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2

 

Dan Roberts 

Schrei Haß in den Wind, 

Rothaut 

Apache Cochise 

Band Nr. 27 

Version 1.0 

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3

Prolog 

Man nannte die Apachen Barbaren, Wilde und Massenmörder. 
Waren sie das? Über alles, was in dieser Welt geschieht oder 
früher einmal geschah, kann man so oder so urteilen.
 

Um objektiv zu sein, kann an dieser Stelle nur von 

Unbefangenen ein Widerruf dieser Meinung über die Apachen 
erfolgen. Unser Nachruf, sozusagen eine verspätete 
Ehrenrettung dieses großen, stolzen und kämpferisch 
veranlagten Volkes, das von der Steinzeit »über Nacht« in eine 
erbarmungslose Zivilisation versetzt wurde, die sie nicht 
begriff, wie auch die Umstände, die zum Untergang der roten 
Rasse führten.
 

Man kann sagen, die damaligen Weißen und Mexikaner 

waren alles andere als weitblickend, eher nur von einer 
hyperhumanen Art, die dem Prankenschlag eines Panthers 
glich. Bei den meisten Weißen war die Ausrottung der Indianer 
eine beschlossene Sache, honoriert durch Prämien für einen 
Apachen-Skalp.
 

Dachten und handelten die weißen Einwanderer mit ihrer 

mitgebrachten zweitausendjährigen Kultur alle richtig, Kultur 
und Zivilisation, gemessen an der der Apachen? Oder 
bewegten sie sich in der klischeehaften Vorstellung des 
Militärs vom »toten Indianer, der ein guter ist«?
 

Mitnichten. Zum Teil gab es vorausschauende und 

mitfühlende Männer in der Army, die aber wegen ihrer 
»Humanitätsduselei« nicht zu Wort gelangten, aber den 
Untergang der roten Rasse voraussagten und mit den 
Indianern fühlten.
 

Nicht alle waren sie ein Colonel Chivington, ein abenteuer- 

und beförderungssüchtiger George Armstrong Custer. Fest 
steht aber, daß der Massenmord an der indianischen Rasse von 

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vielen Amerikanern heutzutage bagatellisiert und, wenn die 
Sprache darauf kommt, mit einer lässigen Handbewegung 
abgetan wird.
 

Auch die in wissenschaftlichen Disziplinen denkenden 

Amerikaner können einen Rückblick auf die Zeit nach 1850 nur 
schwer vertragen. Man sieht die in den Wüsten und Gebirgen 
vegetierenden Stämme Arizonas nicht, und das beruhigt den 
Durchschnittsamerikaner ungemein, weil er das ökologische 
Harakiri, das man mit dem Land und seiner Urbevölkerung 
trieb, nicht mit ansehen muß.
 

Zugegeben, die Stämme der Indianer, besonders die 

Apachen, betrieben zu keiner Zeit Vorratswirtschaft, 
ausgenommen die seßhaften und Ackerbau treibenden Pueblos 
im Westen von Neumexiko und in den nordöstlichen Bereichen 
Arizonas.
 

Lag hier der Untergang der roten Rasse begründet? 
Sicherlich nicht, denn kein nomadisierendes Volk in Europa, 

Asien oder Afrika konnte sich mit Vorratshaltung befreunden. 
Gingen sie unter? Nein, sie gingen auf in den Völkern, deren 
Gebiete sie okkupierten. Auch andere negative Aspekte – in den 
Augen der Weißen – kann den Apachen nicht abgesprochen 
werden. Sie waren nun einmal Naturkinder, einfache Nomaden 
in einem riesigen Kontinent, der ihnen alles bot, was sie zum 
Leben brauchten. Zu allen Zeiten war daher für die Apachen 
die Welt noch in Ordnung. Erst als der weiße Mann mit seinen 
überlegenen Waffen, mit Schnaps und seiner verfeinerten 
Kultur und seinen ansteckenden Krankheiten kam, legte sich 
das große graue Leichentuch über die Stämme und 
Sippenverbände.
 

Ganz bestimmt wäre vor 100 und mehr Jahren 

möglicherweise vieles ganz anders gekommen, wenn unter den 
Militärs und in der Regierung in Washington nur ein einziger 
Mann mit entsprechendem Weitblick und ohne Ressentiments 
gegen die rote Rasse gewesen wäre.
 

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5

Es hat nicht an klardenkenden und verantwortungsbewußten 

Leuten gemangelt, aber sie hatten nicht die Stimmengewalt im 
Kongreß, die dazu notwendig gewesen wäre, den Indianern zu 
ihrem Recht zu verhelfen.
 

Es ist nicht Aufgabe dieser Einleitung, anzuklagen und zu 

richten, denn niemand von uns kann sagen, daß er es 
womöglich hätte besser machen können. Sie alle in der 
damaligen Zeit – Rote wie Weiße – waren Kinder einer harten 
und erbarmungslosen Epoche, und sie waren Bewohner einer 
rauhen Umwelt.
 

Die Serie APACHE COCHISE mit ihrem wahrhaft großen 

Häuptling Cochise als Held ist die im Wesen und Charakter 
authentische Aufzeichnung amerikanischer Geschichte, die in 
Romanform für den deutschen Sprachraum noch nicht oder nur 
in Kurzform gebracht wurde. 

Die guten und schlechten Weißen, die anständigen Apachen 

und die grausamen, tauchen namentlich in der Story auf und 
geben der Geschichte einen dramatischen, wenn auch 
makabren Hintergrund. 

Ihr Martin Kelter Verlag 

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6

*** 

Die Wächter glitten von ihren Posten. Einer der Krieger 
huschte geschickt über ein zerrissenes Felsband, erreichte eine 
Art Kanzel und legte beide Hände um den Mund. 

Ein langgezogener Ruf klang über die Felsschroffen der 

Dragoon Mountains. Aus dem Jacale des Schamanen drang das 
scharfe Rasseln eines getrockneten Kürbisses, der mit Steinen 
halb gefüllt war. 

Tanzend wand sich der Medizinmann der Chiricahuas aus 

seiner Hütte. Auf dem Kopf trug er ein Gestell, das mit Federn 
der schnellen Vögel, gefärbten Holzperlen und dem Schwanz 
des schnellen Hirsches geschmückt war. In weiten Kreisen 
tanzte der Schamane einen Weg hinauf, der auf einer 
vollkommen glatten Felsklippe endete. Oben verharrte der 
Zauberer der Chiricahuas. 

Respektvoll traten Geronimo, Victorio und Doppelwolf zur 

Seite. Galt doch Adlerschwinge als einer der besten, fähigsten 
Zauberer bei allen Völkern der Apachen. Die Krieger waren 
fest davon überzeugt, daß er mit den Geistern sprach, daß er 
seine Macht, Krankheiten zu heilen, die Siege und Niederlagen 
vorauszusagen, den zahllosen übernatürlichen Wesen 
verdankte, die er kannte. 

»Es ist soweit«, sagte Cochise zu Naiche. »Der Wind kommt 

auf.« 

Der Blick des großen Jefe wirkte kalt und hart. Naiche fragte 

sich, was sein Vater in diesem Moment wohl bedachte. 
Überlegte er sich, daß Geronimos und Victorios Tod durch 
einen Fehlsprung die meisten Probleme lösen würde? 

Cochise hatte seine Macht eingesetzt. Er mußte die 

Aufrührer bestrafen. Wollten sie nicht zwei Mondzeiten lang in 
der San Carlos Reservation bleiben, hatten sie jetzt ihr Leben 

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7

einzusetzen. 

Der Sprung über die Klippe gelang nur den kräftigsten und 

geschicktesten Kriegern. Es war ein Gesetz der Götter, daß 
diese Mutprobe im Morgengrauen stattfand. Der Schamane 
hatte sogar einst in rätselhaften Worten davon gesprochen, daß 
Usen, die oberste Gottheit der Apachen, selbst diesen Befehl 
vor undenklich langer Zeit gab. 

Endlich erreichte der Medizinmann die Kante des 

Steilhanges. Adlerschwinge warf ein Pulver in die Luft. 
Unendlich langsam sank das feine Staubgemisch hinab. Reglos 
verharrte der Schamane. Winzige, kaum wahrnehmbare 
Handbewegungen ließen die Kürbisrassel wie leichten Wind 
aufrauschen. 

Und nun setzte er ein, der Wind, der jeden Morgen aus dem 

Osten her über die Dragoon Mountains zog. 

Adlerschwinge trat zur Seite. Es war nicht seine Aufgabe, 

das Zeichen zu geben. Dies stand Cochise zu, dem obersten 
Führer aller Apachenstämme. Der Jefe schritt gemessen hinauf. 
Victorio starrte den mehr als sechs Fuß großen Häuptling der 
Chiricahuas an. Die Augen des Mimbrenjos zeigten unverhüllt 
blanken Haß. 

Geronimo, der tapfere Krieger, der nach einer Machtposition 

unter den Apachen strebte, lächelte spöttisch. 

Cochise schien nichts davon wahrzunehmen. Er blickte auf 

Doppelwolf. Unter diesem Namen kannten ihn die Krieger. 
Vor mehr als zwanzig Jahren hatten die Mimbrenjos den 
kleinen Jungen in Mexiko geraubt und als Sklave 
mitgeschleppt. Lange Zeit diente Doppelwolf als Spielzeug für 
die Grausamkeiten der Halbwüchsigen des Stammes. 

Er wurde zäh wie ein Apache, vergaß, daß sein eigentlicher 

Name Juan Antonio Lopez de Garcia war, vergaß alles was 
noch in seinem Gedächtnis haftete und wurde zum Krieger. 

Vor wenigen Tagen jedoch war das Blut der anderen Rasse 

in Doppelwolf durchgebrochen. Der Kriegszug gegen das 

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8

Goldgräberlager Pearce hatte mit einem Sieg und reicher Beute 
geendet. 

Die blonde Frau, die Doppelwolf in seine Hütte bringen 

wollte, hatte ihn teilweise zurückverwandelt. 

Fast jedem Apachen erschien diese Frau mit dem Goldhaar 

als sehr häßlich. Doppelwolf jedoch wußte, daß er nicht ohne 
sie leben wollte. Darum wagte er heute den Todessprung, 
unterwarf er sich Cochises Urteil. Denn je länger der 
hochgewachsene Krieger in der San Carlos Reservation 
eingesperrt war, desto weiter entfernte sich die Frau mit dem 
Goldhaar. 

»Es ist soweit«, rief Cochise mit weithin hallender Stimme. 

»Wer den Sprung wagen will, möge vortreten. Ihr kennt mein 
Urteil, Mimbrenjos. Und ihr kennt das Gesetz der Stämme.« 

Victorio vermochte nicht, sich länger zu beherrschen. Der 

Jefe der Mimbrenjos warf beide Arme hoch, der Sonne 
entgegen, die blutrot im Osten über die Berge leuchtete. 

»Hört mich an, ihr Götter der Apachen«, schrie der 

Häuptling. »Wenn ein Mann die Stämme verraten hat, so war 
dies Cochise. Er duldet die Bleichgesichter in unserem Land. 
Nicht nur das, er schließt sogar einen Pakt mit ihnen, läßt sie 
ihrer Wege ziehen. Und diese Wege nehmen den Apachen 
alles, das Wasser, das karge Land und die Freiheit. Cochise ist 
der wahre Schuldige, nicht wir, die Mimbrenjos. Wir wollen 
unser Land behalten. Wir sind noch immer Krieger der Wüste 
und keine Weiber wie Cochise und seine Chiricahuas.« 

Die Rassel des Medizinmannes zischte so laut und scharf, 

daß die Worte des Häuptlings übertönt wurden. Die 
Chiricahuas, die in atemloser Spannung den Todessprung der 
drei tapferen Krieger erwarteten, nahmen Victorios Hochreißen 
der Arme als Gebet an die Sonne, die Spenderin allen Lebens 
und brachen in laute Beifallsrufe aus. 

Der Chief der Mimbrenjos hörte das zustimmende Geschrei 

und blickte triumphierend den großen Cochise an. Als der 

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9

Mimbrenjo das Lächeln des Chiricahuas sah, zuckte er 
zusammen. Es wirkte verächtlich, ja, höhnisch. Unsicher 
blickte Victorio  zu Geronimo, zu Doppelwolf. Doch der 
Krieger stand stumpf und starren Blickes am Abgrund und 
stemmte sich dem Wind entgegen, der die Wagemutigen in den 
Abgrund wehen sollte. 

Als der Chief der Mimbrenjos das leise Lachen des 

Medizinmannes hörte, preßte er die Lippen zusammen. 
Abermals war er überlistet und gedemütigt worden. Aber 
Cochise würde noch erfahren, wohin seine Politik der 
Nachgiebigkeit, der Sanftmut führen würde. Hatte Victorio erst 
den Todessprung vollbracht, so würde er sich aus der 
Reservation andere Krieger holen. Hunderte warteten dort auf 
seinen Ruf, warteten darauf, mit Apachenlist die 
bleichgesichtigen Eindringlinge zu vertreiben und Beute und 
Skalps zu erringen. 

»Spring jetzt, Häuptling«, befahl Cochise gelassen. »Was 

später aus deinen großen Worten wird, hast du zu 
verantworten.« 

Victorio maß die Entfernung mit den Augen ab, schätzte den 

Wind und verspürte plötzlich nagenden Zweifel in sich. 

Stärker und stärker stemmte sich der Sturm gegen den 

Indianer, hinderte ihn am Absprung, am Anlauf, der so weit 
und lang sein durfte, wie der Prüfling es für nötig befand. 

Victorio trat ein halbes Dutzend Schritte zurück. Er duckte 

sich. Sein Oberkörper pendelte über dem Felsboden, und die 
Hände berührten fast den Fels, als sich der Mimbrenjo-
Häuptling konzentrierte. 

Und dann rannte er los, wechselte nach drei Schritten die 

Geschwindigkeit und stieß sich mit aller Kraft von der Kante 
des Abgrundes ab. 

Mit vorgestreckten Armen flog der Jefe über die tiefe 

Schlucht. Sicher landete er auf der anderen Seite auf beiden 
Füßen und unterdrückte mühsam seinen Triumphschrei. Nicht 

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einmal die Arme riß er hoch. Er drehte sich langsam um, 
blickte zurück und vollführte eine verächtliche Handbewegung. 

Gelassen schritt Victorio über den Felsensteig davon. Drei 

Dutzend Pferdelängen entfernt überbrückte ein schmales 
Felsband die Schlucht. Mit sicheren Schritten betrat der Chief 
der Mimbrenjos diesen Übergang und marschierte zurück zu 
Cochise. 

Geronimo nahm Anlauf, stieß sich ab, und in genau diesem 

Moment verstärkte sich die Wucht des Morgenwindes, 
stemmte sich dem Krieger entgegen, der für eine Sekunde 
reglos in der Luft zu hängen schien. 

Langsam flog er weiter. Mit ausgestreckten Armen erreichte 

er die jenseitige Kante, krallte die Finger in das mürbe Gestein, 
das unter dem harten Griff nachgab, abbröckelte, und gewann 
nur mit seiner Körperkraft festen Grund, indem er sich 
hochschwang. 

Der Krieger hatte die gleiche Leistung vollbracht, die 

schwere Prüfung bestanden – genau wie sein Häuptling. 

Schaudernd wandten sich die übrigen gefangenen Kämpfer 

der Mimbrenjos ab. Sie würden Usen nicht derart 
herausfordern. Hatte sich nicht bereits jetzt gezeigt, daß er den 
Versuchen der Mimbrenjos ungnädig gegenüberstand? 

Lediglich Doppelwolf blieb unbeeindruckt. Er hatte 

festgestellt, daß der Wind sich in bestimmten Abständen 
verstärkte und wieder abflaute. 

Es galt also, diese Pause abzuwarten und schnell zu handeln. 

Doppelwolf hörte die Hohnschreie der Chiricahuas gar nicht. 
Er nahm das erregte Gemurmel seiner Freunde überhaupt nicht 
wahr, die an seinem Mut zweifelten und laut darüber sprachen, 
daß er kein Krieger sei. Daß er sich nur mit Worten mutig 
gezeigt habe und nun die Prüfung verweigerte. 

Sie kannten Doppelwolf alle nicht. In ihm brannte das Bild 

der goldhaarigen Frau, die ihm schöner als ein Hirsch in den 
Bergen erschien. 

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Jetzt! 
Der Wind flaute ab. Doppelwolf lief los, verlängerte seine 

Schritte, denn seine Körpermaße waren anders als die der 
meisten Apachen. Er stieß sich ab, wußte schon während des 
Fluges, daß er es schaffte und landete sicher auf beiden Füßen, 
landete weitaus eleganter als Victorio. 

Sekundenlang blieb es still. Doch dann stieg 

unbeschreiblicher Jubel über die Draggon Mountains auf. Und 
wären Goldsucher oder Scouts der Weißen in der Nähe 
gewesen, so hätten sie sich bestimmt bekreuzigt und die Flucht 
ergriffen, wäre dieses Gebrüll bis zu ihnen gedrungen. 

Cochise hob die Linke. Die Krieger wurden still. 
»Ihr seid frei, vom Urteil befreit«, sagte der große Häuptling 

klar und deutlich. »Mißachtet nicht weiterhin Cochises Worte, 
noch bin ich der Chief aller Stämme. Wenn das Blut eurer 
Krieger zu heiß aufwallt, so zieht zu den Gelbhäutigen, ins 
Land der Eisenmänner. Dort sollt ihr rauben, Skalps nehmen 
und Beute machen, nicht in unserer Heimat. Ihr haßt die 
Weißen, gut. Ich liebe sie nicht. Wir alle lernten ihre Macht 
kennen. Wenn wir Apachen überleben wollen, wenn es in 
hundert oder mehr Sommern noch Männer unserer Stämme 
geben soll, müssen wir Frieden halten. Dies sage ich euch, und 
dies ist meine Vision, die ich von den Göttern erhielt.« 

Doppelwolf drängte sich an Victorio vorbei. Der Chief der 

Mimbrenjos fuhr wild herum. Seine dunklen Augen glommen 
unheilvoll, als er den großen Krieger anblickte, aber 
Doppelwolf nahm diesen Ausdruck der Häuptlingsaugen gar 
nicht wahr. Er sah in weite Ferne, sah das Gesicht und das 
goldene Haar Myriams vor sich, jener Frau, die sein war, die er 
in sein Jacale führen wollte. 

Und Victorio wußte, daß sein Stamm einen Krieger verloren 

hatte. Denn Doppelwolf war nicht länger ein Mimbrenjo. Das 
Blut der Gelbhäutigen, die Rasse seiner Ahnen, hatte das 
weggewischt, was einen Apachen ausmachte. 

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Geronimo spürte das nicht. Er sah noch immer in dem 

hochgewachsenen Krieger sein Werkzeug. Denn Doppelwolf 
war ein Rebell – genau wie Geronimo. 

Wyatt Earp starrte mißmutig seine Karten an. Das Blatt taugte 
nicht mal, auch nur einen lausigen Cent zu gewinnen. 
Trotzdem hielt der junge Abenteurer mit. An winzigen 
Anzeichen hatte er bemerkt, daß sein Bruder Virgil unbedingt 
weitermachen wollte. Er schien gute Karten zu besitzen, so 
gute, daß er jede Summe in den Topf warf, die gefordert 
wurde. 

Zwei schmutzige, bärtige Prospektoren saßen als Gegner am 

Spieltisch. Ihre zerlumpte Kleidung würde in jeder Stadt 
östlich des Mississippi sofort den Stadtpolizisten auf den Plan 
rufen. Hier jedoch kümmerte sich niemand um das Aussehen 
eines Menschen. Die Hauptsache war, daß er Gold, Silber oder 
Dollars besaß. 

Und für Dollars bekam jeder in Tombstone alles. Die 

Boomtown kochte beinahe über. Hier rollte das Geld von einer 
Tasche in die andere. 

Leichte Girls, Kartenhaie und Geschäftemacher in weißen 

Kragen lauerten auf die glücklichen Digger, um ihnen alles 
abzunehmen, was die Goldsucher besaßen. 

Endlich verlangte Virgil zu sehen. Er atmete scharf und 

hörbar, als einer der Zerlumpten einen Straight Flush bis zur 
Dame auflegte. Und dieses Blatt besaß die höchste Farbe des 
amerikanischen Pokers: Pik. 

»Na, Mr. Kartentrickser«, sagte der Digger grinsend. »Pech 

für dich, was! Du kannst eben nicht immer Glück haben.« 

Der Goldsucher fegte mit den Händen den Dollarhaufen 

zusammen, wollte das Geld zu sich heranziehen, als Virgil in 
seiner trägen Art erwiderte: »Moment, Mann, ich möchte auch 

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aufdecken.« 

»Nur zu!« rief der Digger lachend, »wenn du dich blamieren 

willst!« 

»Nicht blamieren, sieh her«, antwortete Virgil Earp und legte 

eine Acht nach der nächsten auf den Tisch. Die fünfte, wertlose 
Karte war ein As. Es zählte nicht bei diesem Vierständer, der 
höher als jeder Flush war. 

»Allmählich glaube ich daran, daß jeder Spieler mit dem 

Teufel im Bunde steht«, sagte der Digger und verzog das 
Gesicht. »Aus für mich, Leute. Ich muß mich auf den Weg 
machen.« 

Die beiden Goldsucher verließen den Tisch. Virgil nickte 

seinem Bruder Wyatt zu und teilte den kleinen Dollarberg in 
zwei Hälften. 

»Na endlich«, sagte Wyatt aufatmend und strich sich über 

den braunen Schnurrbart. »Der Knoten ist geplatzt, Bruder. 
Pokern wir weiter?« 

Virgil schüttelte den Kopf und sagte: »Lieber nicht. Die 

Kerle hier sehen uns schon wieder schief an. Überlegen wir, 
wohin wir fahren. Tombstone ist zu heiß und zu eng für uns 
geworden.« 

Wyatt fluchte leise auf diese verdammten Narren, die hier 

ihre Dollars ausgaben. Sicher, die Earps hatten oft Glück im 
Spiel, vielleicht zu oft. Aber war es bei den anderen 
Kartenhaien nicht auch so? 

»Warum stellen sich die Menschen hier denn nicht gegen 

Charley Recanzone, Dick Clark oder Bones Brannon? Jeder 
weiß, daß sie die ganz großen Trickser sind, aber uns sehen sie 
schief an.« 

Virgil grinste und erwiderte: »Die sind ganz oben, Bruder. 

Darum wagt sich keiner mehr an sie heran. Uns wollen sie gar 
nicht erst groß werden lassen. So sieht das aus. Was hast du 
jetzt vor?« 

Wyatt lächelte und antwortete: »Ich besuche Myriam. 

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Vielleicht braucht sie Hilfe.« 

Virgil grinste stärker und zwinkerte seinem Bruder zu. Der 

ältere Earp vermochte sich gut vorzustellen, woraus Wyatts 
Hilfe bestand. Die Blonde hatte ihn beeindruckt, war genau die 
Frau, auf die Wyatt gewartet hatte. Und sie schien nicht 
abgeneigt, mit dem schlanken jungen Revolvermann und 
Spieler etwas anzufangen. 

Nach ihrem Erlebnis bei den Apachen genoß sie die 

Aufmerksamkeit des Weißen doppelt. Tombstone war größer 
als Pearce, größer und wilder. Hier pulsierte das Leben noch 
schneller als in dem Diggercamp, das von den Apachen dem 
Erdboden gleich gemacht worden war. 

»Viel Spaß«, wünschte Virgil seinem Bruder Wyatt. 
Der jüngere Earp stiefelte davon. Er ging zum Alhambra 

Saloon des Dick Clark. Dort wollte Myriam versuchen, einen 
Spieltisch zu mieten. Als Frau würde sie bestimmt eine 
Herausforderung für die Goldgräber sein. Denn jeder Mann im 
Westen war felsenfest davon überzeugt, daß er besser pokern 
konnte als eine Frau. 

Und gerade diese Einstellung brachte das große Geld den 

wenigen Frauen, die sich mit Glücksspiel ihre Dollars 
verdienten. 

Wyatt betrat den Saloon und sah zur Bar hinüber. Charley 

Recanzone schwenkte den Mixbecher und hatte ein strahlendes 
Lächeln für Earp. Mehr als ein Dutzend Männer drehten sich 
um. Ihre Gesichter überschatteten sich, als sie Wyatt Earp 
erkannten. Doch dann dachten die Burschen an dieses Lächeln 
des Barkeepers und Spielers und wurden vorsichtig. 

Der elegante Charley schien den jungen Earp zu mögen. 
Wyatt marschierte zielstrebig zu dem Tisch hin, der von 

Männern förmlich umlagert wurde. 

»Und noch zwanzig«, sagte eine Frau laut. »Wer hält mit, 

Gentlemen?« 

Wyatt verzog etwas das Gesicht, denn Gentlemen waren es 

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wirklich nicht, die den Pokertisch umlagerten. Eher sahen die 
Burschen wie Landstreicher aus. Aber sie hatten die Taschen 
voller Gold. Nur das zählte in Tombstone. Wer Geld oder Gold 
besaß war King, durfte sich alles erlauben, alles kaufen, 
wonach ihm der Sinn stand. 

Myriam blätterte lächelnd ihre Karten auf den Tisch, als 

einer der Mitspieler sehen wollte. Die schöne blonde Frau 
gewann mit einem Royal Flush in Karo den gesamten Topf, 
den Wyatt auf mindestens dreihundert Bucks schätzte. 

Sie hatte Erfolg, verdammt noch mal. 
»Eine Pause, meine Herren«, bat Myriam. »Den Rest Ihres 

Geldes dürfen Sie heute abend bei mir abliefern.« 

Die Spieler und Zuschauer lachten dröhnend. Noch immer 

dachten sie, dieser Frau überlegen zu sein. Und wenn Myriam 
es geschickt anstellte, würde sie ein paar hohe Spiele verlieren, 
nachdem sie wieder mit den Karten angefangen hatte. Doch das 
wußte sie sicher selbst. 

Die schöne Frau lächelte Wyatt an und sagte: »Ich freue 

mich, daß du gekommen bist. Gehen wir essen? Lädst du mich 
ein?« 

Geschmeichelt grinste der junge Earp, und dieses Grinsen 

fiel etwas töricht aus. Er bot Myriam den Arm. Die meisten 
Gäste des Alhambra sahen den beiden nach, als sie Dick Clarks 
Saloon verließen. 

Clark selbst setzte ein gütiges Lächeln auf, als er die jungen 

Menschen davongehen sah. Er konnte sich das leisten, denn 
Myriam hatte ihm allein heute mehr als hundert Dollar 
eingebracht. 

Wyatt Earp protzte nicht, aber er führte die blonde Myriam 

in ein gutes Speisehaus auf der anständigen, der guten Seite der 
Allan Street, südlich dieser Grenze, die quer durch die 
Boomtown verlief. 

Tombstone besaß sogar ein Opernhaus. Anstandshalber 

machte Wyatt seiner neuen Freundin den Vorschlag, am 

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Nachmittag die Oper zu besuchen. Er atmete auf, als Myriam 
ablehnte und sagte: »Wir mieten uns einen Wagen und fahren 
ein kleines Stück, ja? Ich möchte dir etwas zeigen, Wyatt.« 

Natürlich war er neugierig und willigte ein. Diese Neugierde 

hatte nichts mit wilden Vorstellungen oder Träumen zu 
schaffen, denn Myriam und er waren sich bereits vor zwei 
Tagen so nahe gekommen, wie es nur Mann und Frau 
vermögen. 

Nach dem Essen, als sie endlich den Blicken der sogenannten 

anständigen Bürger entkommen waren, führte der junge Earp 
seine Schönheit zum Mietstall und besorgte dort einen 
Whitechapel Cart, einen Einspänner mit Klappverdeck, das die 
beiden Insassen vor der Sonne schützte. 

Das lammfromme Deichselpferd gehorchte jedem Ruck des 

Zügels. Myriam lehnte sich an Wyatt, der das Tier im Schritt 
über die Main Street Tombstones marschieren ließ. 

Mehr als ein Prospektor, mehr als ein »ordentlicher Bürger« 

sah den beiden nach, als sie in Richtung Osten fuhren. 

»Girly, bald beginnt das freie Land«, sagte Wyatt. »Ich habe 

nur meinen Colt bei mir. Es ist zu gefährlich, weit 
hinauszufahren, ohne ein Gewehr mitzunehmen. Das weißt du 
doch. Was hast du vor?« 

Myriam lächelte und erwiderte: »Wir sind gleich da. Siehst 

du das Haus dort vorn?« 

Wyatt sah es. Das Gebäude wirkte massiv und war aus 

dicken Stämmen in der Art einer Blockhütte errichtet. Es sah 
aus, als würde selbst ein Angriff einer Apachenhorde dieses 
Haus nicht zum Einsturz bringen. 

»Das ist jetzt mein Haus«, sagte Myriam leise. »Immer habe 

ich mir ein eigenes Heim gewünscht. Hier in Tombstone ging 
mein Wunsch in Erfüllung, Wyatt.« 

Sie sah zur Seite, sah die zusammengezogenen Brauen und 

fuhr leise fort: »Du bist jederzeit willkommen bei mir, mein 
Lieber.« 

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Earp lächelte. Das gefiel ihm schon besser. Natürlich störte 

ihn, daß Myriam innerhalb von zwei Tagen anerkannt worden 
war, daß sie am Pokertisch sitzen und Dollars machen konnte, 
während die Earps schief angesehen wurden. 

Aber diese Einladung versöhnte Wyatt mit allem. 
Er half Myriam aus dem Wagen und führte sie zur Tür. 

Umständlich kramte die schöne Frau einen großen Schlüssel 
aus ihrer Tasche und sperrte auf. 

Nach wenigen Minuten waren die Läden geöffnet. 

Sonnenlicht fiel auf die schäbige Einrichtung. Myriam 
vollführte eine großartige Handbewegung, die alles einschloß 
und sagte: »Das Zeug schmeiße ich weg. Ich habe schon neue 
Möbel bestellt. Sie werden morgen geliefert. Das Geld dafür 
muß ich heute abend am Kartentisch gewinnen.« 

Wyatt trat an das breite Bett, das aus massiven Brettern 

erbaut war, und stemmte prüfend die Fäuste auf den Strohsack. 

Lächelnd kam Myriam näher. Sie ließ ihre Tasche einfach 

fallen, schloß nicht einmal die Tür ab, sondern legte Wyatt 
beide Arme um den Hals. 

Sie küßten sich heiß, mit einer Art Hunger, die das gesamte 

Leben in diesem Land, in dieser Zeit kennzeichnete. Denn es 
ging wahrhaftig nur um schnelles, gutes und reiches Leben. Es 
mußte gehaltvoll und abwechslungsreich sein, viel bieten und 
nicht zu viel fordern. 

Wyatt Earp fingerte an den Bändern und Knöpfen ihres 

Kleides, öffnete den Stoff und glitt mit den Fingerspitzen 
zärtlich über die nackte Haut. Als er die festen Brüste Myriams 
spürte, stöhnte sie leicht. Sekunden später sanken sie auf das 
breite Bett. 

Cochise wirkte wie ein Standbild. Sein Gesicht war unbewegt. 
Selbst die schwarzen Augen zeigten keinen Ausdruck. Der 

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große Chief nahm jedoch alles wahr, was um ihn herum 
vorging. 

So bemerkte er die achtungsvollen Blicke der Mimbrenjos, 

als sie Geronimo ansahen, sah den Respekt, mit dem die 
Krieger ihren Häuptling Victorio behandelten. Denn diese 
beiden Männer hatten den Todessprung gewagt, waren frei 
vom Urteil des Chiricahua-Häuptlings. 

Doppelwolf betrachteten die Mimbrenjos mit scheuen 

Blicken. Von dem hochgewachsenen Krieger ging etwas aus, 
das Cochise zur Vorsicht mahnte. Der hünenhafte ehemalige 
Sklave war nicht länger ein Apache, gehörte nicht mehr dem 
Stamm der Mimbrenjos an. 

Er verfügte über alle Fertigkeiten und Listen der 

Wüstenkrieger. Doppelwolf war gefährlich wie eine Giftnatter. 
Vor allem deshalb, weil nun sein Blut, das Blut der anderen 
Rasse, in ihm erwacht war. 

Die Mimbrenjos brachen auf. Sie straften die Chiricahuas mit 

Verachtung. Waren diese doch nach Meinung von Victorios 
Kriegern zu Weibern geworden, die duldeten, daß die Weißen 
ungehindert in den heißen Südwesten eindringen durften. 

Die Rasseln des Medizinmannes rauschten nur noch leise 

auf. Die Prüfung war vorbei. 

Cochise trat vor, versperrte den Mimbrenjos den Weg. 

Feindselig sahen sie den hochgewachsenen Jefe an. Er stand 
zwischen ihnen und dem freien Leben, den zügellosen 
Raubzügen und der Beute. 

»Ihr alle kennt mein Urteil«, sagte Cochise hart. »Meine 

Krieger kennen euch. Und ich sage es noch einmal: jeder 
Apache muß euch töten, trifft er euch in den nächsten beiden 
Mondzeiten außerhalb der San Carlos Reservation an. Reitet 
jetzt. Usen möge euch alle beschützen, er soll euren Geist 
erleuchten, auf daß ihr erkennt, welcher Weg der richtige ist. 
Denn wir vermögen die Bleichgesichter nicht zu bezwingen. 
Wir töten hundert, und tausend folgen ihnen. Wir töten diese 

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tausend, und zehn mal tausend drängen in unser Land. Sollen 
sie doch das wertlose, weiche Sonnenmetall nehmen. Sollen sie 
doch das Gestein aus dem Boden holen, das wie Mondlicht 
schimmert. Uns nutzt es nichts, und das wißt ihr alle. Sind 
diese Dinge endlich dem Leib der Erde entrissen, gehen die 
Bleichgesichter, da sie die harte Arbeit scheuen.« 

Victorio lachte auf und rief: »Natürlich gehen sie, wenn das 

Sonnen- und Mondmetall zu Ende ist. Aber die eigentlichen 
Feinde unserer Stämme bleiben. Es sind diejenigen, die gute 
Wasserstellen besetzen, Vieh ins Land bringen und den Boden 
mit ihren Eisenhaken aufreißen, um Körner hineinzulegen. Das 
sind die Menschen, die sich mit Zähnen und Klauen 
verteidigen, die hier in unserem Land eine Heimat finden 
wollen. Das vergißt du, Cochise, großer Häuptling.« 

Naiche trat einen kurzen Schritt vor. Der Sohn des Chiefs 

umklammerte den Griff des erbeuteten Messers. 

»Nein, Sohn«, sagte Cochise leise. »Dies ist eine Handlung, 

die das Recht aller Stämme angeht. Das Gesetz dürfen wir 
nicht brechen.« 

Und der große Jefe fuhr laut fort: »Victorio, du haßt die 

Weißen, gut. Ich liebe sie nicht, aber ich weiß, daß wir im 
Kampf gegen sie nicht bestehen werden, niemals. Ich will, daß 
in hundert und zweihundert Sommern noch immer Apachen in 
diesem Land leben. Du willst, daß kein Apache in dieser Zeit 
mehr lebt, daß unsere Rasse zu einer Legende wurde. Und das 
darf nicht sein, Mimbrenjo. Reitet jetzt. Denkt an mein Wort, 
das Frieden heißt. Vergeßt das alte Gesetz nicht.« 

Doppelwolf kümmerte sich nicht um diese Sätze, die doch 

die meisten Krieger wenigstens jetzt beeindruckten. Sobald 
Cochise weit entfernt war, sobald die Mimbrenjos nur noch die 
wilden Worte ihres Häuptlings Victorio hörten, sehnten sich 
abermals nach Kampf und Beute. 

»Doppelwolf, wir reiten«, mahnte Geronimo. 
Der Krieger saß auf, packte die Graszügel und hieb dem 

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Pinto die Absätze in die Flanken. Dicht hinter Doppelwolf ritt 
Geronimo. Er dachte immer noch darüber nach, wie er die 
Verrücktheit des jungen Kämpfers ausnutzen konnte. 

Endlich, einige Meilen lag die Apacheria der Chiricahuas 

bereits zurück, kam dem machthungrigen Geronimo der 
richtige Einfall. Er leitete seinen Mustang dicht neben den 
Pinto und sagte halblaut: »Du bist neben Victorio und mir der 
einzige, Doppelwolf, der die Prüfung bestand. Ich habe eine 
Aufgabe für dich, Krieger. Du wirst berühmt sein unter den 
Apachen aller Stämme. Sie werden deinen Namen an den 
Lagerfeuern mit Bewunderung aussprechen, wenn die Tat 
gelingt.« 

Geronimo sah sich um, vergewisserte sich, daß niemand so 

nahe ritt, daß er die Worte verstehen würde. 

»Hör zu, Doppelwolf«, fuhr der ehrgeizige Krieger fort, »du 

mußt die Sprache der Weißen lernen, besser beherrschen. Es 
dauert nur wenige Tage, glaube mir. Und dann läßt du dich bei 
den Pferdesoldaten als Späher anwerben. Wir jagen dich, 
verfolgen dich und dein müdes Pony. Es sieht so aus, als 
wollten wir dich töten. Kurz vor Fort Buchanan geben wir auf. 
Du hetzt weiter und zeigst so, daß du ausgestoßen bist.« 

Doppelwolf bewegte keinen Muskel seines Gesichtes. Der 

Blick des großgewachsenen Kriegers war nach Südwesten 
gerichtet. Dort lag Tombstone. Dort lebte die blonde Frau, die 
seine, Doppelwolfs, Beute war. 

»Du führst die Patrouillen in die Falle, hörst du?« raunte 

Geronimo. »Wir machen die Hälfte der Pferdesoldaten nieder, 
ehe wir aufgeben und davonreiten. Alle Krieger können 
kämpfen. Wir schlagen zu wie die Schlange, pfeilschnell und 
verschwinden in der Halbwüste.« 

Erwartungsvoll blickte Geronimo den über sechs Fuß großen 

Doppelwolf an. Nichts in seinem Blick, in seinem Gesicht 
verriet, daß er überhaupt verstanden oder zugehört hatte. 

»Begreifst du?« fragte Geronimo. »Du führst die 

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Pferdesoldaten in die Falle, die wir vorher für sie aufgestellt 
haben.« 

»Nein«, sagte Doppelwolf hart. 
Weiter nichts, nur dieses harte Nein, das Geronimos 

Bemühungen sofort zunichte machte. 

Verständnislos sah der ehrgeizige Krieger den ehemaligen 

Sklaven an und fragte: »Du bist ein Mimbrenjo, Doppelwolf. 
Du gehorchst, wenn dir dein Jefe einen Befehl gibt. Spürst du 
denn nicht dein Blut schneller rauschen, wenn du an die 
Kämpfe und Skalps denkst?« 

»Ich weiß, daß ich kein Mimbrenjo bin«, erwiderte der 

Krieger. »Ihr habt mich als Kind mitgenommen, aus dem 
Süden, dem Land der Gelbhäutigen. Lange Zeit lebte ich als 
Sklave. Mehr als einmal wäre ich beinahe gestorben.« 

»Aber du lebst!« rief Geronimo mit einem Ton von 

Bewunderung in der Stimme. »Du bist so hart und zäh 
geworden, wie jeder Apache. Du bist ein Apache, Doppelwolf. 
Vergiß nicht, wie du zu deinem Namen kamst. Du warst gerade 
in den Stamm aufgenommen worden, als der Winter über uns 
hereinbrach. Wölfe fielen in unsere Apacheria ein. Sie waren 
ausgehungert, voller Blutdurst und Hunger. Und du brachtest 
zwei Wölfe um, indem du sie am Nackenfell packtest und sie 
mit den Schädeln gegenseitig zerschlugst! Du bist ein großer 
Kämpfer!« 

Der große Krieger lächelte kalt. Er hob die Linke, deutete 

nach Südwesten und sagte gelassen: »Ich werde töten, 
Geronimo. Ich schlage die Bleichgesichter mit ihren Köpfen 
zusammen wie damals die Wölfe, wenn sie mich daran 
hindern, meine Beute zu holen.« 

Geronimo spürte Wut in sich aufsteigen. Sein schöner Plan 

war ohne Doppelwolf nichts wert. Denn kein Blaurock würde 
einem Apachenkrieger die Flucht vor den eigenen 
Stammesgenossen glauben. Die Späher der Blaßhäutigen, allen 
voran dieser Haggerty, kannten die Sitten der Stämme. Sie 

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wußten, daß ein Apachenkrieger sich lieber in die Halbwüste 
zurückzog und dort sein Leben fristete, als zu den verhaßten 
Eindringlingen zu laufen. 

Doppelwolf war jedoch kein Apache. Er war Beute, und das 

würden die Pferdesoldaten erkennen und glauben, daß der 
Mann Schutz suchte, daß er dankbar war und sich als Späher 
anbot, weil er die Schliche seiner ehemaligen Gefährten genau 
kannte. 

»Vergiß die Ehre nicht, Krieger«, murmelte Geronimo. »Du 

wirst bald so bekannt sein wie Victorio oder Cochise. 
Vielleicht werde ich eines Tages der Führer der Mimbrenjos. 
Dich mache ich zu meinem Unterhäuptling, wenn unser Plan 
gelingt.« 

»Ich bin kein Krieger der Mimbrenjos«, sagte Doppelwolf 

daher. »Ich reite dorthin, wo es mir gefällt. Ich kämpfe, wann 
es mir gefällt. Und jetzt hole ich mir die Beute, die mir Cochise 
abjagte.« 

Geronimo holte Luft und erwiderte scharf: »Dann stoßen wir 

dich aus dem Stamm aus.« 

Lächelnd sagte der Krieger: »Dann will ich von diesem 

Stand der Sonne an kein Mimbrenjo mehr sein.« 

Er riß am Zügel. Der Pintohengst schwenkte herum und fiel 

in Galopp. Sand stob unter den unbeschlagenen Hufen hoch, 
als das Tier auf Tombstone zujagte. 

Geronimos Gesicht blieb unbewegt. Innerlich verwünschte er 

den sturen Kerl. Er war wirklich kein Mimbrenjo. Denn jeder 
Apache hätte für eine solche Chance sein Leben gegeben. 

Doppelwolf wurde schmerzlich bewußt, daß er allein war. Er 
wußte, seine Gedanken liefen anders als die der 
Stammesgefährten. Die Apachen fühlten sich in kleinen 
Sippen, lockeren Familienclans wohl. Nur zu den großen 

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Kriegszügen, die unsterblichen Ruhm brachten, schlossen sie 
sich in den Stämmen zusammen. 

Doppelwolf, der in Wahrheit ja Juan Antonio Lopez de 

Garcia hieß, spürte das fremde Blut in sich schneller pulsieren. 
Nein, er war kein Mimbrenjo, kein Apache mehr. Aber er 
gehörte auch nicht zu den Gelbhäutigen, die im Süden 
wohnten. 

Der junge, hochgewachsene Krieger legte die Rechte auf sein 

Herz und schrak zusammen. Die Rechte war die unreine Hand, 
das Werkzeug des Tötens. Düster dachte Doppelwolf darüber 
nach, daß er ein Mann zweier Eltern war. 

Stunde um Stunde trabte der Pintohengst durch die 

Halbwüste. Heiß stach die Sonne herab, brachte den Sand 
förmlich zum Glühen. 

Weder Doppelwolf noch sein Pony schienen die Sonnenglut 

zu bemerken. Pferd und Reiter gehörten zu den Apachen, 
besaßen alle Fertigkeiten der roten Kämpfer und vermochten 
lange Zeit ohne Wasser auszukommen. 

Doppelwolf zügelte seinen Mustang auf dem Kamm einer 

Sanddüne und spähte in die Ebene hinab. Weiter hinten 
türmten sich gewaltige Felsen auf. Dort brachen die Weißen 
das Erz, das wie kaltes Mondlicht schimmerte. Und vor diesen 
Bergen standen Häuser und Zelte, lag Tombstone, die wildeste 
Ansiedlung im Südwesten. 

Aufmerksam musterte Doppelwolf die Stadt, prägte sich jede 

Einzelheit ein. Wurde er gejagt, vermochten ihm diese Dinge 
das Leben zu retten. Endlich blickte der Reiter zu einem 
Blockhaus, das außerhalb der Stadt stand. Ein Wagenpferd 
stand zwischen den Stangen einer kleinen Kutsche und ließ den 
Kopf hängen. 

Doppelwolf lächelte, als ihm ein verwegener Gedanke durch 

den Kopf zog. 

Ja, dieses Haus würde sein Jacale werden. Von dort aus 

machte er sich auf die Suche nach der goldhaarigen Frau, die 

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sein war, seine Beute. An die Menschen, die dort wohnten, 
verschwendete Doppelwolf keinen Gedanken. Setzten sie sich 
zur Wehr, würde er sie töten. 

Doppelwolf preßte dem Pony die Hacken in die Flanken. Das 

Tier setzte vorsichtig Huf vor Huf, um in dem steilen Sandhang 
nicht auszurutschen. Als der Mustang die Hälfte der Steigung 
überwunden hatte, öffnete sich die Tür des Blockhauses. 

Sofort zügelte der Krieger sein Pferd. Er wußte, daß weder 

das Tier noch er selbst gegen den Hintergrund der Sanddüne zu 
entdecken waren. Zumindest nicht von den ungeübten Augen 
der Weißen. 

Doppelwolf holte tief Atem und preßte die Zähne zusammen. 

Wie Gold glänzte das Haar einer Frau auf. Sie wandte etwas 
den Kopf, schien mit ihrem Begleiter zu sprechen. Der Krieger 
erkannte Myriam. 

Nun legte der weiße Mann den Arm um ihre Hüften, zog 

Goldhaar an sich. Und sie ließ es zu. 

»Du wirst tausend Tode sterben, weißer Mann«, sagte 

Doppelwolf grimmig. 

Der Begleiter der Frau half ihr in den Wagen und schwang 

sich selbst auf den Sitz. Das Klatschen der Lederzügel auf den 
Pferderücken drang bis zu dem Beobachter am Hang der 
Sanddüne. 

Doppelwolf kannte den Mann nicht. Sein Gesicht prägte er 

sich jedoch ein. Er war sicher, den Begleiter der blonden Frau 
jederzeit wiederzuerkennen. 

Eine Staubfahne stieg unter den Hufen des Deichselpferdes 

auf, wehte schwach zur Seite und verdeckte wie ein Schleier 
den Wagen, der auf die Stadt der Weißen zufuhr. 

Die Geduld der Apachen ließ Doppelwolf verharren. Länger 

als eine Stunde beobachtete er die Umgebung, das Blockhaus. 
Erst als er fühlte, allein zu sein, ließ der Krieger den Mustang 
weitergehen. 

Hinter der Rückwand der Hütte glitt der hochgewachsene 

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Mann vom Pferd. Lautlos trat er zwei Schritte vor, lauschte 
angespannt, vernahm aber nur die Geräusche der Halbwüste. 
Im Haus blieb alles still. 

Ehe der Indianer eindrang, mußte er sein Pony verbergen. 

Behutsam huschte er zur Ecke. Als er langsam vorglitt, sah er 
einen kleinen Stall. Doppelwolf untersuchte diesen 
Bretterverschlag und holte zufrieden seinen Pintohengst. Das 
Tier würde sich ruhig verhalten. Die Mimbrenjos wußten, wie 
Pferde abgerichtet wurden: nicht mit Gewalt, wie bei den 
Weißen, sondern sanft und freundlich. Der Wille des Tieres 
durfte nicht gebrochen sein, sollte es ein gutes Indianerpony 
werden, das auf ein halblautes Wort, auf ein Zungenschnalzen 
reagierte. 

Doppelwolf lehnte die Bretterwand nur an. Er glitt wie ein 

Schatten zur Tür des Blockhauses. Sie war verschlossen. Ein 
paar Sekunden lang musterte der Krieger das Schloß und 
schüttelte endlich den Kopf. Nein, er würde dieses Ding nicht 
beschädigen, denn nichts durfte seine Anwesenheit verraten. 

Der hochgewachsene Mann lief zur Seite des Hauses und 

betastete den Rahmen des Fensters. Neugierig kratzte 
Doppelwolf mit den Fingern über das Glas. Eine richtige 
Scheibe hatte er noch nie gesehen. Verwundert blickte er in das 
Innere der Hütte. Sekunden später entdeckte er, wie der Riegel 
funktionierte und schob die Messerklinge in den Spalt. Ein 
Ruck genügte, und der Riegel flog zurück. 

Geschickt schwang sich der Indianer über die Brüstung und 

schloß das Fenster hinter sich, ehe er zur Seite glitt. Lange Zeit 
vernarrte Doppelwolf reglos. Er nahm die fremden Gerüche 
auf, die in der Hütte hingen. Endlich ging er zum Bett, das an 
der anderen Wand stand. Haß wallte in dem Mann hoch. Er 
wußte, was hier vor kurzer Zeit geschehen war. Und er schwor 
abermals, den weißen Mann zu töten. 

Nun blieb nur das Warten, das er bei den Apachen bis zur 

Vollendung gelernt hatte. 

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Seine Gedanken kreisten um die Frau mit dem Goldhaar und 

um den Weißen, der sie vorhin hier geliebt hatte. Doppelwolf 
wünschte inbrünstig, daß der Mann mit zum Haus kam, wenn 
seine Beute wieder erschien. 

Cochise saß am Feuer vor seinem Jacale. Naiche kehrte von 
einem Kontrollgang zu den Wächtern zurück, setzte sich mit 
unterschlagenen Beinen und sah seinen Vater an. 

Das Gesicht des Chiefs verriet nichts von seinen Gedanken, 

die schwer waren. Die dunklen Augen schienen blicklos in 
unendliche Fernen zu starren. 

»Er reitet, um zu töten, Sohn«, sagte der große Jefe plötzlich 

und bewegte kaum die Lippen dabei. »Er ist kein Apache mehr, 
kein Mimbrenjo. Doppelwolf ist ein Mann, in dessen Adern 
das Blut der Gelbhäutigen und Weißen wallt. Er kennt alle 
Listen unserer Rasse, weiß, wie ein Krieger in der Wüste 
kämpft. Und weil er dieses Wissen besitzt, ist er fast allen 
anderen Kriegern überlegen. Denn jetzt denkt er nicht mehr 
wie ein Apache, sondern wie ein Weißer. Er selbst weiß das 
noch nicht, doch seine Taten werden es beweisen.« 

Naiche horchte der düster klingenden Stimme seines Vaters 

nach, die über dem Feuer verhallte. Furcht kroch in dem 
tapferen Sohn des großen Häuptlings empor. Er sah deutlich 
vor sich, welchen Schaden ein solcher Rebell anzurichten 
vermochte. 

Naiche wollte antworten, seinen Vater beruhigen und blickte 

auf. Die Augen des Häuptlings, sein Blick, verlor sich im 
Schein der Flammenzungen. 

Schwer sagte Cochise: »Ich sehe, daß seine Sonne 

untergehen und nie wieder scheinen wird. Und ich sehe, daß 
wir, seine eigentlichen Brüder, ihm den Tod bringen werden.« 

Eine Vision, dachte Naiche fast ehrfürchtig. Mein Vater sieht 

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Dinge, die erst noch geschehen werden. Für Minuten dachte er 
darüber nach, ob Usen selbst – der große Geist der Apachen – 
seinen Vater angerührt hatte. 

Naiche gelangte zu keinem Ergebnis. 
Cochise erwachte aus seiner Versunkenheit. Der Blick der 

schwarzen Augen wirkte auf einmal klar und durchdringend. 
Er schien das gesamte Problem erkannt zu haben und wußte 
um die Lösung. 

»Wir müssen ihn selbst aufhalten, Sohn«, sagte der große 

Jefe. »Wir müssen ihn aufhalten und töten, seine Sonne, die 
ihm Kraft spendet, erlöschen lassen.« 

Naiche senkte den Kopf. Sein Vater wußte, was Doppelwolf 

vorhatte. Er würde hinter der blonden Weißen herjagen und 
erst aufgeben, wenn er tot war. Ein derartiges Unternehmen 
vermochte den Feuerbrand des Krieges auszulösen. Die Angst 
der Bleichgesichter vor den Apachen trieb die weißen 
Eindringlinge in eine schier ausweglose Grausamkeit. 

»Glaubst du, Doppelwolf dringt in die Stadt Tombstone 

ein?« fragte Naiche langsam. 

»Ja, er gibt nicht auf«, erwiderte der Chief. »Er ist wie ein 

Apache, wie wir.« 

»Und wie halten wir diesen Mann auf?« wollte Cochises 

Sohn wissen. 

»Er kennt keine Angst. Aber das Blut der Gelbhäutigen ist 

nun stärker geworden als alles, was er bei den Mimbrenjos 
lernte. Wir brauchen Hilfe, Sohn, die Hilfe weißer Männer. 
Wir reiten zum Fort des Pferdesoldaten. Falke muß uns 
begleiten.« 

Geschmeidig stand Cochise auf. Naiche folgte seinem Vater. 

Wenige Minuten später ritten sie über die verschlungenen 
Pfade der Apacheria. 

Die Mustangs der beiden Chiricahuas trabten unermüdlich 

durch die Halbwüste. Stunde um Stunde verrann. Cochise und 
sein Sohn folgten nicht dem Fahrweg, den die Kutschen 

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benutzten. Die Apachen wußten andere Trails, schmale Pfade, 
die kein Weißer kannte. 

Am späten Nachmittag zeichneten sich die Berge, die den 

Namen von Cochises Stamm trugen, gegen den Horizont ab. 
Am Fuß der Chiricahua Mountains stand Fort Buchanan. 
Erbaut aus Adobeziegeln und Palisaden, galt das Hauptquartier 
der Kavallerie im Südwesten als wichtigster Stützpunkt. 

Trotzdem verfügte General Howard, der Einarmige, über viel 

zuwenig Soldaten, um das weite Gebiet kontrollieren zu 
können. Noch immer galten die Apachen als die eigentlichen 
Herren des Landes. Ihr Haß gegen die Weißen, die jeden 
Fußbreit Boden an sich reißen wollten, kannte keine Grenzen. 
Lediglich Cochise und seine Chiricahuas hielten sich im Zaum. 
Der große Häuptling wußte um die Zukunft. Er war weiser als 
alle anderen Stammesführer und wollte verhindern, daß die 
Apachen untergingen, wie so manches andere Volk der roten 
Rasse weiter im Norden. 

Naiche und Cochise ritten geradewegs auf das Tor des Forts 

zu. 

Eine Trompete schallte. Befehle hallten über den Paradeplatz 

hinter den Mauern. 

Cochise lächelte flüchtig. Er ahnte, daß die Offiziere ihn wie 

einen General empfangen würden. Natürlich schmeichelte 
Cochise diese Geste, aber er wußte, daß eingehaltene 
Versprechen wichtiger als ein großer Empfang waren. 

Die Torflügel schwenkten zurück. Im Schein der 

Nachmittagssonne war eine halbe Schwadron zu Pferd 
angetreten. Waffen und Metallteile des Sattelzeugs 
schimmerten im Licht. 

»Aaaachtung!« brüllte ein Sergeant. 
Die Soldaten strafften sich in den Sätteln, blickten Cochise 

und seinen Sohn Naiche an, die ihre Mustangs im Schritt gehen 
ließen. Langsam ritten die Chiricahuas an den Kavalleristen 
vorbei. Cochise neigte würdevoll den Kopf. 

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»Häuptling, willkommen in Fort Buchanan«, rief Colonel 

Walman. »Was führt euch zu uns?« 

Der Oberst strich sich über den gepflegten Spitzbart. Seine 

Bewegungen wirkten etwas fahrig. Walman vermochte seine 
Besorgnis nicht zu unterdrücken. Was wollte Cochise? 
Freundschaftsbesuche wurden zumeist vorher ausgehandelt. 
Also lag Verdruß in der Luft. 

»Ich möchte mit meinem Freund Falke sprechen«, erwiderte 

der Chief und saß ab. 

Zwei Soldaten liefen heran und führten die Mustangs zu den 

Ställen. 

»Bitte, folgt mir«, sagte der Colonel. Er führte die Besucher 

zu den Quartieren der Scouts. 

John Haggerty sprach mit Al Sieber, redete eindringlich auf 

ihn ein und sah plötzlich hoch. 

»Cochise, Naiche!« rief John. »Eine Ehre für uns!« 
Der Jefe blickte Walman an und sagte: »Ich danke dir, 

Pferdesoldat. Und nun möchte ich mit meinem Bruder Falke 
sprechen.« 

Walman salutierte unwillkürlich. In der Stimme des 

Häuptlings hatte so viel Autorität gelegen, daß der Colonel 
einfach davongehen mußte. 

Lächelnd sagte Haggerty: »Er verbrennt vor Neugierde, 

Chief. Setz dich zu uns, Cochise. Al Sieber kennst du ja.« 

Der Scout reichte dem Häuptling die Hand. Cochise drückte 

sie nach Art der Weißen und sagte: »Du bist ein guter Mann, 
Al Sieber.« 

Er wollte sich abwenden, davongehen, doch Cochise forderte 

ihn durch eine Geste zum Bleiben auf. 

»Falke«, begann der Häuptling seine Rede. »Ich habe die 

Mimbrenjo bestraft. Es ist Sitte, daß sie der Strafe entgehen, 
wenn sie den Todessprung wagen. Victorio, Geronimo und ein 
Krieger setzten über den Abgrund und sind frei von meinem 
Urteil. Doppelwolf ist jener Mann, der die blonde Squaw 

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erbeutet hatte.« 

Haggertys Gedanken kreisten. Er kannte die Apachen, ihren 

Starrsinn, wenn es um Beute ging und spürte einen Anflug von 
Furcht in sich aufsteigen. 

»Du denkst richtig«, sagte Cochise, der erkannte, was im 

Kopf seines weißen Freundes vorging. »Doppelwolf ist nach 
Tombstone unterwegs. Er will die Squaw mit dem goldenen 
Haar zurückholen.« 

Al Sieber holte tief Luft und sagte gepreßt: 
»Ausgerechnet Tombstone. In dem Höllennest fliegt sowieso 

alle paar Tage der Deckel vom Kochtopf. Ich glaube, du hast 
recht, John. Dein Gedanke ist richtig. Hoffentlich überzeugen 
wir den General.« 

Cochise schwieg. Er verstand zwar die Worte, aber nicht 

deren Sinn. 

»Ich möchte nicht mehr länger Chiefscout sein, mein 

Bruder«, erklärte John Haggerty. »Ich habe mit Al darüber 
gesprochen. Es ist wichtig, daß ich dort eingreifen kann, wo es 
nötig ist. Wir müssen handeln, ehe zuviel Unheil geschieht. Mit 
dir zusammen wäre ich kaum zu schlagen, Jefe. Wir 
durchstreifen das Land, erscheinen überraschend und 
verschwinden wieder. Du bist der Häuptling der Apachen. Ich 
als Weißer vermag hoffentlich meine Rassegefährten ruhig zu 
halten. Wir haben deine Chiricahuas und die Kavallerie im 
Rücken.« 

Cochise lächelte und erwiderte: »Ein guter Gedanke, Falke. 

Wir werden kaum Zeit finden, uns auszuruhen. Was sagt der 
Einarmige dazu?« 

»Ich weiß nicht, wie er sich entscheidet«, antwortete 

Haggerty. »Aber ich fürchte, er ist nicht sehr begeistert von 
dieser Idee.« 

Cochise schwieg ein paar Sekunden, blickte Al Sieber an und 

fragte ihn: »Was denkst du darüber, Fährtensucher?« 

Al erwiderte bedächtig: »Ich glaube, das ist der richtige Weg, 

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Häuptling. Jede Kleinigkeit kann einen Krieg auslösen. Deine 
Macht hält die Apachen zurück. John spricht für die Weißen, 
für die Army. Jefe, du weißt, daß General Howard zu wenig 
Soldaten hier hat. Wir schaffen es einfach nicht, ständig 
Patrouillen reiten zu lassen. Und selbst wenn andauernd 
Hunderte von Männern unterwegs wären, was können einfache 
Soldaten gegen die Wüstenkrieger ausrichten?« 

Cochise lächelte abermals. Al Sieber war ein guter Mann, 

kannte die Macht und die Fähigkeiten der Apachen. Er wußte, 
daß ein Krieger fast allen Weißen überlegen war. 

»Sprich mit dem Einarmigen, Falke«, sagte der Chief. »Ich 

bin bereit, dir zu helfen. Zuerst müssen wir uns um Doppelwolf 
kümmern. Wie dein Mann Al Sieber gerade sagte: Jede 
Kleinigkeit kann den Krieg auslösen.« 

John Haggerty sagte entschlossen: »Al, ich schlage dich als 

meinen Nachfolger vor. Ich kann mir keinen anderen Mann als 
Chiefscout vorstellen. Du kennst die wichtigsten Häuptlinge, 
und Cochise ist dir wohlgesonnen.« 

Der Jefe nickte nur. 
»Ehe wir aufbrechen«, fuhr John fort, »sollten wir mit dem 

General reden. Oder denkst du, Cochise, daß Doppelwolf wie 
ein tollwütiger Puma in Tombstone einfällt?« 

»Wer vermag zu sagen, was in seinem Kopf vorgeht«, 

erwiderte der Häuptling. »Es war ein Sklave, den Victorios 
Stamm einst aus dem Süden mitbrachte. Er wurde Mimbrenjo, 
ein guter Krieger. Nun hat das Blut der Gelbhäutigen, das Blut 
der anderen Rasse alles verdrängt.« 

John Haggerty wußte, daß dieser Krieger Doppelwolf mehr 

als gefährlich werden konnte. Ein Mann der weißen Rasse, der 
sämtliche Fähigkeiten eines Apachenkriegers besaß, vermochte 
eine Menge Unheil anzurichten. 

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Schwer hingen die Rauchschwaden über den Köpfen der 
Männer und Frauen. Die Kerosinlampen verbreiteten 
gelbliches Licht. Das Hämmern der Orchestrione, die lauten 
Reden, das Klirren der Flaschen und Gläser ließen den 
Eindruck eines schnell pulsierenden Lebens entstehen. 

Zwei zerlumpte Digger gerieten in Streit, schwangen die 

Fäuste, droschen aufeinander ein. Männer sprangen zurück. 
Einer brüllte eine ganze Serie von Flüchen, als ihm Whisky 
und Bier übers Hemd lief. 

Im Nebenraum war es ruhiger. Um die mit grünem Filztuch 

bezogenen Spieltische hockten die Männer, die das Glück mit 
den Karten machen wollten. 

Nur eine einzige Frau saß in einer der Pokerrunden. Ihr 

Gesicht war schön, jedoch ausdruckslos. Das goldschimmernde 
Haar hing ihr bis auf die Schultern. 

»Und noch zwanzig«, sagte Myriam, die ihre Karten 

zusammengeschoben hingelegt hatte. 

»Halte ich«, sagte ein Mann im schwarzen Tuchanzug der 

Spielergilde. »Lady, diesen Topf kassiere ich.« 

Myriam lächelte und erhöhte abermals. Die Männer an den 

anderen Tischen witterten abermals eine Sensation. Bereits zur 
Mittagszeit hatte die schöne Frau eine Menge Geld gewonnen. 
War es wieder soweit? Strich sie zum zweitenmal an einem 
Tag einen mächtigen Gewinn ein? 

Der Mann in Schwarz blickte die Frau abschätzend an. Er 

besaß keinen Cent mehr, und war dabei sicher, daß er 
gewinnen würde. Sein Blatt mußte unschlagbar sein. 

»Lady, ich kann nur meine Uhr dagegen setzen«, sagte der 

Kartenhai. »Sie ist aus massivem Gold und hat vor zwei Jahren 
über fünfhundert Dollar gekostet.« 

Er hatte Myriam richtig eingeschätzt. Sie war kalt wie ein 

richtiger Gambler. Und sie wollte dieses Spiel gewinnen. 

»Gut, für dreihundert nehme ich an«, sagte die Blonde. 

»Mehr Geld besitze ich nämlich auch nicht mehr.« 

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»Okay, dreihundert Bucks von Ihnen, die Uhr von mir, und 

danach decken wir auf«, erwiderte der Kartenhai und nestelte 
die Uhr von der Kette. 

Zugleich drehten Myriam und der Fremde die Karten um. 

Die Zuschauer stöhnten, als sie die vier Könige des Mannes in 
schwarz sahen. Jetzt fehlte nur noch das As, und die 
zweithöchste Pokerkarte überhaupt lag auf dem Tisch. 

Myriam lächelte sanft. In ihren hellen Augen schien ein 

Funke zu tanzen. 

Der Gambler drehte seine letzte, wertlose Karte um. Es war 

eine Dame. 

»Nun, Lady«, fragte er. 
»Es gibt noch eine höhere Karte«, sagte die schöne Frau 

sanft und wies auf ihre vier Asse, die ebenfalls von einer Dame 
flankiert wurden. 

Myriam besaß das höchste Blatt nach den Pokerregeln dieser 

Zeit. 

Der Berufsspieler blieb gleichmütig. Er stand auf, verbeugte 

sich ein wenig und sagte: »Madam, ich bin geschlagen. Ich 
danke Ihnen für den unterhaltsamen Abend.« 

Und dann ging der Mann davon. 
»Heiliger Rauch!« brüllte einer der zerlumpten Digger. »So 

ein Ding habe ich noch nie erlebt.« 

Wyatt Earp drängte sich an den Zuschauern vorbei. Wenn er 

auch nicht annahm, daß Myriam etwas passierte, so war doch 
ein schneller Colt sicher besser als das Vertrauen in die 
Anständigkeit der Männer hier. 

»Gehen wir?« fragte der junge Earp. 
Er schaute nur Myriam an, schenkte dem Dollarsegen und 

der goldenen Uhr keinen Blick. Niemand sollte auf die Idee 
kommen, daß Wyatt an den Bucks interessiert sei. Die Frau 
war ihm wichtiger. Brachte sie das Geld mit ihm zusammen 
durch, um so besser. 

»Wir gehen«, antwortete Myriam, »für heute reicht's mir. 

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Vorher gebe ich noch eine Runde für alle Gäste aus.« 

Eine Sekunde nach diesen Worten dröhnte der Saloon von 

den Hochrufen der übrigen Spieler und Gäste. Dem Barkeeper 
schob die schöne Frau so viele Bucks hin, daß er jedem Mann 
und jeder Frau drei Drinks ausschenken konnte. 

»Das erste Glas für die schöne Lady!« rief ein vierschrötiger 

Bursche. »Sie hat ein mächtiges Abenteuer überstanden und 
hat dazu alles Glück der Welt.« 

Myriam nahm das Glas und trank es mit einem Schluck leer. 

Der Whisky brannte ihr in der Kehle, doch sie ließ sich nichts 
anmerken, genau wie am Pokertisch. 

Wyatt brauchte ihr keine Bahn zu schaffen. Die Digger, 

Spieler und Flittergirls traten so weit zurück, daß Myriam und 
ihr Begleiter nebeneinander zum Ausgang marschieren 
konnten. Wyatt trug den Gewinn in seinem Hut. Die Scheine 
und Nuggets bildeten einen Hügel darin. 

»Wohin?« fragte der junge Earp, als sie draußen standen. 
»Nach Hause«, erwiderte Myriam. »Ich habe eine Pause 

verdient.« 

Wyatt gab ihr den Hut und besorgte einen Wagen. Die 

Kunde von Myriams großem Gewinn machte bereits die 
Runde. Überall grüßten Fremde, winkten ihr zu. Aber auch 
einige finstere Blicke trafen die blonde Frau, die in das Reich 
der Berufsspieler eingebrochen war. 

Earp lenkte das Pferd vorsichtig durch die Straßen. Der Hut 

lag in Myriams Schoß. Sie starrte unverwandt den Geldsegen 
an, der sie in eine wohlhabende Frau verwandelt hatte. Selbst 
wenn sie den Kaufpreis für das Blockhaus abzog, blieb ihr 
genug, um lange Zeit sorgenfrei leben zu können. 

»Was hast du jetzt vor?« wollte Wyatt wissen. »Setzt du dich 

morgen wieder an den Kartentisch?« 

»Ich weiß noch nicht«, erwiderte die junge Frau. »Vielleicht 

sollte ich ein paar Tage warten.« 

Earp lachte leise und sagte: »Besser wär's schon. Natürlich 

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wollen dir die Dummköpfe morgen beweisen, daß du nicht 
immer gewinnen kannst. Aber laß sie ruhig eine Weile zappeln, 
ehe du wieder zuschlägst. Virgil und ich waren zu leichtsinnig, 
gewannen zu oft. Darum sind wir hier nicht mehr gern gesehen. 
Ich spreche aus Erfahrung, Kleines.« 

Myriam lächelte. In den beiden Tagen in Tombstone hatte sie 

so allerlei über die Earps gehört. Nicht nur ihre hohen Gewinne 
beim Pokerspiel hatten die Earps in schlechtes Licht gebracht. 
Wyatt ging keinem Streit aus dem Weg, vertraute auf seine 
Fähigkeit im Umgang mit dem Colt und war zu wild und 
aufbrausend. 

Der Wagen rollte an den letzten Häusern vorbei. Das kalte 

Licht des Mondes tauchte das Land in silbernen Schein. 
Irgendwo heulte ein Kojote in die Nacht. 

»Brauchst du noch etwas in deinem Haus?« fragte Wyatt. 

»Ich fahre dann zurück in die Stadt und besorge, was dir fehlt.« 

»Nein, ich habe heute morgen alles hingebracht«, antwortete 

Myriam. »Für uns beide reicht es. Abendessen habe ich schnell 
gekocht.« 

Wyatt zügelte seine Freude. Seine Hoffungen wurden nicht 

enttäuscht. Er hatte an eine Fortsetzung des wunderschönen 
Mittages gedacht. Und in wenigen Minuten war es soweit. 

Das Deichselpferd schnaubte, als Earp das Tier vor dem 

Haus zügelte. Unruhig scharrte der Gaul mit den Hufen, warf 
den Kopf hoch und prustete. Ihm war wohl der Geruch des 
Indianerponys in die Nüstern gedrungen, der fremde Geruch 
der Wildnis, des freien Tieres. 

Weder Wyatt noch Myriam achteten auf dieses Zeichen. Er 

hob die schöne Frau aus dem Buggy und stellte sie vor der 
Schwelle behutsam auf die Füße. 

»Der Schlüssel steckte in einer Tasche meines Kleides«, 

sagte Myriam. 

Earp tastete über den Stoff, spürte den Oberschenkel des 

Mädchens und riß sich gewaltig zusammen. Endlich berührte 

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er den Schlüssel, zog ihn heraus und sperrte auf. 

Für den Bruchteil einer Sekunde verspürte Wyatt eine 

Gefahr. Aber Myriam lenkte ihn ab. Sie drängte sich an ihn, 
schob ihn weiter in die Hütte hinein und nahm den Hut in die 
Linke, während sie mit der anderen Hand die Tür zuwarf. 

»Die Lampe steht auf dem Tisch«, raunte das Mädchen. 
Earp tastete sich weiter, stieß gegen einen Stuhl und 

unterdrückte einen Fluch, denn er hatte sich das Handgelenk 
geprellt. 

In diesem Moment handelte Doppelwolf. Er streckte Earp 

mit einem einzigen Hieb nieder. Seufzend brach der Mann 
zusammen. 

»Wyatt, was ist?« fragte Myriam erschrocken. 
»Nicht Wyatt«, erwiderte eine kehlige Stimme. »Du kennst 

mich, weiße Squaw. Ich hole dich, denn du gehörst mir.« 

Myriam war eine Sekunde wie gelähmt. Sie ließ den Hut 

fallen. Ihre Finger öffneten sich wie von selbst. Lediglich die 
Uhr des Spielers verfing sich in einer Falte des Kleides. 

Die Frau öffnete den Mund. Ein gellender Schrei zerriß die 

Stille, während Myriam herumwirbelte und aus dem Blockhaus 
hetzen wollte. 

Doppelwolf war viel schneller. Mit einem Sprung gelangte er 

hinter Myriam, riß sie an den Schultern zurück und preßte ihr 
von hinten seine Hand gegen Lippen und Nase. 

Ein paar Sekunden zappelte die schöne Frau wie ein Fisch 

auf dem Trockenen. Ihr wurde die Luft knapp. Ein Krampf 
schien ihren Oberkörper zu packen. Schlaff sank sie gegen den 
mächtigen Oberkörper des Indianers. 

»Du gehörst mir, weiße Squaw«, sagte Doppelwolf noch 

einmal. »Ich nehme dich mit, denn du bist meine Beute.« 

Myriam hörte diese Worte wie durch einen Nebel, der so 

dicht war, daß er selbst Worte dämpfte. 

Alles umsonst, hämmerte ein Gedanke in ihrem Kopf. Der 

Apache schleppt mich in seine Berge. Wyatt! Was war mit 

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ihm? Lebte er überhaupt noch? 

»Bleibst du ruhig, wenn ich deine Lippen freigebe?« fragte 

Doppelwolf. 

Myriam nickte schwach. Sie spürte, wie sich der peinigende 

Druck der Hand lockerte und sog gierig die Luft ein. 

Keuchend, in hastigen Stößen, atmete die blonde Frau. Sie 

lehnte noch immer am Oberkörper des Mimbrenjos. 

»Ich werde dich töten«, stieß sie hervor, als sie wieder reden 

konnte. 

»Ich werde jede Sekunde darauf lauern, dich umbringen zu 

können.« 

Doppelwolf lachte leise. 
Myriam schwieg abrupt. Sie erkannte, daß ihre Chancen 

verschwindend klein waren. Hatte sie der Apache erst in die 
Berge verschleppt, besaß sie keine Möglichkeit zur Flucht 
mehr. Denn die anderen Squaws und Krieger würden darauf 
achten, daß die weiße Gefangene nicht entkam. 

Sie wußte nicht, daß sich Doppelwolf vom Stamm der 

Mimbrenjos losgesagt hatte, daß er keinen Chief mehr 
akzeptierte. 

Und er selbst dachte erst in diesem Moment daran, daß seine 

Schwierigkeiten immer größer wurden. Er mußte mit der 
Squaw verschwinden, irgendwo in der Halbwüste untertauchen 
und einen Weg nach Süden finden. Denn er war zu einem 
Mann ohne Heimat geworden. 

Doppelwolf packte Myriams Handgelenk, beugte sich zu 

dem besinnungslosen Weißen hinab und betastete sein Gesicht. 
Prüfend hielt der Indianer die Hand vor Mund und Nase. 

Earp atmete gleichmäßig. Noch einmal schlug der 

hünenhafte Krieger zu. Nun war er sicher, ein paar Stunden 
Vorsprung herausreiten zu können. Selbst wenn seine 
Gefangene das Pferd müde machte, müßte der Zeitgewinn 
ausreichen, um die Fährte irgendwo in den Felsen enden zu 
lassen. 

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»Komm jetzt, Squaw«, sagte Doppelwolf und zerrte Myriam 

hinter sich her ins Freie. 

Myriam besaß keine Chance zur Flucht. Jedesmal, wenn sie 

losrennen wollte, blickte der Indianer auf. Er löste geschickt 
die Riemen und Seile des Deichselpferdes, verkürzte die Zügel 
mit seinem Messer und packte endlich Myriam um die Hüften. 
Mit einem gewaltigen Schwung setzte er sie auf das Pferd, das 
er am Zügel zu dem windschiefen Stall führte. Ein leiser Pfiff 
genügte, und das struppige Indianerpony marschierte heraus. 

»Wohin bringst du mich?« fragte Myriam schwach. 
»Zu mir«, antwortete Doppelwolf, denn er wußte selbst noch 

nicht, wo sein Ziel lag. 

»Was ist das?« fragte der plötzlich mißtrauisch und betastete 

Myriams Bauch. »Was macht dieses Geräusch?« 

Das Mädchen rutschte so weit wie möglich auf dem 

Pferderücken nach hinten, vermochte den suchenden Fingern 
jedoch nicht zu entgehen. 

Nun hörte sie auch das Ticken. 
»Eine Uhr«, erwiderte sie. »Wir lesen darauf die Zeit ab.« 
Ein Laut der Verwunderung drang aus der Kehle des 

Kriegers. Er begriff das nicht. Die Zeit war immer da. Es 
genügte, zur Sonne oder zu den Sternen zu schauen. Jeder 
wußte danach, wann es dämmerte oder wie lange der Tag noch 
dauerte. 

»Wirf sie weg«, forderte Doppelwolf. »Es ist böse Medizin. 

Vielleicht stiehlt sie mir meine Zeit, Squaw.« 

Myriam spürte, wie sich eine Idee in ihrem Kopf formte. 
»Nein«, erwiderte sie fest, »ich behalte die Uhr. Ohne sie 

geht meine Zeit verloren und ich sterbe.« 

Doppelwolf zuckte ein wenig zurück. Das war böse Medizin. 

Er würde einen Weg finden, diesem Schrecken zu entrinnen. 
War er nicht vor wenigen Tagen in die Hütte eingedrungen, in 
der die weißen und gelbhäutigen Squaws ihre bösen Geister 
verlieren sollten? 

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»Du reitest vor mir«, befahl der hochgewachsene Krieger. 
Er versetzte Myriams Pferd einen Schlag auf die Hinterhand, 

so daß es mit einem erschreckten Satz lospreschte. Das 
Mädchen mußte alle Geschicklichkeit aufbieten, um nicht 
runterzufallen. 

General Howard betrachtete Cochise als ebenbürtig. Was den 
Offizieren der Armee auf den Akademien beigebracht wurde, 
beherrschte der Führer der Apachen von Natur aus. Vielleicht 
besaß er auch eine besondere Begabung, Kriegszüge zu planen 
und siegreich zu bleiben. 

»Haggerty, es geht nicht so, wie Sie und Cochise sich das 

vorstellen«, sagte der General nach einer Weile. »Sie müßten 
die Armee verlassen, bekämen keine Unterstützung mehr, 
wären ein einfacher Zivilist. Ich kann Sie nicht ohne 
Reglement umherlaufen lassen.« 

John schwieg. Es war sinnlos, noch weiter über diese Sache 

zu reden. Howard zauderte zu stark. Vielleicht wußte er nur 
keinen Weg, wie er diese Geschichte bewerkstelligen sollte. 
Vielleicht war er auch nicht vom Erfolg des Planes überzeugt. 

»Nun, Sir, dann eben nicht«, sagte Haggerty. »Cochise kam 

her, um meine Hilfe zu erbitten.« 

Der Chiefscout schilderte, was sich zugetragen hatte, nannte 

die Vermutungen des großen Häuptlings, und Howard wirkte 
sehr ernst. 

»Das könnte alles wieder zum Kochen bringen«, sagte der 

General schwer. »Ist dieses Land denn nie zur Ruhe zu 
bringen?« 

Cochise lachte kurz und erwiderte: »Doch, 

Soldatenhäuptling, deine Männer sollen jeden Weißen aus 
unserem Land treiben und danach selbst gehen.« 

Howard verzog das Gesicht, als hätte er etwas Bitteres im 

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Mund. 

»Ihren Befehl, Sir«, bat der Chiefscout. 
»Reiten Sie, Haggerty«, erwiderte der General. »Verhindern 

Sie, daß der Mimbrenjo diese weiße Frau verschleppt. Wissen 
Sie, was das bedeutet, wenn der Apache Erfolg hat?« 

»Ich kann's mir denken«, erwiderte John. »Sämtliche Männer 

Tombstones bewaffnen sich bis an die Zähne und drehen jeden 
Felsbrocken um. Sie werden jeden Apachen töten, den sie 
finden.« 

»Und dann haben wir Krieg«, rief Howard erbittert. 

»Cochise, ich beschwöre dich: halte diesen wahnsinnigen 
Mann auf.« 

Der Häuptling stand aus dem Sessel auf, nickte und 

erwiderte: »Du hast mein Wort, Howard. Naiche kehrt zu den 
Chiricahuas zurück. Falke und ich folgen der Fährte des 
Abtrünnigen. Reitet er zu den Mimbrenjos, ist unsere Aufgabe 
schnell erledigt. Zieht er jedoch in eine andere Richtung, haben 
wir die Wüste vor uns.« 

Howard blickte seinem Chiefscout und dem Häuptling nach, 

als sie das Büro des Generals verließen. Kurze Zeit danach 
klang Hufschlag auf. 

Naiche trennte sich nach einigen Meilen von seinem Vater 

und Falke. Cochise ritt schweigend neben Haggerty. Sie 
würden Tombstone erst spät in der Nacht erreichen. John 
hoffte, daß die Menschen dort den Indianer nicht angreifen 
würden. War nichts anderes möglich, mußten sie sich trennen. 
Cochise sollte dann versuchen, den Mimbrenjo vor der Stadt zu 
fangen, während Haggerty die Frau beschützte, ständig 
beobachtete. 

Weder er noch der Häuptling ahnten, daß Myriam längst 

entführt war. 

Je näher sie der Stadt kamen, desto stärker schwang die 

Unruhe in John auf. Er spürte, witterte, daß etwas geschehen 
war. 

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»Bruder, es nutzt nichts, die Mustangs schneller gehen zu 

lassen«, mahnte Cochise. »Du bist unruhig, ich fühle das. Ich 
fühle auch, daß wir zu spät kommen. Aber wir werden die Spur 
finden und ihr folgen.« 

Haggerty riß sich zusammen. Immer wieder dachte er an 

Victorio und den machtgierigen Geronimo. Diese beiden 
Männer waren unversöhnliche Weißenhasser. Sie würden 
niemals aufgeben, die Eindringlinge zu bekämpfen. 

»Liefern die Mimbrenjos die weiße Squaw aus, wenn du es 

forderst?« fragte der Scout seinen Freund. 

Cochise antwortete stolz: »Sie müssen, Falke. Ich habe diese 

Frauen befreit. Sie gehören mir, den Gesetzen der Apachen 
nach. Ich habe Beute gemacht, den Mimbrenjos ihre 
Gefangenen gestohlen. Weigert sich Victorio, verletzt er das 
Gesetz der Apachen.« 

John hatte Zweifel, ob Victorio diese Ächtung treffen würde. 

Der Mimbrenjo gehörte zu den Aufrührern, zu den Rebellen 
unter den Apachen. Er fühlte sich bestimmt stark genug, allein 
den mörderischen Kampf gegen die verhaßten bleichhäutigen 
Eindringlinge fortzusetzen. 

Victorio weigerte sich einfach, die Macht der Weißen 

anzuerkennen. Er vermochte nicht über sein eigenes Leben 
hinauszudenken. Cochise gehörte zu den weisen Führern der 
Apachen. Er hatte eingesehen, daß selbst der 
erbarmungsloseste Kampf gegen die Bleichgesichter zum 
Scheitern verurteilt war. Denn immer mehr und mehr Weiße 
drangen in den heißen Südwesten ein, besetzten fruchtbares 
Land, jede Wasserstelle, jeden Flußlauf. 

Es waren nicht die Digger, die das Ende des freien 

Apachenlebens einleiteten. Es waren die Menschen, die seßhaft 
werden wollten, sich eine Heimstatt bauten und den Boden 
bestellten oder Rinder züchteten. 

»Deine Gedanken sind schwer, Falke«, sagte Cochise auf 

einmal. »Woran denkst du, Bruder? Was bewegt dich, daß du 

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nicht mehr auf den Weg achtest?« 

»Das Schicksal der Apachen und unser eigenes«, antwortete 

John leise. »Ich verstehe nicht, warum zwei verschiedene 
Völker nicht in Frieden zusammen leben können.« 

Cochise lachte leise auf. Verständnis klang in diesem Lachen 

mit. 

»Ihr seid anders«, erwiderte der Chief. »Ihr laßt euch 

irgendwo nieder und bleibt. Wir ziehen weiter. Du kennst 
einiges von unserer Geschichte. Vor langen Jahren drangen wir 
von Norden her in dieses Land. Wir kämpften gegen alle 
Feinde, besiegten sie und eroberten das Gebiet. Dann kamen 
die Comanchen. Ihnen folgten die Gelbhäutigen, die weit in 
Richtung Westen vorstießen. Wir mußten ständig kämpfen, um 
zu überleben. Denn jeder Eindringling mehr bedeutete, daß 
Wasser und Nahrung weniger wurden. Und nun graben die 
Weißen das Mondmetall und das gelbe Eisen aus dem Boden. 
Immer mehr Weiße kommen. Auf einmal erzählt ihr uns, daß 
dies nicht mehr unser Land ist. Was geschieht in deinem Kopf, 
in deinem Herzen, wenn ein Mann in dein Jacale tritt und dich 
davonjagt?« 

Haggergy schwieg. Innerlich stand er auf der Seite der 

Apachen. Und doch gehörte er der weißen Rasse an, verstand 
deren Neugierde, die immer mehr Menschen dazu trieb 
weiterzuziehen, nachzusehen, was hinter dem nächsten Hügel 
lag. 

»Ihr werdet siegen«, sagte Cochise nach einer Weile. »Ich 

hoffe, daß es in hundert Sommern immer noch Apachen geben 
wird. Vielleicht wird meine Hoffnung wahr, denn wir leben mit 
dem Land. Wir wissen um die Dinge, die uns am Leben 
erhalten. Ihr dagegen verändert das Land, bis es euch gefällt. 
Mit der Zeit stirbt die Erdmutter, und dann kommt auch euer 
Ende.« 

John Haggery war bedrückt. Cochise hatte in vielem recht. 

Mit dem Instinkt des Naturmenschen erkannte er die Wurzel 

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des Übels. 

»Ich fürchte jedoch um meine Kinder«, fuhr Cochise fort. 

»Sie sind unvernünftig, verbringen ihre Zeit mit Kampf und 
Raub, statt daran zu bauen, trotz des weißen Mannes zu 
überleben.« 

Lange Zeit schwiegen Haggerty und auch der Häuptling. Es 

gab keine Antwort auf diese Sätze, diese Worte, die vom 
Denken des großen Mannes der roten Rasse geprägt waren. 

»Sieh, Falke, dort hinten stehen die steinernen Käfige, die 

Gehäuse, in die sich die Weißen selbst einsperren, weil sie 
Furcht vor dem Wind, der Kälte und der Sonne haben. Dort 
liegt Tombstone, die wilde Siedlung. Unsere Aufgabe beginnt, 
mein Bruder, der du bereits halb wie ein Apache denkst.« 

John atmete auf. Seine Gedanken lösten sich von all jenen 

Dingen, die Cochises Worte aufgewühlt hatten. Nun ging es 
um Tatsachen, um unmittelbare Bedrohung. 

»Trennen wir uns, Cochise?« fragte der Scout. 
»Noch nicht«, erwiderte der Häuptling. »Wenn ich richtig 

gedacht habe, ist Doppelwolf bereits mit der weißen Squaw 
unterwegs.« 

Haggerty zuckte zusammen. Der Chief sprach so gelassen, 

als rede er über ein Stück der Wüste oder einen besonders 
schönen Mustang. Begriff er denn nicht, was dies bedeutete? 

»Woher weißt du?« fragte John langsam. 
Mißtrauen quoll in ihm auf, ein böser Verdacht gegenüber 

dem Freund. Hatte Cochise seine Finger im Spiel? War dies ein 
besonderer Schachzug einer Politik, von dem nicht einmal 
Haggerty ahnte, wie er enden würde? 

»Ich weiß nichts«, erwiderte Cochise. »Ich denke nur. Und 

ich kenne das Blut der Gelbhäutigen, wie ich unser eigenes 
Blut kenne. Nimm einen Apachen, laß ihn bei den Männern in 
Schwarz lernen, nimm ihn vom Stamm, wenn er kaum zwei 
Sommer zählt. Irgendwann bricht sein Blut auf. Eines Tages 
geht er davon, streift alles ab, was er lernte, wendet nur das an, 

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was ihm nützlich erscheint. Und genauso ist es bei den Weißen 
und den Mexikanern, Falke.« 

Haggerty schämte sich innerlich, daß er an seinem Freund 

gezweifelt hatte. Um seine Unruhe und Verlegenheit zu 
verbergen, zu überspielen, sagte er »Also los, worauf warten 
wir noch? Suchen wir das Mädchen, bewachen wir sie. Einer 
von uns sollte außerhalb der Stadt bleiben. Vielleicht gelingt es 
uns doch, Doppelwolf abzufangen, ehe er eindringen kann.« 

»Vergiß meine Worte nicht«, mahnte der Häuptling. »Er ist 

jetzt ein anderer Mann. Niemand von uns vermag sein Denken 
nachzuvollziehen.« 

Haggerty schwieg. Behielt Cochise recht, stand ihnen eine 

üble Sache bevor. 

Der Chiefscout richtete sich steil im Sattel auf. Zwischen den 

Gebäuden Tombstones flackerten Fackeln. Gebrüll dröhnte 
durch die Nacht, hallte bis weit in die Halbwüste hinein. Worte 
waren nicht zu verstehen, doch eine Drohung strahlte von dem 
Ort des Geschreis aus. Eine Gefahr, die John beinahe 
körperlich spürte. 

»Schneller, Freund«, rief Haggerty und hieb seinem Pferd die 

Absätze in die Flanken. »Hoffentlich kommen wir nicht zu 
spät. Es brodelt bereits in Tombstone. Viel scheint nicht mehr 
zu fehlen, bis die Kerle dort überkochen.« 

Cochise trieb sein Tier an, das sich willig streckte und 

schnell mit Johns Mustang gleichzog. Immer größer wurden 
die Häuser, immer lauter das Geschrei. Einzelne Stimmen 
waren zu unterscheiden. Zorn, Haß, ja, Mord lag in der Luft. 

Ein Mann brüllte die anderen nieder, ergriff das Wort und 

hielt eine Rede, die immer wieder von begeistertem Johlen 
unterbrochen wurde. 

»Großer Moses, wir springen mit beiden Beinen in ein 

Höllenfeuer«, sagte Haggerty leise. 

»Jetzt reicht's uns!« dröhnte die Stimme, die John irgendwie 

bekannt vorkam. »Wir müssen uns selbst helfen. Wir werden 

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die roten Hunde bis zum Golf von Mexiko jagen, treiben sie ins 
Wasser und sehen zu, wie sie absaufen!« 

John ächzte nur. Cochise schien recht zu behalten. 

Doppelwolf mußte schon in der Stadt gewesen sein. Hatte er 
die blonde Myriam getötet oder verschleppt?« 

»Holen wir die Kavallerie!« schrie ein anderer Mann. »Die 

Blauröcke sollen für unseren Schutz sorgen. Dafür sind sie 
hier.« 

»Die Army wird uns nicht helfen«, rief der erste Sprecher. 

»Wir müssen uns schon selbst schützen. Natürlich dürfen wir 
Tombstone nicht in Gefahr bringen. Ein Teil von uns muß in 
der Stadt bleiben. Wir anderen satteln unsere Pferde und folgen 
dem roten Hundesohn.« 

»Ich bin dafür, daß wir jeden Apachen umbringen, den wir 

entdecken«, brüllte ein dritter Mann. »General Sherman hat's 
schon gesagt: nur ein toter Indianer ist ein guter Indianer.« 

Haggerty zügelte sein Pferd etwas, leitete es dicht an 

Cochises Pony heran und sagte: »Bruder, diese Worte müssen 
dich schmerzen. Du weißt, daß nicht alle Menschen so denken. 
Vergiß das nicht.« 

Der Häuptling blickte seinen Freund ernst an. Das Licht des 

Mondes zauberte merkwürdige Schatten auf das Gesicht mit 
der Adlernase. 

»Die meisten Weißen denken so, Falke«, erwiderte der Jefe 

gleichmütig. »Ich möchte wissen, ob sie in hundert Sommern 
noch genauso denken.« 

Das Trommeln der Pferdehufe ging in dem Gebrüll unter, das 

aus Tombstone aufdröhnte. 

»Natürlich, Wyatt Earp«, sagte Haggerty gepreßt, als er sein 

Tier zügelte und aus einer Seitengasse auf die Plaza blickte. 

Der jüngere Earp stand auf einer alten Holzkiste. Zahllose 

Fackeln erhellten den Platz, ließen die Blätter der mächtigen 
Bäume sattgrün aufschimmern. 

»Er ist jung und wild«, erwiderte Cochise nachsichtig. »Du 

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hast doch selbst gesehen, daß er Gefallen an der blonden 
Squaw fand. Er nahm sie vor sich auf sein Pferd, als ich die 
Frauen befreit hatte. Soll er jetzt tatenlos hinnehmen, daß sie 
verschleppt wurde?« 

Haggerty antwortete nicht. Er schätzte die Stimmung als 

geradezu explosiv ein. Ein falsches Wort genügte, und die 
Menge auf der Plaza verwandelte sich in einen entfesselten 
Mob. 

»Was hast du vor? Warte!« rief der Scout, als Cochise seinen 

Mustang weitergehen ließ. 

»Wir folgen der Fährte bei Morgengrauen!« verkündete Earp. 
»Und wenn wir den roten Hundesohn erwischen, ziehen wir 
ihm die Haut ab. Wie du eben gesagt hast, kämpfen wir jeden 
Indianer nieder, den wir sehen. Ja, es muß ein Ende haben. Wir 
wollen friedlich leben, nicht andauernd unsere Haut riskieren. 
Und die Army könnt ihr vergessen. Howard hat nicht mal 
genügend Soldaten, die normalen Patrouillen reiten zu lassen. 
Nein, ich sage euch, daß wir unser Geschick selbst in die 
Hände nehmen müssen. Zur Hölle mit jedem Apachen!« 

Das Geschrei schwoll derart an, daß keiner der Männer und 

Frauen auf der Plaza verstand, was der Nachbar rief. 

Cochise zog gelassen das Gewehr aus der ledernen Schlinge, 

richtete die Mündung gegen den Nachthimmel und feuerte 
zweimal. 

»Du bist ein Narr, Bruder«, murmelte Haggerty und 

versuchte, die Furcht um den Freund zu unterdrücken. 

Das Peitschen der Winchester ließ die Menschen schlagartig 

verstummen. 

Cochises Pony ging weiter. Eine Gasse bildete sich in der 

Mauer der Leiber. Murren wurde laut. Fäuste hoben sich, und 
das Gemurmel schwoll zu einem Brausen an, als die erregten 

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Männer und Frauen einen Indianer erkannten. 

Abermals hob der Chief das Gewehr und drückte ab. 
»Gut, Wyatt Earp, schick mich in deine Hölle«, rief der 

Häuptling mit aller Kraft seiner Stimme. »Das willst du doch.« 

Die Menschen wandten sich um, starrten zur Kiste, den 

jungen Revolvermann an, dessen Gesicht plötzlich im Schein 
der Fackeln fahl wirkte. 

»Cochise!« stieß Earp hervor. 
»Ja, und ich warte darauf, daß du mit uns aufräumst, weißer 

Mann«, erwiderte der Jefe kalt. 

Seine imposante Gestalt wirkte einschüchternd auf die 

Zuschauer des Spektakels. Einige Männer zogen die Köpfe ein, 
blickten sich argwöhnisch um, als erwarteten sie jede Sekunde 
ein paar Dutzend Apachen auftauchen zu sehen. 

»Cochise, das gilt nicht dir«, erwiderte Wyatt laut. »Du hältst 

Frieden, dein Wort. Aber Myriam wurde entführt. Du erinnerst 
dich an die blonde Frau, die du befreit hast, du und Naiche?« 

»Natürlich, darum bin ich hier«, antwortete der Häuptling 

gelassen. »Ich erfuhr, daß sie in Gefahr ist.« 

Ungläubig redeten die Menschen aufeinander ein. Wyatt 

Earp starrte den hochgewachsenen athletischen Häuptling an, 
als sei der ein Tier mit zwei Köpfen. Earp konnte und wollte 
nicht glauben, daß der Führer aller Apachen die Wahrheit 
sagte. 

»Du wolltest sie schützen?« rief Wyatt laut. 
»Ja, ich und mein Freund Falke, den ihr unter dem Namen 

John Haggerty kennt«, sagte der Jefe. »Ich bin Cochise, und 
ich halte mein Wort. Selbst dann, wenn es von einem anderen 
Apachen gebrochen wurde.« 

Der Häuptling überragte im Sattel selbst den jungen Earp, 

der doch auf einer Kiste stand, um von allen Zuschauern 
gesehen zu werden. Cochise trieb seinen Mustang mit einem 
Schenkeldruck an, leitete das Tier neben die Kiste und 
betrachtete die Gesichter der Männer und Frauen, die im 

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Fackelschein wie Masken wirkten. 

»Du bist ein tapferer Kämpfer, Wyatt Earp«, rief der Jefe 

laut. »Du gehörst zu jenen Männern, die ihr Leben einsetzen, 
auch für andere. Dies ehrt dich. Du bist jung, verwegen und 
wild. Ich hingegen bin alt. Und weil ich ein alter Mann bin, 
habe ich mehr als du gesehen und erlebt und erfahren. Darum 
frage ich dich jetzt, warum du die Männer hier in den sicheren 
Tod führen willst? Du weißt doch, wie mein Volk kämpft. Du 
hast doch selbst gesehen, daß sie aus dem Sand hervorbrechen 
und töten. Kennst du die Anzeichen eines solchen Verstecks? 
Kannst du den Tod vieler deiner weißen Gefährten auf dich 
nehmen? Ich sage nein. Vor allem deshalb nein, weil der 
Mimbrenjo-Krieger, der die blonde Squaw entführte, dem 
Gesetz der Apachen verfallen ist. Er muß sterben, von der 
Hand eines Apachen getötet werden, nicht durch die Kugel 
eines weißen Mannes.« 

Cochise ersetzte gemächlich die drei verschossenen Patronen 

und steckte die Winchester in die Lederschlinge zurück, die am 
Zaumzeug des Mustangs befestigt war. 

Eine solche Sicherheit, ein derartiges Selbstbewußtsein ging 

von dem mächtigen Häuptling aus, daß keiner der Menschen 
hier auch nur daran dachte, auf den Jefe zu feuern. 

»Gibst du uns dein Wort, Cochise?« fragte Wyatt Earp 

lauernd. »Versprichst du uns, Myriam lebend aus den Händen 
des Schurken zu befreien und ihn zu töten?« 

»Das vermag ich nicht«, erwiderte der Chief ehrlich. 

»Genausowenig kannst du versprechen, daß die hellhaarige 
Squaw lebend gerettet wird, wenn du mit deinen Freunden der 
Fährte folgst. Ich verspreche, mein Bestes zu geben, mehr kann 
ich nicht.« 

Earp zögerte ein paar Sekunden. Er sah ein, daß Cochise 

nicht mehr sagen konnte, denn es war unmöglich, den Ausgang 
der Jagd auf den Entführer vorauszusehen. 

»Einverstanden, Häuptling«, rief Wyatt dann. »Wenn dieser 

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Mimbrenjo eurem Gesetz verfallen ist, so verfahre mit ihm so, 
wie es die Regeln der Apachen vorschreiben.« 

Eine Welle der Erleichterung ging von den Zuschauern aus. 

Sie alle waren vor Minuten noch entschlossen gewesen, die 
Halbwüste zu durchforschen und jeden Indianer 
niederzumetzeln, den sie erwischten. Nun, da sie den Mut des 
Apachenführers erlebt hatten, war ihr eigener geschmolzen wie 
Schnee in der Sonne. Jetzt kam allen zu Bewußtsein, welch 
furchtbare Kämpfer die Krieger waren, über welche Listen sie 
verfügten, Tricks, denen fast kein Weißer etwas 
entgegenzusetzen hatte. 

Allmählich zerstreute sich die Menge. Einige Männer 

drängten in die Seitengassen, verließen die Plaza. Minuten 
danach standen Cochise und Wyatt Earp allein unter den 
mächtigen Bäumen, deren Blätter im leichten Wind rauschten. 

»Deine Jugend ist der Grund für deine Unvernunft«, sagte 

der Jefe tadelnd zu Earp. »Warum wolltest du einen Krieg 
entfachen? Weißt du nicht, daß ein solcher Anlaß genügt, um 
mein gesamtes Volk in Aufruhr zu versetzen? Deine 
Unbesonnenheit hätte bald mein Wort gebrochen.« 

Wyatt starrte am Rand der Kiste auf den Staub der Plaza. 

Langsam stieg der junge Kämpfer von seinem Podium und zog 
die Schultern hoch. 

»Ich war wie von Sinnen«, murmelte Earp. »Myriam, ich 

glaube, ich liebe sie. Als ich sie in ihr Haus brachte, geschah 
es. Ich besaß nicht mal den Hauch einer Chance. Plötzlich 
spürte ich einen Hieb gegen den Kopf. Von dieser Sekunde an 
weiß ich nichts mehr. Ich kam zu mir, als Stunden vergangen 
sein mußten. Dann nahm ich den fremden Geruch wahr und 
wußte, daß nur ein Apache Myriam in seine Gewalt gebracht 
haben konnte.« 

»Spuren?« fragte der Häuptling. 
»Ein Mustang im Stall«, erwiderte Earp, »weiter fand ich 

nichts. Das gesamte Geld ist noch vorhanden. Nur die goldene 

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Uhr verschwand. Hat der Kerl eine besondere Vorliebe für die 
Uhren der Weißen?« 

Cochise wußte, was eine Uhr war, wenn er auch deren Sinn 

nie begriffen hatte. Es lag so fern von ihm, die Zeit mit einem 
Gerät zu messen, daß er sich beim besten Willen keinen 
vernünftigen Grund dafür vorzustellen vermochte. 

»Ich weiß es nicht«, antwortete der Chief langsam. »Aber 

Doppelwolf ist kein Mimbrenjo. Er ist ein Mann aus dem 
Süden, ein Gelbhäutiger, ein Mexikaner. Als Kind raubten ihn 
die Krieger und behielten ihn als Sklaven. Später nahm der 
Stamm ihn auf. Vielleicht erinnert ihn die Uhr an seine 
Kindheit. Wer weiß das schon?« 

Haggerty ritt näher. Wyatt Earp zuckte herum. Die Finger 

der Rechten umklammerten den Griff des Revolvers. 

»Es ist Falke, John Haggerty«, sagte der Jefe ruhig. 
Earp lachte leise und erwiderte: »Also hat er dich die ganze 

Zeit gedeckt. Hätte einer von uns Ärger angefangen, wäre ihm 
Haggertys Kugel in den Kopf gesaust.« 

Cochise lächelte und sagte nichts darauf. Sollte der Weiße 

doch denken, was er wollte. 

»Hallo, Earp, wieder mal das Volk aufwiegeln, wie?« fragte 

John mit einem bissigen Unterton in der Stimme. 

»Ach, verdammt, rutsch mir den Buckel runter«, erwiderte 

der junge Kämpfer. »Sie haben ja gehört, was geschah. Würden 
Sie das denn einfach so hinnehmen?« 

Nein, dachte Haggerty, das würde ich nicht, auf keinen Fall. 

Aber ich könnte mir was Vernünftiges ausdenken, um das Girl 
zu befreien. Davon bist du noch weit entfernt. 

»Ich wüßte, wo ich die richtige Hilfe finde«, sagte der Scout 

laut. »Es war doch sinnlos, diese Digger und Stadtfräcke 
aufzuhetzen. Die Hälfte hätte spätestens morgen mittag 
kehrtgemacht. Die andere Hälfte nach weiteren zehn oder 
zwölf Meilen.« 

Earp knirschte mit den Zähnen. Er sah ja ein, daß dieser 

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Wüstenfuchs recht hatte. Aber mußte er ihm das so unter die 
Nase reiben? 

»Und jetzt?« fragte Wyatt. »Was habt ihr vor? Setzt ihr euch 

ganz allein auf die Fährte des roten Halunken?« 

»Sicher, jeder Mann mehr ist eine Belastung«, erwiderte 

Haggerty gelassen. »Vor allem dann, wenn jemand die Wüste 
nicht kennt. Und er muß sich in ihr wie ein Apache 
zurechtfinden, muß wie ein Krieger denken und die Tricks der 
Kämpfer beherrschen. Ein schneller, sicherer Colt genügt in 
diesem Fall nicht.« 

»Führe mich zu der Hütte«, forderte Cochise. »Ich möchte 

die Spuren sehen und prüfen.« 

Earp holte sein Pferd, das in einer Seitengasse stand und 

schwang sich in den Sattel. Auf dem Weg zum Blockhaus 
erzählte der junge Mann, was er wußte. Es war wenig genug. 
Aufmerksam registrierten Cochise und Haggerty, daß Myriam 
auf einem ungesattelten Wagenpferd ritt. Dieser Umstand 
mußte Doppelwolf stark behindern, denn kaum ein Weißer, 
geschweige denn eine Frau, war daran gewöhnt. 

Im Schein zweier Fackeln suchte der Häuptling den Boden 

ab. Er las in den Fährten, wie ein Weißer, in einem Buch und 
erklärte alles ganz genau. 

»Wir reiten in der Dämmerung auf den Sonnenaufgang zu«, 

sagte Cochise nach einer Weile. »Es wird eine gute Spur sein, 
bis sie irgendwo in den Felsen abbricht.« 

Wyatt Earp starrte das Gesicht des großen Chiefs an. Die 

schwarzen Augen funkelten im Schein der Fackelflamme. 

»Und dann?« fragte der Weiße. 
»Danach wenden wir uns nach Süden«, erwiderte Cochise. 

»Doppelwolf hat das Blut eines Mimbrenjos abgestreift. Er 
hofft sicherlich, im Land der Gelbhäutigen Zuflucht zu finden, 
denn dies ist seine Heimat. Er vergißt nur, daß er wie ein 
Apache aussieht, handelt und riecht.« 

»Vielleicht bricht ihm schon diese Tatsache den Hals«, 

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murmelte John. »Aber was wird aus dem Mädchen?« 

Wyatt Earp sagte nichts. Er ließ sich seine Besorgnis nicht 

anmerken. Cochises Worte hatten einen Gedanken in dem 
jungen Kämpfer gestärkt, den er nun unbedingt ausführen 
wollte. 

Er würde sich mit seinem Bruder auf die Spur von Haggery 

und Cochise setzen. Vielleicht waren zwei weitere schnelle 
Colts in diesem Höllenspiel entscheidend. 

Myriam stöhnte laut und rutschte vom Pferderücken. Den 
Aufprall fing sie mit den Unterarmen ab und blieb scheinbar 
ermattet liegen. 

Der Hufschlag des anderen Tieres brach ab. 
»Steh auf«, sagte Doppelwolf kehlig. »Steh auf und setz dich 

auf dein Pferd, Goldhaar.« 

»Ich kann nicht mehr«, flüsterte Myriam. »Wasser, ich 

brauche Wasser.« 

»Kein Wasser«, lehnte der Krieger ab. »Erst wenn die Sonne 

sinkt. Vorher nicht.« 

Myriam rührte sich nicht. Sie spürte die Hitze wie einen 

glühenden Mantel. In den letzten Stunden hatte sie sich 
mindestens zehnmal vom Pferd fallen lassen. Es war ihr 
einziges Mittel, den Ritt zu verlangsamen. Sie fragte sich, wie 
lange Doppelwolf noch geduldig bleiben würde. Packte ihn die 
Wut, band er sie bestimmt fest. 

Langsam drehte sich die blonde Frau auf die Seite. Sie hielt 

die Augen halb geschlossen, blinzelte zu dem Indianer hinauf, 
der scheinbar turmhoch aufragte. 

»Ich kann nicht mehr«, wiederholte Myriam. »Ich bin nicht 

gewohnt, ohne Sattel zu reiten.« 

Sie tastete nach der Uhr, ließ den Sprungdeckel aufklappen 

und fuhr leise fort: »Meine Zeit verrinnt bereits schneller. Je 

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mehr Kraft ich verliere, desto weniger Zeit bleibt mir.« 

Doppelwolf bekämpfte die furchtsamen Gedanken, die durch 

seinen Kopf schwirrten. Dieses Gerät aus dem gelben 
Sonnenmetall beeindruckte den Krieger mehr, als er sich 
eingestehen wollte. 

»Ich habe keinen Sattel für dich, Goldhaar«, sagte er. »Wenn 

du nicht wieder auf das Pony steigst, lege ich dich quer über 
seinen Rücken und binde dich fest.« 

Die Gleichgültigkeit, mit der diese Drohung ausgesprochen 

wurde, ließ Myriam innerlich erschauern. Doppelwolf würde 
nicht zögern, und dann verschwand die ohnehin geringe 
Chance endgültig. 

Die Gefangene tastete an dem Rädchen herum, mit dem sich 

die Zeiger der Uhr verstellen ließen. Es gab nach, bewegte 
sich, und in der nächsten Sekunden klang der zarte Ton einer 
Glocke auf. 

»Usen!« schrie Doppelwolf überrascht und sprang einen 

Schritt zurück. 

Myriam nutzte die Situation sofort aus und sagte: »Das war 

die erste Warnung, Krieger. Wenn die Glocke dreimal schlägt, 
holt dich der Bote des Todes. Mein Geist will es so.« 

Zweifelnd starrte Doppelwolf das Gerät an. War es wirklich 

möglich, daß sich ein so mächtiger Geist in diesem Ding 
verbarg? Warum eigentlich nicht? 

Wenn Usen überall lebte, warum denn nicht auch die Götter 

und Geister der Weißen? 

»Was will dein Schutzgeist, Goldhaar?« fragte der Krieger 

scheinbar gelassen. 

»Nur das, was mich am Leben erhält«, erwiderte Myriam. 

»Wasser, einen Sattel und Schutz vor der Sonne, damit mein 
Kopf nicht leer wird.« 

Finster starrte der Indianer seine Beute an. Das bedeutete 

Verzögerung. Dabei wollte er einen großen Vorsprung 
herausreiten, um die Fährte gut zu verwischen, in Ruhe alle 

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Spuren zu vernichten. 

»Gut, ich gehorche«, sagte Doppelwolf. »Steig auf den 

Mustang. In zwei Stunden bekommst du einen Sattel und 
Wasser.« 

Er vermochte die Verachtung in seiner Stimme nicht zu 

unterdrücken. Zum erstenmal fragte sich der Krieger, ob er 
nicht einen Fehler gemacht hatte. Diese Frau war keine 
Apachensquaw. Sie würde erst nach langen Jahren an das harte 
Leben in der Halbwüste gewöhnt sein. Vermochte sie 
wenigstens ein Feuer zu entfachen, Fleisch zu braten? 

Myriam stand langsam auf. Mit unsicheren Schritten stapfte 

sie auf das Pferd zu, umklammerte den Hals und zog sich 
stöhnend hoch. Mit beiden Armen umschlang sie den Hals des 
Tieres und preßte ihm die Hacken in die Seiten. Langsam 
setzte sich das Pferd in Bewegung. 

Die nächsten beiden Stunden waren für Myriam mehr als 

hart. Der Weg stieg immer steiler an. Kahle Felsen reflektierten 
das grelle Sonnenlicht, das in den Augen der blonden Frau 
brannte. Die Hitze hing wie ein Gluthauch über diesen Bergen. 

Nur selten lockerte sich ein kleiner Stein unter den Hufen des 

Tieres. Für jedes noch so winzige Zeichen war Myriam 
dankbar. Sie hoffte, daß Wyatt ihr folgte, hoffte, daß er so 
vernünftig war, einen erfahrenen Fährtensucher mitzunehmen. 

Sie wußte nicht, daß sie die Mule Pass Mountains 

durchquerten, auf dem Weg nach Süden waren. Myriam sah 
nur, daß der Trail immer glatter wurde. Nirgendwo blieb eine 
Spur zurück. Und zahllose Felsspalten und Hohlwege zweigten 
von dem Trail ab, den Doppelwolf ritt. 

Die Uhr, dachte Myriam, das Gold könnte ein Zeichen 

hinterlassen. 

Entschlossen ließ sie sich abermals fallen, verdeckte ihre 

Hände mit dem gekrümmten Oberkörper und drückte das 
goldene Gehäuse der wertvollen Taschenuhr gegen den Felsen. 
Vorsichtig rieb sie hin und her und atmete auf, als ein gelblich 

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schimmernder Streifen das Gestein verfärbte. 

Myriam stand mühsam auf, ohne Doppelwolfs Befehl 

abzuwarten und kletterte auf das Wagenpferd, das geduldig 
wartete. 

Noch zweimal fiel die schöne Frau herab und hinterließ das 

Zeichen, den goldenen Strich auf hellem Gestein. Ein wirklich 
aufmerksamer Scout mußte diesen winzigen Goldstrich 
entdecken und wissen, daß er auf der richtigen Fährte ritt. 

Myriam fragte sich, woher Doppelwolf den Sattel nehmen 

wollte. In ihr keimte die Angst auf, daß er einen weißen Siedler 
überfallen könnte, um ihre Wünsche zu erfüllen. Durfte sie das 
verlangen? Vermochte sie den Tod anderer für ihre 
Bequemlichkeit vor sich selbst zu verantworten? 

Die Pferde atmeten schnarchend, als sie eine breite Felsspalte 

erreichten. Ohne Zögern leitete Doppelwolf sein Tier hinein. 
Nach wenigen Längen saß er ab und forderte Myriam durch 
eine herrische Handbewegung auf, es ihm gleichzutun. 

»Du wartest hier«, sagte der Krieger. »Ich hole deinen Sattel 

und Wasser. Du wirst nicht fliehen, Goldhaar.« 

Hatte er ihre Gedanken erraten? 
»Wo holst du den Sattel?« fragte Myriam. 
»Weiter vorn leben Weiße an einem Bach, der aus den 

Felsen rinnt.« 

Doppelwolf sah, daß ihr Gesicht starr wurde. Was hatte diese 

Squaw nun wieder vor? Furcht glomm in ihm auf, als sie die 
Uhr aus ihrem Kleid holte, den Deckel aufspringen ließ und 
lange auf die fremden Zeichen starrte. Abermals klang die 
Glocke auf. 

»Du darfst diese Weißen nicht töten«, sagte Myriam fest und 

steckte die Taschenuhr wieder weg. »Er will es nicht.« 

Der Krieger stand reglos. War dieser Geist mächtiger als 

Usen, der doch über alle Dinge herrschte? 

Eine Erinnerung, ein Fetzen nur waberte durch das Gehirn 

des Mannes. 

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Er vernahm Glockenschläge, sah ein großes dunkles 

Holzgehäuse vor sich, in dem sich Zeiger drehten. 

›Es ist Zeit, Elena‹, klang eine Männerstimme auf. ›Wir 

müssen gehen.‹ Doppelwolf schauderte, zog den Kopf etwas 
ein und kam zu dem Schluß, daß dieser Gott wahrhaft Macht 
besaß. Er zwang die Menschen zum Handeln. Und er würde 
ihn auch zwingen, Dinge zu tun, die kein Apache je vollführte. 

»Gut, ich töte nicht«, sagte Doppelwolf. 
Unter seinem Gürtel zog er ein paar dünne Lederriemen 

hervor. Er packte Myriam an der Schulter, drängte sie gegen 
einen Gesteinsvorsprung und fesselte sie an den Felszacken. 
Erschöpft schloß die Frau die Augen. Ihr blondes Haar hing 
strähnig herab. Es war schweiß- und schmutzverklebt. Der Ritt 
hatte Myriam viel abgefordert. 

Doppelwolf glitt zu seinem Pony und saß auf. Die 

unbeschlagenen Hufe tackten leise über den Felsboden. 

Während Myriam dankbar über den Schatten war, den die 

überhängenden Steine boten und in eine Art Dämmerschlaf 
versank, trieb Doppelwolf seinen Mustang durch einen 
Hohlweg, der mit kopfgroßen Brocken übersät war. Geschickt 
tänzelte das Pony um die Hindernisse herum und verursachte 
nicht viel mehr Geräusche als der Wind, der durch die enge 
Schlucht strich. 

Endlich saß der Krieger ab. Lautlos glitt er zum Ende des 

Hohlweges, verharrte dort lange und spähte in das fruchtbare 
Tal hinab, das unter ihm lag. 

Dort würde er alles bekommen, Wasser, einen Sattel und 

eine Decke. Vielleicht auch Nahrung. 

Doppelwolf mußte geschickt vorgehen, wollte er Erfolg 

haben. Er durfte nicht töten. Das ließ ihm seine Aufgabe als 
schwierig erscheinen. 

Nach langen Minuten setzte sich der Krieger in Bewegung. 

Wie ein Schemen glitt er von Deckung zu Deckung, legte einen 
Teil der Strecke kriechend zurück und blieb hinter einem 

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Joshuabaum liegen und spähte abermals. 

Alles auf der kleinen Farm war ruhig. Der Wind wehte von 

Norden, Doppelwolf genau entgegen. Deutlich unterschied er 
die Gerüche der fremden Tiere, den Duft des Grases und des 
Getreides, das in der Sonne trocknete. 

Mittagszeit. Der höchste Stand der Sonne tauchte das Land in 

eine Hitzewelle, die schwer über dem Tal hing. 

Doppelwolf glitt weiter. Wie eine Schlange kroch er voran, 

erreichte einen hölzernen Zaun, hinter dem ein Dutzend Schafe 
graste. Die Tiere witterten den Apachen, den fremden Geruch. 
Ängstlich blökten sie, drängten sich aneinander und wichen 
zurück. 

Der Krieger huschte zwischen den Stangen durch, lief 

geduckt weiter bis zur Ecke des Corrals und lauschte. 

Das dürftige Wohnhaus, aus Balken und Steinen erbaut, 

stand nur wenige Schritte entfernt. 

»Fred, was haben die Schafe bloß?« fragte eine Frau. 
»Vielleicht ein Luchs oder ein Puma«, erwiderte der Mann. 

»Ich sehe mal nach, Eileen.« 

Doppelwolf kletterte geschmeidig durch die Corralstangen 

und stand reglos neben der Tür des Hauses. Sie schwang auf, 
knirschte leise. Das Metall eines Gewehrlaufes blinkte in der 
Sonne. 

Die drei Männer wirkten wild und verwegen. Alle trugen 
Wagenradsombreros, die ihre Gesichter in Schatten tauchten. 
Pechschwarze Schnauzbärte verdeckten die Oberlippen. 

Die Patronen in den über der Brust gekreuzten Gurten 

blinkten in der Sonne gelblich auf. Wachsam wandten die 
Mexikaner immer wieder die Köpfe. Ihr Trail war gefährlich. 
Sie ritten durch Apachenland. Und nur die harten Goldpesos, 
die ihnen am Ziel winkten, hatte die Bandoleros überhaupt 

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aufbrechen lassen. 

Nun befanden sie sich auf dem Rückweg. Wichtige 

Nachrichten trugen die drei Männer nach Mexiko. Hatten sie 
die Mule Pass Mountains erst überwunden, durften sie sich in 
Sicherheit wähnen. Obwohl überall Apachen umherstreiften, 
waren Kämpfe unmittelbar an der Grenze selten. 

Und auf der anderen Seite, in der mexikanischen Provinz 

Sonora, warteten Männer auf die drei Kundschafter. Benito 
Pablo Juárez versteckte sich mit seiner Armee im Bergland von 
Sonora. Die französischen Hilfstruppen und Kaiser Maximilian 
hatten den rechtmäßigen Präsidenten vertrieben. 

Juárez  benötigte dringend moderne Waffen und Munition. 

Seine Melder hatten die drei Bandoleros ausfindig gemacht und 
sie auf den heißen Trail in die Staaten geschickt. Dort sollten 
die Burschen erkunden, ob die Americanos gegen harte Pesos 
oder Gold oder Silber Waffen und Patronen verkaufen würden. 

Die Bandoleros hatten einen Mann gefunden, der liefern 

wollte. Und nun spukte in den Köpfen der drei Mexikaner ein 
Plan herum. Sie würden sich in die ganze Geschichte 
einschalten, die Transporte durchführen und eine Menge Pesos 
machen. 

»Enrico, warte«, sagte einer der drei Männer. 
Der vorderste Reiter zügelte sein Pferd, einen braunen 

Wallach. 

»Hörst du nichts?« fragte der zweite. 
»Manolos Ohren sind besser als die eines Luchses«, sagte der 

letzte Mann. 

»Halt's Maul, Pedro«, erwiderte Manolo. »Da, jemand ruft 

um Hilfe, hört sich nach einer Frauenstimme an.« 

Die rauhen Kerle tasteten nach ihren Waffen. 
»Eine Falle«, stieß Enrico hervor, »die roten Teufel haben 

jemanden gefangen und liegen nun auf der Lauer. Sobald wir 
uns sehen lassen, reißen sie uns in Stücke.« 

Manolo zupfte am Zügel. Die Fuchsstute ging an, änderte die 

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Richtung und marschierte über ein schmales Felsband bergauf. 

»Er ist verrückt geworden«, sagte Pedro zu seinem Freund 

Enrico. »Wir sehen ihn niemals wieder.« 

»Nicht nur das«, erwiderte der andere, »er hetzt uns auch 

noch die Apachen auf den Hals. Los, hinterher.« 

»Der zweite Verrückte«, sagte Pedro fassungslos, doch er 

folgte seinem Freund auf den schmalen Felsenweg. 

Das Rufen war deutlicher geworden. Sie konnten nicht mehr 

weit entfernt sein. Manolo sprang aus dem Sattel, nahm den 
Sombrero ab und lief zur Steilkante. Der große Schatten des 
Hutes hätte den Mann vielleicht verraten, wenn er über den 
Abhang spähte. 

Manolo zuckte zurück. Seine Freunde liefen heran, setzten 

ihre Schritte vorsichtig, um das Geklingel der großen 
Radsporen zu vermeiden. 

»Was ist? Was hast du gesehen?« 
»Eine Frau, eine blonde Americana«, erwiderte Manolo. »Sie 

ist an einen Felszacken gefesselt. Ein ungesatteltes Pferd steht 
in ihrer Nähe. Keine Ausrüstung, Amigos.« 

Einrico fluchte halblaut und sagte schließlich: »Eine Falle, 

wie ich schon sagte. Irgendwo lauern die roten Hunde, um die 
Idioten abzuschlachten, die sich in den Kopf setzen, dieses 
Weib zu befreien.« 

Manolo schob sich erneut zur Kante vor und blickte lange 

hinab. 

Enrico glitt neben ihn, musterte das felsige Land, die 

unzähligen Spalten und Einschnitte und raunte: »Da können 
sich hundert Apachen verbergen. Wir sterben, wenn wir 
runtergehen. Sei vernünftig, Manolo. Laß die blonde Pute 
doch. Außerdem: was willst du mit ihr anfangen?« 

Manolos Lächeln wurde böse und gemein. 
»Kannst du dir das nicht vorstellen?« fragte er. »Wir 

behandeln sie freundlich und höflich, bringen sie nach Mexiko. 
Bei Elvira wird sie schon ihre Arbeit lernen. Und wir, 

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Compadres, wir brauchen nichts zu bezahlen.« 

Verblüfft starrten die beiden Gefährten den dritten Mann an. 

Beinahe hätten sie ihm auf die Schulter geklopft und laut ihre 
Zustimmung hinausgebrüllt. 

Denn das war ja eine tolle Idee. Diese blonde Americana zu 

Elvira in das Freudenhaus zu bringen, das die Mexikanerin in 
Del Rio betrieb. 

»Ich glaube auch nicht, daß eine Menge Aachen in der Nähe 

lauern«, fuhr Manolo fort. »Ich habe einfach ein gutes Gefühl 
bei der Sache. Ihr wißt doch, daß ich die Apachen wittere wie 
ein guter Jagdhund.« 

Das stimmte genau, und so ließen sich Enrico und Pedro 

überreden. »Wie gelangen wir zu der Frau?« fragte Pedro. 

»Mit den Reatas«, raunte Manolo, »holt sie. Ihr laßt mich 

runter. Haltet nur fest. Sobald ich unten bin, nehmt ihr die 
Revolver, falls sich doch noch Apachen sehen lassen.« 

Nach wenigen Minuten waren die Wurfseile 

zusammengeknotet. Manolo streifte sich die Schlinge über und 
setzte sich auf die Kante des Abgrundes. 

Langsam ließen ihn seine Freunde in die Tiefe hinab. 
»Locker lassen«, sagte Enrico. 
Manolo streifte sich die Schlinge ab, trat mit zwei Schritten 

an die gefesselte Frau heran und durchschnitt die Riemen mit 
seinem Dolch. Haltlos fiel Myriam nach vorn. 

»Was ist geschehen?« fragte der Mexikaner leise in 

ausgezeichnetem Englisch. 

»Ein Apache, er hat mich entführt«, murmelte die schöne 

Frau undeutlich. Ihre Zunge war geschwollen, lag wie ein 
fremder Klumpen im Mund und hinderte sie, deutlicher zu 
reden. 

»Nur einer?« 
»Ja, ein Krieger«, flüsterte Myriam. 
»Nichts wie weg«, sagte Manolo und streifte der Blonden die 

Schlinge über. Myriam nahm gar nicht richtig wahr, daß der 

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Mexikaner sich ziemlich lange damit beschäftigte, das Seil 
zurechtzurücken und dabei gierig ihren Busen betastete. 

Sie war froh, dieser Höllenhitze zu entkommen, vielleicht 

sogar Wasser zu erhalten. 

Myriam schwebte nach oben, fühlte sich von kräftigen 

Fäusten gepackt und zu Boden gelegt. Die Schlinge fiel wieder 
hinab, und kaum eine Minute später schwang sich Manolo über 
die Kante. 

Grinsend deutete er auf die Blonde und fragte seine 

Gefährten: »Na, was sagt ihr dazu Amigos?« 

Enrico schnalzte mit der Zunge und verdrehte die Augen vor 

Entzücken. So ein Klasseweib konnte einem Mann schon die 
Stunden versüßen. Und Elvira würde diese Americana schon 
gefügig machen. Darin war die Mexikanerin unerreicht. 

»Also, verschwinden wir«, sagte Pedro. »Je schneller wir 

reiten, desto eher erreichen wir Sicherheit.« 

Manolo kratzte sich in den fettigen Haaren, die ihm bis auf 

die Schultern hingen und murmelte einen Fluch. 

»Was ist los?« fragte Enrico. 
»Laßt mich noch mal runter«, erwiderte der andere. »Ich 

habe was vergessen.« 

»Jetzt ist er wirklich übergeschnappt«, erklärte Pedro 

nachdrücklich. 

»Nein, diese Señorita wurde von einem einzigen Apachen 

entführt«, erwiderte Manolo. »Wir besitzen nur drei Pferde, 
kommen also mit doppelter Last auf einem Gaul nicht schnell 
genug voran. Der Indianer hat jetzt zwei Tiere, wird uns 
einholen, kapiert?« 

»Du willst den Gaul doch nicht erschießen?« fragte Pedro 

entsetzt. 

Manolo zog seinen Dolch aus dem Gürtel und antwortete: 

»Ich bin lange nicht so verrückt, wie du denkst, Amigo.« 

Sie ließen ihren Freund also noch einmal hinab. Manolo 

huschte zu dem Pferd, das mit hängendem Kopf dastand. Ein 

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blitzschneller Hieb mit der Messerklinge genügte. Die 
Schlagader war durchtrennt. Mit einem fast menschlichen 
Seufzen brach das Tier einige Sekunden später zusammen. 

Der Mexikaner rannte zum Seil zurück und ließ sich 

hochziehen. 

Die blonde Frau hatte sich aufgesetzt. Pedro wickelte die 

Reatas auf, und Enrico gab der Americana die Wasserflasche. 

»Langsam trinken«, riet der Mexikaner, »immer nur ein paar 

Tropfen und erst den Mund anfeuchten.« 

Myriam befolgte diesen Rat und spürte schon nach ein paar 

Sekunden, daß es ihr besserging

.

 Sie musterte die Mexikaner 

genauer und vermochte ein unbehagliches Gefühl nicht zu 
unterdrücken. 

Sicher, viele Männer liefen so gekleidet herum. Die Reiter 

der Wildnis trugen fast alle gekreuzte Patronengurte und 
hielten ihre Waffen tadellos in Ordnung. 

Aber die Augen, der Ausdruck der Gesichter gefiel Myriam 

nicht. Sie spürte, daß die drei Mexikaner auf der anderen Seite 
des Zaunes standen. Sie gehörten zu den Nachtfalken, den 
Langreitern, die für harte Pesos oder Dollars jeden Job 
annahmen und ausführten. 

»Danke, Señores«, sagte Myriam nach ein paar Minuten. 

»Sie haben mich gerettet. Dieser Krieger sieht mich als Beute 
an. Wohin reiten Sie? Können Sie mich in Sicherheit bringen?« 

Manolo grinste breit und antwortete: »Señorita, für eine 

schöne Frau lassen wir alle Geschäfte fahren. Wir bringen Sie 
über die Grenze nach Mexiko. Ich habe in Del Rio eine 
Schwester. Dort können Sie sich erholen und überlegen, was 
Sie unternehmen werden.« 

Myriam nickte. Es war gleichgültig, in welche Richtung sie 

ging. Wenn dieser Weg nur weit genug von Doppelwolf 
wegführte. 

»Wir wechseln uns ab, jeder nimmt sie ein Stück weit aufs 

Pferd«, schlug Enrico vor und fuhr sich mit der Zunge über die 

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Lippen, denn seine Gedanken beschäftigten sich mit den 
Rundungen dieser Frau. 

Myriam gelangte auf die Beine. Sie spürte noch immer 

Schwäche, Mattigkeit und Hunger. Unsicher ging sie auf eines 
der Tiere zu, einen kräftigen braunen Wallach. 

Sie schaffte es nicht, allein in den Sattel zu steigen. Enrico 

half und achtete darauf, während des Hinaufhebens möglichst 
viel vom Körper der Americana zu betasten. 

Seine Kumpane sahen neidisch zu, trösteten sich jedoch mit 

dem Gedanken daran, daß die Blonde nach einigen Meilen das 
Pferd wechseln mußte. 

Myriam selbst schloß die Augen. Es war sinnlos, sich gegen 

die gierigen Hände zu wehren. Diese Kerle würden sie eiskalt 
in der Felsenwildnis zurücklassen. Sollten sie doch an ihr 
herumtasten. Schlimmer als Doppelwolfs Absichten konnte 
dies auch nicht sein. 

Sie ahnte nicht, welches Schicksal die drei Banditen ihr 

bereiten wollten. Vielleicht wäre sie zu Doppelwolf 
zurückgekehrt. 

Die Hufeisen klirrten über das Gestein, als die drei Halunken 

zu ihrem alten Trail zurückritten, der durch die Berge nach 
Süden führte, zur Grenze, hinter der schon mehr als ein 
Mensch spurlos verschwunden war. 

Doppelwolf packte blitzschnell zu. Der Weiße schrie 
überrascht auf, ließ die Waffe fallen und brüllte: »Indianer!« 

Er versuchte zurückzuspringen, in die Sicherheit der Hütte zu 

gelangen, aber Doppelwolf warf ihm das Gewehr zwischen die 
Beine. 

Der Mann stolperte, fiel hin, und mit einem pantherartigen 

Sprung setzte der Krieger über den Weißen hinweg. 

Eine Frau warf sich über eine Holzkiste. Ein Kind schrie 

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erschrocken und wimmerte, als es die Last der Mutter spürte, 
zu wenig Luft bekam. 

Der hünenhafte Apache stand mitten in dem einfach 

möblierten Raum. In der linken Hand hielt er das Messer, 
dessen Klinge im Sonnenlicht aufblinkte, das durch ein 
winziges Fenster drang. 

Die Rechte umklammerte einen erbeuteten Revolver. 
Hinter Doppelwolf scharrten Stiefel über den Boden. Der 

Krieger federte zur Seite, richtete die Mündung auf den 
Weißen, der sich aufrichtete und auf die Winchester blickte, die 
zwei Armlängen entfernt lag. 

»Ich brauche einen Sattel«, sagte Doppelwolf kehlig. »Sattel, 

Wasser und Nahrung der Weißen.« 

Die Frau wimmerte fast im gleichen Tonfall wie ihr Kind. 

Sie hörte gar nicht, was der Eindringling sagte. 

Ihr Mann blickte den Krieger mißtrauisch an. 
»Wenn du alles hast, tötest du uns«, sagte der Farmer rauh. 

»Also bring uns lieber gleich um und suche deinen Kram 
selbst.« 

Doppelwolf zeigte grinsend seine starken weißen Zähne und 

lachte rollend. 

»Nicht töten«, erwiderte er, »der Geist hat es verboten. Bring 

mir einen Sattel. Die Squaw und das Kind bleiben bei mir.« 

»Eileen, hörst du?« rief der Mann drängend. 
Das Wimmern der Frau erstarb. Sie hob den Kopf. Angst 

flackerte in den hellen Augen, Todesangst verzerrte ihr 
Gesicht. 

Doppelwolf glitt lautlos über die Bodenbretter, die sonst bei 

jedem Schritt knarrten. Wie fasziniert blickten die Weißen auf 
die geschmeidigen Bewegungen des Apachen, der zum 
gemauerten Kochherd ging und mit dem Messer den Deckel 
von einem Topf stieß. 

Doppelwolf verzog das Gesicht bei dem Geruch, der aus dem 

Kessel aufstieg. Dies war keine Nahrung, wie er sie kannte. Er 

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würde sämtliches Essen der Weißen gegen ein Stück 
Maultierfleisch eintauschen. 

»Was ist das?« fragte er. 
»Ein Stew, mit Hammelfleisch«, erwiderte der Farmer. 
»Überlebt ein Weißer, wenn er davon ißt?« wollte 

Doppelwolf wissen. 

Für eine Sekunde erschien ein Grinsen auf dem Gesicht des 

Farmers, und er sagte: »Er fühlt sich sogar dabei wohl.« 

»Gut, den Sattel und Wasser«, forderte der Krieger, 

»schnell.« 

»Geh, Fred, hol ihm, was er will«, flüsterte die Frau, die sich 

langsam aufrichtete. »Vielleicht bleiben wir am Leben, wenn 
du ihm etwas gibst. Ich weiß es nicht.« 

Der Mann atmete schwer und stapfte zur Tür. Er blieb 

stehen, wandte den Kopf und erwiderte: »Vielleicht warten 
aber auch draußen die Kumpane des Kerls und wollen mich in 
Stücke schießen.« 

Trotz seiner Furcht verließ der Farmer das einfache Haus und 

marschierte zum Stall hinüber. Es dauerte nicht lange, bis er 
mit einem Sattel in der Türöffnung stand. 

»Ich hole die Wasserflasche und fülle sie am Bach«, sagte 

der Weiße und ging abermals davon. 

»Was willst du noch?« fragte die Frau mit bebender Stimme. 
»Nichts, Squaw«, erwiderte Doppelwolf. »Ich brauche die 

Dinge der Bleichgesichter nicht.« 

»Wem willst du dann den Sattel geben und das Essen?« 

fragte die Farmersfrau erstaunt. 

Der Apache steckte den Colt in den Bund seiner Hose und 

klemmte sich das Messer zwischen die Zähne. Er bückte sich, 
nahm die Winchester auf und beobachtete die Squaw, deren 
Augen sich weiteten. 

In rasender Schnelligkeit betätigte Doppelwolf den 

Unterhebel und schnellte Patrone um Patrone aus dem 
Röhrenmagazin. Die Messingzylinder schob er mit dem Fuß 

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zusammen und scharrte sie unter das einfache Bett, das in einer 
Ecke des Raumes stand. 

»Wo ist der Revolver deines Mannes?« fragte er. 
»Neben der Tür«, erwiderte die Farmersfrau gepreßt. 
Der Apache entlud auch den Colt. Diese Patronen warf er zu 

den übrigen, ehe er den Gurt vom Haken nahm und sich um 
den Hals hing. 

Ein paar Sekunden überlegte Doppelwolf. Ja, er hatte alles 

beachtet, was ihm gefährlich werden konnte. 

Er glitt zum Herd, prüfte die Temperatur des Kessels und 

stellte fest, daß er kalt genug war. 

»Nimm dein Kind«, sagte er zur Frau, die abwehrend die 

Hände ausstreckte. 

»Nein!« schrie sie. »Warum willst du uns töten? Wir haben 

dir nichts getan, nie Streit mit einem Indianer gehabt.« 

»Geh zu den Schafen«, befahl Doppelwolf grinsend. »Dort 

gehört ihr Bleichgesichter hin.« 

Die Frau preßte das kleine Kind an sich, als sie unsicher 

hinausging und auf den Pferch zumarschierte. 

»He, was ist denn jetzt?« schrie ihr Mann, der vom Bach 

herbeigerannt kam und eine Wasserflasche schwang. 

»Leg die Flasche neben den Sattel«, verlangte der Apache. 

»Und dann gehst du auch zu den Schafen. Ich brauche hundert 
Schritte Vorsprung.« 

Der Farmer begriff, als er den Revolvergurt um den Hals des 

Indianers sah. Hundert Schritte genügten dem Apachen. In 
dieser Entfernung vermochte er sicherlich jeder Kugel 
auszuweichen. Und der Weiße mußte erst die Patronen suchen 
und das Gewehr laden. 

Widerwillig gab Fred innerlich zu, daß sich der Indianer 

einen guten Plan zurechtgebastelt hatte. Sämtliche Vorteile 
waren auf seiner Seite. 

Der Farmer legte die Canteen ab und lief hinter seiner Frau 

her, die sich in die hinterste Ecke des Schafpferches 

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zurückgezogen hatte. 

Doppelwolf löste den Gurt, hing sich die Wasserflasche um 

und darüber das Revolverleder. Anschließend wuchtete er sich 
den Sattel auf die Schultern, steckte das Messer in den Gürtel 
und zog den eigenen Revolver. Vom Herd holte der hünenhafte 
Kämpfer den Topf und trat danach wieder ins Freie. 

Er lief los, als spüre er die Last überhaupt nicht. Instinktiv 

wußte er, wann er die sichere Entfernung erreicht hatte und 
wandte sich um. Die Weißen standen noch immer innerhalb 
des Gatters und starrten ihm nach. Sie machten keine 
Anstalten, ins Haus zu laufen und das Gewehr zu holen, um 
hinter dem Apachen herzufeuern. 

Doppelwolf setzte den Topf ab, nahm den Coltgurt vom Hals 

und ließ ihn fallen. Er wußte selbst nicht, warum er so 
handelte. 

Nur noch wenige Schritte, und er stand vor seinem 

gescheckten Mustang. Doppelwolf stieg auf, legte den Sattel 
auf die Oberschenkel, packte die Graszügel und schnalzte mit 
der Zunge. Willig marschierte der Pinto los. In wenigen 
Minuten gelangte der ehemalige Mexikaner zu seiner Beute, 
zur Squaw mit dem Goldhaar. Sie würde essen, trinken und im 
Sattel weiterreiten. Irgendwann erreichten sie das Land der 
Gelbhäutigen, wie Doppelwolf seine eigentlichen 
Rassegenossen noch immer nannte. Dort mußte er sich das 
Haar abschneiden, um nicht wie ein Apache zu wirken. 

Für Sekunden schwindelte dem jungen Kämpfer. Denn 

plötzlich tauchten all die Dinge in ihm auf, die er noch lernen 
mußte. Und seine indianische Erziehung lehnte sich mit aller 
Kraft dagegen auf. 

Noch eine Biegung. Tief sog der muskulöse Krieger die Luft 

in seine Lungen. Der fremdartige Geruch des Essens störte ihn 
beim Prüfen des Duftes, den er zu wittern glaubte. 

Es roch nach Blut! 
Doppelwolf hieb seinem Pony die Hacken in die Flanken. 

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Das Tier streckte sich, wurde schneller, erreichte die Biegung, 
trabte weiter und blieb jäh stehen, als Doppelwolf einen lauten 
Schrei ausstieß. 

Blitzschnell verwandelte sich der junge Mann wieder in 

einen Apachen. Er ließ die fremden Gegenstände fallen, riß 
sich die Canteen vom Hals und warf sie weit weg. Mit einem 
Sprung gelangte Doppelwolf zu Boden. Witternd wie ein 
Hund, weit vorgebeugt, suchte er nach Spuren. 

Das tote Pferd war noch warm. Die rohledernen Riemen 

lagen zerschnitten unter der Felszacke, an die der Krieger seine 
goldhaarige Beute angebunden gehabt hatte. 

Kratzer auf dem Gestein der Wand erregten Doppelwolfs 

Aufmerksamkeit. Er schwang sich auf seinen Mustang und 
trieb das Tier an. In scharfem Trab legte es ein Stück 
Felsenweg zurück, bis sein Reiter einen Pfad entdeckte, der 
steil in die Höhe führte. Ohne Zögern lenkte der Mann sein 
Pferd auf das schmale Felsband. 

Als er die Oberkante erreichte, sah er sich um. Langsam 

näherte er sich der Stelle, an der die Pferde der Diebe 
gestanden hatten. Deutlich erkannte Doppelwolf, daß es sich 
um drei Reiter handelte, deren Tiere alle nach Art der Weißen 
Hufeisen trugen. 

Zorn und Haß brachen in dem jungen Mann auf. Er fühlte ein 

Glühen in sich, das er kaum zu beherrschen vermochte. Weiße 
oder Gelbhäutige hatten ihm die Squaw mit dem Goldhaar 
gestohlen. Zum erstenmal war es Cochise gewesen, der die 
Squaws befreite. Und nun, nachdem sich Doppelwolf seine 
Beute zurückerobert hatte, stahlen ihm Menschen einer anderen 
Rasse die weiße Frau. 

Der Krieger hob beide Arme zur Mittagssonne empor und 

rief in der Sprache der Mimbrenjos: »Usen, Großer Geist 
unseres Volkes, wenn du mit deinem Kind bist, so helfe mir. 
Gib mir Kraft, laß den Haß nicht versiegen, bis ich die Männer 
gefunden und getötet habe. Wenn du mich als dein Kind siehst, 

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so hilf mir. Ich kehre zum Stamm zurück und werde bis an das 
Ende meiner Zeit wie ein Krieger unter den anderen leben.« 

Ein Wind fauchte auf, wurde stärker und wehte heiße, 

glühende Luft von der Wüste in die Berge. 

Doppelwolf nahm dies als ein Zeichen des Großen Geistes. 

Obwohl dieser peitschende Sturm, der die Sandkörner in 
gefährlich scharfe, winzige Messer verwandelte, die Spuren der 
Flüchtenden verwischte, fühlte sich Doppelwolf zufrieden. 

Er spürte seinen Haß mächtig aufflammen und schrie Worte 

in den Sturm, deren Sinn nicht einmal er selbst begriff. 

Doppelwolf wußte, daß er die blonde Squaw abermals finden 

würde. Denn er vermochte sich kein Leben ohne sie mehr 
vorzustellen. Und er war fest entschlossen, mit ihr zu den 
Mimbrenjos zurückzukehren. Nun kannte er seinen Platz. Das 
Blut der Gelbhäutigen in seinen Adern war schwach. In Zeiten 
der Not überwog die Erziehung der Apachen. 

Minuten später trieb der Mann seinen Mustang an. Er folgte 

der Fährte der gelbhäutigen Banditen, würde sie stellen und 
töten. Und ihre Skalps würden sein Jacale zieren, das er mit der 
blonden Frau teilen wollte. 

Cochise überließ Haggerty das Verfolgen der Fährten. Der 
Chief sah weder einmal, daß sein Freund Falke ein 
hervorragender Scout war. Die wenigsten Weißen besaßen die 
Fähigkeit, auf solch kargem Boden eine Spur zu erkennen und 
zu deuten. 

»Er reitet auf dein Gebiet zu, auf die Dragoon Mountains«, 

sagte John erstaunt zu Cochise. »Weiß er nicht, daß die 
Chiricahuas ihn jagen wollen?« 

Der Chief lächelte und erwiderte: »Falke, er will uns 

täuschen. Irgendwo biegt er nach Süden ab. Ich glaube, daß er 
in die Heimat seines Vaters möchte.« 

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Stunde um Stunde folgten der Apachenhäuptling und der 

Chiefscout der Fährte des Rebellen. Mitten in der Mule 
Mountains zügelte John Haggerty sein Pferd und blickte sich 
um. 

Ein halbes Dutzend Wege zweigten ab. Doppelwolf konnte 

jede Richtung eingeschlagen haben. John hielt Ausschau nach 
Kratzern im Felsen, die von den Eisen des beschlagenen 
Wagenpferdes stammten. Er fand nichts, keinen einzigen 
Hinweis auf die Richtung, die der Flüchtende eingeschlagen 
hatte. 

»Aus«, sagte Haggerty bitter. »Wir haben ihn verloren. 

Dieser Doppelwolf ist schlauer als zwei Wölfe, schlauer als ein 
ganzes Rudel, mein Freund.« 

Der Häuptling lächelte und ritt an Falke vorbei. 
»Diese Richtung«, sagte Cochise nach einigen Sekunden 

bestimmt und deutete auf den Trail, der südlich verlief. 

»Woher weißt du das?« rief John verblüfft. »Wo entdeckst 

du eine Spur?« 

»Deine Augen sind gut, mein Freund«, erwiderte der 

Häuptling. »Aber dein Kopf arbeitet nicht richtig. Sag, wie oft 
ist die gelbhaarige Squaw vom Pferd gefallen?« 

»Achtmal, denke ich«, erwiderte Haggerty ohne Zögern. 
»Zehnmal«, korrigierte der Jefe, »einmal hast du die 

Anzeichen übersehen. Und das zehnte Mal fiel sie hier. Ich 
meine, sie ließ sich absichtlich fallen. Sie ist klug, diese Frau 
mit dem Goldhaar. Sie weiß, daß ein Mustang auf dem Felsen 
kaum Spuren hinterläßt. Darum brachte sie ein Zeichen an, 
welchen Weg Doppelwolf einschlug.« 

Ungläubig starrte John seinen indianischen Freund an und 

schwang sich aus dem Sattel. Langsam, Schritt für Schritt ging 
der Scout weiter, suchte jeden Quadratfuß mit seinen Blicken 
ab, entdeckte jedoch nichts. 

»Stell dich so, daß die Sonne auf die Felsen scheint«, 

forderte Cochise seinen weißen Bruder auf. 

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Haggerty schüttelte den Kopf, nahm aber die gleiche Position 

ein, wie vorhin der Jefe und bemerkte plötzlich ein 
goldschimmerndes Aufblinken in der Sonne. 

»Bei allen tausend Teufeln der Hölle«, murmelte Haggerty. 

»Das gibt's doch gar nicht!« 

Er ging langsam weiter, behielt den goldenen Strich im Auge 

und beugte sich weit hinab. Ja, auf dem Grau der Felswand 
schillerte ein Streifen, der eindeutig aus abgeriebenem Gold 
bestand. 

»Cochise«, sagte John, nachdem er sich aufgerichtet hatte, 

»du bist nicht zu schlagen. Verrate mir, wie du dieses Zeichen 
gefunden hast. Ich begreife das nicht.« 

Cochise lachte leise und hielt alle Finger gespreizt hoch. 
»Zehnmal, Falke«, erwiderte der Apache, »fiel die 

goldhaarige Squaw vom Pferd. Das gab mir zu denken. Ist sie 
nicht auf ungesattelten Tieren bis nach Tombstone geritten, 
nachdem Naiche und ich sie befreiten? Wieso vermochte sie 
nach einem Tag in der Stadt nicht mehr ohne Sattel zu reiten? 
Das fragte ich mich. Und in meinem Kopf hörte ich wieder die 
Worte der Frau. Sie sprach davon, daß sie etwas gelernt habe, 
daß sie nun wüßte, daß nicht alle Menschen schlecht wären, 
nur weil sie Apachen sind.« 

Oder Weiße, fügte Haggerty in Gedanken hinzu. 
»Sie ist eine kluge Squaw, Falke«, fuhr Cochise fort. »Sie 

ahnte, daß Doppelwolf dann die Richtung ändern würde, wenn 
keine Spuren zu sehen waren. Darum ließ sie sich immer aus 
dem Sattel fallen.« 

Haggerty schüttelte den Kopf. Gut, bis hierher vermochte er 

den etwas verworrenen Gedanken des Häuptlings zu folgen. 
Aber was Myriams Klugheit mit dem goldenen Streifen am 
Gestein zu schaffen hatte, brachte John einfach nicht 
zusammen. 

»Dein Kopf arbeitet nicht richtig, Falke«, wiederholte der 

Häuptling der Chiricahuas. »Ich dachte an die Uhr aus Gold, 

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die verschwunden war. Der junge Kämpfer erzählte davon. 
Dieses Zeichen ist Gold, das weiche Sonnenmetall. Denkst du 
jetzt?« 

Haggerty nannte sich innerlich einen vollkommenen Narren. 

Da lagen alle Fakten und Beweise vor ihm. Und er schaffte es 
einfach nicht, sie miteinander zu verknüpfen. Ein 
Naturmensch, ein Mann der Wildnis dachte weiter als der 
sogenannte zivilisierte Weiße, der die Zusammenhänge nicht 
erkannte. 

»Ich gebrauchte meinen Kopf nicht richtig«, gab der Scout 

zu. »Reiten wir weiter?« 

Statt einer Antwort trieb der Häuptling seinen Mustang an. 
Lange Zeit später, die Sonne neigte sich schon dem 

westlichen Horizont entgegen, verhielt der Führer der 
Chiricahuas abermals sein Tier. Prüfend sah sich Cochise um. 

»Wir nähern uns einem Ort, der nach Blut riecht«, 

verkündete der große Apache. »Ich rieche das getrocknete Blut, 
das tote Fleisch eines Tieres.« 

»Oder das eines Menschen«, erwiderte John unruhig. 
Cochise schüttelte nach Art der Weißen den Kopf und 

entgegnete lächelnd: »Nein, ein toter Mensch riecht anders. 
Und ein toter Apache wiederum anders als ein lebloses 
Bleichgesicht. Eine Squaw anders als ein Mann. Ein Tier starb 
vor Stunden in diesem Gebiet. Wir sehen nach, Falke.« 

Haggerty gab auf. Er war dem Häuptling nicht gewachsen. 

Cochise übertraf Johns Fähigkeiten als Spurenleser um ein 
Vielfaches. 

Erst als sie bereits ziemlich nahe am Pferdekadaver 

angelangt waren, roch auch Haggerty den Tod. 

Nach einiger Zeit fanden sie einen Kochtopf, der auf der 

Seite lag. Ein Stew war zum Teil herausgelaufen. 

»Hier, ein Coltgurt ohne Waffe«, rief Haggerty. 
»Und dort liegt ein Sattel, wie ihn die Blaßhäutigen 

benutzen«, erwiderte Cochise. »Doppelwolf war hier. Was 

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suchte er?« 

John fand die Wasserflasche und benutzte diesmal sein 

Gehirn. 

»Er holte Essen, Wasser und einen Sattel«, sagte der Scout 

langsam. »Den Waffengurt nahm er wegen der Patronen mit. 
Niemand sollte hinter ihm herschießen. Das bedeutet, daß die 
Menschen noch leben, die er ausplünderte. Jefe, weißt du, was 
ich glaube? Daß Myriam am Ende war, daß sie einen Sattel 
brauchte, um weiterreiten zu können. Daß sie Nahrung und 
Wasser benötigte, denn sie ist eine Weiße und keine 
Apachensquaw.« 

Cochise suchte weiter und entdeckte die zerschnittenen 

Riemen unter der herausragenden Felszacke. Ihm entgingen 
weder die Kratzer an der Steilwand noch die kaum sichtbaren 
Fährten eines unbeschlagenen Pferdes, wie es die Apachen 
ritten. 

»Suchen wir die Weißen, denen Doppelwolf die Dinge 

abnahm«, sagte John. »Velleicht können die uns einen Hinweis 
geben.« 

Gelassen sah der Chief zu, wie sein weißer Bruder die 

fremden Dinge aufsammelte und seinem Pferd aufpackte. 
Nebeneinander ritten sie in die Richtung, die Cochise wies und 
entdeckten bald schon die Farm, die wie ausgestorben unter 
ihnen lag. 

Nach langer Zeit blökten ein paar Schafe. Kein Mensch ließ 

sich blicken. 

»Wir reiten offen auf das Haus zu«, entschied Haggerty. 
Cochise hatte Bedenken, schwieg jedoch. Wenn die 

Menschen durch Doppelwolf erschreckt worden waren, würden 
sie sofort feuern, sobald sie einen Indianer sahen. 

Bis auf vier Pferdelängen kamen die beiden Freunde an das 

kleine Farmhaus heran. 

Plötzlich flog die Tür auf. Aus dem Halbdunkel des Raumes 

blühten orangerote Feuerblumen auf. Eine Winchester 

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hämmerte ihr tödliches Lied. Das Blei schwirrte dicht an 
Cochise und John vorbei. 

Haggerty duckte sich hinter dem Hals seines Tieres. Als er 

dreizehn Schüsse gezählt hatte, richtete er sich wieder auf. 

»Hallo!« brüllte der Scout, »ich bringe euch den Coltgurt 

zurück. Ihn und den Sattel und den Kochtopf. Wir fanden das 
Zeug in den Bergen. Seid ihr übergeschnappt, oder was ist mit 
euch los?« 

Es blieb lange still, zu lange, fand John. Die Zeit reichte aus, 

ein halbes Dutzend Winchestergewehre aufzuladen. 

»Wer ist dieser verdammte Indianer, Mister?« brüllte ein 

Mann aus dem Halbdunkel des Hauses. »Wir hatten heute 
schon mal Besuch. Und er benahm sich mächtig schlecht, 
dieser rote Kerl. Er könnte glatt ein Sohn von dem Roten neben 
dir sein.« 

»Doppelwolf«, sagte Cochise leise. »Er ist groß und kräftig, 

wie Naiche und ich es sind.« 

»Mann, ich bin John Haggerty, der Chiefscout der Army im 

Südwesten«, rief der Falke. »Neben mir sitzt Cochise, der 
Chief aller Apachen auf seinem Mustang. Wir sind hinter 
einem Rebellen der Mimbrenjos her. Er hat eine weiße Frau 
aus Tombstone entführt. Wir brauchen ein paar Auskünfte.« 

Wieder blieb es lange Zeit still. John schien es, als beriete 

sich der Farmer mit anderen. 

Endlich kam die Antwort. »Okay, kommt näher, aber 

versucht keine Tricks. Ich schieße ohne Warnung. Der Besuch 
von heute mittag hat uns gereicht.« 

»Schon gut, Mann, du hast nichts zu befürchten«, erwiderte 

Haggerty und preßte seinem Pferd die Absätze in die Seiten. 

Langsam marschierte das Tier auf die Farm zu. Die Schafe 

drängten sich in die Ecke ihres Pferches. Sie schienen gewarnt 
zu sein. Vielleicht erinnerten sich die Wollbiester noch an den 
Geruch des anderen Indianers. 

»Er hat Angst, Bruder«, murmelte Cochise, der sein Pferd 

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dicht neben Johns Tier trieb. »Ein Mann voller Angst handelt 
oft unbesonnen. Vergiß das nicht bei deinen Worten.« 

John nickte und saß ab. Er wuchtete den Sattel herunter und 

legte ihn neben die Tür. Kochtopf und Gurt warf er ins Innere 
des Hauses. 

»Zufrieden, Mister?« fragte der Scout gedehnt. »Leg endlich 

die Kanone weg und rede vernünftig mit uns. Der Mann, der 
sich um das Zeug erleichterte, heißt Doppelwolf. Er ist ein 
Mimbrenjo, der dem Gesetz der Apachen verfiel.« 

In groben Zügen und einfachen Worten erzählte der Scout, 

was in den letzten Tagen um Tombstone geschehen war. Bevor 
der Farmer antworten konnte, klang erneut Hufschlag auf. 

»Erwartest du Besuch?« fragte Haggerty scharf. 
»Nein, aber ihr sicherlich«, lautete die Antwort. 
»Sei doch nicht so ein Narr!« fuhr John auf. »Dreh mir jetzt 

nicht durch. Wir verschwinden, decken das Haus von den 
Seiten, klar?« 

»Ich wünsche bei Gott, daß du ehrlich bist«, erwiderte der 

Farmer mit sorgenvoller Stimme. 

»Verlaß dich drauf, Mann«, sagte Haggerty. »Cochise und 

ich kämpfen für den Frieden in diesem Land, nicht für Krieg 
und Tod.« 

Myriam saß vor Manolo auf der Fuchsstute. Allmählich kehrte 
die Kraft in den Körper der jungen Frau zurück. Trotz der 
Unbequemlichkeit ruhte sie sich aus. Und mit jeder Minute 
wuchs der Widerwille gegen die tastenden Hände des 
Mexikaners. 

Er überließ es seinem Pferd, sich den richtigen Weg zu 

suchen, beschäftigte sich nur mit der schönen Frau. 

»Hören Sie, Amigo«, sagte Myriam plötzlich kalt und hart. 

»Sie haben mich gerettet. Gut, ich schulde Ihnen Dankbarkeit. 

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Aber mein Leben und mein Körper gehören immer noch mir. 
Verstehen Sie mich?« 

Manolo lachte rauh und schloß seine Hände um Myriams 

Rundungen. 

Eine Sekunde später zischte er einen ellenlangen spanischen 

Fluch. Denn das verdammte Weib hatte ihm in die Hand 
gebissen. Blut tropfte auf Myriams Bluse, und die Kumpane 
des Banditen lachten grölend. 

»Das wird dir noch vergehen, du verfluchtes Weibsstück«, 

brüllte Manolo. »Wenn wir erst in Mexiko sind, bleibt dir keine 
andere Wahl mehr.« 

Myriam saß stocksteif auf dem Pferd. Sie spürte einen 

Schauer der Furcht über ihren Rücken kriechen. Was hatten 
diese Männer mit ihr vor? 

Sie wußte plötzlich, daß sie üblen Schurken in die Hände 

gefallen war. Aus einer verborgenen Quelle schöpfte die 
schöne Frau neue Kraft, ließ sich jedoch nichts anmerken. 

»Wann erreichen wir Mexiko?« wollte sie wissen. »Ich freue 

mich auf das Land. Und ich hoffe, daß sich dort die Männer zu 
benehmen wissen.« 

Manolo vergaß seinen Zorn und lachte belustigt auf. 
»Señorita«, erwiderte er, »du mußt sehr nett zu den 

mexikanischen Männern sein, wenn dein Leben nicht schlimm 
werden soll. Du hast keine Wahl.« 

Heiße Schrecken wallten in Myriam hoch wie eine Welle. 

Plötzlich wurde der dumpfe Gedanke zur Gewißheit. Diese 
Halunken wollten sie in irgendein Bordell verkaufen. 

»Wo überqueren wir die Grenze?« fragte Myriam. 
Sie bemühte sich, ein halbwegs normales Gespräch in Gang 

zu bringen. 

»Irgendwo, Señorita«, antwortete Manolo, »die Grenze ist 

gefährlich geworden. Überall treiben sich die Männer des 
Kaisers herum. Dazu kommen Juárez' Kämpfer, der seine 
Armee im Norden unseres Landes aufbaut.« 

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»Ihr seid Schmuggler?« wollte Myriam wissen. 
Manolo lachte belustigt und erklärte ihr ganz genau, daß er 

und seine beiden Freunde jeden Job annahmen, der ihnen nur 
genügend Goldpesos oder harte Dollars einbrachte. 

Myriam erkannte, daß ihre Befürchtungen gerechtfertigt 

waren. Sie kämpfte gegen die Angst an, die sie zu überwältigen 
drohte. 

»Warum seid ihr jetzt unterwegs?« fragte sie. »Welchen 

Auftrag habt ihr in den Staaten erledigt?« 

»Das geht dich nichts an«, erwiderte der Mexikaner hart. 

»Sei froh, daß wir dich vor dem verfluchten Apachen gerettet 
haben.« 

Myriam lachte bitter auf und rief: »Ist das denn schlimmer 

als das, was ihr mit mir vorhabt?« 

Manolo machte sich im Sattel steif. Verflucht! Woher wußte 

diese Pute, was er sich ausgedacht hatte? Wie konnte sie nur 
Lunte riechen? 

»Was haben wir denn mit dir vor?« fragte der Mexikaner 

scheinheilig. 

»Ihr schleppt mich in ein Freudenhaus«, erwiderte Myriam 

kalt. »Ich habe mehr als einmal davon gehört. Und irgendwann 
kommt die Zeit, da ich nicht mehr stark genug bin und 
nachgebe. Ihr kassiert eure Belohnung und verschwindet. Ist 
das eine Rettung?« 

Manolo stieß die Luft mit einem pfeifenden Geräusch aus 

seinen Lungen. Was ging im Kopf dieser blonden Americana 
eigentlich vor? War es denn nicht besser, sich mit richtigen 
Männern statt mit Wilden abzugeben? 

»Hör zu, in Del Rio leben viele Americanos«, sagte Manolo. 

»Aber du hast doch nichts gegen uns Mexikaner, oder? Mach 
dir keine Gedanken, Senorita, du wirst es gut haben. Und 
richtige Männer sind doch was anderes als so ein stinkender 
Apache. Das mußt du zugeben, denke ich.« 

Myriam unterdrückte ihr Zittern und erwiderte: »Das weiß 

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ich noch nicht. Bei den Apachen würde ich wenigstens den 
Schutz meines Kriegers genießen. Wer schützt mich in Del 
Rio?« 

Myriam schwankte, rutschte seitlich vom Pferd und landete 

schwer auf dem Boden. Mit dem Gehäuse schabte sie in 
wahnsinniger Hast über den Felsen. Sie mußte einfach ein 
Zeichen hinterlassen! Sonst war sie verloren, für immer in 
Mexiko gefangen. 

»Chica, was ist los mit dir?« fragte Manolo scheinbar 

erstaunt. 

Er wußte genau, daß die blonde Frau den Ritt verzögern 

wollte. Hatte sie vor, der Rothaut eine Chance zu geben? Sollte 
der Apache sie befreien? War es in Wirklichkeit so, daß sie 
bereits mit ihrem Schicksal zufrieden war? 

Manolo erinnerte sich an den Moment, in dem er sie befreit 

hatte und vergaß den vorherigen Gedanken sofort wieder. 

Nein, die Blonde wollte weder zu den Apachen noch in 

Elviras Freudenhaus in Del Rio. Sie gehörte zu jenen Frauen, 
die zäh und verbissen ihren eigenen Weg verfolgten, zu den 
Frauen, die halb wie Männer waren, wie Manolo dachte. 

Und vielleicht war auch Myriam ihrer Zeit und ihren 

Rassegefährten weit voraus. Denn noch immer galt eine Frau 
als ein Wesen, das zu gehorchen hatte, für Küche und Herd 
zuständig war. Sie sollten Kinder gebären, die Feldarbeit 
verrichten und mit dem zufrieden sein, was der Mann ihnen 
gewährte oder schenkte. 

Manolo sprang aus dem Sattel, packte die blonde Americana 

jäh unter den Achseln und riß sie hoch. 

Ein Metallgegenstand klapperte auf den Felsboden. 

Unwillkürlich blickte Manolo hin, sah das goldene Glitzern 
und lachte freudig, als er die Uhr entdeckte. 

Enrico sagte scharf: »Wir müssen weiter. Der Apache wird 

nicht aufgeben, Compradre. Also los, in den Sattel. Die Frau 
kommt zu mir.« 

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Manolo nahm mit einer schnellen Bewegung die goldene Uhr 

an sich. Die drei gelblichen Striche auf dem Felsboden übersah 
der Mexikaner. 

Wenig später trabten die Pferde mit klirrenden Eisen weiter 

südwärts. Keiner der Männer ahnte, daß Doppelwolf bereits in 
der Nähe war. Auch Myriam witterte nicht die Gefahr. 

»Wir reiten durch das Tal der Ritter«, entschied Enrico. 

»Dort finden wir einige verlassene Silberminen aus der Zeit der 
Spanier. Rückt uns dieser verdammte Schlangenfresser auf den 
Leib, bieten uns die Stollen Deckung. Wir können uns tagelang 
verteidigen.« 

Pedro und Manolo schwiegen. Sicher, verkriechen konnten 

sie sich in diesen Stollen. Ob sie in dieser Lage jedoch einem 
Apachenkrieger überlegen waren, mußte sich noch 
herausstellen. 

Endlich erreichten die Pferde eine V-förmige Schlucht, deren 

Seitenwände am Talboden kaum hundert Yard voneinander 
entfernt aufwuchsen. 

Ohne Zögern bog Enrico in den Einschnitt. Myriam saß 

willenlos vor dem Mexikaner auf dem Pferd. 

Pedro folgte seinem Kumpan, während Manolo den Schluß 

des kleinen Trupps bildete. 

Als der Halunke am Zügel rupfte, sein Tier in den Einschnitt 

leiten wollte, peitschte eine Winchester. Wie vom Blitz 
getroffen brach die Fuchsstute zusammen. Manolo fiel hart zu 
Boden. 

Das Tier war auf die linke Seite gefallen und lag auf den 

Satteltaschen. Mühsam kam Manolo hoch und riß die 
Winchester aus dem Scabbard. Abermals peitschte das Gewehr 
des unsichtbaren Schützen. Die Kugel pfiff dicht über die 
Schulter des Mexikaners und prallte von einem Felsen jaulend 
als Querschläger ab. 

Manolo verbiß sich den Schmerz, der wie ein glühendes 

Eisen in seinem rechten Fußknöchel wühlte. Der Halunke 

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humpelte in den Taleingang, erreichte die Deckung und ließ 
sich fallen, während er die erste Patrone ins Lager hebelte. 

Dabei dachte er grimmig daran, daß Enricos Worte vom 

Verkriechen in den alten Stollen der Spanierminen sehr schnell 
zur Tatsache geworden waren. 

Nun besaßen sie nur noch zwei Pferde. Zum erstenmal 

zweifelte Manolo daran, daß die Befreiung der blonden 
Americana eine gute Idee gewesen war. 

Notfalls lassen wir das Weibsstück eben zurück, überlegte 

sich der angeschlagene Mann. Der verfluchte Apache wird sich 
hoffentlich mit ihr zufrieden geben und uns ziehen lassen. Die 
Pesos von Juárez' Beauftragten waren wichtiger als eine Frau 
mit blonden Haaren, die Elviras Freudenhaus in Del Rio zieren 
sollte. 

Manolo wartete reglos, wie ein Apache, bildete er sich ein. 

Dabei war er vom Können der Wüstenkrieger noch weit 
entfernt, beherrschte er nicht mal ein Bruchteil ihrer 
Fähigkeiten. 

Er merkte dies, als ein Gewehr krachte und die Kugel einen 

grauen, bleiernen Strich auf dem Felsen dicht vor seinen Augen 
hinterließ. Der rote Hundesohn wußte genau, wo sein Gegner 
sich verbarg. Und nun spielte er mit dem Mexikaner so lange, 
bis sich Doppelwolf entschloß, dem Gelbhäutigen den Tod zu 
geben. 

Haggerty hielt die Winchester schußbereit an der Schulter. Er 
wußte, daß Cochise ebenfalls kampfbereit war. Aus dem 
Farmhaus klang leises Klicken. Der Mann lud das Gewehr auf. 

Lauter wurde der Hufschlag. Weiße ritten dort heran, denn 

die Eisen klirrten über den Felsboden. Natürlich war es auch 
möglich, daß eine umherstreunende Apachenhorde Beute 
gemacht hatte und die Mustangs der Weißen in ein Versteck 

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brachte. 

Haggerty erkannte zwei Reiter. Die beiden Gestalten kamen 

ihm bekannt vor. Er kniff die Augen etwas zusammen. Nun 
erkannte er die Männer: 

Die Brüder Virgil und Wyatt Earp. 
Cochise erschien plötzlich neben John. Der Scout hatte nicht 

das geringste Geräusch vernommen, als der Jefe herangeglitten 
war. 

»Was machen wir mit den beiden Burschen?« fragte John. 

»Sie geben nicht auf. Wyatt will die blonde Frau zurückholen. 
Ich frage mich, ob er sie wirklich liebt.« 

Cochise lächelte sanft und murmelte in der Sprache der 

Chiricahuas: »Nicht so, wie du Tla-ina liebst, Falke. Wyatt 
Earp ist jung und heißblütig. Er wird einmal ein guter Krieger. 
Viele Frauen werden an seinem Weg stehen. Er sucht das 
Abenteuer, mein Bruder, im Kampf und bei den Squaws. Dabei 
muß ein Mann wissen, daß nur List und Kampf Abenteuer ist.« 

Haggerty ließ das Gewehr sinken und sah den Chief von der 

Seite her an. Tla-ina, Sanfter Wind in der Sprache der Weißen, 
war Cochises Schwester. John hatte eine tiefe Zuneigung zu 
dieser jungen Frau gefaßt. Und er wußte, daß Tla-ina seine 
Liebe erwiderte. 

Doch wie vermochten zwei Menschen verschiedener Rassen 

in dieser Zeit, in diesem wilden, heißen Land ihrer Liebe 
nachzugeben? Nicht nur die Bleichgesichter würden Haggerty 
verurteilen. Auch Tla-ina würde von ihrem Volk verachtet, 
wenn nicht gar verstoßen werden. 

»Du mußt warten, mein Bruder«, sagte Cochise ruhig. 

»Zeige die Geduld eines Apachen. Du besitzt sie. Ich weiß es.« 

John war, als hätte der Häuptling seine Gedanken erraten. 
Virgil und Wyatt Earp zügelten ihre Pferde. Ein Dutzend 

Längen vor dem Farmhaus blickten sich die beiden Männer 
mißtrauisch um. Sie schienen förmlich zu wittern, daß sie nicht 
allein waren. 

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John sah, daß sie die Köpfe zusammensteckten und redeten. 

Kein Laut drang bis zu Johns Standort. 

Hoffentlich spielt der Farmer nicht verrückt, dachte der 

Scout. Wenn er feuert, veranstalten die beiden Earps einen 
Zauber mit heißem Blei. 

»Hallo, Haus!« rief Wyatt nach ein paar Sekunden, »wir 

haben 'ne Frage, weiter nichts. Keine Angst, wir sind keine 
Banditen, arbeiten auch nicht mit den Apachen zusammen.« 

Nichts rührte sich im Haus. 
John sah, daß die Brüder Earp unbehaglich in den Sätteln hin 

und her rutschten. Sie fühlten sich mächtig unwohl, ahnten, daß 
sie beobachtet wurden und vermochten ihrerseits diese 
Beobachter nicht zu entdecken. 

»Komm, Falke«, sagte Cochise, »sie zerplatzen sonst wie 

eine Kröte, die vom Huf eines Mustangs getroffen wird.« 

Ohne das geringste Geräusch zu verursachen, traten 

Haggerty und der Häuptling aus ihrer Deckung heraus. Die 
Gewehre hielten sie in den Armbeugen. 

»Ich habe euch doch gesagt, daß ihr in Tombstone bleiben 

sollt«, sagte der Scout ruhig. 

Die Earps schienen plötzlich zu explodieren. Wie der Blitz 

sausten sie aus den Sätteln, duckten sich hinter den Pferden 
und zeigten die Colts. 

»Da siehst du es, mein Bruder«, spottete Haggerty, »dies sind 

die Männer, die dein Land erobern wollen. Sie fürchten sich 
vor einer Stimme. Was mögen sie erst empfinden, wenn sie die 
Wölfe heulen hören?« 

Wyatt Earp stapfte um sein Pferd herum und verzog das 

Gesicht zu einem schiefen Grinsen. 

»Bilde dir nur nicht ein, daß wir Angst vor dir haben, du 

nachgemachter Fährtensucher. Wir sind nur vorsichtig, weiter 
nichts.« 

Virgil trat mit trägen Schritten hinter seinem Gaul hervor. 

Der ältere Earp lächelte flüchtig und sagte: »Ich wette, die 

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beiden haben damit gerechnet, daß wir ihnen folgen. Jetzt 
wollen sie uns festnageln.« 

Die Tür des Farmerhauses flog auf. Der Mann hielt die 

Winchester im Hüftanschlag und fragte: 

»Mister, kennen Sie diese beiden Burschen?« 
»Schon gut«, erwiderte Haggerty. »Das sind Wyatt und 

Virgil Earp. Sie verdienen sich ihre Dollars mit den Karten. 
Beide halte ich für recht ordentliche Kämpfer, aber von diesem 
Land verstehen sie nicht die Bohne.« 

Wyatt plusterte sich auf wie ein Geier, den ein Kojote von 

der Beute vertreiben will. 

»Jetzt sag nur noch, daß wir deinen Befehlen nicht 

gehorchen, und ich lache bis zum Winter«, rief der jüngere 
Earp hitzig. 

»So ist es, Revolvermann«, erwiderte John lächelnd. »Ihr 

stört. Cochise und ich wissen, was wir tun, ihr nicht. Im 
Gegenteil, ihr stolpert durch dieses Gebiet, als sei es die Allen 
Street in Tombstone. Das kann tödlich enden, Earp.« 

Wyatt holte tief Luft. Er sah so aus, als wollte er eine 

Kanonade von Schimpfwörtern auf den Chiefscout loslassen, 
beherrschte sich jedoch im letzten Moment. 

Denn er dachte daran, daß Haggerty ihnen eine Menge 

Knüppel zwischen die Beine werfen konnte, wenn sie in den 
Forts die Soldaten um ihren Sold beim Kartenspiel 
erleichterten. 

»Myriam«, sagte der jüngere Earp etwas schwerfällig. »Was 

ist mit ihr?« 

Cochise erwiderte: »Sie ist in der Gewalt von drei 

Gelbhäutigen. Doppelwolf wird jedoch um sie kämpfen. Und 
das ist unsere Stunde.« 

»Wir reiten mit«, rief Wyatt scharf. »Zwei sichere Colts 

bringen vielleicht die Entscheidung, Jefe.« 

Der Häuptling schüttelte den Kopf und antwortete: »Nein, ihr 

seid so laut wie eine Büffelherde. Doppelwolf besitzt die Ohren 

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eines Luchses. Kommt ihr mit, ist er schon gewarnt, ehe wir 
ihn sehen.« 

Wyatt Earp wollte aufbrausen, aber sein Bruder Virgil legte 

ihm die Hand auf den Arm und sagte ruhig: »Cochise hat recht. 
Wir sind keine Männer der Wildnis. Sicher, wir schaffen es, 
uns an ein Haus oder ein Camp heranzuschleichen. Einen 
Apachen täuschen wir niemals. Es geht um das Leben deiner 
Freundin, Wyatt. Überlaß es Cochise und Haggerty.« 

Feindselig sah der jüngere Earp den Apachenchief und John 

an. 

»Ich möchte wissen, worum es eigentlich geht«, sagte der 

Farmer in diesem Moment. »Ich heiße Fred Rancon. Meine 
Frau Eileen und unser Sohn Mark sind im Haus. Noch etwas: 
bisher haben wir keinen Kampf mit den Apachen zu bestehen 
gehabt. Ich möchte nicht, daß sich das ändert. Wenn nun 
Weiße durch das Gebiet streifen, folgen bald die Indianer. Und 
unsere Skalps sitzen dann verdammt locker. Mister, es geht 
nicht nur um Ihre Freundin. Es geht vor allem um uns.« 

Wyatt sah den Mann verblüfft an und dachte sich, daß der 

Farmer recht hatte. 

»Also gut, wir bleiben hier, Mr. Rancon, wenn Sie erlauben«, 

sagte Wyatt. »Viel Geld besitzen wir nicht. Aber ich bin bereit, 
für mein Essen zu arbeiten. Sobald Cochise und Haggerty 
zurückkehren, reiten mein Bruder und ich nach Tombstone 
zurück.« 

John atmete auf. Er kannte den Starrsinn des jungen 

Revolverkämpfers und war froh, daß der Farmer eingegriffen 
hatte. So wild und verwegen die Earps auch waren, sie achteten 
das Leben und den Besitz anderer. 

»Kommen Sie ins Haus«, lud Fred Rancon die Männer auf 

dem Hof ein. »Ich würde zu gern erfahren, was es mit dem 
Besuch des Indianers heute mittag auf sich hatte. Er benahm 
sich mächtig seltsam.« 

Haggerty erzählte in dem einzigen Raum des Hauses, was 

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sich in den letzten Tagen zugetragen hatte. Der kleine Mark 
erwachte, als er die Stimme vernahm und krähte vergnügt, als 
Cochise ihn aus der Holzkiste hob, die mit Decken gepolstert 
war. 

Der Kleine griff nach dem Schweißband des Chiefs und 

spielte mit den schwarzen Haaren. 

Cochise lächelte Eileen an, die furchtsam zuschaute und 

sagte: »Auch wir lieben unsere Kinder, weiße Squaw. Kein 
Apache würde je sein Kind oder das eines anderen schlagen.« 

Eileen Rancon holte tief Luft und erwiderte gepreßt: »Und 

trotzdem bringt ihr alle Menschen um, die eine weiße Haut 
besitzen? Ihr tötet Alte, Säuglinge und Halbwüchsige. Was 
haben euch die Kinder getan?« 

»Nichts«, antwortete Cochise ernst. »Doch eines Tages sind 

sie erwachsen und kämpfen gegen uns. Es ist besser, sie jetzt 
zu töten. Sieh, weiße Frau, dies ist unser Land. Wir haben euch 
nicht gerufen. Und ihr und die Gelbhäutigen aus dem Süden 
nehmt Apachenskalps und verkauft sie nach Sonora. Dort zahlt 
der Gouverneur Goldpesos für jeden Skalp. Sollen wir weniger 
hart sein als deine Rasse? Es geht um uns als Menschen und 
um unser Land.« 

Eileen senkte den Kopf. Sie hatte davon gehört und billigte 

es nicht. Aber was vermochte sie schon gegen solche 
Grausamkeiten auszurichten? 

»Es ist besser, miteinander zu leben, als sich gegenseitig zu 

töten«, sagte sie leise. 

»Du sprichst weise Worte«, murmelte Cochise. »Würden alle 

Menschen deines Volkes so denken, trügen die Krieger und 
Squaws der Apachenstämme die gleichen Gedanken in ihren 
Herzen, bräuchte niemand mehr zu sterben.« 

Ein paar Minuten wirkten die schwarzen Augen des 

athletischen Häuptlings matt, wie in endlose Fernen gerichtet. 

»Ich denke«, sagte er danach bedächtig, »daß in hundert 

Wintern noch immer Menschen gegen Menschen kämpfen. 

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Und das aus den nichtigsten Gründen. Wir hingegen wehren 
uns, weiße Squaw. Ihr kommt in unser Land, nehmt die guten 
Wasserstellen und steckt Körner in die Erde. Die Berge, die 
fruchtbaren Täler und die Halbwüste schenken uns alles, was 
wir brauchen. Wir wollen kein Gold, kein Silber, kein 
brennendes Wasser. Wir wollen unser Recht, das seit 
ungezählten Sommern und Wintern gut für uns war. Wir sind 
mit unserem Leben zufrieden.« 

Wyatt Earp lachte halblaut und fragte: »Aber moderne 

Waffen wollt ihr doch von uns, wie?« 

»Selbstverständlich«, erwiderte der Häuptling. »Unsere 

Waffen sind gut, richten jedoch gegen so viel Bleichgesichter 
nicht genug aus. Wir müssen euch mit den Dingen bekämpfen, 
die ihr selbst besitzt.« 

Niemand sprach mehr im Farmhaus. Die Weißen starrten den 

hochgewachsenen Häuptling an, der so anders aussah als die 
meisten Apachen. 

»Ich hatte zwei Träume«, sagte Cochise nach einer langen 

Weile leise. »Der erste zeigte mir, daß es in hundert Sommern 
keinen Apachen mehr gab. Alle Krieger, Squaws und Kinder 
starben in dem Kampf gegen die Eindringlinge. Der zweite 
Traum ließ mich Männer meines Volkes sehen. Darum gab ich 
mein Wort, Frieden zu halten. Mein Volk muß leben. Es darf 
nicht untergehen wie schon so viele rote Kinder starben, weit 
im Sonnenuntergang.« 

Lediglich Haggerty verstand, was der Chief mit den letzten 

Worten ausdrückte. Der Scout interessierte sich seit jeher für 
die Indianer, für die gesamte rote Rasse und hatte erfahren, daß 
im Nordosten der Union, in jener Gegend, in der die ersten 
Weißen an Land gingen, bereits einige Stämme nicht mehr 
existierten. 

»Wir reiten, Falke«, sagte Cochise brüsk und stand auf. 
Eileen nahm den kleinen Mark entgegen, den ihr der große 

Häuptling behutsam reichte und verspürte Unsicherheit. Dieser 

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Mann gehörte zu den barbarischen Wilden, deren 
Grausamkeiten im Südwesten jedem Weißen das Blut in den 
Adern gefrieren ließ. Und doch schien er ein Weißer zu sein, 
ein Mensch, der über seinen eigenen Schatten hinauszublicken 
vermochte. 

Eileen Rancon bekam plötzlich eine Ahnung davon, daß 

nicht alle Apachen von Natur aus böse waren. Sie lebten, 
handelten, wie es ihnen ihre Umgebung aufzwang, mußten 
jedes Wasserloch mit ihrem Blut verteidigen. Und verloren sie, 
so starben vielleicht die Kinder und Alten. 

An der Tür ließ Cochise seinem Freund Falke den Vortritt, 

wandte sich um und sagte eindringlich: »Ihr bleibt hier, in 
diesem Jacale. Ich strafe nach unserem Gesetz den Rebellen 
Doppelwolf. Denn mein Wort heißt Friede.« 

Lautlos glitt der muskulöse Häuptling ins Freie. 
Selbst die wilden und verwegenen Earps schwiegen 

beeindruckt. Auch sie hatten begriffen: Cochise tötete einen 
Krieger der Apachen, um sein Wort nicht zu brechen. 

»Dieser verfluchte Diabolo!« brüllte Manolo, als eine Kugel 
seine Kopfhaut aufriß und einen Streifen Haare mitnahm. 

Sofort rann ihm Blut in die Augen. Der Mexikaner sah seine 

Umgebung nur noch wie durch einen roten Schleier. 

»Gebt mir Feuerschutz, ihr Narren?« gellte seine Stimme auf. 

»Ich muß in das Tal!« 

Sofort hämmerten zwei Gewehre los. Ein wahrer Bleihagel 

rauschte über Manolo hinweg. Keines der Geschosse schien 
auch nur in die Nähe des Angreifers zu gelangen, denn er 
feuerte langsam weiter. 

Der Mexikaner spürte einen harten Schlag und zog ruckartig 

sein linkes Bein zurück. Eine Kugel hatte den Absatz seines 
Reitstiefels weggerissen. 

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»Dieser verdammte Bastard!« fluchte Manolo und kämpfte 

gegen die Todesangst an, die in ihm aufstieg. 

Plötzlich schnellte er hoch, stieß sich mit aller Kraft ab und 

landete auf der anderen Seite des Felsbrockens, der ihm 
Deckung gewährte. 

Der Feind feuerte. Glühend heiß stieg es in Manolos 

Oberschenkel hoch. Er blickte hinab, die staubbedeckte Hose 
wies ein Loch auf, aus dem es rot herauslief. 

Er spielt mit mir, hämmerte es in Manolos Kopf. Er sitzt 

irgendwo oben, sieht den Eingang des Tales und weiß genau, 
wo ich liege. O Madonna, vernichte diesen elenden Heiden. 

Dem Mexikaner kam gar nicht zu Bewußtsein, was er dachte. 

Er und seine Kumpane waren auf ihre Art keinen Deut besser 
als der Apache Doppelwolf, der doch eigentlich zu Manolos 
Rasse gehörte. Enrico, Pedro und Manolo waren eiskalte 
Schurken, die für Geld jeden noch so dreckigen Job 
durchführten. Aber nun spürten sie die Angst vor dem Ende, 
vor dem Erlöschen des eigenen Lebens. Und die Furcht nagte 
an allen wie ein Tier. 

Manolo kroch dicht an den Stein heran, schmiegte sich an die 

Deckung, schien zu versuchen, in den Felsen hineinzukriechen, 
aber vergeblich. 

Er vernahm noch das Peitschen der Winchester, mehr nicht. 

Einen Sekundenbruchteil später sank der Bandit tot zusammen. 

Ein Stück weiter im Tal fluchte Pedro haltlos. Er sah Enrico 

an, der sich in den letzten Stunden zum Anführer der kleinen 
Gruppe aufgeschwungen hatte. Angst flackerte in ihren Augen, 
die Angst vor dem Ende. 

»Wir lassen die Puta laufen«, sagte Pedro gepreßt. »Der 

verfluchte Apache lauert dort draußen. Wenn er die Americana 
sieht, hat er genug mit ihr zu tun.« 

Enrico überlegte und schüttelte den Kopf. 
»Nein, Amigo, das ist zu einfach«, erwiderte er. »Der 

Indianer fesselt sie und rächt sich an uns. Nein, wir zeigen ihm, 

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daß wir sie töten, gibt er nicht auf. Das hält ihn vielleicht 
zurück.« 

Pedro verzog sein Gesicht zu einem gemeinen, häßlichen 

Grinsen. Er richtete sich auf, sprang neben Myriam und packte 
sie an ihren schulterlangen blonden Haaren. Er riß der jungen 
Frau den Kopf herum und fragte: »Versteht dein stinkender 
Apache unsere Sprache?« 

Myriam stöhnte vor Schmerz und erwiderte: »Englisch ja, 

Spanisch weiß ich nicht.« 

»Das genügt uns«, sagte Pedro rauh. 
»Hör zu, du Apachenbastard!« brüllte Enrico. »Wir haben 

deine Squaw hier. Entweder stellst du das Feuer ein, oder wir 
jagen ihr eine Kugel durch den Kopf. Ich weiß, daß du die 
Sprache der Gringos verstehst. Versuch nur keine Tricks. Bist 
du einverstanden, schieß zweimal schnell hintereinander.« 

Zwei Schüsse peitschten. Das Blei sirrte harmlos in den 

Himmel. 

»Na, endlich«, sagte Enrico aufatmend. »Wir ziehen uns in 

die Stollen zurück. Wasser und Essen haben wir auf deinem 
Pferd, Pedro. Mein Tier trägt genügend Munition. Wir nehmen 
es mit diesem verfluchten Diabolo auf. Los, kommt!« 

Nichts geschah, während die beiden Mexikaner ihre Pferde 

an den Zügeln hinter sich her zerrten. Myriam mußte ein 
Dutzend Schritte vor den Banditen marschieren. Ab und zu 
riefen Enrico oder Pedro ihr die Richtung zu, die sie 
einschlagen sollte. 

Endlich erreichte die junge Frau ein Felsband, das sich in die 

Höhe wand. Ein paar Sekunden zögerte sie, aber Enricos 
Stimme brachte Myriam wieder in Bewegung. 

»Los, weiter, wenn dir dein Leben lieb ist«, drohte der 

Mexikaner. »Du mußt auf die Plattform dort oben. Hinter ihr 
mündet ein Stollen. Dort finden wir Sicherheit.« 

Myriam erreichte drei Schritte vor Enrico die Plattform und 

hetzte in die dunkle Stollenmündung. Der erste Mexikaner 

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folgte ihr, zerrte sein Tier hinter sich her. 

Pedro trat auf die Steinplatte, die aus der Felswand 

herausragte. Sein Pferd gewann die ebene Fläche, und in 
diesem Moment peitschte die Winchester wieder auf. 

Hart ruckte der Zügel aus Pedros Hand. Er hörte das 

Keuchen seines Tieres und sprang mit einem mächtigen Satz in 
den Gang. Drei, vier Kugeln schrammten über die Felswände, 
die grau aufschimmerten. 

»Der Hurensohn hat unser Proviantpferd abgeknallt«, sagte 

Pedro stöhnend. »Woher wußte er, daß mein Gaul fast nur 
Wasser und Essen trug?« 

»Apachen wissen das eben«, erwiderte Enrico grob, um seine 

Unsicherheit und Angst zu überspielen. »Los, sammelt Steine 
auf. Wir benötigen eine Brustwehr, damit uns der Kerl nicht 
einfach abschießt.« 

Myriam lehnte an der Wand des Stollens. Blicklos starrte sie 

die beiden Mexikaner an und sagte: »Baut eure Barrikade 
selbst. Mir tut Doppelwolf nichts an. Das weiß ich sicher.« 

Enrico schwenkte den Colt, richtete die Mündung auf den 

Oberkörper der jungen Frau und sagte gemein: »Er nicht, aber 
wir. Los, fang an. Ich bleibe hier vorn.« 

Myriam fügte sich und schleppte Stein um Stein heran. 

Allmählich wuchs die Mauer. Ab und zu fegte ein Geschoß 
herüber und prellte einen kleinen Stein von der oberen Kante. 

Pedro wuchtete einen Felsen hoch. Abermals krachte das 

Gewehr des Apachen, und der Mexikaner schrie gellend auf. 
Innerhalb von Sekunden verfärbte sich sein Hemd. Hoch in der 
linken Schulter steckte das Blei. Pedro vermochte nicht länger, 
die Barrikade mit aufzubauen. 

Bleich wie ein Leinentuch sank er zurück. 
»Wir hocken in der Falle«, sagte er jammernd. »Draußen 

liegt mein Pferd. Wir haben keinen Tropfen Wasser. Der 
Dreckskerl kann uns aushungern, Amigo. Es ist vorbei.« 

Enrico schüttelte wild den Kopf und schrie: »Nein, noch 

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lange nicht! Wir haben die Frau. Warte ab bis zur Nacht. Wir 
schicken die Puta hinaus. Sie muß uns holen, was wir 
brauchen.« 

»Und wenn sie flieht?« fragte Pedro. 
»Geben wir ihr eine Kugel«, erwiderte Enrico hart. »Aus 

Manolos schönem Plan wird nichts, das ist klar. Also benutzen 
wir die Americana so, wie es für uns nötig ist.« 

Myriam spürte, daß sie innerlich zitterte. Doppelwolf würde 

sie nicht absichtlich umbringen, ganz bestimmt nicht. Aber 
vermochte er in der Dunkelheit zu unterscheiden, wer 
hinausschlich, um Proviant und Wasser zu holen? 

Ein Schuß peitschte. Haarscharf an Enricos Kopf vorbei 

sirrte die Kugel und schrammte hinten im Stollen gegen die 
Seitenwand. 

Myriam setzte sich, lehnte mit dem Rücken an der Wand und 

schaffte es nicht, ihre Tränen zurückzuhalten. Sie gab keinen 
Laut von sich, aber salziges Wasser rann aus ihren Augen und 
verwandelte den Staub im Gesicht in eine schmierige Paste. 

Haggerty und Cochise lagen nicht weit entfernt in 
ausgezeichneter Deckung. Der Chief wußte, an welcher Stelle 
Doppelwolf lauerte. Er beherrschte das gesamte Tal mit seiner 
Winchester. Ging dem Mimbrenjo nicht die Munition aus, 
konnte er die Eingeschlossenen tagelang niederhalten. 

»Wir müssen ihn stellen«, sagte John drängend. »Die 

Mexikaner werden verrückt. Sie töten das Mädchen, Cochise. 
Und dann wird alles noch viel schlimmer. Die Earps 
verbreiten, was sie wissen, und dann brodelt es wieder im 
Südwesten.« 

Der Häuptling schüttelte nach Art der Weißen den Kopf. 

Cochise war nicht bereit, den abtrünnigen Mimbrenjo mit 
Falkes Hilfe zu überwältigen. Diese Angelegenheit ging nur 

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die Apachen etwas an. 

Sicher, Doppelwolf durfte frei herumziehen, da er die 

Prüfung des Todessprungs bestanden hatte. Aber er war erneut 
gegen die Weißen vorgegangen, hatte die blonde Frau abermals 
entführt und maßte sich an, ein Recht auf die weiße Squaw zu 
besitzen. 

»Er wird angreifen, Bruder«, sagte der Jefe. »Ich zeige mich, 

fordere ihn auf, sich dem Gesetz der Apachen zu stellen. 
Gehorcht er nicht, feuern wir.« 

John stöhnte leise und erwiderte: »Welch ein Unsinn! Du 

vergißt, daß die weiße Frau in der Gewalt der Mexikaner ist. 
Die Kerle sehen uns, benutzen das Girl als Druckmittel, und 
wir müssen uns zurückziehen.« 

Cochise gab seinem Freund innerlich recht. Aber ging es 

nicht um mehr als um das Leben eines einzigen Menschen? 
Ging es nicht darum, das Wort des großen Häuptlings 
einzuhalten? Doch Cochise erkannte auch das Unheil, das aus 
einer starrsinnigen Haltung zu erwachsen vermochte. Die Earps 
waren harte Kämpfer, wilde Burschen, und sie würden überall 
verbreiten, daß Cochise am Tod der weißen Squaw die Schuld 
trug. 

»Gut, Falke, hör genau zu«, sagte der Häuptling. »Es gibt 

einen Weg in den Gang, in dem die Gelbhäutigen liegen. Ich 
kenne diese Stollen der uralten Silbermine. Du wirst eindringen 
und die Mexikaner niederkämpfen. Alles andere ist nicht mehr 
deine Sache.« 

Cochise erklärte John, wie die Gänge im Berg 

zusammenhingen. Zum besseren Verständnis zeichnete er mit 
einem Zweigende im glattgestrichenen Sand den Verlauf der 
Gänge auf. 

»Hast du dir alles gemerkt?« fragte der Chief eindringlich. 

»Vergiß nicht, daß viele Stollen an einem Abgrund enden. Bist 
du unvorsichtig, fällst du in die Tiefe und stirbst. Die Leitern 
der Eisenmänner sind längst zu Staub verfallen.« 

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Haggerty lächelte, nahm dem Jefe den Zweig aus der Hand 

und wischte den Sand wieder glatt. Innerhalb der nächsten 
Minuten wiederholte der Scout jede Einzelheit und zog mit 
dem dünnen Ast die gleichen Linien in den Sand, wie vorhin 
Cochise. 

Zufrieden nickte der Häuptling und sagte: »Gut, du gelangst 

zu den Gelbhäutigen. Was willst du sagen? Sie sind voller 
Mißtrauen, Falke.« 

Haggerty lächelte und erwiderte: »Ganz einfach, ich erzähle 

ihnen, daß ich helfen will. Wenn sich Myriam nicht verrät, 
bekomme ich eine große Chance.« 

John nahm seine Winchester aus dem Scabbard, hob die 

Linke kurz und wollte loslaufen. 

»Vergiß nicht, Falke«, sagte Cochise ernst, »Doppelwolf 

muß nach dem Gesetz der Apachen bestraft werden. Töte ihn 
nicht.« 

Der Scout lief gebeugt hinter den schützenden Felsen und 

Büschen davon. Mit ausdruckslosem Gesicht blickte Cochise 
seinem Freund nach, einem der wenigen weißen Freunde, die 
überhaupt ein Apache besaß. 

John erreichte das Gebiet, das der Häuptling ihm in den Sand 

gezeichnet hatte und fand nach kurzem Suchen die enge Röhre, 
die schräg hinabführte. Ohne Zögern glitt Haggerty mit den 
Füßen zuerst in die dunkel gähnende Öffnung. Das Gewehr 
hielt er mit der Rechten. Beide Hände hatte er nach oben 
ausgestreckt. 

Sand, mürbes Gestein und Geröll behinderten den 

Fährtensucher. Mit ruckenden Bewegungen stieß er sich 
weiter, gelangte auf glatten Untergrund und rutschte langsam 
in die Tiefe. 

Die Mündung des Ganges war nur noch als kleiner 

Lichtfleck zu erkennen. Endlich hörte die Abwärtsbewegung 
auf. Sekunden später schlängelte sich Haggerty aus der Röhre 
und lauschte. Irgendwo knirschte Gestein. Sand rieselte herab. 

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Wahrscheinlich genügte in diesem Teil der verlassenen Mine 
ein einziger Schuß, um den Stollen einstürzen zu lassen. 

Die alten Spanier waren keine Meister im Bergbau gewesen. 

Sie verstanden nichts von dem richtigen Abstützen mit 
Hölzern, sondern trieben einfach Gänge in den Berg. 

Behutsam glitt John weiter. Mit der linken Hand tastete er 

über die Seitenwand. An jeder Quermündung verharrte er und 
rief sich den Plan ins Gedächtnis zurück. Cochise mußte dieses 
System von Tunneln und Stollen im Fackelschein erkundet 
haben. Wie konnte er sonst so genau den Weg wissen? 

Endlich erreichte der Scout die Abzweigung, glitt hinein und 

wechselte das Gewehr in die Linke. Nun fuhr er mit den 
Fingerspitzen der Rechten die Seitenwand entlang. Es war bald 
nicht mehr nötig, denn in einen der Stollen fiel Lichtschein von 
weit oben hinein. Dies war der richtige Weg. 

John sah die Helligkeit vor sich und blickte hoch. Blinzelnd 

schloß er die Augen. Der Sonnenschein war zu grell. Erst nach 
Sekunden vermochte Haggerty wieder richtig zu sehen. 

Als er weiterglitt, sah er eine brüchige Mauer aus 

Adobeziegeln. Ein Lichtreflex blitzte zwischen der teilweise 
zusammengefallenen Mauer auf. Neugierig trat John näher, 
drückte prüfend mit der Rechten gegen die Lehmziegel, die 
knirschend auseinanderfielen und mit Getöse und Staub zu 
Boden prasselten. 

Der Scout hustete und wartete, bis sich die Wolke verzogen 

hatte. 

Lautlos glitt er dann weiter, beachtete alle Zeichen und 

Wege, die Cochise erwähnt hatte und vernahm plötzlich 
Stimmen. 

»Dieser rote Hurensohn gibt nicht auf«, sagte ein Mann. 
»Warte, bis es dunkel wird«, entgegnete ein anderer. »Die 

Blonde muß rausgehen. Knallt er sie ab, haben wir Pech 
gehabt.« 

John glitt weiter, atmete leise und entdeckte hinter einer 

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Biegung den hellen Fleck der Stollenmündung. Ein paar 
Sekunden später hatten sich seine Augen an das veränderte 
Licht gewöhnt. Deutlich unterschied John zwei Mexikaner und 
Myriam, die auf dem Boden saß und mit dem Rücken an der 
Wand des Ganges lehnte. 

Haggerty holte Luft und sagte in normalem Tonfall: »Dreht 

nur nicht durch, Amigos. Ich will euch helfen.« 

Die beiden Männer wirbelten herum, als hätte ein Gespenst 

hinter ihnen gesprochen. Myriam unterdrückte einen Aufschrei 
nur unvollkommen. 

»Bleibt ruhig«, fuhr John fort, »ich beobachte seit einer 

halben Stunde, was hier passiert. Der rote Halunke sitzt am 
Drücker. Ohne Hilfe habt ihr keine Chance.« 

Langsam ging Haggerty weiter. Nun kam der entscheidende 

Moment. Verriet Myriam sich, würde es nicht ohne 
Verwunderung abgehen. 

Die blonde Frau atmete nur scharf aus, als sie den Scout 

erkannte. 

»Wer bist du, Hombre?« fragte einer der Mexikaner. »Wie 

kommst du in unseren Rücken? Gibt's etwa einen zweiten 
Ausgang?« 

»Langsam, Freunde, immer langsam«, erwiderte John 

grinsend. »Ich bin Digger John. Kenne die Gegend wie meinen 
Tabaksbeutel. Vor ein paar Jahren kratzte ich noch ein paar 
Pfund Silber aus den alten Adern. Jetzt ist's mit dem Segen 
endgültig vorbei.« 

»Woher kommst du?« wollte Enrico wissen. 
Sein Colt schwankte nicht um den Bruchteil eines Inches. 

Die Mündung wies auf Haggertys Oberkörper. 

»Es gibt 'ne Röhre, weit hinten«, erklärte der Scout. »Rein 

kommt man dort, aber nicht wieder raus. Ich bin also freiwillig 
in die Falle gehüpft.« 

Enrico sagte verächtlich: »Du hältst uns wohl für dämlich, 

wie? Wo ein Mann reinkommt, kann er auch wieder raus.« 

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Haggerty lächelte mitleidig und erwiderte: »Du hast keine 

Ahnung, Hombre. Das ist 'ne Röhre, die mächtig steil 
runterführt. Da klettert kein Mensch hoch. Und den Gaul 
müßtet ihr in Stücke schneiden, um ihn durchzubekommen. 
Nein, für uns gibt's nur einen Weg: den verdammten 
Mimbrenjo erledigen. Außerdem braucht ihr doch wohl noch 
einen zweiten Gaul, oder?« 

Pedro und Enrico sahen sich betroffen an. Daran hatten sie 

noch nicht gedacht. 

»Na also. Der Indianermustang ist zäh und ausdauernd«, 

sagte John. 

In diesem Moment hämmerte die Winchester des Apachen 

wieder los. Die Kugeln sausten eine Handbreit über die 
Brustwehr. 

Enrico feuerte das Röhrenmagazin seines Gewehres leer, 

erzielte jedoch keinen Treffer. 

Haggerty lief geduckt zu der provisorischen Barriere und 

spähte durch die Lücken zwischen den einzelnen Steinen. Er 
wußte, wo Doppelwolf lauerte, vermochte ihn aber von hier 
aus nicht zu erreichen. 

»Weißt du genau, wo der Kerl liegt?« fragte Pedro. »Wenn 

zwei Mann ihn niederhalten, kann der dritte ihn sich 
schnappen?« 

John schüttelte den Kopf. 
»Unmöglich«, erwiderte er. »Seht ihr dort oben die 

Felszacken, die wie Finger aufragen? Dahinter lauert der 
Bursche. Wir müßten ein Dutzend geladener Gewehre haben, 
um ihn am Feuern zu hindern. Aber auch dann kann er noch 
zur Seite weggleiten, ohne daß wir ihn sehen. Nein, wir warten, 
bis es dunkel genug ist.« 

»Und was passiert dann?« fragte Enrico. »Schnallst du dir 

Flügel um und greifst ihn aus der Luft an?« 

Grinsend erwiderte der Scout: »Schön war's ja, aber 

irgendein Kerl hat mir meine Flügel gestohlen. Nein, ich sause 

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raus und sehe zu, daß ich in den Rücken des Mimbrenjo 
gelange. Sobald der Morgen anbricht, feuert er wieder, und ich 
schnappe mir den Kerl von hinten.« 

Staunend fragte Pedro: »Bist du so gut? Einen Apachen 

überlistet doch keiner von uns.« 

John lachte halblaut. Bitterkeit schwang in diesem Lachen 

mit und erweckte die Neugierde der beiden Mexikaner. 

»Ich schon«, sagte Haggerty kalt. »Vier Jahre lebte ich bei 

den Roten, ehe ich fliehen konnte. Ich kenne jeden ihrer Tricks. 
Mir gelang die Flucht erst, als ich so gut wie der beste Krieger 
geworden war.« 

Enrico lachte laut und fragte: »Du hast die roten Halunken 

also ganz besonders in dein Herz geschlossen, wie?« 

»Verlaß dich drauf«, erwiderte John mit einem haßvollen 

Unterton in der Stimme. »Ich knalle jeden ab, den ich 
erwische.« 

Eine Weile schwiegen die Männer. Haggerty gab sich Mühe, 

nicht zu Myriam zu schauen. Er beachtete die blonde Frau gar 
nicht. Für ihn schien es völlig normal zu sein, daß zwei 
Mexikaner, die wie Halunken wirkten, mit einer Amerikanerin 
durchs Apachenland trailten. 

»Warum hast du denn nicht bis zur Nacht draußen 

gewartet?« fragte Enrico lauernd. »Du kannst dich doch 
genausogut anschleichen, ohne daß wir es wissen.« 

John tippte sich mit dem Finger gegen die Stirn und fragte: 

»Hältst du mich für blöd? Wenn ihr einen anderen Plan habt, 
geht alles schief. Nein, erst mußte ich mit euch sprechen, ist 
doch klar.« 

Allmählich schlief das Mißtrauen der Mexikaner ein. 

Abwechselnd spähten sie ins Tal. In unregelmäßigen 
Abständen peitschte Doppelwolfs Gewehr auf. 

Doch nach einiger Zeit stellte der Mimbrenjo das Feuer ein. 
»Was hat das zu bedeuten?« fragte Pedro, dem Schweiß von 

der Stirn perlte. 

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Er spürte bereits Fieber. Sicherlich war Schmutz in seine 

Schulterwunde geraten und sie entzündete sich. 

»Vielleicht greift er an«, vermutete John. »Dann wird er sich 

aber wundern.« 

Doppelwolf trug sich tatsächlich mit dem Gedanken, ein Ende 
zu machen. Vorsichtig glitt er hinter seiner Deckung entlang. 
Er war sicher, daß die Gelbhäutigen seinen Standort kannten. 
Sie durften nicht merken, daß er sich in den nächsten Minuten 
langsam zur Talsohle hinabarbeiten wollte. 

Der Weg war weit, doch dafür sicher. Keine Sekunde 

durchquerte der Krieger freies Gelände. Immer huschte er 
hinter guten Deckungen weiter. 

Nur ein Apache vermochte ihn zu erkennen. Vielleicht auch 

der eine oder andere Weiße, der mit den Listen der 
Wüstenkämpfer vertraut war. Aber Doppelwolf wußte, daß 
kein solcher Mann in der Nähe sein konnte. 

Der Krieger kauerte neben dem toten Manolo. Golden 

glitzerte es im Sonnenlicht auf. 

Die Uhr! 
Heiße Wut flammte in Doppelwolf auf. Er riß den Dolch aus 

dem Gürtel und stach auf das Gerät ein, bis er das weiche 
Metall aufgebrochen hatte. Eine Feder schnellte ins Freie. 
Doppelwolf zuckte für den Bruchteil einer Sekunde zurück, 
denn er dachte an einen Angriff des fremden Gottes. 

Die Klinge fuhr nieder, preßte die Feder gegen den Boden. 

Sie zitterte noch schwach, vibrierte hin und her. 

»Jetzt bist du tot, fremder Geist«, sagte der Indianer 

zufrieden. 

Er verspürte Triumph. Nun würde ihm alles gelingen, da er 

den Gott der blonden Squaw umgebracht hatte. 

Dicht an der Wand des Tales lief der Krieger weiter. Er 

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wußte um die Lichtverhältnisse hier unten. Nur ein besonders 
aufmerksamer Beobachter vermochte ihn zu entdecken. Und 
wie er die Mexikaner einschätzte, sahen die nicht mal eine 
Mustangherde, wenn sie lautlos herangaloppierte. 

Plötzlich peitschte eine Winchester. 
Eine Handbreit vor seinem Gesicht klatschte das Blei gegen 

den Felsen. 

Das Gewehr hämmerte in rasender Folge. Doppelwolf 

wirbelte herum und rannte geduckt davon. Wie war er entdeckt 
worden? Gehörten die Mexikaner zu jenen Männern, die auf 
Indianerskalps Jagd machten? Die ihre Beute in Sonora gegen 
blanke Goldmünzen eintauschten? Diese Gelbhäutigen kannten 
die meisten Listen der Apachen und wußten ihnen zu 
begegnen. 

Doppelwolf schien seine Gegner unterschätzt zu haben. Er 

mußte in sichere Deckung zurück und einen neuen Plan 
ausarbeiten. 

Auf halbem Weg sah der Krieger eine Felsspalte und 

zwängte sich hinein. Nachdem er sich umgesehen hatte, 
stemmte er Rücken und Füße gegen die Wände und arbeitete 
sich in die Höhe. 

Es dauerte nicht lange, bis Doppelwolf eine Kanzel erreichte, 

die etwas höher als die Stollenmündung lag. Von hier aus 
würde er die Verteidiger mit seinen Schüssen in Atem halten. 
Und brach erst die Nacht an, wollte der Mimbrenjo die alte 
Mine stürmen. 

Er hatte einen Teil seiner Furcht vor den Geistern der 

Dunkelheit verloren. Es ging um alles, um seine Beute, um 
einen großen Sieg. Kehrte er mit der blonden Squaw und drei 
Mexikanerskalps zu Victorio zurück, würde ihn der Jefe wieder 
in den Stamm aufnehmen. 

Aufmerksam beobachtete Doppelwolf die Höhle. Drei 

Menschen unterschied er, vermochte aber nicht zu erkennen, 
wer Myriam war. Er ahnte nicht, daß der Scout, den Cochise 

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Falke und Freund nannte, zu den mexikanischen Banditen 
gestoßen war. 

John grinste die anderen an und sagte: »Der Kerl ist 

geschickt. Beinahe hätte er Glück gehabt.« 

»Mann, wir haben überhaupt nichts gesehen, bis du gefeuert 

hast«, rief Pedro. »Du bist wirklich so gut wie einer der roten 
Teufel.« 

»Aber jetzt hat er seinen Standort gewechselt«, sagte Enrico. 

»Kommst du nun immer noch in seinen Rücken, Hombre? 
Kennst du das Tal, die Umgebung?« 

»Ich sagte doch schon«, erwiderte Haggerty, »wie meinen 

Tabaksbeutel, und vielleicht noch ein wenig besser.« 

Doppelwolf eröffnete wieder das Feuer. Eine Kugel 

zertrümmerte einen kleinen Stein in der Brustwehr. Scharfe 
Splitter sirrten durch den Gang. Myriam schrie auf. Blut tropfte 
aus verschiedenen kleinen Schnittwunden in ihrem Gesicht. 

Erst jetzt sah Haggerty die Frau an. 
»Harmlos«, sagte er, »lohnt sich nicht, deswegen Geschrei zu 

veranstalten.« 

»Ich glaube, ich erwische ihn mit dem Colt«, sagte Pedro 

verbissen. 

Er zog seinen Revolver, zielte sorgfältig und drückte ab. 

Dumpf wummerte die Waffe auf, und der Mexikaner fluchte 
enttäuscht. 

»Nimm lieber die Winchester«, riet John. 
»Meine Schulter, du Idiot«, fuhr Pedro auf. »Ich halte den 

Rückschlag nicht aus.« 

Verbissen zielte und feuerte er wieder und wieder, fehlte 

jedoch. 

»Was habt ihr mit der Señorita vor?« fragte Haggerty. 
»Jetzt sieht sie erst richtig aus für Elviras Haus«, rief Pedro 

und lachte gemein. 

John überlegte blitzschnell und kam zu dem Schluß, daß es 

sich nur um das Haus der leichten Mädchen in Del Rio handeln 

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konnte. Hoffentlich liege ich richtig, dachte der Scout. 

Laut fragte er: »Wollt ihr sie zu Elvira nach Del Rio 

bringen?« 

»Kennst du dich da aus?« wollte Enrico wissen. 
»Nicht besonders«, antwortete Haggerty, »aber wenn dieses 

Vögelchen erst dort ist, werde ich sicher mal vorbeikommen.« 

Pedro und Enrico lachten gemein. Der Verwundete feuerte 

abermals. Die Winchester des Mimbrenjo peitschte, und Pedro 
fiel auf den Rücken. Über seiner Nasenwurzel war ein kleines 
Loch entstanden, das kaum blutete. 

Er war tot. 
Enrico fluchte minutenlang auf den verdammten roten Teufel 

und Pedro abwechselnd. 

»Jetzt stehen unsere Chancen verdammt schlecht«, sagte der 

Mexikaner. 

»Viel schlechter als du denkst«, rief Myriam gellend und 

sprang auf. 

Mit einem Schritt gelangte sie neben den Toten, fiel auf die 

Knie und riß seinen Revolver an sich. 

Sie hob die Rechte und drückte ab. Ein trockenes Klicken 

ertönte. Pedro hatte seinen Colt leergefeuert. 

Enrico zog durch. Das Wummern seines Revolvers dröhnte 

in der Höhle nach. Myriam schrie auf. Ein blutroter Striemen 
erschien an ihrem Oberarm. Sie ließ die nutzlose Waffe fallen 
und versuchte, über die Brustwehr zu klettern. 

»Aus für dich«, sagte der Mexikaner grimmig. »Du nutzt uns 

nichts mehr. Wenn du uns in den Rücken fällst, sterben wir 
alle.« 

Er zielte, wollte den Finger krümmen, aber Haggerty rief: 

»Nicht! Sie ist ein Faustpfand. Wenn du sie loswerden willst, 
kaufen wir uns frei.« 

Sekundenlang zögerte Enrico. Er blickte den Scout an und 

erwiderte: »Du gefällst mir nicht, Hombre. Du hast mir von der 
ersten Sekunde an nicht gefallen. Mit dir stimmt was nicht.« 

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Er schwenkte die Waffe wieder herum, und in diesem 

Moment feuerte John mit der Winchester. Er traf Enrico 
tödlich. Haggerty hatte keine Wahl gehabt. Der Mexikaner war 
entschlossen, die blonde Frau umzubringen. 

Langsam rutschte Myriam zurück. Trockenes Schluchzen 

drang aus ihrer Kehle. Sie schlug die Hände vors Gesicht und 
sank mit dem Rücken gegen die Barrikade. 

»Bald ist es vorbei«, tröstete John die junge Frau. »Cochise 

ist in der Nähe. Wir holen Sie hier raus, Lady. Der Chief ist 
mächtig zornig, daß Doppelwolf Sie entführte. Cochise setzt 
alles daran, den Burschen zu erwischen und zu bestrafen.« 

Es dauerte lange, bis sich Myriam beruhigte. 
»Es ist furchtbar«, flüsterte sie. »Ich bin nicht für dieses 

Land geschaffen. Vor wenigen Tagen der Überfall auf Pearce. 
Wir Frauen wurden weggetrieben wie Vieh. Dann Doppelwolf, 
der mich aus der Hütte zerren wollte. Tombstone, ich fühlte 
mich wohl, gewann sogar viel Geld beim Pokern. Und dann 
wieder der Mimbrenjo. Mr. Haggerty, ich halte nicht mehr 
lange durch. Dann zerspringt etwas in mir.« 

John dachte an Tombstone. Dort würde Myriam sicher sein. 

Wenn sie so geschickt pokerte, vermochte sie sich ihren 
Lebensunterhalt damit zu verdienen. Ging der Boom zu Ende, 
konnte sie genügend Geld besitzen, um in einem anderen Ort 
der Union ruhig zu leben. 

»Sie halten durch«, sagte der Scout hart, »ein paar Stunden 

noch. Länger dauerte es nicht mehr. Und in der Stadt fühlen 
Sie sich wieder wohl. Wyatt Earp und sein Bruder Virgil sind 
uns gefolgt. Sie warten auf der Farm, von der Doppelwolf 
Sattel, Wasser und Essen für Sie holte. In der Nähe der Stelle, 
an der Sie die Mexikaner schnappten.« 

Myriam lächelte freudig. Sie hatte ihr Herz zwar nicht 

vollständig an den jungen Abenteurer verloren, doch er war ein 
angenehmer Gesellschafter, der sie mit seiner leichtlebigen Art 
und den schnellen Entschlüssen beeindruckte. 

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John Haggerty gehörte zur ruhigen, verläßlichen Sorte. 

Myriam war vielleicht noch zu jung, die Vorzüge solcher 
Menschen zu schätzen. 

»Wyatt Earp, das ist schön«, sagte sie halblaut. 

Der Scout schleppte die beiden Toten in den Hintergrund des 
Stollens. Auf dem Rückweg klopfte er dem Pferd, das vor dem 
Blutgeruch scheute, den Hals und beruhigte das Tier. Von 
draußen drang Gestank herein. Der Kadaver des toten Pferdes 
auf der Plattform blähte sich bereits auf. In wenigen Stunden 
würde er derart stinken, daß Myriam und Haggerty kaum noch 
Luft bekamen. 

»Wir müssen hier raus«, sagte John leise und starrte in das 

Dunkel des Ganges. 

»Schaffen wir es wirklich nicht auf dem Weg, den Sie 

nahmen?« fragte die blonde Frau. 

John schüttelte den Kopf. Er selbst vermochte die Steigung 

vielleicht zu bezwingen, aber Myriam war erschöpft und 
ausgelaugt. Sie schaffte es niemals. 

Der Scout spähte zur Felskanzel hinüber, auf der Doppelwolf 

lauerte. Seit der Schießerei im Stollen hatte der Indianer nicht 
mehr gefeuert. Lag er überhaupt noch dort oben? 

Es gab nur eine Möglichkeit, dies festzustellen. Haggerty zog 

das Gewehr an die Schulter und jagte eine Serie von sechs 
Kugeln aus dem Lauf. Deutlich erkannte er, daß die Geschosse 
eine Handbreit über der Barriere des Gesteinsvorsprunges 
gegen die Felsen schlugen. 

Nichts rührte sich drüben. 
»Er ist weg«, sagte John halblaut. »Er hat was vor, dieser 

Beutemimbrenjo. Er ist ein verdammt guter Krieger. Eigentlich 
schade um ihn.« 

Myram starrte den Scout an und fragte: »Was heißt das? Ist 

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er tot?« 

»Noch nicht, Lady«, erwiderte John mit ausdruckslosem 

Gesicht, »aber Cochise wird ihn umbringen. Das ist 
Apachengesetz. Denn durch Doppelwolf kann das Lodern im 
Südwesten zu einem wüsten Feuerbrand werden, der uns alle 
verschlingt. Sie ahnen ja nicht, wie gefährlich die Lage hier ist. 
Und dann morden sich Apachen und Weiße in einem 
grausamen Krieg.« 

Myriam schwieg beeindruckt. Sie wußte nicht viel über die 

Situation in Arizona, hatte nur vor wenigen Tagen erfahren, 
daß es auch unter den Apachen gute und schlechte Menschen 
gab. 

Irgendwie fand sie es richtig, daß Cochise den abtrünnigen 

Doppelwolf bestrafte. Denn der war Häuptling aller Stämme. 

John Haggerty verspürte einen harten Klumpen in seiner 

Magengegend, als er sich alles genau überlegt hatte. Es gab 
keinen anderen Weg. Er mußte ins Tal hinunter. Doppelwolf 
von der Höhle weglocken, aus der Deckung herausreizen. 

»Können Sie mit einer Winchester umgehen?« fragte er 

hoffnungsvoll die blonde Frau. 

Myriam schüttelte den Kopf und erwiderte: »Nein, ich habe 

noch nie mit einem Gewehr geschossen, nur ein paarmal mit 
dem Colt.« 

John unterdrückte einen Fluch. Mit einem halbwegs guten 

Schützen im Rücken wäre seine Aufgabe leichter geworden. 

Egal, dachte er, ich muß es riskieren. Wir können nicht in 

dem Stollen bleiben. In zwei Stunden wird der Gestank 
übermächtig. Vielleicht wartet der Krieger nur darauf und 
rechnet dann mit unserem Ausbruch. Was mag er über die 
Schießerei hier denken? 

Langsam ging Haggerty zu dem Banditenpferd und 

überprüfte alle Riemen und Gurte. 

»Was haben Sie vor?« fragte Myriam verwundert. »Wollen 

Sie einfach davonreiten?« 

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John lachte freudlos und erwiderte: »Nicht ganz, Lady. Ich 

will Doppelwolf aus seiner Deckung locken und stellen. Wir 
ersticken, wenn der tote Gaul draußen erst mal richtig stinkt.« 

Ungläubig starrte Myriam den hochgewachsenen Scout an. 
»Sie reiten ins Tal?« fragte sie mit Angst in der Stimme. 

»Was wird aus mir, wenn der Apache Sie verwundet oder 
tötet?« 

»Cochise ist in der Nähe«, erwiderte Haggerty. »Er hilft 

Ihnen, sobald er kann. Hat er Doppelwolf erst in die ewigen 
Jagdgründe geschickt, bringt Sie der Jefe zu Wyatt Earp und 
seinem Bruder.« 

»Nein, Sie dürfen nicht reiten«, flüsterte Myriam. »Sie 

bringen sich unnötig in Gefahr. Wenn wir dorthin gehen, wo 
Sie in die Mine gekrochen sind, bekommen wir doch frische 
Luft. Wir warten ab, Mr. Haggerty.« 

Auch das hatte John bereits erwogen und wieder verworfen. 

Doppelwolf war nicht dumm. Er würde eindringen, denn ihn 
störte der Geruch des verwesenden Pferdes kaum. Kam es in 
den hinteren Gängen zu einer Schießerei, konnten die Stollen 
einstürzen und sie alle lebendig begraben. Dieses Risiko durfte 
der Scout nicht eingehen. Da war es besser, auszubrechen, das 
Leben aufs Spiel zu setzen und auf die eigene Schnelligkeit 
und Kraft zu vertrauen. 

»Gehen Sie zur Seite«, verlangte John. »Ich reiße jetzt die 

Barrikade nieder.« 

»Nein, das erledige ich«, erwiderte Myriam entschlossen. 

»Vergessen Sie nicht, daß Sie nach kaum einem halben 
Dutzend Schritten über das tote Pferd müssen.« 

Haggerty blickte Myriam an und nickte, bevor er aufsaß. Die 

Winchester hielt er schußbereit über den Oberschenkeln. 

Myriam hantierte mit den Steinen, zog einen Brocken heraus, 

und bis auf einen Fuß Höhe brach die provisorische Mauer 
zusammen. 

»Los jetzt«, sagte John hart und preßte dem Pferd die 

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Absätze in die Flanken. 

Das Tier lief ein paar Schritte, sprang leicht über den 

Mauerrest und wollte stehenbleiben, als es die Witterung des 
Todes in die Nüstern bekam. John hieb ihm die Faust zwischen 
die Ohren. Erschreckt wieherte der Wallach auf und vollführte 
einen mächtigen Satz. 

»Weiter, los!« schrie Haggerty und hackte erbarmungslos die 

Absätze in die Flanken. 

Mit einem schwerfälligen Sprung überwand der Braune das 

Hindernis seines toten Artgenossen. Schnaubend rutschte das 
Banditentier auf dem Felsenweg aus, geriet gefährlich nahe an 
den Abgrund und fing sich im letzten Moment. Mehr rutschend 
als trabend brachte der Wallach den Pfad hinter sich. 

Wo war Doppelwolf? 
Unaufhörlich suchte der Scout die Felswände mit seinen 

Blicken ab, erwartete jede Sekunde das Aufblitzen eines 
Mündungsfeuers, das Krachen einer Winchester zu hören. 
Nichts rührte sich. Der Mimbrenjo hatte doch nicht 
aufgegeben? 

Plötzlich sprang John das untrügliche Gefühl drohender, 

unmittelbarer Gefahr an. Er riß mit der Linken am Zügel, hob 
mit der anderen das Gewehr und sah gleichzeitig die 
Feuerblume aufblühen. 

Der Mimbrenjo leitete sein Pony nur mit den Knien. In 

weiten Sprüngen galoppierte der Pinto durch den Taleingang. 
Unaufhörlich feuerte Doppelwolf. Durch das Peitschen seiner 
Winchester gellten die haßvollen Schreie des Apachen. 

Haggerty wußte, wie schwierig es war, von einem 

galoppierenden Pferd aus etwas zu treffen, doch er 
beantwortete das Feuer mit einem eigenen Kugelhagel. 

Keines der Geschosse traf. 
Immer näher hetzten die Pferde aufeinander zu. Haggerty 

hatte nicht mitgezählt, wunderte sich jedoch nicht, als die 
Waffe in seinen Händen nicht mehr ruckte. 

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Doppelwolf stieß einen gellenden Schrei aus, der alte Ruf der 

Apachen, wenn sie kämpften: »Zastee! Töte!« 

John riß den Wallach nach links, wechselte das Gewehr in 

die andere Hand und wollte den Colt ziehen, als ein harter 
Schlag gegen seine Hüfte prallte. Die Hand tastete ins Leere. 
Ein Zufallstreffer des Mimbrenjos hatte das Halfter vom Gurt 
gerissen! 

In fieberhafter Eile zerrte der Scout Patronen aus dem Gürtel, 

verlor die erste, vermochte auch die zweite nicht in die 
Ladeklappe zu pressen. Aber Doppelwolf hatte sich ebenfalls 
verschossen. 

Der Krieger warf das nutzlose Gewehr einfach weg. Eine 

Sekunde danach blinkte die Schneide des Kriegsbeiles im Licht 
der Sonne auf. 

John riß am Zügel. Der Wallach änderte die Richtung, 

galoppierte nach rechts und gehorchte willig den Zeichen des 
fremden Reiters. 

Haggerty ließ die Winchester durch die Hand rutschen, 

packte das nutzlose Gewehr am Lauf, um es als Keule zu 
verwenden und besaß nur wenig Hoffnung. Er wußte zu genau, 
daß die Apachen Meister mit dem Kampfbeil waren. 

Selbst vom galoppierenden Pferd aus trafen sie bewegliche 

Ziele mit tödlicher Genauigkeit. 

Beide Pferde rasten aufeinander zu. Die Hufe hämmerten in 

wildem Stakkato über den Boden. John wünschte sich 
inbrünstig, daß Myriam wenigstens ein paar Schüsse zur 
Ablenkung abfeuern würde, doch die Rettung erfolgte durch 
einen anderen Menschen. 

Eine Winchester peitschte. Doppelwolf duckte sich 

unwillkürlich, als das heiße Blei dicht über seinen Kopf pfiff. 
Er sah auf und erkannte Cochise. 

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Haggerty zügelte den fremden Wallach und brachte das Tier 
am Talrand zum Stehen. 

Doppelwolf hielt seinen Mustang ebenfalls an. Deutlich 

erkannte John den Haß im Gesicht des ehemaligen 
Mimbrenjosklaven, als er zu dem großen Häuptling 
hinaufstarrte. 

Cochise stand auf einer Felsklippe, umflossen vom Licht. 

Der Lauf seiner Winchester blinkte in der Sonne. 

»Genug, Falke«, rief der Häuptling, »dies ist mein Land, und 

hier gilt das Gesetz der Apachen. Doppelwolf, du kennst dieses 
Gesetz.« 

Ruhig kletterte der Chief abwärts. 
Haggerty legte die leergefeuerte Winchester quer über seine 

Oberschenkel. Unauffällig schob er eine Patrone nach der 
anderen in die Ladeklappe. John verspürte eine Warnung, ein 
Gefühl, als müßte er kampfbereit bleiben. 

Cochise erreichte ein schwierig zu bewältigendes Felsstück. 

Er nahm beide Hände zu Hilfe, stützte sich ab, und diesen 
Moment nutzte Doppelwolf. Er beugte sich weit im Sattel 
zurück. Grell brach sich das Sonnenlicht auf der Schneide des 
Tomahawks, als der Krieger ausholte. 

Haggerty riß die Winchester an die Schulter und feuerte. Wie 

vom Blitz getroffen brach der Mustang des Mimbrenjos 
zusammen. Der Apache stieß einen Wutschrei aus, als er über 
den Hals seines sterbenden Tieres geschleudert wurde. 

Er rollte sich zusammen, kugelte über den harten Boden und 

schnellte federnd wieder auf die Füße. 

»Ich töte dich, weißer Hund!« brüllte Doppelwolf. »Dein 

Skalp wird über dem Feuer meines Jacales hängen.« 

Cochise sah sich um und kletterte ruhig weiter. Falke hatte 

ihn vor einer Verwundung gerettet, vielleicht verdankte der 
Häuptling seinem weißen Freund sogar das Leben. 

Endlich erreichte der Chief die Talsohle und ging ruhig auf 

den abtrünnigen Krieger zu. 

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»Du kennst das Gesetz, Doppelwolf«, sagte Cochise laut. 

»Du bist ein Mimbrenjo und weißt, daß du dich außerhalb des 
Stammes gestellt hast.« 

Der Apache, der nur zwei Inches kleiner als der Jefe war, 

pendelte mit dem Oberkörper hin und her. 

»Ich bin kein Mimbrenjo, roter Hund«, erwiderte er kehlig in 

der Sprache der Weißen. »Ich bin Juan Antonio Lopez de 
Garcia. Dein Gesetz gilt nicht für mich, Apache.« 

Cochises Gesicht blieb ausdruckslos. 
»Das ist alles, was du von dir weißt, Krieger«, sagte der 

Häuptling. »Die Mimbrenjos gaben dir Nahrung, lehrten dich 
das Jagen, Rauben und Töten. Du bliebst bei ihnen. Du bist ein 
Indianer.« 

»Nein! Sie knechteten mich«, brüllte Doppelwolf. »Ich war 

ein Sklave, weniger als ein Mustang. Jetzt bin ich frei und 
wähle meinen Weg selbst.« 

»Du hast Unfrieden in mein Land gebracht«, sagte Cochise 

schwer. »Du hast mein Wort gebrochen, zweimal, Mimbrenjo. 
Einmal gestattete dir das Gesetz den Todessprung. Du wirst 
nicht noch einmal springen können.« 

Doppelwolfs Pendeln verstärkte sich. Er trat einen Schritt zur 

Seite, noch einen, versuchte, die Sonne in den Rücken zu 
bekommen, damit sie den Häuptling blendete. Cochise lächelte 
nur über diesen Versuch. 

Ohne sich durch eine Bewegung zu verraten, warf der 

Mimbrenjo seinen Tomahawk. Cochise neigte nur den Kopf 
zur Seite. Das Kriegsbeil klirrte hinter ihm gegen die 
Felswand. 

Doppelwolf riß das Messer aus dem Gürtel und sprang mit 

weiten Sätzen auf den Häuptling zu. Cochise machte keine 
Anstalten, die Winchester zu heben, dachte offensichtlich gar 
nicht daran, zu feuern. 

Haggerty riß sein Gewehr hoch. 
»Nein, Falke«, sagte der Jefe scharf. 

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Seine ganze Autorität lag in diesen beiden Worten, und John 

ließ die Winchester wieder sinken. 

Doppelwolf raste heran wie eine Maschine aus Muskeln. Er 

würde seinen Stoß von schräg unten nach oben führen, denn 
die Spitze des Messers wies aufwärts. 

Er kam nicht dazu, seinen Angriff zu vollenden. Cochise 

warf ihm das Gewehr zwischen die Beine. Der Mimbrenjo 
vergaß in seinem Haß einen Teil der Lehren, die doch jedem 
Krieger in Fleisch und Blut übergehen. Er stolperte, prellte sich 
das Schienbein, landete hart auf dem Boden und verlor das 
Messer. 

Er sah hoch, sah den Chief ohne Waffen vor sich stehen und 

grinste breit. 

»Jetzt töte ich dich, Cochise«, brüllte Doppelwolf 

triumphierend. 

Er stieß sich ab, rollte zur Seite und packte das Messer 

erneut. Wie ein flirrender Blitz wirbelte es auf den Chief zu. 
Der Häuptling sprang zur Seite. Auch die letzte Waffe des 
Mimbrenjos vermochte Cochise nicht zu töten. 

»Du mußt sterben«, sagte er hart. »Doch du wirst wie ein 

Mann sterben, wie ein Krieger im Kampf, wenn du das 
verlangst. Du kennst das Gesetz.« 

Doppelwolf stand auf, starrte den Chief an und sagte mit 

widerwilliger Bewunderung in der Stimme: »Ich fordere den 
Kampf, Häuptling.« 

Cochise deutete auf das Kriegsbeil und löste seinen eigenen 

Tomahawk vom Hosenbund. 

John schien es, als wären sich die Gegner ebenbürtig. Sie 

waren fast gleich groß, besaßen mächtige Muskeln und mehr 
Kraft als die meisten anderen Apachen. 

»Bis zum Tod, Cochise?« fragte der Mimbrenjo. 
»Du kennst das Gesetz«, erwiderte der Jefe. 
»Ja, ich kenne es«, erwiderte Doppelwolf beinahe heiter. 

»Töte ich dich, bin ich frei.« 

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Der Häuptling lächelte und antwortete: »Wenn du mich 

tötest, wirst du auch sterben. Victorio reißt danach die Führung 
der Stämme an sich. Er will Krieg, jeden Weißen vernichten. 
Mein Sohn Naiche ist noch nicht stark genug, deinem Chief 
Widerstand zu leisten. Und der Krieg, Doppelwolf, bringt auch 
dir den Tod.« 

Statt einer Antwort griff der hünenhafte Mimbrenjo an. Er 

rannte auf seinen Widersacher zu, brach blitzschnell zur Seite 
aus und flog zwei Handbreit über den Boden, als Cochise 
zuschlug. Die Schneide seines Tomahawks riß Doppelwolfs 
Haut auf seinem Rücken auf. 

Der Mimbrenjo vollführte einen halbkreisförmigen Hieb 

gegen die Füße des Häuptlings, der hochfederte und auf der 
anderen Seite einen Schritt neben dem Todgeweihten wieder 
landete. 

Doppelwolf krümmte sich wie ein Puma, stieß sich ab und 

jagte mit gesenktem Kopf auf Cochises Magen zu. Im letzten 
Moment warf er sich nach links, hatte sich jedoch getäuscht. 
Denn als er zuschlug, stand der Häuptling bereits an einer 
anderen Stelle. Cochise vermochte die Manöver des 
Mimbrenjo zu durchschauen, wußte jedoch auch, wie 
gefährlich und stark der Krieger war. 

Doppelwolf wirbelte herum, täuschte einen Angriff vor und 

warf sein Kampfbeil. Cochise holte aus und schlug mit seiner 
Waffe den heranwirbelnden Tomahawk aus der Luft herab. Der 
Stiel zerbrach. Doppelwolf stand drei Sekunden reglos, starrte 
den großen Jefe an und schien seinen Tod zu erwarten. 

Langsam schritt Cochise heran. 
»Du hast gekämpft wie ein Krieger«, sagte er. »Du wirst im 

Totenreich so leben, wie ein Krieger lebt.« 

Der Mimbrenjo dachte nicht daran, sich zu ergeben. Er 

schnellte vor, packte die breiten Schultern des anderen und glitt 
mit der Linken an Cochises Kampfarm herab, bis er das 
Handgelenk umfaßte. Mit schier übermenschlicher Kraft bog 

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Doppelwolf den Arm seines Gegners zur Seite, während er mit 
der anderen Hand auf die entgegengesetzte Schulter Druck 
ausübte. 

Der Chief lächelte. Er spannte seine mächtigen Muskeln an, 

leistete Widerstand und schob Stück um Stück seinen rechten 
Arm wieder in die alte Position. 

Doppelwolf keuchte vor Anstrengung und Überraschung. Er 

spürte das verzweifelte Gefühl, dem Führer der Chiricahuas 
nicht gewachsen zu sein. Und doch trieb ihn etwas an, sein 
Leben nicht einfach aufzugeben. 

Sein Fußtritt folgte überraschend, trat den Jefe schmerzhaft, 

aber er handelte, riß den Mimbrenjo zu sich heran. Doppelwolf 
verlor das Gleichgewicht, stolperte, streckte beide Arme aus, 
wollte sich an Cochise festklammern, doch der Abstand war zu 
groß. 

Und als Doppelwolf fiel, schlug der Häuptling zu. 
Der Mexikaner, der als kleines Kind von den Mimbrenjos 

geraubt worden war, lebte nicht mehr. Er war ein Apache, trotz 
des mexikanischen Blutes, das in den letzten Tagen so mächtig 
in ihm aufgewallt war. 

Und das Gesetz der Apachen hatte ihn ereilt. 
»Geh, Falke«, sagte Cochise. »Einer meiner Söhne ist tot. Ich 

warte hier auf Bu, die Eule, die seine Seele in das andere Land 
bringt. Ich singe einem tapferen Krieger das Totenlied, wie es 
die Sitte verlangt. Bring die Squaw mit dem Goldhaar weg. Sie 
soll nicht sehen, was hier geschah.« 

Haggerty nickte und sagte leise: »Du hast für den Frieden 

gekämpft, Bruder. Ich möchte, daß du dieses nicht vergißt.« 

»Ich weiß«, erwiderte der große Häuptling. »Es ist ein 

merkwürdiger Friede, wenn ein Mann für ihn töten muß.« 

Haggerty ritt zur alten Silbermine und winkte Myriam zu. Sie 

lief die Steigung hinab. Gefaßt ließ sich die Frau vor John aufs 
Pferd heben. Er ritt aus dem Tal zu seinem eigenen Tier. In 
wenigen Stunden würde Myriam wieder unter weißen 

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Menschen sein. 

ENDE