreut lagen Trümmer des aus dem Fels 

gesprengten Gesteins. Als er den Blick hob, sah er die 
glitzernden Colors einer armbreiten Lode, die an der 
Sprengstelle in den Fels hineinführte und den Verlauf der 
Goldader zeigte. 

Wyatt Earp konnte sich nur schwer von diesem Anblick 

trennen. Doch der Gedanke, daß bald eine neue Schicht hier 
ihre Arbeit aufnehmen würde, zwang ihn zur Eile. Er nahm ein 
etwa dreifaustgroßes Trümmerstück auf und eilte den Weg 
zurück. 

Vom Lager her kamen Stiefelschritte. 
Blitzschnell kroch Wyatt ins Gesträuch und ließ die Männer 

vorüberziehen. Er wartete, bis die Schritte verklangen und 
huschte weiter. In Hörnähe des Lagerplatzes blieb er in 
geduckter Haltung stehen. 

Er hörte Glenn Morgans satte Stimme, als dieser sagte: »Die 

Bonanza ist echt, Jungs. Ich werde ein paar Gesteinsproben 
zusammenpacken und in den nächsten Tagen zum Landamt 
nach Cochise reiten. Ich möchte nicht, daß irgendein 
Claimjumping sich unsere Bonanza unter den Nagel reißt.« 

Irgendwer grunzte. »Ob Guadalupe seine 

Winchesterkarabiner finden wird?« 

»Ich hoffe es, Sam.« Morgan lachte. »Mögen sie sich im 

Norden die Schädel einschlagen. Wir sahnen hier erst einmal 
kräftig ab. Vielleicht bringe ich in Anson City eine ganze 
Kolonne auf die Beine. Das würde den Abbruch 
beschleunigen.« 

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Ein trockener Zweig knackte unter Earps Stiefeln. Er hielt 

den Atem an, als die zweite Stimme rief: »War da nicht 
etwas?« 

Doch Morgan beruhigte den Mann. »Eine Buschratte oder 

ein paar Nachtschwalben im Gesträuch. Wer sollte hier schon 
hinfinden?« 

Wyatt Earp kroch weiter. Es stand zuviel auf dem Spiel, daß 

er noch etwas riskieren konnte. Nach einer Stunde erreichte er 
sein Pferd. 

Es war Nacht, aber Mond und Sterne gaben genügend Licht 

für einen sicheren Weg. 

Am Morgen erreichte er den Flußlauf, wandte sich nach 

Osten und folgte ihm bis Anson City. 

Hier kaufte er Vorräte für die kommenden Tage, setzte sich 

in eine stille Ecke des nächsten Saloons und zeichnete aus dem 
Gedächtnis heraus die Lage der Mine nach der zurückgelegten 
Wegstrecke auf ein Stück Papier. Anschließend schob er das 
Papier wie eine Kostbarkeit in die Tasche. 

Er würde schneller sein als der Halunke Morgan. 

Dem Ruf Cochises folgend, auf dem Weg zur Bergfestung in 
den Dragoons, suchte Geronimo Ulzanas Dorf. Er und seine 
acht Begleiter waren in der Mimbrenjosiedlung gerngesehene 
Gäste. Ulzana begrüßte sie entsprechend und lud Geronimo zu 
einem Palaver in sein Tipi ein. 

Das wärmende Feuer, dessen Rauch durch die kreisrunde 

Öffnung des Spitzzeltes kräuselte, verdrängte die Kälte der 
späten Herbsttage, so daß Geronimo schon bald den schweren 
Fuchspelz ablegte. 

Ulzana erfreute seinen Gast mit getrockneten Beerenfrüchten 

und dem frischen Fleisch einer Bergziege, die seine Squaw 
zerlegt, in frische Balsamblätter gehüllt an der offenen 

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Feuerstelle gegrillt hatte. 

Sie aßen schweigend von geschnitzten Holztellern und 

tranken den scharf gegorenen Saft der Agave. 

Geronimos zeitweiliges Rülpsen nahm Ulzana wohlwollend 

auf, wußte er nun doch, daß sein Gast sich wohl fühlte. 

Nachdem das Mahl beendet und seine Squaw Teller und 

Schüsseln abgeräumt hatte und aus dem Zelt verschwunden 
war, stopfte Ulzana zwei Pfeifen, und schon bald schwebte der 
scharfe Geruch des Kinninkins im Raum. 

»Cochise hat den Rat der Häuptlinge einberufen«, begann 

Geronimo die Unterhaltung. Er saß in stolzer aufgerichteter 
Haltung jenseits des Feuers. »Er wünscht ein Palaver.« 

Ulzana nickte. »Der Häuptling ist in Sorge um unser Volk, 

Gokhlayeh. Im Tal der Apachen ist ein neuer Feind 
aufgetaucht. Caddos und Wichitas.« 

Geronimo sah hoch. »Die Stämme aus dem Osten?« 
»Ja, Gokhlayeh.« Wieder nickte Ulzana. »Sie bekämpfen 

Cheyennen und Arapahoes, die vom großen Erlöser und den 
Frieden unter unseren Völkern sprechen. Ein Messias hat die 
Botschaft verkündet.« 

»Es wird nie Frieden zwischen unseren Völkern geben, denn 

Habgier und Haß haben sich unlösbar in ihren Herzen 
verbunden. Aber wenn Caddos, Wichitas, Cheyennen und 
Arapahoes sich bekämpfen, sollten sie es in ihren Jagdgründen 
tun. Ist das der Grund, warum Cochise den Großen Rat 
zusammenruft?« 

»Wir werden es bald wissen. Aber er sieht noch eine zweite 

Gefahr. Wenn jene Gerüchte stimmen, die Späher aus den 
Tälern in die Berge hochtragen, trägt Locking Bear den 
Gedanken im Herzen, einen Krieg gegen die Weißaugen zu 
führen.« 

»Locking Bear«, entfuhr es Geronimo, und seine dunklen 

Augen begannen zu leuchten, »einer der zehn tapfersten 
Krieger. Ich bewundere seinen Mut und Kampfgeist. Wenn 

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Cochise seine Kraft und seinen Willen hätte, wären unsere 
Jagdgründe frei von Pferdesoldaten und Bauern, die unser 
Land umpflügen.« 

Ulzena schüttelte wegen der forschen Rede des jungen 

Häuptlings unmutig den Kopf. »Cochise ist der Tapferste aller 
Apachen. Sein Mut steht außer Zweifel, denn er hat ihn oft 
bewiesen. An seiner Seite dürfte Locking Bear nur sein 
Lanzenträger sein, denn unser Führer besitzt neben seinem Mut 
die Klugheit und Besonnenheit des jagenden Rotfuchses. Sein 
klares Auge hat längst erkannt, daß ein Krieg gegen die 
Pferdesoldaten das ruhmlose Ende aller Apachenstämme 
bedeutet.« 

Geronimo sog heftig an seiner Pfeife. »Spricht so die Zunge 

eines Mannes, der nach Beute giert?« 

»Was bedeutet Beute gegen den Schmerz, den ein 

Apachenherz beim Tod seiner Verwandten empfindet?« 
widersprach Ulzana. 

»Der Tod ist uns allen bestimmt, Ulzana. Wir wissen, daß 

das Land jenseits des Horizonts uns aller Sorgen befreit. Ich 
wäre bereit, dafür zu kämpfen und zu sterben, wenn ich zuvor 
das unrühmliche Ende der Bleichgesichter erleben dürfte«, 
sagte Geronimo heftig. 

Ulzana schob die Holzscheite tiefer in die Glut. Er dachte 

lange nach, ehe er antwortete. »Deine Gedanken gehören 
Locking Bear?« 

»Ich achte seinen Mut und seine Ziele, die auferlegten 

Fesseln der Knechtschaft zu sprengen. Schau dir die 
erbärmlichen Regionen an, in denen Tontos und Mimbrenjos 
ein unwürdiges Leben führen. Es lohnt sich immer, für die 
Freiheit zu kämpfen.« 

»An der Seite eines Wichitas?« 
»An der Seite Locking Bears.« 
Ulzana sah die leuchtenden Augen des jungen Häuptlings. Er 

kannte dessen Ungeduld und Unbeherrschtheit, die ihn schon 

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oftmals zu unüberlegten Handlungen und Raubzügen 
hingerissen hatte. Er, Ulzana, war ein Mann, der leichte Beute 
liebte. Gokhlayeh mochte aber den Skalp. 

»Du denkst an die vielen hellen Haarschöpfe der Soldaten. 

Nicht aber an den Tod.« 

»Ich denke an beides, Ulzana, denn die Zahl der erbeuteten 

Skalps zeigen den Mut eines Kriegers, und der im Kampf 
erlittene Tod führt uns den Göttern näher.« 

Ulzana nickte. Obwohl er das Leben liebte, sah er die 

Erfüllung des wahren Lebens jenseits der Gegenwart, die keine 
Sorgen kannte. Weder die Kälte des Winters noch die Dürre 
des Sommers. Nur blühende endlose Felder, auf denen der 
Büffel tobte und der Jäger sein Jagdglück fand. 

»Cochise wird die Häuptlinge befragen und seine 

Entscheidung treffen«, sagte Ulzana ausweichend, denn er 
spürte, daß Gokhlayehs Euphorie ihn ansteckte. 

Am folgenden Morgen rüstete Ulzana zum Aufbruch. 

Begleitet von sechs tapferen Kriegern seines Dorfes, folgte er 
Geronimo durch die einsame Bergwelt. 

Die eisige Region der Swisshelm Mountains lag hinter ihnen. 
Cochise, John Haggerty und Tla-ina durchquerten das weite 
Wüstental, das sich bis hoch in den Norden erstreckte. 

Irgendwann in den nächsten Tagen würden sich ihre Wege 

trennen, und jeder ritt dann mit einer eigenen Aufgabe in eine 
andere Richtung. 

Gegen Mittag dieses Tages entdeckte der Häuptling in den 

weiten vorgezogenen Kaps der Chiricahua Mountains eine 
Staubwolke, der sie eine Weile folgten, bis sie auf Sichtweite 
heran waren. 

Zwischen Mesquitesträuchern, Collas und Stachelgestrüpp 

verborgen, beobachteten sie den beträchtlichen Zug, der in 

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schnellem Ritt südwärts strebte. 

»Etwa achtzig Reiter«, bemerkte Cochise nachdenklich. 

»Wichitas und Caddos«, erwiderte John, der sein Glas am 
Auge hielt. »Der Teufel mag wissen, was sie so tief im Süden 
suchen.« 

»El Diablo hat sie hergeführt, er wird sie auch wieder über 

die Berge treiben«, sagte Cochise. Aber man sah die Sorge in 
seinem Gesicht. Von dem Falken wußte er, was im Tal 
vorging. Von der Vielzahl der kriegerischen Oststämme, ihren 
Beweggründen und ihren Absichten. 

John Haggerty lächelte. »Nicht der Teufel, sondern 

Langmesser und Apachen werden sie vertreiben. Du hast die 
Botschaft meines Häuptlings nicht vergessen?« 

»Cochise vergißt nie ein Wort«, sagte Tla-ina, »aber er wird 

Mühe haben, den Großen Rat von der Nützlichkeit der 
Verbindung zu überzeugen.« 

Sie sah das Lächeln des Falken und lächelte zurück. »So tief 

ist die Kluft zwischen weißen und roten Männern.« 

Sie schwiegen. In eine Staubwolke gehüllt zogen die 

Rothäute weiter. 

Auch Haggerty, der Häuptling und seine Schwester bestiegen 

ihre Pferde, und John sagte zu Cochise: »Locking Bear führt 
die Krieger nach Süden.« 

Cochise nickte. »Ich habe ihn erkannt.« 
Am späten Nachmittag, als sie eine verborgene Wasserstelle 

erreichten, sprengten aus den Hügeln etwa hundert Reiter, 
deren Rockknöpfe und die Beschläge ihrer Sättel in der Sonne 
glitzerten. 

Cochise zügelte sein Pferd. Tla-ina drängte ängstlich an seine 

Seite. 

John spürte ihre Unruhe, die er begreifen konnte. »Es sind 

Soldaten, Cochise. Weshalb fürchtest du dich?« 

Cochises Gedanken wanderten in die Vergangenheit. Wie oft 

schon wurde er von den Pferdesoldaten verfolgt? Wie oft hatte 

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ihr Häuptling in Tucson sein Wort gebrochen? Sollte er den 
Soldaten freudig entgegensehen? 

Er verschwieg seine Gedanken und beobachtete die 

heransprengende Abteilung, die nun, als sie zwei Indianer 
erkannte, nach ihren schweren Säbeln griffen und ihre Gäule 
attackierten. 

»Wartet.« John gab seinem Gaul die Sporen und ritt den 

Reitern entgegen. Er spürte, daß etwas geschehen war, was die 
Männer erregt haben mußte. Unbewußt gingen seine Gedanken 
zu Locking Bear, der es mächtig eilig hatte, südwärts zu 
ziehen. 

»Major Ryan«, rief er lautstark, als er den Offizier an ihrer 

Spitze erkannte, und schwenkte seinen Stetson, »halten Sie Ihre 
Leute auf, bevor ein Unheil geschieht.« 

Aber die Reiter sprengten in breiter Front an ihnen vorbei, 

und ihr höllisches Geschrei erinnerte den Scout an das 
nervtötende Gebrüll angreifender Apachen. 

Haggerty zog sein Pferd herum und folgte dem Offizier. 

Dabei sah er, daß Cochise und Tla-ina längst ihre Pferde 
herumgerissen hatten und in westlicher Richtung auf die Berge 
zuritten. 

Zornig trieb er dem Pinto die Sporen in die Flanken. Da war 

er nun einige Wochen unterwegs, um mit dem Häuptling über 
Frieden und eine Allianz mit dem Militär zu verhandeln, und 
nun war eine idiotische Abteilung, die irgend etwas erregt 
hatte, dabei, seine Bemühungen zu untergraben. 

Wie der Teufel ritt er los, sprengte nun inmitten des wilden 

Haufens und erreichte den Major. Scharf drängte er den Gaul 
an seine Seite und sah das verschwitzte Gesicht des Offiziers, 
der mit gestrecktem Arm seinen Kavalleriesäbel hielt. 

»Major Ryan«, schrie er wütend, »bringen Sie Ihre Horde in 

den Griff. Dort reiten Cochise und seine Schwester, die ich im 
Auftrag des Hauptquartiers aufsuchte.« 

Major Ryans Kopf flog herum. »Cochise«, schrie er zurück, 

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»dieser Bastard hat so viele Verbrechen auf dem Gewissen, daß 
es eine Gnade für ihn ist, wenn die Säbel meiner Leute ihn in 
tausend Stücke schlagen.« 

»Dafür werden Sie Ihre Streifen verlieren, Major. Das ist 

mein Wort. General Howard wird Sie in die Wüste schicken.« 

Major Ryan bremste den schnellen Lauf seines Pferdes. In 

seinen Augen lag kalte Verachtung. 

»Sie wissen nicht, was geschehen ist, Scout«, rief er scharf. 

»Vor zwei Nächten habe ich eine Patrouille verloren. Zwanzig 
meiner besten Männer. Sie wurden skalpiert und gräßlich 
verstümmelt. Das vergißt kein Soldat.« 

»Es waren Caddos und Wichitas, Major.« John hatte Mühe, 

seine Beherrschung nicht zu verlieren. 

»Es waren rothäutige Banditen. Ganz gleich, von welchem 

Stamm. Sie werden dafür bezahlen.« 

»Bezahlen werden Sie, Major.« John ritt nun dicht auf, daß 

ihre Sättel aneinander schabten und ihre Schenkel sich 
berührten. »Wollen Sie sich einem Befehl des 
kommandierenden Generals widersetzen? Wenn ja, werde ich 
Sie erschießen!« 

Major Ryan sah Haggertys entschlossenes Gesicht, den 

schweren Revolver, den er in der Faust trug. Irgendwie erlosch 
sein fanatischer Blick. Er rief den Hornisten und gab ihm ein 
Zeichen, worauf dieser kräftig in sein Horn blies. Die 
vorwärtsstürmende Truppe stoppte. 

»Wissen Sie, was mich dieses Signal kostet, Mr. Haggerty?« 

fragte er schwer atmend. »Das Vertrauen der Soldaten in einen 
Offizier. Das bedeutet mehr als ein paar dumme Streifen auf 
der Offiziersuniform.« 

»Dann möbeln Sie das Vertrauen wieder auf. Locking Bear 

reitet mit seinen Kriegern einen halben Tagesritt entfernt 
südwärts. Der Teufel mag wissen, was er dort sucht.« 

Die Angriffswelle der Soldaten war gestoppt. Sie schwenkten 

ihre Pferde, und John sah ihre feindlichen Blicke, die ihn 

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streiften. 

Ein alter Sergeant trabte näher. »Warum geben wir auf, Sir?« 

rief er zornig. »Wir waren den Bastarden so nahe, daß wir sie 
mit unseren Säbeln hätten aufspießen können.« 

Major Ryan deutete auf Haggerty. »Der Scout hat es so 

bestimmt, und er reitet im Auftrag des Generals. Formieren Sie 
die Truppe, Sergeant Horn. Wir schwenken nach Süden auf die 
alte Spur zurück. Die Teufel dürfen uns nicht entkommen.« 

Sergeant Horn zögerte eine Sekunde. Ein feindlicher Blick 

berührte John Haggerty. Doch dann erinnerte er sich des 
Reglements eines Soldaten, dem er zu gehorchen hatte, gleich 
welcher Befehl kam. Seine Stimme dröhnte durch die Wüste, 
und die Abteilung ordnete sich in Viererreihen. 

»Sind Sie nun zufrieden, Scout?« fragte Major Ryan bissig. 
Johns Blick streifte in die Ferne. Er sah zwei dunkle 

bewegliche Punkte am Horizont, und er befürchtete, daß diese 
Begegnung das Verhältnis zwischen Cochise und General 
Howard weitgehend verschlechtert hatte. 

Er schwieg. 
Ryan ritt an ihm vorbei zur Spitze seiner Abteilung und gab 

das Zeichen zum Abmarsch. 

Lange Zeit blieb John zurück. 
Der flüchtende Häuptling und seine Schwester waren im 

Schatten der Berge verschwunden. John stellte sich die Frage, 
ob es noch Zweck hatte, ins Hauptquartier zu reiten, denn er 
zweifelte nun, daß Cochise zu seinem Wort stand. 

Doch dann schwenkte er nach Westen und ritt in die 

sinkende Sonne. Trotz des Vorfalles glaubte John, daß 
Häuptling Cochise sein Freund geblieben war und sicher über 
Howards Vorschlag nachdachte. Er mußte die Gefahr 
erkennen, die mit Wichitas und Caddos in sein Land gezogen 
war. 

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Vom Bavispe aus führte Earps Weg durch das zerklüftete 
Bergland geradewegs in die offene Ebene. 

Irgendwo weit draußen in der Unendlichkeit, vielleicht vier 

oder fünf Tagesritte entfernt, lag Cochise. 

Sein Ziel. 
Die Sonne brannte heiß, der Boden war knochentrocken. Ein 

Zeichen, daß lange kein Regen gefallen war. Und es war 
zweifelhaft, ob der nahende Winter dies ändern konnte. 

Er erreichte eine einsame Ranch in einem flachen Talkessel, 

deren Hütten und Häuser an eine Wehrburg erinnerten, und mit 
hohen Palisaden umschlossen waren. Vom Rancher erfuhr 
Wyatt, daß die unruhigen Zeiten ihn zu solch einer Aktion 
gezwungen hatten. 

Er blieb über Nacht. Am nächsten Tag ritt er ostwärts. Gegen 

Mittag stieß er auf einen ausgefahrenen Weg, der Räderspuren 
zeigte. Von Braddock, dem Wehrrancher, wußte er, daß dies 
die Straße nach Cochise war. 

Earp wurde zuversichtlich. Seinen Träumen von Gold und 

Reichtum kam er mit jedem Schritt näher, und wenn er nachts 
die Augen schloß, sah er glitzernde Berge von Goldnuggets, 
die die Anson Mine ausspuckte. 

Am dritten Tag, er näherte sich der Stadt, sprengte aus der 

Ebene heraus ein einzelner Reiter. 

Mißtrauisch, wie Earp nun geworden war, zog er seine Henry 

aus dem Scabbard, schob sie über das Sattelhorn und spannte 
den Bügel. 

Dabei trieb er seinen Pinto zwischen Agavenstauden. Doch 

der Fremde schien ihn erkannt zu haben, denn unvermutet 
änderte er die Richtung und ritt auf Earps Versteck zu. Sein 
Gaul fiel in Trab und schließlich in Schritt. Der Reiter lüftete 
seinen Stetson, und nun erkannte Wyatt Earp John Haggerty, 
den Armeescout. 

Freudig überrascht verließ Wyatt das Versteck, schwenkte 

seinerseits den speckigen Hut und trabte dem Freund entgegen. 

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»By gosh, John.« Earp lachte, als er die Henry im Scabbard 

versenkte und dem Reiter die Hand reichte. »Ich wähnte dich 
tief im Süden in den Swisshelm Mountains. Was macht deine 
Verletzung, John? Hast du Cochise in den Bergen getroffen?« 

Der Scout winkte ab. Er sprach von seiner Begegnung mit 

Cochise, ihrer ernsten Unterredung. Auch für Tla-ina fand John 
freundliche Worte, die Earp als aufmerksamen Zuhörer 
erkennen ließen, daß das Apachenmädchen einen Platz in 
Haggertys Herzen gefunden hatte. Dabei bewegte er die 
verletzte Schulter, um zu zeigen, daß er wieder fit war. 

»Ich verdanke meine schnelle Genesung Tla-ina, Wyatt. Sie 

versteht von der Wundbehandlung mehr als unser Armeearzt«, 
endete er seinen Bericht und erwähnte, daß er auf dem Weg ins 
Hauptquartier wäre. 

Wyatt, der von dem fürchterlichen Gemetzel am Big Long 

Heart vernommen hatte, erzählte John die Geschichte, und 
dieser, der von Major Ryan nur Bruchteile der 
Auseinandersetzung kannte, war tief erschüttert über das 
grausame Verbrechen. Er begriff nun den Zorn der Soldaten. 

Sie ritten zusammen weiter. Am Abend, als sie sich in die 

Büsche schlugen und ein Feuer entfachten, sagte Haggerty 
unvermutet: »Du sprichst kein Wort über den Halunken 
Morgan. Ist er dir entwischt oder hat er dir wieder einmal die 
Partnerschaft angeboten?« 

Wyatt Earp, das Schlitzohr, lachte lauthals. »Weder das eine 

noch das andere, John. Glenn Morgan ist mir so sicher, wie es 
das Amen in der Kirche gibt. Er sitzt mit einigen Gaunern am 
Bavispe und buddelt die Erde um. Du erinnerst dich an das 
vergilbte Papier, das Guadalupe kurz vor unserer 
Auseinandersetzung Morgan zeigte?« 

John erinnerte sich und nickte. 
»Es war der Weg, der zu einer guten Bonanza führte.« 
»Der Preis für die Gewehre?« John horchte auf. »Er hat sie 

dem Caddohäuptling nie geliefert.« 

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»Aber das Versteck sicher verraten, wo sie zu finden sind«, 

erwiderte Earp im Brustton der tiefsten Überzeugung. 
»Vielleicht sind die Rebellen schon auf dem Weg dorthin.« 

John erinnerte sich der kürzlichen Begegnung mit den 

Wichitas. Locking Bear hatte seine Krieger nach Süden 
geführt. In Locking Bears Nähe war Guadalupe zu finden. Das 
würde vieles erklären. John wurde unruhig. 

Wyatt Earp bemerkte die Veränderung. »Was hast du?« 
»Ich müßte genau wissen, was Guadalupe erfahren hat«, 

sagte John heiser. 

Das Schlitzohr lachte. »Du kannst Morgan fragen. Er kommt 

in den nächsten Tagen nach Cochise, um seinen Claim 
registrieren zu lassen. Ich habe es in einem Gespräch belauscht, 
das Morgan mit seinen Kumpanen geführt hat. Aber er wird zu 
spät kommen, John, denn die Bonanza wird bis dahin 
registriert sein.« Noch während Earp sprach, zog er das Stück 
Papier aus der Brusttasche und glättete es am Boden. »Ich habe 
die Mine genau eingezeichnet. Da sie weder ihm gehört noch 
einem anderen Menschen, werde ich meine Ansprüche geltend 
machen.« 

Earp grinste. 
John nahm das Papier. Während seine Gedanken bei 

Guadalupe waren, studierte er die Zeichen. Nach einer Weile 
lächelte er leicht. »Das ist der Weg zu Ansons Mine«, sagte er. 
»Sie liegt am trockenen Nebenfluß des Bavispe, etwa zehn 
Meilen von Anson City entfernt.« 

Wyatt legte den Kopf schief. Mißtrauen glomm in seinen 

Augen auf. »Du kennst die Bonanza?« 

John dachte an seinen alten Freund Miller und die 

Verbrecher, die er einmal in Ansons Mine gestellt hatte. 

»Deine Bonanza ist eine Borrasca, Wyatt, ein Claim, der 

unergiebig ist.« 

Wyatt bekam rote Ohren. Er schnellte auf die Beine und 

holte aus der Satteltasche den Erzklumpen aus der Mine. Er 

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drehte ihn am Feuer, um einen leuchtenden Effekt am Stein zu 
erzeugen. »Und das hier, was so glitzert, John? Ist das kein 
goldhaltiges Gestein?« 

John, der damals mit Miller die Mine untersucht hatte, nahm 

den Brocken in die Faust. »Das ist Pyrit, Wyatt«, sagte er 
achselzuckend, »Katzengold. Ein glänzendes gelbes, wertloses 
Mineral, das du höchstens als Briefbeschwerer nehmen 
kannst.« 

»Es stammt aus der Mine der Derrotero«, stieß Wyatt heftig 

hervor. 

Sein Atem ging hektisch und zeigte seine Erregung. 
John reichte den schweren Stein zurück. »Die Mine wurde 

vor zweihundert Jahren von spanischen Eroberern ausgebeutet. 
Und die waren sehr gründlich, Wyatt. Schmeiß das Zeug weg. 
Es belastet nur deinen Gaul.« 

Wyatt Earp saß steif wie ein getrockneter Zedrachstamm am 

Boden und stierte auf den Quarzbrocken, den John nun achtlos 
in den Wüstensand fallen ließ. Eine Welt brach in ihm 
zusammen und mit ihr ein Traum von großem Reichtum und 
Glück. 

Wie schmerzhaft dieser Gedanke war. 
Aber Wyatt Earp war ein Abenteurer und Spieler, der dem 

Leben die leichte Seite abgewann. Er brauchte einige Minuten, 
um sich an den Gedanken zu gewöhnen, daß er hinter einem 
Trauma hergejagt war und nun der arme Schlucker geblieben 
war. 

»Das Glück kommt und geht, John«, sagte er nach einer 

Weile und begann zu grinsen, »aber eines bleibt. Häuptling 
Guadalupe hat Glenn Morgan betrogen. Ich lache mich tot, 
wenn Morgan es erfährt.« 

»Und ich werde zugegen sein, Wyatt. Es geht um mehr als 

Gold. Wenn Wichitas und Caddos moderne 
Schnellfeuergewehre in den Händen halten, gibt es Mord und 
Totschlag. Ein Strom von Blut wird fließen, ehe das Militär 

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den Aufstand in den Griff bekommt. Wir brechen das Lager 
ab.« 

»Mitten in der Nacht?« 
»Es erscheint mir wichtig.« John nickte, ehe er sich erhob 

und den Sattel ergriff. »Pack deine Schlafrolle, wir reiten.« 

»Und Cochises Botschaft an den General?« 
John straffte die Sattelgurte und band den Mantelsack fest. 

»Das hat Zeit, denn ich bin mir nicht sicher, ob sie noch 
Bedeutung hat.« Er schwang sich aufs Pferd und blickte zu 
Earp hinüber. Er lächelte hart. »Was ist mit deinem 
Erzklumpen?« 

Wyatt erfaßte die Zügel und saß mit einem Satz im Sattel. 

»Was brauche ich einen Briefbeschwerer, John? Ich werde nie 
einen Schreibtisch besitzen.« 

»Dann wollen wir.« Der Scout schnalzte mit der Zunge und 

trieb seinen Pinto in die Nacht hinaus. 

»Nachrichten von Haggerty?« fragte General Howard, als sein 
Profos das Stabszelt betrat. Durch die Fensterluke sah er zwei 
Indianerscouts, die bei ihren abgetriebenen Mustangs standen. 

Major Tanner, der von der Bedeutung von Haggertys 

Mission wußte, trat an den Kartentisch. 

»Nein, Sir. Die Scouts kommen aus Major Ryans Lager. Sie 

bringen schlechte Nachrichten.« 

General Howard wandte sich um. Seit Wochen empfing er 

nur schlechte Nachrichten. Hiobsbotschaften, die von der Lage 
im Apachenland berichteten. Er wandte sich um, und Tanner 
sah die dunklen Ringe um Howards Augen. Der Commander 
schlief seit Tagen kaum. Eigentlich hatte es nach dem 
enttäuschenden Aufmarsch im Tonar Desert begonnen. Er war 
von Unrast und Unruhe erfüllt, am Ende seiner psychischen 
Kräfte. 

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»Berichten Sie, Major«, sagte der General müde. 
»Major Ryan hat bei einem Zusammenstoß mit 

Wichitarebellen eine Patrouille verloren.« 

»Wie viele Leute?« 
»Zwanzig.« 
General Howard preßte die Lippen aufeinander. Er wußte, 

wie solch ein Zusammenstoß endete. 

»Weiter, Major.« 
»Ryans Abteilung hat seine Patrouille einen Tag später 

gefunden, skalpiert, massakriert…« 

»Keine Einzelheiten, Tanner. Ich kenne das«, unterbrach ihn 

Howard. 

»Auf der Suche nach den Mördern ist er auf ein starkes 

Wichitalager gestoßen. Es war aufgegeben worden.« 

»Immer die gleiche Situation. Diese Rebellen sind nicht zu 

fassen. Fast kommt es mir vor, als kämpften unsere Truppen 
gegen eine Geisterarmee«, grollte der Offizier. »Sie tauchen 
aus dem Nichts auf, schlagen zu und verschwinden im Nichts. 
Dabei ist es ein undisziplinierter Haufen, bewaffnet mit 
Keulen, Lanzen und Bogen wie Urmenschen einer 
vergangenen Epoche. Ihnen gegenüber steht eine ausgebildete 
Armee, mit Feuerwaffen und schwerem Beschuß.« 

»Die Wüste ist ihr stärkster Verbündeter, Sir.« 
»Und Locking Bear, der sie führt? Sprechen Sie weiter.« 
»Major Ryan hat das Tonarbecken verlassen und folgt der 

Sippe nach Süden. Er bittet um eine zweite Abteilung, die ihm 
folgt. Er befürchtet, daß Wichitas und Caddos sich mit 
weiteren Kampfgruppen verbinden und bald losschlagen 
werden.« 

General Howard durchwanderte unruhigen Schrittes das Zelt, 

und Tanner sah seine Erregung. Der General stand vor einer 
schwerwiegenden Entscheidung, denn eine weitere Abteilung 
würde den Besatz der Garnison gewaltig schwächen. 

Nun blieb er stehen und blickte seinem Profos offen ins 

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Gesicht. 

»Mr. Earp hat uns von dreihundert Caddos- und 

Wichitakriegern berichtet. Mein Scout befürchtet, daß es bald 
die doppelte Anzahl Krieger werden. Nach unserem Aufmarsch 
im Tonarbecken sind sie trotz unserer Bemühungen spurlos 
verschwunden. Wie denken Sie darüber, Tanner? Könnten die 
Rebellen sich nach Süden abgesetzt haben?« 

Der Profos überlegte kurz. »Zwischen südlichen Ausläufern 

der Chiricahua Mountains und den Swisshelms liegt ein 
gewaltiges Trockenbecken. Verödet und menschenleer. Es 
kann tausend Menschen aufnehmen.« 

»Haggerty war auf dem Weg in die Swisshelm Mountains. Er 

wollte sich mit Cochise dort treffen. Vielleicht ist das der 
Grund, daß ich von meinem Scout nichts mehr höre Tanner«, 
Howards Gestalt straffte sich, »Major Ryan soll seine 
Abteilung bekommen. Suchen Sie einen geeigneten Offizier, 
der sie führt.« 

Major Tanner nickte. »Ich hätte schon jemanden, Sir. Mich.« 
»Sie?« 
»Jawohl, Sir. Ich lebe seit sieben Jahren in Arizona. Ich war 

Fortkommandant in Fort Thomas, ehe Sie mich in den Stab 
beriefen. Ich kenne also die Südecke wie meine Tasche. Wenn 
sich dort etwas zusammenbraut, werde ich es zu finden 
wissen.« 

»Mann, Tanner, Sie sind Stabsoffizier. Sie werden hier 

gebraucht.« Howard schüttelte mißmutig den Kopf. 

»Um Sie täglich mit weiteren schlechten Botschaften aus 

dem Frontierland zu füttern, Sir?« fragte der Major. 

Wieder nahm der General die Wanderung auf. Ihn drückte 

die Verantwortung. 

»Na gut«, sagte er schließlich zögernd. »Stellen Sie nach 

Ihrem Ermessen die Abteilung zusammen und ziehen Sie mit 
Gott.« 

»Danke, Sir«, rief Tanner und grüßte lässig. Als er das Zelt 

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verlassen wollte, hielt ihn Howards Stimme zurück. 

»Noch etwas, Sir?« 
Howard trat näher und reichte Tanner die Hand. »Ich brauche 

Erfolgsmeldungen. In Washington wird man ungeduldig. Wie 
mir zu Ohren kommt, nagen einige bestimmte Herren an 
meinem Stuhl. Sie möchten mich durch einen anderen hohen 
Offizier ersetzen lassen.« 

Major Tanner spürte den festen Händedruck seines 

Vorgesetzten, den er ehrte und achtete. »Ich werde alles 
daransetzen, um diesen Leuten das Maul zu stopfen, Sir.« 

Tanner verließ das Zelt. 
General Howard war allein mit seinen Gedanken und seinen 

Sorgen. Unruhig nahm er seine Wanderung wieder auf. 

»Tag, Morgan.« Wyatt Earp trat aus dem Schatten der 
Hauswand und ging den drei Reitern entgegen, die vor dem 
territorialen Landagentur-Gebäude aus dem Sattel gestiegen 
waren. Seine Daumen hingen lose hinter dem Gürtel, nahe des 
glänzenden Revolverknaufs im Halfter. Hinter seinem Lächeln 
verbarg sich wachsames Lauern, denn er wußte, wie gefährlich 
der Spieler war. 

Glenn Morgan hob überrascht den Kopf, während seine 

beiden Begleiter zur Hüfte griffen. Er musterte den Mann, der 
ihm diese überraschende Begegnung beschert hatte. »Wyatt, 
du?« rief er dann aus. »Das nenne ich eine Überraschung.« 

»Du wirst noch mehr überrascht werden.« Earp lachte bissig. 

»Seit unseren verpaßten Treffen in San Manuel hatte ich Zeit, 
über dich nachzudenken. Doch erst seit unserer letzten 
Begegnung bei den roten Felsen weiß ich, daß du ein übler 
Zeitgenosse bist.« 

Morgans Lächeln erstarrte. Seine Lippen wurden schmal, 

sein Gesichtsausdruck hart. »Suchst du Streit, Wyatt? Dann 

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vergesse nicht, ich bin nicht allein.« Sein Kopf tippte zu seinen 
beiden Begleitern, die kampfbereit an seiner Seite standen, und 
wohl auf ein Zeichen von ihm warteten. »Dunney und Smith 
haben es nicht gern, wenn mich jemand anpöbelt.« 

Earps Blick wanderte ab. Herausfordernd musterte er die 

verlodderten Gestalten, die nach Büffelmist stanken, aber 
piekfeine Vierundvierziger im Halfter trugen. 

»Dunney und Smith sind zwei mickrige Möchtegerne, die 

sich nur stark fühlen, wenn sie in der Überzahl sind. Sie 
würden ganz schnell ihre Hände vom Gurt nehmen, wenn sie 
wüßten, wer gerade hinter ihnen steht.« 

Morgans Kopf flog herum. Er erkannte den Mann in 

verwaschenen Chaparajos, der lässig an der Balustrade lehnte. 
Morgan verlor eine Nuance Farbe. 

Seine Begleiter aber lachten dröhnend. 
»Das Spielchen ist so alt wie die Verfassung«, rief Dunney. 

Seine Hand umspannte fest den Walnußgriff seines Colts. 
»Darauf fallen wir nicht herein.« 

»Na, Glenn, siehst du nun, welche Dummköpfe dich 

umgeben?« Earp wandte den beiden Halunken den Rücken zu 
und deutete die Treppe hoch. »Gehen wir zur Agentur und 
melden deine Bonanza an.« 

Morgan blickte noch immer in Haggertys tiefgebräuntes, 

hartes Gesicht. Er saß in der Zwickmühle und wußte nicht, wie 
er sich verhalten sollte. Earp war gefährlich, doch diesen 
Armeescout aus Tucson hielt er für den stärkeren Gegner. Wie 
lächerlich ihm die Gestalten seiner Begleiter vorkamen. 

Doch bei Wyatts letzten Worten schreckte Morgan 

zusammen. »Woher weißt du von der Mine?« stotterte er 
verwirrt und dachte fieberhaft nach, wer mit Earp gesprochen 
haben könnte. 

Der Abenteurer lachte ihm ins Gesicht. »Woher ich weiß, 

daß deine Bonanza eine Borrasca ist? Ich bin dir bis zum 
Bavispe gefolgt und habe mich vom Wert der Mine überzeugt. 

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Ich könnte mich totlachen, wenn du es nicht tun wirst, wenn du 
erfährst, daß dein Blow up wertloses Pyrit ist. Katzengold, oder 
wie sie das Dreckszeug nennen. Du schleppst es doch in der 
Satteltasche herum. Yeah«, fuhr er fort, als Morgan sich noch 
immer nicht regte, dabei deutete er über die Schulter. 
»Empfehle deinen Strolchen, die Finger vom Eisen zu lassen. 
Der Armeescout ist ein verdammt harter Mann, der es sicher 
nicht zulassen wird, daß mir jemand in den Rücken schießt.« 

»Du lügst, Wyatt.« Morgan machte eine herrische 

Handbewegung zu seinen Begleitern. »Ich will keine 
Schießerei, Dunney. Du bist ein verdammter Lügner, Wyatt«, 
fuhr er im gleichen Atemzug fort. »Ich besitze die Pläne der 
Derrotero, die…« 

»… die die Spanier vor ein paar hundert Jahren 

ausgeplündert haben. Aber da wären wir gleich beim zweiten 
Punkt unserer gemeinsamen Interessen. Wo sind die Karabiner, 
die Guadalupe dir im Tausch für die Karte angeboten hat? 
Noch ist es nicht zu spät, Glenn, denn nur wenige Leute wissen 
von deinem schmutzigen Geschäft mit den Caddos. Du kannst 
also noch zurückstecken. Wenn erst eine dieser neuen 
Winchester in den Händen eines Caddos auftaucht, wird dich 
jedes Gericht im Territorium zur Galgenbaumelparty 
einladen.« 

Glenn Morgans Sinne arbeiteten. Earps selbstsichere Art 

verwirrte ihn. Tausend Gedanken hetzten durch sein Hirn. 
Drüben an der Balustrade stand unbeweglich der Armeescout, 
wachsam wie ein Luchs, die Hand nahe am Revolver, bereit, 
einzugreifen, wenn Morgan oder seine Begleiter eine dumme 
Bewegung machten. 

Smith und Dunney hatten den Fremden nun auch entdeckt 

und hielten verlegen grinsend die Hände weit vom Körper. 

»Wyatt«, begann Morgan heiser, »wir wollten einmal Partner 

werden.« 

»Mit flinken Händen und geschicktem Spiel.« Earp nickte, 

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»nicht aber mit schmutzigen Waffengeschäften, die Terror und 
Tod bedeuten.« 

Morgan krümmte sich wie ein Wurm an der Angel. »Laß 

mich nachdenken.« 

»Du denkst doch die ganze Zeit, Glenn. Kommt es dir nicht 

in den Sinn, daß Guadalupe dich betrogen hat? Ihm geht es um 
die Karabiner. Die Anson Mine oder deine Person bedeuten 
ihm nichts. Hol deine Quarzbrocken aus der Satteltasche und 
lasse dich von einem Prospektor überzeugen.« 

Nur zögernd trat Morgan zu seinem Pferd. Earp war sein 

Gegner, und Haggerty würde ihn ebensowenig schonen. Seine 
Hände zitterten, als er in die Satteltaschen griff. 

»Es kann nicht möglich sein«, murmelte Morgan. 
Wyatt Earp deutete zum Aufgang der Agentur. »Dort wird 

man es dir sagen.« 

Morgans Schritte wirkten schleppend und müde, als er die 

Stufen hinaufschritt. Wyatt gab seinem Partner ein Zeichen und 
folgte ihm dichtauf. 

Kurze Zeit blieb es still, bis helles Lachen nach draußen 

klang. 

Als Morgan wankend an der Seite Earps wieder auftauchte, 

war aus seinem Gesicht alle Farbe gewichen, und ihm klang 
das Lachen des Prospektors in den Ohren, der nicht einmal eine 
Untersuchung des Erzbrockens vorgenommen hatte. 

»Weißt du nun, wer der Betrogene ist, Glenn?« fragte Earp, 

als sie die Stufen hinuntergingen. 

Morgan nickte schwerfällig. »Ich alarmiere meine Leute, und 

dann reiten wir in die Swisshelm Mountains. Verdammt, dieser 
Bastard hat mich aufs Kreuz gelegt.« 

»Wir drei reiten allein, Glenn«, Wyatt tippte auf ihn, auf 

Haggerty und auf seine Brust, »und bete, daß wir nicht zu spät 
kommen werden. Scheuche deine Galgenvögel weg und steig 
auf den Gaul. Jede Stunde wird kostbar sein. Für deinen Hals«, 
fügte er hämisch hinzu. 

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Hochlodernde Flammen erhellten den Beratungsplatz, an dem 
die Häuptlinge und der Ältestenrat schweigend verharrten. Im 
Hintergrund, den Platz umschließend, ihre nackte Haut im 
Lichtspiel glänzend, standen dreißig Lanzenträger, Cochises 
stärkste Krieger. Unter ihnen Naiche, der Häuptlingssohn, der 
von Cochises Sorgen wußte. 

Cochise war vor zwei Tagen aus der Ebene kommend in die 

befestigte Apachenburg zurückgekehrt. 

Loco und Chato waren seinem Ruf gefolgt und warteten 

bereits ungeduldig auf den Häuptling. Aber Cochise hatte nur 
seinem Sohn von den Vorfällen in der Wüste berichtet und ihn 
zum Schweigen verpflichtet. 

Selbst Chan-ank, dem Stoßenden Adler, ältester Chiricahua 

mit Stimmrecht im Rat der Alten, mit dem er in den letzten 
Monden viele wichtige Gespräche geführt hatte, verschwieg er 
seine Flucht vor den langen Messern der Pferdesoldaten. Loco 
wie auch Chatos Entscheidung im kommenden großen Palaver 
wollte er durch den Vorfall nicht beeinflussen. 

Einen Tag vorher war Victorio mit einigen 

Mimbrenjokriegern aus dem Süden in die Apacheria gezogen, 
und am heutigen Vormittag waren Ulzana und Gokhlayeh mit 
ihren Reitern erschienen. 

Nun vollzählig, bestimmte Cochise den Abend zur 

Verhandlung. 

Der Schamane, mit Büffelfell und Hörnern bekleidet, 

umtanzte leise singend das Feuer. Er hielt den offenen 
Medizinbeutel in der Hand und schleuderte in rhythmischen 
Abständen gemahlenes Pulver in die Flammen, die grell 
hochzuckten und wieder zusammenfielen. Seine 
Knochenrasseln, am Fell befestigt, schlugen hell aneinander 
und riefen den Großen Geist, um Erleuchtung und Rat zu 
erbitten, die die Not der Apachenstämme mildern sollten. 

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Ein Ritual, dem die Anwesenden in andächtiger 

Schweigsamkeit folgten, bis der Gesang des Medizinmannes 
abrupt endete, und er vor dem großen Häuptling niedersank. 

Seine Hände, die den Beutel hielten, bewegten sich in 

vorbestimmten Gesten, und als er die Arme senkte, kollerte der 
Inhalt zu Boden. 

Adlerknochen, Zedrachrinde, ein geflochtener Kräuterkranz, 

Beutel mit geweihter Farbe und Kräutermedizin, Fellstücke 
eines Eichhörnchens und der Wurzelteil des Balsamstockes, 
der an eine Alraune erinnerte. 

Tiefstes Schweigen herrschte. 
Der Schamane beugte sich nieder und suchte das Orakel 

seines Zaubers zu ergründen. 

»Blut wird den gelben Sand unserer Erde tränken«, rief er 

mit monotoner Fistelstimme. »Flammen werden aus unseren 
Wäldern steigen, und Krieger reiten auf schwarzen fliehenden 
Wolken, verfolgt von grellen Blitzen und dem zornigen 
Grollen unserer Götter. Hunger und Not werden das Volk der 
Apachen treffen und den Stolz der Apachen brechen.« 

Unruhe breitete sich im weiten Kreis aus. Nur Cochise saß 

mit geschlossenen Augen reglos auf seinem Platz. Er suchte 
das düstere Orakel des Schamanen zu entschlüsseln. 

Das Blut, das unsere Erde tränkt, bedeutete Bruderkampf mit 

den Wichitas oder den weißen Eindringlingen, deutete Cochise. 
Flammende Wälder waren die Palisaden der Soldatenforts, 
deren Holz in unseren Wäldern geschlagen wurde. Schwarze 
Wolken, der Blick in die Zukunft, die der Schamane 
offenbarte. Fliehende Reiter, von Blitz und Donnerschlag 
begleitet, bedeuten einen verlorenen Krieg. 

Die Stämme der Wichitas, der Caddos und vielleicht auch die 

der Apachen werden von Pferdesoldaten gejagt, deren 
Feuerrohre tiefe Wunden reißen und deren mächtige 
feuerspeiende Eisen ihre Dörfer vernichten. Die Hungersnot 
war die Flucht in die Einsamkeit der Berge, deren karge 

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Vegetation ein Volk nicht ernähren konnte. 

»Irgendwo im Dunkeln bewegt sich ein Schatten, der den 

Apachen entgegenreitet und einen Weg sucht aus der 
Finsternis, die uns zu überfallen droht. Einer unserer Götter, 
ich erkenne nicht sein Gesicht«, murmelte der Schamane mit 
erlöschender Stimme. 

Cochise hörte, wie er verstummte. Als er die Augen öffnete, 

lag der Schamane in Trance zusammengesunken vor dem 
Feuer. 

Es ist kein Gott, dachte Cochise verbittert. Er spürte, der 

Schatten war der Falke, der als Träger zwischen dem weißen 
und roten Volk stand. 

Cochise hatte sich erhoben. Fordernd streckte er die Hände 

zu den fliehenden Nachtwolken. 

»Der Zauber des Schamanen hat unsere Zukunft offenbart«, 

rief der Häuptling mit starker Stimme. »Fremde Stämme sind 
in unser Land eingefallen, verwüsten die Jagdgründe unserer 
Väter. Sie morden und brandschatzen und erheben sich gegen 
die mächtigen Heere des weißen Häuptlings aus dem Osten. 
Blut und Tränen vereinen sich zu Flüssen, das blühende Gras 
der Savanne wird zu schwarzem verbranntem Staub. Unsere 
Stämme sind zerstritten. Das zehrt an unserer Kraft.« Cochises 
Blick streifte Victorio, den Apachenwolf der Mimbrenjos, der 
sich lange Zeit von den Chiricahuas abgewandt hatte. »Wir 
müssen einen gemeinsamen Weg aus dem Dunkel suchen.« 

»Aber welchen Weg?« rief Chato, der schon lange den 

Frieden suchte. 

»Den Weg zu Locking Bear.« Geronimo war hochgefahren. 

Seine Augen glühten fanatisch. »Er ist ein starker Kämpfer. 
Locking Bear hat die Stämme der Wichitas vereint und sich mit 
Guadalupe verbündet. Er zeigt uns den Weg zur Macht und 
fürchtet nicht die langen Messer der Langsäbel. Wenn wir uns 
mit ihnen vereinen, schwemmen wir die weißen Desperados 
wie Unrat aus dem Land.« 

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»Und werden Vasallen der Oststämme.« Cochise schüttelte 

zornig den Kopf. »Möchtest du eine Fessel sprengen und die 
nächste an den Gliedern spüren, Gokhlayeh? Nein, das ist nicht 
der Weg, den wir suchen müssen. Es ist noch nicht lange her, 
daß der einarmige Blaurock aus Tucson einen Boten, den 
Falken, zu mir sandte. Der Einarm weiß, wie es um unser Land 
steht. Aber er weiß auch, daß er der Kriegsbereitschaft der 
Oststämme nicht entgegentreten kann.« 

»Dann soll er nach Hause gehen«, rief Geronimo und spie 

seine Verachtung in den Sand. 

»Er wird nicht gehen, sondern seinen Häuptling in 

Washington bitten, Truppen zu entsenden. An irgendeinem Tag 
wird die braune Wüste dunkel von den Pferdeleibern der 
Langsäbel, die über unsere Berge ziehen. Seine Reserven sind 
unerschöpflich, unser Volk aber ist ausgebrannt. General 
Howard bietet eine Allianz zwischen ihm und den Apachen.« 

»Weil er zu schwach ist, um gegen Locking Bear zu 

kämpfen.« Geronimos Blick ging in die Runde, als suche er 
Verbündete seines Gedankens. 

Ulzana nickte schweigend. 
Auch Victorio schien seinen Worten zuzustimmen. Er erhob 

sich in seiner Würde. »Geronimo ist ein Heißsporn. Zu jung, 
um eine Entscheidung zu fordern. Und dennoch wollen wir 
seine Gedanken nicht vergessen. Aber du, Cochise, weißt 
genau, daß eine Verbindung mit den Blauröcken unmöglich ist. 
Zuviel Leid hat man uns zugefügt. Zuviel Land geraubt. Ich 
sehe keine Zukunft, an ihrer Seite zu leben.« 

Cochise spürte den Widerstand. Aber er war listig und klug 

wie ein jagender Wolf vor der Beute. 

»Eine Allianz soll kein ständiges Bündnis sein. Aber in der 

Not schlüpft der Wolf in einem fremden Rudel unter. Ich sehe 
zwei Vorteile in diesem Bündnis. Zwischen Pferdesoldaten und 
Apachenstämmen herrscht Waffenstillstand, der uns Vorteile, 
vielleicht sogar Gewehre bringt. Wenn wir geschlossen an ihrer 

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Seite kämpfen, werden Caddos und Wichitas aus unseren 
Jagdgründen getrieben und erkennen, daß im Apachenland für 
sie kein Platz zu finden ist.« 

»Es ist ein trügerisches Seil, das Cochise betritt«, rief 

Geronimo erregt von seinem Platz. »Es könnte schnell 
zerreißen.« Gokhlayeh war von unbeherrschter Wildheit eines 
jungen Kriegshäuptlings, der nur die Gegenwart sah und nicht 
die Folgen. Sein Gebaren war einer Herausforderung gleich, 
die Betroffenheit auslöste und zugleich erkennen ließ, wie tief 
die Zerwürfnisse unter ihnen schon waren. 

»Wer wie ich denkt, sollte hier und heute seine Entscheidung 

treffen, denn Ruhm und Niederlage liegen nahe beieinander. 
Locking Bear trägt den braunen Gürtel der zehn tapfersten 
Häuptlinge. Er hat noch nie einen Kampf verloren.« 

Cochise spürte die Unruhe, die Gokhlayehs kühnen Worten 

folgte. »Wir wollen mit Vernunft die Dinge besprechen und 
dann entscheiden«, rief er lautstark in das Durcheinander. »Ich 
hoffe, wir werden den rechten Weg finden.« 

Erst nun setzte er sich nieder, um den Dingen 

entgegenzusehen, die sie miteinander entscheiden mußten, 
denn selbst er, der ihr anerkannt höchster Häuptling war, mußte 
sich nach den Gesetzen der Apachen ihrer Entscheidung 
unterwerfen. 

Geronimo spie wieder in den Sand, um seine Verachtung zu 

zeigen. »Ich habe mich entschieden«, rief er und warf seinen 
Fellmantel über die Schulter. Grußlos verließ er die 
Ratssitzung. 

Betroffene Blicke folgten ihm, bis er in der Dunkelheit 

verschwand. 

»Gokhlayeh ist ein Heißblut«, sagte Chato in die herrschende 

Stille. 

»Er ist ein junger Krieger«, erwiderte Cochise und 

verschränkte die Beine. Er wußte, es würde eine lange Nacht, 
der ein langer Tag folgte, bis die Entscheidung gefallen war. 

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Der Hufschlag klang hohl von den senkrecht abfallenden 
Felsen des Arroyos wider. Die Karabiner entsichert über dem 
Sattelhorn liegend, den Finger am Abzug, sich wachsam durch 
die Steilschlucht tastend, ritt Major Ryan und seine Abteilung 
durch die westlichen Ausläufer der Swisshelm Mountains. 

Seine Hunkpapascouts, die stets eine Meile voraus die 

fremden Spuren aufnahmen, denen Ryan nun den vierten Tag 
folgte, blieben durch Handsignale ständig in Verbindung mit 
der Truppe. 

Die frostige Kühle der Bergregion, auf die Ryans Truppe 

nicht eingerichtet war, machte ihnen hauptsächlich in der 
Nacht zu schaffen, zumal Ryan untersagt hatte, Feuer zu 
entzünden. 

Ohne Zweifel mußte Major Ryan zugeben, daß die Rebellen 

auf ihren zähen Wüstenmustangs schneller als seine Truppe auf 
schweren Kavalleriegäulen vorankamen, und ihnen schon mehr 
als einen halben Tagesritt voraus waren. 

Aber der Major, der immer wieder an seine massakrierten 

Männer der Patrouille denken mußte, gab nicht auf. Er wollte 
die Wichitahorden stellen und zum Kampf zwingen. 

Als die Felsschlucht nach Süden hin in einen Talkessel 

mündete und der Lichteinfall der Sonne den felsigen Boden 
berührte, zügelte der Major unverhofft sein Pferd. 

Etwa zweihundert Yards voraus erkannte er zwei Broncos, 

wie seine Späher sie ritten, die friedlich karge Gräser zwischen 
Geröll zupften. 

Eine Handbewegung stoppte die Abteilung. Während er das 

Glas aus der Satteltasche zog, trabte Lieutenant Hicker an seine 
Seite. 

»Was nicht in Ordnung, Sir?« fragte er beunruhigt. 
Major Ryan hielt das Glas vor die Augen und erforschte die 

Umgebung. Der kahle Felsen, der terrassenförmig zur Schlucht 

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hinunterfiel, schillerte rotfarben im prallen Sonnenlicht. 
Gewaltige, vom Berg abgesprengte Felsbrocken lagen verstreut 
im Talkessel, der von kargem Bewuchs durchzogen war. 

»Dort stehen die Hunkpapagäule, Hicker, ohne daß ich ihre 

Reiter erkennen kann. Schicken Sie Korporal Manns und zwei 
Soldaten aus. Sie sollen ergründen, was das bedeutet.« 

Lieutenant Hicker spürte die Unruhe in der Stimme des 

erfahrenen Offiziers. Er wandte sich im Sattel um und rief zwei 
Reiter näher, denen er den Befehl des Offiziers übermittelte. 

Während Manns und seine Leute loszogen, befahl der Major: 

»Setzen Sie die Abteilung in Alarmbereitschaft, Hicker. Irgend 
etwas stinkt hier.« 

»Sie meinen, die Rebellen werden uns angreifen? Mit Keulen 

und Lanzen?« fragte der Lieutenant überrascht. 

»Sie haben beim Überfall Gewehre und Colts erbeutet. 

Damit fühlen sie sich stark.« 

Hicker wandte verächtlich seinen Gaul. Was bedeuteten ein 

paar Gewehre in den Händen der Wilden? Die Abteilung war 
kriegsmäßig ausgerüstet und bestand aus erfahrenen 
Indianerkämpfern. 

Noch während Hicker Befehle erteilte, sah der Major, wie 

einer der ausgesandten Reiter aus dem Sattel geschleudert 
wurde. Eine Lanze hatte ihn durchbohrt. 

Manns und der zweite Mann rissen ihre Pferde herum und 

jagten in gestrecktem Galopp den Weg zurück. 

»Rothäute«, rief der Korporal. »Sie haben Quadder erwischt, 

und zwischen den Felsen liegen die Hunkpapas, von einem 
Dutzend Pfeile durchsiebt.« 

Major Ryan drehte sich im Sattel um. »Lieutenant Hicker«, 

rief er im nächsten Augenblick. »Die Abteilung verteilt sich 
auf beiden Seiten der Schlucht und geht in Stellung.« 

Noch während die Soldaten auseinanderschwärmten, fielen 

die ersten Schüsse mit solcher Heftigkeit, daß Manns, der 
neben seinem Major in Deckung gegangen war, erschrocken 

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ausrief: »Verdammt, Sir, das sind keine erbeuteten 
Springfields. Das müssen Henrys sein.« 

Major Ryan preßte die Lippen zusammen. Ein Hagel 

Geschosse fuhr über den Felsbrocken hinweg, der ihm und 
Manns Deckung bot. Einige Kugeln trafen die Pferde, die sich 
erschreckt zur Flucht gewandt hatten und mähten sie nieder. 

Mit einem Blick zurück erkannte Ryan, daß auch einige 

Soldaten auf der Strecke geblieben waren. 

»Wir müssen zurück«, flüsterte er dem Korporal zu, und fast 

gleichzeitig sprangen sie hinter der Deckung hervor, jagten mit 
riesigen Sätzen zur Westflanke der Schlucht. Staubfontänen 
wirbelten um sie hoch, Steinsplitter trafen ihre Uniformen. Im 
Schatten der Steilwand fielen sie nieder. 

Manns wischte sich das Blut aus dem Gesicht. »Woher haben 

diese Teufel solche Gewehre, Sir?« 

Major Ryan schwieg. Was sollte er auf eine Frage erwidern, 

die er nicht beantworten konnte. Nur eines wußte er genau. Sie 
waren in einen Hinterhalt gelaufen. 

Er hatte die fliehende Rebellengruppe unterschätzt. Der 

Gedanke hinterließ keine Panik, denn als erfahrener 
Frontierkämpfer war er nicht das erste Mal in solch einer Lage. 

Er suchte die Steilwände ab, aus denen die Schüsse fielen. 

Verräterische graublaue Wolkenringe, die die Wand 
hochzogen, zeigte ihm, wo die Schützen verborgen lagen. 

Seine Abteilung war hundertsechzig Mann stark. Der Gegner 

hatte kaum die Hälfte, aber die bessere Bewaffnung. Noch 
während er sich fragte, wie Wichitas so plötzlich an 
Repetiergewehre kommen konnten, rief er dem Korporal zu: 
»Geben Sie weiter, wir konzentrieren unser Feuer auf die 
nördliche Schluchtwand.« 

Manns kroch den Schatten der Steilwand entlang. Auf der 

anderen Schluchtseite signalisierte Lieutenant Hicker einen 
Hilferuf. Er lag im massierten Feuer der Gegner. 

Manns kehrte zum Major zurück. »Lieutenant Hicker braucht 

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Hilfe.« 

»Wir brauchen sie auch«, erwiderte der Offizier und preßte 

den Körper fest an den Boden, als ein Hagel Blei über ihn 
hinwegfegte. »Wir müssen die Dunkelheit abwarten und uns 
besser formieren. Und in der Nacht wird ein Stoßtrupp einen 
Weg über den Berg suchen, um unseren Gegnern in den 
Rücken zu fallen.« 

Der Korporal schwieg. Er spürte die verzweifelte Lage. Er 

wollte nicht an seinen alten Freund, Sergeant Brosher, denken, 
den diese Teufel bestialisch ermordet hatten. 

Noch immer deckte sie heftiges Gewehrfeuer ein. Die Sonne 

zog davon. Schatten senkten sich nieder. 

Lieutenant Hicker lief quer durch die Schlucht und fiel 

schwer atmend neben dem Commander nieder. 

»Ich habe sechs Leute verloren. Sie sollten das 

Rückzugssignal blasen lassen, Sir, ehe der neue Tag anbricht.« 

Sorgfältig überlegte Major Ryan Kickers Vorschlag. Die 

Kampfkraft der Rebellen war durch ihre modernen Waffen 
seiner Truppe erdrückend überlegen. Die Aussichten, dem 
Gegner in den Rücken zu fallen, gering. Das Gelände ließ es 
einfach nicht zu. 

»All right«, sagte er schließlich zustimmend. »Sammeln Sie 

die Abteilung in aller Stille. Wir müssen diese tödliche 
Schlucht verlassen haben, ehe der Mond aufgeht.« 

Von nun an war die Nacht mit schabenden Geräuschen und 

flachem Hufschlag erfüllt. Eine Gruppe ritt sichernd voraus. 
Eine zweite bestimmte Major Ryan als Nachhut. Doch als sie 
am Morgen die äußeren Kaps der Swisshelm Mountains 
erreichten und in die offene Plains vorstießen, schlug ihnen aus 
dichtem Wüstengesträuch eine Salve entgegen, die Ryan 
verletzte und ein Dutzend Soldaten tötete. 

Panik erfaßte die Leute. Sie schwenkten ihre Pferde und 

sprengten in alle Himmelsrichtungen, bis das Signal des 
Hornisten erklang. 

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Major Ryan begann seine Soldaten neu zu formieren. Er 

hatte erkannt, wo der geringste Besatz seiner Gegner lag und 
bestimmte sie als Fluchtrichtung. 

»Wir schwenken in westliche Richtung«, schrie der Major, 

der blutend auf dem Pferd saß und seinen schweren Säbel zog. 
»Vorwärts, Leute, wir brechen durch. Keine Schonung, 
Männer, und denkt daran, jede Kugel, die ihr Ziel verfehlt, 
kann einem Soldaten das Leben kosten. Attacke!« Aus dem 
Stand trieb er seinen Gaul zu schneller Gangart an. 

Die Erde dröhnte, Blitze zuckten aus den Büschen. Männer 

fielen aus den Sätteln. Die Vorhut erreichte den Strauchgürtel. 

Und wieder fielen Schüsse. Zornige Soldaten, vielleicht von 

der Verzweiflung getrieben, faßten ihre leergeschossenen 
Springfields wie Keulen und bahnten sich einen blutigen Weg 
durch das Wichitagesindel. 

Ein Sturmlauf, der das Leben von fünfzehn Männern kostete. 

Aber nun, wo die freien Plains vor ihnen lagen, schöpften sie 
Hoffnung, den Gegner in einer offenen Feldschlacht zu 
besiegen. 

Der Trompeter blies zum Sammeln. Als die Reiter sich in 

einzelne Züge formierten, bat Major Ryan seinen Lieutenant 
um Verlustmeldung. 

Das Ergebnis war erschreckend, und die Tatsache, daß sie 

über dreißig Männer verloren hatten, ließ erkennen, wie 
gefährlich die Indianer waren. 

Noch am selben Morgen sandte Ryan einen Melder ins 

Hauptquartier, um Entsatz heranzuführen. 

Mit einem Wechselpferd zog der Mann los. 
Gegen Mittag sahen Ryan und seine Männer die Staubwolke 

am südlichen Horizont. Die Roten folgten ihnen und ritten 
zügig auf ihrer Spur, als suchten sie eine Entscheidung zu 
erzwingen. 

Major Ryan beobachtete mit verbissenem Gesicht die 

Bewegung im Süden. Dort ritten die Indianer mit vielen 

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Repetiergewehren, deren Herkunft er sich nicht erklären 
konnte. Der Teufel mußte sie ihnen in die Hände gespielt 
haben. 

»Hicker«, sagte Major Ryan, als der Lieutenant an seine 

Seite aufritt. »Sie sind stärker als drei Kavallerieabteilungen. 
Das schlimmste ist, sie kennen ihre Überlegenheit. Wir wollen 
im weiten Raum der Mesa einen geeigneten Hügel suchen, an 
dem wir uns einschanzen und verteidigen können, bis Entsatz 
kommt.« 

Lieutenant Hicker lauschte ungläubig den Worten seines 

Vorgesetzten. Das Feldlager in Tucson lag hundertfünfzig 
Meilen entfernt. Ehe der General Hilfstruppen entsenden 
konnte, vergingen eine oder mehr Wochen. Bis dahin waren sie 
längst alle tot. 

Lieutenant Hicker preßte die Lippen aufeinander und zog 

schweigend sein Pferd herum. 

Zwei Tage und ebenso viele Nächte dauerte das Palaver im Rat 
der Alten. Das Für und Wider, begründet von der Einstellung 
der weißen Eindringlinge, die den Apachen ihr Land nahmen 
und sie in unwirtschaftliche Regionen verbannten, nahm kein 
Ende. 

Victorio berichtete leidenschaftlich von den elenden 

Verhältnissen in der San Carlos Reservation, in der er einige 
Monate mit seiner Sippe hatte leben müssen. Von 
Demütigungen, Entbehrungen und der Willkür der 
Indianerkommissare, die sie als Untermenschen oder wilde 
Tiere bezeichneten. Eine Tirade unverbrüderlichen Hasses kam 
von seinen Lippen. 

Auch Ulzana wußte so Niederschmetterndes zu berichten, 

daß Cochises Gedanken einer Allianz mit General Howard ins 
Wanken kamen. 

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Aber er und Chato, der Gemäßigte, gaben nicht auf. Cochise 

sprach von Zwist und Hader ihrer Stämme, von den heftigen 
Auseinandersetzungen mit den Langsäbeln und erwähnte 
geschickt ihre eigenen blutigen Taten, in denen Victorio sich 
besonders hervorgetan hatte. Er erwähnte das Massaker im 
Mormonendorf am San Carlos River, das die Verhältnisse 
zwischen ihren Stämmen und den Weißaugen stark getrübt 
hatte, und schloß seine flammende Rede mit den Worten, daß 
eine Allianz mit dem General in Tucson, die auch in 
Washington gehört werden müßte, ihnen sicher Vorteile 
bringen konnte. Eine Vereinigung mit Locking Bear, wie 
Geronimo sie anstrebte, nur das Sterben ihres Volkes 
beschleunigte. 

Man spürte in Cochises Worten, daß er den Frieden suchte. 

Gleich, unter welchen Voraussetzungen er erkauft wurde. 

»Unser Volk blutet aus unter den ständigen Kriegszügen. Die 

Hälfte unserer Frauen sind Witwen, ihre Kinder Waisen. Die 
Zahl der jungen Männer, die uns einmal als Jäger oder Krieger 
ersetzen sollten, schrumpft. Wer wird einmal für unsere Frauen 
sorgen? Wer wird sie ernähren, wenn der Nachwuchs fehlt?« 

Das waren wohl die entscheidenden Fragen, die Cochise 

stellte, und er spürte, daß Loco sich an seine Seite stellte, und 
Ulzana unsicher wurde. 

Selbst Victorio, der Mimbrenjowolf, der die weiße Haut 

haßte wie das Fleisch des Cojoten, wurde wankelmütig. 

»Was verspricht sich Cochise aus dieser Verbindung? Die 

Hoffnung auf Gnade oder eine bessere Zukunft? Hat der weiße 
Häuptling in Tucson dich nicht schon ein dutzendmal mit 
doppelzüngigen Versprechen hingehalten? Hat er je eines 
dieser Versprechen eingehalten?« 

»Ohne Hoffnung hat kein Mensch ein Ziel, Victorio. 

Möchtest du nicht in Frieden leben, zur Jagd gehen und mit 
Pfeil und Bogen Wild erjagen, das die Kammern deines 
Stammes füllt?« 

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Victorio schwieg nach dieser Frage. Aber er erinnerte sich an 

jene glücklichen Jahre seiner Jugend, als die Täler, Schluchten 
und Wüsten den Apachen gehörten und niemand ihre Jagd 
störte. 

Und sicher hätte das Palaver noch einige Tage angehalten, 

wenn nicht in diesem Augenblick Cochises Sohn Naiche durch 
die Lücke der Wehrmauer ins Lager geritten wäre. Er war vor 
zwei Tagen, kurz nach Geronimos zornigem Abgang, mit 
einigen Spähern zu einer Erkundung ins Tal hinuntergezogen. 
An seiner Seite ritt hochaufgerichtet und auch sehr stolz 
Wania-taka, der Cheyennenhäuptling. 

Stumm, mit undurchdringlichen Mienen, saßen die 

Häuptlinge um das Feuer und blickten dem befreundeten Chief 
entgegen, der in erforderlichem Abstand sein Pferd gezügelt 
hatte. 

Naiche trat in den Kreis. Er verbeugte sich vor seinem Vater. 

»Wania-taka war auf dem Weg in unser Dorf. Er möchte mit 
dir sprechen, Cochise.« 

Der Chief hatte sich erhoben und bat Wania-taka durch ein 

Zeichen näherzutreten, und Wania-taka stieg von seinem Pferd, 
setzte sich an die Seite des großen Häuptlings und begrüßte die 
Anwesenden mit kurzen Worten. 

Cochise sah die tiefen Sorgenfalten im Gesicht des 

Cheyennenhäuptlings und sagte: »Es bewegt das Volk der 
Cheyennen das gleiche Leid wie das Volk der Chiricahuas. 
Sprich und schütte dein Herz aus, Wania-taka, du bist unter 
Freunden.« 

Der Cheyenne sprach nun mit klagenden Worten über den 

Frieden, der im Osten verkündet wurde und dessen Gedanken 
er bis ins Apachenland tragen wollte. Er erzählte voller 
Bitterkeit von den tödlichen Angriffen der Caddos und 
Wichitas auf sein Volk und nannte die Rebellen Teufel, die aus 
dem dunklen Pfuhl der Hölle gefahren waren, um Tod und 
Vernichtung zu verbreiten. 

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»Nicht Worte bringen den Frieden, sondern Taten«, rief er 

lautstark. »Uns haben die bitterschmeckenden Köpfe der 
Peyote die Sinne verwirrt und einen Zauber erzeugt, dem wir 
verfallen waren. Aber dieser Rausch ist nun vorüber, und das 
Auge des Cheyennen ist scharf und klar geworden.« 

Cochise, der listige Fuchs, dessen kluger Verstand ihm in die 

Wiege gelegt worden war, sandte einen dankbaren Blick zu 
seinem Sohn, denn er spürte, daß er in Wania-taka einen 
starken Verbündeten seiner Gedanken gefunden hatte. 

»Deine Sorgen sind unsere Sorgen«, sagte er deshalb ruhigen 

Tones, »denn wir beraten hier über einen Weg, die Feinde 
außer Landes zu treiben.« 

Wania-taka nickte resigniert. »Unsere beiden Stämme sind 

zu schwach, um gegen Locking Bears Kriegsheer zu kämpfen. 
In den versteckten Lagern der Caddos und Wichitas spricht 
man von schnellen Gewehren, die Locking Bear von Süden 
heranführt. Meine Späher haben sie belauscht.« 

»Dann werden wir uns mit den Langmessern verbrüdern und 

gemeinsam Locking Bear bekämpfen.« 

»Den Pferdesoldaten schenke ich kein Vertrauen«, 

widersprach der Cheyenne. 

»Auch wir vertrauen ihnen nur so lange, wie der Feind in 

unserem Land steht, Wania-taka und suchen aus diesem 
Bündnis unseren Vorteil.« 

Über Wania-takas Gesicht ging ein verschmitztes Lächeln. 

»Der Große Häuptling der Apachen, dessen Mut und Klugheit 
weit über dem Rio Grande del Northe bekannt ist, ist ein 
listiger Fuchs. Sein klares Auge, das die Weitsicht eines Adlers 
besitzt, sieht den Weg in die Zukunft. How, er könnte der Sohn 
Mangas Coloradas sein, nicht nur der Schwiegersohn.« Das 
war ein großes Lob für Cochise, denn der größte Führer aller 
Apachen war Mangas Coloradas gewesen, der 1863 gestorben 
war. 

Cochise beugte leicht den Oberkörper, um für die großen 

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 63

Worte zu danken. Als sein Blick in die Runde ging, sah er das 
Wohlwollen in den herben Gesichtern Locos und Chatos. 
Ulzana nickte, und Chan-ank, der Älteste im Rat, streckte zum 
Zeichen seines Einverständnisses seine Lanze. 

Nur Victorio zögerte noch. Aber seine Worte waren eine 

Verbindung zu Cochise. »Wenn der Friede mit den Weißaugen 
nur der Augenblick bedeutet und Cheyennen an der Seite der 
Apachen kämpfen, werden die Mimbrenjos ihre 
Kampfbereitschaft zeigen.« 

Cochise erhob sich. Er trat mitten in den Kreis der 

Häuptlinge und verbeugte sich ehrfurchtsvoll viermal in die 
vier Himmelsrichtungen. Sie waren den Apachen heilig. 

Als er sich aufrichtete und stolz über die Berge hinweg 

blickte, sagte er mit freudiger Stimme: »So wollen wir das 
Bündnis schließen und alle Apachenstämme in der Ebene 
vereinen. Ich werde dem weißen Häuptling in Tucson die 
Botschaft des Rates senden.« 

Damit war alles beschlossen, über das man zwei Tage und 

zwei Nächte lang verhandelt hatte. 

Zwei Tage auch kämpfte schon Ryans eingeschlossene Einheit 
verbittert gegen den anstürmenden Feind, der sich seiner Stärke 
und Überlegenheit bewußt war und mit einem Sieg die Brücke 
des Ruhmes suchte. 

Tote und Verletzte lagen zwischen flachen Felsen und 

aufgeworfenen Sandhügeln. Die Sonne brannte mörderisch. 

Major Ryan wußte, daß er diesem wuchtigen Anprall der 

Wichitas nicht mehr lange widerstehen konnte. Ihre Vorräte 
gingen zur Neige, und seit dem Morgen gab es keinen Tropfen 
Wasser mehr. 

Dafür brannte am Himmel erbarmungslos die Sonne, und der 

süßliche Leichengeruch schwebte wie ein Pesthauch über dem 

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 64

Hügel. 

Major Ryan lag unter einem Mesquitestrauch, halb im Sand 

eingegraben, und starrte mit brennenden Augen in die 
flimmernde Luft. Weit draußen, außerhalb der Schußweite 
ihrer Gewehre, sammelte sich der Feind zum erneuten 
Ansturm. 

Major Ryan dachte an den Späher, den er nach Tucson 

entsandt hatte. Wenn eine Entlastungseinheit zu ihnen stoßen 
würde, waren die Indianer bereits auf dem Marsch nach 
Norden. Und sicher trug einer von ihnen seinen Skalp als 
Trophäe am Gürtel. 

Lieutenant Hicker, einen blutigen Verband um die Stirn 

gebunden, rutschte mit Fieberglanz in den Augen näher. 

»Beim nächsten Ansturm werden sie uns überrennen«, sagte 

er. »Keiner der Soldaten hat mehr als zehn Schuß für seine 
Springfield. Es macht sich jene Resignation breit, die Ahnung 
an den Tod zeugt, Sir.« 

Major Ryan, selbst verwundet, nickte ruhig, als hätte er 

bereits mit dem Leben abgeschlossen. »Ich sehe keine 
Hoffnung für uns, Hicker. Aber wir werden bis zum letzten 
Mann kämpfen und den Rebellen unseren Mut beweisen. Und 
wenn die Munition alle ist, nehmen wir das Gewehr als Keule 
und die Langsäbel als Tomahawk. Es wird uns eine stattliche 
Anzahl ins Totenreich begleiten«, schwor er. 

Welch ein Trost, dachte der junge Lieutenant, der mit 

fünfundzwanzig fahren erst an der Schwelle des Lebens stand. 

Er starrte in die hitzeflimmernde Sonnenglocke, die die Erde 

ausbrannte. Hier also würde sein Leben enden. Wie eine Vision 
tauchte das blühende Land seiner Heimat Virginia auf. 

Die weiten grünen Weiden, die Tabak- und Baumwollfelder, 

die sanften blumenbewachsenen Hügel, über die die Bienen 
streiften und bunte Falter. Was war dieses Territorium hier 
doch für ein Drecksland. 

Major Ryan stieß ihm die Faust in die Seite. »Träumen Sie 

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nicht, Hicker. Gehen Sie auf Ihren Posten. Die Bastarde greifen 
uns wieder an.« 

Nun hörte Lieutenant Hicker das wilde ohrenbetäubende 

Geschrei, den trommelnden Hufschlag, der die Erde dröhnen 
ließ. 

Locking Bear blies zum Finale. 
Die erste Welle stürmte auf zottigen Mustangs heran. Ihre 

nackten Leiber saßen wie Guß auf dem Rücken der Pferde, die 
weichen Leggins klatschten in die Flanken. 

Beidhändig hielten sie ihre modernen Gewehre, deren Läufe 

in der Sonne glänzten. Geschosse durchwühlten Sand und 
Gesträuch. 

Die erste Welle brach im gezielten Feuer der Verteidiger 

zusammen. Doch das alles konnte den Angriffsschwung nicht 
mehr aufhalten. Sie kamen den Hügel hoch, schwangen ihre 
Keulen und schlugen eine tödliche Bresche in den 
Verteidigungsring. 

Die nächste Welle kam heran. Der Kampf Mann gegen Mann 

entfachte Säbel gegen Tomahawk, Keule gegen den nutzlosen 
Karabiner. Staub verdunkelte das Kampffeld, und man sah das 
leidenschaftliche Ringen der Männer um ihr Leben. Feind und 
Freund waren nur an der unterschiedlichen Kleidung zu 
erkennen. 

Lieutenant Hicker schlug sich tapfer, bis die schwingende 

Keule eines Wichitas ihn tötete. Er hörte nicht die fernen 
Hornstöße eines Signalisten, der zur Attacke blies, sah nicht 
die blauen Uniformen einer frischen und kampfstarken Einheit, 
die, aus der Wüste kommend, den Hügel anging. 

Virginia. Ein Gedanke, den er mit hinübernahm. Mit einem 

Lächeln auf den Lippen sank er tot zu Boden. 

Auch Major Ryan hatte im Kampfgeschehen die 

Trompetenstöße überhört. Deshalb suchte er nun den Grund, 
warum die Indianer zurückfluteten und den Hang hinunter in 
die Wüste sprengten. 

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Erst als eine Reiterarmada durch die Büsche drang und Ryan 

das bekannte Gesicht des Profos erkannte, wurden seine Knie 
weich. Er sank in den Sand und blickte den Offizier wie eine 
Erscheinung aus dem Jenseits an. 

»Sie, Tanner?« stammelte er verwirrt, als der Profos an 

seiner Seite niederkniete und ihm die Feldflasche an die 
ausgetrockneten Lippen hielt. »Wo kommen Sie plötzlich her, 
Kamerad? Es kann nicht möglich sein!« 

»Beruhigen Sie sich, Ryan, ich werde es Ihnen später 

erzählen«, erwiderte Les Tanner und flößte dem Erschöpften 
einige Tropfen Wasser ein. 

Auf dem Weg nach Süden begegneten ihnen mehrmals starke 
Wichita- und Caddogruppen, die im Schutz der Wüste 
nordwärts zogen. Das mahnte John Haggerty zur Vorsicht. 

»Sie ziehen alle in eine Richtung, so, als strebten sie einem 

vereinbarten Treffpunkt entgegen«, sagte er nachdenklich. 

»So wird es sein, John«, erwiderte Wyatt Earp, während sie 

ihre Pferde durch die Wüste trieben, und Glenn Morgan, der sie 
zwangsläufig in die Swisshelm Mountains führte, atmete erlöst 
auf, als er erkannte, daß die Krieger nur mit Lanzen, Keulen 
und Schlagbeilen bewaffnet waren. 

Earp, der es sah, grinste hinterhältig. »Es ist noch nicht zu 

spät, Glenn. Du siehst, du hast noch eine Chance.« 

Als sie am Nachmittag über einen Hügel ritten, hinter dem 

John eine Wasserstelle kannte, sah Morgan in nordwestlicher 
Richtung eine schwache Staubwolke, die ihnen folgte. Er 
verschwieg seine Beobachtung. 

Kurz vor Sonnenuntergang erreichten sie buschiges Grün, 

das einen kleinen Talkessel umwuchs. John deutete zur grünen 
Oase. »Dort finden wir genügend Wasser, um unsere 
ausgelaugten Kehlen zu befeuchten. Und vielleicht reicht es 

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noch für ein erfrischendes Bad.« 

»Und wenn wir eine Antilope oder ein Wildkaninchen 

finden, wird es ein festlicher Tag«, erwiderte Earp zufrieden. 

Der Scout lächelte. »Du möchtest wohl, daß jeder weiß, wo 

wir stecken, Wyatt. Den Braten lassen wir. Dafür gibt es 
ranzigen Speck und trockene Bisquits.« 

»Das ist auch schon etwas.« 
Sie erreichten das Buschwerk, in dessen Innerem eine 

verborgene Quelle sprudelte. 

»Erst die Pferde«, rief John, als Glenn Morgan sich in den 

Wassertümpel stürzen wollte. »Sie sind für uns im Augenblick 
wertvoller als die beste Bonanza.« 

Glenn Morgan verzog das Gesicht. Von einer Bonanza hatte 

er die Schnauze voll. 

Er dachte an Tombstone, wo man beim Falschspiel Dummen 

das Fell über die Ohren ziehen konnte. Aber noch gab er die 
Hoffnung nicht auf, unversehrt die Winchestergewehre 
wiederzufinden. Man konnte sie bestimmt Mexikanern 
verkaufen oder mit geringerem Gewinn den Siedlern. 

»Erinnere mich nicht an die Anson Mine«, sagte er bissig, 

»sonst kriege ich das große Kotzen.« 

Er löste Sattel und Zaumzeug und ließ sein Pferd saufen. 

Dabei schielte er zu den anderen Sätteln hinüber, aus deren 
Scabbards Johns und Wyatts Rifles ragten. 

Wyatt Earp war ein wachsamer Beobachter. Er spürte 

Morgans schäbige Gedanken. 

»Schlage es dir aus dem Sinn, Glenn, mein Revolver ist 

schneller als deine Beine«, mahnte er. »Wir wollen in Frieden 
nach Süden ziehen. Oder möchtest du, daß wir dich in den 
Swisshelms zurücklassen?« 

Morgan grinste. Der Tag war noch nicht zu Ende, und Earps 

Maul würde auch noch klein. »Das ginge wider deine 
Wünsche, Wyatt.« Morgan lachte. »Ich soll dich doch beim 
Marshal rehabilitieren.« 

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Der Abenteurer nickte. »Eins zu null für dich.« John breitete 

bereits seine Decke aus und blickte zu Morgan hinüber, der mit 
dem Oberkörper fast im Wasserloch lag und sich erfrischte. 

»Binde ihm Hände und Füße zusammen. Das vertreibt seine 

dummen Gedanken. Er ist ein Schlitzohr wie du.« 

»Ich bin dein Freund«, fluchte Earp, während er aus den 

Satteltaschen Lederriemen zog. 

»Und trotzdem ein Schlitzohr.« 
»Ich weiß, wie du es meinst«, gab Wyatt zu. »Komm, 

Jungchen«, lockte er Morgan, der sich erhoben hatte, und hielt 
ihm die Stricke entgegen. »Echt indianische Arbeit, zäh und 
stark. Die lieben Bändchen werden deinen Schlaf bewachen.« 

Schon bald zog die Dämmerung durch die Ebene, und ohne 

Übergang wurde es finster. Die Pferde standen im Gesträuch 
nahe der Wasserstelle. John wußte, sie würden nicht fortlaufen, 
der Geruch des Wassers hielt sie zurück. 

Earp schlief bereits, als er die Decken über die Schulter warf. 

Ein Blick zu Morgan hinüber zeigte ihm, daß der Gauner 
ebenfalls eingeschlafen war. 

Schon bald fielen ihm die Augen zu. 
Morgan aber schlief nicht. Er war hellwach und konzentrierte 

sich auf jedes fremde Geräusch, denn nachdem er die 
Staubwolke im Nordwesten entdeckt hatte, folgerte er, daß 
seine Freunde in der Nähe waren. 

Eine Stunde verging in banger Erwartung. Earp schnarchte 

wie ein Bär im Winterschlaf. John Haggerty atmete lautlos, wie 
Apachen es taten. 

Die zweite Stunde brach an. Schon wollte Morgan 

verzweifeln, als eine Hand seine Schulter berührte, und er Sam 
Allisters flüsternde Stimme hörte: »Bleibe still liegen, Glenn.« 

Gleichzeitig spürte er, wie sich Sams Hände an seinem 

Körper entlangtasteten. Die Stricke fielen. 

»Nimm den Colt«, flüsterte Sam, als er die Fußfesseln 

durchschnitt. 

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Nun, da Morgan das kalte Eisen zwischen seinen Fingern 

spürte, war er obenauf. »Umstellt sie, Sam«, flüsterte er 
zurück, »ich will sie lebend.« 

John Haggertys Schlaf war in der Regel leicht, aber der 

anstrengende Marsch durch die Wüste hatte auch ihn erschöpft. 
Als ihn unsanft ein Fußtritt berührte, fuhr er schlaftrunken in 
die Höhe. Er sah die Silhouetten zweier Männer am 
sternenklaren Himmel. Seine Hand zuckte zum Sattel, in 
dessen Mulde sein Colt schußbereit ruhte. 

Auf halbem Wege klang ihm Morgans mahnende Stimme 

entgegen: »Laß das, Scout, ich möchte nicht, daß du sang- und 
klanglos in die Hölle fährst.« 

Ein Lichtfunke flammte auf, der John zeigte, daß der 

Sprecher bewaffnet war. Zugleich sah er mehrere Schatten in 
der Nähe und hörte Earps fluchende Stimme: »Das sind die 
Bastarde aus der Borrasca. Ich hätte diesen Smith und Dunney 
in Cochise umlegen sollen.« 

»Das kannst du jetzt noch versuchen.« Dunney hielt ein 

brennendes Zündholz vor Earps Gesicht. Sein Grinsen war 
boshaft und gemein. 

Doch Glenn Morgan, der diesen Handel nicht wollte, 

schüttelte wütend den Kopf. 

»Die ganze Wüste steckt voller Rothautbastarde. Willst du 

sie auf uns aufmerksam machen? Nein, mit unseren Freunden 
habe ich etwas Besseres vor.« Ein schmerzhafter Fußtritt fuhr 
John Haggerty in die Flanke. »Los, steh gefälligst auf, Scout.« 

John zog die Beine an, um dem Gauner an die Kehle zu 

fahren. Doch irgendeiner von ihnen hatte eine Lampe 
entzündet, und John sah sich acht Männern gegenüber, deren 
häßliche Visagen ihn herausfordernd angrinsten. 

»Du machst einen Fehler, Morgan«, sagte John ruhig. »Noch 

hast du nichts verloren.« 

»Eben«, fluchte der Bandit, »und deshalb werden wir uns die 

Waffen holen, bevor Guadalupe zuschlägt. Nicht, daß ich sie 

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ihm nicht gönne. Aber Glenn Morgan betrügt man nur einmal. 
Los, schnürt sie wie ein Postpaket zusammen. Vielleicht 
kommt Butterfield Overland Mail vorbei und liest sie auf.« 

Morgan zeigte seine ganze Bosheit. Nachdem die beiden 

Freunde verschnürt am Boden lagen, drängte er auf Aufbruch. 

»Wir dürfen keine Zeit verlieren. Dunney hat euch sicher 

erzählt, daß die Bonanza ein Blow up ist. Wir müssen dem 
Caddohalunken zuvorkommen. Man sieht wieder einmal: Einer 
Rothaut kann man nur vertrauen, wenn du ihr die Kehle 
durchgeschnitten hast.« Er stemmte den Fuß auf Earps Brust. 
»Zu rehabilitieren brauche ich dich wohl auch nicht mehr, 
Wyatt, wo du hier dein großes weites Grab vor Augen hast. 
Schade, Wyatt, wärst vielleicht ein guter Partner geworden.« 

»Der Teufel soll dich holen«, fluchte der Abenteurer und riß 

zornig an den Stricken. »Oder die Wichitas. Mögen sie dir bei 
lebendigem Leib die Haut abziehen, oder dir das Feuer auf den 
Bauch setzen.« 

Morgan schwang sich lachend auf sein Pferd und erfaßte die 

überzähligen Pferde an den Zügeln. Er war wieder einmal in 
seinem Fahrwasser. 

»Ich wußte doch, Wyatt, du stirbst einmal mit 'nem großen 

Maul.« Er riß am Zügelband seinen Gaul herum und 
verschwand in der Finsternis. 

Noch eine Weile war der Hufschlag ihrer Pferde zu 

vernehmen, dann wurde es still. 

»Was nun?« fragte Earp einigermaßen ernüchtert. »Rutsche 

näher an mich heran«, forderte der Scout. 

»Soll ich dich warmhalten? Oder ist da noch was anderes?« 
»Ja, im Schaft meines Stiefels steckt eine scharfe Klinge. 

Vielleicht kommst du an das Messer heran.« 

Einsam, ohne Pferde und Waffen, und selbst die Canteen 

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hatten sie ihnen genommen. So blieben sie zurück. 

John Haggerty starrte in den erwachenden Tag. Irgendwo, 

einige Stunden voraus, ritten Morgan und seine Bande, um ihre 
schmutzigen Geschäfte fortzusetzen. 

John spie zornig in den Sand und massierte seine Gelenke. 

Bis zum Morgengrauen hatte Earp versucht, die schmale 
Klinge aus seinem Stiefel zu ziehen, ehe er es schaffte. 

Erschöpft lag der Abenteurer unter einem Mesquitestrauch 

und grinste zu seinem Freund hoch. »Was nun, Falke? Laß 
deinen indianischen Spürsinn flattern. Frage dich, was Cochise 
in solch einer peinlichen Lage tun würde.« 

John lächelte. »Er würde dir danken, daß du deinen Humor 

nicht verlierst.« Er stieß einige Sträucher beiseite und stampfte 
den Hügel hoch. 

Wie ein Leinentuch spannte sich die Ebene aus. Was er sah, 

war ein riesiges Meer von Sand, dazwischen dürftiges 
Wüstengesträuch wie Collastauden, Kerzenkandelaber und 
Organos, die wie Orgelpfeifen in den Himmel wuchsen. 

Am Ende des Horizonts erkannte John die dunklen Schatten 

der Westhänge der Chiricahua Mountains, die die Sonne noch 
nicht berührte. Aus ihrem Dunkel erhoben sich mit mächtigen 
Flügelschlägen Greifvögel auf der Suche nach Beute. 

Es würde ein heißer Tag werden. Wie jeder Tag in der Gila. 
Als John zurückkehrte, saß Wyatt nackt in dem 

Wassertümpel und zeigte seinen schwarzen Humor. »Ich frage 
mich die ganze Zeit, was angenehmer ist, Falke. In der Wüste 
zu verdursten, oder in einem solch herrlichen Wasserloch zu 
ersaufen.« 

»Das letzte geht schneller, aber ich schätze, es ist ebenso 

wenig angenehm wie das andere. Bist du mit dem Leben 
zufrieden, das Glenn Morgan dir zurückgelassen hat? Oder 
suchst du einen Weg aus dieser Hölle?« 

Das Schlitzohr grinste. »Du bist der Erfahrene. Ich vertraue 

dir mein Leben an.« 

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Er hat nicht begriffen, wie es um ihn steht, dachte John 

wütend, aber irgendwie trägt er es leicht. 

John suchte nach irgend etwas Brauchbarem, das Morgan 

zurückgelassen haben könnte. Aber er fand nichts außer dem, 
was sie am Leib trugen, und ihre Decken. 

Ihre Füße würden sie in der Höllenglut keine zehn Meilen 

weit tragen. 

Wyatt Earp planschte noch immer im Wassertümpel. 

Vielleicht war es sein letztes Bad. 

»Wir werden warten«, sagte John schließlich und verkroch 

sich im Schatten eines Busches. 

»Auf die Butterfield Overland Mail?« fragte Earp spöttisch. 
»Auf irgendeine Rothaut. Dies hier ist die einzige 

Wasserstelle in zwanzig Meilen Umkreis. Draußen laufen 
genug Wichitas durch die Gegend. Wir haben es selbst erlebt.« 

»Und wenn welche kommen, willst du ihnen dann mit bloßen 

Fäusten an die Kehle fahren?« Earp blickte zum Himmel, wo 
mit mächtigem Flügelschlag ein Geierpaar über der Oase 
kreiste. »Schau hoch, John«, rief er, »die wissen Bescheid, wie 
es um uns steht. Sie haben den nötigen Instinkt.« 

John Haggerty konnte Earps bissigen Humor nicht mehr 

ertragen. Zum erstenmal sah er keine Lösung ihres Problems 
und stieg deshalb noch einmal auf den Hügel. 

Weit im Südwesten stand eine mächtige Staubwolke. 

Wichitas, war sein erster Gedanke. Er warf sich in Deckung 
und starrte mit brennenden Augen auf die Erscheinung. Die 
Zeit verrann endlos. Irgendwann tauchte Earp, der sich wohl 
einsam fühlte, an seiner Seite auf. 

»Rebellen?« fragte er verhalten. 
Der Scout schwieg. Er sah die blitzenden, funkelnden 

Kaskaden, die aus der Staubwolke blitzten, wie blankpolierte 
Knöpfe von Dragonern oder metallene Ringe von Zaumzeug. 

»Soldaten«, flüsterte er und war mit einem Satz auf den 

Beinen. 

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Er lief so schnell ihn seine Füße trugen und schrie aus 

Leibeskräften sinnlose Worte in den Wind. Doch nach einiger 
Zeit verschwand der Beritt zwischen fernen Hügeln und 
tauchte nicht wieder auf. Seine Schritte wurden kraftlos, 
schleiften durch den Sand. Als er sich enttäuscht umwandte, 
eilte Earp ihm entgegen. 

»Wo sind deine Soldaten geblieben, John? Wo deine 

Armee?« Als der Scout schwieg, schüttelte Earp ihn heftig an 
der Brust. 

John Haggerty spürte nun Earps offene Angst. Sein makabrer 

Humor war nur Fassade. Er löste sich aus dem Griff und 
grinste. »Du hast mächtig Bammel, Freund. Aber wir sind noch 
nicht verloren und gestorben.« 

Ruhig kehrte er zur Wasserstelle zurück und verkroch sich 

im Gesträuch. Er mußte eingeschlafen sein, denn am 
Nachmittag weckte ihn sein Gefährte. 

»Rothäute«, flüsterte Earp, »sie kommen aus der Wüste und 

nähern sich der Quelle.« 

John fuhr auf die Beine. 
»Wie viele?« 
»Vier. Sie führen ein Handpferd mit. Was soll das 

bedeuten?« 

»Sie sind Wasserträger. Irgendwo draußen lauert eine ganze 

Horde ihres Geschlechts. Vorwärts, Wyatt, verwischen wir 
unsere Spuren.« John riß einen Trappelwhitestrauch aus der 
Erde und jagte zum Hügel hoch. Er war in hektischer 
Bewegung. Als er zurückkehrte, hatte Earp die verräterischen 
Fußabdrücke mit einem Kugelbusch verwischt. 

Sie krochen tiefer ins Gesträuch und warteten. Die Sonne 

ging im leuchtenden Widerspiel zuckender Strahlen hinter dem 
westlichen Gebirgsrücken unter. Dämmerlicht zog durch die 
Wüste. 

Mit ihr zogen vier Reiter über die Hügel und näherten sich 

der Wasserstelle. 

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»Caddos«, flüsterte John und nahm einen faustgroßen Stein. 

»Der mit der Feder im Stirnband ist ein Unterhäuptling.« 

Earp betrachtete die prächtigen, durchtrainierten Gestalten, 

deren muskelbepackte nackte Oberkörper Kraft und Stärke 
zum Ausdruck brachten. Sie schienen ahnungslos, lachten und 
scherzten miteinander. Als sie das Wasserloch erreichten, 
stiegen sie von den Pferden und ließen die Tiere saufen. Sie 
nahmen die schweren Wassersäcke vom Rücken des Packtieres 
und legten sie an den Rand des Tümpels. Einer von ihnen 
breitete eine Decke aus. 

»Sie richten sich häuslich ein«, flüsterte John. Der Stein lag 

fest in seiner Faust. 

»Was sollen wir tun?« wisperte Earp. 
»Warten«, erwiderte John Haggerty. 
Nun hörten sie deutlich ihre Stimmen. Sie sprachen 

ehrfurchtsvoll von ihrem großen Häuptling Guadalupe, mit 
dem sie bald vereinigt sein würden. Von schnellen Gewehren, 
die Guadalupe und Locking Bear holten und einem baldigen 
Kampf, der sie zum Apachenpaß führte. 

Jener mit der Feder, den die anderen Indianer Ana-anka 

nannten, schilderte die mächtigen Palisaden, die die 
Soldatenfestung umgaben, die Wasserstelle und die 
aufsteigenden Felsen, die sich bis an die Festung 
herandrängten. 

»Bevor der Mond sein volles Gesicht zeigt, werden die 

schwarzen Trümmer der Soldatenfestung unseren Sieg 
verkünden«, sagte der mit Ana-anka benannte. »Ihre Haare 
werden unsere Gürtel schmücken als Zeichen unserer 
Tapferkeit.« 

John unterdrückte einen Fluch. Er kannte die Festung, die 

Ana-anka so plastisch beschrieb. Sie war ein Bollwerk im 
Apachenpaß. 

Fort Bowie. 
In Gedanken suchte er den Mond, der ihnen viele Tage den 

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Weg durch die Wüste gewiesen hatte, und er erkannte, daß es 
keine vierzehn Tage dauerte, bis Vollmond war. 

Die Zeit drängte, denn das, was John seit Wochen vergeblich 

suchte, erfuhr er hier durch Zufall. 

Wichitas und Caddos waren im Begriff, Fort Bowie 

anzugreifen. Und die schnellen Gewehre bedeuteten, daß 
Guadalupe seine Beute gefunden hatte. Vielleicht standen sie 
in Verbindung mit dem plötzlichen Auftauchen einer starken 
Kavallerieabteilung, die sie für kurze Augenblicke gesehen 
hatten. 

»Wir werden kämpfen müssen«, flüsterte John, als sich einer 

der Caddos erhob, zur Quelle trat und Wasser schöpfte. 

»Mit einem Stein in der Faust?« flüsterte Earp zurück. »Wie 

unsere grauen Vorfahren vor tausend Jahren? Aber es ist 
besser, als auf die Armee zu warten. Die ist meist an der 
falschen Stelle. Bist du bereit?« 

Der einzelne Mann war knietief ins Wasser gestiegen und 

plätscherte wie ein freudiges Kind im Tümpel. 

John hatte sich aufgerichtet. »Ich nehme den Unterhäuptling, 

du den linken Roten«, sagte er leise und spannte den Körper 
zum Sprung. 

Wie eine Sehne schnellte er vorwärts und schmetterte den 

Steinbrocken gegen Ana-ankas Schläfe und riß den Mann zu 
Boden. Und noch in der Bewegung erfaßte John dessen 
Kriegslanze und tötete damit einen jungen Caddokrieger. 

Wyatt Earp hatte einen dritten Caddo erwischt, der nun mit 

zertrümmertem Schädel zu Boden ging. 

Die Rothaut im Wasserbecken schrie gellend auf. Der 

Krieger sprang ans Ufer und jagte durch die Büsche den Hang 
hoch. 

John folgte ihm, aber die Lanze, die er nach dem Flüchtigen 

schleuderte, verfehlte ihr Ziel. Im Laufschritt kehrte John 
zurück. 

Wyatt Earp kniete über Ana-anka, der schwache 

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Lebenszeichen von sich gab. In seiner Faust blitzte ein 
Jagdmesser. Noch bevor er zustoßen konnte, war John heran 
und riß seinen Arm zurück. »Laß das, wir haben Wichtigeres 
zu tun. Füll einen Wassersack, ich sammle ihre Waffen auf. In 
einer Stunde wird hier der Teufel los sein. Der Bursche ist mir 
entwischt.« 

»Und der hier lebt noch.« 
»Wenn einer fliehen konnte, genügt's. Der wird seinen 

Brüdern schon erzählen, was hier geschehen ist.« 

John sammelte Keulen, Lanzen und Steinschleudern auf und 

trieb die Pferde zusammen. Earp füllte die Wasserschläuche. 
Als der zweite voll war, rief John ungeduldig: »Das genügt bis 
zur nächsten Ansiedlung. Lege sie über mein Pferd.« 

Er saß auf einem gescheckten Pony, das ungeduldig mit den 

Hufen stieß, als dulde es den fremden Reiter nicht. Doch John 
hatte das Tier fest im Griff. 

Earp bestieg einen braunfarbenen, struppigen Mustang, 

dessen breite Brust Ausdauer verriet. 

»Welche Richtung?« fragte Earp, als er die Zügel nahm. 
John deutete über das üppige Organosfeld. »Nordwesten. 

Irgendwo werden wir auf die Abteilung stoßen. Vorwärts, wir 
treiben die Ponys eine Weile vor uns her.« 

Als sie, aus dem schützenden Strauchwerk kommend, den 

Hügel streiften, deutete Earp grinsend nach Osten, wo in eine 
Staubwolke gehüllt eine Reiterarmada durch die Wüste ritt. 

»Sie kapieren sehr schnell, John. Da soll mir niemand mehr 

sagen, Indianer sind blöde Wilde, deren Gehirn im Hintern 
sitzt.« 

John nickte. Er wußte, die Hetzjagd hatte begonnen. 

»Sir!« Ein Melder sprengte näher und zügelte vor Major 
Tanner seinen Gaul. »Reiter im Südosten.« 

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Les Tanner, der seit geraumer Weile längsseits des Travois 

ritt, auf dem Verwundete transportiert wurden, hob überrascht 
den Kopf, denn seit dem Tag, da sie Major Ryans Abteilung 
aus einer üblen Lage befreit hatten, war ihnen keine Rothaut 
mehr begegnet. Selbst die Angreifer hatten sich in der Wüste 
aufgelöst und keine Spuren hinterlassen. 

»Rothäute, Switch?« 
»Well, Sir«, Korporal Switch nickte. »Etwa zwanzig. Sie 

jagen zwei Männer, die direkt auf uns zusteuern. Irgendwelche 
Befehle, Sir?« 

Tanner überlegte kurz. Er hatte die Feuerkraft der 

angreifenden Wichitas aus der Ferne erlebt und war nun 
vorsichtig. »Lieutenant Boone soll die Abteilungen absitzen 
und in Feuerstellung gehen lassen. Vielleicht können wir dem 
Gesindel das heimzahlen, was sie Major Ryans Abteilung 
zugefügt haben.« 

Sein Blick streifte Ryan, der, vom Wundfieber geplagt, mit 

fieberglänzenden Augen auf dem Holztravois lag und 
phantasierte. 

Er schwenkte sein Pferd und sprengte den Hügel hoch. 

Hinter ihm schallten Boones Befehle, und als Tanner die 
Kuppe erreicht hatte, lagen die Abteilungen mit schußbereiten 
Gewehren in Deckung, bereit, dem angreifenden Feind 
unerbittlich zu begegnen. 

Tanner hielt das Glas vor die Augen. Die vorderen Reiter 

waren kaum noch eine Meile entfernt. Trotz der Entfernung 
glaubte er in einem der Reiter General Howards Chiefscout zu 
erkennen. Er schwenkte die Arme. 

Sofort veränderten die beiden Reiter die Richtung und jagten 

zwischen Geröll und Wüstenkraut dem Hügel entgegen. 

Wütendes Geschrei folgte ihnen, als die Verfolger die blaue 

Uniform der Soldaten erkannten, und sie trieben ihre Ponys zu 
schnellerer Gangart an. 

Schweiß und Staub klebte an Reiter und Pferd, als sie vor 

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dem Major den Lauf der Pferde mäßigten. 

»Gott sei Dank«, rief Haggerty und wischte sich mit dem 

Handrücken über das verschwitzte Gesicht. »Ich dachte schon, 
wir hätten Sie verfehlt, Sir. Wo steckt Ihre Abteilung?« 

Major Tanner deutete lächelnd über die Schulter. »Dort 

liegen zweihundert Soldaten mit grimmiger Wut im Bauch, 
John. Sie haben etwas auszubügeln. Dafür kommen uns die 
Wichitas gerade recht.« 

Der Sprecher zog sein Pferd herum. 
»Es sind Caddos, Sir«, rief John an seiner Seite. 
Ein erstaunter Blick traf John Haggerty, ehe der Major 

sarkastisch lächelte. 

»Ob Caddo oder Wichita, das ist den Jungs gleich. Vorwärts, 

John, sonst geraten wir ins Schußfeld.« 

Die erste Salve krachte, als die Caddos über den Kamm 

jagten. Gleich ein halbes Dutzend fiel aus dem Sattel. Ihr 
wildes Siegesgeschrei verstummte jäh, und sie schwenkten ihre 
Gäule. 

»Die Rothäute haben die Nase voll, Sir.« Der Scout lachte 

zufrieden. »Ich schätze, sie werden keinen zweiten Angriff 
wagen. Major, Sie kommen von Süden?« 

»Als Entsatz für Major Ryans Abteilung, die schwer 

angeschlagen ist und über vierzig Tote und Verwundete zu 
beklagen hat.« 

John sah den Travoiszug und die Pferde in der Senke und 

sprang aus dem Sattel. 

»Locking Bear?« 
Tanner nickte hart. »Bewaffnet wie eine Elitearmee.« 
»Mit Winchestern?« 
»Mit dreizehnschüssigen Winchester-Karabinern.« Tanner 

zog eine kurzschäftige Waffe aus dem Futteral und reichte sie 
Haggerty. »Das modernste Gewehr auf dem Markt. Für die 
Armee nicht aufzutreiben.« 

John prüfte die Waffe, die leicht und griffig in der Hand lag. 

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Er dachte an Glenn Morgan, der vergeblich die Swisshelm 
Mountains durchstreifte, und an Locking Bear, der hundert 
dieser tödlichen Repetiergewehre besaß. Ein letzter Gedanke 
streifte Fort Bowie, das unter der Feuerkraft und dem 
gnadenlosen Haß der Rebellen untergehen würde. 

Lange Zeit besprach er mit dem Offizier die Dinge, die ihn 

bewegten, und der Major wurde immer stiller. John erzählte 
schließlich, daß sie eine Caddogruppe belauscht hatten. 

»Locking Bear und Guadalupe sammeln ihre Stämme am 

Apachenpaß, um Fort Bowie einzuäschern. Fort Bowie ist 
schwach besetzt, Sir. Wenn nicht rechtzeitig Entsatz eintrifft, 
verliert die Armee die wichtigste Bastion am Apachenpaß. Sie 
wissen, was das bedeutet. Ich empfehle, daß Sie Ihre 
Marschrichtung ändern und zum Apachenpaß vorstoßen. 
Unbemerkt und lautlos, bis General Howards Truppen 
aufmarschieren. Die Schlacht am Apachenpaß muß eine 
entscheidende Auseinandersetzung sein, damit Locking Bear 
erkennt, daß seine Rebellion gegen die Armee Wahnsinn ist. 
Vielleicht wird der Häuptling dann vernünftig.« 

»Was ist, wenn Locking Bear sich mit den Apachen 

verbündet?« 

»Dann stoßen zu seinen achthundert Kriegern weitere 

vierhundert gefährliche Kämpfer. Aber das steht noch offen 
und liegt an Cochises Klugheit.« 

»Sie haben ihn also getroffen?« 
John Haggerty nickte. »Er kann nicht allein über die Stämme 

der Chiricahuas und Mimbrenjos befehlen. Er braucht die 
Zustimmung des Großen Rates. Und zu ihnen gehören Krieger 
wie Victorio, der ein Weißenhasser ist, Ulzana und Geronimo, 
der es nie verwunden hat, daß seine Familie ermordet wurde.« 

»Das taten Mexikaner.« 
»Er stellt sie auf die gleiche Stufe wie uns Weiße. Wir 

brauchen frische Pferde, Sir, denn ich möchte den General 
schnellstens informieren, damit er seine Entscheidungen trifft.« 

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 80

»Was geschieht mit den Verwundeten?« Tanner deutete zum 

Travois hinüber, die im Schatten einiger Zedrachbäume 
standen. 

»Zehn Mann reichen zu ihrem Schutz. Sie können in aller 

Ruhe nach Tucson ziehen. Locking Bear braucht seine Krieger 
am Apachenpaß.« 

»Und die Caddos?« 
»Sind auf dem Weg dorthin. Unsere Begegnung war ebenso 

zufällig wie aufschlußreich.« 

Major Tanner überlegte einige Augenblicke, ehe er 

zustimmend nickte. »Ich hoffe, die richtige Entscheidung zu 
treffen, John, und hoffe, daß General Howards Armee 
rechtzeitig auf dem Schlachtfeld erscheint.« 

»Der General weiß, was auf dem Spiel steht.« 
»All right.« Les Tanner reichte dem Scout die Hand. 

»Suchen Sie sich zwei Pferde in der Senke.« 

Als John und Earp zum Pferderudel ritten, begann Major 

Tanner seine Einheit bereits zu formieren. Lautstark schallten 
seine Befehle. 

John und sein Freund wechselten die Pferde. 
Als sie in die Sättel stiegen sagte Earp: »Nach Tucson findest 

du allein, John. Ich selbst werde meine persönlichen Dinge 
regeln.« 

John wußte, was den Freund bedrückte. »Marshal Marley?« 
Earp nickte. »Glenn Morgan wird bald in Tombstone 

auftauchen, wenn er erkennt, daß sein mieses Geschäft in die 
Brüche ging. Ich werde ihn vor der Stadt empfangen.« 

»Du brauchst ihn lebend«, mahnte John, während er das 

unruhige Pferd besänftigte. 

Wyatt Earp grinste. »Die Armee braucht ihn ebenfalls 

lebend, John. Ich schätze, sie werden ihn vor ihr 
Füsilierkommando stellen. Aber das ist nicht meine Sache. 
Bye, John, auf bald.« 

Wyatt Earp zog sein Pferd herum. Als er einmal 

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zurückblickte, sprengte John Haggerty in nordwestlicher 
Richtung durch die Ebene. 

Wie lautlose Schatten tauchten sie aus der Erde auf. Sechs, 
sieben stark bewaffnete Krieger. 

Haggertys Hand fuhr zur Sattelmulde, wo sein schußbereiter 

Revolver steckte, gleichzeitig stießen seine Füße die Decke 
beiseite. Als er hochfuhr, lag der schwere Colt in seiner Faust. 
Doch dann senkte er die Waffe. 

Er erkannte Häuptling Cochise, dessen Sohn Naiche, 

Häuptling Chato und einige Gesichter der Apachenkrieger. 

»Cochise«, rief er beunruhigt, als der Häuptling ihm 

entgegentrat und die Hand reichte. »Was führt dich so tief in 
die Wüste?« 

Ein Lächeln sprang in Cochises kühngeschnittenes Gesicht. 

Er winkte seinem Sohn, der eine bunte Decke brachte und 
ausbreitete. Während Chato und John sich niedersetzten, 
tauchten zwei weitere Apachenkrieger auf, die ein Rudel 
Mustangs führten. 

»Es ist wohl der gleiche Gedanke, der auch dich bewegt, 

Falke. Ich bin auf dem Wege zur Zeltstadt deines Häuptlings.« 

John blickte in das glatte bronzefarbene Gesicht mit der 

kühngeschnittenen Adlernase, und er sah die Sorge in den 
dunklen Augen des Häuptlings. 

»Um über den Frieden zu sprechen?« fragte er vorsichtig. 

Cochises Lächeln blieb, als er ausweichend antwortete: »Über 
die Allianz, von der der Falke gesprochen hat.« 

John spürte den Doppelsinn seiner Worte und wußte, daß 

ihre Not diese Verbindung geschaffen hatte. Der Friede stand 
weitab im Hintergrund. Victorio, Ulzana und Geronimos 
Macht war zu groß bei den Stämmen der Apachen. 

»Apachen und Cheyennen wissen, daß ein Sieg der Rebellen 

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unser Schicksal nicht mildert. Sie werden an der Seite der 
Pferdesoldaten kämpfen, bis der Feind über die östlichen Berge 
getrieben ist.« 

»Ist das auch Victorios Wille?« 
Cochise nickte würdig. »Der Apachenwolf hat dem 

Entschluß des Großen Rates zugestimmt. Ich bin gerade auf 
dem Weg, deinem Häuptling diese Botschaft zu übermitteln. 
How.« 

»Und den Cheyennen? Kann man ihnen vertrauen?« fragte 

John vorsichtig, obwohl sein Herz frohlockte. Chiricahuas und 
Mimbrenjos lebten links und rechts des Apachenpasses in den 
Dragoon und Chiricahua Mountains, also nahe des 
Geschehens. Sie konnten ihre Krieger in kürzester Zeit zum 
Brennpunkt, Fort Bowie, führen. 

»Cheyennen«, beantwortete Chato seine Frage, »haben der 

bösen Kraft der Peyotlwurzel entsagt. Sie blicken wieder mit 
klaren Augen in die Zukunft. Der Große Geist hat sie von 
ihrem Laster befreit.« 

Oder ihre Angst vor Locking Bear, dachte John. Aber er 

verschwieg seine Gedanken. 

Dafür sprach er von Locking Bears Kriegsvorbereitungen, 

seinem Aufmarsch und der Angriffszeit auf Fort Bowie, die er 
bei Vollmond festgesetzt hatte. 

Cochise erschrak sichtlich. »Das wäre am zehnten Sonnentag 

von heute gesehen, Falke«, rief er heftig. »Zu kurz für den 
langen Weg zu deinem Häuptling und zurück zu meinem 
Stamm. Ich werde nachdenken und Rat beim Großen Geist 
holen.« 

John Haggerty wußte, was Cochises Worte bedeuteten. Der 

Chief würde den nächsten Hügel besteigen und lange 
Zwiesprache mit seinen Göttern halten. 

Deshalb handelte er schnell. 
Ehe Cochise sich erheben konnte, sagte er ruhig: »Du 

gewinnst vier Tage, Cochise, wenn du mich für würdig hältst, 

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 83

deine wichtige Botschaft dem General zu übermitteln. Tage, in 
denen sich die Krieger der Chiricahuas und Mimbrenjos mit 
den Cheyennen vereinigen und am Apachenpaß 
aufmarschieren können.« 

Chato nickte zustimmend. »Der Falke spricht weise Worte. 

Sie zeigen, wie schnell er zu handeln versteht.« 

Auch Cochise bewegte zustimmend den Kopf. »Der Falke 

hat einen klaren Blick. Es dürstet mich nicht, den Einarm zu 
sehen. Es genügt, wenn er meine Botschaft hört. Wir wollen 
handeln.« 

Cochise erhob sich und rief seinen Begleitern einige Worte 

zu. 

Naiche führte sein Pferd heran. 
Wenige Minuten später sprengte die Gruppe in die Wüste 

zurück, und John Haggerty, der seinen vorgeschriebenen Weg 
ritt, wußte nun, daß eine Vorentscheidung gefallen war, aber 
nur dann, wenn es General Howard gelang, die US-Truppen 
rechtzeitig zum Apachenpaß zu führen. 

John lockerte die Zügel und ließ dem Pferd freien Lauf. 

Von Norden aus den Dragoon Mountains kommend, stieß 
Geronimo mit einem vierzigköpfigen Kriegsheer in die weite 
Ebene des Apachenpasses. Bewaffnet mit Lanzen, Schild, 
Bogen und sonstigem Kriegswerkzeug, suchte er den Weg zu 
Locking Bears Heerlager. 

Er war zornig auf den Rat der Häuptlinge, die, kranken 

Cojoten gleich, den schützenden Schatten der Pferdesoldaten 
suchten. 

Er und seine Begleiter hatten sich mit tönerner Erde bemalt, 

und sie trugen rote Zeichen auf der Brust, aus der Frucht des 
Yucca gepreßt, die erkennen ließ, daß sie bereit waren zu 
kämpfen und zu sterben. 

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 84

Im breiten Fächer hatte er seine Späher ausgesandt, um 

Spuren der verschwundenen Wichitas zu suchen. 

Am späten Nachmittag, als Sonne und Mond gleichermaßen 

den Himmel zierten, sprengten zwei seiner Späher auf flinken 
Ponys durch die Hügel. 

Als sie Geronimo erreichten, deuteten sie wortlos nach 

Südwesten, wo die flachen Erhebungen einer breiten 
Felsgruppe im Schatten der sinkenden Sonne standen. 

Geronimo gab ein Zeichen und beschleunigte das Tempo, so, 

als fürchte er, sein Ziel zu verfehlen. 

Nach einer Stunde, das Licht des Tages hatte seine Kraft 

verloren, erreichte er die Felsen. Als er durch den breiten, von 
dichtem Wuchs besetzten Arroyo sprengte, hörte er den fernen 
Ruf des Rotfuchses, der sich wie ein Echo fortpflanzte und ihm 
zeigte, daß sein Kommen angekündigt wurde. 

Nun, als der Arroyo in einen weiten Talkessel einfloß, der 

von senkrechten Felsen umgeben war, sah er das gewaltige 
Heer, das hier versammelt war. Tief beeindruckt von diesem 
Bild erkannte er die Reiter, die überraschend aus den Felsen 
der Schlucht sprengten, erst, als sie auf fünfzig Yards 
Entfernung ihre Mustangs schwenkten und seine Gruppe in 
weitem Kreis umstellten. 

Ihre feindliche Einstellung den Apachen gegenüber zeigten 

ihre gespannten, mit Pfeilen besetzten Bogen. 

Geronimo hob die Hand, um seine erregt schnatternden 

Krieger zu beruhigen und ritt furchtlos auf den Reiter zu, der 
sich aus dem Kreis löste. Die Feder im Stirnband zeigte ihm, 
daß er ein Unterhäuptling der Wichitas war. 

Fünf Yards vor dem Wichita zügelte Geronimo sein Pferd 

und streckte Lanze und Schild zum Himmel als Zeichen seiner 
friedlichen Absicht. 

Mißtrauisch umritt der Wichita Geronimo, der schweigend 

auf seinem Pferd saß, und näherte sich ihm dann. 

»Du Apache«, sagte Nana-ank, ein Vetter von Locking Bear. 

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 85

»Ich Mimbrenjo.« Geronimo hob den Kopf in den Nacken. 

»Führe mich zu Locking Bear, dem Träger des braunen Bandes 
der tapfersten zehn Häuptlinge.« 

Nana-ank trieb seinen Gaul noch etwas näher, so daß sie 

einander fast berührten. Seine Finger glitten neugierig über das 
harte Büffelfell des Schildes, streiften die Lanze  in der 
erhobenen Hand und prüften die Farbzeichen auf Geronimos 
Haut. Er schien, wie alle Rothäute, voller Neugier zu stecken. 

»Du trägst Kriegsfarbe, Apache. Willst du deine Stärke mit 

Locking Bear messen?« Spott lag in seinen Augen, die 
abschätzend Geronimos kraftvollen Körper maßen. 

Der Mimbrenjo-Häuptling nahm es gelassen hin. »List und 

Kraft der Apachen sollen das Kriegsheer der Wichitas 
stärken«, sagte er dann. 

Nana-anks Neugierde schien befriedigt. Er trieb seinen 

Mustang wenige Schritte zurück und gab durch ein Zeichen zu 
verstehen, daß Geronimo die Arme senken durfte. 

»Du Cochise?« fragte er dann zögernd. 
Geronimo verzog verächtlich die Mundwinkel. »Cochise ist 

eine Krähe, die das Alter schwächt. Ein Adler, dessen Flügel 
brechen. Ich bin Gokhlayeh, Häuptling der Mimbrenjos, den 
die schlitzäugigen Gelbgesichter im Süden Geronimo nennen.« 

Nana-anks dunkle Augen blitzten, als er nickte. »Der Ruf 

von deinem Mut und deiner Tapferkeit ist bis über den Großen 
Fluß in unsere Jaquales gedrungen. Sei willkommen, 
Mimbrenjo.« 

Der Wichita zog seinen Mustang herum und sprengte mit 

hellen Schreien ins Lager zurück. Der drohende Ring löste 
sich. Die Krieger folgten Nana-ank. 

Auch Geronimo gab seinen Kriegern ein Zeichen. 
Noch am Abend erfuhr Geronimo, daß Locking Bear nicht 

im Lager war, jedoch jeden Tag erwartet wurde. Nana-ank wies 
ihm und seinen Mimbrenjos eine Senke als Lager zu. 

Die folgenden Tage verbrachte Geronimo voller Ungeduld. 

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In ihm brannte der Wille zum Kampf. 

Immer stärker wurde die Kriegsmacht der Rebellen, denn 

auch Caddokrieger zogen in Gruppen aus der Wüste. 

Die Tage selbst verkürzten Wichitas und Caddos mit 

Reiterspielen und körperlichen Kraftproben, zu denen auch 
Geronimo und seine Leute geladen waren. Geronimo bewies 
seine Sicherheit im Bogenschießen und mit der Lanze. Er 
kämpfte mit Nana-ank mit stumpfer Waffe und ließ Nana-ank 
den Sieg, weil er Gast in ihrem Lager war und Nana-ank als 
Freund gewinnen wollte. 

Am vierten Tag seiner Ankunft zog aus dem Morgengrauen 

kommend eine lange Karawane Reiter in den Talkessel. 

Allen voran ritt, stolz und stark, ein kühner Recke von 

Gestalt, mit blitzenden Augen, Locking Bear, sichtlich den 
brandenden Jubel genießend, im weiten Bogen durch das 
Wüstenlager, um allen seine Beute zu zeigen. 

Geronimo, der schweigend der tosenden Huldigung des 

großen Häuptlings folgte, sah die Vielzahl blitzender, 
moderner Waffen, die seine Krieger trugen, und er fühlte sich 
stolz, an der Seite dieses Mannes kämpfen zu dürfen. 

General Howards Sorgen um seine beiden ausgesandten 
Abteilungen verstärkte sich mit jedem Tag, an denen 
Hunkpapascouts ihm neue Hiobsbotschaften ins Feldlager 
brachten. 

Die Botschaften seiner Späher, die von starken Bewegungen 

in der Wüste berichteten, ließen erkennen, daß Locking Bear 
eine entscheidende Schlacht vorzubereiten schien. 

Seine Armee war seit den Vorfällen in der Tonarsenke in 

ständiger Alarmbereitschaft, stand Gewehr bei Fuß und wartete 
auf seine Befehle. 

Noch war es unklar, wo das Angriffsziel der Rebellen lag, als 

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John Haggerty in Begleitung zweier Hunkpapaspäher, denen er 
im Badsland begegnet war, in die Zeltstadt ritt und sein Pferd 
vor dem Stabszelt zügelte. 

Er schwang sich steif, von einem fürchterlichen Gewaltritt 

gezeichnet, aus dem Sattel und trat General Howard entgegen, 
den nichts mehr im Zelt zurückhielt. 

General Howard sah an Johns Gesicht, daß sein Chiefscout 

wichtige Botschaften brachte. Er bat ihn ins Zelt und ließ durch 
die Ordonnanz zugleich seine Offiziere rufen. 

»Schießen Sie los, John. Sie sind Locking Bear begegnet?« 

fragte der General nervös. Dieses untätige Warten wie auch die 
Ungewißheit, hatten ihn nervös gemacht. Er wußte, dort 
draußen braute sich Entscheidendes zusammen, ohne daß er 
bisher in die Geschehnisse eingreifen konnte. 

John nahm unaufgefordert die Brandyflasche vom Regal, 

nahm einen tiefen Schluck und wischte sich mit dem 
Handrücken über die spröden Lippen. 

»Locking Bear hat Major Ryans Einheit angegriffen«, 

begann John seinen Bericht. »Major Ryan erlitt fürchterliche 
Verluste, weil Locking Bear über etwa hundert moderne 
Schnellfeuergewehre verfügt. Kurz vor der totalen Vernichtung 
kam Major Tanners Abteilung zu Hilfe. Seither ist Locking 
Bear in der Wüste verschwunden.« 

»Es tut sich was dort draußen«, erwiderte der General 

sorgenvoll. »Unsere Hunkpapascouts beobachten seit Tagen 
ziehende Indianergruppen, die sich nach Norden bewegen. 
Irgendwo dort oben werden sie sich vereinen.« 

»Ihr Treffen findet am Apachenpaß statt, Sir«, erwiderte 

John, während er zur Stabskarte trat und von seiner Begegnung 
mit den Caddokriegern sprach. 

Inzwischen hatten sich einige Offiziere eingefunden, die 

neben General Howard schweigend den Tisch umstanden und 
Johns Bericht folgten. 

John deutete auf einen bestimmten Punkt der Karte. »Das ist 

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Locking Bears Ziel.« 

General Howard beugte sich nieder. »Fort Bowie?« fragte er 

erschreckt. Er dachte an die hundert Schnellfeuergewehre der 
Rebellen und an die schwache Besatzung des Forts. »Mit ihrer 
Bewaffnung werden sie Fort Bowie überrennen und Feuer und 
Tote zurücklassen. Ein Sieg der Rebellen bedeutet allgemeinen 
Aufstand aller Indianerstämme. Chiricahuas und alle anderen 
Apachen werden sich mit ihnen verbünden. Aus dem 
bisherigen Geplänkel zwischen ihnen und uns wird sich ein 
blutiger Krieg entwickeln. Mein Gott, Locking Bear soll 
siebenhundert Krieger anführen. Die Apachen und Cheyennen, 
die in das Land eingedrungen sind, dürften die gleiche Stärke 
haben. Noch nie habe ich einen solch gewaltigen Aufzug 
erlebt.« 

John sah die betroffenen Gesichter und hörte Howards 

erregte Stimme: »Arizona wird verbrannte Erde, denn wir 
haben nicht die Kraft, uns gegen diese Horde zu stellen. Ich 
werde einen Boten nach Fort Bowie entsenden. Major Henning 
und die Besatzung sollen sich ostwärts über die Berge 
durchschlagen, bevor es zu einem fürchterlichen Gemetzel 
kommt.« 

»Kein Bote wird Fort Bowie erreichen, Sir«, sagte John 

ruhig. »Ich fürchte, Locking Bear hat den engeren Bereich der 
Festung bereits abgeriegelt und trifft in dieser Stunde seine 
Vorbereitungen für den Aufmarsch. Heute in einer Woche wird 
er Fort Bowie überrennen.« 

Howards Gedanken arbeiteten fieberhaft. Er schätzte die 

Entfernung zum Fort und die Zeit, die seine Armee brauchte, 
um den Apachenpaß zu erreichen. 

»Selbst mit einem Gewaltmarsch kommen wir zu spät. 

Unsere Haubitzen und die Infanterie sind zu träge.« 

»Dann werden es Dragoner und Kavalleristen sein, Sir. Mit 

ihren schnellen Pferden schaffen sie es in sieben Tagen«, 
widersprach John. 

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»Gut, ich bringe drei Abteilungen auf die Beine. Das sind 

etwa vierhundert Reiter. Major Tanners Einheit bewegt sich 
von Süden her zum Apachenpaß. Also weitere zweihundert 
Soldaten. Alle schlecht ausgerüstet mit veralteten Waffen. 
Demgegenüber stehen rund vierzehnhundert Rebellen. Mein 
Gott.« General Howard sank sichtlich zusammen. 

Aber John hatte einen letzten Trumpf, der die Hoffnungen 

des Generals nährte. Er hatte bisher seine Begegnung mit 
Cochise nicht erwähnt, doch nun sprach er davon. 

»Apachen und Cheyennen werden nicht an der Seite der 

Rebellen stehen, Sir. Cochise hat sich entschieden, an der Seite 
der Pferdesoldaten zu kämpfen, weil er in den Wichitas und 
Caddos das größere Übel für sein Volk sieht. Das ist Cochises 
Botschaft, die ich Ihnen übermitteln soll.« 

General Howard hob überrascht den Kopf. Er sah in 

Gedanken den großen kühnen Kriegshäuptling aller Apachen, 
der seit vielen Jahren sein Gesprächs- und 
Verhandlungspartner war, und er fragte sich, wie oft er diesen 
Mann schon hatte enttäuschen müssen, weil der Kongreß und 
die Regierung in Washington stets anders entschieden hatte, 
und er sein gegebenes Versprechen nicht hatte halten können. 

»Trotz des Zwiespalts zwischen ihm und mir?« fragte 

Howard vorsichtig. 

»Cochise ist ein kluger und weitsichtiger Mann. Wichitas 

und Caddos sind die angestammten Feinde der Apachen. Er hat 
lange erkannt, daß er den Strom der Siedlerkolonnen nicht 
aufhalten kann. Er weiß, wenn seine Feinde sich im 
Apachenland festsetzen, daß sein Lebensraum weiter 
beschnitten wird. Und er hofft…« John lächelte leicht, weil er 
wußte, daß Cochises Hoffnungen sich nie erfüllen würden, »… 
daß man im Weißen Haus endlich erkennt, daß Cochise einen 
annehmbaren Frieden zwischen seinem und unserem Volk 
sucht.« 

Er wird immer gedemütigt, und so wird es weiterhin bleiben, 

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dachte General Howard, weil diese verdammten Schwarzröcke, 
die in Washington ihre Entscheidungen trafen, nicht mit den 
hiesigen Verhältnissen vertraut waren. 

»Wann werden wir zu Cochises Kriegsheer stoßen?« fragte 

Howard mit belegter Stimme. Er sah plötzlich eine Chance, das 
Gemetzel zu verhindern. 

»Cochise wird da sein, wenn er gebraucht wird. Er hat es 

versprochen«, erwiderte John ruhig und drängte eingedenk der 
schwierigen Situation zu einer Entscheidung. 

»Sie glauben an Cochise?« fragte General Howard und 

spürte den feinen Seitenstich seines Scouts, als dieser 
antwortete: »Cochise hat noch nie sein Wort gebrochen, Sir.« 

Nur für einen Augenblick trafen sich ihre Gedanken, und 

Howard spürte den bissigen Sinn von Johns Worten. Doch 
dann war er ganz der General, der für seine Armee und den 
Frieden des jungen Territoriums einstehen mußte. Er winkte 
seine Offiziere näher und besprach mit kurzen Zügen die 
Aufmarschpläne seiner Truppe. 

Am späten Nachmittag formierte sich die Truppe. General 

Howard sprach mit knappen Worten zu den Reitern und endete 
mit den Worten: »Es wird einen harten und erbarmungslosen 
Kampf geben, Männer. Aber ich hoffe, wir sind alle bereit, 
unser Leben einzusetzen für den Frieden und für die Zukunft 
des jungen Territoriums.« 

Dann befahl Howard den Aufbruch. An der Spitze seiner 

Dragoner und Kavalleristen verließ er die Zeltstadt in Tucson. 

Am Abend, während einer kurzen Rast, rief er seinen Scout 

an seine Seite. 

»Wie nehmen wir Verbindung zu Cochise auf, John? Wir 

müssen wissen, wo seine Krieger aufmarschieren.« 

John zuckte mit den Achseln. »Cochise wird mir ein Zeichen 

geben, Sir. Er läßt uns wissen, wo er zu finden ist.« 

John dachte an den Ruf der Eule, mit dem Apachen einander 

verständigten. 

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Der Ruf des Bus, dem Vogel des Todes, wie abergläubische 

Apachen ihn nannten. 

Geronimo, aufgenommen in die Armee der Rebellen, saß mit 
leuchtenden Augen an Locking Bears Seite und genoß die 
mißmutigen Blicke Nana-anks, dessen Platz er eingenommen 
hatte. 

Um das mächtige hochlodernde Feuer stand ein Meer 

kühner, schwerbewaffneter Krieger, ständig in Bewegung, vom 
dumpfen Schlag der Felltrommeln aufgepeitscht, und folgte mit 
leuchtenden Augen dem Gesang des Schamanen, der behangen 
mit kabalitistischen Zeichen und grotesken Mätzchen, 
flammendes Pulver ins Feuer schleuderte, um vom Großen 
Geist Kriegsglück und reiche Beute zu erbitten. Jedes farbige 
Aufzucken brennenden Pulvers wurde mit einem 
vielstimmigen Jubelschrei beantwortet, gab der Große Geist, 
ihren religiösen Glauben folgend, doch dem Schamanen ein 
Zeichen seiner Huld. 

Seit Sonnenaufgang schon dauerte das Ritual, das dem 

Aufbruch des Heeres vorausging, und es schien kein Ende zu 
nehmen. 

Die Sonne brannte erbarmungslos auf die Wüste nieder. Die 

schweißnassen Körper der Krieger glänzten im Widerspiel des 
Lichtes. Die Bewegungen des Zauberers wurden heftig und 
hektisch und näherten sich dem Höhepunkt ekstasischer 
Verzückung. 

Zu irgendeinem Zeitpunkt, die Sonne stand fast senkrecht 

über dem Land, stieß der Schamane einen wilden, nicht mehr 
menschlichen Schrei aus und brach wie ein gefällter Baum 
zusammen. 

Arme und Beine weit von sich gestreckt, starr wie ein toter 

Körper, vom Vlies des zottigen Büffelfelles bedeckt, verharrte 

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er in völliger Regungslosigkeit. 

Die Trommeln waren verstummt, die Bewegungen der 

Männer erstarrt. Sie spürten, wie der Große Geist in die Haut 
des Schamanen eindrang und ihn mit Weisheit füllte. 

Fast eine Stunde verging, ehe der Schamane seine Glieder 

rührte und taumelnd auf die Beine kam. Er spreizte die Arme 
dem Feuer entgegen, aus dem nun buntschillernde 
regenbogenfarbene Flammen sprangen, die in den Himmel 
zuckten und verglühten. 

Nun trat der Zauberer einige Schritte zurück und beugte sich 

in Demut in die vier Himmelsrichtungen. 

Nachdem er dies getan hatte, flüsterte Locking Bear an 

Geronimos Seite mit glücklichem Blick in den Augen: »Der 
Große Geist des roten Mannes wird uns im Kampf führen und 
lenken. Seine Kraft und sein Mut wird mit uns sein, wenn wir 
morgen die Festung der Blauröcke stürmen. Es ist ein Anfang.« 

Der Schamane trat nun näher. Noch immer lag der Glanz 

tiefster Verzückung in seinem verwitterten Antlitz, als er sich 
an Locking Bears rechte Seite setzte und wortreich beteuerte, 
daß der mächtige allen Leben, daß der Menschen und der 
Tiere, der Wälder, der Flüsse und der Winde, der alleinige 
Herrscher über Blitz und Donner, zum heiligen Krieg seiner 
roten Brüder gerufen hatte. 

»Ruhm und Ehre, Kriegsglück und Beute, werden den Weg 

der Wichitas und Caddos bestimmen«, endete er den Prolog. 
»Und jene, deren Blut die Erde tränkt, werden die offene Pforte 
der Glückseligkeit finden.« 

Locking Bears Augen füllten sich mit Wildheit, als er 

kraftvoll aufsprang und seinem Volk die Botschaft verkündete. 
Er spürte die Kraft des Großes Geistes, die ihn stärkte und die 
große Weisheit seiner Allmächtigkeit. 

Ein brausender, nicht endenwollender Ruf füllte das Tal und 

zeigte das Ende der Zeremonie an. 

Locking Bear rief seine Unterhäuptlinge zusammen, um die 

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Taktik des Angriffs wie auch die einzelnen Rollen der Stämme 
zu bestimmen. 

Er selbst und Guadalupe waren bereit, die Gewehrträger zu 

führen und den Angriff auf die Bastion vorzubereiten, während 
Nana-ank, sein Neffe, die Nord-, und Chan-ank, Guadalupes 
Neffe, die Südflanke schützen und ihren Angriff unterstützen 
sollten. 

Zu Geronimo gewandt fuhr er fort: »Du wirst an meiner Seite 

reiten, Gokhlayeh, damit du deinem Volk von der Tapferkeit 
und dem Siegesruhm der Wichitas und Caddos berichten 
kannst. Cochise wird dann erkennen, daß ich nicht als Feind, 
sondern als Freund in sein Land gekommen bin.« 

Geronimo nickte. Ein wenig verwirrt von Locking Bears 

Worten, die nur von der Tapferkeit der Wichitas und Caddos 
sprachen und die Krieger der Apachen zu erwähnen vergaßen. 

Aber er schwieg. 
Nun, da die Rollen verteilt waren, formierten die Stämme 

sich in drei starke Kampfgruppen ostwärts durch den heißen 
Wüstensand. Im Schutz der Dunkelheit zogen sie tief in den 
Apachenpaß und bauten, wie von Locking Bear bestimmt, ihre 
Angriffsformation auf. 

Beunruhigt von den fremden Geräuschen in der Nacht, standen 
Major Henning und einige Offiziere auf den Palisaden Fort 
Bowies. 

Noch bedeckten Nachtschatten das weite Feld des Passes und 

ließen nichts Genaues erkennen, aber der Commander spürte, 
daß dort draußen Ungewöhnliches vorging, dessen Bedeutung 
er vielleicht erahnen, jedoch nicht erfassen konnte. Berichte 
seiner Patrouillen in den letzten Tagen wiesen darauf hin, daß 
starke Indianergruppen sich in der Wüste zusammenschlossen. 
Aus diesem Grund hatte er die Alarmbereitschaft des Forts 

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erhöht und die beiden Feldhaubitzen in vorderste 
Ausgangsstellung bringen lassen. 

Langsam hellte sich der Talkessel auf. Flatternde Frühnebel, 

von der wärmenden Sonne getrieben, stiegen aus der Erde. 

Es wurde Tag. 
Zuerst sahen sie zuckende Bewegungen zwischen den 

Hügeln, doch als Major Henning das Glas an die Augen setzte 
und von Süden noch Norden schwenkte, wich die gesunde 
Gesichtsfarbe aus seiner Haut. 

»Mein Gott, nein«, rief der Kommandeur fassungslos. 

»Rothäute, nichts als Rothäute. Die Erde versinkt unter den 
Leibern ihrer Pferde. Es müssen Hunderte, wenn nicht gar 
Tausende sein. Einen solchen Aufmarsch habe ich in meiner 
langen Dienstzeit noch nie erlebt.« 

»Wer mag ein solch mächtiges Kriegsheer vereinigt haben?« 

fragte Second-Lieutenant Brammer mit bebenden Lippen. Er 
spürte ein Würgen in der Kehle. Die Angst kroch durch seine 
Knochen. 

Captain Morlock, ältester Offizier unter Major Henning, ein 

Soldat, der viele Narben aus Indianerkämpfen trug und sicher 
nicht so schnell zu erschüttern war, setzte nur zögernd sein 
Glas ab. 

»Einsam stirbt ein Fort«, murmelte er, und nach Sekunden 

der Resignation kehrte seine alte Kaltblütigkeit wieder, die ihn 
in vielen Schlachten ausgezeichnet hatte. »Wenn Tucson davon 
erfährt, gibt es hier nur noch einen schwarzen Trümmerhaufen 
und von Geiern abgenagte Knochen. Wir werden unsere Haut 
so teuer wie möglich zu Markte tragen. Was sind Ihre Befehle, 
Asher?« 

Major Henning schwieg. Er hielt noch immer sein Glas an 

die Augen und beobachtete die kleine Gruppe, die sich aus der 
breiten Formation löste und den flachen Hügel hochsprengte. 
Einer von ihnen trug eine weiße Fahne. 

»Sie schicken Parlamentäre«, rief er verhalten. »Sie wollen 

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verhandeln.« 

Sein Second-Lieutenant atmete hoffnungsvoll auf. 
Doch Captain Morlock schüttelte bestimmt den Kopf. »Sie 

werden nicht verhandeln. Sie werden fordern, Asher. Sie 
werden die Kapitulation bestimmen, Versprechungen machen, 
und dann, wenn wir wehrlos sind und ohne Waffen, werden sie 
uns massakrieren.« Der Sprecher hielt sein Glas vor die Augen. 
Er musterte den kräftigen Reiter, der an der Seite des 
Fahnenträgers ritt. »Es sind auch keine Apachen, sondern 
Wichitas. Ich erkenne das Schlitzauge, das sie führt. Locking 
Bear. Sir, erlauben Sie mir, ihm entgegenzureiten.« 

Major Henning nickte. Er fühlte die Beklommenheit, die 

Morlocks Worte auslösten, und sah die Repetiergewehre, die 
die Rothäute herausfordernd auf den Schenkeln stützten. 

»Brammer soll Sie begleiten, Captain«, befahl er. Captain 

Morlock stieg bereits von den Palisaden. Er ließ zwei Pferde 
satteln und das Tor öffnen. 

Furchtlos ritt er dem Kommando entgegen. Lieutenant 

Brammer folgte in seinem Schatten. 

Nach hundert Yards hielt Morlock sein Pferd an. Er sah 

Locking Bears kühnes Gesicht, und die Winchester in seiner 
Faust. Alte Narben juckten, die Wichitas ihm vor Jahren 
geschlagen hatten, als Locking Bear die Hand hob und sein 
Pferd zügelte. 

Major Henning sah vom Ausguck aus, daß der Captain mit 

dem Häuptling sprach und dieser nach einiger Zeit die 
lanzengeschmückte Fahne nahm und ihre Spitze vor Morlock 
in die Erde stieß. Er wußte, was dieses Zeichen bedeutete. 

Morlock und Brammer trabten die Hügel zurück durchs Tor. 
Morlock glitt vom Pferd und stieg grinsend die breite Leiter 

hoch. Er stellte sich an Hennings Seite. 

»Wie vorauszusehen war, Asher. Er fordert die Aufgabe des 

Forts, verlangt die Entwaffnung der Besatzung und bietet 
freien Abzug nach Tucson. Also mitten durch seine Armee. 

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Dabei prüfte er bereits meinen greisen Skalp, ob es sich lohnt, 
ihn an einen Wichitagürtel zu hängen.« 

Major Henning überhörte ganz Morlocks bissigen Humor. 

»Was haben Sie geantwortet, Sam?« 

»Daß unsere Dreizehnpfünder ihm seine Kriegsgelüste 

austreiben werden. Aber er war wenig beeindruckt, Asher. Er 
scheint die Kampfstärke des Forts zu kennen und vertraut auf 
die schnellen Gewehre.« 

»Treffen wir die Vorbereitungen, um ihren ersten Angriff 

abzuschlagen«, bestimmte der Kommandeur. »Alle 
verfügbaren Leute besetzen den Eingang zum Fort. Die 
Besatzung bei den Haubitzen wird verstärkt, daß jeder Ausfall 
durch einen neuen Mann ersetzt werden kann. Alle verfügbare 
Munition auf den Palisaden verteilen.« 

Captain Morlock nickte. »Ich habe es bereits angeordnet, 

Sir.« 

Am Nachmittag, als die Sonne in ihrem Rücken stand und die 
Verteidiger im Fort blendete, stieß Locking Bear mit der 
Hauptmacht vor. 

Auf schnellen Mustangs, die sie sicher mit den Schenkeln 

führten, pausenlos schießend, rannten sie den Stützpunkt an. 
Die träge feuernden Haubitzen schlugen Lücken in ihre 
Reihen, doch die Rothäute waren nicht aufzuhalten. Ihr grelles 
Kampfgeschrei füllte den Apachenpaß. 

Von Süden und Norden drängten weitere Gruppen heran und 

schlossen das sterbende Fort von drei Seiten ein. Etwa ein 
Dutzend Indianer erreichte die Außenpalisaden, schleuderte 
geschickt lange Seile über die Pfahlspitzen und hangelte sich 
hoch. 

Captain Morlock, der die Westflanke des Forts befehligte 

und bisher keine Feuererlaubnis erteilt hatte, gab nun 

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Schießbefehl. Wohl ein Dutzend Rothäute brach vor den 
Palisaden zusammen. Infanteristen mit aufgepflanzten 
Bajonetten wehrten den Einbruch blutig ab. 

Nach minutenlangem tödlichem Ringen sprengten die 

Angreifer in die Ausgangsposition zurück. 

Die Soldaten jubelten. 
Aber der alte Haudegen Morlock wußte, dies war nur eine 

Atempause, die der Schöpfer ihnen ließ. Locking Bear würde 
sein Ziel niemals aufgeben. Er war zu mächtig. 

»Bei Anbruch der Nacht werden sie ihre Toten holen«, 

prophezeite Morlock, als er neben den Kommandanten trat, der 
den Rückzug der Rebellen vom Hauptturm aus beobachtete. 
»Und im Schutz der Dunkelheit einen zweiten Angriff wagen.« 

Major Henning nickte schweigend. Er wußte, was ihnen 

bevorstand und kannte auch schon das Ende. Was konnten 
dreißig Soldaten des Forts gegen eine achthundertköpfige 
Horde anrichten, deren infernales Geschrei in der Ferne zu 
hören war. 

»Es wird eine heiße Nacht«, sagte er sorgenvoll. 
Es wird unsere letzte Nacht, dachte Captain Morlock 

grimmig und spürte, daß es um ihr Leben ging. Aber er würde 
nicht als Feigling sterben. »Wir werden bis zum letzten Mann 
kämpfen, Asher.« 

Die beiden Offiziere stiegen vom Turm. Der Kommandant 

sprach vor der Besatzung von Mut und Opferbereitschaft und 
dem heroischen Kampf, der ihnen bevorstand. 

Captain Morlock, die praktische Seite sehend, inspizierte die 

Innenräume des Forts auf ihre Verteidigungsmöglichkeit und 
wählte als letzte Zuflucht die massiv gebaute 
Mannschaftsbaracke, unter der die Munitionsräume lagen. Sie 
würde ihnen ein Überleben nicht garantieren, aber zumindest 
konnten sie sich einen oder zwei Tage dort verschanzen. Wer 
wußte, ob nicht doch ein Wunder geschah. 

Daß Morlock von Wundern wenig hielt, zeigte er später, als 

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er Waffen und Munition in die Mannschaftsräume bringen und 
Pulver zu Sprengladungen formen ließ, um eine Art 
Faustbombe zu schaffen. In fieberhafter Eile wurde die 
Baracke zur Verteidigung eingerichtet, ringsum Fallgruben 
errichtet und mit Pfahlspitzen bestückt. 

Als die Nacht anbrach, kehrte Captain Morlock mit seinen 

Soldaten zur Wehrmauer zurück. Er meldete dem 
Kommandanten: »Ich habe alles Mögliche getan, um unsere 
Leute zu schützen, Sir. Aber wir werden den Ansturm der 
Horden nicht aufhalten können. Möge Gott uns helfen.« 

»Oder ein gnädiges Ende schenken.« Major Henning machte 

ein Kreuzzeichen. Seit vielen Jahren erinnerte er sich wieder an 
Gott. 

Die Nacht war gefüllt mit dumpfen Geräuschen, und ehe das 

höllische Geschrei der Angreifer losbrach, zuckten 
Brandpfeile, von den Steilhängen abgeschossen, wie Kometen 
durch die Luft, schlugen in die Schindeldächer innerhalb des 
Forts und zündeten ihr flammendes Fanal, das den Untergang 
des Forts einleitete. 

Locking Bears wilde Horde, von den Worten des Großen 

Geistes gestärkt, berannte fanatisch die Festung. 

Ein barbarischer Kampf entbrannte, der sich bis Mitternacht 

bei den Palisaden abspielte. Doch nun, nachdem Major 
Henning keine Chance mehr für die Verteidigung sah, ließ er 
zum Rückzug blasen und verschanzte sich im 
Mannschaftsgebäude. 

Ein erbärmliches Häuflein von neun Männern, deren 

pulvergeschwärzte Gesichter im Widerspiel des brennenden 
Forts leuchteten. Sie kannten ihr Schicksal, waren aber nicht 
bereit, zu resignieren. 

Draußen tobte der rote Mob. Pferdehufe trampelten auf 

harter Erde. Irgendwer blies schrecklich falsch auf dem 
erbeuteten Horn des gefallenen Hornisten. Brandpfeile zuckten 
durch die schmalen Fensterschlitze in den Mannschaftsraum. 

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Zwei Soldaten, mit Wassereimern bestückt, waren in ständiger 
Bewegung, um aufflackernde Brände zu loschen. 

»Irgendwann wird man davon hören«, sagte Captain Morlock 
in der Nacht. Er stand aufrecht und erteilte Befehle. Niemand 
merkte die schwere Verletzung, die eine Winchesterkugel in 
seine Brust geschlagen hatte. 

Captain Morlocks selbstgeschaffene Pulverbomben schafften 

eine Weile Luft. Ihre peitschenden Explosionen drängten die 
angreifenden Indianer immer wieder zurück. Aber Morlock sah 
mit Schrecken, wie seine Sprengladungen mit jeder Minute 
abnahmen. 

Doch dann, in höchster Not, wie von Zauberhand geführt, 

verschwand der nächtliche Spuk. Nur das Prasseln 
niederbrennenden Feuers und das Zusammenstürzen verkohlter 
Gebäude störte die Stille. 

»Was bedeutet das?« fragte Major Henning unruhig, 

»Locking Bear gibt nicht ohne Grund kurz vor seinem Ziel 
seine Pläne auf.« 

Captain Morlock starrte durch die provisorische Scharte in 

den aufkommenden Morgen. Dämmerlicht vertrieb die 
Schatten. Über die Chiricahua Mountains zuckten goldene 
Strahlen in den blauen Zenit. Aus weiter Ferne glaubte er die 
Trompetenstöße eines Horns zu vernehmen. 

»Sie sind weg«, flüsterte Morlock, »sie sind verschwunden.« 

Mit einer wilden Bewegung sprengte er die Eingangstür, eilte, 
gefolgt von Major Henning und dem Second-Lieutenant 
Brammer, die glimmende Leiter zum Wehrgang hoch und 
starrte in den erwachenden Tag. 

»Sir«, sagte er und deutete schwerfällig zum Paß. »Eine 

Halluzination. Anders kann ich es nicht deuten.« 

Major Henning sah mit leuchtenden Augen das mächtige 

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Kriegsheer im Westen, das in breiter Front den Paß sperrte. 
Apachenstämme im Norden, mit Bogen bewaffnet, die sich in 
feindlicher Haltung Locking Bears Heer zugewandt hatten. 

»Beim Teufel, Sam, das ist keine Halluzination. Es sind 

General Howard und seine Truppen aus dem Feldlager. Beim 
Teufel«, rief er noch einmal enthusiastisch, »nur ein guter 
Geist kann sie geführt haben. Schau nur, Sam…« 

Erst jetzt sah der Kommandant, daß sein Freund und 

Kampfgefährte vieler kriegerischer Händel vornübergekippt 
zwischen den spitzen Pfählen der Palisaden hing. 

Second-Lieutenant Brammer bemühte sich um ihn. 
Als Morlock schließlich am Boden lag, hob Brammer 

kopfschüttelnd die Schulter. »Captain Morlock ist tot, Sir. 
Irgendwann in der Nacht muß es ihn erwischt haben. Ein 
tapferer Mann.« 

Major Henning spürte, wie Feuchtigkeit seine Augen füllte. 

Sein Körper richtete sich hoch auf, und seine Hand berührte die 
Krempe des Hutes. 

»Brammer«, sagte er schließlich, »schauen Sie nach, ob wir 

noch ein Banner haben. Ich möchte Locking Bear durch dieses 
Zeichen zu erkennen geben, daß Fort Bowie noch immer in 
Freiheit lebt.« 

Und während er niederkniete, dachte er an die Kameraden, 

die die Verteidigung des Forts mit dem Leben bezahlen 
mußten. 

»Armer Sam«, sagte er abschließend leise. »Gott sei seiner 

Seele gnädig.« 

Auf dem brennenden Wehrhof tauchten die Überlebenden 

auf. Lieutenant Brammer zog das halbverkohlte Sternenbanner 
am Mast hoch. Major Henning grüßte. 

Des Zweifelns satt, ob Morgan nach Tombstone zurückkehren 

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würde, ritt Wyatt Earp in südöstlicher Richtung in die Wüste. 
Nach zwei Tagen endlich sichtete er Morgan und einige 
Männer seiner Bande. 

Schnurgerade ritt Earp nach Tombstone zurück und betrat 

mutig die Höhle des Löwen. Marshal Marleys erste Bewegung 
führte zum Revolver. 

Doch Wyatt Earp war schneller. Er hielt dem Marshal seinen 

Colt vor die Nase und schob einen Stuhl heran, auf dem er sich 
niederließ. »Wir wollen wie vernünftige Männer sprechen, 
Marshal, und nicht wie schießwütige Gesellen. Irgendwer in 
Ihrer Stadt hat mir einen Mord angedreht, der nichts mehr als 
Notwehr war. Ich konnte mich nicht gegen die Vorwürfe 
verteidigen, weil Sie verdammt schnell auf meinen Hacken 
saßen.« 

Marley schnaufte wütend, aber Earps Colt dämpfte seine 

Aggressionen. 

»Ich bin freiwillig zurückgekehrt, Marshal, das sollte für 

mich sprechen«, fuhr Wyatt fort. »Denken Sie darüber nach.« 

»Freiwillig mit einem Revolver in der Faust. Das paßt zu 

Ihrem Ruf, Earp«, fauchte Marley wütend. 

»Ich werde ihn wegstecken, wenn Sie vernünftig sind, 

Marshal. Wenn Sie mir versprechen, ruhig zuzuhören. Sie 
wissen von den Unruhen im Norden des Territoriums?« 

»Es gibt Gerüchte, daß irgendwer den Rothäuten Karabiner 

verkauft hat.« 

Wyatts Augen blitzten, als er seinen Colt auf den 

Schreibtisch warf. »Ich biete Ihnen den Mann, der diese 
Unruhen angezettelt hat. Glenn Morgan.« 

Marshal Marley schielte verblüfft auf den Revolver, der 

achtlos zwischen seinen Papieren lag. »Der Mann, der nicht 
gerade gut von Ihnen gesprochen hat?« 

»Derselbe.« Earp nickte. Er wußte, daß er ein risikoreiches 

Spiel spielte. Wenn Marley zum Revolver griff, war er 
geliefert. 

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Aber der Marshal tat es nicht. 
So fuhr er fort: »Morgan hat den Caddos moderne Waffen 

vermittelt und dafür von Häuptling Guadalupe die Pläne einer 
wertlosen Mine erhalten. Ich selbst habe ihn in Cochise City 
darüber aufgeklärt. Er und seine Banditen wollten sich die 
Waffen holen, bevor Guadalupe zugreifen konnte. Aber er kam 
zu spät. Im Norden fällt um diese Zeit eine Entscheidung über 
Krieg und Frieden. Morgan aber kehrt enttäuscht nach 
Tombstone zurück, um der weiteren Entwicklung gelassen 
entgegenzusehen. Sie werden ihm heute noch begegnen.« 

»Woher wollen Sie das eigentlich wissen, Earp?« fragte 

Marshal Marley mißtrauisch. »Und woher weiß ich denn, daß 
Sie mir keine Lüge auftischen?« 

»Ich werde Ihnen den Beweis liefern, Marshal. Fragen Sie 

Morgan nach der Mine und woher er die Pläne hat. Und dann 
setzen Sie ihn fest. John Haggerty oder Beauftragte der Armee 
werden bald in Ihrer Stadt auftauchen, denn Morgans 
Verbrechen ist bereits im Hauptquartier in Tucson bekannt. 
Man wird ihn vor ein Kriegsgericht stellen wollen, um ihn nach 
militärischen Kriegsgesetzen abzuurteilen.« 

Wyatt Earp sprach so klar und selbstsicher, daß der Marshal 

wankelmütig wurde. 

»Wann, glauben Sie, wird Morgan hier auftauchen?« 
»Im Laufe des Nachmittags.« 
»Na gut.« Marley richtete sich auf und ergriff Earps Waffe. 

Er hielt sie nachdenklich in der Faust, ehe er die Trommel 
auslöste und die Patronen auskippte. 

»Sie sehen, ich glaube nur die Hälfte, Earp«, sagte er, als er 

Wyatt den Colt zurückreichte. »Wir werden ihn gemeinsam 
begrüßen.« 

»Er wird nicht allein sein«, schimpfte der Abenteurer. 

»Wenn Morgan aggressiv wird, kann ich das Ding nur als 
Schleuder benutzen.« 

»Sie stehen unter meinem Schutz.« Marley grinste. 

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»Kommen Sie, wir wollen die nötigen Vorbereitungen für 
Morgans Empfang treffen.« 

Gegen Mittag ritt Morgans Bande in die Stadt. Ihnen voran 
Morgan selbst. Als er ahnungslos am Marshal-Office 
vorbeiziehen wollte, trat Marley aus dem Schatten des 
Vordaches. 

»Ich hätte einiges mit Ihnen zu besprechen, Mr. Morgan«, 

sagte er ruhig. 

Glenn Morgan zügelte, von plötzlichem Mißtrauen befallen, 

sein Pferd. Er sah einen Mann im Hintergrund, der ihn an 
Wyatt Earp erinnerte. Earp und Marley, vertraut vereint, ließ 
ihn blitzartig erkennen, was hier gespielt wurde. 

»Raus aus der Stadt«, schrie er impulsiv und riß sein Pferd 

herum. 

Im gleichen Augenblick fielen Schüsse von der 

gegenüberliegenden Straßenfront, deren Fenster Marleys 
Deputies besetzt hielten. 

Vier Reiter fielen von ihren Pferden in den Staub der Straße. 

Ein fünfter erreichte noch Sam Fletchers Drugstore. Dann 
erwischte es auch ihn. 

Nur Morgan schien die Flucht zu gelingen. Er hing gedeckt 

an der Flanke seines Gauls und jagte die Straße entlang. 

Marshal Marley fluchte und schrie nach den Pferden, als 

neben ihm ein Karabiner explodierte. 

Marley drehte den Kopf herum und sah, daß Earp eine Sharp 

senkte, die er als seine eigene erkannte. 

»Mann«, sagte er mit dröhnenden Ohren, »wie kommen Sie 

an meinen Schießprügel?« 

Wyatt deutete grinsend über die Schulter. »Wenn Sie mir 

offen mißtrauen, Marshal, müssen Sie schon den 
Gewehrständer abschließen. Kommen Sie, ich habe nur seinen 

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Gaul erwischt. Morgan ist mir zu kostbar. Auch die Armee 
wird ihm einige Fragen stellen wollen. Zum Beispiel, wie er zu 
diesen modernen Waffen kam.« 

Er sprang über die Balustrade und jagte mit Riesenschritten 

zum niedergeschossenen Pferd des Spielers. 

Als Marley ihm folgte, rappelte sich Morgan fluchend auf. 
Wyatt zog den Karabiner aus dem Sattelschuh und hielt ihn 

dem Spieler vor die Nase. »Ich schätze, Glenn, du wirst das 
Jahr nicht überstehen. Du hast zu hoch gespielt und wirst nun 
dafür bezahlen müssen.« 

Er reichte dem Marshal das Gewehr. »Das ist eine 

Winchester, Marshal, dreizehnschüssig, stark wie eine Armee. 
Hundert von ihnen hat Morgan den Wilden in die Hände 
gespielt. Kaltblütig und gewissenlos, obwohl er wußte, was das 
bedeutet.« 

Marley hielt die Waffe in der Faust. Er glaubte nun an Wyatt 

Earp und donnerte los: »Sie sind verhaftet, Morgan! Den 
Grund hat Earp Ihnen genannt.« 

Aber Morgan gab nicht auf. »Er lügt«, schrie er erregt. »Earp 

will seinen eigenen Hals vor dem Galgenstrick retten. Ich 
bringe Ihnen hundert Zeugen, daß es nicht stimmt.« 

»Hundert gekaufte Gaunerstimmen, die nichts zählen«, sagte 

Wyatt gelassen. »Ich nenne dir nur einen Mann, der dich an 
den Galgen bringt: John Haggerty. Und an seinem Leumund 
kann auch Marshal Marley nicht zweifeln.« 

Erst nun resignierte Glenn Morgan, der hoch gespielt und 

ebenso hoch verloren hatte. 

Wortlos, mit blassem Gesicht, streckte er dem Marshal die 

Arme entgegen. 

Im Westen stand die breite Front der Pferdesoldaten, und im 
Süden sah Locking Bear eine mächtige Staubwolke aufziehen, 

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die eine neue Abteilung Langsäbel ankündigte, und als sein 
Blick nach Norden ging, sah er ein gewaltiges Heer von 
Apachen und Cheyennen in der Felsbarriere der Dragoons. 

»Apachen«, rief Locking Bear, und sein Blick streifte dabei 

zornig die Berge. 

»Schakale«, Gokhlayeh spie verächtlich in den Sand. »Feige 

Squaws, die vor den weißen Eroberern winselnd in die Knie 
gehen. Nicht würdig, sich freie Apachen zu nennen. Gib mir 
deine Gewehrträger, Locking Bear, und ich werde dir zeigen, 
wie schnell die Pferde der Soldaten in die Wüste laufen.« 

Locking Bear würdigte ihn keiner Antwort und ritt zu 

Guadalupe hinüber. Kurz darauf schwenkten beide in die 
Flanken zu ihren Sippen und kehrten wieder in die 
Ausgangsstellung zurück. 

Noch immer hatte Locking Bear keine Worte für Geronimo, 

dessen Herz unter der Mißachtung zornig zu schlagen begann. 
Er fühlte sich plötzlich als Fremdkörper inmitten feindlicher 
Sippen, und er blickte zornig hinter dem Häuptling her, als 
dieser das Angriffszeichen gab und, den Gewehrträgern voran, 
Attacke ritt. 

Frei und ungedeckt, mit ohrenbetäubendem Geheul, ritten sie 

Howards Soldaten entgegen, die in Zweierreihen in 
Schanzlöchern oder hinter ihren niedergerissenen Pferden dem 
Ansturm entgegensahen. 

General Howard stand wie ein Feldherr auf dem Hügel und 

wartete, bis die Rebellenhorde auf Schußnähe war, dann gab er 
dem Hornisten das Angriffssignal. 

Die vordere Reihe feuerte. Während sie ihre Waffen 

aufluden, schlug den Angreifern aus der zweiten Reihe eine 
Salve entgegen, die solche Verwirrung stiftete, daß die 
Gewehrträger Locking Bears in breiter Front zurückströmten. 

Wieder füllte das Angriffssignal das breite Apachental am 

Paß. 

Im Wechsel bewegten sich beide Reihen vorwärts, feuerten 

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und gewannen ständig an Boden. 

Zugleich griff Major Tanner mit seinen Reitern in der Flanke 

an und stiftete heilloses Durcheinander in den Rebellenreihen. 
Aus den Steilhängen herab stießen die Häuptlinge der Apachen 
mit ihren Gruppen talwärts. 

So eingeengt, sammelte Locking Bear seinen Haufen 

inmitten des breiten Tales. Er spürte, daß er der Niederlage 
näher war als einem Sieg, denn Howards Truppen waren 
erfahren und diszipliniert, und ihr ständig wechselndes Feuer 
hob die Kampfstärke der Winchester auf. 

Schweigend, reglos auf seinem Schecken hockend, 

beobachtete Geronimo die wechselnde Szene. Als er erkannte, 
daß sich in der Nordflanke, der den Dragoons zugewandten 
Seite, eine breite Lücke öffnete, wußte er, daß Cochise seinen 
Fehltritt verziehen hatte und ihm den Weg zur Flucht öffnete. 

Er schwenkte sein Pferd und gab seinen Kriegern ein 

Zeichen. Immer schwächer wurde der Widerstand. Nur 
vereinzelt noch fielen Schüsse. Der Ring um die Rebellen war 
fast geschlossen. 

Aber noch immer standen die Gruppen sich feindlich 

gegenüber. Vom Hügel, wo General Howard die Schlacht 
leitete, trabte ein einzelner Reiter, durchbrach den Kreis der 
Soldaten und ritt kühn dem abwartenden Haufen der Wichitas 
entgegen. 

Locking Bear erkannte am weißen Tuch, das der Reiter an 

die Spitze seines Gewehrlaufes gebunden hatte, daß der 
Soldatengeneral einen Parlamentär sandte. 

Er gab seinen Leuten ein Zeichen und sprengte dem Reiter 

entgegen. 

Zum ersten Male standen sich Locking Bear und John 

Haggerty gegenüber. 

Locking Bear saß stolz aufgerichtet, mit kühnem Blick, im 

Sattel und wirkte nicht wie ein Mann, der eine Schlacht 
verloren hatte. 

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Der Scout war ruhig und gelassen, obwohl die Kühlheit 

seines Blickes nicht seinen Gedanken entsprach. 

Nach einer Weile des Schweigens sagte der Häuptling: »Du 

bist der Mann, den die Apachen den Falken nennen.« 

John nickte. »Ich bin der Bote des einarmigen Generals aus 

Tucson. Er will mit dir verhandeln.« 

»Über den Fortgang des Krieges?« 
»Über den Frieden, Locking Bear. Ich habe das Wort meines 

Häuptlings, daß er deine Sippe frei über die Pässe der 
Chiricahua Mountains ziehen läßt, wenn du die Waffen ablegst 
und dein Wort verpfändest, daß es so geschieht. Es ist genug 
Wichitablut in fremde Erde geflossen. Kehre in deine Heimat 
zurück, ehe deine Stämme im Apachenland sterben.« 

Locking Bear senkte die Winchester, so daß die Mündung 

auf Haggerty deutete. »Ich könnte dich töten und 
weiterkämpfen«, sagte er ruhig. 

Doch der Scout blickte ihm furchtlos entgegen. »Was würde 

mein Tod an einer Niederlage ändern? Du hast dich zu sehr auf 
die schnellen Gewehre verlassen, Locking Bear. Nun zeige, 
daß du ein guter Verlierer bist. Dein Volk wird es dir danken. 
Schau, wie groß deine Chancen sind.« 

Johns Arm deutete nach Süden, wo Tanners Abteilung stand, 

schwenkte nach Norden, wo Chiricahuas und Mimbrenjos mit 
blitzendem Kriegsrüstzeug bewaffnet, eine starke Einheit 
bildeten, und dann über die Schulter, wo keine zweihundert 
Yards entfernt die Soldaten der US-Armee schußbereit in 
Stellung lagen. »Wer von deinen Männern würde es überleben, 
Locking Bear?« 

Locking Bears Blick folgte Johns Armbewegung, und er 

erkannte, daß der Krieg verloren war. 

Der Glanz seiner Augen erlosch, als er John nun die 

Winchester reichte. 

»Mein Wort wird so stark sein wie das Wort deines 

Häuptlings. Lasse es ihn wissen.« Locking Bear zog sein Pferd 

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herum. 

John ritt zum Hügel und berichtete von seiner erfolgreichen 

parlamentarischen Aufgabe. 

Howard beobachtete die Wichitas, die auf Locking Bears 

Befehl hin die Karabiner auf hartem Fels zerschmetterten, sich 
dann zu drei Gruppen formierten und nach Osten ausscherten 
und in einer Staubwolke untertauchten. 

»Vielleicht ist es nicht gut, Locking Bear ungeschoren ziehen 

zu lassen, Sir«, sagte John nachdenklich. »Der Häuptling wird 
die Niederlage nie verwinden und vielleicht irgendwann 
zurückkehren.« 

General Howard, einer drückenden Last enthoben und einer 

neuen Zukunft entgegensehend, schüttelte weise den Kopf. 

»Cochise wird es nie wieder zulassen und ein Augenmerk 

nach Osten richten. Er hat den Augenblick einer nahen 
Katastrophe erlebt.« 

John Haggerty blickte nordwärts. Durch die breiten 

Schluchten ritten Apachen in die Berge zurück, und er wußte, 
Cochise betrachtete seine Allianz mit dem weißen General als 
beendet. Er suchte nicht seine Nähe. 

John deutete zur Felshöhe, wo rauchende Trümmer aus der 

Erde ragten. 

»Fort Bowie ist zerzaust, als habe ein heftiger Sturm an 

seinen Palisaden gerüttelt.« 

»Fort Bowie ist unsere nordöstliche Basis im Apachental. 

Wir werden es wieder aufbauen, John. Ich glaube, unsere 
Mission ist beendet. Rufen Sie Tanners Truppen herbei, wir 
brechen bald auf.« 

ENDE