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John Montana 

Leg die Hände in mein Blut 

Apache Cochise 

Band Nr. 22 

Version 1.0 

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Prolog 

Man nannte die Apachen Barbaren, Wilde und Massenmörder. 
Waren sie das? Über alles, was in dieser Welt geschieht oder 
früher einmal geschah, kann man so oder so urteilen.
 

Um objektiv zu sein, kann an dieser Stelle nur von 

Unbefangenen ein Widerruf dieser Meinung über die Apachen 
erfolgen. Unser Nachruf, sozusagen eine verspätete 
Ehrenrettung dieses großen, stolzen und kämpferisch 
veranlagten Volkes, das von der Steinzeit »über Nacht« in eine 
erbarmungslose Zivilisation versetzt wurde, die sie nicht 
begriff, wie auch die Umstände, die zum Untergang der roten 
Rasse führten.
 

Man kann sagen, die damaligen Weißen und Mexikaner 

waren alles andere als weitblickend, eher nur von einer 
hyperhumanen Art, die dem Prankenschlag eines Panthers 
glich. Bei den meisten Weißen war die Ausrottung der Indianer 
eine beschlossene Sache, honoriert durch Prämien für einen 
Apachen-Skalp.
 

Dachten und handelten die weißen Einwanderer mit ihrer 

mitgebrachten zweitausendjährigen Kultur alle richtig, Kultur 
und Zivilisation, gemessen an der der Apachen? Oder 
bewegten sie sich in der klischeehaften Vorstellung des 
Militärs vom »toten Indianer, der ein guter ist«?
 

Mitnichten. Zum Teil gab es vorausschauende und 

mitfühlende Männer in der Army, die aber wegen ihrer 
»Humanitätsduselei« nicht zu Wort gelangten, aber den 
Untergang der roten Rasse voraussagten und mit den 
Indianern fühlten.
 

Nicht alle waren sie ein Colonel Chivington, ein abenteuer- 

und beförderungssüchtiger George Armstrong Custer. Fest 
steht aber, daß der Massenmord an der indianischen Rasse von 

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vielen Amerikanern heutzutage bagatellisiert und, wenn die 
Sprache darauf kommt, mit einer lässigen Handbewegung 
abgetan wird.
 

Auch die in wissenschaftlichen Disziplinen denkenden 

Amerikaner können einen Rückblick auf die Zeit nach 1850 nur 
schwer vertragen. Man sieht die in den Wüsten und Gebirgen 
vegetierenden Stämme Arizonas nicht, und das beruhigt den 
Durchschnittsamerikaner ungemein, weil er das ökologische 
Harakiri, das man mit dem Land und seiner Urbevölkerung 
trieb, nicht mit ansehen muß.
 

Zugegeben, die Stämme der Indianer, besonders die 

Apachen, betrieben zu keiner Zeit Vorratswirtschaft, 
ausgenommen die seßhaften und Ackerbau treibenden Pueblos 
im Westen von Neumexiko und in den nordöstlichen Bereichen 
Arizonas.
 

Lag hier der Untergang der roten Rasse begründet? 
Sicherlich nicht, denn kein nomadisierendes Volk in Europa, 

Asien oder Afrika konnte sich mit Vorratshaltung befreunden. 
Gingen sie unter? Nein, sie gingen auf in den Völkern, deren 
Gebiete sie okkupierten. Auch andere negative Aspekte – in den 
Augen der Weißen – kann den Apachen nicht abgesprochen 
werden. Sie waren nun einmal Naturkinder, einfache Nomaden 
in einem riesigen Kontinent, der ihnen alles bot, was sie zum 
Leben brauchten. Zu allen Zeiten war daher für die Apachen 
die Welt noch in Ordnung. Erst als der weiße Mann mit seinen 
überlegenen Waffen, mit Schnaps und seiner verfeinerten 
Kultur und seinen ansteckenden Krankheiten kam, legte sich 
das große graue Leichentuch über die Stämme und 
Sippenverbände. 

Ganz bestimmt wäre vor 100 und mehr Jahren 

möglicherweise vieles ganz anders gekommen, wenn unter den 
Militärs und in der Regierung in Washington nur ein einziger 
Mann mit entsprechendem Weitblick und ohne Ressentiments 
gegen die rote Rasse gewesen wäre.
 

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5

Es hat nicht an klardenkenden und verantwortungsbewußten 

Leuten gemangelt, aber sie hatten nicht die Stimmengewalt im 
Kongreß, die dazu notwendig gewesen wäre, den Indianern zu 
ihrem Recht zu verhelfen.
 

Es ist nicht Aufgabe dieser Einleitung, anzuklagen und zu 

richten, denn niemand von uns kann sagen, daß er es 
womöglich hätte besser machen können. Sie alle in der 
damaligen Zeit – Rote wie Weiße – waren Kinder einer harten 
und erbarmungslosen Epoche, und sie waren Bewohner einer 
rauhen Umwelt.
 

Die Serie APACHE COCHISE mit ihrem wahrhaft großen 

Häuptling Cochise als Held ist die im Wesen und Charakter 
authentische Aufzeichnung amerikanischer Geschichte, die in 
Romanform für den deutschen Sprachraum noch nicht oder nur 
in Kurzform gebracht wurde.
 

Die guten und schlechten Weißen, die anständigen Apachen 

und die grausamen, tauchen namentlich in der Story auf und 
geben der Geschichte einen dramatischen, wenn auch 
makabren Hintergrund.
 

Ihr Martin Kelter Verlag. 

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6

*** 

Cochise zügelte seinen Mustang. Während er warnend die 
Hand hob, trat ein angespannter Zug in sein Antlitz. 

Wyatt Earp, der den Jefe seit einiger Zeit begleitete, reagierte 

sofort. Ein harter Schenkeldruck brachte seinen Pinto zum 
Stehen. Instinktiv blickte er ins flache Hügelland, wo sein 
Begleiter irgend etwas Verdächtiges bemerkt haben mußte. 

Aber Earp sah nur Wildnis, überwuchert mit Beifußbüschen, 

Zepotesträuchern, Feigenkakteen und mächtigen 
Kerzenkakteen, die sich über die Hänge erstreckten. 

Ein Stück Arizona. 
Earp wandte den Kopf, um Cochise eine Frage zu stellen. 

Doch der Häuptling legte warnend eine Hand auf die Lippen 
und glitt vom Pferderücken. Seine kräftige Hand strich über 
das struppige Fell des Wüstenmustangs, ehe er behend, mit 
lautlosen Schritten, in den Buschgürtel eindrang. Für eine 
Weile sah Earp den roten Mann noch, dann hatten ihn die 
Schatten der Wildnis aufgenommen. 

Er stieg vom Pferd und warf die Zügel lose über einen 

Kaktuskandelaber. 

Taranteln und andere Kriechtiere bewegten sich im groben 

Sand. 

Als Earps Schritte eine Sandviper aufscheuchten, die sich 

steil und angriffslustig aufrichtete, zuckte die Hand des 
Mannes zur Hüfte. Aber er dachte an Cochises Warnung. Seine 
Hand glitt am Halfter entlang zum Gurt. Als er sich vorgebeugt 
hatte, blitzte für Sekunden der kalte Stahl seines 
vorschnellenden Bowies im grellen Sonnenlicht. Dann wand 
die Sandviper sich im Todeskampf. 

Noch während Wyatt Earp überlegte, wie kurz und 

übergangslos der Weg vom Leben zum Tode war, schlug sein 

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Pinto nervös mit den Hufen. Ein Schatten fiel über den 
einsamen Mann. Als er herumwirbelte, sah er einen 
halbnackten sehnigen Burschen, der ihn mit erhobenem 
Wurfbeil anging. 

Sicher hätte der Tomahawk ihn tödlich getroffen, wäre nicht 

wie aus dem Nichts kommend, die Kampflanze eines 
Chiricahuakrieger gefahren, die, einem Blitzschlag gleich, den 
Körper, des Angreifers durchschlug und ihn niederriß. 

Noch während der Indianer zu Fall kam, tauchte Häuptling 

Cochise aus dem dichten Gestrüpp auf. Stumm riß er die Lanze 
aus dem toten Körper und Earp spürte die Verachtung, die der 
Chief für den fremden Artgenossen empfand. 

»Ein Feind von dir?« fragte Earp mit belegter Stimme. Die 

Schrecksekunde saß ihm noch in den Knochen. 

»Ein Wichita. Komm.« Cochise hob die Hand. 
Ein Wichita, dachte Earp erstaunt, während er dem Häuptling 

folgte, denn er wußte, daß die Wichitas jenseits des Rio Grande 
zu Hause waren. Wie die Cheyennes, die Arapahoes und die 
Caddos, die als östliche Nachbarn an der Grenze des 
Apachenlandes lebten. 

Was suchte ein Wichita im Lande der Chiricahuas? 
Earp blieb keine Zeit, darüber nachzudenken, denn Cochise 

kniete plötzlich nieder und blickte zornig über die Schulter. 

»Du schleichst wie ein alter täppischer Bär durch die Büsche. 

Ein Apachenohr würde dich auf tausend Yard wahrnehmen.« 

Earp kauerte lächelnd nieder. Cochise war ein erfahrener 

Wildnisgänger. Verwegen und von Apachenschlaue geprägt. Er 
erinnerte sich der Begegnung mit Wania-taka, dem Häuptling 
der Cheyenne, die die Sternträger aus Tombstone angegriffen 
hatten, die auf seiner, Earps, Spur ritten, um ihn wegen Mordes 
zu verhaften, dabei war es Notwehr gewesen. 

»Cheyenne, Arapahoes, Caddos und Wichitas. Fremde 

Stämme aus dem Osten«, Earp schüttelte den Kopf. »Ich 
verstehe nicht, was sie im Apachenland suchen.« 

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Cochise lächelte einen Augenblick. »Dein weißes Auge sieht 

nichts, dein Ohr ist taub. Deine Gedanken sind so kurz wie das 
Licht eines Blitzes, sonst hättest du Wania-takas Worte nicht 
vergessen. Nun komm, und halte die Augen offen, sonst wird 
dein Tag so kurz wie das Leben einer Eintagsfliege sein. Der 
Wichita war nicht allein.« 

Cochise kroch gewandt und lautlos wie eine Sandviper durch 

das Dickicht. Earp hatte Mühe, ihm zu folgen. 

Nach etwa dreihundert Yard fiel der Hügel in eine flache 

Talschlucht. Earp, der Cochise erreichte, blickte erstaunt auf 
die kleine Gruppe Rothäute, die sich bei den Zedrachbäumen 
versammelt hatte und ein Palaver abhielt. 

Wichitas, dachte er kopfschüttelnd. »Wie hast du sie 

entdeckt, Jefe?« flüsterte Earp. 

Cochise lächelte hart. Was wußte ein Weißauge vom 

Jagdinstinkt des roten Mannes. »Ich habe ihr Feuer gerochen.« 

»Obwohl es keinen Rauch zeigte?« 
Cochises Lächeln wurde stärker. »Das beweist mir, daß es 

das Feuer des roten Mannes ist.« 

»Und der Wichita, der mich angriff?« wollte Earp wissen. 
»Zeigt mir, daß sie Feinde sind. Sie haben nichts mit Wania-

takas Orakel zu tun, denn sie verbreiten nicht den Frieden, 
sondern den Tod.« 

Während Cochise lautlos durch sandiges Geröll in die Tiefe 

glitt, dachte Earp an jene Bewegung im Lager Wania-takas, die 
sich Geistertanz-Kult nannte und, von Osten kommend, den 
Westen mit der Verkündung eines Messias überschwemmte, 
daß alle Roten bald vereint, ihre Toten auferstehen und die 
weißen Eindringlinge in ihrem Land bald verjagt sein würden. 

Earp dachte an Gefahr, denn er erlebte von Woche zu Woche 

stärker, wie weiße Einwanderer vom Apachenland Besitz 
ergriffen, ihre Familien um Grund und Boden betrogen und 
sich ausbreiteten wie Herrenmenschen, für die eine Rothaut nur 
eine armselige Kreatur war. 

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9

Cochise kauerte keine fünf Yard vom Lagerfeuer der 

Wichitas entfernt und schien ihr Gespräch zu belauschen. 

Earp nahm sein Glas zur Hand. 
Sie waren junge Burschen von kräftigem Körperbau. Ihre 

Gesichter waren mit kräftigen Farben bemalt, die zweifellos 
erkennen ließen, daß sie in wenig friedlicher Absicht 
Apachenland durchstreiften. Sie trugen weiche Mokassins, die 
bis zu den Schenkeln reichten, Wildleder- oder 
Musselinhemden, in denen eingefärbte Zeichen ihres Stammes 
sichtbar waren. Sie trugen Mausergewehre, Kriegslanzen und 
am Gurt den Tomahawk. 

Einer von ihnen, er schien ihr Anführer zu sein, hatte am 

Leibgurt einen langhaarigen blonden Skalp baumeln, der Wyatt 
Earp entfernt an Betty Longdales prächtiges Haar erinnerte, die 
mit ihrem Vater an der Basis der Chiricahua Mountains einen 
kleinen Handelsposten unterhielt und mit den Apachen in 
Frieden lebte. Vielleicht auch täuschte ihn die Farbe des 
Haares. 

Earp zählte ihre Pferde, in deren Richtung Cochise sich 

bewegte. Es waren acht zähe Mustangs, doch was ihn störte, 
war das rote Mal auf der Hinterhand der Gäule, das an einen 
Farbklecks oder eine rote Hand erinnerte. 

Noch ehe er sich weitere Gedanken machen konnte, begann 

drunten ein Höllenlärm. 

Cochise hatte die Seilkoppel durchschnitten, war blitzschnell 

auf einen Mustang gesprungen und trieb die Tiere mit 
gellendem Geschrei mitten durch die Wichitagruppe in die 
offene Mesa. 

Staub und Rauch wirbelte auf. Die Roten sprangen in die 

Höhe und griffen nach ihren Waffen. Die unhandlichen 
Mausergewehre donnerten nur einmal, dann war ihr Pulver 
verschossen. Lanzen und Pfeile durchschnitten die Luft und 
folgten dem Apachen, ohne daß sie ihr Ziel erreichten. 

Wieselflink, mit drohendem Geschrei, durchbrachen 

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Wichitakrieger das Gesträuch. Doch sie erkannten bald, daß 
der Pferdedieb ihnen voraus und die Gäule schneller als ihre 
Beine waren. 

Wyatt Earp löste sich grinsend von seinem 

Beobachtungsstand und kroch tiefer ins Gesträuch. Er hatte 
Cochises Verwegenheit erlebt, die ihm wieder einmal zeigte, 
mit welch vorzüglichem Zeitgenossen er ritt. 

Es würde sich wohl bald ändern, denn in den nächsten Tagen 

trennten sich ihre Wege. Während Cochise seine Apachenburg 
in den Chiricahua Mountains aufsuchen wollte, führte sein 
Weg nach San Manuel, wo er mit einem neuen Partner 
verabredet war. 

Als Earp die Pferde erreichte, sah er die mächtigen 

Kuttengeier, die flügelschlagend die Hügelkuppe umstreiften 
und sicher bald niederstürzen und den toten Indianer 
zerfleischen würden. Vielleicht auch würden seine 
Stammesbrüder versuchen, es zu verhindern. 

Earp löste die Zügel vom Kakteenkandelaber und führte 

seinen Pinto zu Cochises Gaul hinüber, der, abseits stehen 
gelassen, dürres Gras zupfte, nun aber den Kopf hob und 
bleckend die Zähne zeigte, so, als wolle er das Weißauge 
bedrohen. Earp hörte leise Geräusche im Rücken. Wie ein Blitz 
fuhr er herum, seine Rechte sprang zum offenen Halfter am 
Schenkel. Während er die Waffe herausriß, hetzte er 
blitzschnell in den Schlagschatten seines Pintos. 

Er hörte das Heranzucken eines Pfeiles und mußte erkennen, 

daß der Pinto steil in die Höhe stieg, ehe er mit schlagenden 
Vorderhufen um die Achse fuhr. Earp wich den Huftritten aus. 
Drüben spannten zwei der Wichitabanditen ihre kurzen 
Kriegspfeile auf die Sehnen ihrer Bogen. Earp schoß ohne 
Überlegung auf einen der bemalten Indianer, als sein 
weidwundgeschossener Pinto kraftlos umkippte und seinen 
Herrn unter der Last begrub. 

Earp kam so unglücklich zu Fall, daß der Sattel des Pintos 

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sein Bein einklemmte. Trotz aller Mühe gelang es ihm nicht, 
sich aus dieser Lage zu befreien. Zu allem Übel war ihm beim 
Fall der Colt entglitten, der nun außer Reichweite im Sand lag. 

Zwar hatte er einen der Angreifer erwischt, doch der Zweite 

schien Earps Lage erkannt zu haben. Böse grinsend trat er 
näher und hob den schweren Colt auf. 

Aus der Ferne erklangen Rufe. Strauchwerk brach, und Earp 

wußte, daß die Wichitakrieger, von seinem Schuß angelockt, 
bald erscheinen würden. Seine Arme fuhren kraftlos zum 
Scabbard, um die Henry zu erwischen. Aber der Weg dorthin 
war zu weit. 

Der Rote spannte den Hammer der Waffe. Er schien 

zufrieden mit seiner Beute, und Earp spürte, wie nahe der Tod 
war. Dieses kalte, scheußlich bemalte Gesicht, in dem zwei 
haßleuchtende dunkle Lichter funkelten, zeigte ihm die 
Zukunft. 

Wütend zerrte Earp am Sattelhorn, als der Krieger nähertrat. 

Aber sein Bein hing fest, als sei es in die Wangen eines 
Schraubstockes gespannt. Aus der Ferne war ihm, als dränge 
polternder Hufschlag den Hügel hoch. 

Earp sah, wie der Rote den Kopf hob, den Revolver 

schwenkte und einen Schuß abfeuerte. Im zuckenden 
Flammenblitz erkannte Earp die gefederte Lanze,  die den 
Krieger durchbohrt hatte. 

Cochise, fuhr es ihm in den Sinn. Da spürte er auch schon 

zwei kräftige Fäuste unter den Armen. 

»Stemme deine Füße gegen die Sattelmulde«, hörte er 

Cochises klare Stimme, »oder möchtest du der Fraß der Geier 
werden?« 

Earp bemühte sich verzweifelt. Nach mehrmaligen 

vergeblichen Versuchen gelang es schließlich, freizukommen. 
Als Earp sein Bein unter dem Sattel hervorgezogen hatte, 
spürte er einen lähmenden Schmerz, der von der Stiefelspitze 
bis zur Hüfte zog. Schmerzhaft verzog er das Gesicht, als 

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Cochise ihn aufhob. 

»Nimm das Pferd«, rief Cochise, während er bereits seine 

Lanze holte und dann auf den Rücken seines Mustangs sprang. 
Er erkannte die Hilflosigkeit seines Begleiters, trieb den 
Mustang zum buntfarbigen Wichitaschecken, der ihn zum 
Hügel geführt hatte, und erfaßte die Hügel. 

Obwohl ihre Gegner im filzigen Gesträuch sichtbar nahe 

aufgerückt waren, verlor Cochise nicht die Beherrschung. Er 
führte den Schecken heran und reichte Earp die Hand. 

»Versuche es«, sagte er, »sonst wird es dein Tod sein.« Es 

war eine zwingende Forderung, die mit einer Mahnung endete, 
die Earp erkennen ließ, wie groß die Gefahr war. Seinen 
Schmerz verbeißend, ergriff er die dargebotene Hand. 

Kaum war er auf dem Rücken des Schecken, da zog Cochise 

schon seinen Mustang herum, ritt bis zum toten Indianer und 
beugte sich tief über die Flanke. Er erwischte Earps schweren 
Revolver, jagte mehrere Kugeln ins Dickicht und schaffte so 
einige Sekunden Luft vor den angreifenden Wichitas. Noch 
einmal beugte er sich vor, angelte die kostbare Henry vom 
Sattel des toten Pinto und winkte seinem Begleiter zu. 

»Vorwärts, Freund, reite, als säße ein böser Geist in deinem 

Nacken.« 

Cochise schoß noch zwei Kugeln in die Luft, die den 

Schecken zur schnelleren Gangart antrieben. 

Als Earp unterhalb des Hanges in die Mesa vorstieß, tauchte 

Cochise an seiner Seite auf. »Wichitas sind feige wie Crows«, 
sagte er verächtlich. »Sie schmücken sich mit Weiberskalps 
und prahlen mit ihren Heldentaten.« 

Earp schwieg eine Weile, ehe er den Kopf wandte. »Einer 

von ihnen trug einen hellen Skalp. Gehört er der weißäugigen 
Frau vom Handelsposten?« 

Cochise nickte finster. »Sie haben die Station überfallen und 

in Brand gesteckt. Der Einarm in Tucson wird es den 
Chiricahuas anlasten, wie viele Verbrechen, die in letzter Zeit 

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geschehen sind. Ich weiß mir keinen Rat.« 

Earp trieb den Schecken näher, der sich erstaunlich gut 

führen ließ. »Hol dir einen Rat bei John Haggerty.« 

Cochise hob den Kopf. 
»Der Falke?« 
»Er ist dein Freund und kann dir sicher helfen.« 
Cochise schwieg. Er blickte den Weg zurück, den sie geritten 

waren. Am Horizont stand eine schwache Staubwolke, die ihn 
erkennen ließ, daß die Wichitas ihre Pferde eingefangen hatten 
und nun voller Zorn auf ihrer Fährte saßen. 

»Wir wollen wachsam sein«, sagte Cochise, indem er in die 

Richtung der Indianer deutete. »Wichitas sind heimtückisch 
wie Kojoten. Sie reichen dir zum Frieden die Hand und treiben 
dir zugleich ihr Jagdmesser zwischen die Schulter.« 

»Hast du ihre Absichten erfahren können, Chief? Oder etwas 

über dieses Zeichen?« Earp deutete auf den blutigen 
Handabdruck im Fell des Schecken. 

»Sie reiten nach Süden, um sich mit irgendwelchen 

Weißaugen zu treffen. Wann und wo konnte ich nicht erfahren. 
Dieses Zeichen im Fell ihrer Pferde wird ein Symbol sein, ihr 
Taime vielleicht, ihr Glücksfetisch.« Der Häuptling zuckte die 
Achseln und schwenkte nach Norden, um dem mächtigen 
Organosfeld auszuweichen, das ihren Weg versperrte. 

Am Abend rasteten sie an einem versteckten Wasserloch, und 
Cochise bestimmte, daß sie kein Feuer entzündeten. 

»Das Land ist flach wie eine ausgebreitete Santillodecke. Ein 

offenes Feuer würde unsere Gegner wie Motten ans Licht 
locken. Ich möchte einen weiteren Kampf vermeiden.« 

Cochise schien zu lächeln, als sein Begleiter überrascht den 

Kopf hob. »Nicht, daß Cochise feige wäre. Er denkt nur an 
seine Familien.« 

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»Und an den Messias aus dem glücklichen Reich der toten 

Apachen?« 

Cochise nickte. »Ich denke oft an Wania-takas Worte.« 
»Erzähle davon«, forderte Earp. Er war mit Cochise im 

Lager der Cheyenne gewesen. Er hatte dem offenen Gespräch 
der beiden großen Häuptlinge beigewohnt, aber ihre 
Athabaskensprache hatte in Earps Wissen große Lücken 
hinterlassen, er hatte nur Bruchstücke der Unterredung 
zwischen den Stammeshäuptlingen verstehen können. 

Cochise hatte seine Decke ausgebreitet. Er lag auf dem 

Rücken und blickte ins aufkommende Nachtlicht. Es dauerte 
lange, bis er zu reden begann. »Man spricht von der 
Offenbarung, die der Glaubenstanz Kult uns bringt. Ihr Orakel 
spricht, alle roten Brüder werden eins. Nie wieder wird es 
zwischen ihnen zu Kämpfen kommen und die Weißaugen 
werden unser Land verlassen. Die Jagdgründe werden den 
roten Jägern gehören. Der Büffel wird wiederkehren und das 
Grasland füllen. Es wird weder Not noch Elend in unseren 
Dörfern einkehren und unsere toten Brüder kehren aus dem 
Reiche Manitus zurück.« 

Cochise hatte die Augen geschlossen. Er schien noch immer 

tief beeindruckt von der Botschaft Wania-takas und fühlte sich 
den Göttern sehr nahe. 

»Ich werden Shoschuli wiedersehen, meine erste Frau. 

Naretana, meinen Bruder, und dessen Söhne Yadalanh und 
Giannahtah, die eines grausamen Todes sterben mußten. Den 
größten Führer unserer Stämme, Mangas Coloradas.« Cochises 
Augen standen nun weit offen. Es schien, als suche er im 
funkelnden Glanz der Sterne die Brücke ins Reich der Toten. 

Wyatt Earp spürte erschreckt die tiefe Verbindung seines 

Glaubens und zugleich die Unsinnigkeit des Orakels. 

»Wenn sie alle wiederkehren, Häuptling, gibt es da nicht ein 

mächtiges Gedränge auf der Erde?« fragte er lächelnd. 

Cochises Gedanken waren weit weg von der Gegenwart, als 

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er antwortete. »Unser Land ist unermeßlich in seiner Größe. Es 
beginnt im Osten, wo das strahlende Licht Holos den Tag 
ankündet, und endet im Westen, wo Holos ins Dunkel des 
Totenreiches untertaucht.« 

Earp schwieg. Er war ein nüchtern denkender Mensch, der 

alles Reale ins Auge faßte. Ihn verband nichts mit der Religion, 
und der Gedanke an die Auferstehung des Menschen lag so 
fern wie das Glück, das er suchte. 

Er lauschte in die Nacht, die von fremden Geräuschen gefüllt 

war. Der Ruf des Kojoten, dem Flug der Nachtschwalbe, die 
über ihr Lager strich. 

Dem gurrenden Ruf des Bus, der Eule, die im Glauben der 

Rothäute den nahen Tod verkündet. 

Unbewußt umspannte seine Faust das Gewehr, und er suchte 

in der Dunkelheit den Feind, der um ihr Lager schlich. 

»Nichts wird den roten Mann vereinen, Chief«, flüsterte er 

Cochise zu, »eure Sprache, euer Glauben, selbst eure Götter 
sind so verschieden, wie eure Lebensauffassung. Wache auf 
aus deinen Träumen, Häuptling. Der Tod schleicht um unser 
Lager. Wichitabanden. Sie halten nichts von der großen 
Offenbarung. Sie wollen unsere Skalps.« 

»Die Zeit ist noch nicht gereift. Aber sie wird kommen.« 

Cochise schien zu lächeln, als er sich umdrehte und die Nacht 
durchforschte. »Es sind sechs«, flüsterte er nach einer Weile. 

»Jene, die auf unserer Fährte reiten.« 
Cochise nickte. »Bleib bei den Pferden. Sie sind wichtig für 

uns.« Der Häuptling richtete sich lautlos auf und glitt zu den 
Tumbleweeds, die der Wind durch das offene Land trieb. 

»Nimm wenigstens meinen Colt«, rief Earp leise, als er sah, 

daß Cochise, nur mit dem Jagdmesser bewaffnet, in der 
Dunkelheit untertauchte. Aber Cochise schien seinen Ruf nicht 
zu hören. 

Earp kroch näher zu den Pferden. Er richtete sich auf, erfaßte 

die Zügel und starrte in die Nacht, hoffend, Cochise oder einen 

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der Gegner zu entdecken. 

Zäh verrann die Zeit. In der Ferne bellte ein Kojote und 

irgendwo in dem flachen, von Strauchwuchs durchzogenen 
Land, schrie ein Wüstenfuchs. Ein anderes Tier antwortete. 

An Earps Händen klebte der Schweiß. Seine Achtung vor 

dem Apachenhäuptling wuchs immer noch um eine Stufe, und 
es erschreckte ihn der Gedanke, allein gegen sechs wilde 
Wichitakrieger kämpfen zu müssen. 

Aus dem Bewuchs kam ein unterdrückter Schrei. 
Zwei Schüsse fielen. Ihr Echo verrollte, als ein weiterer 

Schrei die Nacht aufriß. 

Der Ruf der Füchse verstummte. Leiser Hufschlag klang auf, 

der bald in der Weite des Landes verebbte. Es dauerte noch 
einige Minuten, ehe Earp den aufrechtschreitenden Cochise 
erkannte. 

Der Häuptling trat ans Lager und stieß mehrere Male sein 

Jagdmesser in die Erde. Er sprach kein Wort, aber Earp wußte, 
er hatte zwei seiner Gegner erwischt und der Rest war aus 
Furcht geflohen. Cochise setzte sich nieder und legte eine 
bunte Decke um seine Schultern. Er folgte seinen 
unterbrochenen Gedankengängen. 

Am nächsten Morgen weckte sie die Sonne. Sie füllten den 
Wasserbeutel, den Cochise mitführte, und bestiegen ihre 
Pferde. 

Gegen Mittag stießen sie auf die Karawanenstraße, die das 

Land von Ost nach West durchschnitt. Die mächtigen 
Bergrücken der Chiricahua Mountains waren so nahe, daß Earp 
die breite Talsenke erkannte, die zum Apachenpaß und Fort 
Bowie hinaufführte. 

Der Augenblick ihres Abschieds war gekommen. 
Earps Weg führte nach Süden zum San Pedro River, während 

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Cochise in seine Bergapacheria zurückkehren würde. 

»Haben deine Götter dich mit der Erkenntnis der Weisheit 

gefüllt?« fragte Earp zum Abschied. 

Cochise lächelte schwach. »Sie waren stumm und meine 

Gedanken blieben ohne Antwort. Ich werde die Häuptlinge 
zusammenrufen und mit ihnen die Dinge besprechen, die wie 
der Wind von Osten her in unser Land wehen. Wenn wir keine 
Einigkeit finden, werde ich einen Boten zum Falken senden. Er 
ist ein kluger Mann, der sicher einen Rat weiß.« 

Cochise zog seinen Mustang herum und trabte den Schatten 

der Berge entgegen. Wyatt Earp schwenkte nach Süden. Seine 
Gedanken waren bereits in San Manuel, einer Spielerstadt vom 
Rufe Tombstones. Glenn Morgan würde schon auf ihn warten. 

Nur einen Augenblick verschwendete Earp einen Gedanken 

an Tombstone. Dort durfte er sich wohl nie wieder blicken 
lassen, denn Marshal Marley hatte den Ruf eines zähen Jägers, 
der nichts unversucht lassen würde, ihn, Wyatt Earp, wegen 
Mordes an den Galgen zu bringen. 

Als Earp die Zügel lockerte, schwenkte sein Blick nach 

Osten. Weit voraus in den Ausläufern des Gebirges ritt Cochise 
einer Ungewissen Zukunft entgegen. 

»Go on!« rief Earp ungeduldig und kitzelte den Schecken mit 

den Sporen, »San Manuel ist unsere Zukunft, denn ich kenne 
keine Stadt, in der der Dollar so locker sitzt wie in diesem 
Settlement.« 

Glenn Morgan legte bedächtig die Spielkarten auf den Tisch, 
als Marshal Marley und seine beiden Deputys auf müden 
Gäulen in Tombstone am Bird-Cage-Theatre vorbeizogen. 
Neugierig trat er ans Fenster, von wo aus er erkennen konnte, 
daß Marley und seine Leute zum Office ritten. 

McLynn, irischer Abstammung, gemein und verschlagen, trat 

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grinsend an Morgans Seite. »Ich wette, der Spieler hat ihnen 
Paroli geboten, Boß«, sagte er mit hämischem Lachen. »Dieser 
Earp ist aus hartem Holz geschnitzt.« 

Morgan dachte an die letzte Unterredung mit Earp im Bird-

Cage, ehe Earp nach der Schießerei fliehen mußte, und nickte. 

»Er wäre ein brauchbares Mitglied unserer ehrenwerten 

Gesellschaft, McLynn. Earp hat einen klaren Kopf, die Nerven 
eines Zockers und eine schnelle und sichere Schußhand, um 
gefährliche Situationen zu bereinigen. Außerdem ist er ein 
vagabundierender Abenteurer wie wir. Sattelt die Pferde, wir 
brechen bald auf nach San Manuel.« 

Morgan ging am Tisch vorbei, strich sein Geld ein und betrat 

die Straße. Sein Weg führte ihn zum Sheriff-Office. 

Als er über die Schwelle trat, streifte Marley gerade die 

staubigen Stiefel von den Füßen und griff dann nach der 
Brandyflasche. Er verzog sauer das Gesicht, als er den Spieler 
wahrnahm, der unaufgefordert nähertrat und sich vor dem 
Schreibtisch aufbaute. 

»Sie wollen sich wohl nach dem Bastard erkundigen, 

Morgan?« knurrte der Marshal mißmutig. 

Morgan grinste offen in das Stoppelbärtige Gesicht Marleys. 

»Ich sehe es Ihnen an, Marshal, wie es Earp geht. Ich wette, er 
erfreut sich bester Gesundheit und ist irgendwo auf dem Weg 
nach Norden. Ganz im Gegensatz zu Ihren Sternträgern, die 
abgekämpft sind, weil ein Wolf seine Krallen zeigte.« 

Marley dachte an die lange Jagd auf Earp und an diese 

verdammte Arapahoehorde, die seinen Weg kreuzte und für 
den Revolverhelden Schicksal spielte. 

»Wollen Sie sich über mich lustig machen, Morgan?« grollte 

er zornig, »dann haben Sie einen schlechten Tag erwischt.« 

»Im Gegenteil, Marshal. Ich wollte mich von Ihnen und Ihrer 

schönen Stadt verabschieden. Vielleicht wird Earp mir 
irgendwo begegnen und ich kann ihm von Ihnen einen Gruß 
bestellen«, sagte Morgan grinsend. 

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 19

Marley kniff die Augen zusammen. Er wußte, daß Morgan 

und Earp sich in seiner Stadt nahegekommen waren. Er deutete 
zur Tür. »Hauen Sie ab, Morgan, und lassen Sie sich nie wieder 
in Tombstone blicken.« 

»Verbieten Sie mir die Stadt, Marshal?« 
»Nein, dazu fehlt mir die Handhabe. Aber einen guten Rat 

gebe ich Ihnen. Es gehen Gerüchte in dieser Stadt um, daß Ihr 
Glück nicht gepachtet ist. Man sagt, Sie helfen den Karten ein 
wenig nach. Das wäre schon ein Grund, Sie eine Weile 
einzubuchten. Und noch ein Rat, Morgan«, Marshal Marley 
legte die Beine auf den Tisch und nahm einen tiefen Schluck 
aus der Flasche, »reiten Sie nicht nach Norden. Dort oben braut 
sich was zusammen. Cheyenne und Arapahoes laufen durch 
Apachenland, als hätten sie es gepachtet. Longdales Station 
haben streunende Bastarde niedergebrannt, die Besatzung 
skalpiert. Überall stehen Rauchzeichen auf den Berghöhen, die 
wenig Gutes verheißen. Es riecht nach einem Aufstand unter 
den Roten, oder einen Krieg gegen das Militär und die 
Siedler.« 

Morgan hatte die Tür fast erreicht. Er stützte sich mit der 

Linken am Türpfosten und blickte erstaunt zu dem Sprecher 
hinüber. »Ihre Warnung klingt recht freundlich, Marshal. Sie 
mögen mich wohl?« 

»Ja, Morgan, wie die Blattern«, antwortete Marley bitter. Der 

Spieler zog lachend davon. Vor dem Vogelkäfig-Theatre stand 
McLynn. 

»Wo sind die Pferde, McLynn?« fragte Morgan. 
Lynn deutete zum Mietstall auf der anderen Straße. »Dieses 

rothäutige Schlitzauge ist wieder da. Du weißt, wen ich 
meine.« 

»Tatsa-min?« Morgan kniff die Augen zusammen, während 

sein Blick McLynns ausgestrecktem Arm folgte. »Jage ihn zum 
Teufel, McLynn. Wir haben keine Gewehre zu verkaufen. 
Nicht mal einen Vorderlader. Und schon gar nicht an eine 

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 20

Rothaut.« 

Der bärtige McLynn griff nun nachdenklich zum Kinn. Er 

schien noch was loswerden zu wollen. »Tatsa-min faselte was 
von Gold, mit dem sein Häuptling bezahlen wollte. Von einer 
Mine.« 

»Jede Rothaut hat eine Mine.« Morgan lachte trocken auf, 

»die er für eine Handvoll Karabiner verkaufen möchte. Wir 
reiten nach San Manuel und reißen unsere eigene Mine auf.« 
Morgan hielt ein Kartenpäckchen in der Faust. »Das ist unser 
Kapital.« 

Er trat auf die Straße, als McLynn ihm nachrief: »Sie soll in 

den Chiricahua Mountains liegen. An einem Seitenarm des 
Bavispe.« 

Ruckartig blieb Morgan stehen. Sein Kopf flog herum, und 

seine Augenlider verengten sich. Er dachte an die vielen 
Geschichten, die über den Bavispe im Umlauf waren. Es sollte 
ein Goldland sein, in dem die Nuggets im ausgetrockneten 
Flußbett lagen wie billige Kiesel. Legende und Wahrheit lagen 
sehr nahe zusammen, denn es sollte Männer gegeben haben, 
die dort Gold gefunden hatten. Aber sie hatten kein Glück, 
denn der Bavispe und seine trockenen Nebenflüsse lagen im 
Gebiet der Apachen an der Grenze von New Mexico und 
Chiricahua. 

»Das Anson City Gold?« fragte er lauernd. 
McLynn zuckte mit den Achseln. »Tatsa-min ist nicht sehr 

gesprächig.« 

»Komm«, sagte Morgan entschlossen, überquerte die Straße 

und betrat den Stall. McLynn aber blieb an der Tür stehen. 

Der Caddo stand im Schatten einer Box, nahe seines 

Mustangs. Ein kräftiger, junger Bursche, den Morgan noch aus 
dem texanischen Grenzland kannte. Trotz des Dämmerlichtes 
sah er den roten Fleck auf dem Widerrist des Gauls, und als er 
ihn näher in Augenschein nahm, erkannte er in ihm den 
blutigen Abdruck einer Hand. 

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 21

»Was soll das Theater, Tatsa-min?« fragte er und deutete auf 

die Hinterhand des struppigen Mustangs. 

Tatsa-min warf stolz den Kopf in den Nacken. »Es ist das 

Zeichen der Wichita-Caddo-Allianz. Unsere Stämme haben 
sich verbrüdert, um die schleichende Pest des Geistertanz-
Kultes zu bekämpfen.« 

»Und wer sind diese Geistertänzer?« fragte Morgan lauernd. 
»Sie reden vom Frieden des roten Mannes, dem Abzug der 

weißen Siedler und den Pferdesoldaten, und von der 
Wiedergeburt der Toten. Sie sind Schwächlinge, die wir 
bekämpfen werden, weil ihre Worte unsere Götter verhöhnen.« 

Der Spieler trat einen Schritt näher. Er sah Tapper, der beim 

Sattelholm stand und McLynn, der wachsam am Eingang 
lauerte. Er traute keinem Indianer. 

»Wenn ihr genügend Gold habt, könnt ihr auch Waffen 

kaufen.« 

Tatsa-min schüttelte traurig den Kopf. »Kein Händler wird 

uns Waffen verkaufen. Das Gesetz verbietet den Weißen, dem 
roten Mann ein Gewehr zu verkaufen.« 

»Und warum glaubt dein Jefe, ich würde ihm Waffen 

liefern?« 

Tatsa-min schob die Hand über den Pferderücken. Er sah 

Morgan mit offenen Augen an. »Häuptling Guadalupe weiß es. 
Dein Gewissen ist groß wie die Llanos Estacados. Deine 
Gedanken sind schwarz wie das Dunkel der Unterwelt. Du bist 
ein Mann, der Reichtum und Glück sucht, selbst wenn er durch 
ein Meer von Blut waten müßte.« 

Morgan riß verblüfft den Mund auf, ehe er zu grinsen 

begann. »Mit anderen Worten, Tatsa-min, dein Häuptling hält 
mich für ein verkommenes Subjekt.« 

»So ist es.« Tatsa-min nickte. »Du und deine Freunde haben 

den Jefe am großen Fluß schon einmal mit Waffen versorgt 
und ihn betrogen, weil die Gewehre alt und das Pulver 
unbrauchbar war. Häuptling Guadalupe hat dir verziehen, aber 

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 22

du wirst unseren Stämmen neue Waffen besorgen, und er wird 
dich nicht betrügen. Das ist seine Botschaft.« 

»Du meinst, er führt uns zur Goldader am Bavispe?« 
»Er zahlt mit der Karte der Derroteros. Und dies ist der 

Beweis, daß der Jefe nicht mit gespaltener Zunge spricht.« 

Morgan fühlte einen groben faustgroßen Stein in der Faust, 

den die Rothaut ihm zugesteckt hatte. 

Er trat aus dem Schatten der Box in den Mittelgang und hielt 

ihn ins Licht. Flacher Lichteinfall berührte den Stein, und 
Morgan erkannte, daß es pures Gold war, das er in der Faust 
hielt. 

Derroteros, fuhr es durch seinen Sinn und ein Zug von Gier 

trat in sein Gesicht, die Karte der spanischen Abenteurer. Sie 
allein führte zum Eldorado des Glücks. 

»Wie kann ich dem Chief berichten, Weißauge?« fragte nun 

Tatsa-min. 

Morgan atmete schwer. Er grinste McLynn an, der neugierig 

nähergetreten war. 

»Er bekommt die Gewehre, Tatsa-min. Dreißig Hinterlader 

und zweihundert Schuß Munition.« 

»Fünfzig Schnellfeuergewehre und tausend Schuß«, 

erwiderte die Rothaut ruhig. »Das ist sein Preis.« 

»Fünfzig Henry-Rifles?« McLynn fuhr erschreckt 

zusammen. 

»Halt's Maul«, knurrte Morgan grob. »Er bekommt fünfzig 

Henrys. In einem Monat. Wo werde ich eurem Jefe 
begegnen?« 

»Er wird es dich wissen lassen. Sowie die Zeit gekommen 

ist«, wich der Rote aus. 

Tatsa-min führte seinen Mustang aus der Box, schwang sich 

auf den Rücken und ritt an den Männern vorbei durch das Tor. 

»Fünfzig Henry-Rifles gibt's in ganz Arizona nicht«, fluchte 

McLynn los. »Wo willst du sie hernehmen?« 

Morgan wog den Goldnugget in der Faust. Er lächelte 

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 23

überlegen. »In Yuma gibt es einen Mann, einen alten 
Pferdedieb und Waffenschmuggler. Sam Allister kennt die 
dunklen Kanäle, die zu den Waffen führen.« 

Nun grinste auch McLynn. »Sam Allister hat noch dreißig 

Jahre zu brummen und wenn er rauskommt, ist er ein 
aufgebrauchter uralter Mann, den das Ungeziefer im Kerker 
und die harte Arbeit in den Steinbrüchen zermürbt haben.« 

»Dann werden wir der Zeit ein wenig nachhelfen, McLynn.« 

Morgan deutete zu den Boxen. »Sattle die Pferde, wir reiten 
nach Yuma.« 

Victorio, Chato, Nana und Ulzana waren Cochises Ruf gefolgt 
und zur Bergapacheria des Häuptlings geeilt. Rauchzeichen 
hatten sie gerufen und Rauchzeichen, die über die steilen 
Berghänge wehten, kündigten auch Chiricahuas und Locos 
Kommen an. 

Cochise war in Sorge, denn auf dem Weg über den 

Apachenpaß war ihm ein gewaltiger Konvoi mit Planwagen 
von Siedlern begegnet, und aus einem Gespräch, das er 
belauschen konnte, erfuhr der Jefe, daß weitere Trecks 
unterwegs nach Arizona waren. 

Aber diese Tatsache allein war es nicht, die Cochises 

Gedanken verdunkelten. Im Apachenland ritten Cheyennen, 
wenn auch friedlich. Wichitas und Caddos. Von Naiche, 
seinem Sohn, der vor einer Woche nach Osten geritten war, um 
einen Vetter zu besuchen, erfuhr er von der 
Geistertanzbewegung und ihrem Ursprung, der bis zur Küste 
führte, und einer Gegenströmung, die sich Allianz nannte. 
Wichita-Caddo-Allianz. 

Zwischen ihnen und der friedlichen Bewegung der 

Geistertänzer sollte es bei den Sioux, den erbittertsten Feinden 
der Apachen, zu blutigen Auseinandersetzungen gekommen 

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 24

sein. Chihuahua und Loco kamen am Nachmittag. Trotz 
zunehmender Dunkelheit berief Cochise den Rat der 
Häuptlinge und den Rat der Alten des Dorfes ein. 

Mit ernsten Worten berichtete er von seiner Begegnung mit 

dem Cheyennehäuptling Wania-taka und dem ausführlichen 
Gespräch über das Orakel. Er sprach bald von den weißen 
Siedlertrecks, die immer stärker ins Apachenland einfielen und 
schließlich berichtete er, was Naiche in Erfahrung bringen 
konnte. 

Cochise sah die leuchtenden Augen der Alten, die noch die 

freie Jagdzeit in der Mesa und die gewaltigen Büffelherden 
kannten, deren zottige Felle die Erde bedeckten, daß kein 
Grashalm erkennbar war. 

Aber er sah auch die ablehnende Haltung der jüngeren 

Generation. 

Victorio, der Wolf unter den Mimbrenjos, war erregt 

aufgesprungen. Stolz blickte er über den Versammlungsplatz 
hinweg, ehe er sich an Cochise wandte, der schweigend und 
abwartend auf seiner Decke saß. 

»Cheyenne, Arapahoes, Wichitas und Caddos tummeln sich 

auf dem Apachenland, als wären es ihre Weidegründe. Ihre 
Feuer leuchten nachts von den Bergen und am Tage geben sie 
Rauchzeichen. Es wird nicht lange dauern, bis Caddos und 
Wichitas über die Cheyenne herfallen, und ich stelle die Frage, 
wann greifen sie Apachensiedlungen an?« 

Finsteres Gemurmel ging um die Runde. 
»Unsere Ahnen haben die Zunis einst von hier vertrieben, um 

uns eine Zukunft zu geben. How. Wir sollten die Krieger 
unserer Stämme vereinen und diese Steppenwölfe über den Rio 
Grande jagen«, fuhr der Mimbrenjohäuptling heftig fort. »Das 
eine wie das andere bedeutet nichts  Gutes.  Es  wird  uns  Leid 
und Unglück bringen.« 

Jeder in der Runde wußte, daß Victorio von der 

gegensätzlichen Bewegung sprach. 

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 25

Und Loco sagte: »Eine Wiederkehr aus dem Reich der Toten 

halte ich für ausgeschlossen, denn wie sagt unser Glaube?« 
Locos Augen blitzten fast jungenhaft. »Erst jenseits unserer 
Tage liegt das wahre Glück eines Apachen. Weshalb also sollte 
jemand dieses Glück verlassen wollen, um auf diese traurige 
Erde zurückzukehren?« 

Victorio bekundete durch heftiges Kopfnicken seine 

Zustimmung zu Locos Worten. »Das Ganze ist das Gaukelspiel 
eines Verrückten«, rief er lautstark in die Nacht. »Und die, die 
es beenden wollen, sind von der gleichen Bosheit befallen wie 
die anderen. Tod unseren Feinden!« Victorio streckte die 
geballte Hand hoch in den Himmel. 

»Tod den Wichitas und Caddos«, rief Ulzana. »Meine 

Krieger werden an der Spitze reiten, wenn wir diese Kojoten in 
ihr Land zurückjagen. Es ist schon genug Unheil, wenn 
Pferdesoldaten über unsere Zukunft bestimmen und helläugige 
Siedler unser Land stehlen.« Hochaufgerichtet und stolz wie 
ein edler Apache stand Ulzana am Feuer, und die lodernden 
Flammen warfen ihren Schatten über seine Gestalt. 

Cochise spürte die aufkeimende Unruhe unter den 

Stammesfürsten. »Wir wollen keine unüberlegten Schritte tun, 
Brüder«, warnte er. »Cheyenne und Arapahoes haben mich wie 
Freunde bewirtet. Mit ihnen läßt sich reden. Und über das 
Treiben der Wichitas und Caddos, wie auch über die 
zunehmend starke Besiedlung unseres Landes, will ich mit dem 
Falken reden.« 

»Der Falke ist Soldat«, rief Loco heftig. 
»Er tut, was der weiße Häuptling der Pferdesoldaten ihm 

befiehlt«, schloß Victorio sich dem Protest Locos an, »ja, er 
schützt diese Landräuber, die unsere Familien betrügen, indem 
sie mit Feuerwasser das Land unserer Brüder kaufen.« 

»Der Falke ist ein gerechter Mann.« Cochise stand auf. 

Stumm und herausfordernd musterte er Victorio, von dem er 
wußte, daß er ein Rebell war. Jähzornig und verschlagen. 

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 26

Victorio sah die kalte Herausforderung in Cochises Augen. 

Er fürchtete den Jefe nicht, aber er würde niemals mit ihm um 
sein Leben kämpfen. 

»Wir wollen in den Stunden der Not nicht einander 

verfeinden, Chief«, sagte er nachgebend und setzte sich auf die 
Decke nieder. »Rufe John Haggerty, den Falken, aber ich sage 
dir, er kann weder dir noch unserem Volke helfen.« 

»Wir wollen nicht die Hoffnung verlieren.« Cochise ließ 

über seinen Vorschlag abstimmen, und als man ihm zustimmte, 
wandte er sich an seinen Sohn. »Naiche«, sagte er ruhig, »ich 
brauche einen zuverlässigen Boten, der den Weg zum Falken 
findet.« 

Naiche, das jüngere Ebenbild seines Vaters, verstand seine 

Worte. 

Er nickte lächelnd. »Ich werde in die Zeltstadt in der Wüste 

reiten und den Falken in unsere Bergfestung bitten.« 

Cochise sah das angespannte Gesicht Victorios, in dem eine 

gewisse Verschlagenheit stand, und es erinnerte ihn an Old 
Vics Auseinandersetzung mit John Haggerty am brennenden 
Mormonendorf in der Gila, wo der Mimbrenjo eine 
fürchterliche Abreibung bezog. 

Um seine Lippen zog ein kluges Lächeln. »Ort und Zeit der 

Begegnung werde ich später bestimmen, denn ich halte es nicht 
für ratsam, daß der Falke unsere Apacheria betritt.« 

»Du mißtraust dem Falken?« triumphierte  der Mimbrenjo 

auf. 

»Nein«, erwiderte der Jefe klar, »der Falke hat schon einige 

Male bewiesen, daß er ein Freund der Apachen ist. Aber 
warum soll ich ihn mit fremdem Wissen belasten, wenn es 
nicht nötig ist?« Cochise hob die Hände zum Feuer, was für 
seinen Sohn ein Zeichen war, daß er die Versammlung 
verlassen durfte. 

Bis tief in die Nacht sprachen die Häuptlinge und die Alten 

des Dorfes über Zukunft und Vergangenheit der Apachen und 

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 27

es kam zu hitzigen Gesprächen. 

Nach einem langen und anstrengenden Ritt erreichte die kleine 
Gruppe Yuma. McLynn, der sich in der Gegend auskannte, 
führte seine Freunde auf einen Steilhang, von wo aus die Stadt 
und auch die Kerkeranlage erkennbar waren. 

McLynn deutete grinsend in die Tiefe. »Das ist das 

Zuchthaus von Yuma. Es ist so sicher wie ein Panzersafe. Nur 
wen sie rauslassen wollen, der kommt heraus. Sam Allister 
wird dort dreißig Jahre modern.« 

Glenn Morgan saß schweigend auf seinem Gaul und 

beobachtete durch das Fernrohr die flachen Bauten aus 
gebrannten Ziegeln und die dahinterliegenden Steinbrüche, 
deren Berüchtigkeit selbst in Texas bekannt war. 

Als er das Glas absetzte, wandte er sich grinsend an McLynn. 

»Wenn wir von außen nicht rankommen, dann von innen. Du 
hast schon einmal in Yuma gesessen und kennst die Anlage.« 

McLynn fuhr im Sattel hoch und betrachtete den Sprecher 

mit entsetzten Augen. 

»Hat die Sonne dein Gehirn ausgetrocknet, Boß? Oder willst 

du nicht begreifen? Niemand kommt mit Gewalt aus diesem 
Kerker, denn die Guards sind die übelsten Zeitgenossen der 
Geschichte. Radikal und brutal. Wenn nur einer ein Wort sagt, 
schlagen sie ihn zusammen. Sie haben ihr eigenes System, den 
Menschen kirre zu machen. Verdammt, ich habe nur ein Jahr in 
Yuma verbracht. Aber es kam mir wie eine Ewigkeit vor.« 

Morgan hörte sich das Gejammer an, ehe er seinen Gaul über 

den Kahlschlag lenkte. 

Er dachte an Guadalupes verlockendes Angebot und an den 

einzigen Mann, der ihnen die Waffen besorgen konnte. 

»Wir brauchen Verbindung zu Allister«, bestimmte Glenn 

Morgan, als sie an den Palisaden des Forts vorbei in die 

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Ortschaft ritten. »Du übernimmst den Job, McLynn, und setzt 
dein Gottvertrauen auf Tapper und mich, die dich und Allister 
holen werden.« 

Damit war Morgans Entscheidung gefallen, und schon am 

Nachmittag begann er gewissenhaft seine Vorbereitungen zu 
treffen. Morgan wußte, daß viel auf dem Spiel stand, denn 
wenn seine Pläne, Allister zur Flucht zu verhelfen, gelangen, 
würde es die große Hetzjagd geben. 

Im Mietstall kaufte er einen Gaul für Allister. Er wählte 

einen breitbrüstigen Mustang, der für eine schnelle Flucht 
geeignet schien. Später führte sein Weg zum Drugstore. Er gab 
sich als Prospektor aus, kaufte eine Kiste Sprengpatronen und 
das nötige Zubehör, und traf sich kurz vor Sonnenaufgang mit 
seinen Kumpanen, um den weiteren Verlauf der Aktion 
durchzusprechen. 

Als McLynn kurze Zeit später mit gemischten Gefühlen die 

Straße hoch an den massiven Mauern des Zuchthauses 
entlangging, war ihm weiß Gott nicht wohl zumute, denn er 
kannte die brutalen Wächter aus Yuma und ihre Prinzipien. 

Sie werden nicht zimperlich sein, dachte er, trat auf den 

Posten zu, der das Tor bewachte, und begann ihn zu 
provozieren. 

Glenn Morgan und Tapper beobachteten das Spiel aus 

respektvoller Entfernung. Sie sahen, daß McLynn gewalttätig 
wurde und einige muskulöse Burschen durch das offene 
Seitentor stürmten und McLynn mit Schlagstöcken 
niederknüppelten. 

»Hoffentlich steht McLynn morgen wieder auf den Beinen«, 

sagte Tapper grinsend, als die Guards den bewußtlosen Mann 
in den Hof schleppten. 

»McLynn ist zäh wie ein altes Stück Büffelleder. Weit 

wichtiger ist es, daß er Allister trifft, und sie beide zur rechten 
Zeit an der rechten Stelle sind«, erwiderte der Spieler ruhig und 
kehrte in die Kneipe zurück. 

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Es stand viel auf dem Spiel. Glenn Morgan wußte es. 

Wie ein Schatten, den die Nacht verdeckte, glitt Naiche durch 
die Bodenwelle den hellen Zelten entgegen, die, im weiten 
Karree geordnet, den großen Platz umstanden, auf dessen Mitte 
ein großes Feuer brannte. 

Ein langer Weg lag hinter ihm. Der beschwerliche Abstieg 

aus den Bergen, der Gluthauch, der aus dem Gila-Desert wehte. 
Die Einsamkeit der Mesa. 

Er war Reiterkolonnen begegnet. Eine Patrouille 

Langmesser, die das Land kontrollierten, und einem gewaltigen 
Wagenzug, der sich westwärts durchs Apachenland bewegte. 

Einmal sah er einen Reiter auf einer mächtigen 

Schimmelstute, die im undurchsichtigen Gelände des Big Heart 
untertauchte. Es war ein Kriegshäuptling der Caddos. 

Naiche hatte die Schmuckhaube erkannt, die er trug, und 

sicher wäre er dem Krieger gefolgt, hätte ihn der Vater nicht 
mit einer wichtigeren Mission betraut. 

Nun, nach vielen harten Tagesritten, stand er am Ziel. Der 

Zeltstadt des Häuptlings der Pferdesoldaten. 

Noch nie war er ihnen so nah, und noch nie hatte er sie in 

dieser Größenordnung gesehen, denn trotz der Dunkelheit 
erkannte Naiche die Vielzahl der Zelte und die Männer, die 
dort lebten, und Naiche dachte, daß sie in ihrer Größe 
zahlenmäßig den Chiricahuas und den Mimbrenjos ebenbürtig 
waren, wenn nicht sogar überlegen. 

Naiche brauchte nicht besonders vorsichtig zu sein, denn der 

Lärm, der am Feuer herrschte, schluckte jedes fremde 
Geräusch. Verächtlich verzog der junge Häuptling die Lippen, 
wenn er an die Sitten des weißen und des roten Volkes dachte. 

Naiche erreichte die äußere Begrenzung der Zeltstadt, 

schlüpfte durch den natürlich gewachsenen Wall wilder 

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Chapparells und verharrte eine Weile im Schatten eines 
Gesträuchs, als in der Nähe Stiefelschritte eines Postens 
aufhallten, der langsam näherkam. Naiches Hand fuhr zum 
Jagdmesser. Er war nicht sicher, wie sich ein Weißauge 
verhalten würde, wenn er unvermutet einem Apachen 
gegenüberstand. 

Die Schritte zogen an Naiche vorbei und verhallten in der 

Nacht. Er richtete sich nun vorsichtig auf und faßte das größere 
Zelt ins Auge. Der Falke war für ihn ein wichtiger Mann und 
sicher hatte er auch hier seine Bedeutung, daß man ihm, wie 
seinem Vater Cochise, den größten Jacale überließ. 

Licht flackerte auf dem straffen Leinen der Zelte, als Naiche 

aus dem Schatten des Strauchwerks trat, nur eine Sekunde 
zögerte, und dann mit federnden Schritten auf das Großzelt 
zuhetzte. 

Irgendwer mußte ihn entdeckt haben, denn ein heller Ruf 

forderte Naiche auf, stehenzubleiben. Als er dennoch 
weitereilte; schoß der Rufer seinen Karabiner ab. Naiche hörte 
das häßliche Heulen des Geschosses am Ohr. 

Gleich darauf brüllte eine befehlsgewohnte Stimme lautstark: 

»Überfall! Brämens, geben Sie Signal. Indianer sind ins Lager 
eingefallen.« 

Noch einmal fiel ein einzelner Schuß. Die Rundkugel 

durchschlug das Großzelt, dessen Ausgangsluke aufgestoßen 
wurde. 

Verschlafen, vom Lärm erschreckt, nur spärlich bekleidet, 

wollte General Howard ins Freie treten, als Naiche ihn 
ansprang und ins Zelt zurückdrängte. 

Das Licht der Lampe war zurückgeschraubt, so daß im 

Dämmerlicht nur schwache Konturen erkennbar waren. 
Dennoch sah Howard den blitzenden Dolch in der Faust des 
Roten, der ungestüm näherdrängte, als draußen Befehle 
aufhallten. 

»Wo Falke?« zischte Naiche im nächsten Augenblick. Sein 

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sehniger Arm schnellte vor, die Spitze des Dolches stieß 
zwischen Howards offenstehende Feldbluse. »Den Falken 
rufen«, forderte Naiche noch einmal. 

Der Lärm draußen war bedrohlich nahegekommen. Trotz der 

Dunkelheit glaubte General Howard diese Rothaut schon 
einmal gesehen zu haben. Seine stolze, aufrechte Haltung, 
seine Kühnheit erinnerten ihn an einen großen Apachen, den er 
kannte, und unbewußt antwortete er: »Schickt dich der 
Häuptling der Apachen, um den Falken in sein Dorf zu rufen?« 

Ehe Naiche antworten konnte, schallte von draußen die 

Stimme eines Soldaten herein: »Sir, ist Ihr Leben in Gefahr?« 

Howard lächelte schwach, als er spürte, daß der Druck der 

Dolchspitze sich vom Brustkorb löste. 

»Nein, Tanner«, rief der General laut, um den Major zu 

beruhigen, daß keine Gefahr für seine Person bestand. »Die 
Rothaut ist der Sohn Cochises. Er ist ins Lager eingedrungen, 
um John Haggerty zu sprechen. Holen Sie den Scout in mein 
Zelt, Mr. Tanner. Ihre Begleiter sollen sich zum Lagerplatz 
zurückziehen.« 

Naiche lauschte mißtrauisch den sich entfernenden Schritten. 

General Howard schraubte den Docht der Lampe höher. Die 
Schatten flohen aus dem letzten Winkel des Zeltes. General 
Howard erkannte den Apachen. 

Auch Naiche schien den Offizier erkannt zu haben, der schon 

einmal an der Seite seines Vaters gesessen und mit ihm einen 
Vertrag ausgehandelt hatte, der längst gebrochen war. 

»Du Häuptling Einarm«, sagte Naiche ruhig. Er schob seinen 

Dolch in den Gurt zurück und blickte erwartungsvoll zum 
Zeltausgang. Draußen hallten Schritte auf, die rasch 
näherkamen. »Du großer Häuptling der Langmesser…« 

Howard lächelte, denn er wußte, daß Langmesser der Name 

seiner berittenen Einheiten war, die nach ihren 
Kavalleriesäbeln benannt wurden. 

Er nickte. »Ich bin der Häuptling dieser Soldaten hier und ein 

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Freund Cochises.« 

Naiche reckte stolz den Kopf in die Höhe. »Nur einem 

Weißauge vertraut Cochise. Dem Falken…« 

Die Zeltplane wurde zurückgeschlagen. Groß und kräftig, 

mit federnden Schritten trat Howards Chiefscout über die 
Schwelle. 

Naiches Augen blitzten im Widerspiel des Lichtes, als er den 

Mann erkannte, er dachte an ihre letzte Begegnung in der 
Apacheria in den Dragoon Mountains als ein 
Waffenschmuggler ihn als Geisel gefangenhielt, und der Falke 
ihn unter Einsatz seines Lebens befreite. 

Ihre Blicke berührten sich, und John Haggerty sah Naiches 

Lächeln, das ihm zeigte, daß der Häuptlingssohn in friedlicher 
Absicht die Zeltgarnison betreten hatte. 

John grüßte lässig. »Es muß etwas Wichtiges sein, wenn 

Cochise seinen Sohn mit der Mission betraut, Sir. Hat er Ihnen 
bereits etwas erzählt?« 

»Die Botschaft des Chiefs ist nur für das Ohr des Falken 

bestimmt«, sagte Naiche. 

Doch Haggerty deutete lächelnd auf den Offizier. »Er ist der 

Häuptling der Blauröcke. Ihm liegt das Wohl der 
Apachenstämme genauso wie mir am Herzen. Cochise weiß, 
daß General Howard seine Freundschaft sucht, um einen Weg 
zum Frieden zwischen Apachen und Weißaugen zu finden. 
Also berichte, was der Jefe für eine Botschaft sendet.« 

Naiche schwieg. John sah Trotz und Mißtrauen in seinen 

dunklen Augen, und Howard, dem dies ebenfalls nicht 
entgangen war, hob gelassen die Schultern. »Vielleicht ist es 
besser, ich lasse euch beide vorab allein«, sagte er und wollte 
zum Ausgang gehen. 

Da erzählte Naiche: »Cochise, mein Vater, hat Sorgen, Falke. 

Er braucht deinen Rat und deine Hilfe. Es sind fremde Stämme 
im Apachenland. Cheyenne, Arapahoes, die von Frieden 
sprechen. Wichitas und Caddos, deren Rauchsignale den Tod 

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bedeuten. Es kommen Bleichgesichter auf hohen Wagen in 
unser Land, die unsere Familien vertreiben und Besitz von 
unserem Land ergreifen. Mein Vater braucht deinen Rat, Falke, 
denn er weiß nicht, sind es die Cheyenne, die den 
Auferstehungstanz loben oder die Caddos, die diese Bewegung 
niederwerfen und Unfrieden unter den Apachenstämmen 
verbreiten, denen er trauen kann. Deshalb braucht er deine 
Hilfe.« 

John Haggerty wechselte einen kurzen Blick mit dem 

General. Sie beide wußten aus Berichten zurückkehrender 
Indianerscouts von dieser Geistertanzbewegung, die 
inzwischen Arizona erreicht hatte. Aber eine Gruppe, die sich 
dieser Glaubensbewegung entgegenstellte, war ihnen 
unbekannt. 

John Haggerty spürte, daß hier eine Gefahr heraufwuchs, die 

den Frieden im Lande gefährden konnte. 

»Wo will der große Häuptling, dein Vater, mit mir sprechen, 

Naiche?« wollte er wissen. 

Naiche trat näher. Er blickte über Haggertys Schulter, und 

John erkannte, daß der Häuptlingssohn dem General noch 
immer nicht traute. »Ich werde dich führen und sicher zu 
meinem Vater bringen.« 

»In eure Bergfestung?« 
»Zum zerstörten Kloster Santa Elfrida«, antwortete Naiche 

leise. 

John kannte das Kloster. Es lag tief im Süden, verborgen in 

den Swisshelm Mountains. Eine Ruine, die seit vielen Jahren 
verlassen war. 

John blickte zu General Howard hinüber, der die letzten 

Worte vernommen hatte. Er sah dessen zustimmendes Nicken. 

»Na gut, Naiche«, sagte er deshalb entschlossen, »ich werde 

zu den Klosterruinen reiten und mit deinem Vater sprechen. 
Aber ich reite allein.« 

In Naiches Augen trat Unmut. Er war jung und zu schnellem 

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Aufbegehren bereit. Aber seine Stimme klang ruhig, als er 
antwortete: »Es ist ein gefährlicher Weg, Falke. Caddos und 
Wichitas haben ihre Haut mit Blut gefärbt und schmücken mit 
dieser Farbe auch ihre Mustangs. Sie werden deine Weiße Haut 
nicht schonen, wenn du ihren Weg kreuzt.« 

»Eine Gefahr, die man kennt, bedeutet keine Gefahr mehr, 

Naiche. Es ist ein Wort deines Vaters.« John lächelte. »Das 
weise Wort eines klugen Mannes. Nun reite nach Hause, 
Naiche, und halte deine Krieger bereit. Vielleicht werden wir 
bald eure Hilfe brauchen.« John ging zum Ausgang und stieß 
die Plane zurück. 

Er sah ein halbes Dutzend Uniformierter in der Nähe, die 

ihre Waffen schußbereit im Anschlag hielten. Sie schienen dem 
nächtlichen Boten nicht zu trauen. 

»How, Naiche«, sagte Haggerty, »ich werde dich zu deinem 

Mustang begleiten.« 

Eine Feuergarbe fuhr mit gewaltiger Explosion in den 
sinkenden Tag und verdunkelte den Himmel. Noch ehe das 
Echo verhallte, sprengten aus den nahen Manzanitas zwei 
verwegene Reiter, die Handpferde mitführten, der 
Explosionsstelle entgegen. Rücksichtslos trieben sie die Tiere 
durch das stachlige Gesträuch, und als am Eingang des 
Zuchthauses einige Wachen herausstürzten, eröffneten sie das 
Feuer. 

Morgan wußte, die nächsten Minuten würden das 

Unternehmen entscheiden, denn wenn der Überraschungseffekt 
abgeklungen war, hatten McLynn und Allister keine Chance, 
aus diesem Kerker zu entkommen. 

Einer der Uniformierten fiel steif in den Sand. »Haltet mir 

die Kerle vom Hals«, schrie Morgan, griff nach Tappers 
Handpferd und jagte auf die entstandene Lücke in der 

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Steinmauer zu. 

Der Wind hatte die Explosionswolke vertrieben. Aus dem 

klaffenden Loch krochen zwei Männer in zerrissenen 
Leinenanzügen, schwenkten winkend die Arme und eilten dann 
dem Reiter entgegen, der die Pferde führte. 

Tapper hatte seinen Karabiner verschossen und feuerte nun 

mit dem Revolver. 

Morgan war heran. Er grinste in McLynns verbeulte Visage, 

die die Visitenkarte der Guards trug, und warf ihm wortlos die 
Zügel zu. 

Sam Allister tauchte neben Morgan auf, und der Spieler sah 

das faltige Gesicht mit den tiefliegenden Augen, das nur 
entfernt an Sam Allister erinnerte, so wie er ihn gekannt hatte. 
Yuma hatte ihn bereits gezeichnet. 

»Schwing dich auf den Mustang«, rief Glenn und zog seinen 

Gaul herum. Er trieb ihn den Hügel hoch zu den Manzanita-
Sträuchern. 

Noch ehe er den schützenden Strauchgürtel erreichte, fielen 

von der Mauer her Schüsse. Die Geschosse flogen wie 
Hornissen um ihre Ohren. Fast gleichzeitig knirschten die 
mächtigen Torflügel des Zuchthauses, und, begleitet von 
belferndem Hundegeplärr, sprengte eine Reitergruppe aus dem 
Schatten des Mauerwerks. 

Die Guards von Yuma! 
»Sie sind flink wie die Windhunde«, fluchte Tapper, der 

seitlich den Hang hochtrabte und während des Rittes schon den 
leergeschossenen Colt auflud. 

»Bastarde, gemein und brutal«, lispelte McLynn mit 

blutunterlaufenem Gesicht. Er hielt sich an Morgans 
Pferdeschwanz und dachte zornig an die vergangenen 
vierundzwanzig Stunden in den Mauern des Zuchthauses. 

Der rauhe Busch nahm sie auf. Das Gewehrfeuer war 

verstummt. Nur das metallische Hämmern von Pferdehufen 
und das Gebell abgerichteter Schweißhunde erinnerte an die 

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tödliche Gefahr, die sie umgab. 

Morgan, der Tappers Flüchen und McLynns Wutausbruch 

erlebte, wandte sich an Allister, der schweigsam an seiner 
Flanke ritt. 

»Keinen Kommentar?« fragte er, und als Allister den Kopf 

hob und in seinen Augen eine stumme Frage auftauchte, fügte 
Morgan hinzu: »Über das Leben in Yuma.« 

Allister verzog das Gesicht, und seine Lippen wurden schmal 

wie zwei dünne Linien. »Die Hölle«, brach es dann aus ihm 
heraus. »Sie nehmen dir dort deine Seele, und ich habe erlebt, 
daß sie harte Burschen in einem Monat so weich machten, daß 
sie ihnen aus der Hand fraßen. Sie brechen jeden Widerstand. 
Mit Fäusten, Knüppeln und ihren scharfen Kötern.« 

Morgan lauschte dem Gekläff der Bluthunde, während er 

einen Weg aus dem Distelgesträuch suchte. 

»Und wie lange hast du ihrer Willkür widerstanden?« 
»Keinen Tag, Glenn.« Allister lachte hohl. »Ich war nicht so 

blöd, den Helden zu spielen. Aber sie gaben dennoch keine 
Ruhe. Du kannst dir den Grund denken.« 

»Die Repetiergewehre.« Morgan dachte an vergangene 

Zeiten, als er, Allister und ein paar Freunde mit Caddos und 
auch Mexikanern Geschäfte machten. 

Allister nickte, während er den Mustang zu einer schnelleren 

Gangart bewegte. 

»Einmal im Monat kamen Abgesandte der Regierung. Sie 

wollten die Waffen, und sie wollten vor allem wissen, wer sie 
uns geliefert hatte. Sie wußten von meinen Geschäften mit dem 
Rio-Grande-Indianer und mexikanischen Rebellen. Sie waren 
über alles aus meinem Leben informiert.« Er grinste plötzlich. 
»Nur wußten sie nicht, woher die Karabiner kamen und wo sie 
lagerten.« 

»Sie haben Angst, daß die Schnellfeuergewehre in falsche 

Hände fallen.« 

Morgan grinste. Sie ritten die Steilhänge hoch, die zur 

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Hochebene führten. »Hundert Henry-Rifles in den Händen der 
Wilden könnten zu einem Aufstand führen. Die Regierung 
weiß die Gefahr richtig einzuschätzen.« 

Allister schwieg. 
Ihr Weg führte in die Dunkelheit, und sie erkannten bald, daß 

die Verfolger wie Bluthunde auf ihrer Fährte saßen und sich 
nicht abschütteln ließen. 

Am Morgen waren die Pferde von der schnellen Gangart 

stark erschöpft, so daß Morgan eine kurze Rast bestimmte. Sie 
stießen auf eine Quelle, die, aus dem Fels kommend, nach 
wenigen Schritten im Fels auch wieder verschwand. Ein 
glücklicher Umstand, der Morgans Gedanken anregte. 

»Ihre Gäule werden fertig sein wie die unseren«, sagte er 

nach einem kühlen Schluck Quellwasser, der die Lebensgeister 
weckte. »Die Verfolger brauchen dieses Wasser hier und 
werden jede Möglichkeit suchen, hier herauszukommen. Einer 
von uns muß sie eine Weile aufhalten, damit unser Vorsprung 
größer wird. Es sind zwei Tage bis zur Grenze, und einige 
weitere Tage brauchen wir, um Sams Versteck zu erreichen. 
Sam Allister ist unser wichtigster Mann. McLynn hat seinen 
Anteil gegeben.« Der Sprecher grinste in McLynns 
zerschlagenes Gesicht, ehe er sich an Tapper wandte. 

»Die Wahl fällt auf einen von uns. Da ich der Boß bin und 

die Verhandlungen mit den Caddos führe, bleibst eigentlich nur 
du, den ich noch mit dieser wichtigen Aufgabe betrauen kann.« 

John Tapper dachte an die scharfen Guards aus Yuma mit 

ihren auf Menschen abgerichteten Hundebestien. Ein kalter 
Schauer zog über seinen Rücken. Mißtrauen schlich sich ein. 

»Willst du mich für die Sache opfern, Glenn?« fragte er 

lauernd. 

Doch Morgan winkte verächtlich ab. »Schieße ihre Köter 

zusammen, John, dann haben wir das Spiel gewonnen.« Er 
reichte Tapper seine Henry und lächelte. »Ich trenne mich von 
meinem besten Stück, John. Du siehst also, daß ich es ehrlich 

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meine. Wir treffen uns am Bougers Ground im Switch Aron 
Basin.« 

Tapper griff wortlos nach dem Karabiner. 
Allister und McLynn saßen bereits im Sattel, als Morgan zu 

seinem Pferd trat. Er winkte Tapper noch einmal zu, ehe er sich 
in den Sattel zog und den anderen ein Zeichen gab. 

»Er wird es nicht überleben«, meinte Sam Allister, als sie 

dem Talkessel folgten, der tiefer in die Bergwelt führte. 

»Tapper ist zäh«, erwiderte Morgan grinsend, »er hängt an 

seinem Leben.« 

Aus der Tiefe fielen in schneller Reihenfolge Schüsse, deren 

Echo durch den Arroyo zog. 

Morgan trieb sein Pferd zu einer schnelleren Gangart an. 

»Sie sind näher als ich dachte«, rief er über die Schulter, und 
nichts in seinem Pokerface verriet, was ihn bewegte. 

Earp sah den drahtigen Burschen mit den krummen 
Reiterbeinen und wußte sofort, der Kerl wollte was von ihm. 

Am frühen Morgen, als er den San Pedro River durchquert 

hatte, und die einzige Straße hinaufritt, die San Manuel von Ost 
nach West durchschnitt, war ihm der Mann aufgefallen. 

Nicht wegen seiner Größe oder den Krummbeinen, die er in 

hochhackigen Röhrenstiefeln trug. Nein, es waren die beiden 
großkalibrigen Revolver, die tief auf den Schenkeln saßen. 

Ein Protzer, so hatte Earp gedacht, als er an dem Mann 

vorbeigeritten war, einer von jener Sorte, die großspurig zwei 
Revolver trugen und wohl damit nur dürftig umgehen konnten. 

Am Mittag, als er San Manuels Kneipen nach Glenn Morgan 

abklapperte, sah er ihn noch einmal aus der Ferne im Schatten 
des Drugstores stehen. 

Und nun stand er ihm acht Yards entfernt in einem Saloon 

gegenüber. Unbewußt revidierte Wyatt Earp seine 

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ursprüngliche Meinung von dem Burschen. Nur selten hatte er 
solch harte, kalte Augen gesehen, in denen ein spöttisches 
Feuer funkelte. Unwillkürlich glitt sein Blick an dem Mann 
abwärts. Er trug ein doppelt geknöpftes schwarzes Hemd, wie 
man es in Texas trug. Ein breiter Leibgurt mit 
silberdollarbeschlagenen Riemen hielt seine Halfter. Die 
Kolben seiner Waffen waren abgegriffen und deuteten klar 
darauf hin, daß der Fremde sie oft benutzte. Earp bemerkte die 
tiefen Kerben in den Coltschalen. Grabsteinen gleich, die an 
irgendwelche Toten erinnerten, die ihm über den Weg gelaufen 
waren. 

Earp wischte sich mit dem Handrücken über die Lippen, auf 

denen ein bitterer Geschmack lag. Er grub in seinen 
Erinnerungen, denn irgendwann war er dem Fremden schon 
einmal begegnet. 

»Was willst du von mir?« fragte Earp schließlich 

unfreundlich. 

Der Fremde grinste und blieb auf Distanz. 
»Du bist doch dieser Earp«, antwortete der Tex schließlich 

im langgezogenen Texanerslang, »den der Marshal aus 
Tombstone gejagt hat.« Er wippte mit dem Kopf und fügte wie 
im Selbstgespräch hinzu: »Marley ist ein schlechter Jäger.« 

»Das beantwortet nicht meine Frage«, rief Wyatt ungeduldig. 

Er sah das Blitzen in den Augen des anderen Mannes, als seine 
Rechte den Gurt berührte. »Sage, was du von mir willst, oder 
verschwinde.« 

Es waren nur wenige Gäste im Saloon. Sie saßen am 

Farotisch oder beim Black Jack und hatten keinen Blick für die 
Umgebung. Zwei junge Burschen, wohl Cowboys irgendeiner 
Farm, stiegen Arm in Arm mit kichernden Mädchen die 
Hühnerleiter hoch, die ins Obergeschoß führte. 

Der Fremde trat nun einen Schritt vorwärts. Vielleicht war es 

seine Schußdistanz, vielleicht auch Zufall. 

»Ich habe nichts gegen dich persönlich, Earp. Aber 

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Tombstone hat eine Prämie auf deinen Kopf gesetzt. 
Zweihundert Dollar. Tot oder lebendig. Ich will sie mir 
verdienen.« 

Das klang so einfach, daß Earp erschrak. Und plötzlich 

wurde ihm klar, wo er dem Mann schon einmal begegnet war. 
Vor einigen Wochen war er in Tombstone eingezogen. Mit 
einem Handpferd, über dessen Rücken ein Toter lag. 

Ein Kopfgeldjäger. Einer jener üblen Sorte, die von der Not 

anderer Menschen lebten. Ein kalter, erbarmungsloser Killer, 
der das Leben nach dem Preis einschätzte. Es war das erste 
Mal, daß Wyatt Earp einem solchen Mann gegenüberstand. 

»Es ist kein Zufall, daß wir uns hier begegnen?« fragte Wyatt 

zögernd. Er registrierte jede Bewegung des Fremden und war 
bereit, den Revolvern die Entscheidung zu überlassen. 

Der dürre Kopf wackelte auf dem mageren Hals. »Ich warte 

seit zwei Wochen auf dich, denn ich wußte, ein Mann wie 
Drew Marley ist dir unterlegen. Du findest eine Gelegenheit, 
der Posse zu entwischen.« 

»Und wie kommst du auf San Manuel?« 
Der Fremde lachte eiskalt. »Glenn Morgan hat es erzählt.« 
Zum zweitenmal erschrak Wyatt Earp. Morgan war der 

Mann, mit dem er in diesem Drecksnest ein Geschäft aufbauen 
wollte. Wie  oft hatte er vom Glück und klingender Münze 
geträumt. Von einem unschlagbaren Duett mit dem 
Kartenkünstler Morgan. Hier sah er keinen Sinn in der 
Begegnung mit diesem Killer. 

»Hat Morgan dich geschickt?« 
Wieder lachte der fremde Mann, während er etwas mit dem 

Kopf wackelte. 

»Er hat es nicht mir erzählt, sondern seinen Freunden. Ich 

habe es im Saloon aufgeschnappt. Also, Earp, du hast die 
Wahl. In Tombstone den Strick oder hier eine Kugel.« 

Das war die Herausforderung. 
»Keinen dritten Weg?« 

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»Jeder Mensch hat seine Prinzipien.« 
Die Hände des Kopfgeldjägers lagen nun zwei Zoll über den 

Revolverschalen, aber Earp wußte, daß der Mann nur mit einer 
Hand schießen würde, weil es einfacher und sicherer war. 

»Wie wäre es dir am liebsten?« 
»Wenn wir es hier austrügen, Earp. Weißt du«, sein Blick 

wurde verschlagen, »nach Tombstone sind es einige Tagesritte. 
Mit einem Toten im Sattel reitet es sich besser. Ich könnte in 
den Nächten schlafen und brauchte nicht darauf zu lauern, daß 
du mir fliehst.« 

»Du hältst nicht viel von einem Menschenleben«, Earp 

schürzte verächtlich die Lippen. Es war nicht das erste Mal, 
daß ihn jemand forderte. Er dachte an den verrückten Spieler in 
Tombstone, dessentwegen der dortige Marshal ihn jagte, und 
nichts von Notwehr hielt, aber zum erstenmal war es ein 
professioneller Killer, der vom Töten lebte. 

Earps Lippen wurden schmal, sein Blick hart. Wieder einmal 

stand er vor einem Meilenstein des Lebens. 

Unmerklich veränderte Wyatt seine Haltung. Er stand nun 

breitbeinig und leicht auf den Fußballen, bereit, sein Leben zu 
verteidigen. 

»Ist Morgan noch in Tombstone?« fragte er knapp. 
»Er hat vor mir die Stadt verlassen.« 
»Aber er ist nie in San Manuel angekommen.« 
»So sieht es aus. Hast du sonst noch Fragen?« Der 

Kopfgeldjäger bewegte die Finger wie ein Klavierspieler, um 
ihre Geschmeidigkeit zu prüfen. 

»Ja«, erwiderte Earp. »Sage deinen Namen. Es muß doch 

etwas auf deinem Kreuz stehen, wenn du auf dem Stiefelhügel 
liegst.« 

Der Fremde blähte seine dürren Backentaschen. »Was 

bedeutet ein Name. Soviel wie der Schall, der verweht.« Noch 
während er sprach fuhr die linke Hand geschmeidig über die 
Schalen seines Revolvers. Wie ein Blitz zuckte die Waffe 

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hoch. Aus der Mündung fächerte eine Flamme. 

Earp spürte das heiße Blei, als es seinen Stetson durchschlug 

und dicht über seine Schädeldecke fuhr. Noch ehe der Fremde 
zum zweiten Schuß kam, warf er sich blitzschnell nieder, rollte 
mit katzenhaften Bewegungen um die Achse und schoß. 

Dumpf und hohl lag der Schuß unter der niederen Decke des 

Saloons. 

Die Spieler am Faro- und Black Jack-Tisch sprangen 

erschreckt auf die Beine. Sie sahen einen Mann am Boden 
liegen und den Dürren mit dem rauchenden Colt in der Faust. 
Und nun, da sein Körper taumelnd in Bewegung kam, 
entdeckten sie auch die kreisrunde Öffnung in seiner Stirn. 

Earp sprang auf die Beine, als sein Gegner zu Boden fiel. 

Seine Faust hielt den rauchenden Colt umklammert. Mit 
wachem Lauern beobachtete er die Männer, die ihn feindlich 
ansahen. 

Hinter ihm klang die dunkle Stimme des Bartenders auf. 

»Der Dürre hat zuerst gezogen«, rief der Barmann und deutete 
auf den Toten. »Er wollte dem Fremden ans Leder. Das kann 
ich vor dem Sheriff beschwören.« 

Da beruhigten sich die Männer und setzten sich an den 

Tischen nieder. 

Tobby, der Barmann, rief zwei Gehilfen aus dem 

Nebenzimmer. »Bringt ihn zum Sargmacher«, bestimmte er, 
»die Kosten für sein Begräbnis hat er an den Gurt 
geschmiedet.« Und zu Earp gewandt fügte er hinzu: »Trinken 
Sie Ihr Bier aus, Fremder, und klemmen Sie sich Ihren Pinto 
zwischen die Beine. Wenn unser Sheriff in die Stadt kommt, 
wird er Ihnen einige peinliche Fragen stellen.« 

Earp nickte und warf einen Dollar auf den Tresen. In San 

Manuel hielt ihn nichts. Vielleicht würde er nach Tombstone 
reiten, um zu erkunden, weshalb Morgan ihre Verabredung 
nicht eingehalten hatte. 

Earp trat aus dem Saloon auf die Straße. Auf der anderen 

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Seite schleppten die Clerks den Toten, von dem er nicht einmal 
den Namen wußte, in einen Schuppen. Es gab viele Narren auf 
der Welt, der dort war einer von ihnen. 

Earp ritt die Straße hoch, die zur Furt des San Pedro Rivers 

führte. Irgendwo dort draußen in dem hitzeflimmernden Glast 
des Tages, begannen die Gila Deserts. Apachenland. Und für 
einen Augenblick streiften Earps Gedanken den großen 
Häuptling der Chiricahuas. 

Naiche folgte der dunklen Rauchfahne, die fast senkrecht in 
den windstillen Tag stieg. Vor einer Stunde, als er den 
richtigen Weg durch die Mesa gesucht hatte, war ihm gewesen, 
als habe er kurzes, heftiges Gewehrfeuer vernommen, dann 
hatte er die Rauchfahne entdeckt. 

Sein Herz war von Unruhe gefüllt. Er wußte, daß fremde 

Stämme ihr Land durchstreiften und jedes Vergehen an 
Weißaugen den Apachenmännern zugeschoben wurde, und 
konsequente Folgen durch Soldaten hatte. 

Naiche trieb sein Pony in schneller Gangart durch das 

wellige Hügelland, und je näher er seinem Ziel kam, um so 
bewußter wurde ihm, daß dort, wo die Rauchwolke stand, die 
Overlandstraße lag, die, vom Apachenpaß führend, Tucson 
streifte. 

Die Sonne stand senkrecht über der Mesa, daß selbst die 

mächtigen Riesenkandelaber, die ihre Arme in den Himmel 
streckten, keinen Schatten warfen. 

Nach etwa zwei Meilen stieß er auf eine Fährte. Er glitt von 

seinem Pony. Der lose Sand verwischte die Abdrücke. 
Dennoch erkannte Naiche, daß es sich um unbeschlagene 
Pferde handelte, die hier vor einiger Zeit vorbeigezogen waren. 
Ihre Fährte führte direkt zwischen die Hügel. 

Naiche schwang sich erneut auf den Rücken seines Ponys 

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und trieb das Tier an. 

Nur noch ein dünner Rauchfaden stieg in den Himmel. 

Naiche schwenkte nach Osten und umritt ein mächtiges 
Distelfeld, das den direkten Weg zum Ziel versperrte. Und nun 
erreichte er die flache Kuppe eines Hügels, von wo aus der 
Blick ins Tal frei war. 

Ein brauner Streifen durchschnitt das weite Feld der Mesa. 

Die Überlandstraße. Keine zweihundert Yard entfernt erkannte 
er die niedergetrampelten Trümmer einer Überlandkutsche, 
und als er sich vorsichtig näherte, sah er drei Tote am Rande 
des Trümmerfeldes liegen. Vermutlich der Kutscher, sein 
Begleitmann und ein Passagier. 

Vergebens hielt Naiche nach den Zugpferden Ausschau. 

Aber er erkannte eine tiefe Spur, die zwischen zwei flachen 
Hügeln auslief. 

Naiche stieg vom Pferd und ließ dem Tier freien Lauf. Er 

war wachsam und voller Mißtrauen, als er sich den Toten 
näherte. Verstreut umher lagen Kisten und Kasten und aus 
einer erbrochenen Kiste schillerten im Sonnenlicht buntfarbene 
Geldscheine und blanke Goldstücke, die bei den Angreifern 
wenig Beachtung gefunden hatten. 

Die Männer lagen dicht beieinander mit verrenkten Gliedern, 

nahe dem ausgebrannten Gefährt. Ein halbes Dutzend 
kurzschaftige Kriegspfeile hatten ihre Körper durchbohrt. 
Naiche erkannte, daß er hier nicht mehr helfen konnte. 

Haß und tiefer Groll stiegen in Naiche auf, denn er wußte, 

diesen Überfall würde man den Apachen anhängen und erneut 
würden Pferdesoldaten ihre Familien jagen. 

Naiche dachte an den Vertrag, den sein Vater Cochise mit 

dem einarmigen Häuptling geschlossen hatte, in dem er sein 
Wort verpfändete, Postkutschen unbehelligt durch sein Land 
ziehen zu lassen. Bald würde es heißen, der Chief spräche mit 
der gespaltenen Zunge einer Viper. 

Der junge Häuptlingssohn richtete sich auf. Aus den flachen 

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Hügeln sprengten zwei Reiter. Sie ritten auf ungesattelten 
Pferden und trugen aschfarbene Musselinhemden. Unbewußt 
fuhr seine Hand zum Gurt, wo sein Schlagbeil steckte. 

Er pfiff sein Pony heran und erfaßte die gefiederte 

Kriegslanze. 

Zwei Gegner fürchtete er nicht. Seine Augen blitzten, als er 

Caddokrieger erkannte. 

Doch nun sah er eine Bewegung seitlich im Collasfeld. Eine 

zweite Reitergruppe kam aus dem Dickicht, und eine dritte 
tauchte bei den Hügeln im Süden auf. 

Er zählte zwölf Reiter, die schnell näherritten, und dabei 

ausscherten, um einen Ring zu bilden. Es waren also noch 
mehr dieser räuberischen Caddos in dieser Gegend, als er an 
den Spuren hatte lesen können. 

Ihre Absichten waren unverkennbar und zwangen Naiche 

zum Handeln. Er schwang sich auf sein Pony, erfaßte die Zügel 
und schwenkte in die offene Ebene. 

Fern im Dunstschleier der Hitzeglocke standen die 

Chiricahua Mountains. Zu weit, um sie in einem Tage zu 
erreichen. 

Seine weichen Mokassinstiefel stießen in die Flanke des 

Ponys, und während er das Zügelband lockerte, umspannte 
seine Faust die Lanze. 

Tödliche Entschlossenheit zeichnete sein Antlitz, als er den 

Reitern entgegensprengte, deren helles Geheul die Stille der 
Landschaft aufriß. 

Kampfgewandt und mutig, an seinen Vater erinnernd, ging er 

die Reiter an. 

Er sprengte in vollem Galopp auf seine Gegner zu, und seine 

Lanze durchbohrte die Brust eines Caddo. Die Lanze 
entschlüpfte seiner Faust, als der Mann von der Wucht des 
Anpralls vom Pferd geschleudert wurde. Aber Naiches Hand 
fuhr bereits zum Gurt. Die Sonne funkelte auf der Breitseite 
der gefährlichen Waffe, als sein Tomahawk auf den nächsten 

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Gegner niederfuhr und eine fürchterliche Wunde schlug. 

Zorniges Geheul war die Antwort auf seine mutige Attacke. 

Der Kreis engte sich ein. Flach auf den Rücken ihrer 
struppigen Mustangs liegend, stürmten sie den Gegner an, der, 
sein Pony im Kreise drehend, seinerseits mit hellem 
Kriegsgeschrei antwortete. 

Zwei bellende Abschüsse übertönten das Getümmel. Naiche 

spürte die Rundkugel, die seinen Hüftgurt streifte und wußte 
nun, daß dieses räuberische Gesindel von Caddos sich der 
Waffen bedienten, die sie bei der Postkutsche erbeutet hatten. 

Er änderte seine Taktik, trieb die Hacken in die Flanken des 

Ponys und durchbrach mit wilden Galoppsprüngen seines 
Pferdes den Ring seiner Feinde. 

Auf dem Hügel tauchte eine weitere Reitergruppe auf, die 

seinen Fluchtweg abriegelten und ihn ins offene Gilaland 
drängten. 

Naiche zählte nun fast zwanzig Gegner, die wie eine gierige 

Meute Bluthunde auf seiner Fährte saßen, um ihn zu Tode zu 
hetzen. 

Zu viele, um sich ihrer zu erwehren. 

Schuß um Schuß jagte John Tapper aus dem Lauf des 
Gewehres. Er sah die anrennenden Schatten der auf Menschen 
abgerichteten Hunde, hörte ihr heiseres Gebell und feuerte 
kaltblütig auf jede Bewegung zwischen Mesquites und 
Wacholderstauden. Drei der Bestien hatte er bald erwischt, eine 
vierte strich durch das filzige Gesträuch. 

Aus der Tiefe der Schlucht schallten wütende Befehle, die 

wohl den Männern galten, die in respektvoller Entfernung von 
Tappers Rifle von den Pferden abgestiegen waren und 
Deckung suchten. 

Tapper schoß auch in diese Richtung, obwohl er wenig 

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Hoffnung hatte, einen der Verfolger zu treffen. Er dachte an 
seine Kumpane, die inzwischen sicher den Paßweg erreicht 
hatten, und er fragte sich, ob sich das alles lohnte. 

Er kroch zwischen Büschen und Sträuchern den Hang hoch 

zum schmalen Arroyo, wo er sein Pferd zurückgelassen hatte, 
als er in der Nähe den hechelnden Atem der Bestie hörte, die 
das Tohuwabohu überstanden hatte. Im nächsten Augenblick 
flog ein langgestreckter grauer Schatten auf ihn zu. 

Tapper hechtete zur Seite, um dem Angriff zu entgehen. 

Doch im gleichen Augenblick prallte die Bestie mit ihm 
zusammen. Er spürte einen heftigen Schmerz, als sich die 
gewaltigen Fangzähne in seine Schulter gruben. Instinktiv ließ 
Tapper den Karabiner fahren. Seine freie Rechte schnellte zur 
Kehle der Bestie und die Linke fuhr zum Hüftgurt, wo sein 
Bowie steckte. Seine rechte Hand verkrallte sich verzweifelt in 
den feuchten Lefzen des Hundes, um weitere Angriffe zu 
verhindern. Mit einiger Mühe erwischte Tapper das schwere 
Messer, und unter Aufbietung aller Kraftreserven stieß er die 
Klinge mehrmals ins Fell der Bestie. 

Gemeinsam rollten sie ins dichte Gesträuch. Tapper spürte 

bald, daß die Kräfte des Hundes nachließen. Seine Hand lag 
nun tief im Kiefer des Hundes, so daß er nicht mehr zubeißen 
konnte. In dem Moment, als er sich lösen konnte, rammte er 
dem Hund die Breitklinge in die Kehle. 

Noch während er taumelnd, keuchend nach Atem ringend, 

auf die Beine kam, fielen in der Tiefe einige Schüsse. 

Die Bißwunde schmerzte, aber die Gefahr ließ ihn den 

Schmerz vergessen. Tapper hob den Karabiner auf und lief in 
geduckter Haltung weiter. Nun, da die Bestien tot waren, sah er 
einen Hoffnungsschimmer, den Häschern zu entkommen, denn 
ohne ihre Fährtensucher würde es den Guards schwerfallen, auf 
hartem Fels seine Spur zu entdecken. 

Tapper erreichte die Höhe, suchte nach einer passenden 

Auflage für sein Gewehr und jagte zielstrebig ein halbes 

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Dutzend Kugeln aus dem Lauf. 

Erst nun wandte er sich seinem Pferd zu und schwang in den 

Sattel. Von weither kam das enttäuschte Geschrei der 
Verfolger, die Tappers Flucht bemerkten. 

Schüsse fielen. Ihr Echo rollte durch den Arroyo. Kugeln 

prallten auf die harten Steilwände und fuhren schrill heulend 
als Querschläger davon, ohne daß sie Tapper ernstlich 
gefährden konnten. 

Tappers Herz frohlockte, und seine Gedanken beschäftigten 

sich mit der Gegenwart, die ihm nun ihre positive Seite zeigte. 
Aber sein Jubel kam zu früh. 

Er ritt zwar bis tief in die Nacht durch die Berge, doch als er 

am nächsten Tag einen breiten Talkessel durchquerte, sah er 
die Verfolger wieder, die kaum drei Meilen entfernt auf seiner 
Fährte klebten. 

»Bastarde, verdammte«, fluchte Tapper und beschleunigte 

die Gangart seines Gaules. 

Seine Lage hatte sich also um keinen Deut gebessert. Sein 

Blick ging nach Westen. 

Über einen flachen Bergrücken schob sich das buschige Grün 

eines Organosfeldes, aus dem drohend, wie aufgereckte Arme, 
die mächtigen Auswüchse von Riesenkandelabern ragten. 
Dahinter reckte sich, im flammenden Lichtspiel der Sonne 
rotfunkelnd, ein Bergrücken. 

Irgendwo dort mußte Arizona liegen. 
Aber Tapper bezweifelte, daß seine Verfolger eine Grenze 

aufhalten konnte, denn der Eifer, den sie bisher an den Tag 
gelegt hatten, ließ erkennen, daß sie ihre Aufgabe sehr ernst 
nahmen. 

Weiter. Tapper beruhigte seinen erschöpften Gaul, als 

unvermutet zwischen Stein und Geröll eine Klapperschlange 
hochschnellte und zornig ihre Rasseln betätigte. 

Nach einer Stunde erkannte Tapper, der immer wieder den 

Weg zurückblickte, daß seine Verfolger aufgeschlossen hatten. 

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Keine zwei Meilen mehr trennten sie voneinander. Tapper 
ahnte, daß sie ihn noch vor Sonnenaufgang erreichen würden. 
Aber er war bereit, seine Haut so teuer wie möglich zu 
verkaufen. 

Er war nun direkt vor dem Kakteenfeld und erkannte mit 

Schrecken, daß der Bewuchs so dicht war, daß kein 
Durchschlupf möglich war. 

Wie eine feindliche Welt stand ihm der wildwuchernde 

Urwuchs der Natur gegenüber. 

Tapper schwenkte nach Süden, hoffte, auf irgendeine Lücke 

zu stoßen, die ihn aufnehmen konnte. Die Verfolger, die dies 
erkannten, schwenkten ihre Pferde und verkürzten den Winkel. 
Sie waren nun keine Meile mehr von ihm entfernt. 

Schon wollte Tapper aufgeben und sich seinen vier Gegnern 

stellen, als er einen schmalen, dornenreichen Pfad entdeckte, 
der ins Gesträuch führte. Für einen Augenblick zügelte er den 
Gaul. 

Da klang aus dem Grün eine bekannte Stimme: 
»Gib mir meinen Karabiner, John, und reite weiter«, rief 

Glenn Morgan und gab sich durch ein Handzeichen zu 
erkennen. »Wir übernehmen diese Zuchthausgeier.« 

Als Tapper den Blick senkte, erkannte er seinen alten Freund 

Morgan, McLynn und Sam Allister, die halb in der Erde 
vergraben unter blühenden Yuccastauden lagen. 

Der Spieler reckte ihm den Arm entgegen. 
Tapper erinnerte sich daran, daß er Glenns Henry hatte. Er 

löste die Waffe vom Sattelhorn und ließ sie einfach fallen. 

Nur einen Augenblick zögerte Tapper, ehe er den erschöpften 

Pinto ins wuchernde Grün trieb. Als er nun, in sicherer 
Deckung harrend, aus dem Sattel glitt, hörte er die heftigen 
Detonationen der Abschüsse, und im Unterbewußtsein spürte 
John Tapper, daß eine lange Jagd zu Ende war. 

Die Auseinandersetzung dauerte nur wenige Minuten. Als 

Glenn Morgan am Lager auftauchte, das sie sich im 

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Kakteenhain eingerichtet hatten, sah Tapper an Morgans 
Grinsen, daß er zufrieden war. 

»Alles klar?« fragte John Tapper. 
»Sie sind im Himmel, hm, meinetwegen auch in der Hölle. 

Allister und McLynn sammeln ihre Gäule ein. Wir werden mit 
ihnen die Waffen transportieren.« 

»Und die Toten?« fragte Tapper. Er beugte sich über den 

klaren Wassertümpel einer Quelle, die hier im Verborgenen 
sprießte. Er sah Morgans Spiegelbild und seinen hochgereckten 
Arm. 

»Die Natur hat ihre eigenen Gesetze, John. Die Totengräber 

sind schon unterwegs.« 

Als Tapper den Kopf hob, sah er zwei große Greifvögel, die 

mit mächtigen Flügelschlägen das Organosfeld umkreisten. 

Cochise wartete mit der angeborenen Geduld eines Apachen 
auf Naiches Nachricht, die ihm Gewißheit bringen sollte, daß 
der Falke sein Verhandlungsangebot angenommen hatte. 

Er zählte die Tage an den Nächten, und es waren bald zwei 

Wochen vergangen, daß Naiche die Apacheria verlassen hatte. 

Zugleich aber meldeten seine Späher fremde Bewegungen in 

der offenen Mesa. 

Wichitas und Caddos schienen im heftigen Streit mit 

Cheyenne und Arapahoes zu leben, denn seine ausgesandten 
Krieger berichteten von blutigen Auseinandersetzungen 
zwischen diesen Stämmen, deren Ausmaß das Department 
veranlaßt haben sollte, Militär aus Fort Buchanan, aus Fort 
Bowie und Fort Apache in Bewegung zu setzen, um diesem 
blutigen Glaubenskrieg ein Ende zu bereiten. 

So wie Wania-taka, der Häuptling der Cheyenne, 

vorausgesagt hatte, berichteten auch seine Krieger von 
Friedensbewegungen der Nordoststämme, ihrem 

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Glaubensbekenntnis, der zum Geisterkult und somit zur 
friedlichen Auseinandersetzung ihrer Völker führen sollte, und 
ihren schärfsten Gegnern, die sich »Leg die Hände in mein 
Blut« nannte, ihre Kleidung mit brandroter Farbe beschmierten 
und das Fell ihrer Pferde mit einem blutigen Handabdruck 
zeichneten. 

»Die Caddos fallen wie Heuschreckenschwärme über unsere 

befreundeten Stämme her«, erzählte Snawe-wich, ein 
Apachenkrieger, am Feuer den Dorfältesten, die Cochise 
schnell zusammengerufen hatte. »Sie töten mit grausamer Lust 
alle jene Brüder, die sich zum Frieden bekennen und von der 
Wiedergeburt sprechen.« 

Cochise erkannte an Snawe-wichs Aussage die Dringlichkeit 

einer Begegnung mit dem weißen Scout. Er fragte Snawe-wich 
nach seinem Sohn Naiche. 

Aber Snawe-wich und seine drei Krieger, die ihn während 

des Streifzuges durch die offene Mesa begleitet hatten, wußten 
über Naiches Verbleib nichts zu berichten. 

Cochise erhob sich schließlich. Die lodernde Glut der 

Flammen umschloß seinen Körper. Er hob nachdenklich den 
Kopf, und seine Gedanken flohen in die Nacht. 

»Es füllt mich mit Sorge«, sagte er nach langem Schweigen, 

und sein Blick streifte die greisen Alten des Rates, »daß 
Caddos und Wichitas Apachenland zu ihrem Schlachtfeld 
wählen. Ich will noch zwei Nächte auf die Rückkehr meines 
Sohnes warten, dann aber zum alten Kloster Santa Elfrida 
reiten, und die Lage der Dinge mit dem Falken besprechen. Ich 
hoffe, der Falke hat inzwischen meine Botschaft erhalten.« 

Kein Wort kam über Cochises Lippen, das seine Sorge über 

das Verschwinden seines Sohnes zum Ausdruck brachte. Aber 
Loco, der bei Cochises Familie als Gast weilte, sah die Trauer 
in den Augen des Jefe. 

»Cochise hat Sorgen um seinen Sohn. Naiche bleibt der 

Apacheria zu lange fern, obwohl er die Wichtigkeit seiner 

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Botschaft kennt. Er wird seine Gründe haben, Chief. Es ist 
nicht leicht, ins Lager der Pferdesoldaten einzudringen. 
Vielleicht reitet der Falke im Auftrag seines Häuptlings auch 
durch die Berge.« 

»Naiche kommt bestimmt zurück, Häuptling«, sagte Snawe-

wich. 

Vielleicht wollen mir die Götter eine Prüfung auferlegen, 

dachte Cochise, während er sich erhob und schweigend in die 
Dunkelheit schritt. 

Sein Weg führte ihn zu Tla-ina, die als unverheiratete 

Schwester ihren Platz im Häuptlingszelt hatte. Vielerlei 
Gerüche berührten Cochise, als er die Zeltdecke zurückschlug. 

Tla-ina saß nahe des Feuers und kochte bunte Herbstkräuter, 

die an den Steilhängen der Berge wuchsen, zu einem Sud. 
Cochise wußte um ihre Kunst, aus diesen Kräutern Salben und 
Säfte zu fertigen, die für vielerart von Wunden nutzbar waren. 

Sie lächelte ihm schweigend entgegen, als er sich auf der 

Felldecke niederließ und zur Pfeife griff. Umständlich füllte er 
den fast faustgroßen Kopf aus hartem Wurzelholz mit Kinikik, 
schmauchte daran einige Züge und wandte sich dann an seine 
Schwester. 

»Ich werde bald den Falken treffen«, sagte er ruhig und 

schien zufrieden, als Tla-ina leicht errötete. Er wußte von ihren 
Gefühlen zu dem weißen Mann und dessen Zuneigung zu Tla-
ina, und mit der List und der Schläue, die dem Apachen 
angeboren, fügte er hinzu: »Es ist lange her, daß Tla-ina den 
Falken mit freundlichen Worten und klopfendem Herzen 
begrüßt hat.« 

Ein Schatten von Trauer drang in ihre großen 

ausdrucksvollen Augen. »Seit der letzte Schnee verging und 
die Chiricahuas ihre Apacheria tiefer in die Berge verlegten, 
hat der Falke den Weg verloren, der in unser Dorf führt«, 
erwiderte Tla-ina ruhig. »Denn sicher hätte in dieser Zeit seine 
Fährte das Lager der Chiricahuas gestreift. Doch warum 

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erwähnst du das, Cochise? Möchtest du, daß ich dich 
begleite?« 

Cochise lächelte. »Meine Gedanken bleiben dir nicht 

verborgen, Tla-ina.« 

»Deine Gedanken haben noch einen zweiten, Bruder, die der 

weiße Mann einen Hintergedanken nennt. Wohin führt er?« 
Tla-ina nahm eine Schale mit gemahlenen Kräutern, die sie in 
den dampfenden Kessel kippte. 

Tausendart Wohlgerüche verdrängten den scharfen Duft des 

Hartriegels, der Cochises Pfeife entströmte. 

»Ich bin in Sorge und brauche den Rat des Falken. Es 

geschehen Dinge im Apachenland, die zu einer Gefahr 
heranwachsen. Stämme aus dem Osten durchziehen 
Apachenland und hinterlassen eine blutige Spur. Wenn der 
Falke nicht auf meine Worte hört, vielleicht dann den Worten 
Tla-inas. Sein Volk und das unsere suchen seit vielen Monden 
einen Weg zum Frieden. Er könnte gefährdet sein durch das 
Treiben der Wichitas und der Caddos, und den einarmigen 
General im Lager der Pferdesoldaten veranlassen, weitere 
Soldaten bei seinem großen Häuptling in Washington 
anzufordern.« 

Tla-ina hatte sich erhoben. Sie war schlank und grazil in 

ihren Bewegungen und trug ein langes Musselinkleid mit 
bunten Stickereien. »Du meinst, die Worte Tla-inas könnten 
den Falken mehr überzeugen als die Worte des großen 
Häuptlings Cochise?« 

»Sein Herz ist mit deinem Herzen verbunden.« 
»Sein Herz schlägt für jeden unserer Stammesbrüder. Du 

weißt, wie der Falke für den Frieden unserer Völker kämpft. Es 
soll Leute in seinem Stamm geben, die ihn einen Verräter 
nennen, weil er sich oft auf die Seite der Apachen stellt.« 

»Es gibt immer Menschen, die dem anderen nicht 

wohlgesonnen sind«, widersprach Cochise. 

»So ist es auch in unseren Stämmen«, antwortete Tla-ina und 

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dachte wohl an Geronimo oder Victorio. 

Cochise schwieg eine Weile. Er spürte den Sinn ihrer Worte. 
»Du spricht von Victorio?« fragte er dann. 
»Von ihm, von Ulzana, von Goghlayeh.« 
Cochise nickte. »Geronimo ist jung und unbeherrscht, aber 

ein kluger Häuptling.« 

»Der die Weißaugen haßt wie die Gelbgesichter aus dem 

Süden. Er bringt Unfrieden über unsere Stämme, weil in ihm 
die Ungeduld der Jugend lebt.« 

»Geronimo wird bald erkennen, daß es einen weit stärkeren 

Feind gibt. Sie nennen sich Wichita-Caddo-Allianz oder ›Leg 
die Hände in mein Blut‹. Wie wird meine Schwester sich 
entscheiden?« 

Tla-ina blickte den Sprecher mit ihren großen Augen an. 

»Mein Bruder ist in tiefer Sorge um sein Volk. Tla-ina hat sich 
bereits entschieden.« 

»Dann treffe deine Vorbereitungen. Am Morgen, wenn 

Holos ihr Lächeln zeigt, brechen wir auf.« 

Cochise schlug den verbrannten Tabak ins Feuer und richtete 

sich auf. Er lächelte. »Cochise hat eine kluge Schwester.« Als 
Tla-ina schwieg, schlug er die Felldecke zurück und trat in die 
Nacht hinaus. 

Von Norden her wehte ein kalter Wind. Der Blue Northers, 

der die eisige Winterluft von Kanada durch die Rocky 
Mountains nach Süden führte. 

Es wurde Herbst. 
Cochise spürte, daß ihm ein harter Winter folgte. 

Wyatt Earp hielt das Fernrohr ans Auge und beobachtete die 
Staubwolke, die hinter den Hügeln hochwehte, und er hatte 
sich die höchste Erhebung gesucht, um die Ursache näher ins 
Auge zu fassen. 

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Als er den Standort erreicht hatte, sah er einen einzelnen 

Reiter auf scheckigem Gaul, der zwischen den Hängen 
hervorpreschte, als säßen ihm tausend Teufel im Nacken. 

Eine Rothaut auf der Flucht. Ein Apache, wie Wyatt zu 

erkennen glaubte, sicher auf der Flucht vor weißen Siedlern, 
die er hatte bestehlen wollen. 

Der Reiter sprengte direkt auf den Hügel zu, der Earp als 

Standort diente. 

Und nun stoben Reiter aus der Talsenke, und Earp hörte ihr 

wildes Angriffsgeschrei, das ihm unverständlich erschien, weil 
die Verfolger des Roten zur gleichen Rasse gehörten. 

Für einen Augenblick zog spöttisches Grinsen über sein 

braungebranntes Gesicht. 

Nun bekämpfen die Bastarde sich schon untereinander, 

dachte er, und drängte seinen Pinto zwischen mächtige 
Collasstauden, um die Auseinandersetzung ungestört verfolgen 
zu können. Vorsichtshalber zog er seine Henry aus dem 
Futteral und spannte den Bügel. 

Sicher war sicher… 
Einzelne Schüsse fielen, die den stillen Beobachter erkennen 

ließen, daß die Verfolger Schußwaffen mitführten. 

Der einzelne Reiter hatte den halben Hang erreicht, und Earp 

dachte: Verdammt, Junge, suche dir eine andere Richtung, als 
der gescheckte Gaul mit den Vorderläufen einbrach und der 
Reiter im weiten Bogen aus dem Sattel stürzte. 

Wie eine Feder schnellte die Rothaut durch die Luft, landete 

mit katzenhafter Geschmeidigkeit auf den Beinen, sprang hoch 
und jagte mit Riesenschritten direkt dem Collasgesträuch 
entgegen, das Earp als Deckung diente. 

Earp hielt noch immer das Glas vor Augen. Seine Gedanken 

beschäftigten sich mit Rückzug, denn gegen diese Übermacht 
anzukämpfen hielt er für glatten Wahnsinn, als das Sonnenlicht 
das Antlitz des Flüchtenden streifte… 

Ein junges, gehetztes, schweißnasses Gesicht, das Earp an 

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einen großen Mann erinnerte, mit dem er vor einiger Zeit 
geritten war. 

Cochise, dachte er, und schüttelte im gleichen Augenblick 

den Kopf. Der Bursche dort war beweglicher. Seine Schritte 
dynamischer, von der federnden Ausdauer eines jungen 
Menschen, der trotz der Hetzjagd noch lange nicht am Ende 
war. 

Unbewußt, gegen seinen Willen, drängte Wyatt Earp seinen 

Pinto aus der sicheren Deckung, trieb ihm die Sporen in die 
Flanken und sprengte den Hang hinunter, dem jungen Indianer 
entgegen, den seine Verfolger fast erreicht hatten. 

Earp führte den Pinto mit den Schenkeln. An seiner Schulter 

war die Henry, und schnelle Feuerstöße schlugen eine Lücke in 
die Angreifer, die sofort seitlich ausschwenkten und am Fuße 
des Hügels entlang sprengten. 

Earp schob den Karabiner ins Futteral, beugte den 

Oberkörper seitlich über den Hals des Pintos und erfaßte die 
schleifenden Zügel. Drei Schritte vor der Rothaut brachte er 
den Gaul zum Stehen. 

Er hörte das zornige Geschrei der Angreifer, die sich aufs 

Neue formierten, und streckte dem Mann den Arm entgegen. 

»Komm«, rief er fordernd. 
Naiche verharrte auf der Stelle. Sein Atem ging schwer vom 

schnellen Lauf, in seine dunklen Augen sprang ein Funke von 
Mißtrauen. Seine Faust umspannte das Jagdmesser. 

Er zögerte… 
Sand und Staub wehte vor Naiches Füßen auf. Die Verfolger 

schwenkten ihre Pferde und griffen nun von zwei Seiten an. 

Wyatt Earp sah die Gefahr. »Dann nicht«, sagte er knapp und 

wandte sein Pferd. 

Naiche zögerte einen Augenblick. Er suchte eine Antwort auf 

die Frage, warum ein Weißauge einem roten Mann helfen 
wollte. So etwas kannte er nicht. Doch dann setzte er sich in 
Bewegung und schnellte wie eine Feder auf die Hinterhand des 

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Pintos. 

Earp spürte den schweißnassen Körper im Rücken, und ihm 

war, als presse der Chiricahua ihm die Klinge des Jagdmessers 
in die Flanke. 

Er trieb dem Pinto die Sporen in die Flanken und griff zum 

Scabbard. Er reichte die Henry über die Schulter. 

»Kannst du damit umgehen?« Er sah, daß Naiche nickte und 

fluchte: 

»Dann schieße schon und halte uns das Gesindel vom Hals, 

bis wir die Kuppe des Hügels erreicht haben.« 

Der Apache begriff sehr schnell. 
Earp hörte die berstenden Detonationen und sah, wie zwei 

der Angreifer von ihren struppigen Gäulen fielen. Sie waren 
auf dreißig Yards heran. Earp sah die reiterlosen Gäule, und 
mit einem Reflex nahm er wahr, daß ihre Hinterhand mit dem 
blutigen Abdruck einer Hand gezeichnet war. Er zog mit der 
freien Linken den Revolver und jagte einige Schüsse aus der 
Trommel. 

Wieder wichen die Angreifer aus, schwenkten nach Süden 

und verschwanden hinter dem Hügel. Die zweite, im Norden 
operierende Gruppe, zügelte ihre Pferde. Die heftige 
Gegenwehr schien sie zu ernüchtern. 

Nun hatten sie die Kuppe erreicht. 
Earp drängte den Gaul ins Collasfeld. Als er aus dem Sattel 

sprang, kauerte der Apache bereits zwischen den Stauden und 
beobachtete die Bewegung am Fuße des Hügels. 

Earp warf die Zügel über einen Kandelaberarm und glitt 

näher. 

»Wer sind sie? Und weshalb wollen sie dir ans Leder? Sie 

tragen die gleiche Hautfarbe wie du und haben wohl die 
gleichen Sorgen.« 

Der Angesprochene wandte den Kopf. 
Earp sah die großen dunklen Augen, die ihn an Cochise 

erinnerten. Die starken Wangenknochen und den mächtigen 

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Nasensattel. »Du bist ein Chiricahua?« fragte er, »ein Krieger 
aus Cochises Familie?« 

»Ich bin der Sohn des Chiefs«, erwiderte der andere ruhig. 

»Weshalb hilfst du einem roten Mann?« 

»Naiche?« Earp erinnerte sich, daß Cochise auf ihrem 

gemeinsamen Weg vom Lager der Cheyennen in die Wüste 
von seinem Sohn gesprochen hatte. »Ich denke, du bist in eurer 
Bergfestung?« 

»Wer gab dir diesen Gedanken?« fragte Naiche mißtrauisch. 
»Dein Vater.« 
»Und wer bist du?« 
»Wyatt Earp.« 
»How«, Naiche schien überrascht, »Cochise sprach lobende 

Worte über deine Tapferkeit. Auch darüber, daß weiße Männer 
dich jagen.« 

»Ein verrückter Marshal und ein paar noch verrücktere 

Deputys.« Earp lachte bissig, als er die Hand ausstreckte. 

»Gib mir meine Henry zurück. Wer weiß, wie lange sie noch 

mir gehört.« Dabei deutete er zum Fuße des Hanges, wo die 
Rothäute sich in breiter Angriffsfront formierten. 

Naiche folgte seinem Blick. »Sie werden die Nacht abwarten, 

denn sie haben die Feuerkraft deines Gewehres erkannt.« 
Naiche reichte nur zögernd Earp die Waffe. »Es ist ein 
schnelles Gewehr. Wir brauchen viele dieser Gewehre.« 

»Um die Siedler von ihrer Scholle zu vertreiben, oder 

Pferdesoldaten anzugreifen? Oder Goldsucher und Jäger zu 
erschießen?« 

Naiches dunkle Augen berührten ihn. »Ich denke, du bist ein 

Freund der Chiricahuas?« 

»Ich bin ein Freund Cochises«, revidierte Earp seine Worte. 
»Das ist das gleiche«, Naiche schüttelte den Kopf. »Warum 

sprichst du solch feindliche Worte?« 

»Weil ich die Toten kenne, die auf Apachenfährten liegen.« 
»Wir haben einen stärkeren Feind, der in unser Land 

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eingebrochen ist. Wichitas und Caddos. Sie bekämpfen den 
Frieden, den Cheyenne, Arapahoes und Barawunenas 
verkünden. Sie wählen als Schlachtfeld Apachenland…« 

Earp erinnerte sich der Unterhaltung Cochises mit Wania-

taka, dem Cheyennehäuptling. »Aber du bist Apache.« 

Naiche hob seine kräftigen Schultern. »Apachen und 

Cheyenne sind brüderlich verbunden. Es gibt kein Band der 
Feindschaft zwischen ihnen und uns.« 

Earp schwieg. Aufmerksam beobachtete er den Hang. 
»Sie sind verschwunden«, sagte er schließlich. 
»Sie sind in unserer Nähe. Die Nacht wird es zeigen«, 

antwortete Naiche. Wachsamkeit lag in seinen dunklen Augen. 
Jeden Strauch, jede Regung im Vorfeld schien er aufzunehmen. 
»Sie sind feige wie die Crows und kämpfen nur in der 
Überzahl. Wenn du mir dein Gewehr gibst, zeige ich dir, daß 
die Caddos auch wie Kojoten laufen.« 

Obwohl in der Wildnis erfahren, entdeckte Earp nichts 

Verdächtiges. Er reichte dennoch dem jungen Häuptlingssohn 
seine Henry. 

Naiche schob wortlos die Waffe über eine Yuccastaude. 

Zweimal bellte sie auf. 

Zwischen stachligen Manzanitas und kugelrunden 

Collaskakteen entstand eine Bewegung. Humpelnd und 
schreiend flohen zwei Rothäute den Hang hinunter. 

»Du hast scharfe Augen wie ein Adler«, sagte Earp 

anerkennend. 

Naiche reichte lächelnd die Waffe zurück. »Aber ich 

brauchte die Augen eines Bus. Die Nacht wird entscheiden, ob 
meine Botschaft Cochise erreicht.« 

»Eine wichtige Botschaft?« fragte Wyatt Earp. 
Naiche nickte ernst. »Es geht um das Schicksal unserer 

Stämme. Denn so wie sich die Botschaft des Friedens 
ausbreitet, so überschwemmt der Haß der Caddos unser Land. 
Sie bringen den Apachen Tod und Verderben und sehen 

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Apachenland als ihre Jagdgründe an. Cochise hat es erkannt 
und will mit dem Falken verhandeln.« 

»John Haggerty?« Earp horchte auf. 
»So nennen ihn die Weißen.« 
»Wird Haggerty dem Ruf deines Vaters folgen?« 
Naiche zuckte mit den Achseln. »Er ist ein Freund der 

Apachen. Er wird zum Treffpunkt kommen. Vielleicht 
rechtzeitig, vielleicht zu spät. Still jetzt.« Er wandte den Kopf. 

Aus dem sinkenden Tag kam der heulende Ruf eines 

Präriefuchses, der sich fortpflanzte und den ganzen Hügel 
umstrich. 

»Sie haben uns eingeschlossen«, flüsterte Wyatt Earp und 

spürte, wie Angst seinen Rücken hochkroch. Fest umspannte er 
den Karabiner und dachte darüber nach, wie locker sein Skalp 
auf der Kopfhaut saß. 

Während Cochise seine Vorbereitungen zum Aufbruch traf, 
und John Haggerty letzte Instruktionen von General Howard 
erhielt, lag Glenn Morgan und seine Bande verborgen in einem 
Talkessel der Swisshelm Mountains, keine dreißig Meilen von 
Allisters geheimem Waffenarsenal entfernt, und beobachtete 
die Geschehnisse, die sich drunten im Tal abspielten. 

Aus dem Schatten der Felsen krochen unbemerkt zwei 

Dutzend Rothäute, die sich dem großen Lagerfeuer inmitten 
der Schluchtsohle näherten, an dem sich wiederum eine 
größere Gruppe Rothäute zur Zusammenkunft eingefunden 
hatte. 

Tanzend, mit grotesken Körperbewegungen, bewegten sie 

sich um die lodernden Flammen. Der dumpfe Ton einiger 
Baumtrommeln begleitete die Monotonie ihres Gesangs. 
Angefeuert von den Rufen ihres Vorbeters, der auf dem 
erhöhten Podest eines Felsbrockens stand, formierten sie sich 

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in dichter Reihe und tanzten langsam und mit erhobenen 
Händen, an ihrem Anam vorüber. 

»Was bedeutet der Zirkus?« fragte McLynn mit heiserer 

Stimme. 

»Es sieht wie ein Ritual aus«, erwiderte Tapper leise. 
Glenn Morgan schwieg. Er dachte an die Begegnung mit 

Tatsa-min in San Manuel und den vielen Gerüchten, die durch 
das Frontierland liefen. 

»Geistertänzer«, flüsterte Sam Allister. »Selbst in der 

Abgeschiedenheit des Zuchthauses Yuma spricht man von 
dieser Bewegung, die den Frieden sucht und inständig hofft, 
daß die weißen Eindringlinge bald ihr Land verlassen.« 

»Blödsinn«, brummte Tapper, »kein Tanz und kein Gesang 

kann unsere Truppen oder die Siedler bewegen, Indianerland 
zu verlassen.« 

»Wo sind die anderen Indianer?« wollte Lynn wissen. 

Fasziniert blickte er in die Tiefe. Die Schatten waren bei den 
Zelten verschwunden. 

»Eine Gegenbewegung, die zum Kampf auffordert, und allen 

Friedensstiftern den Tod ankündigt. Sie nennt sich ›Leg die 
Hände in mein Blut‹ oder auch ›Rote Hand‹.« 

»Tatsa-min«, entschlüpfte es McLynn. 
Sam Allister kroch näher. »Wer ist das?« 
»Der Unterhändler von Locking Bear. Er will die Waffen für 

seinen Stamm.« 

»Mein Gott«, rief Allister erschreckt. 
Morgan fluchte. »Haltet eure Schnauzen!« 
Die nächsten Augenblicke hielten sie in Atem und 

verdrängten selbst Allisters erschreckte Gedanken. 

Aus der Tiefe der Schlucht drang trommelnder Wirbelschlag 

galoppierender Pferde. Zwischen den Zelten drängten Schatten 
hervor und stürzten mit wildem Geheul auf die 
Menschengruppe am Feuer zu. 

Keulen und Schlagmesser durchfuhren die Luft, erreichten 

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treffsicher ihr Ziel und streckten die Menschen nieder. Lanzen 
und Pfeile, von den Reitern geschleudert, durchschlugen ihre 
Körper. 

Jene, die sich zur Flucht wandten, wurden von den Pferden 

niedergetrampelt und von Keulen erschlagen. Nur Minuten 
dauerte das grausame Gemetzel, bis auch der letzte Mann 
getötet war. 

Die nun folgende geisterhafte Stille füllte der Siegesruf der 

Angreifer, die über die Toten herfielen und sie massakrierten. 
Zelte brannten wie Fackeln, loderten als Siegesfanal gegen den 
Himmel und begleiteten den Abzug der Mörder. 

McLynn lag wie betäubt auf dem Bauch. Er war ein 

abgefeimter, gewissenloser Schurke, den es nicht störte, wenn 
jemand ins Jenseits fuhr. Aber dies hier überstieg jegliche 
Phantasie. 

»Bestien«, murmelte er unablässig. »Bestien.« 
Morgan stieß ihm fast heftig die Faust in die Seite. »Nimm 

dich endlich zusammen. Es sind Rothäute, die sie massakriert 
haben, und keine weißen Siedler. Es ist nur ein Haufen Dreck, 
nicht wert, darüber zu jammern. Holt eure Decken und legt 
euch auf den Sack. Es ist zu spät für den Abstieg. Aber morgen 
müssen wir an ihnen vorbei.« 

Morgan betrat die Höhle, wo ihre Pferde untergebracht 

waren, und suchte seinen Mantelsack. Er hatte die Nerven 
eines Spielers. 

In der Nacht schloß keiner von ihnen ein Auge. 
McLynn und Tapper dachten an den Weg, der vor ihnen lag, 

und Sam Allister hatte einen Platz abseits der anderen 
Kumpane unter einem Felsband gefunden. 

Am Morgen zogen sie über die schmale Serpentine, die an 

der Steilwand des Felsens klebte, talwärts. 

Der Kampfplatz wirkte schrecklich. Überall lagen 

verstümmelte Menschenleiber herum. Sie zogen wortlos 
vorüber. Aber das Bild saß tief in ihrer Erinnerung. 

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Sam Allister hatte lange Zeit über das grausige Geschehen 

nachzudenken. Er war verkommen und vergammelt, und 
handelte seit Jahren mit Waffen. Aber noch nie hatte er sich 
Gedanken darüber gemacht, was mit diesen Waffen geschah. 

Am Abend fanden sie eine Höhle für die Nacht. Tapper 

suchte trockenes Distelzeug und entzündete ein Feuer. 

Allister setzte sich nachdenklich an Morgans Seite. »Es ist 

ein Fehler, diese Bestien mit Repetierwaffen auszurüsten«, 
sagte er düster. »Die Caddos sind mordgierig und schrecken 
vor nichts zurück. Wir haben es mit eigenen Augen erlebt.« 

Morgan hob den Blick. Er schien Allisters Gedanken zu 

erraten. »Denke an dich und nicht an andere. Du hast ein Jahr 
lang die Hölle erlebt und nun liegt dir ein Paradies zu Füßen. 
Die Anson-Mine birgt ein Vermögen. Ein alter Freund von mir 
hat sie einmal gesucht und nicht gefunden. Wir aber haben alle 
Möglichkeiten, den Reichtum der Mine auszuschöpfen.« 

»Die Caddos…« 
»Sie tragen ihre Stammesfehden aus«, unterbrach Morgan 

heftig. »Cheyenne und Arapahoes sind ihre Feinde.« 

»Und wenn sie sie getötet haben?« stieß Allister aus. »Wer 

wird ihr nächster Gegner sein?« 

Morgans Blick irrte zu McLynn, der verlegen auf einem 

trockenen Bisquit kaute, zu Tapper, der schweigend in die 
Flammen starrte, und wanderte zu Allister hinüber, der an 
seiner Seite saß. »Wirst du etwa weich, Sam? Regt sich dein 
Gewissen? Dann denke an das Übel, das dir in Yuma 
widerfahren ist.« 

Sam Allister schwieg. Aber seine Gedanken waren in 

hektischer Bewegung. 

Die Nacht war gefüllt mit fremden Geräuschen. 

Das helle Zirpen klang wie das Lied der Nachtschwalbe. Das 

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Bellen des Rotfuchses war täuschend echt. Aber Naiche wußte, 
es waren Caddos, die sich miteinander verständigten. 

Seine Rechte hielt den schweren Revolver, den Earp ihm in 

der Stunde der Gefahr überlassen hatte, und die Linke 
umspannte das Taime, den Glücksbringer, den er am Hals trug. 
Er konnte Glück gebrauchen. 

Als irgendwo in der Nähe das zornige Rasseln einer 

Klapperschlange aufklang, hob Naiche den Kopf. Er schien die 
Richtung zu suchen, aus der die Laute kamen. Schließlich 
reichte er Earp den Revolver und führte die Hand an die 
Lippen. 

»Er ist in der Nähe. Bleibe wachsam«, sagte Naiche mit 

kaum vernehmbarer Stimme. 

Lautlos wie ein Luchs, der die Beute beschlich, tauchte 

Naiche in der Dunkelheit unter und folgte den verräterischen 
Zeichen, die in seiner Nachtruhe aufgescheuchtes Reptil 
erzeugte. 

Earp lauschte vergebens den enteilenden Schritten seines 

Kampfgefährten, den die Nacht aufgenommen hatte. 

Minuten vergingen in stummer Erwartung. Earps Sinne 

vereinten sich mit den fremden Geräuschen der Umgebung. 
Plötzlich stand Naiche an seiner Seite, ohne daß er sein 
Kommen bemerkt hatte. 

»Er wird uns nicht mehr schaden, komm«, flüsterte der junge 

Häuptling, »wir wollen tiefer in die Wildnis. Die Caddos 
greifen bald an.« 

Earp spürte Naiches starke Hand, die ihn führte, und war 

bemüht, sich mit der gleichen Lautlosigkeit wie sein Begleiter 
zu bewegen. Es gelang nur zum Teil. 

Irgendwann verharrte Naiche auf der Stelle. Seine Hand löste 

sich von Earps Arm, und der hörte ein fremdes Geräusch. Im 
gleichen Augenblick stürzte ein Körper schwer zu Boden. 

Earp sah nur einen Schatten und riß den Revolver hoch. Da 

hörte er Naiches warnendes Zischen und wußte, der Gegner 

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brauchte keine Kugel mehr. 

Er hat die Augen eines Bus oder einer Katze, dachte Earp 

bewundernd und die Gefährlichkeit eines Pumas. 

Earp hatte Cochise mit den Mördern seiner Familie kämpfen 

sehen. Nun aber kam er zu der Überzeugung, daß der Sohn 
dem Vater an List und Schläue ebenbürtig war. 

»Hier«, Naiche drückte den Begleiter nieder und Earp spürte 

weichen losen Sand zwischen den Fingern. »Graben wir uns 
unter den Collas ein. Vielleicht werden sie über uns 
hinweglaufen wie blinde Schneehühner.« 

Earp hörte schabende Geräusche, als Naiche die Erde 

aufgrub. Er begann selbst zu schaufeln und legte sich in die 
Mulde. Nur Kopf und Brust ragten aus dem losen Sand, als in 
der Nähe höllisches Geschrei aufhallte, dem das ängstliche 
Wiehern eines Pferdes folgte. 

»Mein Pinto«, flüsterte Earp. 
Naiche schien in der Dunkelheit zu nicken. »Dein Bronco hat 

unsere Stellung verraten. Nun verhalte dich still. Sie wollen 
nicht dein Pferd, sondern dein schnelles Gewehr.« 

»Und wenn sie uns entdecken?« 
»Werden wir kämpfen wie Männer und sterben wie 

Männer.« 

Earp faßte die Henry fester und lauschte in die Nacht. Sie 

war gefüllt mit Geräuschen. Erregte Stimmen klangen in der 
Nähe auf, weiche Mokassins streiften den Sandhaufen, der 
Earps Körper bedeckte. Sie waren so nahe, daß er nur 
zuzugreifen brauchte. Aber er verhielt sich still, weil auch 
Naiche sich nicht regte. 

Endlich entfernten sich die Schritte. 
Naiche bewegte sich. »Sie sind dumm wie Raben und 

können nicht begreifen, daß wir verschwunden sind. Sie 
werden den Tag abwarten und die Suche fortsetzen. Wir wollen 
die Zeit nutzen.« 

»Und wie?« 

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Naiche lachte verhalten. »Wir werden dort sein, wo sie uns 

nicht vermuten, bei ihren Mustangs.« 

Earp erschrak über die Verwegenheit des jungen Häuptlings, 

doch nach den Erfahrungen, die er mit Naiche in den letzten 
Stunden gesammelt hatte, schenkte er ihm blindes Vertrauen. 
Vorsichtig erhob er sich aus dem Sand und ließ sich von 
Naiche durch die Nacht führen. 

Sie strichen in westlicher Richtung am Rande des 

Collasdickichts entlang. 

Am Himmel standen nun Sterne, die ihr fahles Geisterlicht 

über dem Badsland ausbreiteten. Die Rufe des Präriefuchses 
waren verstummt, aber Earp wußte, die Bestien lauerten 
verborgen in der Nacht. 

Naiche ging nun zu Boden. Er lag flach zwischen dürftigen 

Grasnarben und gab seinem Begleiter ein stummes Zeichen. 

Earp kroch zu Naiche hinüber und dieser deutete den 

abfallenden Hang hinab, wo dichtes Buschwerk in eine Senke 
hineinwuchs. 

»Dort sind ihre Pferde«, flüsterte Naiche bestimmt. 
Wyatt Earp blickte in die angegebene Richtung, ohne das 

geringste zu erkennen. Er sah nur Mesquitesträucher und 
hochwachsenden Wacholder und spürte, wie der frische 
Nachtwind ihm den herbsüßlichen Geruch von Sagebrush 
herüberwehte. 

Ehe Earp eine Antwort geben konnte, ging der junge 

Häuptlingssohn verhalten wie ein jagender Puma zwischen 
Grasnarben hindurch, sein Ziel an. Earp blieb keine Wahl, als 
seinem Beispiel zu folgen. Er konnte Naiche weder sehen noch 
hören, aber er strebte dem angegebenen Ziel entgegen, hoffend, 
daß Naiche recht behielt und dort die Pferde der Caddos 
untergebracht waren. 

Zu irgendeinem Zeitpunkt, er hatte das wildwuchernde 

Gesträuch fast erreicht, tauchte Naiche an seiner Seite auf. Er 
kauerte im Schatten einer mächtigen Wacholderstaude. Mit den 

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Händen gab Naiche kund, daß sie von zwei Seiten in den 
Busch eindringen wollten. 

»Es muß schnell gehen«, flüsterte er dabei. »Die Wächter 

dürfen keine Zeit finden, Alarm zu schlagen.« Naiche 
schüttelte abweisend den Kopf, als Earp ihm den Colt reichte 
und streckte ihm sein Jagdmesser entgegen, als Zeichen, daß er 
die Art der Kampfwaffen gewählt hatte. 

Fast gleichzeitig drangen sie in den Busch ein. Earp 

konzentrierte sich auf die nähere Umgebung. Nach etwa 
zwanzig Yards stieß er auf eine kleine Lichtung, wo ein flaches 
rauchloses Feuer brannte. 

Zwei Caddo-Krieger saßen leise palavernd im Gras. Sie 

trugen lange Musselinhemden, weiche Wildlederhosen und 
kurze Mokassins. In den Fäusten hielten sie kurzschäftige 
Kriegslanzen, deren Federschmuck den Apachenlanzen 
ähnelte. 

Im Lichtfeld des Feuers erkannte Earp den Seilcorral, in dem 

die Pferde grasten, und auf den ersten Blick entdeckte er seinen 
Pinto. Er trug noch Sattel und Zaumzeug. 

Die Krieger unterbrachen ihr Gespräch und hoben 

mißtrauisch die Köpfe. Sie blickten in eine bestimmte 
Richtung. Einer sprang schließlich heftig auf und senkte 
angriffsbereit seine Lanze. Etwas hatte ihn argwöhnisch 
gemacht. Gleitend schritt er vorwärts. Doch nach zwei 
Schritten funkelte helles Metall im Widerspiel des Lichtes. Die 
Schneide eines Jagdmessers drang in die Brust des Caddo-
Indianers und brachte ihn zu Fall. Das war für den lauernden 
Earp das Zeichen zum Eingreifen, denn er wußte, daß Naiche 
nur sein Jagdmesser als Kampfwaffe mitführte. 

Er schnellte, das Gewehr am Lauf erfassend, aus dem 

schützenden Dickicht, jagte mit kräftigen Sprüngen zu dem 
zweiten Indianer, der nun wie ein Blitz hochfuhr. Earp 
schwang seine Waffe wie eine Keule und schlug 
erbarmungslos zu. 

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Noch während der Indianer stürzte, tauchte Naiche am Feuer 

auf. Er riß sein Messer aus der Brust des toten Caddo und eilte 
zum Seilcorral. Als die dünnen Lederriemen fielen, war auch 
Earp zur Stelle. Schweigend sprang er in den Sattel seines 
Pintos. 

Naiche saß bereits auf seinem Schecken und stieß wilde 

Schreie aus, die die Ponys der Caddos aufscheuchten und in 
alle Winde trieben. 

Ihre Gegner waren auf die Vorgänge aufmerksam geworden, 

denn irgendwo aus der Finsternis schallte ein heller Ruf, der 
von mehreren Stellen beantwortet wurde. 

»Reiten wir, Freund«, rief Naiche und drängte den Schecken 

an Earps Seite, »die Schakale werden Stunden brauchen, um 
ihre Mustangs zu finden.« 

Earp sah das triumphierende Lächeln in Naiches Gesicht, 

und er spürte, daß der junge Häuptling stolz war, die Caddobrut 
überlistet zu haben. 

Seite an Seite sprengten sie in die offene Ebene hinaus, 

verfolgt vom wütenden Geschrei ihrer Gegner. 

Caddo-Häuptling Guadalupe blickte stolz, mit leuchtenden 
Augen, zu seinen Unterhäuptlingen jenseits des Feuers, die, vor 
einigen Stunden ins Berglager zurückgekehrt, nun von ihren 
ruhmreichen Taten berichteten. 

Er hörte Wash-pics wortschmückenden Bericht, wie sie auf 

dem Wege von Rio Grande kommend, in den Swisshelm 
Mountains auf eine Gruppe Geistertänzer des 
Cheyennestammes gestoßen waren, die sie angegriffen und 
vernichtet hatten. 

»Sie waren zahm wie Krähen, ohne Kraft und kämpferischen 

Willen, der den roten Kriegern von Natur angeboren ist. Sie 
verkriechen sich hinter dem falschen Orakel eines Schamanen 

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und suchen die Welt mit Worten zu verbessern. Wir aber, die 
Caddos, und unsere Brüder, die Wichitas, vertrauen unseren 
Waffen. Denn nur mit ihnen kann man seine Feinde besiegen. 
Die Cheyenne haben es am eigenen Leib erfahren. Leider ist 
keiner lebend zurückgeblieben, um unseren ruhmreichen Sieg 
in ihrem Lager zu verkünden.« 

Häuptling Guadalupe nickte zustimmend. Er hatte Wash-pic 

aus dem Tal am Rio Grande rufen lassen, um seine Streitmacht 
zu verstärken. Und Wash-pic wußte gleich von einer 
Ruhmestat zu berichten. 

Auch Ilione sprach von Kämpfen mit Weißen. Er hatte am 

Fuße der Chiricahua Mountains eine Station überfallen und die 
Menschen dort niedergemacht. Stolz zeigte er den blonden 
Skalp. 

»Wir stießen auf einen Chiricahua, der aus der Zeltsiedlung 

der Langmesser kam. Wir waren ihm nahe auf der Spur, als ein 
Bleichgesicht ihm zu Hilfe kam. Der Apache war listig und 
klug. Wir Caddos haben ihn unterschätzt. Er legte uns einen 
Hinterhalt und verschwand mit seinem weißen Freund in der 
Nacht.« 

»Apachen sind keine Crows«, Guadalupe nickte ernst. »Sie 

werden bald unser gefährlichster Gegner sein, den wir 
niederkämpfen müssen, ehe wir uns an den weißen 
Eindringlingen rächen. Die Langmesser in Fort Bowie werden 
bald unseren Mut und unsere Stärke erkennen.« Guadalupes 
Augen leuchteten wie brennendes Feuer. »Wir wollen auf 
Tatsa-mins Botschaft warten, die uns Waffen ankündigt, die 
goldgierige Weißaugen den Caddos beschaffen wollen.« 

»Tod den Cheyenne, Tod den Arapahoes und Barawunenas«, 

rief Wash-pic. 

»Tod den weißen Eindringlingen«, rief auch Ilione, und er 

dachte an seine letzte Begegnung mit den Pferdesoldaten, zu 
denen sich der Apache und sein Freund retten konnten. 

»Wir werden wie Heuschreckenschwärme über sie herfallen, 

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so heftig, daß nichts mehr an sie erinnern wird. Keine Soldaten 
und keine Geistertänzer. Man wird in vielen Jahren noch von 
den Caddos und ihrem Häuptling Guadalupe berichten.« 

Guadalupes Augen glühten in fanatischem Eifer. Sein Haß 

war deutlich zu spüren. 

Seine Gedanken verweilten bei dem fremden Spieler, den er 

noch vom großen Fluß her kannte. Er würde ihm die Macht in 
die Hände spielen, die fehlte, um seine Gegner vernichtend zu 
schlagen. 

Fünfzig Gewehre, die schneller sprachen als der Mund eines 

Caddos… 

An diesem Tage, der Häuptling Guadalupe viele angenehme 

Botschaften brachte, bestimmte er, einen Maulesel zu 
schlachten und mit Tänzen und Gesang die Ankunft Wash-pics 
gebührend zu feiern. 

Um diese Zeit saßen Wyatt Earp und Naiche, geborgen im 
Schutze einer Armeepatrouille, am Biwakfeuer einer 
Dragonereinheit aus Fort Bowie. 

Captain Roberts, der den Apachen tiefstes Mißtrauen 

entgegenbrachte, weil er ihre tückische Kampfweise nicht 
schätzte und einige schlechte Erfahrungen mit Chiricahua-
Apachen gemacht hatte, zeigte dem jungen Häuptling offen 
seine Gefühle für den roten Krieger. 

»Eine Rothaut ist für mich eine Rothaut. Vergleichbar mit 

einem Tier, das erbarmungslos das Schwache jagt. Wir waren 
in Hank Longdales Station, nachdem Wilde sie überfallen 
hatten. Sie glauben nicht, wie es dort ausgesehen hat, Mr. Earp. 
Longdale und sein Gehilfe wurden bestialisch gemartert und 
massakriert. Betty Longdale wurde ebenfalls erschlagen und 
skalpiert. Sie müssen verstehen, daß ich meine Leute erst 
beruhigen mußte, als sie ihn sahen.« Roberts behandschuhte 

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Rechte deutete auf Naiche, der schweigend und wachsam 
lauschend am Feuer saß und den Haßtiraden des Blaurocks 
folgte. 

Earp erinnerte sich an die kleine Revolte, die es bei ihrer 

Ankunft gegeben hatte. Aber er erinnerte sich auch, daß Naiche 
ein guter Kampfgefährte war, dem er vielleicht sein Leben 
verdankte. 

»In jedem Volk gibt es Spreu und Weizen, Captain. Auch 

unter dem weißen Volk. Wir nehmen den Apachen, den 
Arapahoes nebst den vielen anderen Stämmen ihr Land, als 
wäre es selbstverständlich, und wundern uns, daß diese 
Menschen uns voller Haß gegenüberstehen.« 

»Sie reden wie Haggerty.« Captain Roberts winkte 

verächtlich ab. »Sehen Sie zu, daß Ihr Freund morgen vor 
Sonnenaufgang verschwunden ist. Ich garantiere nicht für sein 
Leben, denn was in Longdales Handelsstation geschehen ist, 
haben meine Leute nicht vergessen.« 

»Es waren keine Apachen«, schimpfte Earp, der sich an 

Betty Longdales Skalp erinnerte. »Es waren Wichitas und 
Caddos. Feinde der Apachen. Sie wissen auch, daß General 
Howard sich bemüht, einen Frieden zwischen Apachen und 
dem weißen Volk zu erreichen, damit dieses Gemetzel endlich 
ein Ende nimmt und die Lebensformen im Lande normal 
werden. Mit Ihrer dekadenten Auffassung werden wir dies nie 
erreichen, Captain. Naiche ist der Sohn des großen Häuptlings 
der Apachenstämme. Er hat jedes Ihrer Worte verstanden und 
wird Ihre Meinung sicher seinem Vater übermitteln. Glauben 
Sie, daß dies eine Brücke zum Frieden schlägt?« 

Captain Roberts verfärbte sich ob der scharfen Rüge des 

Zivilisten, die einer Beleidigung gleichkam. Zornig sprang er 
auf die Beine. »Sie sind Gast an unserem Feuer und reden wie 
ein Indianerfreund, oder wie eine langröckige Squaw.« 

Wyatt Earps Rechte zuckte zur Hüfte, als Naiches Hand ihn 

mahnend berührte. 

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In seinen dunklen Augen lag ein trauriges Lächeln. »Nicht 

jedes Weißauge spricht mit zorniger Zunge über die Taten der 
Apachen. Cochise weiß, daß er auch Freunde unter den 
Bleichgesichtern hat. Ich werde in der Nacht aufbrechen und 
meinem Vater die Botschaft des Falken überbringen. Ich habe 
schon viel Zeit verloren.« 

»Und ich werde dem Falken entgegenreiten und ihn zur Eile 

bewegen. Wir wissen, welche Gefahr uns umgibt. Suchen wir 
uns einen anderen Lagerplatz.« 

Earp hatte sich aufgerichtet und griff nach seiner Decke. Er 

grinste den wütenden Offizier an. »Wir lagern außerhalb Ihres 
Camps. Vielleicht beruhigt es Ihr Gewissen, Captain, daß Sie 
nicht mit einem Wilden das Feuer teilen mußten.« 

Roberts hatte eine scharfe Erwiderung auf der Zunge, aber 

der junge Abenteurer und sein indianischer Kampfgefährte 
traten bereits aus dem Lichtkreis des Lagerfeuers. 

Zwischen Wacholderbüschen fanden sie eine geeignete 

Mulde für die Nacht. 

Lange lag Earp mit wachen Augen auf seiner Decke. Er 

dachte verbittert, daß Offiziere wie Roberts Mühlsteine waren, 
die die Friedensbemühungen des einarmigen Generals 
zerstörten. 

Aber er dachte auch wehmütig an die Zukunft. Seine Allianz 

mit dem Spieler Glenn Morgan, von dem er sich einen 
Ausbruch aus dem finanziellen Fiasko erhofft hatte. Es würde 
noch eine Weile dauern, bis sich ihre Wege finden würden. 

Und für einen Augenblick dachte Earp an den Makel, der 

ihm seit Tombstone anhaftete. Marshal Marley würde die Jagd 
nach ihm nicht aufgeben. 

Mit diesem Gedanken schlief er ein. 
Als er im Morgengrauen erwachte, erkannte er, daß Naiche 

ohne Abschied gegangen war. Er rollte stumm seine Decke 
zusammen und sattelte sein Pferd. Schweigend ritt er am Lager 
der Soldaten vorbei nach Westen, hoffend, irgendwo dort 

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draußen in der Wildnis auf John Haggerty zu stoßen. 

Cochises langer Weg zum vereinbarten Treffpunkt in den 
Swisshelm Mountains führte durch verborgene Schluchten und 
Täler der Chiricahua Mountains. Tla-ina, seine Schwester, die 
ihn auf dem beschwerlichen Weg begleitete, war von Ausdauer 
und ihm kein Hindernis, denn das Mädchen hatte eine 
erstaunliche Kondition. Vielleicht auch gaben die Gedanken an 
den Falken ihr die nötige Kraft. 

Die rauhen Nächte im Hochland verbrachten sie in 

schützenden Höhlen, oder bei verwandten Familien, deren Dorf 
auf ihrem Wege lag. Er traf Chato in seiner Bergfestung und 
Geronimo, der erkennen ließ, wie tief sein Haß auf die weißen 
Eindringlinge war. Er streifte Ulzanas Dorf und mußte 
erkennen, daß Ulzana vom gleichen Unfrieden wie Geronimo 
beseelt war. Zum erstenmal hörte Cochise von den Gerüchten, 
die schnell wie der Wind durch die Bergwelt liefen. 

Verstärkte Militäreinheiten bewegten sich zwischen den 

Tälern der Chiricahua und den Swisshelm Mountains. Sie 
waren auf der Jagd nach rothäutigen Rebellen. 

In den folgenden Tagen begegneten Cochise und seiner 

Schwester zweimal Kavallerie-Patrouillen, denen er 
vorsorglich aus dem Wege ging und sich im Verborgenen hielt, 
bis sie vorübergezogen waren. 

Erst Eskaminzin, der Häuptling der Aravaipa-Apachen, 

wußte Näheres über die umlaufenden Gerüchte. Es war der 
achte Tag ihres Aufbruchs aus der Bergapacheria, als sie auf 
Eskaminzins Dorf stießen, und Cochise wunderte sich, wie tief 
sich die Aravaipas in die unzugänglichen Schluchten der Berge 
zurückgezogen hatten. 

Eskaminzin berichtete von einer starken Caddoformation, die 

im Tal der vier Winde ein blutiges Massaker unter 

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Cheyennefamilien angerichtet hatte und nun vom Militär des 
nahen Forts verfolgt wurde. 

Cochise erinnerte sich an die indianische Reitergruppe, die 

seinen Weg gekreuzt hatte und auf dem Wege nach Norden 
war. Er hatte sie als Caddos erkannt. 

»Über fünfzig Menschen starben unter den Keulen und 

Schlagmessern der Caddos. Und dies nur, weil sie an den 
Frieden glaubten«, sagte Eskaminzin unmutig. »Auch wir 
glauben an einen Frieden. Aber wir müssen wachsam sein, um 
nicht das Schicksal der Cheyennefamilien zu teilen.« 

Cochise nickte. 
Er reichte Eskaminzin die Kalumet und sprach von seiner 

Begegnung mit Wania-taka. »Ausgelöst durch diese 
Friedenstanzbewegung sieht der Häuptling der Cheyenne eine 
blutige Auseinandersetzung zwischen unserer Rasse voraus. Er 
nennt die Caddos und Wichitas aufrührerische Rebellen, die 
unseren Völkern Unheil bringen.« 

Eskaminzin nahm drei tiefe Züge aus der langen Pfeife. »Sie 

nennen sich ›Leg die Hände in mein Blut‹ oder ›Rote Hand‹ 
und kommen in Scharen aus dem Osten. Wania-taka hat ein 
klares Auge, wenn er sagt, Caddos und Wichitas sind Rebellen, 
die zum Krieg rüsten. Meine Späher wissen von vielen ihrer 
Gruppen zu berichten, die durch die Berge ins Jagdland der 
Apachen ziehen. Auch wir sollten unsere Stämme vereinen, um 
gegen ihre Angriffe gerüstet zu sein.« 

Cochise sprach nun von seiner Mission, die ihn mit dem 

Falken zusammenführen sollte. Eskaminzin nahm es mit 
freudigem Herzen auf. 

Als Cochise und seine Schwester am folgenden Tage 

aufbrachen, geleitete Eskaminzin sie bis weit vor die Tore 
seiner Burg. »Wir sollten einen begrenzten Frieden mit den 
Pferdesoldaten abschließen, und unsere eigenen Interessen 
zurückstecken, bis Caddos und Wichitas aus dem Apachenland 
vertrieben sind«, riet Eskaminzin. 

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Häuptling Cochise spürte, daß auch Eskaminzins Worte tiefe 

Sorgen enthielten, aber auch der Gedanke, daß er niemals einen 
dauerhaften Frieden mit dem weißen Mann suchte. 

»Sende einen Boten zu Victorio und Loco. Wir treffen uns in 

einem Mond beim Ältestenrat in meiner Apacheria. Ich werde 
dann berichten, welche Pläne der Falke hat.« 

Cochise und seine Schwester zogen weiter. 
Nun wurden auch die Tage kühl. Rauhreif bedeckte morgens 

Husachesträucher und Wacholderbüsche. Die Früchte der 
Feigenkakteen verloren ihre leuchtende Farbe. Ein Zeichen, 
daß der Winter nahe war. 

An einem Abend, in dem sie Schutz vor der Kälte in einer 

Berghöhle suchten, entdeckte der Chief im Talkessel ein Feuer. 

Beunruhigt von seiner Entdeckung beschloß er, das Lager zu 

beschleichen, um zu erkunden, wer nahe des frostigen Winters 
in dieser Wildnis lebte. 

Er war eine ganze Nacht unterwegs und kehrte erst am späten 

Vormittag zurück. »Es sind vier weiße Männer«, berichtete er 
Tla-ina und schien sichtlich beruhigt. »Sie graben wohl nach 
dem gelben Sand, der für das Weißauge Glück und Erfüllung 
bedeutet. Wir haben sie nicht zu fürchten.« 

Tla-ina drängte zum Aufbruch. Sie spürte, daß der Falke in 

der Nähe war. Ihr Herz schlug heftig, wenn sie an diese 
Begegnung dachte. Cochise spürte ihre Ungeduld und lächelte 
weise. »Die Nähe des Falken bedeutet dir Glück. Aber 
irgendwann wird dieses Herz bluten, Tla-ina. Du vergißt, der 
Falke trägt eine andere Hautfarbe als wir.« 

Tla-ina stampfte zornig mit dem Fuß auf. »Der Falke ist 

unser Freund.« 

»Und mehr als Freundschaft wird uns nie mit ihm verbinden. 

Der weiße Mann steckt voller Vorurteile, und er sieht es als 
Schande, wenn sein Bruder sich mit einer Squaw belastet.« 

Cochise bestieg seinen Mustang und drängte ihn nahe an den 

Abgrund. Er sah die fremden Männer am Fuße eines 

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Steilhanges vor der dunklen Öffnung einer Höhle stehen. Er 
wandte sich ab, und seine Gedanken eilten voraus zu den 
Ruinen des alten spanischen Klosters, wo er den Falken zu 
treffen hoffte. 

Irgendwann fiel ein einzelner Schuß, dessen Echo durch die 

einsame Bergwelt floh und in der Unendlichkeit verhallte. 

Der Chief lächelte zufrieden. Er kannte die Macht des gelben 

Metalls, und er wußte, daß es in den Händen weißer Männer 
Unfrieden erzeugte. 

Während sie über den schmalen Bergweg ritten, der oberhalb 

der Schlucht entlangführte, ahnte Cochise nicht, daß er einem 
Geheimnis sehr nahe gekommen war, das zu ergründen 
vielleicht eine blutige Auseinandersetzung verhindert hätte. 

Aber der Jefe war nicht allwissend… 

Glenn Morgan hielt den rauchenden Revolver in der Faust. 
Zornig blickte er auf den Mann herab, den er soeben 
niedergeschossen hatte. 

»Du bist ein Narr, Sam, wenn du glaubst, daß wir jetzt noch 

zurückstecken. Wir haben dich aus dem Zuchthaus 
herausgeholt. Wir sind viele Meilen durch die Wildnis geritten 
und es werden noch weitere hundert Meilen sein, ehe wir unser 
Ziel erreichen. Die Caddos wollen Waffen. Du kannst sie 
liefern. Wir bieten dir die Partnerschaft, die aus dir einen 
reichen Mann machen wird. Du siehst, es steht zuviel auf dem 
Spiel, um einfach aufzugeben. Verbinde ihn, John, Allister 
wird nicht daran krepieren.« 

Sam Allister, der am Boden lag, starrte finster auf den 

Schützen, der ihn mit einer Kugel niedergestreckt hatte. 
Während Tapper ihm das Hemd an der Schulter aufriß und 
grinsend feststellte, daß es nur eine Fleischwunde war, sagte 
Allister: »Ich bin ausgekocht und abgebrüht bis in die 

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Stiefelsohlen. Mich kann so schnell nichts erschüttern. Aber 
das Bild dieser massakrierten Menschen läuft mir nach. Was 
glaubst du, was geschieht, wenn Caddos und Wichitas moderne 
Repetiergewehre in den Fäusten halten? Sie tränken das Land 
mit dem Blut unschuldiger Menschen. Sie überrollen die 
starken Befestigungen der Armee in den Tälern. Ich habe mit 
Guadalupe schon einige Geschäfte getätigt und weiß, wie tief 
sein Haß sitzt.« 

»In diesem Land rekrutieren sich sehr viele kampferprobte 

Armeesoldaten. Was bedeuten schon fünfzig 
Winchestergewehre in den ungeübten Händen roter Narren.« 
Morgan lachte zynisch. »Die Langsäbel werden sie 
wegschwemmen, wie der Regen fruchtbare Erde von den 
Feldern schwemmt und Dürre hinterläßt.« 

»Mit Enfield, Springfield oder Vorderlader, mit der die 

Armee ausgerüstet ist.« Allister stieß Tapper, der ihm einen 
Verband angelegt hatte, wütend beiseite und rappelte sich 
hoch. »Nach dem ersten Schuß können sie ihre lächerlichen 
Gewehre als Keulen benutzen und das nur solange, bis sie eine 
Kugel erwischt. Eine Winchester in der Hand eines roten 
Teufels bedeutet in der Feuerkraft gleichwohl dreizehn 
Enfields, denn genauso viele Patronen stecken in ihrem Schaft. 
Weiß Gott, willst du diese Schuld auf dich nehmen?« 

Glenn Morgan schüttelte den Kopf. »Du sprichst wie ein 

Mormonenpriester, Sam, und vergißt all das Leid, das dir die 
Zivilisation angetan hat. Du kannst all das hinter dir lassen und 
im sonnigen Kalifornien oder auf dem Boulevard Philadelphias 
das Leben eines Grandseigneurs genießen, dem man Achtung 
und Ehrerbietung schenkt, weil er ein reicher Mann ist. Sam«, 
seine Stimme wurde beschwörend, »du hast nur zwei Wege. 
Der eine führt uns zu den Karabinern, der andere ist dein Tod.« 

Allister sah die Entschlossenheit im Gesicht des Spielers. 

»Wer sagt dir, daß es diese Mine überhaupt gibt? Wie, wenn 
Guadalupe dich betrügt und dir ein wertloses Papier andreht?« 

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Der Spieler schwieg einen Augenblick. »Ich weiß, daß es die 

Pläne der Derroteros gibt, und von Askin kenne ich die 
Merkmale, die ihre Echtheit beweisen«, trumpfte er dann auf. 

»Askin hat die Karte nie in der Hand gehabt. Er hat auch 

kein Gold gefunden. Aber er ist ein toter Mann. Glenn, fünfzig 
Winchestergewehre sind ein Vermögen. Es gibt keine zehn 
Waffen gleicher Güte im Territorium. Wir könnten sie für 
teures Geld den Farmern und Siedlern in den Tälern verkaufen. 
Das wäre ein gutes Geschäft, das wir mit unserem Gewissen 
vereinbaren könnten.« 

Glenn grinste den Sprecher an, als sähe er einen Verrückten. 

»Vielleicht denkst du daran, sie der Armee zu verkaufen?« 
fragte er dann lachend. 

»Warum nicht?« 
Glenn tippte sich an die Stirn. »Du bist nicht mehr echt hier 

oben, Sam. Wie wolltest du der Armee erklären, woher die 
Waffen stammen? Und die Siedler, by gosh, sie sind arme 
Schweine. Selbst wenn sie hundert Dollar für eine Winchester 
zahlen könnten, wäre es ein Trinkgeld für das, was Guadalupe 
geboten hat.« 

Allister schwieg. Ihm wurde bewußt, daß Morgan zehnmal 

verkommener war als er. 

McLynn, der die Berghänge im Auge behielt, rief 

beunruhigt: »Indianer.« Dabei deutete er auf den 
verschwiegenen Pfad, der am Abgrund der Schlucht 
vorbeiführte. 

Morgan fuhr hoch. Er hielt noch immer den rauchenden Colt 

in der Faust. Er blickte in die angegebene Richtung, eilte zum 
Pferd und kehrte mit dem Fernrohr zurück. Eine Weile 
beobachtete er die einsamen Reiter in der Höhe, ehe er 
grinsend das Fernglas absetzte. 

»Ein einzelner Rothautbastard mit seiner Squaw. Ich wette, 

sie suchen sich ein Liebesnest für den Winter.« 

Und zu Allister gewandt fuhr er fort: »Wirst du nun 

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vernünftig, Sam?« 

Sam Allister hob die verletzte Schulter. Er sah keinen 

Ausweg. »Wir sind in der falschen Höhle, Glenn. Die 
Karabiner liegen eine Meile weiter in einer Felsengrotte.« 

»Na also.« Morgan lachte zufrieden. »Dann wollen wir 

unsere Pferde satteln.« Er trat nahe an Allister heran und tippte 
auf dessen verletzte Schulter. »Nichts für ungut, Sam, aber 
daran warst du selbst schuld. Wir bleiben die alten Freunde, die 
wir schon immer waren. Wenn es dich dennoch beruhigen 
sollte, Sam: Guadalupe wird nur fünf Winchestergewehre 
sehen, wenn wir den Handel machen. Ich möchte nicht, daß er 
uns betrügt.« 

Glenn trat zurück, bestieg sein Pferd und gab das Zeichen 

zum Aufbruch. Sie zogen durch die schmale Felsenschlucht 
und ahnten nicht, daß ihnen ein Schatten folgte. 

Tatsa-min, Guadalupes Bote. Er hatte sie seit der letzten 

Begegnung in San Manuel nie aus den Augen gelassen. 

John Haggerty, der mit besonderen Vollmachten seines 
Generals ausgerüstet war, um Cochise zu begegnen, 
beobachtete aus ganz sicherem Versteck die Bewegungen im 
welligen Wüstenland. 

Starke Reitergruppen näherten sich dem Talkessel, der, 

eingeengt von flachen Bergrücken, inmitten eines Dickichts 
wildwachsender Wüstenvegetation lag, und ein sicheres 
Versteck bot. Eine Ansammlung, die den erfahrenen Scout so 
stark beunruhigte, daß er vom Falben stieg und ihn tiefer ins 
Gesträuch führte. 

Es waren Caddos und Wichitas, die er an den typischen 

Merkmalen ihres Kopfschmucks erkannte. Stämme also, die 
weit östlich hinter den Chiricahuas und Dragoon Mountains 
lebten. 

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John erinnerte sich der Worte Naiches, als er ihm vor einer 

Woche die besorgte Botschaft Cochises gebracht und die 
fremden Stämme, die Apachenland durchstreiften, erwähnt 
hatte. 

Er dachte an die lange Unterredung mit General Howard, 

dem von der geheimnisvollen Friedensbewegung und der 
Gegenbewegung berichtet worden war, und den Gerüchten von 
Greueltaten der Caddos, die in der Zeltstadt bei Tucson nur 
schwachen Nährboden gefunden hatten, und dennoch ein Stück 
Wahrheit enthalten mußten, weil erfahrungsgemäß in jedem 
Gerücht ein Funke Wahrheit steckte. 

Nachdem er sein Pferd an eine Collasstaude gebunden hatte, 

kroch er den Weg zurück, um die Vorgänge weiter im Auge zu 
behalten. Der General hatte ihn gebeten, die offene Plains im 
Auge zu behalten. Aber dieses Befehls hätte es nicht bedurft, 
denn ein erfahrener Armeescout, der Haggerty nun einmal war, 
erkannte, daß hier etwas Schwerwiegendes entstand. 

Das Land war wellig und von flachen Hügeln durchzogen. 

Die Vegetation sproß besonders üppig und kam Haggertys 
Neugierde zustatten, der fest entschlossen war, zum Kern des 
Lagers vorzudringen. 

Beweglich wie eine Schlange kroch er, jeden Strauch als 

Deckung nutzend, durch den heißen Sand. Er erreichte bald die 
Außenbasis des Dickichts. Als er ins dichte Grün eindrang, 
sprengte über die Hügel eine neue Reitergruppe, geführt von 
einem Häuptling, dessen bunte Adlerfedern in der 
niedergehenden Sonne leuchteten. 

John Haggerty zog sich unwillkürlich einen Schritt tiefer ins 

Gesträuch zurück, als der kräftige Mann auf feurigem Mustang 
mit seinen Kriegern an ihm vorüberzog und in der 
Buschschneise untertauchte. Das breite Lederband, das seine 
Brust umspannte, hatte den Häuptling verraten, denn es gab nur 
wenige Kriegshäuptlinge, die die Würde der elitären 
»Gesellschaft der Tapfersten« tragen durften. 

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Locking Bear war einer dieser Auserlesenen. 
Sein Name war Legende, sein offener Widerstand und seine 

Rebellion gegen weiße Eindringlinge bis in höchste 
Regierungskreise gefürchtet. Keinem Militär war es je 
gelungen, den schlauen und verwegenen Fuchs in die Enge zu 
treiben oder gar zu arrestieren. Und dieser Wolf tauchte nun im 
Apachenland auf. 

Das war eine bedeutende Entdeckung, die General Howard 

sicher beunruhigen und veranlassen würde, seine Truppen in 
höchste Alarmbereitschaft zu versetzen. 

Nun war Haggertys Neugierde endgültig geweckt. 
Vorsichtig drang er ins Dickicht ein, immer bereit, auf einen 

Wächter zu stoßen, den er umgehen oder beseitigen mußte. 
John hatte sein schweres Jagdmesser in der Faust. Er war 
gewarnt von den Vorgängen, die er entdeckt hatte. 

Er spürte nicht die scharfen Stacheln des Manzanitas, die am 

Leder seiner Kleidung zerrten, nahm nicht den herblich süßen 
Duft des Sagebrush auf. Seine Sinne waren hellwach und 
konzentrierten sich auf die nähere Umgebung. 

So entdeckten seine scharfen Augen eine plötzliche 

Bewegung im Strauch, keine fünf Yards von ihm entfernt. Es 
war nur das verräterische Wippen eines Trapplewhitestrauches, 
das ihm zeigte, daß dort ein Lebewesen umherstrich. 

Für den scheuen Rotfuchs war der Busch zu unruhig, denn 

John hörte fernes Stimmengewirr, mit dem die Ankunft 
Locking Bears begrüßt wurde. Für ein Stachelschwein war die 
Bewegung zu sanft und Buschhühner waren vor dem Trubel 
längst geflohen. 

Zoll für Zoll, fest an den Boden gepreßt, bewegte Haggerty 

sich vorwärts. Sein Bowie lag fest in der Hand. 

Wieder wippte der Strauch, ohne daß der Wind ihn strich. 

Nun wußte John, daß dort ein Mensch lauerte. Ein Krieger oder 
Wächter der Rothäute, die in der Tarnung unvergleichliche 
Meister waren. 

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Der Trubel und Lärm auf der nahen Lichtung begünstigte 

Johns Vorhaben. Sie schluckten jedes fremde Geräusch, das 
trotz aller Vorsicht von ihm ausging. 

Nun sah er die schwachen Konturen eines Menschen, 

verdeckt durch den Strauch. Vorsichtig richtete er sich auf. Nur 
eine Sekunde zögerte er, ehe er mit einem lautlosen Sprung den 
Gegner anging. 

Sein Kampfmesser blitzte in der sinkenden Sonne, fuhr wie 

ein Schatten nieder, als der Indianer sich seitwärts drehte. 

John hatte Mühe, die Flugkraft seines Armes zu bremsen, als 

er das Gesicht erkannte. Fast lautlos fiel er neben dem Mann 
nieder. 

»Du?« fragte Haggerty verblüfft. 
»Ja, ich bin es«, erwiderte Wyatt Earp, als auch er den 

Freund erkannte. Er grinste ein wenig verzerrt, denn der 
plötzliche Überfall saß ihm noch in den Knochen, »und wenn 
du weiter so herumschreist, werden die Freunde der Roten 
Hand uns an die Stacheln des nächsten Kandelabers kleben und 
unser Sterben genießen.« 

»Caddos«, flüsterte John nun, »ich dächte, es seien 

Wichitas.« 

»Caddos und Wichitas sind ein Verein«, Earp deutete ins 

undurchdringliche Dickicht, wo helle Rufe laut wurden, »du 
erlebst gerade ihre Verbrüderung.« 

John lauschte in den sinkenden Tag. »Was weißt du von der 

Roten Hand?« wollte er dann wissen. 

»Nicht mehr oder weniger als jeder Apache. Sie sind in 

Kriegslaune und wollen den Frieden zerstören. Cochise braucht 
dringend deinen Rat.« 

John nickte. »Ich habe seine Botschaft empfangen und bin 

auf dem Wege zum vereinbarten Treffpunkt. Diese 
Ansammlung habe ich rein zufällig entdeckt. Sie scheint für 
meine weitere Handlungsweise von größter Wichtigkeit. 
Versuchen wir näher an ihr Lager heranzukommen.« 

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Earp verzog das Gesicht. »Es sind wenigstens zweihundert 

Krieger. Genügt es nicht, dies zu wissen und einen Boten zum 
Hauptquartier zu senden?« 

John Haggerty dachte an seine wichtige Mission, die ihn zu 

dem Jefe führte. »Wirst du das denn übernehmen?« 

»Ich bin kein Armeescout«, erwiderte Earp wütend. 
»Aber ein freier Bürger unseres Landes, der Pflichten und 

Verantwortung trägt.« 

Earp grinste. »Ich dachte, du hältst mich für einen 

Abenteurer und Halunken.« 

»Diese Meinung werde ich wohl nie aufgeben. Vorwärts.« 

Dämmerlicht zog über den Talkessel und verwischte die 
Konturen der Umgebung. 

Hautnah, einander im Auge behaltend, durchstrichen 

Haggerty und Earp den Busch, bis sie die Basis des Dickichts 
erreichten, hinter der sich eine weite Lichtung auftat. 

Niedere rauchlose Feuer, von trockenem Distelwerk gespeist, 

brannten auf der Lichtung. Primitive Jacuales, aus dem Geäst 
von Zedrachbäumen und Agavenblättern geschlagen, 
umstanden die Feuer. Auf einer Santillodecke saßen Locking 
Bear und Guadalupe, an einem Holzspieß briet ein mächtiges 
Stück Fleisch. 

»Guadalupe hat zu Ehren Locking Bears einen Maulesel 

schlachten lassen.« John Haggerty grinste, denn er wußte, es 
gab für einen Indianer kein vergleichbares Stück Fleisch als 
das saftige Fleisch eines Murros, und keinen besseren 
Willkommensgruß als den, für den es geschlachtet wurde. 
Zugleich aber sah er am fortgeschrittenen Zustand des 
Festbratens, daß der Caddo-Häuptling Locking Bear erwartet 
hatte. 

Eine neue Reitergruppe trabte auf den Platz. Locking Bear 

sprach mit dem jungen Unterhäuptling und die Krieger 
verteilten sich an den Feuern. 

Locking Bear setzte sich erneut auf die bunte Decke, um das 

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unterbrochene Palaver fortzuführen. 

»Ich werde näher herankriechen«, bestimmte John nach 

kurzer Überlegung, »ich muß wissen, was die beiden Gauner 
aushecken.« 

Earp schüttelte verwundert den Kopf. »Kannst du ihre 

Sprache?« 

»Sie sprechen im Athabaskendialekt, wie die meisten 

Stämme im Mittelwesten. Ich werde so viel verstehen, wie es 
nützlich ist. Halte mir den Rücken frei.« 

»Mit einem Revolver«, Earp grinste. »Mehr als sechs werde 

ich nicht in die Hölle schicken können.« 

Auch John lächelte. »Es wäre doch schon eine ganz stattliche 

Anzahl Begleiter, die uns dann ins Jenseits folgen.« 

»Laß deine Scherze. Mir ist nicht danach zumute.« 
»Mir gewiß auch nicht.« 
Der Himmel hatte sich verdunkelt. Nur die Feuer 

beleuchteten die nahe Umgebung. 

Wyatt Earp wagte sich nicht zu bewegen. Er verfluchte den 

Augenblick, in dem er sich in solch riskante Unternehmen 
eingelassen hatte. 

Glenn Morgan trug daran die Schuld, denn hätte er den 

Spieler in San Manuel getroffen, säße er jetzt vielleicht mit ein 
paar Karten im bequemen Stuhl eines Saloons und nicht mit 
einem Revolver in der Faust inmitten der Wildnis. Vielleicht 
auch wäre er gerade dabei, die Einnahmen des Tages zu zählen. 
Blanke Silber- oder Gold-Bucks. 

Earp starrte zum Lagerplatz hinüber. Beim Teufel und seiner 

Großmutter, John Haggerty ließ sich verdammt lange Zeit mit 
der Rückkehr. So, als wollte er seine, Earps Nerven, 
strapazieren. 

Die Feuer brannten langsam nieder. Die Rothäute 

verschwanden in den primitiven Unterkünften oder hüllten sich 
in der Nähe des wärmenden Feuers in ihre Decken. 

Earps Blick wanderte verzweifelt zum Himmel, der von 

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matter Helligkeit gefüllt war. Er suchte den Polarstern und den 
großen Wagen, der ihn umkreiste, um die Zeit bestimmen zu 
können. 

Irgendwann tauchte dann auch Haggerty auf. 
»Komm«, sagte er leise und bewegte sich durch das 

Gesträuch. 

»Warum so schnell?« flüsterte Earp, der ihm folgte. 
»Ich erzähle es dir später. Wo steckt dein Pferd?« 
Wyatt deutete in die Finsternis. »Irgendwo draußen in der 

Nacht.« 

»Wir wollen es holen und dann verschwinden.« 
»Wohin?« 
»Es bleibt keine Zeit, Fragen zu stellen.« 
Unbemerkt verschwanden sie aus dem Dickicht. Earp führte 

den Freund zum Versteck seines Pferdes. Er zog es aus dem 
Strauch und zwischen den Hügeln hindurch, um Johns Falben 
aufzuspüren. 

Nun, wo sie ihren Beritt hatten, schwenkte John Haggerty 

nach Süden. 

Sein Begleiter platzte fast vor Neugierde und konnte nicht 

lange an sich halten. 

»Wohin geht es?« fragte er nach einigen Meilen. 
John schwieg. Er beschäftigte sich mit der erlauschten 

Unterhaltung der Häuptlinge Guadalupe und Locking Bear, die 
ihm so ungeheuerlich, ja, schreckhaft war, und wie ein 
Gespenst vor seinen Augen stand. 

Nach einer halben Stunde trabten sie einen Hügel hoch, von 

wo aus die Umgebung weithin sichtbar im fahlen Mondlicht zu 
sehen war. 

»Du brauchst nicht abzusatteln, Wyatt«, sagte John, als er 

vom Pferd stieg. »Du wirst zum Hauptquartier reiten und 
General Howard Bericht erstatten.« 

»Was geht vor?« Earp spürte Johns Erregung, die sicher ihre 

Bedeutung hatte. 

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Der Scout blickte nach Norden, wo, nur einige Meilen 

entfernt, zwei Kriegshäuptlinge von jenseits des Rio Grande 
über Krieg und Frieden im Apachenland bestimmten. 

»Es ist der Anfang einer Ansammlung. Es werden noch viele 

Krieger der Caddos und Wichitas über die Berge ziehen, um 
sich hier in der Wüste zu vereinen. Die Wichita-Caddo-Allianz, 
die vorgibt, den Geistertanz-Kult zu bekämpfen, ist nur ein 
Deckmantel ihrer wahren Absichten. Sie stellen sich gegen das 
Militär und ihre Bastionen im Frontierland. Sie zünden die 
Brandfackel der Rebellionen, als allgemeiner Aufstand aller 
roten Stämme im Mittelwesten. Wenn ihnen dies gelingt, 
stehen Chiricahuas, Mimbrenjos, die Nedis, Yaquis und die 
White-Mountains-Apachen vor der Alternative, sich ihnen 
anzuschließen, oder aber von der Armee wie Hasen gehetzt zu 
werden. Selbst die Cheyenne und Arapahoes haben keine 
andere Wahl.« 

Wyatt Earp schüttelte heftig den Kopf. »Es wäre reiner 

Selbstmord, mit Steinschleudern, Bogen und Lanzen befestigte 
Forts anzureiten. Sie würden im Bleihagel der Kartätschen 
verbluten.« 

John lächelte bitter. »Guadalupe erwartet eine Ladung von 

fünfzig Repetiergewehren.« Als Earp betroffen schwieg, fuhr 
John fort: »Winchester Carabins…« 

»Verdammt!« entfuhr es Earp. Er dachte an die stillen 

Wünsche einsamer Tage. Zu ihnen gehörte der 
Vierundvierziger Schnellfeuerkarabiner, der aus einem 
Schützen eine kleine Armee machen konnte. »Der Sechziger ist 
nirgends im Handel.« 

»Doch«, erwiderte John ernst. »Im Osten. Du siehst, wie 

ernst die Lage ist. Wo fünfzig Winchestergewehre herkommen, 
sind noch weitere hundert zu beschaffen. Wir müssen nur die 
Quelle finden und sie zum Versiegen bringen.« 

»Das wird wohl deine Aufgabe sein.« 
John hob die Schultern. »Guadalupe wird bald mit diesen 

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Verbrechern in Verbindung treten, während Locking Bear in 
aller Ruhe seine Streitmacht aufbaut.« 

»Die zu zerschlagen wohl Aufgabe der Armee sein wird…« 
Wieder nickte John. »Der General wird sich schnell 

entscheiden müssen, denn ist diese Brut erst einmal in 
Bewegung, wird sie so schnell nicht wieder aufzuspüren sein. 
General Howard wird es sicher erkennen und seine 
Abteilungen auf kürzestem Wege heranführen. Du wirst ihm 
ein guter Scout sein.« 

Earp grinste säuerlich. Er hielt nichts von der Armee. »Und 

wo werde ich dich finden?« 

»Im Süden, irgendwo in der Nähe von San Manuel.« 
San Manuel, Earp schwenkte seinen Gaul. In San Manuel 

liegen noch ein paar Träume von mir auf Eis, dachte er bissig 
und sprengte in die Nacht hinaus. 

John Haggerty bereitete sich auf eine längere Wartezeit vor, 

denn er wußte, wieviel von seiner Aufgabe abhing. Was ihm 
Sorgen machte, waren seine Wasservorräte. 

Die kleine Quelle, die John von früheren Erkundungsritten 

her kannte, lag im Nahbereich des Caddolagers und würde 
sicherlich scharf bewacht werden. 

Sam Allisters geheimes Waffenversteck lag in einer schier 
unzugänglichen Felseinbuchtung eines Canyons, der den Berg 
in vielen Windungen von Ost nach West durchschnitt. 

Sie hatten Mühe, ihre Pferde über die ausgewaschenen, 

terrassenförmig ansteigenden Felsen zu führen. Schließlich 
erreichten sie ein flaches Plateau, an dessen Westseite, 
unscheinbar auf den ersten Blick, der Eingang einer Höhle lag. 

Wortlos ließ Sam Allister sein Pferd zurück und betrat die 

Höhle. Eine Weile mußte er tief geduckt gehen, dann erweiterte 
sich die Decke zu einer gewaltigen Kuppel. 

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Als Glenn Morgan und seine Kumpane folgten, hatte Allister 

zwei Fackeln entzündet, welche die Höhle unzureichend 
erhellten. 

»Da ist das Zeug«, mit dem ausgestreckten Arm deutete der 

Sprecher auf eine Handvoll Kisten. 

Morgan, der die flachen Holzkisten bereits erspäht hatte, 

spürte die Bitterkeit in Allisters Worten. 

»Du sprichst von unserem Glück, als hafte die Pest daran«, 

sagte er und ging in die angegebene Richtung. Mit dem 
schweren Bowie löste er einen der Deckel, schob das 
ölgetränkte Papier beiseite und nahm eine der Waffen heraus, 
die wohlgeordnet in Fünferreihen übereinander in der Kiste 
verpackt waren. 

Der Spieler wog die Waffe in der Hand und betätigte den 

Mechanismus mit einer Fertigkeit, als wäre er mit ihr längst 
vertraut. Seine Augen strahlten, und aus dem herben Mund 
brach ein Lächeln. 

»Sie ist perfekt in ihrer Ausführung und leicht zu führen wie 

ein Kartenpaket. Eine Schande, das Rothautbastarde damit ihr 
Kriegsspiel führen.« 

»Sie ist perfekt im Töten, Glenn«, sagte Allister im 

Hintergrund, »und für die Hand des weißen Mannes 
geschaffen, der um seine Scholle kämpft. Du könntest deine 
Pläne immer noch ändern.« 

»Ein Siedler, der um seine Scholle kämpft, hat mitunter nicht 

das Geld für die Saat. Guadalupe bietet für jedes einzelne 
Gewehr ein Vermögen. Wir werden uns mit diesen Karabinern 
bewaffnen und mit ihrem Gebrauch vertraut machen. Wir 
werden dem Häuptling die Stärke der Winchester 
demonstrieren und ihnen unsere Gewehre überlassen. Er soll 
selbst entscheiden, ob sich ein Betrug lohnt.« 

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»Morgen ziehen wir weiter«, sagte Morgan am Abend, als 
Tapper ein kleines Feuer in der Höhle entzündet hatte. 
Seltsame Unruhe hatte ihn befallen, so als fürchte er, den 
Caddohäuptling zu verpassen. Dabei wußte er noch nicht 
einmal den genauen Ort und Zeitpunkt der Zusammenkunft. 
Aber er rechnete mit Tatsa-min, Guadalupes Boten. 

Tapper und McLynn beschäftigten sich mit den Karabinern, 

und Tapper sagte einmal halblaut: »Sie werden mehr Blut 
vergießen als Cochise in seiner wildesten Zeit.« 

McLynn nickte. Er träumte von goldenen Bergen. Was 

kümmerte ihn, was geschah. Nur die Kasse mußte stimmen. 

Allister blieb ruhig. Sein Gewissen plagte ihn. Doch am 

nächsten Morgen schien er sich entschieden zu haben. Als sie 
ihre Pferde bestiegen und der beschwerliche Abstieg begann, 
sagte er zu Morgan: »Du hast recht, Glenn, nur unser Glück 
zählt. Alles andere interessiert nicht.« 

Worauf der Spieler zufrieden nickte. »Na endlich, Sam, bist 

du aufgewacht. Die Welt, die wir bald betreten, läßt die 
Vergangenheit vergessen.« 

Allister übernahm die Führung. Am zweiten Abend, sie 

lagerten in den Ausläufern der Swisshelm Mountains, am Fuße 
der endlosen Ebene, die sich bis zum Gila hinüber zu 
erstrecken schien, sagte Allister zu Morgan: »Den ganzen Tag 
schleicht etwas um uns herum, wie ein Schakal, der die Beute 
wittert.« 

Doch Morgan beschwichtigte Allisters Verdacht. »Es sind 

deine Nerven, Sam. Die Gegend hier ist öde und leer. Selbst 
ein Kojote würde keine Beute finden.« 

Schon bald stießen sie auf eine flache, buschbewachsene 

Mulde, die einer Oase gleich von schützendem Strauchwerk 
umgeben war. Morgan beschloß, hier das Lager aufzuschlagen. 

Sie sattelten die Pferde ab und banden die Tiere mit den 

Zügeln zusammen. Unter den Büschen suchten sie einen Platz 
für die Nacht. 

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McLynn hatte die erste Wache. 
Morgan war gerade eingeschlafen, als McLynn ihn weckte. 
»Jemand schleicht um unser Lager. Da du behauptest, selbst 

der Kojote finde hier keine Beute, ist es vielleicht ein Mensch.« 

Morgan erinnerte sich Allisters Vermutung. Er griff zur 

Winchester und deutete zu den Büschen. »Weck die anderen 
beiden Männer. Vielleicht können wir die Treffsicherheit der 
neuen Gewehre erkunden.« 

Er sah, daß McLynn die Männer wachrüttelte und rief 

halblaut: »Verteilt euch in der Senke nach den vier 
Himmelsrichtungen. Gleichwohl wer draußen herumschleicht, 
er findet bestimmt keinen Weg, uns zu überraschen.« 

Von nun an wurde es still am Lagerplatz. Angespannt lagen 

sie zwischen Sträuchern, blickten ins mondhelle Badsland und 
suchten nach einer verdächtigen Bewegung. 

Eine Stunde verging. Eine zweite. Die Zeit rann träge dahin. 
Irgendwo bellte ein Präriehund, und Morgan dachte, es ist 

der Ruf des Rotfuchses, mit dem die Caddos sich verständigen. 
Wachsam, den Finger am Abzug der Winchester, blickte er in 
die Nacht. 

Es war wieder still. Nur der feine Wind raschelte in den 

Sträuchern, und die Nachtkälte drang durch die Kleidung. 

Glenn Morgan hob fröstelnd die Schultern, als eine Hand ihn 

berührte. 

»McLynn?« fragte er leise, obwohl er spürte, daß ein 

Fremder in ihrem Lager war. 

»Nein, Morgan. Tatsa-min ist gekommen, um dich zu 

führen.« 

Glenn Morgan fuhr herum. Er sah den Schatten, der sich 

kaum von den Sträuchern abhob, obwohl er aufrecht stand. Die 
Karabinermündung fuhr in diese Richtung. 

»Tatsa-min?« fragte er zweifelnd, »wie hast du uns 

gefunden?« 

»Das Auge des Caddo ist scharf wie das Auge eines Adlers«, 

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erwiderte der Rote ruhig. »Er findet selbst dort eine Fährte, wo 
der Wind sie bereits verwischt hat«, erwiderte Tatsa-min ruhig 
und trat einen Schritt zur Seite, so daß das fahle Licht des 
Mondes seine Gestalt streifte. 

Glenn Morgan betrachtete die Rothaut eine Weile 

schweigend. Tatsa-min trug einen verwaschenen Chaparajos. 
Sein Antlitz durchliefen dunkle Zeichen, die für ihn sicher eine 
Bedeutung hatten. 

Zögernd senkte Morgan die Waffe. 
»Schickt dich dein Häuptling, Tatsa-min?« 
Die Rothaut nickte gleichgültig. »Häuptling Guadalupe 

drängt auf die Erfüllung des Vertrages. Aber ich sehe keine 
fünfzig schnellen Gewehre. Nur jene, die ihr im Leder am 
Sattel tragt.« 

Glenn Morgan spürte, daß die Rothaut schon eine Weile auf 

ihrer Spur geritten war. Deshalb fragte er: »Wie lange bist du 
schon in unserer Nähe, Tatsa-min?« 

Tatsa-min hob die Schultern. Sollte er sagen, seit Anbeginn 

der Begegnung in San Manuel? Oder, ich bin eurer Spur bis 
New Mexico gefolgt? Nein, das würde in den Herzen der 
Bleichgesichter nur Mißtrauen erwecken. 

»Gestern fand ich eure Spur und in einigen Tagen werden 

wir auf Häuptling Guadalupe stoßen.« Einen Augenblick 
schwieg Tatsa-min, ehe er fortfuhr: »Häuptling Guadalupe 
erwartet nicht, daß die weißen Männer ihn betrügen.« 

Morgan spürte die versteckte Drohung. Er grinste 

verächtlich. »Wir haben Muster der schnellen Gewehre und 
werden Häuptling Guadalupe ihre Feuerkraft demonstrieren. 
Aber erst wenn ich die Pläne der Anson-Mine in den Händen 
halte und aus ihren Zeichen die Echtheit der Derrotero-Pläne 
erkenne, werde ich den großen Häuptling zum Versteck der 
Waffen führen.« 

»Sag es dem Häuptling, wenn du ihm gegenübertrittst«, 

erwiderte der Rote mit unbeweglicher Miene. Nichts verriet 

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seine Gedanken, die vieles erzählen konnten über die Zeit, die 
zurücklag. »Er wird dir glauben oder nicht. Wenn es dir recht 
ist, brechen wir bei Sonnenaufgang auf.« 

Morgan nickte. Er hatte noch eine Frage auf der Zunge, aber 

Tatsa-min war ebenso lautlos in der Nacht verschwunden, wie 
er vor einigen Minuten aufgetaucht war. 

Kein fremder Laut verriet Tatsa-mins Schritte, und Sam 

Allister sagte, was sie alle wohl dachten: »Die Caddos sind 
verschlagene Schakale, denen man nur vertrauen kann, solange 
man das Weiße ihrer Augen sieht. Als Tatsa-mins Feinde 
wären wir sicher morgen früh mit durchschnittener Kehle 
aufgefunden worden. Er weiß mehr, als wir ahnen.« 

Earps abgetriebener Pinto stand mit schäumenden Nüstern und 
zitternden Flanken vor General Oliver O. Howards Stabszelt. 
Der höllische Ritt quer durch die Mesa hatte ihn völlig 
erschöpft. 

Im Zelt selbst stand Earp, abgeschlafft wie sein Gaul, vom 

Staub der Wüste gezeichnet, und übermittelte dem General 
John Haggertys Botschaft, deren Tragweite von solch großer 
Bedeutung war, daß ein beherrschter, disziplinierter Offizier 
wie Howard die Kontrolle verlor und mächtig zu fluchen 
begann. 

Als Earp seinen Bericht beendet hatte, stampfte der General, 

seinen gesunden Arm hinter dem Rücken verschränkt, den 
Kopf zu Boden gesenkt, durch das enge Quadrat seines Zeltes. 

Brunsh, die Ordonnanz, die Earp angemeldet hatte, flüsterte: 

»Das haut den alten Recken um, Mr. Earp. Seine gesamten 
Theorien über die Friedensbemühungen im Territorium sind 
ein Schlag ins Wasser. Er wird es nur schwer verkraften.« 

General Howards Schritte verstummten. 
Er stand am offenen Zelteingang und blickte abwesend über 

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den weiten Platz, den Dutzende von Flachzelten säumten, und 
Earp erschien es, als stünden in Howards Augen Tränen. 

»Wo steckt mein Scout jetzt?« hörte Wyatt Howards müde 

Stimme. 

»Er hält sich in der Nähe des Rebellenverstecks auf, General, 

um Häuptling Guadalupe zu beschatten und, wenn es nötig ist, 
ihm zum Treffpunkt der Waffenschmuggler zu folgen.« 

»Wie viele Krieger haben Locking Bear und Guadalupe um 

sich versammelt?« Howard wandte sich um und blickte Earp in 
die Augen. Und Earp sah, daß er sich getäuscht hatte. Howard 
weinte nicht. 

»Etwa dreihundert. Doch der Falke – verzeihen Sie – John 

Haggerty rechnet stark, daß die gleiche Anzahl Krieger dem 
Ruf ihrer Häuptlinge folgen wird«, berichtete der Abenteurer, 
»vielleicht auch mehr.« 

Der General trat zum Plantisch und studierte die Karte des 

Südwest-Territoriums. 

Er winkte den Boten näher und deutete auf einen Punkt auf 

der Karte. »Sie sprachen von einer Wasserstelle. Das kann nur 
das Tonar Desert sein. Ein sehr einsamer, trockener Landstrich, 
drei Tage von Tucson entfernt.« 

»Die Entfernung stimmt«, bestätigte Wyatt Earp. »Ich kann 

Sie führen, General.« 

»Sergeant«, wandte sich Howard an seine Ordonnanz, »holen 

Sie meine Offiziere und versetzen Sie die Truppe in höchste 
Alarmbereitschaft!« 

Brunsh grüßte und verschwand. 
Als Howards Stab das Zelt betrat, schallten auf dem Vorplatz 

die Signale des Hornisten, und durch den offenen Zelteingang 
erkannte Earp das hektische Leben, das draußen erwachte. 

Howard bat seine Offiziere an den Tisch und informierte mit 

kurzen Worten seinen Stab. Zugleich entwickelte er den 
strategischen Aufmarschplan, um die Rebellenansammlung im 
Tonar Desert zu zerschlagen. Die Aufgabe schien ihm so 

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wichtig, daß er neben Kavallerie und Dragonereinheiten zwei 
Batterien Berghaubitzen in den Aufmarsch mit einbezog. 

»Wir stehen vor einer wichtigen Entscheidung, die über 

Krieg und Frieden bestimmen wird, meine Herren!« beendete 
General Howard seine Ausführungen. »Sollte unser 
Unternehmen aus irgendeinem Grunde ein Schlag ins Wasser 
sein, dürfte es bald zu einer Revolte in Arizona kommen, deren 
blutiges Drama wir uns nicht im entferntesten vorstellen 
können. Wir stünden dann nicht vor einem neuen Anfang, 
sondern vor dem Ende amerikanischer Herrschaft im 
Territorium Arizonas. Gentlemen, Sie kennen Ihre Aufgaben.« 

General Howard legte die Hand an die Stirn zum Zeichen, 

daß die Besprechung beendet war. Seine Offiziere verließen 
das Stabszelt, und bald darauf schallten ihre Befehle über den 
weiten Platz. 

General Howard wandte sich dem jungen Mann zu. Er 

lächelte hart. »In zwei Stunden werden meine Abteilungen 
abmarschbereit sein. Besorgen Sie sich vom Schirrmeister ein 
frisches Pferd, und nehmen Sie eine Mütze Schlaf, Mr. Earp. 
Uns stehen harte Tage bevor.« 

Noch immer lächelnd nahm er eine halbvolle Brandyflasche 

vom Regal und reichte sie Earp. »Nehmen Sie einen Schluck, 
Mr. Earp. Sie haben ihn sich verdient.« 

Kurz vor Sonnenuntergang standen die Abteilungen. An der 

Spitze General Howard, der es sich nicht nehmen ließ, das 
Expeditionscorps selbst zu führen, umgeben von seinen 
Offizieren. Dahinter eine Abteilung Dragoner, an ihren roten 
Hosenstreifen erkennbar. Dann die Kavallerie mit ihren typisch 
gelben Halstüchern. Ihnen folgte die Artillerie, aufgeprotzt auf 
die Munitionswagen, bespannt mit schweren Zuggäulen. Den 
Abschluß bildeten zwei weitere Munitions-, der Furagewagen 
und ein Sanitätsfahrzeug. 

Ein gewaltiger Zug, den General Howard nun in Bewegung 

setzte, und den aufrührerischen Rebellen entgegenführte. 

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Wyatt Earp, der dies alles erkannte, ritt zur Spitze auf und 

setzte sich an Major Tanners Seite. »Eine waffenstarrende 
Armee, Major«, sagte er zuversichtlich, »mit ihr könnte man 
noch einmal die Südstaaten in die Knie zwingen.« 

Les Tanner, der Profos der »Siebten«, lächelte kühl und 

schwieg. Er war ein erfahrener Offizier, der schon lange im 
Frontierland diente. Er kannte die tückische Kampfart 
indianischer Rebellen. 

Der Scout lag, gedeckt von Husachesträuchern, auf der 
höchsten Erhebung des Hügels und hielt das Lager der 
Rebellen im Auge. 

Vier Tage waren inzwischen vergangen, ohne daß sich 

irgend etwas ereignet hätte. Trotz der unmittelbaren Gefahr 
entdeckt zu werden, war John in der letzten Nacht noch einmal 
zum Rebellenlager geschlichen und von dort aus zur Quelle, 
wo er unter Einsatz seines Lebens Wasservorräte besorgte. 
Niemand hatte ihn bemerkt. 

Inzwischen waren weitere Gruppen Caddos und Wichitas ins 

Lager gestoßen, und Haggerty schätzte, daß der Haufen nun 
vierhundert Mann stark war. 

Ständig waren Späher unterwegs. Mitunter ritten sie keine 

hundert Yards an seinem Versteck vorbei. 

John saß auf einem Pulverfaß und wohl zum hundertsten 

Male sehnte er die Truppen aus Tucson herbei, oder aber daß 
Häuptling Guadalupe sich regen möge, um den vereinbarten 
Treffpunkt aufzusuchen. 

An diesem Nachmittag, Späher kamen von Westen ins Lager 

geritten, tat sich etwas. 

Der Späher mußte eine wichtige Botschaft übermittelt haben, 

denn die Rebellenarmee kam in Bewegung. Gruppen zwischen 
zehn und dreißig Kriegern verließen das Versteck, ritten in die 

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offenen Plains und sprengten in die verschiedensten 
Richtungen auseinander. Nach einer Stunde schien das Nest 
leer zu sein. Nur Locking Bear mit einigen Kriegern und 
Guadalupe kamen aus dem Busch geritten. Sie sprachen eine 
Weile miteinander, ehe die Wichitas nach Osten sprengten und 
Guadalupe südwärts ins Hügelland zog. 

Irgend etwas mußte diese Teufel aufgescheucht haben, und 

nach reiflicher Überlegung kam John zu der Überzeugung, daß 
Howards Truppen im Anmarsch waren. Zeitlich konnte es 
stimmen. 

Der Scout lächelte hart, als er seinen Falben sattelte. Der alte 

Wichitafuchs Locking Bear witterte die Gefahr und hatte seine 
Streitmacht in alle Winde verstreut. 

Howard würde enttäuscht, nein, mehr verzweifelt sein. John 

bestieg den Sattel. Weit voraus, etwa zwei Meilen entfernt, sah 
der für kurze Zeit den weißen Apfelschimmel, der Guadalupe 
südwärts trug. Er setzte seinen Falben in Bewegung, ritt nach 
Westen, bis er eine einsame Fahrte berührte und schwenkte 
ebenfalls nach Süden. Irgendwo dort unten im Green Valley 
Desert lag sein Ziel. 

John ließ sich Zeit, denn er wollte seine Mission nicht in 

Gefahr bringen, indem er dem Halunken zu nahe auf die Pelle 
rückte. Caddos waren listig und verschlagen wie Apachen. Und 
diese kannte John schon eine ganze Weile. 

Nur einen Augenblick lang galten Johns Gedanken Cochise, 

der sicher um diese Zeit in den alten Klosterruinen von Santa 
Elfrida sehnsüchtig seiner Ankunft harrte. 

Doch das hatte nun Zeit, denn es gab wichtigere Dinge zu 

tun, die, wie John glaubte, sicher mit den Nöten und Sorgen 
des Apachenhäuptlings zusammenhingen. 

Bei Anbruch der Dunkelheit verkroch sich John in dichtes 

Gesträuch, um den neuen Tag abzuwarten. Er wagte kein Feuer 
zu entzünden und begnügte sich mit einigen trocknen Bisquits 
und dem lauwarmen Wasser aus seiner Canteen. 

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Seine Gedanken beschäftigten sich mit Guadalupe und den 

weißen Banditen, die ohne Hemmungen bereit waren, den 
roten Teufeln moderne Waffen zu liefern. Aber dieses Gesindel 
war überall und tauchte dort auf, wo für klingende Münze 
Waffen gebraucht wurden. 

Mit der aufgehenden Sonne, die verschwenderisch über die 

Peaks der Chiricahua-Mountains in das weite Tal floß, war 
John Haggerty auf den Beinen. Er prüfte die Fährte, die 
schnurgerade nach Süden führte und wußte bald, daß 
Guadalupe ihm zwei Stunden voraus war. Weit genug für eine 
plötzliche Begegnung, die mit tödlichem Ausgang enden 
konnte. 

Als John in den neuen Tag hineinritt, spürte er ein Kribbeln 

unter der Haut, das ihm zeigte, wie nahe die entscheidende 
Auseinandersetzung lag. Unbewußt fiel seine Hand auf das 
Halfter. 

General Howards Aufmarsch im Tonar Desert endete mit 
einem Fiasko, denn nachdem er den von Wyatt Earp 
bezeichneten Buschgürtel umstellt hatte und seine berittene 
Einheit das Nest der Guerillas anstürmte, mußte er erkennen, 
daß seine Gegner rechtzeitig die Flucht ergriffen hatten. 

Howards Hunkpapascouts, die er nach Kenntnis der Dinge 

aussandte, stießen zwar im Wüstenland auf in verschiedene 
Richtungen verlaufende Fährten, die sich jedoch, vom Winde 
verweht, in den offenen Plains verloren. 

»Es hat keinen Sinn, mit einer solch großen Einheit blind in 

die Wüste vorzustoßen«, sagte er am Abend bei einer 
Besprechung zu seinen Offizieren, »das Land ist unendlich 
groß und hat tausend verborgene Schlupfwinkel. Es könnte 
Wochen dauern, bis wir auf eine versprengte Gruppe Wichitas 
oder Caddos stoßen. Dafür fehlen uns die Zeit und die nötigen 

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Vorräte, um die Einheiten zu versorgen.« 

Seine Stimme klang verbittert und ließ die Enttäuschung 

erkennen, die dieser Tag Howard brachte, denn als 
kommandierender General des Südwest-Territoriums hatte 
Howard mit der Vernichtung der Gegner und einem Sieg seiner 
Truppe gerechnet. Das war nun verpaßt. 

»Wir werden eine Kavallerie-Abteilung im Desert 

zurücklassen, die in ständiger Verbindung mit dem 
Hauptquartier steht, und alle fremden Bewegungen in den 
Plains registriert. Irgendwann werden die flüchtigen Horden 
sich wieder vereinigen. Ich kenne Locking Bear und seine 
Allergie auf weiße Haut. Er wird sein Ziel niemals aufgeben.« 
General Howard ließ Earp rufen und sprach mit ihm über 
Haggerty und dessen Pläne. 

Earp seinerseits war bereit, dem Scout nach Süden zu folgen, 

um sich irgendwo nahe San Manuel zu treffen. Als der General 
ihm eine Gruppe Dragoner als Geleit zubilligen wollte, winkte 
er ab. 

»Ein einzelner Mann hat die größere Chance, ungesehen 

durch das Badsland zu reiten, Sir. Außerdem haben Ihre 
Dragoner zu blanke Knöpfe«, fügte er grinsend hinzu. »Man 
kann sie auf Meilen ausmachen.« 

General Howard verzog sein Gesicht, um ein Lächeln zu 

verbergen. »Sie wissen, was Sie in der Wildnis erwartet, Mr. 
Earp. Die Wichita-Caddo-Allianz hat sich in Luft aufgelöst, 
aber das heißt nicht, sie sind aus dem Apachenland 
verschwunden. Locking Bear wird unverändert sein Ziel 
verfolgen, Arizona in ein Chaos zu stürzen. Ich wünsche ihnen 
viel Glück und grüßen Sie mir meinen Scout.« 

Während General Howard eine Abteilung bestimmte, die als 

Art Feuerwehr in den Plains zurückblieb, ließ er die Jacuales 
im Busch niederbrennen und traf die nötigen Vorbereitungen 
zum Abzug der Truppen. 

Am späten Nachmittag zog Earp los. Als er einmal 

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zurückblickte, erkannte er, daß die »Siebte« sich in 
Marschformation aufbaute. 

Während Wyatt Earp einsam durch die Wüste zog, wußte er 

nicht, wo und wann er auf Haggerty stoßen würde. Er kannte 
nur die etwaige Marschrichtung, die südwärts nach San Manuel 
führte. 

Drei Tage war er nun schon unterwegs, zweimal begegneten 
ihm Indianergruppen, die er aus der Ferne beobachtete. Ein 
drittes Mal wäre er einem berittenen Trupp fast vor die Lanzen 
gelaufen. Nur ein Zufall verhinderte dies Mißgeschick. 
Aufgrund der vielen Begegnungen mit dem Feind wurde Earp 
wachsam und blieb selbst nachts in Kampfbereitschaft. 

Am Nachmittag des vierten Tages, er war nun tief nach 

Süden vorgestoßen, entdeckte er auf einem fernen Hügel einen 
einsamen Reiter, der stumm wie ein Monument verharrte. 

Earp entschloß sich, sein Pferd zurückzulassen, um den 

Mann näher ins Auge fassen zu können. 

Er führte den Armeegaul hinter dem Hügel tief ins Gebüsch, 

sattelte und schirrte ihn ab, stopfte die Taschen voll Patronen 
und schulterte seine Henry. Lautlos bewegte er sich durch den 
Busch. Nach einer Stunde etwa war er dem Reiter so nahe, daß 
er die helle Farbe des Schimmels erkennen konnte. Der Größe 
und der Figur nach war der Mann auf dem Rücken des 
Schimmels Häuptling Guadalupe. 

Wyatt Earp nickte zufrieden. Er spürte, wo Guadalupe 

steckte, konnte sein Freund Haggerty nicht mehr weit sein. 

Bis zum Anbruch der Dämmerung saß Guadalupe reglos auf 

dem Pferd. Weder Hitze noch Ungeduld beherrschten den 
Mann, der unentwegt in südöstlicher Richtung blickte, als 
erwarte er von dort die entscheidende Begegnung. 

Wyatt Earp, der zwichen Speerdorn und kugelrunden 

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Collaskakteen Stellung bezogen hatte, zog bedächtig sein 
Okkular aus der Tasche, schraubte die Prismen auf Sehschärfe 
und folgte der Blickrichtung des Häuptlings. 

Fern, im braunen hitzeflimmernden Sand der Wüste, bewegte 

sich eine Staubwolke, die sanft zum Zenit hochwehte und dort 
zerfiel. Eine Reitergruppe, deren Stärke Wyatt nicht ausmachen 
konnte, bewegte sich schnurgerade in nordwestlicher Richtung. 
Unbewußt schwenkte der stille Beobachter sein Fernrohr zum 
Hügel, wo Guadalupe auf seinem Pferd saß. 

Der Häuptling war verschwunden. 
Ein Schatten, aus dem Speerdorn kommend, fiel über ihn. 

Instinktiv schlüpfte Earps Hand zur Hüfte, und im Niederfallen 
fuhr er um die Achse. Der langläufige Vierundvierziger lag 
leicht in seiner Faust. Doch nun, da er den Fremden erkannte, 
senkte er verblüfft die Waffe. 

»Du?« knurrte er wütend. »Du schleichst wie ein Indianer 

durch den Wüstensand, John. Um ein Haar hätte ich dich 
umgelegt.« 

John Haggerty lächelte spöttisch. »Wäre ich eine Rothaut, 

wärst du längst ein toter Mann, Wyatt. Du wirst noch viel 
lernen müssen.« 

Wyatt Earp schob den Colt ins Halfter zurück und richtete 

sich auf. Während er den Staub aus der Kleidung klopfte, 
deutete er zum nahen Hügel. 

»Ich denke, du weißt bereits, daß Häuptling Guadalupe dort 

oben weilt.« 

John nickte. »Er saß auf seinem Gaul wie ein 

Reitermonument in Philadelphia.« 

»Er ist verschwunden.« 
Wieder nickte Haggerty. »Wir finden ihn jenseits des Hügels 

an der Quelle bei den roten Felsen. Er hat alles für den 
Empfang seiner Geschäftspartner vorbereitet.« 

»Sie kommen aus der Wüste.« Wyatt Earp deutete über die 

Schulter. 

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»Vier Weiße und ein Roter, der sie führt. Hast du General 

Howard informiert?« 

»Howard hat eine ganze Armee auf die Beine gestellt«, Earp 

grinste, »aber als wir Tonar Desert erreichten, waren die Vögel 
ausgeflogen. Locking Bear hatte Lunte gerochen.« 

»Locking Bear ist ein Fuchs, der sich nicht überraschen läßt. 

Gehen wir, Wyatt. Ich bin neugierig auf die Visagen der 
Halunken, die mit Guadalupe in Verbindung stehen.« 

Wyatt hob sein Fernglas auf, das ihm bei der plötzlichen 

Aktion entglitten war, und schob es in die Tasche. Die fremden 
Reiter waren nun so nahe, daß der Hufschlag ihrer Pferde zu 
hören war, und für einen Augenblick sahen sie den Trupp 
zwischen den Hügeln auftauchen, ehe sie verschwanden. 

Der Scout übernahm die Führung. 
Seine sichere Art, die Beweglichkeit seines Körpers und die 

Lautlosigkeit seiner Schritte erinnerten Wyatt an Cochise, als 
sie zum erstenmal Wichitas begegnet waren, oder auch an 
Naiche, als er allein gegen eine Horde Caddos kämpfte. 

»In dir steckt ein halber Apache«, sagte Earp, als sie den von 

Disteln bewachsenen Hügel angingen. »Es würde mich nicht 
wundern, wenn in deinen Adern Indianerblut fließt.« 

John verzögerte seine Schritte und wandte lächelnd den 

Kopf. »Ich habe einiges von den Apachen gelernt. Zumindest, 
wie sie ihre Feinde belauern und angreifen. Das kommt uns 
nun zugute, denn wir sind zwei Kämpfer, die anderen Banditen 
sechs.« 

»Drei für jeden.« Earp hielt nun den Colt in der Faust. Doch 

Haggerty winkte ab. »So einfach wird es nicht gehen. Wer 
Indianern Waffen verkauft, ist ein Bastard. Und Bastarde sind 
gemeingefährlich. Es wird kein Spaziergang sein, denn vier 
Banditen tragen Revolver wie wir und dazu noch 
Schnellfeuergewehre, von denen wir nur träumen.« 

Sie erreichten die Kuppe des Hügels. Jenseits des Hügels, der 

sanft in eine Senke abfiel, begann eine Felsbarriere, deren 

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rotleuchtende Kämme im sinkenden Abendlicht funkelten. 
Umgeben von Sagebrush, stachligen Manzanitas und 
sonstigem Wüstengewächs, entdeckten sie ein Wasserloch, an 
dem Pferde tranken. Unweit davon, auf einer ausgebreiteten 
Decke, saß Häuptling Guadalupe. An seiner Seite ein junger 
Krieger, und ihnen gegenüber hockten vier Männer in 
abgetragener Kleidung, auf der der Wüstensand haftete. Vor 
ihnen auf der Decke lagen fünf kurzschäftige Karabiner. 

Winchester Carabins 44… 
Wyatt schob sein Glas ans Auge und richtete es auf den 

Häuptling, der zornig wirkte und heftig gestikulierend auf die 
Fremden einsprach. 

»Sie sind sich nicht einig.« Wyatt lachte verhalten und 

schwenkte das Okkular zu den Fremden. Die Burschen saßen 
halb verdeckt mit den Rücken zum Busch. Doch als einer von 
ihnen sich aufrichtete und einen der Karabiner hob, verwischte 
ein harter Zug sein Lächeln. Ein unterdrückter Fluch sprang 
von seinen Lippen. 

John, der die Szene ebenfalls durch sein Glas beobachtete, 

wandte den Kopf. »Kennst du ihn?« 

»Und ob ich den Bastard kenne. Ich habe mich in Tombstone 

mit Glenn Morgan angefreundet und war mit dem Falschspieler 
und seinen Kumpanen in San Manuel verabredet. Nun weiß 
ich, was ihn abgehalten hat.« 

Der Scout schüttelte verwundert den Kopf. »Mit solchen 

Leuten wolltest du Geschäfte machen, Wyatt? Du solltest dich 
schämen.« 

»Es wird so viel betrogen in den Saloons der Frontierstädte, 

wie in keiner anderen Gegend. Warum sollte ich mich nicht an 
dem Geschäft beteiligen? Geld stinkt nicht.« Earp fluchte leise. 
Er sah, daß der Häuptling ein Pergament aufrollte und Morgan 
an seine Seite trat. Der junge Krieger an Guadalupes Flanke 
drängte ihm die Lanzenspitze entgegen und bremste so 
Morgans Schritte. Doch Cuadalupe winkte ab und reichte 

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Morgan das vergilbte Papier. Morgan kniete nun nieder und 
glättete das Papier im Sand. Er nickte mehrmals, wobei er 
heftig auf den Häuptling einsprach. 

Aber dann veränderte sich das friedliche Bild. Tatsa-min, 

dessen Wachsamkeit außer Frage stand, fuhr wie ein Pfeil in 
die Höhe. Seine Lanze deutete zum Hügel, auf dem John und 
sein Freund in Deckung lagen. Er stieß einen schrillen Ruf aus 
und fuchtelte mit der geschmückten Lanze. 

Morgans Kumpane reagierten blitzschnell. Mit einem Satz 

waren sie heran, faßten die Schnellfeuergewehre, und ehe John 
die veränderte Situation erfaßte, durchschlug ein Kugelhagel 
das Gesträuch und zwang die Freunde in Deckung. 

Das harte Stakkato schlagender Hufe vermischte sich mit 

berstenden Detonationen. Als John vorsichtig den Kopf hob, 
verschwanden die Pferde zwischen den Felsen. 

Auch Guadalupe und sein Krieger hatten sich in ein Nichts 

aufgelöst. 

Morgan und seine Kumpane zogen sich schießend zu den 

Felsen zurück und ließen dabei erkennen, welche Feuerkraft in 
ihren Karabinern steckte. 

»Sie dürfen uns nicht entwischen«, fluchte John. Trotz der 

umherschwirrenden Kugeln ergriff er seine Henry und schob 
sie kaltblütig an die Schulter. 

Eine Kugel traf John Tapper am Schenkel und ließ ihn 

schreiend ins Gesträuch humpeln. Zu einem zweiten Schuß 
fehlte Haggerty das Ziel. 

»Los, Wyatt«, rief Haggerty, »wir nehmen das Gesindel von 

zwei Seiten in die Zange.  Wenn sie sich erst zwischen den 
Felsen festsetzen, haben wir keine Chance, an sie 
heranzukommen. Guadalupe ist ein verschlagener Kämpfer, 
und sicher ist sein Begleiter ein auserwählter Krieger. Nimm 
dich also in acht vor den Caddos. Ich nehme die rechte 
Flanke.« 

Wyatt Earp nickte. Er war von kalter Gelassenheit, als er 

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antwortete: »Ich halte Glenn Morgan für den gefährlichsten 
Gegner. Morgan ist der Mann, der die Schweinerei ausgeheckt 
und durchgeführt hat. Wir brauchen ihn lebend, damit er uns zu 
seinem Waffenarsenal führt. Außerdem habe ich persönliches 
Interesse an dem Mann. Morgan hat meine Auseinandersetzung 
mit dem Spieler in Tombstone aus nächster Nähe gesehen. Er 
wird mich vor Marshal Marley rehabilitieren!« 

John warf dem Freund einen spöttischen Blick zu. »Keine 

Zusammenarbeit mehr mit diesem Morgan?« 

»Davon bin ich geheilt.« Earp faßte die Henry fester und gab 

Haggerty ein Zeichen. »Viel Glück, John.« 

»Viel Glück, Wyatt.« 
Lautlos tauchten sie im Busch unter. 
John schlug einen Bogen nach Norden, wo üppiger 

Buschwuchs bis zu den roten Felsen führte. Einmal klangen 
heftige Detonationen auf, die ihm zeigten, daß Wyatt bereits 
Feindberührung hatte. Er kroch vorsichtig weiter. 

Die Sonne stand nun schräg über der Felsbarriere. Ihr 

gleißendes Licht blendete den Scout und hatte den Nachteil, 
daß er die in den Schatten der Felsen lauernden Gegner nicht 
erkennen konnte. 

Nur so war es dann möglich, daß er den Caddokrieger erst 

entdeckte, als dessen Lanze zwischen seinen Beinen einschlug. 

John warf sich zu Boden. Noch in der Bewegung riß er seine 

Henry an die Schulter und jagte einige Kugeln ins Gesträuch, 
wo er seinen Gegner vermutete. Aber Tatsa-min hatte sich nach 
dem heimtückischen Angriff blitzschnell zwischen die Felsen 
zurückgezogen. 

Aber John war nun gewarnt. Er schwenkte weiter nach 

Norden, um das vorstehende Kap zu erreichen, in dessem 
düsteren Grau er bessere Chancen zum Angriff sah. 

Während John seinem Ziel entgegenstrebte, folgte ihm 

heftiger Schußwechsel, dessen Echo zu ihm herüberwehte. Er 
spürte an der schnellen Reihenfolge, in der die Schüsse 

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abgefeuert wurden, daß die Feuerkraft der Karabiner ihrer 
Henry weit überlegen war. 

Nur einen Augenblick lang dachte Haggerty an seinen 

Begleiter, dem das Gesindel mächtig einzuheizen schien. Dann 
tauchte er in den Schatten der Felsen unter, kroch im Schutze 
einer überhängenden Platte den Steinhang hinauf, hoffend, so 
in die Flanke der Gegner zu gelangen, um Earp zu entlasten. 

Nach etwa hundert Yards erreichte er die Kuppe eines 

hochaufragenden Felsens, von wo aus das Felsterrain gut 
einzusehen war. Dennoch sah er keine günstige Schußposition, 
denn dort, von wo aus der Pulverrauch hochstieg, stand wie 
eine natürliche Mauer eine Felsbarriere. 

John huschte weiter. Er suchte einen Weg zu den Felsen, in 

dem ihre Feinde in sicherer Deckung lagen und Wyatt unter 
Beschuß hielten. Sprödes Gestein und Geröll löste sich unter 
seinen Schritten, kollerten polternd in die Tiefe. Doch diese 
Geräusche gingen im höllischen Spektakel unter. 

John drängte vorwärts, denn irgendwann, das war ihm klar, 

würde der vernichtende Hagel ihrer Repetiergewehre Wyatt 
Earp aus den Stiefeln holen. 

In seine Überlegungen hinein sah er, keine dreißig Yards 

entfernt, das erschreckte Gesicht eines Mannes über die 
Felsbrüstung starren. Der gleiche Mann, dem seine Kugel ins 
Gesäß gefahren war. 

Kalt und scheinbar ohne zu zielen, riß Haggerty die Waffe an 

die Schulter und drückte ab. John sah noch, wie der Mann 
hochruckte, hilflos mit den Armen ruderte und dann den 
Steilhang hinunterstürzte. 

John blieb keine Zeit zum Überlegen. Ein Pfeil surrte dicht 

an seinem Kopf vorbei, klatschte gegen den Fels. John, der die 
Waffe noch an der Schulter hielt, schwenkte den Lauf. Er sah 
den Schatten eines Mannes auf der schräg oberhalb liegenden 
Felsplatte und jagte zwei Schüsse aus dem Lauf. Ob er den 
Caddo erwischt hatte, war ihm nicht klar, denn nun schienen 

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die anderen Halunken auf ihn aufmerksam geworden zu sein. 
Ein Hagel Blei fuhr über ihn hinweg, zerplatzte auf hartem 
Gestein und fuhr heulend in die Tiefe. 

John hatte sich niedergeworfen und lag nun in der 

ausgewaschenen Mulde hinter einem flachen Felsbrocken. 
Steinsplitter fielen auf ihn nieder, drangen schmerzhaft in die 
Haut. Er wagte nicht, sich zu rühren. Aber er wußte, wenn 
einer der Schützen seinen Standort wechselte, konnte er ihn 
abschießen wie ein Kaninchen. 

Dem Gedanken folgend, wandte John vorsichtig den Kopf. 

Die Felswand fiel im steilen Winkel ab bis zum Gesträuch in 
seinen Ausläufern. Loses, lockeres Gestein, das in Bewegung 
geraten würde, wenn er dort hinunter wollte. 

Das war zu gefährlich, denn das nachrutschende Geröll 

konnte ihn unter sich begraben. 

In seine Überlegung hinein schlug ein Pfeil in seine Hüfte, 

der zwar nur das Leder seiner Revolvertasche durchdrang, ihn 
dennoch zu einer schnellen Entscheidung zwang, denn 
irgendwo über ihm lagen Guadalupe oder sein Kampfgefährte 
und hatten seine hilflose Lage erkannt. Wieder streifte ihn der 
Schaft eines Pfeils, riß eine tiefe Furche in den Oberarm. 

John drehte sich vorsichtig auf den Rücken. Er sah nun die 

beiden Rothäute hoch auf der Kuppe, angestrahlt vom 
gleißenden Licht der untergehenden Sonne. 

Tatsa-min spannte seinen Bogen. 
Trotz der Gefahr, die von Süden kam, hob John das Gewehr 

und schoß. 

Tatsa-min ließ den Bogen fahren, und Guadalupe sprang 

hinzu, um den fallenden Körper aufzufangen. 

John rollte nach links auf den Abgrund zu, sprang 

unvermutet hoch und eilte mit Riesenschritten die Moräne 
hinunter. 

Ein vernichtender Kugelhagel folgte ihm und zugleich 

bemerkte er, wie lose Felsbrocken in Bewegung kamen und 

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nachdrängten. 

John beflügelte seine Schritte. Er sprang wie ein Hase mit 

wilden Sätzen im schrägen Winkel über die Halde. Nun 
erreichte er das erste Strauchwerk. Noch immer schoß das 
Gewehr aus vollen Rohren. 

Bevor er im rettenden Busch untertauchte, streifte glühender 

Schmerz seine Stirn, eine zweite Rundkugel durchschlug seine 
Schulter. 

Er stürzte und spürte, wie Felsstücke über ihn hinwegrollten. 
Aus weiter Ferne hörte er das wilde Triumphgeschrei der 

Schützen, dann wurde es Nacht um ihn. 

Wyatt Earp sah den Freund stürzen. Auch Glenn Morgan 
erlebte es mit einer gewissen Genugtuung. Aber trotz des 
Erfolges sagte er zu Allister: »Wir müssen verschwinden, Sam. 
Ich habe den zweiten Burschen erkannt. Es ist dieser 
verdammte Scharfschütze, Earp. Er hat auch McLynn 
erwischt.« 

Allister blickte zu den beiden Toten hinüber, die stumm, mit 

ausgestreckten Armen, auf nacktem Fels lagen. Er preßte die 
Lippen zusammen, als plötzlicher Hufschlag aufhallte, der über 
den Felskamm wehte und sich entfernte. 

»Guadalupe«, flüsterte er mit blassem Gesicht. »Der Bastard 

ist auf der Flucht.« 

»Ohne Waffen?« Morgan schüttelte bedächtig den Kopf. 

»Für ihn steht zuviel auf dem Spiel. Ohne die 
Winchestergewehre kann er keinen Krieg führen. Er braucht 
sie, um sein Ziel zu erreichen.« 

Allister schwieg eine Weile. Er dachte an die vergangenen 

Tage und Wochen. »Tatsa-min kennt den Weg zur Höhle«, 
sagte er dann zögernd. 

»Haggerty hat den Roten erwischt!« 

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»Weißt du, ob Tatsa-min tatsächlich tot ist?« 
Glenn Morgan schwieg betroffen. 
Aus den gegenüberliegenden Felsen peitschten Schüsse auf. 

Die Geschosse fuhren harmlos über ihre Deckung hinweg, aber 
sie zeigten, daß mit Earp zu rechnen war. 

Der Hufschlag verklang polternd. 
Morgan richtete sich vorsichtig auf. Es war nun fast dunkel. 

Er überlegte nur kurz. 

»Was wollen wir hier noch?« fragte er dann und klopfte auf 

die Brust. »Wir haben die Pläne der Derroteros und somit den 
Schlüssel zum Reichtum. Wir reiten nach Tombstone, Sam. Ich 
habe dort Freunde, die sich einen Anteil am Gold verdienen 
wollen. Soll Guadalupe die Gewehre holen. Solange er hier 
oben seinen Krieg führt, haben wir im Südterritorium Ruhe. 
Heizen wir Earp noch einmal tüchtig ein, dann verschwinden 
wir!« 

Erneut fuhr ein vernichtender Hagel Blei aus ihren Läufen, 

und als die letzte Kugel verschossen war, krochen sie zu dem 
verborgen liegenden Felspfad, der in die Tiefe führte. Sie 
brauchten fast eine Stunde, ehe sie ihre Pferde fanden. Dann 
flohen sie durch die Nacht. 

Die kalte Feuchtigkeit, die sein Gesicht benetzte, brachte John 
Haggerty in die Gegenwart zurück. Er sah das Feuer nahe der 
Wasserstelle und seinen Freund Earp, der ihn gerade verband. 

»Hast du sie erwischt?« fragte John. 
Wyatt Earp spürte den tiefen Sinn der Frage und antwortete: 

»Zwei von ihnen sind in der Hölle. Zwei von ihnen auf der 
Flucht. Morgan ist mir entwischt, aber er wird eine breite Spur 
im Wüstensand hinterlassen.« 

»Und der Caddo-Häuptling?« 
Earp zuckte die Achseln. »Guadalupe hat sich vorher 

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abgesetzt. Ihm war wohl die Luft zu bleihaltig.« 

»Er weiß, wo die Winchester zu finden sind.« John richtete 

sich mühsam auf. Jeder Knochen im Leib schmerzte und 
erinnerte ihn an den Steinschlag, der über ihn hinweggefahren 
war, als er getroffen niederstürzte. 

»Ich muß mit Cochise sprechen. Nur mit seiner Hilfe werden 

wir Guadalupe wiedertreffen.« 

»Du hast einen Streifschuß im Gesicht und in der Schulter 

ein Loch, John«, grollte Wyatt Earp. »Du bist ein halber 
Invalide und warst nahe daran, abzukratzen. By gosh, wann 
denkst du einmal an dich? Du brauchst einen Doc, und ich 
weiß nicht einmal, wo einer zu finden ist.« 

John kam trotz Wyatts Protest auf die Beine. Er taumelte 

leicht und mußte sich stützen. Doch dann hatte er das 
Schwindelgefühl überwunden. »Von solchen Kratzern wird 
kein Mann Invalide. Ich fühle mich stark und kräftig genug, 
eine Woche durch die Wildnis zu reiten. Begreifst du nicht? 
Der Frieden Arizonas steht auf dem Spiel. Versuche du, 
Morgan zu erwischen. Er muß reden, bevor die Caddos an die 
Waffen herankommen.« 

Earp schüttelte heftig den Kopf. »Du bist ein 

unverbesserlicher Narr. Was bedeuten fünfzig Karabiner?« 

»In den falschen Händen Tod und Vernichtung«, stieß 

Haggerty hervor. »Du hast erlebt, wie kampfstark eine 
Winchester ist. Morgen früh nimmst du Morgans Fährte auf, 
okay?« 

»Und du?« 
John deutete zur Wasserstelle, wo die Schatten ihrer Pferde 

erkennbar waren. »Als Freund könntest du meinen Gaul 
satteln, Wyatt, es wäre mir eine Erleichterung.« John schob den 
verletzten Arm in die Gürtelschlaufe, die Earp ihm reichte. 

»Du willst wirklich reiten?« Earps Blick streifte Johns 

verletzte Schulter und er dachte, er ist ein verdammt harter 
Bursche. Aber verrückt. Er kippt aus dem Sattel, noch ehe zwei 

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Tage vergangen sind. 

»Ja«, erwiderte John Haggerty, und Wyatt Earp spürte an der 

harten Stimme des Freundes, daß sein Entschluß 
unwiderruflich war. 

»Dich werden die Geier in der Wüste holen«, fluchte er los 

und stakste zur Wasserstelle hinüber, denn er wußte, John 
Haggerty war nicht mehr aufzuhalten. 

Guadalupes Augen blitzten, als er Locking Bear erkannte, der, 
mit einigen Kriegern aus dem welligen Hügelland kommend, 
ihm entgegenritt. 

Er faßte die Zügel des Handpferdes fester, auf dessen Rücken 

er den verletzten Tatsa-min mit Lederriemen gebunden hatte 
und setzte seinen Schimmel mit leichtem Schenkeldruck in 
Bewegung. 

Nach wenigen Minuten stießen sie aufeinander. 

Wichitakrieger bildeten einen Kordon um Guadalupe. Locking 
Bear ritt schweigend in den Kreis. Er sah den verletzten 
Caddokrieger, dessen Chaparajos blutdurchtränkt war, und 
seine Augen berührten den Häuptling. 

»Wo sind deine tapferen Krieger, Locking Bear?« fragte 

Guadalupe nach kurzer Begrüßung befremdet. »Ich sehe nur 
eine kleine Schar, die dich begleitet.« 

Locking Bears nackter Arm schwenkte in die offene Plains. 
»Sie sind verstreut wie der Sand in der Wüste und auf der 

Suche nach den Lagern der Cheyenne, Arapahoes und den 
Chiricahuas. Sie hoffen, wie wir alle, auf die schnellen 
Gewehre der Weißaugen, die uns zum Siege führen werden. 
Wo sind diese Gewehre, die du uns versprochen hast? Hat das 
Weißauge dich betrogen?« 

Guadalupe schüttelte den Kopf. »Wir liefen in einen 

Hinterhalt der Bleichgesichter und mußten fliehen, ehe unser 

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Handel zustande kam.« 

Nichts in Locking Bears stolzem Antlitz verriet die 

Gedanken, die ihn bewegten. Aber Guadalupe erkannte es. 

Er deutete auf seinen verletzten Begleiter, der reglos im 

Sattel hing. »Tatsa-min ritt seit Wochen auf ihrer Fährte. Er 
kennt das Versteck der schnellen Gewehre. Wir wollen die 
Götter anrufen und sie bitten, daß sie Tatsa-min ins Leben 
zurückrufen.« 

Locking Bears Blick streifte den verletzten Krieger, dessen 

Chaparajos vom Blut getränkt war. Er schwenkte sein Pferd. 

»Folge mir ins Lager, Guadalupe. Cha-wee, der Schamane 

unseres Stammes, wird den Zauber finden, der deinen tapferen 
Bruder zu neuer Kraft führt.« 

Guadalupe lockerte die Zügel. Noch einmal streifte sein 

Blick die Wildnis. 

Sie waren von weit her über die Berge ins Apachenland 

gekommen, um die Friedensbewegung der Cheyenne zu 
bekämpfen. Nun aber glaubte er sich stark genug, alle 
Apachenstämme zu unterwerfen, oder sie als Freunde zu 
gewinnen im Kampf gegen die fremden Eindringlinge in ihrem 
Land. 

»Zastee«, murmelte Guadalupe, und wildes Feuer trat in 

seine Augen. »Tod allen Weißaugen.« 

Bedächtig setzte er den Schimmel in Bewegung. 

Während Wyatt Earp die Spur der flüchtigen Banditen 
aufnahm und John Haggerty Fort Fitzborn entgegenritt, um 
sich vom Militärarzt ärztlich versorgen zu lassen, ehe er in die 
Swisshelm Mountains ziehen würde, stand Cochise, eingehüllt 
in einen weiten Fellmantel, schweigend zwischen den Ruinen 
des Klosters Elfrida. 

Tage waren vergangen, ohne daß der Falke ihn erreichte. Der 

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Himmel war dunkel und wolkenverhangen, so, als wäre er der 
Vorbote einer schlechten Nachricht. Zu seinen Füßen, tief 
unten im Tal, tobte ein Sandsturm. 

Cochise spürte die Kälte durch die Kleidung, und er wandte 

lächelnd den Kopf, als Tla-ina an seiner Seite auftauchte. 

»Der Winter wird früh in die Berge einziehen und Not und 

Elend über unsere Dörfer bringen. Aber meine Gedanken sind 
dunkel und spüren die Gefahr, die mit Wichitas und Caddos ins 
Apachenland gekommen ist. Fast glaube ich, daß der Falke 
einen Freund verlassen hat«, sagte der Häuptling. 

Tla-inas Körper umhüllte eine wärmende Felldecke. Der 

Wind strich durch ihr dunkles Haar. Ihr Blick verlor sich in der 
kahlen Wildnis der Bergwelt. 

»Der Falke wird kommen«, sagte sie zuversichtlich, »sehr 

bald…« 

Cochise spürte Sehnsucht und Hoffnung in Tla-inas Worten. 

Fast zärtlich umschloß sein starker Arm ihre Schultern. Er 
hoffte, daß ihre Worte Erfüllung finden würden. 

ENDE