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Pat Lauer 

Das Ei des 

Kolumbus und 

andere Irrtümer

 

350 populäre 

Halbwahrheiten 

richtiggestellt

 

 

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Wussten Sie;... 

§  dass es in Wirklichkeit nicht 12, sondern 13 Apostel gab, 

§  dass der französische Arzt Guillotin gar nicht der Erfinder der 

berühmt -berüchtigten Henkersmaschine war, 

§  dass Luther seine Thesen niemals an eine Kirchentür genagelt hat, 

§  dass das Jodeln gar nicht in den Alpen erfunden wurde? 

Pat Lauer hat alltägliche Weisheiten, Theorien und Gerüchte genau unter die 
Lupe genommen und dabei zahlreiche Irrtümer und Halbwahrheiten 
aufgedeckt.

 

 

ISBN 3-572-01171-X 

2000 Orbis Verlag 

Einbandgestaltung: Norbert Pautner, München 

 

Dieses E-Book ist nicht zum Verkauf bestimmt!!! 

 

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Ein Dankeschön für tatkräftige Hilfe und moralische 

Unterstützung geht an Gerald Drews, Sabine Geier-Leisch, 
Ronald Hinzpeter und Michael Loerke. 

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Inhaltsverzeichnis 

 

Inhaltsverzeichnis ................................................................. 3 

Einleitung .............................................................................. 15 

1. Von Abendrot bis Autobahn........................................... 17 

A wie Abendrot .................................................................. 17 
A wie Affe(n) ..................................................................... 17 
A wie Affenschande........................................................... 19 
A wie Akropolis ................................................................. 19 
A wie Alkohol.................................................................... 19 
A wie Alrun oder Alraun.................................................... 20 
A wie Amateure ................................................................. 20 
A wie Angsthase................................................................. 22 
A wie Apfel........................................................................ 22 
A wie Apfelbaum ............................................................... 23 
A wie Apostel..................................................................... 23 
A wie Äquator .................................................................... 24 
A wie Arbeit ....................................................................... 24 
A wie Archimedes .............................................................. 25 
A wie Arsenpilz.................................................................. 26 
A wie Atlantis ..................................................................... 27 
A wie »Auch du mein Sohn, Brutus…«............................. 28 
A wie Autobahnen.............................................................. 28 

2. Von Babel bis Bumerang ................................................. 30 

B wie Babel........................................................................ 30 
B wie Bakterien.................................................................. 31 
B wie Bananen ................................................................... 32 
B wie Bastille ..................................................................... 32 
B wie Bauchredner............................................................. 33 

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B wie Bermuda-Dreieck ..................................................... 34 
B wie Beton........................................................................ 35 
B wie Bewusstloser ............................................................ 35 
B wie Bier........................................................................... 36 
B wie Bisamratte ................................................................ 37 
B wie Blauer Enge l ............................................................ 37 
B wie Blausäure ................................................................. 37 
B wie Bleistift..................................................................... 38 
B wie Blinddarmentzündung.............................................. 38 
B wie Blindschleiche .......................................................... 39 
B wie Blitz.......................................................................... 39 
B wie Bockbier ................................................................... 40 
B wie Bocksbeutel.............................................................. 41 
B wie Borke........................................................................ 41 
B wie Boxeraufstand .......................................................... 42 
B wie Braille....................................................................... 43 
B wie Brücken.................................................................... 43 
B wie Büffel ....................................................................... 44 
B wie Bumerang................................................................. 44 

3. Von Cancan bis Curry ..................................................... 46 

C wie Cancan ..................................................................... 46 
C wie Capri......................................................................... 47 
C wie Chamäleon............................................................... 48 
C wie Chinesen................................................................... 48 
C wie Chop suey ................................................................ 49 
C wie Colosseum................................................................ 49 
C wie Columbus ................................................................. 50 
C wie Cowboys .................................................................. 51 
C wie Curry........................................................................ 52 

4. Von Dampfmaschine bis Dudelsack............................... 53 

D wie Dampfmaschine ....................................................... 53 

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D wie Der Denker .............................................................. 53 
D wie Diamanten................................................................ 54 
D wie Diogenes .................................................................. 54 
D wie Don Carlos ............................................................... 55 
D wie Dracula ..................................................................... 56 
D wie Drei Könige ............................................................. 56 
D wie Dudelsack ................................................................ 57 

5. Von Eichhörnchen bis Exkommunikation .................... 58 

E wie Eichhörnchen ........................................................... 58 
E wie Eiffelturm................................................................. 58 
E wie Einhorn..................................................................... 59 
E wie Einsamkeit................................................................ 60 
E wie Einstein..................................................................... 60 
E wie Eisbein...................................................................... 61 
E wie Eiserner Vorhang ..................................................... 61 
E wie Elefanten .................................................................. 62 
E wie Elefantenläuse .......................................................... 63 
E wie Elektrizität ................................................................ 63 
E wie Elmsfeuer ................................................................. 65 
E wie England .................................................................... 65 
E wie Erde .......................................................................... 66 
E wie Erkältung.................................................................. 66 
E wie Evangelisches Kloster.............................................. 67 
E wie Exkommunikation.................................................... 68 

6. Von Farbe bis Fußball ..................................................... 69 

F wie Farbe ......................................................................... 69 
F wie Fast Food .................................................................. 69 
F wie Faust ......................................................................... 70 
F wie Felleisen ................................................................... 71 
F wie Fette .......................................................................... 71 
F wie Fetthenne .................................................................. 72 

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F wie Fetus ......................................................................... 72 
F wie Feuerland .................................................................. 73 
F wie Fische ....................................................................... 73 
F wie Flaschenpost............................................................. 75 
F wie Fledermäuse ............................................................. 76 
F wie Fliegen...................................................................... 76 
F wie Fluch des Pharao ...................................................... 77 
F wie Föhn.......................................................................... 78 
F wie Frankenstein ............................................................. 79 
F wie Freie Hansestadt Hamburg....................................... 80 
F wie Fremdenlegion.......................................................... 82 
F wie Friedhof.................................................................... 82 
F wie Frostbeulen............................................................... 83 
F wie Fußball...................................................................... 83 

7. Von Galgen bis Gutenberg .............................................. 85 

wie Galgen...................................................................... 85 
G wie Galileo Galilei.......................................................... 86 
G wie Gehirn...................................................................... 87 
G wie Gehör ....................................................................... 88 
G wie Geschwindigkeit ...................................................... 88 
G wie Gewitter ................................................................... 89 
G wie Giftgas ..................................................................... 90 
G wie Glück Auf ................................................................ 90 
G wie Göttliche Komödie .................................................. 90 
G wie Gold ......................................................................... 91 
G wie Golfstrom................................................................. 91 
G wie Guillotine ................................................................. 92 
G wie Gutenberg ................................................................ 93 

8. Von Haare bis Hund........................................................ 94 

H wie Haare........................................................................ 94 
H wie Hängematte .............................................................. 95 

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H wie Haie.......................................................................... 95 
H wie Hamburger............................................................... 96 
H wie Haschisch................................................................. 97 
H wie Hattrick .................................................................... 98 
H wie Hauptmann von Köpenick ....................................... 98 
H wie Hermann der Cherusker ........................................... 99 
H wie Herz ....................................................................... 100 
H wie Hexen..................................................................... 101 
H wie Hinkelsteine ........................................................... 102 
H wie Hippokrates............................................................ 103 
H wie Höhlenmenschen ................................................... 103 
H wie Holz ....................................................................... 104 
H wie Holzblasinstrumente .............................................. 104 
H wie Hühner ................................................................... 105 
H wie Hund ...................................................................... 105 

9. Von Iglu bis Jungfrau von Orleans .............................. 108 

I wie Iglu .......................................................................... 108 
I wie Indianer ................................................................... 108 
I wie Inflation................................................................... 110 
J wie Jesus oder Jungfrauengeburt................................... 111 
J wie Jodeln ...................................................................... 112 
J wie die Jungfrau von Orleans ........................................ 112 

10. Von Kainsmal bis Kuchen........................................... 114 

K wie Kainsmal................................................................ 114 
K wie Kaiserschmarrn...................................................... 114 
K wie Kalbsleberwurst..................................................... 115 
K wie Kalender................................................................. 115 
K wie Kaltblut .................................................................. 116 
K wie Kamele ................................................................... 116 
K wie Kanada................................................................... 117 
K wie Karl der Große....................................................... 118 

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K wie Kartoffeln............................................................... 119 
K wie Kaspar Hauser........................................................ 119 
K wie Kasseler ................................................................. 120 
K wie Kaugummi ............................................................. 121 
K wie Keilschrift .............................................................. 121 
K wie Ketchup .................................................................. 121 
K wie Klaustrophobie ....................................................... 122 
K wie Kleopatra ............................................................... 122 
K wie Knigge ................................................................... 123 
K wie Knoblauch.............................................................. 124 
K wie Kompass ................................................................ 125 
K wie Kopernikus ............................................................. 125 
K wie Kraken ................................................................... 127 
K wie Kreml ..................................................................... 128 
K wie kriminell................................................................. 128 
K wie Kröten.................................................................... 129 
K wie Krokodilstränen..................................................... 129 
K wie Kuchen................................................................... 129 

11. Von Lakritze bis Luzifer............................................. 130 

L wie Lakritze .................................................................. 130 
L wie Leberkäse ............................................................... 130 
L wie Lederstrumpf.......................................................... 131 
L wie Leiche ..................................................................... 131 
L wie Lemminge .............................................................. 132 
L wie Lesen...................................................................... 133 
L wie Lilith....................................................................... 133 
L wie Lindbergh............................................................... 134 
L wie Linksverkehr .......................................................... 135 
L wie Loch Ness............................................................... 136 
L wie Lucrezia Borgia ...................................................... 136 
L wie Ludwig XIV. .......................................................... 137 

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L wie Lügendetektor ........................................................ 138 
L wie Luther..................................................................... 138 
L wie Luzifer .................................................................... 140 

12. Von Machiavelli bis Muscheln.................................... 141 

M wie Machiavelli ........................................................... 141 
M wie Mandeln ................................................................ 142 
M wie Mann ..................................................................... 142 
M wie Manna ................................................................... 143 
M wie Marathon............................................................... 143 
M wie Mars ...................................................................... 144 
M wie Maulwurf............................................................... 145 
M wie May....................................................................... 145 
M wie Mehltau................................................................. 146 
M wie Mens sana .............................................................. 146 
M wie Meuterei................................................................ 147 
M wie Mona Lisa ............................................................. 147 
M wie Mond ..................................................................... 148 
M wie Mormonen............................................................. 149 
M wie Morse .................................................................... 149 
M wie Motten................................................................... 151 
M wie Mozart................................................................... 151 
M wie München ............................................................... 152 
M wie Münchhausen........................................................ 153 
M wie Muscheln............................................................... 154 

13. Von Nachtwache bis Nordpol ..................................... 155 

N wie Nachtwache ........................................................... 155 
N wie Nadelbaum............................................................. 156 
N wie Napoleon................................................................ 156 
N wie Nasenbluten........................................................... 157 
N wie Nero ....................................................................... 158 
N wie New York .............................................................. 159 

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N wie Nordkap ................................................................. 160 
N wie Nordpol.................................................................. 160 

14. Von Obst bis Oscar...................................................... 162 

O wie Obst........................................................................ 162 
O wie Odyssee.................................................................. 162 
O wie Ohrwurm................................................................ 163 
O wie Oktober .................................................................. 164 
O wie Olympische Spiele ................................................. 164 
O wie Oscar ...................................................................... 165 

15. Von Panama-Hut bis Pyramiden ............................... 166 

P wie Panama-Hut ............................................................ 166 
P wie Papagei ................................................................... 166 
P wie Pfefferkuchen......................................................... 166 
P wie Pferde ..................................................................... 167 
P wie Pflanzen.................................................................. 167 
P wie Pilatus ..................................................................... 168 
P wie Pilze ........................................................................ 169 
P wie Piraten..................................................................... 170 
P wie »Play it again, Sam«............................................... 171 
P wie Plumpudding .......................................................... 171 
P wie Poker....................................................................... 172 
P wie Pompeji................................................................... 172 
P wie Potemkinsche Dörfer .............................................. 173 
P wie Potenz ..................................................................... 174 
P wie Prager Fenstersturz................................................. 175 
P wie Pyramiden............................................................... 175 

16. Von Raben bis Ruhrgebiet.......................................... 176 

R wie Raben..................................................................... 176 
R wie Rattenfänger ........................................................... 177 
R wie Rauchen ................................................................. 178 

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R wie Reis ........................................................................ 179 
R wie Ringe des Saturn.................................................... 180 
R wie Ritter ...................................................................... 181 
R wie Robinson Crusoe.................................................... 182 
R wie Roland .................................................................... 182 
R wie Rom........................................................................ 183 
R wie Romeo und Julia .................................................... 184 
R wie Roter Platz.............................................................. 184 
R wie Rotes Tuch............................................................. 184 
R wie ruchlos.................................................................... 185 
R wie Ruhrgebiet.............................................................. 185 

17. Von Salome bis Strauss ............................................... 187 

S wie Salome .................................................................... 187 
S wie Salz ......................................................................... 188 
S wie salziger Boden........................................................ 188 
S wie Samowar ................................................................. 188 
S wie Sauerstoff ............................................................... 189 
S wie Schinderhannes....................................................... 189 
S wie Schlaf...................................................................... 190 
S wie Schlangen............................................................... 191 
S wie Schnee .................................................................... 192 
S wie Schokolade ............................................................. 193 
S wie Schwarzpulver ........................................................ 194 
S wie Schwein .................................................................. 195 
S wie Schweizer Sprachen ............................................... 195 
S wie Schwimmen............................................................ 196 
S wie Schule ..................................................................... 196 
S wie Seepferdchen.......................................................... 197 
S wie Sex.......................................................................... 197 
S wie Siebenschläfer ........................................................ 198 
S wie Silbermünzen.......................................................... 198 

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S wie Sintflut .................................................................... 199 
S wie Skalpieren............................................................... 200 
S wie Sklaven................................................................... 200 
S wie Sonne ...................................................................... 201 
S wie SOS......................................................................... 202 
S wie Spaghetti................................................................. 202 
S wie Sphinx..................................................................... 202 
S wie Spinat...................................................................... 203 
S wie Stachelschwein ....................................................... 203 
S wie Steine ...................................................................... 204 
S wie Steuben................................................................... 204 
S wie Storchschnabel ....................................................... 206 
S wie Strauß ..................................................................... 206 

18. Von Tabak bis Traubenzucker................................... 207 

T wie Tabak...................................................................... 207 
T wie Tanzmaus ............................................................... 207 
T wie Taschentuch ........................................................... 208 
T wie Tauben.................................................................... 209 
T wie Teflon..................................................................... 209 
T wie Telefon................................................................... 210 
T wie Tell ......................................................................... 211 
T wie Tempel ................................................................... 212 
T wie Tetanus ................................................................... 213 
T wie Titanic .................................................................... 213 
T wie Tollkirsche ............................................................. 214 
T wie Totes Meer ............................................................. 215 
T wie Traubenzucker........................................................ 215 

19. Von Unabhängigkeitserklärung bis Völkerwanderung

............................................................................................. 217 

U wie Unabhängigkeitserklärung..................................... 217 
U wie Unfehlbarkeit ......................................................... 217 

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V wie Vampire ................................................................. 218 
V wie Vandalen................................................................ 219 
V wie Vatikan................................................................... 220 
V wie vegetarisch............................................................. 222 
V wie Venedig/Venezuela................................................ 222 
V wie Venus von Milo ..................................................... 223 
V wie Verbrennungen ...................................................... 223 
V wie Vertrag................................................................... 224 
V wie Visitenkarte............................................................ 224 
V wie Vitamine ................................................................ 225 
V wie Vögel ..................................................................... 225 
V wie Vogelspinne ........................................................... 226 
V wie Völkerwanderung .................................................. 226 

20. Von Wasser bis Wüste................................................. 228 

W wie Wasser................................................................... 228 
W wie Wasserdampf ........................................................ 229 
W wie Wasserfälle ........................................................... 230 
W wie Wasserwaage ........................................................ 230 
W wie Weihnachten......................................................... 230 
W wie Wein...................................................................... 231 
W wie Weißbrot ............................................................... 232 
W wie Wellen................................................................... 233 
W wie Wikinger ............................................................... 233 
W wie willensschwach..................................................... 235 
W wie Windstärken.......................................................... 235 
W wie Winterschlaf.......................................................... 236 
W wie Wodka ................................................................... 236 
W wie Wölfe .................................................................... 237 
W wie Wolkenkratzer....................................................... 238 
W wie Wolpertinger......................................................... 238 
W wie Woodstock ............................................................ 239 

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W wie Wüste .................................................................... 239 

21. Von Xanthippe bis Zigarren....................................... 241 

X wie Xanthippe............................................................... 241 
Z wie Zahnersatz.............................................................. 241 
Z wie Zauberberg............................................................. 242 
Z wie Zeit ......................................................................... 243 
Z wie Zentralheizung ....................................................... 244 
Z wie Zeppelin ................................................................. 245 
Z wie Zigarren.................................................................. 246 

Literatur ............................................................................. 247 

 

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-15- 

Einleitung 

»Wissen ist Macht, aber nix wissen macht nix«  - dieser 

ebenso eingängig wie salopp formulierte Satz findet sich auf 
Hauswänden und Toilettentüren. Man mag nun argumentieren, 
dass es sich hierbei um eine bloße Worthülse und um 
sinnentleertes Geschwafel  handelt, doch das wäre gar zu 
einfach. Tatsächlich scheint die Formulierung wohl eher 
Ausdruck für eine gewisse Hilflosigkeit zu sein, mit der die 
wachsende Informationsflut, die täglich auf uns einstürmt, 
humorvoll verarbeitet werden kann. Nicht einmal den klügsten 
Köpfen und den größten Geistern lässt sich heute noch eine 
umfassende Allgemeinbildung attestieren. Viel zu umfangreich 
ist das menschliche Wissen mittlerweile geworden, viel zu 
rasant entwickeln sich Wissenschaften, Technik und Politik. Das 
»machtverleihende« Wissen ist das Knowhow der Spezialisten, 
die in ihren eigenen Welten mit den Pfunden wuchern können, 
dürfen und sollen. Kein Wunder also, dass so mancher sich 
frühzeitig seinen Neigungen und Vorlieben ergibt und all das, 
was abseits seines  beruflichen Werdegangs liegen könnte, dem 
vordringlichen Ziel des persönlichen Weiterkommens opfert. 
Trotzdem  - es sei dem Autor ein wenig Traurigkeit gestattet, 
angesichts der perspektivenorientierten Einbahnstraßen zum 
Erfolg. Leonardo da Vinci, Erasmus von Rotterdam oder Johann 
Wolfgang von Goethe wären heute nicht mehr denkbar: 
Universal gebildete Männer, deren Weltsicht mehrgleisig 
verlief, die sich in ihrer Gegenwart verhaftet fühlten, aus der 
Vergangenheit lernten und zukunftsorientiert dachten. Literatur 
und Politik, Kunst und Architektur, Medizin und Philosophie  - 
das und etliches mehr waren die Betätigungsfelder der 
aufgezählten Herren  - ein Bildungskonglomerat, das heute nicht 
mehr vorstellbar ist. Schade eigentlich, denn wir sollten niemals 
vergessen, dass Spezialisten besonders anfällig für Irrtümer sind. 

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-16- 

Nicht innerhalb ihrer Fachbereiche natürlich (obwohl auch das 
vorkommen soll), sondern gerade bei der Beantwortung jener 
Fragen, die sich ihrem objektiven Erfahrungsschatz entziehen. 
»Wissen ist Macht«, doch wenn dieses Wissen zu einseitig ist, 
kann es manchmal zur bloßen Makulatur verkommen, benutzt 
und missbraucht werden und somit seinen Wert selbst in Frage 
stellen. Es waren Gelehrte, die die Rassenlehre des Dritten 
Reichs ersannen, es waren Mediziner, die im Namen dieser 
Lehre grauenhafte Experimente durchführten. Nur ein Beispiel, 
sicherlich, und dazu noch ein recht extremes, doch gehen Sie 
sicher mit mir konform, wenn ich behaupte, dass der umfassend 
gebildete Mensch eher in der Lage ist, sich ein eigenes Urteil zu 
bilden, eigene Wege zu gehen und nicht so leicht in Gefahr 
gerät, Phrasen, Vorurteilen und Irrtümern aufzusitzen. 

Wir wollen diesen Aspekt jetzt nicht unbedingt vertiefen, 

zumal auch der Schreiber dieser Zeilen keinesfalls eine wirklich 
umfassende Bildung für sich reklamieren kann und will. Dieses 
Buch allerdings soll Ihnen ein wenig helfen, Irrtümer und 
Verballhornungen, Phrasen und Missverständnisse zu erkennen. 
Es soll Ihnen zeigen, wie viel Unsinn verbreitet, wie viel 
Vorurteile nach wie vor gelehrt werden. Dabei geht es nicht nur 
um historische Denk- und Überlieferungsfehler, sondern auch 
um ganz alltägliche »Halb- und Unwahrheiten«, die selbst durch 
ständige Wiederholung nicht richtiger oder wahrhaftiger 
werden. Und ich kann Ihnen versichern, dass Sie sich das eine 
oder andere Mal verstohlen auf die Unterlippe beißen werden 
und vielleicht vor sich hin murmeln: »Ups - das hab' ich bis jetzt 
auch geglaubt!« Kein Grund, sich zu schämen, die Lektüre 
dieses Buches allein mag Ihnen schon als Beleg dafür dienen, 
dass Sie nicht gewillt sind, langfristig zu den Leichtgläubigen zu 
gehören. Viel Spaß. 

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-17- 

1. Von Abendrot bis Autobahn 

A wie Abendrot 

Wie wurde es besungen, wie wurde es bedichtet: Als 

»brennenden Himmel« bezeichneten Romantiker das Abendrot 
und untermalten mit den Farbtönen zwischen purpur und rosé 
verbal ihre verklärten Hoffnungen auf einen neuen, besseren 
Tag. Auch ins sogenannte »Volksvokabular« hielt diese 
Vorstellung Einzug: »Wenn der Himmel so schön rot ist, wird's 
morgen schönes Wetter«, so die oftmals gehörte Behauptung, 
die auch von diversen Bauernregeln untermalt wird: »Abendrot - 
gut Wetter Bot« oder auch »Der Abend rot und weiß das 
Morgenlicht, dann trifft uns böses Wetter nicht«. Aber das 
stimmt leider nicht so ganz. Zwar entsteht durch besonders 
trockene Luft tatsächlich ein schwaches, rötliches Glimmen über 
dem von der untergehenden Sonne bestrahlten Horizont, und 
dass bei trockener Luft die Regenwahrscheinlichkeit sinkt, 
dürfte auf der Hand liegen. Doch wenn der Abend himmel im 
knalligen »Leuchtrot« erstrahlt, bedeutet dies nichts anderes, als 
dass sich eine stattliche Menge feuchter Staubpartikel in der 
Luft befindet und dass Sie deshalb in der Nacht und am nächsten 
Morgen durchaus mit ausgiebigen Regenfällen rechnen können. 

A wie Affe(n) 

Wenn wir die Redewendung »Wenn er das wüsste, würde er 

sich im Grabe 'rumdrehen« zugrunde legen, dann dürfte das 
Skelett eines gewissen Charles Darwin (1809-1882) geradezu 
rotieren. Denn kaum jemand wird so häufig missverstanden und 

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-18- 

fehlinterpretiert wie der große englische Wissenschaftler, der als 
»Vater der Evolutionstheorie« gilt. Um es gleich 
vorwegzunehmen: Einen Satz wie »Der Mensch stammt vom 
Affen ab« hat Darwin nie gesagt und ganz sicher auch nicht 
gedacht. Im Gegenteil: Bereits in seinem allerersten Aufsatz 
zum Thema »Evolution« schrieb Darwin: »Wir dürfen nicht 
dem Irrtum verfallen, zu glauben, der gemeinsame Ahne der 
Primaten und des Menschen sei mit irgendeinem existierenden 
Affen identisch, oder diesem auch nur über Gebühr  ähnlich 
gewesen«. Darwin vertrat vielmehr die Theorie, dass sich der 
menschliche Stammbaum in grauer Vorzeit in zwei 
unterschiedliche Zweige gegabelt hat, von denen der eine zum 
heutigen Menschen, der andere aber zum Affen führte. Sollten 
Sie also durch die Gitterstäbe eines Zoogeheges einem Gorilla 
beim Bananenfuttern zuschauen, müssen Sie keine 
verwandtschaftlichen Gefühle hegen. Richtig und mittlerweile 
auch anhand zahlreicher Fossilienfunde belegt  - ist Darwins 
Vermutung, dass Mensch und Affe einen gemeinsamen 
Vorfahren haben. 

Und wenn wir schon beim Thema sind: Falsch ist auch der 

häufig gehörte Satz, der heutige Mensch stamme vom 
Neandertaler ab. Die urzeitlichen Schädelknochen, die Ende des 
19. Jahrhunderts im »Neandertal« (unweit des heutigen 
Düsseldorf) entdeckt wurden, beweisen vielmehr, dass es vor 
dem Auftreten des Homo sapiens (vielleicht auch gleichzeitig) 
eine andere, durchaus unterschiedliche, humanoide Spezies 
gegeben haben muss. Der Neandertaler allerdings ist 
ausgestorben - der Homo sapiens (denkende Mensch) hat sich zu 
seiner jetzigen Blüte (?) weiterentwickelt. Warum der 
Neandertaler ausgestorben ist, ist bislang unbekannt - wenn Sie 
sich gerne mit Spekulationen und (zuweilen recht wilden) 
Theorien beschäftigen, empfehlen wir Ihnen den Roman 
»Neanderthal« (dt. »Tal des Lebens«, erschienen bei C. 
Bertelsmann) von John Darnton. 

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-19- 

A wie Affenschande 

Diese Form der Blamage einem Affen unterzuschieben, ist 

zwar bequem, aber unlogisch. Schließlich dürfte es ziemlich 
schwierig sein, einen Affen zu beschämen, und noch 
schwieriger, in unserem behaarten Freund ein Gefühl für 
»schändliches Tun« zu erwecken. Das Wort »Affenschande« 
entstammt vielmehr dem Plattdeutschen »apenbare Schand« 
(offenbare Schande). 

A wie Akropolis 

Spricht der Kosmopolit heute von der Akropolis, so meint er 

im allgemeinen die größte Sehenswürdigkeit der griechischen 
Hauptstadt Athen. Im klassischen Altertum dürfte der Satz »Ich 
war auf der Akropolis« allerdings eher Stirnrunzeln erzeugt und 
die Frage »auf welcher?« nach sich gezoge n haben. Denn 
»Akropolis« heißt lediglich »höchste Stadt« und meinte eine 
mauernbewehrte Festung innerhalb einer größeren Ansiedlung. 
In den antiken Städten des Peloponnes gab es davon rund 25  - 
die Athener Ausführung war allerdings die größte und 
bekannteste. 

A wie Alkohol 

Dass Alkohol nicht gleich Alkohol ist, gestehen wir gerne ein. 

Auch die Behauptung, dass ein Gläschen Wein noch niemandem 
geschadet hat, wollen wir mit Freuden unterschreiben, zumal 
amerikanische Wissenschaftler sogar nachgewiesen haben, dass 
in Maßen genossener Alkohol den Stoffwechsel anregt und die 
Durchblutung fördert. Doch um den Alkohol und den Genuss 
desselben haben sich einige Legenden gebildet, die durchaus 

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verhängnisvoll sein können. So hält sich beispielsweise seit 
Jahrhunderten das hartnäckige Gerücht, Alkohol erwärme den 
Körper. Zwar mag das subjektive Gefühl der Erwärmung mittels 
eines schönen Glases »Jagertee« durchaus vorhanden sein, und 
auch ein Schlückchen Malt-Whiskey rinnt angenehm feurig 
durch die Kehle, doch medizinisch betrachtet, bewirkt der 
Alkohol eine Abkühlung. Die Blutgefäße an der Oberfläche des 
Körpers weiten sich aus, das Blut gelangt verstärkt an die 
Außenfläche und kühlt sich dort ab. Bei stattlichen Minusgraden 
fördert der Alkohol demzufolge sogar Erfrierungen. 

A wie Alrun oder Alraun 

Heute ab und zu noch als Frauenname gebräuchlich, 

entstammt das Wort »Alrun« nicht - wie sehr häufig behauptet - 
dem Sprachschatz der Wikinger und bezeichnet keinesfalls eine 
»Universalrune«, mit der göttliches Wirken beschrieben wurde. 
Alrun (oder Alraune) ist vielmehr aus dem Althochdeutschen 
entlehnt und stammt vom Wort »albrun«. Damit wurden ein 
Kobold oder eine Elfe bezeichnet. Später diente der Begriff auch 
als Synonym für die als zauberkräftig angesehene Mandragora-
Wurzel der Alraunpflanze, der ein guter Geist seine Heilkräfte 
eingehaucht haben soll. 

A wie Amateure 

Das Wort Amateur bezeichnete ursprünglich nur einen 

Liebhaber. Nicht den einer schönen Dame, sondern denjenigen, 
der einer Tätigkeit nur um ihrer selbst willen huldigte, ohne 
damit seine Brötchen verdienen zu wollen. Im heutigen 
Sprachgebrauch werden als Amateure zumeist Sportler 
bezeichnet, die für ihre Leibesübungen nicht bezahlt werden, 

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und bis zum Beginn der 70er Jahre waren auch nur solche bei 
Olympischen Spielen zugelassen. So wurden dem 
amerikanischen Zehnkämpfer Jim Thorpe, einem der größten 
Athleten seiner Zeit, im Jahre 1912 seine beiden Goldmedaillen 
im Fünf- und im Zehnkampf wieder aberkannt, weil er 1909 
einige Monate lang für etwa 80 Dollar im Monat als Baseball-
Profi aktiv war. Diese rigide Sicht des olympischen Gedankens 
»verdanken« die hohen Herren des Internationalen Olympischen 
Komitees (IOC) der irrigen Auffassung, dass auch bei den 
olympischen Spielen der Antike lediglich »edle Amateure« 
zugelassen waren. Alles Unsinn: Zwar schmückten sich die 
Sieger seinerzeit mit Palmzweigen und wedelten nicht mit 
dicken Schecks ins Publikum, doch wurden auch ganz 
erhebliche Prämien und Preisgelder bezahlt. Denn schon damals 
waren der sportliche Wettkampf und seine Stadien allzu häufig 
nur Ersatzschauplätze für politisch brisante 
Auseinandersetzungen. Der Kampf um den Sieg wurde von den 
Athleten stellvertretend für die mächtigen Männer im 
Hintergrund ausgetragen. Dass es dabei auch zu unschönen 
Szenen kam und  schließlich sogar der klassische Faustkampf 
aufgrund übergroßer Todesgefahr für die Teilnehmer abgesetzt 
werden musste, kann also kaum verwundern. Ein für die 
Athleten durchaus angenehmer Nebeneffekt dieser 
»Ersatzkriege« war die Tatsache, dass sie für ihre körperlichen 
Leistungen zumeist fürstlich entlohnt wurden. Ein Olympiasieg 
brachte nicht selten lebenslange Leibrenten und Steuerfreiheit 
sowie bedeutende Geldsummen, für die ein einfacher 
Landarbeiter wohl sein Leben lang hätte sparen müssen. Zudem 
verdienten sich die Asse auf zahlreichen regionalen Sportfesten 
so manche steuerfreie Drachme hinzu  - der Amateurstatus wäre 
ihnen dabei höchst hinderlich gewesen. 

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A wie Angsthase 

Der Hase ist wieder einmal ein Beispiel dafür, wie häufig der 

Mensch der Tierwelt bitter Unrecht tut. So ist der Esel als 
»strohdumm«, das Schwein als »dreckig« und der Hase eben als 
»ängstlich« verschrien. Und das, obwohl »Meister Lampe« über 
vergleichsweise stählerne Nerven verfügt. Wenn sich nämlich 
ein Feind nähert, bleibt er buchstäblich bis zum letzten Moment 
in geduckter Haltung auf seiner Position und baut auf die 
schützende Wirkung seiner Tarnfarbe und der 
Bewegungslosigkeit. Erst wenn sich der hungrige Feind bis auf 
Armeslänge genähert hat, sprintet der Hase davon und erreicht 
dabei Spitzengeschwindigkeiten von über 80 km/h. Zugegeben - 
dieses Verhalten macht ihn nun auch nicht gerade zum Helden, 
aber bitte bedenken Sie, dass unser langohriger Freund über 
keinerlei Verteidigungsmittel verfügt, sondern sich 
ausschließlich auf seine Wendigkeit und Schnelligkeit verlassen 
muss. 

A wie Apfel 

Warum ausgerechnet der Apfel die »verbotene Frucht« der 

Schöpfungsgeschichte gewesen sein soll, bleibt rätselhaft  - in 
der Bibel wird er jedenfalls nicht erwähnt. In der deutschen 
Standardübersetzung des entsprechenden Bibeltextes heißt es 
wörtlich: »… Nur von den Früchten des Baumes, der in der 
Mitte des Gartens steht, hat Gott gesagt: Davon dürft ihr nicht 
essen, und daran dürft ihr nicht rühren, sonst werdet ihr 
sterben.« Ein Apfelbaum dürfte  damit jedoch kaum gemeint 
gewesen sein, denn im Nahen Osten gab es die seinerzeit noch 
nicht einmal. Allerdings galt der Apfel den Griechen als Symbol 
der Liebesgöttin Aphrodite, und was liegt näher, als aus den 
Vorlieben dieser durchaus sexuell interessierten Dame eine 

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»verbotene Frucht« zu machen. 

A wie Apfelbaum 

Auf einem Apfelbaum wachsen Äpfel. Diese verblüffende 

Erkenntnis ist ebenso einleuchtend wie in ihrer 
Ausschließlichkeit falsch. Denn es gibt durchaus Apfelbäume, 
auf denen Birnen wachsen können,  auch wenn sie natürlich 
wesentlich seltener sind als die »normalen« Exemplare. Bei den 
sogenannten »vegetativen Hybriden« wird durch die Technik 
des »Pfropfens« ein Teil einer anderen Pflanze dem 
ursprünglichen Stamm angegliedert. Dies wiederum bedeutet - 
den passenden Nährboden vorausgesetzt -, dass ein Birnenzweig 
ohne weiteres aus einem Apfelbaum herausragen kann, sobald 
die beiden unterschiedlichen Pflanzen zu einer künstlichen 
Lebenseinheit verwachsen sind. Das »Pfropfen« ist übrigens seit 
Jahrhunderten bekannt, und das berühmteste Beispiel für diesen 
Trick der Obstanbauer ist ein Zitrusbaum in Sotschi am 
Schwarzen Meer: Dort wachsen über 45 verschiedene Früchte 
von der gewöhnlichen Zitrone über die Orange bis hin zur 
Grapefruit - an einem einzigen Baum. 

A wie Apostel 

Selbst höchst bibelkundige Menschen sprechen, wenn die 

Sprache auf die Jünger Jesu' kommt, von den »Zwölf Aposteln«. 
Dies ist allerdings nicht ganz korrekt, denn tatsächlich gab es 
deren 13. Nachzulesen ist dies in der Apostelgeschichte, Kapitel 
1, Vers 20. Denn nachdem Judas Ischariot Selbstmord begangen 
hatte, wurde ein junger Mann namens Matthias in die Runde 
aufgenommen  - sozusagen der 13. der zwölf Apostel. Von oder 
über ihn existieren allerdings so gut wie keine Aufzeichnungen - 

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lediglich die griechische Apostelgeschichte aus dem vierten 
Jahrhundert erzählt von den Abenteuern des Andreas und 
Matthias in Äthiopien. Hartnäckig hält sich in Kreisen der 
Kirchenhistoriker das Gerücht, dass auch der besagte Matthias 
ein eigenes Evangelium ve rfasst hat (wir empfehlen die Lektüre 
des Romans »Der 13. Apostel« v. Wilton Bernhardt, erschienen 
bei Knaur), doch gibt es für diese Theorie bis heute keinen 
greifbaren Beleg. Interessant ist auch die Frage, warum Matthias 
so schnell und so gründlich in Vergessenheit geraten konnte: 
Dies liegt vermutlich an seiner unglückseligen 
Namensähnlichkeit mit dem weitaus prominenteren Matthäus. 
Offensichtlich haben viele Überlieferer und Übersetzer die 
Namensähnlichkeit falsch interpretiert und aus Matthias und 
Matthäus ein und dieselbe Person gemacht. 

A wie Äquator 

»… und am Äquator ist es am wärmsten«  - ein Satz, der in 

jedem Geographieunterricht jedweder Schule irgendwann 
einmal fällt. Für Schüler aller Länder, Klassen und 
Jahrgangsstufen mag er zukünftig auch als ein weiteres Indiz 
dafür stehen, dass man eben doch nicht alles unwidersprochen 
hinnehmen und glauben sollte, was der Lehrer so erzählt. 
Schließlich wurden die höchsten Temperaturen bisher im »Tal 
des Todes« in der kalifornischen Wüste gemessen: Stolze 56,7 
Grad Celsius. »Death Valley« allerdings liegt rund 3000 
Kilometer vom Äquator entfernt 

A wie Arbeit 

Arbeit  - für die meisten Menschen kein schönes Wort, 

gleichzeitig aber auch ein Beispiel dafür, wie unterschiedlich 

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Begriffe bewertet werden können. Während das »Arbeiten« für 
den ach so gestressten Manager nämlich ein echter Frondienst 
ist (ein gut bezahlter allerdings), wäre jeder »Arbeitslose« froh 
um diese Mühsal. »Arbeit macht frei« schrieben die Nazis über 
die Tore ihrer Vernichtungslager und demons trierten damit, wie 
ein Wort zur bloßen zynischen Phrase umfunktioniert werden 
kann. Und »schwere Arbeit lässt uns schneller alt werden«, 
behauptet der Volksmund seit Jahrhunderten. Letzteres ist 
schlichtweg falsch, denn jahrzehntelange Beobachtungen 
ergaben, dass Menschen, die einer geregelten körperlichen 
Arbeit nachgehen, normalerweise sogar eine höhere 
Lebenserwartung haben, als diejenigen, die viel sitzen. 
Ausgenommen davon sind »Extremarbeiter« wie beispielsweise 
Bergleute, denen die Staublunge allzu  häufig einen Strich durch 
die Lebensrechnung macht. Die soeben zitierten Beobachtungen 
machen allerdings auch deutlich, dass nicht nur die Arbeit an 
sich, sondern natürlich auch die übrigen Lebensumstände eine 
gewichtige Rolle spielen. So hat der Landwirt  alleine durch 
seine häufigen Aufenthalte an der frischen Luft schon gewisse 
Vorteile gegenüber dem Fliesenleger oder dem Klempner, die 
körperlich etwa im gleichen Maße beansprucht werden. 

A wie Archimedes 

Archimedes war zweifellos ein Universalgenie. Als 

Mathematiker, Philosoph und begnadeter Mechaniker verblüffte 
er im dritten Jahrhundert vor Christus ein ums andere Mal seine 
Zeitgenossen. Seine Verdienste um die Mathematik will dieses 
Buch um Gottes willen nicht in Frage stellen. Dass aber der 
große Grieche im Jahre 212 v. Chr. die römische Flotte mittels 
Brennspiegeln vor Syrakus (Sizilien) in Brand gesteckt haben 
soll, muss bezweifelt werden. Erstmals schriftlich niedergelegt 
wurde diese Legende um 535 n. Chr. vom Architekten und 

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Mathematiker Anthemios von Tralles. Mehr als 700 Jahre nach 
dem angeblichen Geschehen behauptete der Erbauer der »Hagia 
Sophia«, dass Archimedes seinerzeit riesige, gläserne 
Brennspiegel auf den Mauern von Syrakus habe installieren 
lassen. Mit den gebündelten Sonnenstrahlen sei dann die 
angreifende römische Flotte unter Führung des Konsuls Marcus 
Claudius Marcellus in Brand gesteckt und vernichtet worden. 
Kein einziges der 60 Schiffe sei dem »Feuer durch das Licht« 
entkommen. Andere Schreiber und Chroniken übernahmen die 
Geschichte in der Folgezeit bereitwillig, und bis heute ist sie in 
so manchem Schulbuch zu finden. 

Stutzig macht uns allerdings die Tatsache, dass die Römer die 

damalige Schlacht trotzdem gewonnen haben, dass keiner der 
Zeitgenossen des Archimedes die Episode beschrieben oder 
festgehalten hat und dass die moderne Wissenschaft die 
Unwahrscheinlichkeit einer solchen Technik anschaulich 
demonstriert hat. 1975 installierte der griechische Ingenieur 
Sakkas 70 Parabolspiegel aus 1,70 in auf 0,70 in großen 
Glasplatten an der Küste vor Athen. Die Platten waren auf der 
Rückseite mit Kupfer beschichtet und von Metallrahmen 
eingefasst. Diese Materialien konnten Archimedes natürlich 
nicht zur Verfügung gestanden haben. Erst als Sakkas alle 70 
Spiegel auf ein einziges kleines Ruderboot richten ließ, fing 
dieses schließlich Feuer und verbrannte. Voraussetzung war 
allerdings der absolute Stillstand des Bootes, denn das Licht der 
Parabolspiegel musste mindestens 30 Sekunden auf eine einzige 
Stelle konzentriert werden. Der römischen Flotte im Jahre 212 v. 
Chr. allerdings Bewegungslosigkeit unterstellen zu wollen, wäre 
wohl unsinnig. 

A wie Arsenpilz 

Arsenpilz  - ein Name, ein Programm? Falsch, denn der 

primitive Schlauchpilz ist ganz und gar nicht giftig und enthält 

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erst recht kein Arsen. Seinen abschreckenden Namen verdankt 
er einzig und allein seinem selbstlosen Einsatz für die 
Kriminalistik, denn dort wurde er als hochsensibler »Testpilz« 
in der Vergangenheit für den Nachweis von Arsenspuren 
verwendet. Kommt das eigentlich harmlose Gewächs nämlich 
mit Arsen in Berührung, bildet sich sofort ein hochgiftiger Stoff, 
der einen knoblauchartigen Geruch verbreitet. So manch 
finsterer Giftmischer verdankt seine Überführung also einem 
unschuldigen Pilz. Übrigens: Pilzkenner haben uns versichert, 
dass der Arsenpilz zwar nicht giftig, keinesfalls aber 
wohlschmeckend sei. Zum Verzehr nicht geeignet. 

A wie Atlantis 

Dass auch mit großen Geistern mal »der Gaul der Phantasie« 

durchgehen kann, bewies der griechische Philosoph Plato, als er 
die Legende vo n Atlantis ins Leben rief. Damals behauptete er 
nämlich, dass mitten im Atlantik 9000 Jahre vor der 
hellenischen Blütezeit eine riesige Insel gelegen habe, deren 
Bewohner zunächst glücklich und zufrieden gelebt hätten. Dann 
aber seien sie moralisch verkommen, hätten sich 
Welteroberungsgelüsten hingegeben und seien von Zeus mit 
einem Erdbeben gestraft und im Meer versenkt worden. 

Obwohl Plato Zeit seines Lebens beteuerte, es handle sich 

hierbei um eine wahre Überlieferung aus dem alten Ägypten, 
fehlt bis heute jeder konkrete Hinweis auf den angeblich 
verschwundenen Kontinent. Zwar bildeten Afrika, Amerika und 
Europa vor etwa 200 Millionen Jahren tatsächlich noch eine 
zusammenhängende Landmasse. Deshalb könnte an der Stelle 
des heutigen Atlantik durchaus fester Boden gewesen sein, doch 
menschliche Besiedlung gab es darauf  - in Ermangelung von 
irgendwelchen Humanoiden auf dem Planeten  - mit absoluter 
Sicherheit noch nicht. Auch in den bislang entzifferten 

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altägyptischen Hieroglyphen fanden sich keinerlei Hinweise auf 
das versunkene Riesenreich. Plato hat die ganze Geschichte 
wohl lediglich als Fabel erfunden, um den damals vereinzelt 
auftretenden Größenwahn seiner Landsleute durch eine 
einprägsame Warnung in Legendenform im Keim zu ersticken. 

A wie »Auch du mein Sohn, Brutus…« 

…soll Cäsar gesagt haben, als er an den »Iden des März« von 

Meuchelmördern niedergestreckt wurde. Laut Augenzeugen hat 
Cäsar allerdings nichts dergleichen gesagt. Einig sind sich die 
Historiker darüber, dass Brutus mit unter den Killern war. Zum 
einen stieß man dem Imperator die (ungefähr) acht Dolche in 
den Rücken, er konnte also niemanden mehr erkennen. Zweitens 
dürfte ein Mensch mit so vielen Messern im Leib kaum in der 
Lage sein, überhaupt noch etwas Verständliches von sich zu 
geben. Der  Autor tippt deswegen eher auf ein »Aaarghh« als 
letztes Wort des Kaisers. 

A wie Autobahnen 

Der Satz »Immerhin hat Hitler die Autobahnen gebaut« hat 

den Schreiber dieser Zeilen schon immer zur Weißglut gereizt. 
Abgesehen von der Tatsache, dass damit krampfhaft versucht 
wird, einem Ungeheuer in Menschengestalt positive Seiten 
abzugewinnen, ist an dieser Aussage so gut wie gar nichts 
richtig. Zum einen ließ Hitler bauen und zwar unter 
Arbeitsbedingungen, die vielen Geschundenen die zuvor 
erlittene Arbeitslosigkeit der Weimarer Zeit wie den Himmel 
auf Erden erscheinen ließ. Zum anderen stammte die Idee zum 
Bau der Autobahnen nicht von ihm und zum dritten waren sie 
lediglich aus militärtechnischer Sicht von Nutzen  - ihr sonstiger 

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Wert tendierte in den 30er Jahren gegen Null. Dröseln wir diese 
Informationen von hinten auf: Auf 100 Deutsche kam zur 
damaligen Zeit etwa ein Kraftfahrzeug, das auf Landstraßen 
ebenso gut und schnell gefahren werden konnte. Punkt 2: Schon 
1921 wurde in Berlin die AVUS eingeweiht, die bis heute als 
erste Autobahn der Welt gilt. In den USA entstanden in den 20er 
3ahren die ersten sogenannten »Highways« und in Italien baute 
der Unternehmer Puricelli die 130 Kilometer lange 
»Autostrada« von Mailand in die Lombardei. 1927 wurde in 
Deutschland das erste großflächige Autobahnkonzept vorgestellt 
und noch im gleichen Jahr lagen die Pläne für eine Strecke 
Hamburg-Basel bis in die letzten Einzelheiten bereit - für ihre 
Realisierung fehlte allerdings das Geld. Im August 1932 wurde 
die Autobahn Köln-Bonn in Betrieb genommen und schon ein 
Jahr zuvor hatte der »Erste Internationale Autobahnkongress« in 
Genf getagt und den Bau von Autobahnen als Möglichkeit zur 
Bekämpfung der Arbeitslosigkeit ausgelobt. Als Hitler 1933 
dann die vollständigen Unterlagen für ein deutsches 
Autobahnnetz in die Hände bekam, griff er zu: Er gründete die 
Gesellschaft »Reichsautobahn« und tat am 23. 9. 1933 bei 
Frankfurt a. Main den ersten Spatenstich für das 
»Reichsautobahnnetz«. Sein »Verdienst« besteht also darin, sich 
die Ideen anderer zu einem günstigen Zeitpunkt unter den Nagel 
gerissen und sie als seine eigenen verkauft zu haben. Von nun 
an war nämlich nur noch von einer »genialen Idee unseres 
Führers« die Rede und die Propagandisten des Dritten Reichs 
scheuten sich nicht, den Bau des Kölner Doms und die 
»Betonschönheit« der Autobahnen als »urdeutsche Tugenden« 
in einem Atemzug zu preisen. 

  

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2. Von Babel bis Bumerang 

B wie Babel 

Nicht nur Agnostiker tun die angebliche »Mär vom Turmbau 

zu Babel« mit einem Lächeln und einem Schulterzucken ab. Bis 
in den Himmel soll er hineingeragt haben - wie bitteschön sollen 
die Menschen vor vier- bis fünftausend Jahren denn so etwas 
zustande gebracht haben? Wie in so vielen Legenden und Sagen 
ist allerdings auch in dieser alttestamentarischen  Überlieferung 
mehr als nur ein Körnchen Wahrheit enthalten, beschrieb doch 
immerhin der griechische Geschichtsschreiber Herodot (bekannt 
für seine Gründlichkeit) das folgende Bauwerk: »Der Tempel ist 
ein quadratischer Bau von 400 Metern Seitenlänge mit 
bronzenen Toren. Ich (Herodot) habe ihn seinerzeit selbst 
gesehen: Er besitzt einen machtvollen Mittelturm, der wohl 200 
Meter im Quadrat misst. Darauf steht ein zweiter, darauf 
wiederum ein dritter Turm fortfahrend bis zum achten Turm. An 
allen acht Türmen führt eine äußere Wendeltreppe nach oben. 
Auf der Spitze des obersten Turmes steht ein großer Tempel…» 
Soweit also Herodot, Geschichtskenner mögen nun einwenden, 
dass der babylonische Turm doch weit vor den Zeiten des 
griechischen Historikers gebaut worden  sein soll. Richtig, aber 
das gewaltige Bauwerk in der Tiefebene zwischen Euphrat und 
Tigris war nach seiner Errichtung im dritten Jahrtausend vor 
Christus mehrmals zerstört und immer wieder aufgebaut 
worden. Erst der griechische Erobererkönig Xerxes ging 469 v. 
Chr. so gründlich vor, dass nach dem Wüten seiner Truppen 
nicht einmal mehr ein brauchbares Fundament übrig blieb. 

Offensichtlich hat es den babylonischen Turm also tatsächlich 

gegeben  - ob er aber Gott derart erzürnt hat, dass er die 

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sogenannte »babylonische Sprachverwirrung« zu den Menschen 
hernieder schickte, überlassen wir Ihrem eigenen Urteil. Doch 
selbst für diese Legende könnte es eine plausible Erklärung 
geben: Beim ursprünglichen Bau des Turmes hat wohl eine 
Vielzahl von »Fremdarbeitern« aus  zahlreichen Regionen des 
Nahen Ostens mehr oder weniger freiwillig mitgeholfen. 
Schließlich war zu den Zeiten des Babylonischen Riesenreichs 
die Sklavenhaltung durchaus modern. Kein Wunder also, dass 
der gigantische, Jahrzehnte währende Bau eine reiche Sprachen- 
und Dialektvielfalt hervorbrachte. Dieser für damalige 
Verhältnisse recht ungewöhnliche Umstand könnte zur 
erwähnten Sprachverwirrung geführt haben. 

B wie Bakterien 

»Nimm dich vor Bakterien in Acht«, »Hüte dich vor 

Bakterien«, »Bakterien sind gefähr lich«  - derartige Weisheiten 
und Ratschläge sind wohlfeil und ein ausgezeichnetes Beispiel 
dafür, wie sehr der Mensch dazu neigt, Wissen und Erfahrungen 
nach seinen Ängsten auszurichten und zu filtern. Um es 
vorwegzunehmen: Nur die wenigsten Bakterien sind für den 
Menschen eine Gefahr. Natürlich sollten Sie sich nicht mit 
denen anlegen, die Typhus, Cholera, Wundstarrkrampf oder 
Tuberkulose verursachen. Doch wenn Sie beispielsweise den 
Darmbakterien zu Leibe rücken, wird Ihre Verdauung 
entschieden ins Stocken geraten  - Sie könnten ohne diese 
nützlichen Miniaturwesen tatsächlich an Verstopfung zugrunde 
gehen. Die Mehrzahl der Bakterien ist äußerst nützlich: Sie 
sorgen beispielsweise für Gärungsprozesse, ohne die es weder 
Bier noch Käse oder Joghurt geben würde. Sie zerlegen 
Menschenleichen, Tierkadaver und Pflanzenreste in (abbaubare 
und wiederverwertbare) Einzelteile, bescheren uns brauchbares 
Erdöl und Zellulose und sie reinigen schmutzige Abwässer. Und 

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den Putzwütigen unter Ihnen sei gesagt, dass der Kontakt mit 
Bakterien im Alltag ohnehin unvermeidbar ist: In einem 
einzigen Wassertropfen, auf der Spitze eines Grashalms oder im 
Inneren eines Sandkorns tummeln sich nämlich jeweils mehrere 
100000. 

B wie Bananen 

Haben Sie schon mal Salz und Zucker verwechselt? Ja? Dem 

Schreiber dieser Zeilen ist das auch schon passiert, just an dem 
Tag, an dem er den ersten und einzigen Apfelkuchen seines 
Lebens produzieren wollte. Es schmeckte furchtbar. Salz passt 
eben nicht zu süßem Obst - so die allgemeine Annahme. Dabei 
wird allerdings zumeist übersehen, dass manche Obstsorten 
reichlich Salz enthalten: In 100 Gramm Beerenobst sind 
beispielsweise ca. 25 mg Kochsalz enthalten, bei Steinobst sind 
es schon rund 100 mg und einhundert Gramm Banane enthält 
sogar stolze 200 mg. Anders ausgedrückt: Einen Großteil des 
unvergleichlichen Bananengeschmacks verdanken wir dem Salz. 

B wie Bastille 

Er wurde zum sprichwörtlichen Symbol des Sieges der 

»kleinen Leute« gegen ihre verhassten Unterdrücker: Der 
»Sturm auf die Bastille«. Am 14. Juli 1789 soll mit ihm die 
französische Revolution begonnen haben. Doch bekanntlich 
schreiben die Sieger die Geschichte und in diesem Fall haben sie 
die Tatsachen besonders schamlos manipuliert. Zum einen war 
die Bastille im wilden Sommer 1789 schon ein recht 
unbedeutendes Gefängnis geworden, das zum Zeitpunkt seiner 
angeblichen Erstürmung gerade noch sieben Insassen 
beherbergte. Diese wunderten sich nicht schlecht, als sie 

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plötzlich aus ihren vergleichsweise komfortablen Zellen gezerrt 
und als »Märtyrer des königlichen Despotismus« gefeiert 
wurden. Zum anderen gab einer der berühmtesten »Erstürmer«, 
der Revolutionsgardist Elie, schon wenige Monate später zu 
Protokoll, dass sich das angeblich dramatische Feuergefecht 
zwischen den königstreuen Verteidigern der Feste und dem 
wütenden Volk auf etwa zwei bis drei Schüsse beschränkt hatte, 
die offensichtlich aus Versehen und Nervosität abgefeuert 
worden waren, ohne den geringsten Schaden anzurichten. Die 
Wachmannschaft selbst hatte nach kurzem Verhandeln die Tore 
geöffnet. 

Grund für die abenteuerlich ausgeschmückte Legende dürfte 

sein, dass die Bastille schon seit Mitte des 15. Jahrhunderts als 
Symbol der Unterdrückung galt. Man hoffte, mit der Mär von 
der blutigen Eroberung das Feuer der Revolution noch weiter 
anzuheizen. Außerdem erwarteten die Eroberer, in den Mauern 
der Bastille brauchbare Waffen und Pulver zu erbeuten. Mit 
allzu viel Widerstand hatten sie bei der Einnahme nicht zu 
rechnen: Es war bekannt, dass die Wachmannschaft aus 
verdienten Veteranen und Invaliden bestand, die wohl kaum 
genügend Motivation aufgebracht hätten, dem anstürmenden 
Volk mehrere Stunden lang zu trotzen. 

B wie Bauchredner 

Selten war ein Begriff so irreführend wie »Bauchreden«. 

Niemand ist nämlich in der Lage, mit seinem Bauch Töne oder 
gar Worte bewusst zu erzeugen (wir sprechen jetzt nicht vom 
Darmtrakt). Beim Bauchredner handelt es sich vielmehr um 
einen Akrobaten, der seine echte Stimme gewissermaßen die 
Kehle hinunterlaufen lässt, sie also »verschluckt« und dann in 
höherer Tonlage wieder hören lässt. Der hintere Rachenbereich 
dient dabei als Resonanzkörper. Dabei bewegt sich (bei echten 

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Könnern) kein einziger Gesichtsmuskel. 

B wie Bermuda-Dreieck 

Das vorliegende Buch möchte sich an dieser Stelle nicht 

anmaßen, das sogenannte »Rätsel des  Bermuda-Dreiecks« 
endgültig lösen zu können. Fest steht, dass in dieser 
Meeresgegend zwischen Puerto Rico, der Südspitze Floridas 
und der Inselgruppe der Bermudas in den letzten 35 Jahren rund 
25 Schiffe und auch etliche Flugzeuge urplötzlich vom 
Radarschirm verschwunden sind und zum Teil nie mehr 
gefunden wurden. Sehr gewissenhafte und kostenintensive 
Forschungen haben allerdings einige Theorien über dieses 
Phänomen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit 
widerlegt: So gibt es beispielsweise keinerlei Hinweise darauf, 
dass Außerirdische sich just in diesem Bereich menschliches 
Studienmaterial entführen. Von der Hand gewiesen wurde auch 
die Version der mörderischen Riesenkraken, die mit monströsen 
Fangarmen ihre Opfer in die Tiefe ziehen. Für (möglicherweise 
durchaus existente) Tiere dieser Größenordnung wäre es an der 
Meeresoberfläche in diesen Gewässern wesentlich zu warm und 
zu drucklos: Sie würden wahrscheinlich binnen Sekunden 
aufgehen wie ein Pfannkuchen und schließlich platzen (siehe 
auch das Stichwort »Kraken«). Und auch die Sage vom 
»Fliegenden Holländer« 

- einem legendenumwobenen 

Geisterschiff  -, der in dieser Gegend sein Unwesen treiben 
könnte, entbehrt wohl jeder ernstzunehmenden Grundlage. 

Somit bleiben eigentlich nur noch zwei Möglichkeiten: 

Extreme, kurzfristige und gänzlich unerwartete 
Wetteränderungen oder einfach eine Verkettung von Zufällen. 
Suchen Sie sich's aus. 

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B wie Beton 

Es gibt kaum ein Wort der Alltagssprache, das mit mehr 

negativen Assoziationen belegt ist als »Beton«. Würden  Sie 
etwa sagen, der Begriff »Betonklotz« oder die Redewendung 
»völlig zubetoniert« erfüllten Sie mit angenehmen Gedanken? 
Natürlich nicht, und die deutschen Betonproduzenten sahen sich 
sogar veranlasst, mit dem Slogan »Beton: Es kommt drauf an, 
was man draus macht« für ihr missverstandenes Produkt zu 
werben. Dabei hätte vielleicht ein Hinweis auf die Historie 
dieses Materials genügt. Denn anders als zumeist vermutet, ist 
das Gemisch aus Stein, Sand und Kies kein Produkt des 
erbarmungslosen Erfindungsreichtums der Neuzeit, sondern 
uralt und wurde erstmals vor rund 2400 Jahren von den alten 
Römern benutzt. So sind beispielsweise die Fundamente des 
Castor-Tempels auf dem Forum Romanum aus einer Art Beton, 
und auch damals schon wurde das widerstandsfähige Gemisch 
in Holzverschalungen gegossen und ausgehärtet. Aber auch im 
Wasserbau des römischen Imperiums spielte das »pulvis 
puteolanus« eine gewichtige Rolle, denn Aquädukte, 
Hafenanlagen und Abwasserkanäle wurden oft und gerne mit 
Beton ausgekleidet und geflickt. 

B wie Bewusstloser 

Manche Menschen müssen über Gebühr leiden: Erst kippen 

sie  - aus welchen Gründen auch immer  - bewusstlos ins Reich 
der Träume und dann werden sie auch noch von wohlmeinenden 
Mitmenschen mit kaltem Wasser übergossen. Bitte nicht, ist 
man geneigt zu rufen, denn in der Regel geht ein 
Ohnmachtsanfall ohnehin binnen weniger Augenblicke vorbei. 
Wenn Sie dem Regungslosen Wasser ins Gesicht schütten, 
behindern Sie womöglich nur seine Nasenatmung. Lockern Sie 

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statt dessen seine Kleidung, legen Sie ihn auf den Rücken und 
sorgen Sie dafür, dass die Beine höher gelagert sind als der 
übrige Körper. Alles weitere erledigt normalerweise die Natur 
und im Zweifelsfall wird der Patient sicherlich von einem 
Mediziner besser versorgt als von einem Eimer Eiswasser. Der 
beschert ihm höchstens ein unangenehmes Frösteln nach dem 
Erwachen. 

B wie Bier 

Zum Thema Bier gibt es eine Menge zu erzählen (siehe auch 

Stichwort »Bockbier«), doch wir wollen ein Volk von 
Bierliebhabern an dieser Stelle keinesfalls langweilen.  Ihnen 
bleibt also eine Erläuterung des Begriffes »Stammwürze« 
ebenso erspart wie die ausführliche Würdigung des bayerischen 
Reinheitsgebotes. Verschwiegen wird an dieser Stelle auch die 
Tatsache, dass nicht in Bayern, sondern in Nordrhein-Westfalen 
der größte Pro-Kopf-Verbrauch von Bier gemessen wird und 
dass die Guinness-Brauerei im irischen Dublin die größte der 
Welt ist. Nein - wir möchten Sie vielmehr mit der verblüffenden 
Tatsache vertraut machen, dass Bier auch durch direkte 
Sonnenbestrahlung gekühlt  werden kann. Wie das gehen soll? 
Ganz einfach: Man wickelt die Flasche in ein feuchtes Tuch und 
hängt sie ins Sonnenlicht. Durch die Erwärmung verdunstet die 
Feuchtigkeit des Tuches und dabei entsteht Kälte. O. K. - eiskalt 
dürfte das Fläschchen dadurch nicht werden und natürlich ließe 
sich das Experiment auch mit einer Sprudelflasche durchführen. 
Aber mit Bier klingt’s irgendwie besser, nicht wahr? 

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B wie Bisamratte 

Ein grauer Pelz macht noch keine Ratte. Dieser an und für 

sich völlig sinnlose Satz gilt für die Bisamratte, die eigentlich 
gar keine Ratte ist, sondern der Familie der Wühlmäuse 
zugerechnet wird. Ursprünglich in Nordamerika beheimatet und 
dort wegen ihres schönen Fells erbarmungslos gejagt und 
beinahe ausgerottet, ist sie mittlerweile auch in Europa zuhause. 

B wie Blauer Engel 

Fragt man heute nach der berühmtesten Filmrolle der Marlene 

Dietrich, so bekommt man als Antwort häufig »Blauer Engel« 
zu hören. Tatsächlich aber hieß lediglich der Streifen, der ihr 
den Durchbruch brachte, »Der Blaue Enge l«, und dieser Name 
wiederum stand für eine Kabarett-Kneipe in Berlin, in die der 
Schriftsteller Heinrich Mann einen fiktiven Professor namens 
Unrat hineingeraten ließ. Die Dietrich verkörperte in diesem 
Film des Regisseurs Josef Sternberg das Revuegirl Rosa 
Fröhlich, dem der besagte Professor mit Haut und Haar verfiel. 
Engelhaftes hatte sie dabei wirklich kaum zu bieten, aber diese 
Beine… 

B wie Blausäure 

Welche Farbe hat die Blausäure? Kurzes Nachdenken aha  - 

die Antwort liegt ja auf der Hand: Blau, natürlich. Tja, doch 
nicht alles, was uns so logisch daherkommt, ist auch richtig. In 
Wirklichkeit ist Blausäure eine vollständig farblose Flüssigkeit, 
der man ihre tödliche Wirkung auf den Menschen überhaupt 
nicht ansieht. Ihren Namen hat sie von der Farbe »Berliner 

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Blau«, einem der ältesten künstlichen Farbstoffe, aus dem sie im 
Jahre 1782 zum ersten Mal hergestellt wurde. 

Für Hobby-Kriminologen noch einige Detailinformationen: 

Blausäure ist auch als »Zyankali« bekannt und ist bereits in 
einer Dosierung von einem Milligramm pro Kilo Körpergewicht 
mit hoher Wahrscheinlichkeit tödlich. Winzige Mengen von ihr 
sind auch in den Kernen von Kirschen, Aprikosen und vor allem 
Mandeln enthalten, wobei Sie allerdings schon tonnenweise 
(binnen weniger Stunden) Kerne futtern müssten, um Ihre 
Gesundheit in Gefahr zu bringen. 

B wie Bleistift 

Noch so ein Hochstapler! Nicht aus Blei, sondern aus Graphit 

besteht die »Mine« eines normalen Bleistifts, der um 1690 
herum erfunden und ab 1790 in Nürnberg »serienmäßig« 
hergestellt wurde. Der Name geht vermutlich auf die kleinen 
Bleischeibchen zurück, die noch bis ins Mittelalter hinein zum 
Zeichnen von Linien benutzt wurden. Im 18. Jahrhundert gelang 
es Caspar Faber aus Stein bei Nürnberg, den Stift noch einmal 
zu verbessern, indem er Graphit mit Schwefel, Antimon und 
Harzen mischte, so dass dieser nicht mehr bröckeln und nur 
noch schwerlich brechen konnte. 

B wie Blinddarmentzündung 

Wir möchten Ihnen von Herzen wünschen, dass Sie niemals 

eine Blinddarmentzündung erleben, denn daran würden Sie 
wahrscheinlich jämmerlich zugrunde gehen. Halt, mögen Sie 
jetzt einwenden, eine Blinddarmentzündung ist zwar 
unangenehm und schmerzhaft, lässt sich jedoch in der Regel 
problemlos operativ beheben. Falsch, denn was im allgemeinen 

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unter Blinddarmentzünd ung verstanden wird, ist lediglich die 
schmerzhafte Reizung des sogenannten »Wurmfortsatzes« des 
Blinddarms. Der Blinddarm selbst ist ein Teil des Dickdarms 
und bei der Verdauung äußerst hilfreich. Wozu allerdings der 
kleine »Wurmfortsatz« (Appendix vermiformis) benötigt wird, 
blieb bislang auch den Medizinern ein echtes Rätsel. 
Möglicherweise spielt er eine Rolle bei der Abwehr von 
Krankheitserregern  - bewiesen ist dies allerdings nicht. 
Immerhin hat er eine Länge von etwa zehn Zentimetern und 
kann uns ganz schön zu schaffen machen. 

B wie Blindschleiche 

Man sollte meinen, dass sich die folgende Erkenntnis bereits 

seit geraumer Zeit durchgesetzt hat, aber dem ist offensichtlich 
noch längst nicht so. Deshalb hier noch mal für alle: Die 
Blindschleiche ist weder blind, noch ist sie eine Schlange. Giftig 
ist sie übrigens auch nicht. Die Blindschleiche ist vielmehr eine 
Eidechse ohne Füße, sehr scheu und geradezu erschreckend 
harmlos. Um zudringlichen Verfolgern zu entkommen, ist das 
ängstliche Tierchen mit einem  erstaunlichen Mechanismus 
ausgerüstet: Bei der geringsten Berührung »bricht« nämlich der 
Schwanz der Blindschleiche ab und bewegt sich anschließend 
noch eine ganze Weile mit wilden Zuckungen weiter. So haben 
die meisten Raubtiere erst einmal genug damit zu tun, den 
zappelnden Schwanz zu bändigen und in dieser Zeit ergreift der 
unbeschadete Rest der »schlauen Schleiche« die Flucht. 

B wie Blitz 

Zahlreiche Legenden ranken sich um Blitze  - mehr oder 

weniger sinnvolle Ratschläge beschäftigen sich mit den 

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gewaltigen Entladungen elektrischer Energie. Zunächst mal 
sollten Sie die Regel »Vor Eichen sollst du weichen, Buchen 
sollst du suchen« ganz schnell vergessen. Ob sich ein Blitz für 
einen Baum interessiert, hängt in erster Linie von dessen Höhe 
ab - eine Vorliebe für spezielle Gattungen der Flora ließ sich bei 
Blitzen bisher noch nicht ausmachen. Es gilt statt dessen die 
Faustregel: Je höher der Baum, desto größer die 
Wahrscheinlichkeit für einen Einschlag. 

Auch der schöne Satz »Der Blitz schlägt nicht zweimal an 

derselben Stelle ein« entbehrt leider jeder Grundlage. Denn 
ansonsten wäre sicherlich schon so manch schlauer Häuslebauer 
auf die Idee gekommen, ein künstlich erzeugtes »Blitzchen« auf 
sein Haus hernieder fahren zu lassen und somit das Risiko eines 
natürlichen Einschlags entscheidend zu minimieren. 

(Man könnte sich durchaus eine florierende, Blitze 

produzierende Industrie vorstellen: »Die schönsten Blitzchen  - 
nur bei uns«). Wie unsinnig der Satz ist, lässt sich anhand 
zweier weltberühmter Bauwerke anschaulich demonstrieren: 
Das New Yorker Empire-State-Building wurde bisher rund 
fünfzigmal vom Blitz getroffen. Und der Pariser Eiffelturm war 
kurz nach seiner Errichtung geradezu ein Tummelplatz 
gewaltiger Einschläge. Mittlerweile hat man allerdings jeweils 
wirksame blitzableitende Systeme installiert. 

Übrigens: Nicht jeder Blitz wird auch von einem 

nachfolgenden Donner begleitet: Etwas weniger als die Hälfte 
aller Blitze gehen vollständig geräuschlos über die Bühne. 

B wie Bockbier 

Von einer liebgewonnenen Fabel müssen sich jetzt die 

bayerischen Bierliebhaber verabschieden. Weder der Ziegen- 
noch gar der Schafbock waren die Namensgeber des 
sogenannten »Bockbiers«. Ein Mann namens Elias Pichler (kein 

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Scherz  - der Gute hieß wirklich so), seines Zeichens 
Braumeister aus dem niedersächsischen Einbeck, brachte die 
Kunst des Bockbierbrauens um 1615 nach Bayern. Ursprünglich 
hieß seine würzig herbe Hausmarke nach seinem Heimatort und 
wurde im Mittelhochdeutschen schlicht »Ainphöckisch Bier« 
(Einbecker Bier) genannt. Für die bayerische Mundart war diese 
Bezeichnung allerdings gar zu ungewohnt und so wurde 
zunächst das »Oabockbier« und schließlich einfach das 
»Bockbier« daraus. Der »Maibock« ist mittlerweile der 
berühmteste Vertreter dieses »Kulturgetränks«, und dass auf den 
Etiketten heute zumeist Ziegenköpfe prangen, dürfte wirklich 
nur Puristen grämen. Das Städtchen Einbeck wäre als Blickfang 
doch auch denkbar ungeeignet, oder? Ozapft is - Prost! 

B wie Bocksbeutel 

Beim berühmten »Bocksbeutel« handelt es sich nicht um eine 

bestimmte Weinsorte, sondern um eine relativ platte, seitlich 
ausladende, grüne Weinflasche, in die bestimmte fränkische und 
badische Weine gefüllt werden. Den Namen dürfen Sie übrigens 
wörtlich nehmen: Im Hodensack des geschlachteten 
Ziegenbocks wurden in den vergangenen Jahrhunderten häufig 
Flüssigkeiten transportiert. 

B wie Borke 

Häufig verwechselt werden die Begriffe Rinde und Borke. 

Dabei handelt es sich keinesfalls um zwei Bezeichnungen für 
ein und dieselbe Sache. Als Borke bezeichnet man lediglich den 
abgestorbenen Teil der Baumrinde, der zumeist in Streifen oder 
Platten abgeworfen wird und wirtschaftlich sinnvoll genutzt 
werden kann: So werden beispielsweise Bodenisolierungen und 

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-42- 

Flaschenkorken aus diesem natürlichen Material hergestellt. Um 
Ihnen eine Vorstellung von der »Hauterneuerung« eines Baumes 
zu geben: Bei der Korkeiche, die vor allem im Mittelmeerraum 
sehr verbreitet ist, wird die Borke etwa alle zehn Jahre 
abgeschält und verarbeitet. 

B wie Boxeraufstand 

»Papa, Papa, was war denn der Boxeraufstand?« 

»Tja, mmmh, mein Sohn  - da waren also Muhammed Ali und 

Sugar Ray Leonhard und ich glaube, Henry Maske war auch 
dabei. Die wollten sich eines Tages nicht mehr auf die Nase 
hauen lassen und haben deswegen gestreikt…« Halt! Tun Sie's 
nicht. Denken Sie daran, dass der Sohnemann eines Tages mal 
erwachsen sein wird und selbst nachlesen könnte  - spätestens 
dann müssen Sie einen echten Autoritätsverlust befürchten. 

Beim Boxeraufstand handelte es sich um eine Revolte des 

chinesischen Geheimbundes »Die Boxer«, der sich im Jahre 
1900 vor allem gegen die zunehmende Christianisierung Chinas 
und später gegen alle Ausländer im »Reich der Mitte« wandte. 
Nach grausigen Massakern wurde sogar die damalige 
chinesische Regierung von dieser Christen- und 
ausländerfeindlichen Haltung angesteckt, legitimierte die 
»Boxer« und erklärte allen Mächten, die kolonialen Einfluss in 
China ausübten, den Krieg. Daraufhin marschierte eine 
multinationale Truppe (bestehend aus englischen, deutschen, 
französischen, italienischen, japanischen, österreichischen, 
russischen und amerikanischen Soldaten) in Peking ein und 
machte dem Spuk ein Ende. Man sollte allerdings auch wissen, 
dass sich vor allem Japan, die USA und England in China 
sorglos bedienten und rücksichtslos benahmen. Der 
Boxeraufstand war also durchaus eine verständliche - wenn auch 
extreme - Reaktion auf koloniale Standesdünkel und Arroganz. 

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-43- 

B wie Braille 

Es liegt uns fern, die Verdienste des Louis Braille (1809-

1852) zu schmälern, aber als Erfinder der Blindenschrift kann 
man  ihn eigentlich nicht bezeichnen. Der in seiner Kindheit 
erblindete Braille kam als 16jähriger am »Königlichen Institut 
für junge Blinde« in Paris erstmals mit einem vom Belgier 
Valentin Haüy entwickelten Reliefverfahren in Berührung, bei 
dem die Schrift mit der Hand ertastet werden konnte. Fast 
zeitgleich wurde von Nicolas Marie-Charles Barbier auch ein 
sogenanntes »Zwölfpunktsystem« entwickelt. Braille benutzte 
beide Methoden und ersann ein auf sechs Punkten basierendes 
Verfahren. Dabei wurden die Buchstaben durch erhöhte Punkte 
in verschiedenen Positionen und unterschiedlicher Anzahl 
dargestellt. Aus dieser ersten Version entwickelten sich in der 
Folgezeit 64 Varianten und schon 1830 wurde Brailles 
Weiterentwicklung als offizielle Blindenschrift eingeführt. Er 
selbst hat übrigens die Erfindung niemals für sich alleine 
reklamiert, sondern stets auf seine Wegbereiter verwiesen. 

B wie Brücken 

Denkt man an Brücken, dann denkt man an Venedig. In der 

Stadt der Lagunen und der Gondeln dürfte es ja wohl die mit 
Abstand meisten Brücken geben, oder? Falsch gedacht. In 
Venedig gibt es knapp 400 Brücken (die berühmte 
Seufzerbrücke eingeschlossen), in Amsterdam (der Stadt der 
Grachten) sind es schon knapp 1300 und in der Spreestadt 
Berlin existieren sogar 1664 Brücken. Den europäischen Rekord 
jedoch hält die Hansestadt Hamburg: 2124 Brücken wurden dort 
bei letzten Zählungen registriert. 

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B wie Büffel 

In Nordamerika gibt es keine Büffel! »Nicht mehr«, werden 

Sie jetzt sagen und darauf verweisen, dass Männer wie der 
berühmte Buffalo Bill Herden dieser Tiere systematisch 
abgeschlachtet haben und damit den Indianern die 
Lebensgrundlage entzogen. Bei einer derartigen Antwort ziehen 
wir zwar den Hut vor Ihrem Geschichtswissen, aber wir 
erweitern diese Aussage sogar noch: In Nordamerika gibt und 
gab es niemals Büffel. Bei den massigen und recht haarigen 
Herdentieren handelte es sich um Bisons, die mit den 
kaukasischen und afrikanischen Büffeln (fast ausgestorben) in 
keiner Weise verwandt sind. Warum die Bisons so hartnäckig 
Büffel  genannt werden, entzieht sich allerdings unserer 
Kenntnis. 

B wie Bumerang 

Sie kennen den Bilderwitz? Ein Mann schleudert einen 

Bumerang, legt sich dann einen Apfel auf den Kopf und im 
nächsten Bildchen kommt der Bumerang zurück und teilt den 
Apfel mit Wucht in der Mitte durch. Doch um diesen Effekt 
tatsächlich zu erzielen, sollten Sie auf keinen Fall den Original-
››Boomerang« verwenden, der von den australischen 
Ureinwohnern als Jagdgerät benutzt wurde. Dieses Holzstück, 
das einen tragflächenähnlichen Querschnitt aufweist, war 
nämlich ziemlich schwer und wurde nicht nur geworfen, 
sondern auch als Schlagwerkzeug genutzt. Zurück zum Werfer 
kam er jedenfalls nicht von alleine. Etwas besser sieht's da schon 
mit dem modernen Sport-Bumerang aus, der durch seinen 
enormen Drall durchaus in Ihre Richtung zurückkehren kann. 
Dafür sollten Sie ihn aber gegen den Wind schleudern, und mit 
Abweichungen von mehreren Metern bei seiner Rückkehr 

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-45- 

müssen Sie auch bei fleißigem Training jederzeit rechnen. Und 
bitte versuchen Sie nicht, das Geschoss mit den Händen wieder 
zu fangen: Durch die Drehung innerhalb der Flugphase werden 
enorme Geschwindigkeiten erreicht. Schwupps  - die Finger 
könnten ab sein. 

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3. Von Cancan bis Curry 

C wie Cancan 

Er gilt als Inbegriff altväterlicher Frivolität: Der Cancan. 

Üppige Damen in üppigen Kostümen schwingen ihre üppigen 
Schenkel und werfen dabei ihre Röcke unter schrillen 
Quietschern in die Höhe. Da sie dabei auch in Sachen 
Unterwäsche höchst reichhaltig sortiert sind und somit der 
gierigen Männerwelt wirklich anstößige Einblicke verborgen 
bleiben, betrachten die meisten Zeitgenossen heutzutage den 
Cancan als folkloristische Note des Pariser Nachtlebens. Dies 
war nicht immer so, denn als der fröhliche Bühnengalopp um 
die Jahrhundertwende in Mode kam, galt selbst der Blick auf die 
Spitzen besetzten Unterhosen eines weiblichen Wesens als 
höchst frivol, und kurzfristig erwog die französische Regierung 
ein Verbot des »lustbetonten Treibens«. Später allerdings wurde 
der Cancan eine Weile sogar zum Gesellschaftstanz junger 
Bürger und damit endgültig salonfähig. Prompt reklamierten die 
Pariser ihn als ihre eigene Kreation, doch da irrte das 
lebenslustige Völkchen. Entstanden ist der Tanz nämlich um 
1890 in Algier, das damals noch in französischem 
Kolonialbesitz war. Der Weg auf die Pariser Kabarett-Bühnen 
war für den Cancan also kurz, und einmal dort angekommen, 
inspirierte er unter anderem den Maler Toulouse-Lautrec zu 
seinen berühmten Gemälden und Plakaten. 

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C wie Capri 

»Wenn vor Capri die rote Sonne im Meer  versinkt…« dann 

sehen wir garantiert eine Oldie-Sendung aus den 50ern und 
manch Träne wird in blütenweiße Taschentücher geweint. Doch 
die italienische Insel Capri hatte im christlichen Abendland 
Jahrhunderte lang keinen guten Ruf. Im Gegenteil - sie galt als 
mediterrane Version von Sodom und Gomorrha, als Hort der 
Verderbtheit und der Perversion. Völlig zu Unrecht übrigens. 
Tatsache ist, dass ein römischer Kaiser namens Tiberius, der 
Stiefsohn des ungleich populäreren Augustus, auf Capri seinen 
Lebensabend  verbrachte. Unter Zeitgenossen galt Tiberius als 
echter Langweiler. Zwar war er ein erfolgreicher Heerführer und 
offensichtlich auch ein gerechter Imperator, doch haftete ihm 
eine gewisse Farblosigkeit an und auch seine Menschenscheu 
war für die tägliche Intrigenküche des alten Rom nicht 
unbedingt brauchbar. Immerhin gelangen ihm in seiner 
Regierungszeit eine Reihe von Friedensschlüssen, und auch die 
blutigen Eroberungsfeldzüge seiner Landsleute wurden spürbar 
weniger. Tiberius starb als geachteter  - wenn auch nicht 
beliebter - Mann im Jahre 37 n. Chr. 

Etwa 100 Jahre später behaupteten dann mehrere römische 

Geschichtsschreiber, Tiberius habe auf Capri Hunderte von 
Menschen zu Tode schleifen lassen, habe reihenweise 
Jungfrauen geschändet, gigantische Orgien zelebriert und 
grauenhafte Folterungen erdacht und durchgeführt. Historiker 
der Neuzeit haben mittlerweile nachgewiesen, dass all diese 
Behauptungen reine Erfindungen und plumpe Verleumdungen 
waren, doch hielten sich diese Lügen bis in unsere Zeit hinein. 
Warum sie aufkamen  - darüber kann nur spekuliert werden. Am 
wahrscheinlichsten erscheint heute, dass der Schriftsteller 
Sueton, der nachweislich die Legende ins Leben gerufen hat, 

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schlicht ein spektakuläres Pamphlet brauchte, um auf sich 
aufmerksam zu mache n. Und da kam ihm ein unpopulärer 
Kaiser, der zudem bereits 100 Jahre tot war, gerade recht. 

C wie Chamäleon 

Dass ein Chamäleon seine Farbe nach Bedarf und Belieben 

ändern kann, gilt als allgemein bekannt und hat sogar Einzug in 
den Alltagswortschatz gehalten, obwohl die meisten Menschen 
noch nie in ihrem Leben ein Exemplar dieser Echsenart gesehen 
haben. Tatsächlich kann ein Chamäleon seine Farbe verändern 
und tut dies auch recht häufig. Allerdings tut es das nicht 
bewusst, sondern es reagiert damit lediglich auf Stimmungen 
oder Zustände wie Hunger, Kälte oder Angst. Auch die 
jeweiligen Lichtverhältnisse spielen bei der Farbskala, die von 
Grün bis Braun reicht, eine Rolle. Wenn Sie aber immer noch 
der Meinung sind, das Tier passe sich instinktiv seiner 
Umgebung an, sei Ihnen vorgehalten, dass Chamäleons in der 
Nacht zumeist eine hellere Tönung haben. Dies kann wohl kaum 
als gute Tarnung durchgehen, oder? 

C wie Chinesen 

Kein Zweifel  - es gibt ziemlich viele Chinesen. Doch haben 

Sie schon einmal einen »gelben« Chinesen gesehen? Der Autor 
nicht und auch sonst keiner, den ich dazu bisher befragen 
konnte. Woher kommt also das Vorurteil von der »gelben 
Rasse«. Die Erklärung ist ebenso einleuchtend wie lächerlich 
und geht auf das Handbuch eines Göttinger Medizinprofessors 
namens Johann Friedrich Blumenbach zurück, der sich Mitte des 
18. Jahrhunderts bemüßigt sah, eine Art Rassenlehre 
aufzustellen. Nach seiner Definition waren die Kaukasier 

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»weiß«, die Afrikaner »schwarz«, die Indianer »kupferrot« und 
die Asiaten eben »gelb«. Wahrscheinlich hatte Blumenbach 
niemals einen Indianer oder gar einen Chinesen gesehen, aber 
von Fernreisenden erfahren, dass im Asien der damaligen Zeit 
die Gelbsucht recht weit verbreitet war. Flugs war die »gelbe 
Gefahr« erfunden, und diese abenteuerliche Konstruktion wurde 
von den Chinesen (unbewusst) auch noch unterstützt: 
Schließlich galt Gelb bei ihnen als göttliche Farbe und sie sahen 
sich durch einige dümmliche Europäer nicht genötigt, aus dieser 
Vorliebe einen Hehl zu machen. Gelber wurden sie dadurch 
allerdings nicht. 

C wie Chop suey 

Außer der »Flühlingslolle« dürfte das »Chop suey« (übersetzt: 

»gemischte Küche«) das am meisten bestellte Gericht in 
chinesischen Restaurants sein. (Ich bevorzuge allerdings die 
Peking- Ente, süßsauer. Ein Gedicht!) Allerdings ist Chop suey, 
eine delikate Mischung aus Hühner- und Schweinefleisch, 
Pilzen, Nudeln und Bambussprossen, in China selbst weitgehend 
unbekannt und auf keinen Fall ein »Original chinesisches 
Gericht«. 

Erfunden wurde es vielmehr in Amerika  von den 

Nachkommen chinesischer Einwanderer und avancierte in den 
Vereinigten Staaten schnell zu einem echten »Knüller«. 

C wie Colosseum 

Der italienische Reiseführer greift sich mit der Hand an die 

behaarte Männerbrust, holt aus den Untiefen seines 
blütenweißen Hemdes ein goldenes Kreuz hervor, presst es kurz 
an die Lippen und senkt die Stimme: »Hier wurden auch die 

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Christen den Löwen zum Fraße vorgeworfen«, erzählt er sodann 
in Englisch und - als besonderer Service - auch in Deutsch. Die 
Touristengruppe blickt sich schaudernd um. Man steht im 
Colosseum, dem gewaltigsten der Prachtbauten, den die alten 
Römer der Neuzeit hinterlassen haben. Und da! Ist da nicht noch 
der Blutfleck eines Märtyrers? Bei näherem Hinsehen entpuppt 
sich der Fleck als Etikett einer  Cola-Flasche und würde wohl 
auch intensives Suchen im Boden der Arena keine sterblichen 
Überreste der frühen Christenheit zutage fördern. Nach dem 
Erlebnis der eingangs beschriebenen Szene fühlte der Autor sich 
bemüßigt nachzuforschen und muss nun nüchtern feststellen: 
Christen wurden im Colosseum weder irgendwelchen hungrigen 
Raubkatzen geopfert, noch gevierteilt oder auf andere, grausige 
Arten vom Leben zum Tode befördert. Zwar gab es eine äußerst 
blutige Dekade der Christenverfolgung und tatsächlich starben 
viele von Mörderhand oder in dunklen Kerkern, doch das 
Colosseum war den Römern stets ein Ort des Vergnügens. 
Wagenrennen wollen wir durchgehen lassen, auch 
Gladiatorenkämpfe und akrobatische Kunststücke, doch außer in 
manchen Abenteuerromanen taucht das Colosseum in keiner 
ernstzunehmenden Chronik als Schauplatz grausamer 
Massentötungen auf. 

C wie Columbus 

Zahlreiche Legenden ranken sich um den Entdecker Amerikas 

(der er eigentlich nicht war. Die Wikinger waren schon etliche 
Jahrhunderte zuvor da), doch viele, wenn nicht die meisten 
davon sind falsch. So wird beispielsweise gern behauptet, 
Columbus hätte vergeblich versucht, das portugiesische 
Königshaus von der Kugelform der Erde zu überzeugen und sei 
anschließend auch in Spanien auf viel Skepsis gestoßen. Das 
Gegenteil ist richtig. In beiden Ländern war man durch den 

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-51- 

Einfluss von Gelehrten, Astronomen und Mathematikern schon 
lange vor Columbus der Meinung, die Erde müsse rund sein, 
doch wollte man den Entfernungsangaben des Genuesers keinen 
rechten Gla uben schenken. Der stützte sich tatsächlich auf 
falsche Berechnungen und war nicht zuletzt deshalb unerwartet 
lange unterwegs. Als er dann endlich angekommen war, war er 
immer noch der festen Überzeugung, indischen Boden betreten 
zu haben  - daran glaubte er bis zum Ende seines Lebens. Der 
Entdecker Amerikas war er also höchstens unfreiwillig. Zudem 
war Columbus schon etliche Jahre tot, bevor man ihm die 
Geschichte mit dem Ei andichtete. Der italienische Schriftsteller 
Giuseppe Benzoni erfand die Mär von der festlichen Tafel, bei 
der Columbus die Anwesenden gefragt habe, wer es sich 
zutraue, ein Ei auf einem der beiden Enden zum Stehen zu 
bringen. Nachdem es niemand geschafft hatte, hat sich C. C. 
angeblich das Hühnerprodukt geschnappt, eine Spitze 
eingedrückt und es mitten auf die Tafel gestellt. Warum Benzoni 
diesen Trick ausgerechnet Columbus andichtete, entzieht sich 
leider der Erkenntnis des Verfassers. Fest steht, dass die 
Geschichte schon vorher existierte  - der berühmte Florentiner 
Baumeister Filippo Brunelleschi soll mit dem »Eierbeweis« die 
bestmögliche Konstruktion der Domkuppel zu Florenz 
demonstriert haben. 

C wie Cowboys 

In aller Kürze: Cowboys (wörtl. »Kuhjungen«) trugen nur in 

den seltensten Fällen Revolver am Gürtel. Nur die wenigsten 
dieser Farm- und Vieharbeiter konnten ordentlich schießen und 
die Mär vom blitzschnell ziehenden und treffsicher aus der 
Hüfte feuernden Pistolero verdanken wir maßlosen 
Übertreibungen und Western-Filmen. Abgesehen davon, dass 
eine solche Kunstfertigkeit unglaublich viel Übung auf Kosten 

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der Arbeitszeit benötigt hätte, war Munition auch damals schon 
recht teuer. Natürlich gab es echte Kunstschützen, doch nur die 
wenigsten von ihnen verdienten sich ihre Brötchen als Sheriffs, 
Kopfgeldjäger oder Banditen. Zumeist tingelten sie auf 
Jahrmärkten und demonstrierten ihre Treffsicherheit einem 
zahlenden und staunenden Publikum. Dabei kam es oft vor, dass 
der Besitzer der jeweiligen »Schießbude« seinen »Künstler« mit 
blutrünstigen Abenteuergeschichten noch ein wenig 
»aufpeppte«. Zur Legendenbildung war es dann nur noch ein 
kleiner Schritt. Übrigens: In der ganzen Ära des »Wilden 
Westens« sind nur rund ein Dutzend Revolverduelle wirklich 
belegt. Auch wenn es vielleicht ein paar mehr waren  - der 
sicherste Schuss war seinerzeit immer noch der in den Rücken. 
Der berüchtigte Billy the Kid killte - zumeist auf diese Weise - 
nachweislich immerhin 21 Menschen. 

C wie Curry 

Curry stammt aus geriebenen (oder gemahlenen) Curry-

Blättern. Klingt logisch, ist aber falsch. Tatsächlich ist das aus 
Indien stammende Gewürz, das die Engländer aus ihrer Kolonie 
nach Europa importierten, eine Mischung aus insgesamt etwa 
zehn Zutaten. Unter anderem sind Ingwer, Pfeffer, Koriander, 
Kurkuma, Kreuzkümmel und Muskat enthalten. Die 
Bezeichnung »Curry« ist die englische Version des tamilischen 
Wortes »kari« (Sauce). 

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4. Von Dampfmaschine bis Dudelsack 

D wie Dampfmaschine 

Erfindungen sind in den seltensten Fällen Produkt eines 

Geistesblitzes oder einer spontanen Eingebung. Zumeist steht 
das vorzeigbare Resultat am Ende einer Reihe von Versuchen 
und Entwicklungen. Der Letzte in dieser Parade reklamiert dann 
zumeist den alleinigen Ruhm für sich. Genauso verhält es sich 
auch mit James Watts, der als Erfinder der Dampfmaschine gilt. 
Schon um 1695 hatte der französische Physikprofessor Denis 
Papin die Idee, Dampfkraft zu benutzen, um einen Kolben zu 
bewegen. Prompt baute er eine entsprechende Maschinerie, die 
allerdings zu klein war, um im praktischen Gebrauch wirklich 
von Nutzen zu sein, folgerichtig geriet Papin’s Erfindung 
schnell in Vergessenheit. Im Jahre 1705 war es dann der 
englische Schrotthändler Thomas Newcomen aus Dartmouth, 
der eine Dampfmaschine mit Kessel konstruierte. Diese 
Maschinen erwiesen sich schon als recht brauchbar und wurden 
prompt in zahlreiche n britischen Bergwerken installiert. 1796 
schließlich verbesserte James Watts die Idee von Newcomen, 
verfeinerte das Prinzip und war schlau genug, sofort das Patent 
anzumelden. Er wurde anschließend als Erfinder der 
Dampfmaschine gefeiert  - aus heutiger Sicht war er wohl eher 
ein technisch begabter Plagiator. 

D wie Der Denker 

»Der Denker« ist eine der bekanntesten Skulpturen aller 

Zeiten. Doch der französische Bildhauer Auguste Rodin (1840-

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1917) wollte nicht  - wie heute irrtümlich angenommen  - das 
»Sinnbild des denkenden Menschen« erschaffen, sondern 
schlicht und einfach ein Portrait. Die Statue des in Gedanken 
verlorenen nackten Mannes, der seinen Kopf auf die Faust 
stützt, ist eine stilisierte Abbildung des italienischen Dichters 
Dante Alighieri, der die berühmte »Göttliche Komödie« (siehe 
auch Stichwort »Göttliche Komödie«) schuf. 

D wie Diamanten 

Diamanten sind die härteste bekannte chemische Verbindung 

der Erde. Doch eine andere Behauptung über dieses kostbare 
Mineral ist falsch: Diamanten können sehr wohl verbrennen. 
Aus reinem Kohlenstoff bestehend, bedarf es allerdings einer 
Temperatur um die 900 bis 1000 Grad Celsius, doch in einem 
solchen »Schmelzkessel« würde der Diamant tatsächlich 
verschwinden, ohne auch nur eine Spur seiner Existenz 
zurückzulassen. 

D wie Diogenes 

Der berühmteste Sonderling der Antike hieß Diogenes. Der 

Mann, der bei helllichtem Tage mit einer brennenden Laterne 
durch Athen spazierte, »um Menschen zu entdecken«, war 
menschlichem Anspruchsdenken gegenüber offensichtlich völlig 
immun. Die Überlieferung behauptet, er habe gerade mal einen 
alten Mantel, einen Brotbeutel und einen hölzernen Trinkbecher 
besessen und habe in einem alten Weinfass  - einer Tonne  - 
gehaust. Bei letztem Punkt haben allerdings die Übersetzer aus 
dem Altgriechischen ein bisschen geschlampt. Sie unterschlugen 
nämlich die Tatsache, dass die Athener die Behausung des 
Diogenes in gutmütigem Spott zwar als »Tonne« bezeichneten, 

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dass es sich dabei aber um eine durchaus gebräuchliche (wenn 
auch ziemlich kleine und schäbige) Hütte gehandelt hat. 

D wie Don Carlos 

Warum Friedrich Schiller den spanischen Prinzen Don Carlos 

zu einem Helden und Kämpfer für Freiheit und Gerechtigkeit 
hochstilisierte, wird wohl auf ewig ein Rätsel bleiben. Heute 
würden wir den Sohn von König Philipp II. wohl eher als 
perversen Widerling bezeichnen. Schwächlich, klein und mit 
einem großen Quadratschädel ausgestattet, schikanierte er mit 
Vorliebe das Personal, benahm sich Gästen gegenüber infantil 
und boshaft und außerdem soll er einen Diener in eine m 
unmotivierten Wutausbruch sogar aus dem Fenster geworfen 
haben. 

In seinem Trauerspiel »Don Carlos« hat Schiller auch 

behauptet, der Thronfolger sei von seinem Vater ermordet 
worden, weil er in seinem unbändigen Drang nach Freiheit und 
Gerechtigkeit holländischen Rebellen versprochen habe, sich auf 
ihre Seite und damit gegen seinen Erzeuger zu stellen. Richtig 
ist zwar, dass Don Carlos seinen Vater hasste, doch bewies 
dieser eine bemerkenswerte Geduld mit seinem ungeratenen 
Sprössling. Obwohl Don Carlos me hrere Mordanschläge gegen 
Philipp plante, hat dieser ihn erst verhaften lassen, als die 
Forderungen nach einem Exempel am spanischen Hof immer 
lauter wurden. Und auch dann wurde der Prinz nicht etwa in ein 
finsteres Verließ geworfen und dort klammheimlich  vergiftet, 
sondern unter einen recht luxuriösen Hausarrest gestellt, in dem 
er sich schließlich buchstäblich zu Tode fraß und soff. Die 
Chroniken sprechen von einem Brechdurchfall, ausgelöst durch 
übermäßigen Bratengenuss in Kombination mit Alkohol. 
Anschließend soll der Prinz dann literweise Eiswasser »gekippt« 
haben, was seinem angegriffenen Magen den Rest gab. 

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D wie Dracula  

Nicht dass Sie jetzt glauben, dieses Buch möchte Aberglauben 

schüren und gruselige Ammenmärchen am Leben erhalten, aber 
Dracula hat  es tatsächlich gegeben. Allerdings möchten wir 
einschränkend gleich bemerken, dass der Mann mittlerweile 
schon seit geraumer Zeit mausetot ist und es keinerlei 
Anzeichen dafür gibt, dass er als Untoter ahnungslosen 
Zeitgenossen den Lebenssaft aus den Adern saugt. Der 
literarische »Erfinder« des Grafen Dracula, der Engländer Bram 
Stoker, hatte jedoch ein sehr konkretes »Vorbild«. Dabei 
handelte es sich um den karpatischen Kleinfürsten Wojwode 
Vlad II. (1431-1476), der von seinen Untertanen »Dracul« 
genannt wurde. »Dracul« heißt »der Pfähler« und dieser 
»Kosename« erschließt sich durch einen Blick auf das 
Lieblingshobby dieses Tyrannen. Er ließ seine Feinde, 
Verbrecher und manchmal auch unbequem gewordene alte 
Freunde vor seiner Burg auf Pfähle aufspießen, »so dass ihre 
Gedärme erbarmungsvoll aus dem Leibe quollen«. 
Anschließend ließ er seinen Mittagstisch just vor den qualvoll 
sterbenden Opfern aufbauen und genoss sein Mahl. Angesichts 
dieser Schilderung kann uns der filmische Dracula schon weit 
weniger erschü ttern. 

D wie Drei Könige 

Wenn am nächsten 6. Januar wiederum der »Dreikönigstag« 

gefeiert wird, dürfen Sie sich ein wenig ins Fäustchen lachen. 
Schließlich dürfte es aus kirchlicher Sicht diesen arbeitsfreien 
Tag gar nicht geben  - zumindest nicht unter die sem Namen. 
Denn in der katholischen Kirche wird der sechste Januar streng 
genommen als »Fest der Erscheinung des Herren« begangen, 
damit war ursprünglich die Geburt Jesu und die anschließende 
Anbetung durch die »Weisen aus dem Morgenland« gemeint. 

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-57- 

Nachdem  man dann Jesu Geburt auf das Weihnachtsdatum 
(eigentlich recht willkürlich) »verlegt« hatte, wurde der sechste 
Januar zum »Fest der drei Wunder«: Der Anbetung durch die 
Weisen, die Taufe des Jesuskindes in Jerusalem und die 
Hochzeit zu Kanaa. Als Fest der »Heiligen drei Könige« hat die 
Kirche dieses Datum jedenfalls nie legalisiert. Zum einen ist im 
Matthäus-Evangelium an keiner Stelle von Königen die Rede, 
sondern von »Magiern«, und auch die Anzahl wird von ihm 
nicht erwähnt. Im Psalm 72,10 heißt es allerdings: »Die Könige 
von Tarsis und auf den Inseln sollten Geschenke bringen…«. 
Unabhängig davon, ob es sich nun um Könige handelte und wie 
viele es tatsächlich waren  - ganz sicher hat die Kirche sie 
niemals heiliggesprochen. 

D wie Dudelsack 

Ob »Cornemuse« (frz.), »cornamusa« (ital.), »tibia 

utricularis« (lat.) oder »Sackpfeife«  - gemeint ist immer der 
Dudelsack. Diese Namen in verschiedenen Sprachen weisen 
bereits darauf hin, dass das schwierig zu erlernende Instrument 
(hören Sie bloß niemals beim Üben zu) keinesfalls nur in 
Schottland bekannt ist oder gar dort erfunden wurde. Da schon 
die alten Römer das Instrument kannten und der Legende nach 
auch der berühmtberüchtigte Nero es erlernen wollte, ist 
anzunehmen, dass der Dudelsack mit Cäsars Legionen nach 
Britannien kam und von dort aus zu den Schotten. Die hießen 
seinerzeit noch Pikten und waren ob ihrer zähen 
Unbesiegbarkeit durch den Hadrianswall von der übrigen, 
angeblich römischzivilisierten, Welt getrennt. Ursprünglich 
dürfte der Dudelsack aus Asien stammen und mit 
Nomadenvölkern seinen kurzfristigen Siegeszug durchs 
mittelalterliche Europa begonnen haben. Im 15. und 16. 
Jahrhundert galt er unter dem Namen »Sackpfeiffe« in 
deutschen Landen als Instrument der Hirten und Schäfer. 

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-58- 

5. Von Eichhörnchen bis 

Exkommunikation 

E wie Eichhörnchen 

Eichhörnchen sind bekanntlich possierliche Tierchen, derer 

man nur sehr schwer habhaft wird und die mit Vorliebe Eicheln 
und Nüsse sammeln, um sich für den Winterschlaf einen 
ausreichenden Wanst anzufressen. So weit, so gut.  Der Name 
der Tiere geht allerdings nicht, wie ganz natürlich angenommen, 
auf die »Eiche« als ihre bevorzugte Behausung zurück, sondern 
auf das altdeutsche Wort »aig«, das »schwingen« oder auch 
»sich heftig bewegen« bedeutet. 

E wie Eiffelturm 

9700 Tonnen schwer und genau 321 Meter hoch: Der 

Eiffelturm war von seiner Errichtung im Jahre 1889 bis zur 
Fertigstellung des Empire State Building (1930) das höchste 
Bauwerk der Welt. Die Metall-Konstruktion des Ingenieurs 
Gustave Eiffel lockte Scharen von Schaulustigen in die Stadt 
und galt lange Jahre als technische Pionierleistung und 
Meilenstein moderner Architektur. 

Die wenigsten von denen, die heute vor dem Turm stehen und 

den Kopf in den Nacken legen, wissen jedoch, dass die Höhe 
des Eiffelturms keineswegs unveränderlich ist. Im Sommer 
nämlich dehnt die Sonnenwärme das Eisen des Turms  - 
Messungen haben ergeben, dass er in der warmen Jahreszeit bis 
zu 15 Zentimeter »wächst«. 

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E wie Einhorn 

Schon wieder eine Enttäuschung: Entgegen allen anders 

lautenden Fabeln und Gerüchten hat es das sogenannte »weiße 
Einhorn« nie gegeben. Zwar wurden vor allem im 15. und 16. 
Jahrhundert Dutzende sogenannter »Einhorn-Hörner« für gutes 
Geld verkauft, doch Nachforschungen und Untersuchungen 
ergaben, dass es sich dabei höchstwahrscheinlich um die 
Stoßzähne gefangener Narwale handelte. 

Schon der römische Schriftsteller Plinius glaubte fest an die 

Legende vom Einhorn, so fest, dass er sich sogar zu einer 
detaillierten Beschreibung hinreißen ließ: Demnach hatte das 
Tier einen »Körper wie ein Pferd, einen Kopf wie ein Hirsch, 
Füße wie ein Elefant und den Schwanz eines Wildschweins. 
Mitten auf der Stirn trägt es ein etwa ein Meter langes Horn«. 
Kein Wunder, dass spätestens jetzt die Phantasie der 
nachfolgenden Generationen angestachelt worden war, zumal 
Plinius nicht vergessen hatte zu erwähnen, »dass das Einhorn 
lebend nicht gefangen werden kann«. Diese Behauptung kam 
vor allem den Geschäftemachern des mythenanfälligen 
Mittelalters zugute, die beim Verkauf der Hörner vielleicht in 
die Verlegenheit gekommen wären, ein gefangenes Tier auch 
einmal vorführen zu müssen. Begehrt war das ominöse Horn vor 
allem als Talisman, der seinen Besitzer vor Attentaten bewahren 
und seine Gesundheit schützen sollte. Aber auch gegen 
Giftmörder soll die Hornspitze ein probates Mittel gewesen sein: 
Wenn man sie auf die Tafel stellte und in irgendeinem der sie 
umgebenden Gerichte war eine Spur von Gift enthalten, dann 
soll sie sich mit einer Art Schweiß bedeckt haben. 

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E wie Einsamkeit 

Hier irrt der Volksmund einmal  nicht: Einsamkeit macht 

tatsächlich krank. An der Universität von Kalifornien hat man 
herausgefunden, dass einsame Menschen viermal so häufig 
schwer erkranken wie gesellige Zeitgenossen. Dazu trägt unter 
anderem auch die Tatsache bei, dass einsame Menschen mehr 
als andere zu übermäßigem Rauchen und Trinken neigen und 
sich wenig Bewegung gönnen. Herzattacken und Unfälle sind 
bei allein lebenden Menschen ebenfalls wesentlich häufiger. 

E wie Einstein 

Auch ich benutzte für schulisches Versagen dereinst die 

Entschuldigung, dass schließlich selbst Albert Einstein ein 
schlechter Schüler gewesen war. Die Antwort »Schon, aber aus 
dem ist dann später immerhin etwas geworden, was bei dir 
bezweifelt werden muss«, stürzte mich zwar nicht gerade in eine 
Identitätskrise, veranlasste mich aber immerhin schon in frühen 
Jahren, Genaueres über Einsteins Werdegang herauszufinden. 
Die Wahrheit war ernüchternd: Albert Einstein ist entgegen 
anders lautenden Gerüchten niemals sitzen geblieben und 
gehörte in den Fächern Mathematik und Physik schon immer zu 
den herausragenden Begabungen seiner Jahrgangsstufe. 
Allerdings war er an Sport und Sprachen nur sehr mäßig 
interessiert und wurde von seinen Lehrern am Münchener 
Luitpold-Gymnasium des öfteren als nichtsnutziger Träumer 
beschimpft. Später allerdings zahlte er es ihnen heim: Er 
bezeichnete den Umgangston seiner ehemaligen Erzieher als 
»dümmlich« und verglich ihr Gehabe mit dem von Möchtegern-
Militärs. 

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E wie Eisbein  

Zusammen mit Sauerkraut gilt es als Verkörperung 

germanischer Esskultur: Das Eisbein. Doch wissen Sie 
eigentlich, woher dieses schmackhafte Stück gepökelten 
Schweins seinen Namen hat. Nicht etwa - wie zu vermuten wäre 
- vom Kühlverfahren, sondern weil die harten Schien-
Beinknochen des Schweins lange Zeit als Schlittenkufen 
verwendet wurden. Schon in der nordischen Sagensammlung 
»Edda« aus dem 12. Jahrhundert ist vom sogenannten 
»Eisknochen« die Rede, mit dem die rauen Nordmänner ihre 
Transportschlitten bestückten. Aus »Eisknochen« wurde 
schließlich »Eisbein«  - wahrscheinlich nicht zuletzt deshalb, 
weil der eigentliche Verwendungszweck des Knochens in 
Vergessenheit geriet und man sich eher den kulinarischen 
Verwendungsmöglichkeiten dieses Stücks tierischer Anatomie 
zuwandte. 

E wie Eiserner Vorhang 

Winston Churchill, der große  britische Staatsmann, sagte im 

März 1946 bei einer Rede in den USA: »(…) an iron curtain has 
descended across the continent« (…ein eiserner Vorhang hat 
sich quer durch den Kontinent gesenkt) und wird seitdem als 
Schöpfer des Bildes vom »Eisernen Vorhang« bezeichnet. Doch 
nachweislich hat schon die belgische Königin Elisabeth, 
anlässlich des deutschen Einmarsches 1941 in ihr Land, gesagt: 
»Zwischen ihnen (den Deutschen) und mir ist für alle Zeiten ein 
eiserner Vorhang niedergegangen«. Auch der deutsche 
Propagandaminister Joseph Goebbels soll im Februar 1945 in 
einer Berliner Rede zweimal vom »Eisernen Vorhang« zwischen 
Russland und Deutschland gesprochen haben. Kein Wunder, 
dass Churchill nicht begeistert gewesen wäre, wenn bekannt 

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-62- 

geworden wäre, wer diese Metapher vor ihm gebraucht hat. 

Lange Zeit blieb der »Eiserne Vorhang« tatsächlich schier 

undurchdringlich. Es bedurfte rund 40 Jahre des sogenannten 
»kalten Krieges« zwischen den großen Machtblöcken in der 
Welt, ehe das sowjetische Staatsoberhaupt Michail Gorbatschow 
um 1986 seine Politik von »Glasnost« und »Perestroika« 
etablierte und das bis dato scheinbar zementierte Weltbild aus 
den Fugen geriet. In dieser Phase der Entspannung erfolgte 
schließlich das Ende des östlichen, militärischen Bündnisblocks 
»Warschauer Pakt« und damit war auch der »Eiserne Vorhang« 
endgültig gefallen. 

E wie Elefanten 

Neben der Schlange, dem Löwen und vielleicht noch dem 

Wal ist sicherlich der Elefant das Tier, das die menschliche 
Phantasie am meisten beschäftigt. Zahlreiche Legenden ranken 
sich um die »grauen Riesen«, zahlreiche »geflügelte Worte« 
beschäftigen sich mit ihnen. »Dick wie Elefantenhaut«, 
»Elefanten vergessen nicht«, »Ein Elefant fürchtet die Maus« 
usw. Klingt nett, klingt einprägsam - ist aber oft unsinnig. So ist 
die Elefantenhaut zwar tatsächlich zwischen zwei und vier 
Zentimetern dick, aber dies mit Unempfindlichkeit 
gleichzusetzen, wäre falsch. Vielmehr ist die Haut sogar sehr 
tastempfindlich und wenn der »Dickhäuter« seine »Außenhülle« 
mit Schlamm einreibt, geschieht dies in erster Linie zum Schutz 
gegen lästige Insektenstiche. Auch das unfehlbare Gedächtnis 
der Elefanten ist eine Fabel: Sie speichern Gerüche und 
Geräusche, doch nicht mehr oder weniger als andere Tiere auch. 
Zudem werden Elefanten längst nicht so  alt, wie oft behauptet 
wird  - im Guinness-Buch der Rekorde wurden 76 Jahre als 
Rekordalter vermeldet  - die meisten Tiere sterben allerdings 
noch vor ihrem 50.Geburtstag. Angst vor Mäusen haben 

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Elefanten in der Regel nicht. Sie sind aber auch nicht extrem 
mutig. Normalerweise zieht sich die Herde vor unbekannten 
Kreaturen geschlossen zurück  - egal, ob es sich nun um 
andalusische Bergziegen oder um australische Dingos handelt. 
Wenn sie sich mit der Gegenwart von Mäusen abgefunden und 
deren Harmlosigkeit erkannt haben, werden diese schlicht 
ignoriert oder auch einfach plattgetreten. 

Auf einer falschen Schlussfolgerung basiert auch die 

Behauptung, Elefanten zögen sich zum Sterben auf sogenannte 
»Elefantenfriedhöfe« zurück. Zwar werden immer wieder 
Anhäufungen vo n Elefantenknochen gefunden, doch Biologen 
und Verhaltensforscher deuten dies heute als Unfälle einer 
Herde im Morast oder als Überbleibsel großer 
Elefantenhetzjagden durch menschliche oder tierische Jäger. 
Eine »Pilgerfahrt« eines alten Bullen zu den Grabstätten seiner 
Ahnen konnte jedenfalls noch nie beobachtet werden. 

E wie Elefantenläuse 

…sind essbar. Mit dieser Bezeichnung werden nicht die 

Parasiten der »grauen Riesen« bezeichnet, sondern verschiedene 
Nussarten. So ist die westindische »Elefantenlaus«  nichts 
anderes als die beliebte »Cashewnuss« und auch die »Paranuss« 
(aus Brasilien) wird häufig »Elefantenlaus« genannt. »Echte« 
Elefantenläuse gibt es allerdings natürlich auch und Sie dürfen 
mir glauben, dass diese unseren riesigen Freunden sehr lästig 
sind. 

E wie Elektrizität 

Man schrieb das Jahr 1789. In Frankreich tobte die 

Revolution und in Italien ließ ein gewisser Luigi Galvani an der 

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Universität von Bologna Froschschenkel zucken. Er war es, der 
Pol und Gegenpol an metallischen Gegenständen entdeckte und 
die sogenannte Elektrolyse benutzte, um elektrischen Strom zu 
erzeugen. Dann dauerte es noch weitere 51 Jahre, bis ein 
gewisser Werner Siemens einen silbernen Teelöffel in einen 
Becher unterschwefliger Goldlösung tauchte, Zink als Minus- 
und Kupfer - in Verbindung mit einer Goldmünze - als Pluspol 
verwendete und seinen Silberlöffel schon wenige Minuten später 
vergoldet fand. Siemens hatte die erste Anwendungsmöglichkeit 
der Elektrizität entdeckt  - so jedenfalls glaubte man. Doch ein 
Jahrhundert später stieß der deutsche Archäologe Wilhelm 
König bei Ausgrabungen in einer Siedlung der Parther unweit 
des heutigen Bagdad auf einen merkwürdigen Apparat. In einer 
rund 20 Zentimeter hohen Vase befand sich ein etwas kürzerer 
Kupferzylinder, in dem wiederum ein oxydierter Eisenstab 
steckte. Dieser wies Reste von Bitumen und Blei auf. Zwar kam 
bereits König auf die Idee, er könnte damit auf eine antike, 
Strom erzeugende Batterie gestoßen sein, doch lange wurde er 
für diesen Einfall nur mitleidig belächelt. Erst  1957 bewiesen 
amerikanische Forscher, dass sich mit einem exakten Nachbau 
dieser Apparatur tatsächlich elektrischer Strom erzeugen ließ, 
und weitere Tests in den Folgejahren ergaben, dass das 
legendäre Volk der Parther offensichtlich diese Batterien 
ebenfalls  - wie Siemens zwei Jahrtausende später  - zum 
Vergolden silberner Gegenstände verwendet hatte. Zudem 
waren bei anderen Grabungen weitere altertümliche »Batterien« 
entdeckt worden, so dass kein Zweifel mehr möglich war: Die 
Parther wussten um das Geheimnis des elektrischen Stroms. In 
großem Ausmaß konnten sie ihn jedoch noch nicht benutzt 
haben, denn jede dieser Batterien war bestenfalls für eine 
Spannung von 0,5 bis 0,7 Volt gut. 

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E wie Elmsfeuer 

Das Elmsfeuer ist weder eine Art Sonnwendfeuer, noch ein 

Indiz für das Auftreten böser Geister. Letzteres vermuteten 
Seeleute aller Nationen viele Jahrhunderte lang, denn sie 
konnten diese Erscheinung relativ häufig an den Spitzen ihrer 
Masten beobachten und riefen dann jeweils den Schutzheiligen 
ihrer Zunft, den  heiligen Erasmus (oder auch St. Elmo) an, von 
dem das Elmsfeuer seinen Namen erhielt. 

Das Elmsfeuer ist eine fächerförmige Gasentladung, die vor 

allem an aufragenden, spitzen Gegenständen auftritt. Es besteht 
aus sogenannten »Elektronenlawinen«, die »unter Mitwirkung 
ultravioletten Lichts durch Stoßionisation gebildet werden«. 
Damit wissen trotzdem nur Physiker, wie das Elmsfeuer 
entsteht, doch für eine populärwissenschaftliche Erklärung bietet 
dieses Buch leider keinen Raum. Zusammenfassend lässt sich 
sagen, dass die atmosphärischen Bedingungen und das 
weitgehende Fehlen künstlicher Lichtquellen auf See das 
»Sichtbarwerden« der Elmsfeuer sehr begünstigen. Oftmals wird 
die Erscheinung auch im Gebirge, vor allem an schroffen 
Felsspitzen, gesehen. 

E wie England 

Fragen Sie doch mal ihre Freunde und Bekannten, welches 

Land sie für das regenreichste Europas halten. »England oder 
Irland« wird die Antwort in mindestens 90 Prozent aller Fälle 
lauten, doch damit tun wir den britischen Inseln bitter Unrecht. 
Laut den Beobachtungen der Meteorologen fallen in der 
englischen Hauptstadt London pro Jahr etwa 590 mm 
Niederschlag. Damit gehört London zu den »trockensten« 
Städten des Kontinents. Zum Vergleich: In Rom fallen 760 mm 
- in Genua sogar 1100. Mit 900 mm pro Jahr ist  allerdings der 

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britische Nordwesten durchaus wieder dem »gehobenen 
Regendurchschnitt« zuzurechnen, wobei sich die Niederschläge 
auf das ganze Jahr verteilen. Deshalb mag es dem Besucher vom 
Kontinent auch so vorkommen, als regne es in England 
ununterbroche n. In den Mittelmeerländern beispielsweise regnet 
es fast ausschließlich im Winter, dann aber kräftig. 

E wie Erde 

Spätestens seit Columbus gilt der Satz »Die Erde ist eine 

Kugel« als unbedingte Wahrheit. Abgesehen davon, dass schon 
200 Jahre v. Chr. der griechische Gelehrte Eratosthenes von 
Kyrene die Kugelform der Erde berechnete und sich in Sachen 
Erdumfang gerade mal um rund 400 Kilometer irrte (im 
Mittelalter bevorzugte man allerdings aus obskuren religiösen 
Motiven wieder die Scheibentheorie), ist auch die Sache mit der 
»Kugel« nicht so ganz richtig. Der Fachausdruck für die Form 
unseres Mutterplaneten heißt eigentlich »abgeplattetes 
Rotationsellipsoid«, was bedeutet, dass der »Erdball« an den 
Polen abgeflacht und am Äquator ziemlich ausgebeult ist. 
Erdsatelliten haben zwischenzeitlich bewiesen, dass unser Planet 
in etwa die Form eines Apfels hat. 

E wie Erkältung 

Dass Erkältungen ausgerechnet Erkältungen heißen, ist 

eigentlich ein Rätsel. Denn mit Kälte haben Husten, Schnupfen 
oder Heiserkeit nicht viel  zu tun, denn sonst müssten die 
Bewohner Grönlands oder Alaskas einen ungeheueren 
Taschentuchverbrauch haben. Dagegen scheint die Erklärung, 
dass der Körper auf ungewohnte Kälte mit einer Schwächung 
seines Immunsystems reagiert und damit anfälliger für Viren 

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aller Art ist, durchaus etwas für sich zu haben. Die Eskimos 
haben keine Umstellungsprobleme  - sie sind die Minusgrade 
gewohnt. (Sie dürften in tropischen Breiten wesentlich mehr 
Probleme mit ihren Widerstandskräften haben.) 

Eine weitere Erklärung für die Häufigkeit von »Erkältungen« 

in der kalten Jahreszeit könnte auch sein, dass der Mensch sich 
dann gerne und oft zusammen mit anderen Menschen in 
geschlossenen und möglichst warmen Räumen aufhält. Dies 
vergrößert die Ansteckungsgefahr um ein Vielfaches, was 
wiederum unsere Theorie bestätigt, dass der Herdentrieb die 
Menschheit eines Tages noch ins Verderben treiben wird. Aber 
das nur nebenbei… 

E wie Evangelisches Kloster 

Dass nur die katholischen Christen Zuflucht in Klöstern 

suchen und finden können, ist  nicht ganz richtig. Denn in 
Niedersachsen gibt es das weltweit einzige Evangelische 
Kloster. Gegründet wurde Kloster Loccum im zwölften 
Jahrhundert noch als katholisches Zisterzienserkloster, nahm 
aber nach der Reformation die lutherische Lehre an. 1820 wurde 
dann ein evangelisches Priesterseminar daraus, dessen 
Seminaristen unverheiratet sein und im Kloster wohnen 
mussten. Seit 1967 gibt es in Loccum allerdings auch 
Wohnungen für verheiratete Geistliche. Klostervorstand ist ein 
Abt, der von einem acht Geistliche umfassenden Konvent auf 
Lebenszeit gewählt wird. Üblicherweise ist der Landesbischof 
von Hannover gleichzeitig auch Abt von Loccum. 

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E wie Exkommunikation 

Verweilen wir noch ein wenig bei kirchlichen Themen und 

beschäftigen uns mit dem Wort »Exkommunikation«. Dieses 
bedeutet nicht, dass der betreffende Sünder aus der 
Gemeinschaft der Kirche ausgeschlossen wird, sondern aus der 
Gemeinde der Gläubigen. Dieser kleine, aber feine Unterschied 
heißt, dass der »Exkommunizierte« nicht mehr am Gottesdienst 
oder am Empfang der Sakramente teilnehmen darf, dass er aber 
weiterhin Kirchensteuer zahlen »darf« und dass der Pfarrer ihm 
- sofern die Gemeinde dagegen nicht ausdrücklich protestiert  - 
auch ein christliches Begräbnis gewähren kann. 

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6. Von Farbe bis Fußball 

F wie Farbe 

Schwarz gilt hierzulande als die Farbe der Trauer, doch ein 

Blick über den eigenen Tellerrand verrät, dass dies keineswegs 
überall der Fall ist. So gilt in Südostasien  - einschließlich China 
- Weiß als Todes- und Trauerfarbe, wobei damit vor allem an 
den Dahingeschiedenen gedacht wird. Denn Weiß soll ihm im 
Jenseits Glück, Reichtum und Zufriedenheit bescheren. Bei den 
Sinti und Roma hingegen trägt man anlässlich einer Beerdigung 
überwiegend Rot und dies dürfte das »fahrende Volk« von den 
Kelten übernommen haben. Bei denen war nämlich Rot die 
Symbolfarbe für Unglück und Trauer. 

F wie Fast Food 

…gilt - vor allem bei Eltern und Erziehern  - als »ungesund«. 

Und dies, obwohl die »Big Mac« genannte »Maulsperre« des 
Fast-Food-Riesen McDonalds weder gesünder noch ungesünder 
ist als eine Vielzahl »normaler« Gerichte. So sind in einem Big 
Mac weit mehr Vitamine, Kalzium und Eisen enthalten als in 
einem Wiener Schnitzel, das als beliebtestes Restaurant-Essen 
überhaupt gilt. Allerdings enthalten Hamburger, Cheeseburger 
und Big Mac in Relation zu ihren Kalorien zu viel Fett und zu 
wenig Ballaststoffe, doch das richtige Gleichgewicht lässt sich 
problemlos mit einem Glas Orangensaft wiederherstellen. 

Ein Gerücht ist es auch, dass Fast Food ein Produkt unserer 

schnelllebigen Zeit sei. Denn vorgekochtes Essen gab es in 
Asien und Europa schon seit Hunderten von Jahren  - vor allem 

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die indischen und chinesischen Reisküchen ernährten mit dem 
schnellen Imbiss ganze Generationen von Arbeitern. Da 
seinerzeit allerdings weit weniger auf Hygiene und 
Vitaminzufuhr geachtet wurde als heute bei »Wimpys«, 
»Wendys«, »Burger King« oder »McDonalds«, dürfte die 
»traditionelle« Fast Food-Küche weitaus ungesünder gewesen 
sein als die modernen »Fresstempel« der jungen Generation. 

Ein Hinweis an unsere jungen Leser: Sollten Papa oder Mama 

immer noch auf dem Standpunkt stehen, Euch den Hamburger 
verbieten zu müssen, kontert einfach mit der »urdeutschen« 
Bratwurst: Die enthält wesentlich mehr Fett und wesentlich 
weniger Vitamine und Kalzium als das belegte Sesam- Brötchen 
von der Fast Food-Theke. 

F wie Faust 

Millionen seufzender Eleven wuchsen in dem festen Glauben 

auf, Goethes Faust sei eine reine Erfindung und habe nie gelebt. 
Vielleicht wäre ihr Interesse am mutmaßlich bekanntesten 
deutschen Drama sprunghaft gestiegen, wenn man ihnen erzählt 
hätte, dass Dichterfürst Goethe sich an einer real existierenden 
Figur orientiert hat. Ein gewisser Johannes (andere Chroniken 
sprechen allerdings auch von Georg) Faust soll um 1480 im 
württembergischen Knittlingen geboren worden sein. Er war als 
Arzt und Möchtegern-Magier bis zu seinem Tod (um 1538) eine 
regionale Berühmtheit, weil er sich angeblich als 
Schwarzkünstler und Alchimist betätigt haben soll. Schon 1587 
erschien in Stuttgart eine Chronik (Verfasser unbekannt) mit 
dem Titel: »Historia von D. Johann Fausten, dem 
weitbeschreyten Zauberer und Schwarzkünstler« und um 1590 
vollendete der englische Dichter Christopher Marlowe ein erstes 
Faustdrama. Darin war bereits die Figur des Teufels enthalten, 
denn im Heimatstädtchen des »Fausten«, in Knittlingen, wurde 

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schon kurz nach dem jähen Tod des geheimnisumwitterten 
Mannes behauptet, dieser sei »wohl vom Deibel geholet« 
worden. Vermutlich hatte sich Goethe recht ungeniert aus diesen 
alten Überlieferungen bedient - er vollendete seinen »Faust« erst 
im Jahre 1806. 

Auch die Gretchen-Tragödie innerhalb des »Faust« ist keine 

reine Erfindung. Inspirieren ließ sich Goethe dabei nämlich von 
einem realen Kriminalfall, der seinerzeit in Frankfurt a. Main für 
viel Aufsehen sorgte. Eine gewisse Susanna Margarethe Brandt, 
ihres Zeichens Kellnerin, hatte ihr Neugeborenes sogleich nach 
der eigenhändigen Entbindung mit einer Schere umgebracht und 
gegenüber der Polizei behauptet, ein durchreisender 
Goldschmied sei der Vater dieses Kindes gewesen. Der 
Reisende habe sie mit einem geheimnisvollen Pulver gefügig 
gemacht, so dass der Satan wohl seine Hand im Spiel gehabt 
haben müsse. Diese Behauptungen halfen Fräulein Brandt 
allerdings herzlich wenig  - sie wurde 1772 auf dem Frankfurter 
Rossmarkt öffentlich hingerichtet. 

F wie Felleisen 

… hat weder etwas mit Fell noch mit Eisen zu tun. Bezeichnet 

wird damit vielmehr ein Gepäckstück, nämlich eine Reisetasche 
aus Leder. Der Name ist eine Verballhornung des französischen 
Wortes »valise« (für Gepäckstück oder Koffer) und dieses 
wiederum stammt vom arabischen »waliha«, mit dem man 
schlicht einen Getreidesack bezeichnete. 

F wie Fette 

Oft hört man, tierische Nahrungsfette wie Butter oder 

Gänseschmalz machten viel eher dick als die pflanzlichen Fette 

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wie zum Beispiel Erdnussbutter oder Olivenöl. Das ist Blödsinn, 
denn Fett bleibt Fett - egal, woher es stammt. 100 Gramm jeden 
Öls oder Fettes haben rund 930 Kalorien (etwa 3900 Joule). 

Verweilen wir noch ein wenig beim Thema »Fett« und 

versetzen der Männerwelt einen harten Hieb: Die als 
unumstößlich geltende Annahme, der Frauenkörper habe per se 
einen höheren Fettanteil als der männliche, muss als widerlegt 
gelten. Neueste Messungen haben ergeben, dass die 
Geschlechter ihre Fettgewebe zwar an unterschiedlichen 
Körperregionen konzentrieren (Frauen zumeist unter, Männer 
über der Gürtellinie), doch die reinen Mengen sind in etwa 
gleich und betragen geschlechtsneutral rund 23 Prozent. 

F wie Fetthenne 

Vorsicht - wenn Sie nicht gerade Botaniker sind, können Sie 

sich bei der Definition dieses Wortes unsterblich blamieren. 
»Fetthenne« bezeichnet nämlich keinesfalls ein wohlgenährtes 
Suppenhuhn, sondern eine bestimmte Pflanzenart. Sie gehört zur 
Gattung der sogenannten »Dickblattgewächse« und ist in 
unseren Breiten mit über 300 verschiedenen Arten und 
Ausformungen vertreten. Der bekannteste Vertreter der 
»Fetthennen-Gattung« ist wohl der »Mauerpfeffer«, der im 
Sommer goldgelb blüht und vorzugsweise an sandigen Stellen 
eingepflanzt wird. Der Grund: Die Fetthenne ist dafür bekannt, 
auch unter schwierigen Licht- oder Bodenverhältnissen 
zufriedenstellend zu gedeihen. 

F wie Fetus 

Fetus (oder Fötus) ist nicht, wie gemeinhin angenommen, eine 

andere Bezeichnung für den menschlichen Embryo. Die 

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heranwachsende Leibesfrucht wird bis zum dritten 
Schwangerschaftsmonat ausschließlich als Embryo bezeichnet. 
Dann ist die menschliche Gestalt im »Kleinformat« ausgebildet 
und ab diesem Moment, in dem auch die Bewegungen der 
Extremitäten beginnen, nennt man den Nachwuchs »Fetus«. 

F wie Feuerland 

Die Inselgruppe Feuerland gilt zu Unrecht als südlichste 

Spitze des südamerikanischen Subkontinents. Feuerland, im 
Jahre 1520 vom portugiesischen Seefahrer Ferdinand Magellan 
entdeckt, erhielt seinen Namen aufgrund der zahlreichen Feuer, 
die die eingeborenen Indianer Tag und Nacht brennen ließen. 
Bis 1620 galt Feuerland als südlichste Landmasse Amerikas, ehe 
die niederländischen Seefahrer le Maire und van Schouten noch 
einige Dutzend Kilometer weiter südlich eine weitere Insel 
aufspürten. Van Schouten nannte sie nach seiner Geburtsstadt 
Hoorn und seitdem gilt Kap Hoorn, gefürchtet für seine jähen 
Wetterumschwünge und seine gefährlichen Untiefen und 
Klippen, als südlichster Zipfel der bewohnten Welt. 

F wie Fische 

Fische leben im Wasser. Das zumindest können wir einfach 

als gegeben akzeptieren und vielleicht lässt sich mit dieser 
simplen Wahrheit auch begründen, warum über die Fische so 
viele Gerüchte und Halbwahrheiten im Umlauf sind. Wasser ist 
nun kein dem Menschen gemäßes Element (Mark Spitz und 
Franzi van Almsick mal ausgenommen) und deshalb sind wir 
geneigt, vieles widerspruchslos hinzunehmen, was uns der 
Volksmund glauben machen möchte. Beispielsweise wird 
behauptet, Fische könnten nicht ertrinken. Das stimmt zwar im 

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Regelfall, doch ist zum Beispiel der sogenannte Labyrinthfisch 
neben der Kiemenatmung (bei der Sauerstoff durch die Kiemen 
aus dem Wasser gefiltert wird) auch auf Lungenatmung 
angewiesen. Wenn er nicht an die Oberfläche gelangen kann, 
um dort »nach Luft zu schnappen«, ertrinkt (oder erstickt?) er 
jämmerlich. Zugegeben, dieses Exemplar ist die Ausnahme von 
der Regel, aber für beinahe alle Fischarten trifft zu, dass sie 
keinesfalls stumm sind. »Stumm wie ein Fisch« ist eine sehr 
beliebte Redewendung, doch Fische können durchaus Töne 
hervorbringen, auch wenn diese vom menschlichen Ohr nicht 
immer wahrzunehmen sind. Empfindliche Unterwasser-
Mikrofone haben an den Tag gebracht, dass Flossen, Zähne und 
Schwimmblasen zur Schallerzeugung benutzt werden. 
Mittlerweile geht man davon aus, dass die fischigen Töne als 
Erkennungssignale für Paarungsriten oder auch zur 
Abschreckung potentieller Feinde dienen. Für ihr 
»durchdringendes Organ« berühmt - und auch für den Menschen 
problemlos vernehmbar - sind der »Knurrhahn«, der »Seewels« 
und der sogenannte »Krächzerfisch«. 

Noch ein kurzer Abstecher für diejenigen, die Fische in erster 

Linie als schmackhaftes Nahrungsmittel betrachten. Ebenso 
verbreitet wie grundfalsch ist die Auffassung, man dürfe Fisch 
aus stilistischen Gründen nicht mit dem Messer essen. Diese 
»Verordnung« stammt aus einer Zeit, in der Messerklingen noch 
aus rostanfälligem Stahl bestanden. Dadurch wurde der 
Fischgeschmack natürlich unangenehm beeinflusst. Moderne 
Benimmbücher weisen mittlerweile ausdrücklich darauf hin, 
dass der Fisch auf dem Teller nun durchaus mit dem Messer 
zerteilt werden darf. 

Verweilen wir noch einen Moment beim »Fischgenuss« und 

betrachten den Mythos, dass Fisch »Gehirnnahrung« sei. Zwar 
hat der deutsche Mediziner Friedrich Büchner um 1860 
Phosphor im mens chlichen Gehirn entdeckt, doch schon seine 
Folgerung, dieser Phosphor diene als Katalysator für 

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menschliches Denken, war recht weit hergeholt. Da aber auch 
Fischfleisch viel Phosphor enthält, empfahlen seit Büchner 
zahlreiche Mediziner immer wieder Fisch zur Aktivierung des 
Gehirns. Mittlerweile aber ist bewiesen, dass Phosphor keinerlei 
Auswirkungen auf den Intellekt oder die Fähigkeit zum 
»Schnelldenken« hat. 

F wie Flaschenpost 

Auf ihr fußt so manche Legende von versunkenen oder 

vergrabenen Schätzen: Die  Flaschenpost. Im Zeitalter der 
modernen Telekommunikation und zumeist funktionierender 
Funkverbindungen ist sie zwar mittlerweile fast völlig 
ausgestorben, doch haftet ihr noch immer ein romantisches Flair 
an, das vergessen lässt, dass es sich eigentlich um eine schlichte 
postalische Benachrichtigung handelt. Nach international 
geltendem Recht darf nämlich der Finder einer Flaschenpost 
diese nicht einfach behalten, sondern hat die Pflicht, sie an die 
Behörden weiterzuleiten. Via Konsulate soll die Nachricht 
schließlich dem Empfänger zugestellt werden  - auch wenn 
dieser mittlerweile schon seit geraumer Zeit verstorben ist. In 
diesem Fall haben dann seine Nachkommen Anspruch auf die 
Nachricht. 

Übrigens: Das Ankommen einer Flaschenpost ist längst nicht 

so sehr  von Zufälligkeiten bestimmt, wie angenommen wird. 
Seefahrer kannten sich schließlich mit Meeresströmungen recht 
gut aus und kalkulierten demnach häufig ganz genau, wo die 
Flasche schließlich an Land gespült wurde. 1842 erschien sogar 
eine regelrechte »Flaschenkarte«, auf der die »Routen« und 
Reisewege zahlreicher Flaschenpostsendungen dokumentiert 
waren. 

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F wie Fledermäuse 

Genauso falsch wie die Redewendung »Stumm wie ein Fisch« 

(siehe Stichwort »Fische«) ist auch »Blind wie eine 
Fledermaus«. Jahrzehntelang  waren Biologen der Ansicht, dass 
die geflügelten Gleiter sich ausschließlich auf ihr Ultraschall-
Ortungssystem verlassen: Für Menschen unhörbare Töne 
werden in einer fast ununterbrochenen Reihe ausgestoßen, von 
Wänden und Gegenständen reflektiert und gelangen sozusagen 
als Echo zurück zu den übergroßen Ohren der Tiere. Das 
geschieht zwar durchaus, doch dass Fledermäuse auch ihre 
Augen benutzen, bewies ein Laborexperiment des 
amerikanischen Zoologen Donald Griffins. Dieser verklebte 
etlichen Versuchstieren die Augen und verstopfte ihnen 
zusätzlich gründlich die Ohren, damit sie den reflektierten 
Schall nicht mehr wahrnehmen konnten. Dann hängte er in 
seinem Labor Stoffstreifen auf, und als er die Tiere frei ließ, 
segelten sie prompt gegen diese Hindernisse. Nachdem er ihnen 
anschließend jedoch die Augenklappen entfernt hatte (die Ohren 
blieben verstopft), wurden dieselben Stoffstreifen elegant 
umsegelt. Der naheliegende Schluss: Die beiden Ortungs-
Systeme bilden eine perfekte, für Dämmerung und Dunkelheit 
geschaffene Kombination. Wenn die Entfernung zum Hindernis 
für eine Ultraschallortung zu groß wird, springen die Augen als 
Wahrnehmungsinstrumente ein. Allzu gut sind diese Augen 
allerdings nicht  - nur Umrisse können von ihnen ausgemacht 
und ans Gehirn weitergegeben werden. 

F wie Fliegen 

Haben Sie Flugangst? Ja? Dann haben Sie womöglich 

durchaus recht mit Ihren angeblich irrationalen Befürchtungen. 
Zwar wird behauptet, Fliegen sei die sicherste Methode des 

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Reisens, doch das hängt letztlich davon ab, wie man die Statistik 
interpretiert. Fest steht, dass das Autofahren mit Abstand die 
gefährlichste aller Reisearten ist. Doch wenn wir Bahn und 
Flugzeug vergleichen, entdecken wir durchaus Überraschendes. 
Wenn man weltweit die Todesopfer addiert und diese Zahlen 
durch die zurückgelegten Kilometer teilt, kommt man bei der 
Bahnreise auf neun Tote je 10 Milliarden Passagierkilometer. 
Das ist nicht besonders beängstigend und weniger 
besorgniserregend ist die Zahl beim Flugzeug: Dort sterben 
»nur« drei Menschen auf besagten zehn Milliarden Kilometern. 
Betrachtet man jedoch den Faktor Zeit, kann man durchaus zu 
der Ansicht kommen, die größere Geschwindigkeit des 
Flugzeugs sei auch sein Fluch: Bei 100 Millionen 
Passagierstunden (Zeit, die im Flugzeug verbracht wird) sterben 
laut Statistik 24 Menschen. Zum Vergleich: Bei Bahnfahrten 
sind es im selben statistischen Zeitraum lediglich sieben 
Personen. 

F wie Fluch des Pharao 

Als der Archäologe Howard Carter am 6. November 1922 im 

ägyptischen »Tal der Könige« das Grab des legendären Pharao 
»Tutench-Amun« fand, galt dies als Sensation des Jahrhunderts. 
Die Entdeckung der reich geschmückten Grabkammer mit der 
fast unversehrten Mumie des altägyptischen Herrschers wurde 
weltweit jahrelang immer wieder publiziert und analysiert, 
zumal sich schnell Gerüchte um den sogenannten »Fluch des 
Pharao« zu ranken begannen. Carter soll beim Betreten der 
Grabkammer eine Inschrift entdeckt haben, die all denen den 
Tod ankündigte, die die Ruhe des toten Herrschers zu stören 
wagten. Und tatsächlich: Zunächst starb der Carter-Freund und 
Geldgeber der Expedition, Lord Carnavon, an den infektiösen 
Folgen eines Moskitostichs. In den folgenden Monaten und 

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Jahren kamen weitere Teilnehmer der Expedition bei teilweise 
rätselhaften Unfällen oder durch Selbstmorde ums Leben. Die 
Legende vom Fluch war geboren und wurde durch weitere 
Todesfälle genährt. 

Übersehen hatten die Anhänger dieser abenteuerlichen Mär 

jedoch, dass beispielsweise Lord Carnavon schon vor der 
Entdeckung der Grabkammer aufgrund der extremen 
klimatischen Bedingungen des ägyptischen Sommers höchst 
anfällig für Infektionen war und sein 57jähriger Körper der 
neuerlichen Belastung wohl nicht mehr gewachsen war. Auch 
die übrigen zwölf »unerklärlichen« Todesfälle ehemaliger 
Expeditionsteilnehmer in den darauffolgenden Jahren wurden 
nach und nach »enträtselt« und hatten alle natürliche und 
nachvollziehbare Ursachen und Gründe. Carter selbst hat 
übrigens von Anfang an bestritten, jemals eine Inschrift mit 
einer wie auch immer gearteten Todesdrohung gesehen  oder 
entdeckt zu haben: »Die Gerüchte von einem Fluch Tutench-
Amuns sind verleumderische Erfindungen.« 

F wie Föhn 

Die Münchner reklamieren ihn seit jeher als ihr Eigentum: 

Den Föhn. Dieser trockene und warme Fallwind komme von 
den Alpen herunter auf die bayerische Landeshauptstadt und sei 
ansonsten nirgendwo auf der Welt in dieser Intensität 
anzutreffen. Tja  - schade für die Münchner, dass sich diese 
kühne Behauptung so einfach widerlegen lässt. Der Föhn kommt 
auf der Leeseite so ziemlich aller hohen Gebirge vor und wird in 
anderen Regionen lediglich anders genannt. Vor den Ausläufern 
der Rocky Mountains heißt er beispielsweise Chinook. Der 
meteorologische Vorgang jedoch ist überall gleich: Kühle, 
feuchte Luft zieht über einen Bergkamm, entlässt dabei 
ergiebige Niederschläge und »klettert« anschließend auf der 

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Leeseite des Gebirges nach unten. Die nunmehr trockene Luft 
erwärmt sich dabei auf 100 Meter Höhenunterschied um etwa 
ein Grad Celsius. Innerhalb weniger Stunden kann der 
Temperaturanstieg in dem betreffenden Gebiet, in das der Föhn 
»einfällt«, bis zu 20 Grad Celsius betragen. Damit kommt es 
dann auch zu Schwankungen der Luftelektrizität und dies 
wiederum kann bei sensibleren Menschen Kopfschmerzen und 
Leistungsprobleme aller Art hervorrufen. 

F wie Frankenstein 

Nachdem wir uns bereits ausführlich mit Dracula beschäftigt 

haben (siehe Stichwort »Dracula«), können wir natürlich auch 
Frankenstein nicht vernachlässigen. Den Fans dieses 
Schauermärchens sei allerdings gleich gesagt, dass Frankenstein 
- im Gegensatz zu Dracula kein »echtes« Vorbild hatte. Die 
Schriftstellerin Mary Shelley verdankte alle Figuren ihres 
Romans ausschließlich ihrer schöpferischen Phantasie. Wenn 
Kinder sich heutzutage im Karneval als »Frankenstein« 
verkleiden, tun sie dies leider meis t in Unkenntnis der 
literarischen Vorlage. Bei Shelley hieß nämlich nicht etwa das 
gruselige, aus Leichenteilen zusammengestückelte Monster 
»Frankenstein«, sondern sein Erschaffer. Dieser ist laut Buch 
ein junger, adliger, ehrgeiziger Student an der Ingols tädter 
Universität, der mit dem »Bau« des künstlichen Menschen 
beweisen will, dass Leben nicht ausschließlich von der 
natürlichen Geburt abhängt. Leider entgleiten die Dinge 
schließlich seiner Kontrolle (das dürfen Sie aber selbst 
nachlesen), doch fest steht, dass Baron von Frankenstein dem 
»Monster« keinesfalls seinen Namen verliehen hat. 

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F wie Freie Hansestadt Hamburg 

Die Hamburger werden es nicht gerne hören, doch die 

Bezeichnung »Freie Hansestadt Hamburg« basiert auf einem 
grandiosen Schwindel. Die heut ige Strafgerichtsbarkeit würde 
wohl den Tatbestand der »Urkundenfälschung im besonders 
schweren Fall« zugrunde legen. 

Noch heute feiern die Hamburger am 7. Mai alljährlich ihren 

Hafengeburtstag und ebenso regelmäßig verbreitet die 
Pressestelle der Stadt die folgende Historie: Im Jahr 1189 soll 
Kaiser Friedrich Barbarossa dem Grafen Adolf von 
Schauenburg erlaubt haben, an Elbe und Alster einen Hafen 
anzulegen. Mit der entsprechenden Urkunde seien auch 
zahlreiche Privilegien verbunden gewesen  - so zum Beispie l der 
zollfreie Warentransport auf der Unterelbe. Doch ausgerechnet 
ein Einheimischer wies zweifelsfrei nach, dass das Dokument, 
das Hamburg zu Deutschlands »Tor zur Welt« erklärte, 
keinesfalls vom Kaiser oder seinen Schreibern stammte, sondern 
im Hamburger Rathaus gefälscht worden war. Anhand von 
Siegel, Pergamentart, Schrift, Stil und den angegebenen 
Zeugennamen konnte Heinrich Reincke im Jahre 1907 
unzweifelhaft belegen, dass die Hamburger sich ihren »Freien 
Hafen« einfach erschwindelt hatten. Und zwar erst um 1266, 
denn das war das Jahr, in dem sie sich zum ersten Mal auf das 
angeblich kaiserliche Dokument beriefen. Hintergrund war ein 
erbitterter Handelsstreit mit den Städten Stade und Bremen, die 
für die Schiffe nach und von Hamburg hohe Zölle einforderten. 
Den Hamburger Hafen hatte es nämlich schon lange vor 
Erstellung der ominösen Urkunde gegeben, und er war 
demzufolge auch schon seit geraumer Zeit ein wichtiger 
Wirtschaftsfaktor im Leben der Küstenbewohner. Erst als die 
Hamburger vor dem Bremer Erzbischof mit besagter Urkunde 
auftraten und sich auf ihre vorgeblichen Privilegien beriefen, 
mussten Stade und Bremen wohl oder übel ihre Zollschranken 

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öffnen. Die Folgen sind bekannt: Der Hamburger Hafen wurde 
zum größten Warenumschlagplatz Europas, die Stadt blühte auf 
und nannte sich schon sehr bald »Freie Stadt«. 

Und weil das mit der ersten Fälschung so gut geklappt hatte, 

wiederholten die cleveren Hamburger Ratsherren ihren Coup 
400 Jahre später. Anhand eines ganzen Pakets von gefälschten 
Unterlagen und Urkunden wiesen die Hanseaten dem 
Reichskammergericht nach, dass sie schon seit den Zeiten Karls 
des Großen eine Freie Reichsstadt gewesen waren  - eine 
Behauptung, die aus heutiger Sicht abenteuerlich anmuten muss. 
Denn als Karl der Große seine Regierungsgeschäfte tätigte, war 
Hamburg noch nicht viel mehr als eine mittelgroße Ansiedlung 
in morastigem Gelände. Von einer Stadt, einer Reichsstadt oder 
gar einer »Freien Reichsstadt« konnte nicht die Rede sein. Doch 
die Historiker waren offenbar dünn gesät, so dass das 
Reichskammergericht nach langwierigen Verhandlungen die 
»Hamburger Kröte« schließlich schluckte und die Stadt im Jahr 
1768 offiziell zur »Freien Reichsstadt« erhob  - ein Titel, der 
wenig später in »Freie und Hansestadt Hamburg« umgewandelt 
wurde. 

Der Historiker Reincke übrigens wurde mit seinen 

Erkenntnissen nicht glücklich. Der Hamburger Senat des Jahres 
1907 verbot ihm sogar, sie zu veröffentlichen eine 
Zuwiderhandlung wäre mit Kerkerhaft bestraft worden. Bevor 
Sie jetzt aber, lieber Leser, verächt lich den Kopf schütteln und 
von betrügerischem Etikettenschwindel sprechen, möchten wir 
Ihnen eines zu bedenken geben: Die Hamburger vertraten 
lediglich die legitimen Interessen ihrer Stadt und 
Urkundenfälschungen gehörten im Mittelalter durchaus zu den 
normalen Gepflogenheiten, um sich durchzusetzen. Auch die 
Staufer und Habsburger »erschwindelten« sich auf diese Art so 
manchen Titel und so manches Erbe. 

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F wie Fremdenlegion 

So mancher Ganove spekuliert tatsächlich heute noch darauf, 

im völlig ausweglosen Fall sein Glück bei der Fremdenlegion 
versuchen zu können. Doch diese französische Kompanie, die 
auf die Kolonialzeit zurückgeht, akzeptiert schon lange keine 
Kriminellen mehr in ihren Reihen. Früher wurden in die Legion, 
die in der algerischen Wüste ihr Hauptquartier hatte, 
ausschließlich ausländische Legionäre aufgenommen, wobei 
sicherlich auch der eine oder andere gesuchte Gesetzesbrecher 
Unterschlupf fand. Noch zu Zeiten des Indochina-Kriegs in der 
Mitte des 20. Jahrhunderts zählte die Legion rund 40000 Mann, 
die einzig für französische Interessen außerhalb der Grenzen des 
Mutterlandes kämpfen durften. Mittlerweile versehen höchstes 
noch 8000-10000 Männer ihren Dienst in der Legion, die auch 
zur eventuellen Verteidigung Frankreichs eingesetzt werden 
könnt en. Zwar werden nach wie vor Ausländer aufgenommen, 
doch erst nach Rücksprache mit den Strafverfolgungsbehörden 
der jeweiligen Heimatländer. Gesuchte Verbrecher oder 
Drogenabhängige werden von vorneherein ausgeschlossen. 

F wie Friedhof 

Die Bezeichnung Friedhof hat eigentlich nichts mit dem 

»Frieden« der dort Begrabenen zu tun. Das Wort stammt vom 
althochdeutschen »frithof«, mit dem sowohl ein Vorplatz als 
auch der Vorraum einer Kirche bezeichnet wurden. Dieser 
ummauerte, geschützte Platz vor der Kirche diente häufig als 
Begräbnisstätte. 

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F wie Frostbeulen 

»Mensch, ist das kalt heute. Ich krieg' noch Frostbeulen«. 

Solchen Sätzen fehlt eigentlich der kausale Zusammenhang. 
Denn die sogenannten Frostbeulen haben mit arktischer Kälte 
direkt nichts zu tun, sondern  sind lediglich das Resultat von 
Gefäß- und Kreislaufstörungen der Haut. Zu diesen kommt es, 
wenn die Empfindlichkeit der betreffenden Hautpartien 
krankhaft gesteigert ist und sie damit anfällig gegen Nässe und 
Kälte werden. Frostbeulen können also durchaus von Kälte 
hervorgerufen werden  - ein Resultat der Temperatur sind sie 
jedoch nicht. 

F wie Fußball 

Fußball  - Hobby, Leidenschaft, Religion. Zumindest in 

Europa und Südamerika ist dieses Ballspiel in Sachen 
Popularität ganz weit oben angesiedelt und vor allem dem 
sogenannten »kleinen Mann« oftmals eine 
Herzensangelegenheit. Nicht zuletzt deshalb wird gern und oft 
behauptet, Fußball sei von der Arbeiterklasse ersonnen und 
verbreitet worden - das Gegenteil jedoch ist richtig. Gegen Ende 
des 19. Jahrhunderts waren es vor allem junge englische 
Akademiker, die in langarmigen Hemden und wadenlangen 
Hosen gegen den Lederball traten. Auch als das Spiel auf den 
Kontinent kam, gaben zunächst Studenten, Juristen und junge 
Offiziere den Ton auf den Bolzplätzen an. Der traditionelle 
Arbeitersport in diesen Jahren war das Turnen. Auch und vor 
allem die Burschenschaften und schlagenden Verbindungen der 
Hochschulen entdeckten den Fußball als elitäres Hobby und 
gaben den ersten Clubs auch die patriotisch anmutenden Namen: 
»Borussia«, »Alemannia« oder »Westfalia« hießen die Vereine 
damals. 

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Erst in den 30er Jahren wurden immer mehr einfache Arbeiter 

in den Spielgemeinschaften geduldet nicht zuletzt dank der 
Erfolge der Ruhrpotthelden von Schalke 04. Dieser Club aus 
Gelsenkirchen,  benannt nach einem Zechenstadtteil, galt als 
Symbol für die sportliche Schlagkraft der Bergwerkkumpel, und 
Schalke ist es auch, das heute zu Recht den Anspruch erheben 
kann, den Fußball zu den »kleinen Leuten« gebracht zu haben. 

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7. Von Galgen bis Gutenberg 

wie Galgen 

Ein schwarz gekleideter, hagerer Mann steht auf einem 

Podest. Um ihn herum eine gaffende und zuweilen johlende 
Menschenmenge in Erwartung des schaurigen Schauspiels, das 
gleich geboten werden soll. Der schwarze Mann ist der Henker 
und der andere, der jetzt von zwei grobschlächtigen Schergen 
auf die Plattform geführt wird, ist sein Opfer. Sie haben diese 
Szenerie vermutlich schon im einen oder anderen Film miterlebt 
- im wirklichen Leben ist der »Tod durch den Strang« 
glücklicherweise nicht mehr üblich. Doch nach wie vor ist das 
»Hängen« die berühmteste (und berüchtigtste) Hinrichtungs-
Methode und nach wie vor sind auch die meisten Menschen der 
Meinung, der Delinquent sterbe am Galgen den langsamen, 
qualvollen Erstickungstod. Dem ist jedoch nic ht so. Zwar bleibt 
das Resultat das gleiche, doch am »Henkersbaum« starben die 
Verurteilten zumeist innerhalb weniger Sekunden (manchmal 
nur Bruchteile von Sekunden), nachdem die Klappe zu ihren 
Füßen sich unter ihnen geöffnet hatte. Ohne dies jetzt weiter 
vertiefen zu wollen (vielleicht sind Sie ja gerade beim Essen 
oder gehören zu den höchst sensiblen Gemütern), dürfen wir 
Ihnen sagen, dass der Tod zumeist durch Genickbruch bei 
gleichzeitiger Zerstörung des Atemzentrums eintrat. Allerdings 
konnte es auch  vorkommen, dass die Schlinge unsachgemäß 
angesetzt wurde, dies konnte dann durchaus bedeuten, dass das 
Genick zunächst intakt blieb und die Atemwege und 
Halsschlagadern zusammengepresst und somit undurchlässig 
wurden. In diesen Fällen kam es dann zum minutenlangen 
Zappeln der Opfer, denen sowohl die Blutzufuhr zum Großhirn 

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abgeschnitten wurde als auch die Luft langsam ausging. Sie 
erstickten qualvoll. 

G wie Galileo Galilei 

Vor allem Agnostiker und Atheisten führen immer wieder 

gerne den italienischen Astronomen und Physiker Galileo 
Galilei an, wenn es darum geht, die Intoleranz und 
Engstirnigkeit der Kirche zu beweisen. Der Gelehrte aus der 
Toskana (1564-1642), der vermeintlich auch den unsterblichen 
Satz »Und sie bewegt sich doch« geprägt haben soll (hat er nie 
gesagt. Wurde von einem Historiker des 17. Jahrhunderts 
erdichtet), vertrat Zeit seines Lebens das Weltbild des 
Kopernikus. Das heißt, Galileo ging von einer sich bewegenden 
Erde aus und spätestens als er durch sein mächtiges Teleskop 
die Monde des Jupiter entdeckt hatte, warf er das bis dahin 
gültige Weltbild von der Erde als Mittelpunkt des Universums 
über Bord. Für die damals allmächtige Kirche wäre das Grund 
genug gewesen, den unbequemen Professor schon jetzt zu 
verurteilen, doch lange Jahre gescha h nichts dergleichen. Im 
Gegenteil: Der Vatikan zeigte sich durchaus interessiert an 
Galileis Theorien, der Papst empfing ihn zur Audienz und vom 
Orden der Jesuiten wurde er für seine wissenschaftlichen 
Verdienste sogar geehrt. Erst als er, der immer wieder auf Neid, 
Anfeindungen und Unverständnis seiner weniger berühmten 
Kollegen stieß, das ptolemäische Weltbild endgültig als 
»grundfalsch« bezeichnete und seine eigenen Theorien die 
einzig richtigen nannte, wurde man in Rom ein wenig 
ungehalten. Die Kirche  sah ihren Monopolanspruch attackiert  - 
und da dies auch noch in aller Öffentlichkeit geschah, zitierte 
man den Mann aus der Toskana zum Rapport. Allzu streng war 
man aber immer noch nicht, denn Galileo durfte aufgrund einer 
angeblichen Krankheit die Reise  mehrmals verschieben. Als er 

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1633 dann endlich in Rom eintraf, bewohnte er recht 
komfortable Räumlichkeiten und der Vatikan stellte ihm sogar 
einen Dienstboten zur Verfügung. Unter großer Anteilnahme der 
Öffentlichkeit kam es dann zum Inquisitionsverfahren, in dem 
sich die Richter ebenfalls unerwartet nachsichtig zeigten. Sie 
veranlassten ihn zwar durch »sanften Druck«, seinen Lehren 
abzuschwören, doch das Urteil lautete schließlich lediglich auf 
Ungehorsam. Sieben Bußpsalmen sollte er in den 
anschließenden drei Jahren jede Woche beten und eine 
mehrmonatige Kerkerstrafe verbüßen. Diese jedoch musste 
Galileo aufgrund seiner angegriffenen Gesundheit nicht einmal 
antreten  - die Kirche erlaubte ihm, seinen Lebensabend auf dem 
luxuriösen Anwesen des Erzherzogs der Toskana zu verbringen. 
Dort stand er zwar unter Aufsicht, aber nur, was seine 
Äußerungen in der Öffentlichkeit betraf, seine Forschungen 
durfte er weiterhin betreiben. Vom Vatikan erhielt er bis zu 
seinem Tod sogar eine großzügige Rente, so dass offensic htlich 
die Mär vom verarmten und verbitterten Folteropfer in späteren 
Jahren von seinen Jüngern erfunden wurde. 

G wie Gehirn 

Masse ist nicht gleich Klasse - dass dieser simple Merksatz 

auch für das Gehirn zutrifft, dürfte die meisten Leser 
überraschen. Im  Gegensatz zur landläufigen Meinung muss 
nämlich das Hirn eines großen Denkers keinesfalls größer oder 
schwerer ausfallen als das »Oberstübchen« eines anerkannten 
Trottels. So wog das Gehirn, das man dem Schädel des 
berühmten französischen Schriftstellers, 

Essayisten und 

Humanisten Anatole France (1844-1924) nach seinem Ableben 
entnahm, gerade mal 1160 Gramm  - nicht viel, wenn man 
bedenkt, dass der Durchschnitt eines Männerhirns bei 1375 
Gramm liegt. Sein russischer Kollege Iwan Turgenjew hätte 

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dagegen mit 2012 Gramm »prahlen« können und auch Friedrich 
Schiller brachte es immerhin auf 1530 Gramm. War France also 
dümmer? Ach was  - nicht die Schwere macht's, sondern die 
Anzahl der kleinen grauen Zellen in der Gehirnrinde, und da war 
Anatole France sicherlich ganz weit vorn dabei. 

G wie Gehör 

Hochmusikalische Menschen verfügen zumeist über das 

sogenannte »absolute Gehör«. Falsche Töne filtern sie mit 
verblüffender Sicherheit aus der gewaltigen Klangfülle eines 
Orchesters heraus und eine nicht ganz korrekt gestimmte 
Violine mag ihnen Höllenqualen bescheren. So weit, so gut, 
doch der daraus abzuleitende Umkehrschluss ist leider falsch: 
Ein absolutes Gehör kann nämlich nicht ohne weiteres als 
Beweis für Musikalität herangezogen werden. Die Begabung 
eines Menschen lässt sich nicht daran festmachen, ob er einen 
Ton in seiner tatsächlichen Höhe bestimmen kann, ohne ihn mit 
einem anderen Ton vergleichen zu müssen. Das ist zwar schon 
ganz nett, doch ob er deswegen mit dem Gehörten auch ein 
Klangbild verbindet oder musikalisches Verständnis aufbringt, 
ist damit nicht gesagt. 

Ein gutes Gehör lässt sich durch Übung zu einem »absoluten« 

verbessern  - Talent allerdings kann man sich durch Üben nicht 
erwerben. 

G wie Geschwindigkeit 

Mit den physikalischen Erkenntnissen des 20. Jahrhunderts 

hat sich die menschliche Sprache auch beim Thema 
»Geschwindigkeit« um zwei Varianten erweitert: Die Schall-  
und die Lichtgeschwindigkeit. Doch wie so häufig, werden auch 

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hier wissenschaftliche Arbeitsgrundlagen als »Allgemeinplätze« 
missbraucht und fehlgedeutet. So ist zum Beispiel die 
»Schallgeschwindigkeit« keine Konstante. Mit ihr lässt sich 
nicht exakt messen, wie schnell beispielsweise ein Flugzeug 
unterwegs ist. Warum? Nun, bei einer Temperatur von exakt 0 
Grad Celsius legt der Schall in eine r Sekunde 331 Meter zurück. 
Bei etwa 15 Grad sind es schon 341 Meter. So beginnt ein 
»Überschallflug« in der arktischen Kälte von rund  -30 Grad 
bereits bei etwa 1070 km/h und bei 20 Grad plus erst bei etwa 
1240 km/h. 

Ähnlich unbestimmt verhält es sich auch mit der 

Lichtgeschwindigkeit: Diese beträgt im luftleeren Raum, dem 
sogenannten Vakuum, tatsächlich die vielzitierten 300 000 
km/h. Doch die Phasengeschwindigkeit des Lichts hängt direkt 
mit dem sogenannten »Brechungsindex« des jeweiligen 
Mediums zusammen. Im Klartext: Im Wasser ist das Licht rund 
70000 km/h langsamer und auch in der normalen Atmosphäre ist 
die Geschwindigkeit des Lichts deutlich niedriger als im 
luftleeren Raum. 

G wie Gewitter 

»Nur ein Wunder rettet diejenigen, die in einem Gewitter vom 

Blitz getroffen werden  - in der Regel stirbt man sofort.« Diese 
Behauptung klingt einleuchtend, wenn man die enormen Kräfte 
und Spannungen berücksichtigt, die sich in einem Blitzschlag 
entladen ist aber (Gottseidank) nicht richtig. Der Mensch 
nämlich erweist sich als wesentlich zäher als vermutet: 
Tatsächlich sterben nur etwa 40 Prozent der Blitzschlagopfer. 

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G wie Giftgas 

Nach der Genfer Konvention geächtet, gilt »Giftgas« heute als 

eine der schrecklichsten Erfindungen der Neuzeit. Bei 
»schrecklich« können wir zustimmen, doch das mit der 
»Neuzeit« ist nachweislich falsch. Schon um 400 n. Chr. 
verwendeten die Truppen des chinesischen Kaiserreichs 
Senfgas, um ihre Gegner zu betäuben. Die übelriechende Wolke 
wurde mit großen Gebläsekonstruktionen in Richtung des 
Feindes getrieben, und wer zuviel davon einatmete, konnte auch 
daran sterben. 

G wie Glück Auf 

Dieser angeblich traditionelle Bergmannsgruß wurde nicht 

von den »Kumpeln« erfunden. Schon im 15. Jahrhundert war in 
Franken die Wendung »Glück Zu« ein beliebter Gruß, die 
Nürnberger ersetzten um 1600 erstmals das »zu« durch »auf«. 
Um 1675 kam der Gruß dann zu den Grubenarbeitern des 
Erzgebirges, die sich damit von den städtischen Zünften 
absetzen wollten. Die pflegten nämlich noch das althergebrachte 
»Glück zu« zu verwenden. 

G wie Göttliche Komödie 

Dante Alighieri, zumeist einfach »Dante« genannt, gilt noch 

heute als größter Dichter Italiens. Außer seiner Brillanz 
zeichnete sich Dante auch durch vorbildliche Bescheidenheit aus 
und er selbst wäre wohl nie auf die Idee gekommen, sein größtes 
Werk als »Göttliche Komödie« zu bezeichnen. Er selbst betitelte 
sie nämlich schlicht als »La Commedia« und erst 200 Jahre nach 
seinem Tod ließen geschäftstüchtige Buchdrucker um 1550 das 

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Wörtchen »göttlich« hinzufügen. 

G wie Gold 

Jahrhunderte lang versuchten Alchimisten aller Herren 

Länder, aus Blei oder Eisen Gold zu machen. Offensichtlich ist 
es allerdings keinem gelungen, denn sonst wäre dies der Historie 
wohl kaum verborgen geblieben. Möglich ist es mittlerweile 
jedoch, denn mittels künstlich erzeugter Radioaktivität ließen 
sich die Elemente im gewünschten Sinne umformen. Aus Blei 
würde dann Gold, doch das Verfahren ist zum einen sehr 
langwierig und zum anderen derart kostspielig, dass der 
mögliche Verkaufserlös des gewonnenen  Goldes dagegen 
höchst bescheiden ausfiele. 

G wie Golfstrom 

Ein echter Klassiker des Geographieunterrichts ist die 

Behauptung, der Golfstrom sei die Warmwasserheizung 
Europas. Diese Meeresströmung, die im Golf von Mexiko ihren 
Anfang nimmt, fließt entlang der amerikanischen Ostküste 
nordwärts und trifft schließlich auf den eiskalten Labradorstrom. 
Doch dass der Golfstrom tatsächlich den Atlantik überquert und 
unter anderem die Südküste Irlands erwärmt und die 
skandinavischen Häfen eisfrei hält, konnte bis he ute nicht 
bewiesen werden. Zwar gibt es tatsächlich eine warme 
Meeresströmung innerhalb der genannten Nordseeregionen, 
doch woher diese stammt, konnte bis zur Drucklegung dieses 
Buches nicht ermittelt werden. Der Golfstrom jedenfalls ist es 
nicht - dieser verliert sich in den Weiten des Nordatlantik. 

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-92- 

G wie Guillotine 

Fast selbstverständlich verbindet man die französische 

Revolution mit der Guillotine. Doch dieses höchst effiziente 
Instrument, mit dessen Hilfe so manch adliger Kopf vom Rumpf 
getrennt wurde,  ist nicht den Franzosen und schon gar nicht 
ihren Revolutionären zuzuschreiben. Und auch der Pariser Arzt 
Dr. Guillotin dürfte nicht eben erbaut darüber gewesen sein, 
dass seine Landsleute der »Köpfmaschine« ausgerechnet seinen 
Namen verliehen  - hatte er doch eher humane Anliegen 
vertreten. Er hatte in der Nationalversammlung am 10. Oktober 
1789, drei Monate nach Beginn der Revolution, gefordert, eine 
etwas menschenwürdigere Form der Todesstrafe zu finden, bei 
der die Opfer nicht unnötig zu leiden hätten. Die Versammlung 
griff den Vorschlag auf und konstruiert wurde die Maschine 
schließlich von einem Chirurgen des Pariser Krankenhauses, der 
sie im Jahr 1792 der Öffentlichkeit vorstellte. Nach ihm, Dr. 
Antoine Louis, wurde das Gerät zunächst auch benannt: »Petit 
Louison«. Wann der Begriff »Guillotine« schließlich in den 
allgemeinen Sprachgebrauch überging, ist nicht bekannt. 

Dr. Louis hat sich vermutlich an bereits bestehenden 

»Vorbildern« aus England und Deutschland orientiert. In 
England hatte man zum Köpfen der Verurteilten schon knapp 
100 Jahre zuvor eine primitivere Form des Instruments 
verwendet, und diese, wie auch ihre deutsche »Schwester«, 
schienen ihren Zweck ebenfalls »ausgezeichnet« zu erfüllen. 
Dass die »Guillotine« schließlich so bekannt wurde, lag 
wahrscheinlich an der Häufigkeit ihrer Benutzung: Ohne 
unnötigen »Stress« oder gar »Materialermüdung« konnte ein 
einziger Henker mit ihr stündlich Dutzende von Opfern vom 
Leben zum Tode befördern. 

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-93- 

G wie Gutenberg 

Gutenberg, geboren 1400 in Mainz, war nicht der Erfinder des 

Buchdrucks. Zwar wird dies nach wie vor behauptet und lässt 
sich auch in vielen Geschichtsbüchern nachlesen, doch der als 
Johannes Gensfleisch geborene Mainzer war »lediglich« der 
Erfinder der »beweglichen Lettern«. Er produzierte einze lne 
Druckbuchstaben, die  - je nach Bedarf  - zu Worten und Zeilen 
zusammengesetzt werden konnten. Nach Beendigung des 
Druckauftrags konnte man diese Lettern für weitere Zwecke 
wieder verwenden. 

Einzelne Druckversuche und erste Ansätze zum 

Buchstabendruck jedoch hatte es schon lange vor Gutenberg 
gegeben. Sein Verdienst bestand in erster Linie darin, diese 
Ideen gebündelt und in ein sinnreiches System eingebunden zu 
haben. So entwickelte er unter anderem auch eine Gießerei für 
die Lettern, eine brauch- und ha ltbare Druckfarbe sowie eine 
geeignete Druckerpresse. Mit der weltberühmten Gutenberg-
Bibel, dem ersten vielseitigen Druckerzeugnis der 
Menschheitsgeschichte, überzeugte er auch seine Zeitgenossen 
von der neuen Technik und starb 1468 als berühmter, geachteter 
und reicher Mann. 

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-94- 

8. Von Haare bis Hund 

H wie Haare 

Samson wusste schon, was er an seiner Haarpracht hatte: 

Ohne sie war er kraftlos. Und wenn wir uns heute nicht mehr 
ganz schlüssig sind, was die Bibel uns damit lehren wollte, 
können wir doch mit Fug  und Recht behaupten, dass auch der 
moderne Mensch an seinen Haaren »hängt«. Fast logisch also, 
dass sich um des Kopfes Zier so manche Legende »rankt« und 
so manche Behauptung an einem ganz langen, dünnen Haar 
herbeigezogen wird. Beispiele gefällig? Bitteschön. So manche 
Mutter einer pubertierenden Tochter seufzt angesichts der 
unzähligen Stunden, die ihr erblühender Nachwuchs im 
Badezimmer zubringt: »Kind  - wasch dir doch nicht so oft die 
Haare. Davon fallen sie aus«. In Zukunft kann das Töchterchen 
auf die folgenden Zeilen verweisen: »Falsch, Mutti. Der Mensch 
verliert pro Tag ohnehin rund 70 Haare (mal zehn mehr, mal 
zehn weniger) - ganz unabhängig davon, wie oft er sie wäscht.« 

Viele von denjenigen, die schon ein bisschen zuviel Haare 

verloren haben, gehe n besonders häufig zum Friseur. Unter der 
Schädeldecke mit dem lichten Haar tragen sie nämlich die 
Hoffnung, dass durch häufiges Schneiden das Haarwachstum 
gefördert wird. Leider, leider - dem ist nicht so. Zwar wachsen 
kürzere Haare in der Tat schneller als lange Mähnen, doch die 
Zahl wird dadurch nicht größer. Kahle Stellen bleiben kahl und 
bis zum heutigen Tag ist auch noch kein Mittelchen gefunden 
worden, das dagegen etwas ausrichten könnte. 

Eine besonders schaurige Geschichte rund ums Haupthaar 

wird ebenfalls gern und oft kolportiert. So wird behauptet, das 
Haar von Verstorbenen wachse noch eine ganze Weile weiter. 

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-95- 

Welcher Leichenbestatter diese Fabel auch in Umlauf gesetzt 
hat  - er hat entweder ein Schlückchen zuviel getrunken oder 
wollte seine Zuhörer ein bisschen schockieren. Tatsache ist, dass 
Haar und Nägel über den Blutkreislauf mit Nährstoffen versorgt 
werden. Wenn also das Herz stillsteht und kein »Nachschub« 
mehr geliefert wird, hört auch das Haarwachstum auf. Lediglich 
Bärte können noch etwas länger werden, doch selbst das ist eine 
optische Täuschung: Wenn die Gesichtshaut austrocknet und 
einschrumpft, kann das einzelne Barthaar schließlich bis zur 
Wurzel »gesichtet« werden und mag dem Betrachter damit 
länger vorkommen. 

H wie Hängematte 

Völlig logisch  - das Wort »Hängematte« setzt sich aus 

»hängen« und »Matte« zusammen. Völlig logisch… aber leider 
falsch. Tatsächlich leitet sich der Name der gemütlichen 
Schlummerschaukel vom indianischen »hamaca« her. Die Maya 
transportierten darin hohe Würdenträger, und von Mittelamerika 
aus fand die Hängematte über Spanien und Portugal auch den 
Weg nach Deutschland. Ausgesprochen wurde der indianische 
Begriff unterschiedlich  - die Briten sollen aus »hamaca« 
seinerzeit »hangmatta« gemacht haben: Bis zur deutschen 
»Hängematte« war es von da aus nur noch ein kurzer Weg. 

H wie Haie 

Spätestens seit Hollywood den »Weißen Hai« auf die 

erschreckten Kinobesucher losließ, haftet dem »Tiger der 
Meere« der Ruf des erbarmungslosen Menschenkillers an. Doch 
damit tut man den me isten Haien Unrecht, denn nur ein knappes 
Dutzend der über 350 verschiedenen Arten trauen sich 

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-96- 

überhaupt an den Menschen ran. Zugegeben - das ist noch keine 
wirkliche Beruhigung, und wenn Sie im Küstengewässer einem 
Hai begegnen, sollten Sie nicht unbedingt Zeit damit 
verschwenden, seine Art festzustellen. Doch fest steht, dass Haie 
normalerweise nur dann attackieren, wenn sie provoziert werden 
oder wenn gar nichts anderes zu fressen da ist als der einsame 
Surfer. Eine Ausnahme ist allerdings der weiße Hai  (Hollywood 
hatte also doch Recht). Dieser größte und gefährlichste seiner 
Art greift mitunter auch grundlos an  - ihm verdanken seine 
Artgenossen ihren schlechten Ruf. Insgesamt sollen seit 1911 
(frühere Aufzeichnungen stehen nicht zur Verfügung) bis heute 
29 Menschen weltweit von weißen Haien getötet worden sein. 
Da auch andere Haie (Tigerhai oder Blauhai) schon Menschen 
als zweites Frühstück goutiert haben, beläuft sich die Zahl der 
Todesopfer durch Haiangriffe auf rund 60. 

H wie Hamburger 

Als das möglicherweise amerikanischste aller Gerichte hat 

sich im Laufe der letzten Jahrzehnte der »Hamburger« etabliert. 
Folgerichtig sind auch die meisten Amerikaner der 
Überzeugung, das Wort leite sich von »ham« (Schinken) ab - so 
wie der »Cheeseburger« seinen Namen eben vom darauf 
drapierten Käse erhielt. Doch in Wahrheit stammt der Name 
»hamburger« tatsächlich von der deutschen Großstadt Hamburg 
und kann auf eine stolze Tradition zurückblicken. Das 
»Hackfleischscheibchen« nämlich wurde von den Hanseaten 
bereits im 14. Jahrhundert als schnelle Zwischenmahlzeit 
entdeckt und gelangte dann etwa 400 Jahre später mit deutschen 
Einwanderern nach New York. Dort hatte ein aus Pinneberg 
stammender Koch namens Georg Knecht die Idee, seinen 
Gästen einen schnellen Mittagstisch zu servieren, den sie im 
Falle einer überfüllten Gaststätte oder wenn sie in großer Eile 

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-97- 

waren, auch ohne Teller und Besteck genießen konnten. Also 
klemmte er das Hackfleisch einfach zwischen zwei 
Brotscheiben. 1904 wurde diese Kreation dann der »kulinarische 
Schlager« auf der Weltausstellung von St. Louis, wo man 
mittlerweile noch auf die Idee gekommen war, das Hackfleisch 
mit Soße und Zwiebeln zu versehen. Diese Köstlichkeit hieß zu 
dieser Zeit noch einfach »Hamburg« - das »er« wurde im Laufe 
der Jahre angehängt. 

H wie Haschisch 

Der Erwerb von Haschisch, der Handel mit Haschisch und der 

Anbau von Haschisch sind verboten. Nicht aber der Besitz von 
Haschisch, doch dieser wird fast unmöglich, wenn man es weder 
kaufen noch anbauen darf. Ein Grund für diese rigide  Haltung 
der Justiz ist die Meinung, Haschisch sei eine süchtigmachende 
Substanz und damit gefährlich. Egal ob die Konferenz der 
Innenminister nun entsetzt aufstöhnt  - Haschisch macht nicht 
automatisch süchtig und ist wesentlich ungefährlicher als 
beispielsweise Alkohol oder Nikotin. Nicht dass Sie diese Zeilen 
missverstehen: Wir wollen keinesfalls zum Haschisch-Konsum 
anregen. Doch der Blütenextrakt der Hanfpflanze, die vor allem 
in Kleinasien angebaut und geerntet wird, kann in Maßen sogar 
gesundheitsfördernde Wirkung haben. Dies lässt sich von 
Alkohol und Nikotin nicht behaupten und noch viel weniger von 
den »harten« und wirklich süchtigmachenden Drogen wie 
Kokain, LSD oder Heroin. Es gilt jedoch für den Gebrauch von 
Haschisch auch, dass es den Konsumenten mehr oder weniger in 
einen Rauschzustand versetzt, so dass er alltägliche 
Verrichtungen wie beispielsweise Autofahren tunlichst 
unterlassen sollte. Das Wahrnehmungsvermögen und die 
Reaktionsfähigkeit werden durch Haschisch-Genuss erheblich 
eingeschränkt. 

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-98- 

H wie Hattrick 

Gerd Müller, der »kleine dicke Bomber der Nation«, feierte 

im Laufe seiner Karriere ein halbes Dutzend »Hattricks« und 
setzte sich nicht zuletzt dadurch ein Denkmal für die Ewigkeit. 
Einen »Hattrick« schafft ein Fußballer dann, wenn er binnen 
einer einzigen Halbzeit dreimal ins gegnerische Tor trifft, ohne 
dass ein anderer Spieler zwischendurch erfolgreich war oder die 
andere Mannschaft getroffen hat. Doch die meisten 
Fußballreporter, die einen Hattrick voller Leidenschaft 
kommentieren, ahnen nicht, dass der Ausdruck gar nicht aus der 
Fußballterminologie stammt. Tatsächlich entspringt er dem 
urbritischen »Kricket«, bei dem es unter anderem darum geht, 
mit einem Ballwurf das sogenannte »Wicket« zu treffen. 
Schaffte ein Werfer dies dreimal hintereinander, so wurde ihm 
anschließend ein spezieller »hat« (engl. für Hut) verliehen und 
aus den Worten »hat« und »Wicket« entstand der »Hattrick«. 

H wie Hauptmann von Köpenick 

Ob Heinz Rühmann oder Harald Juhnke ihn verkörperten  -  

immer spielten sie Wilhelm Voigt alias »Der Hauptmann von 
Köpenick« als ewigen Verlierer, dem am Ende weder 
Mutterwitz noch Einfallsreichtum aus der Patsche helfen 
können. Doch ganz so ein armes Würstchen war Voigt nicht. Im 
Gegensatz zu den meisten Verfilmungen und Bühnenversione n 
seines berühmten Bubenstückes hatte dieses nämlich durchaus 
ein Happyend. 

Zunächst mal eine kurze Inhaltsangabe für alle diejenigen, die 

mit Wilhelm Voigts berühmter Amtsanmaßung nicht ganz so 
vertraut sind. Am 16. Oktober 1906 machte sich Voigt die 
typisch deutsche Uniformhörigkeit zunutze, schmiss sich in 
einen altgedienten Offiziersfummel, gab sich gegenüber einigen 

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-99- 

vorbeikommenden Grenadieren als Hauptmann aus und besetzte 
das Rathaus von Köpenick. Zu diesem Zeitpunkt hatte der 
54jährige bereits 28 Lebensjahre hinter schwedischen Gardinen 
verbracht, denn in den preußischen Polizeiakten war er als 
notorischer Kleinganove bekannt, der sich mit Einbrüchen, 
kleinen Betrügereien und Diebstählen über Wasser hielt. Sein 
berühmter Streich brachte ihn noch einmal 20 Monate hinter 
Gitter - eine relativ milde Strafe angesichts der Anklage, die auf 
Amtsanmaßung, Urkundenfälschung, Beleidigung, Betrug und 
Freiheitsberaubung lautete. Nach Verbüßung seiner Strafe war 
Voigt ein gefragter Mann: Zunächst tingelte er als  »Ein-Mann-
Kabarett« über deutsche Jahrmärkte und erzählte seine 
Geschichte wohl an die tausend Mal, wobei er natürlich nicht zu 
erwähnen vergaß, dass der offensichtlich recht amüsierte Kaiser 
ihm einen Großteil der Gefängnisstrafe erlassen hatte. Nicht 
zuletzt dank des florierenden Verkaufs handsignierter 
Postkarten, die ihn in der Hauptmannsuniform zeigten, verdiente 
er mehr Geld als je zuvor in seinem Leben, kaufte sich in 
Luxemburg ein kleines Häuschen und lebte dort bis 1922 als 
durchaus zufriedener Rentner und wohlgelittener Nachbar. 

H wie Hermann der Cherusker 

Siegfried, Roland und Hermann - was haben diese drei Herren 

gemeinsam? Nun, zum einen gelten sie alle als Verkörperung 
deutschen Heldentums und zum anderen ist bei allen dreien 
recht zweifelhaft, ob sie überhaupt gelebt haben. (Siehe auch 
Stichwort »Roland«.) In Hermanns Fall rührt die Skepsis daher, 
dass in den römischen Aufzeichnungen der Schlacht vom 
Teutoburger Wald ein gewisser »Arminius« als Anführer des 
Cherusker-Heeres genannt wird. Andere Aufzeichnungen über 
diese Schlacht im 9. Jahrhundert existieren nicht. Historiker 
halten es für höchst zweifelhaft, dass Arminius eine lateinische 

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-100- 

Version des Namens Hermann ist, sie verweisen vielmehr auf 
einen ehemaligen römischen Militärtribun namens Arminius, der 
eines Tages die Seiten wechselte, sich gegen Kaiser Tiberius 
stellte und den germanischen Widerstand gegen die 
vorrückenden Invasoren aus dem fernen Rom organisierte. 
Warum Arminius das tat, ist nicht überliefert. Wenn man davon 
ausgeht, dass  dieser Arminius und der ominöse Germane 
Hermann ein und dieselbe Person waren, lässt sich bilanzieren, 
dass er in seinen Bemühungen sehr erfolgreich war. Schließlich 
gelang es ihm unweit des Teutoburger Waldes, dank 
ausgeklügelter Strategie, ein zahlenmäßig deutlich überlegenes 
Heer vernichtend zu schlagen. Die römische 
Geschichtsschreibung nennt sogar eine Zahl von 20000 Toten, 
die allerdings auch bezweifelt werden muss. Denn damit wäre 
die römische Besatzungsmacht im Norden Germaniens binnen 
weniger Stunden fast vollständig aufgerieben worden, kaum 
anzunehmen ist jedoch, dass ein Heerführer seine gesamten 
Einheiten in einer einzigen regionalen Auseinandersetzung 
konzentrierte. 

H wie Herz 

Nur eine kleine Randnotiz zum folgenden Satz: »Ich bin so 

aufgeregt - ich kann spüren, dass mein Herz schneller schlägt«. 
Richtig müsste dieser Satz lauten: 

»Ich glaube subjektiv wahrzunehmen, dass sich meine 

Herzfrequenz erhöht hat«. Hat sie aber nicht, denn ein durch 
Aufregung erhöhter Blutdruck lässt das Herz nur kräftiger 
schlagen, nicht aber schneller. Wenn ihr Puls also nach oben 
geht, haben Sie sich gerade sportlich oder körperlich verausgabt, 
oder Sie haben Fieber: In diesen Fällen schlägt das Herz 
tatsächlich schneller. 

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-101- 

H wie Hexen 

Der englische Historiker Dr. Wolf  Chapman sagte einmal: 

»Das einzig Helle am finsteren Mittelalter waren die Feuer der 
Hexenverbrennungen.« Was Chapman dabei allerdings nicht 
erwähnte, ist die Tatsache, dass Hexenverbrennungen in der von 
ihm angesprochenen Zeitspanne eigentlich kaum praktiziert 
wurden. Die sogenannten »dark ages« - finsteren Zeiten  - waren 
nämlich die Epoche zwischen dem Untergang des 
weströmischen bis zu dem des oströmischen Reiches - also von 
etwa 500 bis 1000 n. Chr. Zwar konnte man auch in diesen 
Tagen auf dem lodernden Scheiterhaufen seine Seele 
aushauchen, doch waren die Anklagen zumeist wesentlich 
konkreter als diejenigen der absurden Hexenprozesse der 
Renaissance. In einer Zeit, in der Luther und Gutenberg in 
Deutschland wirkten und zahlreiche Humanisten das Licht der 
Aufklärung am »Ende des Tunnels« leuchten sahen, feierte der 
Aberglauben fröhliche und makabere Urständ. Größtenteils 
Frauen  - aber auch etliche sogenannte »schwarze Magier« und 
Zauberer männlichen Geschlechts  - wurden beschuldigt, die 
Nachbarskühe verhe xt zu haben, für schlechte Ernten und übles 
Wetter verantwortlich zu sein oder im stillen Kämmerlein 
Giftmischerei zu betreiben. In diesen Jahren der kollektiven 
Hexenhysterie (ca. 1480 bis 1630) waren keinesfalls nur dumpfe 
Dorftrottel und einfältiggrausame Provinzrichter für die 
sinnlosen Pogrome verantwortlich. Nein, auch die erwähnten 
Humanisten  - Professoren, Mediziner, Philosophen, Politiker 
und Juristen  - ließen sich vom Irrsinn anstecken oder benutzten 
ihn gezielt für ihre eigenen Intrigen und Ränke. Denn was 
könnte einen unliebsamen Rivalen schneller mundtot machen, 
als ihm Hexerei anzudichten? Wie bringt man einen Mann eher 
zum Schweigen, als seiner Frau als »Hexe« den Prozess zu 
machen? Unrühmlich taten sich auch zwei berühmte Theologen 
und Reformatoren hervor: Martin Luther und Johann Calvin. 

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-102- 

Luther bezeichnete die Hexenverfolgung in einer seiner 
Schriften als »leider notwendig Übel wider die Wucherung der 
schwarzen Kuenste« und Calvin forderte die Bürger seiner 
Genfer Heimat ultimativ auf, »die Zauberer und Hexenweiber 
mit Stumpf und Stiel« auszurotten. Dass er dabei auf möglichst 
grausamen Verhörmethoden und qualvollen Hinrichtungen 
bestand, sei hier nur als Fußnote der Geschichte erwähnt. 

Festzuhalten bleibt, dass das »echte« Mittelalter zwar den Tod 

durch den Scheiterhaufen »eingeführt« haben dürfte, doch die 
systematische Verfolgung angeblicher Hexen und die damit 
verbundenen grausamen und sinnlosen Exzesse ließen noch gut 
400 Jahre auf sich warten. 

H wie Hinkelsteine 

Ein Indiz dafür, dass Comic-Lesen auch bilden kann, sind die 

Abenteuer von »Asterix und Obelix«. Die beiden »unbeugsamen 
Gallier« des Autorenduos Uderzo/Goscinny haben zwar nicht 
wirklich gelebt und auch die Existenz des »Zaubertranks« muss 
ganz entschieden angezweifelt werden, doch zumindest das 
Lieblingsspielzeug des starken Obelix gab es tatsächlich: Den 
Hinkelstein. In der Normandie wurden mehrere sogenannte 
»Menhir-Felder« gefunden, auf denen Dutzende der bis zu 20 
Meter hohen, von Menschenhand konkav geformten Steinriesen 
in langen Reihen stehen. Vermutlich handelt es sich bei diesen 
steinernen Alleen um Kult- und Begegnungsstätten einer uralten 
vorchristlichen Religion. Die deutsche Übersetzung des Wortes 
»menhir« kommt übrigens aus Rheinland-Pfalz. Dort wurde bei 
Monsheim ein derart behauener Menhir gefunden, der als 
Hinkelstein bezeichnet wurde. Der Name dürfte sich von 
»Hünenstein« ableiten  - eine althochdeutsche Bezeichnung für 
die ebenfalls meist konkav geformten schweren Steine auf den 
sogenannten Hünengräbern der Wikinger. Wer allerdings aus 

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-103- 

dem »Hünen« einen »Hinkel« gemacht hat, ist nicht bekannt. 

H wie Hippokrates 

Mediziner aller Länder berufen sich heute auf den »Eid des 

Hippokrates«, wenn es um ihr Berufsethos geht. Doch der 
griechische Arzt, der 377 v. Chr. das Zeitliche segnete, hat 
diesen Eid weder erfunden noch ihn der Nachwelt hinterlassen. 
Er wurde ihm erst etliche Jahrhunderte nach seinem Tod 
angedichtet, vermutlich um eine spätere medizinische Schrift 
durch den berühmten Namen und große Worte aufzuwerten. 
Fest steht, dass sich das sogenannte Genfer Ärztegelöbnis des 
Jahres 1948 auf diese dubiose Schrift beruft und dass dabei auch 
noch geschummelt wurde. Denn der unbekannte Hippokrates-
››Nachdichter« hatte neben der ersten Passage der Eidformel, 
die sich dem Wohl und der Gesundheit des Patienten 
verpflichtet gab, auch noch weitere Zeilen zu Papier gebracht: 
Darin hieß es unter anderem, dass jeder Arzt seine Kunst und 
sein Wissen nur an seine Söhne oder die Söhne seiner Lehrer 
weitergeben dürfe  - offensichtlich in der Absicht, die Zahl der 
möglichen Konkurrenten auf dem medizinischen Sektor so 
gering wie möglich zu halten. Diese und andere Textzeilen 
wurden in Genf stillschweigend übergangen  - wahrscheinlich 
war's auch besser so. 

H wie Höhlenmenschen 

… haben höchstwahrscheinlich gar nicht in Höhlen gelebt. 

Die Bezeichnung »Höhlenmensch« beruht lediglich darauf, dass 
viele Relikte unserer Urahnen in Höhlen gefunden wurden. So 
wurde gefolgert, der Urmensch müsse dort auch sein ständiges 
Domizil gehabt haben. Wie Erkenntnisse des 20. Jahrhunderts 

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-104- 

allerdings beweisen, hielten sich die ersten Menschen 
vorzugsweise im Freien auf und zogen sich in die düsteren und 
wohl auch angsteinflößenden, dunklen Räumlichkeiten nur dann 
zurück, wenn sie sich vor Gefahren oder dem Wetter verstecken 
mussten. Dass dennoch so viele Zeugnisse ihres Daseins in 
Höhlen entdeckt wurden, liegt schlicht und ergreifend daran, 
dass sie dort wesentlich besser konserviert wurden. 

H wie Holz 

Kennen Sie eigentlich den ehemaligen Werbespot für einen 

Schokoriegel? »Der ist so leicht, der schwimmt sogar in Milch«, 
hieß der Slogan, doch wäre es interessant zu wissen, ob sich die 
Autoren jemals Gedanken darüber gemacht haben, dass 
schließlich auch Holz oder ein Kuhfladen in Milch schwimmen 
können. Würden sie's deswegen essen? Allerdings ist die 
allgemeine Auffassung falsch, dass Holz immer auf Milch - oder 
auch auf Wasser  - schwimmt. Holz kann nämlich nur dann an 
der Oberfläche schwimmen, wenn sein Eigengewicht kleiner ist 
als das Gewicht der von ihm verdrängten Flüssigkeit. So wiegt 
ein Kubikmeter Wasser bekanntlich tausend Kilogramm, doch 
ein Kubikmeter vom Stamm eines afrikanischen 
Eisenholzbaumes kann es durchaus auf 1500 Kilo bringen. Ergo 
geht das Holz unter - wie ein Stein. 

H wie Holzblasinstrumente 

Ein diebisches Vergnügen bereitet es, scheinbar 

offensichtliche Tatsachen zu widerlegen. Dafür ein weiteres 
Beispiel: Holzblasinstrumente sind per Definition aus Holz! 
Falsch! Denn für die Klassifizierung des Instruments ist 
lediglich die Art der Klangerzeugung ausschlaggebend  - nicht 

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-105- 

der überwiegende Teil der Bausubstanz. So wird beispielsweise 
das Rohrblatt eines Saxophons aus Holz geschnitzt, und damit 
zählt dieses Instrument auch schon zu den 
Holzblasinstrumenten. 

H wie Hühner 

Zahlreiche Bauernregeln dichten Hühnern ganz erstaunliche 

Fähigkeiten an, von denen eine angeblich phänomenale 
Wetterfühligkeit zu den geläufigsten gehört. Ebenso wird seit 
Generationen behauptet, eine Henne gackere genau dann, wenn 
sie gerade ein Ei gelegt hat, um dieses freudige Ereignis der 
Umwelt kundzutun. Dies ist leider nicht ganz korrekt, denn 
eigentlich ist es dem Huhn ziemlich egal, ob die Kolleginnen 
das vollbrachte Werk zu würdigen wissen. Das Gackern ist 
lediglich ein Instinkt, den unsere geflügelten Freundinnen von 
ihren asiatischen Urahnen übernommen haben. Wenn nämlich 
ein Wildhuhn ein Ei zu legen hatte, suchte es sich ein ruhiges 
Plätzchen, und dies konnte zuweilen recht weit draußen in der 
Taiga sein. Da die Tiere von der Natur allerdings nicht eben mit 
einem guten Orientierungssinn ausgestattet wurden, gewöhnten 
sie sich an, nach getaner Arbeit möglichst laut zu gackern. 
Daraufhin gackerte oder krähte der weit entfernte Hahn 
ebenfalls eine Weile und anhand dieses akustischen 
Lotsendienstes fand die Henne zurück in heimatliche Gefilde. 
Wenn sie sich den Weg eingeprägt hatte, ging die junge Mutter 
wieder zum Ei zurück und tat ihre Pflicht: Sie brütete. 

H wie Hund 

Angeblich ist der Hund der beste Freund des Menschen, und 

da verwundert es doch sehr, dass viele Hundehalter sic h so 

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wenig Mühe geben, ihn besser kennenzulernen. Abgesehen von 
Kampfhundbesitzern, denen das Innenleben ihres Vierbeiners 
recht egal zu sein scheint, gibt es auch etliche Gerüchte und 
Halbwahrheiten zum Thema Hund, die dringend einer Korrektur 
bedürfen. So müssen wir beispielsweise dem Satz: »Also, der 
Hasso - der versteht jedes Wort«, energisch widersprechen, denn 
in diesem Fall wäre Hasso kein Hund, sondern ein Mensch. In 
aller Deutlichkeit: Der Hund versteht kein Wort von dem, was 
ihm gesagt wird. Weder in Deutsch, noch in Englisch, Japanisch 
oder Russisch. Kein Wort! Ehrlich! Allerdings verfügen Hunde 
über ein sehr starkes Empfindungsvermögen und über ein 
brauchbares Kurzzeitgedächtnis. Sie sind in der Lage, am 
Tonfall eines Menschen zu erkennen, welcher Stimmung er ist, 
und wenn sie ein bestimmtes Wort oft genug gehört haben, 
wissen sie auch, was sie daraufhin zu tun haben. Aber sie 
verstehen den Sinn oder den Inhalt dieses Wortes deswegen 
noch lange nicht. Sie können das gerne ausprobieren. Flüstern 
Sie Ihrem Hund doch mal mit zärtlicher Stimme folgende Worte 
zu: »Du blöder, blöder Köter. Du bist einfach der allerdümmste 
Hund, den ich kenne. Ich glaube, wir lassen dich bald 
einschläfern«. Wenn Sie den Tonfall treffen, in dem Sie Ihren 
kleinen Liebling normalerweise loben, wird er Ihnen auch 
diesmal ein Küsschen geben. Wenn er Sie allerdings entgegen 
den Aussagen dieser Zeilen wirklich verstehen sollte, dann 
bringen Sie sich in Sicherheit. 

Auch die Behauptung, Hunde und Katzen könnten einfach 

nicht miteinander auskommen, ist aus biologischer Sicht nicht 
haltbar. Dass sie sich in der Regel nicht besonders gut verstehen, 
hängt in erster Linie mit ihrer unterschiedlichen Körpersprache 
zusammen. Wenn ein Hund beispielsweise die Pfote hebt, 
bedeutet das häufig, dass er spielen will. Wenn eine Katze das 
gleiche tut, möchte sie tunlichst in Ruhe gelassen werden. Und 
dass Hunde so gerne Katzen jagen, hängt einfach damit 
zusammen, dass Katzen sehr schnell rennen und sehr vorsichtig 

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-107- 

sind. Einer davonlaufenden potentiellen Beute nachzurennen, ist 
ein Instinkt des Hundes - egal ob es sich nun um eine Katze, 
einen Fuchs oder einen Hasen handelt. Wenn man allerdings 
Hund und Katze von klein auf aneinander gewöhnt, kommen sie 
normalerweise prächtig miteinander aus. Streitsüchtige 
Exemplare beider Gattungen natürlich ausgenommen. 

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9. Von Iglu bis Jungfrau von Orleans 

 I wie Iglu 

Unter einem Iglu stellt sich der Europäer in der Regel eine 

kuppelartige Behausung aus Schneequadern vor. »Iglu« bedeutet 
in der Sprache der Eskimos  jedoch ganz einfach »Haus«, und 
von den etwa 35000 Eskimos, die heute in Grönland, Kanada 
und Teilen Alaskas leben, bevorzugen die meisten auch ganz 
normale Häuser. Nur sehr wenige Eskimo-Stämme leben in den 
eingangs beschriebenen Eishütten und auch nur dann, wenn sich 
absolut kein anderes Baumaterial finden lässt. Zwar waren die 
Schneehäuser in der Vergangenheit etwas gebräuchlicher, aber 
auch nur deshalb, weil die Eskimos zur Jagdsaison zuweilen mit 
Kind und Kegel ins ewige Eis zogen. Und dort sind Holz und 
Steine bekanntlich schwer zu finden. 

 I wie Indianer 

Kaum einer Rasse wurde im Laufe der Menschheitsgeschichte 

übler mitgespielt als den Indianern. Die Ureinwohner Amerikas, 
die vor rund 20 000 Jahren aus der sibirischen Taiga über die 
Bering-Straße auf den amerikanischen Kontinent kamen und 
sich dort allmählich nach Süden ausbreiteten, wurden von den 
europäischen Einwanderern im Schlepptau von Columbus im 
Laufe der Jahre systematisch bekriegt und dezimiert und die 
Diskriminierung reicht bis in die heutige Zeit hinein. Angesichts 
dieser bitteren Geschichte neigt so mancher Historiker dazu, die 
Geschichte der Indianer im Gegenzug außerordentlich zu 
romantisieren. Zunächst einmal muss konstatiert werden, dass es 

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»die Indianer« eigentlich genauso wenig gibt  wie »die Asiaten« 
oder »die Afrikaner«. Jeder Stamm sprach und spricht eine 
eigene Sprache und auch ihre Lebensgewohnheiten, Religionen 
und kulturellen Errungenschaften wiesen enorme Unterschiede 
auf. Ins Auge fällt sofort ein gewaltiges Süd-Nord-Gefälle, denn 
während die Inka und die Maya in Mittel- und Südamerika 
schon gewaltige Zivilisationen geschaffen hatten, lebten und 
jagten die Stämme des Nordens noch unter eher primitiven 
Umständen und bevorzugten das Nomadenleben. Dabei 
benutzten sie übrigens keine Pferde  - die Vierbeiner waren bis 
zum Eintreffen der Spanier auf dem amerikanischen Kontinent 
völlig unbekannt. 

Nicht ganz korrekt ist auch die weitverbreitete Darstellung, 

die spanischen und portugiesischen Eroberer seien für die 
blutige Unterjochung der Indianer allein verantwortlich. Zwar 
gingen die »Conquistadores« tatsächlich mit erschreckender 
Brutalität und Menschenverachtung zu Werke und nutzten den 
Vorteil des Schießpulvers erbarmungslos aus, doch kaum 
jemand weiß, dass ihnen dabei auch Hilfe von den Eingeborenen 
selbst zuteil wurde. Anders wäre die zügige Eroberung auch gar 
nicht möglich gewesen, denn das Heer der Eroberer, das in 
erster Linie aufs Gold versessen war, war mit seinen rund 50000 
bis 100000 Mann den Einheimischen zahlenmäßig weit 
unterlegen. Zudem hatten die Indianer den unschätzbaren 
Vorteil, die Region wesentlich besser zu kennen, und hätten 
anhand dieses strategischen Vorsprungs einen jahrzehntelangen 
Partisanenkrieg anzetteln können, der wahrscheinlich sogar von 
Erfolg gekrönt gewesen wäre. Doch die Größe der Azteken war 
auch ihr Untergang: Die spanischen Heerführer erkannten rasch, 
dass nicht alle Indianer gleich waren, sondern dass im 
aztekischen Riesenreich zahlreiche geknechtete und versklavte 
Völker lebten. Deren Unzufriedenheit machten sich die 
Europäer zunutze, heuerten einheimische Führer an und bildeten 
ihre neuen Verbündeten in europäischer Kriegstechnik aus. So 

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-110- 

half bei der Eroberung der monumentalen Aztekenhauptstadt 
Tenochtitlan das bislang unterjochte Volk der Tlaxcala 
bereitwillig mit. Etwa 15000 Krieger wurden den Spaniern zur 
Verfügung gestellt. Auch am Feldzug gegen die Inka im 
heutigen Peru waren nachweislich mindestens vier 
Indianerstämme beteiligt. 

Trotzdem tragen natürlich die rücksichtslosen und 

barbarischen Eroberer aus dem fernen Europa die Hauptschuld 
an der Ausrottung der uralten Kulturen Mittelamerikas. Wie 
wenig sich die Herren Cortez und Pizzaro um das Wohl und 
Wehe der Eingeborenen scherten, wird anhand ihres Umgangs 
mit den neuen Verbündeten deutlich.  Nach gewonnener 
Schlacht gegen die Hauptgegner wurden diejenigen Indianer, die 
wenige Monate zuvor noch auf der Seite der Konquistadoren 
gekämpft hatten, ebenso grausam gejagt und abgeschlachtet. 

 I wie Inflation 

Im Gegensatz zur landläufigen Meinung ist »Inflation« keine 

Erscheinung der Neuzeit. Bereits aus dem Jahr 65 v. Chr. 
stammen erste Berichte über Geldentwertungen der römischen 
Währung. Ursache war hier wie auch im Jahre 850 n. Chr. in 
China ein zu hoher Geldausstoß der jeweiligen »Zentralbank«, 
wobei im alten Rom allerdings ausschließlich Münzen im 
Umlauf waren. In China hantierte man vor knapp 1200 Jahren 
schon mit Papiergeld, wenn man bedenkt, dass die Druckkunst 
noch nicht erfunden war, müssen wahrlich fleißige Zeichner am 
Werk gewesen sein. Um 1550 war auch Spanien von einer 
massiven Inflation betroffen, wobei sich hier wohl die 
Redewendung vom »Fluch der bösen Tat« bewahrheitet hat: 
Unmengen von geraubtem Silber aus Südamerika erreichte die 
spanischen Küsten und prompt verlor das einheimische Geld 
schnell an Wert. Die bislang größten Ausmaße erreichte eine 

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-111- 

Inflation im Jahre 1923 in Deutschland: Ein Billion Reichsmark 
ermöglichten dem Konsumenten gerade noch den Kauf eines 
Brotlaibs. 

J wie Jesus oder Jungfrauengeburt 

Mit den folgenden Zeilen begeben wir uns auf ein heißes 

Pflaster und wollen vorsorglich gleich darauf hinweisen, dass 
wir keinesfalls beabsichtigen, die Grundfesten des christlichen 
Glaubens zu erschüttern. Es geht um die sogenannte 
»Jungfrauengeburt«. Wenn wir diesen Passus der verschiedenen 
Evangelien als umstritten bezeichnen, befinden wir uns in guter 
Gesellschaft. Jahrhunderte lang stritten sich nämlich Theologen 
über die Frage, ob die jungfräuliche Geburt wirklich wörtlich zu 
nehmen sei oder interpretatorischen Freiraum biete. Fürs 
Wörtlich-Nehmen spricht das Johannes-Evangelium, das 
ausdrücklich betont, Jesus habe keinen anderen Vater gehabt als 
Gott selbst. In der hebräischen Urfassung des Matthäus-
Evangeliums liest sich das allerdings anders, denn dort ist nicht 
von einer »Jungfrau«, sondern lediglich von einer »jungen Frau« 
die Rede. Doch schon bei der ersten Übersetzung dieses Textes 
ins Griechische wurde  - wahrscheinlich in Anlehnung an 
Johannes - daraus eine »Jungfrau«. Bemerkenswert ist außerdem 
die Tatsache, dass Markus  -  der erste der Jünger, der ein 
Evangelium verfasste  - die Jungfrauengeburt nicht einmal 
erwähnte, sondern schreibt, Gott habe Jesus zu seinem Sohn 
»erklärt«. Und auch der Apostel Paulus ließ viel Raum für 
Spekulationen, als er zu Papyrus brachte, Jesus sei  zum Sohn 
Gottes »eingesetzt« worden - zum Zwecke seiner Auferstehung 
von den Toten. 

Vieles spricht dafür, dass Johannes und Lukas die 

jungfräuliche Geburt des Jesus von Nazareth nur deshalb so 
betonten, um seiner Gegenwart auf Erden noch größeres 

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-112- 

Gewicht zu verleihen. Wie gesagt  - vieles spricht dafür, doch 
einen Beweis können beide Seiten nicht ins Feld führen. Die 
evangelische Kirche hat die Jungfrauengeburt aufgrund der 
herrschenden Unklarheiten jedenfalls nicht dem ältesten 
Bekenntnis der Kirche zugerechnet  - die katholische Kirche 
hingegen hält am wörtlichen Verständnis fest und hat dies auf 
dem Zweiten Vatikanischen Konzil im Jahre 1964 noch einmal 
ausdrücklich untermauert. 

J wie Jodeln 

Kuhglocken, Berge, stramme Sennerinnenwaden und jodelnde 

Burschen  - so oder so ähnlich dürften Nicht-Europäer das 
Klischee der Alpenrepubliken Österreich und Schweiz zeichnen. 
Doch zumindest mit dem Jodeln ist das so eine Sache (und auch 
die strammen Waden werden weniger), denn erfunden wurde 
der kehlige Singsang wohl nicht in den Alpen. Der fröhliche 
Juchzer, zwischen Brust- und Kopfstimme pendelnd und von 
Uneingeweihten nur äußerst schwer nachzuahmen, wurde 
nachweislich schon im alten China, in Bali, Indonesien, im 
Kaukasus, in Thailand und Rumänien praktiziert. Erst zum Ende 
des 18. Jahrhunderts soll das ›Jodeln« schließlich in Österreich 
heimisch geworden sein - ob es gar ein zugewanderter Chinese 
war, der den Einheimischen diese hohe Sangeskunst vermittelte, 
verraten die Chroniken leider nicht. 

J wie die Jungfrau von Orleans 

So ist es oft mit Helden (und in diesem Fall auch mit 

Heldinnen): Wenn die Geschichte sie eingehend unter die Lupe 
genommen hat, bleibt vom ursprünglichen Glanz und Glamour 
nicht mehr allzu viel übrig. So dürfte es für manchen Franzosen 

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-113- 

ein harter Schlag sein, dass die berühmte Dungfrau von Orleans 
nachweislich keine Französin war, und noch fürchterlicher trifft 
ihn womöglich die Erkenntnis, dass sie vielleicht nicht einmal 
eine »echte« Frau gewesen ist. 

Tatsache ist, dass eine gewisse Jeanne d'Arc  im belagerten 

Orleans Großartiges geleistet hat. Sie machte den 
Eingeschlossenen nicht nur Mut, sondern setzte sich schließlich 
sogar an die Spitze der französischen Truppen und sprengte den 
englischen Belagerungsring. Geboren wurde Jeanne d'Arc 
allerdings nicht in der von ihr befreiten Stadt, sondern im 
lothringischen Domremy la Pucelle, das seinerzeit nicht 
innerhalb der Grenzen Frankreichs lag, sondern dem Deutschen 
Staatenbund zugerechnet wurde. Zudem war Johanna auch kein 
armes Hirtenmädel, zu dem sie  die Legende verklärt, sondern 
das einzige Kind eines begüterten Landbesitzers, der feudal auf 
einem Schloss residierte. Und schließlich und endlich behauptet 
der Historiker Walter Rost, dass Jeanne d'Arc ein »Zwitter« 
gewesen sei  - ein Mensch, der aufgrund seiner genetischen 
Anlagen zwar männlich war, dessen Erscheinungsbild aber dem 
einer Frau glich. »Syndrom der testikulären Feminisierung« 
nennt Rost dieses Phänomen, das den Löwenmut der jungen 
Dame in einem etwas weniger ungewöhnlichen Licht erscheinen 
lässt. Schließlich war das Gebaren der Jeanne d'Arc auf dem 
Schlachtfeld für eine Frau doch äußerst ungewöhnlich, auch 
wenn hier nicht der Unsinn vom »schwachen Geschlecht« 
nachgeplappert werden soll. 

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-114- 

10. Von Kainsmal bis Kuchen 

K wie Kainsmal 

An seinem »Kainsmal« kann man angeblich einen Mörder 

erkennen  - an dem »Mal« also, das Gott Kain auf die Stirn 
drückte, nachdem dieser seinen Bruder Abel erschlagen hatte. 
Doch diese Metapher wird heute zumeist falsch verwendet, denn 
Gott hatte laut Bibeltext nicht die  Absicht, Kain mit diesem Mal 
zu strafen oder gar zu brandmarken. Vielmehr sollte es sogar 
dem Schutz des Unglücklichen dienen, denn der fürchtete 
»…wer mich findet, wird mich erschlagen«. Doch Gott 
versprach ihm, dass man ihm nichts tun würde und verpasste 
ihm  - quasi als Passierschein  - das besagte »Kainsmal«. Und 
dies dürfte auch tatsächlich geklappt haben, denn auf seinem 
Weg ins »Lande Nod, östlich von Eden«, scheint dem 
Brudermörder nichts zugestoßen zu sein. 

K wie Kaiserschmarrn 

…wurde nicht von einem Kaiser erfunden (auch nicht von 

Franz B., genannt »der Kaiser«). Der Eierkuchen aus der Pfanne 
ist in Böhmen, Mähren und Süddeutschland bekannt  - sein 
berühmtester Vertreter ist jedoch der österreichische. Und auch 
wenn der Kaiser nicht direkt für seine  Kreation verantwortlich 
war, so hat die k. u. k. Monarchie doch zumindest Einfluss auf 
den Namen der Köstlichkeit gehabt. Dereinst soll sich Kaiser 
Franz Joseph bei einer Treibjagd im Wald verirrt haben und 
schließlich müde, durstig und hungrig auf einen Einödhof 
gestoßen sein. Die Bäuerin vermochte zwar kaum zu glauben, 

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-115- 

dass der abgerissene und ungepflegte Fremde wirklich der 
Kaiser sein könnte, doch kochte sie ihm zumindest »a bisserl 
was Schnelles«. Dabei misslang ihr allerdings der eigentlich 
geplante Eierkuchen, der noch in der Pfanne in kleine Stückchen 
zerfiel. Um diese Scharte auszuwetzen, setzte die Bäuerin gleich 
noch ein paar zusätzliche Eier hinein, gab kräftig Rosinen zu 
und servierte den »Schmarrn« in mundgerechten Happen. Dem 
Kaiser scheint's  geschmeckt zu haben  - er empfahl die 
Zubereitungsmethode den höfischen Köchen, und das durch ein 
Missgeschick entstandene Gericht galt fortan als 
»Kaiserschmarrn«. 

K wie Kalbsleberwurst 

Vorsicht - hier könnte es sich um einen echten (und legalen) 

Etikettenschwindel handeln. Laut Gesetzgebung muss nämlich 
eine »Kalbsleberwurst« keine Kalbsleber enthalten. 
Vorgeschrieben ist eigentlich nur, dass in dieser Wurstsorte 
entweder »entsehntes Kalbfleisch« oder »Jungrindfleisch« 
vorhanden sein müssen  - von Leber irgendeiner Art ist 
überhaupt nicht die Rede. Das Fehlen von Kalbsleber ist aus 
geschmacklicher Sicht im Übrigen durchaus zu begrüßen, denn 
diese schmeckt nach fachmännischem Urteil höchst bitter. 
Tatsächlich besteht eine »Kalbsleberwurst« in der Regel aus 
Rindfleisch mit einem Hauch von Schweineleber. 

K wie Kalender 

Der erste Tag des 20. Jahrhunderts? Natürlich der 1. Januar 

1900! Sollte man meinen  - ist aber falsch. Nach dem 
gregorianischen Kalender war der 1. Januar 1901 der erste Tag 
des 20. Jahrhunderts - ein gutes Beispiel dafür, dass sich manche 

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-116- 

Fehler auch langfristig nicht korrigieren lassen. Denn als der 
heute übliche Kalender ersonnen und aufgestellt wurde, 
begannen die »Macher« gleich mit dem Jahr 1 nach Christus. 
Das Jahr Null hatten sie einfach unter den Tisch fallen lassen. 
Wenn man also den Kalender durch die Jahrhunderte entlang 
rechnet, dann beginnt jedes neue Jahrhundert exakt um ein Jahr 
zu spät. Demnach rechnen wir das Jahr 2000 folgerichtig auch 
noch zum 20. Jahrhundert hinzu. 

K wie Kaltblu t 

Pferdefreunde wissen es natürlich, doch da bei weitem nicht 

alle Menschen passionierte Reiter sind oder der Schar der (meist 
weiblichen) 11- bis 17jährigen Teenager angehören, die ihre 
Wände mit Pferdepostern tapeziert haben, existiert beim Begriff 
»Kaltblut« ein nachvollziehbares Missverständnis. Ein Pferd 
wird nämlich nicht aufgrund einer kälteren Bluttemperatur als 
»Kaltblut« bezeichnet, sondern aufgrund seines Unvermögens, 
die eigene Körpertemperatur zu regulieren. Als »Kaltblüter« 
gelten beispielsweise belgische oder schleswig-holsteinische 
Zugpferde, die über starke Knochen und einen tiefliegenden 
Rumpf verfügen. Diese Tiere sind sehr kräftig, doch gleichzeitig 
auch sehr träge. Ihre Muskelmassen brauchen lange, um in 
Bewegung zu kommen  - Hitze durch  Anstrengung ist diesen 
Rassen fremd. Ihre Körpertemperatur ist deshalb zumeist von 
den Plus- oder Minusgraden ihrer Umgebung abhängig  - 
eiskaltes Blut haben sie damit aber noch lange nicht. 

K wie Kamele  

So mancher begeisterte Leser von Abenteuergeschichten mag 

sich angesichts eines Wüstendramas, in dem der menschliche 

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-117- 

Durst naturgemäß eine große Rolle spielt, schon gefragt haben, 
warum die Reisenden nicht einfach die Höcker ihrer Kamele 
»angezapft« haben. Schließlich speichern diese doch Wasser, 
oder? Leider nicht, auch wenn sich dieses Gerücht hartnäckig 
hält. Der Höcker eines Kamels dient vielmehr als Fettspeicher - 
quasi ein zusätzliches Energiereservoir auf dem Rücken. Dass 
Kamele aber trotzdem wesentlich länger als andere Lebewesen 
ohne frisches Wasser  auskommen können, liegt an ihrem 
ureigenen, höchst ausgeklügelten Öko-System. Zum einen bleibt 
das Blut der Tiere auch bei größter Hitze und Anstrengung stets 
dünnflüssig und wird in den Kapillargefäßen der Außenhaut 
schnell abgekühlt. Dies wiederum bedeutet, dass ein Kamel 
kaum schwitzt (erst ab einer Körpertemperatur von über 40 
Grad) und deswegen kaum Flüssigkeit verliert. Und sogar im 
Schlaf bleiben Kamele sparsam: Ihre Nasenlöcher saugen aus 
der eigenen Atemluft das Wasser wieder in den Körper zurück. 

K wie Kanada 

Schneebedeckte Wälder, sibirische Kälte und vermummte 

Menschen: So oder so ähnlich sehen die meisten Bilder aus, die 
sich in europäischen Köpfen zum Thema Kanada eingenistet 
haben. Folgerichtig sind deshalb auch viele Europäer der festen 
Überzeugung, Kanada liege dem Nordpol wesentlich näher als 
beispielsweise Deutschland. Doch 

- Überraschung, 

Überraschung: Die Stadt Toronto liegt südlicher als das 
italienische Mailand und selbst das ob seiner Kälte gefürchtete 
Montreal liegt weiter südlich als alle deutschen Städte. Dass 
Kanada dennoch als »kaltes Land« gilt, liegt am kontinentalen 
Klima dieses riesigen Staates, dort können sich die Luftmassen 
lange nicht so schnell erwärmen wie im meerumschlungenen 
Europa. Der Winter ist dort tatsächlich wesentlich kälter als bei 
uns, und ein großer Teil der Landfläche ragt tatsächlich in den 

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-118- 

sehr kalten Norden hinein. Wahrscheinlich leben nicht zuletzt 
aufgrund dieser frostigen Temperaturen dort nur sehr wenig 
Menschen - gerade mal 6,7 Millionen Kanadier leben nördlicher 
als wir und rund 28 Millionen haben sich weiter südlich 
angesiedelt. 

K wie Karl der Große 

Karl der Große  - Sachsenschlächter. Wir können heute 

natürlich nicht beurteilen, ob der deutsche Kaiser über diesen 
»Spitznamen« geschmunzelt oder sich sogar geschmeichelt 
gefühlt hätte. Als annähernd sicher können wir allerdings davon 
ausgehen, dass Karl niemals 4000 Sachsen binnen eines 
einzigen Tages hatte massakrieren lassen. Diese Behauptung 
stellte 300 Jahre nach Karls Tod (also etwa 1100 n. Chr.) der 
Erzbischof von Reims und Hobby-Historiker Jean Turpin auf 
und seitdem zieht sie sich wie ein roter Faden durch sämtliche 
Geschichtsbücher. Das grausige Gemetzel soll bei Verden an der 
Aller stattgefunden haben, doch in anderen, zeitgenössischen 
Überlieferungen ist von diesem aufsehenerregenden Massaker 
nichts erwähnt. Zwar hatte Karl der Große viel Ärger mit den 
widerspenstigen Sachsen, die sich seiner kaiserlichen Autorität 
so gar nicht beugen wollten, doch 4000 Gefangene köpfen zu 
lassen, wäre selbst für mittelalterliche Maßstäbe eine 
beispiellose Barbarei gewesen. Viel wahrscheinlicher ist, dass 
Karl einige sächsische Stämme hat umsiedeln lassen (lat: 
delocati) und dass ein schlampiger Schreiber daraus ein 
»decollati« (lat. für »hinrichten«) machte. Solc he und ähnliche 
Umsiedelungsaktionen, mit denen den Aufständischen der 
heimatliche Nährboden entzogen werden sollte, sind zuhauf 
bekannt und galten damals als durchaus legitimes politisches 
Instrument. Ein Ortsname wie »Sachsenhausen« in Hessen 
deutet beispielsweise auf eine solche »Verpflanzung« hin. 

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-119- 

K wie Kartoffeln  

…sind vor allem in Deutschlands Norden nach wie vor 

Haupt- und Grundnahrungsmittel. Und dies, obwohl die 
Kartoffel in Zeiten des Schlankheitswahns einen miserablen Ruf 
»genießt«. »Kartoffeln machen dick«, hört und liest man häufig, 
doch damit tut man der »goldigen Knolle« Unrecht. 100 Gramm 
Kartoffel bedeuten für den Esser eine Kalorienaufnahme von 
rund 300 Kilojoule  - ein 100 Gramm »schweres« Brötchen 
hingegen bringt es auf satte 1100 Kilojoule. Auch der 
»Dickmacherfaktor« von Fleisch ist wesentlich höher. 
Voraussetzung für das Schlankbleiben ist für den 
Kartoffelliebhaber allerdings der sparsame Umgang mit Fett: 
Bei Pommes frites oder herzhaften Bratkartoffeln erhöht sich die 
Kalorienzufuhr durch die Verwendung von Öl oder Butter 
natürlich gewaltig. 

K wie Kaspar Hauser 

Eine der rätselhaftesten Figuren der deutschen Geschichte ist 

»Kaspar Hauser«. Am 26. Mai 1828 tauchte dieser zerlumpte 
Halbwüchsige urplötzlich in der Nürnberger Innenstadt auf.  
Egal, was man ihn fragte  - er vermochte als Antwort lediglich 
den Satz »Ich möcht’ ein solcher Reitersmann werden, wie mein 
Vater« zu geben. Die einzige weitere, brauchbare Aussage war: 
»Ich heiß' Kaspar.« Fünfeinhalb Jahre später, am 14. Dezember 
1833, wurde der junge Mann von Unbekannten durch mehrere 
Messerstiche ermordet  - die Spekulationen um seine Herkunft 
wurden neu angeheizt. 

Mittlerweile haben sich zahllose Historiker mit dem jungen 

Mann beschäftigt, der nach seiner Ankunft in Nürnberg in der 
Familie eines Lehrers Unterschlupf gefunden hatte. Nach 
detaillierten Recherchen und Forschungen kann die Aussage 

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-120- 

»Die Herkunft Kaspar Hausers konnte nie geklärt werden« heute 
nur noch mit einem glasklaren »Jein« gekontert werden. 
Zahlreiche Indizien sprechen  nämlich dafür, dass der junge 
Mann ein Abkömmling des badischen Großherzogs war, dessen 
Frau am 29. September 1812 einen Sohn geboren hatte. Dieser 
soll kurz nach der Geburt gestorben sein  - ein entsprechendes 
Begräbnis wurde allerdings nirgendwo dokumentiert. Vieles 
spricht dafür, dass Kaspar Hauser schon als Kind den Ränken 
des Hofes zum Opfer fiel, zumal er - nachdem er das Sprechen 
neu erlernt hatte - als einzige Erinnerung an seine Jugend einen 
kastenähnlichen Raum von etwa drei Quadratmetern 
beschreiben konnte. Ob der Großherzog selbst ihn dort 
einkerkerte, ob seine Frau sich des unerwünschten Kindes ohne 
Blutvergießen entledigen wollte oder ob ein Rivale um die 
Thronfolge das Kind entführen ließ, entzieht sich allen 
Nachforschungen. Vergleiche mit Familienbildern aus dem 
badischen Herzogshaus ließen allerdings an Kaspars adliger 
Abstammung kaum noch Zweifel zu: Er war seinem möglichen 
Vater wie aus dem Gesicht geschnitten. 

K wie Kasseler 

Der Hamburger kommt zwar tatsächlich aus Hamburg (siehe 

Stichwort »Hamburger«), doch der »Kasseler Rippenspeer«  - 
auch einfach »Kasseler« genannt stammt nicht aus Kassel. 
Richtig ist vielmehr, dass ein Berliner Fleischermeister namens 
»Cassel« oder »Casel« als erster das Kotelettstück vom Schwein 
gepökelt und seinen Berlinern damit über Nacht eine neue 
Leibspeise beschert haben soll. Übrigens: Auch die Wiener 
Würstchen haben mit der österreichischen Hauptstadt nix am 
Hut. Ein Gehilfe einer Berliner Kellerweinstube mit dem 
schönen Namen Johann Wiener soll sie ersonnen haben. 

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-121- 

K wie Kaugummi 

Die Amerikaner selbst bezeichnen sich als Erfinder des 

Kaugummis und angesichts der enormen Begeisterung, mit der 
sie auf der zähen Masse herumbeißen, scheint ihr Urheberrecht 
auch nicht in Frage zu stehen. Doch Kaugummikauen war schon 
in der Antike verbreitet: Die ollen Griechen verwendeten das 
Gummi des Mastixbaumes zum Kauen, die Maya zapften ihren 
Sapotillbaum an, und die Indianer der heutigen Neuengland-
Staaten benutzten Fichtenharz als Kaumittel. 

K wie Keilschrift 

Die »Keilschrift«  heißt so, weil sie dereinst mit »Keilen« in 

Stein gehauen wurde. Diese Ansicht ist ebenso verbreitet wie 
falsch. Die rund 5000 Jahre alte Schrift der Assyrer und 
Babylonier hat ihren Namen vielmehr wegen ihres optischen 
Eindrucks bekommen. Bei der »Keilschrift« besteht nämlich 
jedes Zeichen aus einem am Ende spitz zulaufenden Strich, der 
einem Keil gleicht. Um die Schrift aufzuzeichnen waren echte 
»Keile« gar nicht nötig. Sie wurde mit einem Rohrgriffel in 
weiche Tontafeln gedrückt, die später gehärtet wurden. 

K wie Ketchup 

Auch beim Thema Ketchup müssen wir unseren 

amerikanischen Brüdern und Schwestern wieder eine Illusion 
rauben. Nicht in New York oder Los Angeles, nicht in Chicago 
oder St. Louis wurde die Tomatensoße erfunden, sondern im 
fernen China. Einwanderer aus dem »Reich der Mitte« brachten 
ihre Lieblingssoße unter der Bezeichnung »Ketsiap« mit in die 
USA, und dort wurde ein deutschstämmiger New Yorker 

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-122- 

namens Henry John Heinz auf das Produkt aufmerksam. Mittels 
ausgeklügelter Marketing-Strategien und industrieller 
Massenproduktion machte er das chinesische Sößchen ab 1869 
zum »Original amerikanischen Genussartikel«. 

K wie Klaustrophobie 

Kaum ein langes Fremdwort erfreut sich so großer Popularität 

wie »Klaustrophobie« und kaum eines wird gründlicher 
missverstanden. 99 Prozent aller Befragten würden nämlich 
sofort und unmissverständlich »Platzangst« als deutsche 
Entsprechung nennen, doch ist dies leider falsch. Unter 
»Platzangst« versteht der Mediziner nämlich die irrationale 
Angst, allein über große Plätze oder freie Flächen zu gehen. Bei 
den meisten Patienten, die sich dazu zwingen, treten Schwindel 
und Schwächegefühle auf. Der medizinisch korrekte Name 
dafür ist »Agoraphobie«. »Klaustrophobie« hingegen meint die 
krankhafte Furcht vor einem Aufenthalt  in geschlossenen 
Räumen, dunklen Unterführungen oder Fahrstühlen. Beide 
Krankheiten gehören zur Gattung der »Angstneurosen« - haben 
miteinander aber nichts zu tun. 

K wie Kleopatra 

Jeanne D'Arc (siehe Stichwort »Jungfrau von Orleans«) und 

Kleopatra  - zwei historische Frauengestalten, denen die 
Bewunderung späterer Epochen gewiss war und ist. Doch nicht 
nur bei der Befreierin von Orleans, sondern auch bei der 
berühmten Herrscherin der Antike haben Schwärmerei und 
verfälschte Überlieferungen ein Bild erzeugt,  das mit der 
Wirklichkeit nicht mehr allzu viel gemein hat. So wurde 
Kleopatra (von Liz Taylor übrigens unvergleichlich verkörpert) 

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-123- 

als »schönste Frau ihrer Zeit« gerühmt und zwar vom antiken 
Geschichtsschreiber Cassius Dio, der rund 100 Jahre nach ihrem 
Tod geboren wurde. Doch Überlieferungen aus Kleopatras 
eigener Zeit beschreiben die Herrscherin Ägyptens als »magere« 
Frau, die zwar ein ausdrucksstarkes Gesicht gehabt haben soll, 
deren Nase allerdings viel zu lang war. Ihre weiblichen 
Triumphe als Geliebte von Julius Cäsar und Marc Antonius 
beruhten wohl eher auf ihrer unnachahmlichen Ausstrahlung, 
ihrem erotischsprühenden Charme und ihrer Klugheit. Im 
übrigen war Kleopatra auch keine Ägypterin, sondern 
entstammte dem Geschlecht der Ptolemäer, das aus Mazedonien 
nach Nordafrika gekommen war. 

K wie Knigge 

Adolf Freiherr von Knigge würde sich wahrscheinlich 

kringeln vor Lachen, wüsste er, was in seinem Namen alles 
verkauft und behauptet wird. Dem niedersächsischen Beamten 
lag nämlich nichts ferner, als ein Benimmbuch für die gute 
Gesellschaft zu schreiben  - der hochintelligente aber auch 
höchst pedantische Mann verfasste vielmehr ein zweibändiges 
Werk, das wir heute als psychologischen Ratgeber bezeichnen 
würden. 

Der Titel des 1788 erschienen Buches lautete »Über den 

Umgang mit Menschen« und befasste sich ausschließlich mit 
dem Thema, wie verschiedene Personengruppen besser 
miteinander zurechtkommen. Akribisch genau beschrieb Knigge 
dabei den Umgangston des Hausherren mit dem Dienstpersonal, 
den des vorgesetzten Offiziers mit dem einfachen Soldaten und 
so weiter und so weiter. Allerdings wurden Fragen, welches 
Besteck man zum Fischessen zu verwenden habe, wann man 
seine Visitenkarte überreicht (siehe auch Stichwort 
»Visitenkarte«) oder wer wen wann zum Tanz bittet, überhaupt 

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-124- 

nicht oder nur in Nebensätzen erörtert. Tischsitten oder 
Etikettenfragen waren für Knigge kein relevantes Thema. 

Der Freiherr beließ es auch nicht bei dem einen Werk, 

sondern schrieb noch eine vierbändige Biographie sowie etliche 
Romane und Schauspiele, die allesamt schnell in der 
Versenkung der literarischen Mittelmäßigkeit verschwanden. Er 
starb als 43jähriger im Jahre 1796 an Typhus. 

K wie Knoblauch 

Knoblauch riecht. Das steht fest. Vielen Zeitgenossen ist das 

herzlich egal, denn entweder sie mögen den Geruch oder sie 
können ihn zumindest tolerieren, weil ihnen die Knolle halt so 
gut schmeckt. Selbst als geruchsempfindlicher Zeitgenosse 
können Sie dagegen nicht viel einwenden, und die einzige 
Möglichkeit, sich gegen unerwünschte Düfte zur Wehr zu 
setzen, ist wahrscheinlich, Gleiches mit Gleichem zu vergelten 
und dasselbe Aroma zu verströmen. Allerdings sollten Sie sich 
in Zukunft nichts mehr von der unglaublichen 
Gesundheitsförderung durch Knoblauch erzählen lassen. Denn 
die meisten angeblich  heilsamen Wirkungen des Knoblauchs 
basieren auf Geschwätz und Einbildung. So wird beispielsweise 
behauptet, Knoblauch reinige die Blutgefäße und langfristiger 
Genuss baue Arterienverkalkung vor. Auch »Vitalität« bis ins 
hohe Alter verspricht die Werbung und empfiehlt mittels 
bärtigem, ungeheuer lebensbejahendem Konterfei eines 
Mittsiebzigers die Einnahme von Knoblauch-Tabletten. 
Ungeachtet der Tatsache, dass die profunde Ersinnung dieser 
duftumrankten Legende uns durchaus Respekt abnötigen mag, 
sehen wir uns doch gezwungen, mit diesem Unsinn ein für 
allemal aufzuräumen. Trotz langwieriger und langjähriger 
Versuche konnte bis heute kaum eine dieser angeblich 
gesundheitsfördernden Wirkungen nachgewiesen werden. 

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-125- 

Knoblauch hilft genauso wenig gegen Vampire, wie  er die 
Adern putzt oder die Arterien entkalkt. Knoblauch-Freaks 
sterben genauso früh oder so spät wie ihre weniger begeisterten 
Nachbarn  - keine noch so geschickt manipulierte Statistik 
konnte bisher Gegenteiliges beweisen. 

In sehr hohen Dosierungen eingenommen, kann Knoblauch 

allerdings mithelfen, den Cholesterin-Spiegel zu senken und 
damit das Herzinfarkt-Risiko zu vermindern, doch um diesen 
Effekt zu erzielen, müssten Sie schon beim Frühstück mit der 
Knoblauch-Einnahme beginnen und diese über den ganzen  Tag 
kontinuierlich steigern. Man könnte auch sagen, Sie müssten 
sich von Knoblauch ernähren, damit Ihr Hausarzt wirklich 
spürbare Verbesserungen konstatieren kann. 

K wie Kompass 

»Kind, schau dir den Kompass an, dann weißt du immer, wo 

Norden ist«. Diese elterliche Anweisung ist zwar gut gemeint 
und mag in manchem Pfadfinderlager von Nutzen sein, doch so 
ganz korrekt ist sie eigentlich nicht. Denn der sogenannte 
»magnetische Nordpol« und der »echte Nordpol«  - also die 
Stelle, an der die theoretische Achse der Erde die Kugel 
durchstoßen würde, liegen rund 5000 Kilometer voneinander 
entfernt. Je weiter man nach Norden vorstößt, desto größer wird 
schließlich die Verzerrung, und wenn man sich zwischen dem 
magnetischen und dem »wahren« Pol befindet, zeigt die Nadel 
sogar direkt nach Süden. 

K wie Kopernikus 

Um gleich zur Sache zu kommen: Kopernikus war nicht nur 

Mathematiker, sondern auch Philosoph. Und seine »Sechs 

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-126- 

Bücher über die Umläufe der Himmelskörper« erwiesen sich im 
Nachhinein zwar als durchaus konkrete und richtige 
Arbeitsgrundlagen, doch basierten sie nicht auf 
wissenschaftlichen Experimenten und langjährigen Himmels-
Beobachtungen, sondern auf der philosophischen Idee eines 
vollkommenen Weltbilds. Mit der ptolemäischen Theorie von 
der stillstehenden Erde,  um die sich die übrigen Himmelskörper 
bewegen, konnte er sich nämlich nicht so recht anfreunden. 
Zudem war seine Idee auch nicht ganz neu, denn schon im 
dritten Jahrhundert v. Chr. hatte der griechische Philosoph 
Aristarch von Samos eine ähnlich lautende Auffassung publik 
gemacht, in der er die Sonne in den Mittelpunkt des Universums 
rückte. 

Wie auch bei seinem Nachfolger Galileo Galilei (siehe 

Stichwort »Galileo«) war es auch in Kopernikus' Fall nicht - wie 
fälschlich behauptet - die römischkatholische Kir che, die gegen 
seine Ideen Sturm lief. Er selbst hatte 30 Jahre lang Bedenken, 
sich mit seinen Theorien lächerlich zu machen, und erst die 
ausdrückliche Aufforderung der Kurie ermutigte den 
mittlerweile 70jährigen zum Schritt an die Öffentlichkeit. Erst 
ein Brief des engen Papst-Vertrauten Kardinal Schönberg, in 
dem dieser ihn aufforderte, seine Entdeckungen doch bitte »der 
gelehrten Welt mitzuteilen und mir sobald wie möglich deine 
Theorien über das Universum zu senden«, bewogen Kopernikus 
zur Veröffentlichung. Prompt versah er seine Schriften noch mit 
einer Widmung für Papst Paul III. 

Auch nach der Veröffentlichung seines bedeutendsten Werkes 

blieb es lange Zeit still um diese Schriften. Die Kirche 
akzeptierte sie als Arbeitsgrundlage, ohne sie allerdings  als 
endgültige Wahrheit hinzunehmen. Erst 70 Jahre später, mit 
dem Auftauchen Galileis auf der wissenschaftlichen Weltbühne, 
sollte sich dies ändern… 

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-127- 

K wie Kraken 

Gut  - »Moby Dick« mag nie gelebt haben, doch am 

vielgesponnenen »Seemannsgarn« über riesige Kraken, die mit 
ihren Tentakeln ganze Schiffe in schäumende Tiefen rissen, 
könnte durchaus etwas dran sein. So wurden 1896 an Floridas 
Südküste Teile eines gigantischen Seetieres gefunden, die 
seinerzeit niemand einzuordnen vermochte. Erst 1970 glaubten 
Forscher, die konservierten Überreste als Glieder einer wahren 
»Monsterkrake« identifizieren zu können, die eine Länge von 
rund 60 Metern erreicht haben dürfte. Man errechnete daraufhin 
ein theoretisches Gewicht von über 150 Tonnen. Doch in 
jüngster Zeit neigen Biochemiker aufgrund neuester Analysen 
der vorliegenden Gewebeproben wieder zu der Meinung, bei 
den damals entdeckten Fleischbrocken handele es sich mit 
großer Wahrscheinlichkeit um die Reste eines toten Wals. 

Kraken mit einer Körperlänge von über 20 Metern wurden 

allerdings wiederholt gesichtet, doch dass sie an die 
Meeresoberfläche kamen, um Schiffe zu versenken, ist eher 
unwahrscheinlich. Die Tiere können aufgrund ihrer 
Beschaffenheit nur in großen Tiefen existieren und sterben ab, 
sobald sie sich der Oberfläche nähern. Warum dann allerdings 
Zeichnungen aus dem 17., 18. und 19. Jahrhundert schon recht 
detailgenau ausfielen und auch den Vergleichen mit 
Erkenntnissen der modernen Wissenschaft durchaus standhalten, 
ist ungeklärt. Möglicherweise gab es bis vor wenigen 
Jahrzehnten tatsächlich noch sogenannte »Riesenkraken«, die 
mittlerweile den veränderten Lebensbedingungen zum Opfer 
gefallen sind. Beweisen lässt sich das allerdings nicht mehr. 

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-128- 

K wie Kreml 

Spricht man heute vom Kreml, so meint man natürlich den 

russischen Regierungspalast in Moskau. Doch ebenso wie das 
griechische Wort »Akropolis« (siehe Stichwort »Akropolis«) 
stand »Kreml« ursprünglich nur für einen befestigten Platz im 
Kern einer russischen Stadt, in der die Verwaltung residierte. 
Der Moskauer Kreml ist zwar der größte, doch auch in anderen 
Kommunen gab und gibt es derartige Befestigungen, wobei die 
meisten allerdings in einem wesentlich schlechteren Zustand 
sind. 

K wie kriminell 

»Wie der Vater, so der Sohn«, oder auch: »Der Apfel fällt 

nicht weit vom Stamm.« Man mag von diesen Sprichwörtern 
halten, was man will, doch zumindest auf dem Gebiet der 
»kriminellen Neigungen« sind derartige Allgemeinplätze höchst 
umstritten. Zwar wird immer wieder behauptet, dass Kinder von 
Verbrechern fast automa tisch ebenfalls verbrecherische 
Neigungen hätten, doch die Genforschung hat zweifelsfrei 
erwiesen, dass Kriminalität keine vererbbare Eigenschaft ist. Bei 
der Entwicklung der Persönlichkeit spielt eher das soziale 
Umfeld als eine vererbte Charaktereigenschaft eine wichtige 
Rolle. Und darin mag auch der Schlüssel zu den eingangs 
zitierten Sprichwörtern liegen: Wenn ein Kind in einem 
Elternhaus und einer Umgebung aufwächst, in der das 
Verbrechen zum Alltag gehört, dann ist es natürlich geneigt, 
diese Alltäglichkeit in sein eigenes Erwachsenenleben zu 
übernehmen. 

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-129- 

K wie Kröten 

Die meisten Menschen ekeln sich vor Kröten. Ein Grund 

dafür dürfte sein, dass sie diese Tiere mit den Eigenschaften 
»glitschig« und »schleimig« verbinden. Doch Tatsache ist, dass 
die Krötenhaut ebenso trocken ist wie die des Menschen und nur 
beim Aufenthalt im nassen Element entsprechend angefeuchtet 
wird. 

K wie Krokodilstränen 

…die gibt es zwar tatsächlich, doch die Mär vom 

heuchlerischen Reptil, das zunächst sein Opfer verspeist und 
dann  einige bittere »Krokodilstränen« vergießt, ist nur eine 
Fabel. Lediglich bei der Anstrengung des Eierlegens kommt es 
zu einer gewissen Feuchtigkeit in den Augen des gepanzerten 
Sumpfschreckens. Das Weinen aufgrund einer bestimmten 
Stimmungslage bleibt allein dem Menschen vorbehalten. 

K wie Kuchen 

»Sie haben kein Brot? Dann sollen sie doch Kuchen essen.« 

So dummdreist soll die französische Königin Marie-Antoinette 
auf die Klagen ihrer hungernden Landsleute reagiert haben, 
doch diese Behauptung ist nur eines  von vielen Märchen, die 
sich um die französische Revolution ranken. Schon 1760 
(Marie-Antoinette hatte gerade in Österreich das Licht der Welt 
erblickt) hatte der Aufklärer Jean-Jacques Rousseau diese Worte 
erfunden und sie einer namenlosen Fürstin in den  Mund gelegt. 
Später soll sie dann Marie-Antoinette gesagt haben  - 
Aufzeichnungen oder Hinweise, die das bestätigen können, gibt 
es nicht. Sei's drum - hingerichtet wurde sie dennoch. 

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-130- 

11. Von Lakritze bis Luzifer 

L wie Lakritze 

Wäre »Lakritze«  - von Kindermund zärtlich auch als 

»Katzenmist« oder »Bärendreck« bezeichnet - wohl immer noch 
so beliebt, wenn Erwachsene es als »Medizin« bezeichnen 
würden? Entgegen der Pauschalverurteilung aller Naschereien 
als »ungesund«, haben die schwarzen Stangen, Rollen und 
Figürchen nämlich tatsächlich eine medizinische 
Anwendungsmöglichkeit. Sie können gegen Gastritis helfen und 
sind durch ihre schleimlösende Wirkung auch hustenlindernd. 
Hergestellt aus Süßholzsaft, Stärke, Mehl, Zucker, Anis und 
Gummiarabikum erzielt die »Lakritze« sogar bei Magen- oder 
Darmgeschwüren erstaunliche Resultate. 

L wie Leberkäse 

Überaus beliebt ist in Bayern der sogenannte »Leberkas«, und 

unter der hochdeutschen Bezeichnung »Leberkäse« erobert er 
sich auch im übrigen Deutschland seit Jahr und Tag  mehr 
Sympathien. Doch wie schon l die »Kalbsleberwurst« (siehe 
Stichwort »Kalbsleberwurst«) ist auch in diesem Fall die 
»Leber« ein grandioses Missverständnis. Tatsächlich enthält die 
beliebte Vespermahlzeit meistens keine Spur einer, woher auch 
immer stammenden, Leber, sondern besteht zum größten Teil 
aus Schweinefleisch. Lediglich der »Original bayerische 
Leberkäse« enthält zwischen 2 und 8 Prozent Leberanteil, der 
Rest besteht aus Rindfleisch und Fettgewebe. Allerdings darf 
das Wort »Leberkäse« trotzdem  nicht als bewusste Irreführung 

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-131- 

der Konsumenten betrachtet werden. Es entstand vielmehr durch 
die zweite Lautverschiebung der deutschen Sprache, denn 
ursprünglich hieß das Wort »Laibkas« und nahm damit Bezug 
auf die brotlaibartige Form des fleischigen Backwerks. Mit 
»Käse« hat der »Leberkäse« übrigens rein gar nichts zu tun. 

L wie Lederstrumpf 

Er gilt mittlerweile fast als »klassische« Sagengestalt, doch 

»Lederstrumpf« hat wirklich gelebt. Oft wird behauptet, der 
amerikanische Schriftsteller James Fenimore Cooper hätte die 
Abenteuer eines gewissen »Natty Bumppo«, den die Indianer 
aufgrund seiner Gamaschen »Lederstrumpf« nannten, frei 
erfunden. Doch schon zu Lebzeiten bewies Cooper (1789-1851), 
dass er mit dem legendären Trapper, Abenteurer und 
Siedlungsgründer Daniel Boone ein sehr konkretes Vorbild 
gehabt hat. Dieser habe ihm als alter Mann seine komplette 
Lebensgeschichte erzählt, die er, Cooper, dann zu insgesamt 
fünf Büchern verarbeitet hat. Tatsächlich war Daniel Boone, der 
von 1734 bis 1820 in den nördlichen Wäldern der USA und in 
Kanada sein aufregendes Leben führte, ein Volksheld ganz 
besonderer Prägung. Er verlieh den Pioniertagen des Nordens 
durch seine Ansichten und seinen Umgang mit den Indianern 
eine Art ritterlichen Charme und war so bekannt, dass beim 
Eintreffen der Nachricht seines Todes der amerikanische 
Kongress seine Sitzung unterbrach und eine Schweigeminute 
einlegte. 

L wie Leiche 

»Wenn ich mal völlig pleite bin, verkaufe ich meinen Körper 

halt der Anatomie.« Immer noch hält sich dieser Satz  im 

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-132- 

Standardrepertoire von Zynikern und potentiellen 
Bankrotteuren, doch leider fehlt es ihm schon seit geraumer Zeit 
an einer berechtigten Grundlage. Denn die deutschen 
Forschungslabore und medizinischen Fakultäten »kaufen« schon 
lange keine toten Körper mehr und vor allem lassen sie sich auf 
keinerlei »Kuhhandel« mit noch quicklebendigen Kandidaten 
ein. Zu Lebzeiten kann man seinen zukünftig toten Körper also 
noch nicht als Kapital verwerten. Es ist allerdings immer noch 
möglich, den Corpus der anatomische n Forschung zu 
»vermachen«. Voraussetzung ist eine entsprechende Passage im 
Testament. Die Bezahlung besteht aber nicht aus harter 
Währung für eventuelle Hinterbliebene, sondern einzig und 
allein aus einem kostenlosen Begräbnis. Wenn die angehenden 
Mediziner mit dem »Schnibbeln« fertig sind - versteht sich. 

L wie Lemminge 

Es haftet ihnen nicht zu Unrecht der düstere Hauch der 

Tragödie an  - den Lemmingen. Jahrzehntelang war die 
Wissenschaft der Überzeugung, bei den Herden dieser 
possierlichen Nagetiere eine 

unfassbare Neigung zum 

Massenselbstmord entdeckt zu haben. Was mochte diese Tiere 
so in Verzweiflung stürzen, dass sie zu Hunderten über den 
Klippenrand ins »Wasser gingen«? Kollektive Hysterie? Das 
Wissen um die Sinnlosigkeit des irdischen Daseins? Tiefere 
Einsicht oder schlichter Wahnsinn? Schade eigentlich, dass wir 
diesen wuchernden Spekulationen ein Ende setzen müssen, denn 
in der Realität liegt den Lemmingen das eigene Leben durchaus 
am Herzen, und ihnen suizidale Neigungen zu unterstellen ist 
zwar verständlich, aber falsch. In Wahrheit sind sie Opfer ihrer 
»karnickelartigen« Vermehrung sowie ihrer Kurzsichtigkeit und 
einer gewissen Selbstüberschätzung. In schöner Regelmäßigkeit 
wird einem Stamm aufgrund von Überbevölkerung der 

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-133- 

ursprünglich gewählte Lebensraum zu eng. Die Nahrung wird 
immer knapper, und instinktiv macht sich dann ein Teil des 
Völkchens auf, um ein neues Revier zu suchen. Pech haben 
diese »Pioniere« immer dann, wenn sie an der Küste leben, denn 
die vor ihnen auftauchende Wasserfläche halten sie 
offensichtlich lediglich für einen Fluss oder einen See, den es zu 
überschwimmen gilt, um sich neue »Reiche« zu erschließen. 
Schließlich sind Lemminge begabte Schwimmer, doch an der 
Überquerung des Atlantiks scheitern sie trotzdem und ertrinken. 
Dass die »Selbstmordthese« nicht haltbar ist, erkannten die 
Biologen, als sie den Weg von Lemmingen konsequent 
verfolgten. Die hüpften nämlich nicht nur ins Wasser, große 
Gruppen machten sich auch in die andere Richtung davon und 
lebten fortan »glücklich und zufrieden« in neuen Territorien. 

L wie Lesen 

Wieder einmal beginnen wir mit einem typischen 

»Erzieherzitat«: »Kind, lies doch nicht bei so schlechtem Licht. 
Du machst dir nur die Augen kaputt«. Allen Eltern sei an dieser 
Stelle ausdrücklich gesagt, dass diese Behauptung blanker 
Unsinn ist. Zwar muss man zum Lesen im Dämmerlicht die 
Augen deutlich mehr anstrengen, und sie ermüden rascher, doch 
dies schadet den »Guckern« überhaupt nicht. Ein Vergleich 
gefällig? Würden Sie vielleicht dem Jogger zurufen: »Lauf doch 
nicht bergauf - das schadet deinen Beinen.«? Nein? Na also! 

L wie Lilith 

Adam und Eva  - bis zum Sündenfall ein echtes Traumpaar 

und zudem noch die ersten Menschen. Doch liest man den 
jüdischen Talmud, so muss man konstatieren, dass Adam wohl 

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-134- 

schon vor der Begegnung mit der »rippengeschnitzten« Eva 
seine Erfahrungen mit der Weiblichkeit hatte, ja, dass er sogar in 
Scheidung lebte. Denn laut Talmud war Adam zuvor schon mit 
»Lilith« vermählt gewesen, die den angeblichen Stammvater der 
Menschheit allerdings verlassen hatte und daraufhin zum bösen 
Dämon mutiert war. Johann Wolfgang von Goethe brachte die 
schöne »Untote« seinen Zeitgenossen ins Bewusstsein, als er sie 
im »Faust« am Hexentanz auf dem Brocken teilnehmen ließ. 
Mephisto lieferte dem erstaunten Faust damals die Erklärung: 
»Das ist Lilith. Adams erste Frau. Nimm dich in Acht vor ihren 
schönen Haaren, vor diesem Schmuck, mit dem sie so einzig 
prangt. Wenn sie damit den jungen Mann erlangt, so lässt sie ihn 
so bald nicht wieder fahren.« 

L wie Lindbergh 

Zweimal rückte der Amerikaner Charles Lindbergh ins 

Bewusstsein der Weltöffentlichkeit. Zum einen durch seine 
Atlantiküberquerung per Flugzeug (1927) - zum anderen als sein 
Kind von skrupellosen Kidnappern entführt und ermordet 
wurde: Der Fall des »Lindbergh-Babys« bedeutete den traurigen 
Auftakt einer neuen Verbrechensart: Der »erpresserische 
Menschenraub«. An dieser Stelle wollen wir uns aber mit dem 
erstgenannten Fakt befassen und müssen feststellen, dass 
Lindbergh keineswegs als erster den Ozean zwischen Amerika 
und Europa auf dem Luftweg überquert hat. Seine Leistung 
bestand vor allem darin, dass er es in seiner »Spirit of St. Louis« 
von Weltstadt zu Weltstadt also von New York nach Paris  - 
ohne Zwischenlandung geschafft hat. Schon acht Jahre zuvor 
waren die beiden britischen Flugpioniere John Alcock und 
Arthur Whitten-Brown von Neufundland aus gestartet und 
waren im irischen Nordwesten gelandet. Allerdings zählte man 
Irland damals noch kaum zum Kontinent, eine Landung unterm 

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-135- 

Eiffelturm galt den meisten Amerikanern und Europäern als 
wesentlich spektakulärere Leistung. Seine Berühmtheit verdankt 
Lindbergh unter anderem auch der Tatsache, dass sein Flieger 
insgesamt über 33 Stunden in der Luft war, während seine 
britischen Vorgänger für die etwas kürzere Distanz »nur« knapp 
16 Stunden benötigt hatten. Doch von Kontinent zu Kontinent 
waren auch sie schon geflogen und noch vor Lindberghs Tat 
hatten es ihnen einige Wagemutige nachgemacht. 

L wie Linksverkehr 

Dass man auf den angelsächsischen Inseln nach wie vor im 

sogenannten »Linksverkehr« unterwegs ist, dient vielen 
Kontinentaleuropäern als Beleg für die Verschrobenheit der 
Briten. Dabei wird jedoch übersehen, dass das Fahren auf der 
linken Straßenseite zu den Zeiten seiner Einführung ein 
durchaus logisches  Motiv hatte  - so logisch, dass man sich 
fragen könnte, warum nicht auch der Rest Europas darauf 
verfallen ist. 

Im England des Mittelalters waren die Straßen und Wege ein 

recht unsicheres »Pflaster«. Egal ob man zu Pferde oder auf dem 
Fuhrwerk reiste  - jeder entgegenkommende Fremde konnte in 
diesen rauen Zeiten ein potentieller Straßenräuber sein. Also ritt 
oder fuhr man vorsichtshalber auf der linken Straßenseite, um 
Entgegenkommenden den rechten Schwertarm zuwenden zu 
können. Diese Angewohnheit wurde Jahrhunderte lang 
beibehalten  - es lag also nahe, sie auch in den Zeiten des 
motorisierten Verkehrs zu übernehmen. Vor allem die 
ausgedehnten Wälder Nordenglands boten zahlreichen 
Räuberbanden Unterschlupf, und so wurde im 13. Jahrhundert 
von der britischen Regierung sogar eine Verordnung erlassen, 
wonach auf beiden Seiten aller Straßen ein rund 200 Fuß breiter 
Streifen zu roden war, damit Reisende nicht ständig aus 

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-136- 

angrenzenden Büschen heraus attackiert werden konnten. 

L wie Loch Ness 

… ist ein See in Schottland. Punkt. Und wer heute noch 

behauptet, es könne ein Ungeheuer darin schwimmen, ist 
entweder ein unverbesserlicher Romantiker oder einfach 
furchtbar schlecht informiert. Zwar behauptet die schottische 
Tourismusbranche bis zum heutigen Tag, es sei unbekannt, 
woher die Mär stamme, und nährt somit den Verdacht, es könne 
ja doch irgend etwas dran sein. Doch der italienische Journalist 
Francesco Gasparini hat bereits 1959 öffentlich eingestanden, 
die Fabel vom Ungeheuer rund 25 Jahre zuvor frei erfunden zu 
haben. Sein Motiv: Das vielzitierte »Sommerloch«  - der 
Alptraum aller Zeitungsmacher. 

L wie Lucrezia Borgia 

Wie unbarmherzig die Legendenbildung mit manchen 

Persönlichkeiten umgeht, mag am Beispiel der Lucrezia Borgia 
verdeutlicht werden. Die Tochter von Papst  Alexander VI. war 
zu ihren Lebzeiten keinesfalls das Symbol für Maßlosigkeit, 
Intrigantentum, Völlerei und Inzucht, zu dem sie die 
Geschichtsschreibung stilisiert hat. Vielmehr war Lucrezia 
Borgia (1480-1519) ein Opfer der politischen Ränkespiele jener 
Tage und wurde schon als Elfjährige mit einem süditalienischen 
Landgrafen vermählt. Ihr Vater wollte sich damit dessen Treue 
im Kampf gegen die aufständischen Neapolitaner »erkaufen«, 
die nichtsahnende Lucrezia hatte fortan den Ruf des »frühreifen 
Flittchens«. Nachdem ihr erster Ehemann die Fronten 
gewechselt und sich gegen den Papst gestellt hatte, schickte er 
seine kindliche Ehefrau einfach zurück in den Vatikan, ließ die 

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-137- 

Ehe annullieren und begann, seine »Ehemalige« kräftig zu 
verleumden. So behauptete er beispielsweise, diese habe Inzucht 
mit ihrem Vater (einem wirklich üblen Wüstling) und ihrem 
Bruder Cesare (der war womöglich noch schlimmer) getrieben  - 
ein Gerücht, das im schon damals sensationslüsternen Italien auf 
fruchtbaren Boden fiel. Der zweite Ehe mann Lucrezias  - sie 
hatte mit 16 Jahren erneut geheiratet wurde wenig später von 
gedungenen Mördern umgebracht, die angeblich ihr Vater selbst 
geschickt hatte, was aber die Öffentlichkeit nicht daran hinderte, 
ihr die Schuld an seinem Tod in die Schuhe zu schieben. 
Deutlich mehr Glück hatte Lucrezia Borgia mit ihrem dritten 
Mann, dem Herzog von Ferrara. Ihm schenkte sie insgesamt 
acht Kinder, galt als vorbildliche und treusorgende Ehefrau und 
Mutter und starb schließlich mit 38 Jahren einen frühen und von 
ihrer Familie vielbeweinten Tod. 

L wie Ludwig XIV. 

…soll am 13. April 1655 in einer Parlamentssitzung gesagt 

haben: »L'Etat c'est moi« (Der Staat bin ich). Historiker, die das 
Protokoll der entsprechenden Sitzung überprüften, fanden 
allerdings keinen derartigen Ausspruch, und auch 
zeitgenössische Quellen liefern dafür keinen Anhaltspunkt. 
Zwar nahm das absolutistische Denken des Sonnenkönigs in 
jenen Tagen tatsächlich derart groteske Züge an, dass er diesen 
Satz durchaus gesagt haben könnte  - er tat es jedoch 
wahrscheinlich niemals. Wer ihm allerdings diese Worte in den 
Mund gelegt haben könnte, ist nach wie vor unbekannt: Etwa 
zehn Jahre nach Ludwigs Tod wurden sie erstmals kolportiert. 

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-138- 

L wie Lügendetektor 

Kriminologen und Kriminalisten wissen es natürlich  besser, 

doch das »gemeine Volk« glaubt häufig immer noch an die 
unbestechliche Aussagekraft des »Lügendetektors«. Diese 
Maschinen werden über Drähte und Sensoren mit der 
menschlichen Haut verbunden und messen Herzschlag, 
Blutdruck, Hautfeuchtigkeit und Atemfrequenz. Beim 
»verkabelten« Befragten soll sich anhand dieser Daten 
einwandfrei feststellen lassen, ob und wann er die Unwahrheit 
sagt. 

So weit, so gut, und tatsächlich kann man aus den 

Spannungszuständen einer Person bestimmte Rückschlüsse auf 
den Wahrheitsgehalt ihrer Aussagen ziehen. Doch 
unmissverständlich oder gar unwiderlegbar sind die Resultate 
eines »Lügendetektors« auf keinen Fall, zumal ihre 
Interpretation in erster Linie vom menschlichen Verstand 
abhängt. Und dieser ist bekanntlich äußerst fehlerhaft. 
Außerdem kann das Gerät auch manipuliert werden  - schon 
wenn der Verhörte über extrem gute Nerven verfügt oder seine 
Reaktionen mittels autogenem Training geschult hat, wird die 
Maschine kaum brauchbare Aufzeichnungen liefern. Eine grobe 
Verzerrung der Ergebnisse kann auch dann eintreten, wenn 
bestimmte Fragen der angeschlossenen Person unangenehm 
sind: Sie antwortet dann zwar wahrheitsgemäß, doch die 
Spannungskurve steigt trotzdem rapide an. Vor den meisten 
Gerichten der Welt werden Ergebnisse des  Lügendetektors aus 
den genannten Gründen nicht als Beweismittel zugelassen. 

L wie Luther 

Am 31. Oktober des Jahres 1517 soll ein gewisser Dr. Martin 

Luther, Theologieprofessor in Wittenberg, seine Thesen zur 

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-139- 

Erneuerung der kirchlichen Lehre an die Tore der Wittenberger 
Schlosskirche genagelt und damit die Reformation eingeleitet 
haben. So oder so ähnlich wird es seit rund 400 Jahren behauptet 
und dies, obwohl doch an diesem Satz so gut wie nichts richtig 
ist. 

Zum einen war Luther seinerzeit ein gesetzestreuer Bürger 

und ordentlicher Theologieprofessor. Einer wie er wäre niemals 
auf die Idee zu einer solch spektakulären Aktion verfallen. 
Luther schickte seine 95 Thesen vielmehr auf dem üblichen 
Dienstweg an seine geistlichen Vorgesetzten, den Bischof von 
Brandenburg und den Erzbischof von Mainz. Erst im Januar 
1518 ließen einige seiner Freunde die Thesen drucken, und erst 
von diesem Zeitpunkt an waren sie auch der Öffentlichkeit 
zugänglich. Zu seinen Lebzeiten war von einem »Anschlag an 
die Kirchentüre« niemals die Rede - diese Legende entstand erst 
kurz nach seinem Tode durch das Vorwort zu seinen 
gesammelten Werken, das ein württembergischer Reformations-
Theologe namens Philipp Melanchthon verfasst hat. 

Zum anderen hatte Luther ursprünglich keinesfalls eine 

»Rundum-Erneuerung« der Kirche oder gar die Reformation im 
Sinn. Er prangerte - in sehr höflichem Ton  - lediglich eine ganz 
bestimmte Praxis der Kirche an, die seines Erachtens mit der 
biblischen Lehre nicht vereinbar war. Dabei ging es um den 
sogenannten »Ablasshandel«. Mit mehr oder weniger 
großzügigen Spenden und Zahlungen an die Kirche konnten sich 
betuchte Sünder von ihren »irdischen Verfehlungen« freikaufen 
und damit angeblich dem Fegefeuer und der ewigen 
Verdammnis entziehen. Ganz gewaltig erboste Lut her, dass ein 
gewisser Ablasshändler namens Tetzel eine besonders originelle 
Einnahmequelle für die Geistlichkeit entdeckt hatte: Sogar nach 
dem Tod des Sünders konnten dessen Verwandte ihn mittels 
Geld- oder Sachspenden aus der Hölle freikaufen und ihn die 
»Stufen zum Paradies« emporklimmen lassen. Sicher nicht zu 
Unrecht bezeichnete Luther diese Praktiken als »schamloses und 

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-140- 

lästerliches Treiben«. 

Fest steht, dass Luther ursprünglich nicht auf Konfrontation, 

sondern lediglich auf eine Diskussion aus war.  Erst nachdem er 
auf seine Briefe an die Bischöfe keine Antwort erhalten hatte, 
erlaubte er seinen Anhängern, seine Thesen zu veröffentlichen, 
und dies führte schließlich dazu, dass er vom Mainzer Reichstag 
in Acht und Bann geschlagen wurde. Bei seiner Anhö rung vor 
den hohen Herrschaften soll er damals abschließend gesagt 
haben »Hier stehe ich. Ich kann nicht anders«, doch selbst dieses 
Zitat ist frei erfunden. In den entsprechenden Sitzungs-
Protokollen und zeitgenössischen Kommentaren wird jedenfalls 
überliefert, dass Luther seine Verteidigungsrede mit den 
üblichen Worten »Gott helfe mir. Amen« schloss. 

L wie Luzifer 

Die Bezeichnung »Luzifer« für »Teufel« kann 

kirchenhistorisch nicht belegt werden. In der Bibel jedenfalls 
kommt der Name nirgendwo vor. Der einzige Hinweis taucht 
beim Propheten Jesaja (14.12) auf, denn dort wird der legendäre 
König von Babylon als gefallener, einstmals »strahlender Sohn 
der Morgenröte« bezeichnet. »Zu Boden« sei er »geschmettert«, 
der »Bezwinger der Völker«. 

Da in der Antike der Morgenstern (Planet Venus) als 

»Luzifer« bezeichnet wurde, haben frühe Geistliche den 
»Bezwinger der Völker« und »Sohn der Morgenröte« 
(Morgenstern) mit Satan gleichgesetzt und gaben ihm 
folgerichtig den antiken Namen Luzifer. Doch galt diese 
Interpretation jener Bibelstelle schon immer als recht großzügig 
und nährte so manchen Streit zwischen Theologen. 

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-141- 

12. Von Machiavelli bis Muscheln 

M wie Machiavelli 

Wenn es jemals einen Politiker mit einem wirklich schlechten 

Ruf gegeben hat, dann war dies Nicolo Machiavelli. Zynismus, 
Menschenverachtung und Gier wurden und werden dem 
Florentiner Staatstheoretiker nachgesagt, und wenn ein 
moderner Politiker »über Leichen geht«, um seine Ziele zu 
erreichen, bezichtigt ihn der gebildete Kritiker gerne 
»machiavellischer Methoden«. Doch im Gegensatz zur Legende 
scheint der 1469 geborene Machiavelli ein freundlicher und 
ungemein sozial eingestellter Mensch gewesen zu sein, dem das 
Wohl seiner Mitbürger sehr am Herzen lag. Das Negativste, was 
sich aus korrekter historischer Sicht über ihn sagen lässt, ist die 
Vermutung, dass er wohl ein Realist war, der die Menschen 
nicht rosiger färbte als sie eben waren. Dies führte zu seinen 
Ratschlägen an die Herrschenden, in denen er ein geeintes und 
friedliches Land nur unter der Voraussetzung etlicher 
Kompromisse für möglich hielt. Seine Maxime scheint es 
gewesen zu sein, unter zwei Übeln das kleinere zu wählen - im 
Bewusstsein seiner Gegner blieb allerdings nicht der 
Kompromiss, sondern nur das ausgewählte Übel haften. Zwar 
sind seine  Methoden zur Staatssanierung heute höchst 
umstritten, doch war Machiavelli ganz sicher kein 
unmoralischer Mann, und letztlich fühlten sich seine zahlreichen 
Feinde wohl in erster Linie durch seine Zweifel an der 
menschlichen Moral provoziert. Ihre Reaktion auf seine Ideen 
dürfte diese Zweifel allerdings noch verstärkt haben. Auch der 
berühmte Ausspruch »Divide et impera« (teile und herrsche) 
wurde ihm nur in den Mund gelegt  - der Urheber war er 

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-142- 

nachweislich nicht. 

M wie Mandeln 

Ebenso wie der Blinddarm (sie he Stichwort 

»Blinddarmentzündung«) gelten auch die Mandeln als höchst 
überflüssig, ihre operative Entfernung ist eher ein notwendiges 
Übel als ein wirklicher Verlust. Dies ist jedoch nicht ganz 
richtig, denn die moderne Medizin hat ermittelt, dass die 
Rachenmandeln vor örtlichen Infektionen schützen und 
entscheidenden Anteil am Kampf gegen die Invasion von 
Krankheitserregern haben können. Wenn sie sich allerdings 
allzu häufig entzünden, ist es sogar ratsam, sie zu entfernen. 
Zum einen haben sie ihre eigene Wirksamkeit damit verloren, 
zum anderen können sie auch andere Organe »anstecken«: 
Entzündete Mandeln wirken sich unter Umständen auf die 
Augen sowie auf Herz und Kreislauf nachteilig aus. 

M wie Mann 

Weiter geht der erbarmungslose Kahlschlag im Wald der 

beliebtesten Vorurteile, und an dieser Stelle widmet sich das 
vorliegende Buch einem männlichen »Lieblingsirrtum«: Das 
Gehirn des Mannes sei größer als das der Frau. Abgesehen 
davon, dass die Größe des Gehirns für seine Qualität keine 
wirkliche Rolle spielt (siehe Stichwort »Gehirn«), ist diese 
Behauptung auch noch falsch. Gemessen an den Größen und 
Gewichtsverhältnissen der Körper, haben die Gehirne der 
Geschlechter im statistischen Mittel so ziemlich das gleiche 
relative Gewicht. Die Grammzahlen schwanken  je nach Rasse 
und Alter - nicht aber nach Männlein oder Weiblein. 

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-143- 

M wie Manna 

Der legendäre »Münchner im Himmel« verlangte lautstark 

nach seinem »Manna«, schon allein dadurch wird die 
legendenumrankte Bedeutung dieser angeblichen »Götterspeise« 
auch den bekanntlich unbelehrbaren Preußen klar. 

Nun neigt der aufgeklärte Abendländer erfahrungsgemäß 

dazu, das Alte Testament nicht allzu wörtlich zu nehmen und 
bezweifelt auch die entsprechenden Textpassagen im 2. Buch 
Moses. Dort steht nämlich geschrieben, dass »Manna vom 
Himmel« fiel, um die aus Ägypten ausziehenden Juden zu 
stärken. Sie dürfen dem »aufgeklärten Abendländer« jetzt eine 
lange Nase drehen und sagen »Ätsch - möglich wäre es doch«. 
Denn die »Mannaflechte«, ein essbares Bodengewächs, das vor 
allem in  den Steppen und Wüsten Nordafrikas zuhause ist, kann 
vom Wind leicht abgelöst und weite Strecken durch die Luft 
getragen werden. Eine einzige dieser Pflanzen wiegt nicht 
einmal ein halbes Gramm, und essbar ist sie auch. Also - Manna 
kann es durchaus regnen, doch bei aller Euphorie sind wir bereit 
einzuräumen, dass diese kugelförmige, federleichte Pflanze 
wohl kaum als »göttliche Speise« und wohl auch nicht als 
Nahrung für ein Heerlager voller Menschen gedient haben 
dürfte. Das »Manna«, von dem die Bibel spricht, ist wohl eher 
der eingedickte Honigtau der Manna-Schildlaus, und ob der 
jemals vom Himmel fiel, muss bezweifelt werden. 

M wie Marathon 

Nur selten wird der historische Ursprung des Marathon-

Laufes in Zweifel gezogen, und dabei gäbe es doch für Skepsis 
jede Menge Anlass. So soll ein gewisser Thersippos aus Eroia 
im Jahre 490 v. Chr. aus der Ebene um Marathon bis auf den 
Athener Marktplatz gerannt sein  - nur um den Hauptstädtern die 

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-144- 

Nachricht vom Sieg des griechischen Heeres gegen die Perser 
mitzuteilen. Auf besagtem Marktplatz  - so die Legende soll er 
dann nach den Worten »Freut euch, wir haben gesiegt« vor 
Erschöpfung tot umgefallen sein. 

Mittlerweile haben sich natürlich auch Ethnologen und 

Sportwissenschaftler mit dieser Geschichte beschäftigt und 
übereinstimmend kommen sie zu der Ansicht, dass ein Lauf von 
über 40 Kilometern binnen dreier Stunden für einen normalen 
Mann dieser Zeit kaum machbar gewesen wäre. Schließlich 
wissen wir spätestens seit der Wiederaufnahme der 
Olympischen Spiele, dass die Marathon-Distanz selbst an 
ausgezeichnet trainierte und spezialisierte Spitzenläufer enorme 
Anforderungen stellt, und über Thersippos ist lediglich bekannt, 
dass er ein einfacher Soldat war. Wesentlich wahrscheinlicher 
ist, dass ein leicht verwundeter und damit nutzloser Krieger auf 
einem Pferd oder einem Streitwagen zurückgeschickt wurde, 
dass sein Beförderungsmittel im Laufe der vielen Kilometer 
seinen Geist aufgegeben hat und er die restliche Strecke 
schließlich zu Fuß zurücklegte. Dass diese Strapazen in 
Kombination mit der angeblich glühenden Hitze seiner 
Verwundung nicht zuträglich waren, dürfte jedermann 
einleuchten. Damit wäre auch sein tödlicher Kollaps nach der 
Ankunft zu erklären. 

M wie Mars 

Seit mittlerweile über 100 Jahren hält sich hartnäckig das 

Gerücht, auf dem Mars  - unserem Nachbarplaneten  - gäbe es 
Kanäle. Wilde Spekulationen und Theorien ranken sich um 
diese vermeintlichen Bauwerke, wobei vor allem deren 
regelmäßige und scheinbar schachbrettartige Musterung die Mär 
von den kleinen grünen Männchen (Kanalarbeitern?) nährte. 
Doch eigentlich kam man der Wahrheit schon 1924 auf die 

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-145- 

Spur: Anhand verschiedener psychologischer Experimente wies 
der Astronom Kühl nach, dass es sich bei den »Marskanälen« 
schlicht um eine optische Täuschung handelt. Sogenannte 
»Marsflecken«, die in unregelmäßigen Abständen auf der 
Oberfläche des Planeten auftauchen und auf 
Gebirgsverwerfungen oder Tiefebenen gleichermaßen hindeuten 
können, verbindet das menschliche Auge ungewollt mit 
imaginären Linien. Aufnahmen von Raumsonden, die in den 
80er Jahren unter anderem auch den Mars photographierten, 
beendeten die letzten Hoffnungen der Aliengläubigen: Keine 
Spur von Wasser, keine Spur von Kanälen und schon gar keine 
Spur von intelligenten Lebewesen. 

M wie Maulwurf 

In zahlreiche n kleinen Bildgeschichten ist er verewigt: Der 

Maulwurf, der Schrecken aller Gärtner. Doch seinen Ruf als 
bösartiger Pflanzenschädling trägt der blinde Nager zu Unrecht, 
denn er ist eigentlich ein ausgewiesener Insektenfresser. Wenn 
man Maulwurfskanäle immer ausgerechnet unter Pflanzen mit 
abgefressenen Wurzeln findet, so liegt das daran, dass der 
Maulwurf just hier Jagd auf die wahren Schädlinge gemacht hat: 
Pflanzenfressende Würmer. 

M wie May 

Er war schon ein Fabulierer und Lügenbeutel vor dem Herrn: 

Der aus Sachsen stammende Fließbandschreiber Karl May. Ihm 
verdankt die Welt den Winnetou, er erschuf Kara Ben Nemsi 
und Hadschi Halef Omar. Fiktion und Wirklichkeit vermochte er 
manchmal nicht so recht zu trennen und behauptete naiven 
Fragestellern gegenüber  jahrelang, bei seinen Abenteuer-

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-146- 

Geschichten handele es sich um Reiseerzählungen und viel 
davon habe er selbst erlebt. Zwar wurde er schon zu Lebzeiten 
als Aufschneider entlarvt, doch entgegen der heute 
vorherrschenden Ansicht darf man nicht behaupten, Karl May 
sei niemals selbst in Amerika gewesen. 1908, im Alter von 66 
Jahren, besuchte er erstmals die USA, und zwei Jahre später 
weilte er in Begleitung seiner Frau Klara noch einige Wochen 
im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Seine Romane hatte 
er allerdings schon lange vor diesen Reisen veröffentlicht und 
im Nahen Osten, in dem ebenfalls etliche seiner Bücher spielen, 
ist er nachweislich nie gewesen. 

M wie Mehltau 

… hat rein gar nix mit Mehl zu tun, auch wenn Name und 

Aussehen diese Vermutung nahe legen.  Der weißliche 
Schimmelüberzug auf Blättern leitet seinen Namen vom 
mittelhochdeutschen Wort »miltou« ab, wobei »mil« »Honig« 
bedeutet und das »tou« für Tau steht. Eigentlich heißt der 
Mehltau also Honigtau. 

M wie Mens sana 

Viel Schindluder wurde mit dem Zitat »Mens sana in corpore 

sano« getrieben, und es mag als gutes Beispiel dafür gelten, wie 
die Worte eines Satirikers missgedeutet und ihr Sinn ins 
Gegenteil verkehrt werden kann. Der Satz des römischen 
Schriftstellers Juvenal wird heute nämlich nur unvollständig 
wiedergegeben  - aus dem Zusammenhang gerissen  - und lautet 
eigentlich wie folgt: »Orandum est ut sit mens sana in corpore 
sano« (Es wäre zu wünschen, dass in einem gesunden Körper 
auch ein gesunder Geist stecken möge). Juvenal verstand diese 

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-147- 

Textpassage als eine Attacke auf den schon im alten Rom 
grassierenden Körperkult und Fitnesswahn und bezweifelte, dass 
Menschen, die soviel Zeit auf ihren Körper verwenden, auch 
noch klar denken können. Die Behauptung, dass ein kluger Kopf 
über einem perfekten Körper zu sitzen habe, lag weder in 
Juvenals Absicht, noch hat sie allzu viel mit der Realität zu tun. 

M wie Meuterei 

Was ist das verwerflichste Verbrechen auf hoher See? 

»Meuterei natürlich«, werden jetzt die meisten von Ihnen sagen, 
doch eigentlich gibt es diesen Begriff in der maritimen 
Gesetzgebung gar nicht. Im internationalen Seerecht ist lediglich 
von einem »Nichtbefolgen dienstlicher Anordnungen« die Rede, 
was mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren geahndet 
werden kann. Der Begriff »Meuterei« taucht also in der Kriegs- 
oder Handelsmarine offiziell nicht auf. Zulässig ist er - auch im 
juristischen Sinne - bei sogenannten Gefängnisrevolten oder im 
Militärstrafrecht, wenn sich mehrere Soldaten der 
Gehorsamsverweigerung schuldig machen. In diesen Fällen 
spricht die Strafgerichtsbarkeit vom Tatbestand der »Meuterei«. 

M wie Mona Lisa 

Das mutmaßlich berühmteste Gemälde der Welt trägt 

wahrscheinlich einen falschen Namen. Denn das mit »Mona 
Lisa« betitelte Bild, das zu den Schätzen des Pariser Louvre 
zählt, zeigt allem Anschein nach gar nicht wie ursprünglich 
angenommen  - die Frau des Kaufmanns Francesco del 
Giocondo. Diese hieß zwar Mona Lisa, und tatsächlich hat 
Leonardo da Vinci auch von ihr und ihrem Gatten Portraits 
angefertigt, doch diese beiden  Bilder gelten als verschollen. 

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-148- 

Dass sich der falsche Name dennoch in der Kunstwelt etablieren 
konnte, geht auf ein Missverständnis aus dem 16. Jahrhundert 
zurück. Damals berichtete der italienische Kunsthistoriker 
Vasari, dass da Vinci ein Bild der besagten Kaufmannsgattin 
gemalt habe. Dieses »unvergleichliche« Werk befinde sich jetzt 
im Besitz des französischen Königs. 

Doch die Beschreibung, die Vasari weiter von dem Gemälde 

gibt, ähnelt dem Louvre-Kunstwerk eigentlich gar nicht. So sei 
es »unvollendet« und weise eine unglaublich ausdrucksvolle 
Augenbrauenpartie auf  - Merkmale, die auf die uns bekannte 
Mona Lisa gar nicht zutreffen. Offensichtlich hat Vasari 30 
Jahre nach da Vincis Tod ein wenig den Überblick verloren und 
zwei Bilder schlicht verwechselt. 

Nach vorherrschender Meinung der Kunsthistoriker zeigt da 

Vincis Gemälde Isabella von Aragon. Schließlich lebte 
Leonardo jahrelang als Hofmaler in ihrer unmittelbaren 
Umgebung, und zudem weist das berühmte Bild auch etliche 
signifikante Ähnlichkeiten mit anderen Abbildungen der 
Herzogin auf. 

M wie Mond 

Auf dem Mars gibt es keine Kanäle (siehe Stichwort »Mars«) 

und auf dem Mond keine Meere. Letztgenanntes dürfte 
mittlerweile zwar ins allgemeine Bewusstsein gerückt sein, doch 
nach wie vor hält sich das Gerücht, die dunklen Flecken auf der 
Mondoberfläche könnten in grauer Vorzeit einmal Wasser 
enthalten haben. Nein, nein und nochmals nein. Den Mann im 
Mond gab es auch als Fischwesen nicht, und bei den dunklen 
Flecken handelt es sich um Tiefebenen, die aufgrund der 
umliegenden Berge und Krater fast permanent im Schatten 
liegen. Manche davon könnten auch auf Meteoriteneinschläge 
zurückzuführen sein. 

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-149- 

M wie Mormonen 

So mancher Pascha träumt nach wie vor von einem Leben als 

Mormone. Grund: Diese dürfen angeblich mehrere Frauen 
heiraten. Wir enttäuschen natürlich nur ungern diese 
Wunschträume, doch haben sie mit der Realität leider schon 
lange nicht mehr viel zu tun. Schon 1890 nämlich verzichtete 
die, von Joseph Smith im Jahr 1830 gegründete, Kirche der 
»Heiligen der Letzten Tage« auf ihren Anspruch der 
Vielweiberei. Bis dato hatten ohnehin nur etwa 20 Prozent der 
männlichen Kirchenmitglieder von diesem Privileg Gebrauch 
gemacht. Hintergrund für den Verzicht waren massive 
Interventionen durch die amerikanischen Bundesbehörden, die 
sich mit der legalen Polygamie überhaupt nicht anzufreunden 
vermochten und der Sekte mit weiterführenden Verboten 
drohten. Nach gesetzlich anerkanntem Ritus dürfen Mormonen 
also nach wie vor nur eine einzige Frau ehelichen und haben erst 
nach deren Tod oder nach einer Scheidung die Möglichkeit, eine 
weitere Ehe einzugehen. Doch »Nebenfrauen« sind von der 
Sekte nach wie vor erlaubt, auch wenn sie von Staats wegen 
keinen eheähnlichen Status haben. Etwa 10 Prozent der 
Mormonen machen von dieser Möglichkeit heute noch 
Gebrauch. 

M wie Morse 

Er war zweifellos einer der ganz großen Amerikaner: Samuel 

Morse. Ein brillanter Gelehrter, ein talentierter Maler und ein 
erfolgreicher Unternehmer. Nur eines war Morse nicht: ein 
Erfinder. Die Ironie der Geschichte will es, dass er ausgerechnet 
aufgrund einer vermeintlichen Erfindung im Gedächtnis der 
Menschen blieb, doch zu seiner Ehrenrettung sei gesagt, dass er 
sich um die Erfindung des »Morseapparats« und des 

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-150- 

»Morsealphabets« sehr große Verdienste erworben hat. Diese 
beiden revolutionären Entwicklungen wurden also nicht zu 
Unrecht nach ihm benannt. 

Blicken wir zurück ins Jahr 1832. Samuel Morse, Sohn des 

berühmten Geistlichen und Geographen Jedediah Morse, kehrte 
nach einem dreijährigen Europaaufenthalt nach Amerika zurück. 
Auf dem alten Kontinent hatte er sich ziemlich erfolglos als 
Maler versucht  - sein Talent wurde zwar anerkannt, doch zum 
finanziellen Durchbruch reichte dies noch lange nicht. Auf der 
Schiffsreise erzählte ihm ein Mitreisender von einem vor 
kurzem entwickelten Apparat, bei dem man mittels 
Magnetismus über eine Kupferdrahtspule einen Impuls am 
anderen Ende der »Leitung« auslösen könne. Morse besaß 
genug Phantasie, um sich die Anwendungsmöglichkeiten eines 
solchen Apparates ausmalen zu können. Zurück in den 
Vereinigten Staaten suchte er Mitarbeiter, die über genügend 
technisches Knowhow verfügten, um seine vagen Pläne Gestalt 
annehmen zu lassen. In den beiden jungen Technikern Joseph 
Henry und Arthur Vail wurde er schließlich fündig, und 
während  er an der Universität von New York als ordentlicher 
Professor wirkte, bastelten die beiden unermüdlich am ersten 
»Telegraphen«. 1838 war dann ein erster Prototyp fertiggestellt, 
doch einsatzfähig war dieser noch nicht: Es fehlte nämlich an 
einer »Übersetzungsmöglichkeit« für die ausgelösten Impulse, 
und es dauerte noch weitere Monate, ehe Arthur Vail ein 
Zeichensystem aus unterschiedlich langen Strichen entwickelt 
hatte: Das »Morsealphabet« war erfunden. 

Vail und Henry hatten im Auftrag Samuel Morses gearbeitet. 

Er hatte sie finanziert  - folgerichtig bekam er das Patent, und 
nach zähem Ringen konnte er auch die Politiker überzeugen: 
1841 ließ der Kongress der USA die erste Telegraphenstrecke 
bauen. 

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-151- 

M wie Motten 

In den Zeiten der Insektensprays und Mottenpülverchen hat 

die Angst vor überraschenden Löchern in abgehängter Kleidung 
zunehmend an Bedeutung verloren. Doch immer noch kann es 
vorkommen, dass Sie im Sakko, das säuberlich im Schrank 
verstaut war, unliebsame Bissspuren finden, und natürlich lautet 
dann der erste Ruf: »Aha  - Motten!« Doch verantwortlich für 
den Schaden sind in Wirklichkeit nicht die kleinen Falter mit 
den gezackten Flügeln, sondern ihre unmündigen Kinder. Denn 
nur die Larven der Motten knabbern in ihrer unersättlichen Gier 
nach Futter an Teppichen, Stoffen und Polstergarnituren  - wenn 
sie ausgewachsene Motten sind, stellen sie fürs textile Hab und 
Gut keinerlei Bedrohung mehr dar. 

M wie Mozart 

Legenden ranken sich um Wolfgang Amadeus Mozart, 

Legenden der unterschiedlichsten Art. Eine der beliebtesten 
behauptet, Mozart sei Zeit seines Lebens von den Mächtigen 
ausgebeutet und gedemütigt worden und schließlich als 
mittelloser und entkräfteter Mann gestorben. 

Die Wahrheit sieht ein wenig anders aus. Schon als Kind 

konnte Mozart für Klavierkonzerte fürstliche Honorare 
verlangen und, »gemanagt« von seinem Vater, tat er dies auch 
nach Kräften. Später berechnete er für eine einzige 
Klavierstunde den Preis von zwei Gulden, was in etwa dem 
Monatslohn eines gewöhnlichen Arbeiters entsprach. Für einen 
öffentlichen Auftritt forderte und bekam er 1000 Gulden  - eine 
Summe, die sich bestenfalls mit den heute üblichen Salären 
mancher Sportgrößen vergleichen lässt. Sein Jahreseinkommen 
belief sich auf umgerechnet knapp 400000 Mark, eine Summe, 
mit der es sich gut hätte leben lassen. 

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-152- 

Doch zum einen war Mozart nicht nur ein begnadeter Pianist 

und Komponist, sondern auch ein »genialer« Verschwender, und 
zum anderen verlor er einen erklecklichen Teil seiner 
Einnahmen beim Spiel. Regelmäßig ließ er sich von »guten 
Freunden« beim Kartenspiel über den Tisch ziehen und so 
virtuos er auch am Klavier war, so überaus mittelmäßig war er 
am Billardtisch. Da er aber gleichzeitig zu einer gewissen 
Selbstüberschätzung neigte, hinderte ihn dies nicht daran, immer 
wieder sein Glück gegen stärkere Gegner zu versuchen und zu 
verlieren. 

Bei seinem Tod war Mozart tatsächlich ein armer Mann, doch 

nicht etwa missgünstige Adelige hatten ihn still und heimlich im 
Armengrab verscharren lassen. Verantwortlich dafür war 
vielmehr seine Witwe Constanze, die zu Lebzeiten ihres Mannes 
auch nicht eben durch Sparsamkeit geglänzt hatte. Aufgrund des 
vorhandenen Schuldenberges lehnte sie das Erbe ab, weigerte 
sich, für das Begräbnis irgendwelche Zahlungen zu leisten und 
ließ den Körper des Genies auf  einem Armenfriedhof begraben. 
Dort allerdings wurde er wenige Jahrzehnte später wieder 
ausgebuddelt und anschließend standesgemäß in der 
»Prominenten-Ecke« des Wiener Zentralfriedhofs noch einmal 
beigesetzt. 

M wie München 

Zwei Versionen gibt's zum Münchner Stadtwappen. Die eine 

behauptet, darauf sei das sogenannte »Münchner Kindl« 
abgebildet, die andere spricht von einem Mönch. Beides ist 
falsch. Die Wahrheit liegt  - wie so oft  - in der Mitte. Denn 
tatsächlich handelt es sich bei dem Symbol um eine Art 
»graphisches Zwitterwesen« zwischen Mönch und Mädchen. 
Ein Geistlicher hatte im 13. Jahrhundert das erste offizielle 
Stadtwappen geziert - kein Wunder bei einer Kommune, die im 

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-153- 

Althochdeutschen einfach »Bei den Mönchen« hieß. Erst 1807 
wurde der altgediente To nsurträger, der stets mit Kapuze und 
Bibel in der Hand dargestellt worden war, demontiert: Die 
Säkularisation machte die bildliche Darstellung katholischer 
Geistlicher zeitweise äußerst unbeliebt. Vorübergehend wurde 
ein Löwe zum Wappentier erkoren, doch König Ludwig I. 
entschied sich wieder für den Würdenträger, der nun allerdings 
harte Konkurrenz bekam. Denn als inoffizielles Symbol war das 
»Münchner Kindl« zwischenzeitlich schon sehr beliebt 
geworden, und schließlich entschieden sich die Stadtväter in der 
Mitte des 19. Jahrhunderts für den unglaublichen Kompromiss: 
Dem »Kindl«, das bis dato fröhlich einen Maßkrug gestemmt 
hatte, wurde eine Heilige Schrift in die Hand gedrückt, es bekam 
Mönchskutte und Kapuze übergeworfen und wurde damit zum 
einzigen zweigeschlechtlichen Humanoiden in einem der 
bekanntesten Wappen dieser Welt. 

M wie Münchhausen 

Und es hat ihn doch gegeben. Der »Lügenbaron« 

Münchhausen selbst war keine Lüge oder Erfindung, sondern 
eine durchaus reale Gestalt, der der Göttinger Dichter Gottfr ied 
August Bürger zu Weltruhm verhalf. Geboren im Jahre 1720 im 
Städtchen Bodenwerder, wurde Karl Friedrich Hieronymus 
Freiherr von Münchhausen zunächst Page am Braunschweiger 
Hof, als 18jähriger Kürassier im Regiment des Prinzen Anton 
Ulrich von Braunschweig und schließlich wohlhabender 
Privatier auf ausgedehnten Ländereien. Seine Freunde und Gäste 
pflegte der begabte Erzähler mit augenzwinkernder Heiterkeit 
durch fabelhafte Geschichten und Lügenmärchen zu erheitern, 
und einige dieser überlieferten »Stories« benutzte G. A. Bürger 
als Grundlage für seine »Lustigen Abenteuer des Freiherrn von 
Münchhausen«. Das Werk erschien 1786  - also noch 13 Jahre 

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-154- 

vor dem Tod des adligen Fabulierers, der beim Lesen seiner 
ausgeschmückten Anekdoten sicherlich seine helle Freude 
gehabt haben wird. Dies aber dürfte der einzige Spaß im Alter 
des Barons gewesen sein, denn durch Pech und einige 
Fehlspekulationen hatte er sich um sein gesamtes Vermögen 
gebracht und starb schließlich einsam und verbittert in seiner 
Geburtsstadt Bodenwerder. 

M wie Muscheln  

Nicht nur phantasiebegabte oder hörgeschädigte Zeitgenossen 

vermeinen im Inneren einer Strandmuschel das Rauschen des 
Meeres vernehmen zu können. Doch obwohl das Geräusch so 
deutlich zu vernehmen ist, ist es doch nicht mehr als eine 
akustische Täuschung. Es ist vielmehr das Echo des eigenen 
Blutes, dessen normalerweise unhörbares Rauschen von den 
glatten Muschelwänden reflektiert und hörbar gemacht wird. 

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-155- 

13. Von Nachtwache bis Nordpol 

N wie Nachtwache 

Neben dem »Mann mit Goldhelm« ist »Die Nachtwache« das 

vermutlich berühmteste Gemälde des niederländischen Malers 
Rembrandt und gleichzeitig ein gutes Beispiel dafür, wie die 
Jahre Auffassungen und Ansichten verändern können. Als 
Rembrandt das Bild 1642 fertiggestellt hatte, wurde er mit 
Schimpf und Spott überhäuft. Er hatte nämlich die »Compagnie 
des Hauptmanns Frans Banningh Cocq« gemalt und das Bild 
auch so betitelt. Doch einige Mitglieder der verewigten 
Bürgerwehr fühlten sich völlig falsch wiedergegeben, andere 
monierten, dass zuviel Schatten auf ihre Gesichter falle, und mit 
den gewählten Farben war eigentlich überhaupt niemand 
zufrieden. So geriet es lange Zeit in Vergessenheit und setzte in 
dunklen Kellergewölben mit der Zeit deutlich Patina an. 1891 
entschloss sich das Amsterdamer Rijksmuseum dann doch, das 
Bild auszustellen - schließlich war Rembrandt mittlerweile einer 
der anerkanntesten und berühmtesten der großen Meister und 
nannte es »Nachtwache«. 1911 stürmte ein junger Wirrkopf auf 
das Gemälde zu, und bevor er überwältigt werden konnte, hatte 
er mit einem Messer schon verheerenden Schaden angerichtet. 
Doch aus dem vermeintlichen Unglück wurde durch die 
fachkundige und liebevolle Restauration ein wahrer Segen. Die 
Fachleute entfernten beim sorgfältigen Zusammenflicken 
nämlich  gleich noch einige Firnisschichten und entdeckten, dass 
das Bild längst nicht so düster war, wie man lange Zeit vermutet 
hatte. Im Gegenteil: Das 4,35 Meter breite und 3,95 Meter hohe 
Kolossalgemälde wies ungeheuer leuchtende Farben auf, und 
schlagartig verwandelte sich die Nacht- in eine »Tagwache«. 

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-156- 

Das Bild wurde im weiteren Verlauf des 20. Jahrhunderts noch 
zweimal attackiert, doch heute ist es in Amsterdam wieder in 
seiner ganzen Pracht und Schönheit zu besichtigen. 

N wie Nadelbaum 

Der Tannenbaum »grünt« bekanntlich nicht nur zur 

Sommerszeit, sondern behält seine schmucke Zier das gesamte 
Jahr hindurch. Doch es gibt auch in Deutschland einen 
Nadelbaum, der in der kalten Jahreszeit sein »Gefieder« verliert. 
Hätten Sie's gewusst? Es ist die Lärche. Sie wirft im Winter ihre 
Nadeln ab und bildet sie im Frühling neu. 

N wie Napoleon 

Einig sind sich alle ernstzunehmenden Historiker darüber, 

dass das Ende der napoleonischen Glückssträhne mit dem 
ominösen Russlandfeldzug begann. Doch wie so viele große 
Männer hatte auch der kleine Korse sofort eine plausible 
Entschuldigung parat, um die Niederlage seiner glorreichen 
französischen Armee und damit sein eigenes Scheitern zu 
erklären. Seitdem wurde diese Ausrede vom Gros der 
Geschichtsschreiber widerspruchslos übernommen: Der 
unerwartet harte russische Winter soll schuld gewesen sein. 

Doch die verbreitete Untugend, das eigene Versagen auf die 

Unbilden des Wetters zu schieben, vermag in diesem Fall 
eigentlich nicht zu überzeugen. Denn der betreffende Winter 
war keinesfalls härter als gewöhnlich  - mit derartigen 
Bedingungen hätten die französischen Truppen eigentlich 
rechnen müssen. Die große Kälte, die Napoleon in seinen 
Erinnerungen notierte, brach in Wahrheit erst wesentlich später 
ein  - der Feldzug fand zunächst eher bei vergleichsweise 

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-157- 

angenehmer Witterung statt. Ursächlich für die Niederlage war 
vielmehr eine miserable Logistik. Zum einen hatte Bonaparte 
den Kampfeswillen der russischen Armee offensichtlich 
unterschätzt und deshalb hatte sich der Marsch auf Moskau 
schon über Gebühr verzögert. Die Armee war also bereits 
geschwächt, als sie vor der russischen Hauptstadt stand, und als 
sich dort abzeichnete, dass deren Mauern längst nicht so einfach 
zu erstürmen waren wie vermutet, ging man in einen ziemlich 
ungeordneten  Rückzug über. Als »Panikreaktion« wird dieser 
Aufbruch von Wissenschaftlern heute interpretiert, und 
tatsächlich vergaßen die Verantwortlichen beinahe alles, was 
man für eine strategisch sinnvolle Rückwärtsbewegung benötigt 
hätte. So hatte die Vorratsabteilung zwar ausreichende Mengen 
an Lebensmitteln für die Soldaten im Gepäck, doch mangelte es 
an Pferdefutter und warmen Decken. Binnen zweier Wochen 
krepierten somit Tausende von Vierbeinern elendig an Hunger 
und Erschöpfung und die von ihnen gezogenen Wage n und 
Kanonen fielen fast kampflos dem nachrückenden Feind in die 
Hände. Dieser benutzte das unerwartete Geschenk natürlich 
dankbar, um den abziehenden Franzosen noch die eigene 
Munition hinterher zu schicken, und so gelang nur wenigen 
Soldaten der Grande Nation der Heimweg. Ganz am Ende dieser 
chaotischen Flucht kam es dann wirklich zum Ausbruch jener 
großen Kälte, die das Thermometer zeitweise auf unter -20 Grad 
sinken ließ. Die Berichte der wenigen Heimkehrer schienen die 
Version des Kaisers also zu bestätigen  - für eine genauere 
Überprüfung fehlte den meisten Zeitgenossen ohnehin Muße 
und Mut. 

N wie Nasenbluten 

Die verbreitetste Reaktion ist auch die verkehrteste: Bei 

Nasenbluten soll man nämlich den Kopf nicht in den Nacken 

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-158- 

legen, weil dem Betroffenen das Blut dann in den Rachen laufen 
kann. Besser ist es, sich möglichst aufrecht hinzusetzen und den 
Kopf nach vorne zu neigen. Um die Blutung zu stoppen, stecken 
Sie sich ein Wattebäuschchen oder einen kleinen Teil eines 
Papiertaschentuchs ins Nasenloch und drücken einige Minuten 
dagegen. 

N wie Nero 

Ein Narr dürfte er gewesen sein, ein schlechter Sänger 

obendrein. Den »Tyrannen und Despoten« könnte man unter 
Umständen auch noch durchgehen lassen, und ein richtig netter 
Mensch war er auf keinen Fall. Doch eines war Kaiser Nero auf 
keinen Fall: ein irrer Brandstifter. 

Schon kurz nach Neros Tod waren erste Gerüchte entstanden, 

der eigenwillige Kaiser selbst habe im Jahre 64 n. Chr. die 
Hauptstadt des römischen Reiches eigenhändig in Brand 
gesteckt und die Schuld  anschließend den Christen in die 
Schuhe geschoben. Schon der Geschichtsschreiber Tacitus 
zitiert diese Vermutung als vages Gerücht, und spätestens mit 
dem Sieg des Christentums (so etwa ab dem fünften 
Jahrhundert) hatte sich die Legende endgültig etabliert. Und 
dies, obwohl die Geschichte doch offensichtlich nicht wahr sein 
konnte. Am Tag des Brandes nämlich, am 18. Juli 64, hielt sich 
Nero zusammen mit Teilen seines Hofstaats in seinem Landhaus 
in Antium auf  - rund 60 Kilometer von Rom entfernt. Als er in 
Rom eintraf, stand die Stadt schon in hellen Flammen, durch die 
auch sein eigener Palast und seine über alles geliebte 
Kunstsammlung in Asche und Rauch aufgingen. Dass er dafür 
selbst verantwortlich gewesen sein soll, ist doch in hohem Maße 
unwahrscheinlich. 

Es ist sogar überliefert, dass Nero tatkräftig und eigenhändig 

bei den Löscharbeiten geholfen haben soll und den obdachlos 

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-159- 

Gewordenen Tempel, Paläste und Gärten über Wochen und 
Monate hinweg als Ausweichquartiere zur Verfügung stellte. 
Dass er aber mit schaurigschönen Moritaten das brennende Rom 
besungen hat, bemerkte kein einziger Zeitgenosse  - auch diese 
Fabel entstand erst Jahrhunderte später. Richtig ist wohl 
lediglich, dass Nero ein Mann war, der seine eigenen 
musikalischen Fähigkeiten maßlos überschätzte und seine 
wehrlosen Höflinge und Gäste gerne und oft mit 
selbstkomponierten Liedern »folterte«. Im übrigen galt Nero zu 
seiner Zeit als durchaus maßvoller, wenn auch nicht allzu 
intelligenter Herrscher. Er hatte eine Vorliebe für alles 
Griechische, was sich auch in seinen Prachtbauten manifestierte, 
und außerdem keinen besonders ausgeprägten Sinn für Politik. 
Von grausamen Folterungen, ungewöhnlich vielen 
Hinrichtungen oder sexuellen Perversionen in seinem Palast 
berichten Zeitzeugen allerdings nicht. Andere Kaiser vor und 
nach ihm hatten schon wesentlich schlimmer gewütet  - mit 
Caligula darf Nero nun wirklich nicht verglichen werden. 

N wie New York 

Die Hauptstadt des amerikanischen Bundesstaates New York 

ist…? Albany! Und zwar schon seit 1797. Albany, 220 
Kilometer nördlich des »Big apple«, liegt ebenfalls am Hudson-
River, aber das ist eigentlich schon die einzige Gemeinsamkeit 
beider Städte. In Albany dominieren nämlich Ruhe und 
Beschaulichkeit  - ähnliches lässt sich von New York nun 
wirklich nicht behaupten. 

Auch eines der vermeintlichen Wahrzeichen der Stadt können 

die Bewohner New Yorks gar nicht für sich reklamieren. Die 
»Statue of Liberty« auf »Liberty Island« steht nämlich auf dem 
Territorium des Bundesstaates New Jersey. 

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N wie Nordkap 

Allgemein gilt das Nordkap als nördlichste Landmasse 

Europas. Doch auch wenn der Name so schön danach klingt, 
haben Vermessungen ergeben, dass die benachbarte Landspitze 
der Halbinsel Knivskjellodden dem Nordpol noch rund 1700 
Meter näher ist als das Nordkap. 

N wie Nordpol 

Es ist nicht angenehm, große und berühmte Männer als 

Lügenbeutel entlarven zu müssen, doch im Falle des 
amerikanischen Offiziers Richard E. Byrd kommen wir nicht 
darum herum. Dieser hat nämlich zeitlebens behauptet, 
zusammen mit seinem Co-Piloten Floyd Bennett als erster 
Mensch den Nordpol überflogen zu haben. Am 9. Mai 1926 
waren die beiden von Spitzbergen aus gestartet und 15 ½  
Stunden später wieder auf ihrem Ausgangsflughafen gelandet. 
Für Byrd zahlte sich die angebliche Pionierleistung aus. Er 
machte als berühmter Mann in der amerikanischen Marine 
schnell Karriere, wurde schließlich sogar Admiral und starb 
hochgeachtet und hochdekoriert mit 68 Jahren an einem 
Herzleiden. 

Im Jahre 1971 ließ ein gewisser Richard Montegue, Redakteur 

einer amerikanischen Wochenzeitung, die Bombe platzen. Er 
hatte gründlich nachrecherchiert und eine Fülle von Material 
zusammengetragen, die einwandfrei bewies, dass Byrd und 
Bennett den Pol unmöglich überflogen haben konnten. Für erste 
Zweifel hatte der Flieger selbst gesorgt. Nach der Landung in 
Spitzbergen hatte Byrd den atemlos lauschenden Journalisten 
nämlich erzählt, dass kurz nach dem Start ein Triebwerk der 
dreimotorigen Focker ausgefallen war und man phasenweise nur 
mit zwei Dritteln der Höchstgeschwindigkeit habe fliegen 
können. Nur günstigem Rückenwind sei es zu verdanken 

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-161- 

gewesen, dass man es doch noch bis zum Pol geschafft habe. 
Eine Überprüfung der Wetterkarten ergab jedoch rasch, dass der 
entsprechende Wind an jenem Tag unmöglich geweht haben 
konnte. Auch hatten Flugexperten schon frühzeitig vermutet, 
dass die Strecke vom norwegischen Spitzbergen bis zum 
geographischen Pol in den notierten 15 ½ Stunden unter den 
geschilderten Bedingungen kaum zu schaffen war, doch die 
aufkommende leise Skepsis wurde als Neid und Missgunst 
abgetan. Noch weit mehr ins Gewicht als alle theoretischen 
Zweifel an der technischen Durchführbarkeit fällt allerdings das 
Geständnis, das Co-Pilot Bennett einem anderen Flieger 
anvertraut hat. Gegenüber dem Norweger Bernt Baichen gab 
Bennett zu, dass Byrd nach dem Ausfall des Motors den 
Versuch abgebrochen habe und zunächst wieder in Richtung 
Spitzbergen geflogen sei. Als dann aber die beiden anderen 
Triebwerke keine Schwächen zeigten, kehrte er noch mal um 
und die beiden flogen insgesamt über 14 Stunden einfach immer 
wieder hin und her. Die Route zum Pol noch einmal 
einzuschlagen, wagten sie nicht mehr. Baichen wollte dies in 
seiner Autobiographie bereits in den 50er Jahren 
veröffentlichen, doch Byrds Bruder, der Senator Harry Flood 
Byrd, setzte ihn massiv unter Druck, diese Fassung nicht auf den 
Markt zu bringen. Statt dessen erschien eine »bereinigte« 
Ausgabe, in der das Kapitel über Byrds Lüge einfach ausgespart 
worden war. 

Somit ist nun einwandfrei erwiesen, dass der Norweger Roald 

Amundsen und der Italiener Umberto Nobile zusammen mit 
ihrer dreizehnköpfigen Besatzung die ersten waren, die den 
Nordpol überquerten. Ihnen gelang das in einem gewaltigen 
Luftschiff  - ganze drei Tage nach Byrds angeblichem Rekord. 
Gestartet waren sie ebenfalls von Spitzbergen aus, und nach 
70stündiger Fahrt landete das gewaltige Flugobjekt namens 
»Norge« in Alaska. Damit hatten Menschen auch zum 
allerersten Mal das gesamte Polargebiet überquert. 

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-162- 

14. Von Obst bis Oscar 

O wie Obst 

Nach dem Genuss von Obst soll man kein Wasser trinken  -  

diese Regel scheint so lange zu existieren, wie es Mütter und 
Großmütter gibt. Angeblich verursacht nämlich der übermäßige 
Genuss kalten Wassers nach dem Äpfelchen arges 
Bauchgrimmen  - eine Behauptung, die wir jetzt ein für allemal 
ins Reich der Fabel verweisen. Allerdings hatte die Warnung bis 
vor etlichen Jahrzehnten noch ihre Berechtigung, denn damals 
gab es noch keine Kläranlagen und selbst das bestmögliche 
Trinkwasser war mit Keimen durchsetzt. Diese wiederum 
brachten die Früchte im Kindermagen zum Gären, was die 
bekannten, höchst unangenehmen Folgen haben konnte: Da 
endete ein Tag schon mal auf dem »Donnerbalken«. Heute 
jedoch ist unser Trinkwasser in der Regel porentief rein, so dass 
wir zumindest in Mitteleuropa auch nach Obstgenuss literweise 
Wasser trinken können. In manchen Ländern Afrikas, Asiens 
oder Südamerikas sollten Sie da jedoch wesentlich vorsichtiger 
sein und die mütterliche Mahnung stets im Gedächtnis behalten. 

O wie Odyssee 

»Ach«, pflegte mein alter Lateinlehrer zu schwärmen, »Sie 

hätten Altgriechisch statt dieses stupiden Französisch belegen 
sollen. Homers llias, Homers Odyssee im Original sind das 
einfach unvergleichliche Werke.« Tja - Herr Brune, diese Werke 
mögen tatsächlich unvergleichlich sein und vielleicht  hätte der 
Schreiber dieser Zeilen im Griechischen auch mehr reüssiert als 

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-163- 

in der schwierig auszusprechenden Sprache unserer gallischen 
Freunde, doch die beiden von Ihnen zitierten Epen stammen 
leider nur zum Teil von Homer. Einwandfrei erwiesen ist, dass 
der »blinde Sänger« Homer zwar die llias verfasst hat, doch die 
Odyssee entstand erst Jahrzehnte nach seinem Tod. Allerdings 
haben der oder die unbekannten Verfasser sich alle erdenkliche 
Mühe gegeben, ganz in Stil und Sprache Homers zu bleiben, 
doch ganz ist ihnen das nicht gelungen. Sprach- und 
Literaturforscher wiesen anhand etlicher Feinheiten zweifelsfrei 
nach, dass sich vor allem die inhaltliche Gliederung deutlich 
vom Homerschen Stil unterscheidet, auch wenn sie nicht 
weniger eindrucksvoll gelungen ist. Auch weisen winzige 
Details - vor allem bei diversen Metaphern  - darauf hin, dass an 
der Odyssee mehrere Autoren gearbeitet haben müssen. 

O wie Ohrwurm 

Ein Wort mit zwei Bedeutungen: Zum einen wird mit 

»Ohrwurm« eine eingängige Melodie bezeichnet zum anderen 
ein Wurm, der sich's angeblich gerne im menschlichen Ohr 
gemütlich macht. Die Beurteilung der Metapher obliegt uns an 
dieser Stelle nicht, doch die zweite Behauptung ist schlichtweg 
Unsinn. Zum einen ist der »Ohrwurm« gar kein Wurm, sondern 
ein geflügeltes Insekt, zum anderen hat er überhaupt keinen 
Grund, sich in Menschenohren einzunisten. Er lebt schließlich 
von Blättern und kleineren Insekten und würde unser 
Ohrenschmalz in höchstem Maße »unappetitlich« finden. Seinen 
Namen hat er von den Hinterflü geln, die einer Hörmuschel sehr 
ähnlich sehen. 

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-164- 

O wie Oktober 

Der Oktober ist ein häufig missverstandener Monat. Zum 

einen ist er in unseren Breiten als nass und unfreundlich 
verschrieen und das, obwohl sein Regendurchschnitt unter dem 
des »Wonnemonats« Mai liegt. Zum zweiten glauben die 
meisten Ausländer und Norddeutschen immer noch, im Oktober 
starte das gleichnamige Münchner Volksfest, obwohl die 
»Wiesn« traditionell schon in der letzten Septemberwoche in die 
Vollen geht. Und zum dritten ist die sogenannte 
»Oktoberrevolution«, die Lenins berühmter Aufruf »An die 
Bürger Russlands« einläutete, eigentlich eine November-
Revolution. Denn der gregorianische Kalender wurde in 
Russland erst im Februar 1918 eingeführt und Lenins 
Rotgardisten hatten Petrograd bereits ein halbes Jahr vorher 
besetzt. Der Startschuss zur bolschewistischen Revolte fiel nach 
der alten Zeitrechnung am 25. Oktober, doch nach dem heute 
gültigen Kalender verschiebt sich dieses Datum auf den 7. 
November. Doch der Begriff »Oktoberrevolution« hatte sich 
schnell eingebürgert warum etwas ändern, was sich bestens 
bewährt hat? 

O wie Olympische Spiele  

Warum ist der Satz »Die nächste Olympiade findet in 

Soundso statt« grundverkehrt?…Geben Sie's auf  - da kommen 
Sie nie drauf. Im ursprünglichen, altgriechischen Sinn meint das 
Wort Olympiade nämlich einen Zeitraum von vier Jahren, der 
im Jahr der Spiele begann. Die 25. Olympischen Spiele könnte 
man also bestenfalls als »Spiele der 25. Olympiade« bezeichnen, 
aber nicht einfach als »Olympiade«. 

Mit einem anderen Mythos haben wir schon beim Stichwort 

»Amateur« gründlich aufgeräumt. Auch die Sportheroen der 

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-165- 

Antike waren nämlich Profis, die sich ihren Lorbeerkranz 
angemessen »versilbern« ließen und nicht nur um Ruhm und 
Ehre kämpften. 

O wie Oscar 

Was hat sich Ho llywood da nur entgehen lassen: Da hat man 

schon einen Filmpreis namens »Oscar«, und kein Mensch 
kommt auf die Idee, eine spannende Story um einen 
großzügigen Gönner zu erfinden, der sich nach dem Hochgenuss 
eines grandiosen filmischen Meisterwerks selbst  ein Denkmal 
setzen wollte und die kleine goldfarbene Statue stiftete. Aber 
nein, die Wahrheit ist ebenso bekannt wie banal, wenngleich 
auch nicht ohne eine gewisse heitere Note. Einen Stifter namens 
»Oscar« hat es nie gegeben  - vielmehr glaubte eine betrunkene 
Angestellte einer Produktionsfirma in dem kleinen 
Goldmännchen eine Abbildung ihres Lieblingsonkels erkennen 
zu können und der hieß nun einmal Oscar. Die korrekte 
Bezeichnung für die Trophäe, die die Akademie der Filmkünste 
und  -Wissenschaften alljähr lich in diversen Sparten vergibt, 
lautet »Academy Award«. Bis zur Drucklegung dieses Buches 
war der Monumentalschinken »Ben Hur« mit elf von zwölf 
möglichen Oscars der Rekordhalter. Mit sieben beziehungsweise 
neun Oscars folgen »Schindlers Liste« und »Der  englische 
Patient«. 

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-166- 

15. Von Panama-Hut bis Pyramiden 

P wie Panama-Hut 

… hat mit Panama nix am Hut. Diese breitkrempige, elegante 

Kopfbedeckung für den sommerlichen Flanierer von Welt wird 
aus den getrockneten Blättern der sogenannten Panama-Palme 
hergestellt. Diese wächst allerdings nicht im 
mittelamerikanischen »Kanalstaat«, sondern in Bolivien und 
Peru. Hergestellt werden die Hüte heute zumeist in Ecuador  - 
dort hatte die Produktion zu Beginn des 19. Jahrhunderts auch 
ihre Ursprünge. 

P wie Papagei 

Zum Thema »Papagei« gilt es gleich zwei verbreitete 

Missverständnisse aufzuklären. Zum einen kann nicht jeder 
Papagei sprechen  - selbst mit viel Liebe und Geduld werden Sie 
einige Arten niemals dazu bringen, menschliche Laute 
nachzuplappern. Zum anderen werden Papageien in der Regel 
auch nicht uralt  - nur der Kakadu kann im extremen Einzelfall 
die 100-Jahre-Marke knacken. Die übrigen Arten der bunten 
Urwaldvögel sterben wesentlich früher, und vor allem 
Käfigvögel erreichen selten mehr als 30 Jahre. 

P wie Pfefferkuchen 

Von den Bäckern des Mittelalters durfte man bei der 

Namensgebung nicht allzu viel Kreativität erwarten, und so 

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-167- 

kommt es, dass der Pfefferkuchen seinen Namen einzig und 
allein der Tatsache verdankt, dass bei seiner Erfindung alle 
exotischen Gewürze einfach als »Pfeffer« bezeichnet worden 
waren. Die wirklichen, damals recht exotischen Zutaten  - Zimt, 
Nelken, Piment, Safran, Muskat und Ingwer  - wurden also der 
Einfachheit halber unter dem Begriff »Pfeffer« zusammen-
gefasst. Wirklichen Pfeffer enthält das 

leckere 

Lebkuchengebäck natürlich nicht  - würde wahrscheinlich auch 
komisch schmecken. 

P wie Pferde 

»Liegt ein Pferd auf dem Boden, dann ist es entweder 

gestolpert oder tot.« Diesen Satz hört man oft auch von 
sogenannten Pferdekennern, die häufig der felsenfesten 
Überzeugung sind, ihr vierbeiniger Liebling schlafe stets im 
Stehen. Pferde können dies zwar, doch wenn sie sich sicher 
genug vor eventuellen Gefahren fühlen  - also beispielsweise im 
gewohnten Stall  - bevorzugen sie zum Schlummern eine 
bequemere Haltung: Sie knicken zuerst die Vorderbeine ab und 
lassen sich dann aus dieser »knienden« Position auf die Seite 
plumpsen. 

P wie Pflanzen 

Es gibt Menschen, die reden beruhigend auf ihre 

Zimmerpflanzen ein und behaupten steif und fest, dies bewirke 
Gesundheit und besseres Wachstum. Ohne das ausführlich zu 
begründen, dürfen wir diese abenteuerliche Mär mit Bausch und 
Bogen ins Reich der Fabel verweisen: Ausführliche 
Experimente haben ergeben, dass menschliche Gegenwart  - so 
angenehm und zartfühlend sie auch sein mag  - von Pflanzen 

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-168- 

jedweder Art ignoriert wird. Doch die wenigsten Hobby-
Botaniker wissen, dass es Pflanzen gibt, die in einem 
bestimmten Bereich tatsächlich höchst humanoide Züge 
entwickeln können: Wenn sie krank sind, bekommen sie Fieber. 
Das klingt unglaublich, aber amerikanische Wissenschaftler 
haben doch nachgewiesen, dass die Blätter kranker Pflanzen 
eine um drei bis fünf Grad höhere Temperatur aufweisen als die 
ihrer gesunden Artgenossen. Die Begründung für dieses 
Phänomen lieferten die Forscher gleich mit. Die Beschädigung 
an den Wurzeln führt zu einer massiven Störung bei der 
lebensnotwendigen Aufnahme von Wasser, was nicht nur 
»Hunger« bedeutet, sondern auch einen Verlust der inneren 
Kühlung. 

P wie Pilatus 

Der arme Pontius Pilatus: Er wäre nun wirklich einer 

gewesen, der sich die Hände hätte in Unschuld waschen können, 
doch die Christenheit hat ihn schon seit ewigen Zeiten auf dem 
Kieker. Der römische Statthalter Judäas soll es gewesen sein, 
der Jesus dereinst zum Tod am Kreuz verurteilte. Doch Pilatus 
hatte mit der Angelegenheit wirklich kaum etwas zu tun. Er 
hatte Jesus zunächst sogar »freigesprochen«, doch der hatte seit 
seiner »Rausschmiss-Aktion« im Tempel bei der Jerusalemer 
Bevölkerung keine rechte Lobby mehr. Die aufgebrachte 
Volksmenge forderte Pilatus ultimativ auf, Jesus dem Urteil des 
sogenannten »Hohen Rats« zu unterstellen, und dieser oberste 
Gerichtshof der Juden verurteilte den Religionsgründer 
schließlich zum Tode. Den Vorsitz dieses Gerichts, dessen 
Urteil von der römischen Verwaltung aus diplomatischen 
Gründen (man wollte keinen Aufstand provozieren) 
notgedrungen bestätigt wurde, führte der Hohepriester Kaiphas. 
Pilatus hatte nur die unangenehme Aufgabe, das rechtmäßig 

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-169- 

ergangene Urteil vollstrecken zu lassen. Er tat dies wesentlich 
weniger grausam, als ihm lange unterstellt wurde. So musste 
Jesus entgegen den meisten Schilderungen keineswegs sein 
ganzes Kreuz auf Golgathas Höhen schleppen: Historiker 
wiesen nach, dass es damals lediglich üblich war, die 
Delinquenten den Querbalken tragen zu lassen. Und dass 
Pontius Pilatus in diesem Fall vom üblichen Vorgehen abwich, 
ist nicht zu vermuten, denn unter Zeitgenossen galt er als 
gerechter und korrekter Politiker. 

P wie Pilze 

Insekten  - gleich welcher Art  - gelten nicht unbedingt als 

Krönung der Schöpfung, sondern im allgemeinen als höchst 
lästige Lebewesen. Doch abgesehen davon, dass sie für den 
biologischen Kreislauf unverzichtbar sind, haben einige von 
ihnen dem Menschen auch etwas voraus: Sie züchten nämlich 
schon seit Jahrtausenden Pilze. Nun mögen Sie einwenden, dies 
sei doch keine große Kunst, doch dem Menschen gelang es erst 
kurz vor Drucklegung dieses Buches, nämlich im Februar 1997, 
erstmals essbare Pilzkulturen eigenhändig zu züchten. Ein Team 
von schwedischen und amerikanischen Wissenschaftlern vollzog 
dieses höchst komplizierte Experiment unter Laborbedingungen. 
Doch beispielsweise die Blattschneider-Ameise erweist sich 
schon von jeher als perfekter »Pilzzüchter«, denn sie benutzt 
feinzerkaute Pflanzenteile als Nährboden für Pilzkulturen. Beim 
Heranwachsen werden bestimmte Stellen der Pflanzen 
systematisch abgebissen, und die ständige »gärtnerische« Pflege 
führt tatsächlich zum gewünschten Wuchs. Auch Termiten 
züchten Pilze, wobei sie als Dünger ihren eigenen, sehr 
nährstoffreichen Kot benutzen. Das Resultat ist eine sehr 
spezielle Form, die auf natürlichem Wege nie und nimmer 
zustande gekommen wäre. 

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-170- 

P wie Piraten 

Nicht alle Piraten waren wilde, barbarische Raubritter der 

Meere, und noch weniger von ihnen waren edle Gestalten, wie 
Errol Flynn sie einst verkörperte. Die Wahrheit ist  - es gab 
solche und solche. Neben denjenigen, die unter der 
Totenkopfflagge so ziemlich jedes schwächere Schiff angriffen, 
versenkten oder kaperten und alles mitnahmen, was nicht niet- 
und nagelfest war (einschließlich die bedauernswerten Frauen an 
Bord  - die männlichen Gefangenen wurden zumeist ermordet), 
existierten tatsächlich auch die »guten« Piraten. Sie nannten sich 
in der Regel »Korsaren« oder »Freibeuter« und waren in 
offiziellem Auftrag unterwegs. Der berühmteste unter ihnen war 
Sir Francis Drake, der es nach seiner Freibeuter-Laufbahn 
immerhin zum Vizeadmiral der britischen Flotte brachte und 
vom König für seine Verdienste geadelt wurde. Ausgestattet mit 
einem »Kaperbrief« ihrer Regierung, waren die Korsaren damit 
beauftragt, den jeweiligen Feind oder Kriegsgegner abseits der 
üblichen Routen und fernab der großen Seeschlachten zu jagen, 
zu schwächen und auszurauben. Mit eventuellen Gefangenen 
wurde dabei normalerweise höchst ritterlich umgegangen,  
wenngleich natürlich bessergestellte Passagiere um die Zahlung 
eines Lösegelds nicht herumkamen. Korsaren waren also ein Art 
»selbstständige Unternehmer in Sachen Raub«, wobei sie 
zwischen 60 und 70 Prozent der Beute an ihre jeweilige 
Regierung abzuliefern hatten. Der Rest der »Prise« ging zur 
Hälfte an den Kapitän  - der verbleibende Teil wurde unter der 
Mannschaft aufgeteilt. Ihre Blütezeit erlebten Piraten und 
Korsaren zwischen dem 14. und dem 19. Jahrhundert, doch auch 
heute gibt es (vor allem im südchinesischen Meer) einzelne 
Seeräuber, die sich allerdings vor allem an kleinen 
Fischerbooten oder wehrlosen Dschunken gütlich tun. 

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-171- 

P wie »Play it again, Sam« 

Zumindest diejenigen unter den Cineasten, die den Kultfilm 

»Casablanca« schon mehr als dreimal gesehen haben (und 
davon gibt es viele), müssten eigentlich wissen, dass der 
berühmte Satz »Play it again, Sam« nie gefallen ist. Weder der 
unvergleichliche Humphrey Bogart noch die betörende Ingrid 
Bergman hatten diesen Ausspruch in ihrem Text. Das 
angebliche Zitat ist lediglich eine sehr stark verkürzte Version 
einer Bergman'schen Aufforderung an den Klavierspieler Sam: 
»Play it once, Sam, for old time's sake« (Spiel es noch einmal, 
Sam - um der alten Zeiten willen). 

P wie Plumpudding 

Wie freute sich der Schreiber dieser Zeilen, als ihm die 

beleibte Haushälterin zur Feier seines 10. Geburtstags am Abend 
einen schönen »Plumpudding« versprach. Einen ganzen 
Schultag lang malte er sich die zweifelsohne süße Köstlichkeit 
aus, die ihn am Abend erwarten würde  - doch wie groß war 
schließlich die Enttäuschung. Denn die kochfreudige Dame war 
Britin, und leider verstand sie unter »pudding« etwas völlig 
anderes als der naive Spross der Familie. Dieser bekam nämlich 
am Abend eine Mischung aus Mehl, Nierenfett, ein wenig 
Hackfleisch, Weißbrot und Nüssen serviert. Das Ganze wurde 
perverserweise auch noch in einer Puddingform zubereitet, 
enthielt Sherry und wurde mit zuckersüßer Vanillesauce 
übergössen. Nach einem Höflichkeitsbissen schützte das 
jugendliche Geburtstagskind eine  leichte Magenverstimmung 
vor (die bei weiterem Verzehr wahrscheinlich auch bittere 
Realität geworden wäre) und verließ fluchtartig die Küche. 
Seitdem weiß der Autor, dass der britische »pudding« nichts mit 
der gleichnamigen deutschen Süßspeise gemein hat. Bei »black 

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-172- 

pudding« handelt es sich beispielsweise um eine Art bittere 
Blutwurst. 

P wie Poker 

Nicht etwa in den Saloons von Kalifornien oder Texas ist das 

Pokerspiel entstanden, sondern schon vor etwa 3000 Jahren im 
alten Persien. Das Spiel nannte sich »As« und bezog seinen Reiz 
schon  damals aus der als »Bluffen« bekannten Hochstapelei. 
Auf seinem Weg nach Europa fand das Spiel schnell neue 
Freunde und wurde unter anderem in Griechenland, Italien und 
Frankreich gepflegt. Von der französischen Version »Boulotte« 
leitete sich dann das amerikanische »Poker« in seinen 
verschiedenen Varianten ab. 

 

P wie Pompeji 

Nicht etwa die heiße Lava des Vesuv besiegelte den 

Untergang Pompejis, sondern die meisten Bewohner fanden den 
Tod durch  giftige Dämpfe, die der Vulkan produzierte. Wäre 
nämlich der heiße Magmastrom tatsächlich - wie in so manchem 
Katastrophenschinken dargestellt  - als alles verzehrende 
Feuerwalze über die antike Stadt hereingebrochen, so hätten die 
Archäologen des 19. und 20. Jahrhunderts kaum noch so gut 
erhaltene Überreste der Stadt gefunden. Die Lava hätte 
vermutlich keinen einzigen Stein auf dem anderen gelassen. 
Begraben wurde Pompeji im Jahre 79 n. Chr. von einem 
gewaltigen Aschenregen, über dessen Ausmaß man heute nur 
noch spekulieren kann. Fest steht, daß der dunkle »Mantel« über 
den Mauern und Ruinen (viele Häuser waren schon durch die 
Erschütterungen des Ausbruchs eingestürzt) fast acht Meter dick 
war. Durch heftige Regenfälle, die wahrscheinlich durch die 

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-173- 

regionalen Wetterveränderungen nach der Eruption ausgelöst 
wurden, klebte die Asche zu einer zähen Masse zusammen und 
»konservierte« die tote Stadt somit für die Nachwelt. 

P wie Potemkinsche Dörfer 

... hat es nie gegeben. Sie waren eine böswillige Unterstellung 

eines grantigen deutschen Diplomaten namens Heibig und 
wurden von der europäischen Presse des 18. Jahrhunderts 
bereitwillig übernommen und verbreitet. Nach einer Reise 
durchs russische Hinterland, zu der man den eigenwilligen 
Diplomaten nicht eingeladen hatte, verbreitete er eine 
abenteuerliche Geschichte. Demnach habe der Fürst Gregor 
Alexandrowitsch Potemkin, ein Feldmarschall und Baumeister, 
seiner Zarin Katharina der Großen falsche Tatsachen 
vorgespiegelt. So habe er am Straßenrand »Dörfer« aus 
buntbemalten Holzfassaden errichten lassen 

- lauter 

Scheinfassaden ohne Substanz und echtes Leben. Abgesehen 
von der Frage, ob ein solch ungeheurer logistischer Aufwand 
durchführbar gewesen wäre, ohne daß die Zarin  davon gehört 
hätte, ist es auch sehr unwahrscheinlich, daß sich eine  derart 
plumpe Täuschung hätte durchführen lassen. Andere 
zeitgenössische Quellen berichten jedenfalls an keiner Stelle von 
einem derart dreisten Bubenstück Potemkins. Dieser Günstling 
der Zarin galt vielmehr als ungeheuer kluger und vitaler Mann, 
der zahlreiche »echte« Städte begründet hat. Seiner Initiative 
sind unter anderem Cherson und Sewastopol zu verdanken. Daß 
die Lüge über die Potemkinschen Dörfer sowohl in  Europa als 
auch in Moskau selbst so schnell zur eingängigen 
»Latrinenparole« wurde, ist nachvollziehbar: Im Westen 
beobachtete man den schnellen Aufstieg Russlands zur 
Weltmacht mit Argwohn und Neid, hatte man den »russischen 
Bären« doch zeitlebens als »hinterwäldlerisches, tapsiges 

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-174- 

Dummerchen« dargestellt. Leistungen, wie Potemkin sie 
tatsächlich erbrachte, hätten diese Ansicht womöglich 
untergraben, und da kam es der westeuropäischen Politik gerade 
recht, das gepriesene Genie als Hochstapler »entlarven« zu 
können. Und in Moskau war man ohnehin neidisch auf den 
Feldmarschall, der trotz zahlreicher gegen ihn gesponnener 
Intrigen nach wie vor zu den Lieblingen Katharinas gehörte. Die 
Zarin selbst hat das Märchen von den Potemkinschen Dörfern 
übrigens nie für bare Münze genommen  - einigen Andeutungen 
in verschiedenen Quellen zufolge soll sie sich darüber sogar sehr 
geärgert haben. 

P wie Potenz 

Wir wollen an dieser Stelle nicht darüber spekulieren, ob es 

tatsächlich potenzsteigernde oder erhaltende Mittelchen gibt, die 
den männlichen Homo sapiens zu sexuellen Höchstleistungen 
anspornen. »Tigerhoden« sind es jedenfalls  nicht. Feststellen 
müssen wir aber, dass so mancher Mann, der freiwillig auf ein 
solches »Wundermittel« zurückgreift, es eigentlich gar nicht 
nötig hätte. Denn die Ansicht, dass man mit zunehmendem Alter 
auch automatisch seine »starre« Männlichkeit einbüße, entbehrt 
der Grundlage. So wurde der amerikanische Arzt Dr. James D. 
Hullinger im stolzen Alter von 92 Jahren noch Vater  - erlebte 
sein Kind anschließend allerdings nur noch drei Monate. Ob er 
durch den Zeugungsakt seine letzten Reserven verbraucht hat, 
wissen wir natürlich nicht, doch ganz sicher ist, dass sehr viele 
Männer noch nach ihrem achtzigsten Lebensjahr die Fähigkeit 
zum Beischlaf besitzen. Ob sich die rechte »Lust« in diesem 
Alter noch einstellt, ist eine andere Frage, doch wo kein Wille 
vorhanden, ist auch kein Verlust zu beklagen. Theoretisch kann 
auch der Senior noch durchaus »seinen Mann stehen«  - 
medizinisch spricht jedenfalls nichts dagegen. 

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-175- 

P wie Prager Fenstersturz 

Der »Prager Fenstersturz« war der Auslöser für den 

30jährigen Krieg. Dies ist zwar richtig, doch selbst in 
Historikerkreisen wird oft übersehen, dass der »Prager 
Fenstersturz« kein einmaliges Ereignis war, sondern dass es 200 
Jahre zuvor schon einmal ein fast identisches Geschehen 
gegeben hatte. Am 30. Juli 1419 nämlich stürmten Anhänger des 
Reformators Hus das Rathaus der Prager Neustadt und warfen 
aus Wut über die hussitenfeindliche Politik von König Wenzel 
etliche Ratsherren aus den Fenstern. Die daraus entstandenen 
Prozesse und Verwicklungen mündeten schließlich in die 
Hussitenkriege, die bis ins Jahr 1436 andauerten. 

Am 23. Mai 1618 dann warfen böhmische Protestanten zwei 

Statthalter des deutschen Kaisers von einem Fenster der Prager 
Burg in den darunter liegenden Graben und läuteten damit den 
protestantischen Aufstand ein.  Der 30jährige Krieg hatte 
begonnen. 

P wie Pyramiden 

Den Begriff »Pyramide« assoziiert man in aller Regel mit 

Ägypten, dem Wüstensand und dem Nil. Dabei vergisst man 
allzu häufig, dass es Pyramiden auch im heutigen Mexico gab 
und gibt und dass die Azteken sogar die allergrößte Pyramide 
der Welt errichteten. Unweit des Städtchens Cholula  - 108 
Kilometer südlich des Stadtzentrums von Mexico-City  - steht 
das gewaltige Bauwerk, das allerdings noch immer nicht 
vollständig freigelegt wurde. Die Pyramide ist in vie r gewaltigen 
Stufen angelegt, sie ist 54 Meter hoch und umspannt eine 
Grundfläche von 18 Hektar. Mit einem Rauminhalt von 3,3 
Millionen Kubikmetern ist sie fast ein Drittel größer als die 
berühmte Cheops-Pyramide in Ägypten. 

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-176- 

16. Von Raben bis Ruhrgebiet 

R wie Raben 

Völlig zu Unrecht gelten Raben als schlechte Eltern. Der 

Begriff »Rabeneltern« basiert auf der Annahme, dass die 
schwarzgefiederten Vögel ihre Brut aus dem Nest werfen, wenn 
es ihnen zu lästig wird, die Kleinen durchzufüttern. Doch genau 
das Gege nteil ist richtig: Raben sind höchst fürsorgliche Eltern. 
Sie leisten beim Ausschlüpfen intensive »Geburtshilfe«, decken 
ihre Jungen zärtlich zu, wenn es denen zu kalt wird und sorgen 
mit rührender Anteilnahme dafür, dass der Nachwuchs niemals 
Hunger leidet. Warum sie dennoch so einen schlechten Ruf 
haben? Nun  - Rabeneltern sorgen tatsächlich dafür, dass ihre 
Jungen so schnell wie möglich flügge werden; sobald die 
kleinen Raben ihre Flügel gebrauchen können, werden sie auch 
schon aus dem Nest geschubst. Das hat allerdings nichts mit 
Überdruss zu tun, sondern viel mehr mit weiser Voraussicht. 
Junge Raben sind nämlich für so manchen Raubvogel ein 
gefundenes Fressen; um schnell fliehen und sich einem 
Schwarm angliedern zu können, müssen sie so schnell wie 
möglich selbständig werden. In der Regel klappt das auch prima 
- jedenfalls hat noch niemand beobachtet, dass die aus dem Nest 
geschubsten Jungraben wie Steine zu Boden plumpsen. Zwar 
sehen die ersten Flugversuche noch etwas wacklig aus, aber 
letztlich behält der Instinkt die Oberhand und alle landen sicher 
wieder auf dem nächsten Ast. 

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-177- 

R wie Rattenfänger 

Wie so viele Volkssagen scheint auch die vom »Rattenfänger 

von Hameln« einen wahren Kern zu haben. Am 26. Juni 1284 
soll ein eleganter Jüngling in Hameln erschienen sein und den 
Stadtvätern der rattengeplagten Kommune ein Angebot 
unterbreitet haben: Für 1000 Taler wolle er die Stadt von der 
Rattenplage befreien. Die Bürger waren einverstanden und 
beobachteten staunend, wie der Fremde mittels einer silbernen 
Flöte die Ratten aus ihren Verstecken »heraustrillerte« und sie in 
die Weser lockte, wo sie allesamt ertranken. Doch dann schien 
den Hamelnern der zuvor ausgehandelte Lohn zu hoch zu sein 
und sie trieben den Fremden aus ihren Toren. Aber der Pfeifer 
kam wieder, spielte erneut seine Flöte und lockte diesmal 130 
Kinder aus dem Osttor, die den Klängen seiner Musik wie 
hypnotisiert folgten. Anschließend verschwand er mit dem Zug 
der Kinder und ward nie mehr gesehen. 

So weit die Sage, doch der Studiendirektor Heinrich Spanuth, 

ein waschechter Hamelner, mochte sich um 1950 mit dieser 
Version der Legende nicht so recht anfreunden. Das intensive 
Studium alter handschriftlicher Quellen und Berichte brachte ihn 
schließlich auf die richtige Spur. Richtig schien demnach das 
genannte Datum zu sein, und auch der Auftritt des eleganten 
jungen Mannes ist verbürgt. Doch hatten die Übersetzer aus dem 
Mittelhochdeutschen das Wort »kint« mit dem modernen 
»Kind« gleichgesetzt, obwohl es ursprünglich nicht nur 
Unmündige bezeichnet hat, sondern auch junge Männer und 
Frauen. Spanuth kam nun zu Hilfe, dass der Würzburger 
Stadtarchivar Wolfgang Wann bei seinem Geschichtsstudium in 
Prag ebenfalls auf alte Handschriften gestoßen war, die 
belegten, dass unweit der mährischen Stadt Brunn zum 
fraglichen Zeitpunkt im 13. Jahrhundert eine Stadt namens 
Hamlingow gegründet worden war - die slawische Version von 
»Hamlingen«, das heute Hameln heißt. Das Rätsel war somit 

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-178- 

gelöst: Beim eleganten Jüngling handelte es sich offensichtlich 
um einen Werber, der im Auftrag des Bischof von Olmütz 
unterwegs war. Da um das damalige Hameln seinerzeit akute 
Platznot herrschte, hatte der »Rattenfänger« keine Probleme, 
junge Leute zu bewegen, ihm in neue Siedlungsgebiete zu 
folgen. Am 26. Juni 1284 formierten sich dann tatsächlich die 
Aussiedler auf dem Hamelner Marktplatz und zogen unter der 
Führung des legendären Pfeifers durch das Osttor aus der Stadt. 
Hameln war allerdings nicht die einzige Stadt, die ihre »Kinder« 
in diesen Jahren nach Osten entließ: Insgesamt fast 30000 junge 
Männer und Frauen folgten der Verlockung des wohlfeilen 
Lands in Mähren und Pommern und ließen sich dort nieder. 

R wie Rauchen 

»Niemand ist intoleranter als ein ehemaliger Raucher«, 

behaupten Tabakanhänger oft und gerne, und um diesen 
»leisen«  Vorwurf zu widerlegen, möchte der Autor an dieser 
Stelle eine Lanze für die Raucher brechen. So ist beispielsweise 
die Pauschalverurteilung des Rauchens als »stets 
gesundheitsschädlich« nicht ganz korrekt. Durch den 
Zigarettenkonsum nämlich werden 

- so jedenfalls 

wissenschaftliche Studien  - Krankheiten wie »Parkinson« und 
»Alzheimer« gebremst oder sogar verhindert. Dabei spielt 
wahrscheinlich die Kombination von Nikotin und einer 
chemischen Substanz namens Acetylcholin, die elektrische 
Impulse von Gehirnze lle zu Gehirnzelle leitet, eine 
entscheidende Rolle: Der Alterungsprozess der kleinen grauen 
Zellen wird verlangsamt. 

Dies soll jetzt allerdings nicht bedeuten, dass Nichtraucher 

grundsätzlich früher »verblöden« oder gar, dass Raucher länger 
leben. Im Gege nteil - die krebserregende Wirkung des Rauchens 
ist unumstritten, und selbst amerikanische Zigarettenhersteller 

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-179- 

gaben jüngst offiziell zu, dass Glimmstängel süchtig machen. 

Doch die wachsende Legion der Nichtraucher führt noch ein 

anderes Argument für den  Tabakverzicht ins Feld, das einer 
exakten Prüfung nicht standhält. Der Raucher belastet angeblich 
unser Gesundheitswesen über Gebühr. Sorry, liebe Tabak-
Gegner, aber wenn man nur die nackten Zahlen zugrunde legt, 
stimmt dies einfach nicht. Richtig ist, dass ein Raucher im 
Schnitt früher und häufiger krank wird und zu Lebzeiten die 
Krankenkassen wesentlich mehr kostet als ein gleichaltriger 
Nichtraucher. Traut man den Statistiken, macht der »blaue 
Dunst« pro Jahr 100000 Deutsche zu Frühinvaliden und 
verursacht rund ein Drittel aller Krebsgeschwüre. 
Beeindruckende Zahlen, sicherlich, doch der Raucher stirbt eben 
auch wesentlich früher. Langjährige Studien haben ergeben, 
dass der Gewohnheitsqualmer im Durchschnitt vier bis sechs 
Jahre früher den »Löffel abgibt« - bei Kettenrauchern kann der 
Unterschied sogar zwölf Jahre betragen. Dies wiederum 
bedeutet, dass die Versicherungen für diese Gruppe ihrer 
Mitglieder eine deutlich kürzere Zeitspanne zu sorgen haben 
und letztlich deutlich günstiger fahren als mit den 
nichtrauchenden Versicherten. Hinzu kommt der Aspekt der 
Sozialversicherung: Da Zigarettenkonsumenten früher sterben, 
haben sie in der Regel zwar kräftig in die Rentenkasse 
eingezahlt holen aber häufig - mangels Gelegenheit - kaum noch 
etwas heraus. Zählt ma n dazu nun noch die Tabaksteuer, auf die 
der Finanzminister wohl kaum verzichten möchte, muss man 
konstatieren, dass Raucher in erster Linie sich selbst schaden. 

R wie Reis 

Betont schlicht verpackt dient der »braune Reis« heute so 

manchem Naturkostladen als Zierde des Sortiments. »Besonders 
gesund« sei er, schwärmt der makrobiotisch ernährte 

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-180- 

Strickpulloverträger hinter dem Ladentisch und natürlich 
»absolute Vollwert-Nahrung«. Bedauerlicherweise müssen wir 
dem sympathischen Vollbart energisch widersprechen. Braunem 
Reis fehlen nämlich die wichtigen Vitamine A, C und B 12, und 
auch der Gehalt von Eisen und Kalzium ist denkbar gering. 
Sollten Sie also tatsächlich erwägen, sich einige Wochen nur 
von den braunen Körnern ernähren zu wollen, tun Sie's auf 
eigene Gefahr: Gesund ist es jedenfalls nicht. 

R wie Ringe des Saturn 

Seit seiner Entdeckung zu Beginn des 18. Jahrhunderts waren 

Astronomen überzeugt davon, beim Saturn auf ein einmaliges 
Phänomen gestoßen zu sein. In seinen Ausmaßen fast 700mal so 
groß wie die Erde, besteht der Planet aus einem relativ 
bescheidenen Gaskern und einer Tausende von Kilometern 
dicken Hülle aus Eis und Gas. Insofern ähnelt er dem Jupiter, 
doch wie wir alle wissen, ist der Saturn von Ringen umgeben. 
Diese sind wahrscheinlich Überreste eines anderen 
Himmelskörpers, der der Anziehungskraft des Riesen nicht 
gewachsen war und dadurch buchstäblich in Stücke gerissen 
wurde. 

Doch tatsächlich ist der Saturn nicht der einzige Planet, der 

von derartigen Ringen umkreist wird  - ja, nicht einmal der 
einzige unseres Sonnensystems. 1977 wurde mit Hilfe von 
Raumsonden ermittelt, dass auch Uranus und Jupiter Ringe 
(wenn auch nicht so gewaltige) besitzen, und einige Forscher 
gehen mittlerweile davon aus, dass sogar die Sonne selbst von 
einigen ringförmigen Trümmerteilen umkreist wird. 

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-181- 

R wie Ritter 

»Ach, wie ritterlich«, denkt sich die schöne junge Dame mit 

den empfindlichen Schuhen, als der jugendlich feurige Galan 
sich das Sakko vom Leib reißt, es über die Pfütze legt und damit 
für ihre trockene Straßenüberquerung sorgt. Doch Gott helfe der 
Lady, wenn sich der charmante Kavalier wirklich »ritterlich« 
verhält. Dann würde er ihr nämlich wahrscheinlich zunächst die 
Perlenkette vom Hals reißen, sie dann unsanft um die Taille 
packen, auf seinen breiten Rücken schwingen und bei nächster 
Gelegenheit den erzwungenen Beischlaf praktizieren. Entgegen 
der heute landläufigen Meinung, waren die meisten Ritter 
zwischen dem 6. und dem 16. Jahrhundert nämlich weder edle 
Minnesänger noch tapfere Duellanten, sondern Räuber, Diebe, 
Totschläger, Vergewaltiger und Tyrannen. Von der Obrigkeit 
ursprünglich für zweifelhafte Verdienste auf dem Schlachtfeld 
mit dem Rittertitel ausgezeichnet und diesen von Generation zu 
Generation vererbend, plünderten sie systematisch die kleinen 
Leute aus, forderten und erhielten von reisenden Kaufleuten 
horrende Wegzölle und machten auch vor Nonnenschändungen 
und Menschenhandel nicht halt. Beheimatet waren sie zumeist 
auf kleinen Burgen, die sie sich von versklavten Untertanen 
hatten errichten lassen, und lediglich wenn ein höhergestellter 
Adliger sie an ihre kriegerischen Pflichten erinnerte, 
unterbrachen sie ihr barbarisches Treiben eine Weile und 
mordeten statt dessen auf diversen Schlachtfeldern. Das 
»deutsche Rittertum« erfuhr erst durch den »Allgemeinen 
Landfrieden« von Kaiser Barbarossa eine gewisse Besserung, 
und als der Heilige Stuhl dann zum Kampf gegen die Heiden des 
Morgenlandes aufrief, machten sie sich scharenweise zu den 
Kreuzzügen auf. Militärisch geführt, entdeckten etliche der 
vormaligen Schlächter dadurch eine etwas gesittetere Lebensart, 
auch wenn viele lediglich mitgezogen waren, um sich mit der 
Kriegsbeute aus dem heiligen Land die eigene Kasse 

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-182- 

aufzufüllen. 

Das Bild vom »edlen Ritter« geht auf einige wenige 

Ausnahmeerscheinungen zurück, wobei hier natürlich in erster 
Linie die Artus-Sage zu nennen ist. Die Ritter der legendären 
Tafelrunde dürften dem heute vorherrschenden Ideal recht nahe 
gekommen sein. 

R wie Robinson Crusoe 

…war beileibe keine reine Erfindung des britischen Autors 

Daniel Defoe. Allerdings hieß der schicksalsgeplagte Seemann 
nicht Robinson, sondern Alexander Selkirk. Der Schotte war im 
Jahre 1704 nach einer Revolte an Bord seines Schiffes auf der 
Insel Juan Fernandez ausgesetzt worden. Auf dem 
menschenleeren Eiland,  fernab der üblichen Schifffahrtsrouten, 
hauste er vier Jahre und vier Monate, ehe ihn ein gewisser 
Kapitän Jason Rogers von diesem öden Dasein erlöste. Rogers 
war es auch, der einige Zeit später einen ersten Bericht über das 
Inselleben des Alexander Selkirk veröffentlichte, diesen Aufsatz 
benutzte Defoe für seinen Roman. Allerdings nahm er sich 
etliche dichterische Freiheiten heraus. Aus Alexander wurde 
Robinson, aus vier Jahren wurden 28, und einen gewissen 
Freitag hat der »echte Insulaner« auch nie getroffen. 

R wie Roland 

Ein junger, strahlender Held soll Roland gewesen sein, als er 

sich fast allein einer Horde wildentschlossener Barbaren in den 
Weg stellte und im Sterben noch sein »Rolandshorn« blies, um 
die Armee des Kaisers zu warnen und zur Hilfe zu rufen. 

Zeitgenössische Quellen jedoch beweisen, dass große Teile 

des Rolandsliedes frei erfunden sind. »Hruodland«, ein Neffe 

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-183- 

Karls des Großen, hatte diesen bei einem Feldzug gegen die 
Mauren begleitet. Bei der Rückkehr über die Pyrenäen wurde 
die Nachhut des Heeres von einer Einheit baskischer Christen 
überfallen und unterlag den Angreifern in einem kurzen, aber 
blutigen Scharmützel. Hruodland, ein offensichtlich recht 
mittelmäßig begabter Kämpfer und weithin unbekannter 
Adliger, starb bei diesem Gefecht ebenso wie der Senneschall 
des Königs, Eggibert, und ein gewisser Pfalzgraf Anshel. 
Hruodland, zu dieser Zeit Präfekt der Bretagne, wurde wohl 
aufgrund seiner reichen Erfahrung der Nachhut zugeteilt  - so 
jung, wie uns das Rolandslied weismachen möchte, kann er 
wohl kaum gewesen sein. Im übrigen wird der ganze Vorfall 
vom Hofbiographen Karls des Großen nur in einem einzigen 
Satz erwähnt, und andere Quellen finden das Ereignis nicht 
einmal einer Erwähnung wert. Von einem Rolandshorn ist also 
ebenso wenig die Rede wie von einer entscheidenden Attacke 
der heidnischen Mauren. 

R wie Rom 

…gilt wahlweise als »Ewige Stadt« oder als »Die Stadt auf 

den sieben Hügeln«. Über die erste, höchst subjektive, Metapher 
wollen wir hier nicht urteilen, doch beim zweiten Bild bleibt uns 
nichts anderes übrig als einzuhaken. Denn entweder hat sich da 
jemand ganz gewaltig verzählt oder es liegt ein klarer 
»Übertragungsfehler« vor: Schon zu Regierungszeiten 
Konstantins (306-337), in denen die Sieben-Hügel-Phrase zum 
ersten Mal verwendet wurde, waren es nachweislich mindestens 
zwölf Hügel, auf denen Rom erbaut worden war. Und wenn man 
die Ausdehnung der Stadt heute sieht und die Definition des 
Wortes »Hügel« ein bisschen großzügiger auffasst, dann sind es 
mittlerweile rund 25. 

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-184- 

R wie Romeo und Julia 

Auch wenn es dem Touristenbüro von Verona in der Seele 

weh tun mag: Romeo und Julia haben nie gelebt. Die beiden 
tragischen Liebenden sind allerdings auch keine Erfindung des 
englischen Dichters Shakespeare, sondern wurden bereits um 
1450 vom italienischen Barden Massucio Salernitano ersonnen. 
Weitere italienische Poeten griffen den Stoff in der Folgezeit 
begeistert auf und strickten ihre eigenen Versionen. Erst 1597 
veröffentlichte William Shakespeare sein weltberühmtes Drama. 

Kompliment dem veronesischen Fremdenverkehrsverband: 

Man kann in der norditalienischen Stadt das angebliche Haus 
der Julia besichtigen, den Sarg der toten Schönen und natürlich 
auch Romeos Elternhaus. Nach einem »Echtheitszertifikat« 
werden Sie allerdings vergeblich suchen. 

R wie Roter Platz 

Nicht etwa zu Ehren der dereinst siegreichen Kommunisten 

oder der Roten Garden heißt der zentrale Platz Moskaus »Roter 
Platz«. Im Russischen lautet die Bezeichnung nämlich 
»Krasnaja Plotschtschad«, und das Wörtchen »krasnaja« 
bedeutet »rot« ebenso wie »schön«. Nun ließe sich sicherlich 
trefflich darüber spekulieren, warum »rot« und »schön« im 
Russischen den gleichen Wortlaut haben, doch können wir dies 
getrost den Linguisten überlassen. Der Russe verbindet mit 
Moskaus Zentrum jedenfalls einfach »Schöner Platz«. 

R wie Rotes Tuch 

Allen ängstlichen Spaziergängern sei hiermit ausdrücklich 

versichert: Dem Stier auf der Weide ist es völlig egal, welche 

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-185- 

Farbe Ihr Mantel hat. Er kann gelb, grün oder auch knallrot sein. 
In der Arena wird der farbenb linde Vierbeiner nämlich nicht 
vom grellen Rot des Tuchs gereizt, sondern nur durch das wilde 
Schwenken desselben durch einen zappeligen Torero. Wenn Sie 
sich also plötzlich Aug in Aug mit acht Zentnern gehörnter 
Masse wiederfinden, sollten Sie vor allem hastige Bewegungen 
vermeiden. 

R wie ruchlos 

Gäbe es eine Zeitmaschine, so würden wir uns über so 

manche Wortwahl unserer Vorfahren sehr wundern. Ein 
perfektes Beispiel dafür ist das Wort »ruchlos«, das heute für 
»gottlos«, »frevelhaft« oder »gemein« steht.  Es hatte nämlich 
ursprünglich eine völlig andere Bedeutung. Ein »ruchloser 
Gesell« war bis zum 17. Jahrhundert lediglich ein 
»unbekümmerter Bursche« und eine »ruchlose Tat« war 
höchstens »sorglos« zu nennen. Den negativen »Touch« erhielt 
das Wort erst durch die Kirche: Denn »Ruchlosigkeit« 
(Sorglosigkeit) gegenüber dem, was heilig ist, wurde natürlich 
als Blasphemie empfunden. 

R wie Ruhrgebiet 

Noch heute wird  - vor allem von sozialdemokratischen 

Politikern  - gerne der Irrglauben genährt, das Ruhrgebiet sei 
eine reine Arbeiterregion. Tatsache ist, dass nur etwa ein Fünftel 
der dortigen Arbeitnehmer im ausgehenden 20. Jahrhundert 
noch in Bergbau und Industrie beschäftigt sind. Die 
überwiegende Mehrheit der arbeitenden Bevölkerung rechnet 
sich zu den Angestellten im Dienstleistungssektor. 

Im Sauerland arbeiten prozentual gesehen wesentlich mehr 

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-186- 

Menschen im industriellen Bereich: Teilweise sind es dort 
zwischen 30 und 50 Prozent. 

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-187- 

17. Von Salome bis Strauss 

S wie Salome 

Wieder mal eine historische Gestalt mit eine m schlechten 

Ruf: Salome, so munkelt heute der gläubige und einigermaßen 
belesene Kirchgänger, war schuld an der Enthauptung Johannes 
des Täufers. Doch verantwortlich war nicht die schöne Tänzerin, 
sondern vielmehr ihre Mutter. Nachzulesen ist dies beim 
Evangelisten Markus (6,24.): Der beschreibt nämlich, dass 
König Herodes von Salomes Tanzkunst so beeindruckt war, dass 
er ihr einen Wunsch freistellte. Da das Mädchen offenbar nicht 
so recht wusste, was sie sich nun wünschen solle, ging sie und 
fragte - wie es brave Kinder eben tun  - ihre Mutti. Die Dame 
namens Herodias sagte »Das Haupt Johannes des Täufers«, und 
tatsächlich war damit das Todesurteil über Johannes gesprochen. 
Warum Salomes Mutter diesen grausigen Wunsch äußerte, ist 
beim jüdischen Geschichtsschreiber Flavius Josephus 
nachzulesen: Herodias war nämlich ursprünglich die Frau des 
Bruders von König Herodes, doch der Monarch war von seiner 
schönen Schwägerin so beeindruckt, dass er sie seinem Bruder 
einfach wegnahm. Die Dame zeigte sich darüber sehr  
geschmeichelt, statt angemessene Gegenwehr zu leisten  - und 
genau diese unmoralische Haltung hatte ihr Johannes der Täufer 
öffentlich vorgehalten. Dies erboste die schöne Mutter derart, 
dass sie seinen Tod forderte. 

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-188- 

S wie Salz  

Bis in die jüngste Vergange nheit wurde von wohlmeinenden 

Betreuern oder Trainern empfohlen, nach schweißtreibenden, 
sportlichen Aktivitäten doch bitteschön etwas Salz zu sich zu 
nehmen. Die Begründung: Schweiß entzieht dem Körper Salz. 
Das ist zwar nicht falsch, doch Salz entzieht dem Körper noch 
zusätzlich Flüssigkeit, und damit mag dann zwar der 
Salzhaushalt wieder ausgeglichen sein  - der körpereigene 
Wasserhaushalt ist es sicher nicht. Salzzufuhr direkt nach dem 
Sport kann sogar zu völliger Entkräftung und einem 
Kreislaufkollaps führen. 

S wie salziger Boden 

Viele Kleingärtner beklagen ihren »salzigen Boden« und 

behaupten, darauf könne ohnehin nichts wachsen. Doch manche 
Pflanzen fühlen sich gerade auf einem salzreichen Terrain 
besonders wohl wie zum Beispiel das Kalisalzkraut, der Queller 
oder die Strandnelke. Eines haben diese Vertreter der Flora 
allerdings gemein  - sie wirken eher karg und sind nicht 
unbedingt eine Zier für den gepflegten Vorgarten. 

S wie Samowar 

Vor allem überzeugte Kaffeetrinker sind der Meinung, der 

Samowar sei eine Art »russische Teemaschine«. Teeliebhaber 
wissen es natürlich besser, denn bei einem Samowar handelt es 
sich um ein zuweilen malerisch geschmücktes, kesselartiges 
Gefäß, das über einer Art Grill thront. Im Samowar wird 
lediglich das Wasser erhitzt  -  hochkonzentrierter Tee- Extrakt 

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-189- 

wird in einem Extraschälchen offeriert. Davon schüttet man sich 
etwas in die Tasse - die Menge hängt natürlich davon ab, wie 
stark Sie ihren Tee wünschen - und lässt dann aus dem Samowar 
das kochende Wasser darüber laufen. 

S wie Sauerstoff 

Noch immer herrscht die Meinung, die Atemluft bestünde 

zum größten Teil aus Sauerstoff. Wenn dem so wäre, wären wir 
alle entweder ständig »high« oder hätten andere Atemorgane. 
Tatsächlich besteht Luft nämlich zu 78 Prozent aus Stickstoff 
und nur zu 21 Prozent aus Sauerstoff. Das restliche Prozent wird 
mit sogenannten »Edelgasen« aufgefüllt: Neon, Helium, Argon - 
Kohlensäure und Wasserdampf. Übrigens: Auch Wasser enthält 
Sauerstoff, denn auch Fische müssen atmen. Sie filtern das 
kostbare Gas durch ihre Kiemen in die Körper. 

S wie Schinderhannes 

Curd Jürgens verkörperte den »Schinderhannes« dereinst als 

eine Art »Rächer der Enterbten«, und auch zahlreiche Novellen 
und Romane sehen in dem Räuberhauptmann Johannes Bückler 
eine Art deutschen Robin  Hood. Der romantischen Verklärung 
zum Trotz wiesen Historiker jedoch schon vor geraumer Zeit 
nach, dass am ehemaligen Pferdeschlachter (damals »Schinder«) 
kaum edle Charakterzüge zu entdecken waren. Schon als 
15jähriger klaute er Geld und Vieh und mit 16 Jahren schloss er 
sich im Hunsrück einer wilden Räuberbande an. Bereits nach 
kurzer Zeit erwies er sich als besonders rücksichtslos und 
wagemutig und wurde zu einer Art »Hauptmann« der 
gesetzlosen Meute. Nach zahlreichen Diebstählen, Raubzügen 
und Einbrüche n, bei denen er wenig Rücksicht auf Leib und 

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-190- 

Leben seiner Opfer nahm, wurde er 1802 bei Limburg 
festgenommen und später enthauptet. Dass er so schnell zum 
Helden verklärt wurde, mag an der Schadenfreude der »kleinen 
Leute« gelegen haben. Schließlich klaute der »Schinderhannes« 
am liebsten da, wo es etwas zu holen gab, und dies war nun 
einmal beim reichen Bürgertum oder in adligen Häusern. 

S wie Schlaf 

Sie kennen das sicherlich: Am Samstag morgen will die 

Familie in den Urlaub aufbrechen. Griechenland soll das Ziel 
der Reise sein, und man hat sich für das Auto als 
Transportmittel entschieden. Es steht also eine lange Autofahrt 
bevor und am Freitag Abend verabschiedet Papi sich schon um 
19 Uhr ins Bett. Er will auf Vorrat schlafen. Tja  - probieren 
kann er's schon, doch klappen wird das nicht. Denn der 
menschliche Schlaf kann als »Erholungsphase« nicht 
konserviert werden. 

Schlaf ist eine Reaktion des Körpers auf Müdigkeit, und diese 

tritt naturgemäß schneller ein, wenn der Körper hohe oder 
ungewohnte Belastungen zu verkraften hat. Wenn Sie also am 
Morgen vor einer »langen Nacht« einige Stunden länger liegen 
bleiben, schaffen Sie sich keinen Vorrat an. Der Körper ist nach 
der üblichen Schlafration nicht mehr müde  - es besteht kein 
Regenerationsbedürfnis. 

Ein weiterer Irrtum zum Thema Schlafen betrifft die Träume. 

Egal, wie überzeugend Ihnen manche Zeitgenossen versichern, 
sie schliefen absolut traumlos glauben Sie ihnen kein Wort. Dies 
würde nämlich bedeuten, dass der Betreffende seine 
Hirntätigkeit vollständig eingestellt hat, und dies wiederum 
hieße, dass er nicht schläft, sondern mausetot ist. Dass aber 
dennoch viele Menschen glauben, nicht zu träumen, liegt daran, 
dass sie sich einfach nicht an ihre Träume erinnern. Denn diese 

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-191- 

haben häufig keine logische Abfolge und besitzen damit auch 
keinen »roten Faden«, an dem sich das Gedächtnis langfristig 
orientieren kann. Dass der Mensch allerdings sein Bewusstsein 
in den Schlaf »hinüberretten« kann, beweisen etliche 
Langzeitstudien. Demnach können besonders willensstarke 
Menschen im Verlauf eines Alptraums durchaus wahrnehmen, 
dass es sich nur um einen Traum handelt, und dessen Verlauf 
entscheidend ändern oder aufwachen. Und wenn Sie sich an Ihre 
Träume erinnern wollen, kann es durchaus helfen, sich dies vor 
dem Einschlafen fest vorzunehmen: Das Gehirn wird damit 
sozusagen auf Erinnerung programmiert. 

S wie Schlangen 

Nach statistischen Erhebungen ekeln oder fürchten sich rund 

70% der Deutschen vor Schlangen. Und dies, obwohl unsere 
Republik zu den »schlangenärmsten« Gegenden der Welt 
gezählt werden darf und vor allem die giftigen unter diesen 
Reptilien zum größten Teil schon lange ausgerottet sind. 
Allerdings gibt es hierzulande nicht  - wie oftmals behauptet  - 
nur eine giftige Schlangenart: Außer der vielzitierten Kreuzotter 
existiert vereinzelt auch noch die Juraviper. In der Regel sind 
allerdings beide Bisse für einen erwachsenen Menschen nicht 
tödlich - kleine Kinder sollten sich jedoch in acht nehmen. 

Obwohl das Risiko also minimal ist, lebt die Schlangenphobie 

im Volksbewusstsein weiter. In Ermangelung eigener Schlangen 
projiziert man seine Ängste nun auf die exotischen Vertreter der 
Spezies, und so wird beispielsweise behauptet, dass 
Riesenschlangen ihre Opfer buchstäblich zu Tode würgen. Diese 
Vorstellung mag zwar nahe liegen, doch entspricht sie zumeist 
nicht der Realität. Eine Python oder eine Boa constrictor 
nämlich umfassen ihr Opfer zunächst ganz zärtlich, wobei die 
Schlange allerdings bei jedem Atemzug der Beute die Schlinge 

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-192- 

ein bisschen enger zieht. Dies dauert eine ganze Weile und 
allmählich geht dann dem hilflosen Gefangenen die Puste aus. 
Um ein »Erwürgen« im landläufigen Sinne handelt es sich 
allerdings ganz sicher nicht. 

Legendenumrankt sind auch die Klapperschlangen, denen 

man nachsagt, vor dem tödlichen Biss übermütig zu rasseln. Das 
wäre jedoch ziemlich blöd, denn damit würde das Raubtier 
schließlich jedes mit Hörorganen ausgestattete Beutetier warnen. 
Klapperschlangen wollen durch das »Klappern« vielmehr den 
gegenteiligen Effekt erzielen: Nicht verwert- oder verdaubare 
potentielle Feinde sollen vor der Anwesenheit des giftigen 
Kriechtieres gewarnt werden. Übersetzen ließe sich das wilde 
Rasseln also am ehesten mit: »Mach dich vom Acker oder ich 
beiß dich.« 

S wie Schnee 

Lassen Sie doch bitte mal die folgende Szenerie vor Ihrem 

geistigen Auge entstehen: Ein Lawinenopfer, beide Beine 
gebrochen, hat sich aus den Schneemassen nach oben gebuddelt 
und liegt nun in sibirischer Kälte hilflos am steilen Abhang. Die 
Minus-Grade fordern ihren Tribut, denn der Verletzte  spürt 
deutlich, wie manche Körperstellen auskühlen und erfrieren. 
Doch Rettung naht: Ein Skitourist nähert sich dem 
Leidgeprüften und wie's der Zufall will, hat er vor Jahrzehnten 
einen Erste-Hilfe-Kurs der Bergrettung besucht. Unverzüglich 
beginnt er, die erfrorenen Gliedmaßen mit Schnee abzurubbeln. 

Sie können sich die Szene vorstellen? Ja? Hätten Sie's 

genauso gemacht? Ja? Dann hätte der Verletzte doppeltes Pech 
und Sie wären der fahrlässigen Körperverletzung schuldig. Zwar 
hat man früher tatsächlich behauptet, erfrorene Arme oder Beine 
müssten mit Schnee eingerieben werden, doch das war auch 
schon früher Blödsinn. Durch den kalten Schnee kommt es 

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-193- 

nämlich zu weiterer Abkühlung. Eigentlich logisch, oder? 
Sinnvoll ist es vielmehr, den Verunglückten mit warmen, 
trockenen und rauen Tüchern abzureiben. 

Auch heiße Getränke sind empfehlenswert - vorausgesetzt sie 

enthalten keinen Alkohol. Völlig verkehrt wäre es übrigens 
auch, die betroffenen Gliedmaßen auf einem mollig warmen 
Ofen zu lagern oder sie von einem Heizlüfter intensiv bestrahlen 
zu lassen. Damit wären zusätzliche Gewebeverletzungen 
vorprogrammiert. 

S wie Schokolade 

Egal ob sie nun von lila Kühen stammt oder von 

pausbäckigen Elitekickern beworben wird: Schokolade ist zwar 
nach wie vor beliebt, genießt aber vor allem bei Eltern und 
Erziehern einen denkbar schlechten Ruf. Als leidenschaftlicher 
Schokoladenesser sieht sich der Autor demzufolge genötigt, 
einige »rufschädigende« Vorurteile aus dem Weg zu räumen. 

So ist Schokolade nicht automatisch schlecht fü r die Zähne. 

Eine Untersuchung des renommierten Massachusetts Institute of 
Technology hat unlängst ergeben, dass Kakaopulver sogar eine 
Kariesbremse ist. Allerdings ist zu bedenken, dass Schokolade 
zu etwa 40 Prozent aus Zucker besteht, und der ist natürlich 
nicht gerade vorteilhaft für unsere Beißerchen. Damit wären wir 
schon beim nächsten Punkt. Schokolade macht dick. Na ja  - 
eigentlich machen alle Süßigkeiten dick, wenn man nicht 
rechtzeitig mit dem Essen aufhört, doch Schokolade ist 
keineswegs schlimmer als Bonbons, Lakritze oder Zuckerwatte. 
Man sollte aber wissen, dass Zucker nicht den Hauptanteil der 
schokoeigenen Kalorien ausmacht: 50 Prozent rühren vom Fett 
im schmackhaften Riegelchen. Abschließend noch ein 
beruhigender Hinweis für alle Leckermäuler im Teeny-Alter: 
Schokolade verursacht keine Pickel. Dies ergab bereits in den 

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-194- 

60er Jahren ein Langzeitversuch eines amerikanischen 
Mediziners, der eine Gruppe von Teenagern über Wochen 
hinweg mit Schokolade geradezu voll stopfte. Eine andere 
Gruppe bekam  ein Ersatzprodukt, das genauso schmeckte und 
aussah, aber eben keine Schokolade war. Am Ende hatten beide 
Probandengruppen genauso viel oder genauso wenig Pickel  - es 
war kein signifikanter Unterschied auszumachen. 

S wie Schwarzpulver 

Ein deutscher Mönch namens Berthold Schwarz wird in den 

meisten Lexika nach wie vor als Erfinder des »Schwarzpulvers« 
bezeichnet. Doch auch wenn der Nachname des Ordensbruders 
die Vermutung nahe legt und er auch tatsächlich mit diversen 
chemischen Experimenten »durchschlagende« Erfolge erzielte, 
war die »Geisel der Menschheit« doch nicht seine Erfindung. 
Schon die Chinesen verwendeten im 7. und 8. Jahrhundert die 
Mischung aus Kalisalpeter (ca. 75 Prozent), Holzkohle (ca. 15 
Prozent) und Schwefel (ca. 10 Prozent) als Antriebsmittel für 
ihre Feuerwerkskörper, und schon um 1300 war das teuflische 
Gemisch auch in Europa bekannt. Der besagte Berthold Schwarz 
lebte jedoch erst um 1380, und zeitgenössische Chroniken 
berichten lediglich, dass er »die chunst aus püchsen zu 
schyssen« (die  Kunst aus Büchsen zu schießen) verbessert habe. 
Die Methode als solche war allerdings vor dem Geistlichen 
schon bekannt, wenngleich auch noch nicht allzu verbreitet. Und 
selbst den Namen des Pülverchens gab es schon vor dem 
frommen Mann, denn das »Schwarzpulver« wurde nicht nach 
ihm benannt, sondern einfach nach seiner Farbe. 

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-195- 

S wie Schwein 

Der Esel gilt gemeinhin als dumm, der Stier als wild und das 

Schwein als schmuddelig. Des Stieres haben wir uns schon beim 
Stichwort »Rotes Tuch« angenommen, den Intelligenz-
Quotienten eines Esels überlassen wir Ihrer Beurteilung  - doch 
für das Hausschwein werfen wir uns hier in die Bresche. 
Entgegen der landläufigen Auffassung sind Schweine nämlich 
höchst reinliche Tiere, die möglichst niemals das eigene Nest 
beschmutzen. Selbst das häufig zu beobachtende Suhlen im 
Schlamm ist nicht etwa eine Vorliebe für dreckigen Matsch, 
sondern entspricht einem uralten Instinkt. Die Wildschweine 
nämlich wälzten sich, um ihrem Körper eine Kruste aus 
Schlamm zu verpassen. Diese bot Schut z gegen lästige 
Insektenstiche aller Art und hielt zudem noch ordentlich warm. 

S wie Schweizer Sprachen 

Nicht nur drei, sondern sogar vier Sprachen werden in der 

Schweiz gesprochen. Neben Deutsch, Französisch und 
Italienisch existiert auch das sogenannte Rätoromanisch. Diese 
als »Bergbauernlatein« verspottete Hinterlassenschaft des 
römischen Weltreichs konnte sich allerdings nur noch in einigen 
wenigen abgeschiedenen Alpentälern halten und verliert immer 
mehr an Bedeutung. Nur noch rund 0,5 Prozent der Schweizer 
sprechen oder verstehen diese uralte Version des Lateinischen. 
Und dies, obwohl sie 1938 sogar offiziell zur vierten 
Nationalsprache erhoben wurde. 

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-196- 

S wie Schwimmen 

Als überzeugter Nichtschwimmer hat sich der Schreiber 

dieser Zeilen mit der folgenden Begründung oft und gerne vor 
dem nachmittäglichen Bad im Baggersee gedrückt: »Ach weißt 
du, ich hab' gerade gegessen und dann soll man ja nicht 
schwimmen. Das ist ungesund«. Zukünftig können Sie eine 
derartige Behauptung mit einer lässigen Handbewegung beiseite 
schieben, denn sie entbehrt jeder Grundlage. Selbst 
Hochleistungsschwimmer drehen direkt nach dem Essen ihre 
Runden  - bislang wurden noch keine gesundheitlichen Folgen 
entdeckt. Wenn Sie aber nach einem opulenten Festmahl in den 
See hüpfen und einige flotte Kraulrunden drehen, kann Ihnen 
durchaus eine gewisse Übelkeit drohen. Das würde Ihnen aber 
auch beim Fußball, Tennis oder Joggen passieren. 

S wie Schule  

»Non scholae sed vitae discimus.« Selbst Nicht-Lateiner 

kennen diesen Satz und seine deutsche  Bedeutung: »Nicht für 
die Schule, sondern für das Leben lernen wir«, soll der römische 
Philosoph Seneca gesagt haben, und so mancher Lehrer 
rechtfertigt damit heute noch den allerlangweiligsten 
Unterrichtsstoff. Das nervt - vor allem wenn man bedenkt, dass 
Seneca einfach falsch zitiert wird. Der hat nämlich genau das 
Gegenteil gesagt: Nicht für das Leben, sondern für die Schule 
lernen wir. Irgendein schlauer Pädagoge hat den Satz dann 
einfach umgedreht - welch verantwortungsloser Umgang mit der 
Klassik. Seneca allerdings würde sich bestätigt fühlen, denn 
dem Vernehmen nach hielt er nicht allzu viel von Schulen und 
Lehrern. 

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-197- 

S wie Seepferdchen 

Männer müssen (können) keine Kinder kriegen. Dies mag den 

einen oder anderen männlichen Menschen schmerzen und den 
anderen belasten, doch Tatsache ist, dass es nicht für alle 
Lebewesen gilt. Denn bei den Seepferdchen, lustig aufrecht im 
Wasser stehenden Fischen mit einer Art Stachelpanzer, legt das 
Weibchen seine Eier einfach im Brutbeutel des männlichen 
Partners ab und macht sich dann 'nen schönen Lenz. Im 
Brutbeutel wachsen die Jungen  - im Höchstfall immerhin rund 
500 Exemplare - dann heran und mannhaft erträgt der glückliche 
(?) Vater nach rund zwei Monaten auch die Geburtswehen. 

S wie Sex 

Jede Wette: Wenn Sie dieses Buch nach interessanten 

Stichworten durchforstet haben, dann sind Sie wahrscheinlich 
zunächst bei diesem hängen geblieben. Machen Sie sich nichts 
draus - Sex zieht eben immer. 

Damit wir Ihre Erwartungen nicht enttäuschen, widerlegen 

wir hiermit ein ganz besonders spektakuläres Gerücht: Sexuelle 
Enthaltsamkeit erhöht die Lebenserwartung. Quatsch  - das 
Gegenteil ist wahrscheinlich eher richtig. Unfreiwillige Askese 
kann sogar zu Angst oder Zwangsneurosen führen, kann 
Impotenz, Frigidität und Hysterie zur Folge  haben und durch 
diese Stressfaktoren das Leben deutlich verkürzen. Der 
Irrglaube rührt wahrscheinlich daher, dass Mönche und Nonnen 
im Schnitt tatsächlich deutlich länger leben als ihre weltlichen 
Brüder und Schwestern. Dies liegt allerdings daran, dass sie 
einen wesentlich gesünderen Lebenswandel (ohne Zigaretten, 
Drogen oder Alkohol) pflegen und sich zum anderen freiwillig 
zum Verzicht entschlossen haben. Wenn die geistige 
Auseinandersetzung nämlich abgeschlossen ist, kann der 

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-198- 

Verzicht auf die Verlockungen des Fleisches durchaus eine 
stresshemmende Wirkung haben. Wenn Sie allerdings kein 
Gelübde abgelegt haben, dürfen Sie ihren Trieben weiter frönen. 
Vorausgesetzt, Sie übertreiben's nicht. 

S wie Siebenschläfer 

Wie die meisten Bauernregeln ist auch der »Siebenschläfer-

Spruch« blanker Nonsens. So soll schlechtes Wetter am 27. 
Juni, dem sogenannten »Siebenschläfer-Tag«, bedeuten, dass es 
auch die nächsten sieben Wochen schlecht bleibt. Für diese 
Theorie gab es allerdings in den vergangenen drei Jahrzehnten 
keinen einzigen Beleg, auch wenn die alte Regel durchaus einen 
realen Hintergrund haben könnte: Schließlich kann eine 
Kaltfront aus Westen in dieser Jahreszeit durchaus eine längere 
Niederschlagsperiode mit sich bringen, auch wenn es bisher nur 
in den allerseltensten Fällen tatsächlich sieben Wochen waren. 

Der »Siebenschläfer-Tag« hat seinen Namen übrigens von 

einer alten christlichen Legende. So sollen im dritten 
Jahrhundert nach Christus sieben Brüder vor ihren römischen 
Verfolgern in eine Höhle bei Ephesus  geflüchtet sein. Dort 
wurden sie eingemauert, schliefen 200 Jahre lang und erstanden 
von den Toten dann wieder auf. Wenn Sie an diese Sage 
glauben, dürfen Sie auch den Bauernkalender zukünftig für bare 
Münze nehmen. 

S wie Silbermünzen 

… bestehen zumindest  hierzulande nicht aus Silber. Vom 

Fünfzig-Pfennig-Stück bis zur heutigen Fünf-Mark-Münze 
enthält unser »Silbergeld« kein einziges Gramm Silber, sondern 
besteht aus sogenannten Kupfer-Nickel-Legierungen. Lediglich 

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-199- 

das alte Fünf-Mark-Stück enthielt bis 1974  noch einen Zwei-
Drittel Silberanteil. 

Eine Ausnahme bilden die sogenannten Gedenkmünzen, die 

allerdings kaum als Zahlungsmittel verwendet werden. Deren 
Silberanteil entspricht noch den alten Gepflogenheiten. Die 
Bezeichnung »Silbergeld« jedenfalls ist de facto überholt. 

S wie Sintflut 

Und die Bibel hat doch recht: Recht fahrlässig wird heute oft 

behauptet, die Sintflut habe niemals stattgefunden. Doch bei 
Ausgrabungen im ehemaligen Mesopotamien (westlich des 
Persischen Golfs) stießen Archäologen auf Funde,  die das 
Gegenteil zu beweisen scheinen. Sie entdeckten eine 
zweieinhalb Meter dicke Lehmschicht mit den Fossilien kleiner 
Meerestiere. Für eine Lehmschicht derart gewaltigen Ausmaßes 
muss in der betreffenden Region das Wasser über einen längeren 
Zeitraum mindestens acht bis zehn Meter hoch gestanden haben; 
heute geht man davon aus, dass um das Jahr 4000 v. Chr. 
tatsächlich eine gewaltige Flutkatastrophe ein Gebiet von etwa 
600 Kilometern Länge und 160 Kilometern Breite heimgesucht 
hat. In der Bibliothek von Ninive entdeckte man außerdem ein 
Epos über einen gewissen Utnapischtim, der mit seiner Sippe 
auf einer Arche diese Sintflut überlebt haben soll. Stattgefunden 
hat die Katastrophe also wahrscheinlich wirklich, doch war sie 
zumindest regional begrenzt und  überspülte keineswegs die 
ganze Welt. (Sollten Sie Interesse daran haben, eine regionale 
Sintflut zumindest literarisch zu erfahren, so empfehlen wir das 
höchst amüsante Buch von T. H. White: »Mr. White treibt auf 
der reißenden Liffey nach Dublin«, erschienen beim Eugen 
Diederichs Verlag.) 

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-200- 

S wie Skalpieren 

Diese grausige Praxis bestätigte jahrzehntelang den furchtbar 

schlechten Ruf der Indianer, doch die Amerikaner übersahen 
dabei geflissentlich, dass es die Weißen waren, die diese 
»schlechte Angewohnheit« eingeführt hatten. Historiker nämlich 
bezweifeln heute, dass das »Skalpieren« vor der Ankunft der 
Europäer in Nord-Amerika überhaupt bekannt war. Berühmt 
und berüchtigt wurde es erst, nachdem weiße Siedler 
Kopfprämien auf Indianer ausgelobt hatten und die  Abenteurer 
der Pionierzeit für jeden mitgebrachten »Skalp« ihren Obulus 
erhielten. Diesen »schönen Brauch« übernahmen die Indianer 
dann prompt und gingen dabei wesentlich konsequenter als ihre 
unfreiwilligen Vorbilder zu Werke. Sie betrachteten die Skalps 
der getöteten Feinde nämlich als Zeichen kriegerischer Würde 
und hängten sie sich an die Felle ihrer Wigwams oder an den 
Gürtel. 

Übrigens war die Jagd nach »Skalps« schon lange vor der 

Entdeckung Amerikas ein Thema. Die Skythen, ein antikes, 
recht kriegerisches Völkchen, sollen »dem Schädel die Haut 
abgezogen haben, indem sie rings um die Ohren einen Schnitt 
machten, dann die Haare fassten und den Kopf herausschütteln.« 
So jedenfalls notierte es der griechische Geschichtsschreiber 
Herodot. 

S wie Sklaven 

Nicht die Europäer und schon gar nicht die Amerikaner waren 

die Erfinder des Sklavenhandels. Die größten Sklavenhändler 
waren vielmehr die Araber, die diese barbarische Tradition 
schon im 7. Jahrhundert etablierten und erst im 19. Jahrhundert 
beendeten. 14 bis 15 Millionen Opfer soll die Sklaverei 
gefordert haben. Die Europäer begannen erst wesentlich später 

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-201- 

mit dem Sklavenhandel und stellten ihn »schon« zu Beginn des 
16. Jahrhunderts offiziell wieder ein. Zehn Millionen junge 
Afrikaner hatten bis dahin durch  die »Kulturnationen« Europas 
ihre Freiheit und zuweilen auch ihr Leben verloren. Dass heute 
die Europäer weltweit als Erfinder des Handels mit Menschen 
gelten, hat einen ebenso simplen wie paradoxen Grund: Sie 
behandelten ihre »menschliche Fracht« vergleic hsweise besser 
und damit überlebten wesentlich mehr Sklaven als bei den 
Arabern. In den arabischen Nationen starben die Unterjochten 
zumeist früh und die Männer wurden für gewöhnlich kastriert. 

Zum Thema »Sklaverei« ist auch noch anzumerken, dass sie 

nicht die Ursache für den amerikanischen Bürgerkrieg war. 
Präsident Abraham Lincoln hatte zu Beginn des Krieges (1861) 
in erster Linie die Einheit der Nation im Sinn, auch wenn er den 
Sklavenhandel schon frühzeitig öffentlich verurteilte. Für den 
Süden der USA, auf dessen ausgedehnten Baumwollplantagen 
die meisten amerikanischen Schwarzen lebten und schufteten, 
war Lincolns Ablehnung der Sklaverei nur der Tropfen, der das 
Fass zum Überlaufen brachte. Die eigentlichen Gründe für den 
Versuch der Abspaltung vom Norden lagen in einer tiefen 
Rivalität zwischen dem industriellen und progressiven Norden 
und dem konservativen, landwirtschaftlich geprägten Süden. 
Nachdem der Sezessionskrieg allerdings ausgebrochen war, 
wollte der Norden auch in der Frage der Sklavenhaltung keinen 
Fußbreit mehr nachgeben. Lincoln darf sich also zu Recht als 
Befreier der Afroamerikaner feiern lassen. 

S wie Sonne 

Die Planeten drehen sich um die Sonne. Das dürfen wir als 

bekannt voraussetzen. Doch wussten Sie, dass sich auch die 
Sonne selbst bewegt. Mit rund 250 Kilometer in der Sekunde 
rotiert sie um den Mittelpunkt der Milchstraße und zusätzlich 

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-202- 

auch noch um ihre eigene Achse. Eine Umdrehung dauert am 
»Äquator« rund 27 Tage. 

S wie SOS 

Das international gültige Alarmsignal SOS wird häufig als 

Kurzform von »Save our souls« interpretiert. Zugegeben  - das 
klingt logisch und sogar ein wenig poetisch, doch die Erfinder 
hatten wesentlich pragmatischere Gründe für ihren Code. Der 
Morserhythmus mit drei Punkten, drei Strichen und wiederum 
drei Punkten  lässt sich nämlich aus dem weltweiten 
»Wellensalat« besonders gut heraushören und bekommt damit 
leichter die gebührende Aufmerksamkeit. 

S wie Spaghetti 

Neben der Pizza gelten die »Spaghetti« als das italienischste 

aller Gerichte. Was für ein Schock für den Koch von Venedig, 
welch Erschauern für den Gourmet in Verona, wenn er erfährt, 
dass die langen Nudeln gar keine Kreation seiner Heimat sind. 
Tatsächlich stammen sie aus dem fernen China und wurden erst 
im 13. Jahrhundert von Marco Polo importiert. 

S wie S phinx 

Es gibt zwei bekannte Erklärungen dafür, warum der riesige 

steinerne Löwe mit den menschlichen Gesichtszügen  - bekannt 
als die »Sphinx« und fast ebenso populär wie die benachbarten 
Pyramiden keine Nase mehr hat. Asterix-Leser bevorzugen die 
Version,  nach der der dicke Obelix das gigantische Riechorgan 
beim Klettern abgebrochen hat  - weniger Comicinteressierte 

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-203- 

sprechen von Erosion. Falsch sind beide Theorien, denn 
tatsächlich wurde die Nase im 19. Jahrhundert von türkischen 
Soldaten buchstäblich »abgeschossen«. Diese hatten bei ihrem 
Ägypten-Feldzug im Tal von Gizeh Zielübungen mit ihrer 
Artillerie veranstaltet. 

S wie Spinat 

Die meisten Kinder hassen ihn, die meisten Eltern füttern ihn: 

Spinat. Die Begründung für die kulinarische Quälerei liefern die 
Erziehungsberechtigten gleich mit. Spinat enthält angeblich 
besonders viel Eisen und soll deshalb für Heranwachsende 
besonders gesund sein. Tatsächlich sind im gekochten Spinat 
ziemlich genau 2,2 Milligramm Eisen enthalten. Zum Vergleich: 
Gekochte Bohnen enthalten 2,7 Milligramm, Mandeln bringen 
es auf 4,6 und Schokolade kann mit 6,7 Milligramm protzen. 
Der Irrglauben basiert auf einem schlichten Tippfehler, denn bei 
der allerersten Analyse des »leckeren«(?) Gemüses rutschte ein 
Komma um eine Stelle zu weit nach rechts, was den Eisengehalt 
gleich verzehnfachte. Zwar wurde der Irrtum schnell bemerkt 
und berichtigt, doch hatte sich das Gerücht schon in den Köpfen 
festgesetzt. Spinatliebhaber (auch die soll es geben) seien aber 
ausdrücklich beruhigt: Gesundheitsschädlich ist die grüne 
Pampe auch nicht. 

S wie Stachelschwein 

…trägt seinen Namen völlig zu Unrecht, denn eigentlich hat 

es mit Schweinen ungefähr ebenso viel zu tun wie mit See-
Elefanten. Das stachelige Tierchen gehört der Familie der 
Nagetiere an, dass man es landläufig mit dem Terminus 
»Schwein« belegt hat, kommt wahrscheinlich nur von seinen 

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-204- 

ähnlich klingenden Grunzlauten. Das rund 70 Zentimeter lange 
Tier kommt ursprünglich aus Südostasien und Afrika und wurde 
von den Römern nach Südeuropa eingeführt.  Bewehrt ist der 
harmlose Pflanzenfresser mit bis zu 40 Zentimeter langen, 
spitzen Dornen, die sich bei drohender Gefahr aufrichten, um 
potentielle Gegner abzuschrecken. 

S wie Steine 

Entgegen festgefügten Überzeugungen gibt es auch biegsame 

Steine. Die Rege l sind sie allerdings nicht, wie uns der Test mit 
einem beliebigen Flusskiesel eindrucksvoll beweist. Doch im 
brasilianischen Regenwald existiert ein Gestein namens 
Itakolumit, das sich biegen lässt, als wäre es aus Gummi oder 
dünnem Blech. Der glimmerhaltige Sandstein enthält nämlich 
gelenkartige, ineinander verzahnte Quarzkristalle, die das 
übliche Brechen oder Zerbröseln verhindern. 

S wie Steuben 

Was haben der ehemalige US-Außenminister Henry 

Kissinger, der Fußballjongleur Franz Beckenbauer, das 
Fräulein-Wunder Steffi Graf, der Physiker Albert Einstein und 
ein gewisser Friedrich Wilhelm von Steuben gemeinsam? Nun  - 
sie entstammen allesamt deutschen Landen und werden von den 
Amerikanern dennoch grenzenlos als »quasieinheimische«, 
nationale Ikonen verehrt.  (Kissinger wurde in Nürnberg 
geboren, Einstein in Ulm.) Wir wollen uns an dieser Stelle 
jedoch dem Letztgenannten dieser illustren Reihe widmen. 
Friedrich Wilhelm von Steuben, so wird es heute noch an 
amerikanischen Colleges gelehrt, war im Siebenjährigen  Krieg 
der Adjutant des deutschen Königs Friedrich der Große, einer 

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-205- 

der besten Freunde des Monarchen und General der preußischen 
Armee. 1777 kam er dann in die USA und trat dort in die 
Kolonialarmee ein, die er mit preußischem Drill zu militärischen 
Höchstleistungen führte und deren berühmtester und 
erfolgreichster General er wurde. Das Ende der Geschichte ist 
absolut richtig, denn Steuben erwarb sich in den USA 
tatsächlich große Verdienste um die Unabhängigkeit des Landes 
und starb 1794 als legendäre Gestalt. Der Anfang jedoch ist frei 
erfunden, denn Steuben war weder General noch des Königs 
Intimus und nicht einmal adlig. Eigentlich hieß »von Steuben« 
nur Steube - das »von« hatte sein Großvater hinzugedichtet, der 
der Familie auch gleich noch einen hübsch anzusehenden, aber 
leider nur frech erdichteten Stammbaum bescherte. Dass er 
damit über Generationen durchkam, mag schon als kleines 
Wunder gelten, doch dass auch der Rest der »von Steuben«-
Saga nie hinterfragt wurde, ist womöglich noch überraschender. 
Tatsächlich hatte der junge Offizier zwar im Siebenjährigen 
Krieg gedient, doch war er nicht besonders aufgefallen und 
quittierte den Dienst lediglich als »Kapitän«. Die hohen Orden, 
mit denen er angeblich ausgezeichnet worden war, bestanden 
nur auf leidlich gefälschten Dokumenten, und seine Überfahrt 
nach Amerika galt weniger dem großen Ziel des 
Freiheitskampfes, sondern war durch die fehlende persönliche 
Perspektive in Europa begründet. Dass er die amerikanischen 
Revolutionsarmisten so schnell auf Vordermann  brachte, ist im 
übrigen kein Wunder. Schließlich rekrutierte sich diese 
»Armee« zum Zeitpunkt von Steubens Ankunft aus einem 
wilden Haufen ungeübter Freiwilliger, denen preußische 
Disziplin und militärische Strategien völlig fremd waren. 
Steuben war also genau der richtige Mann zur richtigen Zeit am 
richtigen Ort. 

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-206- 

S wie Storchschnabel 

Mit »Storchschnabel« bezeichnet man nicht den langen 

Schnabel des »Meister Adebar«, denn dieser müsste korrekt 
»Storchenschnabel« betitelt werden. Ohne die Silbe »en« in der 
Mitte ist mit dem Wort ein sogenannter »Pantograph« gemeint - 
ein Apparat, der Zeichnungen proportional vergrößern oder 
verkleinern kann. 

S wie Strauß 

Abgesehen davon, dass Strauße schnell rennen können (bis zu 

80 km/h wurden schon gemessen), glaubt man von ihnen auch 
zu wissen, dass sie bei Gefahr den Kopf in den Sand stecken. 
Dies jedoch wäre höchst unlogisch, weil sich das Tier damit des 
Vorteils seiner schnellen Beine berauben und außerdem 
jämmerlich ersticken würde. Schließlich atmet der Strauß, wie 
die meisten anderen Tiere, bevorzugt mit Organen, die am Kopf 
beheimatet sind, und diese sind  - im Sand vergraben  - zur 
Regungslosigkeit verdammt. Das Gerücht basiert 
wahrscheinlich auf einem Beobachtungsfehler, denn häufig 
werden Strauße gesehen, die ihren Kopf ganz dicht über dem 
Boden halten. Durch dessen Vibrationen können sie sich 
nämlich ein recht genaues Bild von Menge und Ausmaß der 
anrückenden Zwei- oder Vierbeiner machen. 

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-207- 

18. Von Tabak bis Traubenzucker 

T wie Tabak 

Ein verbreiteter Irrtum zum Thema »Tabakgenuss« ist die 

Meinung, jeder Tabak enthalte automatisch ein gewisses 
Quantum Nikotin. Doch Überzeugungsraucher können seit 
geraumer Zeit auf den sogenannten »Atrotabak« zurückgreifen. 
Diesen gewinnt man, indem man gewöhnliche Tabakpflanzen 
auf Stechapfel- oder andere Nachtschattengewächse 
»aufpfropft«. Beim »normalen« Tabak nämlich bildet sich das 
hochgiftige Nikotin, dessen »pure« Einnahme schon bei Mengen 
von wenigen Milligramm tödlich ist, in der Wurzel und gelangt 
von dort aus in feinen Dosierungen in die Blätter. Bei der 
»Pfropf-Methode« ist dies ausgeschlossen. Atrotabak wird 
derzeit bevorzugt in Südosteuropa angebaut und hat noch einen 
angenehmen Nebeneffekt: Samen und Blätter des Stechapfels 
wurden nämlich schon seit jeher zu einer Essenz verarbeitet, die 
in Verbindung mit anderen Tinkturen entscheidend mithelfen 
kann, Asthmaleiden zu mildern. In Kombination mit diesen 
anderen Wirkstoffen (Ihr Apotheker berät Sie sicher gern) darf 
man Atrotabak also mit Fug und Recht als »gesund« 
bezeichnen, und Sie können dem 
Bundesgesundheitsministerium mit Ihrer neuen Selbstgedrehten 
ein echtes Schnippchen schlagen. 

T wie Tanzmaus 

Wir sprechen hier nicht von rheinischen »Gardemädeln« oder 

besonders ausdauernden Disco-Queens: Nein, die Tanzmaus, die 

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-208- 

hier gewürdigt werden soll, ist eine echte Maus. Allerdings ist 
nicht jedes dieser possierlichen Tiere automatisch eine 
»Tanzmaus«, sobald es dressiert wurde. Zwar kann theoretisch 
jeder kleine Nager mit entsprechender Zuwendung dazu 
gebracht werden, »Männchen« zu machen oder bestimmte 
Pirouetten zu drehen, doch die »Berufsbezeichnung Tanzmaus« 
gebührt ausschließlich einer japanischen Mutation. Durch eine 
genetisch bedingte Missbildung im inneren Gehörgang ist bei 
diesen Tieren der Gleichgewichtssinn erheblich gestört, so dass 
sie dazu neigen, ständig im Kreis herumzulaufen. Manchmal 
drehen sich die kleinen Racker auch wie wild auf der Stelle, und 
wenn man dazu flotte Musik auflegt, wirkt es tatsächlich so, als 
würde das Mäuschen tanzen. 

T wie Taschentuch 

Respektlos schnäuzen wir im Schnupfenfall 

infektionsgeplagten Bazillenmutterschiffe ins Taschentuch und 
geben uns der Überzeugung hin, dass es dazu schließlich auch 
erfunden worden sei. Falsch, denn ursprünglich war das zarte 
Stofftuch ausschließlich für dekorative Zwecke gedacht. Als es 
im 15. Jahrhundert in Italien modern wurde, diente der helle 
Stofffetzen in erster Linie dazu, geziertes Gestikulieren anmutig 
zu untermalen. Erst in der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde das 
Ziertuch dann allmählich prosaischeren Zwecken zugeführt, ehe 
es zwischenzeitlich erneut zur Dekoration mutierte: Die 
Herrenmode versah den Gentleman mit einem farblich exakt 
abgestimmten Tüchlein in der Brusttasche des Sakkos, in das 
zumeist auch noch das persönliche Monogramm eingestickt war. 
Zum Schnäuzen viel zu schade! 

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-209- 

T wie Tauben 

Warum ausgerechnet die Tauben zum Friedenssymbol 

ernannt wurden, weiß wahrscheinlich nicht einmal der Geier. 
Allerdings ist diese Symbolik keine Erfindung unserer Tage. 
Eine Taube unterrichtete Noah mittels Ölzweig vo m Ende der 
Sintflut, Tauben steigen seit alters her aus den Zylindern und 
Hüten der Zauberer und im Orient galt das Töten einer Taube 
Jahrhunderte lang als Sakrileg ersten Ranges. Besonders 
friedlich sind Tauben jedoch nicht, denn Verhaltensforscher 
haben  ermittelt, dass bei ihnen eine strenge »Hackordnung« 
herrscht: Der Stärkere setzt seine vermeintlichen Rechte 
durchaus auch mit Gewalt durch und der spitze Schnabel wird 
gegen andere, kleinere Vögel gerne als Waffe verwendet. 

T wie Teflon 

Kommt man heute auf die enormen Kosten der bemannten 

Raumfahrt zu sprechen, rechtfertigen Befürworter des 
»Abenteuers Weltraum« ihre Vorliebe zumeist mit dem 
angeblichen Nutzen der schwerelosen Forschung. Als 
Lieblingsbeispiel wird dann das »Teflon« angeführt, das ein 
Entwicklungsprodukt der Raumfahrtindustrie sein soll. Zwar 
gehört auch der Autor zu den begeisterten Science-Fiction-
Lesern und würde bedenkenlos für den nächsten Flug zum Mars 
eine Kabine buchen, doch die Teflon-Story wird er als 
Begründung für den Sinn der aufwendigen Technologie 
tunlichst vermeiden. 

Entdeckt wurde Teflon, das ursprünglich 

»Polytetrafluorethylen« hieß, bereits in den 30er Jahren des 20. 
Jahrhunderts. Chemiker besetzten die freien Wertigkeiten von 
Kohlenstoff ketten mit Fluoratomen und schufen damit einen 
neuen Stoff, der allerdings zunächst recht nutzlos schien. 1954 

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-210- 

stieß der Franzose Marc Gregoire per Zufall erneut auf das 
mittlerweile fast in Vergessenheit geratene Material, erkannte 
dessen Anwendungsmöglichkeiten und gründete die Firma 
Tefal. Fortan hieß die Beschichtung seiner Pfannen »Teflon« 
und wurde vor allem in den Vereinigten Staaten ein echter 
Verkaufsschlager. Zwar behaupten die Amerikaner heute, dass 
schon 1950 Töpfe und Pfannen mit »Teflon« (noch unter dem 
alten, komplizierten Namen) beschichtet gewesen sein sollen, 
doch auch aufwendige Nachforschungen erbrachten dafür keine 
Bestätigung. 

Auf den Trick mit der »Raumfahrttechnologie« dürften 

übrigens geschickte Marketing-Manager gekommen sein. Im 
Zuge unserer Nachforschungen stießen wir auch auf einen alten 
amerikanischen Werbeprospekt aus dem Jahre 1970, in dem 
Teflon als NASA-Produkt angepriesen wurde. Der Prospekt 
stammte übrigens von einem New-Yorker Großhändler, der vor 
allem Produkte der Firma Tefal im Sortiment führte. Wenn das 
kein Zufall ist… 

T wie Telefon 

Das beliebteste Kommunikationsmittel unserer Tage wurde 

nicht von Alexander Graham Bell erfunden. So steht's zwar in 
beinahe jedem Nachschlagewerk, doch hatte bereits im Jahre 
1860 ein deutscher Lehrer namens Johann Philipp Reis aus 
Friedrichsdorf die Idee für das Telefon. Er verwendete einen 
Violinenkasten als Resonator, den hohlen Spund eines 
Bierfasses als »Sprechmuschel« und für die Membran benutzte 
er eine straff gespannte Wursthaut. Den wenigen 
Aufzeichnungen, die aus  diesen Tagen existieren, ist jedoch zu 
entnehmen, dass es seinen Schallübertragungsversuchen an 
Verständlichkeit gebrach. 1876 bediente sich Bell dann der 
Elektrizität, um die Methode des Deutschen zu verfeinern, und 

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-211- 

schaffte es tatsächlich, die menschliche Stimme hörbar und 
verständlich auf die Reise zu schicken. Seine erste Botschaft an 
seinen Assistenten lautete übrigens: »Watson, kommen Sie mal 
rüber. Ich brauche Sie.« 

T wie Tell 

Auch wenn die Schweizer hartnäckig an der Legende vom 

»Freiheitskämpfer Wilhelm Tell« festhalten, müssen wir 
unseren alpenländischen Nachbarn ein für allemal erklären, dass 
der angebliche Meisterschütze nie gelebt hat. Die Sage wurde 
allerdings auch nicht, wie wiederum die Deutschen gerne 
behaupten, vom Dichterfürsten Friedrich  Schiller erfunden, 
sondern vom Schweizer Dramatiker Aegidius Tschudi. Schiller 
»schmückte« Tschudis Version noch weiter aus und brachte 
neue Elemente mit hinein. 

Nach Tschudi und Schiller soll der besagte Tell, auf Geheiß 

des habsburgischen Landvogts Hermann Geßler, seinem eigenen 
Sohn mit der Armbrust einen Apfel vom Kopf geschossen 
haben. Anschließend »revanchierte« er sich mit einem weiteren 
Pfeil für den willkürlichen und gefährlichen Befehl und tötete 
den Tyrannen. Damit sei der Aufstand der Schweizer  gegen die 
verhasste Herrschaft der Habsburger ausgelöst worden. 

Wie gesagt - alles reine Erfindung, doch Schweizer Historiker 

wiesen nach, dass Tschudi zumindest ein konkretes Beispiel im 
Kopf hatte, als er sein Heldenepos erfand. Demnach soll ein 
gewisser Rudolf Stauffacher um 1290 den Landvogt Konrad von 
Tillendorf erschlagen haben, weil dieser ihn zwingen wollte, 
dem auf dem Markt von Altdorf aufgestellten Hut des Vogts 
seine Hochachtung zu erweisen. Stauffacher hielt von dieser 
Idee offensichtlich nicht allzu viel, doch seinen »Totschlag im 
Affekt« überlebte er nicht lange: Er wurde ohne viel Federlesens 
hingerichtet, und bis zum Schweizer Freiheitskampf vergingen 

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-212- 

noch viele Jahre. 

T wie Tempel 

Geldwechsler und angebliche Wucherer im Tempel zu 

Jerusalem - nicht nur Jesus fand's verwerflich und wollte sie mit 
Bausch und Bogen aus den heiligen Hallen verbannen. Doch 
während wir heute zustimmend mit dem Kopf nicken und ihm 
das moralische Recht zu seinem Wutausbruch attestieren, stieß 
sein Verhalten bei seine n Zeitgenossen zumeist auf 
verständnisloses Kopfschütteln. Denn schließlich waren Tempel 
in diesen Tagen nicht nur Heiligtümer, sondern auch 
Kreditinstitute. 

Diese Tradition wurde schon im alten Ägypten begründet und 

von Griechen, Römern und eben auch Juden übernommen. 
Eigentlich logisch, denn schon immer brauchte man zum Bau 
eines Tempels Geld, und auch die Priester, Tempeldiener und 
das »Fußvolk« der Bediensteten konnten von Gotteslohn allein 
nicht leben. So hatte es sich beispielsweise im antiken 
Grieche nland eingebürgert, dass sich das Heiligtum Olympia 
fast ausschließlich über gewonnene Kriege des Staates 
finanzierte. Zehn Prozent jeder Kriegsbeute sollen an den 
Tempel gegangen sein, der damit weit mehr hatte, als er zur 
Instandhaltung und für das Leben seiner »Insassen« brauchte. 
Doch die Priesterkaste revanchierte sich dafür wieder, denn 
wenn der attische Staat seinerseits Geld für einen neuen Krieg 
oder wichtige Bauprojekte brauchte, dann bekam er vom 
Tempel einen besonders zinsgünstigen Kredit. Auch 
Privatpersonen nutzten die unangreifbaren Heiligtümer als 
sichere Aufbewahrungshorte für ihr persönliches Vermögen, 
und tatsächlich zahlten die Tempel für bestimmte Anlageformen 
sogar Zinsen aus. 

Der Jerusalemer Tempel war zu Jesus' Zeiten wahrscheinlich 

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-213- 

der reichste der Welt. Jeder Jude, egal wo er lebte, war 
gesetzlich verpflichtet, eine Tempelsteuer zu bezahlen. Vom 
eingenommenen Geld finanzierten die Priester den Kauf großer 
Ländereien, die sie gewinnbringend verpachteten. Für steten 
Geldfluss war also  gesorgt. Jesus dürfte sich weniger über die 
pekuniären Aktivitäten des Gotteshauses geärgert haben, als 
vielmehr über dessen mangelhafte soziale Einstellung. 
Geschenkt gab's vom Tempel nämlich gar nichts, und selbst die 
Ärmsten der Armen kamen um die Tempelsteuer nicht herum. 

T wie Tetanus 

Wundstarrkrampf, auch als »Tetanus« bekannt, wird nicht 

durch Rost übertragen. Verantwortlich ist einzig und allein das 
Bakterium »Clostridium Tetani«, das vor allem in der Darmflora 
pflanzenfressender Tiere gedeiht und deshalb durch deren Kot 
übertragen werden kann. Die Meinung, dass die 
Wundstarrkrampf- Gefahr besonders hoch sei, wenn man sich 
eine Wunde an einem scharfkantigen oder spitzen, rostigen 
Gegenstand zuziehe, ist also durch nichts zu belegen. 

T wie Titanic 

Eine Serie von kleineren Rissen im Rumpf und nicht etwa ein 

großes Loch hat nach Expertenmeinung den Untergang der 
legendären Titanic verursacht. Ein internationales Team von 
Tauchern und Wissenschaftlern hat nämlich 1996 festgestellt, so 
die renommierte New York Times, dass der eigentliche Schaden 
am Rumpf des gewaltigen Schiffes erstaunlich gering gewesen 
sei. Sie berichteten von sechs relativ schmalen Öffnungen, durch 
die das Wasser ins Schiff eingedrungen sein muss. Bei der 
Katastrophe im Jahr 1912 waren auf der Jungfernfahrt des 

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-214- 

Ozeanriesen insgesamt über 1500 Menschen ums Leben 
gekommen. Lange Zeit galt es als unumstößlich, dass nur ein 
gewaltiges Leck das schnelle Sinken des Schiffes habe 
verursachen können. Doch die mit Hilfe von Schallwellen 
festgestellten Beschädigungen weisen insgesamt lediglich einen 
Umfang von etwa ein bis zwei Quadratmetern auf. Wie die 
Wissenschaftler allerdings ergänzend feststellten, hat der hohe 
Druck des einströmenden Wasser dennoch sehr rasch für den 
schnellen Untergang des Schiffes gesorgt. 

T wie Tollkirsche 

Die »Atropa Belladonna« ist bei uns weithin unter dem 

Namen »Tollkirsche« bekannt und damit vor allem für Kinder 
nicht ohne Risiko. Wenn diese nämlich lediglich den Namen des 
hübschen roten Nachtschattengewächses erfahren, könnten sie 
durchaus losstürmen und ein paar der vermeintlichen 
Leckerbissen kosten. Davon wird allerdings dringend abgeraten, 
denn schon der Genuss dreier Früchte kann tödliche Folgen 
haben. 

Ihren Namen trägt die »Tollkirsche« übrigens zu Unrecht, 

denn  - wie gesagt  - es handelt sich bei ihr nicht um ein 
Kernobstgewächs und damit auch nicht um eine Kirschenart. 
Allerdings sieht vor allem die Schwarze Tollkirsche, deren 
Sträucher knapp zwei Meter hoch werden können, einer dunklen 
Kirsche sehr ähnlich, und somit ist auch die Bezeichnung nicht 
weiter verwunderlich. 

Den Zusatz »toll« erhielt die Pflanze schon im Mittelalter. 

Damals stellte man fest, dass der Verzehr einer einzigen dieser 
»Pseudokirschen« den Esser geradezu »toll« (wirr, wild, 
unempfindlich) machen kann: Soldaten spürten auf einmal keine 
Schmerzen mehr, Arbeiter vergaßen ihre Müdigkeit. Grund 
dafür ist der hohe Alkaloidgehalt der Pflanze, die vor allem 

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-215- 

Hyoscamin, Scopolamin und Atropin enthält  - Essenzen, die 
mittlerweile auf keiner ordentlichen  Dopingliste fehlen dürfen. 
Doch heute profitiert auch die Medizin von der Tollkirsche: Ihr 
Saft wird als krampflösendes, gefäß- und pupillenerweiterndes 
Mittel geschätzt. 

T wie Totes Meer 

Der heilige Hieronymus irrte sich, als er den Salzsee im 

Jordangraben vor rund 1500 Jahren zum ersten Mal als »Totes 
Meer« bezeichnete. Allerdings müssen wir dem Mann natürlich 
zugute halten, dass er weder über eine Lupe noch gar über ein 
Mikroskop verfügte und mit bloßem Auge die Abwesenheit 
jeglichen Lebens festzustellen glaubte. Doch auch in dieser 
Salzlake, die mit ihren 393 Metern unter dem Meeresspiegel die 
tiefste freiliegende Senke aller Landgebiete der Erde darstellt, 
wimmelt es noch von Bakterien, die vor allem Cellulose 
abbauen. Schwimmen kann man im »Toten Meer« übrigens nur 
sehr mühsam und untergehen schon gar nicht. Das Wasser 
besteht nämlich zu 25 Prozent aus Chlormagnesium, 
Chlorkalzium und Chlornatrium, was wiederum zur Folge hat, 
dass Salz sich darin nicht mehr auflösen kann. Kein Fisch und 
kein Krustentier können in dieser Mischung existieren. Beim 
»Toten Meer« handelt es sich übrigens nicht um ein »echtes« 
Meer, sondern um einen See mit einer 940 Quadratkilometer 
großen Wasserfläche. Er wird vom Fluss Jordan gespeist. 

T wie Traubenzucker 

Obwohl es scheinbar unmöglich ist zu ermitteln, woher der 

Name letztlich stammt, können wir mit Bestimmtheit sagen, 
dass Traubenzucker nicht aus Trauben gemacht wird. Er ist zwar 

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-216- 

auch in Weintrauben enthalten, doch in allen anderen süßen 
Früchten auch. Der heute verkaufte Traubenzucker wird 
industriell zumeist aus Kartoffeln und Maisstärke gewonnen und 
ist der biologisch bedeutsamste Zucker. Seinen Ruf als 
»Energielieferant« trägt er völlig zu Recht. Normalerweise liegt 
die Menge Traubenzucker im Blut bei etwa 0,1 Prozent, und 
wenn dieser Anteil fällt, kann dies durchaus dramatische Folgen 
haben. Der Traubenzucker ist nämlich der einzige 
Energielieferant des Gehirns und ohne ihn würden unsere 
kleinen grauen Zellen schnell ihren Dienst verweigern. 

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-217- 

19. Von Unabhängigkeitserklärung bis 

Völkerwanderung 

U wie Unabhängigkeitserklärung 

Der 4. Juli ist der amerikanische Nationalfeiertag, denn an 

diesem Datum des Jahres 1776 sagten sich 13 britische Kolonien 
in Nordamerika vom »Mutterland« England los. Denkste!! 
Eigentlich müssten die  Amerikaner den 2. Juli feiern, denn an 
diesem Tag beschloss der »2. Kontinentalkongress« beinahe 
einstimmig, sich der britischen Fesseln ein für allemal zu 
entledigen. Zwei Tage später, also am 4. Juli, wurde dieser 
Beschluss auch vom Kongress ratifiziert, doch die Entscheidung 
war schon zuvor gefallen. 

U wie Unfehlbarkeit 

Die katholische Kirche mag ihre Fehler und 

Unzulänglichkeiten haben und vieles von dem, was man ihr 
heute vorwirft, ist sicherlich auch berechtigt. Doch dass das 
sogenannte »Unfehlbarkeitsdogma« des Papstes erst in jüngster 
Zeit eingeführt worden ist und deshalb auf keinerlei religiös 
motivierte Tradition zurückblicken kann, ist falsch. Denn schon 
die allerersten Päpste haben diesen Anspruch erhoben, und 
somit ist dieses Dogma beinahe so alt wie die christliche Kirche 
selbst. Das Vertrauen des Papstes in die eigene Vollkommenheit 
ist sozusagen eine Dienstpflicht und basiert auf der festen 
Überzeugung, dass Gott selbst seine Schäfchen in 
Glaubensdingen vor Irrtümern und Missverständnissen bewahrt. 
Auf dem ersten Vatikanischen Konzil (1870), das viele heute für 

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-218- 

die Geburtsstunde des Dogmas halten, wurden nur die 
Richtlinien und Bedingungen für die Unfehlbarkeit noch einmal 
ausdrücklich festgeschrieben. Demnach gelten nicht nur der 
Papst, sondern auch die Gesamtheit der Bischöfe und ein Konzil 
als unfehlbar - vorausgesetzt, sie entscheiden einstimmig. 

V wie Vampire 

Schon beim Stichwort »Dracula« haben wir uns mit dem 

schaurigschönen Thema Vampire beschäftigt. Ohne Sie jetzt 
unnötig erschrecken zu wollen, müssen wir Ihnen mitteilen: Es 
gibt sie wirklich. Einschränkend sei allerdings hinzugefügt, dass 
es sich nicht um Untote handelt, die nur mit Hilfe spitzer 
Holzpflöcke von ihrem ewigen Dasein erlöst werden können, 
und dass sie für Menschen in der Regel auch nicht gefährlich 
sind. Richtig ist an der verbreiteten Legende allerdings der 
Fledermaus-Faktor, denn die Vampire, von denen wir hier 
berichten, gehören tatsächlich zur Gattung der geflügelten 
Nager. Sie leben vorzugsweise in den feuchten Urwäldern des 
Amazonas-Beckens, hausen in modrigen Höhlen oder 
Baumstämmen und leben vom Blut anderer Säugetiere. 

Nachts nämlich verlassen sie ihren Unterschlupf (… um 

Mitternacht hob sich knarrend der Sargdeckel…) und machen 
sich auf die Jagd nach vierbeinigen Opfern. Mit 
rasiermesserscharfen Schneide- und Eckzähnen suchen sie sich 
dann eine möglichst unbehaarte Stelle aus (…oooh, wie glatt 
war dieser Alabasterhals…), säbeln blitzschnell eine kleine 
Wunde in die Haut und lecken das austretende Blut auf. Dies 
geht normalerweise so schnell, dass die Betroffenen außer einem 
ganz leichten Piekser überhaupt nichts davon mitbekommen. 
Gefährlich kann ein derartiger Biss nur deshalb sein, weil die 
Tiere natürlich auch Krankheiten, wie beispielsweise die 
Tollwut, übertragen können. 

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-219- 

V wie Vandalen 

Wenn von jugendlichen Kleinkriminellen des Nachts sinnlose 

Verwüstungen begangen werden, so spricht der Polizeibericht 
gerne davon, dass die Unbekannten »wie die Vandalen« 
hausten. Nun möchten wir aber unsere wackeren Gesetzeshüter 
und jeden anderen in aller Bescheidenheit davon in Kenntnis 
setzen, dass der germanische Volksstamm der Vandalen seinen 
schlechten Ruf zu Unrecht trägt. 

Während der Völkerwanderung waren die Vandalen 

(zuweilen auch Wandalen) aus dem Gebiet des heutigen 
Schlesien quer durch Europa über Spanien bis nach Nordafrika 
gezogen. Dort ließ sich das wehrhafte Völkchen zunächst 
häuslich nieder, und ihr damaliger König Geiserich errichtete in 
der sogenannten »Kornkammer« des weströmischen Reiches 
tatsächlich einen unabhängigen Germanenstaat. Mit Kaiser 
Valentinian schloss Geiserich einen Friedensvertrag, in dem sich 
beide Seiten zu friedlicher Kooperation verpflichteten und rege 
Handelsbeziehungen unterhielten. Doch dann wurde Valentinian 
in Rom ermordet, und Geiserich betrachtete dies als das Ende 
aller Formalitäten. Überraschend segelte er mit seiner 
ansehnlichen Flotte in Richtung Rom, und als er vor der 
Tibermündung gesichtet wurde, versetzte dies Valentinians 
Nachfolger Maximus derart in Panik, dass er seinem Hofstaat 
und den »besseren Kreisen« die Parole »Rette sich wer kann« 
ausgab. Fast ohne Widerstand konnten die überraschten 
Vandalen also Rom besetzen, und dies scheint ihnen die 
Kampfeslust ein wenig genommen zu haben. Zwar plünderten 
sie nach Kräften, doch vom vielzitierten »Morden, 
Brandschatzen und Schänden« ist in zeitgenössischen 
Überlieferungen nirgendwo die Rede, und dass nach ihrem 
Abzug (schon nach knapp zwei Wochen) kein Stein mehr auf 
dem anderen war, ist ebenfalls frei erfunden. 

Dass den Vandalen trotzdem soviel Schlechtes nachgesagt 

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-220- 

wird, mag zum einen an ihrer germanischen Gründlichkeit 
gelegen haben: Sie nahmen nämlich wirklich alles mit, was 
irgendwie von Wert sein konnte, und deckten dabei sogar das 
goldene Dach des Jupitertempels ab. Außerdem  verschleppten 
sie eine stattliche Anzahl Gefangener, darunter auch die 
Kaiserin und deren Tochter, die sich wenig später mit Geiserichs 
Sohn Hunerich vermählt fand. 

Zum anderen könnte der »Rufmord« an den Vandalen auch 

damit zusammenhängen, dass die berühmteste Stadt der 
bekannten Welt so einfach überfallen und besiegt worden war. 
Schnell reimten sich die Menschen überall zusammen, dass dies 
nur durch besondere Brutalität und Rücksichtslosigkeit möglich 
gewesen sein konnte, und damit hatten die Vandalen, die sich 
hochzufrieden und schwer bepackt in ihren Heimathäfen feiern 
ließen, ihren miserablen Ruf auch schon weg. 

V wie Vatikan 

Wenn Sie sich beim Lesen des vorliegenden Buches an die 

alphabetische Reihenfolge gehalten haben, dann ist Ihnen sicher 
noch geläufig, dass die Ansprüche der Stadt Hamburg auf den 
Titel »Freie Hansestadt« auf einer Menge gefälschter Urkunden 
basieren. Ein weiteres gutes Beispiel für den ehedem recht 
sorglosen und höchst unmoralischen Umgang mit Dokumenten 
ist eine der moralischsten Instanzen der Welt: der Vatikan. 

Der kleine Kirchenstaat im Herzen Roms hatte nicht immer 

diese relativ bescheidenen Ausmaße. Einstmals nannte der 
»Vatikanstaat« ausgedehnte Ländereien und Besitztümer in ganz 
Italien sein eigen. Seinen Anspruch begründete  der »Heilige 
Stuhl« Jahrhunderte lang mit der sogenannten Konstantinischen 
Schenkung, die als Urkunde dem Frankenkönig Pippin um 760 
präsentiert wurde. Diesem Pippin, dem mächtigsten Mann des 
Abendlandes, hatte die Kurie das Dokument vorgelegt, in dem 

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-221- 

der einstige Kaiser des Römischen Reiches, Konstantin, erklärte, 
durch Papst Silvester vom Aussatz geheilt worden und dadurch 
zum christlichen Glauben bekehrt worden zu sein. Als Dank 
habe er die römische Kirche über sein eigenes Kaiserreich 
erhoben und den Bischof von Rom zum Herren aller Bischöfe 
der Welt gemacht. Außerdem habe er der römischen Kurie 
sämtliche Provinzen Italiens unterstellt. 

Obwohl Pippin die Urkunde sicherlich mit Skepsis gelesen 

haben dürfte und sie wahrscheinlich auch nicht ganz so ernst 
nahm, wagte der fromme Christ doch auch nicht, sie öffentlich 
in Zweifel zu ziehen. Außerdem waren seine politischen 
Interessen in Italien äußerst gering und folgerichtig bestätigte er 
bereitwillig den erhobenen Anspruch. Die römische Kirche hatte 
ihr Ziel  erreicht: Sie etablierte sich als bestimmende Gemeinde 
und ihren Bischof als »Fürsten aller Bischöfe«. Dagegen hatten 
sich bisher andere Bischöfe stets gewehrt, doch nun wagte 
niemand mehr, gegen den römischen Führungsanspruch 
aufzubegehren. 

Erst zu Beginn des 16. Jahrhunderts, also rund 750 Jahre nach 

Pippin, entlarvte der Humanist Lorenzo Valla die 
»Konstantinische Schenkung« als recht plumpe Fälschung. 
Valla wies zweifelsfrei nach, dass Papst Silvester sich niemals 
als Heiler betätigt hat, dass Kaiser Konstantin an keinerlei 
Aussatz gelitten und niemals auch nur im Traum daran gedacht 
hat, riesige Teile seines Reichs an eine damals noch skeptisch 
beäugte Religionsgemeinschaft abzutreten. Außerdem deckte er 
sprachliche und stilistische Fehler auf, die Kons tantins 
Schreibern sicher nicht passiert wären. Doch zu diesem 
Zeitpunkt war der Zweck der Fälschung schon erreicht: Die 
Führung der christlichen Kirche saß in Rom und scheffelte 
Reichtümer. 

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-222- 

V wie vegetarisch 

Im Gegensatz zu dem, was Vegetarier gerne behaupten, hat 

der Mensch schon immer Fleisch verzehrt. Die vegetarische 
Ernährungsweise mag zwar gesünder sein (auch dazu gibt es 
verschiedene Standpunkte), doch »natürlicher« ist sie deshalb 
noch lange nicht. Zoologen behaupten sogar, dass nur die 
gemeinsame  Jagd den Homo sapiens zu dem gemacht hat, was 
er heute ist: ein wehrhaftes, rudelerfahrenes Raubtier. 

Schon die Urwaldaffen, von denen wir abstammen (wenn 

auch nicht in gerader Linie), bevorzugten neben Blättern, 
Beeren und Früchten vor allem rohe Käfer, Eidechsen und 
kleine Säugetiere, wobei sich die Jagd auf letztgenannte 
schwierig gestaltet haben dürfte. Mit dem »Auszug« unserer 
Vorfahren vom Urwald in die Steppe wurde das »Fleisch-
Essen« noch wesentlich wichtiger  - schon allein deshalb, um 
gegen die mit Zähnen und Beinen besser ausgestatteten Wölfe, 
Bären oder Raubkatzen bestehen zu können. Wie wir heute 
wissen, war der Mensch dabei erfolgreicher als alle anderen 
Arten  - ob dies positiv zu bewerten ist, lassen wir dahingestellt. 
Festzustehen scheint indes, dass der Homo sapiens als reiner 
Vegetarier in seiner jetzigen Form wohl kaum existieren würde. 

V wie Venedig/Venezuela  

»Papa, Papa - liegen Venedig und Venezuela nebeneinander«, 

fragt der Sprössling seinen geographieerfahrenen Erzeuger. 
»Aber nein, mein Kind. Venedig ist eine Stadt und Venezuela 
ein Land. Die haben nichts miteinander zu tun«, antwortet dieser 
und… liegt voll daneben. Zwar stimmt der erste Teil seiner 
Antwort der mit der Stadt und dem Land  - aber was kaum 
jemand weiß, ist, dass Venezuela seinen Namen tatsächlich von 
der norditalienischen Lagunenstadt ableitet. 

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Als der spanische Entdecker Alonso de Hojeda nämlich 1499 

zu einer Halbinsel am Karibischen Meer kam, entdeckte er 
Pfahlbauten, in denen die einheimischen Indianer wohnten. 
Diese Häuser erinnerten ihn stark an Venedig, so dass er das 
Land als »Klein-Venedig« - Venezuela - bezeichnete. 

V wie Venus von Milo 

Wer schuf die berühmte Statue »Venus von Milo«. 99 Prozent 

aller Befragten halten dies für eine Scherzfrage und antworten 
mit eine m breiten Lächeln: »Na, Milo natürlich.« Nun mag es 
zwar dereinst einen Milo gegeben haben, doch die 
Frauengestalt, die als Verkörperung klassischer Schönheit gilt 
und seit 1820 im Louvre zu bewundern ist, leitet ihren Namen 
einfach von ihrem Fundort ab. Sie wurde nämlich bei 
Ausgrabungen auf der griechischen Insel Melos  - italienisch 
Milo - entdeckt. 

V wie Verbrennungen 

Bei Verbrennungen aller Art greift der »Doityourself-

Mediziner« gerne zur Brandsalbe. Dies jedoch hat keinerlei 
heilende Wirkung, sondern  kann die Gewebeverletzungen sogar 
zu bleibenden Schäden werden lassen. Zumindest hässliche 
Narben sind beinahe garantiert. Statt dessen raten die Ärzte 
dazu, die betroffene Körperpartie so schnell wie möglich bis zu 
20 Minuten lang mit fließendem eiskalten Wasser zu kühlen. 
Anschließend soll man die Wunde mit einem 
Brandwundenverbandtuch oder mit keimfreien Tüchern 
abdecken und schleunigst einen Spezialisten aufsuchen. Erst 
nach dieser Sofort-Behandlung lohnt der Griff zur Brandsalbe. 
Dann nämlich entwickelt sie eine langfristig kühlende und damit 

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-224- 

schmerzlindernde Wirkung. 

V wie Vertrag 

Um einen Vertrag rechtsgültig zu gestalten, bedarf es nicht 

der schriftlichen Form. Entgegen landläufiger Meinung genügt 
in der Regel schon eine mündliche Absprache, wobei man 
allerdings darauf achten sollte, dass Zeugen anwesend sind. Dies 
ist zwar nicht zwingend vorgeschrieben, doch wenn sich eine 
Partei nicht an die Abmachungen gebunden fühlt, muss das 
Gericht entscheiden. Und der Richter tut sich naturgemäß 
leichter, wenn  er Dritte zum Inhalt der geschlossenen 
Vereinbarung befragen kann. 

Einige Verträge müssen allerdings schriftlich abgeschlossen 

werden. In Deutschland sind dies Ausbildungsverträge, 
Schenkungsversprechen, Ratenzahlungsvereinbarungen und 
Bürgschaften. In den meisten anderen Ländern der Europäischen 
Gemeinschaft kommen noch Pacht- und Kreditverträge hinzu. 

V wie Visitenkarte 

Der schwungvolle Griff zur eleganten Visitenkarte kann 

gesellschaftlich durchaus ein »Missgriff« sein. Wenn man 
nämlich die Etikette befo lgt, darf man seine Karte zumindest bei 
gesellschaftlichen Anlässen (Einladungen, Feiern u. ä.) nicht 
persönlich übergeben. Die Vorstellung beim Gastgeber 
übernimmt jemand, der mit beiden Betroffenen bekannt ist, und 
überreicht dabei auch die Visitenkarte. 

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-225- 

V wie Vitamine 

Vitamine kann man gar nicht genug zu sich nehmen, lautet ein 

weit verbreiteter Irrtum der Gesundheits-Fetischisten. Doch 
unser Körper kann nur seinen »echten« Bedarf an Vitaminen 
verarbeiten  - alles, was darüber hinausgeht, ist überflüssig  und 
zuweilen sogar gefährlich. So kann das berühmte Vitamin C in 
hohen Dosierungen zu Nierensteinen führen, große Mengen von 
Vitamin A verursachen bei einigen Menschen Kopfschmerzen, 
Gliederreißen und Haarausfall, und zuviel Vitamin D kann in 
dramatischen  Fällen eine Dehydrierung des Körpers zur Folge 
haben, die mit Übelkeit, Erbrechen und Durchfall einhergeht. 

Man sollte also nur so viele Vitamine zu sich nehmen, wie der 

Körper wirklich benötigt. Eine entsprechende Übersicht liefert 
Ihnen in der Regel ein  guter Hausarzt. 

Zum Thema Vitamine gleich noch eine Anmerkung: Viele der 

angeblichen Heilwirkungen sind blanker Unsinn. So hat Vitamin 
A keinerlei Auswirkungen auf schlechte Augen, und Vitamin C 
senkt weder den Blutdruck noch hilft es beim Auskurieren einer 
Erkältung entscheidend weiter. Eine Besserung können Sie nur 
dann spüren, wenn Sie bislang zu wenig Vitamine 
aufgenommen haben. 

V wie Vögel 

Fische leben im Wasser und sind uns wahrscheinlich deshalb 

oft fremd (siehe Stichwort »Fische«). Vögel fliegen in der Luft 
und… ergänzen Sie bitte den Rest. Wie schon bei unseren 
geschuppten Freunden kommen wir nun auch bei unseren 
gefiederten Kumpanen unserer Pflicht nach und korrigieren 
einige elementare Irrtümer. Einer davon steckte schon im 
vorangegangenen Satz, denn beileibe nicht alle Vögel können 
sich in die Lüfte erheben. Der Vogel Strauß (siehe auch 

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Stichwort »Strauß«) bleibt am Boden kleben und kompensiert 
seine nur rudimentären Stummelflügelchen mit seinen langen 
Beinen und einer erstaunlichen Laufgeschwindigkeit. Ein 
anderes Beispiel ist der Pinguin, der zwar Eier legt und ebenfalls 
Flügel hat, sich aber viel lieber im Wasser tummelt. Dabei sind 
ihm seine »angedeuteten Schwingen« als Seitenruder behilflich. 

Und gleich noch ein Irrtum hinterher: Vögel erfrieren im 

Winter. Nein, nein und nochmals nein. Ihr dichtes Federkleid 
befähigt sie ohne weiteres, auch arktische Temperaturen 
einigermaßen unbeschadet zu überstehen. Ein anderes Problem 
ist allerdings die Futtersuche bei einer dichten Schnee- oder 
Eisdecke, denn Verhungern können die sangesfreudigen 
Gesellen allemal. 

V wie Vogelspinne 

Der Verfasser dieser Zeilen bekennt offen, an Arachnophobie 

(Angst vor Spinnen) zu leiden, und schon der Anblick einer 
Vogelspinne lässt ihm das Blut in den 

Adern gefrieren. Doch auch wenn es viele behaupten  - der 

Biss dieses behaarten Spinnentiers ist nicht tödlich. Erstens sind 
die bis zu zwölf Zentimeter langen Tiere recht scheu und beißen 
nur im äußersten Notfall, zum anderen hat ihr Gift auf den 
Menschen ungefähr dieselbe Wirkung wie ein Bienenstich. Nur 
Säuglinge könnten mit einer Vogelspinnen-Attacke größere 
gesundheitliche Probleme haben. 

V wie Völkerwanderung 

Es waren keine »Völker«, die in den bewegten Zeiten 

zwischen dem dritten und dem sechsten Jahrhundert quer durch 
Europa zogen und sich fernab ihrer ursprünglichen Heimat 

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-227- 

niederließen. In erster Linie waren es germanische Stämme, 
wobei sich die vagabundierenden Massen nicht etwa aus 
einzelnen, fest umrissenen Gruppen zusammensetzten, sondern 
jeweils aus mehreren unterschiedlichen Stammeseinheiten 
bestanden. Sie folgten in aller Regel einer oder mehreren 
charismatischen Führungspersönlichkeiten und wurden durch 
die gemeinsame Flucht aus dem alten, übervölkerten 
Lebensraum zu einer neuen Einheit zusammengeschweißt. Der 
Begriff Völkerwanderung basiert auf einer missverständlichen 
Interpretation des Wortes »Volk«. So wurden beispielsweise die 
Goten, die aus rund 25 verschiedenen Stämmen bestanden und 
nachweislich völlig unterschiedliche Sprachen, Dialekte und 
Bräuche pflegten, gerne als »Volk« bezeichnet. Dies lässt sich 
aber mit der heutigen Definition nicht mehr vereinbaren. 
Korrekt müsste man die »Völkerwanderung« also als 
»Stämmewanderung« bezeichnen. 

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20. Von Wasser bis Wüste 

W wie Wasser 

Wasser ist Leben. Um dies zu bemerken, muss man nicht 

unbedingt in der Wüste fassungslos die leere Feldflasche 
schütteln. Es reicht, sich zu vergegenwärtigen, dass der 
menschliche Körper zu zwei Dritteln aus Wasser besteht, dass 
die Erdoberfläche zu drei Vierteln von Wasser bedeckt wird und 
dass Wasser die Basis jeder trinkbaren Flüssigkeit ist. Eines aber 
ist Wasser nicht: des Menschen ureigenes Element. Und 
wahrscheinlich haben sich deshalb im Laufe der Jahre einige 
Halbwahrheiten zum Thema »Wasser« eingeschlichen, die es zu 
berichtigen gilt. Beispielsweise wird behauptet, Wasser koche 
exakt bei 100 Grad Celsius. Dies stimmt aber nur dann, wenn 
der Luftdruck bei exakt einem bar liegt, und das ist natürlich in 
den seltensten Fällen so. Auf dem Gipfel eines hohen Bergs ist 
der Luftdruck beispielsweise wesentlich geringer, und deshalb 
köchelt Ihr »Süppchen« dort womöglich schon bei einer 
Temperatur von 90 Grad. An einem Ort, der unter Meereshöhe 
liegt  - zum Beispiel im »Tal des Todes« in den Vereinigten 
Staaten  -, müssen Sie hingegen schon rund 110 Grad Hitze 
erzeugen. Wasser kann sogar bei 0 Grad kochen. Wenn Sie 
beispielsweise mittels einer Pumpe den Luftdruck innerhalb 
eines Wassertopfs auf zwei Hundertstel des normalen Wertes 
verringern, kocht Ihr Wasser exakt bei der Temperatur, bei der 
es unter normalen Bedingungen beginnen würde zu gefrieren. 

Außerdem wiegt ein Liter Wasser keineswegs immer genau 

ein Kilogramm. Als Berechnungsgrundlage dürfen Sie diese 
»Eselsbrücke« zwar getrost weiterhin benutzen, doch ganz 
korrekt ist sie nicht. Ein Liter wiegt bei einer Temperatur von 

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-229- 

genau 0 Grad exakt 999,8 Gramm. Wenn dieser Liter nun 
allmählich erwärmt wird, steigt die Dichte zunächst an und 
erreicht bei vier Grad Celsius das erste und einzige Mal die 
»Ein-Kilogramm-Marke«. Von nun an nimmt die Dichte jedoch 
wieder ab, und wenn 20 Grad erreicht sind, wiegt der Liter nur 
noch 998 Gramm. 

So richtig verblüffend wird es, wenn der Liter bei 

Minusgraden gefrorene Konsistenz angenommen hat also zu Eis 
wurde. Dann nämlich hat sich seine Dichte rapide verringert, 
und er wiegt nur noch knapp 917 Gramm. Nur deshalb 
schwimmt Eis nämlich auf der Wasseroberfläche. 

Abschließend noch ein wichtiger Gesundheitstipp: 

Destilliertes Wasser eignet sich keinesfalls als Trinkwasser. 
Normales Brunnen- oder Quellwasser nämlich ist reich an 
Mineralien und keinesfalls chemisch rein. Diese mineralischen 
Bestandteile jedoch benötigt der Körper unbedingt, um das 
aufgenommene Wasser ablagern und verarbeiten zu können  - 
beim Genuss von destilliertem Wasser kann es zu osmotischen 
Reaktionen kommen, die zur Sprengung der Körperzellen 
führen. Übrigens  - auch Regenwasser enthält normalerweise 
herzlich wenig Mineralstoffe und ist folgerichtig auch nicht 
unbedingt - zumindest nicht in größeren Mengen  - zum Trinken 
geeignet. 

W wie Wasserdampf 

Was sieht man, wenn ein Topf mit Wasser auf dem Herd 

kocht, zur Decke steigen? »Natürlich den Wasserdampf«, lautet 
die übliche Antwort, doch die ist falsch. Wasserdampf ist 
vollständig unsichtbar, und wer's nachprüfen will, sollte den 
Kochtopf im entscheidenden Moment mal genau über der 
Öffnung unter die Lupe nehmen: Dort sieht er nämlich gar 
nichts. Bei den aufsteigenden »Wolken« handelt es sich um 

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-230- 

winzige Wassertröpfchen, die dadurch entstehen, dass der 
Dampf blitzschnell abkühlt. Doch nur Sekunden nach  ihrer 
Entstehung sind sie auch schon wieder verschwunden, denn 
infolge ihrer vergleichsweise großen Oberfläche verdunsten sie 
sehr schnell. 

W wie Wasserfälle 

Die größten Wasserfälle der Welt hat noch kein menschliches 

Auge je erblickt. Anders als beinahe alle Nachschlagewerke 
behaupten, sind nämlich nicht die Angelsfalls in Venezuela mit 
ihrer stolzen Höhe von knapp 1000 Metern die höchsten 
Wasserfälle und schon gar nicht die berühmten Niagara-Fälle in 
Nordamerika. Die gewaltigsten Wasserfälle erreichen eine 
Breite von etwa 200 Kilometern, eine Höhe von mindestens 
4000 Metern und lassen pro Sekunde rund fünf Millionen 
Kubikmeter in die Tiefe stürzen. Sie verlaufen unter der 
Meeresoberfläche zwischen Island und Grönland, wo das kalte 
und schwere Nordpolwasser mit atemberaubender Wucht auf 
das tiefer gelegene, wärmere Atlantikwasser stürzt. 

W wie Wasserwaage 

…enthält überhaupt kein Wasser. Das Glasröhrchen, das 

»Libelle« genannt wird, ist mit Alkohol gefüllt. 

W wie Weihnachten 

Am 25. Dezember feiert die vereinte Christenheit einmütig 

den Geburtstag des Heilands. Doch dieses Datum ist 
vollkommen willkürlich festgelegt worden, denn in den 

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Anfängen des Christentums feierten die einzelnen Gemeinden 
an ganz unterschiedlichen Daten. Tatsache ist, dass keine 
einzige Überlieferung darüber Aufschluss gibt, wann Jesus 
tatsächlich geboren wurde, und auch in der Bibel findet sich 
kein konkreter Hinweis. In der Mitte des 4. Jahrhunderts einigte 
man sich erstmals auf den 25. Dezember, denn man glaubte zu 
wissen, dass Marias Empfängnis zum Jahresanfang 
stattgefunden hatte. Nach dem alten, babylonischen Kalender, 
aus dem später auch die jüdische Zeiteinteilung entstand (ca. 
400 v. Chr.) und der in den nichtchristlichen Ländern des 
Vorderen Orients nach wie vor Bestand hat, war dies der 25. 
März. Nach der Kalenderreform der Römer, die ihrerseits die 
ägyptische Zeitrechnung übernommen und modifiziert hatten 
(Julianischer Kalender), musste man nun neun Monate dazu 
addieren und kam folgerichtig auf den 25. Dezember. (Die 
nächste, große Kalenderreform erfolgte dann im Jahre 1582  - 
siehe auch Stichwort »Kalender«.) Wenn man aber den 
Schriften des Evangelisten Lukas Glauben schenkt, dann dürfte 
selbst die Theorie vom »Jahresanfang« falsch sein, denn bei ihm 
»lagerten die Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei 
ihrer Herde«. Dafür dürfte es jedoch auch in und um Bethlehem 
im Dezember deutlich zu kalt gewesen sein  - im Winter blieb 
das Vieh normalerweise durchgehend in den Ställen. 

W wie Wein 

Um sich auf dem glatten gesellschaftlichen Parkett möglichst 

geschmeidig zu bewegen, ist es fast unumgänglich, sich als 
»Weinkenner« zu zeigen, denn schließlich gilt der Wein seit 
geraumer Zeit als »Kulturgetränk«. 

Folgerichtig sollten die folgenden Irrtümer im Zuge 

unverbindlicher Partyplaudereien unbedingt vermieden werden: 
Weißwein wird nicht ausschließlich aus weißen Trauben 

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hergestellt. Im Gegenteil: Zu 75 Prozent basiert auch »der 
Weiße« auf roten Trauben, wobei der Unterschied zum Rotwein 
vor allem in der Herstellungsart liegt. Beim Rotwein nämlich 
lässt man den Most ungekeltert auf der Traubenmaische stehen. 
Bei der Gärung löst sich die rote Farbe der Trauben und geht in 
den Most über. Beim Weißwein hingegen wird der Most von der 
Maische getrennt und in großen Bottichen aufgefangen. Von 
dort gelangt er dann in die Gärfässer und bleibt demzufolge 
wesentlich farbloser als sein roter »Kollege«. 

Ein anderes wichtiges Thema ist die richtige Trinktemperatur. 

Häufig wird behauptet, einen guten Rotwein müsse man bei 
»Zimmertemperatur« genießen. Dies jedoch stammt aus Zeiten, 
in denen die Räumlichkeiten noch lange nicht so gut geheizt 
waren wie in unseren Tagen, denn die Temperatur in den 
deutschen Wohnstuben schwankt heutzutage zwischen 20 und 
23 Grad. Wenn man den Wein tatsächlich mit dieser Temperatur 
servierte, würde er reichlich lauwarm und abgestanden 
schmecken. Die korrekte Temperatur liegt je nach Sorte  - 
zwischen 12 und 18 Grad Celsius. 

Noch einmal zurück zur Farbe. Rosewein wird nicht, wie 

häufig angenommen, aus rotem und weißem Wein gemixt. Rosé 
wird in der Regel aus roten Trauben gewonnen und nach dem 
Vermaischen so gekeltert, dass nur ein kleiner Teil der 
Beerenfarbe in den Most gelangt. Eine Ausnahme machen nur 
die rosefarbenen Sorten von Sekt und Champagner. Diese 
basieren ohnehin auf Weinmischungen, und hier entsteht die 
Farbe tatsächlich durch eine Kombination aus roten und weißen 
Weinen. 

W wie Weißbrot 

Das Weißbrot hat seinen Namen nicht wegen seiner hellen 

Farbe, sondern hieß ursprünglich Weizenbrot. »Weizen« wurde 

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-233- 

im Mittelhochdeutschen nämlich »Weiße« genannt. Daraus 
entstand zunächst »Weißenbrot« und später das heute verkaufte 
»Weißbrot«. 

W wie Wellen 

Skeptiker bleiben zumeist felsenfest bei ihrer Überzeugung, 

sogenannte »Riesenwellen« seien bloßes »Seemannsgarn«. 
Doch es kann tatsächlich zu Meereswellen kommen, die sich bis 
auf eine Höhe von knapp 40 Metern »hochschaukeln«. Vor 
allem im Atlantik, aber auch im Pazifik wurden solche 
gigantischen »Freakwaves« schon mehrmals gesichtet. Am 
Rande von Meeresströmungen muss mit ihnen gerechnet 
werden, wobei vor allem die Agulhas-Strömung vor Südafrika 
berüchtigt ist für ihre alles zermalmenden Wellen, die sogar 
Riesentanker und die allergrößten Passagierschiffe in ernste 
Schwierigkeiten bringen können. 

W wie Wikinger 

Vor allem in Deutschland lebt die Legende vom Wikinger als 

»edlem Wilden« noch heute fort. Für uns gutgläubige Germanen 
stellen die Wikinger wohl das Pendant zu den Indianern dar, 
doch erklärbar ist dies lediglich mit einer romantischverklärten 
Sicht der Geschichte. 

In Wirklichkeit waren die Wikinger ein Volk, das seinen einst 

miesen Ruf völlig zu Recht hatte. Mit ihren unvergleichlich 
schnellen und wendigen Schiffen beherrschten sie zwischen dem 
9. und dem 11. Jahrhundert die europäischen Meere und nutzten 
dies weidlich aus. Von Skandinavien führten ihre wilden 
Raubzüge sie nach England, Irland, Frankreich und Spanien bis 
nach Italien. Über die Ostsee wurden auch Polen und Russland 

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attackiert, und über die Elb- und die Wesermündung fielen sie 
regelmäßig auch über deutsche Städte her. Ihre Taktik dabei war 
ebenso simpel wie erfolgreich: Die Angriffe erfolgten 
blitzschnell und mit beeindruckender Brutalität. Jeder potentielle 
männliche Feind wurde möglichst sofort getötet  - unabhängig 
davon, ob er bewaffnet war oder nicht. Frauen wurden häufig 
vergewaltigt und anschließend ermordet, zahlreiche Kinder 
wurden verschleppt und fanden sich später als Leibeigene auf 
skandinavischen Einödhöfen wieder. In den Städten, die sie 
heimsuchten, bemühten sich die »Wölfe des Nordens« nach 
einer gründlichen Plünderung, möglichst keinen Stein auf dem 
anderen zu lassen, und wenn ihnen dies zu langwierig erschien, 
legten sie einfach an mehreren Stellen Feuer und guckten sich 
die verzehrenden Brände frohgelaunt vom Deck ihrer davon 
segelnden Schiffe an. 

Manche Nationen wurden so oft und so unbarmherzig von 

verschiedenen Wikingerstämmen heimgesucht, dass sie 
schließlich sogar bereit waren, einen »Friedensobolus« zu 
entrichten. So zahlte der französische König Karl der Kahle im 
Jahre 845 nachweislich 7000 Pfund Silber  - für damalige 
Verhältnisse eine schier unvorstellbare Summe  -, damit sie 
wieder abzogen, und auch die Engländer sahen sich genötigt, 
Jahr für Jahr einen 10000-Pfund-Tribut an die Anführer der 
wilden Horden zu entrichten. 

Der Hauptumschlagsplatz für ihre Waren und ihre Sklaven 

war die Stadt Haithabu, unweit des heutigen Schleswig. Dorthin 
verschifften sie ihre Beute, wobei die Raubzüge immer 
müheloser und gleichzeitig lohnender wurden  - allein ihr Ruf 
bescherte den Wikingern schon einen steten Einnahmefluss. So 
paradox dies klingen mag, so war es doch dieser mühelose 
Erfolg, der für sie den Anfang vom Ende bedeutete. Immer mehr 
der kriegerischen Nomaden wurden in Irland, der Normandie 
und in Süditalien sesshaft, immer mehr wurden friedliche 
Händle r, die ein ungefährliches Leben bevorzugten, und etliche 

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ließen sich sogar zum Christentum bekehren. Schon Ende des 
12. Jahrhunderts waren die Raubzüge der Wikinger nur mehr 
Legende. 

W wie willensschwach 

Im Jahr 1996 existierte im Deutschen Fernsehen eine 

Sendung, in der vollständig normale Menschen minutenlang der 
festen Überzeugung waren, ein Staubsauger zu sein, und 
tatsächlich auch die entsprechenden Geräusche und 
Bewegungen vollführten. Sie waren freiwillige Opfer eines 
»Hypnotiseurs« und wurden von diesem mit eleganten Gesten 
der Lächerlichkeit preisgegeben. Die Sendung »überlebte« nicht 
lange  - die Grenzen des guten Geschmacks schienen dem 
Publikum verletzt zu sein. Auch Kritiker schossen sich auf die 
neue Show ein, und in einer bekannten Programmzeitschrift 
schrieb einer von ihnen, dass es sich bei den Probanden um 
ausgesprochen willensschwache Hohlköpfe handeln müsse. 

Dies jedoch kann eigentlich kaum sein, denn entgegen der 

allgemeinen Ansicht sind willensschwache oder minderbegabte 
Menschen nur äußerst schwer zu hypnotisieren. Dies liegt daran, 
dass sie sich in der Regel nicht besonders gut konzentrieren und 
ihre Gedanken in eine bestimmte Richtung lenken können. Die 
besten »Opfer« sind die Intellektuellen, die sich ganz und gar 
auf die Wirkung der Hypnose konzentrieren und sich 
demzufolge tatsächlich leichter manipulieren lassen. 

W wie Windstärken 

Im allgemeinen spricht man von zwölf Windstärken, doch ist 

dies ein Denkfehler. Tatsächlich gibt es nämlich 13, da die 
Messung bei Null (Windstille) beginnt und bei Zwölf (Orkan) 

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endet. 

W wie Winterschlaf 

Zugegeben - in der Regel dauert ein Winterschlaf tatsächlich 

nur einige Monate  - manchmal sogar nur Wochen. Doch an 
dieser Stelle sei erwähnt, dass auch schon ein über 100jähriger 
Winterschlaf nachgewiesen  wurde. Bei Arbeiten in einer 
Goldmine Ostsibiriens entdeckten Bergleute einen 
Winkelzahnmolch, der im Dauerfrostboden im Inneren eines 
großen Eisklumpens nachweislich mehr als zehn Dekaden 
geschlafen haben musste. Nachdem man das Eis langsam 
weggeschmolzen hatte, erwachte das Tier aus der Gattung der 
Schwanzlurche zum Erstaunen aller Anwesenden wieder zum 
Leben. Es dürfte sich bei ihm damit um den ältesten Vertreter 
seiner Gattung gehandelt haben, denn Winkelzahnmolche haben 
normalerweise nur eine Lebenserwartung von etwa 15 Jahren. 

W wie Wodka 

Als »Kartoffelschnaps« wird Wodka gern bezeichnet, doch 

auch wenn er ursprünglich aus gepressten Erdäpfeln hergestellt 
wurde, so ist die Bezeichnung mittlerweile doch übertrieben. 
Denn Wodkahersteller achten peinlich  genau darauf, ihr Produkt 
so zu destillieren und zu filtern, dass überhaupt kein 
Geschmacksstoff erhalten bleibt, und nur durch das vollständige 
Fehlen sämtlichen Buketts ist die charakteristische Reinheit und 
Weichheit von Wodka überhaupt zu erreichen. Man könnte 
durchaus sagen, dass es sich beim russischen Nationalgetränk 
um »gesäuberten Sprit« handelt, der erst durch das Hinzufügen 
von möglichst neutralem Wasser überhaupt trinkbar wird. 
Folgerichtig auch der Name: Wodka bedeutet »Wässerchen«. 

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Übrigens gibt es noch einen »trinkbaren Sprit«: Rapsöl, von 

Landwirten produziert, kann zum Anmachen eines Salats ebenso 
verwendet werden wie zum Autofahren. Nötig ist allerdings ein 
leicht veränderter und umgerüsteter Motor, doch dann hat das 
dickflüssige Öl in etwa dieselben Eigenschaften wie Diesel-
Kraftstoff. 

W wie Wölfe 

Zwei der am häufigsten gehörten Vorurteile über Wölfe 

lauten: »Sie jagen in Rudeln« und »sie attackieren Menschen 
grundlos«. Beides trifft nicht zu: Lediglich im Winter, wenn das 
Futter knapp wird, schließen sich Wölfe bei der Jagd zu 
größeren und damit effizienteren Gruppen zusammen. Während 
der übrigen Zeit des Jahres fangen sie sich ihre Eichhörnchen, 
Mäuse oder Kaninchen viel lieber allein, weil sie dann natürlich 
auch nicht teilen müssen. Eine Ausnahme bildet für eine Weile 
nur eine Wolfsfamilie, denn zumindest die Mutter bleibt solange 
bei ihren Jungen, bis sie sicher ist, dass sie sich behaupten 
können. 

Auch die vielzitierten »Menschenfresser-Ambitionen« der 

Wölfe sind ein Märchen. Natürlich  wurden in der Vergangenheit 
auch Menschen von den Wildtieren angefallen und getötet, doch 
dabei handelte es sich nicht um gewöhnliche Reisende, sondern 
zumeist um Jäger, die den Tieren zuvor nachgestellt hatten. 
Verhaltensforscher bezeichnen Wölfe heute als »sehr scheue 
Tiere«, denen man möglichst ohne Angst oder Aggression 
gegenübertreten sollte. Bei entsprechendem Verhalten können 
sie sogar Menschen in ihre Zweckgemeinschaft aufnehmen, was 
ein hessischer Wolfsforscher über mehrere Jahre hinweg 
eindrucksvo ll bewiesen hat. Er »heulte« in einem riesigen 
Freigehege zusammen mit den Tieren, die ihn nach 
anfänglichem Misstrauen schließlich als »harmlosen 

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Sonderling« akzeptierten. Die einzigen Kratzer, die er sich je 
zugezogen hat, stammten von spielerischen Balgereien. 

W wie Wolkenkratzer 

Angesichts der Skyline von Manhattan könnte dem Betrachter 

angst und bange werden um die New Yorker Halbinsel. 
Wolkenkratzer reiht sich da an Wolkenkratzer, und nicht wenige 
vermuten, dass jedes weitere derartige Bauwerk zuviel  für das 
bisschen Boden wird: Manhattan wird eines Tages versinken. 

Keine Panik: In Wirklichkeit ist der Boden New Yorks durch 

die Monumentalbauten weniger belastet als ohne sie. Für die 
Fundamente mussten nämlich gewaltige Mengen von Granit 
ausgehoben und entfernt werden, und das ausgehobene Gewicht 
übertrifft das der Hochhäuser deutlich. Manhattan ist damit 
sogar »leichter« geworden als zuvor. 

W wie Wolpertinger 

Arme Preußen. Da tragt Ihr Jahr für Jahr Millionen Eures 

sauer verdienten Geldes ins idyllische  bayerische Bergland und 
dann werdet Ihr auch noch gnadenlos veralbert: Denn noch 
immer erzählen kernige Bergführer ihrer atemlos staunenden 
Touristenschar die Geschichte vom Fabeltier namens 
»Wolpertinger«. Je nach Region und Phantasie des Erzählers 
soll  dieses Vieh eine Mischung aus Fuchs und Gemse, aus 
Eichhörnchen und Katze oder aus Hecht und Drachen sein, 
wobei den Kombinationsmöglichkeiten kaum Grenzen gesetzt 
sind. Fangen ließe sich das scheue Tier nur von einem verliebten 
Paar im Vollmond, wobei lediglich eine Kerze und ein Sack als 
Hilfsmittel erlaubt sind. 

Ein für allemal, liebe gutgläubige Pensionsgäste: Obwohl es 

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mittlerweile ein »Wolpertinger-Museum«, mehrere 
wissenschaftliche Abhandlungen und erstaunlich unscharfe 
Photographien des gespenstischen Tieres gibt, hat und wird es 
nie existieren. Der »Wolpertinger« wurde ausschließlich für 
Euch erfunden. Tut mir leid. 

W wie Woodstock 

Über 200000 Menschen sollen im Sommer des Jahres 1969 

zum Rockkonzert von »Woodstock« gepilgert sein, um die Idole 
der  Beat- und Hippieära »livehaftig« zu erleben. Mit einem 
derartigen Ansturm hatten die Veranstalter nie und nimmer 
gerechnet, und so musste man schließlich die Kassenhäuschen 
aufgeben und die anbrandende Menge umsonst aufs Gelände 
lassen. Ansonsten hätte man nämlich noch drei weitere Tage mit 
Kassieren verbracht. 

Doch Joe Cocker, Joan Baez, Carlos Santana und die anderen 

Musikgrößen dieser Tage waren gar nicht in Woodstock. Zwar 
spielten und sangen sie tatsächlich vor den enthusiastischen 
Massen, doch das Konzertgelände lag unweit der Stadt Bethel. 
Die Kommune »Woodstock« ist davon rund 100 Kilometer 
entfernt, aber die Plattenfirma fand, »Bethel« sei kein 
angemessener Titel für das hitparadenverdächtige Doppelalbum. 

W wie Wüste 

Mahnend hebt der Biologielehrer  den Zeigefinger: «… doch 

selbst in der trockensten Wüste gibt es noch Spuren von Leben«, 
doziert er, und diejenigen seiner Eleven, die ihre Augen noch 
offen halten können, nicken beeindruckt. Was sie jedoch nicht 
wissen  - der Mann irrt. Im Zentraliran existiert ein sogenannter 
»abiotischer« Bereich, eine Gegend, die für jedwede Form 

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pflanzlichen oder tierischen Lebens zu trocken und zu windig 
ist. Der Name der ausgesprochen abweisenden, mehrere tausend 
Quadratkilometer großen Fläche lautet »Wüste Lut«. 

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21. Von Xanthippe bis Zigarren 

X wie Xanthippe 

Als »Xanthippe« werden seit geraumer Zeit besonders 

kratzbürstige und streitlustige Ehefrauen bezeichnet. Das geht 
zurück auf die gleichnamige Ehefrau des griechischen 
Philosophen Sokrates. Doch nach dessen eigene n 
Aufzeichnungen war sein Weib alles andere als ein typischer 
Hausdrachen, sondern vielmehr eine durchaus treusorgende und 
angenehme Gemahlin. Dass ihr Name dennoch als Synonym für 
»zänkische« Frauen herhalten muss, liegt an einigen 
schlampigen Übersetzungen und Fehlinterpretationen aus den 
Werken eines Sokrates-Schülers. Dieser, ein Mann mit Namen 
Xenophon, hatte die Frau seines Lehrmeisters in seinem Werk 
»Erinnerungen an Sokrates« mehrfach erwähnt. Neueren 
Übersetzungen ist jedoch zu entnehmen, dass Xant hippe 
(griechisch für »blondes Pferd«) offensichtlich keineswegs so 
streitsüchtig war, wie lange angenommen wurde. 

Z wie Zahnersatz 

Jahrhunderte lang war das Wissen verloren, doch die 

weißbekittelten Dentisten der Neuzeit haben es uns 
zurückgebracht: Noch  im vergangenen Jahrhundert war es ein 
Ding der Unmöglichkeit, ausgebrochene Zähne zu ersetzen, und 
so mancher Mensch musste sich nach einem herzhaften Biss ins 
harte Kotelett für immer entstellt fühlen. Doch die Zahnärzte des 
20. Jahrhunderts waren nicht die ersten, die um die 
Möglichkeiten von Brücken, Kronen, Stiftzähnen und Prothesen 

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wussten. Schon die Etrusker und die alten Römer waren echte 
Künstler beim Anfertigen von Zahnersatz. 

In etruskischen Gräbern fanden Archäologen in den Schädeln 

der Toten raffinierte Brücken, bei denen zum Teil drei oder vier 
Zähne aus Elfenbein zwischen »echten« Zähnen geschickt 
eingeklemmt waren. 

Goldzähne gab es schon im alten Ägypten, wie dortige 

Gräberfunde bewiesen, und dass auch im blühenden Rom die 
Herstellung und das  Tragen von Zahnersatz zum Alltag 
gehörten, lehrt uns die Literatur: In seinen Spottversen dichtete 
beispielsweise der Satiriker Martial (1. Jh. n. Chr.) von 
»gekauften Zähnen« und berichtet von Prothesen, »die du nachts 
beiseite legst, wie dein seidenes Kleid.« Dass das Wissen um 
künstliche Zähne so lange verschüttet war, liegt wahrscheinlich 
an der allmählichen Dominanz des Christentums. Schließlich 
war in dieser Lehre, die zunächst noch buchstabengetreu befolgt 
wurde, kein Raum für schnöden Schein. Künstliche Zähne 
wären wohl als »Teufelswerk« gebrandmarkt worden, und bevor 
sich die Kirche etwas weltlicher geben konnte, war's um große 
Teile der zahnärztlichen Kunst schon geschehen. 

Z wie Zauberberg 

Seine schöpferische Kraft in allen Ehren, doch alles konnte 

Thomas Mann sich doch nicht »aus den Fingern saugen«. Und 
somit gibt es, entgegen anderslautenden Behauptungen, für sein 
Berg-Sanatorium im Roman »Zauberberg« durchaus ein 
konkretes Vorbild. 

Man schrieb das Jahr 1912, als Manns kränkelnde Gattin 

notgedrungen ein Lungensanatorium unweit der Schweizer Stadt 
Davos aufsuchen musste. Für drei Wochen leistete ihr Thomas 
Mann dort Gesellschaft, was er in einem Brief an einen Freund 
unter anderem mit folgenden Worten beschrieb: »Ein paar Tage 

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machten mir die 1600 Meter Höhe sogar Fieber, so dass der 
Professor mich schon profitlich lächelnd für offenbar tuberkulös 
und einer längeren Kur bedürftig erklärte.« Nun  - auf die Kur 
konnte der Schöpfer der »Buddenbrooks« und des 
»Hochstaplers Felix Krull« verzichten, doch  seine Eindrücke 
verarbeitete er in seiner fast drei Jahre dauernden Arbeit am 
berühmten »Zauberberg«. 

Z wie Zeit 

Seit jeher hat die Zeit die Menschen fasziniert und 

beschäftigt. Ist sie nur ein Kunstgebilde des menschlichen 
Intellekts? Sind unsere Ansichten über Vergangenheit, 
Gegenwart und Zukunft richtig? Wie definiert man die 
Unendlichkeit? Am Versuch, diese philosophischen Fragen zu 
beantworten, sind schon klügere Köpfe gescheitert, doch es gibt 
einige »Schludrigkeiten« beim alltäglichen Umgang mit der 
Zeit, denen sich ohne weiteres auf den Zahn fühlen lässt. 

So gilt beispielsweise die Faustregel, dass jedes vierte Jahr ein 

Schaltjahr ist. Zurückzuführen ist dies auf den Gregorianischen 
Kalender, der im Jahr 1582 eingeführt wurde und den Zeitraum 
eines Jahres exakt auf 365,2424 Tage festlegte. Die 
»Bruchteile« werden durch das Einschieben sogenannter 
»Schalttage« ausgeglichen und zwar in den Jahren, deren letzte 
beiden Zahlen durch vier teilbar sind. Demnach waren zum 
Beispiel 1988, 1992 und 1996 »Schaltjahre«. Der »Schalttag« ist 
jeweils der 29. Februar, der in den übrigen Jahren bekanntlich 
entfällt. Doch trotz dieses genialen Tricks wurde die Differenz 
noch nicht vollständig ausgeglichen, und deshalb müssen in 
einem Zeitraum von 800 Jahren sechs Schaltjahre ausfallen. 
Diese »Ausfälle« werden jeweils auf den Jahrhundertbeginn 
gelegt, und deswegen sind diejenigen »Säkularjahre«, deren 
Jahreszahl nicht durch Vier teilbar ist, keine Schaltjahre (z.  B. 

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1800, 1900, 2100). 

Übrigens beginnt unsere Zeitrechnung auch nicht mit dem 

Jahr von Christi Geburt. So paradox das klingen mag  - 
Bibelwissenschaftler haben errechnet, dass Jesus im Jahre 6 v. 
Chr. geboren sein muss. Schließlich ist der Sohn des Herrn - laut 
Matthäus-Evangelium - in der Amtszeit des Königs Herodes zur 
Welt gekommen und nicht im Jahre 754 der alten, varronischen 
Zeitrechnung. Da war nämlich Herodes schon einige Jahre tot. 
Die Festlegung von Christi Geburt traf im Jahre 525 n. Chr. ein 
römischer Mönch namens Dionysius Exiguus. Heute müssen wir 
dem frommen Mann leider vorhalten, dass er sich verrechnet 
hat. 

Dazu passt auch die folgende Frage: »Nennen Sie mir doch 

einmal den ersten Tag des 20. Jahrhunderts.« Die Antwort lautet 
in 99,9 Prozent aller Fälle: »Na der erste Januar 1900, 
natürlich.« Genaugenommen ist dies falsch. Als nämlich der 
schon erwähnte Gregorianische Kalender aufgestellt wurde, ließ 
man  - aus welchen Gründen auch immer - das Jahr Null einfach 
unter den Tisch fallen. Im Klartext: Dem Jahre 1 v. Chr. ließ 
man sogleich das Jahr 1 n. Chr. folgen, und dieser Fehler 
schleppt sich natürlich seit jenem Zeitpunkt durch die 
Jahrhunderte (siehe auch Stichwort »Kalender«). 

Z wie Zentralheizung 

Egal, was der Heizungsbauer sagt und was der Klempner 

denkt: Die Zentralheizung gab's schon lange vor der Etablierung 
des ungemein tüchtigen deutschen Handwerkerstandes. Schon 
die alten Römer kannten das sinnreiche Prinzip, das sie sogar in 
Form einer Fußbodenheizung verwirklicht hatten. Wie 
Ausgrabungen belegen, funktionierte das System mit Hilfe eines 
außerhalb des Hauses gelegenen Wärmeraumes (Formax), in 
dem permanent ein Feuer unterhalten wurde. Von diesem aus 

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wurden Rohre und Kanäle verlegt, durch die die heißen Gase in 
einen Hohlraum unterhalb der zu beheizenden Räumlichkeit 
geführt wurden. An der entge gengesetzten Raumseite konnten 
Rauch und Gase durch einen Lüftungsschlitz wieder abziehen. 
Benutzt wurde diese Konstruktion vor allem in öffentlichen 
Bädern und in den Häusern wohlhabender Bürger. Ein gewisser 
C. Sergius Orato soll das Prinzip im 1. Jahrhundert v. Chr. 
erdacht und in die Tat umgesetzt haben. 

Z wie Zeppelin 

Fälschlich wird dem deutschen Adeligen Ferdinand Graf von 

Zeppelin die Erfindung des ersten lenkbaren Luftschiffs 
zugeschrieben. Sein Verdienst besteht lediglich darin, bereits 
bestehende Konstruktionen entscheidend verbessert zu haben. 

Schon im Jahre 1852 erhob sich ein Franzose namens Henry 

Giffard mit einem Gasballon in die Lüfte, der mittels eines 
Propellers auch gelenkt werden konnte, und im Jahr 1884 
machten es ihm seine Landsleute Renard und Krebs nach, die 
sogar schon recht exakt zu manövrieren wussten. 1898 sorgte 
dann der Brasilianer Alberto Santos-Dumont für Aufsehen, als 
er in Paris ein Luftschiff mit Benzinmotor vorstellte. Der junge 
Mann, von Beruf »reicher Sohn«, soll sogar die Champs-Elysees 
hinuntergeflogen sein und beim Café-Besuch sein Luftschiff per 
Seil an ein Geländer gebunden haben. 

Graf Zeppelin blieb es im Jahre 1900 vorbehalten, die 

Konstruktionen seiner Vorgänger entscheidend zu verbessern. 
Sein Luftschiff, das am  2. Juli zum Jungfernflug aufbrach, hatte 
riesige Dimensionen, da Zeppelin die berechtigte Hoffnung 
hatte, mit großen Ausmaßen auch viel Stabilität zu erreichen. Im 
Gegensatz zu den meisten anderen Pionieren verwendete er eine 
starre Außenhülle und Segeltuc hsteuer an Bug und Stern. 

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-246- 

Z wie Zigarren 

Auch wenn's edel aussieht und angenehm versnobt wirkt: 

Zigarren müssen vor dem Genuss heute nicht mehr erwärmt 
werden. Das Ritual, eine Zigarre vor dem eigentlichen 
Anzünden über einer offenen Streichholzflamme hin  und her zu 
drehen, stammt aus einer Zeit, in der das Deckblatt bestimmter 
spanischer Zigarren noch mit Tragantgummi angeklebt worden 
war. Dieser roch ein wenig streng, und deswegen gewöhnten es 
sich die »Edel-Paffer« an, den Geruch durch eine offene 
Flamme zu vertreiben. 

Mittlerweile werden die Deckblätter jedoch absolut geruchlos 

angeklebt  - bei wahren Zigarrenkennern würde die vormals 
beschriebene Geste nur noch verständnisloses Kopfschütteln 
auslösen. 

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Literatur 

Beim Schreiben dieses Buches stützte sich der Autor auf 

folgende Quellen: 

Asimov, Isaac:  »Kleine Geschichte der Chemie«,  München 

1969. 

Bergmann, Edgar: »Wie intelligent bin ich?«, Wiesbaden. 

Brandon, S. George Frederick und Heer, Friedrich (Hrsg.): 

»Meilensteine der Geschichte«, Ovelgönne 

Büchmann, Georg: »Geflügelte Worte«, München 1986. 

»Der DUDEN 7, Das Herkunftswörterbuch«,  1. Auflage, 

Mannheim 1963. 

»Der Sport-Brockhaus«, 5. Auflage, Mannheim 1989. 

Elias, Norbert:  »Über den Prozeß der Zivilisation«,  Band l 

und II, 1. Auflage, Frankfurt am Main 1976. 

»Flaggen, Wappen, Daten«, Wien 1975. 

Hansen, Walter: »Die Ritter«, Gütersloh 1977. 

Krämer, Waller und Trenkler, Götz:  »Lexikon der populären 

Irrtümer«, Frankfurt am Main 1996. 

Krüger-Lorenzen, Kurt: »Deutsche Redensarten«, Wiesbaden. 

Michael, Roland  (Hrsg.):  »Wie, Was, Warum«,  Augsburg 

1993. 

Mickel, Wolfgang W. (Hrsg.):  »Politik und Gesellschaft«, 

Band l, 14. Auflage, Frankfurt am Main 1985. 

Morawetz, Werner: »Freude an Haus und Garten«,  Bindlach 

1990. 

Morris, Desmond:  »Der Mensch, mit dem wir leben«, 

München 1977. 

Nigg, Walter:  »Große Heilige«,  10. Auflage, Zürich und 

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-248- 

München 1981. 

Pförtner, Rudolf: »Die Wikinger Saga«, 6. Auflage, München 

1977. 

Prause, Gerhard:  »Tratschkes Lexikon für Besserwisser«, 

München 1984. Toynbee, Arnold J.:  »Der Gang der 
Weltgeschichte«,  
Band  l und II, München 1970. Vester, 
Frederic:  »Ausfahrt Zukunft«, 2.  korrigierte Auflage, München 
1990. 

…sowie etliche Meldungen der Deutschen Presse Agentur 

(dpa), Veröffentlichungen im »Spiegel«, »Geo« und diverse 
Seiten des Internets. 


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