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Die geteilte 

Herzogskrone 

von Günther Herbst 

scanned by : horseman 

kleser: Larentia 

Version 1.0 

Dunkle Regenwolken zogen wie Schemen über den 
Nachthimmel. Hin und wieder riß der kühle Wind den 
Wolkenvorhang auf. Dann tauchte der volle Mond die Burg 
in silberfarbenes Licht. In diesen Augenblicken hoben 
sich die Wachposten als Silhouetten schattenhaft ab. Sie 
patrouillierten auf der Burgmauer.
 
Der Rote Friedrich und Lothar der Kühne kauerten am Fuß 
der Mauer, die eine Höhe von mehr als fünf Klaftern 

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erreichte. Sie waren noch außer Atem. Das Erklettern des 
Berges hatte Kräfte gekostet. 

Mit scharfen Augen beobachteten die beiden ihre 

Umgebung. Außer den Wachposten oben auf der Mauer 
sahen sie keinen Menschen. Sämtliche Bewohner von 
Burg Felsenstein schienen bereits in tiefem Schlaf zu 
liegen. Nur die Schrittgeräusche der Wachen und der 
gelegentliche Schrei eines Nachtvogels durchbrachen die 
Stille.
 

Die Nacht war wie geschaffen für die finsteren Pläne 

Wolframs vom Hohen Tann ... 

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Lothar der Kühne legte das mitgebrachte Seil schlingenförmig 
zusammen und befestigte an einem Ende den Enterhaken. »Ich hätte 
nichts dagegen, wenn Karl jetzt seine Stimme erschallen lassen 
würde«, sagte er leise. 

Sein Gefährte nickte. »Es wird nicht mehr lange dauern. Auf Karl 

den Sänger können wir uns verlassen.« 

Angestrengt lauschte er zum Burgtor hinüber, das etwa zehn Ruten 

entfernt lag. Die beiden Männer hatten das Tor nicht im Blickfeld, da 
sie sich im toten Winkel aufhielten. Wenn dort etwas vorging, dann 
konnten sie es allenfalls hören, nicht aber sehen. Im Augenblick 
jedoch war noch alles still. 

Mehrere Minuten vergingen. Fahrig zupfte der Rote Friedrich an 

seinem buschigen Bart. »Potztausend, Karl könnte nun wirklich 
bald...« 

Er schwieg abrupt, denn in diesem Moment wurden fremde 

Stimmen hörbar, die vom Burgtor herüberdrangen. 

»Halt, Bursche!« 
Die Stimme kam von oben, gehörte also ohne Frage einem der 

Wachtposten. 

Augenblicke später erklang sie abermals, lauter diesmal. Und 

scharf wie die Klinge eines Schwertes. 

»Stehenbleiben, wenn du nicht willst, daß dich mein Pfeil 

durchbohrt, Kerl!« 

»Gemach, Gevatter, gemach«, antwortete eine wohltönende 

Männerstimme. »Wer wird denn gleich eine unruhige Hand 
bekommen?« 

Lothar der Kühne verzog den Mund zu einem befriedigten 

Lächeln. Karl der Sänger machte seine Sache gut. 

»Wer bist du?« machte sich der Wächter wieder bemerkbar. »Und 

was willst du hier zu einer Zeit, in der nur das Gelichter der Nacht 
die Ruhe stört?« 

»Ich bin nur ein friedfertiger fahrender Sänger, der untertänigst um 

ein Nachtlager bittet.« 

»Pack dich!« rief der Wachtposten ungnädig. »Für fahrendes Volk 

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ist hier kein Platz.« 

»Du weißt nicht, wen du vor dir hast«, entrüstete sich Karl. »Ich 

bin niemand anderes als Robert von Toulouse!« 

»Und wenn du der Kürenberger selbst wärst  - hebe dich von 

hinnen, Kerl!« 

Lothar der Kühne und der Rote Friedrich blickten gespannt zur 

Mauer empor. Bei der Krone Herzog Ottokars, eilten denn die 
anderen Wächter noch immer nicht herbei? 

»Graf von Felsenstein wird sehr zornig werden, wenn er hört, daß 

du mich abgewiesen hast«, meldete sich Karl der Sänger wieder. 
»Man sagt, dein Herr ist ein großer Freund der Sangeskunst. Aber ich 
verzeihe dir, mein Freund,  der du nicht zu wissen scheinst, welch 
herrliche Töne ich meiner Kehle zu entlocken vermag. Mich deucht, 
ich sollte dir eine kleine Kostprobe geben!« 

Und ohne eine weitere Antwort des Burgwächters abzuwarten, hob 

Karl zu singen an. 

Herzliebchen fein Im fremden, dunklen Wald allein Oh, wärst du 

mein Ich würde dein Beschützer sein »Aufhören!« rief der 
Wachtposten. »Mir ist nicht nach Gesang zumute!« 

Aber Karl der Sänger ließ sich nicht beirren. Schon stimmte er den 

zweiten Vers an. 

Da sahen Friedrich und Lothar zwei dunkle Schatten auf der 

Mauerkrone, die sich eilig zum Tor bewegten. 

»Was geht hier vor?« tönte es kurz darauf. 
»Jetzt!« zischte der Rote Friedrich. 
»Die Wachtposten sind abgelenkt. Zeit für uns zu handeln!« 
Lothar der Kühne bedurfte der anspornenden Worte seines 

Gefährten nicht. Er hatte sich bereits aus seiner gebückten Stellung 
erhoben. Weit schwang er den rechten Arm zurück und ließ ihn dann 
nach oben schnellen. 

Der eiserne Haken am Ende des Seiles stieg in die Höhe wie ein 

Pfeil. Es klirrte, als er gegen die Mauerkrone schlug. Im nächsten 
Augenblick stürzte er zur Erde zurück wie ein toter Vogel. Das 
Geräusch des Aufpralls war wie ein feindliches Hornsignal in den 

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Ohren Lothars und Friedrichs. 

»Tölpel, du hast zu kurz geworfen«, knurrte Friedrich böse. »Fehlt 

deinem Arm die Kraft?« 

Vom Tor her schallte Karls Gesang herüber, begleitet von 

unfreundlichen Zurufen der Burgwächter. Offenkundig hatten diese 
nichts Verdächtiges gehört. 

Lothar verwünschte alle Schutzheiligen derer von Felsenburg, 

versuchte es dann erneut. 

Und diesmal war ihm Erfolg beschieden. Der Enterhaken krallte 

sich um eine Mauerzinne, fand festen Halt. Als Lothar kräftig am 
Seil zog, spannte es sich wie eine Bogensehne und gab kein Zoll 
nach. 

»Geschafft!« stieß Lothar der Kühne erleichtert hervor. 
Und Karl der Sänger begann soeben den nächsten Vers. 
Herzliebchen fein Auf wilder, tiefer See allein ... 
»Es gilt!« raunte der Rote Friedrich seinem Gefährten zu. »Wer 

macht den Anfang?« 

»Ich!« 
Lothar der Kühne packte das Seil, umschloß es mit nervigen 

Fäusten. Dann stemmte er die Füße gegen die Mauer und hangelte 
sich kraftvoll nach oben. Es dauerte nicht lange, bis er die 
Mauerkrone erreichte. Ein paar Herzschläge lang hielt er inne. Dann 
schwang er sich entschlossen über die Zinnen. 

Oh, wärst du mein Ich würde dein Beschützer sein ... 
Die Wächter waren nach wie vor abgelenkt. Gegenwärtig nahm 

keiner von ihnen seine Patrouillenaufgaben wahr. 

»Komm!« rief Lothar leise seinem Gefährten zu, der noch am Fuß 

der Mauer wartete. 

Während der Rote Friedrich das Seil packte und sich ebenfalls an 

den Aufstieg machte, kauerte sich Lothar der Kühne zusammen und 
blickte zwischen den Zinnen hindurch auf den Hof und die 
Burggebäude. 

Noch war alles ruhig und dunkel. Aber ob das so bleiben würde? 

Bestimmt wurde durch Karls Gesang dieser oder jener aus dem 

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Schlaf gerissen. 

Und Wolflinde vom Hohen Tann? Lothar hoffte zuversichtlich, 

daß das Mädchen die Nachricht des Sendboten erhalten hatte und 
bereitstand. 

Jetzt war auch der Rote Friedrich oben und schwang sich auf den 

etwa drei Ellen breiten Mauergang. 

»Noch kein Lebenszeichen von Wolflinde?« fragte er im 

Flüsterton, während er gleichzeitig das Seil von der Zinne löste. 

»Nein«, erwiderte Lothar. »Sie wird sich erst melden, wenn wir 

das vereinbarte Zeichen geben. So ist es abgesprochen.« 

Der Rote Friedrich nickte. »Zunächst aber müssen wir die Wachen 

ausschalten!« 

Er legte mit geschickter Hand das Seil so zusammen, daß er es als 

Würgeschlinge verwenden konnte. 

Auch Lothar der Kühne machte  sich zum Kampfe bereit und löste 

seinen Morgenstern von der Gürtelschlaufe. »Es muß alles sehr 
schnell gehen«, raunte er seinem Gefährten zu. »Keiner der 
Burgwachen darf Gelegenheit bekommen, einen Warnschrei 
auszustoßen.« 

Friedrich lächelte grimmig. »Die Überraschung ist die Mutter des 

Sieges!« 

»Auf geht's!« raunte Lothar der Kühne. 
Gebückt schlichen die beiden Männer los, dorthin, wo sich das 

Burgtor befand. Das Gesicht des Mondes wurde jetzt wieder von 
Wolken bedeckt. Die Nacht breitete ihren dunklen  Mantel aus und 
hüllte Lothar und Friedrich darin ein. 

Karl der Sänger ließ noch immer seine Stimme erschallen. Zur 

großen Erbitterung der Wachen, die ihn und seine Vorfahren auf das 
übelste beschimpften. 

Und nun hatte sein Gesang in der Burg Aufmerksamkeit erregt. 

Fackelschein wurde auf dem Hof sichtbar. Schrittgeräusche klangen 
auf. 

Friedrich und Lothar verhielten ihren Schritt. 
»Wer wagt es, die Nachtruhe zu stören?« hörten sie eine empörte 

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Männerstimme. 

Die Burgwächter gaben Auskunft, während Karl unentwegt 

weitersang. 

»Der Schafskopf sollte jetzt seine Stimmbänder ruhen lassen«, 

wisperte der Rote Friedrich. »Er macht sonst noch ganz Felsenstein 
rebellisch. »Ahnt er denn nicht, daß wir die Mauer längst erklommen 
haben?« 

Schon zeigten sich unten auf dem Hof weitere Burgbewohner. Es 

wurde laut und lauter. Und es waren nicht nur 
Mißfallenskundgebungen, die ausgestoßen wurden. 

»Der Troubadour hat eine herrliche Stimme«, meinte eine Frau. 

»Warum lassen wir ihn nicht ein? Er kann uns mit seinem Gesang 
beim Abendbankett erfreuen.« 

Diese Worte waren es, die Karl den Sänger bewegten, sein Lied 

ziemlich schnell zu beenden. Natürlich lag ihm nichts ferner, als die 
Burg tatsächlich zu betreten. 

»Nein!« rief er laut. »Wer meine Sangeskunst mit Füßen tritt, ist es 

nicht wert, daß ich Einkehr halte in seinen Mauern. Lieber bringe ich 
den Tieren des Waldes ein Ständchen. Adieu!« 

Lothar und Friedrich konnten ihn nicht sehen. Aber sie konnten 

doch sicher sein, daß er sich nun entfernte. Die bösen 
Abschiedsworte, die ihm die Burgwachen mit auf den Weg gaben, 
sprachen eine deutliche Sprache. 

Wenige Augenblicke später wurde es auf dem Hof wieder ruhig. 

Alle kehrten in die Gebäude zurück. 

Und die Wachtposten setzten ihre Patrouillengänge fort. Lothar 

und Friedrich nahmen Schrittgeräusche wahr, die sich ihnen 
näherten. 

Ganz eng preßten sie sich gegen die Zinnen, verwuchsen regelrecht 

mit dem Stein. Sie waren sprungbereit wie die Wölfe im Wappen 
ihres Herrn. 

Dann sahen sie den Burgwächter. Undeutlich hoben sich seine 

Umrisse gegen den dunklen Hintergrund ab. Der Mann war nur noch 
wenige Schritte von ihnen entfernt. 

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Und das Überraschungsmoment lag in der Tat ganz auf ihrer Seite. 

Bevor der Posten überhaupt wußte, wie ihm geschah, federte der 
Rote Friedrich hoch und sprang ihn an. 

Mit sicherer Hand warf er dem Felsensteiner das Seil um den Hals 

und zog die Schlinge kräftig zu. 

Ein Japsen kam aus dem Mund des völlig verblüfften Wächters, 

ein erstickter Laut, der sofort wieder erstarb. Friedrich fing ihn auf 
und ließ ihn lautlos auf die Steine des Mauergangs niedersinken. 

Aber die beiden anderen Posten hatten offenbar doch etwas gehört. 
»Albrecht, hast du gerufen?« kam eine argwöhnische Stimme aus 

der Dunkelheit. 

Lothar und Friedrich verhielten sich ganz still, wagten kaum zu 

atmen. 

»Albrecht, so antworte doch!« 
Lothar der Kühne zeigte, daß er ein kaltes Herz besaß. Er richtete 

sich zu seiner vollen Größe auf, räusperte sich kurz  und rief dann 
laut: »Alles in Ordnung!« 

War es die Stimme Lothars oder das geweckte Mißtrauen der 

beiden anderen Posten? Sie schienen ihm nicht zu glauben. 

»Wirklich?« erklang es zweifelnd. 
Und schon kamen sie ... 
Entschlossen ging ihnen Lothar der Kühne  entgegen. Er hoffte 

darauf, daß sie ihn bei den herrschenden Lichtverhältnissen nicht auf 
Anhieb als Fremden entlarven würden. 

Sie tauchten aus der Dunkelheit auf, zögernd, voller Argwohn, 

vorsichtig. 

»Albrecht?« 
»Ja! Wer sollte ich sonst sein, ihr Tröpfe?« 
Näher kamen sie, waren dann kaum mehr als zwei Körperlängen 

entfernt. 

Lothar der Kühne war stehengeblieben. Die rechte Hand hielt er 

auf dem Rücken, den Morgenstern mit fester Faust umspannt. »Du 
bist ja gar nicht Alb...« 

Weiter ließ Lothar den Felsensteiner nicht kommen. Mit einem 

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mächtigen Satz stürmte er nach vorn, riß dabei die mörderische 
Keule mit den eisernen Stachelspitzen hoch. Im nächsten Augenblick 
ließ er sie auf den ersten der beiden Burgwächter niederkrachen. Der 
brach mit einem gurgelnden Aufstöhnen zusammen. 

Der zweite Mann fuhr zurück, als sei ihm der Leibhaftige 

persönlich erschienen. Er riß den Mund auf, um laut loszuschreien. 
Dazu jedoch bekam er keine Gelegenheit mehr. 

Lothar der Kühne war schnell wie der Blitz. Einem Spieß gleich 

schleuderte er den Morgenstern von sich. Der Felsensteiner wurde 
getroffen. Er taumelte und torkelte wie jemand, der zuviel des Mets 
genossen hatte. Wimmernde Töne kamen über seine Lippen, die 
jedoch kaum lauter waren als das Säuseln des Nachtwindes. 

Dann war auch der Rote Friedrich heran. Seine Würgeschlinge 

brachte den Posten endgültig zum Schweigen. 

Triumphierend blickten sich Friedrich und Lothar an. Sie hatten es 

geschafft. 

Aber sie sonnten sich nicht lange in ihrem Erfolg. Aufmerksam 

beobachteten sie die Burggebäude. Und als sich dort nichts rührte, 
nahmen sie den zweiten Teil ihrer Mission in Angriff. 

Lothar befestigte den Morgenstern wieder an der Gürtelschlaufe. 

Dann legte er beide Hände vor den Mund und ließ geschickt den Ruf 
der Eule ertönen - einmal, zweimal, dreimal. 

Und sofort kam Antwort. »Hier bin ich!« 
Wolflinde vom Hohen Tann löste sich aus einer Nische des 

Burgturmes und huschte über den Hof. Sie hatte keine Mühe, die 
Mauer zu erklettern. Neben dem Tor gab es eine schmale Treppe, die 
bequem nach oben führte. 

Etwas schwieriger war es für sie, auf der anderen Seite wieder 

hinunterzukommen. Aber mit Hilfe des Seils und Lothars galanter 
Unterstützung gelang ihr auch dies. 

Wenig später waren Retter und Gerettete bei Karl dem Sänger, der 

mit den Pferden bereits auf sie wartete. 

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Es war ein liebliches Fleckchen Erde, das sich Roland und seine 
Gefährten als Rastplatz ausgesucht hatten: eine kleine Wiese mit 
saftigem Gras im Schatten eines grünenden Hains. Ein murmelnder 
Bach schlängelte sich durch das Land. Sein Wasser war so klar, daß 
man sich darin spiegeln konnte. Ein lindes Lüftchen wehte, und aus 
dem Wäldchen drang das nimmermüde, fröhliche Zwitschern der 
Vögel herüber. 

Roland und seine Begleiter hatten einen harten Ritt hinter sich. Die 

Ruhepause war redlich verdient. Und jeder der vier nutzte sie auf 
seine Weise. 

Louis und Pierre, die beiden Knappen, packten ihre Würfel aus. 

Volker von Hohentwiel, der berühmte Minnesänger und Ritter, griff 
nach der Fidel und stimmte träumerisch eine seiner 
einschmeichelnden Weisen an. Und Roland selbst legte sich 
rücklings ins Gras und dachte über die Aufgabe nach, die vor ihm 
lag. 

König Artus, der Herr von Camelot, hatte ihn ins Land der Grafen 

Wolfram, Gernot und Sigmund geschickt, um Frieden zu stiften 
zwischen den drei Vettern. Seit langen Jahren bekämpften sie sich 
bis aufs Blut. 

Schwer war sie, diese Aufgabe, denn die Grafen verfolgten sich 

mit unversöhnlichem Haß. Jeder von ihnen wollte das Erbe Herzog 
Ottokars antreten und das Land allein beherrschen. Um ihr Ziel zu 
erreichen, war ihnen jedes Mittel recht. Dennoch war Roland guten 
Mutes. Bis jetzt hatte er es noch immer geschafft, die ihm gestellten 
Aufgaben zu erfüllen. 

Gedankenverloren kaute er an einem Grashalm und bemühte sich, 

das Gezänk zu überhören, das sich wie immer zwischen Louis und 
Pierre entspann. Statt dessen lauschte er dem Lied, das Volker jetzt 
mit seiner gottbegnadeten Stimme zum besten gab. 

Roland der Recke, Ohne Zaudern und Zagen Schwingt furchtlos 

das Schwert er, Wenn die Wackren längst wanken. 

Ruhm sei dem Ritter, Der dem Teufel selbst trotzt. 
Voll Lob ist das Lied, Das der Sänger ihm singt. 

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Roland lächelte. »Der Held deines Liedes soll doch nicht etwa ich 

sein, Volker?« 

Das olivfarbene, markante Gesicht des Sängers verzog sich 

ebenfalls zu einem Lächeln. »Wen sonst sollte ich meinen, mein 
Freund?«  

»Zuviel der Ehre!«  
»Ehre, wem Ehre gebührt!« Erneut setzte Volker vom Hohentwiel 

den Fidelbogen an. »Hör zu, wie die Ballade weitergeht...« 

Pierre und Louis unterbrachen ihr Würfelspiel. Selbst sie, einfache 

Männer aus dem Volke, denen ein saftiger Schinken üblicherweise 
lieber war als die hehre Kunst, konnten sich der Wirkung von 
Volkers Gesang nicht entziehen. 

Tapfer bis in den Tod Das Herz des Helden ... 
Volker sang nicht weiter, ließ die Fidel sinken und setzte sich 

ruckartig aufrecht. 

Die Mundwinkel Rolands kräuselten sich belustigt. »Was ist los, 

Volker? Sind dir plötzlich Zweifel an meiner Heldenhaftigkeit 
gekommen? Oder fehlen dir die Worte, um sie gebührend 
auszudrücken?« 

Der schwarzhaarige Ritter ging nicht auf den leichten Spott ein. 

»Hört ihr nichts?« fragte er statt dessen. 

Roland setzte sich ebenfalls auf. Aufmerksam spitzte er die Ohren. 
Er hörte in der Tat etwas ... 
Hufgetrappel! 
Und dann hörte er nicht nur, sondern sah auch. 
Wie eine wilde Horde brachen sie aus dem Dickicht des Hains 

hervor - sechs, zehn, zwölf Reiter. 

Ritter mit harten Gesichtern, in deren Augen die Kälte eines 

Bergsees glitzerte. 

Im Nu waren Roland und seine Gefährten umringt. Die Spitzen 

von zwölf Schwertern und Lanzen richteten sich drohend auf sie. 

Ein schwarzbärtiger Mann, groß und kräftig wie ein Bär, ergriff 

das Wort. »Wenn ihr Widerstand leistet, machen wir euch nieder wie 
tollwütige Füchse!« 

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Volker und Roland tauschten erstaunte Blicke. Die Reiter, die sie 

umringten, sahen nicht aus wie Räuber oder ähnliches Gelichter. 
Vielmehr machten sie den Eindruck von Männern, für die Ehre kein 
leeres Wort war. Um so verwunderlicher war ihr 
gewaltversprechendes Auftreten, für das kein ersichtlicher Grund 
vorlag. 

»Mit Verlaub gefragt...«, setzte Volker vom Hohentwiel an, wurde 

aber barsch von dem Schwarzbärtigen unterbrochen. 

»Maul halten, schurkischer Sänger, sonst schneidet dir mein 

Schwert die falsche Zunge aus dem Mund!« 

Der dickliche Pierre, dessen größte Tugend nicht die Tapferkeit 

war, begann zu zittern. »Gnade!« rief er flehend und warf sich auf 
die Knie. »Tut uns nichts! Wir ergeben uns!« 

Damit war Roland gar nicht einverstanden. So leicht ergab er sich 

nicht in sein Schicksal. Schon zuckte seine Rechte zum Knauf des 
Schwertes. 

Der drahtige Louis wollte seinem Herrn nicht nachstehen. Auch er 

griff nach seiner Waffe, einem scharfgeschliffenen Jagdmesser, mit 
dem er gar trefflich umzugehen verstand. 

Unverzüglich hoben mehrere Reiter ihre Lanzen zum tödlichen 

Wurf. 

Volker vom Hohentwiel gebot ihnen Einhalt. Schnell wie ein Reh 

sprang er auf die Füße und hob die Arme hoch in die Luft. 

»Gemach!« rief er mit fester Stimme. »Rechnet ihr es euch zur 

Ehre an, mit dreifacher Übermacht einen Sieg zu erzwingen?« 

Böse blickte ihn der Schwarzhaarige an. »Ich hatte euch gewarnt. 

Wenn ihr Widerstand leistet...« 

»Wir leisten keinen Widerstand!« 
Roland knurrte unmutig. 
»Volker...« 
Der singende Ritter wandte sich ihm zu. »Sei vernünftig, mein 

Freund. Was sollen wir gegen sie ausrichten? Sie sind zu zwölft! 
Selbst wenn wir die Hälfte von ihnen zu Boden strecken, machen uns 
die übrigen doch den Garaus!« 

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»So ist es!« sagte der Schwarzbärtige grimmig. 
Roland biß sich auf die Lippen. »Denk  an das Lied, das du gerade 

zu meinem Ruhme sangst. Darf sich ein Held gebärden wie ein 
verängstigtes Schaf?« 

Volker lächelte. »Manchmal ist es heldenhafter, nicht den Arm, 

sondern den Kopf zu gebrauchen! Welche Taten kann ein toter Held 
noch verbringen?« 

Roland dachte kurz nach, nickte dann ergeben. Wahrscheinlich 

hatte sein erfahrener Freund recht. Mit Ungestüm und Tollkühnheit 
war hier nichts zu erreichen. Achselzuckend ließ er seine Hand vom 
Schwertknauf gleiten, den er noch immer umklammert hielt. 

Befriedigt grunzte der Schwarzbärtige. 
»Nehmt ihnen die Waffen ab!« befahl er seinen Männern. 
Wohl oder übel ließen es Roland und seine Gefährten mit sich 

geschehen. 

Hochstimmung herrschte auf der Wolfsburg. 

Wolfram vom Hohen Tann gab ein Fest, um die  Befreiung seiner 

Töchter aus den Händen des Felsensteiners und des Eisenbergers 
gebührend zu feiern. 

Die Tische bogen sich fast durch unter der Last der Speisen, die die 

Bediensteten aufgefahren hatten. Saftige Lendenstücke, groß wie 
Kinderköpfe, dampfende Grundbirnen, würzige Brotlaibe und frische 
Wiesensalate ließen den Tafelnden das Wasser im Mund 
zusammenlaufen. Dazu gab es die feinsten Weine aus Burgund und 
leuchtende Früchte aus Italien. 

Und die Getreuen des Grafen ließen es sich schmecken. Nicht 

jeden Tag bekamen sie Gelegenheit, ihrem Magen soviel Gutes zu 
tun, denn Wolfram vom Hohen Tann war normalerweise ein recht 
knauseriger Herr. Heute aber neidete er keinem von ihnen den 
leckeren Bissen und den kräftigen Schluck. Heute wollte er nur 
zufriedene und fröhliche Männer um sich sehen. 

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Auch der Burgherr selbst strotzte nur so vor Zufriedenheit und 

Fröhlichkeit. Die düsteren Schatten, die meist sein 
scharfgeschnittenes Gesicht bewölkten, waren verflogen. Und dem 
Blick seiner tiefdunklen Augen fehlte heute das Stechende. Er lachte 
laut und viel, und wenn er seine Stimme erklingen ließ, dann war sie 
nicht ätzend und befehlend wie gewohnt, sondern quoll über vor 
Heiterkeit. 

Wolfram saß am Kopfende der Tafel. Links und rechts von ihm 

hatten seine Töchter Wolflinde und Walpurga Platz genommen. 
Immer wieder umarmte Wolfram die beiden Mädchen und drückte 
sie voller Freude an sich. »Daß ihr wieder bei mir seid, meine 
Süßen!« rief er lachend. »Daß ihr endlich wieder bei mir seid!« 

Die beiden jungen Frauen lächelten ihn an. Sie waren genauso 

glücklich wie ihr Vater. Sie hatten es nicht schlecht gehabt bei 
Sigmund von Felsenstein und Gernot von Eisenberg. Aber es war 
doch etwas ganz anderes, ein freier Mensch zu Hause zu sein als eine 
Geisel auf der Burg fremder Herren. 

»Trinkt, meine Süßen«, rief der Burggraf. »Trinkt auf das Wohl 

eurer Retter! Und alle anderen ebenso!« 

Er hob seinen Becher den drei Rittern entgegen, die die 

Ehrenplätze am anderen Ende der Tafel eingeräumt bekommen 
hatten. 

Lothar der Kühne, der Rote Friedrich und Karl der Sänger fühlten 

sich sichtlich geschmeichelt. Aber die Ehre, die ihnen zuteil wurde, 
gebührte ihnen auch. Es war schon eine bewunderungswürdige Tat 
gewesen, die sie vollbracht hatten. Erst Walpurga und dann 
Wolflinde von ihrem Geiseldasein zu befreien, und dies alles 
innerhalb von 24 Stunden, machte ihnen so leicht niemand nach. Sie 
hatten es verdient, daß man sie feierte wie Helden. 

Alle Anwesenden folgten dem Beispiel des Burgherren und 

prosteten den drei Rittern zu  - mit zwei Ausnahmen. Und diese 
beiden Ausnahmen waren Sigrid von Felsenstein und Gandalf von 
Eisenberg. Die beiden Geiseln, die ihre Väter in die Zwangsobhut 
Wolframs vom Hohen Tann gegeben hatten, ließen sich von der 

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allgemeinen guten Laune nicht anstecken. Und dazu hatten sie auch 
keinen guten Grund. Für sie beide war dieses Fest das genaue 
Gegenteil einer Freudenfeier. Für sie hätte dieser Tag Anlaß sein 
können, sich in Sack und Asche zu hüllen. 

Mit starren Mienen saßen Sigrid und Gandalf am festlich 

gedeckten Tisch. Sie hatten bisher kaum etwas gegessen und 
getrunken. Nur so viel, wie es der Leib brauchte, um nicht der 
Schwäche anheimzufallen. Jetzt jedenfalls machten sie keinerlei 
Anstalten, ihre Weinbecher zu heben. 

Dem Burgherren war das nicht entgangen. »Sigrid, Gandalf«, rief 

er. »Hörtet ihr nicht, was ich sagte? Wir trinken zur Ehre der Retter!« 

Das Mädchen und der junge Mann, beide waren von ihrem 

zwanzigsten Wiegenfest noch zwei Jahre entfernt, taten so, als hätten 
sie die Worte nicht vernommen. Unbeweglich saßen sie auf ihren 
Schemeln und blickten mit leeren Augen vor sich auf die Tischplatte. 

»Hörtet ihr nicht, was ich sagte?« wiederholte Wolfram vom 

Hohen Tann. 

Jetzt klang seine Stimme bereits so scharf und schneidend, wie 

man es von ihm kannte. Jedermann am Tisch war aufmerksam 
geworden. Alle Unterhaltungen erstarben. Es wurde so still im 
Festsaal, daß man das Säuseln des Windes in den Fensterritzen hören 
konnte. Alle Anwesenden blickten nun auf die beiden Geiseln. 

Diese jedoch ließen sich noch immer nicht beeindrucken. Zwar 

wurde Sigrid von Felsenstein blaß in ihrem engelhaften Gesicht, und 
ein Zittern ging durch ihren gertenschlanken Körper. Aber wie ihr 
Leidensgefährte Gandalf strafte sie die Worte des gestrengen 
Burgherren mit Nichtachtung. 

»Hebt die Becher, und trinkt!« sagte Wolfram laut, beinahe 

schreiend. 

Und noch immer taten die beiden Geiseln nicht, was er von ihnen 

verlangte. 

Rot lief der Herr der Wolfsburg an. Wut loderte in ihm auf, wie die 

Flamme im Herdfeuer. »Trinkt!« brüllte er ungezügelt. »Trinkt, oder, 
bei der Krone Ottokars, ihr lernt mich kennen!« 

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Das Zittern der jungen Sigrid verstärkte sich. Ihre Lippen zuckten. 

Furcht schlich in ihr Herz, eine Furcht, die sie nicht länger im Zaume 
halten konnte. Wie von selbst kroch ihre Hand zum Weinbecher und 
griff danach. 

Aber Gandalf von Eisenberg hinderte sie daran, ihn zu heben. 

Auch er war blaß geworden wie ein Leintuch, das die Sonne 
gebleicht hatte. Sein Herz jedoch war erfüllt vom Mut des Löwen. 

»Nein, Sigrid«, sagte er und hielt den Arm des Mädchens fest. 

»Wir trinken nicht auf das Wohl derer, die sich zu Werkzeugen des 
Eidbruchs machten! Mag auch unsere Freiheit beschnitten sein, die 
Ehre aber lassen wir uns nicht rauben!« 

Die kühnen Worte des Jünglings blieben nicht  ohne Wirkung. 

Gemurmel wurde laut, und manch einer in der Festrunde blickte 
betreten vor sich hin. 

Nicht so jedoch Wolfram vom Hohen Tann. Berstend vor Zorn 

stieß er seinen Lehnstuhl zurück und sprang auf. Mit böse 
zusammengekniffenen Augen funkelte er den Eisenberger an. 
»Dreister Bube«, tobte er. »Du wagst es, mir den Gehorsam zu 
verweigern?« 

»Ich schulde Euch nur einen Gehorsam«, antwortete Gandalf 

unerschrocken. »Nämlich den, die Wolfsburg nicht ohne 
ausdrückliche Erlaubnis zu verlassen. Ansonsten steht es mir frei, zu 
tun und zu lassen, was mir beliebt.« 

»Ja, so ist es«, bekräftigte Sigrid tapfer. 
»Ist es so  - wirklich?« Der Burgherr verließ seinen Platz an der 

Stirnseite der Tafel und ging mit langsamen, wiegenden Schritten zu 
den beiden Geiseln hinüber. Drohend baute er sich vor ihnen auf. 

»Trinkt«, sagte er. »Ich befehle es!« 
»Ihr habt mir nichts zu befehlen«, lehnte Gandalf das Ansinnen 

rundheraus ab. 

»Trinkt, oder ich zwinge euch dazu!« 
Der Eisenberger schüttelte stumm den Kopf. 
Wolfram vom Hohen Tann lächelte so wölfisch, wie es sein Name 

versprach. Dann holte er aus und versetzte dem Jüngling eine 

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schallende Ohrfeige. Der Schlag war so gewaltig, daß Gandalf vom 
Schemel geschleudert wurde und auf den steinernen Fußboden 
stürzte. 

Sigrid von Felsenstein stieß einen unterdrückten Schrei aus. Sie 

war die einzige, die sich vernehmen ließ. Alle anderen Anwesenden 
blieben stumm und sahen nur zu. Keiner rührte eine Hand, um 
Gandalf von Eisenberg zu helfen. 

Mühsam raffte sich der Jüngling vom Boden auf. Ein Blutstropfen 

haftete in seinem rechten Mundwinkel. 

»Trinkst du jetzt?« fragte Wolfram vom Hohen Tann beinahe 

freundlich. 

»Nein!« 
Da traf den Eisenberger der zweite Hieb. Diesmal hatte der 

Burgherr mit der Faust zugeschlagen. Gandalf wurde 
zurückgeschleudert, als habe ihn ein Pferd getreten. Er prallte mit 
dem Rücken gegen die Festtafel und riß eine Fleischschüssel mit 
hinunter, als er erneut zu Boden ging. Fleischbrocken und Fettsoße 
ergossen sich über ihn und vermischten sich mit dem Blut, das ihm 
aus der Nase schoß. 

Dröhnend lachte Wolfram vom Hohen Tann ihn aus. »Seht ihn 

euch an!« tönte er und schüttelte sich vor Heiterkeit. »Wirkt unser 
kleiner Freund von Eisenberg nicht komischer als ein Narr, dessen 
Beruf es ist, seine Mitmenschen mit künstlichen Spaßen zu 
ergötzen?« 

Einige der Anwesenden lachten pflichtschuldig, aber nicht alle. 

Das Bild des Jammers, das der unglückliche Jüngling bot, bedauerte 
doch so mancher. Zudem hatte sich Gandalf während seines 
Aufenthaltes auf der Wolfsburg unter den Getreuen des Burgherren 
durchaus Respekt und Anerkennung erworben. 

Wolfram aber kümmerte dies nicht. Lachend stand er da und 

belustigte sich an den mühevollen Versuchen des jungen 
Eisenbergers, wieder auf die Füße zu kommen. 

Sigrid von  Felsenstein hatte inzwischen ihre Angst vergessen. Hell 

lodernde Empörung beherrschte statt dessen ihr Denken und Tun. Sie 

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sprang von ihrem Schemel auf. Mit blitzenden Augen funkelte sie 
den Grafen an. 

»Euer Tun ist schändlich!« schrie sie außer sich. »Gandalf und ich 

stehen unter dem Schutz des königlichen Geiselrechts. Wer gegen 
dieses Recht verstößt ...« 

Mit einer barschen Handbewegung schnitt ihr Wolfram vom 

Hohen Tann das Wort ab. 

»Geiseln?« echote er höhnisch. »Ich höre immer Geiseln! Sollte dir 

entgangen sein, daß sich die Situation grundlegend gewandelt hat, 
Felsensteinerin? Eine Leibbürgschaft ist eine zweiseitige 
Angelegenheit. Die Geiseln des einen bürgen mit Leib und Leben für 
die Geiseln des anderen. Wo aber ist die Geisel, die ich im Austausch 
gegen dich in die Zwangsobhut deines Vaters gab?« 

Wolfram wandte sich um und zeigte auf seine Tochter Wolflinde. 
»Da sitzt sie!« rief er triumphierend. »Nicht länger in der Gewalt 

deines Vaters, sondern im Schutz meiner eigenen Mauern! Für wen 
also willst du noch den Widerpart spielen, Sigrid von Felsenstein? 
Für niemanden! Und deshalb ist dein Status, den dir das königliche 
Recht verlieh, ein für allemal dahin. Du bist nicht länger eine 
geschützte Geisel, sondern eine alltägliche Gefangene, die meiner 
Willkür untersteht. Und dasselbe gilt für deinen hochnäsigen Vetter 
Gandalf!« 

Das junge Mädchen schwieg und ließ den Kopf auf die Brust 

sinken. Erst jetzt wurde ihr so richtig klar, in welcher Lage sie sich 
befand. Der Wolfsburger hatte ihr diese mit unmißverständlicher 
Deutlichkeit vor Augen geführt. 

Auch Gandalf von Eisenberg begriff nun, was ihn erwartete. 

Während die bittere Erkenntnis bei seiner Leidensgefährtin eine tiefe 
Niedergeschlagenheit hervorrief, brach bei ihm die dünne Mauer der 
Selbstbeherrschung. Mit einem wilden Wutschrei federte er hoch und 
warf sich auf den Grafen. 

Aber Wolfram vom Hohen Tann ließ ihm keine Chance. Er war ein 

erfahrener Kämpfer, während Gandalf noch das Grün des jungen 
Baums hinter den Ohren hatte. Seine Faust flog heraus wie ein 

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Rammbock und wehrte den ungestümen Angriff des Jünglings ab. 
Schwer getroffen ging der Eisenberger zum dritten Mal auf die 
Steine nieder. 

Gebieterisch schnippte der Burgherr mit den Fingern. »Schafft ihn 

mir aus den Augen!« befahl er. »Ins finsterste Verlies mit ihm. Und 
die Felsensteinerin nehmt auch gleich mit!« 

Mehrere seiner Getreuen erhoben sich sogleich von ihren Plätzen. 

Wenig später führten sie die beiden Geiseln aus dem Festsaal. 

Wolfram kehrte zu seinem Lehnstuhl zurück und setzte sich 

wieder. Ihm entging nicht, daß die Stimmung im Raum plötzlich 
getrübt war. Dem jedoch gedachte er abzuhelfen. 

»Sing uns ein Lied, Karl!« förderte er Karl den Sänger auf. 
Der Sänger ließ sich nicht lange bitten. Singen war seine 

Leidenschaft. 

Er ließ seine Stimme erschallen, wann immer sich Gelegenheit 

dazu bot. 

Dennoch dauerte es eine ganze Weile, bis der Frohsinn wieder in 

dem Festsaal Einkehr hielt. Dem reichlich fließenden Burgunder 
konnte doch letztendlich niemand widerstehen. 

Unterwegs hätte Roland durchaus mehrmals Gelegenheit gehabt, die 
Flucht zu ergreifen. Sein prächtiger. Hengst Samum war den 
Durchschnittspferden der Männer, die ihn gefangengenommen 
hatten, an Schnelligkeit sicherlich überlegen. Dennoch unternahm 
Roland nicht einmal den Versuch, sich abzusetzen. 

Es gab zwei Gründe für seine Zurückhaltung. Einmal wollte er 

seine drei Gefährten nicht im Stich lassen. Und zum anderen hatte er 
inzwischen herausgefunden, wer der Schwarzbärtige und seine 
Begleiter eigentlich waren. Es handelte sich um Getreue des Grafen 
Sigmund von Felsenstein. Das hatte sich mit Leichtigkeit aus ihren 
Gesprächen heraushören lassen. Und eben dieser Graf Sigmund war 
einer der drei Fürsten, die Roland ohnehin aufsuchen wollte. Es wäre 

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also töricht  gewesen, seinen Männern davonzureiten. Weshalb diese 
ihn und seine Freunde allerdings überwältigt hatten, war ihm nach 
wie vor ein Buch mit sieben Siegeln. Auf hartnäckige Fragen in 
dieser Richtung hatten der Schwarzbärtige und die Seinen ebenso 
hartnäckig die Antwort verweigert. Roland fügte sich schließlich in 
das Unvermeidliche. Irgendwann würde er schon erfahren, was man 
eigentlich von ihm und insbesondere von Volker wollte. Auf Burg 
Felsenstein wohl, wohin man sie jetzt brachte. 

Der Ritt dauerte mehrere Stunden. 
Das Land, das durchquert wurde, war friedlich und schön. Die 

Frucht auf den Feldern stand in gutem Wuchs, und die Dörfer und 
Gehöfte am Weg machten einen ordentlichen Eindruck. 

Roland kamen gewisse Zweifel an der Aufgabe, die ihm König 

Artus gestellt hatte. Er sollte Frieden stiften zwischen drei 
kriegerischen Grafen. Aber fand ein solcher Krieg tatsächlich statt? 
Normalerweise war es so, daß die Landschaft Spuren von Kämpfen 
erkennen ließ. Zerstörte oder beschädigte Häuser, verbrannte Felder, 
gramgebeugte Menschen  - dies alles gehörte dazu. Nichts davon war 
jedoch zu sehen. Roland hätte wetten mögen, daß zumindest in 
jüngster Zeit kein Krieg in dieser Region geführt worden war. 
Allerdings sprach ihre Gefangennahme nicht gerade für eine 
friedliche Gesinnung des Landesherren. So mochte es dann angehen, 
daß der Schein trog. Wahrscheinlich hatte ihn der König von 
Camelot doch nicht umsonst zu den drei Grafen geschickt. 

Die Sonne neigte sich langsam ihrem Tiefpunkt entgegen, als das 

Ziel endlich in Sicht kam. 

Die Burg Sigmunds von Felsenstein lag auf dem Gipfel eines 

Berges. Dichter Nadelholzbestand bedeckte die Flanken des steil 
aufragenden Hügels. Und dort, wo keine Bäume wuchsen, trat 
schroffes Felsgestein zutage. Ein verhältnismäßig schmaler Weg, 
nicht einmal breit genug, um ein normales Fuhrwerk passieren zu 
lassen, wand sich in Schlangenlinien nach oben. 

Schließlich stand der Trupp vor dem wuchtigen Burgtor. Die 

Wachen auf der Mauer hatten die Ankömmlinge natürlich längst 

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erkannt. Schon schwang das Tor knarrend auf. 

»So laßt denn alle Hoffnung fahren«, murmelte der hasenherzige 

Knappe Pierre, als sie alle auf dem Burghof haltmachten und das Tor 
wieder geschlossen wurde. 

»Absitzen!« kommandierte der Schwarzbärtige. 
Roland und seine Gefährten kamen der Aufforderung nach. 

Angesichts der unverwandt auf sie gerichteten Hieb- 

und 

Stichwaffen blieb ihnen auch nichts anderes übrig. 

Der Schwarzbärtige wandte sich an einen seiner Männer. »Hol den 

Grafen! Er soll entscheiden, ob wir die Kerle gleich aufhängen oder 
erst in den Kerker sperren.« 

Das waren harte Worte. Aber Roland hoffte zuversichtlich, daß sie 

nicht ganz so ernst gemeint waren, wie sie klangen. 

Der Burghof füllte sich jetzt. Männer und Frauen und selbst ein 

paar Kinder kamen aus den Gebäuden gelaufen. Zwischen den 
Ankömmlingen und den Burgbewohnern flogen Fragen und 
Antworten hin und her. Roland schnappte einiges davon auf, konnte 
sich aber noch immer keinen rechten Reim auf die Hintergründe 
ihrer Gefangennahme machen. 

Hinterlistiger Sänger ... Wolflindes Befreier.... 
Das waren einige der Zurufe, die Roland mitbekam. Er hatte 

während des Rittes schon einmal mit dem Gedanken gespielt, daß 
man ihn und seine Gefährten vielleicht verwechselte. Diese 
Überlegung bekam jetzt neue Nahrung. 

Dann trat Graf Sigmund von Felsenstein auf den Hof. Roland 

kannte ihn bisher nicht. Aber er hatte nicht den geringsten Zweifel 
daran, daß er den Burgherren vor sich hatte. Die Ehrerbietung, die 
ihm alle erwiesen, die imposante Gestalt und nicht zuletzt auch der 
hermelinbesetzte Fürstenrock - dies alles sprach für sich. 

Der schwarzbärtige Anführer des Trupps ging sofort zu Graf 

Sigmund hinüber und redete mit ihm. Was gesprochen wurde, 
konnten die Gefangenen nicht verstehen. Dazu standen sie zu weit 
entfernt. 

Die Unterhaltung der beiden Männer war nur kurz. Schon nach 

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wenigen Augenblicken trat der Schwarzbärtige mit einer Verbeugung 
zurück und machte eine winkende Handbewegung. 

»Bringt die Kerle her!« 
Lanzenspitzen dirigierten Roland und seine Freunde zu Graf 

Sigmund hinüber. 

Finster blickte sie der Burgherr an, einen nach dem anderen. An 

Volker vom Hohentwiel blieben seine Augen schließlich haften. 

»Du kannst singen, wurde mir berichtet!« 
Volker lachte. »Das will ich meinen! Willst du eine Kostprobe 

hören?« 

Die Augenbrauen Sigmunds von Felsenstein zogen sich unmutig 

zusammen. »Du wagst es, mich zu duzen, Kerl?« schnauzte er. 

Rolands Freund ließ sich nicht beeindrucken. Unerschrocken hielt 

er dem düsteren Blick des Grafen stand. 

»Ich hörte nicht, daß du mir die gebührende Ehre erwiesest!« sagte 

er ganz ruhig. »Warum sollte ich es dann tun?« 

Drohendes Gemurmel wurde in den Reihen der gräflichen 

Getreuen laut. Sie hatten es wohl selten erlebt, daß jemand so  mit 
ihrem Gebieter sprach. 

»Sollen wir ihm das tollkühne Schandmaul stopfen?« fragte einer 

der Männer und hob tatendurstig seinen Lanzenarm. 

Rolands Muskeln spannten sich. Er war jederzeit bereit, dem 

Freund zu Hilfe zu eilen, wenn sich die Notwendigkeit dazu ergab. 

Das war dann aber doch nicht der Fall. Mit einer Handbewegung 

machte der Burgherr die gewalttätige Absicht seines Getreuen 
zuniche. 

»So, so«, sagte er zu Volker, »du bist also ein Mann von Ehre! 

Aber das hinderte dich nicht, deine Sängerstimme in den Dienst 
eidbrecherischen Verrats zu stellen!« 

»Ich weiß nicht, wovon du redest!« erwiderte Volker vom 

Hohentwiel achselzuckend. 

»So will ich deutlicher werden«, fuhr Sigmund von Felsenstein 

fort. Und dann berichtete er von einer mit List und Gewalt 
durchgeführten Geiselbefreiung, bei der ein Sänger eine nicht 

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unmaßgebliche Rolle gespielt hatte. 

Volker vom Hohentwiel schüttelte den Kopf. »Und warum sollte 

ausgerechnet ich dieser Sänger sein?« 

»Menschen mit gottbegnadeter Stimme sind rar wie Schafe  mit 

zwei Köpfen. Es wäre ein seltsamer Zufall, wenn zur gleichen Zeit 
zwei Troubadoure ...« 

Der Graf hielt inne, als zwei seiner Getreuen nach vorn kamen. Sie 

trugen eine Trage, die sie jetzt vor dem Burgherren absetzten. 

Ein Mann lag auf der Trage, dem man offensichtlich übel 

mitgespielt hatte. An seinem Hals waren tiefe Würgemale zu 
erkennen. Das Tuch, das man ihm um den Kopf geschlungen hatte, 
war blutdurchtränkt. Die Augen hielt der Mann geschlossen. 

Sigmund von Felsenstein beugte sich vor. »Kannst du mich hören, 

Ignaz?« 

Der Mann öffnete die Augen, richtete sich auf der Trage auf. 
»Ja«, krächzte er. 
»Gut«, sagte der Graf befriedigt. Er deutete auf Volker vom 

Hohentwiel. »Erkennst du ihn wieder, Ignaz? Ist das der Sänger, der 
sich Robert von Toulouse nannte?« 

Der Verletzte blickte den Minnesänger an. »Ich ... Ich weiß nicht«, 

preßte er hervor. »Es war nicht hell genug, um ihn eindeutig 
erkennen zu können.« 

»Ich war es gewiß nicht«, sagte Volker. »Außerdem lautet mein 

Name nicht Robert von Toulouse. Ich bin Volker vom Hohentwiel 
und betrachte es als ehrabschneidend, mit einem obskuren 
provenzalischen Troubadour verwechselt zu werden!« 

»Ihr gebt vor, der berühmte Volker vom Hohentwiel zu sein?« 

fragte der Graf zweifelnd. 

»Ich gebe es nicht vor, ich bin es!«  
»Das kann jeder behaupten«, tat der Burgherr Volkers Worte ab. 

Er wandte sich wieder an den Mann auf der Trage. »Sieh dir die 
anderen drei an, Ignaz! Waren sie es, die die Mauer erstürmten?« 

Der Verletzte musterte Roland und die beiden Knappen mit 

unsicherem Auge. »Ich... weiß nicht«, sagte er wieder. »Alles ging so 

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schnell und ...« Das Sprechen strengte ihn sichtlich an. Er mußte 
einige Augenblicke Pause einlegen, bevor er weiterredete. »Der da 
...«, er zeigte mit dem Kinn auf Roland, »... könnte dabeigewesen 
sein. Das Gesicht, die Statur ... Allerdings deucht mich, daß der 
andere rote Haare hatte.« 

»Niemals waren meine Haare von der Farbe des Feuers«, 

verwahrte sich Roland dagegen. 

Sigmund von Felsenstein machte ein ärgerliches Gesicht. Er war 

sichtlich nicht zufrieden mit den Ungewissen Angaben des Mannes 
auf der Trage. 

Dieser brachte dann aber einen neuen Gedanken ins Spiel. »Der 

Sänger soll singen«, verlangte er. »Seine Stimme ... Ich bin ganz 
sicher, daß ich sie widererkenne!« 

Die düstere Miene des Burgherren hellte sich auf. »Fürwahr eine 

prächtige Idee«, meinte er, an Volker gewandt. »Laß deine Stimme 
erschallen!« 

Volker vom Hohentwiel überlegte kurz, nickte dann. 

»Üblicherweise singe ich, wenn mir danach zumute ist. Um dieser 
Posse hier jedoch endlich ein Ende zu bereiten, will ich eine 
Ausnahme machen.« 

Und dann sang er. Ein einfaches Liebeslied nur. Aber der 

unnachahmliche Schmelz seiner Stimme, die Ausdruckskraft, die 
spielerische Leichtigkeit, mit der  er Höhen und Tiefen meisterte, 
machten das Lied zu einem Kunstwerk höchster Güte. 

Noch Sekunden nachdem er geendet hatte, sagte keiner der 

Umstehenden etwas. Sie waren alle beeindruckt, ob sie es nun 
wollten oder nicht. 

Der Mann auf der Trage war der erste, der sich wieder vernehmen 

ließ. 

»Nein«, sagte er, »nie und nimmer war dies der Sänger, der uns in 

der Nacht täuschte. Dessen Stimme war nur das Krächzen eines 
Raben, vergleiche ich sie mit der, die ich soeben hörte!« 

Sigmund von Felsenstein zeigte, daß  er ein Mann von Ehre war. Er 

machte eine kleine Verbeugung vor Volker und sagte: »Vergebt mir, 

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daß ich euch mit unangebrachten Beschuldigungen belästigte. 
Gestattet mir, daß ich für Genugtuung sorge. Seid meine Gäste!« 

Großmütig nahm Volker vom Hohentwiel die Einladung an. 

Sigrid von Felsenstein fröstelte. 

Es war kalt in dem Verlies, in das man sie und Gandalf von 

Eisenberg eingesperrt hatte, kalt und feucht. Ein modriger Geruch lag 
in der Luft. In einer Ecke des niedrigen Raumes ging mit 
nervtötender Regelmäßigkeit ein Wassertropfen nieder. Und es war 
stockfinster wie in einem Grab. Die beiden jungen Menschen 
konnten die Hand nicht vor den Augen sehen. 

Das Verlies war völlig kahl. Roh behauene Steinquader, hier und 

dort mit Schimmel behaftet, und eine klobige Bohlentür vermittelten 
das trostlose Gefühl, bis ans Ende aller Tage hier gefangen zu sein. 
Zwei faulige Strohballen und eine irdene Schüssel mit 
abgestandenem Wasser waren alles, was man den Gefangenen zur 
Verfügung gestellt hatte. 

»Wir  werden hier elendig umkommen«, sagte Sigrid in die 

Dunkelheit hinein. »Ich habe viele schreckliche Dinge über Wolfram 
gehört. Er ist grausam und durch und durch von böser, 
niederträchtiger Gesinnung.« 

»Das ist wohl wahr«, antwortete Gandalf seufzend. »Dennoch 

glaube ich nicht, daß er vorhat, uns umzubringen.« 

»Warum sollte er es nicht tun? Er hat es deutlich gesagt: Wir sind 

keine Geiseln mehr, sondern Gefangene. Und als solche haben wir 
für ihn keinen Wert!« 

»Doch«, sagte der junge Eisenberger, »wir haben sehr wohl noch 

einen Wert für ihn!« 

»Welchen denn? Die weitläufigen verwandtschaftlichen 

Bindungen zwischen unseren Familien und der seinen achtet er 
mitnichten.« 

»In der Tat nicht«, gab ihr Gandalf recht. »Wolfram würde seinen 

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eigenen Bruder köpfen lassen, wenn dieser seinen Zielen hinderlich 
wäre. Und dein Vater vermutlich ebenfalls.« 

»Gandalf!« sagte das Mädchen empört. »Wie kannst du so etwas 

behaupten?« 

»Machen wir uns nichts vor, Sigrid! Wolfram, dein Vater und auch 

mein Vater sind aus demselben Holz geschnitzt. Das Streben nach 
der Macht im ganzen Land sogen sie bereits mit der Muttermilch ein 
wie alle Nachfahren Herzog Ottokars. Jeder von ihnen möchte die 
ungeteilte Krone des großen Stammvaters auf sein Haupt setzen. Und 
um dieses Ziel zu erreichen, ist ihnen jedes Mittel recht. Warum, 
glaubst du, hat Wolfram vom Hohen Tann seine Töchter Walpurga 
und Wolflinde gewaltsam befreit? Nur, um sich an uns beiden 
ungestraft sein Mütchen kühlen zu können?« 

»Du meinst ...?« 
»Ja, Sigrid! Wolfram wird versuchen, unsere Väter zu erpressen. 

Und wir sind das Faustpfand, um seiner Erpressung Gewicht zu 
verleihen. Wenn er uns töten läßt, gibt er sein wertvolles Faustpfand 
aus der Hand. Und deshalb brauchen wir um unser Leben nicht zu 
fürchten. Noch nicht!« 

Als wären Gandalf von Eisenbergs Worte ein Signal gewesen, 

wurden vor der Bohlentür wenig später dumpfe Schritte laut. 
Knarrend wurde der Riegel zurückgeschoben. Die Tür öffnete sich. 

Fackelschein drang ins Innere. Gandalf und Sigrid erkannten drei 

Männer: Graf Wolfram, den Roten Friedrich und den Kerkermeister 
der Wolfsburg. 

Die Männer traten in das Verlies. 
Der Burgherr hatte eine beinahe freundliche Miene aufgesetzt. 

Aber die beiden Gefangenen ließen sich dadurch nicht täuschen. Sein 
Besuch versprach wenig Gutes. 

»Es dauert mich, euch beide in solch unwürdigen Umständen 

sehen zu müssen«, sagte er mit einem Lächeln, das vor 
Scheinheiligkeit nur so strotzte. »Und ich möchte euch liebend gerne 
aus eurer unerfreulichen Situation befreien.« 

Gandalf von Eisenberg stach der Fackelschein grell in die Augen. 

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Nach den Stunden der Lichtlosigkeit mußte er sich erst wieder an die 
Helligkeit gewöhnen. Blinzelnd blickte er den Grafen an. 

»Ich irre wohl nicht, wenn ich sage, daß eine Änderung unserer 

Lage mit Bedingungen verknüpft ist«, erwiderte er. »Wie lauten 
diese Bedingungen?« 

»Nur eine Kleinigkeit, lieber Neffe«, sagte der Wolfsburger. 

»Einen Brief an eure Väter, das ist alles.« 

Er winkte dem Roten Friedrich. Dieser trat vor, zwei Bögen 

Pergament nebst Gänsekiel und einem Faß Schreibtinte in der Hand. 

Gandalf von Eisenberg machte keine Anstalten, nach den 

hingehaltenen Schreibutensilien zu greifen. Wie von ungefähr 
verschränkte er die Arme auf dem Rücken. 

»Ihr seid doch des Schreibens mächtig, nicht wahr?« erkundigte 

sich der Graf. 

»Ja«, sagte Gandalf. Und auch Sigrid von Felsenstein nickte. 
»Gut, sehr gut! Dann werden wir keine Schwierigkeiten haben.« 
»Was sollen wir schreiben?« fragte der junge Eisenberger 

ahnungsvoll. 

»Ihr könnt euren Vätern die erfreuliche Ankündigung machen, daß 

ihr in kürzester Zeit wieder auf der heimischen Burg sein werdet. 
Gleichzeitig solltet ihr in eurem Brief eine persönliche Bitte zum 
Ausdruck bringen.« 

»Welche Bitte?« 
Wolfram lächelte bitter. »Trauer würde in mein Herz einziehen, 

wenn ihr die Wolfsburg verlaßt. Deshalb hätte ich gerne ein kleines 
Erinnerungsgeschenk von meinen Vettern Sigmund und Gernot.« 

Gandalf holte tief Luft. »Ihr wollt die Fragmente der Krone Herzog 

Ottokars?« 

»Dein Scharfsinn ist bewunderungswert, lieber Neffe!« sagte der 

Graf spöttisch. »Es wird dir also nicht schwerfallen, den weiteren 
Text des Briefes selbst zu formulieren.« 

»Wir sollen unseren Vätern mitteilen, daß wir des Todes sind, 

wenn sie sich weigern, die Fragmente herauszurücken?« 

»Genauso ist es!« Immer noch lächelnd gab Wolfram vom Hohen 

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Tann dem Roten Friedrich einen Wink. »Gib unserem jungen Freund 
das Schreibmaterial.« 

Gandalf nahm die Utensilien entgegen. Aber er dachte gar nicht 

daran, der Aufforderung des Burgherren nachzukommen. Statt 
dessen offenbarte er unmißverständlich, was er von dem Ansinnen 
hielt. Er zerriß die Pergamentbögen, brach den Gänsekiel in der 
Mitte entzwei und schleuderte das Tintenfaß an die Wand. 

»Nun tötet mich, wenn Euch danach gelüstet!« stieß er 

unerschrocken hervor. 

Das lächelnde Gesicht des Burgherren verzerrte sich zu einer 

Grimasse der Wut. Einen Augenblick sah es so aus, als ob er sich auf 
den Jüngling stürzen würde, um ihm eigenhändig den Garaus zu 
machen. Dann aber gewann er seine Selbstbeherrschung wieder. 

»Du bist ein Narr, Gandalf von Eisenberg«, sagte er mit kalter 

Stimme. »Glaubst du nicht, daß ich den Brief auch selbst zu 
Pergament bringen kann? Ich wollte dem kleinen Tauschhandel 
lediglich eine freundschaftliche Note geben. Da du dies nicht zu 
würdigen weißt, muß ich andere Saiten aufziehen. Pack ihn, 
Friedrich!« 

Der Getreue des Grafen stand sofort hinter Gandalf. Bevor der 

junge Mann an Gegenwehr denken konnte, hatte Friedrich ihn von 
hinten umschlungen. Seine mächtigen Pranken schlossen sich um 
Gandalfs Oberarme und hielten sie unerbittlich fest. Den überlegenen 
Kräften des älteren Mannes hatte der Jüngling nichts Gleichwertiges 
entgegenzusetzen. Hilflos hing er in der Umklammerung. 

Wolfram vom Hohen Tann trat vor ihn hin. Seine linke  Hand 

schoß nach vorne und packte eins der Ohrläppchen Gandalfs. Roh riß 
er daran. Unwillkürlich stöhnte der Eisenberger vor Schmerz auf. 

Im nächsten Augenblick hatte der Graf ein Messer in der freien 

Hand. Silbernfarben glänzte die Klinge im Fackelschein. 

»Ob mein Vetter Gernot das Ohr seines jüngsten Sprosses 

wiedererkennen wird?« fragte er mit heiterer Stimme. 

Gandalf wand sich wie ein Wurm in den Armen des Roten 

Friedrich. Aber das nutzte ihm nichts. Die Umklammerung des 

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starken Mannes konnte er nicht lockern. 

»Nein«, ächzte er. »Bitte ...« 
Wie der Kopf einer Kreuzotter schnellte Wolframs Messerhand 

nach vorne. 

Ratsch! 
Entsetzt schloß Sigrid von Felsenstein die Augen. Sie konnte das 

Furchtbare nicht mitansehen. 

Laut lachte Wolfram vom Hohen Tann auf. In der Hand hielt er 

eine der schwarzen Locken des Jünglings. 

»Ich bin kein Barbar«, erklärte er. »Wenn es sich vermeiden läßt, 

entsage ich der Gewalt. Zwingt man mich jedoch dazu ... Nun, mein 
lieber Neffe, ich will hoffen, daß dein Vater meine Milde zu schätzen 
weiß. Sollte er sich jedoch meinen Wünschen nicht geneigt zeigen, 
muß dein Ohr wohl doch daran glauben. Und falls er dann noch 
immer keine Einsicht zeigt...« 

Er wandte sich von Gandalf ab und ging zu dem Mädchen hinüber. 
»Nun zu dir, meine Süße!« 
Abermals trat das Messer in Aktion. 
Danach verbarg Sigrid von Felsenstein ihren Kopf im Stroh und 

weinte bitterlich. 

Sigmund von Felsenstein erwies sich als vollendeter Gastgeber. Das 
Mahl, das er Volker und Roland vorsetzte, ließ an Reichhaltigkeit 
nichts zu wünschen übrig. Und sicherlich kamen auch die beiden 
Knappen Pierre und Louis, die nicht an der Tafel der Ritter speisten, 
auf ihre Kosten. 

Während des Essens kam Roland endlich dazu, die Fragen zu 

stellen, die ihm auf der Zunge brannten. Vor allem interessierte ihn, 
mit wem sie die Felsensteiner eigentlich verwechselt hatten. 

»Mit Männern, die fraglos im Sold meines Vetters Wolfram vom 

Hohen Tann standen«, gab der Graf Auskunft. 

Roland merkte sofort auf. Wolfram vom Hohen Tann? Das war 

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einer der  beiden anderen Grafen, wegen denen ihn König Artus ins 
Land geschickt hatte. 

»Eine Frau namens Wolflinde wurde befreit«, schaltete sich Volker 

ein. »Wer ist Wolflinde?« 

»Wolframs Tochter«, erwiderte der Burgherr. »Sie war als Geisel 

auf Felsenstein. Nun jedoch ...« Sigmund schwieg und blickte finster 
vor sich hin. 

Langsam bekam Roland eine Ahnung, um was es ging. »Sehe ich 

es recht, daß auch Ihr Euren Vetter eine Geisel zur Verfügung 
gestellt habt und sich diese noch in der Zwangsobhut Graf Wolframs 
befindet?« vermutete er. 

»Ja«, bestätigte Sigmund. »Meine jüngste Tochter Sigrid weilt 

noch auf der Wolfsburg, während meine zweite Tochter Signe bei 
Graf Gernot von Eisenberg ist.« 

Roland sah immer klarer. Offenbar hatten alle drei Fürsten Geiseln 

untereinander ausgetauscht. Und Wolfram vom Hohen Tann hatte 
das Geiselabkommen nun gebrochen. »Welchen Zweck verfolgte der 
Geiseltausch?« fragte er. 

»Um die ewigen Kämpfe zu beenden, die seit Generationen 

zwischen den Felsensteinern, Eisenbergern und Wolfsburgern 
ausgetragen werden«, erklärte der Burgherr und nahm einen tiefen 
Schluck aus seinem Weinbecher. »Länger als ein Jahr ruhten die 
Waffen. Tiefer Friede herrschte im Land. Nun aber hat Wolfram den 
Fehdehandschuh wieder ausgeworfen.« 

»Hat Graf Wolfram auch die Geisel befreit, die er in die Obhut 

Gernots von Eisenberg gab?« erkundigte sich Volker. 

»Das steht zu befürchten!« 
Volker vom Hohentwiel labte sich ebenfalls am feurigen 

Burgunder und fragte dann: »Und um was geht es in dem Kampf 
zwischen den drei Grafenhäusern?« 

»Um das Erbe unserer gemeinsamen Vorfahren Herzog Ottokars. 

Einst beherrschte Ottokar das ganze Land. Berechtigter Erbe wäre 
der Vater meines Vaters gewesen, des Herzogs selbsterwählter 
Nachfolger. Seine Brüder jedoch machten ihm sein Erbe mit List, 

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Tücke und Gewalt streitig. Folglich bin ich der einzig rechtmäßige 
Herrscher des ganzen Landes!« 

Roland und Volker tauschten einen schnellen Blick. Sie verstanden 

sich auch ohne Worte. Es war offenbar, daß sich auch die Grafen 
Gernot und Wolfram als einzige rechtmäßige Erben des vor 
Generationen gestorbenen Herzogs ansahen. Keiner der drei war 
allem Anschein nach bereit, sich mit der seinerzeit erfolgten 
Dreiteilung des Landes abzufinden. Jeder strebte danach, die gesamte 
Macht wieder in einer Hand  zu vereinigen. In seiner Hand, verstand 
sich! 

Roland entsann sich der Weisungen, die ihm König Artus gegeben 

hatte. 

»Besaß Herzog Ottokar nicht eine Krone, die das mächtige 

Wahrzeichen seiner Herrschaft war?« erkundigte er sich. »Man sagt, 
daß Zauberkräfte in der Krone schlummern, die ihrem Träger 
unwiderstehliche Kräfte des Körpers und des Geistes verleihen!« 

»Ja«, nickte Sigmund. 
»In wessen Besitz befindet sich die Krone jetzt?« 
Die Stirn des Grafen bewölkte sich. »Ottokars Krone wurde in drei 

Teile zerbrochen. Eins der Fragmente ist hier auf Felsenstein, das 
zweite auf dem Eisenberg und das dritte in der Wolfsburg.« 

Volker vom Hohentwiel pfiff leise durch die Zähne. »Dann wird 

Wolfram vom Hohen Tann jetzt versuchen, Euch Euer Fragment 
abzujagen. Und seid Ihr seinen Wünschen nicht gefügig, müßt Ihr 
fürchten, daß er es Eure Tochter Sigrid spüren lassen wird!« 

Der Graf knirschte nur mit den Zähnen. Volkers Gedankenpfeil 

hatte genau ins Schwarze getroffen. 

»Werdet Ihr Euch Graf Wolframs Forderung beugen?« wollte 

Roland wissen. 

»Nein, niemals!« Sigmund leerte seinen Becher mit einem Zug und 

stellte ihn hart auf die Tischplatte zurück. 

»Ihr liebt Eure Tochter nicht?« 
»Doch!« schrie der Burgherr. »Ich liebe meine Tochter! Ich liebe 

sie mehr als mich selbst. Aber wenn ich Wolfram nachgebe ...«, er 

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ballte die Fäuste, »... Wolfram wird die drei Bruchstücke der Krone 
wiedervereinigen und auf sein Haupt setzen. Dann wird er, von den 
Zauberkräften durchdrungen, der mächtigste  Mann im Land sein und 
eine furchtbare Schreckensherrschaft errichten. Das darf ich nicht 
zulassen. Unter keinen Umständen!« 

Sekundenlang herrschte Schweigen am Tisch. Volker war es, der 

es schließlich brach. »Dürften wir das Bruchstück der Herzogskrone 
sehen?« 

Falten erschienen auf der Stirn des Grafen. »Warum?« fragte er mit 

schlecht verhohlenem Mißtrauen. 

Freundlich lächelte ihn Volker an. »Denkt nicht, daß ich das 

kostbare Stück zu stehlen gedenke. Wie Ihr wißt, bin ich Dichter und 
Sänger. Es reizt mich ungemein, eine Ballade über Herzog Ottokars 
Krone zu  schreiben. Natürlich würde es meine Phantasie beflügeln, 
wenn ich sie einmal vor Augen hätte.« 

Nach kurzem Zögern nickte Sigmund von Felsenstein und 

bekundete sein Einverständnis. 

Die Tafel wurde aufgehoben. 
»Folgt mir«, sagte der Graf. 
Roland und Volker beeilten sich, der Einladung nachzukommen. 
Sigmund führte sie in einen der Burgtürme. Über eine steile 

Wendeltreppe ging es nach oben. Hoch in der Spitze des Turms 
gebot eine massive Tür Halt. Zusätzlich wurde der hinter der Tür 
liegende Raum von einem Wachtposten geschützt. 

Der Mann nahm die Hand vom Knauf des Schwertes, als er seinen 

Gebieter erkannte. Mit einer Verbeugung gab er den Weg frei. 

Der Graf öffnete die Tür und ließ seine beiden Gäste eintreten. 
Ein recht kleiner Raum erwartete Roland und Volker. Er war 

vollkommen leer bis auf einen altarartigen Steinblock, der mit rotem 
Samt überzogen war. Und auf dem Samt lag es  - das Bruchstück der 
Herzogskrone. 

Sigmund gestattete den beiden Rittern,  ganz dicht an das Utensil 

der Macht heranzutreten. Roland und Volker taten es und konnten 
das Prachtstück aus allernächster Nähe bewundern. 

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Und es war in der Tat ein einzigartiges Prachtstück: aus purem 

Gold und über und über mit kostbaren Edelsteinen besetzt. 
Sonnenstrahlen fielen durch ein kleines Fenster ein und wurden wie 
feurige Blitze von den Smaragden, Rubinen und Saphiren 
zurückgeworfen. Das Kronenfragment erweckte dadurch den 
Eindruck, als werde es in einem leuchtenden Flammenmeer gebadet. 

Roland konnte sich lebhaft vorstellen, wie die vollständige Krone 

wirken mußte, wenn schon dieses Bruchstück eine geradezu 
atemberaubende Pracht entfaltete. 

Eine ganze Weile standen er und Volker ganz im Banne des 

Erbstücks Herzog Ottokars. Selten in ihrem  Leben hatten sie etwas 
so Schönes, etwas so Herrliches gesehen. 

»Darf ich es einmal in die Hand nehmen?« bat Volker mit 

gedämpfter Stimme. 

Es entging Sigmund von Felsenstein nicht, wie beeindruckt der 

berühmte Minnesänger war. Sichtlicher Besitzerstolz erfüllte ihn. 
Und dieser Stolz war es wohl auch, der ihn bewegte, seine 
Einwilligung zu geben. 

Volker vom Hohentwiel nahm das Kronenfragment von dem 

Samtbelag, ganz vorsichtig, so wie ein rohes Ei. Geradezu andächtig 
hielt er es in der Hand. Ein merkwürdiger Ausdruck trat in sein 
Gesicht. Er schloß die Augen, schien auf einmal regelrecht entrückt 
zu sein. Als er die Augen wieder öffnete, lag ein großes Staunen 
darin. Er sagte nichts, reichte das Bruchstück nur wortlos an Roland 
weiter. 

Bevor der Graf Einspruch erheben konnte, griff Roland zu und 

nahm das Fragment entgegen. 

Sofort spürte er etwas. Ein ganz eigenartiges Gefühl durchrieselte 

ihn, ein Gefühl, das er mit Worten gar nicht beschreiben konnte. Ihm 
war, als würde er von einem Augenblick zum anderen größer und 
stärker. Geheimnisvolle Kräfte schienen durch seinen Körper zu 
strömen, schienen seine Muskeln zu dehnen, schienen Herz und 
Lunge zu weiten. Er fühlte sich unwiderstehlich, wäre auf der Stelle 
bereit gewesen, es mit jedem Gegner, ja, mit ganzen Reihen 

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mächtiger Gegner aufzunehmen. 

Aber es war nicht allein sein Körper, der plötzlich ein anderer zu 

sein schien. Auch mit Rolands Geist ging eine Veränderung vor. 

Wie Volker vor ihm hatte er die Augen geschlossen, ohne sich 

dessen eigentlich bewußt zu werden. Dennoch glaubte er auf einmal, 
sehen zu können. Sehen zu können bis ans Ende der Erdscheibe und 
darüber hinaus. Er verstand plötzlich alles  - die Handlungen der 
Menschen, das Wirken der Natur, das Wesen von Leben und Tod. 
Aber als er die großen Gedanken festhalten wollte, verflüchtigten sie 
sich wie Nebelschwaden in der Sonne und ließen nur eine große, 
abgrundtiefe Leere zurück. 

Und auch die ungeheure körperliche Stärke, die er verspürt hatte, 

war gleichzeitig wie weggeblasen. Roland war wieder das, was er 
immer gewesen war: ein scharfsinniger junger Mann mit 
beachtlichen Körperkräften, aber kein Übermensch. 

Fast widerwillig öffnete er die Augen. Innerlich sehnte er sich 

danach, das Einzigartige, das ihn für wenige Augenblicke in seinen 
Bann geschlagen hatte, nochmals zu erleben. Aber dieser Wunsch 
erfüllte sich nicht. Der Zauber war verflogen. 

»Spürtet Ihr es?« fragte Sigmund von Felsenstein. 
»Ja«, sagte Volker, »wir spürten es. Es hielt nur für eine kurze 

Zeitspanne an, aber ... Es war phantastisch!« 

Dieser Ansicht konnte sich Roland nur anschließen. Bisher hatte er 

nie so recht an das Wirken übernatürlicher Kräfte glauben mögen. 
Jetzt aber war er fast überzeugt davon. 

Behutsam legte er das Kronenfragment auf den Samt  zurück. Am 

liebsten hätte er es für sich behalten. Aber das kam selbstverständlich 
nicht in Frage. Diebstahl und Raub vereinbarten sich nicht mit seiner 
Denkensweise. 

»Könnt Ihr Euch vorstellen, wie es ist, wenn die drei Bruchstücke 

wieder vereinigt werden?« fragte Sigmund von Felsenstein 
träumerisch. »Dann wird sich der Zauber nicht in Sekunden wieder 
verflüchtigen, sondern für immer andauern!« 

Das Versonnene in der Miene des Grafen wich und machte 

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Erbitterung Platz. 

»Soll ich die Krone wirklich einem  blutigen Gewaltmenschen wie 

meinem Vetter Wolfram überlassen?« stieß er laut und wütend 
hervor. »Niemals!« 

Roland konnte ihn verstehen. Aber er war sich auch nicht sicher, 

ob Sigmund von Felsenstein der richtige Mann war, um die 
wiedervereinigte Krone zu tragen. 

»Ein Bote Wolframs vom Hohen Tann!« 

Graf Gernot von Eisenberg fiel beinahe die Hammelkeule aus der 

Hand, als ihm sein Hausmeier Bodo die Nachricht überbrachte. Er 
stieß seinen Stuhl zurück und stand ruckartig auf. »Herein mit dem 
Kerl!« 

Zwei Knappen brachten den Abgesandten des Wolfburgers in 

Gernots Zimmer. 

Der Mann fühlte sich sichtlich nicht sonderlich wohl in seiner 

Haut. Sein Gesicht war blaß, und in den Augen lag ein unsteter 
Ausdruck. In der Hand hielt er eine zusammengebundene 
Pergamentrolle, an der er fahrig herumfingerte. Unsicher blieb er an 
der Tür stehen. Deutlich konnte man ihm ansehen, daß er sich am 
liebsten auf dem Absatz umgedreht und das Weite gesucht hätte. 

»Komm her!« befahl Gernot barsch. 
Zögernd ging der Wolfsburger auf den Burgherrn zu und machte in 

respektvollem Abstand vor ihm halt. 

»Was hast du da?« 
»Eine Botschaft meines Herrn.« 
»Gib!« Verlangend streckte der Graf die Hand aus. 
Der Bote reichte ihm die Pergamentrolle und trat sofort 

anschließend zwei Schritte zurück. 

Ungeduldig riß Gernot von Eisenberg das Band ab, das die Rolle 

zusammenhielt. Es fiel etwas hinaus, dem der Graf im Augenblick 
jedoch keine Aufmerksamkeit schenkte. 

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Er rollte das Pergament auf, das mit schwarzer Tinte beschrieben 

war, und las. 

Die Botschaft enthielt nicht viele Worte. Der Inhalt war deshalb 

um so schwerwiegender. Gernot lief zuerst rot an, wurde dann bleich 
wie ein Toter. 

Er ließ das Blatt sinken und starrte sekundenlang mit leerem 

Gesichtsausdruck ins Nichts.  Kein einziges Wort kam über seine 
blutleeren Lippen. 

Bodo, der Hausmeier, und die beiden Knappen wagten nicht, ihn 

anzusprechen. Außerdem konnten sie sich ohnehin denken, welche 
Mitteilung die Pergamentrolle enthielt. 

Gernot ging in die Knie und hob auf, was vorhin zu Boden gefallen 

war. 

Eine schwarze Haarlocke ... 
Fast zärtlich strich der Graf mit Zeige- und Mittelfinger darüber 

hinweg. Dann legte er die Locke behutsam auf eine Kommode. 

Sein Blick richtete sich auf den Boten von der Wolfsburg. 

Schweigend musterte er den Mann. 

Dieser räusperte sich. »Ich... bin beauftragt, meinem Herrn Eure 

Antwort zu überbringen«, stotterte er. 

Noch immer sagte Gernot von Eisenberg nichts. Sein Gesicht war 

starr wie die Maske eines Holzschnitzers. Nur auf seiner Stirn war 
jetzt eine Ader erschienen, die heftig pulste. 

»Meine Antwort willst du hören?« fragte er  schließlich langsam. 

»Du sollst sie haben!« 

Urplötzlich kam Bewegung in seine scheinbar erstarrte Gestalt. 

Ruckartig riß er sein Schwert aus der Scheide. 

»Nein!« schrie der Bote entsetzt. »Ich bin doch nur ...« 
Weiter kam er nicht. Blitzend zuckte die Klinge des Schwertes 

nach vorn. Ein einziger gewaltiger Hieb trennte dem Sendboten von 
der Wolfsburg das Haupt vom Rumpf. 

»Das ist meine Antwort!« sagte der Burgherr mit einer Stimme, die 

so scharf war wie sein Schwert. 

Entseelt sank der Leichnam des Boten zu Boden. 

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In diesem Augenblick kam eine Frau in den Raum gestürzt Greta, 

die Gemahlin des Grafen. Aufregung und Besorgnis standen ihr im 
Gesicht geschrieben. 

»Ich hörte, daß ein Abgesandter ...« 
Greta unterbrach sich. Erst jetzt hatte sie den toten Wolfsburger 

gesehen. »Gütiger Gott, was ist passiert?« 

Mit der noch roten Klinge zeigte Gernot schweigend auf das 

Pergament, das er ebenfalls auf der Kommode niedergelegt hatte. 

Die nicht mehr junge, aber immer noch reizvolle Frau mit dem 

hochgesteckten schwarzen Haar eilte zur Kommode hinüber und 
griff nach der Botschaft. 

Ein lauter Schrei kam über ihre Lippen. »Gandalf, mein 

heißgeliebter Sohn!« 

Sie legte das Pergament wieder aus der Hand. Ihr Blick irrte zu 

ihrem Gemahl, zu dem Toten und wieder zurück zu Gernot. Helles 
Entsetzen trat in ihre Züge. »Wahnsinniger, was hast du getan? 
Wenn Wolfram vom Hohen Tann erfährt, welches Schicksal sein 
Bote erlitt ...« 

Sie konnte nicht weitersprechen. Tränen schossen ihr aus den 

Augen, und ihr ganzer Körper begann unkontrolliert zu beben. 

Mit versteinerter Miene stand der Burgherr da. Auch ihm war 

längst klargeworden, welche Folgen die Tötung des Wolfsburgers 
nach sich ziehen konnte. 

Er überlegte rasch und jetzt wieder von den Kräften seines kühlen 

Verstandes geleitet. 

»Bodo!« 
»Zu Diensten, Graf Gernot!« erwiderte der dickliche Hausmeier 

mit dem pfiffigen Gesicht. 

»Schick einen Sendboten zu Graf Sigmund von Felsenstein«, sagte 

der Burgherr. »Ich glaube, es ist an der Zeit, daß ich Kriegsrat mit 
meinem Vetter halte! Bodo neigte den Kopf und eilte aus dem 
Zimmer, um den Befehl seines Herrn in die Tat umzusetzen.  

 

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»Werft ihn in den Kerker!« befahl Sigmund von Felsenstein mit 

schneidender Stimme. 

Der Abgesandte von der Wolfsburg hob abwehrend die Hände. 

»Ich erhebe Einspruch gegen diese Behandlung! Es widerspricht 
allen Gepflogenheiten, den Überbringer einer Botschaft...« 

Ein Faustschlag, den ihm einer der Getreuen des Grafen 

verabreichte, schloß ihm den Mund. Mehrere Felsensteiner packten 
ihn, drehten ihm die Arme auf den Rücken und zerrten ihn weg. 

Mit zusammengezogenen Brauen blickte ihm Sigmund nach. Dann 

wandte er seine Aufmerksamkeit wieder der Botschaft zu, die ihm 
der Mann im Namen Wolframs vom Hohen Tann ausgehändigt hatte. 
Dabei betrachtete er jedoch weniger die Pergamentrolle als vielmehr 
die lange flachsblonde Haarsträhne, die der schriftlichen Mitteilung 
beigefügt worden war. 

Roland und Volker, die ebenfalls auf dem Burghof standen, traten 

etwas näher an den Grafen heran. 

»Ist es gestattet, einen Blick auf die Botschaft zu werfen?« fragte 

Volker leise. 

Sigmund von Felsenstein schien ihn gar nicht gehört zu haben. So 

tief war er in Gedanken versunken. Erst als der Minnesänger seine 
Bitte wiederholte, reichte ihm der Burgherr die Botschaft wortlos 
hinüber. 

Über Volkers Schulter blickend machte sich Roland gleichzeitig 

mit seinem Freund mit dem Inhalt vertraut. Die Botschaft 
überraschte ihn in keiner Weise.  Wolfram vom Hohen Tann 
verlangte erwartungsgemäß Sigmunds Fragment der Herzogskrone. 
Im Falle einer Weigerung würde Sigrid von Felsenstein eines 
langsamen und furchtbaren Todes sterben, kündigte der Herr der 
Wolfsburg an. Als Warnung hatte er dem unglücklichen Mädchen 
eine Haarsträhne abgeschnitten und seiner erpresserischen Forderung 
beigefügt. 

»Was werdet Ihr tun?« erkundigte sich Volker anschließend. 
Der Graf ballte die Fäuste, so daß das Weiße der Knöchel deutlich 

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hervortrat. 

»Am liebsten würde ich mit meinen Männern zur Wolfsburg reiten 

und diesen Schurken auf eine Zinne seiner Mauer spießen!« stieß er 
erbittert hervor. 

»Das würde Eurer Tochter kaum helfen«, stellte Volker vom 

Hohentwiel nüchtern fest. 

»Nein«, gab ihm der Burgherr zähneknirschend recht. »Er würde 

Sigrid ohne Erbarmen töten!« 

Roland fuhr sich mit der rechten Hand gedankenvoll über das 

Kinn. »Gibt es keine Möglichkeit, Eure Tochter und den Sohn 
Gernots von Eisenberg zu befreien? Nicht durch einen offenen 
Angriff, versteht sich. Ich dachte mehr an eine in aller Heimlichkeit 
durchgeführte Aktion.« 

Sigmund schüttelte den Kopf. »Die Erfolgsaussichten dürften mehr 

als gering sein. Der Schurke wird mit einem derartigen Unternehmen 
rechnen und sich entsprechend vorbereitet haben. Es  dürfte kaum 
möglich sein, ihn zu überraschen.«. 

»Hm«, machte Roland. 
Er dachte an die Aufgabe, die er zu erfüllen hatte. Frieden sollte er 

stiften zwischen den drei Grafen. Und nun sah es so aus, als ob der 
Krieg nach einem vorübergehenden Waffenstillstand gerade zum 
Zeitpunkt seiner Ankunft wieder mit aller Heftigkeit losbrechen 
würde. Das mußte er verhindern! Die große Frage war nur, wie ... 
Und dann hatte er auf einmal eine Idee. Es war keine Frage, daß die 
ständigen Kämpfe zwischen den Grafen einzig und allein um die 
Krone Herzog Ottokars ausgefochten wurden. Wenn es diesen 
Zankapfel nicht mehr gab, bestanden gute Aussichten, daß ein lange 
andauernder Frieden ins Land einzog. Folglich ... 

»Ich wüßte vielleicht, wie man Eure Tochter aus der 

Gefangenschaft befreien kann«, sagte er. 

Mit brennenden Augen blickte ihn der Burgherr an. »Wie, Ritter 

Roland? Sagt es mir! Ich gäbe alles dafür hin, wenn ich Sigrid wieder 
in meine Arme schließen könnte.« 

»Alles?« 

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»Bei meiner Seel' - alles!« 
»Auch Euer Fragment von der Krone Herzog Ottokars?« 
Der hoffnungsvolle Ausdruck, der in das Gesicht des Grafen 

getreten war, wich dahin. 

»Ich sagte doch schon, daß ich die Krone unter keinen Umständen 

Wolfram vom Hohen Tann überlassen kann!« meinte er mit 
spürbarem Ärger. 

»Und Gernot von Eisenberg auch nicht«, warf Volker ein. 
»Nein«, erwiderte der Graf. »Gernot würde seine Macht ebenso 

mißbrauchen wie Wolfram.« 

Roland lächelte. »Und wenn keiner von Euch die Krone bekäme  - 

Wolfram nicht, Gernot nicht und Ihr selbst auch nicht?« 

»Was heißt das?« polterte Sigmund. »Wollt Ihr die Fragmente im 

Rhein versenken wie einst den Schatz der Nibelungen?« 

»Dieser Gedanke liegt mir fern.« 
»Aber?« 
»Ich dachte daran, die Krone Ottokars einer Persönlichkeit zu 

übergeben, die über jeden Zweifel erhaben ist!« 

»Ihr selbst, wie?« spottete der Graf. 
»Mitnichten!« 
»Wen hattet Ihr denn im Auge?« 
»König Artus!« sagte Roland. 
Energisch schüttelte Sigmund von Felsenstein den Kopf. »Wie 

käme ich dazu, mein Erbe zu verschenken? Herzog Ottokars Krone 
gebührt niemandem außer mir!« 

»Eure Vettern Wolfram und Gernot sind der derselben Ansicht. 

Nie könnt Ihr in Frieden leben, solange die Krone zwischen Euch 
steht!« 

»Das ist wahr«, gab Sigmund zu. 
»Wenn König Artus sie in seinem Besitz hätte, brauchtet Ihr nie zu 

fürchten, daß er Euch die Herrschaft über das Land streitig macht!« 

Sigmund von Felsenstein biß sich auf die Lippen. Er schwieg. 

Offenbar fiel es ihm ungeheuer schwer, für alle Zeiten der begehrten 
Krone zu entsagen. Deutlich sah man ihm an, daß er sich mit diesem 

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Gedanken ganz und gar nicht befreunden konnte. 

»Ihr spracht von der Rettung meiner Tochter«, sagte er schließlich. 
Roland nickte. »Ich werde sie aus der Hand Wolframs vom Hohen 

Tann befreien!« 

»Ihr?« 
»Ja«, sagte Volker vom Hohentwiel. »Und ich werde ihn dabei 

unterstützen.« 

Unglauben prägte das Mienenspiel des Burgherren. »Ich bezweifle 

nicht Euren Mannesmut und Eure Kampfkraft. Beides wird weithin 
gerühmt. Aber was wollt Ihr zu zweit ausrichten, wo ich nicht einmal 
wagen würde, die Wolfsburg mit einem ganzen Heer anzugreifen?« 

»Nicht immer ist offene Gewalt der beste Weg zum Erfolg«, 

lächelte Volker. 

»Aber...« 
»Wolfram vom Hohen Tann weiß nicht, daß wir mit Euch im 

Bunde sind«, sagte Roland. »Warum sollte er uns nicht als Gäste auf 
der Wolfsburg willkommen heißen? Ein einzigartiger Sänger wie 
mein Freund ist überall gern gesehen. Und wenn wir erst mal in 
unmittelbarer Nähe Eurer Tochter sind ...« 

Der Graf nickte langsam. »Ja, es könnte Euch in der Tat gelingen. 

Und als Entgelt begehrt Ihr mein Bruchstück der Krone?« 

»Wie ich schon sagte  - nicht für uns persönlich!« stellte Roland 

klar. »Es geht uns darum, den Frieden in diesem schönen Land zu 
gewährleisten.« 

Wieder dachte Sigmund von Felsenstein lange nach. Dann gab er 

sich einen Ruck. »Es gilt!« 

Er streckte Roland seine Hand entgegen, und dieser schlug kräftig 

ein. 

»Glaubt Ihr, daß sich auch Gernot von Eisenberg mit dem Handel 

einverstanden erklärt?« fragte Roland etwas später. »Sein Sohn 
gegen das Eisenbergsche Kronenbruchstück?« 

»Gernot liebt seinen Sohn Gandalf abgöttisch«, erwiderte der 

Burgherr. »Ich sehe gute Aussichten, daß er sich nicht sträuben 
wird.« 

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Roland nickte befriedigt. 

Lange hielten sich Roland und seine Gefährten nicht mehr auf 
Felsenstein auf. Die Nacht verbrachten sie noch auf der Burg. Am 
anderen Morgen brachen sie auf. 

Wie ihnen Sigmund von Felsenstein gesagt hatte, lag die 

Wolfsburg anderthalb Tagesritte entfernt. Dennoch hatten sie es sich 
zum Ziel gesetzt, sie noch am selben Tag zu erreichen. Sie mußten 
die Pferde also zügig ausschreiten lassen, um ihr Vorhaben in die Tat 
umzusetzen. 

Entsprechend anstrengend war der Ritt. Die Gefährten kamen 

kaum dazu, die liebliche Landschaft zu genießen. Rastpausen wurden 
nur gelegentlich eingelegt  - nicht etwa in einer gastlichen Herberge 
am Wegesrand, sondern unter freiem Himmel. Dies alles geschah 
sehr zum Leidwesen des Knappen Pierre, der es gerne gemütlich 
hatte und diese Schinderei gar nicht mochte. Aber sein heftiges 
Lamentieren half ihm nichts. Er mußte mit den anderen mithalten, ob 
er nun wollte oder nicht. 

Bevor sich die Abenddämmerung anschickte, den Himmel 

hinaufzukriechen, erreichten die Gefährten den Nadelwald, dem 
Wolframs Geschlecht den Namen verdankte. Turmhohe Tannen 
ragten majestätisch in die Höhe. Ihr immergrünes Wipfeldach hielt 
den größten Teil der Sonnenstrahlen fern und tauchte das Unterholz 
in verschwiegenes Halbdunkel. Unwillkürlich kamen sich Roland 
und seine Freunde wie Eindringlinge vor, die die ewige Ruhe eines 
natürlichen Paradieses störten. 

Es war nicht einfach, sich einen Weg durch den Wald zu bahnen. 

Oft genug standen die Bäume so dicht, daß es erforderlich wurde, mit 
dem Schwert eine Schneise zu schlagen, die das Fortkommen 
gestattete. Nur langsam und mühsam kamen die Pferde voran. Dann 
und wann mußten die Reiter sogar absteigen, da tiefhängende 
Zweige sie sonst aus dem Sattel gezerrt hätten. 

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Die Zeit verging. Schon lugte das Abendrot zwischen den 

Baumspitzen hindurch. Die Gefährten mußten sich jetzt beeilen. 
Wenn die Sonne sank, wurde es fast unmöglich, sich zu orientieren. 
Die Gefahr, daß sie sich hoffnungslos verirrten, war dann sehr groß. 

Und weiter ging der beschwerliche Ritt durch den Tann. Dunkler 

und dunkler wurde es. Roland, der die Spitze übernommen hatte, 
konnte bald  den Kopf seines Hengstes nicht mehr klar erkennen. Er 
sah schon kommen, daß sie vor Erreichen ihres Zieles das Nachtlager 
unter dem Baumdach aufschlagen mußten. 

Dann aber gerieten die Dinge plötzlich in Bewegung ... 
»Halt!« schallte den Gefährten ein scharfer Ruf aus der Dunkelheit 

entgegen. 

Roland zügelte sein Pferd. Und seine Freunde taten es ihm 

unverzüglich gleich. 

»Wer seid ihr?« 
Der Rufer mochte nicht weit entfernt sein. Aber er war nicht 

einmal in Umrissen zu erkennen, da er sich offenbar hinter einem 
Baumstamm verborgen hielt. 

Volker trieb sein Pferd an Rolands Seite. »Laß mich mit dem 

Mann reden«, wisperte er seinem Freund zu. Und laut rief er: »Ich 
bin Volker vom Hohentwiel, der Minnesänger des Königs. Meine 
drei Begleiter und ich sind auf dem Weg zur Burg des 
hochwohlgeborenen Wolfram vom Hohen Tann!« 

»Zu welchem Behufe?« 
»Was für eine Frage!« gab Volker zurück. »Ist die Wolfsburg nicht 

weithin für ihre Gastfreundschaft bekannt? Und sagt man nicht, daß 
Graf Wolfram ein großer Förderer der Sangeskunst ist?« 

»Das mag schon sein«, kam die Antwort aus dem Dunkel. »Aber 

woher wissen wir, daß Ihr der seid, für den Ihr Euch ausgebt? 
Vielleicht seid Ihr und Eure Begleiter zweifelhafte Leute, die danach 
trachten, das Gastrecht zu mißbrauchen.« 

Roland lächelte grimmig. Der Mann hatte keine Ahnung, wie nahe 

er mit seiner Vermutung der Wahrheit gekommen war. 

Volker gab sich empört. »Ihr glaubt nicht an meine Aufrichtigkeit? 

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So lauscht denn meiner Stimme, und schämt Euch der Zweifel, die  in 
Eurer Brust wohnen!« 

Wie schon auf Burg Felsenstein gab Volker eine kleine Kostprobe 

seiner gottbegnadeten Kunst zum besten. Fanfarenstößen gleich 
hallte seine Stimme durch den Wald. 

»Genügt dies?« fragte er, nachdem der letzte Ton verklungen war. 
Als Antwort wurde ein Pfiff laut. 
Augenblicke darauf schoben sich mehrere dunkle Gestalten in das 

durch die herrschenden Lichtverhältnisse eingeengte Blickfeld der 
Gefährten. Der Mann, der sie angerufen hatte, war also nicht allein 
gewesen. 

Eine Fackel flammte  auf. In ihrem flackernden Schein kamen die 

Gestalten näher. 

Sechs, sieben Männer waren es, wie Roland jetzt erkannte. Und 

jeder einzelne von ihnen war schwer bewaffnet. Der Schild, den 
einer von ihnen trug, war mit einem Wolfsschädel geschmückt. 
Damit stand außer Zweifel, daß es sich bei den Männern um Getreue 
Wolframs vom Hohen Tann handelte. 

Ein schwergewichtiger Recke trat an Volkers Pferd heran. 
»Verzeiht unser Mißtrauen«, sagte er. »Aber es treibt sich zur Zeit 

viel übles Gelichter herum, so daß man nicht vorsichtig genug sein 
kann.« 

»Grämt euch nicht darüber«, erwiderte Volker freundlich. 
»Folgt uns«, sprach der Wolfsburger weiter. »Am besten dürfte es 

sein, wenn Ihr absitzt. Der Weg ist recht mühsam.« 

Roland und seine Freunde folgten der Aufforderung. Und sie taten 

gut daran, denn im Sattel wären sie kaum vorangekommen. Das 
Unterholz wurde so dicht, daß sich die Pferde nur unter allergrößter 
Mühe hindurchzwängen konnten. Wenn der Mann mit der Fackel 
nicht den Weg gewiesen hätte, wären sie unweigerlich im Gehölz 
steckengeblieben. 

Zum Glück dauerte der Marsch durch den urwaldähnlichen Tann 

nicht mehr lange. Schon bald lichteten sich die Bäume. Ein sanft 
ansteigender, unbewaldeter Hügel schloß sich an, der ringsum vom 

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Tann eingeschlossen war. 

Mitten auf dem Hügel schälten sich die Konturen einer Burg aus 

dem Abenddunkel. Lichtschein drang zu den Ankömmlingen 
herüber, die nun hurtig ausschreiten konnten. 

Roland erkannte, daß es sehr schwer sein mußte, die Burg 

einzunehmen. Zunächst konnten die Bewohner, am Waldrand 
versteckt, eine erste Verteidigungslinie aufbauen. Und selbst wenn 
ein angreifendes Heer diese überwunden hatte, war es noch lange 
nicht am Ziel. Von der Burg aus hatten die Verteidiger ein 
hervorragendes Sicht- und Schußfeld. Sie konnten ohne große Mühe 
eine starke Übermacht auf Distanz halten. Sigmund von Felsenstein 
hatte schon gewußt, warum er einen offenen Angriff auf die 
Wolfsburg scheute. 

Mit List jedoch war es möglich, jede Festung einzunehmen. Auch 

die Wolfsburg... 

Roland und seine Gefährten triumphierten innerlich, als sie über 

die Zugbrücke schritten, die den Burggraben überspannte. 

Der Sendbote von Eisenberg war auf Burg Felsenstein gewesen und 
inzwischen bereits zurückgekehrt. Gernot von Eisenberg gierte 
danach zu erfahren, welche Nachricht er mitbrachte. 

»Der Empfang war freundlich«, berichtete der Mann. »Und Graf 

Sigmund machte mir nicht den Eindruck, als sei er zu Tode betrübt.« 

Gernot runzelte die Stirn. »Dann befindet sich Wolflinde vom 

Hohen Tann nach wie vor in seiner Obhut?« 

»Nein! Auch die Felsensteiner wurden durch Graf Wolframs 

Getreue ihrer Geisel beraubt.« 

»So müßte Sigmund doch um das Leben seiner Sigrid bangen«, 

sagte Gernot verständnislos. 

»Mir schien, daß Graf Sigmund die Hoffnung hegt, seine Tochter 

befreien zu können.« 

»Wie dies?« Gernot spürte, wie die Ungeduld in ihm wuchs. 

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»Sprich, Mensch! Sonst lasse ich dir die Worte mit einer glühenden 
Zange aus dem Mund ziehen!« 

Der Bote kannte den Jähzorn seines Gebieters. Hastig wich er zwei 

Schritte zurück. 

»Ich... weiß es nicht«, sagte er schnell. »Die Felsensteiner zogen 

mich nicht ins Vertrauen.« 

»Nun gut«, grollte der Burgherr. »Was hat Sigmund dir 

aufgetragen?« 

»Er will mit Euch sprechen - heute noch!« 
»Wo?« 
»In der Herberge am Alten Stein.« 
Die Herberge am Alten Stein lag genau an der Grenze zwischen 

den Herrschaftsgebieten der Felsensteiner und der Eisenberger. 
Mehrmals bereits hatten sich die beiden Grafen dort getroffen, wenn 
es etwas zu verhandeln gab, was für sie beide von Belang war. 

»Das war alles?« 
»Nein, das Wichtigste kommt noch. Graf Sigmund schlägt vor, den 

Geiselsaustausch zwischen Felsenstein und Eisenberg wieder 
rückgängig zu machen. Jetzt, wo Graf Wolfram das dreiseitige 
Abkommen gebrochen hat...« 

Gernot nickte. Er konnte dem Vorschlag  seines Vetters nur 

beipflichten. Nach dem Stand der Dinge war die Anwesenheit Signes 
von Felsenstein in seiner Burg unerheblich geworden. Nicht 
Sigmund war der Feind, sondern Wolfram. 

Er entließ den Boten und traf alsbald seine Vorbereitungen für das 

Treffen mit dem Felsensteiner. Greta, seine Gemahlin, war 
hochbeglückt, daß wenigstens ihr Sohn Gotho heimkehren würde. 
Aber das änderte natürlich nichts an den schrecklichen Sorgen, die 
sie sich wegen des Schicksals Gandalfs machte. 

Wenig später brach Gernot auf. Außer Sigmunds Tochter ließ er 

sich von zehn seiner Getreuen begleiten. Er rechnete zwar nicht 
damit, daß die Felsensteiner eine Hinterlist planten. Aber er wollte 
ganz sichergehen. 

Die Abenddämmerung senkte sich bereits über das Land, als die 

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Eisenberger die Herberge zum Alten Stein erreichten. Schon aus 
einiger Entfernung konnten sie erkennen, daß Sigmund von 
Felsenstein und seine Leute vor ihnen eingetroffen waren. Mehrere 
Männer hielten sich vor dem alleinstehenden Gebäude auf. Und ein 
gutes Dutzend Pferde graste auf einer unweit gelegenen Wiese. 

Als Gernot vor der Eingangstür des Gasthauses haltmachte, 

erwartete ihn Sigmund von Felsenstein dort. Gernot stieg vom Pferd 
und begrüßte seinen Vetter gemessen. Dann vergaßen sich die beiden 
Grafen für einen Augenblick. Sigmunds Aufmerksamkeit wurde von 
seiner Tochter Signe in Beschlag genommen, die sich ihm an den 
Hals warf. Und auch Gernot schloß seinen Sohn Gotho in die Arme, 
den er seit länger als einem Jahr nicht mehr gesehen hatte. 

Herrschte sonst zwischen den Getreuen der beiden Fürsten 

Mißtrauen und mühsam gezügelte Feindschaft, so war es diesmal 
anders. Zwar kam es nicht zur Verbrüderungen. Aber es stellte sich 
doch ein gewisses kameradschaftliches Gefühl ein. Dies kam nicht 
von ungefähr. Die gemeinsame Feindschaft zu Wolfram vom Hohen 
Tann verband die Männer miteinander und ließ die Händel der 
Vergangenheit gegenwärtig ganz in den Hintergrund treten. 

Etwas später zogen sich Gernot und Sigmund allein in einen 

Hinterraum der Herberge zurück. Der Wirt war sich der hohen Ehre, 
die seinem Haus angetan wurde, vollkommen bewußt. Er schickte 
keines seiner Schankmädchen, sondern bediente die beiden hohen 
Herren persönlich. Mit tiefen Bücklingen servierte er den besten 
Wein, den er seit langen Jahren in seinem Keller eingelagert hatte. 

Nach einigen Höflichkeitsfloskeln kam Gernot von Eisenberg zur 

Sache. 

»Ihr habt Pläne, wie wir unserem verräterischen Vetter Wolfram 

beikommen können, ohne das Leben unserer Geiseln aufs Spiel zu 
setzen?« begann er. 

»Ich hoffe, daß der erste Schritt zur Befreiung Eures Sohnes und 

meiner Tochter in diesem Augenblick bereits getan ist«, antwortete 
Sigmund. 

Fast verschluckte sich Gernot an seinem Wein. »Wie ... Wie meint 

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Ihr das?« 

Sigmund von Felsenstein lächelte. »Kennt Ihr den Minnesänger 

Volker vom Hohentwiel?« 

»Sein Name ist mir vertraut. Allerdings hält sich meine 

Begeisterung für die Sangeskunst in engen Grenzen. Außerdem frage 
ich mich ...« Gernot stutzte auf einmal. »Sänger! War es dieser 
Volker vom Hohentwiel...?« 

»Nein«, sagte Sigmund sofort, »Volker hat mit der Befreiung von 

Wolframs Töchtern nichts zu tun. Im übrigen ist er nicht nur für 
seinen Gesang bekannt. Er versteht es auch, eine hervorragende 
Klinge zu schlagen. Und dann ist da noch sein Freund, der Ritter 
Roland!« 

»Der Ritter mit dem Löwenherzen?« 
»Ja! Roland ist Euch bekannt?« 
Gernot von Eisenberg schüttelte den Kopf. »Nicht persönlich. Ich 

hörte von ihm. Er soll Fasolt, den letzten Lindwurm, erschlagen und 
den Schlächter Hakon Blutaxt besiegt haben. Aber was haben diese 
beiden Männer mit uns gemein?« 

Sigmund erzählte seinem Vetter von den Absichten der beiden 

Ritter. »Ich traue ihnen zu, daß sie Erfolg haben«, meinte er 
abschließend. »Nicht umsonst werden ihre Taten weithin gerühmt.« 

Das Herz Gernots machte einen Sprung. Auch in ihm keimte die 

Hoffnung, seinen zweiten Sohn ebenfalls bald wieder in die Arme 
schließen zu können. Aber da war noch eine andere Überlegung,  die 
ihm ganz und gar nicht behagte. 

»Ihr wollt diesem Roland wirklich Ottokars Krone überlassen?« 

vergewisserte er sich. 

»Nicht ihm, sondern König Artus!« 
Gernot hieb mit der Faust auf den Tisch  - so heftig, daß die 

Weinbecher hüpften. 

»Zum Teufel, was kümmert uns der Herr von Camelot? Die Krone 

gebührt - uns!« 

»Mir ist es lieber, Artus hat sie in Besitz, als daß Wolfram sie sich 

aufs Haupt setzt«, sagte Sigmund fest. »Außerdem war es ein 

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wesentlicher Teil meiner Abmachung mit den beiden Rittern!« 

»Ich habe mit niemandem etwas abgemacht!« 
Ärgerlich verzog Sigmund von Felsenstein das Gesicht. »Ihr wollt 

Euren Sohn nicht lebend wiedersehen?« 

»Natürlich will ich das! Wie könnt Ihr fragen?« 
»Dann schließt Euch gefälligst meiner Abmachung an!« 
Gernot von Eisenberg antwortete nicht sogleich. Seine Gedanken 

jagten sich. Auf die Krone verzichten? Das kam ihm nicht in den 
Sinn. Andererseits aber ging es um Gandalf, den er nicht verlieren 
wollte. Greta würde es ihm nie verzeihen, wenn er das Leben seines 
Sohnes aufs Spiel setzte, obwohl es eine gute Möglichkeit gab, 
dieses zu retten. 

»Nun?« fragte Sigmund drängend. 
Gernot hatte im Augenblick keine andere Wahl. 
»Gut«, sagte er, »ich stimme zu.« 
Tatsächlich aber dachte er gar nicht daran, sich auf diesen Handel 

einzulassen. Wenn Gandalf erst einmal den Mauern der Wolfsburg 
entronnen war, sahen die Dinge ganz anders aus. Er war 
zuversichtlich, daß ihm zum rechten Zeitpunkt schon noch etwas ein-
fallen würde, um das Problem aus der Welt zu schaffen. Darauf 
leerte er seinen Becher. 

Eins mußte man den Grafen lassen: Sie waren Gastgeber ohne Fehl 
und Tadel. 

Auch Wolfram vom Hohen Tann ließ sich nicht lumpen. Er tafelte 

auf, was seine Vorratskammern hergaben  - herrliches Wildbret, 
saftigen Bärenschinken, edle Waldpilze mit einer köstlichen Soße, 
wie sie Roland noch nie in seinem Leben gekostet hatte. Dazu reichte 
der Burgherr einen erlesenen Wein und einen ganz vorzüglichen 
Met. 

Überhaupt zeigte sich Graf Wolfram bisher nur von seiner besten 

Seite. Nicht einen einzigen Augenblick hatte er gezögert, Roland und 

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seinen Gefährten Gastfreundschaft zu gewähren. Ja, er freute sich 
sogar über den Besuch und gab sich überaus freundlich und herzlich. 
Dennoch war Wolfram kein Mann nach dem Herzen Rolands. Selbst 
wenn er lachte, lag in seinen tiefdunklen Augen ein Ausdruck, der 
zur Vorsicht gemahnte. Verschlagenheit, Grausamkeit und 
Rücksichtslosigkeit standen ihm sozusagen auf der Stirn geschrieben. 

Während des Abendschmauses lernten Roland und Volker die 

Familie des Grafen kennen: seine Gemahlin und die beiden aus der 
Geiselobhut befreiten Töchter Wolflinde und Walpurga. Die beiden 
Mädchen waren sehr hübsch und wohl gewachsen. Aber obgleich 
Roland der holden Weiblichkeit sehr gewogen war, konnte ihn keine 
der beiden in Gefahr bringen, sein Herz zu verlieren. Dazu 
erschienen sie ihm viel zu hochnäsig und auch etwas zu albern. 

Außerdem saßen noch mehrere von Wolframs Getreuen am Tisch, 

die sich anscheinend seiner besonderen Gunst erfreuten. Einer davon, 
ein rothaariger Bursche mit weibischen Manieren, erregte Rolands 
und Volkers besondere Aufmerksamkeit. Die anderen nannten ihn 
Karl den Sänger. Fraglos war er es gewesen, der bei der Befreiung 
Wolflindes und Walpurgas eine entscheidende Rolle gespielt hatte. 

Zwei andere Personen vermißten Volker und Roland jedoch: Sigrid 

von Felsenstein und Gandalf von Eisenberg. Allgemein war es Sitte, 
daß fürstliche Geiseln eine bevorzugte und in keiner Weise 
zurückgesetzte Rolle spielten. Wenn Sigrid und Gandalf  nun fehlten, 
dann konnte das nur bedeuten, daß sie ihre Bewegungsfreiheit 
verloren hatten. Wahrscheinlich waren sie von Wolfram in ihren 
Zimmern eingesperrt oder sogar in den Kerker gesperrt worden. 

Es lag Roland auf der Zunge, nach dem Verbleib der beiden zu 

fragen. Aber das durfte er nicht wagen, denn dadurch hätte er 
offenbart, daß er einiges von den Dingen wußte, die sich im Land 
abspielten. Das jedoch hätte den Argwohn Wolframs erwecken 
können, der sie für ahnungslose Fremdlinge hielt. 

Das Essen nahm seinen Fortgang. Roland langte dabei kräftig zu, 

denn er war rechtschaffen hungrig. Schließlich hatte er während des 
Tages nur Trockenfleisch aus dem Knappsack zu essen bekommen. 

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Auch dem Met sprach er eifrig zu. Nicht so eifrig allerdings, wie es 

schien. Er beabsichtigte keineswegs, sich zu betrinken, auch wenn er 
durchaus den Eindruck erwecken wollte, daß ihm der Met mächtig in 
den Kopf stieg. Dies gehörte zu dem Plan, den Volker und er gefaßt 
hatten. 

Und auch, daß er auf einmal anfing, Volker anzupöbeln, gehörte zu 

diesem Plan. 

Er saß an einem der beiden Kopfenden des langen Tisches, 

unmittelbar neben seinem Freund. Volker unterhielt sich gerade 
angeregt mit Karl dem Sänger, als Roland ihn mehr rauh als herzlich 
auf die Schulter schlug. 

»He, trinkt mit mir! Nicht der Gesang hält Leib und Seele 

zusammen, sondern der Met!« 

Grinsend hob er seinen Becher und wartete darauf, daß Volker mit 

ihm anstieß. 

Aber dieser war nicht dazu bereit. »Spart mich aus«, sagte er 

ablehnend. »Später vielleicht.« 

»Warum nicht jetzt?« 
»Met ist nicht gut für den Schmelz der Stimme! Ihr werdet das 

nicht verstehen, aber dennoch ist es so!« 

Karl der Sänger nickte beifällig. 
Roland machte ein böses Gesicht. »Ihr weigert Euch also, mit mir 

zu trinken?« 

»Ihr habt es erfaßt«, erwiderte Volker und wandte sich wieder Karl 

dem Sänger zu, ohne Roland weiter zu beachten. 

Empört knallte dieser seinen Becher auf die Tischplatte und 

stemmte die Arme in die Seiten. 

»Der Herr Sänger will mich beleidigen!« rief er so laut, daß jede 

Unterhaltung im Saal erstarb. Alle Anwesenden blickten zu ihm und 
Volker hinüber. 

Volker beachtete ihn noch immer nicht. Da stieß Roland seinen 

Stuhl zurück und sprang auf. 

»Ich verlange Genugtuung!« schrie er. 
Leicht wankend stand er da, die Hechte auf den  Knauf seines 

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Schwertes gelegt. 

Volker wandte den Kopf halb zurück. »Gebt Ruhe! Merkt Ihr 

nicht, daß Euer albernes Getue höchst störend wirkt?« 

»Ah«, machte Roland. »Es beliebt Euch, Beleidigung auf 

Beleidigung zu türmen! Dies wagte noch niemand!« 

Achselzuckend drehte sich Volker vom Hohentwiel wieder um. 

»Habt Ihr jemals Vinzenz von der Alm singen gehört?« fragte er Karl 
den Sänger. »Ich hatte vor kurzem das Vergnügen und ...« Er redete 
weiter, als sei Roland gar nicht zugegen. 

Diese Nichtachtung seiner Person brachte in Roland das Faß zum 

Überlaufen. 

»Ich fordere Euch!« schrie er. »Stellt Euch mir zum Kampfe  - 

sofort!« 

Mit einer wilden Gebärde griff er nach seinem Schwert. Da er 

jedoch höchst unsicher auf  den Beinen stand, verhedderte er sich 
dabei und bekam die Waffe gar nicht in die Hand. 

Allgemeine Heiterkeit war die Folge. Lachsalven prasselten durch 

den Saal, und einige Ritter schlugen sich vor Vergnügen auf die 
Schenkel. 

Dies alles machte Roland nur noch wütender. Aber trotz aller 

Bemühungen wollte es ihm nicht gelingen, sein Schwert zu zücken. 
Insgesamt bot er ein Bild äußerster Lächerlichkeit. 

Wolfram vom Hohen Tann hatte ebenfalls herzlich gelacht. Jetzt 

aber wurde er ernst. 

»Ritter Roland«, rief er laut, »ich muß mich doch sehr über Euch 

wundern. Euer Benehmen schickt sich nicht! Solche Spaße dulde ich 
nicht in meinem Hause!« 

»Spaße?« wiederholte Roland mit schwerer Zunge. »Nichts liegt 

mir ferner, als ...« 

»Schweigt!« unterbrach ihn der Burgherr  ungnädig. »Nehmt 

wieder Platz, oder packt Euch!« 

Erneut wollte Roland Widerspruch erheben. Da jedoch sah er, daß 

einige Getreue des Grafen Anstalten machten einzugreifen. Deshalb 
zog er es vor, sich doch lieber wieder zu setzen. Es kostete ihn einige 

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Mühe, das Gleichgewicht zu bewahren, aber er schaffte es. 
Unverständliche Verwünschungen murmelnd, langte er nach dem 
Metbecher und spülte sich seinen Ärger hinunter. 

»Einen seltsamen Freund habt Ihr da«, sagte der Burgherr zu 

Volker vom Hohentwiel. 

»Er ist nicht mein Freund«, stellte der Minnesänger 

unmißverständlich fest. 

»Nicht?« wunderte sich Wolfram. »Aber er befand sich doch in 

Eurer Gesellschaft!« 

»Was ich zutiefst bedaure«, gab Volker zurück. »Er schloß sich 

mir und meinen beiden Knappen erst unterwegs an. Hätte ich geahnt, 
daß er ein Raufbold ist, der zur Trunksucht neigt, wäre er mir nicht 
näher als eine Meile gekommen.« 

Wolfram vom Hohen Tann verzog das Gesicht. »Und hätte ich 

geahnt, daß er nicht Euer Freund ist, wäre er niemals in die 
Wolfsburg gelangt.« 

Roland fuhr fort, unverständliches Zeug zu murmeln, blickte dabei 

jedoch gar nicht hoch. Die belustigten und verächtlichen Blicke der 
Anwesenden prallten an ihm ab. 

Da er gegenwärtig nicht für weiteren Ärger sorgte, ließ man ihn in 

Ruhe. Die Tafelnden nahmen ihre Gespräche wieder auf und 
widmeten sich Speis und Trank. 

Roland hatte genug gegessen. Sein weiteres Interesse galt 

ausschließlich dem Met. Er langte nach einem der bereitstehenden 
Krüge und goß seinen Becher randvoll. Dann setzte er den Becher an 
die Lippen und leerte ihn in Sekundenschnelle. Daß er dabei den 
größten Teil des Mets geschickt unter den Tisch kippte, bekam 
keiner der Anwesenden mit. Mit einem satten Rülpser bekundete er, 
wie gut es ihm geschmeckt hatte. 

Unterdessen war das allgemeine Gespräch auf die Sangeskunst 

gekommen. Irgend jemand schlug vor, daß der berühmte Volker vom 
Hohentwiel einmal seine begnadete Stimme erschallen lassen sollte. 
Ein anderer wollte sogar einen Sängerwettstreit zwischen Volker und 
Karl dem Sänger entfachen. 

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Volker zierte sich zunächst. Aber als ihn dann die schöne 

Wolflinde herzlich bat und mit verliebten Augen ansah, gab er klein 
bei. Er erhob sich von seinem Stuhl und stellte sich in Positur. 
Nachdem er mit einem kräftigen Räuspern die Kehle befreit hatte, 
begann er mit seinem Vortrag. 

Erhöre mein Flehen, o Mägdelein, Mein Herz soll für immer ... 
Weiter kam er nicht. Roland fegte mit einer ungestümen 

Bewegung zwei Trinkbecher vom Tisch, so daß sie scheppernd auf 
den Steinboden polterten. 

»Ewig diese öden Liebeslieder«, schimpfte er. »Kennt Ihr nichts, 

was ein Männerherz erfreut? Wie wäre es hiermit: Wir ziehen in den 
Krieg, falleri, fallera!« 

Er grölte die Zeile mit trunkener Stimme, laut und entsetzlich 

mißtönend. 

Unmut machte sich im Saal breit, wodurch sich Roland jedoch 

mitnichten stören ließ. Vom Met beflügelt lärmte er weiter und 
hämmerte dabei mit beiden Fäusten auf die Tischplatte. 

»Wir machen alles nieder, falleri, fallera!« 
»Schweigt!« donnerte Wolfram vom Hohen Tann wütend. 
Roland hörte ihn gar nicht. Ungehemmt und mit sichtlichem 

Vergnügen grölte er, was seine Kehle hergab. 

Dem Burgherren reichte es jetzt. »Friedrich, Lothar«, rief er mit 

zornblitzenden Augen. »Bringt diesen Trunkenbold endlich zum 
Schweigen!« 

Zwei von Wolframs Getreuen erhoben sich. 
Da griff Volker vom Hohentwiel ein. Bevor die beiden Männer bei 

Roland waren, handelte er bereits. 

Ohne von seinem Stuhl aufzustehen, machte er eine halbe 

Drehung, ballte die rechte Faust und schmetterte sie dem Ritter mit 
dem Löwenherzen unter das Kinn. 

Und Volker war in der Tat ein Mann, der nicht nur Gold in der 

Kehle, sondern auch Eisen in der Faust hatte. Der Schlag schleuderte 
Roland samt Stuhl mehrere Ellen zurück. Er konnte sich nicht auf der 
Sitzfläche halten und kippte  hintenüber. Wild mit den Armen 

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rudernd versuchte er, den Sturz zu vermeiden. Aber das gelang ihm 
nicht. Es sah richtig gefährlich aus, als er auf den Steinen aufschlug 
und liegenblieb. 

»So, das dürfte genügen«, sagte Volker befriedigt. 
Der bewundernde Blick, den ihm die schöne Wolflinde zuwarf, 

entging ihm nicht. 

Er lächelte das Mädchen an, goß dann einen Schluck Wein über 

seine Hand, um die brennenden Knöchel zu kühlen. 

»Ihr seid ein Mann nach meinem Geschmack«, sagte der Burgherr 

anerkennend. »Potzblitz, dieser Hieb hätte einen Ochsen fällen 
können!« 

Auch von den anderen bekam Volker manches Lob zu hören. Die 

Genugtuung, daß er dem lärmenden Störenfried das Maul gestopft 
hatte, war allgemein. 

Niemand hatte Mitleid mit Roland. Auch die anwesenden Damen 

fanden kein Wort des Bedauerns für ihn. 

»Schafft ihn weg«, wies der Graf seine Getreuen an. »Am besten 

ist es, ihr bringt ihn in den Stall. Dort kann er unter seinesgleichen 
seinen Rausch ausschlafen.« 

Roland machte keine Anstalten, aus eigener Kraft wieder auf die 

Beine zu kommen. Er ließ es geschehen, daß ihn zwei Männer an 
Armen und Beinen packten und hochzerrten. 

Und er leistete auch keinerlei Widerstand, als ihn die beiden unter 

dem Gelächter der Tafelnden aus dem Saal schleppten. 

Wenn die Lacher gewußt hätten, wie sehr sie Volker und ihm auf 

den Leim gegangen waren, wären ihre erheiterten Mienen sicherlich 
zu Grimassen gefroren. 

Mit gemischten Gefühlen kehrte Gernot von Eisenberg zu seiner 
Burg zurück. 

Den ganzen Weg über hatte er sich den Kopf darüber zerbrochen, 

wie er seinen Sohn zurückbekommen konnte, ohne sein 

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Kronenbruchstück dafür herzugeben. Aber der große, zündende 
Gedanke, der das Problem löste, war ihm nicht gekommen. 

Greta, seine Gemahlin, wartete bei seiner Ankunft bereits auf dem 

Burghof. Aufgeregt lief sie ihm entgegen, kaum daß er aus dem 
Sattel gestiegen war. 

»Gibt es Krieg mit der Wolfsburg?« begehrte sie sogleich zu 

wissen. 

»Ich hoffe nicht«, erwiderte Gernot und übergab einem der 

Stallknechte sein Pferd. 

»Dem Himmel sei Dank«, seufzte Greta. »Krieg hätte den sicheren 

Tod unseres Sohnes bedeutet.« 

»Das mag sein, ja.« 
»Aber was geschieht nun mit Gandalf?« fragte Greta von 

Eisenberg sorgenvoll. 

Gernot berichtete ihr, was er bei seiner Unterredung mit Sigmund 

von Felsenstein erfahren hatte. 

»Das wäre ja wunderbar«, sagte seine Frau und wurde vor Freude 

ganz rot im Gesicht. 

»Was Gandalf angeht, ja. Die Hergabe der Krone jedoch ...« 

Gernot schwieg erbittert. 

»Die Krone, die Krone«, gab Greta zurück. »Hängt dein ganzes 

Heil von der Krone ab?« 

»Sie ist mein Erbe!« sagte Gernot entschieden. »Und ich bin nicht 

bereit, darauf zu verzichten.« 

»Nicht einmal um des Lebens deines Sohnes willen?« 
Der Graf antwortete nicht. Er ließ sein Eheweib stehen und 

stiefelte mit verschlossenem Gesicht auf das Hauptgebäude der Burg 
zu. »Bodo soll sofort zu mir kommen!« wies er einen seiner Knappen 
an. 

Der junge Bursche eilte sofort davon, um dem Hausmeier Bescheid 

zu sagen. 

Nicht viel später saß Bodo seinem Herrn bei einem Humpen Bier 

gegenüber. Gernot berichtete auch ihm, was bei seiner Unterredung 
mit dem Felsensteiner herausgekommen war. 

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»Gib mir einen Rat«, verlangte er. »Mir soll es auch recht sein, 

wenn Hinterlist und Tücke mit im Spiel sind!« 

Der Hausmeier überlegte nicht lange. »Wenn die Ritter Roland und 

Volker Euren Sohn befreit haben  - warum nehmt Ihr ihn dann nicht 
einfach in die Mitte Eurer Getreuen und reitet davon?« 

»Ohne den Rittern das Brüchstück der Krone zu geben?« 
»Das meinte ich! Zwanzig Männer gegen zwei  - was wollen die 

beiden ausrichten?« 

Gernot schüttelte den Kopf. »Sie werden nicht nur zu zweit sein. 

Nach ihrer Rückkehr von der Wolfsburg werden sie Gandalf in die 
Obhut seines Vetters Sigmund geben. Wir hätten es also nicht nur 
mit den beiden, sondern auch mit den Felsensteinern zu tun.« 

»Ihr habt recht«, pflichtete ihm Bodo bei. 
Er nahm einen kräftigen Schluck Bier. Dann hellte sich sein 

dickliches Gesicht auf. 

»Und wenn wir den beiden Rittern auflauern, gleich wenn sie mit 

den befreiten Geiseln die Wolfsburg verlassen?« 

»Dazu ist es bereits zu spät. Die Befreiung soll bereits in dieser 

Nacht erfolgen.« 

Das freudige Lächeln verschwand wieder vom Gesicht des 

Hausmeiers. Nicht aber der pfiffige Ausdruck, der stets gegenwärtig 
war. Bodo dachte nach, dachte sehr lange nach. 

»Ich hab's!« rief er dann aus. »Wir werden die beiden Ritter 

überlisten.« 

»Und wie?« 
»Ich dachte an den Goldschmied Olbert«, sagte der Hausmeier 

langsam und erläuterte anschließend seinen Plan. 

Gernot von Eisenberg war, begeistert. 

»Schlaf gut, du trauriger Ritter!« 

Die beiden Getreuen des Burgherren hatten Roland tatsächlich in 

den Viehstall gebracht. Mit lautem Lachen ließen sie ihn recht 

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unsanft ins Stroh fallen und blickten grinsend auf ihn hinab. 

Roland grunzte nur unwillig, wälzte sich auf die Seite und begann 

dann laut zu schnarchen. 

Der eine der beiden verpaßte ihm noch einen hinterhältigen 

Fußtritt. Danach wandten sie sich zum Gehen. Krachend fiel das 
Gatter des Verschlags zu, in den sie ihn eingesperrt hatten. 

Um ganz sicherzugehen, blieb Roland noch eine kurze Weile 

liegen. Dann war er überzeugt davon, daß die beiden nicht 
zurückkehrten. Es lag kein Grund mehr vor, weiterhin den sinnlos 
Betrunkenen zu spielen. 

Roland erhob sich und klopfte das Stroh aus der Kleidung. Er stand 

aufrecht und gerade wie ein ebenmäßig gewachsener Baum. Der Met 
hatte nicht den geringsten Einfluß auf sein körperliches und geistiges 
Wohlbefinden. Lediglich am linken Kinnwinkel verspürte er einen 
leichten Schmerz. Volker hatte äußerst kräftig hingelangt. Aber das 
war wohl nötig gewesen, um auch nicht den leisesten Zweifel an der 
Echtheit des Streites aufkommen zu lassen. 

Mit Genugtuung nahm Roland zur Kenntnis, daß man ihn nicht um 

seine Waffen erleichtert hatte. Sowohl das Schwert als auch der 
Hirschfänger waren nach wie vor vorhanden. 

Es war stockdunkel in dem Stall. Roland konnte das Vieh nicht 

sehen, wohl aber hören. Überall grunzte und schnaufte es. Er 
schätzte, daß mindestens 100 Schweine mit ihm den Raum teilten. 
Zum Glück war er von den Tieren durch Holzbarrieren getrennt. Das 
Borstenvieh konnte höllisch gefährlich werden, wenn es gereizt 
wurde. So jedoch hatte er  keine Mühe, sich unbehelligt durch  die 
Dunkelheit zu tasten und die Tür zum Burghof zu erreichen. 

Vorsichtig drückte Roland die Tür spaltbreit auf und lugte nach 

draußen. 

Silberfarbenes Mondlicht und der Schein entfernter Fackeln 

entrückten die Wolfsburg dem Dunkel der Nacht. Auf dem Hof 
konnte Roland im Augenblick keine Menschenseele ausmachen. 
Aber er erkannte die schattenhaften Umrisse eines Wächters, der auf 
der Mauer entlangpatrouillierte. 

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Sicherlich war dies nicht die einzige Wache, die ihren Posten 

versah. Aber Roland konnte wohl davon ausgehen, daß die Wächter 
dem Burghof kaum Aufmerksamkeit schenkten. Mögliche Gefahren 
lauerten außerhalb der Burgmauern. Die Männer würden ihr 
Augenmerk also vor allem auf den umliegenden Wald richten. 

Von nächtlicher Ruhe konnte noch keine Rede sein. Aus dem 

Hauptgebäude schallte Gesang herüber. Nicht die Stimme Volkers, 
sondern die des Wolfsburger Troubadours. Der Sängerwettstreit der 
beiden hatte offenbar inzwischen begonnen. 

Roland war dies mehr als recht. Solange Volker und Karl der 

Sänger im Mittelpunkt standen, achteten die Tafelnden auf nichts 
anderes. Er mußte deshalb nur vor dem Gesinde und den übrigen 
Burgbewohnern auf der Hut sein, die nicht am Festmahl teilnahmen. 
Zumindest ein Teil dieser Leute hatte sich noch nicht zur Nachtruhe 
begeben, denn auch in anderen Gebäudeteilen flackerte Lichtschein. 
Gedämpftes Lachen war zu vernehmen. Offenbar machte man sich 
hier ebenfalls einen angenehmen Abend. 

Während Roland Gebäude und Hof noch beobachtete, sah er 

plötzlich eine Gestalt nach draußen treten. Es handelte sich, soweit er 
das erkennen konnte, um einen Mann. Und dieser Mann bewegte 
sich ausgesprochen unsicher und torkelnd vorwärts. 

Ein Lächeln huschte über Rolands Gesicht. Wie es schien, hatte 

der Met hier ein echtes Opfer gefunden. 

Der Mann schwankte weiter. Wie es aussah, würde er in einer 

Entfernung von nur wenigen Ellen am Stall vorbeikommen. 

Und so war es dann auch. Wenige Augenblicke später hatte Roland 

den Mann ganz nahe vor sich. Der andere beachtete den Stall gar 
nicht, wollte weiterwanken. Aber damit war Roland ganz und gar 
nicht einverstanden. 

Als der Mann gerade zwei Schritte vorbei war, handelte er. Er 

schob die  Tür so weit auf, daß er hindurchschlüpfen konnte. Mit 
einem Satz war er hinter dem Mann. Und ehe es sich dieser versah, 
hatte Roland ihn von hinten an der Gurgel gepackt. 

Der Schrei, den der Wolfsburger ausstoßen wollte, kam nur als 

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kaum hörbares Röcheln heraus. Rolands eisenharter Griff schnürte 
ihm die Luft ab. 

In Sekundenschnelle hatte Roland den Mann in den Stall gezerrt. 

Der andere war nicht in der Lage, ernsthaften Widerstand zu leisten. 
Bis auf ein hilfloses Zappeln brachte er nichts zuwege. 

Ohne seinen Gefangenen aus der Umklammerung zu entlassen, 

lugte Roland durch den Türspalt auf den Burghof. 

Kein Mensch zeigte sich. 
Roland atmete auf. Ganz offensichtlich hatte niemand etwas von 

seiner Aktion bemerkt. 

Er drückte die Tür ganz zu und schleifte den Mann tiefer in den 

Stall hinein. Hier erst lockerte er seinen Griff, hielt sein Opfer aber 
weiterhin fest. 

Der Wolfsburger japste nach Luft, hustete und keuchte. Es dauerte 

ein Weilchen, bis er wieder einigermaßen normal atmete. 

»Wer..., wer bist du?« preßte er hervor. 
Seine Stimme klang bei weitem nicht so trunken, wie Roland 

erwartet hatte. Vielleicht war er vor Überraschung und Furcht wieder 
klar im Kopf geworden. 

»Ich bin der Zauberer Merlin!« zischte Roland. »Und wenn du 

nicht ganz ruhig bist und alles tust, was ich dir sage, dann hexe ich 
dich l.000 Klafter unter die Erdoberfläche!« 

Der Gefangene glaubte ihm offenbar nicht. Jedenfalls versuchte er 

urplötzlich hochzufahren. Aber Roland hatte aufgepaßt. Sofort 
schlossen sich seine Hände wieder um den Hals des Mannes. 

»Ich kann dir allerdings auch das Genick brechen!« kündigte er 

gewalttätig an. 

Sehr schnell gab der andere wieder Ruhe und lag ganz still. 
»Was willst du von mir?« ächzte er. 
»Ich begehre nur ein paar Auskünfte.« 
»Wenn ich kann, werde ich sie dir geben.« 
»Das ist sehr entgegenkommend von dir«, lobte Roland und lachte 

leise auf. »Also fangen wir an: Wo befinden sich die beiden Geiseln 
von Felsenstein und Eisenberg?« 

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»Die beiden ...?« 
»... Geiseln, ganz recht!« 
Der Gefangene antwortete nicht sofort. Und als er es dann tat, gab 

er eine offensichtliche Lüge von sich. 

»Sie... sind nicht mehr auf der Wolfsburg«, sagte er. »Unser Herr 

hat sie zu ihren Vätern zurückgeschickt.« 

Roland trug sich nicht mit der Absicht, kostbare Zeit zu vertändeln. 
»Wie du meinst, mein Freund«, sagte er. »Wer nicht hören will, 

muß fühlen!« 

Er zerrte den Mann hoch. 
»Hattest du jemals mit einem bösen Eber zu tun?« fragte er wie 

beiläufig. »Ihr habt hier ein besonders prächtiges Exemplar. Ich 
werde dir Gelegenheit geben, nähere Bekanntschaft mit ihm zu 
machen!« 

Dann tat er so, als wolle er den Wolfsburger zu einem der 

Verschlage hinüberschleppen. 

»Halt ein!« stöhnte der Mann. »Ich ... will die Wahrheit sagen!« 
»Wirklich?« 
»Ja, ja!« 
Roland ließ ihn wieder ins Stroh niedersinken. 
»Also  - wo sind Sigrid von Felsenstein und Gandalf von 

Eisenberg? Sprich!« 

»Im Kerker!« beeilte sich der Mann zu sagen. »Graf Wolfram hat 

sie in den Kerker werfen lassen.« 

Das klang glaubhaft. Aber Roland war mit der Antwort noch nicht 

zufrieden. 

»Sind sie wohlauf?« wollte er wissen. »Oder hat dein Herr sie ... 

foltern lassen?« 

»Soviel ich weiß, nicht. Sie haben nur etwas von ihrer Haarpracht 

verloren.« 

Roland nickte befriedigt. Er glaubte nicht, daß ihn der Mann belog. 

Dazu hatte er jetzt viel zuviel Angst. 

Seine Wißbegier war noch lange nicht gestillt. Er erkundigte sich 

nach der genauen Lage des Kerkers, nach seiner Bewachung, nach 

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den sonstigen Sicherheitsvorkehrungen, die der Graf zur Bewachung 
seiner Burg getroffen hatte. Und auf jede Frage antwortete der 
verängstigte Gefangene prompt und ohne Ausflüchte. 

Schließlich wußte Roland genug. Der Wolfsburger hatte seine 

Schuldigkeit getan. Er wurde nicht mehr benötigt. 

Mit einem Schlag auf den Hinterkopf schickte Roland den Mann in 

das Land der süßen Träume. Dann fetzte er ihm sein Wams vom 
Leib, riß es in Streifen und verschnürte den Bewußtlosen wie einen 
Packsattel. 

Der erste Teil der Aufgabe, die er sich gestellt hatte, war geschafft. 

Aber der schwierigere Teil stand ihm noch bevor. 

Der Sängerwettstreit war beendet. 

Einstimmig erklärten alle Anwesenden Volker vom Hohentwiel 

zum Sieger. Er hatte Karl den Sänger geradezu in Grund und Boden 
gesungen. 

Volker war nicht sonderlich stolz darauf. Er hatte schon vorher 

gewußt, daß ihm der Wolfsburger Troubadour nicht das Wasser 
reichen konnte. Außerdem verfolgte er auch ganz andere Pläne, 
wobei der Wettstreit nur Mittel zum Zweck war. 

Aufmerksam hatte er beobachtet, daß die Augen Wolflindes vom 

Hohen Tann die ganze Zeit über beinahe andächtig auf seine Lippen 
gerichtet waren. Das Mädchen hatte ihm sozusagen jeden einzelnen 
Ton vom Mund abgelesen. Und in ihre Augen war dabei ein 
träumerischer, verliebter Ausdruck getreten. 

Jetzt, als das Singen vorüber war, nutzte Volker die Gunst  der 

Stunde. Der Umstand, daß sich die Tischrunde aufzulösen begann 
und dieser und jener von seinem Platz aufstand, kam ihm zusätzlich 
zustatten. Auch er erhob sich und ging zu dem Mädchen hinüber. 

Wolflinde lächelte ihm entgegen. 
»Ist es gestattet?« Volker machte eine galante Verbeugung. 
»Gerne«, hauchte die braunhaarige Tochter des Burgherren und 

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errötete dabei. 

Sie rückte ein Stückchen auf der Bank zur Seite und gab Volker 

Gelegenheit, sich neben sie zu setzen. 

Aus den Augenwinkeln erkannte der Minnesänger, daß Wolflindes 

Schwester ärgerlich die Mundwinkel nach unten zog. Die hübsche 
Walpurga war ganz offensichtlich eifersüchtig, stellte er amüsiert 
fest. Es wäre ihr wohl lieber gewesen, wenn er neben ihr Platz 
genommen hätte. Aber er konnte sich schließlich nicht zweiteilen. 

»Ihr habt eine vortreffliche Stimme«, sagte Wolflinde vom Hohen 

Tann bewundernd. 

»Ja, mir sind die Töne heute sehr zufriedenstellend aus der Kehle 

gekommen. Aber das hat auch einen ganz bestimmten, zwingenden 
Grund.« 

»Welchen?« 
»Ihr seid der Grund, Jungfer Wolflinde«, sagte Volker und lächelte 

dabei sein betörendstes Lächeln. »Schöne Frauen spornen mich zu 
Höchstleistungen an. Und Ihr seid die schönste Frau, die mir seit 
langem begegnet ist!« 

»Oh, Ihr seid ein Schmeichler.« 
Wieder errötete die junge Frau. Aber man sah ihr doch an, daß sie 

gegen diese Schmeichelei mitnichten etwas einzuwenden hatte. 

Volker fuhr fort, Süßholz zu raspeln. Er verstand viel von Frauen 

und wußte ganz genau, wie er Wolflinde immer mehr für sich 
einnehmen konnte. 

Dabei behielt er auch jederzeit die übrigen Anwesenden im Auge. 
Die Männer waren dazu übergegangen, eifrig dem Met und dem 

Wein zuzusprechen. Niemand schenkte ihm besondere 
Aufmerksamkeit. 

»Was haltet Ihr von einem kleinen Mondscheinspaziergang?« 

fragte Volker mit weicher Stimme. 

»Meint Ihr wirklich?« gab Wolflinde mit einem leichten Kichern 

zurück. 

»Warum nicht?« 
»Es ist nicht schicklich!« 

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»Ich bin ein Mann von Ehre«, sagte Volker und legte die rechte 

Hand auf sein Herz. »Niemals würde ich etwas  tun, was gegen die 
guten Sitten verstößt.« 

»Wirklich nicht?« 
Fast schien es Volker so, als sei das Mädchen über seine Antwort 

enttäuscht. 

»Nun«, sagte er deshalb schnell, »es käme natürlich darauf an, was 

Ihr unter guten Sitten versteht!« 

Wolflinde vom Hohen Tann lächelte kokett, erhob sich dann von 

der Bank. 

»Gehen wir!« 
Volker beeilte sich, ebenfalls aufzustehen. 
Dummerweise blickte der Burgherr in diesem Augenblick hoch. 

Seine Augenlider waren schwer vom Met. Aber er war durchaus Herr 
seiner Sinne. 

»Ihr wollt Euch zurückziehen?« fragte er mit leicht belegter 

Stimme. »Gefällt Euch unser Fest nicht?« 

Bevor Volker etwas entgegnen konnte, hatte Wolflinde bereits das 

Wort ergriffen. »Ritter Volker hat versprochen, ein Lied ganz für 
mich allein zu singen«, sagte sie. »Du hast doch nichts dagegen, 
lieber Vater?« 

Wolfram vom Hohen Tann zögerte kurz, lachte dann tief auf. Er 

zwinkerte Volker zu und griff nach seinem Becher. 

»Auf daß Euer Lied die Ohren meiner Tochter nicht rötet«, sagte er 

launig und lachte erneut. 

Volker lächelte zurück und verließ dann gemeinsam mit der 

Grafentochter den Saal. 

»Wo gehen wir hin?« fragte er. 
»Mein Zimmer liegt zwei Treppen hoch«, sagte Wolflinde. »Seid 

Ihr gut zu Fuß?« 

»Nicht nur das«, erwiderte Volker überzeugt. 

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Der Kerker der Wolfsburg war in einem der Nebengebäude 
untergebracht, unweit der Mauer. 

Vom Stall aus konnte Roland die Tür des Baus sehen. Um 

hinüberzukommen, mußte er den größten Teil des Hofes überqueren, 
was ihm überhaupt nicht gefiel. Aber es gab keine andere 
Möglichkeit. Er mußte es wagen, auch wenn dabei die Gefahr 
bestand, daß ihn irgend jemand sah und erkannte. 

Und er wagte es ... 
Als er auf der Burgmauer keinen Wächter ausmachen konnte, 

schlüpfte er durch die Stalltür und rannte los. 

Atemlos erreichte er das Kerkergebäude. Er preßte sich in die 

Türnische und blickte sich hastig nach allen Seiten um. 

Noch immer sah er niemanden. Und kein Mensch rief ihn an. Alles 

sprach dafür, daß er Glück gehabt hatte. Er war unbemerkt geblieben. 

Die Tür des Kerkergebäudes zu öffnen, bereitete keinerlei Mühe. 

Sie war nur lose angelehnt, nicht verschlossen. Aber das wollte leider 
nichts besagen. Die Schwierigkeiten warteten noch auf ihn, wie er 
von dem im Stall überwältigten Mann nur zu gut wußte. 

Roland verlor keine Zeit. Er drückte die Tür auf, betrat den Bau 

und lehnte die Tür wieder an. 

Dunkelheit umfing ihn, kaum gemildert durch das blasse 

Mondlicht, das durch den Türspalt einfiel. Aber es war nicht 
totenstill. Aus oben gelegenen Räumlichkeiten drangen gedämpfte 
Wortfetzen, zu ihm herunter. Hier wohnte ein Teil der Getreuen des 
Burgherren. 

Roland beeilte sich, aus dem Bereich des Eingangs zu 

verschwinden. Wenn jetzt jemand herunterkam und ihn entdeckte, 
war seine Mission gescheitert. 

Er tastete sich durch die Dunkelheit und fand auch bald den 

Treppenabgang, der zu den Kellerverliesen hinunterführte. Steil 
wanden sich die Stufen abwärts. 

Roland folgte ihnen, trat dabei so leise auf, wie es nur eben 

möglich war. Trotzdem kamen ihm die Geräusche seiner Schritte 
dabei so laut vor wie das Tapsen eines Bären. 

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Er erreichte ein erstes Tiefgeschoß, das jedoch für ihn ohne Belang 

war. Er wußte, daß hier allerlei Gerätschaften untergebracht waren. 
Bewohnt wurden die Räumlichkeiten nicht. 

Der Kerker lag noch weiter unten, denn die Erbauer der Wolfsburg 

hatten die Verliese so tief wie möglich gelegt. Roland machte sich 
ohne Aufenthalt an den fürderen Abstieg. 

Wieder drangen Stimmen an sein Ohr. Diese kamen jetzt jedoch 

nicht mehr von oben, sondern schallten ihm von unten entgegen. Es 
war keine Frage, daß sie dem Kerkermeister und seinen Gehilfen 
gehörten. 

Roland wurde jetzt noch vorsichtiger. Auf den Zehenspitzen 

bewältigte er die letzten Treppenstufen, setzte dann endlich den Fuß 
auf den Boden der untersten Kellersohle. 

Es war kühl hier unten, und ein leichter Geruch von Moder lag in 

der Luft. Ganz in der Nähe raschelte es 

- Ratten 

höchstwahrscheinlich. Der Stein unter Rolands Füßen war schlüpfrig 
vor Feuchtigkeit. Wer hier unten hausen mußte, hatte kein leichtes 
Brot. 

Abgrundtiefe Finsternis umgab Roland von allen Seiten. Trotzdem 

hatte er keine Schwierigkeiten, sich zu orientieren. Die Stimmen der 
Wachtmannschaft sagten ihm ganz genau, welchen Weg er 
einschlagen mußte. Links entlang. 

Gleich kam es darauf an! 
Roland zückte sein Schwert, umfaßte es mit fester Hand. Dann 

schlich er weiter. 

Die Stimmen wurden lauter. Irgend jemand brüllte wütend. 

Polternde Geräusche erklangen. 

Unwillkürlich verhielt Roland seinen Schritt. Stritten sich die 

Männer von der Wachtmannschaft? Fast hörte es sich so an. 

Nun, ihm sollte es nur recht sein. Um so unauffälliger konnte er 

sich nähern. 

Er ging weiter, die freie linke Hand vorgestreckt, um nicht 

unversehens gegen ein Hindernis zu prallen. 

Und dann stieß seine Hand auf Widerstand. 

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Eine Tür! 
Roland zog die Hand zurück, als habe er in ein Wespennest 

gegriffen. Hoffentlich hatte man auf der anderen Seite nichts gehört. 

Abwartend blieb er stehen und lauschte. 
Nein, es schien nicht so, daß man auf ihn aufmerksam geworden 

war. Die polternden Geräusche, die er schon zuvor wahrgenommen 
hatte, gingen weiter. Und auch die lauten Stimmen konnte er nach 
wie vor vernehmen. 

Deutlich verstand er jetzt, was gerufen wurde. Es waren üble 

Schimpfwörter und Flüche. Sein Eindruck, daß zwischen den 
Wächtern ein Streit ausgebrochen war, bestätigte sich. 

Ein Ruck ging durch Roland. Lange genug gewartet hatte er jetzt. 

Es wurde Zeit zum Handeln. 

Seine linke Hand tastete nach dem Türgriff, fand ihn. Er stieß die 

Tür auf. 

Fackelschein blendete ihn im ersten Augenblick. Aber er brauchte 

nur ein paar Herzschläge, um seine Augen daran zu gewöhnen. 

Die Wachstube lag vor ihm, ein mittelgroßer Raum mit nackten, 

kalten Wänden. Er enthielt einen Tisch, eine Sitzbank und zwei 
Schemel, das war alles. 

Drei Männer hielten sich in dem Raum auf. Und zwei davon hatten 

sich wild in die Haare gekriegt. Während der dritte Mann gerade 
dabei war, den umgestürzten Tisch wieder aufzurichten, stand sich 
die anderen beiden mit geschwungenen Fäusten gegenüber. Einer 
von ihnen hatte ein Messer in der Hand, wollte seinem Gegner damit 
augenscheinlich an die Kehle gehen. 

Der Grund der handgreiflichen Auseinandersetzung war Roland 

auf Anhieb klar. Mehrere Münzen und ein paar Würfel, die auf dem 
Boden lagen, sprachen eine unmißverständliche Sprache. 

Jetzt, da Roland so urplötzlich und unerwartet im Raum stand, 

wandten sich ihm die drei ruckartig zu. Im ersten Moment standen 
sie starr wie Statuen. Mit verblüfften Gesichtern blickten sie ihn an, 
scheinbar sprachlos vor Überraschung. 

»Wer... seid Ihr?« stieß der am Tisch schließlich hervor. »Und was 

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wollt...?« 

»Das ist der fremde Ritter, der mit dem Minnesänger gekommen 

ist«, rief einer der anderen beiden dazwischen. »Bestimmt führt er 
Niederträchtiges im Schilde!« 

Der dritte Mann verlor keine Zeit mit überflüssigen Worten. Er 

begriff sofort, was das Auftauchen Rolands zu bedeuten hatte. Seine 
rechte Hand, die das Messer hielt, schwang zurück, schwang wieder 
nach vorn. Wie ein Blitz jagte das Messer auf Roland los. 

Aber der hatte aufgepaßt, duckte sich. 
Gerade noch rechtzeitig ... 
Das Messer surrte haarscharf über seinen Kopf hinweg und bohrte 

sich in die Bohlen der Tür. Zitternd wie ein Ast im Winde blieb es 
darin stecken. 

»Los, auf ihn!« schrie der Messerwerfer. 
Er trauerte dem fehlgegangenen Wurf nicht lange nach, bereitete 

bereits die nächste Attacke vor. 

In einer Ecke des Raumes standen mehrere Lanzen. Mit einem 

wilden Satz stürmte der Wolfsburger darauf zu. 

Auch in die beiden anderen kam jetzt Leben. Vergessen  war der 

Streit, den sie untereinander hatten. Sie hatten Roland als 
gemeinsamen Feind erkannt, den es zu bekämpfen galt. Die zwei 
trachteten ebenfalls danach, Waffen in die Hände zu bekommen. 

Der eine griff nach seinem Schwert, der andere zückte einen 

Hirschfänger. 

Aber natürlich blieb auch Roland nicht untätig. Mit erhobenem 

Schwert stürmte er in den Raum hinein. Als ersten wollte er den 
Mann mit dem Hirschfänger aus dem Wege räumen, denn diesem 
war er am nächsten. 

Aber ihm widerfuhr ein Mißgeschick. Als er fast bei dem 

Wolfsburger war, verlor er auf einmal das Gleichgewicht. 
Unglücklicherweise war er auf einen der blankpolierten Würfel 
getreten und rutschte nun aus. Er konnte sich nicht auf den Füßen 
halten. 

Triumphgeschrei aus drei Kehlen drang auf ihn ein, als er rücklings 

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zu Boden stürzte. Der Kerkermeister und seine Gehilfen sahen sich 
bereits als Sieger. 

Der Mann mit dem Hirschfänger beugte sich vor, wollte mit aller 

Kraft zustechen. 

Aber so schnell ließ sich Roland nicht unterkriegen. Auf dem 

Boden liegend ließ er sein Schwert hochzucken. 

Und er traf ... 
Die Klinge fuhr in den Unterarm des Angreifers, schnitt in das 

Fleisch wie in einen Laib Brot. 

Der Wolfsburger stieß einen furchtbaren Schrei aus, der voller 

Schmerz war. Der Hirschfänger entglitt seiner Hand, fiel harmlos 
neben Roland auf den Stein. 

Dieser Gegner war ausgeschaltet. Sein Kampfesmut schwand 

dahin. Brüllend beschränkt er sich darauf, den blutenden Arm gegen 
den Leib zu pressen. 

Da waren jedoch noch die beiden anderen. Der mit der Lanze war 

jetzt da. 

Die Eisenspitze der Stichwaffe zuckte auf Roland hinab. 
Im letzten Augenblick gelang es dem, sich zur Seite zu wälzen. 

Funken sprühten, als das Eisen den Stein traf, keine Handbreit neben 
Rolands Körper. 

Der Wolfsburger stieß einen gotteslästerlichen Fluch aus, riß dabei 

die Lanze wieder hoch. 

Bevor er jedoch zum zweiten Mal zustoßen konnte, war Roland 

wieder auf die Füße gesprungen. Wuchtig schlug er mit dem Schwert 
zu. 

Der Hieb hätte den Wächter in zwei Hälften gehauen. Der Mann 

schaffte es jedoch, sich mit dem Schaft seiner Lanze zu schützen, für 
den Augenblick jedenfalls. Aber das half ihm nicht viel. Das Holz 
der Lanze splitterte wie der morsche Ast eines verdorrten Baumes. 

Schon führte Roland den nächsten Hieb. Und diesmal kam er 

erfolgreich durch. 

Der Wolfsburger gab nur noch einen röchelnden Ton von sich, 

brach dann entleibt zusammen. 

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Dies alles ging so schnell, daß der dritte Mann bisher noch gar 

nicht in den Kampf eingreifen konnte. Als er es jetzt endlich tat, war 
er ganz auf sich allein gestellt. Seine Kameraden konnten ihn nicht 
mehr unterstützen. 

Plötzliche Angst flackerte in seinen Augen. Er hatte gesehen, was 

den beiden anderen widerfahren war. Die Furcht, daß es ihm genauso 
ergehen könnte, machte sich in ihm breit. 

Aber das hinderte ihn nicht daran, Roland dennoch anzugreifen. 

Geschickt täuschte er einen Stich an, der auf Rolands Brust zielte. 
Tatsächlich jedoch führte er einen fast ansatzlosen Hieb, der den 
Hals seines Widersachers treffen sollte. 

Roland hatte große Mühe, der Attacke zu begegnen. Soeben 

brachte er es noch fertig, den Kopf in den Nacken zu reißen. Die 
Klinge des Wolfsburgers zerschnitt nur die leere Luft. 

Schon stand der Mann wieder in Positur. Jetzt griff Roland an. 
Eine Finte, noch eine Finte, dann ein entschlossener Stoß. 
Die Attacke blieb erfolglos. Der Wächter wischte Rolands Schwert 

mit seiner Klinge zur Seite. Wieder stoben die Funken, als Metall 
gegen Metall schlug. 

Erneut griff Roland an. 
Schlag, Schlag, Stoß ... 
Roland war schnell wie ein Adler, der aus der Luft auf die Beute 

hinabstößt. 

Jedesmal gelang es dem Wolfsburger, die Schwertstreiche seines 

Gegners zu parieren. Er hatte  seine liebe Mühe dabei und atmete 
heftig. Schweißtropfen traten auf seine Stirn, perlten ihm ins Gesicht. 
Er erkannte wohl schon jetzt, daß er dem Ritter auf Dauer nicht 
gewachsen war. 

Schlag, Stoß, Schlag, Stoß ... 
Ein Stöhnen kam aus dem Mund des Wächters. Roland hatte ihn 

am Arm getroffen. Blut quoll aus der Wunde, färbte die Steinplatten 
des Bodens rot. 

Noch hielt der Mann stand. Aber sein verletzter Arm wurde 

schwer, seine Bewegungen ungelenk. 

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Dann kam das Ende für ihn. Roland trieb ihn mit einer ganzen 

Serie von Hieben durch den ganzen Raum. Der Wolfsburger wurde 
gegen eine Wand gedrängt, konnte schließlich nicht mehr weiter 
zurückweichen. Sein Arm zitterte, als er die letzte Attacke erwartete. 

Roland stand eine Körperlänge von ihm entfernt, das Schwert zum 

tödlichen Streich erhoben. Aber ihm lag nichts daran, dem Mann das 
Leben zu nehmen. 

»Gib auf«, sagte er. »Dein Herr ist ein eidbrüchiger Schurke! 

Warum willst du für ihn sterben?« 

Der Wolfsburger antwortete nicht. Sein Atem ging stoßweise. Die 

Brust hob und senkte sich krampfhaft. Und noch immer floß das Blut 
aus seiner Wunde. 

»Nun?« fragte Roland beinahe freundlich. »Was hältst du von mei-

nem Vorschlag?« 

»Das hier!« 
Ganz überraschend stieß sich der Wächter von der Wand ab und 

warf sich Roland entgegen. 

Der hatte keine andere Wahl. Er parierte den Schwerthieb des 

anderen, stach dann seinerseits zu. 

Der Kampf war vorüber. 
Zwar war da noch der dritte Mann, der jedoch keine Gefahr mehr 

verkörperte. Er hatte sich einen Stoffetzen um den Unterarm 
gebunden und das Blut zurückgedrängt. Aber er hatte sehr viel davon 
verloren, war vollkommen kraftlos. Er hatte nicht einmal den 
Versuch unternommen, aus der Wachstube zu fliehen, obgleich er 
vielleicht die Gelegenheit dazu gehabt hätte. Wimmernde Töne 
kamen über seine Lippen. Er schien große Schmerzen zu haben. 

Roland befreite ihn davon. Ganz kurz schlug er zu  - mit der 

Breitseite des Schwertes. Es lag nicht in seiner Absicht, den 
Verletzten zu töten. 

Bewußtlos sackt der Mann in sich zusammen und blieb neben dem 

umgestürzten Tisch liegen. 

Jetzt war es ganz ruhig im Raum. Roland ging zur Tür und lauschte 

nach draußen. 

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Auch hier konnte er keinen Laut wahrnehmen. Der Kerker lag so 

tief, daß anscheinend keiner der Burgbewohner etwas von dem 
Kampfeslärm mitbekommen hatte. 

Roland schloß die Tür wieder. Sie ließ sich von innen nicht 

verriegeln. Aber er sah darin kein entscheidendes Problem. Es müßte 
schon mit dem Teufel zugehen, wenn ausgerechnet in diesen 
Minuten jemand nach unten käme, um ohne einen ganz bestimmten 
Anlaß nach dem Rechten zu sehen.  - Der Weg zu den Verliesen der 
Gefangenen war frei. 

Sekunden später hockten Wolflinde und Volker auf einem Bett, so 
brav wie Geschwister, aber nicht lange. Sie erlaubte, daß er ihr die 
Haare streicheln durfte. Und sie genoß es. 

Beinahe unmerklich glitten Volkers Hände tiefer. Zunächst 

berührten sie die Schultern, dann verharrten sie auf der Brust, ohne 
daß Wolflinde es ihm verwehrt hätte. Statt dessen lächelte sie, als 
sporne sie ihn an. 

Und Volker wurde mutiger. Während er Wolflinde zunächst noch 

sanft küßte, öffnete er einige Schlaufen, die das Kleid der Geliebten 
zusammenhielten. Das Oberteil rutschte langsam tiefer und tiefer. 
Volker half ein wenig nach. Die herrlichen Brüste waren nun 
unbedeckt. Volker streichelte und küßte sie. Wie sehr hatte er sich 
nach diesem Augenblick gesehnt. 

Wolflinde zerschmolz zwischen Volkers zärtlichen Händen. Und 

sie wollte mehr. Ungeniert entledigte sie sich der restlichen 
Kleidungsstücke. »Nimm mich, Volker«, stöhnte sie. 

Und dann versanken die beiden Liebenden im Rhythmus der 

Leidenschaft. Man hätte sie mit dem Bett wegtragen können, sie 
hätten es sicherlich nicht bemerkt. 

Volker wollte sich aus den Umklammerungen nach unsterblichen 

Minuten lösen, aber Wolflinde schaffte es immer wieder, daß er sich 
für sie interessierte. 

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Endlich sanken beide erschöpft und mit dem wissenden Lächeln 

auf den Lippen zurück. 

»Du bist nicht nur ein einzigartiger Sänger, sondern verstehst auch 

mehr von der Minne als jeder andere!« sagte  Wolflinde vom Hohen 
Tann und blickte Volker bewundernd an. 

Sie saß auf der Kante ihres Lagers und zog ihr Kleid an, das arg in 

Mitleidenschaft gezogen worden war. Dabei lächelte sie beglückt. 

Volker lächelte zurück. Aber er war mit den Gedanken nicht mehr 

ganz bei der Sache. Wenn er sich überlegte, daß Roland in diesen 
Augenblicken vielleicht um sein Leben kämpfen mußte, erwachten 
beinahe Schuldgefühle in ihm. Dabei wußte er aber ganz genau, daß 
diese unbegründet waren. Roland hatte eine Aufgabe zu erfüllen und 
er auch. Daß er dabei das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden 
konnte, würde ihm der Freund sicherlich nicht verdenken. 

Seine Aufgabe war jedoch noch weit davon entfernt, gelöst zu sein. 

Aber inzwischen hatte er immerhin die Voraussetzungen geschaffen, 
um sie anzugehen. 

Während sich Wolflinde weiterhin in Liebesgeflüster erging, 

brachte er das Gespräch geschickt auf die Krone Herzog Ottokars. 

»Die Krone ist berühmt im ganzen Abendland und hat für einen 

Dichter und Sänger wie mich einen ganz außerordentlichen Reiz«, 
sagte er versonnen. 

»Wie dies?« 
»Es heißt, die Krone verleiht ihrem Träger magische Kräfte, die 

seinen Körper vor Stärke bersten lassen und seinem Geist unerhörte 
Höhenflüge gestatten!« 

»So ist es.« 
»Ich würde sie für mein Leben gern sehen!« sagte Volker und ließ 

einen entrückten Ausdruck in seine Augen treten. 

»Man kann sie nicht als Einheit betrachten«, belehrte ihn das 

Mädchen. »Die Vorfahren zerbrachen sie in drei Teile, da sie sie uns 
Wolfsburgern nicht gönnten!« 

»Das ist mir bekannt«, nickte Volker. »Eins der Fragmente 

befindet sich im Besitz deines Vaters. Es würde mir schon genügen, 

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wenn ich dieses sehen könnte.« 

»Was treibt dich dazu?« 
Wie schon auf Felsenstein redete Volker wieder von seiner 

Phantasie, die ständiger Befruchtung bedürfe, um neue Lieder und 
Balladen hervorzubringen. 

Wolflinde vom Hohen Tann hörte ihm verständig zu, schüttelte 

dann aber den Kopf. 

»Es ist unmöglich!« sagte sie fest. 
»Warum?« 
»Mein Vater hat es strengstens verboten. Jedem, der gegen sein 

Verbot verstößt, droht die Hinrichtung!« 

»Aber das gilt doch nicht für dich, meine Liebe. Schließlich bist du 

seine Tochter, nicht wahr?« 

»Dennoch!« 
Volker legte dem Mädchen den Arm um die Schultern, drückte es 

zärtlich an sich. 

»Tu es für mich, Geliebte«, sagte er flüsternd. »Dein Vater wird 

dich bestimmt nicht zum Richtblock schleppen. Oder fürchtest du 
das wirklich?« 

»Nein«, gab Wolflinde nach kurzem Zögern zu. »Dafür liebt er 

mich viel zu sehr. Aber ...« 

»Aber?« Volker küßte sie zärtlich auf die Stirn und kam sich dabei 

ein bißchen wie ein Schuft vor. Dann aber dachte er daran, daß 
Wolfram vom Hohen Tann den Eid gebrochen hatte, daß er 
unschuldige Geiseln in den Kerker  geworfen hatte und mit dem Tod 
bedrohte, wenn man seinem ungehemmten Machtstreben nicht 
willfährig war. Seinem finsteren Treiben mußte Einhalt geboten 
werden, unter allen Umständen. Alles, was er, Volker vom 
Hohentwiel, und Roland taten, geschah im Dienst der gerechten 
Sache. 

»Für die Liebe, Wolflinde!« sagte er drängend. 
Wieder zögerte das Mädchen, nickte dann langsam. 
»Weil du es bist«, hauchte es, »will ich mich über das Gebot 

meines Vaters hinwegsetzen. Aber du darfst keinem Menschen ein 

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Sterbenswörtchen davon erzählen.« 

»Das versteht sich von selbst!« 
»Schwöre es mir!« 
Volker schwor. 
Und es war kein Meineid, denn es würde gar nicht nötig werden, 

daß er irgend jemandem davon erzählte. Er brauchte keine fremde 
Hilfe, um sein Ziel zu erreichen. 

»Komm!« sagte Wolflinde und erhob sich vom Lager. 
Volker und das Mädchen verließen ihr Zimmer. Vor der Tür 

blieben sie lauschend stehen. 

Lärmende Stimmen drangen von unten hoch. Im Festsaal schlug 

die Trunkenheit die Tafelnden immer mehr in ihren Bann. 

Wolflinde war beruhigt. Es sah nicht danach aus, daß jetzt jemand 

die Treppe heraufkam. 

Sie faßte Volker am Arm und führte ihn einen langen Korridor 

entlang. In regelmäßigen Abständen an den Wänden angebrachte 
Fackeln sorgten für Licht. 

»Wo gehen wir hin?« wollte Volker wissen. 
»Ins Gemach meines Vaters«, erwiderte das Mädchen. »Dort hat 

die Krone ihren Ehrenplatz.« 

Sie zog ihn weiter, warf dabei immer wieder scheue Blicke über 

die Schulter zurück. Aber das Glück blieb ihr und Volker treu. 
Niemand kam. 

Schließlich machte Wolflinde vor einer Tür halt. Wieder ein Blick 

nach links und rechts, dann öffnete sie. »Schnell hinein!« 

Volker ließ sich nicht lange bitten. Gemeinsam mit der 

Grafentochter trat er ein. 

Augenblicke später stand er vor dem Kronenfragment. 

Von der Wachstube ging eine zweite Tür ab, massiv und stark wie 
eine gemauerte Wand. Ein schwerer, unterarmdicker Bolzen war als 
Riegel vorgeschoben. Nicht der stärkste Mann der Welt würde 

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imstande sein, die Tür von der anderen Seite aus aufzusperren. Die 
Gefangenen in den Verliesen waren hoffnungslos von der Freiheit 
abgeschnitten. 

Von der Wachstube aus war das öffnen jedoch ein Kinderspiel. Mit 

Leichtigkeit konnte Roland den Riegel zurückschieben. 

Er nahm eine brennende Fackel von der Wand und schritt in den 

düsteren Gang hinein, der sich anschloß. 

Der faulige Modergeruch, der sich in der Wachstube in Grenzen 

hielt, machte sich wieder stark bemerkbar. Dort, wo der Fackelschein 
auf die Wände fiel, schimmerte es feucht. Die Steine sahen grünlich, 
geradezu krank aus. So krank, wie wahrscheinlich die Menschen 
wurden, die längere Zeit hier unten hausen mußten. 

Nach wenigen Schritten schon stieß Roland auf die ersten 

Gefangenen. Klobige Türen waren links und rechts in die Wände 
eingelassen. Einige von ihnen, nicht alle, hatten kleine Gucklöcher. 

Roland wußte nicht, in welchem der Verliese Gandalf von 

Eisenberg und Sigrid von Felsenstein steckten. Das hatte ihm der 
Mann im Stall nicht sagen können. Ihm blieb nichts anders übrig, als 
jedes einzelne zu überprüfen. Er brachte die Fackel ganz nahe an das 
erste Guckloch heran und blickte hinein. 

In dem Verlies steckte ein alter Mann, der reglos auf einem übel 

aussehenden Haufen Stroh lag. Er blickte nicht einmal hoch, selbst 
dann nicht, als Roland ihn anrief. 

Achselzuckend ging der Ritter weiter, wollte sich das nächste 

Verlies vornehmen. Hier gab es jedoch keine Sehöffnung. Und 
dasselbe traf auch auf die dritte und vierte Zelle zu. 

Dann konnte er wieder in ein Verlies hineinblicken. Er sah einen 

Mann, dessen Alter unmöglich abzuschätzen war. Der Gefangene sah 
völlig verschmutzt und verkommen aus. Er lag auf fauligem Stroh, 
richtete sich aber auf, als er den Lichtschein bemerkte. 

Es konnte sich nicht um Gandalf von Eisenberg handeln. Dessen 

Aussehen und auch das der anderen Geisel hatte sich Roland auf 
Felsenstein ganz genau beschreiben lassen. 

»Sei gegrüßt, Freund!« rief Roland gedämpft durch die Öffnung. 

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Der Gefangene lachte grimmig auf. »Freund?« wiederholte er. 

»Spare dir deine gemeinen Spaße, blutiger Schlächter!« 

Das war eine mutige Antwort für einen Mann, der seinen Peinigern 

hilflos ausgeliefert war. 

Roland machte dem Mann klar, daß er kein Wolfsburger war, und 

verhehlte auch nicht den wahren Grund seines Kommens. 

»Sag mir, wo ich die beiden Geiseln finde!« bat er dann. 
Der Gefangene war inzwischen von seinem Lager aufgesprungen. 

Recht behende, wie Roland feststellen konnte. Die Gefangenschaft 
hatte ihn bisher ganz offenbar weder geistig noch körperlich 
zerbrochen. Er traf an die Tür heran. Sein Gesicht war  Roland jetzt 
so nahe, daß der seinen Atem spüren konnte. 

Zunächst ging er gar nicht auf Rolands Frage ein. »Hol mich hier 

raus!« sagte er statt dessen drängend. »Ob du nun zwei oder drei 
Gefangene befreist, das bleibt sich gleich!« Er rüttelte an der Tür. 
»Mach auf, schnell!« 

Roland zauderte. Eigentlich hatte er nicht vor, noch andere 

Gefangene aus den Verliesen herauszuholen. Er kannte die 
Menschen nicht, konnte nicht beurteilen, ob es sich um wirkliche 
Übeltäter oder nur um erbarmungswürdige Opfer burgherrlicher 
Willkür handelte. Außerdem konnte er sich nicht mit den Befreiten 
belasten, wenn er nicht das ganze Unternehmen aufs Spiel setzen 
wollte. Gandalf und Sigrid würden ihm vermutlich schon genug 
Mühe bereiten. 

Andererseits hatte er aber auch nicht die Zeit, noch lange nach den 

beiden Geiseln zu suchen. Die Gefahr der Entdeckung wurde von 
Augenblick zu Augenblick größer. Und vielleicht konnte ihm dieser 
Mann, der sich noch im Vollbesitz seiner Kräfte zu befinden schien, 
auch bei der Flucht behilflich sein. 

»Gut«, sagte er kurz entschlossen, »ich hole dich raus!« 
Die Tür war nicht durch ein Schloß gesichert, nur durch einen 

einfachen Riegel. Anscheinend hatte Wolfram vom Hohen Tann nie 
damit gerechnet, daß ein Unbefugter so weit in den Kerker 
vordringen würde. Einen Augenblick später hatte Roland die Tür 

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geöffnet. 

Der Mann kam heraus, ganz langsam, so, als könne er immer noch 

nicht glauben, daß er dem Verlies entronnen war. Er blinzelte in die 
Fackel, blickte Roland an. 

Jetzt erkannte er, daß er einen Ritter vor sich hatte, der 

gesellschaftlich weit über ihm stand. Er fiel auf die Knie, beugte den 
Kopf nach unten und küßte Rolands Füße. 

»Ich danke Euch, Herr!« sagte er und weinte fast vor Freude. »Ich 

kann Euch gar nicht sagen, wie ich Euch danke! Der Himmel wird 
Euch Eure Güte vergelten.« 

»Schon gut, schon gut!« 
Roland wollte nicht, daß sich der Mann vor ihm erniedrigte. Er 

legte keinen Wert auf Ehrerbietigkeiten dieser Art. Außerdem 
brannte ihm die Zeit unter den Nägeln. 

»Sag mir, wo die Geiseln stecken!« verlangte er. 
Der Mann richtete sich wieder auf. 
»Folgt mir«, sagte er und eilte dann mit erstaunlich schnellen 

Schritten den Gang entlang. Ja, er war wirklich ein Mann, der seinen 
Körper noch in der Gewalt hatte. 

Vor einer Bohlentür am äußersten Ende des Ganges blieb er 

stehen. 

»Hier müßten sie drin sein«, flüsterte er. 
Die Tür hatte kein Guckloch. Aber das war jetzt auch herzlich 

gleichgültig. Roland schob den Riegel zurück, leuchtete mit der 
Fackel ins Innere des Verlieses hinein. 

Sofort erkannte er, daß sich sein Helfer nicht geirrt hatte. Zwei 

junge Menschen befanden sich in dem üblen Loch  - ein Jüngling und 
ein Mädchen. 

Gandalf von Eisenberg und Sigrid von Felsenstein ... 
Unsicher blickten die beiden hoch. In den sanften Augen der 

schönen jungen Frau spiegelte sich Angst. Diese nächtliche Störung 
kam ihr sichtlich gefahrversprechend vor. 

Roland beeilte sich, den beiden zu verstehen zu geben, daß er ihr 

Retter war. Zuerst wollten sie es gar nicht glauben. Mißtrauen prägte 

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ihre Züge. Vielleicht vermuteten sie eine Hinterlist Wolframs vom 
Hohen Tann. Langsam wurde ihnen dann aber doch klar, daß Roland 
wirklich der war, für den er sich ausgab. 

Jetzt hatte Roland Mühe, ihre Freude zu dämpfen. Noch lange 

waren sie nicht in Sicherheit. Und er selbst auch nicht. Erst jenseits 
des Burggrabens winkte die Freiheit. 

Gandalf und Sigrid erfreuten sich ebenfalls noch guter Gesundheit. 

Sie befanden sich erst seit wenigen Tagen in Gefangenschaft. Junge 
Körper sind widerstandsfähig. 

Roland übernahm die Führung, als der Rückweg eingeschlagen 

wurde. Schnell war die Wachstube erreicht. Hier hatte sich nichts 
verändert. Die beiden Toten lagen reglos auf dem Boden, und der 
dritte Mann war nach wie vor ohne Bewußtsein. Kein Mensch hatte 
in der Zwischenzeit den Raum betreten. Jedenfalls deutete nichts 
darauf hin. 

Dann schlichen Roland und die drei Befreiten den Gang entlang, 

der zum Treppenaufgang führte. Es war stockdunkel um sie herum. 
Roland hatte die Fackel in der Wachstube zurückgelassen. 

Ohne auf irgend jemanden zu stoßen, erreichten sie den Fuß der 

Treppe und machten sich an den Aufstieg. Roland war und blieb an 
der Spitze, das gezückte Schwert einsatzbereit in der Faust. Sie 
passierten den Lagerkeller, strebten nun dem Erdgeschoß entgegen. 

Bevor sie oben ankamen  - wenige Stufen waren nur noch zu 

bewältigen  -, hörten sie Stimmen. Stimmen aus allernächster Nähe. 
Und sie sahen Lichtschein. Abrupt verhielten sie ihren Schritt, 
duckten sich nieder, verschmolzen beinahe mit dem grauen Stein der 
Treppe. 

Mehrere Männer hatten das Gebäude betreten. 
Doch nicht etwa eine Ablösung der Wachtmannschaft? schoß es 

Roland durch den Kopf. 

Atemlos warteten Befreier und Befreite ab, jederzeit bereit, für 

Freiheit und Leben zu kämpfen. 

Das Schicksal meinte es noch gut mit ihnen. Es wurde schnell 

offenbar, daß die Männer nicht den Weg nach unten einschlugen, 

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sondern zu den Obergeschossen hinaufgingen. 

Sie verblieben noch eine kurze Weile. Als es dann oben wieder 

ruhig war, legten sie das letzte Stück bis zur Sohle des Erdgeschosses 
zurück. 

Die Tür zum Hof stand halb offen. Roland ging vor, schob 

vorsichtig den Kopf durch die Eingangsöffnung und blickte nach 
draußen in die mondbeschienene Nacht. 

Er konnte niemanden auf dem Hof sehen. Und  auch auf dem 

Abschnitt der Mauer, die in seinem Blickfeld lag, konnte er keine 
Gestalt ausmachen. Die Gelegenheit war günstig. 

Roland hatte vor, die Burg an jener Stelle zu verlassen, wo die 

Zugbrücke in die Mauer eingelassen war. Die Brücke war der 
schwache Punkt in der ansonsten lückenlosen Abschirmung. Auch 
Sigrid von Felsenstein müßte in der Lage sein, die hochgezogene 
Brücke zu erklettern und zu überwinden. 

Die Befreiten waren in seinen Plan bereits eingeweiht. Es bedurfte 

jetzt keiner Erklärungen mehr. 

»Auf geht's!« raunte er den dreien zu. 
Mit der freien Hand griff er nach dem Arm des Mädchens und 

rannte dann mit der Geisel los. 

Gandalf und der Mann, von dem Roland inzwischen wußte, daß er 

Kuno hieß, folgten auf dem Fuße. 

Der Weg zur Zugbrücke war nicht allzu weit. Dennoch kamen die 

Fliehenden nicht unbemerkt hinüber. 

Aus dem Hauptgebäude traten in diesem Augenblick mehrere 

Männer, laut lachend und lärmend. Fraglos sprachen Met und Wein 
aus ihnen. Aber sie waren nicht trunken genug, um die vier über den 
Hof huschenden Gestalten nicht zu bemerken. 

»He!« rief einer von ihnen. »Wohin so eilig?« 
Sigrid von Felsenstein stieß einen schlecht unterdrückten Angstruf 

aus. Und der gab den Wolfsburgern zu denken. 

»Wartet doch mal«, schallte es zu ihnen hinüber. 
Da erkannte Roland, daß es jetzt unmöglich sein würde, an der 

Zugbrücke hochzuklettern. Die aufmerksam gewordenen Männer 

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würden sie mit tödlicher Sicherheit daran hindern. 

Gedankenschnell änderte er seinen Plan. Nur einen Weg gab es 

jetzt noch, auf dem sie die Burg verlassen konnten: den Weg über die 
Mauer. Natürlich würden sie dabei mit den Mauerwachen 
zusammenstoßen. Aber Roland hoffte, den Kampf siegreich bestehen 
zu können. 

Mitten im Lauf änderte er die Richtung, riß das Mädchen mit sich 

fort. Er wußte, wo sich der Aufgang zur Mauerkrone befand, lief 
darauf zu. 

Den Wolfsburgern war nun unmißverständlich klargeworden, daß 

etwas nicht stimmte. Auch wenn sie Roland und seine Gefährten 
noch nicht erkennen konnten, ahnten sie doch, daß sie Flüchtlinge 
vor sich haben. 

Alarmrufe wurden laut, gellten über den Hof. 
Und sofort merkten die Wachen oben auf der Burgmauer auf. 

Nicht länger widmeten sie ihre Aufmerksamkeit dem Wald jenseits 
des Burggrabens. Roland erkannte die Umrisse zweier Männer, die 
auf den Burghof hinunterblicken. 

Die Wolfsburger aus dem Hauptgebäude hatten sich mittlerweile in 

Bewegung gesetzt. Sie versuchten, Roland und seinen 
Fluchtgenossen den Weg abzuschneiden. 

Es wurde laut und lauter. Länger als ein paar Augenblicke wurde 

es nicht dauern, bis weitere Männer auf dem Hof auftauchten. 

Roland behielt einen klaren Kopf. Zielstrebig lief er auf den 

Maueraufgang zu, erreichte ihn zusammen mit dem Mädchen vor 
den Verfolgern. Kuno und Gandalf waren unmittelbar hinter ihm. 

Ohne Zeit zu verlieren, stürmte Roland die steilen Treppenstufen 

hoch. Er wußte, daß ihn die Wachen oben erwarteten, hatte Sigrid 
von Felsenstein deshalb losgelassen. 

Und da waren die Wächter schon. Ein dritter hatte sich inzwischen 

zu den beiden anderen gesellt. 

»Bleib, wo du bist!« rief ihm einer entgegen. Die Spitze seiner 

Lanze war auf Roland gerichtet. 

Eine Körperlänge war der Ritter noch vom Mauergang entfernt. 

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Hätte der Wolfsburger seine Waffe etwas früher eingesetzt, wäre es 
um Roland wohl geschehen gewesen. So jedoch ... 

Blitzschnell griff er mit der linken Hand zu, packte den 

Lanzenschaft unmittelbar hinter der Spitze. Mit aller Kraft riß er 
daran. 

Der Wächter auf der Mauer war auf diese Aktion nicht vorbereitet. 

Instinktiv klammerte er sich an seiner Waffe fest. Und das war sein 
Fehler. Ruckartig wurde er nach vorn gerissen, verlor dabei den 
festen Halt unter den Füßen. Mit einem Schrei stürzte er ab. Er flog 
an Roland vorbei und schlug auf dem Burghof auf. 

Die beiden anderen Wachtposten brauchen ein paar Augenblicke, 

um das Geschehene zu begreifen. Ein paar Augenblicke zu lange. 
Roland nutzte ihr Zögern, bewältigte die letzten Treppenstufen und 
stand dann unmittelbar vor ihnen. 

Sein Schwert stieß zu und traf den ersten Wolfsburger, bevor 

dieser sich zur Wehr setzen konnte. Mit einem tiefen Stöhnlaut 
klappte der Mann zusammen. 

Der letzte Posten hatte, sich jetzt gefaßt. Er sprang zurück, riß 

einen Morgenstern hoch. 

Die stachelbesetzte Eisenkeule war eine mörderische Waffe. Aber 

sie vermochte wenig gegen ein gut geführtes Schwert auszurichten. 
Als der Wolfsburger zuschlug, brauchte Roland nur seine 
Schwerthand vorzustrecken, um den wütenden Hieb zu parieren. Im 
selben Augenblick stieß er zu und bohrte dem Gegner die Klinge in 
den Leib. Auch dieser Mann war außer Gefecht gesetzt. 

Jetzt endlich konnte sich Roland um die Dinge kümmern, die in 

seinem Rücken vorgingen. 

Wie erwartet waren weitere Wolfsburger auf dem Burghof 

aufgetaucht. Andere waren in den fackelerleuchteten Fenstern der 
Gebäude zu erkennen. Die ganze Burg befand sich mittlerweile in 
hellem Aufruhr. 

Sigrid von Felsenstein war unbehelligt geblieben. Das Mädchen 

hatte es geschafft, die Mauerkrone ebenfalls zu erreichen. 

Und wo bleiben Gandalf und Kuno? 

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Roland sah den Jüngling von Eisenberg mitten auf den Stufen 

stehen. Und Kuno befand sich noch ganz unten am Fuß des 
Treppenaufgangs. Er hatte die Lanze des von der Mauer gestürzten 
Wächters an sich gerissen und kämpfte einen verzweifelten Kampf 
gegen mehrere Wolfsburger, die ihn bedrängten. Gandalf, der das 
Schwert eines der Männer aus der Wachstube in der Hand hielt, 
machte jetzt Anstalten, dem Fluchtgenossen beizuspringen. 

Aber dazu war es bereits zu spät. Kuno konnte der Übermacht 

nicht länger trotzen. Ein Schwertstreich fällt ihn. Damit war der 
Treppenaufgang für die Wolfsburger frei. 

»Gandalf!« rief Roland alarmierend. 
Der Jüngling hatte begriffen, daß es jetzt nur noch die Flucht gab. 

Für Kuno kam jede Hilfe zu spät. Gandalf dreht sich um und rannte 
die Stufen hinauf. 

Brüllend stürmten die Wolfsburger hinter ihm her. Aber sie kamen 

nicht an ihn heran, denn jetzt griff Roland wieder ein. Er hatte sein 
Schwert aus der Hand gelegt und einen der beiden toten Wächter an 
Armen und Beinen gepackt. Als der junge Eisenberger die 
Mauerkrone erklamm, schleuderte Roland den Verfolgern den 
Körper des Postens entgegen. Der Zusammenprall brachte den 
Ansturm der Getreuen Wolframs ins Stocken. Die Männer torkeln 
zurück, behinderten sich dabei gegenseitig. 

Die kurze Atempause genügte Roland. Im Nu hatte er sein Schwert 

wieder an sich genommen. Dann griff er nach dem Arm des 
Mädchens. 

»Wir müssen springen!« rief er und deutete auf den Burggraben, 

dessen Wasser in der Dunkelheit kaum zu sehen war. 

»Da ... hinunter?« fragte Sigrid von Felsenstein zögernd und 

schaudernd. 

»Ja«, erwiderte Roland. 
Er zog das Mädchen neben sich auf die Brüstung der Mauer. Und 

bevor die junge Frau noch einen Einwand erheben konnte, faßte er 
sie um die Hüfte und stieß sich ab. 

Er sah noch, wie Gandalf von Eisenberg seinem Beispiel folgte. Da 

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schlug das Wasser bereits über ihm zusammen. 

Volker vom Hohentwiel hielt sich noch im Gemach des Grafen auf, 
als der Lärm auf dem Burghof losbrach. 

Die schöne Wolflinde zuckte zusammen. »Was mag geschehen 

sein?« 

Volker zuckte die Achseln. »Ich habe nicht die geringste Ahnung«, 

erwiderte er, obgleich er sich den Grund des Aufruhrs lebhaft 
vorstellen konnte. 

Er merkte, wie die Unruhe in dem Mädchen wuchs. Wolflinde 

fürchtete wohl, daß ihr Vater jeden Augenblick den Raum betrat. 
Und da er jetzt ohnehin nicht beabsichtigte, das Kronenbruchstück in 
seinen Besitz zu bringen, sagte er: »Ich habe genug gesehen, meine 
Teuerste.« 

Auf diese Worte hatte die Grafentochter nur gewartet. Hastig legte 

sie das Fragment in die goldene Schatulle zurück, in der ihr Vater es 
aufbewahrte. Dann verbarg sie die Schatulle in der Truhe, der sie sie 
vorhin entnommen hatte. 

Volker und Wolflinde verließen das Gemach. Unendlich erleichtert 

atmete das Mädchen auf, als draußen auf dem Korridor niemand zu 
sehen war. Es würde also unbemerkt bleiben, daß sie das Gebot ihres 
Vaters mißachtet hatte. 

Der Lärm auf dem Burghof wurde immer stärker. Durch ein 

Korridorfenster blickte Volker nach unten, konnte jedoch aus diesem 
Blickwinkel nicht das geringste sehen. Er mußte sich schon selbst 
nach draußen bemühen. 

Und das tat er dann auch. 
Er kam unten an, als mehrere Wolfsburger gerade die Zugbrücke 

nach unten ließen. 

Ein Freudenblitz durchzuckte ihn. Diesem Tun konnte er nur 

entnehmen, daß Roland die Flucht gelungen war. Und den Geiseln 
hoffentlich auch. 

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Wenig später wußte er es genau: Er entdeckte Wolfram vom 

Hohen Tann unter den Männern, die wild gestikulierend und 
schimpfend umherstanden. 

So, als sei er vollkommen ahnungslos, schlenderte er auf den 

Burgherren zu und erkundigte sich nach dem Grund der Aufregung. 

»Das fragt Ihr noch?« grollte Wolfram. »Die Laus, die Ihr mir in 

den Pelz setztet, hat mehrere Gefangene befreit und ist mit ihnen 
geflohen!« 

»Ich verstehe nicht recht«, entgegnete Volker. »Von welcher Laus 

sprecht Ihr, Graf?« 

»Von Eurem sauberen Freund Roland!« 
»Er ist nicht mein Freund«, verleugnete Volker den Gefährten und 

lachte dabei innerlich. 

»Wirklich nicht?« Scharf sah ihn der Burgherr an. »Der Kerl hat 

seine Trunkenheit offenbar nur vorgetäuscht. Weiß ich, ob Ihr nicht 
tatsächlich mit ihm im Bunde seid und uns allen eine Komödie 
vorgespielt habt?« 

Volker blieb ganz ruhig. »Sagt selbst, Graf  - wäre ich dann noch 

hier?« fragte er treuherzig. 

Diesem Einwand konnte sich Wolfram vom Hohen Tann nicht 

verschließen. Er brummte etwas Unverständliches und wandte sich 
dann an einen Trupp seiner Getreuen. 

»Fangt sie wieder ein!« herrschte er die Männer an. »Sucht die 

ganze nähere und weitere Umgebung ab. Und wagt  nicht, ohne die 
Flüchtlinge zurückzukehren.« 

Teils zu Fuß, teils auf dem Rücken ihrer Pferde überquerten die 

Wolfsburger die Zugbrücke, um den Befehl ihres Herrn auszuführen. 

Volker war guten Mutes, daß ihre Suche erfolglos bleiben würde. 

Die Dunkelheit  war eine natürliche Verbündete Rolands und der 
Befreiten. Und selbst wenn die Verfolger Fackeln mit sich führten, 
hatten die Flüchtlinge allerbeste Aussichten zu entkommen. Wenn 
sie einmal im Wald untergetaucht waren, hatten sie die Freiheit so 
gut wie sicher. 

Genauso war es  dann auch. Nach Stunden kehrte der Suchtrupp 

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entmutigt zurück. Die Männer hatten keine Spur von Roland und den 
Geiseln gefunden. Wolfram vom Hohen Tann konnte schimpfen, 
brüllen und fluchen, solange er wollte. Letzten Endes jedoch mußte 
er sich mit den Tatsachen abfinden. 

Volker lächelte still vor sich hin. Für den Rest der Nacht konnte er 

sich beruhigt auf sein Schlaflager begeben. 

Roland und die beiden Geiseln hatten keine so angenehme 
Nachtruhe. Als der Morgen graute, waren sie ziemlich erschöpft und 
froren zudem jämmerlich. 

Anstrengende Stunden lagen hinter ihnen. Nachdem sie es 

geschafft, hatten, aus dem Burggraben hinauszuklettern und in der 
Dunkelheit unterzutauchen, war Eile oberstes Gebot gewesen. Die 
Verfolger hatten sich an ihre Spuren geheftet und waren ihnen 
verschiedentlich teuflisch nahe gekommen. Nur die 
undurchdringliche Finsternis des Tanns, die auch Fackelschein nicht 
aufhellen konnte, hatte sie vor der Entdeckung geschützt. 

Und auch dann, als sie die Verfolger nicht mehr in ihrer Nähe 

wußten, hatte es  noch kein Ruhen und Rasten gegeben. Nur zu gut 
wußten sie, daß sie viel Raum zwischen sich und die Wolfsburg 
legen mußten. Ohne Zweifel würden Graf Wolframs Getreue bei 
Sonnenaufgang erneut nach ihnen suchen. Und wenn ihnen die 
Dunkelheit nicht mehr hilfreich zur Seite stand ... 

So waren sie die ganze Nacht über marschiert, weiter und immer 

weiter, bis sie die Grenze des Hohen Tanns erreicht hatten. Und auch 
hier hatte Roland seinen beiden jungen Schützlingen noch kein 
Verschnaufen gegönnt. Der Treffpunkt, den er mit Volker vereinbart 
hatte, lag noch ein paar Meilen weiter entfernt. Der rote Ball der 
Sonne kroch bereits am Himmel empor, als sie endlich den 
Heuschober erreichten, den sich Roland und Volker auf dem Hinweg 
ausgesucht hatten. 

Sigrid von Felsenstein und Gandalf von Eisenberg ließen sich wie 

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Tote ins Heu sinken. Innerhalb weniger Augenblicke waren sie fest 
eingeschlafen. 

Auch Roland verspürte das Bedürfnis nach Schlaf, widerstand der 

Versuchung jedoch. Einer von ihnen mußte wach bleiben, auf daß es 
nicht zu unangenehmen Überraschungen kam. 

Aber diese blieben dann doch aus. In der Ferne waren in winziger 

Größe die Gestalten einiger  Bauern auszumachen, die ein Feld 
bestellten. Keiner von ihnen kam dem Schober jedoch nahe. Und 
auch von den Wolfsburgern zeigte sich niemand. Graf Wolframs 
Getreue vermuteten die Flüchtlinge wohl nicht in dieser Kante. Kein 
Wunder, denn der Heuschober lag mehrere Meilen von dem Weg 
entfernt, auf dem man üblicherweise von der Wolfsburg zum 
Felsenstein reiste. 

Es war fast Mittag inzwischen. Roland fing an, unruhig zu werden. 

Hatten Volker und die beiden Knappen Schwierigkeiten bekommen? 
Hatte sie der Graf vielleicht daran gehindert, die Burg zu verlassen? 
Er konnte argwöhnisch geworden sein. Und er konnte Volker 
natürlich auch beim Entwenden des Kronenfragments überrascht 
haben. 

Bald aber stellte sich heraus, daß Rolands Besorgnis unbegründet 

war. 

Drei Reiter tauchten am Horizont auf, die noch drei weitere Pferde 

mit sich führten. Als sie näher herankamen, erkannte Roland sie. Es 
waren Volker, Pierre und Louis. 

Nicht viel später hatten die drei den Heuschober erreicht. Die 

Wiedersehensfreude war groß. Und sie steigerte sich noch, als die 
Ankömmlinge den Wartenden Fleisch, Brot und frische Ziegenmilch 
in die Hände drückten. Aber ebenso groß wie sein Hunger und sein 
Durst war Rolands Neugier. 

»Hast du das Kronenfragment?« wollte er wissen. 
Volker lächelte. »Es war kein Problem. Kurz bevor wir 

aufbrachen, holte ich es mir einfach aus dem Gemach des Grafen. 
Und ich glaube noch nicht einmal, daß Wolflinde in Verdacht 
geraten wird, mir behilflich gewesen zu sein. Ich vermute eher, daß 

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Wolfram dich für den Dieb halten wird, wenn er den Verlust seines 
kostbaren Kleinods bemerkt.« 

»Mit diesem Verdacht kann ich leben«, antwortete Roland heiter. 
Mit Freude betrachtete er seinen Hengst, den Volker mitgebracht 

hatte. 

»Wie hast du dem Grafen Samum abgeschwatzt?« erkundigte er 

sich. 

»Und die beiden anderen Pferde auch?« 
»Letztere kaufte ich erst in einem Dorf ganz in der Nähe«, gab 

Volker Auskunft. »Und was deinen Hengst betrifft... Nun, ich sagte 
dem Grafen einfach, daß du mir in deiner grenzenlosen Hinterlist 
zehn Goldstücke entwendet hast. Und dafür nahm ich mir das Tier 
als Entschädigung.« 

Es gab noch manches zu erzählen. Aber das konnte genausogut 

unterwegs geschehen. 

Die Gefährten stiegen auf den Rücken der Pferde und machten sich 

auf den Weg zur Burg Sigmunds von Felsenstein. 

Der Empfang auf Burg Felsenstein war überwältigend. 

Die Bewohner hatten die Ankömmlinge bereits erkannt, als sie 

noch den gewundenen Bergweg zum Burgtor hinaufritten. Als sie 
dann vor dem Tor ankamen, war dieses schon weit geöffnet. Alle 
Felsensteiner, Getreue, Gesinde und die Angehörigen der gräflichen 
Familie, standen Spalier und begrüßten Roland und seine Gefährten 
mit einem wahren Jubelsturm. 

Sigmund von Felsenstein trat ihnen entgegen. Nachdem Roland 

und Volker abgestiegen waren, umarmte er sie wie Brüder. 

»Niemals in meinem Leben war ich jemandem so dankbar wie 

Euch beiden«, sagte er bewegt. 

»Laßt's gut sein«, wehrte Volker vom Hohentwiel ab. Aber auch er 

hatte Mühe, seine Rührung nicht allzu deutlich sichtbar werden zu 
lassen. 

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»Wir sprechen uns gleich noch«, sagte der Graf. 
Dann wandte er sich der schönen Sigrid zu und herzte und küßte 

sie, um seiner übergroßen Freude Ausdruck zu verleihen. 

Währenddessen ließen die Felsensteiner die beiden Ritter 

begeistert hochleben und feierten sie wie Feldherren, die siegreich 
aus einer Schlacht zurückgekehrt waren. Und auch die beiden 
Knappen wurden in den Jubel mit einbezogen, obgleich sie wider 
ihren Willen bei der Ausführung des Befreiungsplans keine Rolle ge-
spielt hatten. 

Gandalf von Eisenberg kam sich angesichts der allgemeinen 

Freude sicherlich etwas verloren vor. Aber es war für Roland und 
Volker gut zu wissen, daß kein unfreundlicher Blick den Jüngling 
streifte. Wie es  schien, hatte das gemeinsame Schicksal der beiden 
Geiseln die Feindschaft zwischen Felsensteinern und Eisenbergern 
vergessen lassen. Zumindest für den gegenwärtigen Zeitpunkt. So 
blieb nur zu hoffen, daß es auch in Zukunft dabei bleiben würde. 

Später, nachdem sich die Helden des Tages ausgiebig gelabt 

hatten, gesellte sich der Burgherr wieder zu ihnen. 

»Es treibt mich dazu, Euch meine Dankbarkeit zu erweisen«, 

erklärte er. »Gerne würde ich Euch mit einem Lehen belohnen!« 

Roland und Volker tauschten einen Blick, schüttelten dann 

einmütig den Kopf. 

»Sehr großzügig von Euch«, erkannte Volker an. »Aber wir sind 

fahrende Ritter und möchten uns nicht an einen festen Ort binden.« 

»Außerdem«, warf Roland ein, »hatten wir uns ja bereits vorher 

über unser Entgelt geeinigt!« 

Seine ganz leisen Befürchtungen, daß Sigmund  in dieser 

Beziehung einen Rückzieher machen würde, bewahrheiteten sich 
zum Glück nicht. 

»Natürlich«, sagte der Graf, »Ottokars Krone ... Ich stehe 

selbstverständlich zu meinem Wort. Und ich hoffe zuversichtlich, 
daß Gernot von Eisenberg es ebenfalls tut.« 

Bei dieser Gelegenheit erfuhren die beiden Ritter, daß sich Gernot 

auf Sigmunds Ersuchen hin damit einverstanden erklärt hatte, auch 

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sein Kronenfragment herauszugeben. 

»Habt Ihr Bedenken wegen seiner Aufrichtigkeit?« erkundigte sich 

Roland. 

»In gewisser Weise schon«, gab der Graf zurück. »Mein Vetter 

Gernot ist mit der Hinterlist verschwägert. Aber ich werde ihm keine 
Gelegenheit geben, Euch zu hintergehen. Spielt er falsch, wird sein 
Sohn Gandalf so lange im Felsensteiner Kerker darben, bis der 
Wortbrüchige sein Versprechen einlöst.« 

Kurz darauf rief er einen seiner Getreuen herbei. »Reite zum 

Eisenberg, und laß meinen Vetter wissen, daß sich sein Sohn 
wohlbehalten in meiner Obhut befindet«, wies er den Mann an. »Er 
kann ihn hier auf Felsenstein in  Empfang nehmen, wenn er mitbringt, 
was vereinbart wurde.« 

Der Getreue machte ein zweifelndes Gesicht. »Mit Verlaub! 

Glaubt Ihr wirklich, daß Gernot von Eisenberg die Mauern von 
Felsenstein betritt? Er wird mir vorschlagen, das Treffen wie 
gewöhnlich am Alten Stein stattfinden zu lassen.« 

»Gewiß«, sagte Sigmund, »das wird er vorschlagen. Aber du gehst 

nicht darauf ein, hörst du? Hier oder nirgendwo  - ich gebe meinem 
Vetter keine andere Wahl. Und wenn er seinen Sohn Gandalf liebt...« 

»Ich habe verstanden.« Der Mann machte eine Verbeugung und 

empfahl sich. 

»Warten wir ab, wie sich Gernot tatsächlich entscheidet«, sagte der 

Graf. 

Am späten Nachmittag des nächsten Tages meldeten die 
Burgwachen die Annäherung eines größeren Reitertrupps. Es wurde 
schnell erkennbar, daß es sich um Gernot von Eisenberg und eine 
ganze Schar seiner Getreuen handelte. 

Sigmund von Felsenstein lachte. »Offenbar mißtraut er meiner 

Gastfreundschaft. Nun, ich werde ihn eines Besseren belehren  - wenn 
er es verdient!« 

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Um der Sicherheit willen versetzte auch Sigmund seine Getreuen 

in Bereitschaft. Man konnte sich seiner Sache schließlich niemals 
ganz sicher sein. 

Wenig später ritten die Eisenberger auf den Burghof. Sie gaben 

sich freundlich und ließen keinerlei feindlichen Absichten erkennen. 
Graf Sigmund vergalt dies, indem er Bierfässer herbeischaffen ließ 
und auch einen Ochsen für den Bratspieß spendierte. 

Gernot und Gandalf von Eisenberg hatten sich unterdessen 

begrüßt. Die Freude des Eisenberger Fürsten war groß und aufrecht. 
Das mußte selbst Roland zugeben, der gefühlsmäßig nicht viel 
Anziehendes am Wesen Graf Gernots finden konnte. 

Dann war es soweit. Sigmund forderte seinen Vetter auf, Roland 

sein Bruchstück der Herzogskrone zu übergeben. 

Der Eisenberger erklärte sich sofort einverstanden, versuchte nicht 

einmal, einen anderen Handel mit Roland abzuschließen. Er befahl 
einem dicklichen und irgendwie schmierigen Mann, den er als seinen 
Hausmeier Bodo vorgestellt hatte, das Kronenfragment zu holen. 

Bodo ging zu den Eisenberger Pferden hinüber und kam wenig 

später zurück. In den Händen hielt er eine Satteltasche. Dieser 
entnahm er ein mit Silber beschlagenes Eisenkästchen, das er seinem 
Herrn übergab. 

Langsam, beinahe feierlich öffnete Gernot das Kästchen. Das 

Kronenfragment wurde sichtbar. Die Strahlen der späten 
Nachmittagssonne fielen auf die Edelsteine und wurden wie 
blitzende Pfeile zurückgeworfen. Und das Gold glänzte so hell wie 
der Sonnenball selbst. 

Graf Gernot griff in das Kästchen hinein, nahm das Bruchstück an 

sich. Sekundenlang hielt er es fest, um aus tiefstem Herzen Abschied 
zu nehmen. Die Augen hatte er dabei geschlossen. Dann öffnete er 
die Augen wieder und reichte Roland das Fragment hinüber. 

»Nehmt es, Ritter«, sagte er mit langsamer Stimme. »Nehmt es, 

und haltet es stets in Ehren!« 

»Dafür leistet allein der Name König Artus' Gewähr«, erwiderte 

Roland und nahm das Kleinod an sich. 

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Das nun schon gewohnte Gefühl einer alles überragenden geistigen 

und körperlichen Kraft durchströmte ihn, kaum daß er das 
Kronenbruchstück berührte. Leider war es auch jetzt nur von kurzer 
Dauer und verflüchtigte sich wieder. 

Ein Wunsch erwachte in Roland. Er fühlte sich keineswegs würdig 

genug, die Krone für immer zu tragen. Die daraus erwachsende 
Verantwortung erschien ihm niederdrückend und kaum zu ertragen. 
Aber er wollte wenigstens einmal die ganze Kraft, die die Krone zu 
vermitteln vermochte, in sich spüren. 

Er griff nach dem Knappsack, den er sich um die Schulter gehängt 

hatte und wie seinen Augapfel hütete. In diesem Beutel hatte er die 
Fragmente Wolframs vom Hohen Tann und Sigmunds von 
Felsenstein untergebracht. Er öffnete den Knappsack, holte die 
beiden mit Samt umhüllten Bruchstücke hervor und wickelte sie aus. 
Dann schob er die drei Fragmente wie spielerisch auf der Tischplatte 
zusammen. Sie verschmolzen zu einer scheinbar lückenlosen Einheit. 

Mit brennenden Augen verfolgten die beiden Grafen sein Tun. Er 

konnte sich ihre Gedanken lebhaft vorstellen, als sie die vereinigte 
Krone so nahe vor sich sahen. 

Roland kümmerte sich nicht um ihre Blicke. Er umfaßte die drei 

Fragmente so fest, daß sie nicht verrutschen konnten und ihre Einheit 
verloren. Dann nahm er die Krone hoch und setzte sie sich kurz 
entschlossen aufs Haupt. 

Etwas Überraschendes geschah. Zwar spürte er auch jetzt die 

geistige und körperliche Kraft, die ihm die Krone vermittelte. Aber 
diese war keineswegs so überwältigend, wie er sich das vorgestellt 
hatte. Dafür offenbarte die Krone jedoch ein ganz anderes Wunder. 

Vor Rolands Augen erschien plötzlich ein grauer Schleier. Er 

konnte die beiden Grafen, Volker und den Eisenberger Hausmeier, 
die mit ihm am Tisch saßen, nicht mehr sehen. Aber schon ein paar 
Herzschläge später lichtete sich das geheimnisvolle Gespinst. Die 
vier Männer waren wieder da. 

Nein, das stimmte nicht. Nicht vier Männer sah er, sondern fünf. 

Und der fünfte Mann war er selbst! 

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Der Roland, den er auf irrwitzige Weise mit eigenen Augen sah, 

hatte die Herzogskrone nicht mehr auf dem Haupt. Er hielt sie in 
beiden Händen, stellte sie dann auf die Tischplatte zurück. 

»Nun?« fragte Volker. »Wie waren deine Empfindungen, mein 

Freund?« 

»Ganz anders als erwartet«, hörte Roland sein Ebenbild sagen. 

»Meine Empfindungen waren ... verwirrend.« 

»Verwirrend?« wiederholte der Hausmeier Bodo und kicherte. 

»Das möchte ich auch einmal erleben!« 

Und ehe es sich die anderen versahen, hatte er nach der Krone 

gegriffen und sie an sich genommen. 

Diese Unbotmäßigkeit verschlug Volker und Sigmund von 

Felsenstein die Sprache. Nicht aber Graf Gernot. 

»Was fällt dir ein, Kerl?« fuhr er seinen Getreuen an. »Wie kannst 

du es wagen, dich an der Krone eines Herzogs zu vergreifen?« 

Die harte Sprache fuhr dem Hausmeier schwer in die Glieder. Er 

zitterte, ließ dabei ungeschickt die Krone aus den Händen gleiten. Sie 
fiel zu Boden, war den Blicken Sigmunds, Volkers und des anderen 
Roland entzogen. 

Roland selbst jedoch konnte sie nach wie vor sehen. Seine Augen 

vermochten das lange Tischtuch, das bis auf den Boden hing, zu 
durchdringen. 

Und sie sahen auch die unheimlich geschickten Hände des 

Hausmeiers, der sich gebückt hatte. Statt die Krone hochzunehmen, 
packte der Eisenberger die Fragmente und ließ sie geschwind in der 
Satteltasche zu seinen Füßen verschwinden. Schon kamen seine 
Hände wieder zum Vorschein  - mit drei Kronenteilen. Nur, daß es 
andere Fragmente waren als jene, die er zu Boden hatte fallen lassen. 
Sich aus seiner gebückten Stellung wieder aufrichtend, legte er die 
Bruchstücke aus der Satteltasche auf den Tisch zurück. 

»Ich... Ich bitte tausendmal um Vergebung, Herr!« stotterte er. »Es 

wird niemals wieder vorkommen, daß ich mich zu einer solchen 
Kühnheit hinreißen lasse!« 

Was Graf Gernot daraufhin sagte, hörte Roland nicht mehr. Das 

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graue Gespinst legte sich wieder vor seine Augen und offenbar auch 
über seine Ohren. 

Augenblicke später hatte sich der Schleier aufgelöst. Roland sah 

und hörte wieder alles, was um ihn herum vorging. Und er spürte die 
Krone auf seinem Haar. 

Er war nicht in der Lage, sich einen Reim auf das vorher Erlebte zu 

machen. Stirnrunzelnd setzte er die Krone ab und setzte sie auf die 
Tischplatte. 

»Ihr solltet die Krone nun wegpacken,«, grollte Gernot von 

Eisenberg, »bevor eine unbedachte Hand ihr einen Schaden zufügt.« 

Dann erhob er sich. »Es wird Zeit, daß wir aufbrechen«, sagte er zu 

Graf Sigmund. »Wie Ihr wißt, haben wir noch einen weiten Ritt vor 
uns!« 

Außer Roland erhoben sich auch alle anderen Männer. Der 

Hausmeier griff nach der Satteltasche, die er unter dem Tisch 
abgestellt hatte, und wandte sich zum Gehen. 

Roland saß einen Augenblick wie betäubt. Ihm war jetzt 

klargeworden, was die Krone vorhin bewirkt hatte: Sie hatte ihm mit 
ihren magischen Kräften die Zukunft gezeigt! 

Und sie hatte ihm auch vor Augen geführt, daß die Eisenberger in 

der Tat mit der Hinterlist verschwägert waren. 

Bevor der Fürst und sein Hausmeier die Reihen ihrer Getreuen 

erreichten, sprang Roland ebenfalls von seinem Sitz hoch. »Halt, 
Graf Gernot!« 

Gernot und Bodo blieben stehen, wandten sich zu ihm um. 
»Ritter Roland?  Kann ich noch etwas für Euch tun?« Der 

Eisenberger lächelte scheinheilig. 

»Ihr seid ein betrügerischer Schurke, Graf Gernot!« sagte Roland. 
Diese schwerwiegenden Worte setzten nicht nur die Eisenberger in 

Erstaunen. Auch Sigmund vom Felsenstein und Volker vom 
Hohentwiel waren verblüfft. 

»Ich bin Euch zu Dank verpflichtet, Ritter, aber das gibt Euch nicht 

das Recht, mich zu verunglimpfen!« gab sich Gernot empört. 
»Nehmt sofort Eure ungeheuerliche Unterstellung zurück!« 

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»Ich denke nicht daran«, erwiderte Roland unerschütterlich. »Was 

wahr ist, muß wahr bleiben.« 

»Auf was stützt sich Eure Behauptung, Ritter Roland?« schaltete 

sich jetzt Sigmund von Felsenstein ein. 

»Auf die Tatsache, daß dieser Mensch...«, Roland deutete auf den 

dicklichen Hausmeier, »... Herzog Ottokars Krone gestohlen hat!« 

»Ihr müßt wahnsinnig geworden sein!« entrüstete sich Graf 

Gernot. »Die Krone liegt dort auf dem Tisch!« 

»Keineswegs!« sagte Roland. »Was dort auf dem Tisch liegt, sind 

gut gemachte Fälschungen. Die echten Kronenfragmente hat Euer 
Hausmeier in seiner Satteltasche!« 

Das Streitgespräch wurde mit großer Stimmgewalt ausgetragen. 

Alle Anwesenden auf dem Burghof waren inzwischen aufmerksam 
geworden  - die Felsensteiner Getreuen ebenso wie die Männer vom 
Eisenberg. 

Aller Augen richteten sich auf den Hausmeier. 
»Stimmt das, was Ritter Roland sagt?« fragte Sigmund von 

Felsenstein scharf. 

»Selbstverständlich ... nicht«, leugnete Bodo und blickte seinen 

Herrn wie um Hilfe heischend an. 

Roland trat auf ihn zu. »Wenn Ihr nichts zu verbergen habt, dann 

öffnet die Tasche!« verlangte er. 

»Nein«, sagte Graf Gernot. »Es ist unter unserer Würde, solche 

wirrköpfigen Unterstellungen zu entkräften. Und wer dennoch darauf 
besteht, bekommt es mit mir zu tun!« 

Mit diesen Worten zückte Gernot von Eisenberg sein Schwert und 

stellte sich wie schützend vor seinen Hausmeier. 

Seine Handlungsweise blieb nicht ohne Folgen. Alle Anwesenden 

nahmen eine gespannte Haltung an, Felsensteiner und Eisenberger 
gleichermaßen. Das Einvernehmen der Männer, das soeben noch bei 
Bier, Met und saftigem Ochsenbraten Triumphe gefeiert hatte, war 
schlagartig dahin. 

Auch Sigmund von Felsenstein wollte nach seinem Schwert 

greifen, aber Roland kam ihm zuvor. 

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»Laßt mich das regeln, Graf Sigmund«, sagte er. »Schließlich war 

ich es auch, der Euren Vetter des Betruges beschuldigte!« 

Sigmund nickte und ließ seinen Schwertknauf wieder los. Roland 

hingegen zückte seine Waffe. 

»Wenn ich Euch besiege, sind Eure Verdächtigungen 

gegenstandslos,  und wir bekommen freien Abzug!« erklärte Gernot 
von Eisenberg. 

»Einverstanden«, bestätigte Roland im Namen aller Felsensteiner. 
Schon griff der Graf an. Jahrelange Erfahrung machten ihn zu 

einem äußerst gefährlichen Widersacher. 

Aber auch Roland verstand  es, mit dem Schwert umzugehen. Fast 

spielerisch wehrte er die Attacken des Herzogs ab. 

Dann ging er zum Gegenangriff über. Schlagend, stoßend und 

fintierend trieb er Gernot von Eisenberg zurück. Dabei verschaffte er 
sich eine Atempause, die er ganz überraschend nutzte. 

Er führte einen gänzlich unerwarteten Hieb zur Seite, dorthin, wo 

Bodo, der Hausmeier, stand. 

Seine Klinge traf die Satteltasche des dicklichen Mannes und 

trennte sie in der Mitte durch. 

Die drei Fragmente von Ottokars Herzogskrone polterten auf die 

Steine des Burghofes. 

Alle Anwesenden starrten auf die Bruchstücke. Tiefes Schweigen 

breitete sich aus. 

Sigmund von Felsenstein war es, der es schließlich brach. Zorn 

färbte sein Gesicht rot. Voller Abscheu blickte er seinen Vetter an. 

»Hebe dich von hinnen, Gernot!« grollte er. »Ich wünsche, dich 

hier nie wiederzusehen, denn du bist keinen Deut besser als 
Wolfram!« 

Einen Augenblick sah es so aus, als ob Gernot von Eisenberg 

aufbegehren wolle. Das tat er dann aber doch nicht. Ohne Roland 
oder Sigmund noch einen Blick zu gönnen, steckte er sein Schwert 
weg und ging zu seinen Getreuen hinüber. 

Wenig später verließen alle Eisenberger die Burg. 
Der Streit um die Krone Herzog Ottokars war entschieden. Und da 

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Roland das Wahrzeichen der Macht außer Landes bringen würde, 
bestand Hoffnung, daß der Streit auch nicht wieder aufflackerte. 

Ritter Roland hatte eine weitere Aufgabe gelöst, die ihm König 

Artus gestellt hatte. Somit war Roland seinem Wunsch, Ritter der 
Tafelrunde zu werden, einen großen Schritt nähergekommen. 

ENDE 

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Gebannt lauschten die Anwesenden im Rittersaal von Schloß 
Camelot. Volker vom Hohentwiel, der berühmte Minnesänger, gab 
seine neue Ballade zum Besten. Die Ballade vom 

Überfall im 

Morgengrauen 

Es war eine Mär von Frevel und Mord, von Verrat und Schrecken, 
von Blut und Met - aber auch von Sinnesfreuden. Sie handelte von 
Wolfram, dem Hünen mit dem Morgenstern. 
Von Räuber Botho, der auf gar schreckliche Weise zum 
Ritter  geschlagen wurde. Von der finsteren Höllenklamm mit 
ihrem so grauenvollen Geheimnis. Von Prinzessin Charlotte und  
dem rätselhaften Verschwinden ihrer Mitgift. 
Und von Ritter Roland, der im Auftrag des Königs der Gerechtigkeit 
zum Sieg verhelfen soll... 

Liebe Leser, holen Sie sich in 14 Tagen diesen Band 7! Joachim 
Honnef wird Sie spannend unterhalten.