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Der falsche König Artus 

von Götz Altenburg 

scanned by : horseman 

kleser: Larentia 

Version 1.0 

Der Gewappnete auf dem Turm setzte die Tuba an die 
Lippen. Ein urgewaltiger Ton dröhnte über Land und Meer. 
Die trotzige Burg auf den Uferklippen erinnerte an die 
hochgereckte Schwurhand eines Riesen. Die Sonne sank. 
Das scheidende Licht schenkte der glatten See so 
ziemlich alle Farben, die es gibt. Die Sonne verschwand. 
Feuer schien vom Himmel zu tropfen. Rot und golden. Der 
Horizont brannte. Furisto blies die Meldung des 
Abendbeginns in alle vier Himmelsrichtungen. Dabei sah 
er genau, was unten am Fuß der Burg geschah. Da 
sprengte ein Reiter über die Brücke. Das Pferd mußte mit 

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der Last auf seinem Rücken nicht ganz einverstanden 
sein. Es bockte. Doch der Reiter bekam es unter Kontrolle. 

 

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Seitlich der Burg stand jemand auf einer Klippe, der schlank war wie 
ein Knabe. Der Jemand hatte einen Mantel getragen. Den Mantel 
löste er jetzt, schlug ihn auf und ließ ihn fallen. 

- Die verdammte Hexe -, dachte Furisto. 
Der Jemand war ein Mädchen mit feuerrotem Haar. Die letzten 

Sonnenstrahlen rahmten das langhaarige Mädchen ein wie eine 
Gloriole. Es hatte einen makellos schönen Körper. 

Reite nur  -, dachte Furisto. Dies galt dem Reiter, welcher in den 

violetten Abendschatten landein verschwand.  - Reite schnell! Denn 
wenn du Saladins Tochter so siehst, wie sie sich jetzt zeigt in all ihrer 
Schamlosigkeit, wirst du noch verrückter auf sie werden, als Saladins 
Reden dich ohnehin schon gemacht haben. Reite und kehre sobald 
nicht wieder zur Burg deiner Väter zurück! Ich werde inzwischen 
tun, wozu du nicht zu bringen warst, Herr!  - Das nackte Mädchen 
schnellte mit weitem Sprung in die gegen die Klippe dümpelnde See. 
Furisto, der Gewappnete, holte das Banner ein. Die Fahne zeigte auf 
blauschwarzem Seidengrund einen goldenen Milan, die Gabelweihe. 
Den Wappenvogel des Geschlechtes der Grafen von Montgelas. 

Furisto war groß und breitschultrig. Er hatte flinke, geschmeidige 

Bewegungen. Jetzt, wo er von der Zinne des Turms ins Treppenhaus 
ging, füllte er beinahe die ganze Breite der steinernen Spindeltreppe 
aus. Er trug kurze Auerochsenhörner am Helm. Die hielt Furisto 
hoch in Ehren. Sie waren Erbstücke seines Großvaters. Mit seiner 
hohen Stirn, der Adlernase und dem energischen Kinn unter dem 
vollen, gut geschnittenen Mund wäre Furisto ein schöner Mann 
gewesen. Doch da gab es leider die Narbe, welche sein 
Männergesicht diagonal in zwei Hälften teilte. Auf der Burg Sankt 
Michael lebte niemand mehr, der die Geschichte dieser Narbe 
kannte. Nur Furisto wußte sehr genau, welchem Tag und welchem 
Schwert er dieses Zeichen verdankte. Er hatte nichts vergessen. 

Damals hatte er die erste Schwertreise unternommen. Dag Tumber 

war sein liebster Bankgenosse gewesen. Vor dem ersten Stahltanz 
mit dem Feinde zeigte sich der sonst stets gut aufgelegte Dag von 
einer völlig neuen Seite. Er gab ungeniert zu, daß er den Strauß 

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fürchtete, den der morgige Tag mit Sicherheit brachte. Ja, er machte 
sogar kein Geheimnis daraus, daß er jetzt viel lieber auf dem 
väterlichen Hof und bei seinen Geschwistern wäre, als auf riesiger 
Fahrt. 

Furisto betrachtete den Freund und Bankgenossen mit so großen 

Augen, als sähe er ihn zum ersten Male. Dann sagte er: 

»Wenn du denn so an deinem Leben hängst, Dag, so bleib morgen 

nur dicht hinter mir, wenn das Büffelhorn bläst und der Sturmlauf 
beginnt. Ich will für dich in die Schanze springen und mein Leben 
für deines wagen. Kein Wort mehr darüber. Es ist mir ernst.« 

Der Morgen war gekommen. Mit dem Morgen kam der Sturm auf 

den stark verschanzten Feind. Der Zufall hatte es gefügt, daß Furistos 
und damit auch Dag Tumbers Rotte an die besten Fechter der 
berannten Stadt gerieten. Dags trübe Ahnungen erfüllten sich. Er fiel 
und starb im Angriff. Furisto empfing die fürchterliche Wunde. Doch 
mochte auch er als einziger von seiner Rotte den Sturm überstehen, 
ihm ging fortan der Ruhm vorauf, ganz allein die Verteidiger der 
reichen Stadt bezwungen zu haben. Das wog die entstellende Narbe 
mehr als auf. 

Seltsam, daß er gerade jetzt an Dag Tumber dachte. Der Weg von 

der oberen Plattform zum Fuß des Turmes war lang. Ungeübte 
Männer kamen dabei hinter Atem. Furisto atmete ganz normal, als 
die Treppe mit ihren zahllosen Stufen hinter ihm lag. Sein Anzug 
schien unvollständig. Er hatte zwar den Helm mit den 
Urochsenhörnern auf dem Kopf, dafür aber war sein Wehrgehänge 
leer. 

Ihm stand weder Schwert noch Dolch zur Verfügung. 
Eine schwere Bohlentür schloß den Turm ab. Furisto klopfte gegen 

das Eichenholz. Nichts geschah. Da vollführten die Fäuste des 
Türmers ein wahres Wirbeltrommeln. 

»Aufmachen!« schrie er. 
Stahl rasselte. Ein Schloß wurde betätigt. Der Doppelposten 

schaute mißgelaunt in den Turm. 

»Geht das alte Spektakel wieder los? Wir dachten doch, das hinter 

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uns zu haben. Im Ernst und im Frieden, Furisto. Steig hoch und 
kriech ins Bett. Wir dürfen dich nicht herauslassen.« 

Mochte der Himmel wissen, was Furisto dazu gebracht hatte, sich 

bisher zu fügen. Die Lage mußte für seine Begriffe anders geworden 
sein. Er gab der halb offenen Tür einen kräftigen Stoß. Sie flog dem 
einen Posten derb gegen die Stirn und prallte dem ändern heftig 
gegen die Schulter. Zwei Spieße und zwei Schilde polterten auf das 
Pflaster. 

»Bist du von allen guten Geistern verlassen, Furisto?« 
»Mach keinen Unsinn, Türmer! Du hast im Turm zu bleiben. So 

befahl es der Herr.« 

Furisto hatte den Turm verlassen. Er schien zu wachsen. Das sah 

so aus, als hätte der Türmer seine Wohnung schon lange nicht mehr 
von außen gesehen. Es mochte für ihn typisch sein, daß er einen 
Speer und einen Schild derart schnell aufhob, daß die Posten nicht 
einmal eine Bewegung wahrnahmen. Furisto hob Speer und Schild. 

»Ich würde an eurer Stelle nichts mehr versuchen.« 
Das sagte der Türmer in der Art, wie man einen guten Rat gibt. Die 

beiden Posten aber hörten nicht darauf. Sie schüttelten die dicken 
Köpfe. Dann rappelten sie sich hoch. Sie  taumelten noch. Aber wie 
auf Verabredung griffen Sie an. Sie glaubten sich in der Übermacht. 

Nun wurde erst richtig deutlich, wie hochgewachsen Furisto war. 

Und wie stark. Er packte einen der Wächter mit rechts und den 
ändern mit links. Sie bebten in seinen Fäusten und zappelten, was das 
Zeug hielt. Doch sie kamen nicht los. Furisto schlug beide Männer 
mit den Köpfen gegeneinander. Es gab einen Laut, als zerbrächen 
Ziegelsteine. Furisto ließ die Männer fallen. 

»Ich hatte euch gewarnt«, murmelte er. Er schloß die Turmtür 

sorgfältig ab. Dann ging er. 

Er trug den Anzug der Männer dieser Zeit. Die kräftigen Beine 

steckten in ganz feinen Kettenhosen. Es war erstaunlich, daß die 
Schmiedekunst derart dünne Kettenglieder zu fertigen vermochte. 
Darüber kam die blauglänzende Brünne, welche unter einem Lentner 
steckte, einem tuchenen Leibrock in den Farben der Grafen von 

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Montgelas. Blau schwarz und gold. 

Während Furisto den Hof überquerte, wurde kein Schritt hörbar. 

Dieser große, schwere Mann bewegte sich so lautlos  wie ein Geist. 
Er hatte nach Ausschaltung der Posten wieder einen Speer 
hochgenommen. 

Er strebte dem Ostturm der Burganlage zu. In dessen Kellern 

befanden sich die Verliese. Mit der Wachsamkeit eines wilden Tieres 
beobachtete Furisto den Hof. Aus dem Rempter fiel Licht. Sicher 
räkelte sich der rote Saladin vor dem Kaminfeuer in der Halle. 
Furisto beschleunigte seinen Schritt. Zuerst würde er die Verliese 
besuchen. Danach kam die Reihe an Saladin. 

Plötzlich prallte Furisto gegen zwei Speere. Die Waffen kreuzten 

sich unmittelbar vor ihm und versperrten ihm den Weg. 

»Das ist doch... Furisto ... Alarm!« 
Die Stimme mußte einem stattlichen Mann gehören. Furisto kannte 

sie genau. 

»Lodwin«, rief er grimmig. »Nur heran. Es ist hohe Zeit, daß wir 

unsere Rechnung begleichen.« 

Die gekreuzten Speere konnte Furisto zur Seite schieben. Das 

nötigte ihm nicht mehr Mühe ab, als ein Spiel. Dann jedoch tauchten 
immer mehr Bewaffnete auf. Die Burg Sankt Michael schien eine 
ganze Armee zu beherbergen. Immer wieder schrien die Männer: 

»Alarm!« 
Da öffnete sich das breite und hohe Tor zur Halle. Ein hagerer 

Mann mit schulterlangem, brandrotem Haar trat auf die Treppe. 
Furisto schrie: 

»Darauf habe ich gewartet.« 
Und er verstärkte seine Bemühungen, sich derer zu entledigen, 

welche ihn aufhalten wollten. 

Auch der hagere Rothaarige hatte die Situation erkannt. Er griff in 

sein faltenreiches Gewand, zog einen Lederbeutel hervor und hielt 
ihn hoch. 

»Das gehört dem, der den Verrückten gebunden vor mich bringt.« 

Seine Stimme wurde unangenehm laut und überschlug sich schier. 

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»Worauf wartet ihr? Gibt es außer mir und dem Verrückten da keine 
Männer in Burg Montgelas?« 

Furisto wütete unter den Männern, die ihn aufhalten wollten wie 

ein Keiler unter der Hundemeute. Unwiderstehlich bahnte er sich 
seinen Weg. 

»Bringt ihn zu mir«, sagte der rothaarige Saladin nochmals. Dann 

wandte er sich zum Gehen. Es war deutlich genug zu hören, daß und 
wie er die Tür zum Rempter verschloß und verriegelte. 

»Feigling«,  röhrte Furisto ebenso heiser wie wütend. Sein Zorn 

machte ihn unvorsichtig. Der Bruchteil einer Sekunde genügte. Ein 
Armbrustbolzen fand eine Lücke in seiner Nackenbrünne. Furisto 
war ins Leben getroffen. Er wankte, drehte sich und brach langsam 
zusammen. 

Seine Widersacher stimmten ein frenetisches Siegesgeschrei an.  - 

Sie hatten zu früh triumphiert. Der erstaunliche Mann erhob sich 
nochmals, ehe sie ihn mit ihren Schwertern hätten durchbohren 
können. Mit nichts als dem Speer als Waffe, schlug Furisto sich 
durch die Reihen seiner Feinde. Er gelangte ans Tor. Sie wollten ihn 
daran hindern, doch jeden, der ihm zu nahe kam, traf die 
Lanzenspitze. 

Jetzt war das Tor auf. Furisto rannte los. Er wurde immer 

schneller. Erstaunlich bei seiner Verwundung. Vor den  Klippen 
verloren die Verfolger seine Spur. Sie gaben nur zu gern auf. 

»Er ist in die See gestürzt«, meldeten sie dem hageren Rothaarigen 

in der Halle. 

»Ja, Herr! Wir alle wurden Zeugen. Er fiel ins Meer. Gerade jetzt, 

wo doch die Abendflut einsetzt.« 

Der Hagere hatte den Lederbeutel zur Hand genommen, als die 

Verfolger Meldung machten. Jetzt brachte er den Beutel mit dem so 
angenehm klingenden Inhalt wieder in seinem weiten Gewand unter. 

»Möge er der See gut bekommen. Da das Meer ihn verschlang, 

steht dem  Meere auch die ausgesetzte Belohnung zu. Hinweg mit 
euch.« 

Sie trollten sich und glichen geprügelten Hunden. 

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Furisto war tatsächlich im Meer, dessen Wasser jetzt, wo die 

Abendflut kam, doppelt gefährlich drohte. Er hatte das Gefühl, in 
eine ganz andere Bewußtseinsebene einzugehen. Bis kräftige Hände 
ihn ergriffen. 

In einem Buchtenwinkel, weitab vom Berge des streitbaren Engels 

mit der Burg, wurde Furisto an Land gezogen. Ein fast nacktes 
Mädchen beugte sich über ihn. Ein Mädchen mit feuerrotem Haar. 

Es untersuchte die Nackenwunde. Der Armbrustbolzen steckte 

noch im Fleisch. 

Das Mädchen mußte etwas von Wundversorgung verstehen. 
»Ein Wunder, daß du noch lebst. Aber zäh wie du bist, wirst du 

den Schuß überwinden.« 

Das Mädchen kannte sich hier gut aus. Es schleifte den Mann um 

Klippenecken und durch Engpässe. Bis es ihn schließlich in einer Art 
Wetterzuflucht für Fischer auf ein Strohlager bettete. 

»Ich kenne deinen Ruf«, murmelte das Mädchen dazu. »Es wird 

schon seinen Grund haben, wenn das Volk dich den Henker vom 
Michelsberg nennt. Warum helfe ich dir? Allein deshalb, weil ich 
nicht zusehen kann, wie viele über einen einzelnen herfallen?« 

Das Mädchen verband und versorgte den Mann. 

Als die Königsfanfare erschallte, hob Waffenmeister Waidenhold 
den Arm. 

»Halt, hohe Herren. Wir wollen tun, was unsere Stellung und der 

Anstand gebieten und dem heimkehrenden König Spalier stehen.« 

Auf dem weiten Vorfeld um Schloß Camelot hatten sie in Gruppen 

und in Einzelkämpfen geübt. Daß dabei niemanden der Hafer stach 
und daß aus dem Schimpfrennen kein Scharfrennen wurde, dafür 
sorgte Waidenhold. Die Augen des Waffenmeisters verfolgten alles, 
was geschah. So gewahrte er jetzt auch die Staubfahne als erster. 

»Der König ist gleich da, edle Herren«, verkündete er. 
König Artus war in den gallischen Ländern unterwegs. Das war 

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kein Geheimnis. Daß er aber jetzt allein zurückkehrte und daß er 
zudem so scharf ritt, als sitze ihm der böse Feind auf den Fersen, 
erschien vielen ungewöhnlich. 

Die Wache blies  immer wieder neu die Königsfanfare vom hohen 

Turm. Das Signal machte auch Königin Ginevra mobil. Mit freudig 
geröteten Wangen eilte sie an der Spitze ihres Hofstaates herbei. Das 
Tor zum Schloß brauchte nicht erst geöffnet zu werden. Es wartete 
sowieso auf die Ritter, welche ihre Turnierübungen jeden 
Augenblick abbrechen konnten, um einzurücken. 

Während Königin Ginevra oben auf der Freitreppe wartete und 

dem König mit halber Geste die Arme entgegenstreckte, sprang 
König Artus unten knapp vor der ersten Stufe vom Roß. Das Pferd 
rannte dorthin, wo nach der Anstrengung eines offenbar recht langen 
Laufes der Stall mit süßem Hafer und kühlem Wasser wartete. Zuvor 
war König Artus die Reihe seiner Ritter entlanggesprengt, ohne 
irgendwen besonders zu grüßen. Jemand, der König Artus so genau 
kannte wie Volker vom Hohentwiel, wertete das als ganz 
außergewöhnliches Zeichen. 

»Was ist nur da geschehen?« raunte der Sänger seinem Freunde 

Roland zu. »Vor allem, wo ist des Königs Gefolge?« 

Die Majestät war vor Wochen mit kleiner Begleitung nach Gallien 

aufgebrochen. Zum Gefolge gehörten unter anderem Ritter 
Wilhelmus und dessen Neffe Douglas. Wenn er ehrlich war, mußte 
Roland zugeben, daß er dem einen wie dem ändern die Ehre geneidet 
hatte, König Artus zu begleiten. 

Roland gab dem Freund leise Antwort. 
»Wahrscheinlich hat er es vor Sehnsucht nach Camelot nicht mehr 

ausgehalten. Das Gefolge blieb bei dem unbeweglicheren Troß und 
er hat mindestens einen halben Tag und eine ganze Nacht 
gewonnen.« 

Doch auch zwischen Königin Ginevra und König Artus fiel die 

Begrüßung heute anders aus, als sonst. Normalerweise umarmte sich 
das Königspaar in aller Öffentlichkeit. Heute gab es zur Begrüßung 
nur einen flüchtigen Händedruck. Nicht genug damit, wichen König 

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Artus Augen dem Blick seiner königlichen Gemahlin aus. Königin 
Ginevra schob das auf die Ermüdung des Königs. Sie war zunächst 
einmal froh, ihren Gemahl wieder sicher in Camelot zu haben. 

Die Herren Ritter formierten sich zum Spalier. Doch niemand 

nahm Notiz von den Helden,  deren jeder genug Ruhm trug, um ein 
Menschenleben zu verklären und die gemeinsam eine starke Armee 
aufwogen. 

Königin Ginevra klatschte in die Hände. 
»Das Mahl wird zur üblichen Zeit aufgetragen. Sobald seine 

Majestät sich umgezogen hat, treffen wir uns in der Halle. 
Tischordnung wie gewohnt.« 

In einem Haushalt wie dem von Camelot konnten die Köche nur 

schwer durch irgendwelche besonderen Wünsche in Verlegenheit 
gesetzt werden. Königin Ginevra pflegte mit ihrer Hofwirtschafterin 
den Speiseplan von Woche zu Woche festzusetzen. Dabei wurde 
jeder Tag so gestaltet, daß Besuch und besondere Ereignisse wie die 
Heimkehr des Königs einkalkuliert waren. 

Alles war wie sonst. Und dennoch irgendwie anders. Ritter Roland 

suchte seinen Freund Volker vom Hohentwiel auf. 

»Bilde ich mir das nur ein, oder ist der König tatsächlich 

verändert?« 

Volker war dabei, in sein samtenes Staatswams zu schlüpfen. Die 

Tätigkeit nahm in voll in Anspruch. Er wehrte ab. 

»Er wird sich gefreut haben, zu Hause zu sein.« 
Roland beharrte auf seiner Meinung. 
»Er ist verändert.« 
»Vielleicht ist er nur besonders gut in Form, weil die Reise ihn so 

richtig durchtrainiert hat. Jedenfalls sprang er so federnd aus dem 
Sattel, wie es ihm bestimmt nur wenige Zwanzigjährige nachmachen 
können.« 

»Willst du dich etwa nicht umziehen?« staunte Volker vom 

Hohentwiel den Freund an. 

»Wozu? Heute ist ein Tag wie jeder andere. Wenn nicht alles trügt, 

gehen wir sogar besonders früh schlafen.« 

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Volker wollte den Freund auf andere Gedanken bringen. Er 

schenkte den Wein ein, den Roland so liebte. 

»Auf dein Wohl, Roland. Heute warst du beim Buhurt' und Tjost

'

 

wieder besonders gut, hast also keinen Grund, mißgelaunt zu sein. 
Prosit.« 

Der Rotwein tat Roland gut. Doch seine Stimmung wurde auch 

durch diese besondere Stärkung vor Tisch nicht besser. Als Freund 
Volker nachschenken wollte, legte Roland flink die Hand über das 
Glas. 

»Danke für die gute Meinung, aber ich möchte nicht mehr. Bis 

später.« 

»Wo willst du denn hin?« 
»In die Ställe. Sehen, ob mit meinem Samum alles in Ordnung ist.« 
»Was soll dem wohl fehlen?« murmelte Volker enttäuscht hinter 

dem Freund her. 

Samum schnaubte seinem Herrn aus der vertrauten Box entgegen. 

Roland legte dem Hengst die Hand auf die blanke Kruppe. Die 
Burschen im Marstall waren noch dabei, Artus' Pferd trocken zu 
reiben und zu versorgen. 

Samum wieherte verhalten. 
»Wenn du nur reden könntest, Samum« , murmelte Roland und 

lehnte sich voll gegen den Hengst. »Dann käme wohl schnell heraus, 
was den König nach meiner Meinung so verändert hat.« 

Samum wieherte seinem Herrn nach, als Roland den Stall verließ. 
Es gab als Tischgetränk zur Feier des Tages köstlichen Malvasier. 

Roland trank ihn gern. Heute jedoch hielt er sich mit dem Trinken 
besonders zurück. Irgendwie bedrückte ihn die Ahnung, an diesem 
Tage noch besonders gefordert zu werden. Doch Roland teilte seine 
Befürchtung niemandem mit. Sogar seinem Freund Volker vom 
Hohentwiel gegenüber blieb er verschlossen. Er gab sich so einsilbig, 
daß der Sänger schließlich zur Laute griff und eines seiner neuesten 
Lieder dazu sang. 

Sofort verstummte jedes Gespräch. Die Männer und Frauen hörten 

andächtig zu. Vom zweiten Refrain an summten sie die Melodie mit. 

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Schließlich sangen sie gar. Ritter Rolands Stimmung wurde 
aufgelockert. Er verglich Volkers Gesang mit den Lauten, welche 
mehr und mehr die Kehrreime unterstrichen. Er glaubte, seinen 
Knappen Louis herauszuhören. Der war wahrhaftig ein wackerer 
Mann, doch mit dem Singen hatte er es nicht sonderlich. 

Knappe Louis saß ganz am unteren Ende der Gesindetafel. Sein 

nächster Nachbar war Knappe Pierre. Der hatte einen besonders 
großen Humpen mit zu Tisch gebracht. Irgend jemand mußte ihm 
verraten haben, daß es Malvasier gab. 

Alles schien wie sonst, wenn auf Camelot gemeinsam 

genachtmahlt wurde. König Artus hatte wenigstens tüchtig Hunger 
mitgebracht von seiner weiten Reise. 

Knapp eine Stunde nach dem Essen befiel den König 

unwiderstehliche Müdigkeit. Königin Ginevra neigte sich zu ihrem 
Gemahl. Sie fragte, ob es Zeit wäre, schlafen zu gehen. Das konnte 
sich jeder denken, der in der Halle war. Jetzt gab Königin Ginevra 
mit Handzeichen zu verstehen, daß die Tafel aufgehoben sei. 

Sänger Volker war mit seiner Ballade, welche den Glanz des Hofes 

von Camelot besang, gerade zu Ende. Roland hatte es denkbar eilig, 
in seine Kammer zu kommen. Louis und Pierre, die sich nach den 
Wünschen ihres Herrn erkundigen und ihm einen Gutenachtgruß 
entbieten wollten, schickte er mit einer Handbewegung fort. 

Nun lud Knappe Pierre seinen Kameraden Louis ein. »Wenn dir 

nach einem abschließenden, guten Schluck ist, so  komm mit in 
meine Kammer. Wenn du willst, lade ich auch die beiden neuen 
Küchenmägde ein, die mir schon zugezwinkert haben.« 

Louis nahm an. 
»In Ordnung. Ich komme, sobald ich anderes Schuhzeug an den 

Füßen habe.« 

Als Louis kam, hockten schon die rotbäckigen Mägde kichernd auf 

den Hockern, Pierre schenkte Wein ein. Sie kamen jedoch nicht 
dazu, auch nur einen Schluck zu trinken. Denn im Schloß erhob sich 
ein Höllenlärm. 

Pierre und Louis schickten zuerst die Mägde fort. 

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»Weiß der Himmel, was da los ist. Vielleicht ist eine 

Nachtbesichtigung der Quartiere angesetzt worden. Tut uns leid. 
Weg mit euch.« 

Dergleichen Kontrollen wurden hin und wieder schon angeordnet. 

Pierre aber argwöhnte, ein eifersüchtiger Küchengehilfe  habe es 
wegen der Mägde speziell auf ihn abgesehen und ihn irgendwo 
angeschwärzt. 

Die Mägde protestierten: »Aber ...« 
Louis wie Pierre ließen sich nicht stören. Sie schafften die Mägde, 

so schnell es nur ging, aus der Kammer. Die beiden gelangten auch 
unbehelligt ins eigene Quartier. 

Auf den Gängen vernahmen die Knappen deutlich, daß aller Lärm 

dort herkam, wo die königlichen Gemächer lagen. Jetzt glaubten sie, 
die Stimme ihres Herrn Roland zu vernehmen. 

»Was ist denn das für ein Lärm mitten in der Nacht?« Sie rannten 

los und kamen gerade recht. Sie erkannten Ritter Roland, er war im 
Nachtgewand. Dann sahen sie seine Majestät, den König. Der trug 
keine Brünne mehr. Dafür aber hielt er sein Schwert in der Faust. Ein 
blankes Schwert? War Camelots König etwa bedroht worden? Die 
dritte Person war Königin Ginevra. Die hohe Frau trug ein dünnes, 
kostbares Seidenhemd. Sie zeigte mehr von ihrer Schönheit, als ihr 
bewußt wurde. 

»Meiner Seel!« stöhnte Pierre. Er mußte sogleich einen derben 

Rippenstoß von Louis kassieren. Louis verstand es sehr wohl, was 
seinem Kameraden zusetzte, machte er doch die gleichen 
Wahrnehmungen und hatte also auch die gleichen Gefühle. Doch er 
hatte sich besser unter Kontrolle. 

»Untersteh dich und verwechsle eine solche Majestät mit 

gewöhnlichen Küchenmägden«, brummte Louis. »Wenn du dir so 
was erlaubst, so werd ich dich beuteln, daß dir solche Ideen vollends 
abhanden kommen.« 

»Was du gleich denkst«, setzte sich Pierre zur Wehr. »Nicht im 

Traum würd' mir so was einfallen. Wahrscheinlich bist du's, der so 
denkt.« 

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Diese Schlußbemerkung trug dem guten Pierre gleich doppelte 

Rippenstüber ein. Er machte auch nur andeutungsweise den Versuch, 
sich gegen Louis zu wehren.  Louis war nicht nur erfahrener und 
älter, sondern auch zweifelsfrei stärker. 

Was die Knappen sahen, ging munter weiter. Durch die lauten 

Stimmen bekam der Vorfall mit jeder vergehenden Sekunde mehr 
Zeugen. 

Die Königin zeigte mit ausgestrecktem Arm auf ihren Mann und 

ihre Worte riefen Roland zur Hilfestellung auf. 

»Nimm ihn fest, Ritter Roland! Dieser Mann will uns betrügen! Er 

ist weder mein Gemahl und unser König!« 

Königin Ginevra wirkte schier aufgelöst und war völlig außer sich. 

»Worauf wartest du? Läßt auch du dich von der Ähnlichkeit 
täuschen? Ergreife den Mann! Reiße ihm die Maske vom Gesicht! 
Bring ihn hinter Schloß und Riegel!« 

Da sprach der falsche König: »Hinter Schloß und Riegel bringen? 

Ergreifen? Das wird so einfach nicht sein, Ritter! Wehrt Euch!« 

Ritter Roland begriff. Solange er unter Camelots Dach lebte, hatte 

der König ihn immer mit dem vertrauten »Du« geehrt. Das da ist 
nicht König Artus! Wenngleich er dem König gleicht wie ein Ei dem 
ändern. 

Roland bekam plötzlich mehr zu tun, als ihm lieb war. Der Mann, 

welcher Artus so ähnelte, griff ihn an. Mit den schnellen, plazierten 
Schlägen des geübten Fechters. Roland stand nur sein kleiner 
Parierdolch zur Verfügung. Was war so eine kurze Waffe schon 
gegen ein Langschwert? 

Wer weiß, was geschehen wäre, hätte Ritter Volker vom Hohentwiel 
nicht die beiden Kämpfenden getrennt? 

Königin Ginevra war von ihren Damen in Obhut genommen 

worden. Man hatte ihr einen langen, kostbaren Zobelmantel 
übergeworfen und sie weggeführt. 

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Louis und Pierre, die Knappen, waren nicht unentdeckt geblieben. 

Sänger Volker winkte sie zu sich. Dann hatte er den tobenden König 
zum Leibarzt gebracht. »Wo ist Roland?« fragte er, als er 
zurückkam. 

»In seiner Kammer!« 
»Gut so! Packt das Nötigste zusammen! Sagt ihm, er solle unter 

allen Umständen den Begleittroß aufsuchen. Von denen soll er sich 
sagen lassen, welche Strecke der König geritten ist. Die soll er dann 
abreiten. Bis hierher nach Camelot.« 

Knappe Louis nickte nachdenklich. Er hatte begriffen, worauf 

Sänger Volker hinaus wollte. 

Der Ritter vom Hohentwiel, Rolands Freund, hatte noch weitere 

Weisungen. 

»Louis, du hilfst dem Herrn beim Packen. Du, Pierre, kümmerst 

dich um Samum. Hast du den Hengst verabschiedet, meldest du dich 
wieder bei mir.« 

Ärgerlich zeigte Pierres Daumen auf Louis. 
»Soll das heißen, der da darf mit? Und ich muß hier bleiben?« 
»Genau, so ist es! Los, kein wenn und kein aber. Tut, was ich 

gesagt habe. Es ist Eile geboten.« 

Die Knappen fügten sich. 
»Wo finden wir dich?« wollten sie von Volker wissen. 
»Ich werde hier in der Nähe der königlichen Gemächer bleiben. 

Einer muß ja schließlich genau verfolgen, wie das Spiel weitergeht.« 

Ohne anzuklopfen, betrat Louis die Kammer seines Herrn. 
»Wir sollen uns schleunigst aus dem Schloß begeben.« Wortgetreu 

wiederholte Knappe Louis den Auftrag, welchen ihm Ritter Volker 
gegeben hatte. 

Roland war mit den Geschehnissen noch nicht im Reinen. Doch 

lange Erfahrung hatte ihn gelehrt, auf Weisungen seines Freundes 
Volker zu hören. Louis begann, zu packen. 

»Zieht Euch derweil schon an, Herr. Pierre ist im Stall und sattelt 

Samum. Es wäre schön, wenn wir vor ihm am Treffpunkt sein 
könnten.« 

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»Und wo ist der Treffpunkt?« wollte Roland wissen. 
»An der hinteren Zugbrücke.« 
»Und Volker?« wollte Roland weiter wissen. 
Louis zuckte die stämmigen Schultern. 
»Er hat gesagt, wir fänden ihn in der Umgebung seiner Majestät, 

des Königs. Fragt mich nicht, was das zu bedeuten hat. Das ist mir zu 
hoch.« 

Roland war in sagenhaft kurzer Zeit fertig. Sie brachen auf. 
Roland schloß eigenhändig ab. Er brachte den Schlüssel in der 

Mauerspalte unter, welche von seinen Knappen und ihm häufig als 
Versteck benutzt wurde. 

Die königlichen Schlafgemächer lagen in einem ganz anderen 

Trakt des Schlosses. Dennoch hörten sie, daß dort drüben nach wie 
vor heftig und gegeneinander geredet wurde. Was war mit dem 
König geschehen? Was wurde aus Schloß Camelot? 

Mit dieser bangen Frage im Herzen verließ Roland in Begleitung 

seines Knappen das Schloß. 

Niemand stellte sich ihnen in den Weg. Kein Mensch versuchte, 

sie aufzuhalten. Die Wachen der hinteren Zugbrücke winkten ihnen 
zu. 

»Viel Glück!« wünschten sie. 
Jenseits des Schloßgrabens war der Weg beinahe komplett 

zugewachsen. Knappe Pierre pfiff auf den Fingern. Das klang 
ungefähr so wie der Ruf eines Nachtvogels. 

Ein Pferd schnaubte. Samum. Gleich darauf teilte sich das 

Gebüsch. Knappe Pierre stand vor den beiden. Pierre half Louis, den 
Mantelsack hinter Samums Sattel zu befestigen. Während dieser 
Tätigkeit drängte sich ein zweites Pferd ungestüm an Louis. 

»Sieh einer an. Und ich dachte schon, du hättest vergessen, daß 

auch ich zu reiten habe.« 

Pierre lachte. 
»Bin ich etwa ein Kind?« 
Vor dem Abschied überlegte Pierre laut, ob es nicht doch, 

entgegen Volkers Befehl, für ihn besser wäre, Ritter Roland zu 

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begleiten. 

Roland klopfte ihm auf den Rücken und gab ihm einen kleinen 

Stoß. 

»Nichts da. Zwar würdest du uns vielleicht sogar hin und wieder 

eine Stütze sein, aber Volker kann auch nicht allein bleiben. Er hat 
außer dir im Schloß nur den alten Waidenhold, wenn es 
Schwierigkeiten gibt. Wir werden miteinander Verbindung halten. 
Grüß den Sänger vom schwäbischen Meer.« 

Ritter Roland und Knappe Louis saßen auf. Schnaubend setzten 

sich die Pferde in Trab. Pierre ging erst zum Schloß zurück, als vom 
Ritter und seinem Knappen nichts mehr zu sehen war. 

Die nächtliche Geschäftigkeit im Schloß hatte sich eher vergrößert, 

als daß sie nachgelassen hätte. Besonders der Hofdamen hatte sich 
nervöse Verstörtheit bemächtigt. Was sollte  man von so einer Lage 
halten? Die Ehe des Herrscherpaares hatte immer als Vorbild 
gegolten. Und jetzt schienen auch sie so weit zu sein, daß sie sich 
trennen wollten! Was in aller Welt mochte Königin Ginevra zu der 
Behauptung getrieben haben, der Heimkehrer sei gar nicht der 
König? 

Königin Ginevra vertraute sich keiner ihrer Hofdamen an. Sie 

erhielt auch keine Gelegenheit mehr dazu. Denn es war dem König 
gelungen, sich der Fürsorge des Arztes zu entziehen. Unversehens 
und ohne angeklopft zu haben, stand er in der Kemenate der Königin. 
Hier roch es angenehm nach Lavendel, Minze und Pomeranzen. 
Ginevra lag auf ihrem Ruhebett. Eine kühlende Kompresse bedeckte 
ihre verweinten Augen. 

Eiskalt, aber unverkennbar mit König Artus' Stimme und in des 

Königs Art, sagte der Mann: 

»Steh auf, Weib, wenn dein König erscheint!« 
Einige Hofdamen stellten sich vor das Ruhebett. Sie waren 

entschlossen, die Königin zu schützen, wenn es zum Äußersten 
käme. Und es kam dazu. 

Denn als die Königin sich auf die rauhe Ansprache hin nicht 

rührte, da tat der König etwas Unerhörtes. Er gab dem Ruhebett 

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einen derben Tritt und schrie: 

»Legt dieses treulose Weib in Eisen!« 
Die Befehlsstimme des Königs ließ nicht allein die Butzenscheiben 

der Kemenate zittern. Sie war bis in den letzten Winkel des 
Schlosses zu hören. 

Die Gewappneten, welche mit dem König gekommen waren, sahen 

einander zwar zweifelnd an, doch sie gehorchten. Was blieb ihnen 
auch anderes übrig? 

Mit Würde und sehr gefaßt erhob sich die Königin. 
»Rührt mich nicht an«, sagte sie hoheitsvoll. »Ich werde freiwillig 

mitkommen.« 

Des Königs Gesicht wurde zur Fratze. »In den feuchtesten Turm 

mit der Vettel. Ihre königlichen Privilegien sind ab sofort gestrichen. 
Sie erhält Stroh als Lager und nichts anderes als die Büßerkost 
Wasser und Brot.« 

Königin Ginevra würdigte den »König« keines Blickes. Die 

Damen ihres Gefolges schluchzten. Sie hatten wenig später reichlich 
Gelegenheit, laut zu weinen. Des Königs Zorn machte vor 
niemandem Halt und schonte keinen. 

»Sperrt die weiblichen Hofschranzen genau so ein. Aber legt bitte 

jede in Einzelzellen. Wenn den Damen dabei das eine oder andere 
Mißgeschick widerfährt, wie es nicht ungewöhnlich ist, wenn 
Weiblichkeiten mit Rittern allein bleiben, so soll es mich nicht 
kümmern.« 

»Gilt das etwa auch für die Königin?« fragte eine Stimme aus dem 

Hintergrund. 

Einmal mehr verzerrte sich das Gesicht des Königs. »Das gilt auch 

für die Königin. Sie hat keinen Anspruch mehr darauf, als Majestät 
behandelt und geachtet zu werden.« 

Der König hielt nach dem Manne Ausschau, welcher diese Frage 

gestellt hatte. Doch er entdeckte den Sprecher nicht. Volker vom 
Hohentwiel zwängte sich an der Reihe der Gewappneten entlang. 
Dabei raunte der Sänger: »Wer diesen Zornesbefehl des Königs 
befolgt, der kommt vor mein Schwert.« 

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Jeder, welcher den Sänger kannte, wußte, welch ernstzunehmender 

Gegner Volker vom Hohentwiel war. 

»Von uns hat keine der Damen etwas zu befürchten«, raunte der 

eine und andere der Gewappneten zurück. Ritter Volker nickte 
zufrieden. Der König fragte nicht nach dem Ritter, der den Einwand 
hinsichtlich der Königin gemacht hatte. Er strebte jetzt dorthin, wo 
Roland wohnte. Dabei fiel sein Blick auf Volker, den Sänger. 

»Hast du mich vorhin nicht daran gehindert, diesem Roland den 

Garaus zu machen?« 

Volker vom Hohentwiel musterte den König aus dunkel glosenden 

Augen. »Es ist bisher auf Camelot nicht Brauch gewesen, daß Ritter 
der Tafelrunde ihrem König mit dem Schwert entgegentreten. Wenn 
es nach mir geht, kommt so etwas bei uns auch nicht in Mode.« 

Volker sagte das mit ruhiger Stimme. Doch seine Linke lag ganz 

leicht auf dem Schwertknauf. Wer den Sänger kannte, wußte genau, 
wie blitzschnell Volker vom Hohentwiel zu ziehen verstand. 

Der König entgegnete barsch: »Was Mode ist auf Camelot, 

bestimme ich allein, Ritter.« 

Volker machte im Gehen eine Verbeugung. 
»Hohentwiel ist mein Name, Majestät. Ich sage dies nur, falls es in 

Vergessenheit geraten sein sollte.« 

Der König richtete sich bolzengerade auf. »Nichts ist  vergessen, 

meine Herren Ritter. Das werden wir alle noch merken.« 

Sie marschierten alle zusammen zu der Kammer, welche Roland 

bewohnte. Jemand klopfte an. 

»Auf ein Wort, Herr Ritter!« sagte einer der Gewappneten. 
»Warum so zimperlich?« erkundigte sich der König ungeduldig. 

»Los, brecht die Tür auf. Der Kerl soll ruhig merken, daß jetzt ein 
anderer Wind weht auf Camelot. Wer sich gegen mich stellt, wird 
vernichtet.« 

In Rolands Kammer rührte sich nichts. Im gleichen Augenblick, in 

welchem Königin Ginevra abgeführt wurde, war Knappe Pierre 
zurückgekommen. Jetzt drängte er sich an Ritter Volker heran. Sie 
wechselten kein Wort. Die Augen genügten ihnen als 

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Verständigungsmittel. 

- Sind sie fort? - So fragte der Sänger. 
- Es ist alles so, wie es befohlen wurde!  - antwortete Knappe Pierre 

auf stumme Weise. 

Die Stimme des Königs wurde dringlicher. 
»Aufbrechen!« 
Es wäre sowohl für Pierre als auch für Sänger Volker ein Leichtes 

gewesen, den Schlüssel aus dem Versteck zu holen und die Kammer 
aufzuschließen. Allein Volker wollte das Spiel bis zum bitteren Ende 
durchstehen. Längst war für ihn die Ahnung zur Gewißheit 
geworden, daß dieser Mann mit König Artus so wenig gemein haben 
konnte, wie ein Paar ausgelatschter Pantoffeln mit neuen, 
hochkarätigen Reitstiefeln. 

Nach langem Zögern und nicht ohne sich vorher durch einen Blick 

auf Volker vergewissert zu haben, wie der Sänger über den Fall 
dachte, gingen die Gewappneten daran, die Kammertür zu öffnen. 
Das geschah mit den wenig angenehmen Hintergedanken, Ritter Ro-
land stieße plötzlich die Tür auf und stellte sich ihnen mit blankem 
Schwert entgegen. Niemand auf Camelot legte sich gerne mit Roland 
an. 

Doch nichts geschah, was der Situation noch einen weiteren 

dramatischen Akzent verliehen hätte. Splitternd flog die Tür aus dem 
Schloß. Die Kammer war leer. Leer und aufgeräumt. 

Zornbebend stand der König vor dieser Sachlage. 
»Wo ist der Rebell hin?« wollte er wissen. 
Rebell! Dieses Wort ließ Volker vom Hohentwiel im 

Zusammenhang mit der Person seines Freundes nicht zu. 

»Man sollte ihm wenigstens Gelegenheit geben, seine Sache zu 

verantworten, Majestät«, gab der Sänger zu bedenken. 

Doch der König blieb jedem guten Zureden unzugänglich. 
»Los! Verfolgt ihn! Fangt ihn und bringt ihn zu mir.« 
Die Männer stoben auseinander. Volker vom Hohentwiel und 

Knappe Pierre lächelten. Sie wußten Ritter Roland in Sicherheit. 

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Dort, wo die Burg der Montgelas auf dem Berg des streitbaren 
Engels lag, hatten scharfe Bluthunde die Spur des Türmers 
aufgenommen. Schließlich stießen sie auch auf sein Versteck. Es war 
der reinen Hartnäckigkeit des rothaarigen Mannes zu danken, daß die 
Hunde letzten Endes den unglücklichen Türmer doch aufstöberten. 

Aus sicherer Entfernung verfolgte der Rothaarige das Treiben der 

Jäger. Er saß auf einem prächtig aufgezäumten Pferd und war kostbar 
gekleidet. An seiner Seite ritt ein wunderschönes Mädchen. Es hatte 
das gleiche, feuerrote Haar wie der hagere Mann, doch sein Gesicht 
war ganz anders. 

»Dachte ich mir's doch!« sagte der Hagere triumphierend. »Die 

Wetterhütte gehört zu deinen Lieblingsplätzen, Aischa. Du hast den 
Türmer also gefunden, hierher geschleppt und verbunden. Aus Dank 
dafür darfst du zusehen, wenn meine Männer ihm gleich die Haut 
vom Körper schinden.« 

Längst war das schöne Mädchen bleich wie Linnen geworden, 

doch es wehrte sich bis zuletzt. 

»Ich weiß nicht, worauf du aus bist, Vater!« 
Der hagere Mann lachte. »Das wird sich bald ändern. Ich glaube, 

ich ändere meine Einstellung zu dir, Aischa. Dein Verhalten verdient 
Strafe, sobald du dich gegen mich stellst. Da kommt jemand!« 

»Das sehe ich auch so«, sagte das Mädchen herrisch und eine 

unbändige Hoffnung klang aus seiner Stimme. 

Der Mann, ein Treiber, näherte sich in höchster Gangart. Wenn das 

Mädchen schon nicht Gedanken lesen konnte, so mußte es sich 
hervorragend auf die Deutung menschlicher Mienen verstehen. Ihm 
wurde immer zuversichtlicher zu Mute. 

»Was gibt's?« fragte der Rothaarige. 
»Unsere Hunde spuren weiter, erhabener Saladin. Es war kein 

Mensch in dem Unterschlupf.« 

»Aber es ist doch jemand da gewesen, oder nicht?« 
»Er war da. Das stimmt. Aber er ist fort. Wie gesagt, die Hunde 

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spuren weiter.« 

Der Hagere fluchte. Um die vollen roten Lippen des schönen 

Mädchens spielte für den Bruchteil einer Sekunde der Anflug eines 
Lächelns. Der Mann sah das genau. Und er ärgerte sich. Er schlug 
des Mädchens Pferd klatschend auf die Hinterhand. Das Pferd tat 
erschreckt einen Satz. Die unvorhergesehene Bewegung brachte 
indes das Mädchen nicht in Verlegenheit. Es hatte das tänzelnde 
Pferd sehr schnell wieder unter Kontrolle. 

»Ich wäre an deiner Stelle nicht so leichtsinnig«, sagte das 

Mädchen. 

»Ich kann mit dir machen, was ich will«, schnaubte der Mann. »Du 

hast Strafe verdient. Ich hätte gute Lust, dir eine Lektion zu geben.« 

»Das sähe dir ähnlich. Aber bleib vorsichtig. Denn wenn in deinem 

Spiel die Dame ausfällt, hast du verloren. Die Dame bin ich. Oder ist 
es dir inzwischen gelungen, eine Doppelgängerin ausfindig zu 
machen?« 

Der hagere Mann beugte sich so stark zu dem Mädchen hinüber, 

daß er beinahe aus dem Sattel rutschte. 

»Hör auf. Sag mir lieber, wo du ihn versteckt hast, Aischa!« 
Der Wind wehte von See. Das schöne Mädchen gab sein Haar frei. 

Die glänzenden Haare umwehten es jetzt wie ein Seidenbanner. 

»Ich kann dir nicht helfen.« 
Der Hagere sagte sich wohl, wenn das eine Eisen nicht schmiedbar 

sei, ließe sich vielleicht mit einem anderen Eisen etwas anfangen. 

»Habe ich dein Benehmen so zu verstehen, daß du mit meinen 

Plänen künftig einverstanden bist, Aischa?« 

Die Lippen des Mädchens wurden strichschmal. 
»Hör zu. Ich habe nie ein Hehl daraus gemacht, daß ich deinen 

Freund, den Grafen, nicht mag. Er ist falsch, hinterhältig, gemein und 
grausam. Soll ich noch mehr aufzählen?« 

»Du wirst an seiner Seite einen der besten Throne dieser Welt 

besteigen.« 

Das schöne Mädchen spähte dorthin, woher der Wind wehte. Auf 

die graue See. 

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»Thron oder Schafott oder Galgen«, hörte der hagere Mann das 

junge Geschöpf murmeln. »Immer hast du hoch hinaus gewollt, nicht 
wahr? Irgend etwas Hohes mußte es stets sein, dem du nachjagtest.« 

»Später wirst du einsehen, wie gut ich es mit dir gemeint habe, 

Aischa.« 

Die Hunde jagten weiter. Ihr Gebell wurde immer leiser. 
»Wieso bringst du mich mit der Flucht in Verbindung? Meinst du 

vielleicht, ich hätte vergessen, daß dieser Türmer der Henker vom 
Michelsberg war und ist? Wieso hätte ich ihm helfen sollen?« 

Jetzt war die Reihe, zu lächeln, an dem hageren Mann. »Weil er 

mich haßt. Und weil auch du mich haßt. Wenigstens zeitweise, 
Aischa! Ist es nicht so?« 

»Und warum fragst du nicht bei den Fischern nach, wenn du ihn 

fangen willst?« 

Das Mädchen gab seinem Pferd die Sporen. Es saß wie ein Junge 

im Sattel. Trotz des Kleides. 

»Wer sagt dir, daß ich das nicht längst hinter mir habe?« 
»Mein Instinkt. Ich kenne dich ja so genau. Ist er zu dem Ziel 

geritten, das du für ihn ausgemacht und das du ihm eingeredet hast?« 

»Ja«, sagte der Mann hart. »Im übrigen bist du im Irrtum, wenn du 

glaubst, ich hätte ihm das eingeredet, was er jetzt tut. Im Gegenteil. 
Ich habe zur Mäßigung geraten. Da staunst du, was?« 

»Das wäre für mich etwas ganz Neues an dir. Nun, ich glaube 

nicht, daß du heute noch fündig wirst. Gehab dich wohl. Ich habe 
anderes zu tun.« 

»Warte«, rief der Mann. »Ich reite mit dir.« 
Doch genau so gerne, wie er die Tochter begleiten wollte, blieb er 

hier. Er wollte mit eigenen Augen sehen, wie sie den Mann fingen, 
welcher ihm den hartnäckigsten Widerstand entgegengesetzt hatte in 
der Grafschaft Montgelas. 

Er hatte dafür gesorgt, daß er aus dem Angesicht seines Herrn, des 

Grafen, verbannt wurde. Es war seinem intriganten Treiben zu 
verdanken, daß Furisto sämtliche Hofämter verlor und am Ende gar 
Türmer wurde. 

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Wo hielt er sich auf? Nach allem, was Saladin von Furisto gehört 

hatte, war er so etwas wie ein Waldtier, ein Bär vielleicht. Der Graf 
hatte sich in der Beurteilung dieses Mannes getäuscht. Immer, wenn 
die Rede auf Furisto kam, lachte der Graf von Montgelas. 

»Der Türmer dient mir genau so treu, wie er schon meinem Vater 

gedient hat. Der vergißt seinen Eid nicht einmal dann, wenn ich mich 
entschließe, ihm die Ohren abschneiden zu lassen.« 

Nun, an diesem Tage wartete der rote Saladin vergebens auf den 

Triumph über seinen Feind. Der ausgerissene Türmer wurde nicht 
gefunden. War das zu beklagen oder war es eher ein gutes, ein 
günstiges Zeichen? 

Saladin kam mit seinen Überlegungen nicht zu Rande. Er war 

unruhig wie selten. Dieser Tag entschied viel. Zwar hatte er mit 
Drogen und anderen gewissenlosen Künsten dem Gefangenen im 
Turm, um welchen es auch Furisto gegangen war, seine Geheimnisse 
so gut wie lückenlos abgeschmeichelt. Doch wer schon konnte genau 
wissen, wie alles ablief? Wenn nun Graf Henry von Montgelas gar 
nicht der großartige Politiker und Schauspieler war, als der er sich 
fühlte? 

Der rote Saladin lächelte. Was ging die Sache ihn im Falle eines 

Fehlschlages an? Er hatte nichts getan, sondern nur geraten. Dies 
auch sorgfältig stets nur unter vier Augen. Es waren so gut wie keine 
Zeugen gegen ihn aufzubieten. Außer Aischa versteht sich. Und 
Aischa würde sich hüten, gegen ihren Vater auszusagen. Auch die 
Halsstarrigkeit des Mädchens und ihre Abneigung gegen den Grafen 
würde sich legen, sobald erst aus dem Gräflein ein König geworden 
war. 

War man erst so weit, so fand sich alles danach bestens. Wo 

schließlich stand geschrieben, wo war abgemacht, daß der königlich 
gekrönte Graf tatsächlich bis ans Ende seiner Tage ein König bleiben 
mußte? Seine Frau, die rechtmäßig gekrönte Königin, würde ihn 
beerben, falls ihm etwas zustieße. Und Königinnen brauchen 
unbedingt einen Regenten, wenn sie so jung sind wie Aischa. 

Der rote Saladin sah die Zukunft in rosigsten Farben. Er fand, es 

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sei ein außergewöhnlich günstiger Zufall gewesen, der ihn ins Land 
der Montgelas und auf die Burg des streitbaren Engels geführt hatte. 

Langsam ritt der Mann hinter den Treibern, den Jägern und ihren 

bellenden Hunden her. Es war günstig, wenn die Leute ständig 
glaubten, der Herr sehe ihnen auf die Finger. Jetzt näherten sie sich 
einem Fischerdorf. Die Häuser des Ortes klebten wie 
Schwalbennester an den klippigen Felsen. 

Der Rothaarige gab seinem Pferd die Schenkel. Er schloß schnell 

auf. 

»Seid ihr fündig?« wollte er von dem ersten Treiber wissen, der 

ihm begegnete. 

»Nichts zu sagen. Wir sind auf den Zufall angewiesen.« 
Das  hörte der rote Saladin gern. Vom Zufall hatte er eine hohe 

Meinung. Der hatte ihm bisher nie schlecht mitgespielt. 

Doch als der Abend sank und die Dunkelheit von der See aufs 

Land kroch, da hatten sie den Mann, den sie suchten, immer noch 
nicht gefunden. 

In Saladin keimte eine vage Hoffnung. War es nicht ganz gut 

möglich, daß Furisto, der Türmer jetzt doch dahin geraten war, wo er 
hin gehörte? In die See nämlich! Oder gab es nicht daneben die 
Möglichkeit, daß Fischer ihn zwar gefunden, aber ihn mitgenommen 
hatten, um ihn auf irgendeinem der Sklavenmärkte jenseits der See 
zu verkaufen? 

Saladins Gemüt hellte sich mehr und mehr auf. Wenn nicht alles 

trog, dann durfte er ruhig sein. Bei sachlicher Betrachtung der Dinge 
hatte er von Furisto nichts mehr zu befürchten. Gleichgültig, wie 
fürchterlich der Türmer früher auch gewesen sein mochte. 

Der rothaarige Mann war nicht so allein, wie er sich einbildete. 

Seine Tochter, die schöne Aischa, folgte ihm. Verstohlen aber mit 
einer Hartnäckigkeit, wie sie größer auch die Bluthunde nicht 
aufbrachten, welche den Türmer jagten. Das Mädchen hielt sich im 
verborgenen. 

Das sollte ihm schlecht bekommen. Denn als sie wieder eines 

dieser Fischerdörfer durchritt, welche für die Küste im 

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Montgelasland typisch sind, verstellten ihr plötzlich abgerissene 
Gestalten mit bettlerhaft gierigen Augen den Weg. Schmutzige 
Hände griffen nach ihr. 

»Zurück!« schrie Aischa. Sie schlug mit der Reitpeitsche nach den 

Händen. Sie erntete keinen Erfolg. Im Gegenteil, der Kreis derer, die 
sie umringten, wurde eher zahlreicher. Schließlich rettete sich das 
Mädchen in die Frage: »Was wollt ihr von mir?« 

»Dich«, brüllte die Masse heiser und wie aus einem Mund. Längst 

hielten die vor Schmutz starrenden Hände das Pferd des Mädchens 
an Zügel und Kopfzaum. Längst hatten ganz dreiste den Sattelgurt 
gelockert. 

Sie grinsten. Daraus entnahm Aischa, daß die Menge auf etwas 

ganz Bestimmtes wartete. 

Sie reckte sich hoch im Sattel. Sie würde das Pferd auf die 

Hinterhand zwingen. Dann würde die Menge schon Raum geben. Es 
kam danach nur darauf an, die Sekunde richtig zu nützen und 
auszubrechen. 

Doch die Bewegung des Hochreckens lockerte den Sattelgurt 

vollends. Aischa schrie entsetzt, als sie aus dem Sattel rutschte. Nicht 
nur das. Sie fiel den Vordersten in der  Menge vor die Füße wie eine 
reife Frucht. 

»Nein!« schrie das schöne Mädchen entsetzt. 
»Doch«, lachten die triumphierenden Männer. Einige hatten längst 

das Pferd des Mädchens fortgeführt. Aischa hörte es aus einem der 
vielen Nachbarhöfe wiehern. Hoffentlich schlachteten die 
Unmenschen das Pferd nicht einfach ab. Es war ein teures Tier von 
gutem Blut. 

»Doch!« Damit beugte sich ein heißer, übel riechender 

Männermund über Aischas Gesicht. Sie konnte sich drehen und 
wenden, wie sie wollte. Der Mann bekam seinen  Willen. Andere 
Männerhände hielten Aischa fest. Bis sie sich küssen ließ. Ihr wurde 
so übel, daß sie die Sinne verlor. 

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Sie ritten eine Stunde. Und führten dann eine weitere Stunde ihre 
Pferde am Zügel. Die ganze Nacht hindurch. Längst hatten sie 
Camelots äußerste Grenze hinter sich gelassen. Aber das beunruhigte 
Roland nicht. 

Wenn es stimmte, daß nämlich der falsche König nach Camelot 

geritten war, so würde dieser Doppelgänger alles daran setzen, 
seiner, Rolands, Herr zu werden. Aber nahm er sich da nicht zu 
wichtig? 

»Es gibt die tollsten Geschichten über solche Doppelgänger«, 

behauptete Knappe Louis. »In Byzanz haben sie vor vielen hundert 
Jahren einmal so einen falschen Herrscher gehabt.« 

»Und wie geriet der in Verdacht, wie fiel er auf?« 
»Seine Mutter  hat ihn überführt. Ich meine, die Mutter des echten 

Kaisers.« 

Louis steckte voll von derartigen Geschichten. Meistens war ein 

wahrer Kern an dem, was er erzählte. Als Roland keine weiteren 
Fragen stellte, brachte Louis die Geschichte von sich aus zu Ende. 

»Nach der Entlarvung haben sie ihn im Zirkus von Byzanz mit 

wilden Tieren kämpfen lassen. Mit Bären und Löwen.« 

»Gehen die nicht zu allererst aufeinander los?« wollte Roland 

wissen. 

»Schon möglich. Aber damals müssen sie sich ihrer Erbfeindschaft 

gegeneinander erst erinnert haben, als der falsche Kaiser schon tot 
war.« 

»Schade, daß so etwas in unserem Falle nicht möglich sein wird.« 
»Und warum nicht?« wollte Knappe Louis wissen. 
»Weil Camelot ein zivilisiertes Land ist. Die Zivilisation hat ihren 

Preis, wie du siehst. Täusche ich mich oder wird es da hell?« 

Sie verließen just den Schatten eines Waldes, als Roland diese 

Frage stellte. 

»Ja. Es tagt. Ich glaube, wir tun gut daran, zunächst einmal zu 

lagern.« 

Roland widersprach. 
»Müßten wir nicht in der Nähe des Begleittrosses sein, Louis?« 

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»Ja. Aber wenn sie nicht hier irgendwo lagern, dann sind sie noch 

viel weiter zurück, als wir ahnen können. Ich habe schon die ganze 
Nacht hindurch  die Augen und besonders die Ohren aufgehalten. Es 
war nichts da.« 

»Und wir reiten doch auf dem Hauptweg zwischen Camelot und 

Gallien, nicht wahr?« 

»So ist es, Herr. Wenn wir bis in einer Stunde noch keine Spur 

vom königlichen Troß gefunden haben, lagern  wir selbst. Ist der 
Vorschlag angenommen?« 

»Ja.« 
Es tagte immer mehr. Federgewölk bedeckte den Himmel. Die 

Sonne trat ihre Reise an. Der Horizont wurde nicht rot. Das 
versprach gutes Wetter. 

Sie waren stracks nach Süden geritten. Seit Camelot hatten sie 

noch kein Dorf gesehen. Roland erinnerte sich, daß früher zwischen 
Gallien und Camelot häufig Krieg gewesen war. Nun herrschte 
Frieden. An Krieg war nicht mehr zu denken. 

Louis entdeckte ein vom Wald beinahe vollständig zugewachsenes 

Gehöft. 

»Ist der Platz für uns nicht gut?« 
»Hm. Ehe wir uns ausstrecken, wollen wir den Ort genau 

untersuchen.« 

Eine Viertelstunde später hatten sie die Pferde zum Grasen auf der 

eingewilderten Waldweide und lagen selbst unter ihren Decken im 
Schatten mächtiger Buchen. 

Sie hatten schon lange genug die Augen zu, um ausgeschlafen zu 

sein, als Samum hell wieherte. 

»Verdammtes Vieh«, schimpfte eine rauhe Männerstimme 

verhalten. Jemand warf einen Stein gegen Samum und traf. Der 
Hengst wieherte schmerzvoll. 

Ritter Roland war auf den Beinen. Er ertappte zwei Menschen, 

groß der eine, klein und gebückt der andere, die fliehen wollten. 

Wie der Wind setzte Roland dem Größeren nach. Da war auch 

Louis wach. Er nahm sich des kleineren Menschen an. Es stellte sich 

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heraus, daß sie ein Paar gefangen hatten, welches miteinander 
ungeachtet des hellen Tages dem Diebesgewerbe nachging. Sie 
hatten Rolands und Louis gesamtes Gepäck gestohlen. 

»Ja, soll man so etwas glauben?« erkundigte sich Roland grimmig. 

Er beutelte den Mann, welchen er beim Genick hielt. Der war nicht 
so ohne weiteres bereit, sich zu ergeben. Er trat, versuchte zu 
kratzen, biß sogar und spuckte. Vor allem aber schimpfte er. 

»Ihr aus dem Maul stinkenden Bastarde, wolltet ihr uns wohl 

loslassen?« 

Die Stimme des Mannes zeterte derart unangenehm und laut, daß 

ganze Scharen von Hähern im Busch erwachten. Die Tiere 
beteiligten sich nach Leibeskräften an dem heiseren Geschrei. Es gab 
keinen Zweifel, daß Ritter Roland den männlichen Teil des 
Diebespaares erwischt hatte. Die kleinere Frau wand sich in den 
Fängen des Knappen Louis. Das saubere Pärchen war mit allen 
Wassern gewaschen. Das bekam zuerst Ritter Roland zu spüren. 
Denn der ständig sich drehende, laut schimpfende Mann hatte 
tatsächlich das Glück, den Ritter zu Fall zu bringen. Er schrie noch 
lauter als zuvor. Wahrscheinlich, um den Zufall so richtig für sich 
auszunützen. Doch, was er so dringend erstrebte, nämlich die volle 
Bewegungsfreiheit, blieb ihm versagt. Roland ließ nicht los, was er 
einmal in den Fäusten hielt. Ja, er packte jetzt erst voll zu. Der 
schimpfende Mann fürchtete um sein Leben. Er verlegte sich auf's 
Betteln. 

»Gebt uns frei, Herr! Wir sind arme Wandersleute, die Hunger bis 

unter die Haare haben. Erbarmen!« 

»Von wegen Freilassen! Von wegen Erbarmen«, sagte Roland 

wütend. Er krabbelte hoch. Dabei ließ er den diebischen Bettler aber 
nicht los. »Stine!« rief der. Das hörte sich so an, als packe er jetzt 
eine besonders wirksame Waffe aus. 

Knappe Louis hielt die Frau fest. Abgesehen davon, daß sie wie ein 

Wiedehopf stank, war es gar nicht so unangenehm, sie in den Händen 
zu haben. Sie hatte fest Formen. Die Frau gab ihrem Begleiter 
Antwort. »Moment, Hannes, ich komme.« 

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Knappe Louis lachte. Was er einmal festhielt, war ihm nur schwer 

zu entreißen. Das Lachen verging ihm bald. Denn das Weib trat 
unversehens. Es traf Louis' empfindlichste Stelle. So hart, als hätte 
ihn ein Pferd getroffen. Oder als habe ein weißglühender Blitz in 
seiner Lendengegend eingeschlagen. Louis ließ die Frau los. 
Stöhnend krümmte er sich und fiel zu Boden. 

Die Frau jedoch griff Roland an. Der Ritter hatte schon viel 

gesehen und erlebt. Gegen ein Weib aber hatte er sich bisher nicht zu 
wehren brauchen. Ehe er die Situation begriff, hatte sie Roland 
bereits zahllose Tritte  verabreicht. Jeder Tritt traf eine empfindliche 
Stelle an Rolands Körper. Die Frau war ein Teufel. 

»Stine«, winselte der Mann erneut. Roland hielt den Dieb 

unverändert fest. Der fürchtete wahrscheinlich, die Luft werde ihm 
knapp. »Stine!« 

Roland tat das, was ihm bisher stets aus allen Schwierigkeiten 

geholfen hatte. Er schlug zu. Er traf das Weib so heftig, daß es gegen 
den nächsten Baum prallte. Mit einem ächzenden Wehlaut brach die 
Frau zusammen. Sie blieb am Fuß des Baumes liegen. 

»Louis«, befahl Roland. »Das wäre die Gelegenheit, den 

Weibsteufel dingfest zu machen und zu binden.« 

Der Knappe war wieder so weit, daß er sich bewegen konnte. »Na, 

der werd ich was zeigen«, versprach er. Er band die Frau. Ohne 
fremde Hilfe würde sie die Fesseln nicht los werden. 

Ritter Roland spendierte seinem nach wie vor fluchenden und 

randalierenden Fang eine Maulschelle. Darob sah der Dieb am hellen 
Morgen Sterne. Mit einem letzten Fluch glitt er in die Bereiche 
empfindungsloser Ohnmacht. 

»Das nenn ich ein Duett!« murmelte Roland. Er sah zu, wie der 

diebische Bettler von Louis genau so gebunden wurde wie die Frau. 
Zur gleichen Sekunde wurden Ritter und Knappe auf ein Heulen im 
Busch aufmerksam. Es kam ungefähr aus Richtung jener Wildweide, 
wo die Pferde grasten. Auch Samum hörte die Laute. Der Hengst 
weidete wie zufällig so, daß er den Geräuschen näherkam. Roland 
ging darauf zu. Er fand im Gebüsch eine Karre, welche von einem 

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riesigen Hund gezogen wurde. Mit diesem Fahrzeug mußten die 
Bettler unterwegs sein. 

Roland sprach den Hund an. Der war still geworden. Doch er 

wußte offensichtlich nicht, ob er nun knurren oder schwanzwedeln 
sollte. Nach dem er eine ordentliche Prise von Rolands Witterung 
genommen hatte, entschied er sich für Freundlichkeit. 

Roland überließ es seinem Knappen Louis, die Karre zu 

untersuchen. Der Ritter aus Camelot tätschelte den Hundekopf. Diese 
Geste sah Samum, der Hengst, gar nicht gern. Er kam schnaubend zu 
seinem Herrn. 

Knappe Louis zog alles Mögliche aus dem Wagen. Das Bettlerpaar 

war alles andere als faul. Sie hatten ihre Beute säuberlich geordnet. 
Da lagen Tischdecken neben Kleidungsstücken. Unten drunter fand 
Knappe Louis Tafelsilber und einen Becher, den sowohl der Knappe 
als auch Ritter Roland kannte. 

Das Metall blitzte in der Sonne, als Louis den Becher hochhielt. 

Das schwere Silber hatte eine Gravur.  - Fortes fortuna adjuvat  - stand 
da zu lesen. »Den Tapferen hilft das Glück!« 

»Sag mal, hat unser Douglas Heißblut von der Aue nicht so einen 

Becher?« 

Knappe Louis schnupperte an dem Metall. Doch dieser Musterung 

war nichts anderes zu entnehmen, als daß der Becher vor nicht 
allzulanger Zeit mit Heringslake in Berührung gekommen sein 
mußte. 

»Soll ich die beiden eingehend und peinlich befragen, Herr? Ich 

meine, du kannst ja derweil dir die Beine  vertreten, wenn dich das 
Geschrei stört. Lange brauche ich sowieso nicht. Die haben mich in 
Harnisch gebracht. Ich will ihnen ihre Heimtücke vergelten.« 

Sieh einer an. Die beiden waren nicht halb so ohnmächtig, wie sie 

taten. Stine und Hannes schlugen einträchtig die Augen auf. Sie 
hatten gehört, daß Knappe Louis Hand an sie legen wollte. 

»Wir sagen, was wir wissen. Über den Becher und auch sonst. Nur 

schlagt uns nicht.« 

So äußerte sich der Mann. Bettelweib Stine echote hinterher. 

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»Im Guten kann man bei uns viel mehr erreichen.« 
Knappe Louis dämpfte ihre Hoffnungen. 
»Eh ich euch losbinde oder auch nur die Fesseln lockere, müßt ihr 

schon mit was Handfesterem rübergekommen sein. Zum Beispiel 
damit, wie ihr zu diesem Becher gekommen seid.« 

Die Stimmen der Bettler überschlugen sich schier. 
»Den hat mein Hannes im Würfelspiel einem vornehmen Herrn 

abgenommen. Er würfelt nämlich gut, mein Hannes.« 

»Wo?« erkundigte sich Ritter Roland kurz und bündig. 
Knappe Louis befand, das saubere Paar habe eine etwas gröbere 

Behandlung verdient. Er trat den krumm geschlossenen Mann in sein 
verlängertes Rückgrat. 

»Heraus mit der Sprache, wo hast du den Becher gewonnen?« 
»Na, auf der Schwarzenburg«, schrie der Mann. Er sprach jetzt in 

einem Ton, der mehr auf Wahrheit als auf Lüge deutete. 

»Und wo liegt diese Schwarzenburg?« forschte Ritter Roland 

weiter. 

Der Bettelmann nickte dorthin, wo hinter einem Ring von Wäldern 

wahrscheinlich irgendwelche Siedlungen lagen. 

»Dort, Herr Ritter.« 
»Und wem gehört sie, diese Schwarzenburg?« 
Die Antwort auf diese Frage kam ebenfalls schnell. 
»Dem Ritter von der Schwarzen Rose eben, dem hochedlen 

Freiherrn Sebastian. Hütet euch wohl, seinen Weg zu kreuzen. Denn 
im Lanzenstechen findet er nicht seinesgleichen. Auch sonst versteht 
er sich auf den Umgang mit Waffen.« 

Die Befragung nahm kein Ende. 
»Ist augenblicklich Besuch auf der Schwarzenburg?« 
Täuschte sich Knappe Louis, oder zwinkerte sich das 

Bettelpärchen tatsächlich zu »O ihr Herren«, sagte die Frau. »So ein 
großmächtiger Herr wie der Freiherr Sebastian, der Ritter von der 
Schwarzen Rose, wird doch mit einem unserer Art kein wirklich 
vertrautes Wort wechseln. Wie also sollten wir wissen, ob Besuch 
auf der Schwarzenburg ist?« 

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»Nun, gehört der Ritter, dem du diesen Becher abgewannst, zur 

Schwarzenburg, oder war er dort Gast?« 

»Wenn ich die Knöchlein über das Kalbfell rasseln lasse, frage ich 

wenig danach, woher einer kommt und wes Art er ist, solang er 
bezahlen kann.« 

Plötzlich wurde die  Stimme des Mannes schrill und unvorstellbar 

laut. Er brüllte: 

»Hilfe ... Gewalt... Schockschwerennot ... Herbei, ihr Leut!« 
Ehe Ritter Roland oder Knappe Louis begriffen, was geschah, 

donnerte eine Rotte gepanzerter Reiter in den Wald und auf die 
Lichtung. 

»Beim Himmel! Das nenn ich Rettung in letzter Sekunde, Vogt 

Hermann.« 

So brüllte Hannes, der Bettler. Auch Stine mischte mit. 
»Sie haben mir Gewalt angetan, die beiden Bastarde. Ich glaub, die 

Schande werde ich nicht überleben.« 

Ein riesenhaft gewachsener Mann griff Roland an. 
»Wehr dich, räudiger Hund.« 
Schon klang Stahl gegen Stahl. Die Schläge fielen so dicht wie 

Hagel bei einem Ungewitter. 

Roland und sein Knappe Louis fochten Rücken an Rücken. Louis 
stand Roland hinsichtlich der Fertigkeit im Umgang mit Waffen 
kaum nach. 

Neben dem Bogen war Louis' liebste Waffe die Streitaxt, die 

Franziska, wie das einfache Volk sagte. 

Knappe Louis verschaffte sich sehr schnell Respekt. Auch Ritter 

Roland stand seinen Mann. Vogt Hermann hatte mit ihm alles andere 
als ein leichtes Spiel. 

Nur eine knappe halbe Minute brauchte Ritter Roland, um den 

Überraschungsschock zu überwinden. Dann blitzte das Schwert in 
Rolands nerviger Faust wie eine pausenlos rotierende 

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Sonnenscheibe. Wenn es dem Riesen, welchen der Bettelmann 
Hannes »Vogt Hermann« nannte, um eine wirklich gute Fechtpartie 
ging, so kam er voll auf seine Kosten. In der Person seines Freundes 
Volker vom Hohentwiel stand Roland täglich der beste 
Übungspartner zur Verfügung, welchen sich ein Ritter zu wünschen 
vermag. 

Im ersten Ansturm sah es so aus, als wäre Hermann, der Vogt, dem 

Ritter aus Camelot überlegen. Doch er konnte keinen  einzigen 
Treffer buchen. Was Rolands Schild nicht abblockte, das glitt am 
Kettenhemd ab. Sobald er richtig warm geworden war, machte Ritter 
Roland ernst. Er wechselte blitzschnell die Schwerthand und ging 
gleichzeitig vom Hieb zum Stich über. Schon kassierte Vogt 
Hermann den ersten Treffer. Sein Lentner bekam an der rechten 
Schulter einen dunklen Fleck. Der Fleck wurde immer größer. 

»Wenn Ihr genug habt, laßt es mich wissen«, bot Ritter Roland 

dem Gegner an. »Ich gebe Euch Quartier!« 

Hermann, der Vogt, lachte hart. 
»Gut gemeint, aber nicht nötig, Herr Ritter. Es wird an Euch sein, 

um Quartier und gut Wetter zu bitten.« 

Bettelmann Hannes verstand offenbar ebenfalls genug vom 

Fechten, um zu sehen, daß Vogt Hermann auf die Verliererstraße 
geraten war. 

»Wechselt die Auslage, Vogt Hermann«, riet er dringend. Doch 

der Hinweis kam viel zu spät, um dem wackeren Vogt zu nützen. 
Roland wechselte einmal mehr die Schwerthand. Jetzt kämpfte er 
also wieder mit rechts. Das trug dem Vogt einen weiteren Treffer ein. 
Diesmal wurde der Lentner auf der linken Seite, zwischen Schulter 
und Hals dunkel. Der Vogt fluchte. 

»Helft ihm doch! Tut was!« So zeterte Hannes, der Bettelmann. Er 

mußte längst nicht so unbedeutend sein, wie man auf den ersten 
Blick glaubte. Die Gewappneten Begleiter des Vogts hörten auf ihn. 
Das heißt, diejenigen hörten, die noch dazu in der Lage waren. Denn 
Louis' Franziska, die scharfe Streitaxt, hatte tüchtig unter ihnen 
gewütet. Von den ursprünglich zwölf Angreifern waren nur noch 

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sieben übrig. Fünf davon wandten sich jetzt Ritter Roland zu. Sie 
mochten denken, Vogt Hermann gewänne spielend die Oberhand, 
wenn sie den Ritter aus Camelot zusätzlich beschäftigten. Welch 
folgenschwerer Irrtum. Zwar kam Roland tatsächlich so richtig in 
Fahrt. Aber davon hatten die fünf Angreifer den Schaden. Denn 
Ritter Roland bediente sie mit seinem Schild. Er schlug damit ebenso 
gezielt wie kraftvoll auf seine Widersacher ein. Und er traf. Zugleich 
wehrte er weiterhin den Vogt Hermann ab. Der Vogt war 
mittlerweile vier Mal getroffen worden. 

Die Entscheidung kam von einer ganz anderen Seite und völlig 

unerwartet. 

Da Roland und sein Knappe mit ihren Gegnern beschäftigt waren, 

entging ihnen, was Bettelmann Hannes und seine Frau Stine trieben. 
Denen war es gelungen, so nahe aneinander heranzurücken, daß sie 
sich anfassen konnten. 

»Steckt der Nothelfer da, wo er immer ist?« flüsterte Stine. 
»Ja.« Der Mann blieb bei der Antwort so leise wie eine Maus. 

Bettelweib Stine fingerte an seinen Stiefeln herum. Nicht lange und 
sie hatte gefunden, was sie suchte. Es war ein schmales Messer mit 
fingerlanger Klinge. 

Zuerst fielen Hannes' Fesseln. Dann kam Stine an die Reihe. Der 

Kampf zwischen den Rittern und den Gepanzerten ging inzwischen 
weiter. 

Ritter Roland war gerade so weit, daß er sich wieder 

uneingeschränkt dem Vogt zuwenden konnte. Knappe Louis hatte die 
beiden letzten Gegner mit der Franziska erwischt. 

Da sah Bettelmann Hannes, daß und wie Stine eine lange scharfe 

Nadel, die an einem kleinen Glasrohr hing, aus den Falten ihrer 
Kleidung holte. Hannes nickte begeistert. 

»Gib es ihnen, Stine!« 
Das Bettelweib glich einer Spinne, die sich erstaunlich behend zu 

bewegen wußte. Plötzlich stand sie hinter Roland. Der Ritter aus 
Camelot warf sein volles Gewicht in den Stoß, der gerade den  Vogt 
Hermann traf. Der Vogt machte die Miene eines Kindes. Das 

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Schwert Rolands durchbohrte des Gegners Brust. 

Klirrend entfiel das Schwert der Faust des Vogtes. Er knickte in 

den Knien ein. Ganz langsam sank er zu Boden. 

Stine, die Bettlerin, erkannte weit früher als der Vogt, was mit dem 

Mann geschehen war. 

»Mörder«, schrie sie schrill. »Was hast du mit unserem Vogt 

gemacht, der ein so guter Mann ist? Wenn keiner seiner Männer ihn 
zu rächen vermag, ich räche ihn. So!« 

Sie sprang den Ritter aus Camelot an. Ehe Roland wußte, wie ihm 

geschah, war er bereits von der Nadel getroffen. Das scharfe, dünne 
und lange Gerät durchbohrte das Kettenhemd in Nackenhöhe. Ritter 
Roland brach wie ein gefällter Baum zusammen. 

Als sei es damit noch nicht genug, fiel das Bettelpaar nunmehr 

über den Knappen Louis her. Der glaubte nicht anders, der Kampf sei 
aus und gewonnen, weil ja kein Gegner mehr auf den Beinen stand. 
Da schlug ihm Bettelmann Hannes die Franziska aus der Faust. Er 
umklammerte Louis' Oberarme. Wahrscheinlich hätte der Bettler den 
ehemaligen Gastwirt auf die Dauer so nicht zu halten vermocht. 
Doch es reichte immerhin, Stine die Gelegenheit zu geben, erneut 
mit ihrer Nadel tätig zu werden. Wie sein Herr Roland, so sank auch 
Knappe Louis ohnmächtig zu Boden. 

»So«, sagte Bettelmann Hannes erleichtert. »Die hätten wir.« In 

seiner Stimme schwang unverkennbarer Triumph. »Und wem 
verdanken wir das? Nicht dem Vogt Hermann oder einem seiner 
Panzerreiter, auf die er so stolz ist. Dir und mir ist der Sieg zu 
danken.« 

Bettlerin Stine eilte zu der Karre. Da holte sie Blockketten. Sie 

legte Roland und Louis die Eisen an und verschraubte sie. 

»Ich schicke Grippo los«, murmelte der Mann. Grippo hieß der 

Hund. »Schreib du eine Botschaft für die Burgleute. Sie sollen ein 
Fahrzeug und vor allem einen Feldscher herschicken.« 

Die Burg, von welcher die Rede war, mußte ziemlich nahe liegen. 

Denn der riesige Hund war noch nicht lange genug fort gewesen, daß 
die Bettelleute die Verwundeten hätten versorgen können, da 

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rumpelte es heran. Hufschlag weckte das Echo und die Tiere im 
Wald. 

Inzwischen hatte Bettlerin Stine zumindest den Vogt Hermann 

untersucht und verbunden. Dabei klagte sie, daß es einen Stein 
gedauert hätte. 

»So ein guter Mann, so ein starker Mann. Und jetzt liegt er 

darnieder, als käme er nie wieder richtig auf die Beine.« 

Stine verstand anscheinend das eine und andere von Heilkunst und 

Pflege. Denn sie brachte die Blutung der Brustwunde zum Stillstand. 
Das gelang ihr mit großen Blättern, welche sie gesucht hatte und die 
sie dann unmittelbar auf die Wunde legte, ehe der ordentliche 
Stoffverband darüber kam. 

Irgend etwas am Werken der Frau und an ihren Worten mißfiel 

Bettelmann Hannes. 

»Wenn man dich so reden hört, könnte man glatt glauben, der Vogt 

stünde dir genauso nahe wie ich.« 

Während er das sprach, flackerten Hannes' Augen in einer Weise, 

welche das Bettelweib warnte. 

»Fängst du etwa wieder an, eifersüchtig zu werden? Wie oft soll 

ich dir noch sagen, daß die Geschichte zwischen dem Vogt und mir 
längst ausgestanden ist und vorbei?« 

»So was ist nie vorbei; und einem Weib sitzt es unter der Haut, 

wenn sie sich mit einem Mann gemischt hat.« 

Stine wollte den Hannes streicheln. Dabei aber hielt sie die lange 

Nadel mit dem Glasrohr in der anderen Hand. Der Bettler winkte 
heftig ab. 

»Laß mich!« 
Die Frau lächelte nachsichtig. »Ich mag den Vogt Hermann gut 

leiden. Mehr ist aber auch nicht übrig von dem früheren Feuer. Auf 
jeden Fall hast du keinen Grund, mir auszuweichen, wenn ich dich 
anfassen will. Trag die zusammen, die sich nicht mehr rühren 
können. Und leg die Verwundeten zurecht, damit sie gleich 
aufgeladen werden, wenn der Wagen kommt.« 

Es war gleich so weit, der Feldscher sprang ab, noch ehe der 

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Wagen hielt. Er winkte seine Gehilfen an. Die saßen zu Pferde. Aber 
sie gehorchten ihrem Herrn und Meister aufs Wort. Außerdem waren 
sie eingearbeitet und wußten, was er meinte, wenn er dieses oder 
jenes Gerät haben wollte. 

Auch der Wagenkutscher war mit entsprechenden Gehilfen 

gekommen. Unter großem Wehklagen luden sie einmal die 
Gefallenen auf. Dann schotteten sie den für solche Zwecke 
präparierten Wagen ab, und die Verwundeten bekamen ihren Platz. 

»Nicht, daß du gleich wieder verrückt spielst«, raunte Stine dem 

Bettelmann zu. »Aber  ich muß neben dem Vogt sitzen. Irgendwer 
muß während der Fahrt seine Hand halten und ihn stützen.« 

»Ich fürchte, da ist alles, was du tust, vergebene Mühe. Du siehst 

ihn ja anders, aber ich meine, er hat sein Schicksal verdient.« 

Einmal mehr wehrte die Frau ab. »Du bist voreingenommen und 

kannst nicht klar denken. Wenigstens nicht in diesem Fall. Auf der 
Burg werden sie uns eine Belohnung geben. Streich sie ruhig ein. Ich 
will weder Lob noch Lohn für mich haben. Vielleicht beweist dir 
das, daß ich auf deiner Seite stehe.« 

»Hm«, machte der Mann. Er begann, zu husten. Das sah verdächtig 

nach einem Ablenkungsmanöver aus. 

Stine wandte sich an den Feldscher. »Meinst du, du kriegst den 

Vogt wieder gesund, Leopold?« 

Der Feldscher gab sich skeptisch. 
»Ich tue, was ich kann. Aber versprechen will ich nichts. Es hat ihn 

schwer erwischt.« 

Roland und sein Knappe wurden wie Vieh auf den Wagen 

geschafft. Da kamen sie in getrennte Verschlage, so eine Art von 
Holzkäfigen. Sie waren immer noch ohnmächtig. 

Das Bettlerpaar schirrte den Hund Grippo wieder ein. Sie ließen 

den Karren mit seiner Last ruhig abziehen. Wenn sie jemand so sah, 
wäre er wohl kaum auf die Idee gekommen, sie gehörten ebenfalls 
zur Burg. 

»Meinst du, er wird halten, was er versprochen hat, Stine?« 
»Aber ja  doch, Hannes. Sei nicht hasenherzig. Bislang ist es uns 

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gut bekommen, daß wir uns von den Milanen haben einspannen 
lassen. Was die Versprechungen angeht, welche uns gemacht worden 
sind, so kann der, den ich meine, gar nicht anders, als sie bis zum 
letzten Buchstaben zu halten. Was glaubst du, wie gut es uns dann 
geht?« 

»Hoffentlich«, seufzte der Mann. Er sah aus, als traue er der Frau 

nicht restlos, wolle sie andererseits aber nicht verärgern. 

Sie schritten zügig durch den Wald. Grippo, der Hund, legte sich 

fest in die Sielen. Häher begleiteten keckernd ihren Weg. Raben 
stoben in Gruppen hoch. Sobald aber die schwarzen Vögel mit der 
heiseren Krächzstimme sich über den Wald erhoben, fielen sofort 
und pfeilschnell Milane ein. Die Gabelweihen trieben Raben, Krähen 
und Dohlen rücksichtslos in den dichten Busch zurück. 

»So geht es auch den Menschenfeinden, die unsere großen Pläne 

durchkreuzen wollen«, murmelte die Frau. 

Der Wald endete plötzlich. Hinter einem Streifen Wiesenland 

erstreckten sich bestellte Äcker. Dahinter winkte von der Kuppe 
eines Hügels eine Burg. Eine wehrhafte Anlage. Vom Burgfried 
wehte eine bunte Seidenfahne. Wenn man genau hinsah, erkannte 
man unter der Fahne, in den Farben der Grafen von Montgelas, einen 
Wimpel. Der zeigte eine silberne Wolfsrune auf schwarzem Grund. 
Unter der Wolfsrune, diesem blitzähnlich gezackten Zeichen, war 
eine große Rose zu sehen. Die gestickte Blume war schwarz und hob 
sich durch eine unterlegte weiße Seidenraute von dem Wimpel 
wirkungsvoll ab. 

Die Wiesen glitzerten silbrig vom Tau der Nacht. Der Karren mit 

den Verwundeten rollte die Windungen zur Burg auf dem Hügel 
empor. 

»Ich bin froh, daß du jetzt doch nicht neben dem Vogt hockst und 

seine Hand hältst, Stine.« 

»Hm«, machte das Bettelweib. Sie gab dem Hund einen Klaps. 

»Lauf, Grippo! Lauf zu!« 

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Als Ritter Roland aufwachte, schmerzte sein Kopf so stark, daß er 
die Stirn in beide Hände stützen wollte. Er war denkbar erstaunt, daß 
das nicht ging. Er hörte die klirrenden Ketten. Zugleich mit dieser 
Wahrnehmung sah er auch den Schatten des Menschen neben seinem 
Strohlager. 

Jede Minute, die dahintropfte, schenkte ihm mehr Klarheit. Er 

erkannte seine Gefangenschaft. Er strengte sich an, daß die Muskeln 
an seinen Armen  und Schultern wie Tauknoten hervortraten. 
Zwecklos. Die Eisen trotzten auch seiner Riesenkraft. 

Er trug kein Kettenhemd und auch keinen Lentner mehr. Fluch 

über den, der ihm Panzer und Waffen genommen hatte. Er lag auf 
Stroh. Die Stimme, welche ihn ansprach, gehörte einem weiblichen 
Wesen. 

»Peinlich, so in die Wirklichkeit zu erwachen, nicht wahr?« 
So sprach die Bettlerin. Roland erkannte das Weib genau. Jetzt sah 

er auch Louis. Irgend jemand wollte den Knappen offenbar 
besonders quälen. Louis hing in den Ketten. Offenbar war er noch 
ohnmächtig. 

»Pest und Schwefel über dich, Weib.« 
Roland fühlte, wie ein Fuß ihn derb stieß. »Hör zu«, sagte die 

Bettlerin. 

»Verstelle dich nicht. Ich weiß, daß du wieder gut bei Verstand 

bist. Du hörst mich genau. Deshalb sage ich dir: wir können es hart 
und wir können es menschlich miteinander halten. Das liegt ganz bei 
dir.« 

Roland spürte, daß tödlicher Ernst hinter den Worten des 

Bettelweibes steckte. Er richtete sich darauf ein. Und er gab sich den 
Anschein, als habe er seine Niederlage eingesehen. 

»Was willst du?« 
Das fragte er, ohne die Augen zu öffnen. Roland kam sich vor wie 

unter den kalten Glitzeraugen eines Geiers, denen rein gar nichts 
entging. Das Weib lachte auf ebenso harte wie eigentümliche Weise. 
»Was ich will oder denke, ist nicht so wichtig, wie das Planen derer, 
welche hinter mir stehen.« 

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Sie gab also offen zu, in dem Spiel nur die Regeln zu kennen und 

mitzumachen. Bestimmend, führend, war sie nicht. 

»Und wer steht ... hinter dir?« Ehe das Weib antworten konnte, 

stellte Roland schon seine nächste Frage. »Haben deine Vorgesetzten 
befohlen, dem armen Teufel da so übel mitzuspielen?« 

Ritter Roland nickte zu dem denkbar unglücklich in seinen Ketten 

hängenden Knappen Louis. »Das ist ein besonders guter Mann. Und 
wenn deine Weisungen dem nicht entgegenstehen, möchte ich dich 
bitten, wenigstens seine Füße auf den Kerkerboden zu lassen.« 

Das Bettelweib lachte. Sie betrachtete Roland aus listigen Augen. 

Das Gesicht der Frau wirkte seltsam faltenlos. Sie konnte längst nicht 
so alt sein wie sie durch ihre Kleidung erschien. 

»Du läßt wohl nichts aus, was? Er liegt dir am Herzen, dieser 

Louis, nicht wahr?« 

Das leugnete Roland nicht. »Wir sind lange zusammen, weißt du?« 
Wieder lachte das Weib. »Ist er früher nicht mal  irgendwo Gastwirt 

gewesen?« 

»Du kennst ihn?« 
»Ja!« Sie kicherte. Ihre Stimme wurde unverkennbar hart. 

»Deshalb hab ich es ihm ja verschafft, daß er vergeblich strampelt, 
wenn er die Beine auf die Erde setzen will. Er soll was davon haben 
und die richtigen  Schmerzen in den Armen spüren ... Aber wenn du 
mich für ihn bittest, schönedler Ritter, könnte ich Nachsicht walten 
lassen und alle Rache vergessen.« 

Was immer Louis in der Vergangenheit an diesem Weibe 

gesündigt haben mochte, er durfte unter keinen Umständen in der 
Gewalt der Bettlerin bleiben. 

»Gut!« nahm Roland an. Dem Klang seiner Stimme war nicht zu 

entnehmen, was er dachte. »Ich bitte für ihn. Laß ihn niedriger 
hängen. Menschlich gewissermaßen!« 

Roland hatte geglaubt, sie werde die Wache rufen. Das  Bettelweib 

aber packte selber zu. Mit erstaunlicher Kraft hielt sie den Knappen 
Louis fest. Sie nestelte einen klobigen Kantschlüssel aus ihrer 
Kleidung. Rolands Augen glühten, als er diese Wahrnehmung 

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machte. Sie hatte die Möglichkeit, die Ketten zu öffnen. Das war 
dem Ritter jeden Einsatz wert. Er beschloß, auf der Stelle die 
Gelegenheit zu nützen. 

»Weiß der Himmel, wäre ich jetzt frei in der Bewegung, so würd' 

ich dir meinen Dank anders bezeigen, als nur durch leere Worte.« 

Die Bettlerin legte den Kopf schief. Sie glich einmal mehr einer 

Elster. 

»Du glaubst wohl auch, ich bin zu ziemlich allem zu bringen, wenn 

man mir nur genug Honig ums Maul schmiert, wie? Aber sei es 
drum. Ich mag dich und deine Art. Deshalb geb’ ich mir ja auch so 
viel Mühe mit dir.« 

»Mühe?« Roland tat so, als seien der Bettlerin Pläne ihm nicht 

bekannt. 

»Nun ja! Wenn es um eine andere Haut ginge, strengte ich mich 

nicht so an.« 

»Hm. Und was verschafft mir, genau gesagt, die Ehre?« 
Die Bettlerin lachte. Ihre Stimme war ungemein wandlungsfähig. 

Sie klang jetzt wie eine Silberglocke. 

»Du bist Roland, der Ritter von Camelot. Es hat nicht erst des 

Zusehens bedurft, als du mit unserem Vogt Hermann kämpftest, um 
mich zu überzeugen. Dein Ruf geht dir voraus. Und so sage ich mir, 
daß ein Mann deiner Art zum Orden der Brüder vom roten Milan 
paßt. Komm zu uns. Verpflichte dich zur Treue und zum Gehorsam 
gegen die Ordensoberen. Du wirst reiches Glück und reichen Segen 
finden. Das kann ich dir versprechen. Das Leben im Orden paßt 
einem Mann deiner Art wie ein Maßhandschuh.« 

Orden vom roten Milan. Der Name war Ritter Roland neu. 

Darunter konnte er sich nichts vorstellen. Er mußte die Frau in Laune 
halten. Von ihr konnte er viel erfahren. 

»Gut. Kannst du denn meine Aufnahme in diesen Orden betreiben? 

Wenn ja, welche Ziele verfolgt diese Bruderschaft? Verstößt sie 
nicht gegen die Gesetze von Camelot?« 

Das Bettelweib lachte einmal mehr. »Die Gesetze von Camelot 

werden eher als du denkst außer Kraft gesetzt. Der Milan diktiert, 

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was geschieht. Zu unser aller Nutz und Frommen. Was nun deine 
Aufnahme angeht, Ritter Roland, so kann ich in der Tat einiges dafür 
tun. Dich zum Beispiel mit den Oberen der Ordensführung 
zusammenbringen und dich ihnen empfehlen. Mit deinem Entschluß, 
Mitglied des Ordens zu werden, ist schon viel gewonnen.« 

»So strebt der Milan-Orden also an, Schloß Camelot und seinen 

König abzulösen. Habe ich das richtig verstanden?« 

»Besser ist es kaum auszudrücken. Der Milan macht sie frei. In 

allen Ländern, die wir kennen, wird er herrschen, der rote Milan. 
Erkläre mir, daß du Mitglied werden willst und deine Gefangenschaft 
hat heute ein Ende.« 

»Gilt das auch für meinen Knappen?« 
Das Weib zögerte. Dann stimmte sie zu. »Möglich, daß ich mich 

falsch entscheide, aber es sei. Tritt in den Orden  der Brüder vom 
Roten Milan ein. Und nimm den da mit.« 

Ritter Roland erklärte sich einverstanden. »Ich will Mitglied 

werden. Was ich für mich begehre, strebe ich auch für meinen 
Knappen an.« 

Ganz langsam tasteten die Finger der Frau dahin, wo im Gefält 

ihrer Kleidung der Kettenschlüssel stecken mußte. Ein 
eigentümliches Blitzen war in ihren Augen. Roland gab dieses 
Zeichen zurück, so gut er konnte. Das Bettelweib raunte: 

»Darf ich zur Nacht auf deinen ganz persönlichen Dank hoffen, 

Ritter Roland?« 

Roland wich ihren dreisten Blicken nicht aus. Das war ungefähr so, 

als müsse er nackt im geschäftigen Betriebe eines Marktes stehen. 

»Ja.« 
Knappe Louis lag auf der Erde. Er kam zu sich und stöhnte. 
»Hör zu«, sagte die Frau hastig. »Ich kenne ein Mittel, welches 

euch beiden wieder so richtig auf die Beine hilft. Moment.« 

Sie nahm eine der Eisenschüsseln, welche zum Bestand dieser 

Verlieszelle gehörte und schlug sie heftig gegen die Wand. Das gab 
einen Höllenlärm. Sofort wurden draußen Schritte laut. Schlüssel 
klirrten. Riegel quietschten. Ein gewappneter Knecht spähte in den 

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Kerker. 

»Gibt es was Besonderes, Stine?« 
Das Bettelweib sah aus, als habe es Lust, dem Waffenknecht die 

Eisenschale an den Kopf zu werfen. 

»Wer hat dir erlaubt, mich dreist beim Vornamen zu nennen, he? 

Weißt du nicht, wer ich bin?« 

Der Wachknecht beeilte sich, den Fehler zu verbessern. 
»Freilich, Frau Feldscherin. Nichts für ungut, Frau Feldscherin. Es 

wird keinen Grund zur Klage mehr geben. Mein Wort darauf.« 

Das Weib befahl: »Bring mir mein Felleisen, welches ich in der 

Kerkerwache abgestellt hab.« 

Der Wachknecht gehorchte sofort. Er war so schnell zurück, als 

wäre er geflogen. Das Felleisen war prall voll mit allen möglichen 
Dingen, die man bei einem Bader oder Feldscher weit eher vermuten 
sollte als bei dieser Frau. 

»Gut, Soldat. Sobald ich dich brauche, mache ich mich 

bemerkbar.« 

Die Frau  packte das Felleisen aus und nahm eine Flasche zur 

Hand. Der Inhalt der Flasche schillerte wie Gold. Das Weib ging 
daran, den Knappen Louis auszuziehen. Dabei machte es kein Hehl 
daraus, in dem ehemaligen Gastwirt einen alten Bekannten 
wiederzusehen. 

»Die Geschichte zwischen uns ist lange vorbei.« Sie schüttete ein 

wenig von dem Flascheninhalt in ihre Hand. Sie verteilte die 
Flüssigkeit auf dem nackten Oberkörper des Knappen. »Wenn ich 
ihn behandelt habe, dann kommst du an die Reihe. Nach einer 
Abreibung mit meinem »Aqua vitae« wirst auch du dich wie 
neugeboren fühlen.« 

Das Weib hatte die Medizin exakt richtig geschildert. Louis' 

Oberkörper war mit  der scharf riechenden, goldfarbenen Flüssigkeit 
kaum ordentlich eingerieben, da sah man geradezu, daß und wie die 
Lebensgeister des Knappen erwachten.. Die Hände und Finger des 
Bettelweibes mußten sich nicht unangenehm auf der Haut anfühlen. 
Louis war  sichtlich wohl gelaunt. So etwas wie Erkennen 

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durchzuckte seinen Blick. 

»Sag an, kennen wir uns nicht?« 
Das Weib lächelte. 
»Dämmert es dir? Hast du die Schober Christel also doch nicht 

vergessen... obschon du sie hast sauber sitzen gelassen zur damaligen 
Zeit?« 

»Christel Schober«, wiederholte Louis den Namen. »Meiner Seel‘, 

wie lang ist das her! Denkst du auch noch daran ...« 

Eiskalt fiel sie ihm ins Wort »Daß du etwa der erste Mann warst, 

der mir's hat besorgen dürfen? Was besagt das schon? Einen ersten 
Mann wird es immer geben, genauso wie es einen letzten gibt. Was 
dazwischen liegt und das, was Leben heißt, darauf kommt's an. Nun, 
wie fühlst du dich jetzt, Grannenwirt?« 

»Wie ich mich fühle?« wiederholte Knappe Louis. Er machte eine 

Miene, als sei er ganz gegen seine Absicht in den tiefen Schacht der 
Erinnerung gestürzt. »Grannenwirt! Wie weit liegt das zurück!« 

Das Weib gab ihm einen klatschenden Schlag auf den Brustkorb. 
»Es geht schon wieder mit dir. Zieh dich an.« 
Knappe Louis setzte durchaus richtig  zwei und zwei zusammen. Er 

wußte ohne Erklärung, daß sie nicht als Ehrengäste der Burg geführt 
wurden, zu welcher dieses Verlies gehörte. 

Die Frau sah Louis, den Knappen, so an, als sei er aus Glas und 

vollkommen uninteressant. Daß sie einstens auf gänzlich anderem 
Fuß miteinander gestanden hatten, war vergangen und vorbei. Sie 
hatte begonnen, Rolands Ketten zu öffnen. Es mußte ihr Vergnügen 
bereiten, den Mann zu entkleiden. Ihre Augen blitzten neugierig. 
Sobald sie Rolands nervigen Körper unter den Händen hatte, 
erinnerte ihr Gesicht an einen Menschen, der einen besonderen 
Genuß erwartet. 

»Sorge dafür, daß der Knappe uns nicht stört... wenn ich heute 

abend komme.« Obwohl sie flüsterte, verstand Louis jedes Wort. Sie 
setzte hinzu: »Sage ihm, daß du dem  Orden der Brüder vom Roten 
Milan beitrittst und daß du ihn mit in die Gemeinschaft nimmst.« 

Obschon sie sich alle Mühe gab und obwohl sie nicht genug davon 

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bekommen konnte, seine festen Muskeln und Gelenke zu berühren, 
blieb Roland kalt wie Eis. Was sie von ihm verlangte, wenn sie 
abends erschien, war ihm völlig klar. Für seine und des Knappen 
Freiheit war er zu jedem Opfer bereit. 

»Gefällt dir mein Aqua vitae, Ritter?« 
Das Gold aus der Flasche war in den ersten Minuten gar nicht auf 

der Haut zu spüren. Dann brannte es, als sei man in loderndes Feuer 
geraten. Danach wiederum ging das Brennen in ein lösendes Gefühl 
vollkommener Entspannung über. Roland fühlte sich wie 
neugeboren. 

»Sehr.« 
Die Frau schien sich kaum von dem Anblick seiner starken Arme 

lösen zu können. Sie streichelte ihn und hauchte ihm zu. »Was 
glaubst du, wie schön es erst heute abend sein wird ... Wenn du 
Mitglied im Orden bist und ich dich besuche!« 

Nachdem auch Roland ihrer Meinung nach hinreichend gesalbt 

und durchgeknetet worden war, packte die Frau ihr Felleisen wieder 
ein. 

»Adieu«, grüßte sie. Von der Sekunde an, in der sie entschlossen 

war, zu gehen, hatte sie weder für Roland noch für den Knappen 
Louis einen Blick. In irgendeiner Weise mußte das Verlies von 
draußen einsehbar sein. Denn kaum sprach die Frau den 
Abschiedsgruß aus, da ging die Tür auf. 

»Bis später«, hörten Ritter Roland und sein Knappe sie sagen. 

Dann fiel die schwere Kerkertür wieder ins Schloß. Die Riegel 
wurden vorgeschoben. Die beiden aus Camelot waren allein. 

Louis kam seinem Herrn ganz nahe. 

»Was ist das für eine Brüderschaft oder Orden?« 
»Pst«, machte Roland. Knappe Louis konnte sich nicht erinnern, 

seinen Herrn schon einmal so leise und vorsichtig erlebt zu haben. 
»Mir will scheinen, hier haben die Wände Ohren. Über diesen Orden 

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der Brüder vom Roten Milan weiß ich genau so wenig wie du. Doch 
ich habe angenommen, als sie mir gegen den Preis unserer 
Freilassung die Mitgliedschaft anbot. Erstens müssen wir hier heraus, 
zweitens sind wir um Nachrichten und Kundschaft um den Verbleib 
unseres Königs verlegen. Also machen wir gute Miene zum bösen 
Spiel. Woher kennst du das Weib?« 

Knappe Louis wurde dunkelrot. Die Bettlerin gehörte 

offensichtlich zu jenem Teil seiner Vergangenheit, über welche er 
nicht gern sprach. Dennoch, wenn sein Herr ihn fragte, blieb er bei 
der Wahrheit. 

»Aus jenen Tagen, Herr, da ich als Wirt mein Geld verdiente. Sie 

stammte aus der Nachbarschaft. Wenn meine Erinnerung richtig ist, 
so hat sie keinen Grund, mit Freude an mich zu denken. Wer hätt 
denn denken können, daß ich der jemals begegnen muß?« 

Nun, diese Auskunft schien Ritter Roland zu genügen. Er stellte 

jedenfalls keine weiteren Fragen. Er war ziemlich einsilbig, ging in 
dem an und für sich engen Gelaß hin und her. Knappe Louis 
gewahrte eben jenen wie abwesenden Blick in seinen Augen, der 
immer dann festzustellen war, wenn Ritter Roland vor schweren 
Abenteuern stand. 

Wie hieß diese Burg? Burg der Schwarzen Rose? Ritter von der 

Schwarzen Rose. Freiherr Sebastian. Vogt Hermann. So langsam 
setzte das Erinnern ein. Roland spürte einen üblen Geschmack im 
Mund. Sein Leib begann überall dort zu glühen, wo dieses 
Bettelweib ihn berührt hatte. 

Im Kellerbereich der Verliese herrschte ein dauerndes Kommen 

und Gehen. Nur um Ritter Roland und seinen Knappen kümmerte 
sich niemand. 

»Ob sie wohl was zu essen mitbringt?« 
Ähnlich wie Louis setzte auch Roland der Hunger mächtig zu. Die 

Zeit verging langsam. Endlich aber  bemächtigte sich draußen die 
Dämmerung der Erde. 

Sobald die Schatten des Abends blau wurden, ging langsam die 

Tür zu ihrem Gefängnis auf. 

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»Da bin ich!« 
Roland enthielt sich eines Grußes. Knappe Louis gab einen Laut 

von sich, der mehr an Schweinegrunzen als an die Artikulierung 
eines Menschen denken ließ. 

Ritter Roland wippte auf den Zehen. Die Frau richtete auf dem 

Lagerstroh der Zelle so etwas wie einen Tisch her. Sie hatte Brot, 
Fleisch, Wein, Butter und Käse mitgebracht. Und natürlich Messer 
und Zinnteller, um all diese Köstlichkeiten in der rechten Weise 
genießen zu können. So, als hantiere sie in der gemütlichen 
Atmosphäre ihres eigenen Heimes, zündete das Bettelweib 
Kienfackeln an. Sie steckte das Holz in Halteringe an den klobigen 
Bruchsteinmauern. 

»Es hätte keiner Beleuchtung bedurft«, brummte Ritter Roland. Er 

tat sich so wie Louis an den Lebensmitteln gütlich. Die Frau 
schenkte Wein in die Zinnhumpen. 

»Nicht einmal unser Freiherr Sebastian trinkt einen feineren 

Tropfen.« 

Ritter Roland kam sofort zur Sache. 
»Auf unser aller Wohl.« Damit leerte er den Humpen. »Wirklich 

ausgezeichnet. Der Orden vom Roten Milan scheint von Getränken 
etwas zu verstehen. Wann findet die Aufnahme statt?« 

Abwehrend hob das Weib die Hand. Jetzt, wo das rötliche Licht 

der Kienfackeln das Verlies erhellte, sahen Roland und sein Knappe, 
daß sie sich umgezogen hatte. Auch war sie gewaschen. Das Kleid 
mit Mieder und Steifrock machte einen gänzlich anderen Menschen 
aus ihr. 

»Zum Wohl, Herr Ritter. Und der Schinken, ist der etwa gar 

nichts? Ich meine, er war besonders fein im Gewürz und in der 
Räucherung gelungen.« 

Sie trank in durstigen Zügen. Erst, als sie den Humpen absetzte, 

beantwortete sie Rolands Frage. 

»Die Aufnahme findet heute noch statt. Der Ritter von der 

Schwarzen Rose, unser Freiherr Sebastian, will den Mann sehen, der 
unseren Vogt Hermann in den Sand geworfen hat.« 

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Sie neigte sich vertraulich zu Roland hin. »Daher brauchen wir 

auch für unser kleines privates Treffen nicht diese Mauern hier 
zweckzuentfremden. Du wirst deine eigene Kammer haben wie auf 
Camelot. Wahrscheinlich sogar eine Kleinigkeit bequemer 
ausgestattet. Dort werde ich dich besuchen. Heute ist ein besonderer 
Tag. Ein ganz besonderer Tag. Nicht etwa wegen dir und mir ... 
sondern weil die Milane einen Sieg errungen haben. Einen wichtigen 
Sieg.« 

Sieg für die Milane. Das hieß Unglück oder gar Schmach für 

Camelot und König Artus' Land. 

»Eure Kammern werden gerade hergerichtet. Sowie sie fertig sind, 

werdet ihr abgeholt.« 

Die Augen der Frau spendeten Roland einen zärtlichen Blick. 

Dann sagte sie in lobendem Ton: 

»Du wirst als der Mann, welcher Hermann, den Vogt besiegte, viel 

Macht, viel Ruhm und viel Ansehen im Orden gewinnen.« 

»Wie sieht er denn aus, der Sieg der Milane?« wollte Ritter Roland 

wissen. 

Die Frau wehrte ab. 
»Noch seid ihr nicht Ordensbrüder. Aber sobald die Aufnahme 

beendet ist, wird niemand mehr euch irgendwelche Auskunft 
verweigern.« 

Roland sprach dem wirklich köstlichen Schinken, dem Käse und 

dem Brot kräftig zu. Nur beim Wein hielt er sich zurück. Mochte das 
Getränk von noch so hervorragender Qualität und erstklassigem 
Geschmack sein. 

Mit halbem Ohr horchte Roland hinaus auf den Flur. So vernahm 

er vor den anderen die Wache, die näher kam und schließlich vor der 
Zellentür hielt. 

Roland und sein Knappe sahen sich einem halben Dutzend bis an 

die Zähne bewaffneter Kriegsknechte gegenüber. 

»Wollet uns folgen, Ritter«, sagten sie. Es entging Roland nicht, 

daß der Führer der Wache und das Weib einen schnellen Blick 
tauschten. Die Bettlerin mußte über alles, was da kam, genau 

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orientiert sein. Auch mußte sie Einfluß besitzen. 

Ohne daß es eines Befehles oder einer Weisung bedurft hätte, 

begann ein Kriegsknecht die provisorische Tafel zu-
sammenzupacken. Erst jetzt sagte das  Weib: »Bringt alles Geschirr 
und die Verpflegung in des Ritters Kammer.« 

»Sehr wohl.« 
Die Wache ging voran. Das Widerspiel von Licht und Schatten 

ihrer Fackeln tanzte an den Wänden. Die Burganlage konnte sich 
hinsichtlich der Größe sehr wohl mit Schloß Camelot messen. Auch 
hier unten lag Verlies an Verlies. Wenn die Treppe ganz am Ende 
des Kellerflurs nicht trog, so war unter diesem Geschoß noch ein 
weiterer Keller. Ritter Roland und Knappe Louis machten sich 
darüber sehr wohl ihre Gedanken und nahmen jede Einzelheit wahr. 

Plötzlich trennte sich die Frau von den Männern. 
»Wir sehen uns später«, raunte sie Roland zu. Die Treppe ins 

Erdgeschoß lag hinter ihnen. Ein breiter Flur nahm sie auf. Rechts 
und links standen in sauber ausgerichteter Reihe Rüstungen und alle 
möglichen Waffen. Knappe Louis hatte für Sekunden gegen die 
heftige Versuchung anzukämpfen, sich einfach einer Streitaxt zu 
bemächtigen und wie der Leibhaftige um die Freiheit zu kämpfen. 

Rechts herum, links herum. Endlich hielten sie vor einer Kammer. 

Ein Knecht stieß die Tür auf. 

»Bitte sehr. Wir wünschen angenehmen Aufenthalt auf der 

Schwarzenburg.« 

Das Bettelweib hatte nicht zuviel versprochen. Sobald Roland für 

seinen Knappen und für sich die Aufnahme in den Milan-Orden 
begehrte, sei die Gefangenschaft zu Ende. Das stimmte genau. 

Roland sah sich in der Kammer um. Sie hatte einen Vorraum oder 

ein Nebengelaß, die durch eine Tür miteinander verbunden waren. 

Auf dem Bett der Kammer lag Rolands komplette Rüstung samt 

einem frischen Lentner. Der Lentner zeigte im Brustteil und in 
Wappenform den Roten Milan. Roland betrachtete das 
Kleidungsstück. 

»Willst du den etwa anziehen, Herr?« erkundigte sich Louis. 

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»Ich denke gerade darüber nach. Das Kleid des Verräters ist nicht 

gerade der Anzug, der zu mir paßt. Louis, was geht mit uns vor? Wo 
treibt unser herrliches Camelot hin?« 

Die Fragen sollten schneller Antwort finden, als Ritter Roland sich 

jetzt vorstellte. Sie fanden in ihren Räumlichkeiten auch einen 
Waschtisch. Der war mit allem bestens versehen, dessen der Mensch 
zur äußeren Pflege bedarf. 

Sie waren beide fast zur gleichen Zeit fertig. Knappe Louis grinste. 
»Ob der Abend ein gutes Ende findet, Herr?« 
»Wir geben nicht auf, Louis.« Das klang wie eine endgültige 

Entscheidung. 

Zur gleichen Minute klopfte es. 
»Bitte?« 
Ein Page erschien. Sauber. Es war eine Freude, den 

Halbwüchsigen anzusehen. 

»Wenn die Herren mir folgen wollen?« 
Er hielt ihnen artig die Tür auf. Knappe Louis klärte ihn im 

Vorbeigehen über die eigene Person auf. 

»Ich bin Ritter Rolands Knappe. Also fast deinesgleichen.« 
Der Page war sich seines Standes durchaus bewußt. Er machte eine 

tiefe Verbeugung. »In einem Jahr werde ich meinen augenblicklichen 
Dienst beendet haben und Jung-Milan sein. Danach erwartet mich 
wiederum zwei Jahre später mit der Schwertleite Amt und Titel eines 
Barons von Schweckingen.« 

Sieh einer an. Der Junge würde Nachfolger des Freiherrn Sebastian 

sein, wenn Rolands Vermutungen nicht trogen. 

In würdevoller Haltung führte der  Page die beiden Cameloten 

dorthin, woher vielstimmiges Gemurmel eine größere 
Menschenversammlung vermuten ließ. 

Die Führung endete in einem Saal, der mindestens so groß war wie 

die Halle auf Schloß Camelot. Schlagartig verstummte jede 
Unterhaltung. Es wurde still in dem riesigen Saal. Roland 
verlangsamte seinen Schritt nicht und ging auch nicht schneller. 
Knappe Louis paßte sich den Bewegungen seines Herrn vollkommen 

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an. Er hatte die unbekümmerte Meinung, solange er im Schatten 
Rolands atmete, könne ihm nichts passieren. 

Wenn Ritter Roland auch so tat, als nähme er nichts um die eigene 

Person wahr, sah er in Wirklichkeit genau, was geschah. Da waren 
die beiden Doppelreihen rechts und links. Von der Saaltür bis zum 
Thron. Konnte man diesen schwer geschnitzten Eichenstuhl auf der 
Empore überhaupt einen Thron nennen? Die Doppelreihen wurden 
von Gewappneten gebildet. Das waren die Kriegsknechte. Sie 
standen bei dem Besitzer der Burg oder dessen Lehnsherrn in Dienst 
und Sold. Dahinter kam die Menge der Ritter und adeligen Freireiter. 
Roland fiel manch kühnes, gut geschnittenes Gesicht auf. Wenn 
diese Herren alle zum Orden der Brüder des Roten Milans gehörten, 
dann mochte Camelot sich vorsehen. Auf der Empore, neben dem 
Stuhl, stand ein bemerkenswerter Mann. Er hatte ein kühnes Gesicht 
in einem langschädeligen Kopf, der auf einem großen, 
durchtrainierten Körper saß. Wenn er sich bewegte, so sah man 
genau, wie die Muskeln unter dem dünnkettigen Panzerhemd 
spielten. Stolz sah er Ritter Roland und seinem Knappen entgegen. 

»Ihr also seid Roland, der Held aus Camelot«, rief er laut. Seine 

Stimme trug weit und klang angenehm. 

Roland hatte inzwischen die Empore erreicht und verneigte sich 

leicht. »Habe ich die Ehre, vor dem Herrn der Schwarzenburg zu 
stehen, vor dem  Freiherrn Sebastian, dem Ritter von der Schwarzen 
Rose?« 

»So ist es.« 
Die Stimme des Burgherrn wurde um eine Kleinigkeit härter im 

Klang. 

Ritter Roland ließ sein Gegenüber keine Sekunde lang aus den 

Augen. Freiherr Sebastian, der Herr der Schwarzenburg und Ritter 
von der Schwarzen Rose stand drei, vier Handbreiten höher als 
Roland. Das gab ihm in den Augen unbeteiligter Dritter etwas von 
Überlegenheit. Freiherr Sebastian hatte mächtig breite Schultern. Er 
konnte Roland an Stärke kaum nachstehen. Auch war ihm der 
kampfbereite Mut gegeben, seine Kraft ständig mit stets neuen 

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Gegnern zu messen. Mit Gegnern, welche ihm zumindest 
gleichwertig waren. Auch einem Strauß mit überlegenen 
Widersachern wich er nicht aus. 

»Seid Ihr der oberste Mann der Gemeinschaft, welche sich Orden 

der Brüder vom Roten Milan nennt?« 

»Ja. Ihr wollt doch Mitglied werden, wie man mir sagte, Ritter 

Roland?« 

Roland hob die Hand. Das machte jedem klar, daß er Einwände 

hatte und keinesfalls daran dachte, sich jeder Bedingung zu beugen. 

»Ja! Vorausgesetzt, ich verliere den Holmgang, zu dem ich den 

besten Ritter des Ordens zu fordern habe. Um Camelots und um 
meines Königs willen.« 

Stille folgte diesen Worten. Der Burgherr schien um Handbreiten 

zu wachsen. Dann sprach Freiherr Sebastian. 

»Gut gesprochen. Als oberster Vertreter des Ordens im hiesigen 

Bereich nehme ich die Forderung an. Holmgang. Kampf bis zur 
Entscheidung. Der Sieger bestimmt das weitere Schicksal des 
Unterlegenen. Männer, bringt dem Ritter aus Camelot Rüstung und 
Gewaffen.« 

Ein Tosen ohnegleichen erfüllte den Saal. Die zwei Doppelreihen 

Gewappneter schlugen Schwerter und Äxte gegen ihre Schilde, daß 
es nur so dröhnte. Ein Wort beherrschte wie schwerer Glockenschlag 
die Burg: 

»Holmgang!« 

Sie standen einander im Saal gegenüber. Jeder hatte zwei 
Sekundanten. Herren vom Stand. Alle vier auch dem Orden vom 
Roten Milan zugehörig. Jeder besaß daneben außer dem Schild und 
dem Harnisch nur das Schwert. 

Das Schwert des Burgherrn war doppelt so breit wie die üblichen 

Waffen. Außerdem wies es am Ende der Klinge nach Art 
orientalischer Säbel eine leichte Biegung auf. 

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Die Sekundanten bestimmten den Takt der Begegnung. Ihre 

Kommandos kamen so zur gleichen Zeit, als hätten sie das Ritual 
wieder und wieder geübt. »Bindet die Klingen!« 

Die Schwerter fuhren hoch. Sie trafen sich genau in der Mitte zu 

Häupten der Zweikämpfer. 

»Los!« 
Die Schwerter zuckten gegeneinander. Wieder. Wieder und zum 

dritten Mal. Keiner gab nach. Weder der Ritter von der Schwarzen 
Rose noch Roland aus Camelot verbuchte einen Treffer. Der Kampf 
blieb unentschieden bis zum vierten Gang. Da sah es so aus, als 
könne der Herr der Schwarzenburg einen Treffer landen. Doch in 
allerletzter Sekunde gelang es Roland, die Kombination von Schlag, 
Stich und wieder Schlag des Gegners abzuwehren. Dafür traf 
Rolands Klinge jetzt mit einem starken Preßschlag den Gegner. 
Sofort setzte Roland mit dem Schild nach. Er traf. Freiherr Sebastian 
schwankte. Jetzt hätte Ritter Roland zäh nachsetzen müssen. Das 
aber ließen die Sekundanten nicht zu. Sie schirmten ihren Schützling 
gleich doppelt ab. Roland wartete die nächste Gelegenheit ab. Die 
kam nicht so bald. Denn der Herr der Schwarzenburg war gewarnt. 

Jeder Gang dauerte zwei Minuten. Danach wurden zwei Minuten 

Pause eingelegt. Alles in allem kam durch die Last von Rüstung, 
Harnisch und dem ständig bewegten Schwert eine große 
Anstrengung zusammen. 

Während man Ritter Roland kaum Müdigkeit ansehen konnte, 

zeichneten sich auf dem Lentner des Freiherrn dunkle Flecke ab. 

Die Zuschauer im weiten Rund des Saales machten jede Bewegung 

mit. Sie gaben auch ihren Empfindungen in gedämpfter Lautstärke 
Ausdruck. 

Nach dem siebten Gang wurde Roland überlegen. Sein Gegner 

konnte das verhängnisvolle Geflecht ineinanderfließender 
Schwerthiebe nur noch mühsam abwehren. 

Bestimmt kannte Freiherr Sebastian den Trick, einem Gegner 

durch den Griffhebel das Schwert zu entwinden. 

Dennoch aber fiel er just darauf herein. Zwar versuchte er entsetzt, 

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dem Verhängnis zu entkommen. Aber da half weder ein Schritt 
zurück noch zur Seite. Rolands Schwertspitze blieb im Griffkorb des 
Gegners. Der Ritter aus Camelot setzte den Hebel an. Freiherr Seba-
stian fluchte lästerlich, als ihm sein Schwert entrissen wurde. Die 
Klinge mit der seltsam gebogenen Spitze schwirrte über die Köpfe 
der Zuschauer hinweg. Einer aus der Menge der Ritter entging nur 
dadurch einer Verletzung, daß er sich duckte und das Schwert des 
Herrn der Schwarzenburg so über ihn hinwegsauste. 

»Aus«, kommandierten die Sekundanten vierstimmig. 
Rolands Schwert glitt vor dem Gesicht des Gegners nach rechts 

und nach links. 

»Ich biete Euch Quartier, Freiherr Sebastian.« Ritter Rolands tiefe 

Stimme klang so, als läge ihr daran, ein Echo zu wecken. 

»Quartier angenommen. Was sind Eure Bedingungen, Ritter 

Roland?« 

»Sagt mir die Wahrheit über Ergehen und Geschick meines Königs 

Artus. Sagt mir bei Eurer Ritterehre, was aus dem Gefolge des 
Königs wurde. Zum Beispiel aus einem gewissen Percy Heißblut von 
der Aue, dessen Silberbecher uns unlängst und hier auf Eurem Besitz 
in die Hand fiel.« 

Da erhob sich drohendes Murmeln ringsum. 
»Stopft dem Riesen und Schlagetot das Maul!« forderte eine grobe 

Stimme aus der Menge. 

Die Zuschauermasse hatte auch andere Vorschläge zu bieten. 

»Laßt sie weitermachen. Was sie bis jetzt gezeigt haben, war ein 
Probegalopp.« 

Die Aufforderung zum Weitermachen überwog. Freiherr Sebastian 

aber dachte zu ritterlich, um einmal getroffene Vereinbarungen 
wegzuleugnen. Er hob die Hand. Seine Autorität wirkte auch jetzt 
noch. Denn sofort wurde es still im Saal. 

»Ich räume ein, daß ein überlegener Gegner mich in ehrlichem 

Kampf besiegte. Zu Geschick und Ergehen des Mannes, welchen du 
deinen König nennst, kann ich dich nur an die nächste Station 
verweisen. Reite hin nach  Pontenor. Suche die Burg des Ritters von 

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der Roten Rose. Fordere den Standesherrn Armand zu Buhurt oder 
Tjost. Er wird dir weiterhelfen können.« 

»Und der Mann, dessen Becher wir fanden?« 
Die Augen im kühnen Gesicht des Freiherrn Sebastian wirkten 

erloschen, als er jetzt den Blick Ritter Rolands suchte. 

»Ich kenne ihn nicht. Bei meiner Ehre. Bleibt dein Antrag auf 

Mitgliedschaft im Orden der Brüder vom Roten Milan bestehen?« 

Längst hatte Ritter Roland sein Schwert vom Gesicht des 

Duellgegners fortgenommen. Er wiegte sich leicht in den Knien. 

»Du legst Wert darauf, die Wahrheit zu hören. Ist es so, Freiherr?« 
»Natürlich.« 
»Es wird dich weder kränken noch wundern, wenn du hörst, daß 

ich alles einsetzte, was möglich war, um dich zu sehen und zu 
sprechen.« 

»Es  wäre nicht nur gut, sondern auch schön gewesen, dich als 

Ordensbruder zu begrüßen. Doch bist du mir als ehrlicher Feind 
lieber, denn als weicher, halbherziger Freund. Glück mit dir auf allen 
Wegen, Roland, Ritter aus Camelot.« 

Freiherr Sebastian, Herr der Schwarzenburg und Ritter der 

Schwarzen Rose hatte sein Kettenhemd am Halse geöffnet. In diesem 
Augenblick surrte etwas heran, was einem bunten Schwirrvogel 
glich. Es landete genau in der Halsgrube des Freiherrn Sebastian, riß 
ihn von den Beinen und stellte sich als ein vierfarbig befiederter 
Armbrustbolzen heraus. 

Die Menge im Saal stöhnte. Freiherr Sebastian lag auf dem Boden! 

Doch in schier übermenschlicher Anstrengung zwang er sich zum 
Sprechen. 

»Freies Geleit für Roland und Begleiter. Sie haben zwölf Stunden 

Vorsprung. So will es der Milan.« 

Die Stimme des wunden Mannes war bis in den letzten Winkel zu 

hören und zu verstehen. Was er sagte, galt auf der Schwarzenburg. 
Eine dichte Menschentraube umstand den Ritter. Schließlich wurde 
er aufgehoben und weggetragen. 

»Platz«, forderten rauhe Stimmen. »Platz für unseren Herrn.« 

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Roland wußte, ohne sich umzusehen, daß Knappe Louis hinter ihm 

stand. 

»Wir haben zwölf Stunden«, sagte er leise. »Sie werden uns nicht 

verfolgen. Hast du gesehen, wo der Armbrustschütze stand, Louis?« 

»Nicht einmal einen Schatten. Dem Ritter wird nicht mehr zu 

helfen sein. Verletzungen dieser Art sind kaum zu heilen. 
Armbrustbolzen bringen meistens den Tod.« 

»So geht der Orden vom Roten Milan mit seinen Mitgliedern um. 

Das sollten wir uns merken, Louis.« 

»Ist schon zur Kenntnis genommen, Herr.« 
Machte es die allgemeine Verwirrung über die Niederlage und den 

Anschlag auf den Burgherrn, daß man ihnen den Weg bereitete? 
Niemand hielt den Ritter aus Camelot und seinen Knappen auf. Hier 
und da tastete einer der Kriegsknechte zur Waffe. Doch die beiden 
sahen sich keiner Drohung ausgesetzt. Unangefochten erreichten sie 
ihre Kammer. Es rauschte, als werde Seidenstoff hastig bewegt. 
Dann wurde aus dem Geräusch ein Mensch. Eine Frau. Das 
Bettelweib. 

»Hat das sein müssen?« fragte sie vorwurfsvoll. 
Sie tat so, als sei sie mit den Männern aus Camelot einer Meinung 

und habe auch die gleichen Aufgaben. Roland packte ihren Arm. Der 
Griff war so hart, daß das Weib aufschrie. 

»Du tust mir weh. Schuldest du mir keinen Dank?« 
Ritter Roland entgegnete kalt: »Dank und Treue schulde ich allein 

Camelot und meinem König Artus.« 

Da begann die Frau offenbar zu ahnen, wohin sich das Schiff 

wendete und was auf sie zukam. Sie wollte sich zurückziehen. 
»Hannes!« rief sie. »Hannes!« 

Zuerst zitterte ihre Stimme, aber schon beim zweiten Namensruf 

war sie selbstsicher und fühlte sich in gewohnter Weise überlegen. 

Roland gab das Weib nicht frei, obwohl es heftig von ihm fort 

strebte. 

Der Mann, nach welchem Stine schrie, mußte sich offenbar ganz in 

der Nähe aufgehalten haben. Er rannte unversehens Roland an. 

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»Laß sie los, du Strolch!« 
Den Schimpfnamen hätte er sich besser gespart. Denn jetzt 

sprengte Rolands Zorn alle Dämme. Als dann der Mann gar noch 
verwegen oder besser verblendet genug war, den Ritter aus Camelot 
tätlich anzugreifen, da sah es gar übel für das Bettelpaar aus. 

Stine versuchte, zu retten, was zu retten war. Sie rief schrill: »Aber 

du gehörst doch zum Orden!« 

Das half gar wenig. 
»Ich gehöre Camelot und meinem König. Der Orden hat seinen 

Anspruch auf mich verloren, wie du selbst sehen konntest. Und nun, 
hinweg mit euch.« 

Er schleuderte Stine gegen den Bettelmann. Hannes hatte ein 

langes, dünnes Stilett gezogen. Bettlerin Stine  stürzte genau in die 
Klinge. Die Frau schrie. Das Wehklagen und Lamentieren half 
wenig. Der Anprall riß den Bettelmann von den Beinen. 

Die empörte Frau hatte ihm das Stilett entrissen, den Mann also 

waffenlos gemacht. Dazu rief sie aufgebracht: »Ja, was fällt denn dir 
ein? Den eigenen Partner, das eigene Weib abzustechen? Willst du 
am Ende einem helfen, der mich hat entehren wollen?« 

Die Rede weckte heftigen Protest. 
»Der und dich entehren wollen? Das Gegenteil ist die Wahrheit. 

Du hast zu ihm gewollt, damit er...« 

Blitzschnell verabreichte das Bettelweib dem Mann eine 

Maulschelle. »Wirst du wohl ruhig sein?« 

Ohne Ritter Roland wäre der eheliche Streit wahrscheinlich jetzt so 

richtig aufgeflammt, und sie hätten einander mit Hand und Fuß 
tätlich zugesetzt.  Roland aber ergriff links die Frau und rechts den 
Mann. Rauh stieß er sie erst gegen die nächste Wand und danach mit 
der Stirn gegeneinander. Sie heulten fürchterlich. Sobald Roland sie 
losließ, flohen sie. Erst als sie sich in Sicherheit glaubten, hoben sie 
drohend die Fäuste. 

»Das wird euch noch leid tun.« 
Knappe Louis setzte zum Spurt an. Bettelmann und Bettelweib 

steigerten ihre Anstrengung. Niemand war ihnen zu Hilfe 

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gekommen. Dies mochte als Zeichen dafür gelten, daß Freiherr Seba-
stians Wort immer noch bestimmte, was auf der Schwarzenburg 
geschah. Sie hatten zwölf Stunden Vorsprung. Das war viel, konnte 
aber auch nicht genug Zeit sein, um die Burg Pontenor zu finden. 

Der Gang wurde still. Das Bettlerpaar mußte Unterschlupf 

gefunden haben. 

»Wo finden wir Samum und unsere Saumpferde?« 
»Die Burgen sind überall gleich angelegt, Herr«, meinte Louis. Der 

Knappe war innerlich nicht annähernd so gelassen und ruhig, wie er 
tat. Doch er wußte, daß in ihrer Situation nichts so tödlich sein 
konnte wie ein unsicheres, furchtvolles Herz. 

»Gehen wir?« 
Sie hatten zusammengepackt, was in der Kammer ihnen gehörte. 

Sie gingen. 

Vom Saal her drang kein Laut zu ihnen. Es hätte sie sehr 

interessiert, obwohl Freiherr Sebastian die geringste Aussicht hatte, 
den Armbrustschuß zu überleben. 

Die Schwarzenburg schien ausgestorben. Nirgendwo waren 

Wachposten zu sehen. Niemand hielt sie auf. Ohne Mühe fanden sie 
die Stallungen. Die Pferdeburschen hatten ihre Arbeit längst 
eingestellt. 

Ein machtvolles Wiehern schallte ihnen entgegen. Samum hatte 

seinen Herrn gewittert. 

Knappe Louis sattelte die Pferde. 
Fünf Minuten später trabten sie über den Burghof. Mit hochrotem 

Gesicht und deutlich erkennbar gegen seinen eigentlichen Willen, 
drehte der Wachhabende die Zugbrücke hinunter. Die Hufe 
donnerten über die Bohlen. 

Sie hatten zwölf Stunden Vorsprung. Ritter Roland war grimmig 

entschlossen, diese Zeit gut zu nützen. 

Erst am folgenden Morgen begegneten sie einem Menschen. Die 

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Wälder lagen hinter ihnen. Ein Schäfer führte seine blökende Herde 
über die Heide. Wachsame Hunde umkreisten die Schafe. Von Ritter 
Roland und seinem Begleiter nahmen die Hunde kaum Notiz. 

Wenn Louis' Zeitberechnung stimmte, so mußten just zu dieser 

Zeit die Brüder des Ordens vom Roten Milan von der 
Schwarzenburg zur Verfolgung ansetzen. 

Sie hatten während der Nacht eine ziemliche Strecke zurückgelegt. 

Nun wollten sie feststellen, in welchem Teile Galliens sie sich 
aufhielten und wie sie zur Burg Pontenor kamen, wo der Ritter von 
der Roten Rose residierte. 

Gelassen sah der Schäfer Roland entgegen. 
Die Augen des Mannes bezeugten, daß er ein beneidenswert 

ausgeglichenes Gemüt besaß. Während er die Ankömmlinge 
musterte, wobei ihm bestimmt keine Einzelheit entging, vergaß er 
sein Amt nicht. Ein Pfiff weckte die Aufmerksamkeit der Hunde. Ein 
Wurf mit der Schäferschaufel gab den Hunden die Richtung an, in 
welcher sie tätig werden sollten. Der Schäfer besaß genügend 
Selbstbewußtsein, zu warten, bis Roland und Louis grüßten. 

»Kann ich helfen?« fragte er dann. 
»Ja«, gab Roland unumwunden zu. »Wohin müssen wir reiten, um 

nach Pontenor zu kommen?« 

Roland hatte den Milan längst gesehen, der in großer Höhe über 

der Heide kreiste. Doch, was er jetzt miterlebte, würde er dem 
Raubvogel nicht einmal annähernd zugetraut haben. Zwei Lämmer, 
unsicher staksig noch auf ihren Beinen, waren dickköpfig genug 
gewesen, sich der Aufsicht ihrer Mutter zu entziehen. Sie grasten 
unmittelbar neben einem Dornengebüsch. Niemand gewahrte den 
Milan, der zum Sturzflug ansetzte. Der Raubvogel fiel wie ein Stein. 
Erst unmittelbar über dem Erdboden bremste er seinen Flug ab. Jetzt 
rauschten die Fittiche, als stiebe ein ganzes Taubenvolk hoch. Die 
Lämmchen wußten nicht, wie ihnen geschah. Der Milan hatte in 
beiden Fängen je ein blökendes Lamm. Er stieg auf. Das geschah 
während der ersten Flügelschläge noch schwerfällig. Doch von 
Sekunde zu Sekunde wurde er schneller. Er wäre ohne Frage mit 

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seinem Raub entkommen, hätte nicht Knappe Louis blitzschnell nach 
Pfeil und Bogen gegriffen. Louis brauchte nicht lange zu zielen. Er 
traf den Milan in die Brust. Der Räuber glitt zu Boden. Seinen Fang 
aber ließ er nicht los. Die Lämmchen taten, was sie konnten, den 
stahlharten Raubvogelkrallen zu entkommen. Doch der würgende, 
schmerzende Griff lockerte sich nicht einmal, als der Milan schon tot 
im Heidekraut lag. 

Louis half den Tieren. Sie hüpften zu ihrer Mutter. Der Schäfer sah 

aus, als wolle er Louis seine spitze Wurfschaufel wie eine Lanze in 
den Körper rennen. 

Schon hatte Ritter Roland sein Schwert gezogen. Er hielt die Waffe 

so, daß er jederzeit eingreifen konnte. 

»Mir scheint, die Tat meines Knappen ist nicht des Tadels wert, 

sondern hat Lob verdient. Oder sind dir die Lämmer nicht bedeutend 
genug?« 

Das Gesicht des Schäfers drückte Unsicherheit und Angst aus. »Ich 

würde mich ehrlich bedanken, hätte er nicht ausgerechnet dem roten 
Milan eine schon geschlagene Beute entrissen. Das geht gegen das 
oberste Gesetz bei uns.« 

»So steht das Leben eines Raubvogels höher im Kurs, als ein 

nützliches Schaf?« 

Rolands Frage wurde prompt beantwortet. 
»Bei uns. Und wenn Ihr und Euer Knappe nicht schleunigst das 

Weite sucht, so ist Euer Leben verwirkt. Sie hängen den Knappen 
auf. Ohne Erbarmen und ohne Verhandlung.« 

»Wegen einem Milan? Einem Raubvogel?« 
Der Schäfer nickte. »Ja. Und wie ich selber über den Fall denke, 

hat gar nichts zu sagen. Im Gegenteil. Ich muß den toten Milan 
genau so abliefern wie die ihm entrissenen Lämmer. Außerdem habe 
ich eine genaue Meldung zu machen. Versäume ich das, so hängen 
sie mich an Stelle des Knappen.« 

Der Schäfer wurde immer aufgeregter. »Laßt den Milan liegen!« 
Knappe Louis hatte den Milan ergriffen und hielt den Raubvogel 

hoch wie ein geschlachtetes Huhn. Es war ein besonders stattliches, 

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ausgewachsenes Exemplar der Milanrasse. 

»Bei uns sind schon Bauern an den Galgen gekommen, weil sie die 

Milane mit dem Reisigbesen ihren Hühnerställen fernhielten.« 

Louis hielt den Schäfer für verrückt. »Wenn es nach euren 

Gesetzen so schlimm ist,  was ich tat, so vergiß es doch einfach. Du 
hast deine Lämmer zurück, ich tat, was tun zu müssen ich glaubte, 
und niemand außer uns hat etwas gesehen.« 

Der Schäfer machte eine Geste, welche das ganze Himmelsrund 

umschloß. »Das weiß man bei uns nie genau. Milane sind überall.« 

Und als gehörten diese Worte des Schäfers in der richtigen Weise 

unterstrichen, kreisten plötzlich zwei dunkle Punkte über dem 
Gewölk. Sie wurden größer und wurden kleiner und blieben 
allgegenwärtig. 

»Ich werde sagen, ja, es sei um diese Zeit Bewegung in der Heide 

gewesen. Doch, was da genau los war, konnte ich leider nicht 
erkennen. Mehr als das kann ich nicht tun.« 

Roland meinte: »Wie war das Leben eigentlich bei euch, ehe es die 

Milane gab, die jetzt alles bestimmen?« 

Der Schäfer ging nicht darauf ein. Er trieb seine Hunde an. Mit 

Worten, grellen Pfiffen und Spatenwurf. Die Herde geriet in 
Bewegung. Die Tiere begannen, zu wandern. Die Lämmchen, welche 
den Milanfängen entkommen waren, hielten sich jetzt dicht bei der 
Mutter. Jedes Tier hatte drei rotglänzende Punkte im Fell. Die Fänge 
der Milane waren sehr scharf. Der Schäfer sah sich kein einziges Mal 
um. »Man könnte den Milan direkt um die Stellung beneiden, die er 
hier einnimmt.« Das brummte Knappe Louis. »Reiten wir weiter, 
Herr?« 

Roland hatte Samum schon zu verstehen gegeben, daß die Rast zu 

Ende war. Sie trabten über die Heide. Nicht lange und irgendwo 
hinter dem Horizont wurden Glocken geläutet. Der Wind brachte den 
Klang mit. Unwillkürlich wurden die Pferde schneller. Dann sahen 
sie das Dorf. Es war klein. Sechs, sieben Haushöfe scharten sich um 
einen Kirchturm, der ganz gut der Turm einer Burg hätte sein 
können. 

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Im Schatten des Kirchturms stand ein Dutzend Menschen. Männer 

und Frauen. Sie warteten vor einem offenen Grab. Der Priester im 
schwarzen Ornat hatte wohl gerade seine Rede beendet. Der Sarg lag 
noch auf den Querbalken. Die Augen aller Anwesenden starrten 
Roland und seinem Knappen entgegen. 

»Frieden euch allen und Frieden besonders dem da, dessen 

Erdenfahrt beendet ist.« So sprach Knappe Louis. »Ist jemand so 
nett, uns den Weg zur Burg Pontenor zu beschreiben? Wir meinen 
die Burg, welche dem Ritter von der Roten Rose gehört. Nanu, habe 
ich etwas Falsches gesagt? Mit Verlaub, wir wollten niemanden 
kränken.« 

Das war auf die Reaktion der Menschen gemünzt. Die ganze 

Trauergemeinde betrachtete den Knappen Louis und seinen Herrn 
Roland mit allen Anzeichen äußersten Erschreckens. Verschiedene 
Frauen hielten sich die Finger der rechten Hand gespreizt vor Augen 
und Stirn.  Das galt damals unter abergläubischen Gemütern als 
sicheres Mittel gegen den bösen Blick. Keiner achtete so richtig auf 
das, was im Umfeld von Dorf und Kirchturm geschah. Da sprengte 
ein Reitertrupp auf schnellen Pferden heran. Die Lentner der 
Kriegsknechte, ihre Helmzier sowie die Schilddekoration und die 
Lanzenbemalung wiesen vorwiegend die Farbe Rot auf. Sie mußten 
in einem bestimmten Auftrag unterwegs sein. 

»Wer wagt es, den Befehlen des großen Milan-Ordens zuwider zu 

handeln und dem Verräter Bantin  ein ordentliches Begräbnis zu 
geben? Bantin hat wie ein Hundsfott gelebt, starb wie ein Hundsfott 
und soll auch als Hundsfott auf dem Schindanger enden. So will es 
Engelbert, unser Herr, so will es der große Milan-Orden. Zum letzten 
Mal: Nehmt die Bahre auf und schafft sie zum Schindanger!« 

Die Trauergemeinde mochte Angst haben, daß die Knie 

schlotterten. Doch sie blieben dem Vorsatz treu, der sie auf den 
Kirchhof und an das offene Grab geführt hatte. 

Trotzig rief ein grauhaariger Mann: »Bantin ist uns ein guter Herr 

gewesen. Wir erweisen ihm Ehre, aber wir tun ihm keine Schande 
an.« 

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Das hatte der Graukopf kaum gesagt, da traf ihn schon der derbe 

Schlag mit einer Lanze quer über den Rücken. Niemand konnte ihm 
helfen. Denn unversehens hatte die ganze Trauergemeinde und sogar 
der Pfarrer alle Hände voll zu tun. Nur um Ritter Roland und seinen 
Knappen kümmerte sich vorerst niemand. Die Gewappneten hatten 
leichtes Spiel. Die Trauergemeinde war unbewaffnet. Beinahe 
zwangsläufig gerieten die Kriegsknechte an Roland und den 
Knappen. 

»Seid ihr Verwandte oder Freunde des Hundsfotts Bantin?« fragten 

rauhe Kriegerkehlen. 

Sie bekamen prompt Antwort: »Hört zu: Wenn mein Knappe und 

ich Verwandte oder Freunde eines Hundsfotts sind, so seid ihr 
allesamt die widerlichsten Bastarde unter der Sonne. Wer seine 
Stimme hier und jetzt dagegen erhebt, der wird es bereuen!« 

Die Trauergemeinde hatte sich in alle Winde zerstreut. 

Wahrscheinlich beobachteten sie jetzt aus einem ihrer Meinung nach 
sicheren Winkel, was geschah. Die Gewappneten glaubten sich in der 
Überzahl. Zehn gegen zwei. Das war eine sichere, leichte Rechnung. 
Sie ritten schon lange genug miteinander, um sich gut zu kennen und 
eingespielt zu sein. Daß alle bisherigen Regeln nicht auf den 
heutigen Tag und auf diese Stunde anzuwenden waren, wurde ihnen 
erst klar, als sie die Verliererstraße schon betreten hatten. 

Sie wollten es mit Roland und dem Knappen genauso machen wie 

vorher mit der Trauergemeinde. Wahllos droschen die Lanzen auf 
die Menschen ein. Hier und da versuchte auch einer, zuzustechen. Da 
machte Roland Ernst. Er packte zu. Da die Besitzer der 
Lanzenschäfte, welche er attackierte, ihre Waffen unbedingt behalten 
wollten, flogen sie von ihren Pferden. Dann brach Roland beide 
dicke Lanzen mitten im Schaft ab und drosch mit den Resten auf die 
Gewappneten ein. Was die Kriegsknechte nie für möglich gehalten 
hätten, geschah jetzt. Sie standen zu zehn gegen zwei und wurden 
trotzdem derb verprügelt. 

Hätten sie die Niederlage akzeptiert, es wäre ihnen kaum mehr 

geschehen. Aber da zogen ihrer drei das Schwert, weil sie sich 

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einbildeten, so eine schimpfliche Niederlage nicht ertragen zu 
können. 

Sie überschätzten die eigenen Kräfte und Möglichkeiten restlos. 

Denn Roland brauchte genausowenig sein Schwert zu ziehen wie 
dies Knappe Louis nötig hatte. Die Kriegsknechte rutschten in die 
Niederlage ihres Lebens. Nur zwei entkamen und glaubten sich 
schon durch die Schnelligkeit ihrer Pferde  endgültig in Sicherheit. 
Welch verhängnisvoller Irrtum. Die zwei aus Camelot holten sie just 
da ein, als sie die Masse ihrer Kameraden erreichten. 

Die bildeten einen mehrfach gestaffelten Einschließungsring um 

eine Burg. Die lag hinter fünf durch Steinwälle voneinander 
getrennten, breiten Wassergräben im flachen Land. Der Hügel, den 
sie bedeckte, mußte künstlich aufgeschüttet worden sein. 

Während die Belagerer an vier verschiedenen Stellen je drei große 

Katapulte in Stellung gebracht hatten, blieben die Mannschaften in 
der Burg auch nicht tatenlos. Sie feuerten mit Bogen und Armbrust, 
was immer die Sehne hergab. Wer unvorsichtig genug war, an den 
ersten Wassergraben zu kommen, den beschossen sie mittels 
sogenannter »Krebse«, handlicher, leistungsstarker Kleinkatapulte 
mit Steinkugeln, flüssigem Blei oder heißem Erdpech. Gerade 
führten drei, vier Soldaten so einen Unglücklichen zum Zelt des 
Feldschers. Der Mann hatte eine Krebs-Ladung glühenden Bleis über 
Kopf und Oberkörper bekommen. Der Schmerz setzte ihm derart zu, 
daß er nicht einmal mehr schreien konnte. Jetzt feuerten die 
Belagerungskatapulte eine volle Ladung ab. Steine, Brandtöpfe und 
sogar Weidenkörbe mit zappelnden Giftschlangen landeten irgendwo 
in der Burg. 

Ritter Roland und Knappe Louis  hatten ihre Gegner eingeholt und 

niedergeschlagen. Die beiden aber konnten noch laut schreien. 

»Freunde von Bantin.« 
Der Name mußte hier keine Empfehlung sein. Denn kaum war er 

gefallen, sahen die aus Camelot sich von Dutzenden Männern 
umgeben. Kein einziger davon machte ein freundliches Gesicht. 
Schon prallte der erste Schwertstreich von Rolands Kettenhemd. 

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Flugs stellte sich Knappe Louis Rücken an Rücken mit seinem 
Herrn. 

»Camelot«, schrie Knappe Louis und spürte im Schwertarm, daß er 

soeben einen Gegner schwer getroffen hatte. 

»König Artus«, brüllte Ritter Roland mit Donnerstimme. Der 

Mann vor Rolands Schwertspitze brach zusammen, als habe ihn der 
Blitz gefällt. Es gehörte zu Ritter Rolands Natur, keinem Kampf 
auszuweichen. Er schrie laut und drang auf seine Gegner ein. 
Gegner? Feinde? Er konnte sie nicht anders einordnen. Denn sie 
waren erklärte Feinde seines Königs und Feinde Camelots. 

»Camelot!« 
»Artus!« 
Roland und sein Knappe schlugen sich in des Wortes wahrster 

Bedeutung in  Richtung belagerte Burg durch. Da gingen die 
Zugbrücken herunter. Und ehe die Katapulte auf neue Ziele, wie 
eben die Zugbrücken, eingerichtet werden konnten, galoppierten 
schon sechs Gruppen Geharnischter gegen die Belagerer. Sie schrien 
den gleichen Schlachtruf, dessen sich auch Roland und sein Knappe 
bediente. »Camelot!« »König Artus!« Sie mußten das Eintreffen und 
Kämpfen Ritter Rolands als Entsatz werten. 

Die Belagerer wichen. Erst zäh. Sobald aber eine pfiffige Gruppe 

der Ausbrecher aus der Burg zwei von den vier Katapultstellungen 
im Handstreich eroberte, da war kein Halten mehr in den Kriegern. 
Sie wendeten die Pferde. Wer kein Pferd besaß, rannte zu Fuß. Er 
holte an Schnelligkeit aus sich heraus, was immer ihm von der Natur 
gegeben war. 

Ein Ritter mit eisgrauem Haar löste sich aus der Schar der 

Katapulteroberer. 

»Sei gegrüßt, Ritter Roland. Selten war mir dein Anblick so 

willkommen wie heute.« 

Mißgelaunt sah Knappe Louis zu, wie sich sein Herr Roland mit 

Ritter Wilhelmus umarmten. 

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Es war und blieb immer das gleiche Ritual, mit welchem auf Schloß 
Camelot der Tag endete. Der König kontrollierte die Wachen. 
Sodann stieg er in die Verliese. In den Kerkern vergewisserte er sich, 
daß vor allem Königin Ginevra nicht versucht hatte, ihre Freiheit zu 
gewinnen. 

Für jemanden wie Volker vom Hohentwiel war der Fall völlig klar. 

Dieser Mann, der sich als König ausgab, konnte unmöglich Artus 
sein. Mochte er ihm auch noch so sehr gleichen. Die Verschiedenheit 
der beiden lag im Charakter. Von Roland war noch keine Botschaft 
gekommen. 

Die einfachen Leute hatten auf Camelot noch nie eine für sie derart 

gute Zeit erlebt. Der König verwöhnte jeden, der sich anstellig und 
willig zeigte, mit Geschenken. Kein Wunder also, daß die Wachen 
bis hinauf zum Schloßhauptmann willfährig gehorchten. 

So wäre wohl auf absehbare Zeit alles in der gewohnten Ordnung 

geblieben, hätte Volker vom Hohentwiel nicht die Gewohnheit 
angenommen, die Majestät beim abendlichen Rundgang zu begleiten. 

Als Sänger Volker mit eigenen Ohren hören  mußte, wie Königin 

Ginevra gequält aufschrie, da legte er alle Zurückhaltung ab. 

»Mit Verlaub, Majestät, aber es geziemt auch einem gekrönten 

Haupte nicht, die Hand gegen wehrlose Damen zu erheben.« 

Damit trat Sänger Volker unaufgefordert in das Verlies. Nur 

spärlich bekleidet hing Königin Ginevra in den Ketten, mit welchen 
sie an die Wand geschmiedet war. Sie warnte Volker. 

»Mach dich nicht unglücklich Ritter vom Hohentwiel. Der Himmel 

wird schon ein Einsehen haben und mir helfen, wenn die Not am 
größten ist. Schweig und halte dich zurück.« 

Das war ein guter Rat. Doch Volker vom Hohentwiel nahm 

Zureden nicht mehr auf. Der Anblick der hilflosen Königin ließ ihm 
den Zorn unwiderstehlich zu Kopf steigen. »Da es keinen anderen 
Weg zu geben scheint, dich zu dir selber zurückzuführen, fordere ich 
Sie auf, »König«, diese Frau hinfort in Frieden zu lassen.« 

»Ach?« sagte der König und fuhr auf dem Absatz herum. Er stellte 

sich dem Manne, der da wagte, ihm Vorschriften zu machen. »Ist es 

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Zeit, in meiner Umgebung ein Exempel zu statuieren? Wohl an denn, 
es sei!« 

Auch der König zog. Mit der Schnelligkeit und in der Art eines 

geübten Schwertkämpfers. Trotzdem erkannte Volker vom 
Hohentwiel, daß er eine Idee langsamer war als der echte König 
Artus. 

Die Klingen prallten gegeneinander. Gleich im ersten Gang gelang 

es Volker, dem Sänger, den Schultertrick anzuwenden. Der besteht 
darin, den Gegner mit einem heftigen Stich oder einem wuchtigen 
Schlag genau in der Schulterbeuge zwischen Arm und Brust zu 
treffen. Entweder gibt der Harnisch nach und der Gegner wird 
verwundet, oder das Schwert fliegt ihm aus der Faust. Hier klirrte des 
Königs Schwert gegen die Kerkerwand. 

Leider hatte Sänger Volker nicht darauf geachtet, was sich hinter 

seinem Rücken und an der Tür abspielte, während er mit dem König 
kämpfte. 

Da waren drei, vier Wachen lautlos hereingekommen. Sie hatten 

sich durch Blicke verständigt. Klar, daß sie dem König helfen 
würden. Sie vergötterten den Mann, der sie verwöhnte. 

»So«, sagte Sänger Volker. »Und jetzt wollen wir sehen, wie weit 

die Unvernunft eines Königs geht.« 

Die Schwertspitze des Sängers zeigte auf das Gesicht des Königs. 

Just da schlug die Wache mit dem kurzen Morgenstern zu. Die 
Stachelkugel an der Kette sauste wuchtig gegen Volkers Kopf. Ihm 
war, als explodiere ein Stern in seinem Kopf. 

- Schade -, dachte er, während er zusammenbrach. 
»Schafft den Hund fort, der Schwert und Hand gegen seinen König 

zu erheben wagte. Werft ihn in den tiefsten Kerker. Er soll 
verhungern und verdursten. Jeder kann sehen, wie ich Verrat bestrafe 
und wie ich Treue belohne.« 

Er griff unter seinen Lentner. Da brachte er Ringe und 

Goldmünzen zum Vorschein. Eine Handvoll und mehr. 

»Nehmt, meine Getreuen«, sagte er. »Nehmt diesen bescheidenen 

Lohn, und laßt mich dann mit dem Weibe allein. Sie wird bestraft 

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werden, wie ich noch nie jemanden bestraft habe.« 

Die Wachen gehorchten. Sie schafften den Sänger Volker vom 

Hohentwiel tatsächlich in den tiefsten Keller des Schlosses. Der 
Mann, welcher vorgab, König Artus zu sein, kühlte seinen Zorn an 
der hilflosen Königin. 

»Gib mir das, was ich als dein Mann verlangen kann, dann bist du 

frei.« Das sagte er bei jedem Schlag, welcher die weiße, glatte Haut 
der Königin traf. Königin Ginevra aber verlor keinen Zoll ihrer 
Haltung. 

»Du wirst niemals erhalten, was du begehrst. Niemals! Zittere vor 

dem Tag und vor der Stunde, da der echte Artus im Schloß erscheint 
und Rechenschaft von dir fordert.« 

Der König oder vielmehr der Mann, welcher vorgab, Artus zu sein, 

hatte heute seinen besonders aktiven Tag. Nachdem er vergebens 
versucht hatte, den Trotz der Königin zu brechen, fiel ihm ein, daß es 
auch noch andere Wege und Möglichkeiten gab, Camelot und seinem 
Monarchen zu schaden. 

»Wachen.« 
Es gab genügend willfähige Kreaturen. Dienstfertig eilten sie 

herbei. 

»Herr?« 
»Holt Maultiere und alles sonst, was Lasten tragen kann. Kommt 

zur großen Schatzkammer. Die ist mir seit neuem nicht mehr sicher 
genug. Ladet alles auf. Ich werde genaue Weisung geben, wohin 
alles gebracht werden soll.« 

Was der falsche König verlangte, geschah. Alle Wagen, alle 

Maultiere, Karren, Saumpferde und was es sonst noch gab in 
Camelot und in der Umgebung des Schlosses, erschien und wurde 
beladen. Aber der König hatte sich verschätzt. In der Schatzkammer 
gab  es weit mehr Geld, Gold, Edelgestein und Kostbarkeiten, als die 
königliche Majestät angenommen hatte. Die Wagen und Lasttiere 
reichten bei weitem nicht aus. 

»Sollen wir noch mehr Pferde und Wagen beschlagnahmen, mein 

König?« 

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Der König winkte ab. »Nicht nötig. Wir warten mit der weiteren 

Auslagerung, bis die erste Kolonne zurück ist. Erst dann geht es 
zügig weiter. Bis alles von Wert sicher auf der Burg des streitbaren 
Engels lagert, die ich zur Schatzkammer meines Reiches zu machen 
gedenke.« 

So lagen  die Dinge also. Camelot sollte langsam aber sicher 

entmachtet und ausgeplündert werden. 

Die Menschen im Schloß ahnten nicht, was da auf sie zukam. Die 

Männer und Frauen im Land glaubten, auf Camelot wäre alles in 
bester Ordnung. 

Nur wenige wußten Bescheid. Waidenhold, Rolands 

Waffenmeister gehörte zu ihnen. Waidenhold brachte es fertig, 
Königin Ginevra trotz aller Weisungen und Befehle des Königs mit 
Lebensmitteln zu versorgen. Das Gleiche gelang dem alten 
Nordlandrecken auch im Falle Volkers. 

Im Verhältnis zu dem König legte sich Waidenhold größte 

Zurückhaltung auf. Vor allem hütete er seine Zunge. Denn der 
Zuträger gab es ähnlich viele wie Speichellecker. Und gar mancher 
in Schloß Camelot versprach sich persönliche Vorteile von dem 
Umschwung im Schloß. Nur Rolands Knappe Pierre wurde von dem 
alten Waffenmeister ins Vertrauen gezogen. Wenigstens in etwa. 

Als die erste Wagenkolonne samt Saumpferden und Maultieren bis 

an die Grenzen ihrer Tragfähigkeit beladen waren und kurz vor dem 
Aufbruch standen, rief Waidenhold lauthals nach dem Knappen. 
»Pierre!« 

»Was gibts denn?« 
»Mach dich sofort für einen Jagdritt fertig.« 
»Jagdritt und um diese Tageszeit? Das ist doch ein Witz.« 
»Frag nicht und maule nicht, sondern tu, was ich dir anschaffe. 

Und komm!« 

Pierre machte sich fertig. Immer wieder ging der Waffenmeister 

zum Fenster. Von da aus konnte man die Gewölbe der 
Schatzkammer sehen. 

»Was haben wir vor, Waidenhold?« 

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»Nimm ruhig an, wir hätten einen feisten Rehbock abzuholen, den 

ich bei der Frühpirsch vergessen habe.« 

Sie ritten noch vor dem Aufbruch der Wagenkolonne aus dem 

Schloß. Von Reh oder anderem Wildbret konnte keine Rede sein. 
Zwar legte sich Waidenhold in der Waldesdickung auf die Lauer, 
und er zwang den Knappen Pierre, seinem Beispiel zu folgen. Doch 
seine ganze Mühe galt einzig und allein dem Schatztransport. 

»Sind wir etwa unter die Räuber gegangen, Waidenhold?« wollte 

Pierre wissen. 

Der Waffenmeister grinste breit: »Höchstens für einen guten 

Zweck, mein Freund!« 

Der Platz war gut ausgewählt. Er lag über einer kleinen Schlucht, 

wie sie um Camelot hier und da anzutreffen sind. Diese 
Geländeeinschnitte sind mitunter als gediegene Verstecke ganz 
nützlich. 

Waidenhold brachte es fertig, sämtliche Wagen, die gesamten 

Maultiere sowie alle Saumpferde abzufangen. Kein Wagenlenker, 
Beifahrer, Maultiertreiber oder Saumpferdereiter kam auch nur zu 
einem Schrei. Auch hinterher, viel später, wußten sie nicht mehr zu 
sagen, als daß ein riesiger Schatten sie gleich hinter Camelot im 
Walde angehalten habe.  Sie berichteten übereinstimmend von einem 
Schlag auf den Kopf und anschließender Bewußtlosigkeit. Als sie 
wieder zu sich kamen, waren sie an Händen und Füßen gebunden. 
Wie Vieh, ehe es zum Markt gekarrt wird. 

Pierre geriet bei seinem Arbeitsteil tüchtig ins Schwitzen. Ihm fiel 

die Aufgabe zu, die kostbaren Lasten in der Schlucht zu verbauen. 
Das gelang ihm zu Waidenholds vollster Zufriedenheit. 

Pünktlich zum Wecken waren Waidenhold und Pierre wieder in 

Camelot. Sie warteten der Dinge, die da kamen. Es gab kein Gebrüll, 
als die ersten Kutscher erschienen und Meldung machten. In sich 
gekehrt hörte der König, was geschehen war. 

»Die Transporte sind ab sofort eingestellt. Die Verlagerung des 

Staatsschatzes wird zu einem späteren Zeitpunkt aufgeschoben.« 

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Die Besatzung der Burg fühlte sich auf wunderbare Weise verstärkt, 
als Roland und Louis zu ihnen gestoßen waren. 

»Ist unser König auch in der Festung?« wollte Roland von Ritter 

Wilhelmus wissen. 

»Nein.« 
Es stellte sich heraus, daß König Artus' Unternehmen  nach der 

sogenannten Salami-Taktik, scheibchenweise ins Unglück gefallen 
war. Zunächst fehlte zwei Tage nach dem Aufbruch von Camelot der 
König. Danach konnten sie jeden Morgen neue Verluste beklagen. 
Schließlich war Ritter Wilhelmus allein übriggeblieben. Den Neffen 
Percy vermutete er in einer Burg, welche einem Schwarzen Ritter 
gehören sollte. 

»Es herrschen gar merkwürdige Sitten in diesem Gallien«, schloß 

Ritter Wilhelmus seinen Bericht. »Was glaubst du, wie glücklich ich 
sein werde, höre ich erst wieder unseren Türmer von den Zinnen 
Camelots die Zeit ausposaunen!« 

»Ihr habt also gar nicht erst in den gallischen Ländern die Runde 

gemacht?« wiederholte Ritter Roland. Roland massierte sein Kinn. 
Der Fall wurde für sein einfaches Gemüt immer undurchsichtiger. 
Nur, daß es dabei um Camelot ging, um das Schloß, um das Land 
und um den Thron, das begriff er. Begriffen war auch, daß er König 
Artus in jeglicher Art von Bedrängnis helfen mußte. 

»Wir kamen ja gar nicht erst zu irgendwelchen Handlungen«, sagte 

Ritter Wilhelmus trotzig. »Nach der Einsatzbesprechung für den 
nächsten Tag war die Majestät... verschwunden ... einfach weg.« 

Für einen bürokratisch denkenden Mann wie Ritter Wilhelmus 

mußte der Vorgang in der Tat unerhört sein. Ohne Beispiel. 

»Und auf welche Weise seid Ihr in die belagerte Burg gekommen, 

die bei unserem Erscheinen entsetzt werden konnte, Herr 
Wilhelmus?« 

Es herrschte eine Art Bürgerkrieg in diesem Teile der gallischen 

Länder. Da war die in der Übermacht stehende Partei der Milane, 

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genau gesagt die Partei des Ordens der Brüder vom Roten Milan und 
die wenigen, welche sich nicht an den Aktionen des Ordensbundes 
beteiligten. 

»Der Ritter Antoine de Forets, ein ehrbewußter, adelsstolzer Herr, 

hat schon immer seinen eigenen Kopf gehabt. Er schloß seine 
Herrschaft von den Unternehmungen des Ordens aus. Er duldete es 
nicht, daß sich die Brüder vom Roten Milan bei ihm breit machten. 
Als sie einen seiner treuesten Anhänger, den Ritter Bantin, 
erschlugen, igelte er sich in seiner Burg ein  und verweigerte die 
Übergabe der Festung. Er verbündete sich mit allem, was gegen den 
Orden war. Und so nahm er auch meinen Knappen und mich sofort 
auf.« 

»Kam er in Schwierigkeiten, weil er dir Obdach gab, Ritter 

Wilhelmus?« 

»Ja. Erst verlangte der Orden meine Auslieferung. Als Antoine de 

Forets den Boten, der mich übernehmen sollte, mit Hohn, Schimpf 
und reichlich Schande wegschickte, rückte das Heer des Ordens an.« 

Ritter Wilhelmus wischte über seine Stirn. 
»Wir hätten uns nicht lange mehr gegen die Belagerer halten 

können. Die Lebensmittel in der Burg sind knapp. Wir sollten die 
jetzige Kampfpause ausnützen und uns nach Camelot durchschlagen. 
Aber davon will Antoine de Forets, der Dickkopf, nichts wissen. Was 
gibt's?« 

Das galt dem Ritter, der auf gar prächtig geschmücktem Roß 

dahertrabte und hinter welchem ein Knappe ritt. Den Vortrab bildete 
ein Trompeter. An dessen Instrument hing ein Wimpel in Rot und 
Gold. Darauf war der Rote Milan auf Seide gestickt. Dieser stilisierte 
Raubvogel bildete auch das Schmuckmotiv auf dem Lentner sowie 
auf dem Schild des Mannes. Auch die Schabracke des starken, 
temperamentvollen Pferdes zeigte in schwerer, gekonnt ausgeführter 
Stickerei, immer wieder den Roten Milan. Rot mußte die Lieblings-
farbe des Mannes sein. Sogar  Harnisch, Kettenhemd und Helm 
mußten rot brüniert sein. Jedenfalls schimmerten die Eisenteile, als 
würden sie von der sinkenden Sonne beschienen. 

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Er verhielt sein schnaubendes Roß wenige Meter vor dem ersten 

Graben. Auf sein Zeichen blies der Trompeter und rief nach dem 
Signal mit lauter Stimme. 

»Roland von Camelot.  Bertram de Lucetier, der Rote Ritter und 

Schildmeister im berühmten Orden vom Roten Milan, fordert dich in 
die Schranken. Stelle dich zum Holmgang.« 

Diese Forderung wurde so ungewöhnlich selbstsicher vorgebracht, 

daß es Ritter Roland schier die Sprache verschlug. Er winkte seinem 
Knappen zu. 

»Bring den Schreihals zum Schweigen, Louis.« 
Ritter Roland schätzte die Situation richtig ein. Der Trompeter 

schickte sich an, Signal und Forderung allen vier Windrichtungen 
mitzuteilen. Louis ritt neben den so prächtig gekleideten Trom-
petenbläser. 

»Hör zu: Den Ritter Roland aus Camelot siehst du drüben. Er hat 

nichts gegen einen Holmgang mit dir oder irgendeinem anderen 
Ordensmitglied.« 

Der Ritter in Rot trabte heran. Er stellte sich in Positur. Roland 

lenkte seinen Samum auf eine Stellung gegenüber dem roten Ritter. 

»Bist du einverstanden, nach dem Kampf in einer Weise, die ich 

bestimme, meinem Orden zu dienen?« Die Stimme des roten Ritters 
klang denkbar selbstbewußt. 

»Wenn ich unterliege, ja.« 
»Daß du verlierst, ist so klar wie die Sonne. Bertram de Lucetier 

wurde noch nie im Holmgang besiegt. Bist du bereit?« 

»Ja.« 
Roland wirkte gegen diesen Gegner ungefähr so wie ein schlichter 

Haussperling gegen einen Buntspecht im Hochzeitskleid. Auch 
Samum sah nicht halb so stark aus wie das Pferd des Gegners. 

»Ist es ausgemacht, daß wir erst den vollen Tjost reiten und nach 

dem dritten Anritt zum Schwert greifen, zur Axt oder jeder anderen 
Waffe, die uns liegt?« 

»Ausgemacht«, stimmte Roland zu. »Und nun laß uns nicht länger 

die Zeit verlieren.« 

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Der Trompeter blies das Signal, mit welchem gemeinhin die 

Reiterei zur Attacke gerufen wird. 

Roland nahm die Lanze in die linke Hand und den Schild rechts. 

Samum hatte die kleinen Ohren angelegt. Der Hengst tänzelte 
nervös. Er wußte sehr genau, was jetzt kam und was von ihm 
erwartet wurde. Auf Rolands Schenkeldruck sprengte er aus dem 
Stand an und gewann bereits auf den ersten Metern Tempo und 
Schwung. 

Der rote Ritter lag beinahe auf dem Rücken seines stämmigen 

Pferdes. Die Spitze der Lanze zeigte auf Rolands Hals. Roland ritt in 
leicht vornüber gebeugter Haltung. 

Sekunden vor dem Zusammenprall nahm Roland den Schild hoch. 

Er vollführte eine leichte Drehung. Das erfolgte genau in dem 
Moment, wo die Lanze des roten Ritters am Mann war. Es gab einen 
Laut, als würde ein Eschenstamm gebrochen. Die Lanze splitterte. 
Rolands Speer aber hatte den Gegner auf die Brust getroffen. Der 
rote Ritter schwankte, fing sich aber und blieb im Sattel. 

Er warf die gesplitterte Lanze fort. Sein Knappe brachte ihm einen 

neuen Speer. Wieder Signal. Wiederum Angriff. Jetzt aber legte auch 
Roland Wucht ins Anreiten. Unmittelbar nach dem Aufprall der 
Lanzen  - der Speer des roten Ritters brach erneut  - warfen sich die 
Körper der Pferde gegeneinander. Siehe da: Samum, welcher doch 
um so vieles zierlicher wirkte, war stärker als sein Gegenüber. 

Auch der dritte Anlauf blieb ohne entscheidendes Ergebnis. 

Abgesehen davon, daß der rote Ritter die dritte Bruchlanze 
wegwerfen konnte. 

Flugs waren sie aus den Sätteln. Roland schickte seinen Samum 

mit einem freundlichen Klaps zum Knappen Louis. 

»Hast dich wacker gehalten, mein Lieber.« 
Samum schnaubte und gesellte sich zu Louis. Bei den Rittern 

schlug jetzt Schwert gegen Schwert. Der gute, harte Stahl sprühte 
regelrecht Funken. 

Der rote Ritter war ein ausgezeichneter Fechter. Auch hatte er 

gelernt, daß es kein besseres Mittel gegen Tricks und unliebsame 

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Überraschungen gibt, als mit der Klinge am Schwert des Gegners zu 
bleiben, ihn also zu binden. Roland begann, echte Freude an der 
Auseinandersetzung zu finden. Wie mochte sein Gegner aussehen? 
Das Visier entzog das Gesicht jeglichem Blick. Von Gestalt war 
dieser Bertram de Lucetier, der Ritter von der Roten Rose, eher leicht 
als schwer. Er bewegte sich flink und hatte die gleitende Art der 
Bewegung, wie sie für Jäger typisch  ist. Der Ritter der Roten Rose 
war ungefähr eine Handbreit kleiner als Roland. Auch besaß er nicht 
die wuchtig ausladende Schulterbreite, über welche der Ritter aus 
Camelot verfügte. Dafür hatte er aber unwahrscheinlich kräftige 
Handgelenke. Er wirbelte  sein schweres Langschwert, als handele es 
sich um leichtes Holz. 

Beide Gegner gönnten einander nicht die Chance einer Blöße. Es 

war Roland, der unerwartet und blitzschnell die Fechthand und damit 
auch die Auslage wechselte. Das zwang den Roten Rosenritter, 
seinerseits die Abwehr zu ändern. Doch er schaffte die 
Schwierigkeit, ohne aus dem Rhythmus zu kommen. Roland 
erwischte den Gegner zwar nicht so, daß er ihn ausschalten konnte, 
allein er witterte, daß schneller Wechsel dem Rosenritter nicht lag. 
Daher wechselte er erneut die Schwerthand. Der Schwertknappe des 
Rosenritters tat so, als sei ihm ein langer, dicker Tjostspeer entfallen. 
Knappe Louis aber sah sehr wohl, daß die schwere Lanze seinem 
Ritter Roland durchaus nicht zufällig so vor die Füße rollte, daß es 
schon einer ganzen Portion Geschicklichkeit bedurfte, nicht darüber 
zu stürzen. 

Mit wenigen Schritten war Louis bei dem Schwertknappen. Er zog 

ihm die Ohren lang. 

»Dich werd ich lehren, einem Holmgang auf deine Weise 

nachzuhelfen, Saubub.« 

Er ließ das Ohr nicht los. Ja, er zwirbelte es kräftig, so daß der 

Rosenknappe richtig was davon hatte, mochte er auch kein 
Vergnügen daran finden. 

Da sprach der Rosenritter: »Findest du es rittermäßig und in 

Ordnung, daß dein Knappe meinen Schwertknappen beutelt, Roland 

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aus Camelot?« 

Roland lächelte grimmig. »Er tut nur seine Pflicht. Es gehört 

nämlich zu seinen Aufgaben, mir den Weg frei zu räumen.« 

Louis hatte den Schwertknappen des Rosenritters tüchtig ins 

Laufen gebracht. Er hastete am ersten Wassergraben entlang, der 
rotgolden Gewandete. Immer, wenn er spürte, daß Louis' Faust ihm 
praktisch im Nacken hing, machte er einen besonders weiten Satz. 
Dadurch gewann der Schwertknappe fatale Ähnlichkeit mit einem 
fliehenden Hasen. 

Der Kampf der Ritter ging derweilen weiter. Was der Ritter von 

der Roten Rose an Behendigkeit zu bieten hatte, glich Roland durch 
die eindeutig größere Kraft aus. 

Plötzlich erschallten besonders laute Trompetenstöße, welche vom 

dumpfen Wirbeln einer gekonnt geschlagenen Kesselpauke untermalt 
wurde. Ein Zug von Kopf bis Fuß golden aussehender, gewappneter 
Männer erschien. 

»Bei allen Himmelsmächten«, rief der Ritter von der Roten Rose 

ärgerlich. »Seine Ehrwürden, der Truchseß, zieht auf, und ich bin mit 
meinem Holmgang noch nicht fertig. Das wird sich ändern.«. 

Was immer Bertram de Lucetier, Ritter von der Roten Rose und 

Schildmeister des Ordens der Brüder vom Roten Milan, auch 
vorhaben mochte, der Plan kam im rechten Augenblick. Denn zur 
nämlichen Sekunde wurde sein Schwert so getroffen, daß die 
blaublitzende Klinge dicht unterhalb des Heftes zerbrach. Der 
Rosenritter schleuderte die jetzt nutzlose Waffe auf Roland, verfehlte 
den Ritter aus Camelot jedoch. Bertram de Lucetier versuchte sein 
Glück im Nahkampf. Doch als er Roland im Griff hatte und sich 
seine Hände hinter dem Rücken des Camelot-Ritters verschränkten, 
ahnte er, daß er den Kampf verlieren würde. Er legte alle Kraft und 
alle Energie in den Ringergriff. Doch genau so gut und 
wahrscheinlich ähnlich ebenso vergeblich, wie seine Mühe bei einem 
Wildbären gewesen wäre, zeigte der Klammergriff bei Roland keine 
Wirkung. Im Gegenteil. Obschon er sein Schwert behielt, 
umschlossen die riesenstarken Arme des Camelot-Ritters den 

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Gegner. Bertram de Lucetier begann, zu stöhnen. 

»Ergib dich«, riet Roland und zog noch eine Kleinigkeit stärker an. 
Der Ritter von der Roten Rose wollte nicht nachgeben. Er wehrte 

sich bis zum Letzten. 

»Nein.« 
Er tat wirklich, was in seinen Kräften stand. Doch gegen Roland 

kam er nicht an. 

Die notvolle Lage des Rosenritters übertrug sich auch prompt auf 

seinen Schwertknappen. Der machte einen besonders weiten Sprung. 
Er glitt ab und landete im Graben. Just da, wo besonders dicke 
Entengrütze schwamm. Der Graben war außerdem tief genug, ihn 
restlos unter Wasser geraten zu lassen. Als der Schwertknappe 
auftauchte und an Land watete, da glich er einem Tritonen, der 
Wasser speit und der nichts anderes als Entengrütze in seinen aufge-
blähten Backen hielt. Rot und grün ist an und für sich schon eine 
recht kühne Farbenkombination. In diesem Falle aber und durch das 
Wasserbad noch unterstrichen, gab sie den Schwertknappen rundum 
der Lächerlichkeit preis. Besonders die neu angekommenen Herren 
in Gold konnten sich nicht genug tun mit Lachen. Der Ranghöchste 
von ihnen aber wandte sich an Roland und den Rosenritter, den der 
Mann aus Camelot unerbittlich im Griff hatte. 

»Du hast verloren, Schildmeister de Lucetier. Gib es zu und 

schluck die Niederlage. Ich werde den Holmgang für dich fortsetzen. 
Das heißt, wenn Ritter Roland aus Camelot meine Forderung 
annimmt.« 

Jetzt erst sah Roland den Mann, der da in Reichweite vor ihm hielt. 
Er schien größer zu sein als er. Mächtiger im Körperbau. Das 
hochgeschlagene Visier zeigte ein gutes Männergesicht. Besonders 
die großen, steingrauen Augen strahlten Ruhe aus und flößten 
Vertrauen nein. Die Art, in welcher er Roland musterte, hatte 
eigentlich nichts Feindseliges. 

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»Ich heiße Tasso von Ifferzheim. Man nennt mich den Ritter von 

der Goldenen Rose, seit ich Truchseß des Ordens der Brüder vom 
Roten Milan bin.« 

Roland hatte seinen Gegner losgelassen. Jetzt erst wurde klar, wie 

ausgepumpt sich Bertram de Lucetier fühlen mußte. Er taumelte nur 
noch und brach laufend in die Knie. Sein Schwertknappe kümmerte 
sich um ihn. 

Roland  faßte den neuen Gegner ins Auge.  Schwarze Rose. Rote 

Rose. Goldene Rose.  Das kam ihm vor wie die Stufen einer Treppe. 
Jede brachte ihn seinem König näher. Artus. 

Ritter Roland verneigte sich leicht. Das konnte er mit 

unnachahmlicher Eleganz. »Ich bin Roland aus Camelot. Wenn ich 
den Holmgang gewinne, habe ich das Anrecht, meinen König Artus 
in die Freiheit zu geleiten. Ist das abgemacht?« 

Der Truchseß des Milan-Ordens nickte zustimmend. »Wenn du 

gewinnst, ja. Falls du verlierst, Ritter Roland, so wirst du dem Orden 
vom Roten Milan Gefolgschaft und Gehorsam schwören.« 

Die Stimme des Ritters von Ifferzheim klang ausgesprochen 

angenehm. Sie hallte weit und schien irgendwie dem nachhallenden 
Echo verwandt. 

Ritter Wilhelmus hatte sich kurz bevor der Ordenstruchseß eintraf, 

in die Burg zurückgezogen, welche die Milan-Brüder schon aus 
Prinzip einnehmen mußten, wollten sie in Gallien und darüber hinaus 
die Rolle spielen, auf die sie Wert legten. 

Der Ritter der Goldenen Rose hatte fast ein ganzes Heer an 

Begleitung mitgebracht. Das Gleißen und Blitzen der Rüstungen und 
Kleider stach ordentlich in den Augen. 

Tasso von Ifferzheim, der Ordenstruchseß, erklärte Ritter Roland 

die Bräuche im Ordensland. 

»Du hast gegen die Schwarze und gegen die Rote Rose obgesiegt. 

Daher folgen dir die Ritter-Banne. Sieh genau hin. Es reitet gar 
mancher Degen in der Menge, welcher Beachtung verdient. Sie sind 
und bleiben an deiner Seite, was immer du auch unternehmen 
magst.« 

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Das waren ja ganz neue Aussichten. Theoretisch standen ihm also 

genügend Mitstreiter zur Verfügung. Auch wenn es gegen den Orden 
vom Roten Milan gehen sollte. 

Knappe Louis schob sich an seinen Herrn. »Muß der Holmgang 

unbedingt noch heute stattfinden?« 

»Ja.« 
Wann schon wäre Roland einem Kampfe ausgewichen? 
Ganz leise flüsternd gab Louis zu bedenken, ob es nicht ein 

unverantwortlich hohes Risiko sei, hier inmitten all des fremden 
Volks zu buhurtieren. Ritter Roland wischte alle Einwände einfach 
weg. »Sie sind anders als wir, aber ebenso ritterlich und ehrenhaft. 
Wir wollen den Weg gehen, den uns der Truchseß des Ordens 
vorgeschlagen hat. Diese Geduld sind wir unserem König Artus 
schuldig.« 

König Artus. Das umschloß einen derart großen Fragenkomplex, 

daß Louis erst gar nicht darauf einstieg. Dennoch hatte er  ungeachtet 
aller Unsicherheit die vage Ahnung, sein Herr Roland werde auch in 
diesem Falle über alle ängstlichen Zweifel siegen. Es war schon ein 
Vorzug, mit so einem Herrn zu leben. 

Die Gefolgschaft der Rosenritter umdrängte in straffer Ordnung 

den Platz, worauf der Holmgang ausgetragen werden würde. Anders 
als beim Kampf gegen den Ritter von der Roten Rose, gab es jetzt 
wieder Sekundanten. Zwei für jede Partei. 

Mit so einem Sekundanten, einem Mann mit hochmütigen Augen 

in einem flachen Gesicht, prallte Knappe Louis zusammen. 

Der Sekundant gab dem Knappen einen derben Stoß. »Platz da. 

Und setz mich nicht in die Verlegenheit, dich ein zweites Mal in 
deine Schranken zu verweisen. Es würde dir übel bekommen.« 

Knappe Louis wurde weiß vor Zorn. Doch er beherrschte sich. 

»Bist du ritterbürtig und ein Herr, oder bist du ein Knappe wie ich?« 
erkundigte er sich. 

Gesicht und Miene des Sekundanten trogen nicht. Er war 

tatsächlich ein Ausbund an Hochnäsigkeit. Das bewies seine 
Reaktion auf Louis' Frage. Ohne lange zu überlegen, schlug er so 

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hart zu, wie er nur konnte. Er traf Louis am Ohr. Doch Rolands 
Knappe fiel nicht um. Der Sekundant hielt ihn keines weiteren 
Wortes für wert. Louis handelte ebenso schnell wie gründlich. Er riß 
den Sekundanten derb am Wams. Der Mann fuhr wie ein Kreisel 
herum. Louis versetzte ihm noch weitere, kräftige Stöße. Dann trat er 
so schnell zu, daß nur ganz wenige Zuschauer überhaupt erfaßten, 
was er tat. Louis' Fuß traf das verlängerte Rückgrat des Sekundanten. 
Der Mann, einer aus der Gefolgschaft der Schwarzen Rose, 
vollbrachte einen Sprung, dessen Weite einem Katapultgeschoß alle 
Ehre gemacht hätte. Der Sekundant glich einem wutschäumenden 
Keiler, als er sich hochgerappelt hatte und gegen den Knappen aus 
Camelot stürmte. Jetzt sprach er. 

»Dich werde ich lehren, wie man mit unsereinem umgeht«, drohte 

er. Er schwang sein Schwert. Es war ungeschriebenes Gesetz, daß 
Roland seinem Knappen in dieser Situation nicht helfen durfte. Louis 
stand für sich allein. Das machte ihn aber keineswegs hilflos. Er 
wartete den Zusammenprall ab. Im gleichen Moment, wo das 
Schwert hätte zuschlagen sollen, war Louis seinerseits am Mann. Er 
packte den Schwertarm. Die blanke Waffe klirrte zu Boden. Dann 
duckte sich Knappe Louis mit einer leichten  Drehung des Körpers 
und warf sich den Sekundanten so auf die Schulter, als sei der Mann 
ein Maltersack, der zur Mühle mußte. Der Sekundant flog durch die 
Luft und knallte mit dem flachen Rücken auf die Erde. Louis richtete 
sich auf und klopfte seine Hände ab, als müsse er sie reinigen. 

»Das war's dann wohl«, brummte er und schaute auffordernd in die 

Runde. »Möchte noch jemand so eine Runde mit mir tanzen?« 

Es meldete sich aber niemand. Dem Sekundanten war die Luft 

derartig knapp geworden, daß er, einem begossenen Pudel ähnlich, 
vom Platze schlich. Ein anderer aus der Mannschaft der Schwarzen 
Rose trat an seine Stelle. Die Vorbereitungen zum Holmgang 
nahmen ihren Fortgang. Ein Mann, der wie ein Falkner gekleidet 
war, bemühte sich, zwei Milane in einen großen Käfig zu bugsieren. 
Bei einem, wahrscheinlich dem kleineren Männchen, der Terzel, 
gelang ihm das auch. Doch das Weibchen, ein besonders prächtig 

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entwickeltes Exemplar seiner Rasse, machte Schwierigkeiten. Es 
trachtete danach, den Falkner in die Finger  zu beißen oder die ganze 
Faust in den Stahlgriff seiner Klauen zu bekommen. Es zischte wie 
eine Schlange und wurde von Minute zu Minute hysterischer. Dabei 
flatterte es und entfaltete seine mustergültig gefärbten Schwingen 
und den gegabelten Stoß. 

Ritter  Rolands Holmgang-Gegner beobachtete den Kampf Falkner 

gegen Gabelweihe interessiert. Als das Milan-Weibchen immer 
aufgeregter wurde, wandte sich der Truchseß des Milan-Ordens an 
Roland. 

»Ist mir noch eine knappe Minutenfrist gegönnt?« 
»Jede Zeit, die gebraucht wird«, entgegnete Roland und war 

sichtlich darauf gespannt, was er jetzt zu sehen bekam. Manche 
Ritter waren begeisterte Anhänger der Beizjagd, der Jagd mit 
abgerichteten Greifvögeln. Sie hatten ein Verhältnis zu ihren Falken, 
wie man es als Jäger sonst nur zu seinen Hunden gewinnt. Das mußte 
wohl auch für den Truchseß zutreffen. Jedenfalls wußte er genau, 
wie man mit Beizvögeln umgeht. Roland sah ihn an einer goldenen 
Pfeife nesteln. Er setzte das fingerlange Gerät an die Lippen. Den 
Ton vermochten nur die feinen Ohren eines Raubvogels zu 
vernehmen. Für Menschenohren war er viel zu hoch. Das Milan-
Weibchen beruhigte sich auf der Stelle. Es flatterte hoch und 
schwang sich auf des Truchseß Schultern. Da trachtete es danach, die 
Augen des Ritters von der Goldenen Rose in den bannenden Blick 
seiner gnadenlos starren Raubvogelaugen zu bekommen. Ehe das 
gelang, fegte ein überaus groß gewachsener Mann auf einem 
hochbeinigen, derbknochigen Pferd aus dem Walde. Eine schreiende, 
johlende Horde jagte den Mann. Der hielt ein Mittelding zwischen 
Keule und Streitaxt in der nervigen Faust. Außerdem trug er einen 
glänzenden Helm mit Auerochsenhörnern rechts und links. So etwas 
sah man selten. Es gab nicht mehr viele Urochsen in den Wäldern. 
Daß dieser Mann floh, paßte gar wenig zu seinem Erscheinungsbild. 
Man konnte ihn sich weit eher als jemanden vorstellen, der kämpfend 
untergeht. Er saß in vollendeter Manier zu Pferde. Seine Flucht hatte 

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Methode. Sie schien weit weniger darauf angelegt, dem Gegner zu 
entkommen, als dem Gegner Schaden zuzufügen. 

Immer wieder ließ er einen Verfolger herankommen, drehte sich 

im Sattel, suchte eine Blöße. Schlug dann zu. Dabei verringerte das 
Pferd in keiner Weise sein Tempo. 

Das hatte er drei, vier Mal durchgespielt. Immer wieder waren die 

Verfolger darauf hereingefallen. Immer wieder verloren sie einen 
Mann. Jetzt begann das Manöver erneut. Doch da brach ein zweiter 
Reitertrupp aus dem Wald. Ein hagerer Mann in einem Umhang, wie 
ihn die Morgenländer tragen, führte diese Gruppe an. Er hatte einen 
langen roten Bart und brandrotes, langes Haupthaar. Wie eine 
Mischung aus Blitz und rasendem Wind fegte er zu dem Platz, wo 
sich Ritter Roland und sein Ordensgegner auf den Holmgang 
vorbereiteten. 

Zornig hob er die geballte Faust. Zornig erschallte laut seine 

Stimme: 

»Warum beteiligst du dich nicht an unserer Jagd, Truchseß des 

Milan-Ordens?« 

Der Ritter von der Goldenen Rose ließ sich in seinen 

Vorbereitungen nicht stören. 

»Ein Holmgang geht allem anderen vor.« 
Der hagere Rothaarige wurde derart zornig, daß die Adern auf 

seiner Stirn zu platzen drohten. 

»Und das wagst du, mir ins Gesicht zu sagen, Truchseß?« 
»Warum sollte ich nicht, Ratgeber der Montgelas? Sollte mir das 

Wagnis zu groß sein? Gefahr hat mich seit jeher gelockt. Ich glaube 
nicht, daß ich diese Unart jemals verliere.« 

Der hagere Rothaarige zeigte dorthin, wo der Flüchtling mit der 

eigentümlichen Keule seinen Verfolgern einmal mehr ein 
Schnippchen schlug. 

»Setzt sofort all eure Männer gegen den Türmer vom Michelsberg 

ein, Truchseß Ifferzheim. Sofort, sagte ich, sonst wird Euer Zögern 
Euch reuen.« 

Es stellte sich immer mehr heraus, daß der Rothaarige mit sieben 

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Leibwächtern erschienen war. Er mußte auf fanatische Weise 
machtbesessen sein. Stets schien er auf dem Sprung, sich 
durchzusetzen. Dabei verteilte er die Lasten so, daß auf ihn der 
Arbeit geringster Teil entfiel. 

Der Truchseß und Ritter von der Goldenen Rose bekam ein rotes 

Gesicht. 

»Dieser Ton gefällt mir nicht, Saladin, Ratgeber der Montgelas. Ihr 

könnt viel höher noch steigen, als Ihr heute schon steht, doch werde 
ich Euch niemals erlauben, so mit mir zu reden.« 

Über den Kopf des Ritters von der Goldenen Rose wandte sich der 

Hagere jetzt an dessen Männer. 

»Alles, was auf unserer Seite steht, nimmt die Verfolgung jenes 

Mannes auf, der vor unseren Knechten flieht. Auf, Leute! Wer sich 
bei der Jagd echt auszeichnet, erhält von uns seinen Lohn in purem, 
gutem Gold.« 

»Niemand hört auf diesen Mann. Bei meinem Zorn.« 
Das sagte die tiefe Stimme des Truchseß. Auch der Letzte seiner 

Männer wußte, was damit gemeint war. Da handelten die sieben 
Leibwächter. Drei von ihnen stachen den Ritter von der Goldenen 
Rose von hinten nieder. Das war nicht ritterlich, aber sehr 
wirkungsvoll. 

Der Truchseß glitt aus dem Sattel. 
Heißer Zorn  brandete in Roland auf. Seit jeher verachtete er Verrat 

und Heimtücke. Sofort trat er für den Mann ein, der sein 
Holmganggegner hätte werden sollen. 

»Ich räche die Meintat«, brüllte Roland mit Donnerstimme. 
Ob dem Truchseß überhaupt noch zu helfen war? Seine Männer 

trugen ihn fort. Die drei Leibwächter aus dem Kreis um den hageren 
Rothaarigen aber büßten ihre Hinterlist auf der Stelle. Ritter Roland 
traf sie mit schweren Schlägen. Nicht genug, damit wollte er auch 
dem Rothaarigen, der Saladin zu heißen schien, an den Hals. Der 
schrie in höchster Not. 

»Hilfe! Rettet mich vor dem Haß des Feindes. Zwei Beutel Gold 

für den, der diesen Ritter erlegt.« 

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Nun, es war in diesem Falle nicht damit getan, allein Roland 

auszuschalten. Genauso wichtig war Louis, der Knappe. Doch da 
viele Hunde des Hasen Tod sind, erlagen die beiden aus Camelot der 
Übermacht. 

Die Gruppe seiner Verfolger hatte inzwischen den Flüchtling mit 

dem Urochsenhelm gestellt. Einige von ihnen mußten ihm den 
Vorteil genauer Geländekenntnis voraus haben. Sie trieben ihn 
nämlich zu einer ganz bestimmten Stelle hin. Dort brach er in eine 
tiefe Fallgrube. Sein derbknochiges Pferd entkam. Er selber aber 
stürzte in die Tiefe. 

»Gut so«, sagte der Rothaarige, als Roland fiel.  »Werft ihn und 

seinen Diener in die Grube, welche uns gerade den Furisto geliefert 
hat, den meineidigen Türmer vom Michelsberg.« 

Sprach's und wandte sich ab, als gäbe es gar wichtige Geschäfte, 

die jetzt seiner warteten. 

Nachts, als spät die Sterne schon zu erblassen begannen, setzte die 
Kälte ein. 

Ritter Roland wurde wach. Er brauchte Minuten, um sich 

zurechtzufinden. Das erste, was er bewußt sah, war der Mann mit 
den Hörnern des Auerochsen am Helm. 

Die Fallgrube war so tief, daß glatt ein Kirchturm darin Platz 

gefunden hätte. Der Mann mit dem eigentümlichen Helm beugte sich 
immer wieder über jemanden, in dem Roland seinen Knappen Louis 
erkannte. 

Langsam erinnerte er sich. Und lodernder Zorn setzte ihm so zu, 

daß er kaum noch atmen konnte. Wenn er zum  Rande der Fallgrube 
sah, erkannte er ein Stück Himmel, welches glitzernde Sterne zeigte 
und von irgendwoher rosig angestrahlt wurde. Außerdem war Lärm 
in der Nacht. Gedämpft wirkendes Geschrei aus vielen rauhen 
Männerkehlen. Ob da der Rothaarige die Burg des dickköpfigen 
Ritters Antoine de Forets berannte und ihrer vielleicht gar Herr 

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wurde? 

Es mußte einen Weg geben, der Grube zu entkommen. Täuschte er 

sich oder sprach der Mann im Helm mit Louis? Jetzt vernahm 
Roland die Stimme des Knappen ganz deutlich. 

»Ich spüre, daß er lebt und wach ist. Ja, jetzt sehe ich es sogar. Er 

ist aufgestanden.« 

Nach einer Pause klang es: »Herr? Ritter Roland? Hoffentlich geht 

es dir so wie mir, und du kannst dich auch so gut bewegen.« 

»Ich habe mich selten so gefreut, deine  Stimme zu hören, Louis. 

Wer ist der wackere Kämpe an deiner Seite?« 

Der Mann im Helm stellte sich gleich selber vor. 
»Ich bin in Diensten des Grafen von Montgelas und heiße Furisto.« 
Roland war den beiden jetzt so nahe, daß er das Gesicht des 

Mannes sehen  konnte. Er wußte, was ein Schwertschlag anzurichten 
vermag. Doch solch eine Verwüstung hatte er noch nie sehen 
müssen. Dennoch ahnte er, daß dieser Mann von der verläßlichen 
und der treuen Art war. 

Knappe Louis übernahm es, seinen Herrn und sich selbst 

vorzustellen. 

»Wir stammen aus Camelot, dem Schloß und der Herrschaft des 

König Artus. Mein Herr war gerade dabei, mit einem der Herren des 
Ordens vom Roten Milan zu tjosten, als ...« 

»Als der Saladin auftauchte, dieser Ohrenbläser.« 
Der Mann, welcher sich Furisto nannte, hatte sich bei dem Sturz in 

die Fallgrube keinen Schaden zugezogen. Sogar seine Keule war ihm 
geblieben. Mit dieser Waffe beschäftigte sich im Augenblick Knappe 
Louis. 

»Darf ich?« 
Dieser Furisto gehörte nicht zu der Sorte Mann, deren Eigentum 

man unerlaubt auch nur anfaßt. 

»Natürlich.« Furisto lächelte. »So was wie meinen Grundbaß habt 

ihr noch nirgendwo gesehen, nicht wahr?« 

»Ja«, gaben Roland und Louis zu. 
Furisto erzählte, wie ihm eines Tages die  Idee gekommen wäre, 

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eine Keule mit einer Axt zu vereinen. Diesen Grundbaß habe er aus 
dem Wurzelstock eines uralten Eibenbaumes geschnitzt und dann mit 
den Schneiden einer Doppelaxt versehen, welche er ebenfalls 
persönlich geschmiedet habe. Er war durchaus in der Lage, zwei und 
zwei zusammenzusetzen. Er erriet oder erahnte, was die beiden aus 
Camelot in die gallischen Lande geführt hatte. 

»Ihr wollt euren König befreien, ist es so?« 
»Ja«, sagten Roland und sein Knappe wie aus einem Munde. Ritter 

Rolands nächste Frage sprang ein respektables Stück weiter. »Hast 
du eine Ahnung, wo König Artus steckt?« 

Furisto nickte. Er war aufgestanden und hatte sich zu voller Größe 

gestreckt. Sein Wuchs überragte Roland um eine Handbreite. 

»Das will ich meinen!« 
Roland fuhr auf Furisto zu und packte die Arme des Türmers. Der 

duldete seinen Griff sekundenlang. Dann machte er sich frei. Knappe 
Louis hatte noch nie erlebt, daß das jemand bei seinem Herrn 
fertigbrachte. 

»Wo ist König Artus?« 
Furisto gab gelassen Antwort. »Ich kann und werde euch 

hinführen. Genaugenommen ist er der Grund, warum ich meinen 
Posten als Türmer auf dem Michelsberg verlassen habe. Ich wollte 
ihm die Freiheit geben. Obschon ich eigentlich dem Manne, der ihn 
in den Kerker warf, Respekt und Gefolgschaft schuldig bin. Laßt uns 
zuerst aus dieser Kloake steigen.« 

Die Bezeichnung war nicht übertrieben. Mochte der Himmel 

wissen, was im Laufe ihres Bestehens alles in die Fallgrube geraten 
war. Es stank jedenfalls entsetzlich. 

Aus dem tiefen Loch zu gelangen, war nicht einfach. Die Wände 

erwiesen sich als morsch. Unter der geringsten Belastung brachen sie 
aus. Furisto mußte ein Mann der Praxis sein. Jedenfalls setzte er sein 
Vorhaben gleich in die Tat um. Er prüfte die Wände. 
Nichtsdestotrotz sprach er. 

»Wenn ich dich und deinen Knappen aber führe, Ritter Roland von 

Camelot, so mußt du mir schwören, einen Mann zu schonen, wenn 

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du Rache für deinen König nimmst.« 

Roland nahm jede Bedingung und jede Auflage an, wenn es darum 

ging, zu seinem König zu kommen. Mit echter Sorge in der Stimme 
erkundigte er sich. 

»Wie geht es ihm? Hat er viel zu leiden? Natürlich werde ich den 

Mann schonen, an dem dir so viel gelegen ist. Wer ist es denn?« 

Das sagte Furisto ohne Stocken. »Es handelt sich dabei um meinen 

Herrn, den Grafen Henry von Montgelas. Er wäre niemals auf den 
Einfall gekommen, seine Ähnlichkeit mit dem König von Camelot 
auszunützen.« 

Roland runzelte die Brauen. Er hatte begriffen. Dann handelte es 

sich bei dem so verfremdeten Heimkehrer nach Camelot um Henry 
von Montgelas. »Hoffentlich hat er sich unserer Königin gegenüber 
nicht allzu grob betragen.« 

»Das kann ich kaum glauben. Graf Henry verehrt die Damen.« 
»Hoffentlich«, knurrte Ritter Roland. »Sag an, Furisto, wie steht es 

um meinen König?« 

Der Türmer vom Michelsberg mußte gestehen, den König selber 

nur aus der Ferne gesehen zu haben. 

»Als sie ihn in den Kerker brachten. Später weiß ich nur, daß sich 

der rote Saladin mit ihm beschäftigt hat.« 

»Hat er ihn etwa der Folter unterworfen?« wollte Roland wissen. 
Furisto zuckte die Schultern. »Das glaube ich nicht. Saladins Art 

deutet mehr auf Kräuter hin und so was. Es gibt Pflanzen, deren 
Säfte lockern den Menschen auf. Wißt ihr? Darin kennt Saladin sich 
aus. Der schreckt doch nicht einmal vor der eigenen Tochter zurück, 
wenn es um seine Alchimie geht und die Experimente im 
Laboratorium.« 

»Und Saladin ist der, den wir vorhin sahen und der den Truchseß 

niedermachen ließ.« 

Roland sah zum Fürchten aus. Knappe Louis wurde von der 

Ahnung befallen, daß diese gallische Reise die größten Abenteuer 
enthielt, welche sein Herr und er bisher hatten bestehen müssen. 

»Wo finden wir diesen Saladin?« Rolands Stimme klang bei dieser 

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Frage ganz ruhig und gelassen. 

»Laßt uns erst dieses Loch hinter uns haben. Dann reiten wir 

spornstreichs zum Michelsberg, befreien euren König und warten auf 
Saladin, diesen Erzschelm und falschen Ratgeber. Wir brauchen 
wirklich nicht mehr daran zu setzen, als das Warten.« 

Mit erhöhtem  Eifer untersuchten sie die Wände. Im Gegensatz zu 

den beiden Cameloten war Furisto mit seinen Waffen in die 
Fallgrube gestürzt. Die Keulenaxt, Schwert und ein Fechtdolch 
standen zu ihrer Verfügung. Es blieb nichts anderes übrig, als zu 
versuchen, mit diesen bescheidenen Hilfsmitteln dem Gefängnis zu 
entkommen.« Furisto zeigte auf Louis, den Knappen. 

»Du bist der Leichteste und machst daher den Anfang. Droben 

wirst du schon ein Stück Tau finden. Dann holst du uns heraus.« 

In der Grube stank es nicht nur bestialisch. Der Boden war auch 

derart verschlammt, daß sie bis über die Waden im Morast steckten. 

»Hier hast du den Grundbaß. Treib ihn in die Wand. Stelle dich 

drauf. Dann verwendet Schwert und Dolch in gleicher Weise. Stehst 
du auf dem Schwert, so zerre die Keule aus der Wand. So hantele 
dich hoch.« 

Knappe Louis handelte so, wie Furisto ihm angab. Es dauerte 

ziemlich lange und ging nicht immer glatt vonstatten. Doch dann 
zitterte noch lange, ehe der neue Morgen wach wurde, ein 
schweißbedeckter Louis in der kühlen Luft. 

Der Knappe hütete sich wohl, seinen Triumph allzu laut in die 

Welt zu posaunen. Er reckte nur beide Arme hoch und wendete sein 
Gesicht dem Himmel zu. 

Er hatte Glück. Denn kaum begann er, ein Tau oder ein Stück Seil 

zu suchen, da erinnerte er sich, daß die Burg hinter den 
Wassergräben ja belagert worden war. Da hatte es doch Katapulte 
gegeben. Der Knappe setzte sich in Bewegung. 

An der vermuteten Stelle fand er genug Seil. Die Qualität der 

Katapulte fiel und stand ja mit der Menge und der Qualität ihres 
Tauzeuges. 

Bald danach hatte Ritter Roland die Fallgrube verlassen. Wenig 

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später reckte auch Furisto die ebenso muskulösen wie sehnigen 
Arme. 

»Und jetzt nichts wie weg und nach Sankt Michael.« 
Natürlich hatten die Männer um den roten Saladin Rolands Samum 

sowie die Saumpferde und Louis Reittier mitgenommen. 

»Nicht, daß ich etwa die Auseinandersetzung oder das Wagnis 

scheute«, murmelte Furisto. »Aber das Wichtigste scheint mir im 
Augenblick zu sein, euren König zu befreien. Wenn deinem Streitroß 
im Kampfe nichts geschehen ist, wirst du es unverletzt wieder 
bekommen. Der rote Saladin ist geizig wie ein Öljude. Der gibt 
nichts ab, was er gefunden hat und einmal besitzt. Wenn es um eine 
Reitgelegenheit geht, so kann ich wahrscheinlich damit dienen. Mein 
Mistral ist kein schönes Pferd, aber einmalig anhänglich.« 

Die beiden aus Camelot sahen nur, daß und wie Furisto die Hände 

zu einer Muschel formte und an die Lippen legte. Ein dumpfer Laut 
entstand. Das klang wie die  Balz schwerer Nachtvögel. Beim dritten 
Schrei drang verhaltenes Wiehern aus dem Wald. Furisto lachte. 

»Das ist Mistral.« 
Es war noch dunkel. Nur am Osthimmel zeigte sich ein schmaler, 

apfelgrüner Streifen. Hufschlag erklang. Dann rieb ein Pferd sein 
weiches Maul zärtlich an Furistos Schulter. Das Tier wieherte ganz 
leise. 

Furisto streichelte den Hals des Pferdes. Das Fell war löwengelb. 

Die schwarze Mähne kontrastierte gut dazu. 

»Sitz auf«, sagte Furisto einladend. Er sah Ritter Roland an. Der 

wurde rot. 

»Ist das mein Pferd oder dein Pferd? Der Sitz im Sattel steht doch 

wohl dir als dem Besitzer zu, oder?« 

»Wir werden uns abwechseln«, bestimmte Furisto. »Ich habe 

genau das Richtige getan, als ich Mistral vor meinem Ritt aus dem 
Stall auf unserem Michaelsberg holte.« 

Roland zierte sich nicht lange. Doch er spürte, wie sich Mistral 

gegen den fremden Reiter wehrte. Es bedurfte viel guten Zuredens 
von Furisto, daß das Pferd nicht bockte. 

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Dann ging es los. Furisto packte Mistrals Zaumzeug von links und 

hieß Louis an, das Gleiche auf der rechten Seite zu tun. 

»Lauf«, sagte Furisto und meinte damit Mistral. Das löwengelbe 

Pferd setzte sich in Bewegung. Furisto und Knappe Louis liefen 
ebenfalls. Louis glaubte, sein Brustkorb platze gleich. Doch 
ungeachtet Seitenstechens und anderer Schwierigkeiten hielt er 
durch. 

»Wie weit ist es bis zu diesem Michaelsberg?« 
»Viele Meilen.« 
Ritter Roland mußte bereits von diesem Berg des streitbaren 

Engels gehört haben. Er zeigte sich jedenfalls in etwa orientiert. 

»Er liegt an der Küste und muß ein Traum von einer Burg auf 

einem steilen Klippfelsen sein.« 

Furisto lächelte seltsam. 
»Ihr werdet den Michaelsberg sehen.« 

Als der Tag sich erhob, waren ihre Kleider so naß geschwitzt, als 
seien sie in den schwersten aller Landregen geraten. Doch zäh hielten 
sie durch. Wie Furisto gesagt hatte, wechselten sie auf Mistrals 
Rücken ab. Das löwenfarbige Pferd bewies alle Härte, welche von 
einem Reittier guter Rasse zu erwarten ist. 

Das Land fiel hier zur Küste hin ab. Von Mittag an sahen sie am 

Horizont einen silbergrauen Streifen. 

»Das Meer«, sagte Furisto und zeigte dorthin. 
Wenig später sahen sie eine Burg. Das war ähnlich, als throne der 

wehrhafte, mächtige Bau auf einem Kissen aus balligem Gewölk. 

»Ist das der Michaelsberg?« wollte Knappe Louis wissen. 
»Du sagst es.« 
Unterwegs hatte Furisto zu erzählen begonnen. Er tat dies 

ungefragt. Er berichtete von dem Tage, an welchem der rote Saladin 
mit seinen Alchimistentricks zum Michaelsberg gekommen war. 

Damals hatte Henry, der Graf von Montgelas an einer lästigen 

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Allergie gelitten, einer Empfindlichkeit gegen Hühnerfedern. Es war 
dem roten Saladin gelungen, den Grafen von diesem lästigen Übel zu 
heilen. 

Saladin nutzte die Dankbarkeit des Grafen von Montgelas in 

geschickter Weise aus. Er verstand es immer mehr, sich in Szene zu 
setzen. Ehe jemand richtig begriff, daß von einem Gastspiel des 
Gauklers und Scharlatans auf den Besitzungen der Montgelas keine 
Rede mehr sein konnte, hatte er sich schon derart fest in die 
Vorstellungen des jungen Grafen geschmeichelt, daß er 
unentbehrlich geworden war. 

In diesen Tagen reiste Saladin noch ungefähr so wie ein 

Zigeunerprinz. Er liebte Pomp und grelle Farben. Für seine 
unmündige Tochter und für sich selber wußte er stets das Beste zu 
ergattern. Seine Wünsche trug er derart bescheiden vor, daß kein 
Mensch in der Hofhaltung Montgelas begriff, daß sie längst schon 
Befehle geworden waren. 

Henry Graf von Montgelas hatte vor knappen fünf Jahren seine 

Eltern verloren. Der Vater war ein vitaler, autoritärer Mann gewesen, 
die Mutter eine Frau, welche nur der eigenen Schönheit lebte. Henry 
kam zwar in den Genuß einer hervorragenden Erziehung, allein er 
vermochte nie die eigenen Gefühle und die eigenen Neigungen 
durchzusetzen. Stets ordnete er die persönlichen Interessen dem 
unter, was er das »Wohl des Staates« nannte. Der rote Saladin, mit 
allen Wassern gewaschener Gaukler und Trickkünstler erkannte die 
Schwachstellen im Charakter des Jung-Grafen sehr schnell. Er spürte 
auch, wie geltungsbedürftig Graf Henry war. 

Flugs redete er ihm ein, der Besitz der Montgelas genüge trotz 

allen Umfangs und trotz der hohen Einkünfte den Zielen nicht, 
welche jemand wie er, Graf Henry, einfach aus der Veranlagung 
heransteuere. 

Zunächst habe er die Aufgabe, für eine Hausmacht zu sorgen, 

welche seinem Reichtum und seiner Stellung entsprächen. Ein Orden 
wurde gegründet. Der Orden der Brüder vom Roten Milan. Die 
Gabelweihe war seit Urzeiten der Wappenvogel der Grafen von 

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Montgelas. 

Lange, wirtschaftlich erfolgreiche  Friedensjahre hatten die Jugend 

des Adels direkt süchtig gemacht nach kühnen Abenteuern, nach 
Bewährung und nach erfüllten Idealen. Jeder, der auf sich hielt, 
ersuchte um Aufnahme in der Brüderschaft. 

Bald besaß Graf Henry das, was der rote Saladin »eine 

Hausmacht« nannte. Die Herren Ritter entwickelten gar bald einen 
strengen, eigenen Sittenkodex. Sie übten sich fleißig in den Waffen 
und stellten insgesamt das dar, was der rote Saladin zufrieden als den 
»Heerbann des Hauses Montgelas« bezeichnete. 

Sie übten sich in ritterlichem Brauchtum, marschierten, ritten und 

bereiteten sich auf Dinge vor, welche niemand mit Namen nennen 
oder auch nur ahnen konnte. 

Furisto, welcher bereits dem Vater des jetzigen Montgelas als 

Waffenmeister gedient hatte, spürte als erster Mann am Hofe der 
Michaelsburg so etwas wie Unbehagen. Als väterlicher Freund Graf 
Henrys traute er sich durchaus zu, dem jungen Grafen Vorhaltungen 
zu machen. Er forderte schlicht und geradenwegs, der Graf solle den 
roten Saladin fortschicken. 

Furisto hatte seinen Einfluß und seine Möglichkeiten überschätzt. 

Was half ihm seine lange Verbundenheit mit den Montgelas? Was 
nutzte es, daß er stets die Interessen der gräflichen Familie über das 
eigene Wohl gestellt hatte? Vor Jahrzehnten hatten die Bauern aus 
dem Umfeld der Burg des streitbaren Engels einen Aufstand gegen 
den Vater des jetzigen Grafen gewagt. Furisto hatte den Versuch 
einer Revolte hart niedergeschlagen und die Rädelsführer mit eigener 
Hand bestraft. Seither nannte ihn das Volk hinter vorgehaltener Hand 
»den Henker vom Michelsberg«. Furisto trug den Schimpf mit 
Fassung. 

Während der letzten Jahre war der einzige Verwandte des roten 

Saladins, Tochter Aischa, zu einem bemerkenswert schönen 
Mädchen herangewachsen. Graf Henry war darauf versessen, das 
Mädchen zu bekommen. Aischa aber spielte nur mit ihm. Sie hielt 
ihn für grausam, für einen Schwächling und lehnte ihn rundweg ab. 

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Das aber stachelte die Gier des Grafen nach dem Mädchen nur noch 
mehr an. Es fiel dem roten Saladin leicht, dem Grafen Aischas Hand 
zu versprechen, wenn er verschiedene Vorbedingungen erfüllte. 

Irgendwann und irgendwo war der rote Saladin König Artus von 

Camelot begegnet. Sofort fiel ihm auf, daß der König und der Graf 
von Montgelas einander wie Zwillinge glichen. Von Stund an kannte 
Saladin kein anderes Ziel, als Graf Henry anstelle König Artus auf 
den Thron von Camelot zu heben. 

Mit einer Hartnäckigkeit sondergleichen wehrte Furisto jeden 

Versuch des Grafen ab, den Waffenmeister mit Saladin zu 
versöhnen. Als Furisto einmal ungeniert verlauten ließ, er wünsche 
sehnlich, der rote Saladin liefe ihm bei Nacht und Nebel über den 
Weg, auf daß er ihm endlich zeigen könne, wie er und zugleich das 
Volk von Montgelas über ihn  dachte, da hatte Graf Henry Furisto 
kurzerhand all seiner Ämter entkleidet und zum Türmer gemacht. 

Wenig später fiel es König Artus ein, die gallischen Besitzungen 

Camelots zu inspizieren. Das war die Stunde des roten Saladins oder 
- wie der Gaukler dies selber nannte - die Stunde der Milane. 

Sie bemächtigten sich des Königs und seiner Begleitung. König 

Artus wurde zur Burg auf dem Berg des streitbaren Engels gebracht. 
Das Gefolge verteilte sich auf zahllose andere Festungen im Land. 
Doch kam keiner so ungeschoren davon wie zum Beispiel Ritter 
Wilhelmus. 

»Dieser Saladin wird eine Rechnung zu begleichen haben, um 

deren Höhe ich ihn wahrlich nicht beneide«, erklärte Ritter Roland 
mit grollender Stimme. 

Furisto hob die Hand. 
»Ich habe auch Ansprüche gegen den Gaukler. Das Beste wird 

sein, wir würfeln um ihn, Ritter Roland.« 

Knappe Louis bemerkte schon lange, daß Roland und Furisto in 

freundschaftlicher Weise Gefallen aneinander fanden. Unbehagen 
regte sich in ihm. War diesem Furisto zu trauen? Gewiß, er hatte  gute 
Augen, aber diese Narbe Furisto erzählte seinen Begleitern auch, wie 
es zu seinem Ausbruch aus der Burg gekommen war und wie 

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ausgerechent Aischa, des roten Saladins Tochter, ihm in 
aussichtsloser Lage geholfen hatte. 

»Seit sie mich ins letzte Versteck schleppte, wo ich mich von dem 

Bolzenschuß erholen konnte, ist Aischa allerdings verschwunden. 
Weg, als hätte sie der Erdboden verschluckt.« 

Sie ritten an einem Fischerdorf vorbei. 
»Es ist nicht mehr weit bis zur Burg des streitbaren Engels«, sagte 

Furisto. »Ich weiß nicht, wie wir dort aufgenommen werden. Am 
besten, wir stärken uns hier, wo die Menschen noch unbefangener 
sind.« 

Furisto schien seine Landsleute sehr genau zu kennen. Was er 

sagte, leuchtete auch Roland und Louis ein. Niemand  erhob 
Einwände, als der ehemalige Waffenmeister des Grafen Montgelas 
ins Dorf abbog. 

Genau in diesem Moment setzte ein Brausen, ein Dröhnen und ein 

Beben ein, als habe sich ein Erdbeben mit allen Möglichkeiten des 
Menschen vereint, Lärm zu veranstalten. In dem kleinen Fischerdorf 
gab es keine Kirche. Trotzdem aber vernahmen die drei das 
rhythmische Läuten von Glocken. Daneben hüllte sie scharfer 
Trompetenton ein und der weithin tragende Klang von Luren, diesen 
seltsamen Bronzeinstrumenten, welche dem Norden eigentümlich 
sind. Mistral, Furistos löwenfarbenes Pferd wurde zögernd im 
Schritt. Es hob den Kopf und wieherte leise. Furisto tätschelte den 
Hals des Tieres, das schon ziemlich lange sein Begleiter in mitunter 
recht gefährlichen Unternehmungen war. 

»Er kennt den Klang«, hörten Ritter Roland und Louis den Türmer 

murmeln. 

»Wir würden auch liebend gern erfahren, was all der Lärm 

bedeutet«, meinte Roland. 

Furisto sah die beiden aus Camelot an, als gehörten sie zu einer 

Welt, welche von allem Menschenleid sternenweit entfernt ist. 

»Das ist der Generalalarm. Sie haben lange genug daran geübt, die 

Ordensbrüder. Heute wird es ernst. Der rote Saladin bietet alles auf, 
was in Montgelas und den mit der Grafschaft verbündeten Gebieten 

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Waffen trägt.« 

»Es gibt Krieg?« Ritter Roland wollte das ganz genau wissen. 

»Krieg gegen Camelot vielleicht?« 

Furisto wich nicht aus. »Es gibt Krieg gegen alles, was sich gegen 

Saladin stellt. Beim Himmel, der Mann ist konsequent. Höchste Zeit, 
daß ich mich um ihn kümmere.« 

»Er darf gar nicht erst nach Camelot kommen.« 
Furisto widersprach Roland. 
»Wir müssen ihn vor Schloß Camelot stellen. Dann hat er nicht 

mehr die Möglichkeit, abzustreiten, zu verfälschen oder zu schönen. 
Wir stellen ihn, und die Strafe folgt auf dem Platz.« 

Für  ein Fischerdorf war es nicht außergewöhnlich, daß sich am 

späten Vormittag kein Leben in den Häusern zeigte. Die Männer 
verrichteten ihre Arbeit meistens nachts. Erst wenn zu Tisch gerufen 
wurde, krochen sie aus den Federn, aßen und machten sich daran, 
Netze und Boote auszubessern. 

Furistos Schritte wurden immer behutsamer. Der Türmer traute 

dem Frieden nicht. Ab und zu prüfte er kurz die Netze, welche 
allenthalben zum Trocknen hingen. 

»Ich glaube, es wäre klug, einen Ort weiter zu reiten«, sagte er. 
Da bekam er Antwort. Von völlig unerwarteter Seite. 
»Zu spät, Mann. Es gibt kein Entkommen. Stellt euch an die Wand. 

Was ihr bei euch führt an Waffen, Geld und Kleidung gehört uns. 
Nach altem Räuberbrauch.« 

Furisto hatte an einer Haustür klopfen wollen, um für seine 

Begleiter und für sich eine Mahlzeit zu bestellen. Jetzt hatten rechts 
und links von diesem Hause abenteuerlich gewandete Bewaffnete die 
Gasse gesperrt. Die Bewaffneten glaubten sich haushoch überlegen. 
Sie grinsten. 

»Wird's bald?« fragte der Wortführer der Bande erneut, ein wahrer 

Schlagetot von Mann. 

Gerade jetzt erschallte der Hilferuf einer Frauenstimme. Wenn der 

Klang nicht trog, schwebte die Frau in höchster Gefahr. 

Das war für Furisto das Signal zum Angriff. Ohne ein Wort der 

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Erklärung brach er los. Mit der Unwiderstehlichkeit eines Orkans, 
der alles flach walzt, was seinen Weg versperrt, kam er über die 
Wegelagerer. Die Keulenaxt tanzte. 

Es dauerte nur den Bruchteil von Sekunden, dann hatten Roland 

und sein Knappe begriffen. Sie beteiligten sich spontan an der 
Auseinandersetzung. Roland schlug sich dorthin durch, von wo das 
Jammergeschrei kam. Fehlende Bewaffnung war für den Ritter aus 
Camelot weiter kein Hindernis. Drei, vier Schläge, mit Nachdruck 
geführt, und er hatte Schwert, Schild und Lanze dazu. Jetzt machten 
die Räuber einen Bogen um ihn. Die Wegelagerer hatten überhaupt 
ihre Lektion gelernt. Sie zogen sich vorsichtig zurück. 

Furisto hatte den Wortführer der Bande mit seinem »Grundbaß« 

voll erwischt und ausgeschaltet. Wo der Türmer hinschlug, da wuchs 
mit Sicherheit kein Gras mehr. 

Roland hatte den Ort ausfindig gemacht, von dem aus die Frau so 

gellend um Hilfe geschrien hatte. Er drang in das Kellergelaß ein. 
Der Keller lag unter einer windschiefen Strohkate. Früher mußte hier 
ein anderes Gebäude gestanden haben. Die Fundamente waren breit 
und massiv. 

Ritter Roland brauchte keine Tür aufzusprengen. Die Banditen 

fühlten sich absolut sicher und hatten sich gar nicht erst die Mühe 
gemacht, abzuschließen. 

Was in dem düsteren Keller vor sich ging, empörte Roland zutiefst. 

Da hielten vier schmierig grinsende Kerle eine nackte, schlanke Frau 
fest. Die Frau wehrte sich. Ein fünfter Mann wollte sich an ihr 
vergnügen. 

Roland kam wie das Wetter über die Bande. Schild und Schwert 

traten unverzüglich in Tätigkeit. Als der Fünfte merkte, wie schlecht 
es um ihn stand, waren seine vier Kameraden schon stumm. Zu 
Abwehr oder gar Gegenwehr waren sie nicht erst gekommen. 

»Zieh dich aus«, verlangte Roland von dem fünften Mann. Der 

hatte alle Gier verloren. Aus seinen Augen blinzelte nur noch nackte 
Angst. 

Mit zitternden Gliedern gehorchte er. Roland ergriff den Lentner 

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mit der Schwertspitze. Er schob der Frau das Kleidungsstück hin. 
Die Frau sah den Ritter derart schwärmerisch  an, als halte sie ihn für 
einen Erzengel. 

»Zieh das an.« 
Ein Blick aus großen, graugrünen Augen belohnte Roland. Schnell 

wie eine Eidechse schlüpfte sie in den Lentner. 

»Danke.« 
Sie hatte eine tiefe, leicht heisere Stimme. 
Louis, der Knappe, stand in der  Tür. Er sah, daß sein Herr Roland 

durchaus allein mit der Lage fertig geworden war. 

»Gib ihm, was er verdient«, wies Roland seinen Knappen an. Er 

geleitete das Mädchen aus dem Keller. 

Draußen schaute das junge Ding geblendet ins Tageslicht. Es 

zitterte. Dann lehnte sie sich gegen Rolands breite Brust. Sie weinte 
hemmungslos. Die Tränen machten ihr Gesicht blank. 

Furisto war inzwischen der Wegelagerer restlos Herr geworden. Er 

kam heran. Zeigte auf das Mädchen. 

»Das ist sie ja! Wo hast du sie gefunden?« 
»Du kennst sie?« Roland verzichtete darauf, die näheren Umstände 

zu erläutern, unter welchen er die junge, rothaarige Frau entdeckt 
hatte. 

»Ja. Sie ist die Tochter des roten Saladins und heißt Aischa. Ich 

schulde ihr Dank.« 

Die Banditen, welche rechtzeitig aus dem Fischerdorf flohen, waren 
gut beraten. Denn mochten sie auch noch so rauhe Gesellen sein, 
gegen Ritter Roland, Furisto den Türmer und den Knappen Louis 
hatten sie keine Chance. 

Furisto hatte die Hütten und Katen durchstöbert. Dabei waren ihm 

nur wirklich uralte Frauen- und Mädchenkleider in die Hände 
gefallen. Es ging darum, Aischa, Saladins Tochter so mit Kleidung 
zu versorgen, daß sie sich frei unter Menschen bewegen konnte. 

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»Das ist zwar nicht das Neueste, und die Sauberkeit läßt erheblich 

zu wünschen übrig, aber bis wir daheim auf dem Michelsberg sind, 
muß es genügen.« 

Einem Teil der Banditen war die Flucht gelungen. Die 

Entkommenen hatten ihre Pferde natürlich mitgenommen. Die 
Reittiere der Gefallenen hingegen standen in den Ställen. Sie ließen 
derart die Köpfe hängen, als wüßten sie, daß sie ohne menschlichen 
Beistand verhungern und verdursten mußten. 

»Wird in Gallien vielleicht nie etwas gegen Straßenräuber 

unternommen?« Knappe Louis stellte die Frage so, als hege er die 
Absicht, sich dem Gewerbe der Wegelagerer zu ergeben. 

»Früher machten wir mit solchem Gesindel kurzen Prozeß«, 

belehrte Furisto den Knappen. »Seit aber der rote Saladin bei uns das 
Sagen hatte, war von Recht und Ordnung höchstens noch ein 
geringer Hauch zu spüren. In jeder Beziehung hatte der Orden vom 
Roten Milan den Vorrang.« 

Furistos Augen funkelten wild. 
»Ich habe mir das Dorf gemerkt. Kehren die, welche heute 

geflohen sind, zurück, so wird es ihr schwerer Schaden sein.« 

Das schlanke Mädchen, die Tochter des roten Saladins, hatte sich 

gewaschen und umgezogen. Ernst und mit den tieftraurigen Augen 
eines tödlich gekränkten Menschen trat sie zu den Männern. Sie gab 
sich alle Mühe, bescheiden zu wirken. Doch die Männer sahen nur 
ihre exotische Schönheit. 

Furisto gab mit umwerfender Ehrlichkeit kund und zu wissen, was 

er dachte. 

»Ich hab' dir zu danken, Aischa. Magst du auch die Tochter eines 

Mannes sein, von dem es zu mir keine Brücke gibt, ich werde nie 
vergessen, was du für mich getan hast.« 

Aischas Nacken wurde roter als ihr Haar. 
»Jeder andere Mensch an meiner Stelle würde dir ebenfalls 

geholfen haben, Henker vom Michelsberg.« 

Henker vom Michelsberg. Das ließ Louis aufhorchen. Der Knappe 

legte den Kopf schief und glich einer Elster, welche sprechen lernen 

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möchte. 

Furisto hatte nichts zu verbergen. Er gab seine Vergangenheit zu, 

auch Dinge und Situationen, welche für ihn nicht gerade ein 
Ruhmesblatt waren. 

»Richtig. Den Namen habe ich mir verdient. Aber ich bereue 

nichts von dem, was ich tat.« 

Das Lärmen, das Brausen, Dröhnen und Beben war zwar leiser 

geworden, aber nicht gänzlich vergangen. Auch das Glockengeläut 
hing verhalten in der Luft. 

Furisto hob den Kopf, als wittere er dorthin, wo die Burg auf dem 

Berg des streitbaren Engels lag, die ein ganzes Menschenleben lang 
der Mittelpunkt seines Denkens und Fühlens gewesen war. 

»Jetzt ziehen sie aus allen Himmelsrichtungen heran. Sie sammeln 

an der alten Grenze.« 

»Und brechen dann in die Gaue Camelots ein«, ergänzte Ritter 

Roland die Rede des Türmers. 

Furisto nickte einmal mehr. »So ist es geplant, aber wir werden es 

verhindern. Ich tue jetzt das, wozu ich meinen Turm verließ, und 
befreie deinen König. Dann reiten wir gemeinsam nach Camelot. Es 
wird nicht leicht sein, aber es geht.« 

Offenbar war der Türmer der Meinung, ein Unternehmen, an 

welchem er teilnahm, glückte. 

»Reiten wir?« 
»Ja«, sagten die Männer wie aus einem Munde. Aischa zog die 

geliehenen Kleider enger um ihre Schultern, als friere sie. 

Furisto sah das Mädchen an. Er war gewöhnt, daß weibliche 

Wesen schaudernd den Blick wandten, sobald sie die Narbe in 
seinem Gesicht gewahrten. Nicht so Aischa. Sie sah Furisto mit viel 
Gefühl an. Und um ihren Mund spielte die Andeutung eines 
Lächelns. War die Tochter des roten Saladins schon so über die 
hinter ihr liegenden Erlebnisse hinweg, daß sie lachen konnte? Der 
Türmer sah grüblerisch aus. 

Ritter Roland rechnete damit, Gefolgsleuten zu begegnen, welche 

den Sammelpunkten zustrebten. Er hatte sich für diesen Fall genau 

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wie Knappe Louis mit Waffen wohl versehen. 

Die Pferde trabten an. Louis hatte auch die Tiere mitgenommen, 

welche jetzt keinen Reiter zu tragen brauchten. Er lachte seinem 
Herrn Roland zu. 

»Das alte Glück ist wieder da, Herr. Unser altes Glück. Immer, 

wenn wir Pferde erbeutet haben, ging es uns gut.« 

Es begegnete ihnen niemand. Nur hin und wieder sahen sie 

zwischen dem Horizont und der eigenen Gruppe lange Reihen 
bewaffneter Reiter dahinziehen. Die Bewegung schien kein Ende zu 
nehmen. Genau da hakten die nächsten Worte des Türmers ein. 

»Ein Gutes hat das Theater um den Orden vom Roten Milan schon 

gehabt, Freunde. Er zeigte uns, wie stark das Volk von Montgelas 
und von Armorika wirklich ist. Der König, dem so ein Volk gehört, 
darf sich glücklich schätzen.« 

Furisto war ebenso furchtlos wie stark, zugleich aber listig wie ein 

erfahrener Fuchs. Er richtete es so ein, daß sie die Stammburg der 
Montgelas zwischen dem letzten Sonnenstrahl und dem Einfall der 
Dämmerung erreichten. Und selbst dann noch riet er zur Vorsicht. Er 
hatte den Abzug des letzten Kontingents von Söldnern aus der Burg 
verfolgt. 

Dann erst begann er, die Rampe zur Fallbrücke hochzureiten. Auf 

Mistral, seinem Pferd. Ganz so, als kehre er von einem langen 
Jagdausflug heim. 

»Hör zu«, sagte er zu Roland. »Du brauchst mir nicht zu helfen. 

Die Torwachen schaffe ich allein. Ich meine, es ist besser, dein 
Knappe und du, ihr haltet euch aus dem Streit. Falls etwas schief-
geht, könnt ihr jederzeit sagen, der wilde Furisto habe euch zu 
Dingen gezwungen, die ihr jetzt selbst nicht mehr verstehen könnt.« 

Roland ließ eine solche Weisung nicht gelten. »Gleiche Brüder, 

gleiche Kappen«, sagte er. »Ich will an deiner Seite bleiben, du 
erstaunlicher Mann. Solange teile ich alle Last mit dir, bis mein 
König befreit und in all seine Rechte voll eingesetzt ist.« 

Das schien genau das zu sein, was Furisto hören wollte. 
»Mit so einem bin ich gern zusammen, Held Roland.« 

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Sie hatten die Hälfte der Wegstrecke hinter sich. Knappe Louis und 

das Mädchen Aischa folgten in einigem Abstand.  Der Türmer hatte 
dem Knappen Befehle gegeben, falls etwas fehlschlüge. »Dann mußt 
du unbedingt danach trachten, heil mit ihr nach Camelot zu gelangen, 
wo du Freunde hast, die dir helfen. Im Lande des Roten Milans 
findest du nur wenig Hilfe.« 

»Ich komme schon durch«, versicherte Knappe Louis. Seine 

Stimme hatte einen grimmigen Klang. Im Herzen war Louis leider 
weit weniger selbstsicher, als es den Anschein hatte. Mitunter erlebte 
er Augenblicke, wo er sich und seinen Herrn glatt aufgab. Wie 
sollten sie sich  je in dieser fremden Welt behaupten können, in der es 
nur Feinde für sie gab? 

Furisto war am Tor. 
Die Wache tat ihre Pflicht. 
»Halt, wer da?« 
»Kennst du mich nicht? Ich bin Furisto, der Türmer. Laß uns ein! 

Mich und die, die bei mir sind.« 

Die Wache drüben murmelte ihrem Kameraden zu: »Der Narr hat 

anscheinend glatt vergessen, daß der Rote Saladin einen hohen 
Goldpreis auf seinen Kopf gesetzt hat. Leichter können wir das Gold 
nicht verdienen. Lassen wir ihn ein.« 

Rasselnd ging die Zugbrücke nieder. Im Burggraben sprangen 

schnalzend Fische. 

»Kommt«, rief Furisto seiner Begleitung zu. Er ritt gemächlich 

über die Brücke. Der löwengelbe Mistral wieherte. Er witterte seinen 
Stall. Kaum hatte er die Brücke hinter sich, federte Furisto aus dem 
Sattel. Die Torwachen wollten sich gerade des Türmers bemächtigen. 
Da kam Furisto über sie. Als könne er Gedanken lesen. 

Er packte einen mit der linken und den anderen mit der rechten 

Faust. 

»Wie wollt ihr's haben?« erkundigte er sich. »Soll es grob sein und 

rauh und viel blaue Flecken geben? Oder seid ihr manierlich und tut 
hübsch, was ich sage?« 

Die Torwachen beteuerten, sie würden in allem und jedem Furistos 

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Weisung folgen. Etwas anderes hätten sie niemals im Sinn gehabt. 

»Hört zu«, fauchte Furisto. »Sagt den Wachen im inneren Ring 

Bescheid, daß ich mit Sondervollmacht vom Herrn der Milane 
gekommen bin. « 

Die Torwachen taten, was ihnen befohlen wurde. Fünf Minuten 

später waren Furisto und seine Begleiter in der Burg. Als vorsichtiger 
Mann schaltete der Türmer sämtliche Wachen aus. Diesmal konnte 
und sollte ihn nichts davon abhalten, den gefangenen König zu 
befreien. 

Dann ging die grobe Bohlentür zum Kerker auf. Furisto hielt Ritter 

Roland einen kantigen Schlüssel hin. 

»Du sollst die Ketten lösen.« 
König Artus hing bleich, abgehärmt und erkennbar hoffnungslos in 

seinen Banden, welche ihn an die rauhe Kerkerwand fesselten. 
Roland befreite ihn. 

»Herr«, sagte er, und echte Rührung durchbebte seine Stimme. 

»Mein König, jetzt wage ich selber wieder an unser Glück zu 
glauben, und daß sich für Camelot alles zum besten wendet.« 

Knappe Louis wartete bescheiden an der Kerkertür. Das Mädchen 

Aischa hatte sich im Laufschritt zu den Zimmern begeben, welche 
sie in dieser weiträumigen Burg bewohnte. 

Ritter Roland wollte vor seinem König das Knie beugen. Artus 

aber duldete den Kniefall nicht. Er hob Roland auf und umarmte ihn. 

»Sobald ich daheim in Camelot bin, werde ich deine Dienste 

vergelten, treuer Mann.« 

Der König war nicht davon abzuhalten, auf der Stelle den  Heimritt 

anzutreten. Auch Furisto meinte, dies sei wohl das Beste. Für alle 
Beteiligten und auch für den Lauf der Dinge. Er nahm Roland und 
den König mit in die Rüstkammer der Montgelas. Da gab es 
Kettenhemden, Vollpanzer, Beinschienen, Helme und alles, was ein 
Ritter an Ausrüstung braucht in allen Größen und reichlich. 
Genausowenig fehlte es an Waffen, den Schwertern, Hellebarden, 
Morgensternen, Streitkolben und allem sonst, womit sich ein Mann 
ritterlich zur Wehr setzt. 

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Während sich die beiden aus Camelot und der Knappe mit Rüstung 

und mit Waffen bedienten, war auch Furisto in seine 
Kampfgewandung gestiegen, wie er sagte. Dieser Kampfanzug 
bestand aus fein gegerbten, dicken Bärenfellen, in welche auch die 
Beine eingebunden waren. 

»So sind meine Vorväter  in manche Schlacht gezogen. Ich fühle 

mich in meinen Fellen einfach sicherer als im besten Staatspanzer.« 
Als Waffe hatte Furisto immer noch die Axtkeule. Aus der 
Rüstkammer hatte er für sich lediglich einen runden Reiterschild 
genommen, aus Leder und blankem Erz. 

Ehe sie die Rüstkammer verließen, stieß der Türmer Ritter Roland 

an: 

»Es ist doch abgemacht, daß du meinen Herrn, den Grafen Henry 

allein mir überläßt, nicht wahr, Kamerad?« 

»Ja. Abgesehen davon natürlich, daß mein Herr und König ein 

Anrecht darauf hat, dein Gräflein im Holmgang zur Rechenschaft zu 
ziehen. Keine Angst, König Artus ist ein gar ritterlicher Herr. Es 
wird deinem Herrn schon nichts ins Leben gehen.« 

»Wir werden sehen«, seufzte Furisto. 
Da erschien Aischa, die Tochter des roten Saladins. Sie trug einen 

Anzug aus feinstem, grünem Rehleder. Als wolle sie jagen. Aischa, 
die sich sonst denkbar kokett gab, hatte nur Augen für Furisto. 
Seltsam, obschon Ritter Roland sie aus dem Gefängnis der 
Wegelagerer befreit hatte, erblickte sie dennoch  in dem Türmer ihren 
eigentlichen Retter. 

Nach wie vor wußte sie, daß sie schön war. Jetzt aber trug sie ihre 

Schönheit nicht mehr zur Schau als ein Mittel, allgemeine 
Verwirrung unter die Männer zu streuen. 

Seit der Ausschaltung der Burgwachen hatte Furisto die 

Festungsanlage unentrinnbar im Griff. Stallknechte führten einen 
Zelter herbei. Das Pferd gehörte Aischa. 

»Ich darf doch mitreiten, nicht wahr?« 
Sie sah bei ihrer Frage nur den Türmer an. Furisto betrachtete das 

Mädchen. 

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»Das Anrecht daran hast du dir erworben, als du mich in das 

Wundversteck an der See schlepptest.« 

Aischa sprang aus dem Stand auf den Zelter. Die kleine Gruppe 

setzte sich in Bewegung. Auf dem Burgfried wurde die Flagge 
gekippt. Die Fahne mit dem Roten Milan auf dem Untergrund von 
blauer und schwarzer Seide und goldener Stickerei. 

Ein langgezogenes Trompetensignal begleitete die Reiter. Der Zug 

nach Camelot hatte begonnen. 

Der mächtige Heerbann des Ordens der Brüder vom Roten Milan 
brach in vier gleichstarken Säulen über die Grenzen Camelots. Die 
Ritter, Reisigen und Knechte benahmen sich überaus gesittet. 

Es kam kein einziger Fall von Plünderung oder Gewalttat vor. 
Saladin hielt ungeduldig Ausschau nach dem Mann, den er vom 

Grafen zum König zu erheben gedachte. Henry de Montgelas aber 
blieb aus. Er schickte auch keinerlei Nachricht. 

Erstaunlicherweise wurde Saladin mit der Leitung der 

Heeresmassen gut fertig. Seine Anweisungen hatten Hand und Fuß. 
Wer immer ihm entgegentrat, er würde keinen leichten Stand haben. 
Im Moment hatte er keinen ernsthaften Widerstand zu befürchten. 
Camelot. Das fiel und stand mit König Artus und den Rittern seiner 
Tafelrunde. Ohne den König blieb von aller Macht nichts übrig. 

Im Weichbild des Schlosses Camelot vereinigten sich die vier 

Heersäulen unter dem Zeichen des Roten Milans. Fast zur gleichen 
Stunde gelangten auch König Artus und die Männer um den 
Herrscher auf einen Waldhügel, von dem aus sie Schloß Camelot wie 
einen friedlichen Traum im Ring seiner Eichen, Buchen und Tannen 
liegen sahen. 

In Camelot, dem Schloß, sahen sie den Heerbann genau, der da 

Camelot immer enger einschloß. Sie sahen auch, wer die 
Operationen befehligte. Doch nur der Mann, der sich als König Artus 
ausgab, wußte, wer Saladin war. Er fühlte sich erleichtert, als er des 

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rotbärtigen Gauklers ansichtig wurde. Und er befahl: »Zieht eure 
beste Kleidung an! Wir wollen Saladin und seine Getreuen würdig 
begrüßen.« 

Waidenhold hatte das kaum gehört, als er sich zum Handeln 

entschloß. Während er sich umzog und rüstete, brummte er: 

»Ich mag es noch so lange hinauszögern, einmal muß es doch sein. 

Warte ich weiter, so liefere ich der Gegenseite zu viele Vorteile ein. 
Es schlägt mir nur zum Gewinn aus, wenn ich jetzt handele.« 

Ganz fest und so wie auf sich selbst konnte er sich allerdings nur 

auf den Knappen Pierre verlassen. Waidenhold befreite als erste 
Königin Ginevra und Volker. 

»Steht Artus schon vor den Mauern?« erkundigte sich die Königin 

hoffnungsvoll. 

»Ich habe ihn noch nicht gesehen, Majestät«, sagte Waidenhold. 

»Aber wie ich Roland kenne, sitzt er dem wimmelnden Heer da 
draußen auf den Fersen.« 

Wie sich später herausstellte, hatte Waidenhold die Situation ganz 

richtig eingeschätzt. 

Weiß der Himmel, wie es dem Gerücht gelungen war, in die 

gallischen Burgen einzudringen, wo Gefangene einsaßen. Aber es 
hieß, Artus, der König von Camelot, sei befreit worden und dabei, 
den Thron und seine alte Herrschaft zurück zu erobern. Jedenfalls 
wurde in Folge dieses Gerüchts der eine oder andere Herr aus des 
Königs Gefolge in Freiheit gesetzt.  Er hatte natürlich nichts eiligeres 
zu tun, als in die Heimat zu reiten. Als der König und seine 
Begleitung auf dem Waldhügel hielten und beratschlagten, was zu 
tun sei, stießen die ersten dieser Heimkehrer zu ihnen. 

In die Begrüßung hinein gewahrte Roland, daß aus Camelot nicht 

nur der falsche König anritt, sondern, daß wohlbekannte Ritter, mit 
vertrauten Wimpeln an den Lanzen, folgten. 

»Das ist Volker vom Hohentwiel«, murmelte Roland. »Ich weiß 

nicht, was ihn so aufgeregt hat, aber ich möchte jetzt nicht unter 
denjenigen sein, die ihm gegenüber stehen.« 

Die Wahrnehmung stimmte genau. Volker vom Hohentwiel hatte 

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beschlossen, sich des falschen Königs zu bemächtigen. Der hatte sich 
inzwischen dem roten Saladin zugesellt. Sänger Volker glich einem 
Schwimmer, der in wild brandendem Meer zum Ufer trachtet. 

Da gab auch König Artus das Signal zum Angriff: »Drauf und 

dran. Nieder mit allen Feinden Camelots.« 

Furisto hatte Aischa bewegen wollen, den Ausgang allen Streites 

in sicherem Versteck abzuwarten. Aischa aber sah den Türmer nur 
an. 

»Verstehst du nicht, daß ich an deiner Seite sein möchte, was 

immer auch kommt?« 

»Doch! Aber bin ich nicht viel zu alt für dich, Mädchen?« 
»Du und zu alt? Nie und nimmer!« 
Sie ritt mit. Und so hatten Furisto und Roland in der Hitze des bald 

beginnenden Kampfes nicht nur für die eigene Haut, sondern auch 
noch für die Sicherheit Aischas Verantwortung. 

Je näher König Artus und sein Doppelgänger einander kamen, 

desto deutlicher wurde jedermann klar, wie stark sie einander 
glichen. Sie waren in der äußeren Erscheinung, in Haltung, 
Bewegung, Stimme und Ausdruck vollkommen gleich. 

Wie falsch das Spiel, welches er auf Camelot getrieben hatte, auch 

immer sein mochte, an Mut gebrach es  dem falschen Artus nicht. 
Kaum erkannte er, wer da mit Sturmesheftigkeit auf ihn eindrang, als 
er sich ihm auch schon stellte. Dabei äußerte er erstmals heftigen 
Tadel über den roten Saladin. 

»Hast du nicht behauptet, es wäre unmöglich, den Mann zu 

befreien?« 

Saladin war blaß wie Leinen geworden. Er fluchte. »Der Donner 

soll mich holen. Das kann nicht mit rechten Dingen zugegangen sein. 
Und Aischa ist bei den Männern. Sie ist zum Feinde übergelaufen 
und hat mich verraten.« 

Henry von Montgelas fragte mit blitzenden Augen: »Stimmt es, 

was du behauptet hast, daß ich nämlich unverwundbar bin, Saladin?« 

Zerstreut gab der Gaukler Antwort. 
»Natürlich stimmt es. Solange ich neben dir atme, bist du fest 

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gegen Eisen und beißenden Zahn. Es kann dir nichts geschehen.« 

»Dann ist noch nichts verloren, Saladin! Drauf! Holen wir unser 

Glück! Aischa wird dem zulächeln, der Sieger bleibt.« 

Auf der einen Seite König Artus mit Roland, Furisto und dem 

Knappen Louis. Dazu noch die Herren, welche gerade der 
Gefangenschaft hatten entrinnen können. Sie suchten gleichfalls 
doppelt den Kampf. Wahrscheinlich, weil sie sich sagten, daß sie auf 
die Weise am besten jeglichen Fragen entkommen könnten. Von der 
anderen Seite drangen Volker vom Hohentwiel, der Knappe Pierre 
und Waidenhold in des Feindes Masse. Ihnen schlössen sich immer 
mehr an. Ritter und Söldner, die fanden, es sei nun mehr höchste 
Zeit, die Seiten zu wechseln. Gegen die wilde Entschlossenheit geriet 
der Heerbann des Milan-Ordens gar schnell in arge Bedrängnis. 

Aischa ritt Seite an Seite  mit Furisto. Der strebte unerbittlich 

dahin, wo er Saladin und Henry de Montgelas wußte. Den einen 
würde er schützen. Dem anderen brachte er gnadenlos den Tod. 

Die Lösung und Entscheidung aber kam von gänzlich anderer 

Seite. Denn Volker vom Hohentwiel, Waidenhold und der Knappe 
Pierre waren zuerst am Mann, vielmehr an dem Grafen von 
Montgelas und seinem rotbärtigen Berater. 

Mit wildem Kampfgeschrei deckte Volker den Grafen mit einem 

Wirbel von Schwerthieben ein. Der Sänger traf hier und da und 
nochmal. Das Ende jedoch war dem Unglück oder dem Mißgeschick 
des Grafen zuzuschreiben. Er rannte im Ansatz eines Ausfalls mit der 
Brust in Volkers Schwertspitze. Er spießte sich selber auf. 

Furisto quittierte den Fall seines Herrn mit lautem Ruf. Er 

verdoppelte seine Anstrengungen, an Saladin heranzukommen. Die 
Mühe wurde ihm abgenommen. Denn Waidenhold packte den 
Gaukler, der fliehen wollte wie ein Jäger einen Hasen hochhebt. 

»Nichts da, die Zeche, die wir gemacht haben, müssen wir auch 

bezahlen. Der Brauch wird nicht gebrochen. Mir scheint, du hast 
mehr auf dem Kerbholz als mancher andere, der heute zum 
Kassensturz gezwungen wird.« 

Sprach's, drückte zu, und Saladin hatte gesühnt, was ein Mensch 

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nur zu sühnen vermag. Tränenlos sah Aischa, was geschah. 

»Gut so«,  hörte Furisto das Mädchen sagen. »Sehr gut, daß du es 

nicht hast tun müssen. Verdient hatte er das Ende.« 

Wenig später hatten Camelot und sein wiedergekehrter König 

gesiegt. Artus und Ginevra ritten einander entgegen. Viele Menschen 
schauten der Begrüßung zu.  König und Königin aber war es so, als 
seien sie mutterseelenallein. 

»Ginevra!« 
»Artus, mein Mann!« 
Sie umarmten sich und gingen Arm in Arm ins Schloß. Erst, als sie 

verschwunden waren, brandeten Beifallsrufe auf. 

»Lang sollen sie leben.« 
»Viel Glück!« 
Wieder hatte sich Aischa Furisto, dem Türmer, zugesellt. Sie hörte 

ihn murmeln: 

»Und was wird aus uns? Ich konnte nichts für meinen Herrn tun. 

Ist das verziehen, oder wird es mir angekreidet ... dereinst?« 

Furisto spürte, wie sich Aischas kleine Hand in seine Faust stahl. 
»Es gibt niemanden, der dir Schuld gäbe«, hörte er das Mädchen 

sagen. »Und was aus und wird ... aus dir und aus mir ... hängt allein 
davon ab, ob du festhältst, was deine Faust jetzt umschließt oder 
nicht.« 

Der Griff des Türmers wurde stärker. Roland sah, daß Aischas 

Gesicht verzückte Seligkeit widerspiegelte. Und er selbst war auch 
zufrieden, denn der König rechnete ihm dieses Abenteuer hoch an. 

Um ein Ritter der Tafelrunde zu werden, mußte Roland aber 50 

Aufgaben lösen. 

ENDE 

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Der Räuberhauptmann Gregor versteht sein gemeines Geschäft. 
Mit seinen brutalen, ungewaschenen Kerlen zieht er sengend und 
mordend durch die Lande. - Diese bärtigen Schufte können weder 
schreiben noch lesen, für einen Kampf aber zeigen sie beinahe 
gieriges Interesse. Sie mischen überall mit, bis sie an den 
Richtigen geraten - Ritter Roland. Der sprengt ihr wildes Gelage 
und setzt  ihnen heftig zu, als sie die Entführung der hübschen 
Isabella feiern. Roland beendet 

Die Siegesfeier der 

Banditen 

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und nicht zurückschrecken, wenn die derben Ausdrücke 
jener Zeit  fallen, dann besorgen Sie sich in 14 Tagen den 
mit ein bißchen Sex gewürzten Ritter-Roland-Band 10. Sie 
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