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IMPRESSUM

Süße, nie gekannte Spiele erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH

Redaktion und Verlag:

Postf ach 301161, 20304 Hamburg
Telef on: +49(0) 40/6 36 64 20-0
Fax: +49(0) 711/72 52-399
E-Mail: 

kundenserv ice@cora.de

Geschäf tsf ührung:

Thomas Beckmann

Redaktionsleitung:

Claudia Wuttke (v . i. S. d. P.)

Produktion:

Christel Borges

Graf ik:

Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn,

Marina Grothues (Foto)

© 1998 by  Lori Foster

Originaltitel: „Fantasy “
erschienen bei: Harlequin Books, Toronto
Published by  arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe TIFFANY

Band 802 - 1998 by  CORA Verlag GmbH, Hamburg
Übersetzung: Christian Trautmann

Umschlagsmotiv e: egorr / Thinkstock

Veröf f entlicht  im  ePub  Format  in  10/2014  –  die  elektronische  Ausgabe  stimmt  mit  der  Printv ersion

überein.

E-Book-Produktion: 

GGP Media GmbH

, Pößneck

ISBN 9783733786694

Alle  Rechte,  einschließlich  das  des  v ollständigen  oder  auszugsweisen  Nachdrucks  in  jeglicher  Form,

sind v orbehalten.
CORA-Romane  dürf en  nicht  v erliehen  oder  zum  gewerbsmäßigen  Umtausch  v erwendet  werden.
Sämtliche  Personen  dieser  Ausgabe  sind  f rei  erf unden.  Ähnlichkeiten  mit  lebenden  oder  v erstorbenen
Personen sind rein zuf ällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, MY STERY , TIFFANY

 

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1. KAPITEL

„Zum ersten … zum zweiten … und zum …“

Spannung lag in der Luft, und dann rief die Auktionatorin laut:

„Verkauft!“

Sebastian  Sinclair  beobachtete,  wie  der  gerade  erworbene

Mann  unter  wildem  Jubel  der  Frauen  von  der  Bühne  geführt
wurde. Bald würde er an der Reihe sein.

Wie  um  alles  in  der  Welt  habe  ich  mich  nur  in  diese  Lage

gebracht? fragte er sich. Einen Anzug zu tragen, zuzusehen, wie
riesige  Geldsummen  achtlos  den  Besitzer  wechselten  und  im
Zentrum  der Aufmerksamkeit  zu  stehen  –  er  hasste  das  alles.
Es erinnerte ihn an seine Jugend und daran, dass er mit diesen
oberflächlichen  Reichen  nichts  gemeinsam  hatte.  Vor  allem
aber widerstrebte ihm die Vorstellung, zum Amüsement reicher
Frauen  wie  ein  teures  Spielzeug  verkauft  zu  werden  –  ganz
gleich, was der Anlass war.

Er schien der einzige Mann zu sein, der über die Aussicht, sich

präsentieren  zu  dürfen,  nicht  erfreut  war.  Die  anderen,  deren
Alter  von  Ende  zwanzig  bis  Anfang  vierzig  variierte,  lächelten
und stellten sich begeistert zur Schau. Inzwischen war nur noch
ein Mann vor Sebastian an der Reihe, und seinen Muskeln und
dem  Dreitagebart  nach  zu  urteilen,  würde  er  nicht  mehr  lange
dort  sein.  Die  Frauen  gerieten  bei  diesen  Macho-Typen  ganz
aus dem Häuschen.

Allein  deshalb  trugen  die  Bauarbeiter  wohl  auch  zerrissene

Jeans  und  knallenge  T-Shirts.  Denn  bequem  arbeiten  konnte
ein  Mann  in  so  engen  T-Shirts  ganz  sicher  nicht.  Die
Gartenbauer trugen ebenfalls ihre Arbeitsstiefel und Jeans, und

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manche  von  ihnen  hatten  nicht  einmal  ein  T-Shirt  an.  Der
Zimmermann 

hatte 

einen 

schweren 

Werkzeuggürtel

umgebunden, voll ausgerüstet mit Schraubzwinge, Nageltasche
und  einem  überdimensionalen  Hammer  –  zweifellos  der
erbärmliche  Versuch,  etwas  zu  symbolisieren.  Sebastian
schüttelte den Kopf.

Die Auktionatorin,  eine  Frau  mit  einem  breiten  Lächeln,  das

ihre Zähne entblößte, führte einen Mann über die Bühne, indem
sie  den  Zeigefinger  in  seine  Gürtelschnalle  hakte  und  ihn
umdrehte.  Das  Publikum  tobte.  Das  Spotlight  glitt  über  seinen
Rücken, und die Frauen kreischten.

Sebastian  fragte  sich,  ob  diesen  reichen  Leuten  der  ernste

Hintergrund  dieser  Wohltätigkeitsveranstaltung  überhaupt
bewusst  war.  Das  Geld  würde  nämlich  misshandelten  Frauen
zugutekommen.  Er  bezweifelte,  dass  sie  sich  über  den  Zweck
im Klaren waren. Für die Gäste hier handelte es sich in erster
Linie 

um 

eine 

Vergnügung 

und 

weniger 

um 

eine

Spendenaktion,  damit  Notleidende  Unterschlupf  und  Hilfe
fanden.  Für  Sebastian  dagegen  war  es  eine  persönliche
Angelegenheit.

Der  Muskelmann  vor  ihm  sprang  auf  die  Bühne.  Offenbar

konnte  er  es  kaum  erwarten,  das  Publikum  in  Stimmung  zu
bringen.  Sebastian  blieb  mit  einer  Assistentin  zurück  und
wartete auf sein Stichwort.

Er hatte sich nicht geirrt, der Bärtige wurde rasch versteigert.

Das letzte Gebot übertönte ein Durcheinander von Gekreische
und  zweideutigen  Witzen.  Die  Assistentin  nahm  Sebastians
Arm und führte ihn vorwärts.

Als  er  die  Bühnenmitte  erreichte,  wurde  er  in  grelles

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Scheinwerferlicht getaucht. Er sah ins Publikum und war mit der
Spendenfreudigkeit  zufrieden.  Die  Gedankenlosigkeit  der
Frauen  jedoch  widerte  ihn  an.  Sie  waren  alle  gleich  –
herausgeputzt,  oberflächlich,  ordinär  und  nur  auf  ihren  Spaß
aus. Er verachtete sie alle.

Doch dann entdeckte er sie.

Sie  stand  allein  da,  eine  kleine  dunkelhaarige  Frau  mit

auffallend  großen Augen  und  einem  faszinierten Ausdruck  auf
dem Gesicht. Sie lächelte nicht, als ihre Blicke sich trafen. Sie
schrie  keine  Anspielungen  oder  Gebote  wie  die  anderen
Frauen,  noch  machte  sie  Witze  oder  lachte.  Sie  stand  nur  da
und sah ihn an. Sebastian hörte die Stimme der Auktionatorin
nicht mehr, nahm die Hitze der grellen Scheinwerfer nicht länger
wahr. Seine Langeweile und sein Desinteresse waren von ihm
gewichen.  Sebastian  wagte  nicht  zu  blinzeln.  Die  Frau  wirkte
seltsam  unschuldig,  und  er  fand  sie  absolut  unwiderstehlich.
Vielleicht  würde  er  sich  bei  Shay  doch  nicht  mehr  beklagen,
sondern ihr im Gegenteil danken.

Sie wollte ihn.

Brandi stand in der Mitte unterhalb der Bühne. Die bisherigen

Männer waren für sie nicht sonderlich bemerkenswert gewesen.
Aber  schließlich  war  sie  auch  nicht  hier,  um  einen  Mann  zu
kaufen.  Sie  nahm  an  dieser  Wohltätigkeitsveranstaltung
lediglich  teil,  um  ihre  Schwester,  Shay,  zu  unterstützen.
Normalerweise mied sie derartige Veranstaltungen, bei denen
die Hormone der Leute verrücktspielten. Und es gab eine Reihe
anderer  Möglichkeiten,  wie  sie  ihren  Geburtstag  lieber
verbracht hätte.

Aber  das  alles  spielte  in  diesem  Moment  keine  Rolle.  Der

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Mann auf der Bühne war unglaublich, und nachdem ihre Blicke
sich  getroffen  hatten,  konnte  sie  nicht  mehr  aufhören,  ihn
anzustarren.  Eine  unwiderstehliche  Verbindung  war  zwischen
ihnen  entstanden,  und  Brandi  fand  weder  den  Willen  noch  die
Kraft, einfach wegzugehen.

Die Auktionatorin  lachte  über  einen  Scherz,  den  Brandi  nicht

mitbekommen  hatte.  Dann  drehte  sie  sich  um  und  nahm  den
Mann  am Arm,  während  sie  in  der  andern  Hand  das  Mikrofon
hielt.  Sie  kuschelte  sich  an  ihn.  „Was  für  ein  großzügiges
Gebot!“, rief sie und klang sehr aufgeregt. Brandi war so damit
beschäftigt  gewesen,  den  Mann  zu  betrachten,  dass  sie  die
Höhe  des  Gebots  nicht  mitbekommen  hatte.  „Er  ist  jeden
einzelnen Penny wert, Ladies! Also los, nicht so schüchtern! Der
hier  ist  ein  Prachtexemplar.“  Sie  drückte  seinen  muskulösen
Oberarm und sah staunend ins Publikum.

Der Mann schien sich nicht sonderlich geschmeichelt zu fühlen.

Er  strahlte  Geringschätzung  aus,  und  anstatt  sich  wie  die
übrigen  Männer  in  Szene  zu  setzen,  verschränkte  er  nur  die
Arme  vor  der  Brust  und  spreizte  die  langen  Beine.  Seine
unbezwingbare  Haltung  ließ  ihn  beeindruckend  groß  und
männlich erscheinen.

Die  Auktionatorin  bemühte  sich  um  seine  Mitarbeit.  Sie

versuchte  ihn  zu  einer  Drehung  zu  bewegen,  um  ihn  wie  die
anderen  zu  präsentieren.  Das  würde  die  ohnehin  schon
astronomische Summe in die Höhe treiben. Doch er widerstand
ihren Anstrengungen mit Leichtigkeit. Der Auktionatorin gelang
es  nicht,  ihn  auch  nur  einen  Zentimeter  von  der  Stelle  zu
bewegen.

Den  Frauen  gefiel  es.  Sie  riefen  weitere  Gebote,  machten

unverblümte  Anspielungen,  was  sie  mit  ihm  anstellen  würden,

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und feilschten untereinander.

Brandi war völlig gefesselt. Nie zuvor hatte sie das empfunden,

zumindest nicht in den letzten acht Jahren. Und davor war sie zu
jung  gewesen.  Doch  jetzt  ließ  sich  ihr  Interesse  nicht  leugnen.
Sicher,  sie  hatte  heute  eine  Entscheidung  getroffen,  die  ihr
Leben verändern würde – hoffentlich zum Besseren. Aber dies
hier? Sollte sie wirklich für diesen Mann bieten? Wie zur Antwort
schüttelte sie den Kopf.

Der  Mann  schenkte  ihr  ein  atemberaubendes  Lächeln  und

nickte  dann,  als  wollte  er  sie  ermutigen.  Brandi  errötete  vor
Verlegenheit.  Er  konnte  unmöglich  wissen,  was  sie  gedacht
hatte!  Sie  schüttelte  erneut  den  Kopf,  was  jedoch  zur  Folge
hatte, dass sein Grinsen breiter wurde.

Grundgütiger,  er  war  umwerfend!  Und  so  groß  und  imposant

und 

… 

Es 

durchströmte 

sie 

heiß. 

Sie 

versuchte

zurückzuweichen,  um  die  unsichtbare  Verbindung  zwischen
ihnen zu unterbrechen, doch es gelang ihr nicht. Noch nie hatte
sie auf diese Weise die Aufmerksamkeit eines Mannes erregt.
Ihre  Schwester,  Shay,  war  so  attraktiv  und  energiegeladen,
dass Brandi neben ihr verblasste.

Doch jetzt hielt dieser unglaubliche Mann sie mit seinem Blick

gefangen und ließ sie nicht mehr los. Brandi war gleichermaßen
alarmiert  und  angenehm  verwirrt.  In  diesem  Moment  trat  Shay
neben sie und hob fragend die schmalen Brauen. Der Mann sah
automatisch zu Shay, die Brandi überragte.

Brandi  empfand  nicht  direkt  Eifersucht,  denn  sie  und  Shay

standen sich sehr nahe. Es war eher Resignation. Zudem hatte
sie  kein  Recht,  einen  Mann  anzustarren  und  sein  Interesse  zu
wecken,  wenn  sie  es  nicht  erwidern  wollte.  Nicht  erwidern

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konnte – noch nicht –, und schon gar nicht bei einem Mann wie
ihm.  Ihren  Entschluss,  diesen  Geburtstag  anders  zu  begehen,
hatte  sie  noch  nicht  umgesetzt.  Aber  mit  einem  Mann  wie
diesem würde sie das auch nicht. Da er sie nicht mehr ansah,
konnte  auch  Brandi  sich  mit  einem  bedauernden  Seufzer
abwenden.

Shay hörte es und lächelte. „Er ist sensationell, nicht wahr?“

Verwirrt sah Brandi zu ihrer Schwester auf. „Wer?“

„Der Kerl, den du anstarrst.“ Shay führte sie ein Stück von der

Bühne weg. „Alle Frauen hier tun das Gleiche. Er ist auch nicht
gerade  der  Typ,  dem  eine  Frau  keine  Aufmerksamkeit
schenken würde.“

„Es gefällt ihm da oben auf der Bühne nicht.“

Shay lachte. „Nein, vermutlich nicht. Aber hast du gesehen, wie

die  Frauen  auf  sein  Desinteresse  reagieren?  Sie  sind  ganz
verrückt nach ihm.“

„Dann  wird  er  ja  wohl  viel  Geld  für  deine  Versteigerung  zu

wohltätigen  Zwecken  zusammenbringen“,  entgegnete  Brandi
säuerlich.

„Darauf  zähle  ich  fest.“  Shay  warf  Brandi  einen  Blick  zu.  „Ich

könnte dir Geld leihen.“

Brandi  schnappte  nach  Luft.  „Du  willst  doch  wohl  nicht

andeuten, ich …“

„Warum nicht?“

Eine  solch  lächerliche  Frage  verdiente  nicht  einmal  eine

Antwort. Andererseits  ärgerte  es  Brandi,  sodass  sie  trotzdem
antwortete.  „Du  kennst  den  Grund.  Hast  du  ihn  dir  mal
angesehen?  Er  ist  riesig  und  sieht  finster  aus,  auch  wenn  er

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einen Anzug trägt. Außerdem hat er bisher nur ein einziges Mal
gelächelt.“

„Ja, aber dieses Lächeln ist dir unter die Haut gegangen. Ich

habe alles genau beobachtet. Gib es zu, Brandi, es gefällt dir,
was du da siehst.“

Brandi  nahm  sich  zusammen  und  erklärte:  „Er  macht  mich

nervös, und das ist kein gutes Zeichen.“

Shays  Miene  hellte  sich  auf.  „Soll  das  ein  Witz  sein?  Das  ist

doch ein fantastisches Zeichen!“

„Nein.“

„Aber …“

„Kein aber.“ Da sie wusste, dass ihre Schwester es nur gut mit

ihr  meinte,  fuhr  Brandi  in  sanfterem  Ton  fort:  „Ich  habe  heute
Morgen die Entscheidung getroffen, mein Leben in Ordnung zu
bringen und wieder auszugehen.“

„Du  meinst,  du  willst  mit  Männern  ausgehen?“  Shay  klang

skeptisch und erfreut zugleich.

Brandi  lächelte.  „Ja.  Wahrscheinlich  mache  ich  mich  selbst

zum  Narren.  Ich  werde  mit  jemandem  beginnen,  den  ich  gut
kenne,  dem  ich  vertraue  und  der  nicht  aufdringlich  ist.  Es  wird
höchste  Zeit,  dass  ich  wieder  das  Leben  einer  normalen  Frau
führe, auch wenn es mich große Überwindung kostet.“

Shay grinste. „Das halte ich für eine ausgezeichnete Idee. Und

da dir der Mann auf der Bühne gefällt …“

Sie  drehten  sich  beide  um,  da  die  Auktionatorin  eine  Salve

von  Geboten  bestätigte.  Jeden  Moment  würde  der  Mann
versteigert  sein.  Brandi  schüttelte  traurig  den  Kopf.  Shay
verstand sie einfach nicht. Niemand in ihrer Familie tat das. Sie

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versuchte,  sie  nicht  mit  ihren  Schwierigkeiten  zu  behelligen.
Daher  erwiderte  sie  nur  knapp,  es  gehe  ihr  gut,  wann  immer
danach gefragt wurde. Bis jetzt hatte diese Auskunft gereicht.

Brandi  kehrte  der  Bühne  den  Rücken  zu,  um  das  Ende  der

Versteigerung  nicht  mitzubekommen.  „Ich  würde  mir  nie  einen
Mann kaufen. Das könnte ich nicht, das weißt du.“

Shay reckte sich zu ihrer vollen, beeindruckenden Größe. „Ich

habe damit kein Problem.“ Und bevor Brandi aus ihrer plötzlich
trockenen  Kehle  auch  nur  ein  Wort  herausbrachte,  hob  Shay
den Arm und bot die höchste Summe des gesamten Abends.

Zunächst  herrschte  benommenes  Schweigen,  dann  setzten

laute  Beschwerden  und  entnervtes  Aufstöhnen  über  die
astronomische Summe ein. Niemand konnte mehr bieten. Nach
einigen  Sekunden  erteilte  die  Auktionatorin  ihr  sichtlich
zufrieden den Zuschlag.

Die  Launen  des  Schicksals  waren  manchmal  schrecklich.

Leise Verzweiflung beschlich Brandi.

„Na  ja“,  sagte  Shay  völlig  ungerührt,  „das  war  leicht,  nicht

wahr? Niemand hat es gewagt, höher zu gehen.“

Brandi sah sie an. „Hast du völlig den Verstand verloren? Du

kannst  jeden  Mann  bekommen,  den  du  willst!  Jedenfalls
brauchst du nicht dafür zu bezahlen.“

„Aber  ich  wollte  diesen  Mann.“  Shay  wedelte  mit  ihrer

eleganten  Hand.  „Dies  ist  meine  Veranstaltung,  mein  Projekt.
Alle  erwarteten,  dass  ich  mitbiete.  Ich  könnte  das  Geld  auch
direkt spenden. Aber auf diese Weise bekommen die Männer
Gelegenheit,  ihre  Unternehmen  der  anwesenden  Presse
vorzustellen  und  sich  engagiert  zu  zeigen. Außerdem  profitiert
das  Heim  davon,  da  jedes  Unternehmen  kostenlose

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Arbeitsstunden versprochen hat. So haben wir Maler-, Maurer-
und  Gärtnerarbeiten  für  das  neue  Heim  bekommen.  Sie
erhalten  großartige  Werbung,  wir  die  kostenlose  Arbeit,  und
jeder ist zufrieden.“

Ich  nicht,  dachte  Brandi  und  fragte  sich,  was  der  Mann,  den

Shay  ersteigert  hatte,  beisteuerte.  Doch  dann  entschied  sie,
dass  sie  das  gar  nicht  wissen  wollte.  Man  konnte  höchstens
vermuten,  womit  ein  gefährlich  wirkender,  großer  Mann  wie  er
seinen Lebensunterhalt verdiente.

„Es  ist  eine  geschäftliche  Veranstaltung“,  fuhr  Shay  fort,  „die

jedem Vorteile bringt. Die Reiseagentur beispielsweise hat die
Gatlinburg-Pauschalreisen  gestiftet,  weil  es  für  sie  eine
hervorragende  Werbung  ist.  Vor  allem  aber  bekommen
bedürftige Familien eine Unterkunft. Weißt du, wie viel Geld wir
eingenommen haben?“

Brandi  hatte  Verständnis  für  Shays  Begeisterung.  Seit  sie

Witwe war, hatte sie sich unter die Elite der Gemeinde Jackson
in  Tennessee  gemischt,  um  Spenden  von  den  Reichen  für  die
Armen zu sammeln. Das Geld ihres Ehemannes verschaffte ihr
großen  Einfluss,  und  sie  hatte  die  Energie  und  das  Geschick,
es  wirksam  einzusetzen.  Unglücklicherweise  passte  Shay  mit
ihrem attraktiven Äußeren und ihrer aufgeschlossenen Art ganz
und  gar  nicht  in  das  Bild  einer  matronenhaften  Witwe.  Viele
Männer nahmen ihre Bemühungen nicht ernst, und viele Frauen
sahen in ihr eine persönliche Bedrohung.

Brandi  wusste,  dass  ihre  Schwester  unbedingt  eine Aufgabe

finden wollte, eine Möglichkeit, um das Vermögen ihres Mannes
sinnvoll  einzusetzen.  Darin  wollte  Brandi,  sie  so  gut  es  ging,
unterstützen.

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„Shay, du bist mir keine Erklärungen schuldig“, sagte sie, um

die  Freude  ihrer  Schwester  nicht  zu  dämpfen.  „Wenn  du  dir
einen  Mann  kaufen  willst  …  Nun,  du  kannst  es  dir  leisten,  und
ich habe nicht das Recht, deine Entscheidung infrage zu stellen.
Es  tut  mir  leid.“  Es  tat  ihr  leid,  dass  sie  überhaupt
hierhergekommen war. Jetzt wollte sie nur noch nach Hause, in
Ruhe ihre Geburtstagstorte essen und vergessen, dass sie ihn
jemals gesehen hatte.

Shay grinste. „Ich wollte nur, dass du meine Motive verstehst.“

Brandi  nickte.  Sie  hatte  Verständnis.  Der  Abend  hatte  viel

Geld eingebracht, aber das hatte sie auch nie bezweifelt. Wenn
ihre Schwester sich etwas vornahm, setzte sie es auch durch. In
diesem Fall hatte sie sich einen sehr teuren Mann ersteigert.

„Aber warum ausgerechnet ihn?“, fragte Brandi. Shay hätte so

viele  Männer  haben  können,  und  jeder  von  ihnen  wäre  erfreut
gewesen, von ihr erwählt zu werden. Wieso also hatte sie sich
genau diesen ausgesucht, den zu ersteigern Brandi gern selbst
den Mut gehabt hätte?

Nicht,  dass  es  ihr  etwas  ausmachte.  Brandi  ging  solchen

Männern instinktiv aus dem Weg. Er war zu groß und imposant.
Trotz seines Anzuges hatte sie deutlich seine Muskeln erkennen
können.  Was  hätte  sie  schon  mit  ihm  anfangen  sollen?
Erstaunlicherweise kamen ihr einige vage Ideen in den Sinn.

„Du hast selbst gesehen, wie unglaublich sexy er ist“, erwiderte

Shay.

Sexy war noch untertrieben. Dabei hatte er sich nicht einmal in

Pose  geworfen  oder  gezwinkert  wie  die  anderen  Männer.  Er
hatte einfach nur dagestanden. Das genügte.

Shay  nahm  Brandis  Hand  und  führte  sie  dorthin,  wo  die

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Männer den Frauen vorgestellt wurden, die sie ersteigert hatten.
Brandi versuchte zurückzubleiben, doch das ließ Shay nicht zu.
„Komm  schon“,  drängte  sie,  „unser  Mann  muss  irgendwo  am
Ende der Reihe sein.“

Brandi blieb wie angewurzelt stehen. „Moment mal! Ich weiß ja

nicht, was du vorhast, aber er ist nicht ‚unser‘ Mann!“

Shay  zog  sie  einfach  hinter  sich  her.  „Das  stimmt,  denn  er

gehört dir.“

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2. KAPITEL

„Vergiss es, Shay. Ich will damit nichts zu tun haben.“

„Brandi“, flüsterte ihre Schwester. „Die Presse ist überall, wie

ich  gehofft  habe.  Du  willst  meine  Wohltätigkeitsveranstaltung
doch  nicht  schlecht  dastehen  lassen,  oder?  Du  weißt,  wie
schwer es schon ist, von diesen reichen alten Snobs akzeptiert
zu werden und sie dazu zu bringen, an solchen Veranstaltungen
teilzunehmen.  Hätte  Phillip  mich  nicht  als  reiche  Witwe
zurückgelassen,  würden  sie  nicht  einmal  mit  mir  reden.  Und
ohne  etwas  so  Ausgefallenes  wie  die  Versteigerung  hätte
niemand  auch  nur  einen  zusätzlichen  Cent  ausgegeben.  Die
Bedürftigen  könnten  ihnen  nicht  gleichgültiger  sein,  aber  sie
amüsieren sich eben gern. Also musste ich mir etwas einfallen
lassen. Du weißt ja, wie überfüllt die Frauenhäuser in Jackson
sind.  Wir  brauchten  diese  Versteigerung.  Und  wenn  meine
eigene Schwester sich jetzt sträubt, werde ich nie wieder dazu
gewählt, eine solche Veranstaltung zu leiten.“

Brandi  biss  frustriert  die  Zähne  zusammen,  musste  jedoch

zugeben, dass Shay recht hatte. Es war wichtig, dass sie ihre
Unterstützung zeigte. Deswegen war sie überhaupt gekommen.
Seit  Phillips  Tod  hatte  Shay  sich  in Aktivitäten  gestürzt,  doch
dieser Abend war der Höhepunkt, da so viele reiche, bekannte
Leute gekommen waren. Die Versteigerung war unbestritten ein
großer  Erfolg  und  würde  Shay  neue  Möglichkeiten  als
Organisatorin  von  Benefizveranstaltungen  eröffnen.  Brandi
wollte und musste ihr helfen.

Wie  Shay  vorausgesagt  hatte,  war  die  Idee,  dass  Frauen

Männer ersteigerten, ein Knüller. Deshalb waren auch sehr viele
Reporter  gekommen,  gespannt  und  bereit,  eine  Story  zu

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schreiben, die der Auktion die benötigte Publicity verschaffte.

Brandi hatte keine Ahnung, was Shay für Pläne mit ihrem Mann

hatte,  und  sie  war  auch  nicht  sicher,  ob  sie  das  überhaupt
wissen wollte. Aus irgendeinem Grund störte es sie, sich Shay
und diesen Mann gemeinsam an einem ruhigen, romantischen
Ort vorzustellen. So ungern sie es auch zugab, und so sehr sie
ihre Schwester auch liebte – sie beneidete sie.

„Komm, Brandi, es wird dir Spaß machen.“

Sie reihten sich in die dicht gedrängte Gruppe der Frauen ein,

die  ihre  „Einkäufe“  abholen  wollten.  Brandi  beobachtete,  wie
Männer und Frauen sich paarweise zusammenstellten, während
die  Fotografen  jede  Bewegung  festhielten.  Die  Frauen  stellten
sich in Pose, führten ihre eleganten Kleider und ihren Schmuck
vor, und die Männer lächelten dazu, sahen sexy aus und waren
stolz auf ihren Erfolg. Sie gaben sich alle so ungezwungen und
waren  ganz  anders  als  Brandi. Alle  schienen  sich  prächtig  zu
amüsieren.

Bis auf einen Mann.

Brandi  erstarrte  und  war  gebannt  von  diesem  angespannten,

ernsten Gesicht. Allein durch seine Größe hob er sich von den
anderen  Männern  ab.  Doch  auch  seine  glatten  schwarzen
Haare  und  seine  gebräunte  Haut  trugen  dazu  bei.  Lediglich
seine grünen Augen leuchteten – und fixierten Brandi.

Er  hatte  bereits  seine  Fliege  gelockert  und  die  obersten

Knöpfe seines Smokinghemdes geöffnet. Dunkle Haare waren
in der Hemdöffnung zu sehen. Brandi fragte sich, ob er überall
so behaart war, und errötete sofort.

Er stand in lässiger Haltung da, die eine Schulter an die Wand

gelehnt.  Brandi  vermutete  jedoch,  dass  er  nur  lässig  wirkte,  in

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Wahrheit  aber  eher  einem  Raubtier  auf  dem  Sprung  glich.
Brandi war fasziniert und erregt zugleich. Kurz hoben sich seine
Mundwinkel  zu  einem  Lächeln,  ehe  es  wieder  verschwand.  Er
musterte  ihr  Gesicht,  dann  ihren  Körper.  Brandi  erinnerte  sich
an diesen Blick und wusste, was er zu bedeuten hatte, obwohl
es Jahre her war, seit sie damit konfrontiert worden war. Jetzt
hatte  er  zur  Folge,  dass  sich  ihr  Magen  zusammenzog.  Sie
überlegte, ob ihr schlichtes schwarzes Kleid ihn enttäuschte. Es
reichte  bis  knapp  über  ihre  Knie.  Zu  dem  Kleid  trug  sie  eine
schwarze  Strumpfhose  und  flache  Pumps.  Mit  dem  hohen
Ausschnitt  und  den  ellbogenlangen  Ärmeln  spiegelte  es  ihren
zurückhaltenden, unkomplizierten und ruhigen Lebensstil wider.

Mehrere  Frauen  versuchten  mit  ihm  zu  sprechen,  doch  er

ignorierte sie. Er stieß sich von der Wand ab und ging direkt auf
Brandi zu. Sie überlegte, rasch zu verschwinden und Shay sich
selbst  zu  überlassen.  Die  Aussicht,  den  beiden  dabei
zuzuschauen,  wie  sie  sich  miteinander  bekannt  machten,  ließ
sie keineswegs gleichgültig.

Doch plötzlich sah Shay in die gleiche Richtung wie Brandi und

hielt sie auf, indem sie ihr eine Hand auf die Schulter legte. Mit
dem  freien  Arm  umarmte  sie  den  Mann  und  küsste  ihn  mit
vertrauter Zuneigung auf die Wange. Brandi konnte nur staunen.

„Sebastian,  du  warst  fantastisch!  Unsere  größte  Attraktion!

Einen  Moment  lang  habe  ich  befürchtet,  mein  Gebot  würde
einen  Aufruhr  verursachen.  Einige  der  Ladys  waren  ziemlich
enttäuscht, dass ich sie aus dem Rennen geworfen habe.“ Sie
lachte und fügte hinzu: „Ich hatte recht, du bist ein Naturtalent.“

„Ich bin ein Idiot, dass ich mich von dir dazu habe überreden

lassen“,  erwiderte  er.  Er  sah  Brandi  an,  und  seine  Stimme
bekam  eine  intimere  Note.  „Ich  glaube  nicht,  dass  ich  dir  für

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dein letztes Gebot dankbar sein werde.“

Brandi hob die Brauen. Wollte er damit andeuten, dass es ihm

lieber gewesen wäre, wenn sie geboten hätte?

„Es  wäre  allerdings  nett,  wenn  du  mich  vorstellen  würdest“,

sagte  er.  „Denn  ihr  beide  scheint  ja  bereits  gut  miteinander
bekannt zu sein.“

Shay  grinste  und  machte  keinen  Hehl  aus  ihrer  Zufriedenheit

über sein Interesse. „Wir sind sogar verwandt. Sebastian, darf
ich dir meine kleine Schwester vorstellen?“ Sie schubste Brandi
leicht vorwärts.

„Deine  Schwester?“,  wiederholte  er  überrascht  und  es  war

offensichtlich, dass er die Ähnlichkeit zwischen ihnen vermisste.

„Sebastian  ist  ein  guter  Freund  von  mir“,  erklärte  Shay,  die

irgendetwas im Schilde führte, von dem Brandi nur wusste, dass
es  ihr  sicher  nicht  gefallen  würde.  Begeistert  verkündete  Shay
im gleichen Moment: „Herzlichen Glückwunsch, Brandi! Ich habe
ihn für dich ersteigert!“

Sebastians  erster  Gedanke  war,  dass  die  Frau  gleich

ohnmächtig  werden  würde.  Sie  war  leichenblass  geworden,
doch als er die Hand nach ihr ausstreckte, wich sie zurück, und
ihrer Miene war nicht mehr die kleinste Unsicherheit anzusehen.
Ihr finsterer Blick machte ihm unmissverständlich klar, dass sie
nichts mit ihm zu tun haben wollte.

Zwar war er entrüstet, wusste aber nicht, was er sagen sollte.

Trotz  ihrer  offenkundigen Ablehnung  konnte  er  sich  von  ihrem
Gesicht einfach nicht losreißen. Aus der Nähe erkannte er, dass
ihre großen Augen mit den langen, dichten Wimpern von einem
sanften Blau waren. Ihre Nasenspitze wies leicht nach oben, und
ihr schmales Kinn war ein klein wenig spitz. Ihre Wangen waren

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nach  innen  gewölbt,  was  ihr  ein  zartes  Aussehen  verlieh.
Gleichzeitig drückte ihr Gesicht Entschlossenheit aus. Sie hatte
außerdem einen sexy Mund, mit vollen, sinnlich geschwungenen
Lippen, auch wenn sie nicht lächelte und, wie jetzt, eher entsetzt
als erfreut wirkte. Ihre Haut war nicht so hell wie die von Shay,
sondern  wies  eher  einen  zart  pinkfarbenen  Ton  auf,  und  ihre
kurz  geschnittenen  schwarzen  Locken  waren  ungebändigt.
Sebastian  konnte  sich  gegen  die  plötzlich  aufsteigende
Sehnsucht nicht wehren. Doch diese Frau war noch immer über
die Großzügigkeit ihrer Schwester bestürzt.

„Ich wäre nie darauf gekommen, dass ihr miteinander verwandt

seid“,  sagte  Sebastian,  um  der  Situation  ihre  Peinlichkeit  zu
nehmen. „Ihr seht euch überhaupt nicht ähnlich.“

Shay grinste. „Ich wurde adoptiert. Hast du das nicht gewusst?

Wahrscheinlich  habe  ich  es  dir  nie  erzählt.  Meine  Stiefeltern
dachten, sie könnten keine Kinder haben, daher adoptierten sie
mich. Und sie behandelten mich immer wie ihr erstes Kind.“

„Du bist ihr erstes Kind“, meinte Brandi.

„Aber  kurz  nach  meiner  Adoption  würde  Mom  schwanger.

Brandi ist sozusagen ein Wunderkind.“

„Als  Kind  kann  man  sie  kaum  noch  bezeichnen“,  bemerkte

Sebastian und stellte sich vor, sie auf ihren störrischen Mund zu
küssen.

Brandi verdrehte die Augen und verschränkte die Arme vor der

Brust. Zwar reichte sie ihm kaum bis zum Schlüsselbein, doch
brachte sie es dennoch fertig, imposant zu wirken. „Sie müssen
meiner  Schwester  schon  verzeihen,  Mr  Sinclair.  Gelegentlich
übertreibt sie ihre Großzügigkeit. Aber ich will nicht … das heißt
…“  Sie  suchte  nach  den  passenden  Worten,  was  Shay  die

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Möglichkeit gab, mehr Argumente vorzubringen.

„Ich  kann  ihn  mir  leisten,  Brandi.  Und  er  ist  das  perfekte

Geschenk!“

Brandi  starrte  ihre  Schwester  an  und  schien  noch

entschlossener,  Sebastian  abzulehnen.  Doch  er  kam  ihr  zuvor
und wandte sich an Shay. „Es ist nicht untertrieben, wenn du von
deiner ‚kleinen‘ Schwester sprichst.“

Shay war dankbar für den Themenwechsel. „Brandi sieht aus

wie der Rest der Familie: klein und dunkelhaarig. Ich dagegen
falle  mit  meiner  schlaksigen  Größe  und  den  blonden  Haaren
aus dem Rahmen.“

„Ha!“ Brandi stemmte die Hände in die schmalen Hüften. „Du

bist  die  Schöne,  das  weißt  du  ganz  genau.“  Zu  Sebastian
gewandt  sagte  sie:  „Shay  spielt  gern  den  Boss  in  der  Familie
und kommandiert uns alle herum. Wir lassen sie, weil es ihr so
viel Spaß macht. Aber diesmal …“

Er  streckte  ihr  die  Hand  hin.  „Ich  bin  also  ein

Geburtstagsgeschenk?  Ich  muss  zugeben,  dass  ich  durch
meine Arbeit schon in schlimmere Rollen geschlüpft bin.“

Sie  schüttelte  sie  zweimal  kurz  und  fest.  „Nett,  Sie

kennenzulernen“, erwiderte sie und fügte im nächsten Atemzug
misstrauisch hinzu: „Was haben Sie denn für eine Arbeit?“

Shay  stieß  Brandi  in  die  Rippen  und  erklärte:  „Sebastian

besitzt  eine  Agentur  für  privaten  Personenschutz.  Daher  auch
die  vielen  Muskeln,  die  du  bemerkt  hast.“  Brandi  errötete  und
funkelte  ihre  Schwester  zornig  an,  doch  Shay  ignorierte  es
einfach. „Sebastian muss immer in Topform sein, da sein Job
manchmal harten körperlichen Einsatz erfordert. Er ist aus dem
Holz geschnitzt, aus dem die Helden sind. Nur weiß er es nicht.“

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„Ich  mache  meinen  Job  wie  jeder  andere  auch.  Es  ist  nichts

dabei.“

„Verstehst  du,  was  ich  meine?“,  wandte  Shay  sich  an  Brandi

und  fügte  halblaut  hinzu:  „Er  wäre  wirklich  der  perfekte  Mann,
wenn  er  nicht  so  ein  Chauvi  wäre.  Sebastian  hält  nämlich  alle
Frauen für zart und zerbrechlich, und er will sie alle retten.“

Er  kniff  die Augen  zusammen.  „Oh,  das  weiß  ich  nicht.  Dich

zerbrechlich zu nennen, wäre wohl falsch.“

Shay  boxte  ihn  scherzhaft  und  lachte.  Brandi  dagegen

musterte ihn noch immer misstrauisch. Dann wandte sie sich an
ihre  Schwester,  und  obwohl  sie  die  Stimme  senkte,  konnte
Sebastian  jedes  Wort  verstehen.  „Ich  weiß  ja  nicht,  was  du
vorhast, aber vergiss es. Du hast ihn gekauft, also behalte ihn
auch.“

„Aber  ich  will  ihn  nicht!“,  entgegnete  Shay.  „Er  ist  ein

großartiger Kerl. Leider sind wir uns viel zu ähnlich. Wir würden
uns innerhalb kürzester Zeit erbittert streiten. So etwas habe ich
schon hinter mir und will es nicht noch einmal.“

„Aber ich soll es wollen?“

Shay zuckte die Achseln. „Wenn man etwas noch nicht probiert

hat, sollte man es tun, sonst könnte es rasch zu spät sein.“

„Das  ist  das  dümmste  Argument,  das  ich  je  von  dir  gehört

habe“, konterte Brandi.

Allmählich kam Sebastian sich wie ein zugelaufener Hund vor.

Seit er mit zwölf seine Größe und körperliche Statur entwickelt
hatte,  hatte  keine  Frau  mehr  solches  Desinteresse  an  seiner
Gesellschaft gezeigt. Er war nicht eitel, aber er war auch nicht
dumm.  Frauen  hatten  schon  öfter  seinetwegen  Streit
bekommen – aber dabei war es nie darum gegangen, wer sich

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mit ihm abgeben musste. Im Gegenteil, die Frauen waren hinter
ihm  her  gewesen.  Brandi  dagegen  wollte  ihn  loswerden.
Vertrackterweise war er entschlossen zu bleiben.

Shay stemmte die Fäuste in die Hüften, um sich über Brandis

Haltung lustig zu machen. Sie wirkte ebenso entschlossen wie
Brandi. „Ich wollte dir zu deinem Geburtstag etwas Besonderes
schenken.  Aber  mir  fiel  absolut  nichts  ein.  Doch  dann
erwähntest du deine Pläne, und schon kam mir die Idee.“

„Aber so habe ich das nicht gemeint!“, rief Brandi und deutete

auf Sebastian.

„Er  passt  ausgezeichnet  in  deine  Pläne.  Du  bist  heute

sechsundzwanzig  geworden  und  hast  dich  noch  nie  amüsiert.
Mit  Sebastian  kannst  du  dich  amüsieren.“  Sie  sah  ihn  um
Bestätigung suchend an. „Das stimmt doch, oder?“

„Und  ob.“  Doch  inzwischen  fand  er  das  Ganze  längst  nicht

mehr  amüsant.  Am  liebsten  hätte  er  Shay  aufgefordert,  ihre
Schwester  nicht  mehr  zu  drängen.  Sie  zwang  ihn  Brandi,  die
bewundernswert ablehnend blieb, ja förmlich auf. Das war eine
ganz neue Erfahrung für ihn – die ihm absolut nicht gefiel.

Brandi schloss für einen Moment die Augen. „Nein.“

„Ach, Brandi …“

Wahrscheinlich  trieb  ihn  männlicher  Stolz  an,  denn  er  wollte

ebenso  wenig  wie  jeder  andere  Mann  abgelehnt  werden.
Besonders  nicht,  nachdem  Brandi  ihn  so  fasziniert  hatte.  Am
besten  wäre  es,  die  ganze  Sache  zu  vergessen.  Er  hatte
ohnehin  keine  Zeit,  seine  übrigen  Verpflichtungen  zu
vernachlässigen.  Er  musste  noch  Bewerber  für  eine  Stelle  im
Büro überprüfen, und jedes Zimmer in seinem Haus befand sich
in  irgendeiner  Phase  der  Renovierung.  Eigentlich  hatte  er

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überhaupt  keine  freie  Zeit  zur  Verfügung.  Doch  er  hatte  sich
bereits  entschlossen,  Brandis  endgültiges  Nein  nicht  zu
akzeptieren.

„Es  tut  mir  leid,  dass  Sie  mit  diesem  Arrangement  nicht

glücklich  sind,  Miss  Sommers“,  sagte  er,  ohne  seine
Verärgerung  ganz  überspielen  zu  können.  „Aber  Tatsache  ist,
dass  uns  beiden  keine  andere  Wahl  mehr  bleibt.  Die  Presse
lauert  darauf,  alles  auch  nur  annähernd  Verdächtige  zu
fotografieren.  Falls  Sie  also  zögern  oder  ein  Gesicht  machen,
als  würden  Sie  gezwungen,  wird  Shays  Publicity  darunter
leiden. Und damit auch das Frauenhaus.“

Brandi sah zu ihm auf. „Sie übertreiben.“

„Wir  sind  als  Nächste  für  die  Fotos  dran.  Sie  können  sich  ja

vorstellen, wie der Text zum Foto ausfällt, wenn Sie unglücklich
oder  unwillig  aussehen.  Dann  wird  man  die  guten  Absichten
Ihrer  Schwester  anzweifeln,  und  meinem  Unternehmen  wird  es
auch  schaden.  Sie  werden  es  so  darstellen,  dass  Sie  einen
Grund  gehabt  hätten,  meine  Gesellschaft  auf  der  Reise
abzulehnen. Die ganze Veranstaltung wird wie eine fragwürdige
Masche  aussehen  und  die  Bemühungen  um  ein  Haus  für
zerrüttete Familien zurückwerfen.“

Natürlich  war  das  alles  übertrieben,  genau,  wie  sie  gesagt

hatte. Sebastian wartete auf ihre Reaktion und kam sich albern
vor, dass ihre Entscheidung ihm so viel bedeutete. Wenn Brandi
Sommers ihrer Schwester nur ein wenig ähnlich war, konnte ihr
der Erfolg der Auktion nicht gleichgültig sein.

Brandi atmete tief durch. „Na schön, wie geht es weiter?“

Erleichtert  meinte  Shay:  „Das  Paket  umfasst  eine  fünftägige

Reise nach Gatlinburg inklusive aller Kosten.“ Da Brandi erneut

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protestieren wollte, fügte Shay rasch hinzu: „Ihr werdet an einem
sehr ruhigen Ferienort sein. Ich habe ihn selbst ausgesucht. Es
wird euch gefallen.“

Sebastian drückte ihre Schulter, um ihr zu verstehen zu geben,

dass sie aufhören sollte. Wenn er Brandi schon aufgezwungen
werden  sollte,  wollte  er  sich  lieber  selbst  darum  kümmern.
Irgendwie  erschien  ihm  das  weniger  erniedrigend.  „Betrachten
Sie  es  mal  von  der  Seite,  Miss  Sommers:  ob  es  Ihnen  gefällt
oder  nicht,  in  den  nächsten  fünf  Tagen  gehöre  ich  Ihnen.  Sie
haben das Sagen. Wenn Sie die ganze Zeit im Bungalow sitzen
und  über  Ihre  aufdringliche  Schwester  grübeln  wollen,  ist  das
Ihre Sache. Ich bin nur Ihr Begleiter, falls Sie einen wollen oder
benötigen.“ Unschuldig setzte er hinzu: „Oder für was Sie mich
sonst brauchen.“

Die Vorstellung war vielversprechend, obwohl Brandi sich als

störrische Lady entpuppte. Sie mochte zwar hübsch sein, aber
deswegen  war  sie  noch  lange  nicht  die  warmherzigste  oder
einladendste Frau, die ihm je begegnet war. Eigenartigerweise
schmälerte das sein Interesse an ihr nicht im Mindesten.

Brandi zögerte. „Ich weiß nicht …“

„Nehmen  Sie  sich  ruhig  Zeit,  um  in  Ruhe  darüber

nachzudenken.“  Er  deutete  auf  die  Reporter  und  fügte  hinzu:
„Aber  bis  wir  hier  raus  sind,  ist  es  wichtig,  dass  Sie  das
Spielchen mitspielen. Tun Sie wenigstens so, als machten Sie
bereitwillig mit.“

Schließlich  gab  sie  nach.  „Ich  werde  es  mir  überlegen.  Und

jetzt  lassen  Sie  uns  bitte  diesen  Teil  hinter  uns  bringen.  Ich
möchte gern nach Hause.“

„So  schnell  kannst  du  noch  nicht  fort“,  meinte  Shay.  „Die

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Fotografen  wollen  Bilder  von  euch  beiden.  Es  gibt  noch
Häppchen und Drinks, und es wird getanzt.“

Brandi  versteifte  sich.  Aus  irgendeinem  Grund  war  sie

entschlossen,  der  Anziehung  zwischen  ihr  und  Sebastian  zu
widerstehen.

Und 

er 

war 

ebenso 

entschlossen, 

ihren 

Vorsatz

zunichtezumachen.

„Wir  werden  uns  den  Fotografen  stellen,  aber  die  Drinks  und

das  Tanzen  kannst  du  vergessen“,  verkündete  Brandi  ihrer
Schwester.

Shay  wirkte  zwar  verärgert,  doch  Sebastian  akzeptierte  die

Entscheidung. „Einverstanden. Sind Sie bereit?“ Er bot Brandi
die Hand.

Bereit? Gütiger Himmel, nein, dachte sie. Ich bin nicht bereit.

Doch ob sie wollte oder nicht, sie musste mitmachen. Sie wollte
Sebastian  nicht  mehr  berühren.  Das  Händeschütteln  mit  ihm
hatte  ihr  schon  eine  Gänsehaut  beschert,  und  sein  bloßer
Anblick genügte, um ihr Herz schneller schlagen zu lassen. Sie
nahm  seine  große  Hand  und  hatte  plötzlich  das  Gefühl,  es  sei
ein  Fehler,  mit  diesem  Mann  zu  tanzen.  Wahrscheinlich  würde
sie sich zum Narren machen, und das könnte sie nicht ertragen.
Nicht  bei  ihm.  Daher  war  es  besser,  ihn  gleich  zu  entmutigen,
das würde ihnen beiden eine Menge Ärger ersparen.

Shay  war  nach  dem  ersten  Foto  verschwunden.  Vermutlich

versteckte  sie  sich.  Ohne  Warnung  hatte  sie  Brandi  in  dieser
brisanten Situation sich selbst überlassen. Sie meinte es zwar
gut, doch musste Brandi nun einen umwerfend attraktiven Mann
abweisen.

„Mr Sinclair …“

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„Sebastian.“

„Also  schön,  Sebastian.“  Sie  mied  direkten  Augenkontakt,

indem  sie  den  Blick  schweifen  ließ.  „Ich  verstehe  ja  die
Notwendigkeit,  Shays  Ruf  zu  wahren,  indem  wir  das
Fotografiertwerden  über  uns  ergehen  lassen.  Aber  es  gibt
keinen  Grund,  dieses  Spielchen  weiterzutreiben.  Eine
gemeinsame Reise ist absurd.“

„Keineswegs“, widersprach er. „Ihre Schwester hat mich Ihnen

zum  Geschenk  gemacht.  Inzwischen  dürfte  sich  das  bei  allen
herumgesprochen  haben.  Wenn  wir  auf  die  Reise  verzichten,
wird es irgendjemand herausbekommen, und die Versteigerung
wird  ihre  Glaubwürdigkeit  verlieren.  Was  haben  Sie  eigentlich
gegen die Reise einzuwenden?“

Die Wahrheit konnte sie ihm schlecht sagen. Daher erwiderte

sie  so  sarkastisch  wie  möglich:  „Mal  überlegen.  Ich  soll  mit
einem  völlig  Fremden  eine  Reise  machen.  Mr  Sebastian,  ich
kenne Sie nicht. Ich weiß nicht das Geringste über Sie.“

„Komisch, aber so, wie Sie mich vorhin bei der Versteigerung

angesehen  haben,  hatte  ich  den  Eindruck,  Sie  wären  über
meine Gesellschaft erfreut.“

„Dafür  standen  Sie  doch  schließlich  auf  der  Bühne!  Ich  war

nicht die Einzige, die Sie angesehen hat.“

„Aber Sie sind die Einzige, die wegen einer Gratisreise einen

solchen Aufstand  macht“,  konterte  er.  „Jede  andere  Frau  hier
würde die Reise bestimmt liebend gern antreten.“

„Dann sollten Sie einer von denen die Reise anbieten!“

Einen Moment starrte er sie finster an. Dann entspannten sich

seine Züge, und er lachte. „Verdammt, ich kann es nicht fassen,
dass ich mit Ihnen darüber streite. Was für ein Schlag für mein

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männliches Ego!“ Er führte sie in eine stillere Ecke. „Wenn ich
so  etwas  schon  ertragen  muss,  möchte  ich  wenigstens  unter
vier Augen sein, um zumindest etwas Würde zu wahren.“

Brandi  war  völlig  durcheinander.  Sie  wollte  nur  noch  nach

Hause und das alles vergessen. Doch sie bemerkte, dass sie
bereits  Aufmerksamkeit  erregten.  Daher  ließ  sie  sich
widerstandslos  zu  einer  Holzbank  führen.  Er  setzte  sich  neben
Brandi,  wobei  sein  Oberschenkel  ihren  berührte.  Brandi
erstarrte.  „Mr  …  Sebastian,  es  tut  mir  leid,  falls  ich  Sie  in
irgendeiner Form beleidigt habe. Das war nicht meine Absicht.
Ich lasse mich nur nicht gern in die Ecke drängen.“

„Sie erstaunen mich wirklich“, gestand er,

„Ach?  Sind  Sie  es  gewohnt,  dass  fremde  Frauen  in

Begeisterung  ausbrechen,  wenn  sie  die  Chance  haben,  mit
Ihnen allein zu sein?“

„Ich  bin  mit  Ihrer  Schwester  befreundet,  das  wissen  Sie.  Ich

nehme an, Sie vertrauen ihr?“

„Selbstverständlich. Sie ist meine Schwester.“

„Dann  kann  ich  wohl  kein  so  schlechter  Mensch  sein,  denn

andernfalls hätte Shay mich kaum für Sie ersteigert.“

„Du  liebe  Zeit“,  meinte  sie,  „hier  geht  es  doch  hauptsächlich

um  die  Spende,  nicht  um  das  Geschenk.  Wenn  man  Sie  hört,
könnte  man  meinen,  bei  Ihnen  handele  es  sich  um  ein
Spielzeug, mit dem man sich amüsieren kann.“

Er lachte, und Brandi errötete heftig, als ihr klar wurde, was sie

gesagt  hatte.  Sebastian  strich  mit  den  Fingerknöcheln  sanft
über ihre Wange. Fast wäre Brandi aufgesprungen.

„Ich  weiß  zwar  nicht,  ob  ich  den  Anforderungen  eines

Spielzeuges  gewachsen  bin,  aber  ich  verspreche  Ihnen,  Sie

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nicht allzu sehr zu ärgern.“

Brandi räusperte sich. „Ich wollte damit nicht andeuten …“

„Ich  weiß.“  Er  zog  die  Hand  zurück.  „Analysieren  wir  meinen

Charakter weiter. Shay hat Ihnen erzählt, dass ich eine Agentur
für  privaten  Personenschutz  besitze.  Ich  werde  hauptsächlich
von  Politikern  oder  hochrangigen  Persönlichkeiten  als
Bodyguard  engagiert  oder  um  verschiedene  Bereiche  zu
überwachen,  in  denen  sie  Ärger  erwarten.  Ich  übernehme
allerdings auch Fälle von gefährdeten Frauen oder Kindern. Es
verblüfft  mich  immer  wieder,  wie  Männer  zu  viel  Schwächeren
so brutal sein können.“

Brandi  erschauerte.  Er  klang  beunruhigend  hart.  Zweifellos

verachtete  er  solche  Tyrannen.  Und  Brandi  teilte  diese
Verachtung.

Für einen Moment schien er in Gedanken versunken. Dann fuhr

er  fort:  „Ich  habe  eine  militärische  Ausbildung.  In  der  Armee
habe ich acht Jahre lang Spezialaufträge erledigt, bei denen es
um den Schutz hoher Regierungsbeamter ging. Dann stieg ich
aus, arbeitete zwei Jahre für eine Firma und besitze jetzt mein
eigenes  Unternehmen.  Ich  mag  Menschen  nicht,  die  anderen
wehtun oder Angst einjagen. Also habe ich es mir zur Aufgabe
gemacht, Menschen davon abzuhalten.“

„Wie stellen Sie das an?“, wollte Brandi wissen.

„Indem  ich  tue,  was  immer  nötig  ist.  Möglichst  ohne

Gewaltanwendung. Falls nötig, mit äußerster Gewalt.“

Dass er ihr unverblümt die Wahrheit sagte, milderte irgendwie

die Wirkung dieser harten Worte. „Wenigstens sind Sie ehrlich“,
murmelte Brandi.

„Das  bin  ich  immer.  Und  ich  werde  Ihnen  gegenüber  immer

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ehrlich sein. Wenn Sie mich erst näher kennenlernen …“

„Das will ich überhaupt nicht.“

„… werden Sie feststellen, dass ich niemals lüge.“

Frustration  stieg  in  ihr  auf.  Kein  Mann  war  je  so  hartnäckig

gewesen.  Sie  hatte  ihm  angeboten,  ihn  aus  dieser  absurden
Situation zu entlassen. Aber er blieb beharrlich. „Was haben Sie
eigentlich davon, Sebastian?“

„Abgesehen von Ihrer einzigartigen Gesellschaft?“

Da war wieder diese leicht spöttische Art. Sie hob das Kinn.

„Ja.  Wieso  haben  Sie  sich  überhaupt  versteigern  lassen?  Sie
machten keinen begeisterten Eindruck.“

„Das  war  ich  auch  nicht“,  gestand  er.  „Ich  halte  nichts  von

solchen  Veranstaltungen  reicher  Leute.  Besonders  seit  mich
mein  Job  auf  die  Schattenseiten  des  Lebens  geführt  hat.  Und
Geld einfach zu verschleudern …“

„Für einen guten Zweck“, unterbrach Brandi ihn.

„Da  stimme  ich  Ihnen  zu.  Aber  das  Frauenhaus  war  für  die

meisten  Gebote  nicht  die  Motivation.  Auch  wenn  es  nicht  für
einen  guten  Zweck  gewesen  wäre,  hätte  es  ihnen  Spaß
gemacht, mit Geld um sich zu werfen. Für sie war das lediglich
ein Spaß, und diese Verschwendung macht mich krank.“

„Warum  haben  Sie  dann  mitgemacht,  wenn  Sie  es  so

hassen?“

„Weil  das  Geld  dringend  gebraucht  wird.  Denn  die  Zahl

misshandelter Frauen und Kinder steigt jeden Tag. Ich erlebe es
in  meinem  Job.  Und  ich  wusste,  dass  die  Versteigerung  unter
Shays  Leitung  ein  Erfolg  werden  würde.  Sie  weigerte  sich,
meinen  Scheck  anzunehmen,  weil  sie  Männer  für  die  Bühne

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brauchte. Wenn Shay sich etwas in den Kopf gesetzt hat, kann
sie ganz schön überzeugend sein.“

Brandi seufzte. Er war sympathisch, ob es ihr nun passte oder

nicht.  Er  war  sehr  höflich,  trotz  seiner  Arroganz,  und  seine
Motivation  war  keineswegs  zweifelhaft.  Im  Gegenteil,  Brandi
kam  nicht  umhin,  sein  Engagement  zu  bewundern.  „Shay  war
schon  immer  ein  Tyrann.  Wenn  sie  etwas  will,  kann  nichts  sie
aufhalten.“

„Sie ist hartnäckig, aber auch eine kluge Geschäftsfrau.“

„Kennen Sie meine Schwester gut?“

„Das  dachte  ich  eigentlich.  Aber  diese  Geschichte  über  die

Adoption war mir neu.“

„Es spielt keine große Rolle für Shay oder mich. Sie ist meine

ältere Schwester und das erste Kind meiner Eltern. Außerdem
bringt  man  so  etwas  ja  auch  nicht  bei  einer  zwanglosen
Unterhaltung zur Sprache.“

„Da haben Sie vermutlich recht.“

„Wie  haben  Sie  sich  kennengelernt?“,  wollte  Brandi  wissen

und begriff gleichzeitig, dass sie ihre Nase in Dinge steckte, die
sie  nichts  angingen.  Es  war  ihr  egal,  ob  Shay  und  Sebastian
eine Beziehung miteinander gehabt hatten. Zumindest sollte es
ihr egal sein.

„Shay  und  ich  sind  jetzt  seit  über  einem  Jahr  befreundet.  Ich

war damals mit einem Fall beschäftigt, bei dem ein Mann seine
Frau  bedrohte.  Er  hatte  sie  schon  früher  geschlagen,  und  es
gab eine Krankenhausakte über ihre Aufenthalte dort. Sie hatte
zwei Kinder, kein Geld und keinen Ort, an den sie hätte gehen
können.  Shay  hatte  gerade  angefangen,  im  Frauenhaus  zu
arbeiten.  Ich  brachte  die  Mutter  und  die  Kinder  dort  unter.

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Anschließend sorgte ich mit ein paar Freunden von der Polizei
dafür,  dass  der  Kerl  ins  Gefängnis  kam.  Eine  persönliche
Rache  wäre  mir  lieber  gewesen,  aber  das  hätte  das  Problem
langfristig auch nicht gelöst. Wie sich herausstellte, handelte er
auch noch mit Drogen. Somit ist er eine Weile aus dem Verkehr
gezogen.  Wie  auch  immer,  Shay  war  jedenfalls  großartig  und
sorgte  für  die  Familie.  Seitdem  haben  wir  gemeinsame
Interessen.“

Brandis Herz pochte lauter. Er hatte gerade etwas über seinen

Charakter,  seine  Moral  und  was  ihm  wirklich  wichtig  war
verraten.  Es  war  erstaunlich,  aber  plötzlich  vertraute  sie  ihm.
Dieser Mann war ein Beschützer und ein aufrichtiger Mann. Und
er hatte ihr angeboten, ihr das Kommando zu überlassen. Das
war  eine  faszinierende  Vorstellung,  zumal  es  in  ihren  Plan
passte, ihr Leben wieder in die Hand zu nehmen und nach vorn
zu schauen. Sie war überzeugt, dass er ihren Regeln gehorchen
würde.

Wie diese aussehen sollten, wusste sie zwar noch nicht, doch

konnte  sie  sich  darüber  immer  noch  Gedanken  machen.  In
einem  ungewohnten  Anflug  von  Selbstbewusstsein  entschied
sie sich, es zu riskieren. Sie streckte die Hand aus und wartete.

Er  hob  amüsiert  eine  Braue  und  nahm  ihre  Hand.  „Warum

schütteln wir uns die Hand?“

„Weil  ich  einverstanden  bin,  mit  Ihnen  in  dieses  Feriengebiet

zu fahren.“

„Ah.“  Er  grinste  breit,  was  zwei  Grübchen  auf  seine  Wangen

zauberte. „Hat der ruhige Klang meiner Stimme Sie überzeugt?
Oder die Art, wie ich eine Geschichte erzähle? Nein? Dann wie
lässig ich sitze?“

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Sie  grinste  ebenfalls.  „Um  ehrlich  zu  sein,  ich  vertraue  jetzt

darauf, dass Sie sich an Ihr Wort halten. Sie sagten, ich sei der
Boss, und Sie stünden mir in den nächsten fünf Tagen für alles
uneingeschränkt  zur  Verfügung.  Ich  finde,  eine  solche
Gelegenheit sollte ich mir nicht entgehen lassen. Dabei werde
ich Sie stets daran erinnern, dass ich das Kommando habe.“

Er  senkte  seine  Lider  mit  den  langen,  dunklen  Wimpern.

„Glauben Sie mir, das werde ich nicht vergessen.“

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3. KAPITEL

Die Dinge entwickelten sich viel zu schnell. Das Flugzeug war

nicht  ausgebucht,  besonders  nicht  in  der  ersten  Klasse,  die
Shay  für  Brandi  und  Sebastian  gebucht  hatte.  Leider  half  das
nicht  gegen  Brandis  wachsende  Nervosität.  Sie  sah  aus  dem
Fenster.  Draußen  fiel  ein  feiner  Nieselregen.  Sie  hasste  es,
nachts  zu  fliegen.  Sie  hasste  es  überhaupt  zu  fliegen,  aber
wenigstens war das eine vernünftige Angst, die sie mit Millionen
anderen Menschen teilte. Nur war das kein Trost.

Sie  straffte  die  Schultern  und  stieß  gegen  Sebastian.  Dieser

Mann nahm einfach zu viel Platz ein. Es war schlicht unmöglich,
seine Gegenwart zu ignorieren.

Shay  hatte  ihnen  nicht  viel  Zeit  gelassen,  sich  auf  die  Reise

vorzubereiten, vermutlich weil sie befürchtete, dass Brandi doch
noch  einen  Rückzieher  machen  würde.  Dabei  war  diese
Befürchtung  völlig  unbegründet  gewesen,  denn  jetzt  wollte  sie
die  Sache  auch  durchstehen.  Doch  Shay  hatte  kein  Risiko
eingehen  wollen  und  sich  um  jedes  kleine  Detail  gekümmert,
ohne Kosten zu scheuen.

Sie  hatte  jemanden  zu  Brandis  Haus  geschickt,  der  ihre

Sachen  packte  und  sie  zum  Hotel  brachte,  in  dem  die
Versteigerung  stattgefunden  hatte.  Der  Flug  sollte  nur  wenige
Stunden später gehen. Eine Limousine hatte sie zum Flughafen
gebracht, und bei ihrer Ankunft würde ebenfalls eine Limousine
auf sie warten, um sie zur Ferienanlage zu bringen. Dort hätten
sie dann einen Mietwagen zur Verfügung.

Sebastian war darauf vorbereitet gewesen, die Versteigerung

mit einer Frau zu verlassen, daher hatte er sein Gepäck dabei.

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Bevor  sie  abflogen,  hatte  er  noch  schnell  den  Smoking  gegen
eine  bequeme  kakifarbene  Hose  und  ein  schwarzes  Poloshirt
vertauscht. Bisher hatte der rasche Aufbruch Brandi zu sehr in
Atem  gehalten,  um  sein  neues  Outfit  zu  betrachten.  Das  holte
sie jetzt nach.

Die  dunkle  Farbe  des  Shirts  unterstrich  das  Grün  seiner

Augen, und der Schnitt betonte seine breite Brust. Seine Hose,
die  ein  wenig  spannte,  da  er  die  Beine  ausgestreckt  hatte  …
Brandi  errötete.  Um  das  Handgelenk  trug  er  eine  Uhr  mit
schwarzem  Armband,  und  seine  Bartstoppeln  waren  jetzt
länger.

Er  legte  den  Arm  auf  die  Lehne,  mit  der  Handfläche  nach

oben. „Nervös?“

Seine  Hand  zu  nehmen  hätte  das  Eingeständnis  einer

Schwäche  bedeutet,  und  sie  hatte  gelernt,  ihre  Ängste  zu
verbergen. „Weswegen?“

„Ich weiß nicht. Vielleicht wegen der Reise oder aus Angst vor

dem Fliegen.“

Sie drehte sich ihm zu und sah ihn direkt an. Viele der anderen

Passagiere  schliefen  und  hatten  das  Licht  ausgeschaltet.
Sebastians Gesicht lag halb im Dunkeln, was seine markanten
Wangenknochen und den geraden Nasenrücken hervorhob.

Brandi  hatte  keine  Chance,  Schlaf  zu  finden.  Misstrauisch

runzelte  sie  die  Stirn.  „Shay  hat  Ihnen  sicher  gesagt,  wie  ich
über das Fliegen denke.“

„Ja.  Aber  es  ist  keine  große  Sache.  Ich  habe  selbst  einige

Ängste.  Vielleicht  erzähle  ich  Ihnen  eines  Tages  davon.  Und
jetzt geben Sie mir Ihre Hand, das hilft.“

Das  Flugzeug  rollte  auf  die  Startbahn  zu,  und  Brandi  nahm

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hastig Sebastians Angebot wahr.

„Ihre  Finger  sind  ja  eiskalt“,  bemerkte  er  lächelnd  und

betrachtete liebevoll ihre Hand. „Ich mochte Frauenhände schon
immer. Sie sind schmal und zart, aber dennoch sehr stark. Ihre
gefällt mir.“

Brandi starrte ihn an. „Was haben Sie vor?“

Er lachte. „Glauben Sie, ich versuche Sie zu verführen?“

Sie wurde blass. Er brachte sie völlig durcheinander. „Ich weiß

nicht. Ich … ich bin solche Sachen nicht gewöhnt.“

„Eigentlich wollte ich Sie während des Starts nur ablenken. Es

hat funktioniert, nicht wahr?“

Erstaunt sah sie aus dem Fenster in den endlosen schwarzen

Himmel.  Sie  holte  tief  Luft  und  drehte  sich  wieder  zu  ihm  um.
„Ja. Danke.“

„Gut.“ Er löste seinen Sicherheitsgurt und schaute sich um, ob

ihnen  jemand  zuhören  konnte.  Aber  fast  alle  Passagiere
schliefen. Brandi ließ seine Hand los, um ihren Sicherheitsgurt
ebenfalls  zu  lösen,  und  beobachtete  Sebastians  Bewegungen,
das  Spiel  seiner  Muskeln  in  den  Schultern,  die  glatten
schwarzen  Haare,  die  ihm  auf  den  Kragen  und  in  die  Stirn
fielen.  Nie  zuvor  war  Brandi  von  einem  Mann  so  fasziniert
gewesen, selbst von seinen kleinsten Gesten und Bewegungen.
Sie  wollte  wieder  seine  Hand  halten  und  ihn  auch  an  anderen
Stellen berühren. Aber es konnte so riskant sein …

„Und jetzt zu dem Versuch, Sie zu verführen.“

„Also Sebastian, es besteht wirklich keine Veranlassung …“

„Doch, denn ich will Ihnen klarmachen, dass ich Sie in keiner

Weise drängen werde. Diese Reise soll romantisch sein, aber

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es ist kein Muss, wenn Sie es nicht wollen. Wir können tun, was
immer Sie möchten. Wir können Spazierengehen oder Schach
spielen, ich kann Sie auch ganz in Ruhe lassen. Falls Sie sich
aber dazu entschließen, dass Sie etwas von mir wollen …“

„Das  werde  ich  nicht!“,  erwiderte  sie  und  merkte  selbst,  wie

panisch das klang.

„Lassen  Sie  es  mich  nur  wissen.  Wenn  wir,  so  wie  jetzt,

miteinander reden und uns kennenlernen, hat das nichts mit Sex
zu tun. Es geht nur darum, sich ein wenig näherzukommen. Ich
weiß, Sie waren gegen diese Reise, aber ich bin froh, dass Sie
mitgekommen  sind.  Falls  ich  also  etwas  tue  oder  sage,  das
Ihnen  unangenehm  ist,  lassen  Sie  es  mich  wissen.
Einverstanden?“

Sie  biss  sich  auf  die  Unterlippe  und  nickte.  Er  berührte  ein

Thema,  mit  dem  konfrontiert  zu  werden  sie  gar  nicht  erwartet
hatte. Zumindest nicht so bald. Aber da er es nun zur Sprache
gebracht hatte, fragte sie sich unwillkürlich, wie er wohl über ihre
Gründe denken würde, weshalb sie gegen die Reise gewesen
war. Sie sollte ihm sagen, falls sie etwas von ihm wollte? Den
Mut dazu würde sie nie finden, was sie eigentlich schade fand.

Sebastians Arm war taub, doch das störte ihn nicht. Er genoss

es,  dass  Brandi  an  seiner  Seite  schlief.  Die  Limousine  rollte
sanft dahin, um sie herum war es still, und es gefiel ihm, Brandi
so betrachten zu können – entspannt, ohne die Schutzbarrieren,
die sie um sich herum errichtet hatte.

Vorsichtig strich er ihre eine widerspenstige Strähne aus dem

Gesicht  und  berührte  ihre  sanfte,  weiche  Wange.  Im  Schlaf
konnte  sie  nicht  erschrocken  zurückweichen  oder  ihm  zu
verstehen geben, wie unangenehm ihr seine Berührung war.

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Es  war  aufregend,  ihr  so  nah  zu  sein.  Brandi  hatte  das  eine

Bein  angewinkelt,  sodass  ihr  Kleid  bis  über  das  Knie
hochgerutscht war und ein Stück ihres Schenkels entblößte. Sie
hatte  einen  ihrer  Schuhe  verloren,  und  er  sah  ihren  schmalen
Fuß mit dem hohen Spann. Er konnte kaum glauben, dass das
genügte, um ihn zu erregen. Aber es ließ sich nicht leugnen. Ihr
warmer Atem streifte seinen Hals, als sie im Schlaf tief seufzte.
Ihre  Nase  berührte  ihn  unterhalb  seines  Kinns,  ihr  zerzaustes
Haar kitzelte seine Wange, und eine ihrer Brüste wurde gegen
seine Rippen gepresst.

Brandi war bereits nach einer Viertelstunde in der Limousine

eingeschlafen.  In  der  einen  Minute  hatte  sie  noch  verkrampft
neben  ihm  gesessen  und  aus  dem  Fenster  gesehen,  und  im
nächsten  Moment  war  sie  zusammengesunken  und  hatte  sich
wie eine Katze an ihn geschmiegt.

Am  liebsten  hätte  er  sie  auf  seinen  Schoß  gehoben,  und  als

sie  allmählich  erwachte  und  sich  reckte,  konnte  er  nicht
widerstehen, sie kurz an sich zu drücken. Sofort schlug sie die
Augen auf und wich zurück. Nun, das hatte er erwartet. Sie war
zwar sexy, aber sie war nicht an ihm interessiert.

Sebastian zwang sich zu einem Lächeln. „Ich hoffe, der Schlaf

hat Ihnen gutgetan.“

„Wie lange habe ich geschlafen?“

„Fast  vierzig  Minuten“,  meinte  er  beinah  vorwurfsvoll.  „Wir

müssen bald da sein.“

Sie strich sich die Haare glatt, zupfte den Saum ihres Kleides

zurecht  und  rieb  sich  die  Hände.  Sie  zu  beobachten,  weckte
erneut seine Begierde, daher wandte er sich ab.

„Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“

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Die  zögernd  hervorgebrachte  Frage  veranlasste  ihn,  sich

wieder zu ihr umzudrehen. „Ja, mir geht es gut. Wieso?“

„Sie machen so einen angespannten Eindruck.“

„Ich  fühle  mich  bei  all  diesem  Luxus  nicht  wohl.  Die  Erste-

Klasse-Flugtickets, die Limousine. Man hätte das Geld besser
anders verwenden können.“

Sie warf ihm einen Blick zu, der ihm einen Schauer über den

Rücken jagte. Der Fahrer hinter der Trennscheibe konzentrierte
sich ganz auf die Straße. Die Dunkelheit im Innern des Wagens
und  die  nächtliche  Stille  machten  die  Situation  noch  intimer.
Wenn  Brandi  ihn  weiterhin  so  ansah,  würde  er  noch  die
Kontrolle über sich verlieren.

Sie  schien  von  seinen  Sorgen  jedoch  nichts  zu  bemerken.

„Unsere Reise ist sicher extravagant. Aber so ist Shay – stets
extravagant  bis  zur  Übertreibung,  besonders  wenn  es  um
Menschen geht, die ihr am Herzen liegen. Es würde mich nicht
wundern,  wenn  alles  nur  vom  Feinsten  wäre.“  Sie  neigte  den
Kopf.  „Stört  Sie  das  wirklich  so  sehr?  Die  meisten  Leute
würden sich freuen, wenn sie mit einer Limousine und solchen
Sachen verwöhnt werden.“

Sebastian war unsicher, ob er mit ihr darüber reden sollte, da

es nicht leicht war, überhaupt darüber zu sprechen. Doch dann
berührte  sie  sein  Handgelenk,  und  alles  in  ihm  zog  sich
zusammen.

„Schon  gut“,  sagte  sie  beruhigend.  „Es  war  nicht  meine

Absicht, neugierig zu sein.“

Er wollte mit ihr reden, ihr Vertrauen gewinnen. Und dies war

eine gute Gelegenheit, damit zu beginnen. Er lehnte sich in den
Ledersitz zurück und erklärte: „Ich bin in Armut aufgewachsen.“

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„Ich verstehe.“

Er lachte leise. „Nein, das verstehen Sie nicht. Ich meine damit

nicht,  dass  wir  uns  kein  neues  Auto  leisten  konnten,  sondern
dass wir kaum etwas zu essen hatten. Der Strom war meistens
abgestellt,  heißes  Wasser  war  Luxus,  und  allein  ein  Blick  auf
eine  Limousine  in  unserer  Gegend  wäre  wie  ein  Traum
gewesen.“

Brandi 

nickte. 

„Daher 

Ihre 

Abneigung 

gegen

Geldverschwendung.“

„Ich habe gelernt, besonders sparsam zu sein. Das musste ich,

damit  das  Essen  ausreichte.  Selbst  jetzt,  wo  ich  genug  Geld
habe,  macht  mich  die  Verschwendung  von  Geld  ganz  krank,
auch  wenn  es  nicht  meines  ist.  Nur  bei  meinem  Haus  war  ich
verschwenderisch. Es gibt mir ein Gefühl der Sicherheit, das ich
nirgends  sonst  bekomme.“  Er  wartete  auf  ihre  Reaktion.  Noch
nie hatte er einer Frau so persönliche Dinge anvertraut.

Brandi nahm seine Hand und verflocht ihre Finger mit seinen.

In  dieser  kleinen  Geste  lag  so  viel  Verständnis,  dass  er  sich
ermutigt fühlte, weiter zu erzählen.

„Meine  Mutter  war  unglaublich.  Sie  arbeitete  hart,  damit  alles

funktionierte.  Aber  sie  kam  immer  so  erschöpft  von  ihrer
schlecht bezahlten Arbeit nach Hause, dass sie gar nicht mehr
ans  Essen  dachte.  Ich  versuchte  dafür  zu  sorgen,  dass  sie
etwas aß, aber manchmal war sie einfach zu müde. Manchmal
gab es auch Zeiten, da fand ich kein Essen.“

„Was war mit Ihrem Vater?“

Er  verzog  angewidert  das  Gesicht,  und  Brandi  drückte  seine

Hand. „Mein Vater war ein betrunkener, gemeiner Bastard, der
das Geld vertrank, das meine Mutter verdiente. Er war die Sorte

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Mann, die dafür sorgt, dass die Frauenhäuser voll sind. Er wollte
sein  Leben  nicht  bessern.  So  wie  er  trank,  hätte  er  ohnehin
keinen  Job  behalten  können,  selbst  wenn  er  es  gewollt  hätte.
Also  fühlte  er  sich  erbärmlich  und  ließ  seine  Wut  an  meiner
Mutter aus.“

„Er  hat  sie  geschlagen?“  Brandi  klang  entsetzt,  doch

Sebastian  war  so  in  seinen  Erinnerungen  gefangen,  dass  er
lediglich die Achseln zuckte.

„Ich  weiß  nicht,  wie  oft  ich  nachts  aufwachte,  weil  mein  Vater

meine  Mutter  anschrie  und  beschimpfte,  während  sie  weinte.
Das konnte Stunden so gehen.“

Brandi biss sich auf die Unterlippe und wich zurück. Sebastian

stellte  fest,  dass  sie  blass  geworden  war.  „Verzeihen  Sie,  ich
hätte nicht weiter erzählen dürfen. Dabei denke ich heute kaum
noch  daran,  außer  wenn  es  um  Geldverschwendung  geht.“  Er
streichelte ihre Wange. „Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“

„Es  tut  mir  leid,  dass  Sie  so  etwas  Schreckliches  haben

durchmachen müssen.“

„Ich? Meine Mutter musste ihn schließlich ertragen.“

„Und  Sie  haben  sich  um  beide  Sorgen  gemacht.“  Tränen

schimmerten in ihren Augen, und Sebastian kam ihre Reaktion
ein wenig übertrieben vor. Immerhin lag das alles lange zurück.
Ihre Miene verriet weder Mitleid noch Abscheu, sondern reines
Verständnis, was ihn umso mehr verwirrte. Wie konnte jemand
aus einer liebevollen, intakten Familie so etwas nachvollziehen?

Langsam rutschte sie ein paar Zentimeter auf ihren Sitz zurück.

„Sehen Sie Ihren Vater manchmal?“, erkundigte sie sich.

Er  lachte  bitter.  „Ganz  bestimmt  nicht.  Schließlich  war  ich

derjenige, der ihn hinausgeworfen hat.“

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„Sie?“

„Als  ich  etwa  zwölf  war,  hatte  ich  die  Nase  voll.  Ich  erwartete

meinen  Vater  mit  einem  Stück  Bauholz  von  einer  Baustelle  in
unserer  Straße.  Als  er  dieses  letzte  Mal  auf  meine  Mutter
losging, stoppte ich ihn.“

„‚Falls  nötig,  mit  äußerster  Gewalt‘“,  zitierte  sie  ihn  mit  leiser

Stimme.

Er zuckte die Achseln. „Ich steckte einiges ein, aber da mein

Vater  völlig  betrunken  war,  teilte  ich  auch  ziemlich  aus.  Mein
Vater  war  nicht  der  Typ,  der  blieb,  wenn  er  selbst  einstecken
musste. Von diesem Tag an wusste er, dass er sich jedes Mal,
wenn er auftauchte, mit mir würde auseinandersetzen müssen.
Also verschwand er und ließ sich nie mehr blicken.“

„Aber dadurch haben Sie Ihre Mutter gerettet.“

Mit diesem Argument hatte Sebastian sich ebenfalls über den

Verlust seines Vaters getröstet, denn so absurd es auch war, er
hatte doch etwas für diesen Mann empfunden. Er hatte ihn nach
seinem  Verschwinden  vermisst.  Eine  Zeit  lang  war  das  nicht
leicht  für  ihn  gewesen,  aber  inzwischen  waren  diese  Gefühle
längst verblasst. „Meine Mutter hat nie darüber geredet, weder
ob sie es guthieß noch ob sie es missbilligte! Aber sie lächelte
öfter, nachdem er fort war. Dass es mir gelungen war, etwas zu
ändern, gab mir ein gutes Gefühl, auch wenn mein Magen leer
war.“

„Mein  Vater  ist  der  sanftmütigste  Mensch,  den  man  sich

vorstellen  kann“,  meinte  Brandi.  „Er  verwöhnt  uns  alle  und
überhäuft  uns  mit  Geschenken  und  Zuneigung.  Zwar  kann  er
einem  endlose  Vorträge  halten,  aber  er  würde  niemals  die
Hand gegen eine Frau erheben.“

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„Sie haben Glück mit Ihrer Familie.“

„Das fand ich auch immer.“ Dann sagte sie: „Sie müssen sehr

stolz  auf  das  sein,  was  Sie  seither  erreicht  haben.  Immerhin
haben Sie eine tragische Herkunft überwunden.“

„So tragisch war es nicht. Zumindest nicht viel anders als bei

vielen  Familien.  Aber  es  half  mir  bei  der  Entscheidung  über
meine  Zukunft  und  ist  sicher  der  Grund,  weshalb  ich  heute  ein
erfolgreiches Unternehmen führe.“

„Die Agentur für privaten Personenschutz?“

„Ja.“  Es  erstaunte  ihn,  wie  ungezwungen  er  sich  mit  Brandi

unterhalten konnte. Schon jetzt wusste sie mehr über ihn als die
meisten  Leute.  „Ich  fand,  ich  müsste  mit  einem  Job  zum
Unterhalt der Familie beitragen, nachdem mein Vater weg war,
obwohl wir ohne seine Trinkerei und mit einem Esser weniger
eigentlich  besser  dastanden.  Damals  schon  entwickelte  ich
mich  fast  zu  meiner  vollen  Größe. Außerdem  hatte  die  Straße
mich hart gemacht, und so bot ich mich an.“

„Gehörten Sie zu einer Gang?“

„Ich war meine eigene Gang. Ich war noch ein Teenager, aber

ich  war  von  mir  überzeugt.  Wenn  jemand  Schutz  brauchte,
konnte  er  ihn  von  mir  bekommen.  Aber  nur  zur  Verteidigung,
nicht, um jemanden anzugreifen. Ich verdiente eine Menge Geld
damit.“

„Das  klingt,  als  hätten  Sie  gelernt,  mit  dem  Bösen  zu  leben,

ohne ihm entkommen zu sein.“

„Das  stimmt“,  erwiderte  er.  „Man  nennt  das  Überleben.  Das

begriff ich auch, allerdings erst nach einigen Konflikten mit dem
Gesetz.  Deshalb  ging  ich  zur  Army.  Das  College  kam  nicht
infrage, da ich nur mit Mühe die Highschool geschafft hatte. Ich

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war  nicht  dumm,  aber  rebellisch.  Und  in  der  Army  lernte  ich
Disziplin.“

„Es ist erstaunlich, wie Sie Ihr Leben geändert haben.“

Sebastian betrachtete sie in der Dunkelheit, die hin und wieder

vom Licht einer Straßenlaterne kurz erhellt wurde. Er sehnte sich
danach, Brandi zu küssen. Doch kaum fiel sein Blick auf ihren
Mund,  erstarrte  sie,  und  wieder  musste  er  ihre  Zurückweisung
akzeptieren.

Das  würden  wahrscheinlich  die  längsten  fünf  Tage  seines

Lebens werden. Brandi wollte ihn nicht und würde ihn vermutlich
nie wollen, wohingegen sein Verlangen mit jeder Minute, die er
mit ihr zusammen war, größer wurde. Er fühlte sich ihr auf eine
Art  nahe,  die  er  noch  nie  erlebt  hatte.  Eigentlich  ergab  das
keinen Sinn, da sie offenbar das genaue Gegenteil von ihm war
–  sie  hatte  etwas  Zerbrechliches  und  Unschuldiges.  Dennoch
empfand  er  es  aufgrund  ihrer  verständnisvollen  Art  so.  Bei
keiner  seiner  Geliebten  und  Freundinnen  war  es  ihm  so
ergangen, und keine war ihm mühelos so nahegekommen. Es
würde  eine  einzigartige  Qual  werden,  mit  Brandi  diese  fünf
Tage zu verbringen.

Sebastian lachte, um sein Unbehagen zu vertreiben. Nun blieb

ihm ohnehin keine Wahl mehr. „Ich bin erstaunlich? Jetzt hören
Sie sich schon wie Shay an.“

Sie  grinste.  „Bloß  nicht.“  Dann  fragte  sie:  „Sehen  Sie  Ihrer

Mutter ähnlich? Sie sind so groß. Ich kann mir Sie nicht recht als
Kind vorstellen.“

„Nein, meine Mutter war klein, wie Sie, aber rundlicher.“

Brandi  lachte.  „Shay  ermahnt  mich  dauernd,  ich  soll  mehr

essen.  Aber  ich  könnte  zwanzig  Pfund  zulegen  und  wäre

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trotzdem  nicht  rundlich.  Jedenfalls  nicht  an  den  richtigen
Stellen.“

„Sie sind genau richtig, so wie Sie sind.“

Er  sagte  das  in  neckendem  Tonfall,  doch  es  machte  Brandi

trotzdem  verlegen.  „Ich  würde  Ihre  Mutter  gern  einmal
kennenlernen. Sie muss sehr stolz auf Sie sein.“

„Sie  ist  vor  einigen  Jahren  gestorben.  Aber  sie  war  immer

stolz, auch wenn ich es nicht verdiente. Sie sagte stets, ich sei
das Einzige, worüber sie sich freuen könnte. Was, wenn ich an
meine  vertane  Jugend  denke,  ziemlich  traurig  ist.“  Er  grinste,
damit  Brandi  nicht  sah,  wie  nahe  ihm  das  Thema  ging  und
welche Wirkung sie auf ihn hatte. „Eltern müssen stolz auf ihre
Kinder sein, ganz gleich, was sie anstellen.“

Mit  leiser  Stimme  gestand  sie:  „Meine  Eltern  waren  nicht

immer stolz auf mich.“

Er runzelte die Stirn. „Unmöglich. Sie haben doch eben selbst

erzählt,  wie  abgöttisch  Ihr  Vater  Sie  liebt,  und  Shay  prahlt
dauernd mit Ihrer Mutter. Ihre Eltern lieben Sie sehr.“

„Ja,  das  stimmt,  das  tun  sie. Aber  ich  habe  dennoch  einige

schreckliche Fehler gemacht.“

Er  hätte  gern  gewusst,  um  was  für  Fehler  es  sich  dabei

handelte.  Er  konnte  sich  nicht  vorstellen,  dass  Brandi  etwas
Rücksichtsloses  oder  Unverantwortliches  tat.  Doch  sie  sollte
sich  ihm  freiwillig  anvertrauen.  Sein  Job  hatte  ihn  gelehrt,
geduldig zu sein, besonders mit Frauen. Wenn er sich Zeit ließ
und  ihr  die  Gelegenheit  gab,  ihn  näher  kennenzulernen,  würde
sie sich in seiner Gesellschaft auch wohler fühlen.

Er hob ihr Kinn, damit sie ihn ansah. „Wir alle machen Fehler.

Das ist menschlich.“

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„Ich kann nicht …“ Sie verstummte.

„Schon gut. Ich habe ja versprochen, Sie nicht zu drängen.“

Sie  atmete  tief  durch  und  platzte  heraus:  „Ich  sollte  nicht  hier

sein.  Sie  sollten  diese  Reise  mit  einer  anderen  Frau  machen.
Es  war  unfair  von  Shay,  mich  Ihnen  einfach  so  unterzujubeln.
Noch ist es nicht zu spät. Wir könnten …“

„Brandi“,  unterbrach  er  sie.  „Ich  will  mit  keiner  anderen  Frau

hier sein, sondern nur mit Ihnen.“

„Aber Sie verstehen nicht.“

„Was  verstehe  ich  nicht?  Dass  Sie  nicht  daran  interessiert

sind, dass wir uns näherkommen? Glauben Sie mir, das habe
ich mittlerweile begriffen. Und es macht nichts. Ich genieße Ihre
Gesellschaft trotzdem.“

„Immerhin bin ich einfach eingeschlafen!“, rief sie. „Sie waren

müde. Das hat mir nichts ausgemacht.“

„Es war unhöflich“, beharrte sie.

Er seufzte laut und tief. „Ist Ihnen eigentlich klar, dass ich Ihnen

mehr  über  mich  erzählt  habe  als  jedem  meiner  Freunde?  Ich
weiß nicht einmal den Grund. Mir war danach zu reden, und Sie
haben zugehört.“

„Das freut mich.“

„Und mich freut es, dass Sie hier bei mir sind.“ Er drückte ihre

Schulter.  „Wir  machen  das  Beste  daraus.  Einverstanden?“
Zögernd gestand sie: „Ich … eigentlich wollte ich mitkommen.“

„Aber?“

„Ich bin einfach noch nicht bereit für so etwas.“

Sebastian  wusste  nicht,  was  sie  damit  meinte,  doch  ihm

kamen  mehrere  Dinge  in  den  Sinn.  Möglicherweise  liebte  sie

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jemand anderen. Vielleicht hatte sie aber auch ein gebrochenes
Herz. Oder sie wollte jemanden, der einflussreicher war und den
gleichen  gesellschaftlichen  Hintergrund  hatte  wie  sie.  Das  war
ihm  egal.  Was  für  Hindernisse  es  auch  gab,  er  würde  sie
irgendwie überwinden.

Er arbeitete lange genug in seinem Beruf, um zu wissen, dass

das, was man an der Oberfläche sah, nicht immer die Wahrheit
war.  Brandi  war  ihm  ein  Rätsel.  Sie  war  gebieterisch  und
gleichzeitig sanft, selbstbewusst und manchmal verunsichert. Er
hatte  fünf  Tage  Zeit,  mehr  über  sie  zu  erfahren,  und  er  freute
sich auf jede einzelne Minute.

„Haben Sie schon vergessen, dass Sie auf dieser Reise das

Kommando haben?“, erinnerte er sie. „Wir tun, was Sie wollen,
wann immer und wie Sie es wollen.“

„Ich riskiere nur nicht gern etwas.“

„Ich  weiß,  dass  Sie  bereit  sind,  etwas  zu  riskieren.  Und  zwar

mit mir.“

„Es  ist  ziemlich  arrogant,  so  etwas  zu  behaupten,  finden  Sie

nicht?“, konterte sie.

Natürlich  hatte  sie  recht,  aber  das  würde  er  nicht  zugeben.

„Wissen  Sie,  woran  ich  mich  wahrscheinlich  noch  erinnern
werde, bis ich alt und grau bin? Daran, wie Sie mich angesehen
haben, als ich auf der Bühne stand. Keine Frau hat mich je zuvor
so angesehen. Das gefiel mir. Sehr sogar.“

Wie er erwartet hatte, straffte sie die Schultern und machte ein

finsteres  Gesicht.  Doch  plötzlich  fuhr  der  Fahrer  eine  scharfe
Kurve,  und  Brandi  wurde  gegen  Sebastian  geschleudert.  Er
legte  den  Arm  um  sie  und  hielt  sie  fest.  Bevor  sie  sich
losmachen  konnte,  glitt  die  Trennscheibe  herunter,  und  in

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ernstem  Ton  verkündete  der  Fahrer,  dass  sie  an  der
Ferienanlage angekommen seien.

Brandi  war  ganz  offensichtlich  verlegen  und,  wenn  Sebastian

nicht alles täuschte, wegen seiner Nähe ein wenig erregt. „Sie
sind  der  Boss.  Sind  Sie  bereit,  das  Kommando  zu
übernehmen?“

Sie  kniff  die Augen  zusammen.  Er  sollte  nicht  die  Oberhand

gewinnen,  selbst  wenn  es  nur  darum  ging,  den  anderen  zu
necken.  Sie  reckte  das  Kinn  und  erklärte:  „Ich  kann  es  kaum
erwarten.“

„Der  Himmel  möge  mir  beistehen.“  Sebastian  nahm  sich

zusammen. „Na schön. Der Urlaub kann beginnen.“

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4. KAPITEL

Brandi  gefiel  die  luxuriöse  Ausstattung  des  Bungalows.

Sebastian  hingegen  war  ganz  verkrampft  vor  Unbehagen.  Der
Bungalow war offenbar für Paare in den Flitterwochen gedacht.
Er  war  verschwenderisch  extravagant  und  verführerisch
eingerichtet.

Sie  waren  am  Hauptgebäude  ausgestiegen,  wo  sie  sich

eingetragen  hatten.  Der  Angestellte  an  der  Rezeption  hatte
ihnen  einen  Schlüssel  und  eine  Taschenlampe  ausgehändigt.
Dann hatte er auf einen schmalen Pfad gezeigt, der durch eine
Bewaldung  führte.  Das  Gepäck,  so  versicherte  er,  werde
umgehend  gebracht,  Sebastian  und  Brandi  stand  ein
Mietwagen zur Verfügung, aber den brauchten sie nicht, um zum
Bungalow zu gelangen.

Sebastian  war  mit  Brandi  Hand  in  Hand  durch  den  dunklen

Wald gegangen und hatte die hohen Bäume und Felsen mit der
Taschenlampe  angeleuchtet.  Brandi  hatte  den  ganzen  Weg
über  kein  Wort  gesprochen,  doch  als  der  Bungalow  in  Sicht
kam, spürte er ihre Begeisterung. Er erlebte sie zum ersten Mal
so aufgeregt, und sie sah wunderschön dabei aus.

Das  Haus  stand  malerisch  allein  zwischen  den  Bäumen  und

bot  herrliche  Ungestörtheit.  Die  Außenbeleuchtung  brannte,
sodass  man  eine  rechteckige  Veranda  mit  gepolsterten
Gartenmöbeln  erkennen  konnte.  Der  vordere  Raum  hatte  ein
Oberlicht  über  der  Eingangstür,  und  grobe  Steine  bildeten  an
der angrenzenden Außenwand einen Kamin. Da Brandi neben
Sebastian  vor  Freude  beinah  tanzte,  blieb  ihm  nichts  anderes
übrig, als die Tür aufzuschließen und einzutreten.

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„Es ist fantastisch!“

„Es ist zu viel“, knurrte er grimmig.

Sie tätschelte seinen Arm. „Lassen Sie das. Ich weiß, wie Sie

sich fühlen müssen, aber wir sollten versuchen, es zu genießen.
Schließlich hat Shay das alles organisiert.“

Nur  wozu?  fragte  er  sich.  Wie  sollte  er  die  Zeit  überstehen,

noch dazu in der Flitterwochen-Suite? Seit er Brandi zum ersten
Mal  gesehen  hatte,  spielten  seine  Hormone  verrückt.  Die
Atmosphäre dieses Häuschens würde alles nur noch schlimmer
machen.

Brandi spähte inzwischen in alle Räume und untersuchte jeden

Winkel.  „In  einem  der  Schlafzimmer  ist  ein  Wasserbett  mit
einem extra Bad.“

Sebastian  schaute  sich  noch  immer  im  vorderen  Zimmer  um

und  musste  über  Brandis  Begeisterung  lächeln.  „Warum
nehmen Sie das Zimmer nicht?“

Sie steckte den Kopf zur Tür heraus und grinste. „Das werde

ich wohl, aber nur, weil in dem anderen Zimmer ein Doppelbett
steht.“ Sie musterte ihn von oben bis unten und hob eine Braue.
„Da  passen  Sie  bestimmt  hinein.“  Und  damit  verschwand  sie
wieder, diesmal durch die Küche. Kurz darauf hörte er sie rufen:
„Hier  hinten  ist  eine  geschlossene  Veranda  mit  einem
Whirlpool!“

Sofort  kamen  Sebastian  erotische  Bilder  von  nackter  Haut  –

Brandis Haut – und warmem Wasser in den Sinn. Er schluckte
und  erwiderte  hoffnungsvoll:  „Möchten  Sie  ihn  nach  dem
Auspacken ausprobieren?“

Es  folgte  Schweigen.  Brandi  kam  durch  die  Küche  zurück.

„Nicht heute Abend. Es ist schon spät, und ich bin müde.“

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Sie  sah  ihn  nicht  an,  und  Sebastian  bemerkte  ihre

Unentschlossenheit. Resigniert fand er sich damit ab, dass der
Whirlpool  für  eine  Weile  nicht  infrage  kam.  „Dann  vielleicht
morgen.“  Er  streckte  sich,  um  die  Muskeln  zu  entspannen,
wobei Brandi jede seiner Bewegungen verfolgte. Sie erschrak,
als es an der Tür klopfte.

„Unser Gepäck.“ Sebastian nahm etwas Trinkgeld aus seiner

Brieftasche  und  rief  Brandi  über  die  Schulter  zu:  „Wollen  Sie
nicht schon einmal nachschauen, was die Küche an Vorräten zu
bieten  hat,  während  ich  die  Koffer  hereintrage?  Ich  könnte
etwas zu essen gebrauchen.“

Doch nachdem er das letzte Gepäckstück verstaut hatte, sah

er, dass sie die Speisekarte des Zimmerservice studierte. „Gibt
es in der Küche nichts zu essen?“

Brandi winkte ab. „Doch, aber ich habe keine Lust zu kochen.

Bestellen wir einfach etwas.“

Er nahm ihr die Karte aus der Hand und stieß angesichts der

Preise einen Pfiff aus. „Das soll wohl ein Witz sein. Von dem,
was  hier  ein  Gericht  kostet,  kann  ich  mich  eine  Woche  lang
ernähren.  Außerdem  ist  es  schon  nach  Mitternacht.  Glauben
Sie, dass es so spät noch etwas gibt?“

„Vielleicht nicht. Aber falls es nur das Geld ist, kann ich …“

„Auf keinen Fall.“ Erbost über das, was sie hatte vorschlagen

wollen, fügte er hinzu: „Ich kann es mir schon leisten, falls wir uns
für  den  Zimmerservice  entscheiden.  Nur  finde  ich  es  unsinnig,
solche Preise zu zahlen, wenn es hier etwas zu essen gibt.“

„Aber  kochen  bedeutet  so  viel  Aufwand,  und  wie  Sie  schon

sagten, es ist bereits nach Mitternacht.“

Ohne  es  eigentlich  zu  wollen,  streichelte  er  ihre  Wange.  „Sie

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sehen müde aus. Machen Sie sich fertig fürs Bett. Ich kümmere
mich in der Zwischenzeit ums Essen.“

„Wenn es Ihnen wirklich nichts ausmacht.“

Wahrscheinlich  stimmte  sie  aus  Müdigkeit  zu  und  um  seiner

Nähe  zu  entfliehen.  Da  sie  praktisch  schon  unterwegs  war,
erwiderte  er  lachend:  „Nein,  es  macht  mir  nichts  aus.“  Es  war
besser, wenn sie ging, bevor sie erkannte, welche Wirkung sie
auf  ihn  hatte. Allein  die  Vorstellung,  wie  sie  sich  für  die  Nacht
zurechtmachte, erregte ihn.

Er  hörte,  wie  sie  die  Dusche  anstellte,  und  begann,  die

Küchenschränke durchzusehen. Er fand Dosensuppen, Cracker
und  Käse,  außerdem  Champagner,  für  den  sicher  Shay
verantwortlich war. Er musste dringend mit ihr über ihre Neigung
zur Geldverschwendung sprechen.

Nachdem er die Suppe aufgesetzt und ein paar Stücke Käse

abgeschnitten hatte, ging er wieder ins Wohnzimmer, um Feuer
im  Kamin  anzuzünden.  Das  Haus  war  offen  und  geräumig
gestaltet.  Das  Wohnzimmer,  das  winzige  Esszimmer  und  die
Küche  gingen  ineinander  über.  Im  hinteren  Teil  des  Hauses
befanden sich die beiden Schlafzimmer. Zusätzlich zu dem Bad
in  Brandis  Zimmer  gab  es  ein  zweites  am  Ende  des  Flurs
zwischen den beiden Zimmern.

An den Decken waren raue Holzbalken, die Böden bestanden

aus  poliertem  Kiefernholz  und  waren  mit  handgewebten
Teppichen  ausgelegt.  An  der  einen  Wand  vor  dem  Kamin
befand  sich  ein  Sofa  mit  zwei  Sesseln,  auf  der  anderen  ein
Fernsehgerät,  ein  Videorekorder  und  die  Stereoanlage.
Sebastian schaltete die Anlage ein und fand einen Sender mit
ruhiger Musik.

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Im  Kamin  war  bereits  Holz  aufgeschichtet,  sodass  innerhalb

kürzester  Zeit  ein  Feuer  brannte,  das  die  Atmosphäre  des
Hauses vervollkommnete und der Frühlingsluft die Kühle nahm.
Draußen  war  es  stockfinster.  Ohne  die Außenbeleuchtung  war
nicht  einmal  das  Wäldchen  zu  erkennen.  Drinnen  erfüllten  der
Duft von Suppe und Holzfeuer die Luft.

Aus  den  Augenwinkeln  erkannte  Sebastian  Brandi,  die

unsicher in ihrem weißen Bademantel und mit feuchten Haaren
dastand. Sie sah unglaublich sexy aus. Sebastian begehrte sie,
wie er noch nie zuvor eine andere Frau begehrt hatte. Er wollte
sie,  und  zwar  ganz.  Ihm  blieben  fünf  Tage,  also  musste  er
Geduld haben, auch wenn sich alles in ihm dagegen sträubte.

Er räusperte sich. „Die Suppe ist jeden Moment fertig.“

Sie hatte sich die Haare gewaschen, und die nassen Locken

waren nicht mehr so zerzaust wie vorher. Doch mit den kleinen
Locken, die an ihrer Wange und Stirn klebten, wirkte sie noch
verführerischer. 

Sie 

hatte 

den 

Gürtel 

des 

dicken

Frotteebademantels  fest  zugezogen,  sodass  Sebastian  zwar
ihre schmale Taille erkennen konnte, nicht aber ihre Rundungen.
Sie schwieg noch immer, daher war er gezwungen, unbeholfen
weiterzureden.

„Sie hätten sich etwas an die Füße ziehen sollen. Es ist noch

ein wenig kühl hier.“

„Ich  habe  keine  Hausschuhe  in  meinem  Gepäck  gefunden.

Wer auch immer gepackt hat, er muss sie vergessen haben.“

„Ich leihe Ihnen ein Paar Socken.“

Während  Brandi  die  Socken,  die  er  ihr  brachte,  anzog,  füllte

Sebastian die Suppe in Teller und trug sie zusammen mit dem
Käse  und  den  Crackern  auf  einem  Tablett  ins  Wohnzimmer.

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Brandi  brachte  zwei  Sodas  aus  dem  Kühlschrank  mit,  und
gemeinsam  machten  sie  es  sich  auf  dem  Fußboden  vor  dem
Feuer bequem und begannen zu essen.

Brandi  wirkte  sehr  nachdenklich  und  in  sich  gekehrt.  Nach

einigen  Minuten  sah  sie  auf.  „Das  ist  sehr  lecker.  Danke.  Viel
besser, als auf den Zimmerservice zu warten.“ Sie machte eine
Pause.  „Ich  habe  so  etwas  noch  nie  gemacht.  Es  tut  mir  leid,
wenn  ich  nicht  sehr  unterhaltsam  bin.“  Sie  errötete.  „Ich  …  ich
habe keine Ahnung, worüber wir jetzt reden sollten.“

„Wir  müssen  nicht  reden.“  Er  stellte  seinen  fast  leeren  Teller

ab.  „Brandi,  ich  möchte,  dass  Sie  sich  wohlfühlen.  Sie  haben
das Sagen, vergessen Sie das nicht. Wenn Sie nur einfach still
dasitzen wollen, ist das durchaus in Ordnung.“

Sie  stellte  ihren  Teller  ebenfalls  auf  das  Tablett  zurück.  „Das

meine ich nicht. Ich will ja mit Ihnen reden. Aber … haben Sie
das  schon  einmal  getan?  Mit  einer  Frau  allein  vor  dem  Feuer
gegessen und krampfhaft eine Unterhaltung zu führen versucht?“

„Mit  einer  Frau  in  ihrer  Nachtkleidung?  Nein,  noch  nie.

Zumindest nicht, wenn wir vorhatten, getrennte Schlafzimmer zu
benutzen. Dieses Haus …“

„Ich weiß, es gefällt Ihnen nicht.“

„Doch, das tut es. Nur ist es für Liebespaare gedacht.“ Ganz zu

schweigen von dem Geld, das es gekostet haben musste. Aber
das  war  angesichts  seiner  Gefühle  im  Moment  nebensächlich.
Er  versuchte  ihr  in  die  Augen  zu  sehen,  doch  sie  hielt  das
Gesicht abgewandt. „Brandi, ich kann nicht so tun, als würde ich
Sie nicht begehren.“

Seine  tiefe,  ein  wenig  heisere  Stimme  weckte  ihre  ganze

Aufmerksamkeit. Entsetzt sah sie ihn an.

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„Verdammt!“  Sebastian  stand  auf  und  entfernte  sich  ein  paar

Schritte.  Als  er  sich  wieder  zu  ihr  umdrehte,  sah  sie  fast
angsterfüllt aus. Er kniete neben ihr. „Es tut mir leid. Sie müssen
doch  wissen,  wie  schwierig  das  für  mich  ist.  Offenbar  ist  es
Ihnen  nicht  klar,  aber  Sie  sind  eine  attraktive  Frau  und
umwerfend sexy.“

„Das bin ich nicht!“

„Doch.“  Seine  Frustration  wich Amüsiertheit,  und  er  lächelte.

„Tja, und da sind wir jetzt, allein in diesem Liebesnest.“

Sie entspannte sich ebenfalls. „Liebesnest?“

„Natürlich. Denken Sie nur an den Whirlpool, das Wasserbett

und  den  Kamin.  Dieses  Haus  ist  für  romantische  Zwecke
entworfen. Aber ich weiß, dass Sie damit nichts im Sinn haben,
und ich gebe Ihnen mein Wort, Sie nicht zu drängen.“

„Und Sie halten immer Ihr Wort?“ Da er nickte, fügte sie hinzu:

„Das Kommando habe ich, richtig?“

Er schluckte, da er nicht wusste, worauf sie hinauswollte. Doch

er hatte einige hoffnungsvolle Ideen. „Absolut.“

Ihre Wangen röteten sich noch mehr. Dann richtete sie sich auf

und  sah  ihn  entschlossen  an.  „Na  schön.  Wenn  ich  das
Kommando habe, dann würde ich jetzt gern einen Kuss haben.“

Sebastian  war  nicht  sicher,  ob  er  richtig  verstanden  hatte.

„Einen Kuss?“

Sie sah zu Boden. „Natürlich nur, falls Sie wollen.“

Und ob er wollte, obwohl ein Kuss noch weit von dem entfernt

war,  was  ihm  eigentlich  vorschwebte  und  was  er  so  sehr
brauchte.

„Es gibt solche und solche Küsse. Die Art von Kuss, die Sie

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sich vorstellen, ist möglicherweise nicht die, die ich Ihnen geben
möchte. Wollen Sie es mir nicht genauer erklären, damit ich es
richtig mache?“

Brandi zeichnete mit der Fingerspitze ein unsichtbares Muster

auf den Teppich. „Warum fangen Sie nicht einfach mit dem an,
von  dem  Sie  meinen,  dass  ich  ihn  will?  Danach  können  wir
vielleicht den ausprobieren, den Sie mir geben wollen.“

Brandi  wartete  mit  angehaltenem  Atem,  während  Sebastian

sich ihre Worte durch den Kopf gehen ließ. Er beugte sich vor,
und ihr Herz pochte wie wild vor Aufregung und Angst. Sie wollte
diesen Kuss wirklich genießen, und die einzige echte Angst, die
sie  bisher  verspürte,  war  die,  sich  zum  Narren  zu  machen.
Diese  Möglichkeit  bestand  durchaus,  und  sie  würde  es  sicher
nicht ertragen können, falls …

Er  berührte  mit  den  Fingerspitzen  ihre  Wange,  und  alle

Gedanken lösten sich auf. Sanft hob er ihr Kinn. Er schloss die
Augen, und Brandi tat es ihm gleich und erwartete seinen Kuss.
Dann  spürte  sie  seine  warmen  Lippen  auf  ihren.  Sein  Atem
streifte ihre Wange. Sie wollte ihn berühren, ihre Hand auf seine
breite Brust legen. Doch sie fürchtete sich vor seiner Reaktion
und vor ihrer eigenen.

Langsam  löste  er  sich  von  ihr.  Sie  sahen  sich  in  die Augen.

Brandi  schluckte.  Sein  Duft  war  erregend.  Sie  wollte  etwas
sagen, doch er legte ihr einen Finger auf den Mund.

„Das war der Kuss, den du wolltest.“

Brandi nickte benommen.

„Möchtest du weitermachen?“

Er  klang  rau  und  heiser  wie  jemand,  der  sich  am  Rand  der

Selbstbeherrschung befand. Nervös leckte sie sich die Lippen

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und  streifte  dabei  aus  Versehen  seinen  Finger.  Sebastians
Miene  verhärtete  sich,  und  noch  ehe  sie  mühsam  nach  einer
Erklärung suchen musste, zog er sich zurück.

„Nein,  wir  sollten  dieses  Spiel  nicht  weiterführen.  Jedenfalls

nicht  jetzt.  Du  magst  zwar  bereit  dafür  sein,  aber  ich  bin  es
nicht.“

Seine  Bemerkung  über  das  Spiel  lenkte  sie  von  ihrer

Besorgnis  ab,  sodass  sie  prompt  erwiderte:  „Ich  dachte,  das
entscheide ich. Ich habe doch das Kommando, oder?“

„Natürlich. Aber  dann  küss  du.  So  stellen  wir  sicher,  dass  du

auch bekommst, was du willst.“

Die  Vorstellung  faszinierte  sie.  Sebastian  lehnte  sich  zurück,

bis seine Schultern das Sofa berührten. Er streckte die langen
muskulösen Beine aus und kreuzte sie an den Knöcheln. Dann
verschränkte er die Arme vor der Brust. Er wirkte zufrieden und
gelassen  –  keineswegs  bedrohlich.  Nur  in  seinen  Augen
spiegelte  sich  die  Erregung  wider.  Doch  statt Angst  empfand
sie zum ersten Mal weibliche Entschlossenheit. Sie hockte sich
auf die Knie und befahl: „Nicht bewegen.“

Vorsichtig  legte  sie  ihm  die  Hände  auf  die  Schultern.  Seine

Muskeln fühlten sich an wie warmer, glatter Stein. Brandi starrte
auf seinen Mund und hätte am liebsten die feinen Bartstoppeln
an seinem Kinn berührt. Zudem fand sie seinen Duft wundervoll.
Doch  sie  war  ein  Feigling  und  begnügte  sich  mit  einem
flüchtigen  Kuss.  Dann  richtete  sie  sich  schnell  wieder  auf  und
erwartete seine Reaktion.

„Das war nicht das, was du wolltest, Brandi.“

Diese  Stimme,  das  Verlangen  darin,  waren  verlockend.  Sie

erschauerte und beugte sich erneut vor. Diesmal war der Kuss

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nicht flüchtig und jede Bewegung wohlkalkuliert. Bis sie vergaß,
was  sie  tat,  weil  sein  Duft  und  seine  Nähe  eine  brennende
Sehnsucht in ihr weckte. Er vertiefte den Kuss, ließ seine Zunge
vorschnellen, und Brandi gab nach.

Abrupt wich sie zurück. Grundgütiger, auf keinen Fall hatte sie

gewollt,  dass  es  so  weit  kam.  Sie  hatte  lediglich  einen  Kuss
ausprobieren  wollen.  Doch  als  sie  das  Funkeln  in  Sebastians
Augen sah, wusste sie, dass sie zu weit gegangen war.

Sie  sprang  auf.  Sebastian  rührte  sich  nicht.  „Es  …  es  tut  mir

leid. Ich sollte jetzt besser ins Bett gehen.“

Er  hatte  die Arme  noch  immer  vor  der  Brust  verschränkt  und

nickte. „Gute Nacht, Brandi“, flüsterte er.

„Ich …“ Sie wollte es ihm erklären, damit er sie verstand.

„Schon gut“, unterbrach er sie. „Du brauchst nichts zu sagen.“

Ihr Blick fiel auf seine Hose, und sie bemerkte seine deutlich

sichtbare Erregung. Heiß durchströmte es ihren ganzen Körper.

Amüsiert  erklärte  Sebastian:  „Wie  gesagt,  du  bist  sehr  sexy,

und ich bin auch nur ein Mensch.“

Brandi  schluckte.  „Gute  Nacht.“  Sie  eilte  hinaus,  doch  als  sie

einen letzten Blick über die Schulter warf, sah sie, dass er den
Kopf  auf  das  Sofa  zurückgelegt  und  wie  ein  Leidender  den
Unterarm  auf  die  Stirn  gelegt  hatte.  Oder  war  es  kein  Leiden,
sondern verzweifeltes Verlangen?

Sie  hatte  zwar  ein  schlechtes  Gewissen,  doch  stieg

Zufriedenheit  in  ihr  auf.  Ein  Mann  wie  Sebastian,  und  er
begehrte sie. Sie hatte ihn geküsst, ihn berührt. Sie war auf dem
Wege  der  vollständigen  Besserung.  Vielleicht  würde  dieser
Urlaub doch nicht so schlecht werden.

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„Musst du alles kaufen, was du siehst?“

Brandi  verbarg  ihr  Grinsen  über  Sebastians  grantige

Bemerkung.  Sie  hatte  letzte  Nacht  tief  und  fest  geschlafen,
zufrieden  über  den  Fortschritt  mit  ihrem  neuen  Experiment.
Sebastian hatte offenbar überhaupt nicht geschlafen. Er wirkte
müde und war schlecht gelaunt.

„Gefällt dir das Pferd nicht? Ich finde es hübsch.“

„Es sieht albern aus. Der Kopf ist viel zu groß, und die Farbe

ist lächerlich. Du hast viel zu viel dafür bezahlt.“

„Es ist ein Souvenir. Natürlich ist es ein wenig teurer.“

Er  stöhnte  verärgert  und  warf  einen  Blick  auf  ihre

Einkaufstasche.  „Am  Jachthafen  heute  Morgen  hast  du
Fischimitationen  gekauft  und  in  dem  Frühstückslokal  zwei
Melkerinnen-Puppen.“

„Zwei  sehr  süße  Melkerinnen“,  korrigierte  sie  ihn.  „Ich  habe

mich  heute  sehr  gut  amüsiert.  Obwohl  es  auf  dem  See  heute
Morgen  ein  wenig  kalt  war,  habe  ich  die  Ruderbootfahrt
genossen.  Nicht  zu  fassen,  was  für  Bettler  diese  großen
Karpfen sind.“ Sie wusste, dass ihn ihre Dankbarkeit nur noch
mehr  ärgerte.  Jedes  Mal,  wenn  sie  sich  bedankte,  verfinsterte
sich seine Miene.

„Es ist dein Urlaub, Brandi, und der ist dazu da, dass du Spaß

hast.“

„Den habe ich, vor allem beim Einkaufen.“ Das stimmte, doch

trieb sie dabei auch noch ein Hintergedanke. Da Sebastian ihr
half,  ohne  dass  er  es  wusste,  wollte  sie  ihm  auch  helfen.  Sie
hoffte,  dass  sie  ihm  eine  etwas  gelassenere  Einstellung  zum
Geld  vermitteln  konnte.  Sie  hielt,  wie  er,  nichts  von
Geldverschwendung,  aber  ebenso  wenig  machte  es  ihr  Spaß,

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knauserig  zu  sein,  wenn  man  Geld  hatte,  Sebastian  war  es
einfach nicht gewohnt, seine eigenen Wünsche und Bedürfnisse
in den Vordergrund zu stellen. In seinem Leben drehte sich alles
darum, anderen zu helfen. Es wurde höchste Zeit, dass er sich
etwas Freude gönnte.

„Was fängst du mit dem ganzen Zeug eigentlich an?“, wollte er

wissen.

Es  war  nicht  einfach  gewesen,  aber  Brandi  hatte  ihn  dazu

überredet, nach dem Frühstück mit ihr einen Bummel durch die
Einkaufsstraße  zu  machen.  Allerdings  war  sie  gezwungen
gewesen, Druck auszuüben, indem sie ihn daran erinnerte, wer
das  Sagen  hatte.  Er  hatte  sich  murrend  gefügt.  Inzwischen
waren sie seit Stunden unterwegs und hatten noch nicht einmal
zum Mittagessen haltgemacht.

Brandi  hatte  gehofft,  dass  sich  seine  Laune  bessern  würde,

aber offenbar hasste er Einkaufsbummel. Er hatte nichts übrig
für die vielen kleinen reizenden Läden. Brandi dagegen kaufte
in jedem einzelnen etwas.

Zuerst hatte es morgens geregnet, doch inzwischen schien die

Sonne,  und  es  war  ein  herrlicher  Tag,  obwohl  es  nicht  allzu
warm  war.  Brandi  fühlte  sich  jedoch  wohl  in  ihrem  Jeansrock
und einem weiten dunkelblauen Pullover. Sebastian trug Jeans
und  erneut  ein  Poloshirt,  diesmal  ein  graues.  Er  sah  sehr  gut
aus,  wenn  auch  ein  wenig  mürrisch.  Trotzdem  war  er  ein
perfekter Gentleman. Sobald Brandi aus einem Geschäft kam,
nahm er ihre Hand. Er führte sie um vorbeiströmende Menschen
und  Pfützen  herum.  Es  tat  gut,  ihm  so  nah  zu  sein  und  seine
Wärme und Stärke zu fühlen.

„Wenn du es unbedingt wissen musst: Ich will jedem der Kinder

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im  Frauenhaus  ein  Geschenk  mitbringen.  Sie  bekommen  so
selten Geschenke.“

Sie hatte es leichthin gesagt, doch Sebastian war beschämt.

„Tut  mir  leid.  Ich  habe  mich  nicht  besonders  gut  benommen
heute, aber ich habe letzte Nacht einfach zu wenig geschlafen.
Wie  wäre  es  mit  einer  Tasse  Kaffee?  Das  Koffein  wird  mir
guttun, und du kannst sicher auch eine Pause gebrauchen.“

Eigentlich  ging  es  ihr  gut,  aber  Sebastian  sah  wirklich

erschöpft  aus.  Also  willigte  sie  ein.  „Ich  muss  nur  noch  zwei
Geschenke kaufen. Geh ruhig schon Kaffee trinken, ich komme
in ein paar Minuten nach.“

„Ich  kann  dich  begleiten“,  erwiderte  er.  „Ich  sollte  auch  etwas

für  die  Kinder  besorgen.  Daran  habe  ich  bisher  gar  nicht
gedacht.“

„Das  ist  nicht  nötig,  ich  habe  genügend  Geschenke.“  Da  er

nicht überzeugt wirkte, fügte sie hinzu: „Dort drüben an der Ecke
ist ein Café. Ich gehe schnell in das letzte Geschäft und komme
dann  nach.  Gib  mir  fünfzehn  Minuten.“  Er  zögerte  noch  immer,
wahrscheinlich  weil  sie  eher  dazu  neigte,  in  jedem  Laden
fünfundvierzig  Minuten  zu  verbringen.  „Geh,  ich  befehle  es  dir.
Ich bin schließlich der Boss. Geh Kaffee trinken, damit du wach
wirst.“

Endlich nickte er und wandte sich ab. Sie sah ihm nach, als er

die  Straße  überquerte  und  in  der  Menge  verschwand.  Dieser
Urlaub wurde zu einem Glücksfall. Sie hatte sich so lange hinter
ihrer  Unabhängigkeit  und  Privatsphäre  versteckt,  hatte  nie
gewollt,  dass  ihr  jemand  zu  nahe  kam  und  ihre  Gedanken
kannte.  Doch  kaum  war  Sebastian  fort,  vermisste  sie  ihn
beinahe.

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Ein warmes Gefühl durchströmte sie, wenn sie an ihn dachte –

was  sie  tat,  während  sie  in  dem  Geschäft  nach  Kleinigkeiten
zum  Verschenken  suchte.  Wahrscheinlich  hatte  der  Kuss
gestern Abend  ihm  nicht  allzu  viel  bedeutet.  Für  sie  dagegen
war  es  eine  Leistung  gewesen,  ein  riesiger  Schritt  nach  vorn.
Seit ihrem achtzehnten Lebensjahr hatte sie keinen Mann mehr
geküsst oder gar begehrt. Allein die Vorstellung war abstoßend
gewesen  und  die  damit  zusammenhängenden  Erinnerungen
schrecklich.  Aber 

an 

Sebastian 

Sinclair 

war 

nichts

Abstoßendes. Ein einziger Blick von ihm genügte, um ihr einen
prickelnden Schauer über den Rücken zu jagen.

Noch  ganz  in  Gedanken  an  ihren  jüngsten  Einkauf  und  an

Sebastian,  stieß  sie  beinah  mit  zwei  Männern  zusammen. Als
sie  sie  entdeckte,  war  es  zu  spät,  um  ihnen  auszuweichen.
Sofort  drängten  sie  sie  gegen  die  Hauswand.  Panik  stieg  in
Brandi  auf,  doch  sie  kämpfte  dagegen  an.  Sie  befanden  sich
auf  einer  belebten  Straße.  Hier  konnte  ihr  nichts  geschehen.
Doch als einer der Männer einen anerkennenden Pfiff ausstieß,
schreckte sie zurück. Erinnerungen überkamen sie. Die beiden
Männer lachten.

Einer von ihnen lächelte aufrichtig. „Sie sehen aus, als könnten

Sie mit dieser großen Einkaufstüte Hilfe gebrauchen, Süße. Soll
ich Sie ein Stück mitnehmen? Vielleicht zu uns? Na, wie wäre
es?“

Sie versuchte zu antworten, brachte jedoch kein Wort heraus.

Die Männer waren ihr viel zu nah und überragten sie. Der eine
trat  noch  näher.  „Sie  will  von  dir  nichts  wissen,  Josh.  Gib  mir
eine  Chance.“  Er  grinste  Brandi  breit  an.  „Wie  ist  es,  Süße?
Willst du ein bisschen Spaß haben?“

Sie  schüttelte  den  Kopf  und  hasste  sich  für  ihre  Angst.  Der

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erste Mann runzelte die Stirn. Er wirkte besorgt und streckte die
Hand nach ihr aus. Brandi zuckte zurück. Obwohl sie sich dabei
dumm vorkam, rannte sie die Straße hinunter, die Einkaufstüte
fest an sich gepresst. Hinter sich hörte sie die Männer erstaunt
über  ihre  Flucht  auflachen.  Tränen  stiegen  ihr  in  die  Augen.
Verzweifelt  hielt  sie  nach  Sebastian  Ausschau.  Doch  sie
entdeckte  ihn  nirgends.  Ihre  Panik  wuchs.  Jemand  packte  von
hinten ihren Arm, und sie schrie auf.

„Was ist los mit dir? Was ist passiert?“

Es war Sebastian. Brandi warf sich ihm entgegen, und es war

ihr  gleichgültig,  dass  sie  Aufmerksamkeit  erregten.  Sie
klammerte  sich  an  ihn  und  versuchte  sich  zu  beruhigen.  Statt
Fragen  zu  stellen,  hielt  er  sie  einfach  fest,  streichelte  tröstend
ihren Rücken und küsste sie sanft auf die Schläfe. Sie hob den
Kopf,  und  er  sah  ihr  einen  Moment  prüfend  ins  Gesicht.
„Komm“,  sagte  er  dann,  legte  ihr  den  Arm  um  die  Taille  und
führte sie die Straße hinunter. Brandi protestierte nicht einmal,
als er ihr die Einkaufstüte abnahm.

Er  führte  sie  ein  wenig  fort  von  der  Einkaufsstraße  zu  einer

niedrigen  Steinmauer.  Dort  hob  er  Brandi  hoch  und  setzte  sie
darauf. Um sie herum blühten pinkfarbene und weiße Azaleen,
deren  süßer  Duft  die  Luft  erfüllte.  Sebastian  stand  vor  Brandi,
die  Beine  leicht  gespreizt.  Seine  Miene  war  undurchdringlich.
„Erzähl mir, was passiert ist.“

Um  Himmels  willen,  das  konnte  sie  nicht!  Sie  schloss  die

Augen und schüttelte den Kopf. Sebastian trat einen Schritt auf
sie  zu,  bis  ihre  Knie  ihn  berührten.  Brandi  wagte  nicht
hinzusehen, wo genau sie ihn berührten.

„Brandi, du bist blass wie ein Geist.“

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„Und genauso leer.“

„Möchtest du mir erklären, was das zu bedeuten hat?“

„Nicht unbedingt.“ Wieder einmal hatte sie sich wie eine Närrin

benommen.  Die  Angst  war  wieder  so  stark  gewesen  wie
damals, als sie achtzehn gewesen war.

„Brandi,  rede  mit  mir,  Liebes.  Mir  gefällt  das  alles  überhaupt

nicht.“

Seine  Worte  klangen  aufrichtig  besorgt.  Sie  nahm  seine

Hände  in  ihre.  „Es  tut  mir  leid.  Ich  habe  überreagiert,  das  ist
alles. Ich kann manchmal sehr albern sein.“

„Weswegen hast du überreagiert?“

„Es ist nichts, wirklich. Zwei Männer sprachen mich an, das ist

alles.  Ich  bekam  ein  bisschen  Angst  und  bin  wie  ein  Idiot
davongelaufen.“

Er  sah  nicht  überzeugt  aus.  „Du  bist  nicht  davongelaufen,

sondern zu mir.“

„Das … das stimmt wohl.“

„Weil du dich bei mir sicher fühlst.“

„Um Himmels willen, ich kenne dich! Diese Männer kannte ich

nicht. Mach nicht mehr daraus.“

„Was haben sie denn zu dir gesagt?“, fragte er.

Jetzt, wo sie in Sicherheit war und die Panik sich legte, konnte

sie  es  nicht  über  sich  bringen,  es  zu  wiederholen.  „Es  waren
bloß zwei Männer, die flirten wollten. Sie haben ein paar Dinge
gesagt, und ich hätte sie zurechtweisen sollen. Stattdessen bin
ich davongelaufen.“

„Zu mir.“

Brandi  verdrehte  die  Augen.  Offenbar  klammerte  er  sich  an

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diese  unbedeutende  Tatsache.  „Ja,  zu  dir.  Hast  du  vielleicht
erwartet, ich laufe den ganzen Weg zum Haus zurück?“

„Ich  hätte  erwartet,  dass  du  überhaupt  nicht  wegrennst,  sonst

hätte ich dich gar nicht erst allein gelassen. Ich hatte von Anfang
an kein gutes Gefühl dabei. Ich wollte dich gerade holen, als ich
dich über die Straße rennen sah.“

Brandi wollte unbedingt das Thema wechseln, daher fragte sie:

„Hast du deinen Kaffee bekommen?“

„Nein.  Ich  entdeckte  eine  Ankündigung  für  ein  Open-Air-

Musical  und  dachte  mir,  dass  das  ebenso  gut  wie  der  Kaffee
helfen  würde.  Hättest  du  Lust,  es  zu  sehen?  Wir  könnten  uns
irgendwo  einen  Hamburger  oder  so  etwas  zum  Abendessen
kaufen.“

Erstaunt schaute Brandi auf ihre Uhr. Es ging auf fünf Uhr zu.

Der  Tag  war  wie  im  Flug  vergangen,  und  sie  hatten  seit  dem
Frühstück  nichts  mehr  gegessen.  Ein  Open-Air-Musical  klang
verlockend,  obwohl  sie  für  das  Abendessen  die  Privatsphäre
des Bungalows vorzog. „Wir können uns das Musical ansehen,
aber  einen  fettigen  Hamburger  werde  ich  nicht  essen.  Ich
möchte heute Abend etwas Richtiges.“

„Einverstanden.  Wie  wäre  es  mit  einer  Stunde  Musik,  und

anschließend suchst du ein Restaurant aus?“

„Kein Restaurant. Ich möchte zurück zum Bungalow und etwas

vom Zimmerservice kommen lassen.“

Sebastian antwortete nicht gleich. Brandi wusste, wie er über

das  teure  Essen  in  der  Ferienanlage  dachte.  Doch  sie  wollte
heute Abend  nicht  unter  Menschen  sein. Außerdem  wollte  sie
ihm  beibringen,  sich  an  den  kleinen  Dingen  des  Lebens  zu
freuen,  auch  wenn  sie  ein  bisschen  mehr  kosteten.  Sie

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erwartete, dass er dagegen war, besonders angesichts seiner
streitlustigen  Laune  von  vorhin.  Doch  er  holte  lediglich  tief  Luft
und fragte: „Hast du einen Badeanzug dabei?“

„Ich glaube schon. Wieso?“

„Du  zeigtest  gestern  Interesse  am  Whirlpool.  Wir  könnten  ihn

nach  dem  Essen  ausprobieren.  Vielleicht  hilft  dir  das,  dich  zu
entspannen.“

Ein erregendes Gefühl breitete sich in ihr aus und vertrieb die

Verlegenheit  wegen  ihrer  entsetzten  Flucht.  „Hast  du  eine
Badehose mit?“

„Nein,  aber  ich  kann  meine  Unterhose  anbehalten.  Falls  du

nichts dagegen hast“, fügte er hinzu.

In  diesem  Moment  wusste  Brandi  genau,  wo  ihre  Knie  ihn

berührten. Deutlich spürte sie seine Erregung, für die sicher die
Vorstellung  von  ihnen  beiden  im  Whirlpool  verantwortlich  war.
Und sie hatte das Kommando. Sie konnte es tun – im Whirlpool
sitzen und es genießen, mit Sebastian allein zu sein, ohne die
Angst  vor  Konsequenzen  oder  davor,  zu  etwas  gedrängt  zu
werden.

Da  sie  wusste,  dass  er  eine  ablehnende  Antwort  erwartete,

hob  sie  das  Kinn  und  sagte:  „Na  schön,  probieren  wir  den
Whirlpool aus. Aber zuerst kommt das Abendessen.“

Er  atmete  tief  durch  und  hob  sie  von  der  Mauer.  „Was  soll’s,

ich  könnte  sowieso  ein  anständiges  Essen  gebrauchen,  um
wieder Energie zu tanken.“

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5. KAPITEL

Das Musical abzuwarten erwies sich als reinste Qual. Im Gras

neben Brandi zu sitzen, die sich sanft zur Musik wiegte, war fast
zu viel für Sebastian gewesen. Doch was seine Lust noch mehr
anfachte, war der Gedanke daran, dass sie zu ihm gerannt war.
Was  ihr  auch Angst  gemacht  hatte  –  und  für  ihn  bestand  kein
Zweifel daran, dass mehr dahintersteckte, als sie zugab –, sie
war zu ihm gerannt. Auch wenn ihr Vertrauen nicht so groß war,
ihm  die  ganze  Wahrheit  zu  gestehen,  war  es  ein  Fortschritt.
Brandi  brachte  ihn  ganz  schön  aus  dem  Gleichgewicht.
Angefangen  hatte  es  mit  dem  Kuss  gestern  Abend,  der  ihm
anschließend  eine  schlaflose  Nacht  beschert  hatte.  Und  seit
dem  Morgen  war  er  noch  nicht  in  der  Lage  gewesen,  seine
Gedanken zu ordnen.

Irgendetwas  war  während  dieses  kurzen,  allzu  unschuldigen

Kusses  geschehen.  Es  hatte  etwas  damit  zu  tun,  dass  Brandi
das Kommando hatte. Er hatte es als Witz vorgeschlagen, um
sie  zu  ermutigen.  Doch  es  war  darüber  hinausgegangen.
Irgendwie hatten sie eine unsichtbare Grenze überschritten. Er
wünschte nur, er wüsste, was es war.

Das  Musical  durchzustehen  war  schon  schlimm  genug

gewesen,  aber  verglichen  mit  dem  Dinner  war  es  nichts.  Er
hatte nicht einmal die Kraft gefunden, gegen die T-Bone-Steaks
zu  protestieren,  die  Brandi  bestellte.  Steaks,  die  so  teuer
waren,  dass  man  mit  dem  Geld  eine  vierköpfige  Familie  satt
bekommen konnte. Als Brandi sich endlich zurücklehnte, schob
er  den  Rest  seines  Essens  beiseite  und  bot  ihr  an,  den  Tisch
abzuräumen.

Doch sie wandte sich verlegen ab. „Nein, das hast du gestern

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Abend  schon  gemacht,  nachdem  ich  ins  Bett  gegangen  bin.
Jetzt bin ich dran.“

Er hatte sich darum und um das Feuer gekümmert, um etwas

zu  tun  zu  haben.  Aber  das  hatte  nicht  funktioniert.  Seine
Begierde  war  so  groß  gewesen,  dass  er  keinen  Schlaf
gefunden  hatte.  Und  das  nur  wegen  eines  einfachen,  aber
wirkungsvollen  Kusses.  „Einverstanden.  Du  kümmerst  dich  um
das Geschirr, und ich ziehe die Abdeckung vom Whirlpool.“

Brandi stand auf und knetete ihre Hände. „Meinst du, jemand

kann uns von draußen sehen?“

„Das Haus liegt sehr einsam, und es ist niemand in der Nähe.

Aber wenn du willst, können wir das Licht aus lassen.“

„Nein!“  Rasch  fand  sie  ihre  Fassung  wieder.  „Ich  möchte

lieber,  dass  es  an  ist.  Vielleicht  kann  man  es  ein  wenig
dimmen.“

„Ich  habe  im  Küchenschrank  Kerzen  gesehen.  Bist  du  mit

Kerzenlicht einverstanden?“

Brandi  nickte  und  erwiderte  leise:  „Ja,  das  wäre  schön.

Danke.“

Sebastian musste über ihre Förmlichkeit lächeln. Er streichelte

ihre  Wange.  „Beeil  dich  und  zieh  deinen  Badeanzug  an.  Ich
warte im Whirlpool auf dich.“

Er  nahm  drei  dicke  Kerzen  aus  dem  Schrank  und  eine

Schachtel  Streichhölzer.  Brandi  hatte  die  beiden  Teller  bereits
abgekratzt  und  in  den  Korb  zurückgelegt,  in  dem  sie  gebracht
worden  waren.  Sie  musste  den  Korb  nur  noch  vor  die  Tür
stellen, damit er später abgeholt wurde. Brandi sah unsicher zu
Sebastian.  Dann  verließ  sie  die  Küche.  Er  ging  zur  hinteren
Veranda  mit  dem  Whirlpool  und  hoffte,  sich  beherrschen  zu

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können.

Fünfzehn  Minuten  später  musste  er  jedoch  feststellen,  dass

auch  das  warme,  sprudelnde  Wasser  keine  beruhigende
Wirkung  auf  ihn  hatte.  Er  wartete  ungeduldig  auf  Brandi,  legte
den  Kopf  zurück  und  sah  durch  das  Glasdach  der
geschlossenen  Veranda  zu  den  Sternen  hinauf.  Gedämpftes
Kerzenlicht ließ seinen Körper golden schimmern.“

Er  hörte  ein  leises  Geräusch,  und  seine  Erregung  stieg.

Langsam richtete er den Blick von den Sternen auf die Veranda
und  entdeckte  Brandi.  Sie  stand  vor  dem  Whirlpool,  die  Füße
dicht  nebeneinander,  die  Hände  an  die  Seiten  gelegt.  Der
dunkle Abendhimmel  und  ihr  einteiliger  schwarzer  Badeanzug
hoben ihre helle Haut hervor. Ihre Rundungen waren nicht üppig,
aber deutlich vorhanden und durch ihre Unaufdringlichkeit umso
verlockender. Ihre Hüften waren schmal und nur leicht gerundet,
ihre Beine schlank.

Schweigend streckte Sebastian die Hand nach ihr aus. Brandi

zögerte, ehe sie akzeptierte. Sobald sie ins Wasser gestiegen
war, ließ sie seine Hand los und ging auf die andere Seite des
Pools.  Langsam  setzte  sie  sich  in  das  warme  Wasser.
Sebastian hörte sie leise seufzen.

Eine  Weile  herrschte  Stille.  Dann  glitt  Sebastian  zu  Brandi

hinüber. Ohne zu fragen, rutschte er an ihre Seite. „Ich möchte
dich  noch  einmal  küssen.“  Der  heisere,  erregte  Klang  seiner
Stimme  war  ihm  nicht  peinlich.  Er  begehrte  Brandi,  und  sie
sollte es wissen.

Brandi  plätscherte  mit  den  Fingern  im  Wasser,  ohne  ihn

anzusehen. „Ich habe dich geküsst. Schon vergessen?“

„Wirst du mich noch einmal küssen?“

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„Wenn du dann wieder gehst.“

Erstaunt  fragte  er:  „Ich  soll  wieder  auf  die  andere  Seite

gehen?“  Er  hob  ihr  Kinn,  damit  sie  ihn  ansah.  „Du  musst  mir
schon  sagen,  was  du  willst.“  Sie  rutschte  ein  paar  Zentimeter
von ihm fort. Das Kerzenlicht reichte aus, um ihr Mienenspiel zu
erkennen.  Sie  sah  unentschlossen  und  unsicher  aus.  „Also?“,
drängte Sebastian.

„Ich  will,  dass  du  mich  küsst“,  meinte  sie  leise.  „Aber  ich  will

nicht, dass du mich anfasst.“

Er versuchte schlau aus dem zu werden, was sich hinter ihren

Worten  verbarg.  Falls  ihr  der  Sinn  nach  erotischen  Spielchen
stand,  war  er  nur  allzu  gern  bereit.  Nur  musste  er  die  Regeln
kennen.

Da  er  nichts  sagte,  rutschte  sie  noch  weiter  weg  von  ihm.

„Schon gut, es tut mir leid.“

„Warte.“  Er  hielt  sie  am  Arm  fest,  doch  da  sie  sich  sofort

verkrampfte, ließ er sie wieder los. „Erklär es mir, ja? Ich habe
nichts gegen Spielchen.“

Sie  sah  ihn  verwirrt  an.  Dann  erwiderte  sie:  „Weißt  du  noch,

wie ich dich gestern Abend geküsst habe?“

Er lehnte sich an den Beckenrand und verschränkte die Arme

vor der Brust. „So?“

„Ja.“  Sie  drehte  sich  halb,  sodass  sie  seitlich  vor  ihm  kniete.

„Genau so. Und jetzt nicht bewegen.“

Er  biss  die  Zähne  zusammen  und  wusste  nicht,  ob  er  das

überstehen  würde.  Der  schwarze  Badeanzug  umspannte  ihre
Brüste und ihre schmalen Hüften. Ihre Schultern glänzten nass,
und  ihre  Haare  waren  bereits  feucht  vom  aufsteigenden
Wasserdampf.  Sie  beugte  sich  über  ihn,  und  er  schloss  die

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Augen nicht, denn noch nie hatte ein Kuss ihm so viel bedeutet.

Brandis  rechte  Brust  berührte  seine  Schulter,  und  er

erschauerte,  als  er  die  aufgerichtete  Knospe  spürte.  Er  wollte
ihre  Brustspitze  berühren,  sie  mit  seiner  Zunge  und  seinen
Zähnen  liebkosen  und  daran  saugen.  Ihr  Atem  streifte  seine
Wange, und dann lagen ihre? Lippen endlich auf seinen.

Obwohl  es  ihn  große  Anstrengung  kostete,  bewegte  er  sich

nicht.  Er  wollte  sie  umarmen,  sie  an  sich  pressen  und  ihren
Körper an seinem spüren. Doch er nahm sich zusammen, und
nur sein stockender Atem verriet seine Erregung.

Schließlich löste Brandi sich von ihm. „Ist alles in Ordnung mit

dir?“, erkundigte sie sich.

Er lachte gepresst. „Du hast keine Ahnung, wie sehr ich dich

begehre, oder?“

Sie  machte  ein  verständnisloses  Gesicht  und  schaute

automatisch auf die Wasseroberfläche.

„Du kannst es nicht sehen, aber du kannst es fühlen.“

Sofort schüttelte sie den Kopf. „Nein, das kann ich nicht.“

„Warum?  Du  hast  das  Kommando.  Du  kannst  tun,  was  du

willst, und ich werde mich nicht bewegen“, versprach er.

Sie wollte ihn berühren, das verriet deutlich die Art, wie sie ihn

ansah.  Offenbar  rang  sie  um  eine  Entscheidung.  Schließlich
tauchte sie die Hand ins Wasser. Sebastian stöhnte auf, in der
Erwartung  ihrer  Berührung.  Ihre  Fingerspitzen  stießen  gegen
seine  muskulösen  Oberschenkel  und  glitten  ganz  langsam  an
der Innenseite hinauf.

Plötzlich  wich  Sebastian  zurück.  Dies  war  weder  der  richtige

Ort  noch  der  richtige  Zeitpunkt.  Er  wollte  nichts  überstürzen,

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solange Brandi nicht bereit war, sich ganz hinzugeben. Was für
ein  Spiel  sie  auch  spielen  wollte,  sie  würde  damit  warten
müssen, bis er sich besser unter Kontrolle hatte.

„Aber ich dachte …“

„Vergiss es“, erwiderte er, wütend auf sich selbst. „Tut mir leid,

aber das Spiel ist vorbei.“

Brandi wollte aus dem Whirlpool stürmen, doch Sebastian hielt

sie fest. Sie wirbelte aufbrausend herum. „Lass mich los!“

Überrascht  ließ  er  sie  los.  Sie  schien  kurz  davor,  in  Tränen

auszubrechen. „Brandi?“

Im  nächsten  Moment  war  sie  verschwunden,  einfach  so.  Sie

rannte  ins  Haus  und  ließ  die  Verandatür  offen.  Sebastian
fluchte. Es war ihr Spiel gewesen. Warum also reagierte sie so
aufgebracht?  Es  wurde  höchste  Zeit,  dass  sie  sich  für  ein
besseres  Verständnis  miteinander  unterhielten.  Er  musste
wissen, was mit ihr los war, und zwar noch heute Abend.

Er  stieg  aus  dem  Whirlpool,  streifte  seinen  nassen  Slip  ab,

wrang  ihn  aus  und  warf  ihn  über  eine  Stuhllehne.  Dann  zog  er
die Plane wieder über den Whirlpool. Er fand ein Handtuch und
wickelte es sich um die Hüften.

Stille empfing ihn im Innern des Bungalows. Die Tür zu Brandis

Zimmer  war  geschlossen.  Er  wollte  zu  ihr  gehen  und  ihr  sein
Verhalten  erklären,  fand  es  jedoch  klüger,  sich  zuerst  etwas
anzuziehen und sich zu beruhigen.

Es war schon sehr spät, als er endlich an Brandis Tür klopfte.

Da er keine Antwort bekam, drehte er den Türknopf und spähte
ins  Zimmer.  Brandi  lag  zusammengerollt  wie  ein  kleines  Kind
auf  der  Seite,  die  Decken  über  die  Schulter  gezogen.  Die
Nachttischlampe hatte sie brennen lassen. Offenbar mochte sie

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die 

Dunkelheit 

wirklich 

nicht. 

Er 

fand 

es 

zwar

Geldverschwendung,  das  Licht  brennen  zu  lassen,  doch
überwog  seine  Sorge  über  ihre  Furcht.  Er  machte  sich
Gedanken über ihre Ängste. Am meisten Sorgen bereitete ihm,
dass sie in gewisser Hinsicht offenbar auch vor ihm Angst hatte.

Er  zog  die  Tür  wieder  zu  und  beschloss,  das  Gespräch  auf

morgen  zu  verschieben.  Da  er  ohnehin  nicht  würde  schlafen
können, zog er Hemd, Socken und Schuhe aus und machte es
sich  auf  dem  schmalen  Sofa  bequem.  Dann  nahm  er  die
Fernbedienung  des  Fernsehers,  stellte  den  Ton  leise  und
suchte einen Sender, der die ganze Nacht Spielfilme zeigte.

Stunden vergingen, und Sebastian war fast eingeschlafen, als

ein  erstickter  Schrei  ihn  aufweckte.  Sofort  war  er  auf  den
Beinen. Sein Herz pochte wild. Doch bevor er reagieren konnte,
flog  Brandis  Schlafzimmertür  auf.  Sie  sah  ihn,  stöhnte
schmerzerfüllt auf und stürzte in seine Arme.

In  Sebastians  Armen,  an  seine  warme,  harte  Brust

geschmiegt,  fühlte  Brandi  sich  gleich  sicherer.  Der  Traum  war
so  schrecklich  gewesen,  besonders  da  sie  so  lange  davon
verschont geblieben war. Sie hatte gebetet, der Albtraum möge
für  immer  vorbei  sein,  aber  es  war  nicht  viel  nötig  gewesen,
damit  er  wiederkam.  Verzweifelt  akzeptierte  sie,  dass  der
Schrecken nie ganz aufhören und sie nie mehr die Gleiche sein
würde.

Sie  schmiegte  sich  enger  an  Sebastian.  Er  wiegte  sie  sanft

und murmelte beruhigende Worte. Nach einigen Minuten hob er
den Kopf und sah sie lächelnd an.

„Ich  nehme  an,  es  befindet  sich  kein  Verbrecher  in  deinem

Zimmer,  oder?  Ich  brauche  also  nicht  wie  der  Weiße  Ritter  in

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den Kampf zu ziehen?“

Brandi schüttelte ernst den Kopf.

„Es  kam  auch  keine  Schlange  durch  dein  Fenster?  Keine

Spinne unter deine Decke?“

„Nein, keine Schlange, keine Spinne. Nur Monster“, lautete ihre

Antwort.

„Dann war es also ein Traum?“

Sie war erleichtert, dass er nicht „nur ein Traum“ gesagt hatte

und brachte sogar ein zaghaftes Lächeln zustande. Gleichzeitig
kam  sie  sich  dumm  vor.  Ständig  benahm  sie  sich  in  seiner
Gegenwart wie eine Närrin. Sie versuchte sich von ihm zu lösen,
doch  er  hielt  sie  fest.  Als  sie  durch  den  Traum  erwacht  war,
hatte  sie  automatisch  nach  Sebastian  gesucht.  Jetzt  wünschte
sie, sie wäre wie früher allein damit fertig geworden.

„Scht, ist ja gut, Brandi. Lauf nicht weg von mir.“

Gütiger Himmel. Nach der katastrophalen Szene im Whirlpool

musste  er  sie  ja  für  verrückt  halten:  Mal  rannte  sie  vor  ihm
davon, dann wieder stürzte sie sich in seine Arme. Sie legte die
Stirn an seine Brust und kämpfte gegen die Tränen.

Er  streichelte  ihre  Haare  und  rieb  tröstend  ihren  Rücken.

„Komm her.“

Bevor sie wusste, was er tat, hatte er sich schon mit ihr auf die

Couch  gesetzt  und  Brandi  auf  den  Schoß  gehoben.  Zu  ihrem
Erstaunen  geriet  sie  dadurch  nicht  wieder  in  Panik.  Im
Gegenteil,  sie  fühlte  sich  sicher  und  geborgen.  Das  lange
Flanellnachthemd hatte sie bis über die Knie gezogen. Ihr Kopf
lag unter seinem Kinn, und er hatte die Arme um sie gelegt. Sie
spürte seine Wärme und seine Haut. Sie öffnete ihre Hand ein
kleines  bisschen  und  berührte  seinen  harten,  festen  Körper  …

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und hielt sofort inne. Sie hatte kein Recht, ihn erneut zu reizen,
wenn  sie  nicht  weitergehen  konnte.  Er  hatte  ihr  heute  Abend
bereits gezeigt, dass er an ihrer Art von zaghafter Intimität nicht
interessiert war. Zudem gab es keine Garantie, dass sie diese
Albträume und Erinnerungen jemals überwinden würde.

Sie  versuchte  sich  zurückzuziehen,  doch  er  hinderte  sie  sanft

daran.  Offenbar  wollte  er  sie  eine  Weile  im  Arm  halten,  und
insgeheim war sie froh darüber.

Sebastian küsste sie auf den Kopf und sagte: „Möchtest du mir

von dem Traum erzählen?“

„Nein.“  Sie  fühlte  sein  Lachen  in  seiner  Brust,  und  ein  wenig

ließ ihre düstere Stimmung nach. „Aber ich werde es trotzdem
tun, wenn du es wirklich hören willst. Denn es handelt sich nicht
bloß um einen Traum.“

„Ich würde es gern hören.“

Sie  seufzte  und  überlegte,  wo  sie  beginnen  sollte.  Sie

entschied,  dass  am Anfang  eine  Entschuldigung  stehen  sollte.
„Ich  glaube,  ich  bin  dir  einige  Erklärungen  schuldig,  nachdem
ich mich so albern benommen habe.“

„Brandi,  wie  oft  muss  ich  es  dir  noch  sagen“,  tadelte  er  sie

zärtlich,  und  sie  sah  zu  ihm  auf.  „Dies  ist  dein  Urlaub,  und  du
brauchst dich für nichts zu entschuldigen. Ja, es stimmt, ich will
dich besser verstehen, so wie ich möchte, dass du mich besser
kennenlernst.  Aber  ich  will  nicht,  dass  du  dich  unter  Druck
gesetzt fühlst. Du bist mir überhaupt nichts schuldig, und schon
gar keine Erklärung. Solltest du jedoch den Wunsch haben, mit
mir  darüber  zu  sprechen,  höre  ich  dir  nur  zu  gern  zu.  Hast  du
das verstanden?“

Sie schmiegte ihre Wange wieder an seine warme Brust und

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nickte.  Seine  Brusthaare  kitzelten  ihre  Nase.  Sie  versuchte
unauffällig seinen männlichen Duft einzuatmen und erschauerte
vor  Freude.  Sie  hätte  die  ganze  Nacht  hier  mit  ihm  sitzen  und
seine Nähe genießen können. Inzwischen hatte sie sich so weit
entspannt, dass sie hätte einschlafen können, der Albtraum war
schon  fast  vergessen.  Doch  auch  wenn  Sebastian  anderer
Ansicht war, sie musste ihm einiges erklären.

Er streichelte sie weiter, was ihre wohlige Trägheit verstärkte.

„Du hast dich nicht albern benommen. Schön, ich bin nicht ganz
schlau  aus  allem  geworden,  aber  albern  habe  ich  dich  nicht
gefunden. So darfst du dich nicht nennen.“

„Jawohl, Sir.“

Er  drückte  sie  kurz  und  küsste  sie  auf  die  Schläfe.  Brandi

wusste,  dass  er  geduldig  wartete.  Sie  fuhr  mit  ihren  Fingern
durch  seine  Brusthaare,  ohne  darüber  nachzudenken,  was  sie
tat, und suchte nach den richtigen Worten.

„Brandi?“

„Als ich achtzehn war, wurde ich vergewaltigt.“

Er  erstarrte.  Wahrscheinlich  hätte  sie  nicht  so  damit

herausplatzen  sollen,  aber  wie  erzählte  man  so  etwas?
Sebastian  bewegte  sich  nicht,  noch  atmete  er.  Er  war  wie
versteinert.  Brandi  kannte  diese  Reaktion  von  ihrer  Schwester
und  ihren  Eltern.  Stummes  Entsetzen  und  Unglauben,  gefolgt
von innerer Distanzierung, denn die Wahrheit war hässlich, und
niemand wollte sie teilen. Die Leute wussten nicht, was sie dazu
sagen  sollten,  und  es  weckte  in  ihnen  ein  Gefühl  des
Unbehagens.

Brandis  Kehle  war  wie  zugeschnürt,  und  auch  das  war  eine

vertraute Reaktion. Doch dann hielt Sebastian sie eng an sich

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gedrückt,  als  wollte  er  sie  beschützen  und  seine  Kraft  auf  sie
übergehen lassen.

Brandi  atmete  tief  durch.  „Du  willst  sicher  keine  Einzelheiten

hören …“

„Doch“, widersprach er mit heiserer Stimme. Seine Miene war

starr.  Er  berührte  ihre  Wange,  strich  mit  dem  Daumen  über
ihren Wangenknochen. „Es hat dich heute verfolgt, sonst hättest
du den Traum nicht gehabt. Darum ging es doch in dem Traum,
oder?“

Sie nickte kaum merklich und flüsterte: „Früher verfolgte mich

dieser Albtraum jede Nacht. Im Lauf der Jahre wurde es besser.
Heute plagt er mich kaum noch. Aber ich nehme an, nach dem,
was heute geschehen ist …“

Er legte die Stirn an ihre. „Du meinst das, was ich im Whirlpool

getan habe?“

„Nein! Der Traum kam nur durch die Männer wieder, die mich

beim  Einkaufen  angesprochen  haben,  nicht,  weil  du  mich
zurückgewiesen hast.“

Er  hob  abrupt  den  Kopf.  Das  Flimmern  des  Fernsehers

spiegelte  sich  in  seinen  Augen  wider.  Er  sah  Brandi
durchdringend  an.  „Du  meinst  also,  ich  hätte  dich
zurückgewiesen?“

Eigentlich  hätte  sie  verlegen  sein  müssen,  doch  seine

ungläubige  Reaktion  veranlasste  sie  lediglich,  sich  zu
rechtfertigen. „Du wolltest, dass ich dich berühre, und das hätte
ich  auch  getan. Aber  ich  brauchte  so  lange  und  benahm  mich
dumm wie ein Schulmädchen. Deshalb hast du deine Meinung
geändert.“

„Gütiger  Himmel,  nein.“  Er  küsste  sie  auf  die  Stirn  und  die

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Nase. „Es ist doch nicht deine Schuld, dass ich es einfach nicht
begriffen habe. Ich habe mich wie ein typischer männlicher Idiot
benommen, der sich nur von seinen Hormonen leiten lässt.“

„Wovon sprichst du?“

„Ich dachte, du würdest ein Spiel spielen.“

„Ein Spiel?“, wiederholte sie erstaunt.

Sebastian  seufzte.  „Ich  fürchte,  es  gibt  einiges,  was  wir

miteinander besprechen sollten. Möchtest du einen Kaffee oder
eine heiße Schokolade?“

Sie  überlegte  kurz  und  schüttelte  dann  den  Kopf.  „Ich  will

einfach  nur  hier  sitzen  und  dich  so  sehen.“  Zur  Erklärung
streichelte  sie  seine  Brust,  seine  muskulöse  Schulter  und
berührte  mit  ihren  Fingerspitzen  die  Bartstoppeln  an  seinem
Kinn.

Er lächelte schief. „Du kannst gern die ganze Nacht so sitzen.

Brandi,  ich  will  dir  sagen,  was  ich  dachte,  damit  die  Sache
geklärt  wird.  Allerdings  kenne  ich  keine  taktvolle  oder
behutsame Art, es auszudrücken. Also betrachte dies schon im
Voraus als meine Entschuldigung.“

Sie  bereitete  sich  auf  seine  Zurückweisung  vor  und  nickte.

Welcher  Mann  wollte  schon  eine  Frau,  die  so  etwas
durchgemacht hatte und die diese Qualen nie mehr losließen?
Es  hatte  Jahre  gedauert,  aber  schließlich  hatte  sie  ihr  Leben
wieder  in  den  Griff  bekommen  –  bis  auf  ihr  Liebesleben.  Und
sie war nicht sicher, ob sie in dieser Hinsicht jemals wieder wie
andere Frauen sein konnte.

Sebastian hatte den Kopf auf die Sofalehne gelegt und wirkte

entspannt. „Ich hoffe, ich bringe dich nicht in Verlegenheit, aber
wenn du mich heute im Whirlpool angefasst hättest, wäre es mit

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meiner Selbstbeherrschung vorbei gewesen.“

Brandi  schluckte,  doch  glücklicherweise  sah  Sebastian  sie

nicht an. Er zuckte nur die Achseln und fuhr trotz des unglaublich
intimen Geständnisses leichthin fort.

„Das wollte ich nicht. Nicht eher, bis ich mit dir schlafe, wonach

ich  mich  seit  unserer  ersten  Begegnung  sehne.  Was  heute
Abend geschehen ist, war keine Zurückweisung, sondern reiner
Selbstschutz. Du warst so verführerisch und sexy, dass es mich
verrückt gemacht hat. Ich kann dich nicht einmal ansehen, ohne
erregt zu werden. Das geht inzwischen schon so lange so, dass
ich  im  Whirlpool  praktisch  explodiert  wäre,  wenn  du  mich
berührt hättest.“

Er  wartete  auf  ihre  Reaktion,  während  Brandi  mit  einem

Durcheinander  an  Gefühlen  zu  kämpfen  hatte.  Was  er  sagte,
war  erregend  und  erfüllte  sie  mit  Stolz.  Sebastian,  der
umwerfendste, unglaublichste Mann, dem sie je begegnet war,
begehrte  sie.  Doch  plötzlich  wurde  sie  wieder  an  die  Realität
erinnert, und Reue überkam sie.

„Es tut mir leid, aber ich glaube, ich kann es nicht. Ich möchte

ja, und ich küsse dich gern und berühre dich. Das habe ich seit
der Vergewaltigung mit keinem Mann getan. Diese Angst … sie
kommt  aus  dem  Nichts  und  immer  dann,  wenn  ich  nicht  damit
rechne.  Panik  überfällt  mich.  Ich  versuche,  es  zu  verdrängen,
aber es gelingt mir nicht.“

Ein  Lächeln  umspielte  seine  Mundwinkel.  „Nur  wenn  du  alles

absolut  unter  Kontrolle  hast?  Wie  bei  dem  Kuss  vor  dem
Kamin?“

„Ja, da hatte ich keine Angst. Du hast mir gesagt, ich hätte das

Kommando, und ich habe deinem Wort vertraut. Hättest du mich

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angefasst oder auch nur so wie jetzt halten wollen, wäre ich wohl
in Panik ausgebrochen.“

„Es stört dich also jetzt nicht, dass ich dich im Arm halte?“

„Nein, aber wir küssen uns ja auch nicht. Du siehst mich nicht

so an wie bei dem Kuss vor dem Kamin.“

„Du meinst erregt?“

Brandi  nickte  und  fühlte  sich  schüchtern,  obwohl  sie  so  offen

miteinander  redeten.  „Auch  im  Whirlpool  hattest  du  diesen
Blick, als würdest du mich am liebsten verschlingen.“

„Das trifft es ziemlich genau.“

Er streichelte erneut ihre Wange, und Brandi bemerkte, dass

er  zitterte.  Sie  genoss  seine  Zärtlichkeit,  seine  sanften  Küsse,
die nichts forderten.

Er setzte sich auf und umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen.

„Ich  möchte,  dass  du  nicht  nur  für  die  Dauer  dieses  Urlaubs,
sondern  solange  du  mich  kennst,  weißt,  dass  du  immer  das
Sagen haben wirst. Ich könnte es nicht ertragen, wenn du dich
meinetwegen unwohl fühlst. Wenn ich etwas falsch mache, lass
es mich wissen. Du kannst mir gegenüber ehrlich sein. Ich will
mir  nur  keine  Sorgen  machen,  dass  ich  es  verderben  könnte,
ohne es zu bemerken.“

Sie nickte wieder und glaubte kaum, was sie hörte. „Soll das

heißen, du willst …“

„Dich weiterhin küssen? Dich berühren? Und ob!“

„Du  bist  nicht  angewidert,  weil  ich  vergewaltigt  worden  bin?

Oder  weil  ich  noch  immer  mit  meinen  Ängsten  zu  kämpfen
habe?“

„Um Himmels willen, nein. Ich will dir nichts vormachen, indem

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ich  behaupte,  dass  ich  den  Kerl  nicht  gern  finden  und  mit
meinen  bloßen  Händen  umbringen  würde.  Aber  du  bist  nicht
verantwortlich  dafür,  was  er  getan  hat.  Und  deine  Vorbehalte
sind mir jetzt absolut verständlich.“

„Willst du die ganze Geschichte wirklich hören?“

„Ich  möchte  alles  über  dich  erfahren“,  erwiderte  er.  „Ich  will

wissen,  was  dich  zum  Lachen  oder  zum  Weinen  bringt,  was
dich  glücklich  oder  traurig  macht.  Ich  möchte  deine  Träume
ebenso  kennen  wie  deine Albträume,  denn  beides  ist  ein  Teil
deiner  Persönlichkeit.“  Sie  überlegte,  wo  sie  beginnen  sollte.
Dann  entschied  sie  sich  für  Sebastians  Taktik,  einfach
geradeheraus  die  Wahrheit  zu  sagen.  „Es  waren  drei  Männer,
nicht einer.“

„Gütiger Himmel.“ Er drückte sie fester an sich.

Brandi  hörte  seine  tiefen  Atemzüge.  Doch  er  sagte  nichts

mehr,  sodass  sie  nicht  mehr  wusste,  wie  seine  Reaktion  auf
ihre hässliche Wahrheit ausfallen würde. Vielleicht würde es ihn
abschrecken, aber dann wäre es wenigstens eine klare Sache,
und sie könnte darüber hinwegkommen. Von Beginn an war es
Sebastian irgendwie gelungen, Gefühle aus ihr hervorzulocken,
von  deren  Existenz  sie  nichts  geahnt  hatte.  Wenn  er  ihr  diese
Gefühle jetzt wieder nehmen wollte, dann sollte es lieber gleich
geschehen.  Je  eher,  desto  besser.  Sie  würde  es  rasch  hinter
sich bringen und die Konsequenzen akzeptieren.

„Ich war mit meiner Familie an Bord eines Kreuzfahrtschiffes in

der Karibik. Es war der letzte Urlaub, den ich bis heute gemacht
habe.  Es  sollte  eine  tolle  Reise  werden.  Ich  kam  mir  sehr
erwachsen  vor,  denn  ich  war  gerade  achtzehn  geworden  und
schon  fast  eine  Frau.  Also  flirtete  ich.  Nur  mit  den  falschen

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Männern.  Es  war  sehr  aufregend,  zumindest  bis  ich  müde
wurde. Ich verließ Shay und meine Eltern, die auf der Party auf
dem  Oberdeck  blieben,  und  kehrte  in  unsere  Luxuskabine
zurück. Was ich nicht wusste, war, dass die Männer mir gefolgt
waren.  Da  ich  annahm,  dass  nur  Shay  kommen  würde,
überprüfte  ich  die  Tür  nicht.  Einer  meiner  Schuhe  hatte  sich
darin  verklemmt,  sodass  sie  nicht  richtig  schloss.  Die  Männer
brauchten nicht einmal anzuklopfen.“

Es  wurde  schwerer  und  schwerer,  und  es  war  so  lange  her,

seit  sie  die  Einzelheiten  wieder  heraufbeschworen  hatte.  Ihre
Kehle  war  wie  zugeschnürt,  und  ihre  Brust  schmerzte.  Sie
registrierte, dass Sebastian wieder ihren Rücken streichelte. Es
tat  gut,  seine  Stärke  zu  spüren,  die  sie  jetzt  brauchte.  Sie
bemerkte, dass ihr Tränen in den Augen standen.

„Ich  schrie  wie  verrückt,  aber  sie  waren  hereingekommen,

während  ich  schlief,  und  als  ich  aufwachte,  war  die  Tür  schon
fest  verschlossen.  Niemand  hörte  meine  Schreie,  als  die
Männer  über  mich  herfielen.  Sie  beschimpften  und  schlugen
mich, weil ich nicht aufhörte zu schreien und zu weinen.“

Sebastian hob ihre Hand an seine Lippen.

„Bis zum nächsten Tag wusste niemand, was geschehen war.

Shay  und  ich  teilten  uns  die  Kabine,  doch  als  sie  hereinkam,
konnte  ich  mich  nicht  dazu  überwinden,  es  ihr  zu  erzählen.  Ich
hätte  es  tun  sollen.  Es  war  so  dumm  von  mir,  einfach  nur
dazuliegen. Aber ich fühlte mich wie betäubt. Ich schämte mich
und kam mir schmutzig vor. Es war leichter, so zu tun, als wäre
es nicht passiert. Shay nahm an, dass ich schlief. Und früh am
nächsten  Morgen  verschwanden  die  Männer  von  Bord,  sobald
wir im Hafen lagen. Ich habe sie nie wiedergesehen.“

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Es  war  nicht  so  schwer  gewesen,  es  Sebastian  zu  erzählen,

wie sie vermutet hatte. Überrascht erkannte sie, dass es damit
zu tun hatte, dass er sie in den Armen hielt. Es war etwas ganz
anderes,  als  es  den  Polizisten  zu  erklären,  die  sie  mit  Fragen
bombardiert hatten und im Zimmer auf und ab liefen. Oder der
Psychologin,  die  trotz  ihrer  mitfühlenden  Miene  kühl  und
unbeteiligt in ihrem Sessel saß und darauf wartete, dass Brandi
sich  emotional  offenbarte,  damit  sie  ihre  Therapie  danach
ausrichten  konnte.  Selbst  Brandis  Schwester  und  ihre  Eltern
waren nicht in der Lage, einfach nur zuzuhören. Ständig sagten
sie  unnötigerweise,  wie  leid  es  ihnen  täte  und  dass  sie  sich
schuldig fühlten. Sie tauschten leidende Blicke, bis Brandi sich
für ihr Unglück schuldig fühlte.

„Zuerst waren meine Eltern geschockt, dann wütend. Nicht auf

mich. Nur verstanden sie nicht, weshalb ich ihnen nichts erzählt
habe.  Sie  wollten  die  Männer  fassen.  Wenn  ich  es  im
Nachhinein betrachte, mussten meine Eltern wohl so reagieren.
Sie  stellten  Forderungen  an  den  Kapitän,  der  herausgefunden
hatte,  dass  ich  mit  den  Männern  geflirtet  hatte.  Er  machte  mir
nicht direkt einen Vorwurf, sagte meinen Eltern jedoch, dass ich
lernen  müsste,  vorsichtiger  zu  sein  und  dass  man  niemandem
trauen dürfe. Natürlich hatte er recht. Ich hätte nicht mit Fremden
flirten  dürfen,  und  ich  hätte  das  Geschehene  sofort  erzählen
müssen. Aber  damals  konnte  ich  es  einfach  nicht. Außerdem
befanden  wir  uns  in  internationalen  Gewässern,  sodass  man
ohnehin nichts unternehmen konnte.“

„Brandi.“

Sebastian sprach ihren Namen zärtlich aus, doch seine Miene

war verhärtet und seine Augen kalt und hart. Er sah aus, wie ihre
Eltern  ausgesehen  hatten  –  verstört  und  angewidert.  Sie

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versuchte, ihre Hand aus seiner zu befreien, doch erneut hob er
sie an seine Lippen und küsste ihr Handgelenk.

Benommen  fragte  sie:  „Bist  du  glücklich  jetzt,  wo  du  alles

weißt?“ Der sarkastische Unterton war reiner Selbstschutz.

Sebastian wischte ihr eine Träne von der Wange. „Ich bin froh,

dass  du  es  mir  gesagt  hast,  aber  ich  bin  nicht  glücklich.  Im
Gegenteil, ich fühle mich elend.“

„Weil  du  diesen  Urlaub  mit  mir  verbringen  musst?  Niemand

schreibt  uns  vor,  dass  wir  die  ganze  Zeit  zusammensein
müssen.“

„Oh  Brandi.“  Er  verzog  tadelnd  das  Gesicht.  „Das  meinte  ich

nicht.“

„Nein?“  Plötzlich  fror  sie  von  innen  heraus  und  zitterte.  „Ich

habe lauter falsche Entscheidungen getroffen und einen Fehler
nach  dem  anderen  gemacht.  Du  musst  mich  für  eine  Idiotin
halten.“

Er  streichelte  ihre  Haare,  ihren  Rücken  und  drückte  sie  ein

wenig enger an seine nackte Brust. Sein Blick war zärtlich. „Wir
wollten bei der Wahrheit bleiben.“

„Sicher“,  sagte  sie,  obwohl  sie  nicht  wusste,  ob  sie  die

Wahrheit ertragen konnte.

Er  lächelte  traurig.  „Ich  halte  dich  für  die  unglaublichste  Frau,

die mir je begegnet ist.“

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6. KAPITEL

Verlegen wegen des albernen Kompliments, schnaubte Brandi

und sagte: „Du musst ja leicht zu beeindrucken sein.“

Sebastian  lachte.  „Eigentlich  nicht,  denn  wegen  meiner

Herkunft  bin  ich  anderen  Leuten  gegenüber  eher  zu  kritisch.
Aber  trotz  allem,  was  du  durchgemacht  hast,  bist  du  nicht
verbittert, sondern immer noch freundlich und sanft. Das grenzt
schon an ein kleines Wunder, finde ich.“

„Ich bin vielleicht nicht verbittert, aber ich werde auch nie mehr

eine normale Frau sein.“

Sebastian  tat,  als  würde  er  ihr  Gesicht  studieren.  „Für  mich

siehst du ganz normal aus.“ Dann küsste er sie auf die Wange.
„Und du schmeckst so gut. Keine normale Frau hat mich je so
gereizt wie du.“

Sie strahlte unwillkürlich, obwohl sie wusste, dass seine Worte

Unsinn waren. „Du weißt genau, was ich meine.“

„Ja,  ich  weiß.  Aber  das  stimmt  nicht.  Du  bist  vielleicht

reservierter,  aber  du  hast  die  gleichen  Wünsche  und
Bedürfnisse wie jede andere Frau.“ Grinsend fügte er hinzu: „Du
brauchst nur den richtigen Mann, der dir seinen Körper für deine
Neugier zur Verfügung stellt.“

Sie  wischte  sich  die  letzten  Tränen  aus  den  Augen.

„Sebastian,  ich  weiß  nicht,  ob  ich  je  wieder  mit  einem  Mann
schlafen kann. Allein die Vorstellung …“ Sie verstummte. Es war
einfach  viel  zu  schwer,  all  diese  Dinge  auszusprechen  und
auszudrücken, was sie fühlte.

„Du kannst mir alles anvertrauen“, versicherte er ihr sanft. „Es

ist niemand außer uns beiden hier.“

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Die Nacht war still. Ohne dass Brandi es mitbekommen hatte,

war  das  Fernsehprogramm  zu  Ende  gegangen,  und  nur  noch
ein  Flimmern  war  zu  sehen,  begleitet  von  einem  leisen
Rauschen.  Sie  atmete  Sebastians  Duft  ein,  genoss  seine
Wärme,  sein  Interesse  und  seine  Zärtlichkeit.  Er  trug  lediglich
seine  Jeans,  hatte  die  langen  Beine  ausgestreckt,  und  seine
Füße  wären  nackt.  Ein  dunkler  Bartschatten  bedeckte  seine
Wangen.  Seine  Augen  waren  verschlafen,  seine  Haare
zerzaust.

Brandi  fühlte  sich  sicher  bei  ihm.  Er  war  sexy  und  irgendwie

schon  ein  Teil  von  ihr.  Sie  schluckte  und  beschloss,  die
Situation  zu  nutzen.  Möglicherweise  würde  sie  eine  zweite
Chance nie bekommen, und sie hatte noch so viele Fragen, es
gab so viele Dinge, über die sie mit ihm reden wollte. Sebastian
war  da,  und  sie  vertraute  ihm,  sogar  mehr,  als  sie  sich  selbst
manchmal traute.

„Die Vorstellung, dass ein Mann auf mir liegt, macht mich ganz

krank, und mir bricht der kalte Schweiß aus.“

Er rieb sein Kinn an ihrem Kopf und erwiderte schlicht: „Es gibt

schließlich auch andere Stellungen.“

„Aber  ein  Mann  ist  viel  stärker.  Er  kann  die  Position  immer

bestimmen.  Shay  hat  mir  einmal  erzählt,  dass  ein  Mann,  der
sehr erregt ist, nicht immer weiß, was er tut.“

„Wie  bitte?“  Er  sah  sie  erstaunt  an.  „Das  ist  Unfug  und  eine

üble Ausrede. Männer sind immer verantwortlich für ihr Handeln,
besonders wenn sie mit einer Frau zusammen sind. Warum hat
Shay dir etwas so Dummes erzählt?“

Dass er so aufgebracht war, verblüffte sie. „Sie hatte mich zu

einer Verabredung überredet, und der Kerl wurde zudringlich. Er

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hat eigentlich nichts getan, nur versucht, mich zu küssen.“

„Aber du wolltest ihn nicht küssen?“

„Nein. Vermutlich dachte er an diesem Abend, er würde mich

schon überreden können.“

„Ich hoffe, du hast ihm eine gelangt“, murmelte Sebastian.

„Ich  wünschte,  ich  hätte  es  getan.  Stattdessen  bin  ich

weggerannt:  Ich  gerate  in  Panik  und  kann  dann  nur  noch  an
Flucht denken.“

„Und das ist dir heute während des Einkaufs auch passiert?“

Brandi nickte. Es fiel ihr erstaunlich leicht, sich mit ihm darüber

zu  unterhalten.  „Zwei  Männer  haben  versucht,  sich  an  mich
heranzumachen.“

„Glück für sie, dass ich es nicht mitbekommen habe.“

Brandi lachte über seine finstere Miene. Es gefiel ihr, dass er

sie verteidigen wollte, obwohl sie lernen wollte und musste, sich
selbst zu verteidigen. „Es war keine große Sache. Shay meint,
ich bewerte manche Dinge einfach über, und sie hat recht. Sie
sagt,  nur  weil  ein  Mann  Interesse  bekundet  oder  zu  küssen
versucht, macht ihn das noch nicht zum Vergewaltiger.“

„Das stimmt wohl. Aber jeder, ob Mann oder Frau, sollte auch

ein  Nein  akzeptieren  und  die  Wünsche  des  anderen
respektieren. Lass dich von Shay nicht zu etwas überreden, was
du nicht willst.“

„Sie hat mich zu diesem Urlaub überredet.“

„Ausgenommen  diesen  Urlaub“,  schränkte  er  rasch  ein  und

grinste schief. „Was das angeht, war Shay brillant.“

Brandi  schüttelte  den  Kopf.  „Eigentlich  hätte  es  mich  nicht

überraschen  dürfen,  was  sie  tat.  Sie  hat  es  sich  nämlich  zu

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ihrem persönlichen Ziel erklärt, mein Leben wieder in Schwung
zu  bringen.  Irgendwie  fühlt  sie  sich  verantwortlich,  weil  sie  auf
der Kreuzfahrt nicht auf mich aufgepasst hat. Ich versichere ihr
ständig, dass es nicht ihre, sondern meine Schuld war.“

„Es  war  auch  nicht  deine  Schuld,  Liebes.  Dass  du  die  Tür

offengelassen  hast,  rechtfertigt  noch  lange  nicht,  was  diese
Bastarde dir angetan haben. Es war ein kleiner Fehler, für den
du bitter bezahlen musstest.“

„Aber ich habe mit ihnen geflirtet.“

„Na  und?  Das  macht  jeder.  Das  ist  ganz  normal,  aber  noch

lange  keine Aufforderung  zur  Gewalt.  Die  einzigen  Schuldigen
sind diese Männer, die die Arglosigkeit eines jungen Mädchens
ausgenutzt haben.“

„Ich habe mir schon so oft gewünscht, ich hätte einiges anders

gemacht“, sagte sie.

„So geht es uns allen. Aber wir sind nun einmal alle Menschen

und machen Fehler. Wir müssen lernen, damit zu leben.“

Brandi  entspannte  sich.  Sebastian  war  so  offen  und  ehrlich.

Das Thema schien ihn überhaupt nicht zu stören. Sie drückte ihn
kurz  an  sich.  „Es  ist  ganz  anders,  mit  dir  zu  reden,  als  mit
meiner Familie!“

„Warum?“

„Sie  wollen  im  Grunde  nichts  davon  hören,  weil  sie  sich

unbehaglich  dabei  fühlen.  Sie  wissen  nicht,  wie  sie  reagieren
sollen,  und  fürchten,  mich  aufzuregen.  Gewöhnlich  endet  es
damit, dass sie sich entschuldigen. Inzwischen gibt es eine stille
Übereinkunft,  das  Thema  nicht  mehr  zur  Sprache  zu  bringen,
und so zu tun, als sei es nie geschehen. Sie wissen nichts von
meinen Albträumen. Ich will nicht, dass sie sich Sorgen machen

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oder  ihre  albernen  Schuldgefühle  stärker  werden.  Es  gibt
ohnehin nichts, was sie dagegen tun könnten. Ich muss einfach
lernen, mit diesen Träumen fertig zu werden.“

„Ich bin froh, dass du mit mir darüber gesprochen hast“, meinte

Sebastian.  „Ich  möchte  dir  das  Gefühl  geben,  dass  du  mit  mir
über alles reden, mir jede Frage stellen kannst. Du kannst dich
jederzeit  an  mich  wenden.  Jeder  hat  das  Bedürfnis  zu  reden.
Etwas in sich hineinzufressen hilft nie.“

Brandi zögerte einen Moment, da sie nicht wusste, wie sie ihre

Gefühle in Worte fassen sollte. Sie wollte Sebastian begreiflich
machen,  wie  viel  ihr  diese  Zeit  mit  ihm  bedeutete.  Bei  ihren
Eltern  oder  ihrer  Schwester  war  sie  am  Ende  gewöhnlich
diejenige,  die  zuhörte.  Sie  wollten,  dass  Brandi  ihre
Schuldgefühle  verstand  und  begriff,  dass  sie  wegen  des
Geschehenen ebenfalls litten. Doch Sebastian hörte einfach zu
und  akzeptierte  es,  wie  es  war.  Sie  konnte  ihm  ihr  Herz
ausschütten,  und  es  tat  gut.  Nicht  einmal  mehr  die Albträume
erschienen ihr so bedrohlich wie früher. Unmöglich konnte sie all
das in Worte fassen, daher flüsterte sie nur: „Danke.“

Er zögerte, ehe er sacht ihre Schläfe küsste, ihre Wange, ihren

Mund. „Gern geschehen.“

Sie  schloss  die  Augen  vor  ihrem  nächsten  Geständnis.

„Sebastian, ich mag es, dich zu küssen.“

„Wirklich?“

Sie  fuhr  mit  der  Hand  über  seine  nackte  Schulter,  und  sein

sinnlicher Blick ließ sie erschauern. Seine Begierde war ihm so
deutlich  anzusehen  und  so  natürlich.  Er  verbarg  nichts  vor
Brandi,  und  vermutlich  machte  das  die  Sache  weniger
beängstigend.

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„Ich  war  schon  so  lange  neugierig.  Aber  ich  wollte  es  nicht

riskieren, jemanden an mich herankommen zu lassen und Dinge
zu  tun,  die  die  meisten  Mädchen  schon  als  Teenager  erleben.
Ich  war  ein  Spätzünder.  Ich  wurde  nicht  oft  von  Jungen
eingeladen,  denn  Shay  sah  so  fantastisch  aus,  dass  die
meisten Jungen in meinem Alter mich kaum beachteten.“

„Ich habe dich beachtet.“

Brandi grinste. „Ich weiß. Es wundert mich immer noch, dass

du nichts mit Shay hast.“

Sebastian  schnaubte.  „Ich  finde  deine  Schwester  viel  zu

dominant. Sie ist ohne Zweifel schön, aber ganz anders als du.
Shay  ist  nicht  im  Mindesten  so  sensibel  wie  du.  Sie  ist
extravagant,  selbstsicher  und  kann  man  manchmal  ziemlich
nerven.“

„Sie ist unglaublich.“

Er  lachte.  „Du  brauchst  sie  nicht  zu  verteidigen.  Ich  mag  sie

sehr, und ihr Charakter passt absolut zu ihr. Aber Shay hat eine
Art, aus Männern wie mir Hackfleisch zu machen, und ich habe
keine Lust, mit ihr zu kämpfen.“

„Du beschreibst sie wie eine Amazone.“

„Das trifft es ja auch ziemlich genau.“

Brandi  boxte  ihn  gegen  die  Schulter.  „Dann  überrascht  es

mich, dass du ihr entkommen bist. Die meisten Männer erliegen
ihrem Zauber innerhalb weniger Minuten.“

„Einschließlich all der Jungen, die du als Teenager kanntest?“

„Ja. Mich kannte man nur als Shays kleine Schwester. Daher

hatte  ich  wenig  Gelegenheit,  etwas  auszuprobieren,  während
die  anderen  Mädchen  schon  herumknutschten  und  alles

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Mögliche  anstellten.  Und  nach  der  Vergewaltigung  …  Nun,
heute wünschte ich, ich hätte schon einen Freund gehabt.“

Sie  vermochte  es  nicht,  ihre  Gedanken  exakt  in  Worte  zu

fassen,  doch  Sebastian  verstand.  „Du  wolltest  diese  ersten
aufregenden  Dinge  erleben,  den  ersten  Kuss,  die  ersten
Zärtlichkeiten, ohne dass es zum Äußersten kam.“ Während er
sprach,  glitten  seine  Finger  über  ihren  Arm.  Ein  wohliger
Schauer durchrieselte Brandi.

„Ich  mag  es,  wenn  du  mich  berührst,  Sebastian.  Und  ich

berühre  dich  gern.  Du  fühlst  dich  so  anders  an  als  ich.“  Sie
streichelte sein Schlüsselbein, seinen warmen Hals. Seine Haut
war  fest  und  seidenweich  über  den  harten  Knochen  und
Muskeln.

Er  schloss  seine  Finger  um  ihre  und  küsste  ihre  Handfläche,

wobei  er  ihr  Gesicht  betrachtete.  „Hast  du  je  den  Bart  eines
Mannes gefühlt?“

Sein  glutvoller  Blick  machte  es  ihr  schwer,  zu  sprechen.  „Ja,

bei meinem Vater.“

„Aber  dies  ist  ein  wenig  anders,  oder?“  Seine  Stimme  nahm

einen tiefen, intimen Klang an. Er fuhr mit ihrer Hand über sein
Kinn  und  dann  über  die  Oberlippe,  wo  in  wenigen  Tagen  ein
Schnauzbart sein würde, wenn er sich nicht rasierte. Sein Atem
war warm an ihrer Handfläche.

Brandi  öffnete  die  Hand  und  umfasste  seine  Wange.

Sebastian nahm seine Hände fort und legte sie auf ihre Taille,
damit  sie  aus  eigenen  Stücken  tun  konnte,  was  sie  wollte.
Atemlos  flüsterte  sie:  „Ja,  es  ist  etwas  anderes.“  Es  war
erstaunlich,  faszinierend  und  aufregend.  „Du  bist  immer  so
warm.“

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Er  lachte  leise  und  schmiegte  kurz  das  Gesicht  in  ihre

zerzausten Haare. „Ich habe eine wunderschöne, erotische Frau
auf  meinem  Schoß.  Es  ist  ein  Wunder,  dass  ich  noch  nicht  in
Flammen stehe.“

Brandi  schenkte  seinen  Worten  keine  Beachtung.  Sie  war

nicht schön, höchstens einigermaßen hübsch. Dennoch gab er
ihr  das  Gefühl,  sexy  zu  sein.  Sie  strich  mit  dem  Finger  über
seinen Hals, fühlte seine Bartstoppeln, das Pulsieren des Blutes
in seinen Adern. Sie berührte sein Haar im Nacken. Es war kühl
und  seidig.  „Ich  hätte  nie  gedacht,  dass  Männer  so  weiches
Haar haben.“

Er beobachtete sie. „Mein Bart ist rau, aber die übrigen Haare

an meinem Körper sind es nicht.“

Sie bekam ein flaues, aber gleichzeitig angenehmes Gefühl im

Magen,  als  würde  sie  tief  im  Innern  etwas  kitzeln.  Sie  sah  auf
die  dunklen,  dichten  Haare,  die  seine  Brust  bedeckten  und
seine  kleinen  braunen  Brustwarzen  umgaben.  Sie  legte  beide
Hände gespreizt auf seine Brust, fühlte seinen Herzschlag.

„Brandi?“, fragte er heiser. „Ich mag es, wenn du mich berührst,

Liebling.“

Sein Atem streifte sie, und dann bemerkte sie seine Erregung.

Ihre Blicke trafen sich.

„Ich werde mich nicht bewegen und dich nicht berühren, ehe du

mich  nicht  dazu  aufforderst“,  versprach  er.  „Aber  ich  bin  auch
nur  ein  ganz  normaler  Mann,  der  sich  sehr  zu  dir  hingezogen
fühlt. Gegen die Reaktion meines Körpers bin ich machtlos.“

„Für einen ganz normalen Mann halte ich dich nicht.“ Sie legte

die Hände auf seinen Bizeps und staunte über seine Muskeln.
Nach einer Weile war es ihr vertraut, ihn zu berühren, und das

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überraschte sie. Es kam ihr so natürlich vor, mit ihm zusammen
zu sein. Sebastian hielt sein Wort und bewegte sich nicht, außer
dass  er  einmal  kurz  seine  Position  veränderte  und  schwerer
atmete.  Erneut  umfasste  sie  seine  Wangen,  fuhr  mit  den
Fingern  über  seinen  Nasenrücken  und  seine  Brauen.  Dann
legte  sie  sie  auf  seine  Lider,  die  sich  langsam  schlossen.  Er
hielt absolut still.

„Ich  mag  es,  wie  du  mich  mit  halbgeschlossenen  Augen

ansiehst“,  sagte  sie.  Anfangs  hatte  sein  intensiver  Blick  ihr
Angst gemacht, jetzt aber hatte sie sich daran gewöhnt. Es gab
ihr das Gefühl, etwas Besonderes zu sein.

„Was magst du noch?“

Ohne  zu  zögern,  antwortete  sie:  „Deinen  Duft.“  Sie  berührte

wieder  seinen  Nasenrücken  und  bemerkte  eine  winzige
Krümmung. Wahrscheinlich war sie ihm gebrochen worden. An
seinem  Mundwinkel  war  eine  kleine  Narbe.  Alles  an  ihm
faszinierte  sie.  Er  fuhr  sich  mit  der  Zunge  über  die  Unterlippe
und  streifte  dabei  ihre  Fingerspitzen.  Rasch  zog  sie  die  Hand
zurück.

„Berühre mich noch einmal“, bat Sebastian.

„Ich …“

„Es hat dich erschreckt, meine Zunge zu spüren?“

„Ja.“

„Was hast du dabei empfunden? Furcht?“

„Nein.“ Nicht Furcht hatte ihr den Atem genommen. „Ich habe

es noch nie gefühlt, daher ist es schwierig zu beschreiben.“

„Möchtest du weitermachen?“

Sie nickte, obwohl sie nicht sicher war, wo sie weitermachen

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sollte.

Sebastian löste das Problem für sie. „Wie wäre es, wenn ich

dir sage, was ich empfunden habe?“

Ihr  Herz  pochte  schneller.  Die  Luft  zwischen  ihnen  war  wie

elektrisch  aufgeladen.  Es  gefiel  Brandi,  dass  sie  eine  solche
Wirkung auf ihn hatte und er sie so heftig begehrte.

„Es  durchströmte  mich  heiß,  im  ganzen  Körper.“  Er  grinste.

„Du  sitzt  auf  meinem  Schoß,  also  nehme  ich  an,  du  hast  es
gemerkt.“

„Es  ist  mir  unheimlich.  Ich  habe  so  etwas  noch  nie  zuvor

empfunden.“

Wieder  hob  er  ihre  Hand  an  den  Mund  und  küsste  ihre

Handfläche.  „Was  geschehen  ist,  hat  deine  Entwicklung  nur
verlangsamt. Vor der Vergewaltigung warst du noch zu jung, um
deine eigene Sinnlichkeit zu entdecken, und danach hattest du
viel zu viel Angst. Aber jetzt, bei mir, fühlst du dich sicher. Habe
ich recht?“

„Ja“, bestätigte sie und ermahnte sich, ehrlich zu sein. „Bis zu

einem gewissen Punkt.“

„Ich  glaube,  ich  verstehe  deine  Regeln  jetzt.  Vorhin,  im

Whirlpool,  dachte  ich,  du  würdest  ein  Dominanz-Spiel  spielen,
und  dass  ich  mich  nicht  bewegen  sollte,  damit  du  mich  reizen
kannst.  Das  hat  mir  wirklich  gefallen. Aber  es  war  zu  viel,  und
ich konnte mich nicht länger beherrschen. Jetzt weiß ich, dass
du nicht spielst. Ich verstehe nun, weshalb es für dich so wichtig
ist,  dass  du  diejenige  bist,  die  die  Kontrolle  hat.“  Er  gab  ihr
einen  Kuss,  der  sie  überraschte  und  zugleich  erregte.
„Befriedige ruhig deine Neugier bei mir.“

Brandi lachte. Erotische Spielereien mit einem Mann war sie

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nicht  gewohnt.  Doch  mit  Sebastian  schien  es  ihr  ganz
selbstverständlich  zu  sein,  und  es  machte  ihr  überhaupt  keine
Angst,

Er  wickelte  eine  Strähne  ihres  Haars  um  seinen  Zeigefinger,

und seine Miene wurde ernst. „Jetzt, wo ich es verstanden habe,
sollst  du  mich  leiten,  mir  sagen,  was  du  willst  und  was  du
brauchst. Du kannst mich überall anfassen, wie auch immer du
es willst, wann immer du es willst. Wenn ich mich nicht bewegen
soll,  werde  ich  es  auch  nicht  tun.  Wenn  du  möchtest,  dass  ich
dich  anfasse,  werde  ich  deinem  Wunsch  nur  zu  gern
nachkommen. Aber nur, falls du mich dazu aufforderst. Du hast
es in der Hand, im wahrsten Sinne des Wortes.“

Sebastian  beobachtete  Brandi,  die  sich  seine  Worte  durch

den  Kopf  gehen  ließ.  Er  versuchte  sich  nicht  anmerken  zu
lassen, wie sehr ihr Bericht ihn aufgewühlt hatte. Einige Leute,
nicht zuletzt ihre Familie, hätte er sich gern vorgenommen. Sie
hatten  Brandis  Bedürfnis  erstickt,  über  die  Vergewaltigung  zu
sprechen,  und  so  verhindert,  dass  sie  ihren  Schmerz
verarbeiten  konnte.  Brandi  hatte  ihre  Familie  geschont,  wo  es
doch genau andersherum hätte sein müssen. Er erinnerte sich
an  die  eigenen  Schuldgefühle  seiner  Mutter  gegenüber  und
wusste,  dass  das  mangelnde  Verständnis  von  Brandis  Eltern
keine Absicht war. Oft litten die Angehörigen von Gewaltopfern
am meisten, wenn auch anders als das Opfer selbst. Das hatte
er bei seiner Arbeit schon häufig genug erlebt.

Zu gern hätte er die Männer in die Finger bekommen, die es

gewagt  hatten,  Brandi  anzurühren.  Doch  vor  allem  war  er
wütend  auf  sich  selbst.  In  seinem  Job  hatte  er  es  ständig  mit
emotionalen  und  körperlichen  Traumata  zu  tun.  Er  beschützte
Frauen 

vor 

ihren 

prügelnden 

Ehemännern 

und 

die

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Unschuldigen,  auf  die  man  es  wegen  des  Geldes  oder  des
politischen  Vorteils  abgesehen  hatte.  Sebastian  kannte  die
Anzeichen  und  die  Ängste.  Doch  seit  er  Brandi  kennengelernt
hatte,  war  er  nicht  mehr  er  selbst  gewesen.  Alle  Anzeichen
waren  ihm  entgangen,  da  sich  für  ihn  alles  um  seine  Lust  und
Verletzbarkeit gedreht hatte.

Er  hatte  es  bei  manchen  Fällen  sogar  mit  Vergewaltigung  zu

tun  gehabt.  Doch  anstatt  Brandis  Vorsicht  und  Neugier  als
Überbleibsel  eines  Traumas  zu  interpretieren,  hatte  er
angenommen,  dass  sie  erotische  Spielchen  mit  ihm  spielen
wollte. Er hatte geglaubt, sie setze ihre Scheu und den Wunsch
nach Kontrolle bewusst ein, um die Spannung zu erhöhen.

Aber  jetzt  kannte  er  die  Wahrheit  und  würde  seine  eigenen

Wünsche  zurückstellen.  Nichts  war  momentan  wichtiger,  als
Brandi zu ermutigen und ihr zu zeigen, dass sie in jeder Hinsicht
eine  normale  Frau  war.  Das  war  ihm  jede  Unannehmlichkeit
wert. Schon jetzt hielt er es vor Erwartung kaum aus.

„Du willst, dass ich dich berühre?“

Er  musste  über  ihre  Unsicherheit  und  geröteten  Wangen

lächeln. „Ja, das will ich.“ Er küsste sie, und es war erneut ein
zurückhaltender, kurzer Kuss, aus dem hoffentlich mehr werden
würde.  „Fühl  dich  frei,  mich  anzufassen,  wo  du  willst,  mich  zu
küssen oder einfach nur anzusehen.“

„Das kann ich nicht.“

Brandis  Miene  widerlegte  ihre  Worte.  Sebastian  lachte  leise.

„Das  hast  du  bereits  getan.  Und  wenn  du  schon  so  fasziniert
bist von meiner Brust, muss dich der Rest meines Körpers auch
interessieren.“

Sie  schluckte  und  holte  tief  Luft.  „Soll  das  etwa  heißen,  du

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würdest mich …“

„Was? Sprich es ruhig aus.“

„Ich weiß nicht, ob ich das kann. Immerhin weiß ich nie, wann

mich die Angst überkommt.“

„Ich  weiß. Aber  das  macht  nichts.  Du  kannst  jederzeit  deine

Meinung ändern und stehst in keiner Hinsicht unter Druck. Sag
einfach Nein, das ist alles.“

„Das  behauptest  du  jetzt.  Aber  sobald  wir  uns  erst  einmal

miteinander  …  eingelassen  haben,  siehst  du  es  vielleicht
anders.“

„Fürchtest du, ich könnte die Beherrschung verlieren?“

„Ich  glaube  nicht,  dass  du  mir  absichtlich  wehtun  würdest“,

antwortete sie.

Sebastian musste die Tatsache akzeptieren, dass es dauern

würde, bis er ihr Vertrauen gewonnen hatte. Doch das fiel ihm
nicht  leicht.  Andererseits  war  er  entschlossen,  in  diesen  fünf
Tagen  so  große  Fortschritte  wie  möglich  zu  erzielen.  Daher
nannte er ihr die einzig realisierbare Möglichkeit, die ihm einfiel,
auch  wenn  ihm  die  Vorstellung  unbehaglich  war.  „Falls  du  dir
Sorgen  machst,  dass  ich  die  Kontrolle  verlieren  könnte,  darfst
du mich jederzeit ans Bett fesseln.“

Brandi starrte ihn ungläubig und verblüfft an.

„Ich  meine  es  ernst“,  fuhr  er  fort.  „Ich  möchte,  dass  du  dich

absolut  wohl  mit  mir  fühlst,  und  wenn  das  dazu  nötig  ist,  dann
soll  es  so  sein.“  Ihre  Reaktion  bestätigte  ihn  in  seinem
Entschluss  und  brachte  seinen  Humor  zurück.  „Natürlich  musst
du  mir  versprechen,  behutsam  zu  sein  und  meinen  armen
Körper mit Respekt zu behandeln.“

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Sie gab ihm einen liebevollen Klaps und grinste.

„Selbstverständlich  darfst  du  mich  nicht  kitzeln.  Das  halte  ich

nicht aus.“

„Du bist also kitzelig?“

Er  zog  im  Scherz  die  Brauen  zusammen.  „Dieses  boshafte

Funkeln  in  deinen  Augen  gefällt  mir  ganz  und  gar  nicht.
Versprich es mir auf der Stelle.“

„Na  schön,  ich  verspreche,  dich  nicht  zu  kitzeln.“  Flüsternd

fügte sie hinzu: „Jedenfalls nicht, solange du gefesselt bist.“

Er  tat,  als  würde  er  über  ihre  Worte  nachdenken,  obwohl  ihn

die ungezwungene Art begeisterte, mit der sie ihn aufzog. Ihre
Stimme war heiser und voller Erwartung gewesen. Das war ein
weiterer Fortschritt. Zumindest wollte er es so interpretieren.

„Gut,  dann  sind  wir  uns  einig.“  Sebastian  nahm  die

Fernbedienung vom Tisch und schaltete den Fernseher aus.

Brandi war sofort alarmiert. „Was machst du?“

„Nicht  das,  was  du  dir  anscheinend  vorstellst.“  Er  zupfte  an

einer dunklen Locke an ihrer Schläfe. „Meinst du etwa, ich hatte
die Absicht, mich gekonnt vor dir zu entkleiden?“

„Ich bin mir nicht sicher. Das alles ist so neu für mich.“

„Du  kannst  dich  entspannen,  denn  ich  wollte  nur  vorschlagen,

dass  wir  versuchen,  noch  etwas  Schlaf  zu  bekommen.  Es  ist
schon spät.“

„Oh.“  Sie  wirkte  enttäuscht  und  wollte  aufstehen.  „Dann  sollte

ich jetzt wohl besser zurück in mein Bett gehen.“

Sebastian  legte  die  Arme  um  sie,  sodass  sie  auf  seinem

Schoß  sitzen  blieb.  „Ich  dachte  eigentlich,  dass  wir  hier
schlafen. Ich habe es bequem, und nachdem ich dich so lange

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gehalten habe, ist der Gedanke an mein leeres, kaltes Bett nicht
gerade verlockend.“

Brandi  war  unschlüssig.  „Bin  ich  dir  nicht  zu  schwer?“,  fragte

sie.

„Liebling, du bist leicht wie eine Decke.“

„Vielleicht bekomme ich wieder einen Albtraum.“

Genau das war einer der Gründe, weswegen er in ihrer Nähe

bleiben  wollte.  Er  würde  sein  Möglichstes  tun,  um  sie  zu
beschützen, auch vor den Dämonen, die sie verfolgten. „Wenn
du  wieder  einen  schrecklichen  Traum  hast,  kannst  du  dich  an
mir festhalten. Du bist dann nicht allein.“

Tränen traten ihr in die Augen, und Sebastian schmiegte ihren

Kopf unter sein Kinn, nahm eine Decke von einem der Sessel
und  breitete  sie  über  ihnen  aus.  Er  legte  die  Beine  auf  den
Couchtisch und lehnte sich zurück. Brandi bewegte sich einige
Male  und  erinnerte  Sebastian  schmerzlich  an  seine  Erregung.
Doch er biss die Zähne zusammen.

„Sebastian?“

„Hm?“

„Gute Nacht.“

Es  tat  gut,  sie  so  zu  halten  und  ihrem Atem  zu  lauschen.  Er

könnte sich durchaus daran gewöhnen, sich von ihr für den Rest
seines  Lebens  eine  gute  Nacht  wünschen  zu  lassen.  Er  legte
die  Wange  an  ihren  Kopf,  und  ihre  Haare  kitzelten  ihn  in  der
Nase. „Gute Nacht, Liebes. Schlaf gut.“

Brandi seufzte. „Das werde ich.“

Und  wie  bereits  in  der  Limousine,  schlief  sie  von  einem

Moment zum anderen ein. Sebastian brauchte länger, um sich

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zu entspannen. Er dachte darüber nach, wie er sich bei seinem
ersten sexuellen Abenteuer verhalten hatte. Das war schon sehr
lange her, und er erinnerte sich nicht gern daran, da diese Zeit
voller  Armut,  Traurigkeit  und  Verzweiflung  gewesen  war.  Er
hatte  seine  ersten  Erfahrungen  viel  zu  früh  gemacht,  indem  er
versuchte, Trost bei den Frauen in der Nachbarschaft zu finden.
Sie brauchten diese Abwechslung ebenso dringend wie er.

Nach dem Dienst in der Army war er wählerischer geworden,

und  es  hatte  lange  Phasen  gegeben,  in  denen  er  sich  mit
Frauen  nicht  einließ.  Meistens  hatte  er  es  nicht  sonderlich
vermisst, und wenn, dann hatte er rasch weibliche Gesellschaft
gefunden.  Stets  hatte  er  die  Kontrolle  gehabt  und  war  keine
Verpflichtung eingegangen.

Doch jetzt fühlte er sich Brandi verpflichtet. Er wollte der erste

Mann sein, der sie in die Geheimnisse der körperlichen Liebe
einweihte. Ihm blieben noch vier Tage, und er würde das Beste
aus  ihnen  machen.  Gleich  morgen  früh  würde  er  damit
beginnen. Er musste grinsen, denn sein Plan war ein bisschen
hinterhältig.  Brandi  musste  die  Kontrolle  haben,  und  er  würde
sie  ihr  geben.  Der  Trick  bestand  darin,  ihr  das  Gefühl  zu
vermitteln,  dass  sie  die  Zügel  in  der  Hand  hielt,  wenn  sie  in
Wahrheit seinem Willen folgte.

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7. KAPITEL

Sebastian  trocknete  sich  ungerührt  weiter  ab,  obwohl  er

wusste,  dass  Brandi  wie  erstarrt  im  Türrahmen  stand.  Unter
normalen  Umständen,  wenn  er  mit  einer  Frau  zusammen
gewesen wäre, die er begehrte – und die ihn begehrte –, wäre
er sich seiner Nacktheit gar nicht bewusst gewesen, denn dann
wäre die Frau höchstwahrscheinlich ebenfalls nackt gewesen.

Nicht  so  Brandi.  Sie  trug  ihr  Nachthemd  und  sah  ihn

verschlafen  an.  Sebastian  spürte  förmlich  ihre  neugierigen
Blicke auf seinem Körper, und am liebsten hätte er sie an sich
gedrückt, um die Berührung ihrer Hände zu fühlen. Stattdessen
gab er sich gleichgültig.

Das  Wetter  passte  zu  seiner  Stimmung  –  es  hatte  ihn  heute

Morgen mit einem heftigen Gewitter geweckt. Regen klatschte
gegen  die  Scheiben,  und  der  Himmel  war  so  düster  wie  am
frühen  Abend.  Nach  einem  lauten  Donnerschlag  hatte
Sebastian sich von Brandi gelöst und war ins Bad gegangen. Er
hatte die Tür während des Duschens absichtlich offen gelassen,
in  der  Hoffnung,  dass  Brandi  vielleicht  vom  Rauschen  des
Wassers  aufwachen  würde.  Zwar  war  sie  nicht  einmal  vom
Gewitter  aufgewacht,  doch  hatte  sie  da  auch  noch  eng  an  ihn
geschmiegt  geschlafen. Außerdem  war  es  kalt,  und  obwohl  er
sie  zudeckte,  vermutete  er,  dass  die  fehlende  Wärme  sie
wecken würde.

Er wollte, dass sie mit seinen Gewohnheiten als Mann und mit

seinem  Körper  vertraut  wurde.  Je  mehr  sie  ihn  als  Mann  und
sich  als  Frau  begriff,  desto  weniger  würde  sie  in  ihm  einen
dominanten  Gegenpart  sehen.  Die  alltäglichen  Dinge  wie
rasieren,  duschen  und  essen  würden  ihn  für  Brandi  allmählich

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von  einer  potenziellen  Bedrohung  zu  einem  ganz  normalen
Menschen machen.

Er trocknete sich zu Ende ab, warf sich das Handtuch um die

Schultern und drehte sich grinsend zu Brandi um. Doch ihr Blick
war nicht auf sein Gesicht gerichtet. Er räusperte sich, und sie
zuckte zusammen. „Ist alles in Ordnung, Liebes?“

„Du bist nackt.“

„Tatsächlich?  Verdammt,  du  hast  recht.“  Er  machte  ein

verblüfftes Gesicht. „Ich habe mich ausgezogen, um zu duschen.
Das macht man gewöhnlich so.“

„Oh.“ Sie zuckte die Schultern. „Die Tür stand offen.“

„Ich wollte hören, wenn du aufwachst“, erklärte er.

Brandi nickte. „Das Gewitter hat mich geweckt.“

Lange  würde  eine  Reaktion  seines  Körpers  nicht  mehr

ausbleiben,  wenn  sie  ihn  weiterhin  so  betrachtete.  Er  musste
sich  irgendwie  ablenken,  daher  ging  er  ans  Waschbecken,
drehte den Warmwasserhahn auf und nahm sein Rasierzeug.

„Was hast du vor?“

Brandis Ton verriet inzwischen die Neugier, auf die er gehofft

hatte. Er wandte sich kurz um und sah, dass sie näher trat. Er
verhielt  sich  in  seiner  Nacktheit  ganz  ungezwungen,  und
offenbar versuchte Brandi das auch.

„Ich  werde  mich  rasieren.“  Dann  fügte  er  beiläufig  hinzu:  „Ich

will  dich  mit  meinen  Bartstoppeln  nicht  kratzen,  falls  du  dich
entschließt,  das  Küssen  und  Berühren  zu  probieren,  über  das
wir  gesprochen  haben.“  Sie  betrachtete  ihn  weiterhin
schweigend,  und  er  sprühte  sich  etwas  Rasiercreme  in  die
Hand. „Hast du je einem Mann beim Rasieren zugesehen?“

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„Nein.“

„Nicht einmal deinem Vater?“

„Mein  Dad  achtet  sehr  auf  seine  Privatsphäre.  Außerdem

hatten er und meine Mom jeder ein eigenes Badezimmer.“

Sebastian  klappte  den  Toilettendeckel  herunter  und  sagte:

„Komm  und  setz  dich.  Ich  habe  nichts  gegen  ein  bisschen
Gesellschaft.“

„Ich  …  also  …“  Sie  trat  von  einem  Fuß  auf  den  anderen,

knetete  ihre  Hände  und  platzte  schließlich  heraus:  „Gut,  aber
könntest  du  noch  einen  Moment  warten?  Ich  bin  gleich  wieder
zurück.“

Ehe er darauf etwas erwidern konnte, war sie verschwunden.

Sebastian  lachte  leise.  Natürlich,  sie  musste  erst  in  ihr
Badezimmer.

Er hoffte nur, dass sie sich nicht umzog. Er mochte ihr weites

Flanellnachthemd mit den winzigen blauen Blumen darauf. Der
viktorianische  Stil  passte  zu  ihr.  Er  wollte  auch  nicht,  dass  sie
sich die Haare kämmte oder das Gesicht wusch. Sie gefiel ihm
verschlafen  und  zerzaust,  das  machte  sie  sehr  sexy  und
verlockend.

Kurze Zeit später kam sie genau so zurück, wie sie gegangen

war.  Ihre  blauen  Augen  leuchteten.  Sie  setzte  sich  auf  den
Toilettensitz. „Fang an.“

Er lachte. „Du willst die Show genießen, wie?“

Sie  streckte  die  Beine  aus,  schlug  sie  an  den  Knöcheln

übereinander und lehnte sich gegen die Kommode. „Du hast es
mir  angeboten,  und  so  bald  werde  ich  so  etwas  sicher  nicht
mehr zu sehen bekommen.“

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„Da irrst du dich. Du kannst mir beim Rasieren zusehen, wann

immer  du  willst.  Du  musst  es  mir  nur  sagen.“  Er  verteilte  den
Rasierschaum im Gesicht und begann sich zu rasieren. Brandi
sah  ihm  fasziniert  zu.  Sie  beobachtete  ebenso  seinen  Körper
wie den Vorgang des Rasierens.

Sebastian war fast fertig. Als er mit dem Rasierer ein letztes

Mal über die Wange fuhr, sagte Brandi leise: „Du siehst so hart
aus.“

Er  schnitt  sich  und  fluchte,  doch  als  er  sich  zu  ihr  umdrehte,

stellte  er  fest,  dass  sie  seine  Hüften  betrachtete,  wo  die  Haut
eine Spur heller war. Sie hob die Hand ein Stück und ließ sie
wieder in den Schoß sinken.

Sebastian  wischte  sich  das  Gesicht  mit  einem  Handtuch  ab

und  drehte  sich  ganz  zu  Brandi  um.  Sein  Körper  reagierte
unwillkürlich auf sie, und da er vollkommen nackt war, ließ sich
das nicht verbergen.

„Du … du bist erregt, nur weil ich dich anschaue?“

Statt  ihr  zu  antworten,  ließ  er  seinen  Blick  über  ihren  Körper

schweifen,  über  die  sanfte  Wölbung  ihrer  Brüste,  ihren  Bauch
und ihre Schenkel. Er nahm sich Zeit, damit sie genau merkte,
wo er sie betrachtete. Sie erschauerte und errötete.

„Du  reagierst  auch  auf  mich,  wenn  ich  dich  ansehe,  Liebes.

Dein Körper zeigt es nur nicht ganz so offensichtlich wie meiner.
Doch ein kluger Mann weiß, woran er es erkennen kann.“ Seine
Stimme war rau. Er streckte die Hand aus und berührte mit dem
Finger  ganz  sanft  eine  ihrer  hochaufgerichteten  Brustspitzen.
Brandi sog scharf die Luft ein, wich jedoch nicht zurück. „Dies
ist ein kleiner Hinweis.“

„Ich mag das.“

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Sie klang eher erstaunt, nicht abweisend. „Gut. Soll ich es noch

einmal tun?“

Sie biss sich auf die Unterlippe und nickte unsicher.

Für  die  meisten  Menschen  wäre  dies  eine  bizarre  Situation

gewesen  –  eine  Frau  im  Nachthemd  und  ein  völlig  nackter
Mann,  der  äußerst  behutsam  ihre  Brust  berührte.  Für  Brandi
aber  war  es  ein  unglaublicher  Fortschritt.  Mit  zitternder  Hand
versuchte  Sebastian  es  erneut  und  fürchtete  gleichzeitig,
irgendetwas  falsch  zu  machen  und  sie  zu  verschrecken.  Er
wollte sie auf keinen Fall zu rasch zu irgendetwas drängen.

Wieder umspielte er mit dem Finger ihre harte Knospe, strich

mit dem Fingernagel darüber, um sie noch mehr zu reizen, bis
Brandi schwer atmete. „Bitte“, stieß sie keuchend hervor.

Er war so erregt, dass es beinahe körperlich schmerzte. Doch

Brandi  war  ganz  auf  ihren  eigenen  Körper  konzentriert.  „Ich
werde  jetzt  beide  Brüste  streicheln,  und  es  wird  dir  gefallen,
Liebes. Das verspreche ich. Falls nicht, sag es.“

Er  ließ  ihr  nicht  die  Gelegenheit,  darüber  nachzudenken,

sondern hob die andere Hand und umfasste jetzt beide Brüste.
Sie  fühlten  sich  warm  und  fest  an.  Brandis  Herz  pochte  heftig.
Sebastian konnte sich nicht erinnern, jemals so erregt gewesen
zu  sein.  Brandis  Unschuld,  ihr  Vertrauen  wirkten  zusätzlich
stimulierend. Er wollte, dass sie ihm vertraute, dass sie losließ
und sich ihm ganz hingab.

„Gefällt dir das, Liebes?“, flüsterte er.

„Ja.“

Sie  stieß  dieses  eine  Wort  lustvoll  hervor,  und  Sebastian

musste  die  Zähne  zusammenbeißen,  um  nicht  ebenfalls  einen
Laut  der  Begierde  von  sich  zu  geben.  „Liebling,  ich  möchte

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etwas  anderes  probieren.  Einverstanden?  Sieh  mich  nicht  so
an, ich habe nichts Schlimmes vor. Denk dran, du bist der Boss.
Ich mache dir nur einen Vorschlag.“

Sie  zögerte  einen  Moment,  doch  dann  sagte  sie:

„Einverstanden.“  Während  er  sprach,  fuhr  er  fort,  ihre  kleinen,
festen  Brüste  durch  den  Flanellstoff  ihres  Nachthemdes  zu
liebkosen. „Es gefällt dir, wenn ich dich dort anfasse. Aber ich
glaube,  mein  Mund  würde  dir  noch  besser  gefallen.“  Brandi
schüttelte heftig den Kopf.

„Pscht“, versuchte er sie zu beruhigen. „Hör mir zu. Du kannst

dich  auf  den  Toilettendeckel  stellen.  Wenn  du  willst,  lege  ich
sogar  meine  Hände  auf  den  Rücken.  Und  wenn  es  dir
tatsächlich  nicht  gefällt,  kannst  du  es  immer  noch  sagen.“  Er
spürte, dass sie in Versuchung geriet.

„Aber mein Nachthemd will ich nicht ausziehen.“

„Das musst du auch nicht.“

„Diese  Männer,  die  mich  vergewaltigt  haben  …“  Ihre  Stimme

bebte.  „Sie  sagten,  ich  sei  kein  besonderer Anblick,  nur  Haut
und Knochen. Sie … sie lachten mich aus. Ich weiß, dass ich zu
dünn  bin.  Shay  neckt  mich  immer,  dass  ich  ein  paar  Pfund
zulegen müsste. Meine Mutter meinte, ich komme ganz nach ihr
und würde erst rundlicher, sobald ich Kinder habe. Aber da ich
nie daran gedacht habe, Kinder zu bekommen, werde ich wohl
immer zu dünn bleiben.“

Wut  stieg  in  Sebastian  auf  über  alle,  die  Brandi  ihr

Selbstwertgefühl genommen hatten. Sogar ihre eigene Familie
hatte zu ihrer Unsicherheit beigetragen. Begriffen sie denn nicht,
dass sie sie mit ihren achtlosen Bemerkungen verletzten? Shay
wäre  sicher  niedergeschlagen,  wenn  sie  ihre  Rolle  dabei

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erführe.  Er  sollte  es  ihr  trotzdem  sagen.  Natürlich  liebte  sie
Brandi  und  wollte  nur  das  Beste  für  sie,  Shay  verletzte
niemanden absichtlich, besonders nicht die Menschen, die sie
liebte.

Sebastians Augen brannten, und in seinem Kopf hämmerte es

heftig.  Offenbar  sah  er  so  zornig  aus,  wie  er  sich  fühlte,  denn
Brandi stand auf und lief schnell zur Tür. Er drehte sich nicht um
und  unternahm  keinen  Versuch,  sie  aufzuhalten.  Er  würde  jetzt
ohnehin  keine  vernünftigen  Worte  hervorbringen,  sondern
musste  sich  erst  einmal  sammeln,  bevor  er  ihr  einige  Dinge
erklären konnte.

„Sebastian?“

Ohne  dass  er  es  wollte,  ballte  er  die  Fäuste  und  sagte

grimmig: „Diese Idioten! Alle!“

Betretenes  Schweigen  folgte.  Sebastian  drehte  sich  um.

Brandi  stand  noch  immer  dort,  mit  wachsamer  Miene,  und
dachte offenbar über seine Worte nach. „Sieh mich an“, forderte
er  sie  auf.  „Glaubst  du  etwa,  ich  würde  eine  Frau  so  sehr
begehren, wenn sie nicht unglaublich sexy wäre?“

„Du findest nicht, dass ich zu dünn bin?“

Mit zwei Schritten war er bei ihr. „Du kannst in diesem Urlaub

machen,  was  du  willst,  Liebes.  Du  kannst  von  mir  verlangen,
dass  ich  still  bin,  dass  ich  verschwinde  oder  auf  dem  Kopf
stehe, wenn es dich glücklich macht. Aber du darfst nichts von
dem glauben, was diese Idioten dir gesagt haben. Du bist von
Natur  aus  zierlich,  das  ist  alles.  Außerdem  bist  du  die
erotischste  Frau,  die  mir  je  begegnet  ist.  Und  glaub  mir,  ich
erkenne eine schöne Frau, wenn ich sie sehe.“

„Findest du mich wirklich schön?“

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„Ja!“, rief er.

Brandi zuckte kurz zusammen, lächelte aber gleich darauf. Sie

betrachtete noch einmal eingehend seinen Körper und meinte:
„Ich werde mich jetzt besser anziehen.“

Er hatte ganz vergessen, dass er nackt war. Sebastian nickte,

obwohl  er  absolut  nicht  wollte,  dass  sie  sich  anzog.  „Das  ist
wahrscheinlich keine schlechte Idee.“

„Vielleicht solltest du dich auch besser anziehen.“

Ihr  Ton  war  neckend.  Sebastian  kniff  die  Augen  zusammen.

„Was  ist  los?  Willst  du  etwa  nicht,  dass  ich  hier  nackt
umherstolziere?“ Er stöhnte. „Schon gut, vergiss es.“ Er ging an
ihr  vorbei  in  den  Flur  und  fühlte  ihre  Blicke  im  Rücken.  Diese
Reise würde sich noch als die anstrengendste erweisen, die er
je gemacht hatte.

Dann  erinnerte  er  sich  an  Brandis  Gesichtsausdruck,  als  er

ihre  Brüste  und  die  harten  Knospen  liebkost  hatte.  Es  würde
nicht  mehr  lange  dauern.  Daran  musste  er  fest  glauben,  sonst
würde  er  verrückt  werden.  Schon  bald  würde  sie  ganz  ihm
gehören. Schon sehr bald.

Erstaunlich, wie ein paar Worte oder eine simple Gelegenheit

alles verändern konnten. Brandi verließ viel selbstbewusster ihr
Schlafzimmer. Sie war sich über ihre Absichten im Klaren und
hatte  das  Gefühl,  alles  unter  Kontrolle  zu  haben.  Sie  trug  den
langen  Jeansrock  zum Aufknöpfen  von  gestern,  flache  Schuhe
und  eine  leichte  Baumwollbluse.  Mit  gekämmten  Haaren  und
gewaschenem  Gesicht  war  sie  bereit,  Sebastian  erneut
gegenüberzutreten.

Er  stand  vor  dem  Wohnzimmerfenster  und  sah  hinaus  in  das

Unwetter.  Er  trug  Jeans  und  ein  weißes  T-Shirt.  Seine  Füße

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waren  nackt.  Die  feuchten  Haare  hatte  er  nur  flüchtig  mit  den
Fingern  gekämmt.  Brandi  gefiel  sein Anblick.  Sie  mochte  ihn.
Er hatte ein Feuer im Kamin gemacht, das die Kühle vertrieb.
Sie  fand  es  wunderbar,  an  diesem  verregneten  Tag  mit  ihm
allein zu sein, drinnen im Warmen, weit weg vom Rest der Welt.

Brandi trat hinter ihn, und als er sich umdrehen wollte, legte sie

die Hände auf seinen muskulösen Rücken. „Warte“, sagte sie.
Er gehorchte. Das Gefühl der Macht war aufregend. Sie ließ die
Hände über seine breiten Schultern gleiten. Trotz seiner Größe
und  Kraft  war  er  ein  sanfter,  sinnlicher  Mann.  Und  er  fand  sie
schön. „Ich möchte dir ein paar Dinge sagen, Sebastian, und es
fällt mir leichter, wenn du mich dabei nicht anschaust.“

Er entspannte sich und schob die Hände in die Hosentaschen.

„Ich bin ganz Ohr.“

Sie holte tief Luft. „Was du heute Morgen im Badezimmer für

mich  getan  hast,  hat  mir  sehr  gefallen.  Dafür  möchte  ich  dir
danken.“

Er  drehte  ihr  den  Kopf  ein  wenig  zu,  nahm  sich  aber  gleich

wieder  zusammen  und  schaute  aus  dem  Fenster.  „Es  war  mir
ein  Vergnügen.  Wir  können  es  wiederholen,  wann  immer  du
willst. Lass es mich nur wissen.“

„Das beabsichtige ich auch, aber dazu kommen wir gleich.“ Er

gab  einen  Laut  des  Erstaunens  von  sich,  und  Brandi  musste
lächeln.  „Ich  komme  mir  ein  bisschen  dumm  vor,  also  hab
Nachsicht mit mir. Und unterbrich mich nicht“, fügte sie hinzu, da
er genau das tun wollte. „Ich habe viel über alles nachgedacht.
Und  da  du  mich  davon  überzeugt  hast,  dass  du  mich  wirklich
begehrst, habe ich beschlossen, das Beste aus diesem Urlaub
zu machen. Mir ist es noch nie so leichtgefallen, mit jemandem

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zu reden. Bei dir fühle ich mich endlich wieder frei.“

„Das freut mich.“

Sie hörte die Zärtlichkeit in seiner Stimme, schlang von hinten

die Arme um ihn und schmiegte die Wange an seine Schulter.
Er war so warm und fühlte sich so gut an. Sie liebte seinen Duft.
Ohne  nachzudenken,  biss  sie  ihn  sanft.  Er  sog  scharf  die  Luft
ein, rührte sich aber nicht. „Würdest du mir zuliebe bitte dein T-
Shirt ausziehen?“

Er gehorchte, streifte es sich rasch über den Kopf und warf es

zu  Boden.  Er  unternahm  keinen  Versuch,  sich  zu  Brandi
umzudrehen,  doch  jeder  einzelne  Muskel  seines  Körpers  trat
deutlich hervor.

„Da es regnet, können wir heute nicht ausgehen. Das will ich

ohnehin  nicht.  Ich  will  lieber  hierbleiben,  mich  mit  deinem
wundervollen Körper vertraut machen und die Gefühle genießen,
die du in mir weckst.“

„Ist  dir  eigentlich  bewusst,  dass  du  mich  um  den  Verstand

bringst, Liebes?“

Sie lachte leise und fühlte sich ermutigt. „Das bedeutet, dass

du erregt bist. Das freut mich.“ Sie begann von Neuem, ihn zu
berühren,  seine  warme,  seidige  Haut,  die  festen  Muskeln  auf
seinen  Schultern  und  seinem  Rücken.  „Ich  möchte  alles  tun,
Sebastian, aber ich fürchte, das kann ich nicht. Zumindest noch
nicht. Aber was du gesagt hast, wegen des Bettes …“

Einen Moment lang herrschte Stille. Dann schluckte er hart und

fragte: „Du willst mich fesseln?“

Brandi ließ die Hände über seinen flachen Bauch gleiten. „Ja“,

hauchte  sie.  „Das  möchte  ich  gern.  Gleich.  Jetzt  genieße  ich
erst,  dich  zu  streicheln,  ohne  dass  du  mich  ansiehst.  Ich  kann

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jeden  Zentimeter  deines  Körpers  sehen,  doch  es  macht  mich
nicht verlegen, weil du mir den Rücken zugedreht hast. Ich kann
nicht im Dunkeln mit dir zusammen sein“, fuhr sie fort. „Es macht
mir Angst. Es fällt mir nicht schwer, es jetzt zuzugeben. Als die
Männer  mich  vergewaltigten,  war  es  stockfinster.  Ich  brauchte
lange, um mich an die Dunkelheit zu gewöhnen, und die Panik
machte  es  nur  noch  schwieriger.  Sie  schienen  überall
gleichzeitig zu sein und nach mir zu greifen.“

„Liebes, nicht.“

Aber er meinte damit nicht ihre Worte. Denn er wusste, dass

es leichter für sie wurde, wenn sie darüber sprach. Brandi fragte
sich, ob jemand so aufmerksam wie er gewesen wäre und ihr
so  zugehört  hätte,  wenn  sie  ihr  Leben  schon  früher  wieder
aufgenommen hätte.

Es waren nicht die Worte, sondern ihre Berührung, gegen die

Sebastian  protestierte.  Brandi  hatte  ihre  Hand  in  seine  Jeans
geschoben,  sodass  sie  den  Beweis  seiner  Erregung  spürte.
Und  während  sie  sprach,  streichelte  sie  ihn.  Offenbar  fühlte
Sebastian sich bei dieser Kombination nicht ganz wohl.

„Ich  habe  die  Kontrolle.  Schon  vergessen?  Ich  will  dich

streicheln,  während  ich  mit  dir  rede,  weil  alles  andere  mir
unwirklich  und  unwichtig  vorkommt,  wenn  ich  dich  fühle  und
Zentimeter  für  Zentimeter  kennenlerne.  Ich  weiß,  es  ist
merkwürdig.  Aber  diese  Sache  habe  ich  immer  nur  mit
Schmerz und Angst in Verbindung gebracht. Deinen Körper zu
berühren und kennenzulernen ist jedoch aufregend.“

Er  warf  den  Kopf  zurück  und  versuchte,  sich  zu  entspannen.

Brandi trat näher, bis ihre Oberschenkel seine berührten. „Leg
deine  Hände  hinter  den  Kopf“,  befahl  sie.  „Ich  will  dich  überall

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anfassen.“

Er stöhnte leise auf, tat aber, was sie verlangte.

„Du bist ein wunderschöner Mann, Sebastian. So groß und hart

und  muskulös.“  Sie  umfasste  seinen  Po,  ließ  die  Hände  über
seine  Oberschenkel  gleiten  und  erneut  vorn  unter  den  Bund
seiner Jeans. „Weißt du, was ich gern tun würde?“

„Sag es mir.“

„Dir Lust bereiten.“

„Das tust du, Liebes, das tust du.“

„Nein,  ich  meine  vollkommene  Lust.“  Jetzt  wurde  es

schwieriger,  denn  sie  musste  ihn  zu  sich  umdrehen.  Zuvor
jedoch knöpfte sie seine Jeans auf und zog den Reißverschluss
herunter.

„Brandi…“

Sein Ton war warnend, doch sie ignorierte es. „Sag mir, falls

ich dir wehtue.“ Sie spürte ihn hart durch seinen Slip hindurch.
Dann  schob  sie  die  Hand  unter  den  Gummizug  des  Slips  und
umfasste  ihn.  „Du  fühlst  dich  an  wie  heißer  Samt,  nur  so
lebendig und fest.“

Er  war  von  Kopf  bis  Fuß  angespannt,  und  mit  den  Händen

hinter seinem Kopf stieß er die Ellbogen vor, als müsste er sich
gegen unsichtbare Fesseln wehren.

Brandi  schloss  die  Augen  und  genoss  es,  ihn  zu  fühlen.  Mit

ihren  Fingern  erforschte  sie  ihn,  während  sie  sich  an  seinen
Rücken schmiegte.

„Brandi, lange halte ich es nicht mehr aus.“

Angesichts seines Verlangens schwand jegliche Verlegenheit.

Ihn nicht anzuschauen hatte es ihr leichter gemacht. Doch jetzt

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wollte  sie  ihm  in  die  Augen  sehen,  um  seine  Reaktion  zu
erleben.

Sie  stellte  sich  vor  ihn  und  betrachtete  ihn  dort,  wo  sie  ihn

berührte, ehe sie den Mut fasste, zu ihm aufzusehen. Sebastian
legte  seine  Wange  an  ihre,  behielt  die  Arme  jedoch  weiter
hinter dem Nacken. „Ich will dich berühren, Brandi, bitte …“

„Das möchte ich auch, wirklich.“ Sie barg ihr Gesicht an seiner

Brust.

„Du  hast  gesagt,  du  willst  mir  Lust  bereiten.  Das  würde  es

ganz  sicher.  Ich  würde  alles  tun,  um  dich  jetzt  anfassen  zu
dürfen.“

„Ich  habe  große Angst  davor,  dich  und  mich  zu  enttäuschen“,

flüsterte sie.

„Das  wird  nicht  geschehen,  das  verspreche  ich  dir.  Vertrau

mir.“

Das tat sie, doch um Vertrauen ging es nicht. Noch fühlte sie

sich sicher, weil er ihre Wünsche respektierte. Was aber würde
geschehen,  wenn  alle  Schranken  fielen?  Ihre  Ängste  waren
stärker als alle anderen Überlegungen, sosehr sie es sich auch
anders wünschte.

Langsam,  um  sie  nicht  zu  erschrecken,  ließ  Sebastian  die

Arme sinken und hielt ihre Handgelenke fest. „Ja?“

Brandi nickte.

„Dann werde ich dich jetzt küssen.“

Brandi erwartete keinen zurückhaltenden Kuss, sonst hätte er

sie nicht gewarnt. Doch sie wollte es jetzt auch nicht mehr sanft
und  zurückhaltend.  Sie  wollte  seine  Begierde  fühlen,  sein
ganzes Verlangen. Sie hoffte nur, dass sie akzeptieren konnte,

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was er ihr gab. Sie richtete sich entschlossen auf und erklärte:
„Ich werde den Kuss erwidern.“

Sebastian  grinste  und  küsste  sie.  In  dem  Durcheinander  der

Gefühle war kein Platz mehr für Angst. Seine Lippen waren heiß
und fordernd, seine Zunge lockte und neckte sie. Er knabberte
zärtlich an ihrer Unterlippe, ohne zu fordernd zu werden, damit
Brandi  sich  nicht  bedroht  fühlte.  Und  seine  Hände  hielt  er
ebenfalls unter Kontrolle.

Als  sie  sich  eng  an  ihn  presste  und  die  Arme  um  seinen

Nacken schlang, wich er ein Stück zurück und sagte: „Komm mit
in die Küche.“

Brandi 

lachte 

nervös. 

„Meinst 

du 

nicht 

eher 

das

Schlafzimmer?“

„Nein.  Das  Schlafzimmer  erscheint  mir  schon  zu  eindeutig,

obwohl  wir  dort  sicher  auch  landen  werden.  Ich  möchte
unbedingt mit dir schlafen, aber ich beginne es lieber sicher. Es
bedeutet mir viel zu viel, um es zu verderben.“

„Und die Küche ist sicher?“

Er nickte. „Kommst du mit? Wirst du mir vertrauen?“

Ihr  blieb  gar  keine  andere  Wahl.  Sie  wollte  ihn,  und  die

Vorstellung, jetzt aufzuhören, war äußerst unbefriedigend. Zwar
war die Angst noch immer da, aber sie war nicht so stark wie
ihre Lust. „Na schön“, erwiderte sie.

Sebastian nahm ihre Hand und führte sie hinaus. In der Küche

ging er zu dem kleinen runden Tisch und zog einen Stuhl heran.
Brandi wollte sich setzen, doch er hielt sie auf. „Der Stuhl ist für
mich.“  Er  hob  sie  auf  die  Tischkante,  sodass  sie  ihm
gegenübersaß. „Ich will dich dort haben.“

Brandi  errötete.  Ihre  erhöhte  Position  auf  dem  Tisch  war  von

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ihm  sicher  beabsichtigt.  Dadurch,  dass  er  auf  dem  Stuhl  saß,
befand er sich aber auch zwischen ihren Beinen, die von ihrem
Rock  bedeckt  waren.  Sebastians  Hände  ruhten  auf  ihren
Oberschenkeln,  seine  Augen  waren  in  Höhe  ihrer  Brüste.  Er
genoss, was er sah. „Ist das in Ordnung so?“

Brandi  nickte  und  war  sich  plötzlich  der  Tatsache  bewusst,

dass sie keinen BH trug. Sie fühlte bereits, wie ihre Brustspitzen
sich unter der Bluse aufrichteten.

„Wenn  du  es  nicht  magst,  sag  es  mir.“  Und  damit  beugte  er

sich  vor  und  saugte  durch  den  Stoff  hindurch  an  einer  harten
Knospe.

Scharf sog sie die Luft ein. Doch aufgrund ihrer Position fühlte

sie  sich  nicht  im  Mindesten  bedroht.  Sie  schob  die  Finger  in
seine  seidig-weichen  Haare  und  gab  sich  ganz  dem
wundervollen Gefühl hin, das sein Mund in ihr hervorrief. Selbst
durch  den  Baumwollstoff  hindurch  war  seine  Liebkosung  eine
süße Qual.

Er wandte sich der anderen Brust zu, während er die erste mit

der  Hand  weitermassierte.  Diese  sinnliche  Attacke  war
überwältigend, und instinktiv lehnte Brandi sich zurück, um ihm
besseren Zugang zu gewähren.

Sebastian  stützte  ihren  Rücken  und  richtete  sie  wieder  auf.

„Ganz ruhig, Liebes.“

Sie krallte die Finger in seine Haare und hatte keine Ahnung,

was  sie  wollte,  nur  dass  sie  irgendetwas  verzweifelt  brauchte.
Er stand auf, hielt jedoch Abstand zwischen ihnen.

„Wir werden deinen Rock ein wenig aufknöpfen, ja?“

Genau  diese  Möglichkeit  hatte  ihr  bei  der  Entscheidung  für

den  Jeansrock  vorgeschwebt.  Er  reichte  ihr  fast  bis  zu  den

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Knöcheln, doch ihre Beine darunter waren nackt. Sie hatte ihn
angezogen  und  sich  Sebastians  forschende  Hände  darunter
vorgestellt.  Und  jetzt  würde  ihre  Fantasie  Wirklichkeit  werden.
Brandi streifte ihre Schuhe ab und nickte.

Sebastian besaß die Fähigkeit, Dinge auf ganz natürliche und

selbstverständliche  Art  zu  tun.  Seine  Blicke  waren  nicht
anzüglich,  und  er  fasste  sie  nicht  gleich  an.  Er  öffnete  einfach
den untersten Knopf am Saum und wartete, um ihr Gelegenheit
zum Rückzug zu geben.

Da Brandi sich nicht sträubte, nahm er sich nach einem kurzen

Moment den nächsten Knopf vor. Seine ganze Aufmerksamkeit
war  auf  das  gerichtet,  was  er  tat,  sodass  Brandi  ihn  offen
beobachten konnte. Dies war also Verlangen. Niemals hätte sie
geglaubt,  dass  es  so  stark  und  überwältigend  sein  könnte.
Ungeduld erfasste sie, denn es kam ihr wie eine Ewigkeit vor,
bis  der  Rock  ganz  aufgeknöpft  war.  Sebastian  teilte  ihn  und
betrachtete  ihre  Beine,  die  rechts  und  links  von  seinen  Hüften
lagen.  Er  setzte  sich  wieder,  und  sie  musste  die  Beine  ein
wenig mehr spreizen, damit sein Oberkörper dazwischen Platz
hatte.  Brandi  wusste,  dass  er  ihren  schlichten  Baumwollslip
sehen  konnte.  Kurz  spannten  sich  seine  Finger  auf  ihren
Schenkeln an, ehe sein Griff wieder locker wurde.

Doch seine Miene war keineswegs entspannt. In seinen Augen

las Brandi unverhüllte Begierde. „Ich will sicher sein, dass du es
genießt“, flüsterte er.

„Das  tue  ich.“  Sie  schluckte,  und  weil  sie  es  nicht  länger

aushalten konnte, sagte sie: „Bitte schlaf mit mir, Sebastian.“

Seine Miene wurde noch angespannter, doch er schüttelte den

Kopf. „Noch nicht.“ Nach einigen Sekunden fragte er: „Weißt du,

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wie  du  dein  eigenes  Verlangen  richtig  einschätzt?  Was  mit
deinem Körper geschieht, wenn du erregt bist?“

„Ich weiß nur, dass ich dich will. Jetzt“, erwiderte sie.

„Aber das ist möglicherweise nicht genug.“ Er streichelte ihre

Schenkel. „Ich will dir nicht wehtun, Liebes.“

„Das wirst du nicht. Sebastian, bitte.“

Er  schob  die  Hände  weiter  hinauf,  an  der  Innenseite  ihrer

Schenkel,  bis  er  ihren  Slip  erreichte.  Durch  den  Stoff  hindurch
liebkoste er sie. „Ja, du bist bereit für mich.“

Instinktiv  wollte  Brandi  die  Beine  zusammenpressen,  doch  er

hinderte sie daran. Sebastian schob eine Hand unter den Saum
ihres Slips und drang behutsam mit einem Finger in sie ein.

Brandi  schrie  auf  und  warf  den  Kopf  zurück.  Sie  wollte  sich

rückwärts auf den Tisch sinken lassen, aber auch diesmal hielt
Sebastian sie auf.

„Du fühlst dich so gut an, so heiß und feucht“, flüsterte er und

fuhr  mit  seinen  Liebkosungen  fort.  Gleichzeitig  beugte  er  sich
über  sie  und  saugte  an  einer  ihrer  harten  Knospen.  Es  war
überwältigend,  und  Brandi  fühlte,  wie  ihr  die  Tränen  über  die
Wangen  liefen.  Sie  schmeckte  sie  in  ihrem  Mundwinkel.  Sie
hob  sich  ihm  rhythmisch  entgegen,  und  obwohl  es  ihr  peinlich
war, konnte sie nicht aufhören. Sie war sich selbst fremd, alles
kam ihr neu vor. Brandi stöhnte auf.

„Ja,  Liebes“,  ermutigte  er  sie  mit  sanfter  Stimme  und

streichelte ihren empfindsamsten Punkt. „Komm, so ist es gut.
Jetzt bist du mein, ganz und gar.“

Brandi  näherte  sich  dem  Höhepunkt  und  hörte  Sebastians

Worte nur wie durch einen Nebel hindurch. Um sie herum schien
alles  zu  explodieren.  Selbst  hinterher,  als  ihr  Herzschlag  sich

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wieder  beruhigte,  bekam  sie  nicht  die  Chance,  über  seine
besitzergreifenden Worte nachzudenken.

Denn  Sebastian  fegte  jeglichen  zusammenhängenden

Gedanken fort, indem er sich lächelnd zurücklehnte und fragte:
„Möchtest du mich jetzt fesseln?“

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8. KAPITEL

Die  stärker  werdenden  Schmerzen  in  seinen  Armen  konnte

Sebastian nicht länger ignorieren, obwohl er Brandi nur äußerst
ungern störte. Sie schlief tief und fest an seiner Brust, ein Bein
über  seine  Hüfte  gelegt,  und  ihr  Atem  streifte  seine  rechte
Brustwarze.

Er  lächelte  bei  der  Erinnerung  daran,  wie  begeistert  Brandi

mitgemacht hatte, nachdem sie ihn ans Bett gefesselt hatte. All
ihre Hemmungen war verschwunden, und sie hatte ihn mit ihrer
Neugier  gründlich  gequält.  Jetzt  wusste  sie,  wie  er  reagierte,
und er hatte keine Geheimnisse mehr vor ihr. Selbst das heikle
Thema,  wie  man  mit  einem  Kondom  umgeht,  hatte  sie  nicht
lange  aufgehalten.  Er  hatte  ihr  die  nötigen  Instruktionen
gegeben, und sie hatte sie befolgt.

Sie  hatte  mit  ihm  geschlafen,  und  es  war  unvergleichlich

gewesen, etwas, was er nie zuvor erlebt hatte. Denn sie lernte
nicht  nur  seinen  Körper  kennen,  sondern  auch  ihren  eigenen.
Und er hatte die Gelegenheit gehabt, jede ihrer Reaktionen von
ihrem Gesicht abzulesen. Erstaunen und Erregung hatte er darin
ebenso gesehen wie Scheu und Zurückhaltung.

So  sehr  er  es  auch  genossen  hatte,  er  wünschte,  sie  hätte

nicht vergessen, ihn loszubinden, bevor sie eingeschlafen war.
Wieder  einmal  war  sie  von  einem  Moment  zum  anderen  in
tiefen Schlaf gefallen, diesmal ohne Albträume. Sebastian war
es  sogar  gelungen,  hier  und  dort  für  einige  Minuten  zu  dösen.
Doch  jetzt  taten  ihm  die  Arme  weh,  und  er  hatte  Hunger.
Außerdem  fror  er,  da  es  kühl  geworden  war,  seit  das  Feuer
ausgegangen war und der Regen aufgehört hatte.

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Er hob den Kopf, um Brandi zu betrachten. Im Licht des späten

Nachmittags,  das  durch  die  Fenster  hereinfiel,  sah  sie
wundervoll aus. Sie trug noch ihre Bluse, doch der Rock und ihr
Slip  waren  fort.  Sie  hatte  einen  anmutigen  Rücken,  und  der
Anblick ihres Pos hatte ihn immer wieder aufs Neue erregt. Er
hatte sich danach gesehnt, ihn zu liebkosen, doch durch seinen
eigenen  Vorschlag  war  er  bewegungslos  geworden.  Eine
solche Erfahrung wollte er mit keiner anderen Frau wiederholen
– mit Brandi dagegen sofort. Natürlich erst, nachdem er etwas
gegessen  hatte  und  das  Blut  wieder  durch  seine  Arme
zirkulierte.

Sebastian wollte gerade ihren Namen sagen, in der Hoffnung,

sie  dadurch  sanft  zu  wecken,  als  es  laut  an  der  Tür  klopfte.
Panik erfasste ihn. „Brandi? Komm, Liebes, wach auf.“

Sie rührte sich verschlafen. „Hm?“

Sebastian  bewegte  die  Hüften,  um  Brandi  zum Aufstehen  zu

bewegen. „Verdammt, Brandi, wach auf! Da ist jemand an der
Tür!“ Sie schaute sich benommen um. „Jemand ist an der Tür?“

„Binde mich los“, drängte Sebastian.

Statt  auf  seine  Bitte  einzugehen,  setzte  sie  sich  auf  und

schwang  die  Beine  aus  dem  Bett.  Dann  schnappte  sie  sich
ihren Rock und begann sich anzuziehen.

„Brandi? Bitte mach mich los!“

„Gleich. Ich will erst sehen, wer da an der Tür ist.“

„Nein!“  Sie  verschwand  trotzdem  aus  dem  Schlafzimmer.

„Brandi!“

Sie erschien noch einmal im Türrahmen. „Pst“, sagte sie, dann

war sie weg.

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Die  Tür  wurde  geöffnet,  und  Sebastian  hörte  leise  Stimmen,

ohne verstehen zu können, was geredet wurde. Es kam ihm vor
wie eine Ewigkeit, bis Brandi zurückkam. Sie hielt einen Zettel
in der Hand,

„Es  war  jemand  von  der  Rezeption.  Shay  versucht  mich  zu

erreichen.  Nach  den  Worten  der  Rezeptionistin  zu  urteilen,
macht  sie  sie  bereits  alle  verrückt.  Es  gefällt  ihr  ganz  und  gar
nicht, dass wir kein Telefon haben.“

Er  zerrte  an  seinen  Fesseln.  „Ich  will  kein  verdammtes

Telefon.“

„Ich  auch  nicht.  Trotzdem  sollte  ich  zurückrufen.  Sonst  taucht

sie hier noch auf, um sicherzugehen, dass alles in Ordnung ist.
Du weißt ja, wie sie ist.“

„Lass  dir  ja  nicht  einfallen,  an  die  Rezeption  zu  gehen,  ohne

mich vorher loszubinden.“

„Oh.“  Sie  errötete.  „Natürlich  nicht.“  Sie  betrachtete  seinen

nackten Körper, machte jedoch keine Anstalten, ihn von seinen
Fesseln zu befreien. „Brandi?“

„Hm?“

„Ich habe jede Sekunde in diesem Bett mit dir genossen, aber

jetzt sind meine Arme taub!“

„Oh!“  Sie  rutschte  zum  Kopfteil  des  Bettes  und  setzte  sich

neben  Sebastians  Brust.  Die  Matratze  sank  ein,  und  er  rollte
leicht  in  ihre  Richtung.  Er  atmete  ihren  Duft  ein  und  wunderte
sich aufs Neue über die Wirkung, die diese Frau auf ihn hatte.
Es gefiel ihm und machte ihm gleichzeitig Angst.

Endlich  hatte  sie  seine  rechte  Hand  befreit,  und  er  ließ  den

Arm  so  auf  ihren  Oberschenkel  sinken,  dass  er  um  ihre  Taille
lag. Sie beugte sich über ihn, um den zweiten Knoten zu lösen,

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und  ihre  kleinen,  wundervollen  Brüste  waren  nur  noch  wenige
Zentimeter von seiner Nase entfernt. Er hatte an diesen Fesseln
gerüttelt,  um  sich  von  seinem  Verlangen,  sie  in  den Armen  zu
halten, abzulenken. Brandi war über ihm gewesen, auf ihm, ihr
Gesicht  angespannt  vor  Lust,  während  sie  sich  auf  den
Höhepunkt  zubewegte,  und  Sebastian  hatte  ihr  weder  helfen
noch  sie  berühren  können.  Sie  hilflos  zu  beobachten  war  eine
besonders raffinierte Art des Vorspiels gewesen.

Die Erinnerung daran erregte ihn erneut. Zum Glück bemerkte

sie  es  nicht,  denn  das  hätte  womöglich  ihre  Fortschritte
zunichtegemacht.  Wieso  er  schon  wieder  Lust  haben  konnte,
begriff  er  allerdings  selbst  nicht.  Er  war  schon  immer  ein
sinnlicher  Mann  mit  großem  sexuellen  Appetit  gewesen,  aber
nicht unersättlich. Andererseits hatte er bisher auch niemanden
wie  Brandi  gekannt.  Wahrscheinlich  waren  die  Knoten  durch
sein Zerren noch fester geworden. „Ich hab’s gleich“, versprach
Brandi.

Sebastian  grinste  über  ihren  besorgten  Ton.  Nachdem  der

Knoten gelöst war, lehnte Brandi sich zurück und lächelte ihn an.
„Komm her“, flüsterte Sebastian.

Ohne  darüber  nachzudenken,  beugte  sie  sich  herunter  und

küsste  ihn.  Sebastian  wusste,  dass  ihr  die  Bedeutung  dieses
Kusses  nicht  klar  war.  Sie  lagen  zusammen  in  einem  Bett,  in
dem er sich frei bewegen konnte, und sie war trotzdem zu ihm
gekommen. Er hatte vorher noch nie erotische Spiele gespielt,
aber er musste zugeben, dass es ihm mit Brandi gefiel. Er teilte
die Lippen und versuchte, den Kuss zu vertiefen.

Sie  richtete  sich  auf.  „Oh  nein,  ich  habe  dich  nicht

losgebunden,  um  dich  gleich  wieder  zu  fesseln.  Ich  muss  zur

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Rezeption und herausfinden, was Shay von mir will.“ Sie strich
mit der Hand über seine Brust. „Willst du nicht mitkommen?“

Er beugte langsam die Arme und seufzte. „Ja, ich komme mit.

Wartest du, bis ich geduscht habe?“

„Natürlich. Ich muss mich auch erst zurechtmachen.“

Er  hatte  gehofft,  dass  sie  ihm  anbieten  würde,  mit  ihm

gemeinsam  zu  duschen.  Stattdessen  wirkte  sie  wieder  scheu.
Er setzte sich auf, bewegte die Schultern und kam ihr bewusst
näher,  um  zu  testen,  wie  viel  Spielraum  sie  ihm  nach  ihrem
Liebesspiel  ließ.  Offenbar  nicht  viel.  Brandi  sprang  auf,  die
Hände  an  ihrem  Rock.  Sie  wollte  zur  Tür,  und  ihr  Lächeln  war
nicht mehr ganz so überzeugend. Sebastian hielt ihre Hand fest.
„Warum  ziehst  du  dich  nicht  um,  und  dann  suchen  wir  uns  ein
nettes Restaurant zum Abendessen? Vielleicht mit ein bisschen
Tanz.“

Brandis  Nervosität  verschwand,  wie  er  es  beabsichtigt  hatte.

„Abendessen  und  Tanz?  Willst  du  mich  in  einen  Nachtclub
ausführen?“

„Warum  nicht?“  Der  Vorschlag  war  ihm  selbst  ein  wenig

unangenehm,  wenn  er  daran  dachte,  Zeit  mit  Fremden  zu
verbringen,  die  er  vielleicht  nicht  mochte. Aber  er  wollte,  dass
Brandi glücklich war und nicht darüber grübelte, was sie heute
getan hatten. Jedenfalls nicht, bis sie wieder zu Bett gingen. Er
hoffte sehr, dann nicht nur Sex mit ihr zu haben, sondern sie die
ganze Nacht in den Armen zu halten und eng an sie geschmiegt
aufzuwachen.

Während des Liebesspiels hatte er gesagt, dass sie jetzt ihm

gehöre. Sie hatte diese Worte nicht verstanden und daher nicht
darauf  reagiert.  Zum  Glück,  denn  es  war  ein  taktischer  Fehler

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gewesen,  sie  mit  diesem  besitzergreifenden  Ausruf  zu  einer
Gefühlsnähe zu drängen, die sie noch nicht empfand.

Brandi wirkte verwirrt. „Tanzt du gern?“

Er zuckte die Achseln. „Ich würde gern mit dir tanzen.“

Sie trat auf ihn zu und umarmte ihn. Sebastian war so erstaunt,

dass  er  einen  Moment  brauchte,  um  diese  Zärtlichkeit  zu
erwidern. Er küsste sie auf die Stirn und fragte: „Ist das ein Ja
oder ein Nein?“

„Ich kann nicht tanzen.“

Erneut  überkam  ihn  ein  Gefühl  tiefer  Zärtlichkeit  für  sie.

Natürlich  hatte  sie  kaum  Gelegenheit  gehabt  zu  tanzen.  Sie
hatte  als  Teenager  im  Schatten  ihrer  Schwester  Shay
gestanden  und  sich  seit  ihrer  Vergewaltigung  völlig  von
Männern  ferngehalten.  Wahrscheinlich  gab  es  viele  Dinge,  die
sie noch nicht getan hatte, und plötzlich wollte er sie alle mit ihr
nachholen.

„Dann  müssen  wir  auf  jeden  Fall  gehen.  Vertrau  mir,  du  bist

bestimmt ein Naturtalent.“ Er küsste sie noch einmal und atmete
den Duft ihrer Haare ein. Er liebte ihre weichen, wilden Locken,
die tief dunkle Farbe ihrer Haare. Er umrahmte ihr Gesicht mit
den  Händen  und  küsste  sie  zärtlich.  „Heute Abend  stellen  wir
die Stadt auf den Kopf, also zieh dich sexy an.“

Brandi  lachte.  „Solche  Kleidung  besitze  ich  nicht,  das  weißt

du.“

„Dann  muss  ich  dir  eben  etwas  kaufen.“  Sie  hatte  so  viele

Geschenke gekauft, aber nichts für sich selbst. Sie hatte nur an
die  Kinder  im  Frauenhaus  gedacht,  und  diese  Selbstlosigkeit
rührte  ihn.  Nach  allem,  was  sie  in  ihrem  Leben  hatte
durchmachen müssen, war da immer noch Platz für die Sorge

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um andere. Ihre aufopfernde, fürsorgliche Art machte es leicht,
sich in sie zu verlieben. Dieser Gedanke ängstigte ihn nicht, im
Gegenteil, er gefiel ihm sehr gut. Er würde ihr ein so schickes
Kleid aussuchen, wie sie es noch nie besessen hatte.

„Sebastian, ich glaube nicht …“

Er unterbrach sie, da er keine Gegenargumente hören wollte.

Noch  nie  hatte  die  Aussicht  Geld  auszugeben  ihm  so  viel
Freude gemacht. „Wir haben noch viel zu erledigen, sobald du
Shay angerufen hast. Zuerst müssen wir einkaufen, dann essen
und dann tanzen.“ Er drehte sie um, ehe sie protestieren konnte,
und gab ihr einen Klaps auf den Po. „Beeil dich, ich sterbe vor
Hunger.“

Sebastian  wartete  ungeduldig,  während  Brandi  zum

wiederholten  Mal  beteuerte,  dass  alles  in  Ordnung  sei.  Sie
telefonierte  schon  seit  fünf  Minuten,  und  nach  allem,  was
Sebastian  Brandis  Worten  entnehmen  konnte,  verlangte  Shay
einen ausführlichen Bericht über die bisherigen Ereignisse. Sie
wollte  sichergehen,  dass  es  kein  Fehler  gewesen  war,  Brandi
mit einem Mann fortzuschicken.

Das brachte Sebastian auf die Palme. Schließlich war er nicht

irgendein  Mann.  Shay  wusste  genau,  wie  sensibel  er  im
Umgang  mit  Frauen  war,  und  sie  vertraute  ihm  in  vielen
Situationen  bei  den  Frauenhäusern.  Warum  also  musste  sie
Brandi einem Verhör unterziehen?

„Ich schwöre dir, Shay, ich amüsiere mich. Ehrlich.“ Brandi warf

Sebastian  einen  entschuldigenden  und  leicht  verlegenen  Blick
zu. „Nein, so ist es nicht. Er ist … nun …“

Sebastian hielt es nicht länger aus und nahm Brandi den Hörer

aus  der  Hand.  Sie  schnappte  danach,  doch  er  hielt  ihn

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außerhalb ihrer Reichweite. Als er den Hörer ans Ohr presste,
Brandis Proteste ignorierend, hörte er Shay sagen: „Denk dran,
er  ist  ein  Mann.  Und  ob  es  dir  bewusst  ist  oder  nicht,  du  bist
eine  sehr  attraktive  Frau.  Erwarte  nicht,  dass  er  sich  den
ganzen Urlaub über von dir fernhält.“

Sebastian  verdrehte  die  Augen  und  war  verärgert  und

deprimiert  zugleich.  „Sie  ist  nicht  nur  attraktiv,  sondern
wunderschön  und  außerdem  verdammt  sexy.  Sie  wird  schon
allein mit einem Mann fertig, sogar mit mir.“

Einen  Moment  lang  herrschte  Schweigen  in  der  Leitung.

„Sebastian?“

„Shay“, erwiderte er übertrieben freundlich. „Ich, äh, wollte …“

„Du  wolltest  deine  Schwester  vor  mir  warnen?  Und  das,

nachdem  du  mich  ihr  zum  Geburtstagsgeschenk  gemacht
hast?“

„Ich  wollte  doch  nur  sichergehen,  dass  ich  keinen  Fehler

begangen habe“, verteidigte sie sich rasch.

Ihr beleidigter Ton stimmte ihn milde. Trotz ihrer Einmischung

meinte  sie  es  ja  nur  gut.  Für  sie  war  es  einfach
selbstverständlich, sich verantwortlich zu fühlen und die Dinge in
die Hand zu nehmen. „Sei sicher, es war kein Fehler. Vergiss
nicht, dass du mir vertraust.“

„Ja, ich vertraue dir. Es ist nur …“

„Es  ist  alles  in  bester  Ordnung,  und  wir  amüsieren  uns. Alle

beide.“ Er sah zu Brandi, die rot geworden war. Sie machte ein
Gesicht, als würde sie ihn am liebsten ohrfeigen.

Er  grinste.  „Ich  muss  Schluss  machen.  Brandi  kann  es  kaum

erwarten,  mit  mir  auszugehen.“  Sie  holte  aus,  doch  er  duckte
sich. Lachend sagte er in den Hörer: „Falls Brandi irgendetwas

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benötigt, meldet sie sich bei dir. Bye!“

„Leg  nicht  …“  Der  Hörer  landete  auf  der  Gabel,  und  Brandis

Miene verfinsterte sich. „… auf.“

„Du brauchst dir ihren Unsinn nicht anzuhören.“ Oder dich vor

mir warnen zu lassen, fügte er im Stillen hinzu. „Ebenso wenig
wie  du  ihren  Rat  nötig  hast.  Ich  finde,  wir  kommen  auch  allein
ganz gut zurecht.“

Sie funkelte ihn wütend an, doch da er es mit einem Grinsen

erwiderte, entspannte sich ihre Miene, und sie warf die Arme in
die Luft. „Na schön, ich gebe auf. Ich kann sowieso nicht wütend
bleiben,  wenn  ich  insgeheim  froh  bin,  nicht  mehr  mit  ihr
telefonieren zu müssen. Aber mach das nicht noch einmal.“

Damit  sie  nicht  gleich  wieder  zornig  wurde,  versicherte  er  ihr

schnell:  „Ich  war  ein  arroganter  Idiot,  und  es  wird  nicht  wieder
vorkommen.“

Sie  schüttelte  den  Kopf  und  lächelte.  „Soweit  würde  ich  nicht

gehen. Arrogant schon, aber du bist kein Idiot. Allerdings warst
du selbstherrlich.“

„Du siehst verlegen aus.“

„Man  kann  Shay  nur  schwer  ausweichen,  wenn  sie  einen  mit

hartnäckigen Fragen bombardiert.“

„Sag  ihr  beim  nächsten  Mal  einfach,  dass  sie  sich

heraushalten soll.“ Er berührte ihre Wange. „Besonders wenn es
um dein Liebesleben geht.“

Brandi lachte. „Soll das ein Witz sein? Das käme für Shay dem

Eingeständnis  gleich,  dass  da  etwas  ist,  und  sie  würde  mich
erbarmungslos  nach  Details  ausquetschen.  Vor  allem,  weil  ich
bisher nie ein Liebesleben hatte.“

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Sebastian  führte  sie  zum  Ausgang.  Leise  fragte  er:  „Ist  da

denn etwas?“

„Du weißt schon, was ich meine.“

Natürlich wusste er das, aber er wollte mehr darüber erfahren.

Er  hatte  den  Eindruck,  dass  sie  vor  allem  eine  einmalige
Chance  nutzte,  um  mit  ihrer  Sexualität  zu  experimentieren,
während  seine  Gefühle  für  Brandi  immer  intensiver  wurden.
Aber er hatte sie ja selbst zu diesem Experiment aufgefordert.
Anfangs  war  es  ihm  auch  genug  gewesen.  Doch  inzwischen
reichte  das  nicht  mehr.  Er  hatte  ihr  seinen  Körper  angeboten,
doch er wollte nicht länger benutzt werden. Er wollte teilhaben,
wollte ihr Vertrauen. Vielleicht sogar für immer.

Brandi  hatte  noch  nie  Lust  erfahren,  daher  konnte  sie  die

einzigartige  Chemie  zwischen  ihnen  nicht  einschätzen.  Es  war
Lust,  was  sie  verband.  Aber  daneben  spielten  noch  so  viele
andere, zärtlichere Gefühle eine Rolle. Er wollte ihr beibringen,
die  Liebe  zu  genießen,  aber  sie  sollte  dieses  Wissen  bei
keinem  anderen  Mann  anwenden.  Die  bloße  Vorstellung
machte ihn rasend.

„Sebastian? Stimmt etwas nicht?“

„Nein. Es ist alles in Ordnung.“

„Du siehst so aufgebracht aus.“

Er  warf  ihr  einen  Blick  zu,  während  sie  hinaus  in  die

Dämmerung traten. Er atmete tief die regenfeuchte Luft ein und
nahm sich zusammen. „Ich möchte, dass du heute Nacht bei mir
schläfst. Die ganze Nacht.“

Brandi zögerte. „Ich weiß nicht …“

Er legte ihr die Hände auf die Schultern und sah ihr tief in die

Augen. „Nur schlafen, Liebes. Ich möchte dich die ganze Nacht

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in  den  Armen  halten  und  morgen  früh  neben  dir  aufwachen.
Vertrau mir.“

„Ich will dir ja vertrauen, aber es fällt mir nicht leicht“, gestand

sie. „Ich glaube nicht, dass ich dann schlafen kann.“

„Wollen wir es nicht wenigstens versuchen?“

„Weshalb?“

Sie  wirkte  frustriert.  Möglicherweise  drängte  er  sie  zu  sehr.

Aber  ihnen  blieben  nur  noch  wenige  Tage,  einschließlich  des
Abreisetages. Und würde sie ihm eine Chance geben, sobald
sie  wieder  in  die  Realität  zurückgekehrt  waren,  mit  all  den
Verpflichtungen  gegenüber  der  Familie  und  dem  Job?  Oder
würde  sie  die  Tage  mit  ihm  als  angenehme  Erfahrungen
verbuchen und versuchen, ihr bisheriges Leben weiterzuführen?
War es überhaupt fair von ihm, mehr zu erwarten? Sie hatte so
wenig Spaß gehabt und nie eine Beziehung zwischen Mann und
Frau  kennengelernt.  Doch  er  wollte  der  Mann  sein,  der  ihr  die
Dinge  gab,  die  sie  verpasst  hatte  –  das  Flirten,  die  kleinen
Geschenke und neuen Zärtlichkeiten.

Er konnte es. Es reizte ihn, ihr Blumen und Pralinen zu kaufen

und ihr sein Haus zu zeigen. Ob es ihr gefallen würde? Sicher,
es war kein Palast, aber es war solide gebaut und hatte genau
die richtige Größe für ihn. Eine gute Investition.

Er scheute vor diesem vernünftigen Gedanken zurück, weil er

sich  dabei  wie  ein  Narr  vorkam.  Brandi  brauchte  Freude  und
Spaß,  keine  Vernunft.  Und  er  war  entschlossen,  ihr  das  zu
geben.

Die Sonne verscheuchte die letzten Wolken und ließ die nasse

Erde  glitzern.  Sebastian  gab  Brandi  trotz  ihres  Widerstandes
einen entschlossenen Kuss.

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„Ich will, dass du bei mir schläfst, weil du so weich und warm

bist  und  so  gut  duftest.“  Sie  errötete  und  wandte  sich  ab.
Sebastian  lachte  leise.  „Außerdem  bin  ich  sicher,  dass  es  dir
gefällt. Es ist schön, sich die ganze Nacht eng an jemanden zu
schmiegen, der einem etwas bedeutet.“

Sie bestritt nicht, dass er ihr etwas bedeutete, biss sich jedoch

nervös  auf  die  Unterlippe.  Er  wertete  das  als  Fortschritt,
schließlich war er Optimist.

„Falls  es  dir  nicht  gefällt,  können  wir  uns  immer  noch  anders

entscheiden. Immerhin hat es dir auch gefallen, bei mir auf der
Couch zu schlafen.“

Sie blieb stehen. „Die Couch ist kein Bett. Außerdem hast du

dort gesessen. Es klingt zwar verrückt, aber für mich ist das ein
Unterschied.“

„Betrachte  es  einmal  von  der  Seite:  Hättest  du  dir  vor  einer

Woche  vorstellen  können,  mit  einem  Mann  auf  einer  Couch  zu
schlafen, ganz gleich, in welcher Position?“

„Letzte Woche hätte ich mir noch gar nichts von dem ausmalen

können, was wir tun“, erwiderte sie.

„Und du bedauerst nichts davon?“

Sie schüttelte den Kopf, und ihr zaghaftes Lächeln verriet ihre

neu gefasste Zuversicht. Sebastian legte einen Arm um sie und
drückte  sie  an  sich.  „Warten  wir  ab,  wie  es  läuft.  Du  kannst
sogar in diesem langen Großmutter-Nachthemd schlafen, wenn
du dich dann besser fühlst.“

„Selbstverständlich  werde  ich  mein  Nachthemd  tragen!“,

meinte sie entrüstet.

Sebastian  lachte  über  ihre  Bestimmtheit.  Wahrscheinlich

wusste  sie  nicht,  wie  sexy  sie  in  dem  Nachthemd  aussah.  Es

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verbarg  ihre  Rundungen,  doch  ihre  rosigen  Brustspitzen
schimmerten durch den Stoff. Die Erinnerung daran erregte ihn
aufs Neue. Und im Gegensatz zu Brandi schlief er nackt.

Er  schaute  zur  strahlenden  Sonne  hinauf.  Es  waren  noch

etliche Stunden bis zum Abend, und er war nicht sicher, ob er es
noch so lange aushalten konnte.

Das  Kleid  hatte  ein  kleines  Vermögen  gekostet,  und  Brandi

hatte  lange  gezögert,  bis  sie  sich  zum  Kauf  entschloss.
Sebastian  hatte  jedoch  darauf  bestanden  und  es  ihr  zum
Geburtstagsgeschenk  gemacht. Auf  diese  Weise  hatte  sie  es
nicht  ablehnen  können.  Jetzt,  wo  er  sie  über  die  Tanzfläche
führte,  wusste  sie,  dass  es  ein  wundervolles  Kleid  war.  Beim
Anprobieren  hatte  Sebastian  einen  anerkennenden  Pfiff
ausgestoßen und ihr einen glühenden Blick zugeworfen.

Brandi  fühlte  sich  sexy,  doch  wurde  dieses  Gefühl

hervorgerufen  durch  die  Schlichtheit  des  Kleides  und
Sebastians Aufmerksamkeit.  Er  hatte  nicht  versucht,  ihr  etwas
Ultrakurzes  oder  Tiefausgeschnittenes  aufzudrängen.  Im
Gegenteil,  er  hatte  alles  verworfen,  worin  sie  sich  nicht
wohlfühlte. Für diese Sensibilität war sie ihm dankbar.

Das Kleid endete knapp oberhalb ihrer Knie und hatte auf der

einen  Seite  einen  fünf  Zentimeter  langen  Schlitz.  Es
umschmiegte, was es verbarg, war jedoch nicht zu eng, sondern
betonte  dezent  ihre  schlanke  Figur.  Vorn  war  es  geschlossen,
doch  der  Rückenausschnitt  zeigte  ihre  Schultern.  In  diesem
Moment fühlte Brandi Sebastians warme Hände dort. Der Mann
konnte die Finger nicht von ihr lassen, und das gefiel ihr.

Sie  versuchte,  nicht  an  die  bevorstehende  Nacht  zu  denken,

denn dabei wurde ihr mulmig. Sie wollte nicht alles verderben,

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indem  sie  sich  wie  ein  Dummkopf  oder  Feigling  anstellte.
Zudem  vertraute  sie  ihm  inzwischen  vollkommen.  Leider  hieß
das  nicht,  dass  sie  die  ganze  Nacht  in  seinen  Armen  liegen
konnte.  Wenn  ihr  Albtraum  wiederkam,  konnte  es  ihre
gemeinsame Zeit überschatten. Und es blieben ihnen nur noch
wenige Tage.

Die  Musik  endete.  „Woran  denkst  du?“,  erkundigte  sich

Sebastian.

„Ich habe über dich nachgedacht. Wo du wohnst, ob du wegen

deiner Arbeit oft von zu Hause weg bist.“

Er  führte  sie  zurück  an  ihren  Tisch.  „Woher  kommt  diese

Neugier auf einmal?“

Brandi wusste es selbst nicht. Wahrscheinlich weil sie ihn unter

normalen  Umständen  erleben  wollte,  auch  wenn  ihr  klar  war,
dass das unmöglich war. Ihre gemeinsame Zeit war zauberhaft
und unwirklich, und für eine dauerhafte Beziehung waren sie viel
zu  verschieden.  Sebastian  war  der  energiegeladenste  und
aufregendste Mann, dem sie je begegnet war. Sie dagegen war
noch  immer  der  Schatten  einer  Frau.  Daran  würde  sich  nichts
ändern, sosehr sie es sich auch wünschte.

„Brandi?“  Er  griff  über  den  Tisch  nach  ihrer  Hand.  Brandi

würde seine Berührungen vermissen, wenn sie wieder zu Hause
waren.  Aber  er  verdiente  eine  richtige  Frau,  keine,  die  die
emotionalen  Probleme  ihrer  Vergangenheit  nicht  bewältigen
konnte.

„Du  weißt  so  viel  über  mich,  und  ich  habe  nicht  einmal  eine

Ahnung, wo du lebst.“

Er  dachte  einen  Moment  darüber  nach,  bevor  er  antwortete.

„Ich  besitze  ein  altes  Farmhaus,  das  ich  Zug  um  Zug  selbst

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renoviere. Ich finde es wunderschön mit seinen alten Balken und
den  Hartholzböden.  Mit  der  Renovierung  verbringe  ich  meine
Freizeit.  Ich  musste  einen  Großteil  der  alten  Wasser-und
Elektroleitungen  ersetzen,  und  das  Dach  war  in  einem
erbärmlichen  Zustand. Aber  das  Haus  hat  Charme,  und  es  ist
isoliert.  Außerdem  liegt  es  weitab  von  der  dicht  besiedelten
Vorstadtgegend und der übervölkerten City.“

„Hast du einen weiten Weg bis zur Arbeit?“

Er  zuckte  die  Schultern.  „Das  hängt  immer  vom  jeweiligen

Auftrag ab. Ich weiß nie, wohin mich der nächste Job führt. Bis
in die Stadt, wo sich mein Büro befindet, sind es etwa dreißig
Minuten mit dem Wagen. Es gibt keine anderen Häuser in der
Nähe.  Ich  besitze  mehrere  Hektar  Land,  sodass  meine
Privatsphäre immer gewährleistet ist.“

„Ist dir das so wichtig?“

„Nach  einer  Kindheit  in  Mietskasernen,  in  deren  Flure

Stadtstreicher  und  Betrunkene  herumlungerten,  ja.  Ich  würde
meine Privatsphäre niemals aufgeben.“

„Bist du oft weg von zu Hause?“

„Manchmal.  Es  kommt  schon  vor,  dass  ich  einige  Tage

unterwegs  bin.  Die  meisten Aufträge  erledige  ich  aber  in  der
Stadt.“  Er  neigte  den  Kopf,  als  wollte  er  ihre  Gedanken  lesen.
„Ich  könnte  meine  Arbeitszeit  außerhalb  der  Stadt  jederzeit
einschränken, wenn es sein müsste.“

Brandi fühlte sich unbehaglich. Sie hatte den Eindruck, dass er

die  persönlichen  Gründe  hinter  ihren  Fragen  ahnte.  „Für  einen
alleinstehenden Mann ist das natürlich kein Thema.“

„Nein. Ich erweitere gerade meine Büros und stelle neue Leute

zur  Überwachung  ein.  Aber  es  ist  ein  Teufelskreis.  Ich  habe

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dadurch  mehr  Zeit  zur  Verfügung,  nur  kostet  die  Erweiterung
des Unternehmens mich andererseits Zeit und bringt zusätzliche
Verpflichtungen mit sich.“

Brandi konnte sich nicht vorstellen, draußen in der Einsamkeit

zu  wohnen,  fern  von  den  Nachbarn  und  der  Familie.  Zu
Sebastian passte es jedoch. „Du bist dort also glücklich?“

„Mein Heim ist nicht luxuriös, aber es gehört mir. Mir gefällt es

dort.  Ich  bastele  daran  herum  und  schaue  zu,  wie  es  sich
verändert.  Das  Haus  ist  eines  der  wenigen  Dinge,  in  die  ich
mein  Geld  gesteckt  habe.  Es  fällt  mir  schwer,  das  zuzugeben,
aber  in  gewisser  Hinsicht  ist  es  meine  persönliche
Versicherung. Auf  diese  Weise  kann  ich  weder  bankrottgehen
noch obdachlos werden, denn es ist bezahlt. Und es ist genug
Land vorhanden, um Geld mit allen möglichen Unternehmungen
zu verdienen, falls es nötig sein sollte. Außerdem habe ich Geld
auf der Bank, was eine zusätzliche Versicherung ist, wenn auch
nicht ganz so wie ein Haus, dass man vollkommen sein eigen
nennen  kann.  So  weiß  ich  zumindest,  dass  ich  nie  wie  einer
dieser Stadtstreicher aus meiner Kindheit enden werde.“

Brandi  wusste,  wie  wichtig  es  ihm  war,  ihr  gegenüber  seine

finanzielle Unabhängigkeit zu betonen. „Kaum zu glauben, dass
du dir wegen Geld Sorgen machst. Du bist erfolgreich, und man
sieht es. Und mir gegenüber warst du großzügig.“

Er zuckte die Achseln. „So teuer war das Kleid nun auch nicht,

obwohl  ich  zugeben  muss,  dass  ich  gar  nicht  weiß,  was
Frauenkleider  normalerweise  kosten. Außerdem  sehe  ich  dich
gern in diesem Kleid. Du wirkst umwerfend sexy darin.“

Ihr wurde ganz warm ums Herz. Aber es lag nicht nur an dem

Kompliment,  sondern  auch  an  ihrem  kleinen  Erfolg.  Denn  ein

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wenig hatte sie dazu beigetragen, seine Vorbehalte gegen das
Geldausgeben  zu  überwinden.  Sie  wollte  ihm  begreiflich
machen, dass er die Welt nicht retten konnte und dass es kein
Verbrechen war, sich ein bisschen Luxus zu gönnen. „Das Kleid
ist wundervoll. Es ist wohl das hübscheste, was ich je besessen
habe.“

„Wenn es dir gefällt, war es jeden Penny wert.“

Sie wünschte, er könnte es ebenso genießen, Dinge für sich zu

kaufen.  „Es  ist  ein  extravagantes  Geschenk.“  Sie  grinste.
„Besonders, da du ja schon mein Geburtstagsgeschenk warst.“

Er  drückte  ihre  Hand.  „Ich  bin  froh,  dass  Shay  mich  als

Geschenk  ausgesucht  hat  und  nicht  irgendeinen  anderen
Mann.“

„Einen  anderen  hätte  ich  abgelehnt.“  Das  entsprach  der

Wahrheit.  Ein  Blick  auf  Sebastian  hatte  genügt,  um  seinen
Charme,  seine  Stärke  und  sein  Lächeln  unwiderstehlich  zu
finden.  In  ihrem  Herzen  hatte  sie  ihn  längst  erwählt,  und  Shay
war  scharfsinnig  genug  gewesen,  es  zu  bemerken.  „Shay  hat
mein Interesse – und das war einmalig genug – an dir bemerkt.
Dummerweise  hatte  ich  ihr  zusätzlich  von  meinen  Plänen
erzählt.“

„Ach,  das  hatte  ich  schon  ganz  vergessen.  Was  sind  das  für

tolle Pläne?“

„Es ist gar nichts so Besonderes“, erklärte Brandi. „Ich wollte

nur  einiges  verändern  und  mich  wieder  mehr  öffnen.  Ich  habe
mich  lange  genug  verkrochen  und  der  Vergangenheit  zu  viel
Bedeutung beigemessen. Es schien mir einfacher, mein Leben
allein zu führen, als zu versuchen, die Probleme zu überwinden.
Vor allem, da die Männer vor meiner Tür nicht gerade Schlange

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standen. Nicht, dass ich etwas dagegen gehabt hätte, da mich
ohnehin kein Mann anzog.“

Er grinste schief. „Bis du mich gesehen hast.“

„Ja.“

Er beugte sich mit ernster Miene vor. „Ich würde dir bei deinen

Plänen gern helfen, wenn du mich lässt.“

„Oh  Sebastian.“  Sie  küsste  seine  Hand.  „Als  ich  dich

großzügig  nannte,  meinte  ich  nicht  nur  das  Kleid.  Du  hast  mir
die Möglichkeit geboten, etwas über die Liebe und mich selbst
herauszufinden,  was  ich  anders  vermutlich  nie  kennengelernt
hätte.“ Sie errötete. „Natürlich war es kein echtes Miteinander-
Schlafen, da du nur gegeben hast und ich nur genommen habe.“

„So solltest du es nicht betrachten. Was heute geschehen ist,

war unglaublich. Du warst unglaublich. Außerdem geht es nicht
darum,  dass  ich  dir  helfe,  sondern  darum,  dass  ich  ein  Mann
bin, der dich begehrt.“

Zu  gern  hätte  sie  ihm  geglaubt.  Doch  tief  in  ihrem  Herzen

wusste  sie,  dass  ein  Mann  wie  Sebastian  unter  anderen
Umständen  gar  nicht  mit  ihr  hier  wäre.  Sie  wusste  nicht,  was
passieren würde, sobald der Urlaub vorbei war. Die Vorstellung,
ihn nie wiederzusehen, ließ sie fast verzweifeln.

„Ich  wünschte,  es  könnte  normal  sein  zwischen  uns  und  ich

könnte dir so viel geben wie du mir.“

Sebastian stand abrupt auf und zog sie mit hoch. „Wir sollten

gehen“,  verkündete  er.  „Ich  muss  dir  einiges  erklären,  und  ein
überfülltes Restaurant ist dafür nicht der richtige Ort.“

Brandi  folgte  ihm  bereitwillig  hinaus.  Es  hatte  nicht  mehr

geregnet, doch die Abendluft war noch feucht und drückend und
ließ  bereits  ein  neues  Gewitter  erahnen.  Sobald  sie  im

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Mietwagen  saßen,  zog  Sebastian  Brandi  an  sich  und  küsste
sie.  Schwach  fiel  das  Mondlicht  durch  die  Fenster  herein.
Brandi  fühlte  Sebastians  Hände  in  ihren  Haaren  und  seine
festen,  heißen  Lippen  auf  ihren.  Er  küsste  ihre  Wange,  ihre
Schläfe, ihr Ohr.

„Du machst mich verrückt, Liebes“, flüsterte er.

Sein  warmer  Atem  an  ihrem  Ohr  und  seine  Zärtlichkeiten

verursachten  ein  Prickeln  auf  ihrer  Haut.  Sie  erlebte  so  etwas
zum ersten Mal, und seine Worte gaben ihr das Gefühl, etwas
Besonderes zu sein. „Das tut mir leid.“

„Das braucht es nicht, denn mir gefällt deine einzigartige Art,

mich  zu  quälen.“  Er  lehnte  sich  zurück  und  betrachtete  sie  mit
glühender  Leidenschaft  im  Dämmerlicht  des  Wageninnern.
„Und  es  gefällt  mir,  von  dir  ans  Bett  gefesselt  zu  werden  und
durch dich süße Qualen zu leiden.“

Brandi atmete schwer. „Ich wollte dich nicht quälen.“

„Dann  möchte  ich  nicht  erleben,  wie  es  ist,  wenn  du  es

beabsichtigst.“  Er  grinste  und  küsste  sie  erneut,  hart  und
stürmisch. Doch inzwischen weckten seine ungestümen Küsse
keine Furcht mehr in ihr. „Männer haben Fantasien wie Frauen
auch“,  flüsterte  er.  „Vermutlich  hat  schon  jeder  Mann  davon
geträumt, sich von einer wunderschönen Frau ans Bett fesseln
zu  lassen.  Du  hast  mir  nicht  wehgetan,  sondern  mir  Lust
bereitet, beinah unerträglich viel. Allein die Vorstellung ist schon
sehr erregend.“

Brandi  lauschte  gebannt  seinen  Worten.  „Was  für  Fantasien

hast du noch?“

„Ah, du bist also neugierig?“

„Ja.“ Es war ihr nicht peinlich, da er so offen und ohne jegliche

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Scham  über  diese  Dinge  sprach.  Die  Hitze  ihrer  Körper  hatte
die  Scheiben  im  Wagen  beschlagen  lassen.  Selbst  wenn
jemand zufällig vorbeikäme, wären sie im Verborgenen.

Mit heiserer Stimme sagte Sebastian: „Manche Fantasien sind

rein  sexuell  und  elementar.“  Er  nannte  ihr  einige,  wobei  er  hin
und  wieder  den  sensiblen  Punkt  unterhalb  ihres  Ohres  mit  der
Zunge  liebkoste  oder  an  ihrem  Hals  knabberte.  „Andere
Fantasien  basieren  eher  auf  Gefühlen,  wie  zum  Beispiel  der
Wunsch,  der  Beschützer  einer  Frau  zu  sein,  sodass  sie  völlig
von mir abhängig ist, auch was ihre Lust betrifft.“

„Das würde dir gefallen?“, fragte Brandi erstaunt.

„Und ob.“

„Ich  dachte,  die  Männer  von  heute  bevorzugen  unabhängige

Frauen.“

Sebastian  lachte  leise.  „Wir  sprechen  hier  über  Fantasien,

nicht  über  die  Realität.  Natürlich  möchte  ich  eine  intelligente
Frau mit einer eigenen Meinung. Aber im Schlafzimmer ist das
etwas  anderes,  für  Männer  und  Frauen  gleichermaßen.  Dort
muss  jeder  seine  eigenen  Grenzen  finden  und  seine  Tiefen
erforschen.  Dort  gibt  es  kein  Falsch  oder  Richtig,  nur  die
Wahrheit dessen, was beiden Vergnügen bereitet. Sie müssen
füreinander offen sein und ihre Geheimnisse miteinander teilen,
um  diese  Wahrheiten  kennenzulernen.  Wir  beide  haben  das
getan, und es war sehr gut.“

„Was für Fantasien hast du sonst noch?“

Er  streichelte  ihre  Wange  und  strich  mit  dem  Daumen  über

ihre Schläfe. „Sosehr ich es auch genossen habe, gefesselt zu
sein, die Vorstellung, dass eine Frau an mein Bett gefesselt ist,
finde ich auch sehr reizvoll.“

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„Das könnte ich niemals tun.“

„Und  ich  würde  dich  niemals  darum  bitten.  Wenn  dir  etwas

keinen Spaß macht, würde es mir auch keinen machen. Es war
auch  kein  ernst  gemeinter  Vorschlag“,  beruhigte  er  sie  sofort.
„Du hast mich gefragt, und ich habe dir geantwortet. Das ist nun
einmal das Wesen von Fantasien, sie sind bei jedem Menschen
verschieden.  Daher  passen  sie  auch  nicht  immer  zusammen.
Aber  zwischen  zwei  erwachsenen  Menschen,  die  sich  einig
sind,  gibt  es  keine  schlechten  Fantasien.  Nicht  zwischen  uns
beiden.“

Sie schmiegte das Gesicht an seinen Hals. Tief in ihrem Innern

erregte die Vorstellung sie, diesem Mann ausgeliefert zu sein.
Natürlich  würde  sie  diese  Fantasie  nicht  in  die  Tat  umsetzen,
denn dazu war die Angst, benutzt und verletzt zu werden, viel zu
groß. Dennoch bekannte sie sich dazu.

„Wie steht es mit dir, Brandi? Hast du Fantasien?“

Sie  schüttelte  den  Kopf.  Sie  hatte  nie  viel  über  Sex

nachgedacht und ihn gemieden. „Nein.“

„Dann  finden  wir  schon  noch  welche  für  dich.  Drei  Tage

bleiben  uns  dazu  noch.“  Er  küsste  sie  ein  letztes  Mal  und
startete den Wagen. „Wir sollten uns lieber beeilen, sonst finde
ich keinen Drugstore mehr, der geöffnet hat.“

„Wozu brauchen wir einen Drugstore?“

„Ich brauche neue Kondome.“

„Oh.“  Sie  musste  einen  Moment  schlucken.  „Hattest  du  nicht

gesagt, ich sollte heute Nacht nur bei dir schlafen?“

Er  lenkte  den  Wagen  auf  die  Straße  und  grinste  Brandi

jungenhaft an. „Stimmt, aber erst hinterher.“

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Brandi erwiderte darauf nichts, doch innerlich grinste sie auch.

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9. KAPITEL

Auf Sebastian zu liegen, seine breite Brust zu spüren, die sich

unter schweren Atemzügen hob und senkte, die Wärme seines
Körpers zu fühlen war etwas, woran Brandi sich rasch gewöhnt
hatte.  Seine  Hand  lag  auf  ihrem  Po  und  streichelte  ihn  sanft.
Offenbar hatte er eine Schwäche für diesen Körperteil.

Und Brandi hatte eine Schwäche für Sebastian. Es hatte nicht

lange gedauert, bis er ihre Bedenken überwunden hatte. Nach
dieser  ersten  gemeinsamen  Nacht,  in  der  sie  so  friedlich  wie
seit Jahren nicht mehr geschlafen hatte, hatte sie nicht mehr in
ihr  eigenes  Zimmer  gewollt.  Sebastian  war  stets  so  behutsam
und  überließ  ihr  beim  Liebesspiel  die  Führung.  Nach  jenem
einen  Mal  hatten  sie  die  Fesseln  weggelassen.  Obwohl  sie
weiterhin  auf  dem  Nachttisch  lagen,  hatte  keiner  von  beiden
mehr die Benutzung vorgeschlagen. Brandi benötigte diese Art
von Sicherheit nicht länger, da sie Sebastian absolut vertraute.

Nach  dem Abend  im  Restaurant  hatte  er  sie  zum  Bungalow

zurückgebracht und sie leidenschaftlich liebkost, kaum war die
Tür  hinter  ihnen  zugefallen.  Er  hatte  Brandi  ins  Schlafzimmer
getragen,  wo  sie  sich  dem  Liebesspiel  hingaben.  Seine
Zärtlichkeit  hatte  ihre  Ängste  vertrieben,  und  mit  einer
unfehlbaren  Sicherheit  hatte  er  ihr  bewiesen,  dass  er  genau
wusste, was ihr Lust bereitete.

Meistens schliefen sie danach ein, Brandi auf ihm, während er

sie  in  den  Armen  hielt.  Die  Zeit  mit  ihm  würde  sie  nie
vergessen,  zumal  ihr  etwas  sehr  Dummes  passiert  war  –  sie
hatte  sich  in  ihn  verliebt.  Vor  fünf  Tagen  noch  hätte  sie
geschworen, dass ein Mann wie Sebastian gar nicht existierte.
Jetzt  aber,  an  ihrem  letzten  gemeinsamen  Tag,  musste  sie

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zugeben,  dass  es  einen  Mann  wie  ihn  gab.  Nur  würde  sie  ihn
leider nicht halten können.

Sebastian bewegte sich, hob den Kopf und biss sie zärtlich in

die Schulter. „Wie spät ist es?“

Brandi  zwang  sich,  die  Augen  zu  öffnen,  und  sah  auf  den

Wecker auf dem Nachttisch. „Halb fünf.“

„Du  solltest  schlafen.  In  ein  paar  Stunden  müssen  wir  schon

packen.“

Seine  Stimme  klang  barsch,  und  am  liebsten  hätte  Brandi

geweint. Diese fünf Tage waren zauberhaft gewesen, und bis zu
einem gewissen Grad hatten sie beide sich verändert. Sie war
mit  Sebastian  einkaufen  gegangen,  und  er  hatte  ihr  dabei
geholfen,  weitere  Geschenke  auszusuchen.  Er  hatte  sogar  ein
paar Souvenirs für sich selbst gekauft. Inzwischen schien es ihm
nicht  mehr  so  viel  auszumachen,  wenn  sie  etwas  kaufte.  Im
Gegenteil, manchmal war er geradezu begeistert gewesen, zum
Beispiel bei Eiscreme, Fahrten mit dem Riesenrad oder sogar
bei der Wahrsagerin. Das waren alles kleine Dinge, an denen
er jedoch Spaß hatte, und Brandi freute sich, ihn so entspannt
und glücklich zu sehen.

Er  hatte  ihr  angeboten,  beim  Einpacken  der  Geschenke  zu

helfen, und so hatten sie einen ganzen verregneten Tag in dem
Bungalow  genau  damit  verbracht. Anschließend  hatten  sie  vor
dem Kamin miteinander geschlafen.

Sebastian hatte ihr all das gegeben, was ihr früher entgangen

war. Er hatte ihr die zweifelhaften Freuden des Liebesspiels im
Wagen  gezeigt,  und  sie  hatten  viel  gelacht,  besonders  als  ein
weiterer  Wagen  gekommen  war  und  sie  sich  bereits  ertappt
wähnten.  Er  hatte  für  sie  Wildblumen  gepflückt,  die  jetzt  den

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Küchentisch  schmückten.  Zweimal  hatte  er  ihr  Frühstück  ans
Bett  gebracht.  Er  hatte  sie  verwöhnt,  verführt  und  umworben.
Dafür liebte sie ihn.

Als  sie  vor  zwei  Nächten  erneut  von  den  Dämonen  ihres

Albtraums  heimgesucht  worden  war,  hatte  Sebastian  sie
gehalten und getröstet. An seiner Brust hatte sie sich so sicher
gefühlt,  dass  sie  sich  gefragt  hatte,  ob  der  Traum  überhaupt
jemals wiederkommen würde.

Sie wussten beide, dass dies ihre letzte Nacht war, und Brandi

klammerte sich für einen kurzen Moment an ihn. Sebastian hörte
auf, ihren Rücken zu streicheln.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte er leise.

„Ja, ich bin nur nicht mehr müde.“

„Na  ja  …“  Der  raue  Ton  seiner  Stimme  verriet  ihr  seine

Erregung.  Erneut  verblüffte  er  sie  mit  seiner  Ausdauer  und
seiner  Lust.  Brandi  hatte  sich  nie  vorher  als  sexuelles  Wesen
betrachtet, doch bei Sebastian kam sie sich unersättlich vor.

Sie  stützte  sich  auf  die  Unterarme,  sodass  er  ihre  Brüste

erreichen  konnte.  Er  schob  Brandi  ein  Stück  weiter  hoch  und
begann, sanft an einer Knospe zu knabbern. Brandi stöhnte.

„Du hast wundervolle Brüste.“

„Das sagst du mir nicht zum ersten Mal.“

„Ja, weil es mich so erregt.“

Sie war froh, ihm Vergnügen bereiten zu können, da er es bei

ihr  in  jeder  Hinsicht  getan  hatte.  Sie  umfasste  seine  Wangen
und  sah  ihm  ernst  ins  Gesicht.  „Ich  will  dich  glücklich  machen.
Dies ist unsere letzte gemeinsame Nacht.“

Er runzelte die Stirn und küsste sie leidenschaftlich. „Daran will

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ich jetzt nicht denken.“

Sie  glitt  von  ihm  herunter  an  seine  Seite  und  fuhr  mit  dem

Zeigefinger  über  seine  Brust,  umkreiste  eine  seiner
Brustwarzen. „Was kann ich für dich tun?“

„Brandi …“

Sie liebte diesen warnenden Ton, der ihr verriet, wie sehr ihm

das gefiel, was sie tat. Langsam ließ sie die Hand über seinen
Bauch  hinuntergleiten.  Sein  Atem  ging  schwerer.  „Dieser  Teil
deines Körpers fasziniert mich.“

„Und  deine  Faszination  bringt  mich  um  den  Verstand“,

entgegnete er mühsam.

Brandi lachte und beugte sich herunter, um die Zungenspitze in

seinen Nabel zu tauchen. „Weißt du, was ich gern tun würde?“

„Ich weiß, was ich mir wünsche“, erwiderte er keuchend.

„Ich würde gern an den See gehen.“

„Ah,  Liebes,  du  weißt  wirklich,  wie  man  einem  Mann  jegliche

Illusion nimmt.“

Brandi ignorierte seine Worte. Sie war sich genau darüber im

Klaren,  was  er  wollte.  Doch  bisher  hatte  sie  nicht  den  Mut
gefunden,  es  ihm  zu  geben.  Immerhin  hatte  er  ihre  Neugier
geweckt, 

und 

jetzt 

war 

die 

letzte 

Gelegenheit, 

es

auszuprobieren.

„Ich möchte an den See gehen und mich mit dir in eine Decke

hüllen. Wir könnten die Sterne beobachten, den Grillen lauschen
und … miteinander schlafen.“

Er  streichelte  ihren  Rücken.  „Ist  das  eine  von  deinen

Fantasien, Liebes?“

„Ja.“

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Sebastian  setzte  sich  auf  und  zog  Brandi  auf  seinen  Schoß.

„Das  lässt  sich  arrangieren.  Aber  wirst  du  nicht  frieren?“  Im
Gegensatz zu ihr fror er selten, und Brandi verließ sich auf seine
Körperwärme.

„Es war den ganzen Tag über warm. Mir wird schon nicht kalt

werden. Wir nehmen einfach ein paar Decken mit. Ich will dort
bleiben, bis die Sonne aufgeht.“

Der  kleine  See  lag  ganz  in  der  Nähe  ihres  Bungalows.  Sie

waren mehrere Male dort gewesen, hatten lange Spaziergänge
unternommen,  Blumen  gepflückt  und  die  Eichhörnchen
beobachtet. Nach jenem Abend, an dem Sebastian ein kleines
Vermögen  ausgegeben  hatte,  hatte  Brandi  darauf  geachtet,
dass sie in der Nähe des Bungalows blieben. Wenn sie essen
gingen, wie bei ihrem zweiten Einkaufsbummel, bestand sie auf
einem billigen Restaurant. Offenbar überschätzte Sebastian den
Grad  an  Luxus,  an  den  sie  gewöhnt  war.  Sie  lebte  wie  er  ein
schlichtes  Leben,  besonders  im  Vergleich  zu  Shay.  Das
schönste Essen war ihr Picknick am See gewesen. Nur war es
eine  andere  Sache,  ihn  davon  zu  überzeugen.  Er  wollte  sie
unbedingt verwöhnen, obwohl das absolut nicht nötig war.

Sebastian zog seine Jeans und sein T-Shirt an und sammelte

Decken  ein.  Brandi  zog  ihren  Bademantel  über  und  band  den
Gürtel  fest  zu.  Darunter  war  sie  allerdings  nackt.  Dies  war  die
letzte  Nacht  mit  Sebastian,  und  sie  wollte  das  Beste  daraus
machen. Schlafen konnte sie zu jeder anderen Zeit.

Geduldig begleitete er sie hinunter zum See und wartete, bis

sie  einen  Platz  ausgesucht  hatte,  um  die  größte  Decke
auszubreiten.  Erst  als  sie  ihren  Bademantel  öffnete,  wurde  er
hellwach.

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„Brandi?“

Der  Mantel  glitt  zu  Boden.  Sie  stand  nackt  im  Mondlicht  vor

ihm. Bisher hatte sie sich ihm nie so offen gezeigt. Dazu war sie
zu scheu gewesen, und nur Verzweiflung trieb sie jetzt so weit. In
dieser  Nacht  wollte  sie  alles,  es  sollte  keine  Schranken  mehr
zwischen ihnen geben.

Zweifellos gefiel ihm, was sie tat. Er nahm ihren Anblick in sich

auf, und sie hörte, wie er scharf den Atem einsog. Wie erwartet
rührte  er  sich  nicht,  sondern  wartete  auf  ihre Anweisung.  Nicht
ein  einziges  Mal  hatte  er  ihre  Abmachung  vergessen,  und
dieser Tatsache war es zu verdanken, dass Brandi inzwischen
so unverkrampft war.

„Komm her“, befahl sie leise.

Er kickte seine Schuhe fort und trat zu Brandi in die Mitte der

Decke. Er wollte die Hände nach ihr ausstrecken, doch sie hielt
sie fest, küsste beide Handflächen und schob sie zurück. „Zieh
dein T-Shirt aus.“

Rasch zerrte er sich das T-Shirt über den Kopf. Brandi nahm

es  von  ihm  entgegen  und  legte  es  zu  ihrem  Bademantel. Am
liebsten hätte sie ihn selbst vollständig ausgezogen, nur war er
zu  groß  für  sie,  um  ihm  das  T-Shirt  über  den  Kopf  zu  ziehen.
Aber  das  war  auch  der  einzige  Kompromiss,  den  einzugehen
sie  bereit  war.  Mit  seiner  Jeans  würde  sie  keine  Probleme
haben.

Sie fuhr mit dem Finger über seinen harten, flachen Bauch und

dann unter den ersten Knopf. Eine sanfte Brise wehte und trug
den  Geruch  des  Sees  herüber.  Es  duftete  nach  Azaleen  und
taunassem  Gras.  Bis  auf  das  leise  Rascheln  der  Blätter  und
ihren Atem war alles still.

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Der  erste  Knopf  sprang  auf.  Brandi  sank  auf  die  Knie  und

küsste das behaarte Stück Haut, das sie bisher entblößt hatte.
Sebastian holte tief Luft. Mit dem nächsten Knopf war es etwas
schwieriger,  der  dritte  und  vierte  dagegen  boten  keinen
Widerstand. Da Sebastian sich nicht die Mühe gemacht hatte,
einen  Slip  anzuziehen,  konnte  Brandi  ihn  sofort  umfassen.  Er
war heiß und hart. Sie schmiegte ihre Wange daran.

Sebastian  berührte  kurz  ihren  Kopf  und  ließ  die  Hand  dann

sinken.  „Brandi“,  stieß  er  gepresst  hervor.  „Du  machst  mich
verrückt, Liebes.“

Sie  zog  ihm  die  Jeans  bis  zu  den  Knien  hinunter  und  küsste

die Innenseite seiner Schenkel. „Ich liebe deinen Duft“, flüsterte
sie. „Er ist so sexy und männlich.“

Er  ballte  die  Fäuste.  „Wollen  wir  uns  jetzt  nicht  lieber

hinlegen?“

„Nein, noch nicht.“ Diese Nacht sollte für ihn etwas Besonderes

werden, damit sie sich für den Rest ihres Lebens daran erinnern
konnten.  Einen  Mann  wie  ihn  würde  es  nicht  mehr  geben.  Ihm
hatte  sie  ihr  wiedergewonnenes  Vertrauen  in  sich  selbst  zu
verdanken, er hatte ihr geholfen, sich wieder als Frau zu fühlen.
Aber  sie  würde  ihn  nicht  dauerhaft  glücklich  machen  können.
Sie konnte ihm nicht geben, was er verdiente, und wenn sie ihn
noch  so  liebte.  Dieser  Gedanke  machte  sie  traurig.  Sie
verdrängte die Realität, beugte sich vor und umschloss ihn mit
dem Mund.

Sebastian stöhnte laut auf und krallte die Finger in ihre Haare.

Dann beherrschte er sich und legte die Hände auf den Rücken.
Er atmete schwer. „Liebling, was du da tust, ist fantastisch.“

Brandi  leckte  sich  die  Lippen.  „Falls  ich  etwas  falsch  mache

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…“

Er lachte heiser. „Oh nein, ganz sicher nicht. Hör einfach nicht

auf.“

„Das  werde  ich  nicht.“  Sie  beugte  sich  erneut  vor.  „Magst  du

das?“  Sie  neckte  ihn  mit  der  Zungenspitze.  „Und  wie  ist  es
damit?“ Sie nahm ihn so tief, wie sie konnte, in den Mund und
erkannte,  dass  es  noch  eine  Fantasie  gab,  die  sie  nicht
ausgelebt hatte. Sie arbeitete gerade daran, das zu ändern. Ihre
Bewegungen  waren  unbeholfen,  das  wusste  sie,  doch  er
beklagte sich nicht. Im Gegenteil, es schien ihm größte Lust zu
bereiten, zumindest den Lauten nach zu urteilen, die er von sich
gab.  Schließlich  ging  ein  Zittern  durch  seinen  Körper,  und  er
schob Brandi fort.

Hastig  streifte  er  die  Jeans  ab  und  zerrte  ein  Kondom  aus

einer  der  Hosentaschen.  Doch  seine  Hände  zitterten  zu  sehr,
daher  nahm  sie  es  ihm  einfach  ab.  Sie  hatte  noch  nicht
beendet, was sie begonnen hatte, aber sie sehnte sich jetzt zu
sehr  nach  ihm,  um  zu  protestieren.  Geschickt  streifte  sie  ihm
das  Kondom  über,  und  Sebastian  ließ  sich  neben  sie  sinken
und  zog  sie  auf  sich.  Mit  einer  einzigen  kraftvollen  Bewegung
drang er tief in sie ein und erlebte fast im selben Moment den
Höhepunkt.  Brandi  selbst  war  so  erregt  durch  sein  heftiges
Verlangen, dass sie ihm unmittelbar auf den Gipfel folgte. Dann
sank sie erschöpft auf seine Brust.

Viele  Minuten  vergingen,  in  denen  sie  sich  stumm

umschlungen hielten, und Brandi fragte sich, ob Sebastian den
nahen Abschied ebenfalls als einen Verlust empfand. Sie wollte
nicht wieder zurück, aber das war natürlich unausweichlich. Sie
hatte einen Job und eine Familie. Er hatte seine Arbeit und sein
Haus, das sie niemals zu Gesicht bekommen würde. Allerdings

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hatte sie sich schon oft vorgestellt, wie es aussah und wie der
Einfluss  einer  Frau  es  noch  verbessern  könnte.  Leider  würde
sie diese Frau nicht sein.

Sicher  würden  sie  sich  wieder  begegnen,  schließlich  war  er

mit  Shay  befreundet.  Und  Brandi  verbrachte  viel  Zeit  damit,
Shay  bei  ihren  Spendensammlungen  und  im  Frauenhaus  zu
helfen. Aber sie würde ihm keine Szene machen, wenn sie sich
über  den  Weg  liefen.  Er  sollte  weder  seine  Großzügigkeit
bereuen noch dass er mit ihr zusammen gewesen war.

Den  restlichen  Morgen  verbrachten  sie  Arm  in  Arm

schweigend  am  See.  Und  beim  Sonnenaufgang  tat  Brandi  ihr
Bestes,  um  den  Tag  nicht  zu  verfluchen.  Sebastian  und  die
Decken hielten sie warm, und bei Tagesanbruch schlief er noch
einmal mit ihr. Vielleicht lag es nur daran, dass ihr Herz brach,
doch kamen ihr seine Bewegungen ebenso verzweifelt vor wie
ihre.

Drei Stunden später bestiegen sie das Flugzeug, das sie nach

Hause bringen würde.

Mit  jeder  weiteren  Sekunde  wurde  Sebastian  wütender.

Verdammt, wie konnte es nur so enden, als sei überhaupt nichts
geschehen?  Ganz  offenbar  wollte  Brandi  es  so.  Im  Flugzeug
war sie distanziert gewesen und hatte lediglich beim Start und
bei  der  Landung  seine  Hand  gehalten.  Sie  hatte  im  Flughafen
sogar den Vorschlag gemacht, verschiedene Taxis zu nehmen,
damit  er  den  Umweg  zu  ihrem  Haus  sparte.  Zum  Glück  hatte
Shay die Limousine wieder geschickt, und so konnte er Brandis
Angebot ablehnen.

Es  kostete  ihn  Mühe,  sich  zusammenzunehmen. Am  liebsten

hätte  er  laut  geschrien.  Seit  dem  Start  hatte  er  sich

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zusammengenommen.  Er  wollte  nicht,  dass  das  Ende  der
Reise  nach  Gatlinburg  auch  das  Ende  ihrer  Beziehung  war.
Obwohl  er  sich  danach  sehnte,  ihr  seine  Gefühle  zu  gestehen,
brachte er es nicht über sich. Wahrscheinlich hatte es mit seiner
Kindheit in ärmlichen Verhältnissen zu tun, jedenfalls fürchtete er
ihre Ablehnung. Ihr stand jetzt eine ganz neue Welt offen, und sie
verdiente  die  Chance,  diese  Welt  zu  erkunden,  ohne  an
jemanden gebunden zu sein.

Auf  der  anderen  Seite  drängte  ihn  etwas  in  seinem  Innern

dazu, Ansprüche auf sie zu erheben und ihr klarzumachen, dass
sie nur zu ihm gehörte. Er versuchte sich einzureden, das habe
lediglich  mit  der  erotischen  Situation  ihres  gemeinsamen
Urlaubs zu tun. Aber er war schon mit vielen Frauen zusammen
gewesen,  ohne  etwas  Derartiges  empfunden  zu  haben.  Und
seine innere Stimme sagte ihm, dass ihm so etwas nicht noch
einmal passieren würde.

Brandi bat ihn nicht, ihn wiedersehen zu dürfen. Auch brachte

sie  eine  mögliche  Zukunft  ihrer  Beziehung  nicht  zur  Sprache.
Für sie schien es bereits vorbei zu sein, obwohl sie noch nicht
einmal  ganz  zu  Hause  war.  Mit  jeder  weiteren  Meile  stieg
Sebastians innere Anspannung. Er musste etwas unternehmen,
ehe er die Beherrschung verlor und sich wie ein Idiot benahm.

„Kommt Shay dich besuchen?“, erkundigte er sich.

Sie  lächelte  kurz.  „Ganz  sicher.  Wahrscheinlich  wartet  sie

schon auf den Stufen vor dem Haus.“

Sebastian  fragte  sich,  ob  sie  Shay  etwas  über  sie  beide

erzählen  würde.  Nicht,  dass  er  etwas  dagegen  hätte.  Brandi
musste selbst entscheiden, was sie tat. Er erinnerte sich an ihre
erste  Begegnung  –  es  schien  ihm  schon  Monate  her  zu  sein,

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nicht Tage. Sie war so entschlossen gewesen, die Reise nicht
mit ihm anzutreten. Sie hatte ihn nicht gewollt, nicht einmal als
Teil  eines  tollen  Reisegewinns.  Es  machte  ihr  keine
Schwierigkeiten, ihr eigenes Leben zu führen. Ihn hatte sie nur
zum Sex gebraucht, und den hatte sie von ihm bekommen. Ihre
Nähe war jedoch kontrolliert gewesen.

Eigentlich hätte die Erfüllung einer aufregenden Fantasie auch

genügen sollen. Doch jetzt fühlte er sich nur leer. Statt sich auf
seinen  Job  und  sein  Haus  zu  freuen,  fürchtete  er  jede
verstreichende 

Minute, 

da 

der 

endgültige 

Abschied

unausweichlich  näher  rückte.  Er  versuchte,  die  aufsteigende
Panik zu verscheuchen, und räusperte sich. „Wann wirst du zum
Frauenhaus fahren?“

„Gleich morgen früh. Ich kann es kaum erwarten, den Kindern

ihre Geschenke zu geben.“

Er zwang sich zu einem Lächeln. „Sie werden sicher aufgeregt

sein.“

„Nochmals  danke  für  deine  Hilfe  beim  Aussuchen  und

Einpacken der Geschenke.“

„War mir ein Vergnügen.“

Brandi  zögerte  und  knetete  die  Hände  in  ihrem  Schoß.

„Sebastian …“

Er hoffte, eine Einladung zu hören, irgendeinen Hinweis darauf,

wie sie sich fühlte. Gebannt hielt er den Atem an.

„Ich  möchte  nur,  dass  du  weißt,  wie  viel  mir  diese  Reise

bedeutet hat.“

Wut  stieg  in  ihm  auf.  „Kein  Problem,  ich  habe  nicht  gerade

gelitten  dabei“,  erwiderte  er,  und  es  war  nicht  leicht,  nicht
sarkastisch zu klingen.

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Brandi  wirkte  verwirrt.  Sie  wandte  sich  ein  wenig  ab,  und  in

ihrer Stimme lag ein Zittern, das vorhin noch nicht da gewesen
war. „Für mich war es etwas ganz Besonderes, das ich niemals
vergessen werde.“

Er  hatte  ihre  Gefühle  verletzt  und  verachtete  sich  jetzt  selbst

dafür.  Er  verfluchte  ihre  neu  gewonnene  Freiheit,  ihre  Rechte.
Natürlich  brauchte  sie  Zeit,  um  sich  über  ihre  Gefühle  klar  zu
werden,  aber  das  bedeutete  noch  lange  nicht,  dass  er  sie
einfach  gehen  lassen  wollte.  Er  legte  den  Arm  um  sie  und
drückte sie an sich. Sie sah mit wachsamer Miene zu ihm auf.

„Wir  sind  Freunde“,  flüsterte  er.  „Ich  hoffe,  du  rufst  mich  an,

wann immer du jemanden zum Reden brauchst.“

Sie  schien  freudig  überrascht  von  seinem  Angebot  und

lächelte unsicher.

„Oder falls du das hier brauchst“, fügte er hinzu und küsste sie.

Es  kümmerte  ihn  nicht,  dass  der  Fahrer  ihnen  zuschaute.  Von
ihm aus hätte die ganze Welt ihnen zusehen können.

Brandi grub die Finger in seine Schultern und hielt ihn fest. Der

Kuss  war  leidenschaftlich,  wie  ein  verzweifelter  Versuch,  ihr
seinen  Stempel  aufzudrücken.  Sebastian  wollte  ihr  bewusst
machen, dass er ihr etwas geben konnte, was sie bei keinem
anderen  Mann  finden  würde.  Etwas,  das  sie  nicht  einfach
wegwerfen sollte.

Endlich  hielt  die  Limousine,  und  Sebastian  löste  sich  von

Brandi und schaute sich um. Sie standen vor Brandis Haus. Es
war vorbei.

Er  küsste  Brandi  ein  letztes  Mal  und  sagte  leise:  „Du  bist  zu

Hause.“

Sie  richtete  sich  auf  und  strich  sich  die  widerspenstigen

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Locken aus dem Gesicht. Er liebte ihre Haare, er liebte alles an
ihr.

Der  Fahrer  hatte  ihre  Koffer  bereits  ausgeladen  und  trug  sie

zur  Haustür  hinauf.  Sebastian  wollte  aussteigen,  um  zu  helfen,
doch Brandi hielt ihn zurück.

„Ich verabschiede mich lieber hier.“

Er ließ sich in die Polster zurücksinken und sah ihr fest in die

Augen. Er konnte sie nicht einfach so gehen lassen, ohne einige
entscheidende  Worte.  Er  würde  sich  nicht  festlegen,  aber  sie
sollte  wenigstens  wissen,  dass  es  nicht  einfach  vorbei  war
zwischen ihnen.

„In den letzten fünf Tagen hattest du das Kommando, und ich

bereue keine einzige Sekunde davon. Aber jetzt ist die Reise zu
Ende, und von jetzt an spiele ich wieder nach meinen eigenen
Regeln.“

„Ich verstehe nicht ganz“, erwiderte sie erstaunt.

Sebastian grinste. Er fühlte sich schon besser, nachdem er ihr

die  Entscheidung  abgenommen  hatte.  Er  hatte  Geduld  genug
bewiesen.  „Und  ob  du  verstehst.“  Mit  dem  Daumen  strich  er
über  ihre  Lippen.  „Es  gibt  kein  Adieu,  nicht  zwischen  uns.
Vielleicht  ist  dir  das  noch  nicht  klar,  aber  du  wirst  es  schon
begreifen. Bald sogar.“

Sie starrte ihn verwirrt an und, falls ihn nicht alles täuschte, mit

einer Spur Erregung. Dann kletterte sie eilig aus der Limousine
und lief den Weg zu ihrem Haus hinauf. Sebastian sah ihr nach.
Im letzten Moment drehte sie sich um und schaute zurück.

Er  würde  ihr  vierundzwanzig  Stunden  geben,  um  über  alles

nachzudenken.  Dann  würde  er  seine  Ansprüche  geltend
machen.

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10. KAPITEL

„Na schön, wo ist sie?“

Shay  ließ  sich  nicht  einschüchtern  und  hielt  Sebastians

bohrendem Blick stand. „Das kann ich dir nicht sagen.“

Er  stieß  einen  derben  Fluch  aus,  der  Shay  veranlasste,  die

Nase  zu  rümpfen.  Sebastian  war  am  Ende  seiner  Geduld.
Ursprünglich  hatte  er  Brandi  einen  Tag  Zeit  geben  wollen,  um
sich  zu  Hause  wieder  einzugewöhnen  und  sich  mit  der  Idee
vertraut  zu  machen,  dass  er  die  Beziehung  zwischen  ihnen
fortführen wollte. Doch dann hatte er wegen eines neuen Falles
fortgemusst. Diesen Fall hatte er an niemand anderen abgeben
können,  da  er  schon  früher  damit  zu  tun  gehabt  hatte  und  die
ganze  Geschichte  kannte.  Sosehr  er  Brandi  auch  hatte  sehen
wollen,  es  gab  Verpflichtungen,  denen  er  sich  nicht  entziehen
konnte – schon gar nicht, wenn es um eine Frau ging, die von
ihrem Exmann verfolgt wurde. Diese Frau konnte es sich nicht
leisten,  jemand  anderen  zu  engagieren,  und  Sebastian  kannte
ihre Situation genau. Er hatte Brandi vorher noch anrufen wollen,
aber  es  war  schon  so  spät  gewesen.  Und  seit  er  zurück  war,
hatte sie keinen seiner Anrufe beantwortet.

Inzwischen war eine Woche vergangen, und er konnte sie noch

immer  nicht  erreichen.  Mit  jeder  Stunde  wurde  seine  Wut
größer. Mittlerweile war er schon länger von ihr getrennt, als sie
Zeit miteinander verbracht hatten, und diese Vorstellung passte
ihm gar nicht. Also war er zu Shay gefahren, obwohl es Zeit fürs
Abendessen war und er vermutlich störte. Er brauchte ein paar
Antworten, und sie war die Einzige, von der er sie bekommen
konnte.

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„Du  spielst  doch  hier  irgendein  Spiel,  und  das  gefällt  mir

überhaupt nicht. Ich muss mit Brandi reden. Sag mir, wo sie ist.“

„Es tut mir leid, Sebastian, aber ich habe es ihr versprochen.“

„Warum?“

Jetzt verlor Shay die Geduld. Sie bohrte ihm den Zeigefinger in

die  Brust,  stellte  sich  auf  die  Zehenspitzen  und  funkelte  ihn
zornig an. „Das wüsste ich selbst gern! Was hast du mit meiner
Schwester  gemacht?  Seit  sie  zurück  ist,  ist  sie  nicht  mehr
dieselbe.  Mal  macht  sie  ein  Gesicht,  als  würde  sie  jeden
Moment  in  Tränen  ausbrechen,  und  dann  lächelt  sie,  als  hätte
sie  irgendein  verdammtes  Geheimnis.  Außerdem  hat  sie
gesagt, dass sie Urlaub braucht! Sie ist doch gerade erst aus
Gatlinburg  zurückgekommen!  Allerdings  weigert  sie  sich,  mir
auch nur die kleinste Kleinigkeit darüber zu erzählen.“

„Vielleicht weil es dich nichts angeht.“

„Wir haben immer alles miteinander geteilt!“

„Sogar Schuld?“

Shay hob die Brauen. „Wovon redest du?“

Sebastian  bereute  die  Worte,  kaum  hatte  er  sie

ausgesprochen.  Es  hatte  keinen  Zweck,  die  Vergangenheit
noch  einmal  aufzuwärmen.  Das  würde  nichts  ändern,  sondern
im  Gegenteil  alles  höchstens  noch  verschlimmern.  Er
beabsichtigte,  von  jetzt  an  in  der  Nähe  zu  sein  und  dafür  zu
sorgen,  dass  sich  einiges  änderte,  dass  ihre  Familie  Brandi
besser verstand.

Es  war  sinnvoller,  Shay  von  dem  Thema  abzulenken,  daher

sagte  er:  „Willst  du  mich  hier  vor  der  Tür  stehen  lassen,  oder
darf  ich  reinkommen  und  mich  setzen?  Ich  bin  nämlich  völlig
erledigt.“

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Ihre Miene wurde sanfter. „Komm rein. Wir können in meinem

Studio reden.“

Sebastian  schaute  sich  erstaunt  um,  nachdem  er  das  Haus

betreten hatte. Es war all der Luxus vorhanden, den er erwartet
hatte.  Doch  ihn  in  allen  Einzelheiten  zu  sehen,  war  etwas
anderes. Wie konnte er Brandi bitten, in sein schlichtes Haus zu
kommen, wenn so etwas wie dies in ihrer Familie üblich war?

„Ein  fantastisches  Haus“,  bemerkte  er,  weil  Shay  ihn

beobachtete.

„Es  ist  so  leer,  und  ich  fühle  mich  manchmal  schrecklich

einsam.“ Sie öffnete eine schwere Eichentür, durch die man in
ein riesiges Wohnzimmer gelangte, das in sattem Burgunderrot
und  Tannengrün  gehalten  war.  „Brandi  hat  nicht  sonderlich  viel
dafür übrig. Sie findet, ich soll mir etwas Gemütlicheres kaufen.
Sie nennt dieses Haus ein deprimierendes Mausoleum.“

Sebastian runzelte die Stirn. „Das hat Brandi gesagt?“

Shay  nickte  nachdenklich  und  sah  sich  mit  einem  halb

gequälten  Lächeln  um.  „Und  ich  muss  ihr  recht  geben.  Aber
mein Mann wollte hier leben, und nach seinem Tod ist das alles,
was  mir  von  ihm  noch  geblieben  ist.  Nach  einer  Weile  findet
man dann selbst Geschmack daran.“

Shay war eine so junge, lebensfrohe und attraktive Frau, dass

es  schwerfiel,  sie  sich  als  Witwe  vorzustellen.  Er  drückte  ihre
Hand. „Tut mir leid.“

Das  hatte  er  schon  oft  gesagt,  unzählige  Male  zu  unzähligen

Opfern, und es kam ihm immer zu wenig vor. Es hinterließ ein
leeres Gefühl, so wie jetzt.

Shay  strich,  offenbar  in  Erinnerungen  versunken,  mit  dem

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Zeigefinger  über  den  Mahagonischreibtisch.  „Das  muss  es
nicht.  Ich  bin  mit  meinem  Leben  zufrieden  und  den
Entscheidungen,  die  ich  getroffen  habe.  Aber  ich  will,  dass
Brandi auch glücklich ist, und momentan stimmt etwas ganz und
gar nicht mit ihr.“

Er  rieb  sich  die  müden  Augen.  Shay  machte  einen  äußerst

besorgten  Eindruck,  und  Sebastian  beschloss,  ihr  nicht
vorzuhalten,  dass  sie  zu  Brandis  Last  unbeabsichtigt
beigetragen  hatte.  Das  würde  ohnehin  nicht  mehr  passieren,
denn er würde ab jetzt da sein und das zu verhindern wissen.

„Ich  wollte  nicht  so  viel  Zeit  verstreichen  lassen,  bis  ich  sie

wiedersehe“,  erklärte  er.  „Aber  dann  musste  ich  weg.  Ich  bin
erst heute Morgen wieder zurückgekommen. Zweimal habe ich
versucht, sie von unterwegs anzurufen, und mehrmals seitdem,
ich wieder hier bin. Aber ich kann sie nicht erreichen.“

„Wahrscheinlich geht sie dir aus dem Weg.“

Diese Unverblümtheit war typisch für Shay. Sebastian ließ sich

matt  in  einen  Sessel  sinken.  „Ich  sollte  dich  für  dieses
Durcheinander verantwortlich machen.“

„Das ist es also? Ein Durcheinander?“

„Wie würdest du es denn nennen? Du schickst mich auf eine

harmlose  Reise,  die  sich  jedoch  als  keineswegs  so  harmlos
entpuppt.“

„Ich frage ja nur ungern, aber wovon sprichst du eigentlich?“ Er

musste unwillkürlich lachen. „Ich sollte deine Schwester für fünf
Tage ein wenig unterhalten, aber stattdessen habe ich mich in
sie  verliebt.  Der  Rest  des  Urlaubs  war  eine  einzige  Qual,  und
obwohl  ich  mir  gesagt  habe,  dass  sie  eine  zweite  Chance
verdient, ihr Leben auch ohne jemanden wie mich zu bestreiten,

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kann ich sie nicht einfach so gehen lassen.“

Shay blinzelte. „Du liebst Brandi?“

Seine Stimme wurde sanfter. „Wie sollte ich nicht?“

Shay strahlte. „Natürlich! Sie ist perfekt, nicht wahr?“

„Ja, und ich will sie. Wo ist sie?“

„Oje, ich glaube, ganz so einfach ist es nicht. Ich habe nämlich

den  Eindruck,  dass  Brandi  denkt,  sie  sei  für  dich  nicht  gut
genug.“

Verzweiflung  stieg  in  ihm  auf.  „Wie  kommt  sie  denn  bloß  auf

diese idiotische Idee?“

„Offenbar  durch  dich,  also  starr  mich  nicht  so  wütend  an.  Für

Brandi bist du der vollkommene Mann.“

„Das hat sie gesagt?“

„Nicht,  dass  du  zu  gut  für  sie  bist.  Das  habe  ich  mir  selbst

zusammengereimt, aufgrund der Art, wie sie von dir schwärmte.
Nach ihren Worten bist du sanft, selbstbewusst, verständnisvoll,
fürsorglich  und  natürlich  stark.“  Shay  boxte  ihn  in  die  Schulter
und zwinkerte ihm zu. „Aber das sieht jede Frau selbst.“

„Du  bist  wirklich  eine  Plage.  Der  Mann,  der  dich  einmal

bekommt, muss schon ziemlich gute Nerven haben, sonst hat er
gegen dich keine Chance.“

„Ha!  Das  habe  ich  alles  schon  hinter  mir.  Ich  habe  nicht  die

Absicht,  eine  Beziehung  anzufangen  oder  jemals  wieder  zu
heiraten.“

„Wart’s ab.“

Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. „Nein, Brandi

ist diejenige, um die es geschehen ist, und ich will wissen, was
du in dieser Hinsicht zu tun gedenkst.“

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Sämtliche  Müdigkeit  wich  von  ihm.  Er  hatte  vier  Tage  mit

Observierungen  zugebracht  und  zwei  mit  der  Erstellung  eines
Berichts  über  einen  versuchten  Missbrauch,  den  er  unter
körperlichem  Einsatz  verhindert  hatte.  Die  Exfreundin  des
Angreifers  war  fast  hysterisch  geworden,  und  es  hatte
Sebastian  einige  Mühe  gekostet,  sie  wieder  zu  beruhigen.
Außerdem  hatte  er  stundenlang  in  Flugzeugen  gesessen  und
kaum geschlafen. Noch vor einer Stunde war er völlig erschöpft
gewesen.  Doch  jetzt  war  sein  Zorn  geweckt.  Er  brauchte  ein
Ventil,  und  Brandis  Starrsinn  war  genau  das  richtige.  Wie
konnte sie nur einen solchen Unsinn denken?

„Ich  werde  mich  um  alles  kümmern,  wenn  du  mir  verrätst,  wo

sie ist“, sagte er.

„Ich wusste ja, dass du ein wenig zur Selbstherrlichkeit neigst,

und bei deinem Job ist das sicher auch nötig. Aber du wirst dich
zivilisiert benehmen, oder?“

Er  schnaubte.  Shay  kannte  ihn  gut  genug,  um  sich  keine

Sorgen  zu  machen.  „Ich  werde  deine  ärgerliche  kleine
Schwester zur Vernunft bringen, das ist alles.“

Shay  grinste  und  tätschelte  seinen  Arm.  „Ich  gebe  dir  die

Adresse.“  Sie  ging  zum  Schreibtisch  und  zog  die  oberste
Schublade  auf.  „Aber  ich  verlasse  mich  auf  dich.  Ich  möchte
mich nicht mit Brandis Stimmung auseinandersetzen, wenn sie
allein zurückkommt.“

„Ohne mich geht sie nirgendwo mehr hin“, versicherte er ihr.

„Oh,  was  für  ein  entschlossener  Mann!“  Sie  fächerte  sich  mit

dem Stück Papier spöttisch Luft zu.

Sebastian schnappte es ihr weg. „Du bist viel zu dominant, um

es mit einem entschlossenen Mann aufzunehmen. Der stärkste

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Mann  würde  bei  dir  innerhalb  von  vierundzwanzig  Stunden  um
Gnade winseln!“

Shay zuckte die Achseln. „Stimmt genau. Aber Fantasien sind

ja wohl erlaubt.“

Beim  Hinausgehen  rief  er  über  die  Schulter:  „Na  klar,  die

haben  wir  schließlich  alle.“  Und  Brandi  würde  seine  Fantasien
wahr werden lassen …

Brandi trat auf die vordere Veranda des kleinen Ferienhauses

und  breitete  die  Arme  aus.  Am  schwarzen  Nachthimmel
funkelten  die  Sterne.  Nicht  eine  Wolke  war  zu  sehen,  und  der
Mond  leuchtete  wie  eine  fette  Kugel.  Sie  fragte  sich,  ob  sich
Sebastian so in seinem abgelegenen Haus fühlte, friedvoll und
geborgen.  Sie  empfand  Bedauern,  da  sie  es  nie  erfahren
würde.

Das  Ferienhaus  war  rustikal  im  Vergleich  zu  dem  eleganten

Bungalow, den sie mit ihm bewohnt hatte. Dennoch gefiel es ihr
hier  besser,  wenn  sie  allein  sein  wollte.  Dieses  Ferienhaus
hatte  etwas  sanft  Vertrautes,  eine  Geborgenheit,  die  ihrem
gebrochenen Herzen guttat.

Sebastian hatte weder angerufen noch war er gekommen, um

sie  zu  sehen.  Obwohl  sie  wusste,  dass  es  so  am  besten  war,
hatte  sie  für  kurze  Zeit  doch  gehofft.  Er  schien  entschlossen
gewesen zu sein, die Beziehung fortzuführen und sich über ihre
Bedenken  hinwegzusetzen. Aber  dann  waren  die  ersten  Tage
vergangen, ohne dass sie etwas von ihm gehört hatte. Danach
hatte sie schlicht akzeptiert, was für sie beide am besten war.

Trotzdem vermisste sie ihn schrecklich. Bei allem, was sie tat,

musste  sie  ständig  an  ihn  denken.  Nachts  war  es  am
schlimmsten. Zwar kam ihr Albtraum nicht mehr, aber dafür eine

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schreckliche  Einsamkeit.  Es  waren  nur  fünf  Tage  gewesen,
doch das hatte gereicht, um sich unwiderruflich in Sebastian zu
verlieben.

Es  war  keine  bloße  Vernarrtheit  in  ihren  ersten  Liebhaber;

Vernarrtheit  konnte  nicht  so  stark  sein.  Über  die  Tiefe  ihrer
Gefühle  zu  ihm  bestand  kein  Zweifel.  Sie  liebte  ihn,  und  das
würde  nicht  einfach  aufhören.  Es  waren  seine  Gefühle,  aus
denen sie nicht schlau wurde. Wie konnte ein Mann so zärtlich
und rücksichtsvoll sein, ohne tiefere Empfindungen? War es ihm
letztlich  nur  ums  Vergnügen  gegangen?  Immerhin  hatte  er
zugegeben,  dass  die  meisten  Männer  von  einem  solchen
Urlaub  träumten.  Und  welcher  normale  Mann  hätte  ihre
Angebote  schon  ausgeschlagen?  Vielleicht  wollte  er  sich  jetzt
einfach  eine  Frau  suchen  mit  weniger  Hemmungen,  nachdem
der Urlaub vorbei war.

Brandi setzte sich in einen alten Schaukelstuhl und schloss die

Augen. Sofort entstanden Bilder. Sie hatte noch nie Fantasien
über  jemanden  entwickelt,  doch  Sebastian  war  damit  so  offen
und natürlich umgegangen, dass seine Fantasien jetzt auch ihre
waren.  Sie  sah  seinen  nackten,  muskulösen  Körper  ans  Bett
gefesselt,  sein  vor  leidenschaftlicher  Glut  erhitztes  Gesicht,
während sie auf ihm saß. Sie hörte die lustvollen Laute, seinen
rauen Atem, fühlte die Bewegungen seiner Hüften, wenn er an
seinen Fesseln zerrte. Ein Prickeln lief über ihre Haut, und sie
empfand die Sehnsucht stärker als je zuvor.

Verärgert  über  ihre  Gefühle  für  einen  Mann,  den  sie  nicht

haben konnte, wollte sie gerade aufstehen. Doch ein Geräusch
ließ  sie  innehalten.  Autoreifen  knirschten  auf  der  gekiesten
Auffahrt  und  bremsten  neben  dem  Haus.  Brandi  lauschte
angestrengt.  Eine  Wagentür  wurde  zugeschlagen.  Das

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Geräusch zerriss die Stille der Nacht.

Niemand wusste, dass sie hier war, daher erwartete sie auch

keinen Besuch. Es sei denn, Shay war gekommen, um nach ihr
zu  sehen.  Das  war  durchaus  möglich.  Doch  die  schweren
Schritte,  die  sich  jetzt  näherten,  gehörten  nicht  zu  einer  Frau.
Sofort  kehrten  ihre  alten  Ängste  zurück,  und  ihr  Herz  raste.
Immerhin war sie allein und hilflos.

Im nächsten Moment trat Sebastian auf die Veranda. Groß und

imposant  stand  er  da.  Erleichterung,  Verwirrung,  Sehnsucht  –
Brandi empfand alles zugleich. Er hatte sie noch nicht bemerkt,
da sie still in einer Ecke saß. Er hatte die Hände in die Hüften
gestemmt,  und  seine  Miene  war  zornig.  Brandi  fand  ihn
umwerfend. Mit seiner kräftigen Faust hämmerte er gegen die
Tür und rief Brandis Namen.

„Was  machst  du  hier?“,  meldete  sie  sich  vorsichtig  aus  ihrer

dunklen Ecke.

Er wirbelte herum und starrte suchend in die Dunkelheit. Als er

Brandi entdeckt hatte, trat er näher. Er umfasste ihren Oberarm
und zog sie halb aus dem Schaukelstuhl. „Ich bin deinetwegen
gekommen“,  verkündete  er  schroff.  „Warum  in  aller  Welt
versteckst du dich vor mir?“

„Verstecken?“  Brandi  wurde  aus  seiner  Stimmung  nicht  ganz

schlau.

„Ja.  Ich  habe  versucht,  dich  zu  erreichen.  Ich  musste  Shay

sogar drohen, um herauszufinden, wo du steckst.“

Er  hatte  sie  beinah  zu  Tode  erschreckt,  indem  er  einfach  so

hier  aufgetaucht  war.  Und  jetzt  machte  er  ihr  Vorwürfe?  In  der
Woche,  seit  sie  sich  nicht  mehr  gesehen  hatten,  hatte  sie
entsetzliches  Verlangen  nach  ihm  gehabt.  Es  war  die  Hölle

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ohne ihn gewesen. Und er hatte nichts Besseres zu tun, als sie
bei  ihrer  ersten  Begegnung  anzufahren.  Sie  versuchte  sich
loszumachen, doch er hielt sie fest. „Ich verstecke mich nicht, du
Idiot.  Ich  erhole  mich.  Wieso  hätte  ich  nicht  wegfahren  sollen?
Du hast gesagt, du würdest mich anrufen. Aber du hast es nicht
getan.“

Eigentlich  hatte  sie  ihm  das  nicht  vorwerfen  wollen,  da  es

zwecklos  war  und  höchstens  ihren  Schmerz  verriet.  Stolz  hob
sie den Kopf. So sehr sie ihn auch begehrte, erniedrigen würde
sie sich deswegen nicht.

„Shay hätte ihren Mund halten sollen“, murmelte sie. „Sie hat es

mir versprochen.“

„Ja, aber ich habe nicht lockergelassen.“

Brandi  verzog  das  Gesicht.  „Shay  lässt  sich  von  niemandem

einschüchtern.“

„Na schön, dann war sie eben vernünftiger als du.“ Er schüttelte

sie sanft, und sein Ton wurde drängender. „Ich habe ihr erklärt,
dass ich wegen eines Auftrags die Stadt verlassen musste, und
sie hat mir geglaubt.“

„Du warst gar nicht in der Stadt?“

Er  seufzte  verärgert.  „Nein.  Ich  musste  mich  um  eine  Sache

kümmern,  deren  Hintergrundgeschichte  ich  allein  kannte.
Deshalb konnte ich es nicht delegieren.“

Sein Anblick genügte, und ihr Herz pochte wie wild. „Musstest

du einer Frau helfen?“

Er  fuhr  sich  durch  die  Haare.  „Ja,  aber  jetzt  ist  die  Sache

endgültig  ausgestanden.  Der  Kerl,  der  ihr  zugesetzt  hat,  hatte
eine  Vorstrafe  wegen  Diebstahls.  Diesmal  raubte  er  einen
Drugstore aus. Er wurde dabei gefilmt. Nachdem die Frau mit

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mir  Kontakt  aufgenommen  hatte,  schaltete  ich  die  Polizei  ein,
und  wir  stellten  ihn.  Der  verdammte  Idiot  hat  versucht,  auf  die
Cops zu schießen.“

Brandi wurde vor Schreck blass und streckte automatisch die

Hand nach ihm aus, als wollte sie prüfen, ob ihm nichts passiert
war. „Du hättest verletzt werden können.“

„Mir geht’s gut.“

Erst  jetzt  bemerkte  sie  seine  Erschöpfung.  Ein  Held  zu  sein

war  harte Arbeit.  Trotzdem  war  er  gekommen.  Tränen  stiegen
ihr in die Augen. Sie wusste nicht mehr, was sie denken sollte.
Die  Unterschiede  zwischen  ihnen  kamen  ihr  bedeutungsvoller
denn  je  vor.  Er  war  eine  Art  Supermann  und  sie  bloß  eine
gewöhnliche Frau.

„Ich habe angerufen, nachdem ich im Hotel abgestiegen war.

Es hat aber niemand abgenommen.“

„Das Telefon klingelte mehrmals sehr spät“, erinnerte sie sich.

„Ich  dachte,  es  sei  Shay.  Sie  treibt  mich  in  den  Wahnsinn.
Ständig  will  sie  mich  verhätscheln.  Gleichzeitig  versucht  sie,
mich auszuquetschen. Besonders feinfühlig geht sie dabei nicht
vor.“

Sebastian grinste. „Ich bin erleichtert, dass das alles ist. Shay

meinte, du würdest mir aus dem Weg gehen.“

Diesmal  würde  sie  mit  Shay  ein  ernstes  Wörtchen  reden,

sobald  sie  wieder  zu  Hause  war.  „Nein,  das  stimmt  nicht.  Ich
wüsste keinen Grund, dir aus dem Weg zu gehen. Du hast nicht
angerufen, und so dachte ich, es ist vorbei.“

Sein Griff um ihren Arm wurde fester. „Das ist es nicht!“

Er klang zutiefst entschlossen. Brandi befreite vorsichtig ihren

Arm,  nicht  weil  sie  Angst  hatte,  sondern  weil  sie  Zeit  zum

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Nachdenken brauchte. Sie trat hinter den Schaukelstuhl. „Es tut
mir  leid,  falls  ich  es  falsch  verstanden  habe.  Aber  es  war
trotzdem am besten so. Wir können nicht dort weitermachen, wo
wir aufgehört haben.“

„Unsinn.“

„Seien wir doch ehrlich“, rief sie aufgebracht.

„Dann fang du an und gestehe, dass du mich willst! Ich habe

nämlich genug von irgendwelchen Spielchen.“

Brandi  versuchte  vergeblich,  sich  zu  beruhigen.  Sebastian

benahm  sich  einfach  zu  provozierend.  „Wir  passen  nicht
zueinander“, beharrte sie.

„Ich warne dich, komm mir bloß nicht mit diesem Blödsinn, du

seist nicht gut genug für mich.“

„Ich  werde  meine  Ängste  nie  loswerden,  Sebastian,  und

irgendwann  werden  sie  zwischen  uns  stehen!“  Er  fluchte  laut,
was  Brandi  wütend  machte.  „Hör  auf  zu  fluchen!  Meinst  du
vielleicht,  diese  Entscheidung  ist  mir  leichtgefallen?  Ich
versuche nur das umzusetzen, was für uns beide das Beste ist.
Also fahr nach Hause und lass mich allein.“ Tränen brannten ihr
in  den Augen.  Zornig  wandte  sie  sich  ab  und  marschierte  ins
Haus.

Sebastian folgte ihr. Da lediglich die winzige Arbeitslampe in

der  Küche  brannte,  lag  das  Innere  des  Ferienhauses  im
Dämmerlicht.  „Lauf  nicht  weg,  Brandi.“  Er  hielt  sie  fest  und
drehte sie zu sich um. „Ich habe dir so viel Raum gelassen, wie
du  brauchtest.  Vom  ersten  Moment  an  hast  du  mich  um  den
Finger  gewickelt. Aber  ich  werde  nicht  zulassen,  dass  du  die
Beziehung einfach so beendest. Du bedeutest mir etwas.“

Brandi  hatte  viel  darüber  nachgedacht,  und  sie  war  darauf

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vorbereitet, vernünftig und sogar edel zu sein, trotz der brisanten
Stimmung.  Sie  straffte  die  Schultern  und  verkündete:
„Sebastian, du bist ein Held.“

Er stutzte einen Moment. Dann brach er in Gelächter aus. „Ist

das jetzt eine deiner neuen Fantasien? Na fein, ich mache mit.
Aber  du  musst  mir  schon  die  Einzelheiten  erklären,  damit  ich
darin die richtige Rolle spielen kann.“

Er wirkte gefährlich, und Brandi stellte sich vor, dass er so bei

seiner Arbeit aussah. „Wirst du mir jetzt mal zuhören?“, zischte
sie,  und  als  er  widerstrebend  nickte,  sagte  sie:  „Seit  Jahren
rettest du Frauen, angefangen mit deiner Mutter. Frauen waren
für dich immer hilflos und verletzbar. Die Rolle des Beschützers
ist auch ein Teil deiner Sexualität.“

„Ich  betrachte  Frauen  nicht  als  minderwertige  Menschen“,

protestierte er.

„Das weiß ich.“ Sie versuchte verzweifelt, ihre Stimme nicht zu

erheben und ihm ihre Ansicht begreiflich zu machen. Trotzdem
kamen  die  Worte  zu  schnell  und  zu  hart.  „Deine  Größe  und
Stärke  im  Vergleich  zu  einer  Frau  sind  in  allem,  was  du  tust,
offensichtlich.  Doch  im  Gegensatz  zu  vielen  anderen  Männern
bist du dir dessen bewusst. Es ist tief in dir verwurzelt und zeigt
sich  in  deinem  Job  und  deiner  Vergangenheit.  Wahrscheinlich
hast  du  mich  wegen  meiner  Vergewaltigung  als  eine  Frau
betrachtet, die es besonders verdient, gerettet zu werden.“

„Dass  ich  mich  von  dir  fesseln  ließ,  war  jedenfalls  kein

Rettungsversuch.  Ich  habe  nur  einem  sexuellen  Verlangen
nachgegeben. Ich wollte mein Vergnügen, und du warst da.“

Brandi  machte  einen  Schritt  auf  ihn  zu.  Er  war  absichtlich

schroff  und  versuchte,  sie  in  Verlegenheit  zu  bringen.  Mit

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tonloser  Stimme  sagte  sie:  „Schön,  denn  du  musst  mich  auch
nicht retten. Unsere kurze Affäre ist vorbei und somit auch deine
Verpflichtung.“

„Du  glaubst  also,  das  war  alles?“,  fuhr  er  sie  an.  „Eine

Verpflichtung? Ich habe viele Verpflichtungen, aber gewöhnlich
komme ich ihnen nicht im Bett nach.“

Brandis  Wangen  glühten,  doch  sie  hielt  seinem  Blick  stand.

„Unsere Situation war eben etwas Besonderes.“

„Da  hast  du  verdammt  recht.  Du  hast  mich  benutzt,  und  jetzt

bist du mit mir fertig. So ist es doch, oder?“

Sie schnappte entsetzt nach Luft. „Nein!“

„Hör mir gut zu, Brandi. Mein Haus wird nie so luxuriös sein wie

Shays,  aber  es  gehört  mir,  und  ich  werde  es  nicht  aufgeben.
Über alles andere kann man verhandeln. Ich habe genug Geld
gespart, sodass du renovieren kannst, so viel du willst. Zudem
habe  ich  bereits  beschlossen,  weniger  Fälle  anzunehmen,  die
mich aus der Stadt führen. Das Haus liegt einsam, aber du wirst
nicht  oft  allein  sein.  Ich  werde  sogar  eine  Haushaltshilfe
einstellen,  wenn  du  dich  dadurch  besser  fühlst.  Es  ist  keine
Villa, aber du wirst dich schon daran gewöhnen.“

Tränen nahmen ihr die Sicht, und ohne zu überlegen, boxte sie

Sebastian gegen die Brust. Es war wie ein Schlag gegen eine
Mauer.  Sebastian  blinzelte  erstaunt,  doch  ansonsten  zeigte  er
keinerlei  Anzeichen  dafür,  dass  er  den  Schlag  überhaupt
bemerkt hatte. Brandi stellte sich auf die Zehenspitzen, um mit
ihm auf gleicher Augenhöhe zu sein. „Hier geht es doch nicht um
Geld, verdammt noch mal! Es geht nicht um ein Haus oder eine
Haushaltshilfe. Es geht um dich!“

Sie holte erneut aus, doch diesmal hielt er ihre Faust fest. „Hör

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auf damit. Du tust dir noch selbst weh.“

„Geld 

ist 

mir 

völlig 

egal!“, 

stieß 

Brandi 

mit

zusammengebissenen Zähnen hervor.

„Mir aber nicht.“

„Und  was  ist  mit  den  Fällen,  die  du  umsonst  erledigst?  Du

erzählst,  dass  es  höchstens  mal  eine Ausnahme  ist,  aber  von
Shay  weiß  ich,  dass  du  schon  viele  Fälle  ohne  Bezahlung
erledigt hast, weil die Menschen dich brauchten.“

Es  schien  ihm  äußerst  unbehaglich  zu  sein,  dass  dieser  Teil

seines  Lebens  so  genau  unter  die  Lupe  genommen  wurde.
„Nicht jeder Hilfsbedürftige kann so viel Geld aufbringen. Dafür
verdiene ich bei anderen Aufträgen wieder mehr.“

„Genau  das  meine  ich  ja!  Du  bist  offen  für  die,  die  Hilfe

brauchen.  Du  bist  sogar  der  großzügigste  Mensch,  der  mir  je
begegnet ist.“

„Brandi…“

„Nein, jetzt hörst du mir zu. Ich liebe dich, du großer Narr. Du

bist ein erstaunlicher Mann, rücksichtsvoll, sexy, stark und sanft.“
Sie  räusperte  sich.  „Du  kannst  jede  Frau  haben,  die  du  willst.
Mich brauchst du nicht.“

„Von  wegen,  ich  brauche  dich  nicht“,  konterte  er  zornerfüllt.

„Sebastian …“

„Ich  brauche  dich,  und  ich  will  dich.“  Er  zog  sie  fest  an  sich.

„Und zwar sofort.“

Sie  stampfte  mit  dem  Fuß  auf.  „Du  wirst  mich  jetzt  nicht  mit

Sex ablenken!“

Sebastian  packte  ihre  Fäuste  und  hielt  sie  so,  dass  sie  ihm

nicht entkommen konnte. Ein vielsagendes Lächeln erschien auf

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seinem Gesicht. „Du bist wunderschön.“

„Hörst  du  mir  überhaupt  zu?  Hast  du  überhaupt  ein  Wort  von

dem, was ich dir gesagt habe, verstanden? Es würde niemals
zwischen  uns  funktionieren.  Du  verdienst  das  Beste,  was  eine
Frau  zu  bieten  hat.  Du  verdienst  viel  mehr,  als  ich  dir  jemals
geben könnte und …“

Er erstickte ihren Protest, indem er sie leidenschaftlich küsste.

Nach einigen Minuten erst löste er sich von ihr. Brandi sah ihn
benommen an. „Ich habe dich gewarnt, dich selbst schlecht zu
machen. Wag das nicht noch einmal.“ Er küsste sie erneut und
flüsterte: „Ich liebe dich, mit all deinen Fehlern und Macken, so
wie  ich  hoffe,  dass  du  mich  trotz  meiner  Fehler  liebst.  Mit  dir
zusammen  zu  sein  gibt  mir  mehr  Sicherheit,  als  Geld  es  je
könnte.  Ich  werde  dich  nie  gehen  lassen,  das  solltest  du
wissen.“

Ehe sie protestieren konnte, hob er sie auf die Arme und trug

sie in das einzige Schlafzimmer des Häuschens. Dort legte er
sie  auf  das  Doppelbett  und  begann,  ihr  das  T-Shirt  über  den
Kopf zu ziehen. Brandi wehrte sich. Es war noch nichts geklärt!
Doch  er  beugte  sich  über  sie  und  begann,  eine  ihrer
Brustspitzen  mit  dem  Mund  zu  liebkosen.  Brandi  stöhnte  vor
Lust auf. Sie wand sich unter seinen Zärtlichkeiten und vergaß,
was für die Zukunft richtig oder falsch sein mochte.

Sebastian  ließ  eine  Hand  zwischen  ihre  Beine  gleiten.  „Ich

brauche dich, Liebes, jetzt sofort.“

„Ja.“ Brandi bog sich ihm entgegen. Er öffnete ihre Shorts und

zerrte sie mitsamt dem Slip herunter. Er hockte vor Brandi und
spreizte  ihre  Schenkel.  Dann  begann  er,  sie  mit  Lippen  und
Zunge  zu  verwöhnen.  Brandi  hatte  kaum  Gelegenheit,  dieses

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neue  Gefühl  zu  genießen,  denn  schon  nach  wenigen  Minuten
bäumte  sie  sich  auf  und  erreichte  einen  überwältigenden
Höhepunkt.

Sebastian  richtete  sich  auf,  öffnete  rasch  den  Gürtel  seiner

Hose und kniete sich zwischen Brandis Schenkel. Dann drang
er tief in sie ein. Sie liebte ihn, und sie wollte ihn jetzt. In dieser
neuen  Stellung  war  sie  ihm  völlig  ausgeliefert,  doch  das
steigerte ihre Begierde nur. Im Gegensatz zu ihrem Liebesspiel,
das Brandi kontrolliert hatte, wurde dies wild und heftig und so
wunderbar, dass sie vor Lust aufschrie.

Innerhalb  weniger  Minuten  erreichte  sie  den  nächsten

Höhepunkt, und es war noch intensiver, denn Sebastian war ein
Teil von ihr. Sie schlang die Beine um ihn, und erschöpft ließ er
sich  auf  sie  sinken.  Brandi  streichelte  seinen  muskulösen
Rücken. 

Sie 

liebte 

ihn, 

jeden 

Zentimeter 

seines

beeindruckenden  Körpers.  Lächelnd  sagte  sie:  „Du  hast  dich
geirrt.“

Er hob den Kopf und sah sie verunsichert an.

„Du hast mir gesagt, ich würde die Konsequenzen nicht mögen

– doch sie gefielen mir sehr gut.“

Sebastian  grinste  und  legte  die  Stirn  an  ihre.  „Ich  liebe  dich.

Du darfst mich nie verlassen.“

„Das werde ich nicht.“ Alles schien vollkommen, doch noch war

sie  nicht  einverstanden,  sie  musste  ganz  sicher  sein.  „Aber
vielleicht hören die Albträume nicht auf.“

„Wir  werden  mit  allem  zurechtkommen,  was  sich  uns  in  den

Weg stellt. Gemeinsam.“ Er küsste sie, lange und intensiv. Dann
sah er sie an und sagte: „Ich habe vergessen, ein Kondom zu
benutzen.“

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Brandi lachte leise über seine besorgte Miene. „Ist dein Haus

groß genug für ein oder zwei Kinder?“

„Allemal.  Und  im  Garten  sind  Bäume,  an  denen  man  eine

Schaukel  befestigen  kann.  Außerdem  führt  an  meinem
Grundstück  ein  Fluss  vorbei,  in  dem  wir  Flusskrebse,  Elritzen
und Kaulquappen fangen können.“

„Das klingt toll“, erwiderte sie gerührt.

Er umfasste ihr Gesicht. „Willst du mich heiraten?“

„Darauf wird Shay sicher bestehen.“

Er lachte und schob das Becken vor, um sie daran zu erinnern,

dass  er  noch  in  ihr  war  –  und  erneut  erregt.  „Und  unabhängig
davon?“

„Ja, ich will dich heiraten. Aber hör jetzt nicht auf mit dem, was

du tust.“

Sebastian grinste. Brandi sah wundervoll aus mit ihren dunklen

Haaren,  die  in  wirren  Locken  ihr  Gesicht  umgaben,  mit  ihren
halb  geöffneten  Lippen  und  den  geröteten  Wangen.  Sie
begehrte  ihn,  und  es  kostete  sie  keine  Überwindung  mehr,  es
ihn  wissen  zu  lassen.  Er  küsste  eine  ihrer  harten  Knospen.
„Brandi?“,  flüsterte  er.  „Habe  ich  dir  je  von  meiner  Fantasie
erzählt, eine Sexsklavin zu haben?“

Sie  schlug  träge  die Augen  auf  und  lächelte.  „Nein,  aber  ich

würde  gern  auf  der  Stelle  mehr  darüber  hören.“  Doch
stattdessen zeigte er es ihr.

– ENDE –

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Lori Foster

Julia Festival

Band 92

ZU HEISS FÜR DIE LIEBE? von FOSTER, LORI

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sich  Melanie  und Adam  als  Schiffbrüchige  auf  einer
traumhaften  Karibikinsel  wieder.  Schade  nur,  dass
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kann: reich, arrogant … und viel zu attraktiv.

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STUNDEN WIE IM RAUSCH von FOSTER, LORI
Auf  einem  Maskenball  bezaubert  eine  unbekannte
Haremsdame  den  smarten  Tyler  Ramsey  über  alle
Maßen. Wer ist nur diese wunderbare Frau, mit der er
unvergessliche Stunden verbrachte? Tyler ahnt nicht,
dass  die  Schöne  der  Nacht  niemand  anders  als
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JA - IMMER WIEDER JA von FOSTER, LORI
Eine  heiße  Affäre  mit  ihrem  ungemein  attraktiven
Nachbarn Gavin würde der hübschen Sara genügen.
An  die  wahre  Liebe  glaubt  sie  nach  ihrer
gescheiterten  Ehe  sowieso  nicht  mehr.  Allerdings
sieht  Gavin  das  ganz  anders:  Sara  soll  sich
entscheiden – ganz oder gar nicht!

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Lori Foster

Spiele am

Nachmittag!?

Im  heißen  Fieber  der  Begierde  klammern  sich

Maddie  und  Max  aneinander.  Beide  haben  ihre
Umgebung völlig vergessen - die Aktenschränke und
ungeöffneten  Kartons.  Völlig  ihrer  Lust  ausgeliefert,
stehen sie im Hinterzimmer des Buchladens von Max‘
Schwester.  Und  das  Schlimmste:  Der  Laden  ist
geöffnet! Oder macht gerade das ihre Sexspiele noch
aufregender?  Keine  Sekunde  denkt  Maddie  mehr
daran, dass ihr Verlobter Troy sie verlassen hat. Jetzt
zählen  nur  Max‘  fordernde  Küsse.  Nie  soll  dieses
Feuer  der  Leidenschaft  verlöschen!  Doch  plötzlich
klingelt die Türglock…

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2. KAPITEL
3. KAPITEL
4. KAPITEL
5. KAPITEL
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7. KAPITEL
8. KAPITEL
9. KAPITEL
10. KAPITEL
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