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2

Dan Roberts 

Barfuß durchs Indianerland 

Apache Cochise 

Band Nr. 34 

Version 1.0 

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3

Prolog 

Ihr Land war es, in das Mexikaner und Amerikaner 
eindrangen. Das Land ihrer Väter. Karstig und elend, 
wasserarm und unfruchtbar schmorte es unter heißer 
Arizonasonne. Wüste, bizarre Klippen, himmelansteigende 
Berge und Giftschlangen. Trotzdem verteidigten sie es mit der 
Stärke ihrer Seele und dem wilden Schlag ihrer Herzen. Zu 
diesem Zeitpunkt waren sie längst keine Athapasken mehr, 
sondern deren Nachfahren: Apachen.
 

Sie selbst nannten sich T'Inde – Volk, auch Naizhan – Unsere 

Rasse. Und sie besiedelten ein Land so groß wie Deutschland 
und Frankreich zusammen. In diesen ihren Jagdgründen 
leisteten sie Eindringlingen Widerstand und verteidigten jeden 
Fußbreit Boden mit ihrem Herzblut.
 

Zur Zeit der Handlung unserer Geschichte APACHE 

COCHISE lebten 6000-7000 Apachen, die in Arizona und 
Neumexiko Angst und Schrecken verbreiteten, besonders im 
amerikanisch-mexikanischen Grenzgebiet und weit in Sonora, 
bis hinunter zur Sierra Madre Occidental. 

Ihren Haß gegen die Nachfahren der Spanier und den 

Erzfeind, die Comanchen, übertrugen sie auf ihre neuen 
Unterdrücker. Von ihnen ist die Rede in unserer Serie. Sie ist 
die historiengetreue Basis der Thematik APACHE COCHISE.
 

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4

*** 

Noch immer prahlten die Krieger von ihren Taten. Die Horde 
ritt, nach Norden, zur Reservation zurück. Und alle 
Mimbrenjos waren im Siegesrausch. Ihr Raubzug war 
erfolgreich gewesen. Silber, Gold, geprägte Münzen und 
Decken, Kleidung und Waffen, all das erbeuteten die 
Mimbrenjos in Mexiko. 

Mehr als drei Dutzend Skalps wehten an den Kriegslanzen, 

Skalps der Gelbhäutigen, der alten Feinde aller Apachen. 

Grell blinkten die Quarzkristalle im Wüstensand im Schein 

der Mittagssonne. Die letzte große Anstrengung lag vor der 
Horde. 

Lone Wolf saß stolz im Sattel. Er war einer der wenigen 

Apachen, die den Sitz der Weißen benutzten. Und dieser Sattel 
war ebenfalls ein Beutestück, gestohlen in San Rosario, der 
Stadt, die jetzt nur noch ein schwelender Trümmerhaufen war. 

»Weiter, meine Brüder, lassen wir das heiße Land hinter 

uns«, sagte Lone Wolf laut. »Wir bringen reiche Beute zu 
Victorio. Wir bringen Sklaps, und wir werden von unserem 
Stamm geehrt. Denn wir sind Krieger und keine Weiber, wie 
die Männer der Chiricahuas.« 

Ohne zu zögern leitete Lone Wolf seinen struppigen Pinto 

auf die weite Sandfläche. Die Hufe des Tieres sanken etwas 
ein. Wie eine saugende Flüssigkeit zerrte der Sand an den 
Beinen der Mustangs. 

Die Apachen wußten um die sicheren Wege, kannten die 

Treibsandlöcher und witterten Wasser vor ihren Pferden. 

Aber heute waren sie wie betrunken von ihrem großen 

Kampf, dem Sieg über die Gelbhäutigen. 

Lone Wolf wußte ganz sicher, daß er einer der größten 

Anführer der roten Menschen war. Er hatte den Kampf geleitet, 

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5

immer wieder seine Krieger an andere Punkte geschickt und so 
den Widerstand der Gelbhäutigen schnell gebrochen. 

Stolz wallte in dem untersetzten Krieger auf, der sich bisher 

nur durch übergroße Tapferkeit im Kampf ausgezeichnet hatte. 
Aber er dachte an Geronimo, der auch nur ein einfacher 
Krieger gewesen war. Heute aber, da gehörte Geronimo zum 
Rat der Mimbrenjos. Heute war er ein Mann, auf den Victorio 
hörte. Und genau dieses Ziel strebte auch Lone Wolf an. Er 
wollte ein geachteter Krieger werden, ein erfahrener Mann, auf 
dessen Meinung der Häuptling und die Ältesten hörten. 

Noch zwei oder drei erfolgreiche Raubzüge ins Land der 

Gelbhäutigen mußten genügen, um Lone Wolfs Ansehen derart 
zu steigern. Erst danach wollte er mit seinem großen Plan 
herausrücken. All das Gold und die Münzen sollten die 
Ältesten der Mimbrenjos ihm geben. Er würde dafür moderne 
Gewehre und genügend Patronen kaufen. Gewehre, die 
dreizehnmal hintereinander den heißen, krachenden Tod 
ausspuckten. 

Mit diesen Waffen wollte Lone Wolf die Mimbrenjos gegen 

die Weißen führen, die sich seit einiger Zeit im Land der 
Apachen festsetzten. Denn die Bleichgesichter mußten 
verschwinden. Sie gehörten nicht hierher, in das heiße, 
grausame Gebiet der Halbwüsten und Wüsten. Dies war seit 
undenklichen Zeiten Apachenland. 

Schon die Eisenmänner hatten vor vielen Wintern vergeblich 

gegen die roten Herren angekämpft. Aus dieser Zeit rührte die 
Feindschaft zwischen Apachen und Mexikanern. 

Heiß sengte die Sonne herab. Die zähen Ponys der Krieger 

trabten unermüdlich voran. Sand wölkte unter ihren Hufen auf, 
wehte wie ein kniehoher Schleier im schwachen Mittagswind 
davon. 

»Rasten wir am Felsenwasser?« fragte einer der Krieger den 

Anführer. 

»Ja, wir warten, bis die Mustangs gesoffen haben«, erwiderte 

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6

Lone Wolf. »Wir vermeiden das Gebiet der Chiricahuas. 
Cochise braucht nicht zu erfahren, daß die Mimbrenjos einen 
neuen Raubzug unternommen haben.« 

Das Felsenwasser war eine der verborgenen Quellen in der 

Halbwüste. Kaum ein weißer Mann kannte diesen Ort, dachte 
daran, daß inmitten der kahlen Granitmassen kühles Wasser 
rann. 

Die Rotte erreichte die Felsen. Vier Krieger trieben ihre 

Mustangs an, rissen erst an den Graszügeln, als die hohe Platte 
vor ihnen aufragte. 

Die Mimbrenjos saßen ab, liefen zu dieser Platte und 

schoben sie zur Seite. Kühl und feucht stieg der Hauch des 
Wassers auf. Zuerst soffen die Ponys der vier Kämpfer, ehe die 
Krieger selbst ein wenig tranken. Sie benötigten kaum 
Flüssigkeit. Die Apachen waren der Wüste angepaßt. Eine der 
zahllosen Proben, die sie in den Stand eines Kriegers führten, 
hatte mit Wasser zu tun. Der junge Mann mußte lange Meilen 
durch die Gluthitze der Wüste laufen und dabei hatte er den 
Mund voll Wasser. Am Ziel durfte nichts von dieser 
Flüssigkeit fehlen. Hatte er ein wenig geschluckt, setzte er sich 
dem Spott seiner Krieger aus und bestand diese Probe nicht. 

Die vier Krieger ließen ihre Ponys stehen und kletterten mit 

ihren Waffen in das zerklüftete Gestein, um dort oben Wache 
zu halten. Es galt einmal, die eigene Spur zu beobachten. Das 
war eine normale Vorsichtsmaßnahme der Apachen. Sie hielten 
auf ihrem Weg, auf einem Rückzug, manchmal zwei oder drei 
Stunden an und warteten auf Verfolger. Zum anderen sollten 
die vier Krieger Ausschau nach anderen Feinden halten. Nichts 
warnte diese Männer vor der Gefahr. Sie kletterten lautlos und 
geschickt über das mürbe Gestein. Gewandt wie Bergziegen 
arbeiteten sie sich hinauf. 

Ein Schwirren ließ die Krieger aufmerken. Drei aufblitzende 

Klingen wirbelten durch die Luft, fanden ihre Ziele, und drei 
der Apachen waren tot. 

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7

Der vierte Mann wollte einen Warnruf ausstoßen, riß den 

Bogen hoch, zog die Sehne zurück, als ein dicker Steinbrocken 
auf seinen Kopf prallte. 

Ohne einen Laut von sich zu geben, sank der Apache zu 

Boden. 

Männer traten aus ihren Deckungen, weiße Männer und 

Mexikaner. Sie wirkten hart und gemein. Ihre Gesichter waren 
von der Sonne gebräunt, von der Hitze faltig. Und die Augen 
wirkten merkwürdig kalt. 

Ein hochgewachsener Kerl machte ein paar 

Handbewegungen. Die übrigen Burschen huschten davon. 
Keiner von ihnen trug die Stiefel der Weißen. Alle hatten 
weiche Apachenleggins an den Füßen. 

Der Anführer wartete kurze Zeit. Schließlich hob er beide 

Hände vor den Mund und stieß den Ruf des Rennkuckucks aus. 

Ein Dutzend Gewehre peitschte. Pferde wieherten grell vor 

Todesangst. 

Unter dem Anführer der weißen Banditen gellten die 

Kriegsschreie der Mimbrenjos auf. 

»Zastee!« hallte es. »Tötet!« 
Die Apachen hatten nicht die Spur einer Chance. Immer 

wieder hämmerten die Winchestergewehre der Banditen. Der 
Bleihagel mähte die tapferen Krieger nieder. Kein einziger 
überlebte dieses Massaker. 

»Feuer einstellen!« brüllte der hochgewachsene Anführer. 

»Seht nach, ob sich noch einer der roten Hunde rührt.« 

Die Weißen und Mexikaner bewegten sich kaum lauter als 

die Apachen. Als die Banditen die Wasserstelle erreichten, 
öffnete einer der Krieger die Augen. Er spürte das harte Metall 
unter seinem Oberkörper, tastete vorsichtig und packte den 
Griff eines Revolvers. 

Langsam, unendlich vorsichtig, zog der Mimbrenjo den Colt 

hervor, legte mit dem Daumen den Hahn zurück und feuerte 
aus dem Liegen. 

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8

Fast zugleich mit dem Aufwummern des Revolvers brach 

einer der weißen Banditen zusammen. Sofort wirbelte der 
Apache über den Boden, veränderte innerhalb von Sekunden 
immer wieder seinen Standort und jagte alle Kugeln aus der 
Trommel. 

Vier Banditen starben, ehe die anderen zum Schuß kamen. 
Der letzte überlebende Krieger spürte die gewaltigen Hiebe 

gegen seinen Körper, spürte, wie das Leben aus ihm 
herausrann und war sicher, im jenseitigen Reich als tapferer 
Mann aufgenommen zu werden. 

Er ließ den Revolver fallen, wollte beide Arme ausbreiten, 

um sie der Sonne entgegenzustrecken, als ein riesiges Gewicht 
an ihm zu zerren schien. 

Und während er fiel, glaubte der Mimbrenjo den Ruf der 

Eule zu hören, den Schrei des Todesboten Bù, der seine Seele 
in die ewigen Jagdgründe geleitete. 

»So eine hinterhältige Ratte!« brüllte einer der Mexikaner. 
Er rannte auf den toten Indianer zu, wollte dem leblosen 

Körper noch ein paar Fußtritte versetzen, aber der scharfe Ruf 
des Anführers hielt den Greaser zurück. 

»Laß das, Felipe!« brüllte Jed Bowson, »der Kerl ist tot. Los, 

seht nach, was wir erbeutet haben. Ich wette, die roten Stinker 
hatten einen Raubzug in Mexiko unternommen.« 

Eine halbe Stunde danach lag ein ansehnlicher Berg vor den 

Banditen. Gold, Silber, Schmuck, geprägte Münzen und 
Waffen, Sättel, silberne Gürtelschnallen und kostbare Kleidung 
bildeten eine reiche Beute. 

»Heiliger Rauch«, sagte einer der Weißen, »das hat sich ja 

richtig gelohnt. Wo verkaufen wir den Kram, Jed?« 

Bowson grinste und erwiderte: »In Tombstone, wo sonst?« 
Einer der anderen zog die Brauen hoch und erwiderte: »Das 

ist mächtig gefährlich, Jed. Sicher, Tombstone ist 'ne Town, wo 
du alles bekommen kannst, wenn du genügend Dollars auf den 
Tisch blätterst. Aber die Kerle dort sind nicht mehr so 

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9

leichtgläubig wie früher.« 

Jed Bowson lachte laut und antwortete: »Wir sagen die 

Wahrheit, Henry. Ich verwette meinen Kopf darauf, daß die 
Menschen dort begeistert sind, wenn sie hören, woher wir 
diesen Kram haben.« 

Oben, auf dem Gipfel der Felsen, kämpfte ein Mimbrenjo 

gegen den rasenden Schmerz an, der in seinem Kopf tobte. Der 
Krieger, der von dem Stein getroffen worden war, lebte noch. 
Er verstand ein wenig von der Sprache der Bleichhäutigen und 
merkte sich alle Worte. 

»Reiten wir alle in die Stadt?« fragte ein Mexikaner in 

schlechtem Englisch. 

»Rodrigo ist mißtrauisch«, rief Henry und lachte. »Keine 

Angst, Greaser, wir bringen dir deinen Anteil schon mit ins 
Versteck.« 

Es dauerte eine Weile, ehe der Apache den Klang der 

Hufeisen auf dem Felsboden hörte. 

Der Mimbrenjo wartete und lauschte. Seine Geduld schien 

grenzenlos zu sein. Obwohl in seinem Herzen der Haß brannte, 
ließ er die weißen Teufel entkommen. Es war wichtiger, 
Victorio zu berichten als, den Banditen zu folgen. 

Endlich wagte sich der Mimbrenjo aus seiner Deckung. Als 

er hinab zur Wasserstelle kletterte, wirbelten rote Schleier vor 
seinen Augen. Er kniete nieder und trank, ehe er sich das 
kräftigste Pferd aussuchte. Bogen, Pfeile, Tomahawk und zwei 
Messer nahm der Krieger mit. 

Er ritt nach Norden, mußte das Gebiet der Chiricahuas 

meiden, mußte ungesehen in die San Carlos Reservation 
gelangen, um dem Häuptling zu berichten. 

Tombstone, Stadt des Goldes, der großen Minen und der 
Schürfer, die jeden Quadratyard Boden umwühlten. 

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Wyatt Earp lehnte am Corralgatter und drehte sich eine 

Zigarette. Sein Bruder Virgil verhandelte im Store mit dem 
Keeper: Virgil war der Meinung, daß er neue Kleidung 
brauchte. Er wollte an den Spieltischen der großen 
Amüsierschuppen ordentlich aussehen. 

Die sogenannten Schneider in dieser Boomstadt taugten alle 

nicht viel. Aber im General Store gab es fertige Kleidung. Das 
einzige Problem war die Bezahlung. Denn die Earps besaßen 
wieder mal kaum Bargeld. 

Wyatt leckte mit der Zungenspitze über das gelbliche Papier, 

formte das Tabakröllchen ein wenig nach und steckte sich die 
Zigarette zwischen die Lippen. 

Ein halbes Dutzend Reiter hielt auf den Corral zu. 
Wyatt vergaß, das Schwefelholz anzureißen, als er die Kerle 

sah. Sie wirkten auf ihn wie ein Rudel wilder Wölfe, 
gefährlich, angriffslustig und stets zum Töten bereit. 

Diese Männer gehörten auf die andere Seite des Zaunes. 
Die sechs Kerle leiteten ihre Pferde am Corral vorbei, 

zügelten sie vor dem Store und saßen ab. Aufmerksam 
musterte Earp die Packen hinter den Sätteln. 

Er war neugierig und folgte den Männern in den Store. Nur 

fünf traten ein. Der sechste blieb bei den Pferden und 
beobachtete Wyatt mißtrauisch, als er in den Laden ging. 

Virgil lehnte mit der Hüfte am Tresen, befingerte eine 

Tuchhose und schüttelte den Kopf. Wyatt wußte den 
verdrießlichen Gesichtsausdruck seines älteren Bruders richtig 
zu deuten. Er war an der Hose interessiert, wollte aber den 
geforderten Preis nicht zahlen. 

»Hier, Mann, wir bringen dir ein paar feine Sachen«, sagte 

einer der fünf Fremden. 

Sie warfen die Bündel auf den Tresen und zogen die Schnüre 

zurück. 

Mexikanische Kleidung, Messer, Schmuckstücke und eine 

Menge anderer Dinge kamen zum Vorschein. 

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Mißtrauisch blickte der Storekeeper die Kerle an. Sie 

machten keinen vertrauenerweckenden Eindruck. 

»Mister, kauf deine Hose und verschwinde«, sagte ein 

hochgewachsener, schmalschultriger Bursche befehlend zu 
Virgil. 

Das war genau der Ton, den Wyatts Bruder nicht ausstehen 

konnte. Er wandte sich träge dem scharfgesichtigen Fremden 
zu, legte die rechte Hand hinters Ohr und fragte langsam: »Was 
hat dich denn gebissen? Oder habe ich mich verhört?« 

Die vier Begleiter des Schlanken verteilten sich blitzschnell. 

Wyatt trat drei Schritte zur Seite. Er wurde von einem Regal 
halb verdeckt und zog den Colt. 

Als der Hahn knackend einrastete, drehten die Halunken die 

Köpfe. 

Virgil zog beinahe gemütlich und sagte: »So, ihr Spinner, 

jetzt dürft ihr noch mal was sagen. Ihr seid wohl 
übergeschnappt? Kommt hier rein und wollt mich davonjagen. 
So was gibt's doch gar nicht.« 

Der schlanke Anführer der Kerle musterte Virgil eingehend. 
»Hör zu, Mann«, sagte Jed Bowson, »das hier sind Sachen, 

die wir einer Apachenhorde abgenommen haben. Die roten 
Hurensöhne kamen aus Mexiko. Wir haben sie alle getötet. Wir 
sind keine Straßenräuber, Mister, wir haben nur das Gefühl, 
daß mit der roten Brut endlich aufgeräumt werden muß. Und 
damit wir weiterhin Munition kaufen können, damit wir was zu 
essen haben, nahmen wir den Roten ihre Beute ab. Nun weißt 
du, warum du verschwinden solltest. Es gibt ja in dieser 
Gegend Weiße, die nichts gegen die Apachen haben. Ich habe 
keine Lust, mich mit so einem verfluchten Indianerfreund 
anzulegen.« 

Virgil nickte und steckte den Colt ins Halfter zurück. 
»Bruder, sind wir Indianerfreunde?« fragte der ältere Earp. 
Wyatt halfterte ebenfalls seine Waffe und erwiderte grinsend: 

»Wir sind doch nicht verrückt, Virgil.« 

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Jed Bowson atmete erleichtert auf. 
Diese beiden Kerle schienen mächtig gefährlich zu sein. Und 

eine Schießerei hier im Store wollte der Halunkenboß nicht 
riskieren. Er brauchte Tombstone, um seine Beute 
loszuwerden. 

»Was waren das denn für Apachen, die ihr umgenietet habt?« 

fragte Virgil. »Es gibt doch eine Menge von diesen Kerlen.« 

»Mimbrenjos«, erwiderte einer der anderen Halunken. »Sie 

müssen aus der San Carlos Reservation ausgerissen sein.« 

Wyatt pfiff schrill durch die Zähne und sagte anschließend: 

»Das wird Old Vic aber gar nicht gefallen. Er hat 'ne Menge 
dagegen, wenn seine jungen Leute zur Hölle geschickt werden. 
Hoffentlich dreht der alte Kerl nicht durch und geht mit seinen 
Männern auf den Kriegspfad.« 

Jed Bowson lachte überheblich und rief: »Laßt sie nur 

kommen. Wir werden auch mit denen fertig.« 

Virgil nickte dem Mann zu und kaufte die Hose, ohne noch 

weiter zu handeln. Überrascht strich der Storekeeper das Geld 
ein. 

»Komm, Bruder, ich werde meine neue Hose anprobieren«, 

sagte Virgil zu Wyatt. »Und heute abend sitze ich wie ein 
richtiger Gentleman am Spieltisch.« 

Die Earps verließen den Laden. Sie beachteten den sechsten 

Mann bei den Pferden überhaupt nicht. Daß die Waren im 
Laden aus einem Überfall auf Apachen stammte, schien sie 
nicht zu interessieren. 

Sie marschierten nebeneinander zum Hotel, in dem Virgil 

sein Zimmer hatte. Wyatt lebte noch immer bei der blonden 
Myriam. Ihr Blockhaus im Osten der Stadt war zu einer 
gemütlichen Wohnhöhle geworden. Die blonde Frau pokerte 
bei Dick Clark im Alhambra Saloon. Dort hatte sie von dem 
Besitzer einen Pokertisch gemietet. 

Wyatt spürte, daß sich die Liebe zwischen ihm und Myriam 

abkühlte. Die schöne Frau würde wieder in den Osten ziehen, 

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wenn sie genügend Dollars beim Pokern gemacht hatte. Sie 
gehörte nicht richtig in dieses wilde Land, in den heißen 
Südwesten. 

»Was hältst du davon?« fragte Virgil seinen Bruder, als sie in 

seinem Zimmer standen. 

»Das gibt gewaltigen Ärger«, erwiderte Wyatt nachdenklich. 

»Diese Kerle sind skrupellose Wölfe. Sie überfallen alles, was 
ihr Gebiet durchquert. So sehe ich das. Und wenn Old Vic 
überschäumt, ist wieder mal ein richtiger Krieg in Sicht. Er läßt 
doch niemals zu, daß Weiße seine Männer niedermachen.« 
»Das denke ich auch«, sagte Virgil und legte seine neue Hose 
sorgfältig aufs Bett. 

»Was unternehmen wir?« fragte Wyatt. »Warnen wir 

Haggerty oder den General?« 

»Warum nicht gleich Cochise?« fragte Virgil spöttisch. »Du 

brauchst nur durch die Dragoon Mountains zu reiten und laut 
nach ihm zu rufen. Zehn Minuten später spürst du eine Klinge 
an deinem Skalp.« 

Wyatt verzog das Gesicht, als hätte er Essig getrunken. 

Virgils Vorschlag gefiel ihm nicht besonders. 

»Haggerty ist ständig unterwegs«, sagte Wyatt. »Es wäre 

Zufall, wenn wir ihn finden. Cochise hat uns ein paarmal aus 
der Klemme geholfen, Virgil. Trotzdem möchte ich nicht so 
einfach in sein Gebiet reiten.« 

»Bleibt nur der Postmeister«, erwiderte Virgil. »Vielleicht 

kann er eine Verbindung herstellen. Er ist doch auch ein 
Freund des großen Chiefs.« 

Wyatt nickte und erwiderte: »Klar, Jeffords, an den habe ich 

gar nicht gedacht. Wann reiten wir, Bruder?« 

Virgil stieß die Luft zwischen den Zähnen aus und sagte 

leise: »Wenn die Wüstenwölfe verschwunden sind, vorher 
nicht. Sie dürfen keinen Verdacht schöpfen. Wittern Sie 
irgendwas, fallen sie über uns her. Diese Kerle sind 
mißtrauischer als ein erfahrenes Freudenmädchen, dem du die 

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Ehe versprichst.« 

So richtig wohl war den Earps nicht bei dieser Sache. Mehr 

als einmal waren sie mit Thomas Jeffords, John Haggerty und 
Cochise zusammengestoßen. Und meistens standen die Earps 
hart an der Grenze des Zaunes, der die ordentlichen Menschen 
von den Halunken trennte. Bisher gelang es ihnen immer, sich 
herauszureden, die richtige Seite zu wählen. Wenn sie jetzt 
aber die Indianer warnten, so machten sie sich bestimmt keine 
Freunde in Tombstone. 

Denn in dieser wilden Boomtown regierte das Gold, das 

Silber, der allmächtige Dollar. Und alles, was sich den 
Diggern, Kartenhaien und Gaunern im weißen Kragen 
entgegenstellte, galt als Feind. Die Apachen gehörten sowieso 
ausgerottet, das war die Meinung der meisten Menschen im 
Südwesten. Die Schuld lag bei den Verantwortlichen der 
Weißen, bei der Regierung, die das Gebiet zur Besiedelung 
freigegeben hatte. Aber der Staat war nicht stark genug, die 
Apachen in den Reservaten zu halten. Die jungen Krieger 
suchten Abenteuer, Kämpfe, suchten jenes Leben, von dem die 
Alten abends an den Feuern erzählten. 

Und waren sie nicht Apachen? Waren sie nicht die Herren 

der Halbwüste, der Dornbuschsteppe? Seit Jahrhunderten 
beherrschten die Wüstenkrieger dieses Land. Sie kämpften 
gegen die Spanier in ihren eisernen Rüstungen, gegen die 
Texaner und Comanchen. Nun drängte der weiße Mann in 
dieses Gebiet. Gier nach Gold trieb ihn an, Hunger nach Land, 
und sei es noch so trocken und wüstenhaft, jagte ihn. Und alles, 
was sich ihm entgegenstellte, zerbrach er mit seinen 
überlegenen Waffen und der merkwürdigen Einstellung, daß 
sich jeder andere Mensch dem Weißen anzugleichen hätte. 

Der Untergang der Apachen war nicht aufzuhalten, wohl 

aber aufzuschieben. Zeit brauchten die Stämme, wie der weise 
Cochise sagte. Es galt, Apache zu bleiben, und doch in Frieden 
mit den Eindringlingen zu leben. 

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Aber die Stämme waren gespalten. Victorio, der Jefe der 

Mimbrenjos, haßte die Bleichgesichter wie eine tödliche 
Krankheit. Er wollte den Krieg, die Weißen dorthin 
zurückjagen, wo sie hergekommen waren. 

Cochise wußte, daß die große Zeit der Wüstennomaden 

vorbei war. Gemeinsam mit seinen wenigen weißen Freunden 
versuchte er, die große Auseinandersetzung zu vermeiden, um 
die Apachen als Menschengruppe zu erhalten. 

Der Krieger hatte sich den geflochtenen Graszügel um das 
Handgelenk gewickelt. Schwankend saß der Mimbrenjo auf 
dem Rücken des Ponys. Grelle Farben waberten vor den Augen 
des Mannes, rissen nur ab und zu auf und gaben den Blick auf 
die Halbwüste frei. 

Seit Minuten schon saß der Krieger zusammengesunken auf 

seinem Pferd. Das Tier wich einem Dornbusch aus und geriet 
für eine Sekunde mit dem Vorderhuf in das Loch eines 
Erdhörnchens. Mit einem Ruck befreite sich der Mustang. Die 
jähe Bewegung ließ den Mimbrenjo hinabgleiten. 

Er spürte den harten Ruck an seiner Hand, öffnete die Augen 

und sah die Welt verschwommen und verzerrt. Mühsam stand 
der Krieger auf. Dreimal versuchte er, wieder auf sein Pferd zu 
klettern. Endlich hockte er auf dem Rücken des Ponys. 

Der junge Mimbrenjo wußte, daß er die Reservation nicht 

lebend erreichen würde. Sein gesamtes Denken bäumte sich 
dagegen auf. Sollten die weißen Hunde und die Gelbhäutigen 
ungestraft davonkommen? 

»Cochise«, murmelte der Krieger kaum hörbar, »ja, der 

große Jefe soll erfahren, was geschehen ist.« 

Er preßte dem Tier die Hacken in die Weichen. Das Pony 

marschierte los. Es folgte den uralten Pfaden der Apachen, 
witterte den Geruch seiner Artgenossen und den roten 

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 16

Menschen, die es als seine Herren erkannte. 

Ganz von selbst stapfte der zähe, struppige Mustang auf die 

Dragoon Mountains zu. Wo die Apacheria des großen 
Häuptlings lag, wußte der Krieger nicht. Bisher war er noch nie 
im Lager der Chiricahuas gewesen. Nur die Witterung leitete 
das Tier. Es stapfte über kaum fußbreite Felsenstege, über 
Gesteinsbänder, die unter dem Gewicht nachgaben und 
prasselnde Steinlawinen abrutschen ließen. 

Der Mimbrenjo ahnte nicht, daß er den gefährlichsten Weg 

zu Cochises Lager nahm, einen Trail, der nur noch von 
Kriegern zu Fuß überwunden wurde. 

Ab und zu schreckte der Reiter hoch, starrte aus fiebrig 

glänzenden Augen die grauen Felsen an, sah kaum das karge 
Grün der Bergkräuter. 

Die Dämmerung legte sich wie ein dunkelgraues Tuch über 

das Land. Alle Konturen verzeichneten sich, bekamen 
merkwürdige Schatten, als ein Ruf aufklang. 

Wie durch dichten Nebel hörte der Mimbrenjo diesen 

fragenden Schrei. Er versuchte zu antworten, aber nur ein 
Krächzen brach über seine Lippen. Schlaff sank er wieder 
zusammen, verlor beinahe die Besinnung. In seinem Kopf 
herrschte ein Schmerz, der jedes Denken unterband. 

Der Mustang prustete, als er ein breites Gesteinsband 

erreichte und zitternd stehenblieb, um neue Kraft zu sammeln. 
Das Tier schnaubte, warf den Kopf hoch und zeigte die 
kräftigen Zähne, als zwei rote Krieger plötzlich auf dem Weg 
standen. 

Die Chiricahuas redeten besänftigend auf den Mustang ein. 

Sie glitten näher heran, musterten den roten Krieger und hoben 
ihn vorsichtig vom Pferd. 

Einer der beiden Wächter stieß den trillernden Ruf der 

Wüstenspottdrossel aus. Kaum zehn Minuten später rannten 
sechs Krieger im Wolfstrab heran. Einige kehlige Worte 
genügten. Die sechs Apachen teilten sich in zwei Gruppen. 

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Drei liefen über den mürben Felsenweg. Die anderen nahmen 
die Stellungen der beiden Wächter ein. 

Folgte dem verletzten Mimbrenjo eine Rotte Feinde, so 

würden sie hier an dieser Stelle aufgehalten. 

Die beiden eigentlichen Posten trugen den besinnungslosen 

Mann behutsam zu den Jacales der Chiricahuas. Sie liefen bis 
zum Feuer, das vor Cochises Hütte brannte. Behutsam legten 
sie den Mimbrenjo vor dem Flammenring nieder. 

Drei Männer richteten sich wachsam auf, musterten den 

Bewußtlosen. 

Cochise kannte den Krieger nicht. Er beobachtete Victorio 

und Geronimo, der in letzter Zeit die Position des zweiten 
Anführers der Mimbrenjos errungen hatte. 

Die beiden Männer beherrschten sich nur mit Mühe. Sie 

erkannten den Krieger ihres Stammes, der sterbend vor ihnen 
lag. Warum hatte der Mann Zuflucht bei den Chircahuas 
gesucht? Warum verriet er den eigenen Stamm? 

»Meine Brüder«, sagte Cochise leise, aber durchdringend, 

»jetzt ist nicht die Zeit für einen Streit unter den 
Apachenvölkern. Eines unserer Kinder stirbt vor unseren 
Augen. Wir wollen hören, was uns der tapfere Mimbrenjo zu 
berichten hat.« 

Victorio atmete pfeifend aus. Er strich sich das wilde 

Haarbündel aus dem Gesicht. Seine Augen glommen in 
dunklem Feuer. 

»Wenn die Bleichgesichter an Zwei-Pferdes Tod schuld 

sind«, sagte der Häuptling grimmig, »dann werden für ihn 
hundert Bleichgesichter …« 

»Genug!« erwiderte Cochise scharf, »du bist nicht hier, um 

Schwüre abzulegen. Deine Männer verließen das Reservat. Mit 
deinem Einverständnis, wie alles im Stamm der Mimbrenjos 
mit deinem Wissen geschieht. Wenn deine jungen Krieger nach 
Blut und Kampf und Skalps dürsten, müssen sie mit dem Tod 
rechnen. Und der Tod im Kampf ist der einzige Tod für einen 

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Apachen. Laßt uns hören, was Zwei-Pferde zu sagen hat, ehe 
ihn Bù in das andere Land geleitet, in dem die Krieger auf 
goldenen Mustangs reiten und mit silbernen Bögen und Pfeilen 
die weißen Hirsche jagen.« 

Victorios Gesicht wirkte wie eine haßvolle Maske. Er beugte 

sich vor und redete leise aber eindringlich zu Zwei-Pferde. Die 
Lider des todwunden Kriegers zuckten. 

Geronimo stand auf, hockte sich dicht neben den 

Verwundeten und beobachtete ihn aufmerksam. Zögernd 
tastete der Mimbrenjo den Kopf des Mannes ab und nickte 
schließlich. 

»Die Knochen sind gebrochen«, sagte Geronimo. 
Zwei-Pferde öffnete die Augen, starrte blicklos in den blauen 

Himmel und atmete flach. 

Allmählich kam der Mann zu sich. Er unterdrückte ein 

Stöhnen, wollte sich aufrichten, aber Geronimo drückte ihn 
sanft hinab. 

»Jefe«, murmelte Zwei-Pferde kaum hörbar, »Usen hat mich 

gerufen. Ich wollte zu meinem Stamm reiten. Als ich den Ruf 
hörte, änderte ich die Richtung. Unsere Freunde werden 
helfen.« 

»Was ist geschehen?« fragte Victorio eindringlich. »Wir 

müssen es erfahren, Krieger.« 

»Am Felsenwasser«, antwortete Zwei-Pferde, 

»Bleichgesichter und Gelbhäutige griffen aus dem Hinterhalt 
an. Die Krieger um Lone Wolf sind alle tot. Unsere Beute, die 
Skalps verloren. Sie tauchten wie Wölfe auf.« 

Erschöpft schwieg Zwei-Pferde. Er spürte seine Kraft 

zerrinnen, wußte nicht, wie er sie halten sollte. 

»Singt das Todeslied für mich«, sagte er klar und deutlich. 
Er richtete sich auf, starrte zur Sonne, ein Krampf schüttelte 

seinen Körper, und danach fiel er schlaff zurück. 

Geronimo stimmte das Sterbelied der Mimbrenjo-Krieger an. 

Victorio fiel mit harter, zorniger Stimme ein. Nach den ersten 

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 19

Sätzen gab Cochise ein Zeichen. 

Sein Sohn Naiche lief zu den Chiricahuas und redete mit 

ihnen. Kurze Zeit später hämmerten die Hände der Männer auf 
die Felle der Trommeln, und die Kürbisrasseln klapperten im 
Rhythmus des einfachen Liedes. 

Ein Eulenschrei ließ die Krieger zusammenzucken. Voller 

Angst und Ehrfurcht blickten sie zu den schrundigen 
Felsgipfeln hinauf. Eine große Eule segelte mit lautlosem 
Flügelschlag aus ihrem Versteck, umkreiste das Lager der 
Apachen einmal und verschwand wieder zwischen den bizarren 
Gesteinsformationen. 

Bù, der Todesbote, hatte Zwei-Pferdes Seele aufgenommen 

und in das andere Land gebracht. 

Geronimo verstummte abrupt, als er die Eule sah. In seinem 

Gesicht mischte sich Furcht mit Trotz und Auflehnung. Der 
tapfere Krieger konnte die Legenden der Väter, den 
Aberglauben, nicht einfach beiseite schieben. 

Als der Vogel verschwunden war, drehte sich Geronimo um, 

sah seinen Jefe an und dessen Nicken. 

»Weiße und Gelbhäutige brachten Zwei-Pferde den Tod«, 

rief Geronimo plötzlich anklagend. »Es geschah am 
Felsenwasser. Unsere Brüder unter Lone Wolf sind alle tot.« 

Victorio beobachtete Cochise. Der große Häuptling ließ sich 

nichts anmerken. Geronimos Worte hatten ihm verraten, daß 
die Führer der Mimbrenjos über diesen Raubzug unterrichtet 
waren. Aber Cochise beschloß, Victorio nicht zu rügen. 

»Wenn die Chiricahuas Männer und keine Weiber sind«, 

brüllte Geronimo, »dann zieht ihr mit uns, und es wird ein 
gewaltiges Töten geben im Land des heißen Sandes. Ströme 
von Blut werden die Erde nässen, und weiße Haut hängt an den 
Zweigen der Dombüsche, damit sie im Wind trocknet.« 

Cochise blickte den Krieger starr an und sagte: »Unrecht mit 

anderem Unrecht zu vergelten, Geronimo, holt sämtliche 
Pferdesoldaten hierher. Die Blauhosen werden uns jagen wie 

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die Wüstenwachteln, und unsere Völker sterben.« 

»Unrecht!« brüllte Geronimo so laut er konnte, »unser 

Unrecht ist wie ein handbreiter Bachlauf in der Wüste. Das 
Unrecht der Bleichgesichter jedoch ist wie ein Ozean, den kein 
Mensch und kein Tier durchwaten kann. Die Tränen unserer 
Stämme füllen diesen Ozean. Und die Weißen sollen ihn 
austrinken, daß Usens Kinder wieder durch ihr eigenes Land 
gehen können, daß ihre Mokassins nicht mehr von den Tränen 
ihrer Brüder und Kinder durchnäßt werden. Die Weißen sagen 
doch, daß der Mensch sterben muß, der einen anderen 
Menschen getötet hat. Wir handeln nach ihrem eigenen Gesetz, 
wenn wir Lone Wolf rächen.« 

Victorio gab dem zornigen, rachedurstigen Krieger ein 

Handzeichen. Geronimo schwieg, obwohl seine Augen 
verrieten, welche Erregung ihn gepackt hielt. Am liebsten 
würde er sofort aufbrechen und jeden Weißen niedermetzeln, 
jedem Mexikaner die Haut abziehen. 

»Cochise«, sagte Vicotrio mit grausamem Lächeln, »du bist 

gegen diesen Kampf, wie du in den letzten Monden gegen 
jeden Kampf mit den Bleichgesichtern warst. Sitzt vielleicht 
ein weißer Mann als Häuptling am Feuer der Chiricahuas? Ist 
nur noch deine Haut rotbraun? Ist dein Herz, ist dein Geist 
schon weiß wie das deines Freundes Falke? Wo ist das 
Kämpferherz des größten Jefes der Apachen? Ist es in den 
Körper seiner Schwester geschlüpft, die um den Falken 
kämpfen will?« 

Naiche packte den Dolchgriff. Der Sohn des Jefes stand mit 

angespannten Muskeln in lauernder Stellung wie ein Puma, der 
in der nächsten Sekunde angreifen wird. 

Victorios Männer hielten plötzlich die Kriegsbögen in den 

Händen. Ein Pfeil lag jeweils auf der Sehne. Einen zweiten 
hielten die Finger der Rechten, und der dritte stak zwischen 
den Zähnen der Mimbrenjos. 

Ein falsches Wort konnte ein Gemetzel in der Apacheria der 

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Chiricahuas zur Folge haben. Und es war einfach, auf diese 
Beleidigung eine hitzige Erwiderung zu geben. 

Tla-ina vergaß, daß die Squaws nichts bei den Beratungen 

der Häuptlinge zu suchen hatten. Die schöne junge Indianerin 
glitt lautlos um den Jacale herum, trat vor Victorio und spuckte 
vor ihm auf den Boden. Anschließend verrieb sie mit ihrem 
Mokassin den Speichel im Sand, ehe sie sich mit verächtlichem 
Gesichtsausdruck abwandte. 

Victorios Augen glühten vor Wut über diese Beleidigung. 

Aber er wagte kein weiteres Wort. Denn er wußte, wie die 
Weiber kämpften, wurden sie herausgefordert. 

»Mein Bruder ist krank und blind vor Haß«, sagte Cochise 

gelassen. »Usen hat seinen Geist verwirrt. Vergißt er, daß die 
Weißen Waffen besitzen, die im Verlauf von zehn Atemzügen 
hundertfachen Tod verbreiten? Vergißt er die dicken Gewehre, 
die unaufhörlich so heiser bellen, wie der Wüstenfuchs?« 

Cochise meinte die Gatling Guns, die eine mörderische, 

verheerende Bleisaat aus den neun Läufen jagten. 

»Victorio, die Bleichgesichter und Gelbhäutigen, die deine 

Krieger töteten, gehören selbst bei den Weißen zu Verbrechern. 
Sie werden bestraft. Ich gebe dir mein Wort. Aber sie werden 
nicht dadurch bestraft, daß du wahllos jeden weißen Menschen 
tötest, den du siehst. Dies ist keine Strafe, dies ist die 
Aufforderung zum Krieg mit den Bleichhäutigen. Zu einem 
Krieg, der unsere Völker endgültig vernichtet. Ich habe 
gesprochen, meine Brüder.« 

Die letzten Worte waren Abschluß und Warnung zugleich. 

Victorio und Geronimo wußten dies wohl. Sie verspürten 
Unbehagen, sahen sich um, entdeckten hinter jedem ihrer 
Krieger zwei Chiricahuas, die mit schlagbereiten 
Schädelbrechern bereitstanden. 

»Wir reiten«, befahl der Jefe der Mimbrenjos. »Cochise 

glaubt, daß nur er entscheiden kann, welcher Weg richtig ist. 
So soll denn Cochise die Rache der Apachen vollenden.« 

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Der Spott in diesen Worten wirkte gezwungen und kläglich. 

Denn der hochgewachsene Häuptling der Chiricahuas stand 
auf, kreuzte die Arme über dem muskulösen Oberkörper und 
lächelte nur. 

Nichts Überhebliches lag in diesem Lächeln. Es war eher 

eine ruhige Gewißheit darüber, daß er den Überfall auf die 
Kriegerhorde der Mimbrenjos nach Art und Sitte der 
Wüstenvölker bestrafen würde. 

Victorio und Geronimo schritten davon. Nicht lange danach 

tackten die unbeschlagenen Hufe der Indianermustangs über 
die Felsenwege, die aus der Apacheria der Chiricahuas 
hinausführten. 

»Naiche«, sagte der Häuptling zu seinem Sohn, »Falke soll 

zu mir kommen. Die Krieger sollen ihn suchen. Gemeinsam 
mit meinem weißen Bruder nehme ich die Fährte der Mörder 
auf.« 

Burt Kelly schlenderte vom Stationshaus zu den Ställen. 
Norman hämmerte in der Schmiede auf einem Stück 
Wagenachse herum. Irgendwas hatte den Mann zornig 
gemacht, und er ließ seine Wut an dem glühenden Metall aus. 
Funken sprühten, und der Klang des Hammers übertönte alle 
anderen Geräusche. 

Burt blieb stehen, sah zu, wie sich sein Freund den Zorn aus 

dem Leib schuftete. Endlich blickte Norman auf. Er lächelte 
matt, ließ den Hammer sinken und warf die Achse in die Glut 
des Schmiedefeuers. 

»Was hat dich denn gebissen?« fragte Kelly freundlich. »Du 

schuftest wie ein Verrückter. Was ist dir denn in Tombstone 
passiert?« 

Norman war vor zwei Tagen mit der Stage in die Boomtown 

gefahren. In Jeffords Auftrag hatte er dort in der Zentrale der 

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 23

Overland Mail einige Dinge zu erledigen gehabt. 

Gestern abend war er zurückgekommen. Die Tasche mit den 

Papieren hatte er auf den Tisch geworfen und war wortlos in 
seiner Schlafkammer verschwunden. 

Heute morgen hatte er das Frühstück nicht beachtet, sondern 

war direkt in die Schmiede gerannt und tobte nun seit zwei 
Stunden wie ein Verrückter mit dem Hammer herum. 

»Nichts hat mich gebissen«, antwortete Norman mürrisch. 
Burt kannte seinen Freund genau. Er wußte, daß es nicht 

mehr lange dauerte, bis Walker seinen Ärger loswerden mußte. 

»Diese verfluchten Earps!« sagte Norman wütend. »Ich hielt 

zum erstenmal in meinem Leben einen Royal Flush auf der 
Hand. Stell dir das vor! Einen Royal Flush! Sämtliche Karten 
in Pik. Alle, von der Zehn bis zum As.« 

Burt Kelly hob die Brauen, strich sich über seinen 

Sichelschnurrbart und sagte mitfühlend: »Ich wette zwanzig 
Dollar, daß sie dich mit einem Vierständer geschlagen haben.« 

»Natürlich!« brüllte Norman, »was denn sonst? Wyatt 

blätterte grinsend alle vier Sechsen auf den Tisch und kassierte 
den ganzen Berg Bucks. Am liebsten hätte ich ihm die Karten 
zu fressen gegeben.« 

Erschöpft sank Norman auf den Amboß. Der Stationshelfer 

stützte die Arme auf die gespreizten Oberschenkel. Schlaff 
baumelten die Hände herab. Normal Walker starrte den 
schmutzigen Boden an, als gäbe es dort etwas Wunderbares zu 
sehen. 

Burt marschierte aus der Schmiede zur Station hinüber. Es 

dauerte nicht lange, bis er mit einer Flasche Whisky und zwei 
Gläsern zurückkam. 

Norman sah nicht auf, als der Whisky in die Gläser 

gluckerte. Aber er nahm den Schnaps und leerte das Glas 
meinem Zug. 

»Viel verloren?« fragte Burt halblaut. 
»Hundertfünfzig Dollar«, murmelte sein Freund. 

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 24

Kelly pfiff schrill durch die Zähne und schenkte nach. Sie 

tranken, ohne sich weiter zu unterhalten. 

Erst als Hufschlag aufklang, drückte Burt seinem Freund die 

Flasche in die Hand und rannte aus der Schmiede. Hier oben, 
auf der Station des Apache Passes, war Vorsicht unbedingt 
notwendig. 

Kelly griff sich eine Winchester und kletterte in die Felsen. 

Von dort überblickte er beide Seiten des Berges und das weite 
Land. 

Thomas Jeffords verließ das Stationshaus. Er sah zu Burt 

hoch, der aufmerksam nach Osten spähte. 

»Scheint Haggerty zu sein«, rief Kelly. 
Jeffords hatte den ehemaligen Chiefscout lange nicht mehr 

gesehen. Seit John aus dem Dienst der Armee ausgeschieden 
war, ritt er auf eigene Faust durch den heißen Südwesten. 
Jeffords wußte, daß der Freund des großen Jefes auf seine Art 
für Ruhe und Ordnung sorgte. Gemeinsam mit Cochise 
versuchte er, Banditen, Siedler, Goldsucher und Mexikaner 
ruhig zu halten. 

Haggertys Grauer bog um die Ecke. Der hochgewachsene 

Mann, der von Cochise Falke genannt wurde, stieß mit dem 
Daumen den Hut in den Nacken und grinste. 

»Hay, Tom«, sagte er, »lange nicht gesehen.« 
»Sie machen sich rar, John«, erwiderte Jeffords und reichte 

dem ehemaligen Chiefscout die Hand, als er abgesessen war. 

»Es kocht überall im Land«, sagte Haggerty. »Ich müßte 

mich zugleich an hundert Orten aufhalten, um überall 
eingreifen zu können. Gibt's was zu essen bei euch?« 

Kelly rutschte von den Felsen herab, grinste und stapfte zum 

Haus. Minuten später roch es nach Speck. 

»Kommen Sie, erzählen Sie, was Sie in den letzten Tagen 

getrieben haben, John«, sagte der Postmeister. »Hier ist es 
ziemlich ruhig. Victorios Krieger verhalten sich friedlich. Seit 
zwei Wochen haben wir keine Mimbrenjos mehr gesehen. Ab 

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und zu entdecken wir einen Späher der Chiricahuas. Sicher läßt 
Cochise die Station beobachten. Greift er ein, wenn Old Vic 
seine Männer losläßt?« 

Haggerty zuckte mit den Achseln. 
»Schwer zu sagen«, antwortete er. »Der Jefe will den 

Frieden, das weiß ich genau. Aber ich kann mir nicht denken, 
daß er sich offen gegen die Mimbrenjos stellt.« 

Burt Kelly brachte die gußeiserne Pfanne auf den Tisch und 

legte eine Gabel daneben. Ohne zu zögern griff John zu und aß 
die Pfanne leer. 

»Ich kümmere mich um das Pferd«, sagte Burt und verließ 

den Raum. 

Zehn Sekunden später war er wieder da. 
»Zwei Reiter kommen«, sagte Kelly. »Sie kommen die 

Fahrstraße entlang von Südosten.« 

»Weiße?« fragte Jeffords. 
»Ja, sehen nicht wie Digger aus.« 
»Bleib auf deinem Posten«, befahl der Postmeister. »Laß 

dich nicht sehen. Wo steckt Norman?« 

»Immer noch in der Schmiede«, erwiderte Kelly. »Er ist 

stocksauer. Die Earps haben ihm in Tombstone hundertfünfzig 
Bucks abgenommen. Und dabei hielt er 'nen Royal Flush auf 
der Hand.« 

»Die Kerle sind Schlitzohren«, sagte Haggerty. »Aber wenn's 

haarig wird, kämpfen sie wie die Teufel.« 

Es dauerte nicht lange, bis Kelly wieder hereinstürzte und 

nach Luft japste. 

»Das sind die Earps, die dort kommen«, verkündete er 

keuchend. »O Mann, hoffentlich gibt das keinen Verdruß. 
Wenn Norman den Schmiedehammer in der Hand hält, 
hämmert er den Kerlen ihre Colts in den Rachen.« 

»Sorg dafür, daß er in der Schmiede bleibt«, befahl Jeffords. 

»Wir können keinen Ärger brauchen.« 

Burt hetzte hinaus, lief mit langen Schritten zur Schmiede 

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hinüber, denn der Hufschlag der beiden Pferde war bereits 
deutlich zu hören. 

Kellys Sorge war überflüssig. Norman Walker lag neben 

dem Amboß. Statt des Schmiedehammers hielt der stämmige 
Mann den Hals der leeren Whiskyflasche umklammert und 
schnarchte, als wollte er einen ganzen Wald absägen. 

Virgil und Wyatt saßen ab und warfen die Zügel über den 

obersten Balken des Corrals. Langsam stiefelten die beiden 
Männer zur Station. 

Sie wurden freundlich begrüßt. 
»Das ist gut, daß Sie hier sind, Haggerty«, sagte Wyatt ernst. 

»Wir wollten zu Ihnen. Da Sie aber nie zu finden sind, wollten 
wir Jeffords Bescheid geben.« 

»Hört sich ja mächtig ernst an«, erwiderte der Postmeister. 

»Wo brennt's denn? In Tombstone?« 

Wyatt berichtete kurz, was sie im General Store erlebt hatten 

und beschrieb den Anführer der Bande. 

»Heiliger Jason«, sagte Haggerty wütend, »das fehlt gerade 

noch. Eine wilde Horde, die mitten in der Halbwüste alles 
ausraubt, was dort durchtrailt.« 

»Was ist zu tun?« fragte Jeffords gepreßt. 
Er war sich darüber klar, daß die Hölle aufbrach, wenn 

Victorio davon erfuhr. Der Chief der Mimbrenjos würde mit 
seinen Kriegern wie ein Ungewitter über alle Weißen herfallen. 

Haggerty stand auf und sagte hart: »Ich muß zu Cochise, 

sofort. Wenn jemand etwas unternehmen kann, dann nur der 
Jefe. Hoffentlich hört Old Vic auf ihn. Gibt er seinem Haß 
gegen alles, was weiß ist, nach, dann haben wir einen Krieg.« 

Jeffords begleitete den ehemaligen Scout hinaus. Burt und 

Thomas blickten John nach, der seinen Grauen auf die Dragoon 
Mountains zugaloppieren ließ. Dort lag Cochises Apacheria, 
das uneinnehmbare Versteck der Chiricahuas. 

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Haggerty zügelte seinen Grauen vor den zerklüfteten Felsen 
der Dragoon Mountains. Kaum ein Weißer hatte dieses Gebiet 
je durchquert. Inmitten der Gesteinswildnis lag Cochises 
Apacheria. Sie war eine Felsenfestung, die von weißen 
Soldaten kaum einzunehmen war. 

Das langgestreckte Tal, in dem die Chiricahuas lagerten, bot 

dem ganzen Stamm Unterschlupf. Wasser und Wild gab es 
genügend, und die Pferde fanden Gras und Bergkräuter. 

John blickte sich um, hielt nach Spähern Ausschau, entdeckte 

jedoch keinen Menschen. 

Im Schritt ließ Haggerty den Mustang auf einen schmalen 

Durchgang zumarschieren, der in ein weites Geröllfeld führte. 
Die Felsblöcke wirkten, als hätte sie ein Riese wahllos 
verstreut. 

John spürte auf einmal, daß er beobachtet wurde. Er ließ sich 

nichts anmerken, saß gelassen im Sattel und hielt die Zügel des 
Grauen locker. 

Dies war einer der Wege zum Hochtal. Es gab zahllose 

andere, und nur wenige kannte der ehemalige Scout, obwohl er 
ein Freund des großen Jefes war. Aber die Sicherheit des 
Stammes zählte mehr als die Freundschaft zu einem Weißen. 

Der schmale Pfad wand sich in merkwürdigen Bögen 

zwischen Gesteinshalden, hoch aufragenden Felsnadeln und 
hausgroßen Trümmern hindurch. 

Eine weite Biegung gab den Blick auf eine scheinbar 

unüberwindliche Steilwand frei. Plötzlich standen sechs 
Apachen auf dem Weg. Sie hielten ihre Kriegsbögen 
schußbereit. 

Haggerty ließ den Grauen weiter marschieren und zügelte ihn 

erst eine Länge vor den Kriegern. 

»Falke möchte seinen Freund sprechen«, sagte John in der 

Sprache der Chiricahuas. 

Einer der Indianer nickte, gab seinen Gefährten ein Zeichen, 

und sie traten zur Seite. John ritt weiter. Er überlegte sich, daß 

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der Jefe seinen Besuch zu erwarten schien. Denn 
normalerweise gaben die Wächter nicht so einfach den Weg 
frei, selbst für den Falken nicht. 

Es dauerte noch eine halbe Stunde, ehe Haggerty den 

eigentlichen Zugang zur Apacheria erreichte. Die Wächter 
nickten ihm zu. Sie hatten wohl eindeutige Befehle erhalten. 

Die Jacales standen in weitem Halbkreis. John entdeckte den 

Jefe sofort. Er saß vor seiner Hütte und blickte ins Feuer. 
Naiche, Cochises Sohn, stand seitlich von seinem Vater und 
stützte sich auf eine Winchester. 

Der Blick des jungen Mannes, der beinahe so groß und 

muskulös wie der Jefe war, schien in endlose Fernen zu 
schweifen. 

Haggerty saß ab, als er noch drei Längen vom Wicki-up des 

Häuptlings entfernt war. Der Graue blieb reglos stehen. 

»Mein Bruder«, sagte John, »ich muß mit dir sprechen. Ich 

habe Nachricht über tote Mimbrenjos erhalten. Weiße und 
Gelbhäutige überfielen die Apachen. Wenn Victorio davon 
erfährt, brennt das Land.« 

Cochise deutete mit der Linken auf den Platz neben sich. 

Naiche musterte den Falken aufmerksam, als er sich setzte. 

»Mein Bruder, Victorio weiß von dem Mord an den 

Kriegern«, sagte Cochise. »Er und Geronimo waren hier, als 
der letzte Mimbrenjo meine Apacheria erreichte. Er starb vor 
meinem Feuer. Und er berichtete von der Falle am 
Felsenwasser.« 

Für Sekunden verspürte Haggerty Furcht in sich aufsteigen. 

Wenn der erbarmungslose Weißenhasser Victorio bereits auf 
dem Kriegspfad war, konnte ihm niemand mehr Einhalt 
gebieten. 

»Woher weißt du, was geschah?« wollte der Jefe wissen. 
Er blickte John an, und die schwarzen Augen des Häuptlings 

funkelten wie Kohlenstücke in der Sonne. 

»Die Banditen verkauften ihre Beute in Tombstone«, 

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erwiderte Haggerty. »Zufällig waren die Earps dabei. Sie ritten 
zu Hellauge, wollten ihm berichten, da sie nicht wußten, wo 
ich war. Ich traf vor ihnen dort ein und ritt sofort zu dir.« 

Cochise nickte. Nach einer Weile sagte er: »Diese beiden 

Männer sind anders als viele Weiße und doch genauso. Es ist 
gut, daß sie keinen Krieg wollen.« 

John dachte über diese merkwürdigen Worte nach. Ja, die 

Earps waren Weiße, waren hinter schnellem Geld her und 
ließen sich auch manchmal auf Dinge ein, die zumindest 
zwielichtig wirkten. Andererseits jedoch hatten sie gelernt, daß 
die Apachen auch Menschen waren, daß der große Kampf 
zwischen der roten und der weißen Rasse zum Untergang 
führen mußte. 

»Was werden wir tun?« fragte Haggerty den Jefe. 
Cochise erwiderte lächelnd: »Meine Späher sind unterwegs, 

Falke. Wir warten ab, was sie berichten, ehe wir reiten.« John 
mußte herausfinden, wer alles reiten sollte. Gingen die 
Chiricahuas auf den Kriegspfad gegen die Halunkenbande? 
Oder hatte der Jefe einen anderen Plan? 

»Was unternimmt Victorio?« fragte Haggerty. »Hält er 

Frieden, oder schickt er seine Krieger aus, um den Tod der 
anderen zu rächen?« 

»Ich habe ihm versprochen, die weißen und gelbhäutigen 

Männer zu bestrafen«, erwiderte Cochise ernst. »Wir beide, 
Falke, nur du, mein Bruder, und ich werden der Spur der 
Mörder folgen. Meine Späher beobachten. Das ist alles. Ich gab 
mein Wort.« 

John ließ die Worte des Häuptlings auf sich einwirken. 

Innerlich erschrak er etwas. Denn die Halunkenbande würde 
ein gefährlicher Gegner sein. Wie konnten sie zu zweit diese 
Mannschaft harter Wüstenwölfe niederkämpfen? 

»Wieviel Männer müssen wir bekämpfen?« fragte Haggerty. 

»Genügen wir beide, um diesen Banditen das Handwerk zu 
legen? Ich verstehe, daß du keinen Kriegszug unternehmen 

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willst. Aber sollten wir nicht doch ein Dutzend deiner Kämpfer 
mitnehmen?« 

Naiche blickte Haggerty spöttisch an und fragte grinsend: 

»Spürt der Falke den Adler im Rücken?« 

John beherrschte sich und erwiderte gelassen: »Du irrst dich, 

Naiche, ich habe keine Angst. Ich will nur sicher sein, daß 
diese Brut ausgerottet wird. Entkommen auch nur zwei, so 
bilden sie eine neue Bande, und der Friede zwischen Apachen 
und Weißen ist abermals gefährdet.« 

Cochise hob die Rechte, als sein Sohn etwas erwidern wollte. 

Naiche schwieg und richtete seinen Blick wieder auf den 
Horizont. 

»Falke«, sagte der Jefe. »Wenn ich ein Dutzend meiner 

Männer mitnehme, prahlen sie mit ihren Heldentaten, wenn wir 
zurückkehren. Die übrigen Krieger werden ungehalten, unruhig 
und brechen aus. Das darf nicht sein, denn sie wissen nicht zu 
unterscheiden. Sie greifen an, wenn sie Beute sehen. Und diese 
Kriegszüge lassen den Haß wieder auflodern, der jetzt nur 
schwelt.« 

Haggerty nickte. Er war einverstanden. Der Jefe schien 

seiner Sache sicher zu sein. Innerlich verspürte John jedoch 
Zweifel. Denn es würde ein gefährliches Unternehmen werden, 
nur zu zweit gegen eine Horde Buschräuber anzutreten. 

Es gab nichts mehr zu sagen. Haggerty konnte nur abwarten. 

Er stand auf, kümmerte sich um den Grauen und führte ihn, 
nachdem er abgesattelt hatte, zum Weidegrund. 

Als John zurückkam, kniete Tla-ina neben dem Feuer und 

bereitete für Cochise und Naiche und den Gast Essen. 

Die schöne Indianerin sah auf. Ihre dunklen Augen glichen 

schwarzen Edelsteinen, die den Weißen anstrahlten. 

Haggerty lächelte, wollte mit der Hand über das Gesicht der 

schönen Frau streichen und hielt sich im letzten Moment 
zurück. Eine solche Geste war nicht angebracht in Cochises 
Beisein. 

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Der Jefe wußte, daß seine Schwester den weißen Mann 

liebte. Und er wußte auch, daß Falke Tla-ina liebte, aber der 
Häuptling sah keinen Weg, wie die beiden zusammenleben 
konnten. Denn Rot und Weiß galten in dieser Zeit als 
unvereinbar. Und vor allem Apachen waren für die 
Eindringlinge mörderische und grausame Krieger, die es 
auszurotten galt. 

»Die Späher kehren nicht vor dem Morgengrauen zurück«, 

sagte Cochise beiläufig. »Wenn sich der Falke zurückziehen 
will, so kann er dies tun.« 

John unterdrückte ein Lächeln. Er hatte den Hinweis genau 

verstanden. Cochise liebte seine Schwester. Er gönnte ihr das 
Glück der wenigen Stunden, die sie mit Haggerty zusammen 
sein konnte. 

Nach dem einfachen Essen, das aus Wildgemüse und Fleisch 

des Eselhasen bestand, verabschiedete sich John von Cochise 
und seinem Sohn. 

Haggerty spürte die Blicke der beiden förmlich auf seinem 

Rücken, als er zwischen den grasenden Mustangs zur Westseite 
des Hochtales ging. 

Dort lag der See, dessen Ufer mit Büschen dicht bewachsen 

war. Dort gab es zahllose Verstecke für zwei Menschen, die 
nicht gestört werden wollten. 

Fast lautlos glitt der Freund des großen Jefes zwischen den 

Büschen hindurch. Nur ab und zu raschelten die Blätter, 
blinkten sie im Licht des Mondes silbrig auf. 

Die Wasserfläche glänzte wie ein Spiegel. Kein Windhauch 

kräuselte dieses Schimmern. Ein Fisch sprang hoch, und eine 
Kaskade silberner Tropfen sprühte herab, ehe der schlanke 
Leib wieder eintauchte. 

»Falke«, raunte Tla-ina dicht neben John. 
Sie schmiegte sich an ihn, sog seinen Geruch ein, der so 

anders war als der Duft ihrer eigenen Rasse. Haggerty zog das 
Mädchen dicht zu sich heran, umarmte es, als wollte er es nie 

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wieder loslassen. 

Ihre Lippen fanden sich in einem langen Kuß. 
Und als sie viel später im dichten, weichen Gras des Seeufers 

lagen, als Tla-ina sich aufrichtete, den weißen Mann prüfend 
ansah, verspürte Haggerty den ganzen Kummer ihrer 
Beziehung. 

»Du bist nicht glücklich, Falke?« flüsterte die Indianerin. 
»Ich bin glücklich«, erwiderte John leise, »weil ich bei dir 

bin, Sanfter Wind. Und ich bin unglücklich, weil wir nicht 
wissen, wie unsere Zukunft aussieht. Ich kenne unseren Weg 
nicht, vermag nicht zu sehen, ob wir jemals in Frieden 
miteinander leben werden.« 

Tla-ina legte ihre Finger auf Johns Lippen und murmelte: 

»Denke an heute, Falke. Und wenn du an morgen denkst, dann 
glaube daran, daß Usen uns wieder zusammentreffen läßt.« 

Erst nach langer Zeit, der Stand der Sterne zeigte Mitternacht 

an, schliefen die beiden Menschen ein. Sie lagen dicht 
aneinandergeschmiegt im Gras. 

Cochise wanderte zum See. Es faszinierte ihn immer wieder, 

diese ungeheure Menge Wasser zu betrachten, diese 
Kostbarkeit im wüstenhaften Südwesten. 

Der Häuptling entdeckte die beiden Schlafenden. Er lächelte 

mild und zugleich schmerzlich. Denn er wußte, daß es keinen 
Ausweg für seinen weißen Bruder und seine Schwester gab. 

Sofort wandte sich der Jefe ab. Es war ungehörig, Liebende 

zu beobachten, selbst wenn sie schliefen. 

Der rote Krieger hob den Kopf und lauschte. Er hatte ein 
Geräusch gehört, das nicht in dieses Stück Wüste paßte. So 
sehr sich Gelber Fuchs auch anstrengte, er hörte dieses fremde 
Geräusch nicht wieder. Der Wind hatte gedreht, trug den Schall 
in die andere Richtung. 

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Aber der Apache war gewarnt. Er spürte, daß er nicht mehr 

allein war. 

Lautlos glitt er über den Boden, vermied die staubgefüllten 

Vertiefungen und erreichte schließlich die Felsenrinne. Sie 
führte nach oben, war vom Schmelzwasser der Frühjahre 
ausgewaschen und wirkte glatt, wie poliert. 

Wie eine Schlange schob sich Gelder Fuchs hinauf. Er 

wußte, daß er von der Oberkante aus das Gebiet des 
Felsenwassers übersehen konnte. Denn die mächtige 
Steinplatte, die diese Quelle verdeckte, lehnte halblinks vor der 
Wasserstelle. 

Endlich erreichte der Späher den höchsten Punkt. Lauschend 

blieb der Chiricahua liegen. Da, wieder dieses Geräusch. Es 
war Leder, das über Metall rieb. 

Behutsam glitt Gelber Fuchs weiter vor, hob den Kopf und 

zuckte sofort wieder zurück, denn er hatte die blaue Uniform 
der Pferdesoldaten entdeckt. 

Der Krieger beobachtete ein paar Minuten lang mißtrauisch 

die Ebene unter sich, die mit Steinbrocken übersät war, die wie 
zerfressene Gebilde aus dem Sand aufragten. 

Erst als er sicher war, daß ihm keine Gefahr drohte, schlich 

der Späher weiter. Nach langer Zeit erreichte er einen Felsen, 
der so hoch wie ein Mann aufragte. Gelber Fuchs verharrte 
hinter seiner Deckung, wartete, aber nichts hatte ihn verraten. 

Endlich huschte er hinter dem Steinbrocken hervor, kniete 

nieder und hielt mit der Linken seinen kostbarsten Besitz, ein 
Gewehr der Weißen, fest. 

Der Pferdesoldat, der die Abzeichen eines Offiziers trug, 

blickte zu dem Ort des Massakers hinüber. Der Blaubauch 
stützte sich auf einen Karabiner. Neben einem verkrüppelten 
Baum weiter hinten verhielten weitere Pferdesoldaten. Die 
Fahne der Weißen wehte im schwachen Wind. 

Gelber Fuchs lächelte spöttisch. Der Anführer der 

Pferdesoldaten schien zu glauben, daß die Angreifer noch in 

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der Nähe waren. Dabei mußte doch jedem Mann klar sein, daß 
die Mimbrenjos seit langen Stunden tot waren. Nichts wies 
darauf hin, daß ihre Mörder noch in der Umgebung lauerten. 

Aber was vermochte ein Weißer schon aus den 

offensichtlichen Anzeichen zu schließen? Sie waren alle blind 
und taub und trampelten wie eine Herde Büffel durch das 
Land. 

Fast alle, dachte Gelber Fuchs, Falke ist anders. 
Nach langer Zeit erst veränderte der Offizier seine Haltung. 

Er schien endlich davon überzeugt zu sein, daß keine Gefahr 
mehr drohte. Er drehte sich zu seinen Männern um und gab ein 
paar Befehle. Gelber Fuchs spürte Wut in sich aufsteigen, als er 
den Apachen sah, der die Blaubäuche begleitete. Er war ein 
Apache, ein Verräter, der für die Bleichgesichter Spuren las. 

Der Scout trieb sein sattelloses Pony an, beugte sich zur Seite 

und leitete das Tier nur mit den Schenkeln. In immer weiteren 
Kreisen umritt der Scout den Ort des Massakers. Endlich stieß 
er einen Ruf aus und deutete mit der Rechten nach Süden. 

Der Offizier ritt heran und musterte den Boden. 
Gelber Fuchs wußte, daß er warten mußte. Er war allein und 

durfte nicht zu nahe an die Pferdesoldaten heranschleichen, 
zumindest so lange nicht, wie der Scout in der Nähe war. 

Nun erkannte der Chiricahua, daß der Fährtensucher ein 

Halbblut sein mußte. Er schien mit den White Mountain 
Apachen verwandt sein, die weit gegen Sonnenaufgang lebten. 
Wenn er beim Stamm aufgewachsen war, beherrschte er jede 
List und jeden Trick der Wüstenkrieger. 

Gelber Fuchs glitt hinter den Felsbrocken und musterte 

prüfend die Umgebung. Ja, es gab einen Weg, der ihn näher an 
die Pferdesoldaten heranführte. Er war schwierig, und sein 
Gewehr konnte er nicht mitnehmen. Aber er wollte ja auch 
nicht kämpfen, sondern erfahren, was die Blaubäuche 
vorhatten. 

Sorgfältig versteckte der Chiricahua seine Waffe in einer 

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Felsspalte und steckte einige kleine Steine in die Öffnung. Ein 
prüfender Griff nach Dolch und Streitaxt am Gürtel, und 
Gelber Fuchs glitt davon. 

Immer im Schatten der Felsen, hinter dürren Sträuchern und 

staubbedeckten Palmlilien huschte der Späher weiter. 

Endlich war er nahe genug, um die Worte des Anführers der 

Pferdesoldaten zu hören. Gelber Fuchs verstand die Sprache 
der Weißen, wenn er sie auch kaum aussprechen konnte. 

»Gut, Sergeant, ich folge diesen Fährten«, sagte der 
Halbblutspäher. »Sie sollten wissen, daß ich kaum eine Chance 
habe, wenn ich auf die Banditen stoße.« 

Sergeant Ryker zog die Brauen hoch und antwortete: »Wieso 

Banditen, Büffelhorn? Warum redest du so, als ob du Weißen 
folgen würdest?« 

Der Scout grinste und erwiderte: »Sergeant, jeder, der Augen 

im Kopf hat, sieht das an den Fährten. Diese Kerle haben 
Pferde mit Hufeisen geritten. Das waren keine Apachen. Das 
ist eine Horde weißer Halunken, die hier in der Wüste Beute 
machten. Und wenn Old Vic davon erfährt, ist die Hölle ein 
gemütlicher Ort gegen diese Gegend.« 

Der Sergeant fluchte halblaut und zog den Kopf etwas ein. Er 

griff an seine Haare. Wollte er prüfen, ob sein Skalp noch 
festsaß? 

»Laß dich nicht sehen«, befahl er Büffelhorn, »folge einen 

halben Tag weit der Fährte, nein, in einem halben Tag mußt du 
zurück sein. Wir begraben die Toten inzwischen. Gibt es 
irgendwas, das wir beachten müssen?« 

Der Scout erwiderte: »Legt sie mit dem Kopf nach 

Sonnenuntergang. So sehen sie im Reich des Todes die Sonne 
aufgehen, denn sie ist die Mutter jeglichen Lebens. Ich reite 
jetzt.« 

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Gelber Fuchs nickte anerkennend. Einmal wunderte er sich 

über die Soldaten. Sie ließen die toten Indianer nicht einfach 
liegen, sondern wollten sie begraben. Und zweitens kannte der 
Scout die Sitten der Stämme und wollte, daß sie befolgt 
wurden. 

Der Chiricahua sah dem Fährtensucher nach und überlegte. 

Was geschah, wenn Büffelhorn zurückkehrte, wenn er die 
Spuren nicht verlor? Setzten sich die Pferdesoldaten auf die 
Fährte der weißen Mörder? 

Gelber Fuchs entschied, daß er Cochise benachrichtigen 

mußte. Sicher war es dem Jefe nicht recht, wenn sich die 
Blaubäuche einmischten. Denn er hatte Victorio sein Wort 
gegeben, die Mörder der Mimbrenjos selbst zu bestrafen. 

Der Chiricahua schlich zurück, holte sein Gewehr und 

verschwand durch die trockene Rinne. 

Er hörte noch die Geräusche der Soldaten, die mit kurzen 

Spaten Gräber schaufelten und fluchten, wenn sie auf Gestein 
stießen. 

Während er sein Pony antrieb, dachte Gelber Fuchs an das 

Halbblut. 

Büffelhorn hingegen ahnte nicht, daß sie beobachtete worden 

waren. Er beherrschte zwar alle Tricks der roten Männer, hatte 
aber nur auf die Fährten geachtet. Die Abdrücke der 
beschlagenen Hufe hatten den Boden aufgewühlt. Mehr als 
zwanzig Reiter mußten der Bande angehören. Der Scout 
verspürte eine schwache Vorahnung. Er blickte zur Sonne 
hoch, lächelte schwach und murmelte: »Wir alle sind ins Usens 
Hand. Wenn es mir bestimmt ist, heute zu sterben, so werde ich 
nichts dagegen unternehmen können.« 

Er saß scheinbar gleichgültig auf dem Rücken seines 

struppigen Ponys. In Wahrheit jedoch beobachtete er die 
Umgebung genau. Nichts entging ihm, und als er den Ort 
erreichte, an dem sich die Spuren teilten, verhielt er den 
Mustang und studierte eine Weile die Trittsiegel. 

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Endlich entschied Büffelhorn, welcher Fährte er folgen 

wollte. Er war zu der Ansicht gekommen, daß die abzweigende 
Spur zu einer Ansiedlung der Weißen, wahrscheinlich 
Tombstone, führte. Dort hatte er keine Chance, die Halunken 
ausfindig zu machen. 

Er trieb seinen Mustang wieder an. Willig griff das Tier aus, 

trabte eine Länge neben dem Trail dahin, der nach Süden 
führte. 

Der Scout lächelte grimmig, als er die Richtung erkannte. 

Die Halunken waren geradewegs auf die bewaldeten Hänge der 
Pedregosa Mountains zugeritten. Und irgendwo vor den 
Bergen würden die Spuren einfach aufhören. 

Eine halbe Stunde später erreichte Büffelhorn felsiges 

Gebiet. Geröll wechselte mit Sand ab. Sagoaro-Kakteen ragten 
hoch auf, und Joshuabäume warfen lange Schatten. 

Ein Kaktuskauz rief seinen Unmut über die Störung aus 

seiner Höhle im Stamm einer Pflanze, die wohl ein Gilaspecht 
gehackt hatte. 

Allmählich wurde der Boden fester, felsiger. Die Spuren 

verschwanden, wie sich der Scout gedacht hatte. Er ließ sich 
nicht beirren und ritt weiter auf die Berge zu. Irgendwo 
erschienen die Fährten schon wieder, und dann war es keine 
Kunst mehr, das Versteck der Banditen ausfindig zu machen. 

Plötzlich verstärkte sich die Ahnung in Büffelhorn zur 

Gewißheit. Er fühlte, daß sein Tod nahe war. Aber kampflos 
wollte er nicht sterben. 

Er hieb dem Mustang die Absätze in die Flanken. Das Tier 

streckte sich, griff weit aus, und dieser Sprung rettete dem 
Scout für Minuten das Leben. 

Drei Gewehre peitschten. Die Kugeln surrten eine Armlänge 

hinter Büffelhorns Kopf vorbei. Er duckte sich hinter den Hals 
des Ponys, trieb das Tier an und riß seine Winchester aus dem 
Scabbard. Es war sinnlos, im Galopp zu feuern, denn so 
erzielte er höchstens einen Zufallstreffer. Aber er wollte bereit 

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sein, wenn es zu kämpfen galt. 

Plötzlich blieb das Tier stehen, als sei es gegen eine 

Felswand geprallt. Es zitterte, knickte ein, und Büffelhorn 
sprang ab. Der Mustang fiel zur Seite. Mit einem Satz gelangte 
das Halbblut hinter den Rücken seines toten Ponys in Deckung. 

Da! Zwischen den Bäumen auf halber Höhe des Hanges 

blitzte es grellorange auf. Büffelhorn jagte sechs Kugeln 
dorthin. Als er die siebte Patrone in den Lauf hebelte, verspürte 
er einen reißenden, brennenden Schmerz in seiner linken Seite. 

Der Scout blickte hinab. Rhythmisch schoß ein Blutstrahl aus 

einer Wunde in Höhe des Herzens. 

Einer der Banditen hatte weiter seitlich gelauert und den 

Verfolger tödlich verwundet. 

Mit letzter Kraft feuerte der Halbindianer noch zweimal. Er 

ließ die Winchester sinken. Ihm fehlte ganz einfach die Kraft, 
die schwere Waffe weiterhin zu halten, abermals abzudrücken. 

Es war merkwürdig, aber die grellgelbe Scheibe der Sonne 

überzog sich mit einer mattschwarzen Farbe. Dieses Schwarz 
verfärbte sich, kam näher, hüllte Büffelhorn wie in einen 
Mantel ein, der weich und wohlig wirkte. 

Zufrieden sang der Halbindianer das Todeslied. Er wußte 

nicht, daß er nur die Lippen bewegte, daß kein Laut aus seiner 
Kehle drang. Aber er hörte die Worte ganz deutlich. 

Und mit dem letzten Ton sank Büffelhorn zurück und starrte 

in die glühende Sonne, die sich nach Westen senkte. 

Haggerty erwachte im Morgengrauen. Tla-ina hatte sich in 
seinem Arm bewegt, schmiegte sich dichter an ihren Geliebten 
und legte ihre Hand auf seinen Oberkörper. 

John lauschte, hörte aber nichts Ungewöhnliches. Er schloß 

die Augen, wollte noch ein wenig dösen, genießen, daß er die 
schöne Indianerin so dicht bei sich hatte. 

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Der Ruf eines Falken durchschnitt die Dämmerung. Sofort 

zuckte Tla-ina hoch; Sie war übergangslos wach und 
aufmerksam. 

»Mein Bruder ruft dich«, sagte sie leise. »Du mußt gehen 

Falke. Ihr werdet davonreiten, und niemand weiß, wann ich 
dich wiedersehe.« 

Noch einmal küßten sie sich, ehe Haggerty in den See glitt, 

sich mit beiden Händen Wasser ins Gesicht schleuderte und so 
eine flüchtige Morgenwäsche vornahm. 

Er sah sich nicht um, als er auf die Jacales zuging. Immer 

wieder blickte er die Krieger und die Squaw an, versuchte ihre 
Mienen zu ergründen, aber außer Gleichgültigkeit und 
manchmal Freundlichkeit entdeckte er nichts in den Gesichtern 
der Menschen. Sie hatten ihn also erkannt. Er war der Freund, 
der Bruder ihres Jefes und das genügte. Alles andere war seine 
Privatsache. Unternahm der Chief nichts gegen die Beziehung 
seiner Schwester zu dem Weißen, so ging die Sache keinen 
anderen etwas an. 

John erreichte die Hütte und setzte sich neben Cochise. 

Naiche saß auf der anderen Seite seines Vaters. Gegenüber 
hockte ein Chiricahua, dessen Körper staubbedeckt war. 

»Gelber Fuchs ist mein Späher«, sagte der Jefe übergangslos. 

»Er war am Felsenwasser. Berichte, Krieger.« 

Der Späher erzählte gleichmütig von den Soldaten und dem 

Halbblutscout, der auf Befehl des Sergeanten der Fährte der 
Mörder gefolgt war. 

Endlich schwieg Gelber Fuchs, starrte in die niedrigen 

Flammen. 

»Welche Chance hat der Scout?« fragte John. 
Der Späher fuhr mit der Rechten waagerecht durch die Luft. 

Haggerty kannte dieses Zeichen. Es bedeutete, daß der 
Fährtensucher der Patrouille tot war. 

»Wir reiten«, sagte der Jefe und stand auf. »Naiche sorgt für 

die Pferde. Nahlekadeya gibt uns Proviant. Bist du bereit, mein 

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Bruder?« 

Forschend blickte Cochise seinen weißen Freund an und war 

zufrieden, als John energisch nickte. 

Nahlekadeya, die zweite Frau des Jefes, huschte aus dem 

Wicki-up und brachte Trockenfleisch, sowie etwas Essen als 
Frühstück. Cochise lächelte ihr zu. Haggerty beobachtete die 
beiden und wußte, daß sie sich so liebten, wie Tla-ina und er 
sich liebten. 

Naiche führte zwei Pferde heran. 
Cochise ritt einen prachtvollen Pinto. Haggertys Grauer war 

fachgerecht gesattelt und aufgezäumt. 

Der Jefe nahm das Gewehr, Bogen, Pfeilköcher und 

Tomahawk, und sprang mit einem Satz auf den Mustang. 

Niemand schien sich darum zu kümmern, daß der Häuptling 

davonritt. In der Apacheria würde alles weiterhin so bleiben, 
wie es bisher war. 

Als die beiden Reiter die letzten Felsbarrieren hinter sich 

gelassen hatten, gab der Chief seinem Pinto die Graszügel frei. 
Das Tier stürmte voran, als gelte es ein Rennen zu gewinnen. 

Johns Grauer hielt ehrgeizig mit. Auch er war voller Kraft 

und ausgeruht, und wollte zeigen, daß er nicht zu schlagen war. 

»Ein weiter Ritt, Cochise«, rief Haggerty. »Wie lange sind 

wir unterwegs?« Der Häuptling lächelte und erwiderte: »Nicht 
so lange, wie du denkst, Falke. Wir nehmen Wege, die nur die 
Apachen kennen. Die Pfade der Weißen sind lang und 
umständlich.« 

»Wir müssen die Soldaten erreichen, ehe sie die Banditen 

verfolgen«, gab John zu bedenken. »Wenn die Bande wirklich 
so stark ist, werden sie die halbe Schwadron niedermachen. 
Die Beute wäre für die Halunken riesig. Denk nur an die 
Pferde, Sättel und Waffen. Die bringen in Mexiko ein 
Vermögen ein. Benito Juárez braucht doch Unterstützung.« 

Cochise wußte, daß in Mexiko ein Bürgerkrieg ausgebrochen 

war. Benito Juárez war der gewählte Präsident des Landes. 

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Aber nun lebte dort ein Kaiser, dessen Truppen den Indianer 
Juárez in den Norden des Landes getrieben hatten. Sorgenvoll 
dachte der Häuptling daran, daß auch die Apachen von diesen 
Kämpfen nicht verschont bleiben würden. 

»Wohin reiten wir?« fragte John, als die Tiere in Trab 

zurückfielen. »Dein Späher sprach davon, daß der Halbindianer 
in einem halben Tag wieder bei der Truppe sein sollte. Taucht 
er nicht auf, folgen die Soldaten ihrem Scout.« 

»Wir reiten dorthin, wo er gestorben ist«, antwortete 

Cochise. »Die Mörder haben ihn getötet, ehe er die Berge 
erreichte.« 

John wunderte sich nicht über die Sicherheit in Cochises 

Tonfall. Der Jefe kannte sein Land, kannte das Denken der 
Weißen und Mexikaner und hatte sicherlich recht mit seiner 
Annahme. 

Stunde um Stunde trabten die Pferde dahin. Wüstenhafte 

Gebiete wechselten mit Waldstücken ab, in denen sich 
Eichhörnchen und Murmeltiere tummelten. Einmal sprang ein 
Luchs aus einem Gestrüpp und fauchte die Pferde an. 

Aber nach ein paar Sekunden erschien der Raubkatze die 

Beute wohl doch zu groß und schnellte wieder ins Gesträuch. 

Als die Freunde am Fuß der Swiss Helm Mountains 

entlangritten, sahen sie im Süden schon die Gipfel der 
Pedregosas. 

Cochise schwenkte nach links. Im Zickzack trabte der Pinto 

durch den Sand. Schließlich hob der Jefe die Hand. Haggerty 
leitete sein Tier zum Häuptling und entdeckte die breite Spur, 
die eine große Gruppe beschlagener Pferde hinterlassen hatte. 

»Du hattest recht, wie immer«, sagte John nur. 
Sie folgten dieser deutlichen Fährte. Es dauerte kaum eine 

halbe Stunde, bis sie die Soldaten erkannten. 

»Eine halbe Schwadron«, sagte Haggerty. »Was treiben die 

Kerle hier?« 

»Wir werden es erfahren, Falke«, erwiderte der Jefe. 

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Die Soldaten hatten einen weiten Halbkreis gebildet. Auf den 

Gewehrläufen spiegelte sich das Sonnenlicht. Alle 
Uniformierten hielten die Waffen mit den Kolben auf die 
Oberschenkel gestützt. Im Bruchteil einer Sekunde konnten die 
Männer feuern. 

Drei Soldaten gruben im Sand. John kniff die Augen 

zusammen, um besser sehen zu können. 

»Tatsächlich, ein Staff Sergeant führt die halbe Schwadron 

an«, sagte John erstaunt. »Ich hatte gedacht, daß sich Gelber 
Fuchs getäuscht hätte. Was mag das bedeuten?« 

Ein Ruf hallte, und die Soldaten rissen die Gewehre an die 

Schultern. Haggerty und Cochise blickten in die Mündung von 
mehr als vierzig Gewehren. 

Die drei Männer ließen ihre Schaufeln sinken. Der Sergeant 

trat einen Schritt vor. 

Cochise und John zügelten ihre Tiere. 
»Ihr Scout, nehme ich an«, sagte Haggerty und saß ab. 
Er trat an den Rand der Grube und sah, daß die schob halb 

mit Erde gefüllt war. John nahm den Hut ab und blieb einige 
Sekunden schweigend am Grab des Fährtensuchers stehen. 

Als er zurücktrat, fragte der Sergeant scharf: »Was haben Sie 

hier zu suchen, Mister? Woher wissen Sie, daß wir unseren 
Scout begraben? Das ist ziemlich merkwürdig, denke ich. Sie 
reden besser schnell, ehe ich meinen Männern Befehl zum 
Abdrücken geben.« 

Haggerty lächelte leicht und schüttelte den Kopf. 
»Sie bekämen mächtigen Ärger mit Howard«, erwiderte er. 

»Ich weiß sogar noch mehr. Sie fanden eine Rotte toter 
Mimbrenjos, ermordet von den weißen Banditen, ermordet und 
ausgeraubt. Ihren Scout setzten sie auf die Fährte der 
Halunken, und darum ist er nun ebenfalls tot, Sergeant.« 

Der Unteroffizier kniff die Augen zusammen und sagte 

scharf: »Nehmen Sie die Hände hoch. Ich bringe Sie und den 
Indianer nach Fort Buchanan.« 

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»Ganz bestimmt nicht«, erwiderte John lächelnd. »Woher 

kommen Sie überhaupt?« 

»Das geht Sie nichts an«, erwiderte der Sergeant schroff. 
»Hören Sie zu«, sagte Haggerty seufzend, »ich hole jetzt aus 

meiner Tasche ein paar Papiere. Sie lesen, und dann fangen wir 
von vorne an, ja? Mein Name ist John Haggerty. Sagt Ihnen 
der was?« 

»Sicher, Sie waren früher Chiefscout für den gesamten 

Südwesten.« 

Langsam griff John in die Tasche, achtete nicht auf die 

nervösen Reiter, die ihn und Cochise mit den Gewehren 
bedrohten, und zog die Unterlagen heraus, die General Howard 
ihm vor einiger Zeit gegeben hatte. 

Zögernd nahm der Staff Sergeant die Papiere entgegen und 

las. 

»Donnerwetter«, sagte er nach ein paar Minuten, »Sie sind ja 

mächtiger als …« 

»Stop, kein Wort weiter«, befahl John schneidernd scharf, 

»Sie vergessen sofort alles wieder, klar?« 

»Jawohl, Sir!« rief der Unteroffizier und salutierte vor dem 

Zivilisten. 

Den Soldaten quollen die Augen aus den Höhlen, als sie das 

sahen. 

Während Haggerty die Papiere wieder einsteckte sagte er: 

»Auf dem Pinto sitzt Cochise, der Chief der Chiricahuas und 
oberster Führer aller Stämme.« 

Und nun zweifelten die übrigen Uniformiertem endgültig am 

Verstand ihres Sergeanten. Denn der vollführte eine exakte 
Wendung wie auf dem Appellplatz und salutierte auch vor dem 
Indianer. 

»Häuptling, es ist mir eine Ehre, Sie kennenzulernen«, 

dröhnte der Unteroffizier. »Ich weiß genau, daß wir nur Ihnen 
zu verdanken haben, daß wir nicht im offenen Krieg mit den 
Apachen stehen.« 

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Cochise grinste freundlich und sagte in tadellosem Englisch: 

»Danke, Staff Sergeant. Es freut mich, daß außer General 
Einarm und meinem Freund hier noch jemand davon überzeugt 
ist.« 

»Schluß jetzt mit dem Zeug«, sagte John energisch. »Was 

suchen Sie hier, Sergeant?« 

»Ich heiße Ryker, Otis Ryker«, erwiderte der Unteroffizier. 

»Wir sind in Fort Campstone stationiert. Unser Kommandeur 
ist Major Livingstone. Er benötigt einen Stellvertreter, und wir 
sind auf dem Weg nach Fort Buchanan, um Captain Melford 
abzuholen. Unterwegs stießen wir auf eine Menge toter 
Apachen und …« 

»Geschenkt, Ryker«, sagte Haggerty. »Okay, sie begraben 

Ihren Scout und marschieren auf geradem Weg nach Fort 
Buchanan.« 

Der Sergeant riß die Augen weit auf und fragte: »Und die 

verdammten Banditen kommen so davon?« 

»Aber nein«, erwiderte John. »Cochise und ich sind hinter 

ihnen her. Das genügt. Wir wollen jeglichen Aufruhr, jede 
Unruhe vermeiden.« 

Der Unteroffizier starrte die beiden Freunde an, als wären 

ihnen plötzlich weitere Köpfe gewachsen. 

»Dies ist eine Sache der Apachen, Ryker«, sagte John leise. 

»Victorio will Krieg. Cochise, Howard und ich wollen ihn 
vermeiden. Und eine Horde weißer Banditen könnte die Lunte 
sein, die das Pulverfaß zur Explosion bringt. Darum schwor 
Cochise, daß er die Mörder der Mimbrenjos-Rotte finden und 
bestrafen wird. Verstehen Sie jetzt? Es ist eine Frage der Ehre. 
Kommt die Armee mit ins Spiel, verliert der Chief Ansehen bei 
den Stämmen, und alles brodelt wieder. Berichten Sie Howard, 
aber nur ihm, keinem anderen Offizier. Erzählen Sie denen nur, 
daß Sie nichts Besonderes auf Ihrem Ritt gesehen haben. 
Howard wird begreifen, wenn er alles erfährt.« 

Sergeant Otis Ryker salutierte. Er war kein Indianerfeind, 

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war froh, daß es keinen Feldzug gegen die erprobten, 
kampfgewohnten Wüstenkrieger gab. Und er würde Haggertys 
Befehle befolgen. 

Cochise und John warteten, bis das Grab geschlossen war 

und blickten der halben Schwadron nach, die in Richtung 
Nordwesten ritt. Entlang der Pedregosa Mountains erreichten 
sie nach einem harten Trail Fort Buchanan. 

Der Häuptling und sein Falke hingegen wollten der Fährte 

der Mörder folgen. 

»Verflucht, wir hätten doch die Waffen und den Sattel 
mitnehmen sollen«, sagte der bärtige Mann, der als letzter ritt. 
»Die Kerle in Mexiko zahlen mit blanken Goldpesos dafür. 
Und die bringen ihr Geld auch hier in den Staaten.« 

»Halt endlich dein Maul, du Narr«, rief der vorderste Reiter. 

»Der Kerl war ein Armeescout. Willst du uns die verdammten 
Soldaten auf die Fährte locken?« 

»Ich begreife nicht, was das damit zu tun hat«, erwiderte der 

Bärtige. 

»Du bist ja auch dämlich, Nat«, sagte einer der anderen 

grinsend. »Die Soldaten haben die toten Apachen gefunden. Ihr 
Scout folgte unserer Fährte. Er hätte sicher die Blaujacken 
geholt. Nun ist er tot.« 

»Aber sie finden ihn doch, die Kerle sind stur genug, hinter 

ihm herzureiten, wenn er nicht wiederkommt«, sagte Nat 
hartnäckig. »Und dann sausen sie auch hinter uns her.« 

Der Anführer der fünf Männer stöhnte. Nat war ein 

Hohlkopf, ganz sicher. Aber hatte er einmal etwas begriffen, 
war es gut. 

»Hör zu, die Blauröcke sind unterwegs, weil sie bestimmte 

Befehle haben«, sagte Teddy, der Anführer der kleinen 
Gruppe. »Hätten wir das Halbblut ausgeraubt, wären sie uns 

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gefolgt. So aber denken sie an ihren Befehl und geben auf. Das 
ist bei den Spinnern von der Armee nun mal so.« 

Nat schien endlich zufrieden zu sein. 
Schweigend ritten die fünf Banditen durch die Berge nach 

Osten. Mitten in den Pedregosas lag ihr Versteck, der 
Unterschlupf für mehr als zwanzig Männer, die für ein paar 
Cents einen Mord begingen. Sie alle, gleichgültig ob Weiße 
oder Mexikaner, gehörten zur anderen Seite des Zaunes, waren 
Gesetzlose, die sich mit Überfällen und heißen Aufträgen ihre 
Dollars verdienten. 

Nach und nach hatten sie sich gefunden und unter Jed 

Bowson eine große Bande aufgebaut, die teilweise sogar den 
Schmuggel nach Mexiko beherrschte. 

Immer wieder durchstreiften kleine Gruppen das weite 

Gebiet und suchten nach lohnenden Zielen für ihre Überfälle. 
Durch die Verbindungen zu den Mexikanern waren sie in der 
Lage, fast alles zu Geld zu machen. 

Der Coup gegen die Horde Apachen schien eine Menge 

Dollars abzuwerfen. Die Indianer schleppten reiche Beute mit. 
Sie mußten in Mexiko ein Dorf überfallen und ausgeplündert 
haben. 

Allmählich standen die Bäume nicht mehr so dicht. 

Aufmerksam musterten die Halunken die Senke, die sich bis zu 
dem großen Krater hinzog, von dem niemand wußte, wie er 
entstanden war. 

»Mann, ein Wagenzug!« sagte einer der Banditen laut. »Seht 

euch das an. Zehn Conestogas mindestens, das bringt harte 
Dollars, Jungs!« 

»Langsam, Brian, immer schön langsam«, erwiderte Teddy. 

»Die fahren uns nicht davon. Wir beobachten sie erst mal eine 
Weile.« 

Der Anführer der Gruppe holte aus der Satteltasche ein 

Armeefernglas und hob es vor die Augen. 

»Na, was siehst du?« fragte Brian aufgeregt, »lohnt sich die 

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Sache?« 

»Auf jeden Fall, denke ich«, erwiderte Ted. »Es sind zehn 

Wagen. Sechs haben Mulis vorgespannt und vier Ochsen. 
Scheinen Siedler zu sein, die nach Westen wollen.« 

Die Männer benötigten keine Befehle. Sie trieben ihre Pferde 

an, ritten weit auseinander, um jederzeit eine 
Richtungsänderung erkennen zu können. 

Die zehn Wagen rollten nur langsam. Schwer stampften die 

Tiere durch den Sand, boten all ihre Kraft auf, um die 
Conestogas weiterzuziehen. 

Endlich erreichte das führende Fahrzeug die Bäume. Der 

Mann auf dem Kutschbock lenkte die Tiere in den Schatten der 
Laubkronen und hielt an. 

Es dauerte beinahe eine halbe Stunde, ehe die übrigen Wagen 

ebenfalls stillstanden. 

Brian glitt aus dem Sattel und schnallte die Sporen ab. Als er 

sie in der Satteltasche verstaute, blickte er zu Teddy hinüber, 
der nach unten deutete. Brian stieß die Rechte hoch in die Luft 
und verschwand zwischen den Sträuchern. 

Geräuschlos pirschte sich der Bandit den Hang hinab, nutzte 

jede nur mögliche Deckung aus und blieb schließlich in 
Hörweite liegen. 

Er lauschte fast eine halbe Stunde und fand heraus, daß der 

Treck an dieser Stelle lagern würde. Zufrieden zog sich Brian 
zurück. Das war eine gute Meldung für Teddy. 

Inzwischen war der Boß mit den anderen sicherlich schon 

wieder im Versteck angelangt. Jed Bowson konnte zufrieden 
sein mit dieser Woche. Die Beute aus dem Treck mußten sie 
natürlich nach Mexiko schaffen. Denn so hielten sie es: was sie 
jenseits der Grenze erwischten, brachten sie in den Staaten an 
den Mann, und Dinge aus der Union wurde nach Mexiko 
gebracht. 

Brian erreichte sein Pferd, schnallte die Sporen wieder an 

und saß auf. 

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Es dauerte nicht lange, bis er Teddy erreichte und sagte: »Sie 

sind reif. Sie lagern dort unten. Wir brauchen sie morgen früh 
nur mit heißem Blei zu wecken.« 

Teddy hielt das Glas vor die Augen und sagte: »Das sind 'ne 

Menge Leute, Brian, mindestens dreißig. Vielleicht sogar 
mehr. Wenn jeder zweite 'ne Schrotflinte hat, werden sie uns 
ganz schön einheizen.« 

Der andere Halunke lachte unbekümmert und erwiderte: 

»Darüber soll sich Jed den Kopf zerbrechen. Er behauptet, im 
Krieg Captain gewesen zu sein. Also darf er auch den Plan 
machen. Oder willst du diese fette Beute einfach davonfahren 
lassen?« 

Teddy senkte das Fernglas und erwiderte grinsend: »Ich 

müßte verrückt sein, Mann. Los, reiten wir. Hol die anderen 
zusammen.« 

Es dauerte nicht lange, bis die fünf Halunken quer durch die 

Pedregosas zurückritten. 

»Hee, da kommen unsere Kundschafter!« brüllte Jed 

Bowson. »Was habt ihr entdeckt, Freunde? Gibt's neue Beute 
für die Wüstenwölfe?« 

Teddy drängte sich zu Ted durch und starrte auf die 

zweiundzwanzig Säulen blanker Dollars, die der Boß aufgebaut 
hatte. 

»Mann, genau hundert«, erwiderte der Anführer der 

Halunken. »Und die Goldpesos habe ich gar nicht erst 
umgetauscht. Die bleiben unsere Reserve, Partner. Die zählen 
noch mal für rund achthundert Bucks.« 

Jeds Begleiter schnallten die Packen ab und öffneten sie. 

Teddy hatte richtig vermutet, sie enthielten überwiegend 
Whiskyflaschen. 

»Jed, ich muß mit dir reden«, sagte der Halunke. »Die 

Männer sollen nicht zuviel trinken. Wir entdeckten einen Treck 
von zehn Conestogas.« 

Bowson blickte Teddy grinsend an. Die wasserhellen Augen 

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des Halunkenbosses schienen erwartungsvoll zu glänzen. 

»Raus mit der Sprache, wo stecken die Schollenbrecher?« 

wollte Jed wissen. »Können wir sie überrumpeln? Wieviel 
Männer sind dabei?« 

Teddy berichtete, was sie beobachtet hatten, und der Boß 

überlegte. Schließlich nahm er einen Zweig vom Boden, 
wischte über den Sand und zeichnete mit dem Stock die 
Umgebung des Trecks auf. 

Teddy verbesserte einige Punkte und war schließlich 

zufrieden. 

»Gut, wirklich sehr gut«, murmelte Bowson nachdenklich. 

»Paß auf, wir kommen im Morgengrauen, zu der Zeit, in der 
die Roten angreifen. Ich wette, daß die Kerle dann alle wach 
sind. Wir erledigen sie auf einen Schlag. Mit den Weibern 
haben wir dann leichtes Spiel. Wenn ein paar brauchbare dabei 
sind, schenken wir sie in Fronteras oder Colonia Marelas den 
dicken Senoritas, denen die Bordelle gehören.« 

»Schenken?« fragte Teddy entgeistert, »bist du 

übergeschnappt, Jed?« 

Bowson lächelte schlau und erwiderte: »Ganz im Gegenteil, 

Partner. Wir brauchen Freunde, Verbindungen. Und die 
Senoritas kennen jeden. Kapierst du das?« 

»Ich bin ja nicht so blöd wie Nat«, antwortete Teddy 

grinsend. 

Jed entwickelte seinen Plan, rief die anderen herbei und teilte 

die Banditen ein. Sogar Nat, der Hohlkopf, begriff ziemlich 
schnell, was er am nächsten Morgen zu tun hatte. Ihm paßte 
nur nicht, daß er die Finger vom Whisky lassen sollte. 

Sanft strich der Wind durch die Zweige der Bäume. Die Blätter 
wisperten, teilten sich und ließen goldene Speere aus 
Sonnenlicht auf den Waldboden scheinen. 

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Cochise war eins mit seiner Umgebung. Der Jefe schien alles 

zugleich in sich aufzunehmen. Er sah die Fährten, die Spuren 
der Tiere, beobachtete ihren eigenen Weg zurück und blickte 
voraus. 

Die Bäume ragten in größeren Abständen zum Himmel auf. 

Haggerty blickte zu Boden. Deutlich zeichneten sich die 
Trittsiegel der fünf Pferde in der weichen Walderde ab. 

Waren die Halunken zu ihrem Versteck geritten? Führte 

diese Fährte die Verfolger direkt zur Höhle der Wüstenwölfe? 

Cochise zügelte seinen Pinto, blickte zu Boden und sah 

danach in das wüstenhafte Gebiet, das östlich der Pedregosa 
Mountains begann. Die weite Senke wirkte auf Haggerty 
bedrohlich. Sand, glitzernde Kristalle im grellen Sonnenlicht, 
ab und zu Speerdornsträucher, eine Palmlilie und 
Orgelpfeifenkakteen. 

Der Übergang vom Waldgebiet zur Halbwüste schien ihm zu 

hart. Aber dies war Apachenland. Und ein Mann wie Cochise 
kannte jeden Winkel dieses Gebietes. 

»Sieh, Falke, die weißen Mörder haben sich getrennt«, sagte 

der Jefe und deutete mit der Rechten zu Boden. 

Ja, der Boden war zerwühlt. Fünf Fährten führten in 

verschiedene Richtungen. John versetzte sich in die Halunken, 
versuchte, ihre Überlegungen nachzuvollziehen und nickte. 

»Sie haben etwas entdeckt«, sagte Haggerty. »Vielleicht 

neue Beute, Jefe. Wir müssen den Spuren folgen. Die 
Halunken dürfen nicht wieder zuschlagen. Weißt du, ob 
Apachen unterwegs sind?« 

Cochise schüttelte leicht den Kopf, eine Geste, die er den 

Weißen abgeschaut hatte. 

»Rollende Jacales sind dort unten vorbeigezogen«, sagte der 

Häuptling. »Erkennst du nicht die schmalen Rinnen der 
Räder?« 

Nein, so gut waren Falkes Augen wieder nicht. Als er die 

Lider zusammenkniff, entdeckte er zwar einen zerwühlten 

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Streifen, konnte aber nicht mit Sicherheit sagen, was diese 
Spuren verursacht hatte. 

»Wir reiten nach Westen«, bestimmte Cochise. »Wenn wir 

auf die Weißen stoßen, müssen wir sie warnen.« 

Die Stimme des Häuptlings hatte ausdruckslos geklungen. 

Sicher war er nicht davon begeistert, daß wieder neue Siedler 
in sein Land zogen. Aber er wußte auch, daß er die Flut der 
Weißen nicht aufhalten konnte. 

Schweigend ritten die beiden Freunde nebeneinander her. Sie 

beobachteten wachsam die Spuren, die Umgebung, spähten 
immer wieder ins freie Land hinunter. 

Endlich erreichten sie den Ort, an dem die Banditen verharrt 

hatten. 

»Wahrhaftig, ein Treck«, sagte John. »Du meinst, wir sollen 

uns diesen Menschen anschließen, Cochise? Ist es nicht besser, 
wenn wir uns hier verbergen und abwarten, was geschehen 
wird?« 

Der Jefe schüttelte den Kopf und erwiderte: »Bruder, die 

Wüstenwölfe greifen an. Ich weiß es. Die Menschen dort unten 
müssen gewarnt werden. Wir sind nur zu zweit, Falke, und wir 
können den weißen Banditen nicht so in den Rücken fallen, 
daß sie aufgeben.« 

Haggerty nickte. Er wußte, daß Cochise recht hatte. Und 

John mochte nicht zugeben, daß er seinem Freund das 
Mißtrauen der Weißen ersparen wollte. Denn ritten sie zu den 
Siedlern, würde gerade ein Apache mit Feindschaft betrachtet 
werden. 

Cochise preßte dem Pinto die Hacken in die Weichen. Das 

gescheckte Pferd schritt ohne Zögern auf den Hang zu. In 
weiten Zickzackbögen leitete der Häuptling sein Tier hinab. 

John trieb den Grauen an. 
Während der Falke ins Tal hinabritt, beobachtete er die 

Siedler. Die Menschen wirkten müde, wie nach einer großen 
Anstrengung. Sicher waren sie froh, diesen Lagerplatz erreicht 

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zu haben. Es gab Schatten, genügend Gras für die Ochsen und 
Mulis und Wasser. 

Daß sie in eine Falle gelaufen waren, ahnten die 

Auswanderer nicht. 

John schätzte sie als Farmer, als Ackerbauern ein, als er nahe 

genug gekommen war. 

Auf einmal wirkten die müden Menschen zwischen den 

Wagen angespannt. Sieben, acht versammelten sich, starrten zu 
den beiden Fremden hinüber, hielten Schrotflinten schußbereit. 

Cochise zügelte seinen Pinto und hob die Linke. John ließ 

sein Tier weitergehen. Als er den Kopf wandte und über die 
Schulter zurückblickte, sah er, daß der Jefe ihm in zwei Längen 
Abstand folgte. 

»Halt!« rief ein älterer Mann, dem das grauweiße Haar bis 

auf die Schultern fiel. 

»Ihr bleibt in dieser Entfernung, Fremde«, befahl er. »Wir 

sind keine Kämpfer, aber wir müssen Frauen und Kinder 
schützen. Sie, Mister, sehen wie eine harte Nummer aus. Ich 
frage mich, warum Sie mit 'nem Apachen durch die Gegend 
reiten.« 

Offenes Mißtrauen schwang in diesen Worten mit. 
Haggerty lächelte, zeigte seine leeren Hände und erwiderte: 

»Mister, wenn Sie mehr wissen wollen, muß ich näher 
kommen. Meine Papiere stecken in meiner Jacke. Und ehe sie 
etwas Unbesonnenes unternehmen, sollten Sie sich diese 
Papiere ansehen.« 

Langsam, mit deutlichen Bewegungen, griff Haggerty in 

seine Jacke und zog die Unterlagen hervor, die von General 
Howard unterschrieben waren. Darin wurde bestätigt, daß John 
Haggerty im Auftrag der Kavallerie, im Auftrag des 
Oberkommandierenden des Südwestens handelte. Gleichzeitig 
wurden alle militärischen Befehlshaber angewiesen, die 
Wünsche des Scouts zu befolgen. 

»Ich heiße John Haggerty«, rief der ehemalige Chiefscout. 

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»Vielleicht hat einer von euch schon von mir gehört. Neben 
mir reitet Cochise, der Häuptling aller Apachen. Ihr solltet 
wissen, daß Cochise für den Frieden eintritt. Schickt jemand 
herüber, der die Papiere holt.« 

Die Männer redeten erregt aufeinander ein. Cochise, diesen 

Namen kannte jeder Weiße im Südwesten. Aber kaum ein 
Bleichgesicht hatte den obersten Führer der Apachenstämme je 
selbst gesehen. 

Ein untersetzter Mann von vielleicht zwanzig Jahren stapfte 

näher. Die Greenerflinte hatte er zurückgelassen. Der Bursche 
wirkte offen und ehrlich, wie ein Mann, der bedächtig seinen 
Weg geht. 

Flaggerty musterte ihn und wußte, daß dieser 

Menschenschlag den Südwesten prägen würde. Nicht die 
Glücksspieler und Goldsucher waren es, die für das neue 
Territorium arbeiteten. Nein, es waren die Ackerbauern, die 
Siedler, die sich eine Heimstatt schaffen wollten. Sie bildeten 
die Grundlage der weißen Bevölkerung. Und sie mußten in 
Frieden mit den Apachen zusammenleben. Aber der Weg 
dorthin war noch weit und schwer. 

John übergab dem jungen Mann die Unterlagen. Der 

marschierte zurück, gab dem Grauhaarigen die Papiere, die der 
Mann entfaltete und langsam las. 

Schließlich musterte er prüfend den ehemaligen Scout und 

den hünenhaften Indianer und lächelte. 

»Ich bin Abe Prendergast«, sagte der Ältere, »kommt an 

unsere Feuer.« 

Zugleich mit John saß Cochise ab. Sie führten ihre Pferde an 

den Zügeln weiter. 

»Wah, die Weißen sind seltsame Menschen«, murmelte der 

Häuptling. »Sie haben dich doch gesehen, mich auch. Und 
doch mußten sie erst das sprechendes Papier lesen, ehe sie uns 
willkommen hießen. Was sagt ein Papier über einen Mann aus? 
Sagt es mehr, als in seinem Gesicht steht, in seinen Augen, 

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Falke?« 

John lächelte flüchtig und erwiderte: »Die meisten Weißen 

lassen sich von beschriebenem Papier mehr beeindrucken, als 
von einem Menschen selbst.« 

»Das ist falsch«, erwiderte Cochise. »Das Papier kann sich 

nicht wehren, gegen das, was ein schlechter Mensch 
aufschreibt. Und andere Bleichgesichter glauben dann, daß 
dieser schlechte Mann gut ist. Der große Geist hat die 
Gedanken deiner Rasse mit einem Wirbelsturm 
durcheinandergebracht, Falke.« 

John konnte nicht mehr antworten. Und er war froh darüber. 

Denn er hätte keine Worte gefunden, um die Art der Weißen zu 
rechtfertigen. Vielleicht lag es an der völlig anderen Kultur 
seiner Rasse, und irgendwie ahnte Haggerty, daß der Weg der 
Apachen, der Weg aller Indianer eigentlich besser war. 

»Mr. Prendergast«, sagte John, »wir danken Ihnen. Wir sind 

nicht gekommen, um ein paar kostenlose Mahlzeiten zu 
ergattern. Wir wollen Sie warnen.« 

Die übrigen Männer drängten sich dichter um die beiden 

Fremden, blickten Cochise scheu an und warteten auf die 
Erklärung. 

»Dieser Treck wird überfallen werden«, sagte Haggerty 

gelassen. »Der Jefe und ich sind hinter einer Bande weißer 
Halunken her. Sie metzelten eine Horde Mimbrenjos nieder. 
Die Spuren führen in diese Berge hier. Wir fanden einen toten 
Armeescout und die Fährten von fünf Pferden. Diese Reiter 
haben euch beobachtet.« 

Haggerty sah deutlich, daß den Siedlern die Furcht im 

Nacken saß. Er bezweifelte, daß diese Menschen sich mit 
Klauen und Zähnen verteidigen würden. Am liebsten wären sie 
wohl umgekehrt oder hätten sich irgendwo verkrochen. 

John sah Cochise an. Der Jefe blickte die Weißen 

gleichmütig an, achtete nicht auf die ängstlichen Blicke, die er 
spürte. 

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»Es sind weiße Banditen«, sagte Haggerty eindringlich. »Sie 

werden im Morgengrauen, während der Dämmerung angreifen. 
Fahrt die Wagen zu einer Burg zusammen. Die Deichseltiere 
müssen innerhalb des Kreises bleiben. Wir helfen euch, den 
Angriff abzuschlagen. Oder wollt ihr etwa aufgeben? Es gibt 
keine Sicherheit für euch. Dazu ist der Treck zu unbeweglich.« 

Abe Prenderast fing sich als erster. Er winkte mit der Hand, 

und Cochise und John folgten ihm zu einem Feuer. 

Ein junger, schmal gebauter Bursche hockte nach Cowboyart 

auf den Hacken und stocherte in einem Topf, der auf drei 
Steinen über der Glut stand. Das dunkle Haar fiel dem jungen 
Mann weit in den Nacken. 

»Das ist Olivia, meine Tochter«, sagte Abe. »Ihre Mutter war 

die schönste Mexikanerin, die ich je sah. Sie starb vor vier 
Jahren am Biß eines Kupferkopfs. Seitdem versorgt Olivia 
mich.« 

Geschmeidig stand das Mädchen auf. Es war wie ein Junge 

gekleidet. Nur die sanften Rundungen unter dem karierten 
Hemd verrieten, daß der junge Mann in Wirklichkeit ein 
Mädchen war. 

»Wer sind die Fremden, Daddy?« fragte das Girl, nachdem 

es Haggerty und Cochise prüfend angeschaut hatte. 

Ihr Vater stellte die Besucher vor und sprach auch vom 

Überfall, den der Scout erwartete. 

Die dunklen Augen des Girls blitzten, als es rief: »Dann 

werden wir kämpfen! Wir sind von Animas weggezogen, um 
uns eine neue Heimat zu suchen. Wir lassen uns nicht von ein 
paar Halunken aufhalten!« 

Haggerty lächelte anerkennend. 
Selbst der Jefe nickte Olivia freundlich zu und sagte kehlig: 

»Das Ziel, das sich ein Mensch setzt, muß er erreichen.« 

Olivia neigte den Kopf. 
Selbst Cochise verschmähte nicht die Pfannkuchen, die das 

junge Mädchen gebacken hatte. Sie waren mit Kräutern gefüllt 

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und schmeckten dem Jefe. 

Nach dem Essen erzählte Prendergast, daß sie alle aus 

Animas im Osten stammten. Dort war der Boden zu karg. Mehr 
als vier Ernten hatte er nicht hervorgebracht. Westlich von 
Tombstone, am San Pedro River, gab es gutes Land für 
Farmer. Die Schollenbrecher hatten ihre Parzellen eintragen 
lassen, wie es das Heimstättengesetz vorsah. 

Im Verlauf des Abends entwickelte Haggerty mit den 

Siedlern seinen Abwehrplan. 

Allmählich erloschen die Feuer. Im Licht des Mondes 

schoben die kräftigen Männer die Wagen eng zusammen, 
klappten die Deichseln hoch, so daß kaum Zwischenraum 
blieb. 

Die meisten Siedler fanden nur schwer Schlaf. Sie waren 

aufgeregt, dachten fortwährend an den Kampf, der sie morgen 
erwartete. 

Cochise und Haggerty erwachten, noch ehe im Osten der erste 
graue Schimmer über den Horizont glitt. Der Chief huschte 
davon, nachdem er Johns Arm kurz berührt hatte. Haggerty 
wußte, was der Apache vorhatte. Er wollte so dicht wie 
möglich an den Bergwald schleichen und lauschen. 

Besorgt blickte Haggerty nach Osten. Die goldenen 

Lichtspeere der Sonne stachen bereits in das Dunkel der Nacht. 

Die Dämmerung zog auf. Wo blieb Cochise? 
Angestrengt spähte John zum Bergwald hinüber. Nichts 

rührte sich dort. Und doch spürte der erfahrene Mann, daß die 
Gefahr bereits zwischen den Bäumen lauerte. 

Ein Körper rollte unter einem Conestoga durch. Geschmeidig 

stand der großgewachsene Apache auf und trat neben 
Haggerty. 

»Falke, es sind zwanzig Männer«, sagte der Jefe halblaut. 

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»Sie reden nicht. Ihr Plan steht also fest.« 

John nickte und murmelte: »Sie kommen in breiter Linie von 

den Bergen herab, denke ich. Die Flankenreiter galoppieren 
weiter und umzingeln das Lager. Sobald der Ring geschlossen 
ist, feuern die Kerle aus allen Rohren. Ja, so wird es ablaufen, 
mein Bruder.« 

Der Häuptling war zum gleichen Ergebnis gekommen. 

Haggerty huschte von Wagen zu Wagen und weckte die 
Männer. Sie alle umklammerten ihre Flinten. Einen Karabiner 
besaßen die wenigsten. 

John überlegte sich, daß dies eigentlich gut war. Denn mit 

weittragenden Waffen würden die Verteidiger die Halunken 
auf zu große Distanz halten. Und aus der Deckung der Bäume 
heraus wäre es den Banditen leicht möglich, einen Siedler nach 
dem anderen zu erledigen. 

»Laßt sie herankommen«, befahl Haggerty den Ackerbauern. 

»Wenn die Kerle noch fünfzig, sechzig Yard entfernt sind, 
brennt ihr eure Flinten ab. Ich gebe das Kommando. Sobald ihr 
meine Winchester hört, blast ihr den Halunken das Schrot um 
die Ohren. Die zweite Ladung verwahrt ihr euch, verstanden?« 

Die Männer nickten. Ihre Gesichter wirkten ernst. Sie waren 

alle nur Schollenbrecher, unterdrückten aber ihre Furcht. Sie 
wollten kämpfen, ihr Leben, das ihrer Frauen und Kinder 
verteidigen. 

Cochise und John sahen zu, wie sich die Verteidiger 

verteilten. 

Olivia Prendergast schleppte eine Parkerflinte und eine 

Winchester zur anderen Seite der Wagenburg. 

Und nun begann das Warten, das an den Nerven der Männer 

zerrte. 

Und dann kamen sie. 
Die Pferde rutschten über den Hang, stemmten die 

Vorderbeine in den Boden, um die Schußfahrt abzubremsen. 
Zwanzig Männer rissen ihre Tiere herum. Sie jagten auf die 

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Wagenburg zu. Die Flankenreiter trieben ihre Pferde an, die in 
stumpfem Winkel davongaloppierten. 

Der Angriff erfolgte so, wie es sich John und Cochise 

gedacht hatten. 

Ein Dutzendmal krachte es metallisch, als die Siedler ihre 

Flinten spannten. 

»Abwarten!« rief John laut und scharf. »Erst schießen, wenn 

ich feuere! Die Schrotladungen müssen wie ein Bleihagel 
wirken!« 

Erst jetzt hörten die Menschen in der Wagenburg das 

Hämmern der Hufe. Bisher war es durch den weichen 
Waldboden gedämpft worden. 

»Verdammt, wir müssen schießen!« brüllte einer der Siedler 

nervös. »Sie überrennen uns, feuert doch!« 

Haggerty preßte die Lippen zusammen. Es war noch zu früh. 
»Warten!« schrie er. 
Noch hundert Yards, noch achtzig, siebzig, und nun jagten 

die Banditen Kugel um Kugel aus den Läufen. Ein Bleigewitter 
fetzte durch die Planen der Conestogas. Die Geschosse 
zertrümmerten Hausrat, Wasserfässer, zwei Mulis brachen 
zusammen, und einer der Zugochsen röhrte wie ein 
tollgewordener Brasadastier, dem eine Klapperschlange am 
Hals hing. 

John riß die Winchester hoch und feuerte. Der Schuß 

peitschte. Die Kugel fegte einen Angreifer aus dem Sattel. Der 
Mann blieb mit dem Fuß im Steigbügel hängen, wurde 
mitgeschleift. 

Und eine Sekunde später donnerten die Flinten. 
John wurde völlig taub. Er hörte nicht einmal mehr die 

Schüsse seiner Winchester, spürte nur am Ruck der Waffe, daß 
er feuerte. 

Die Schrotladungen fegten mit verheerender Wirkung 

zwischen die Halunkenhorde. Pferde stiegen hoch, drehten 
sich, warfen ihre Reiter ab. Drei, vier Tiere brachen zusammen, 

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katapultierten ihre Reiter aus den Sätteln. 

Haggerty und Cochise schossen nicht mehr. Sie beobachteten 

den Wirbel aus Tieren und Menschen vor der Wagenburg. Fünf 
Reiter rissen ihre Pferde herum, ließen die Gäule im 
gestreckten Galopp auf die Deckung des Bergwaldes zujagen. 

Auf der anderen Seite der Wagenburg dröhnten die Flinten 

ein zweites Mal. John sprang auf, rannte hinüber. Denn ehe die 
Siedler geladen hatten, konnten die überlebenden Halunken die 
Wagen erreicht haben. Nur ein Mann mit einer Winchester 
vermochte diesen Angriff abzuhalten. 

Ein Gewehr peitschte in rasender Folge. 
Olivia, dachte John, sie hält die Kerle nieder. 
Haggerty jagte im Zickzack zwischen den unruhigen Ochsen 

und den Mulis durch. Die störrischen Biester hatten die Ohren 
angelegt und die hornigen Lippen zurückgezogen. Die 
Maultiere spürten Angst, Todesangst, witterten den Blutgeruch 
des verletzten Zugochsen, den ihrer toten Artgenossen. 

Und John hatte alles Pech der Welt. 
Er sah Olivia. Sie stand auf einer Deichsel, beugte sich weit 

vor, feuerte, und als sie eine neue Patrone ins Lager hebelte, 
geschah es. 

Wie ein großer Schatten jagte ein Pferd vorbei. Blitzschnell 

beugte sich der Reiter aus dem Sattel, packte zu, und im 
nächsten Moment wurde das Mädchen durch die Luft gezerrt. 

Haggerty brüllte vor Wut, wich einem Muli aus und spürte 

plötzlich einen eisenharten Schlag in seinem Rücken, der ihm 
die Luft aus den Lungen trieb und die Tränen des Schmerzes in 
die Augen steigen ließ. 

Schlaff fiel John zu Boden. Keuchend rang er nach Luft, 

versuchte, den stechenden Schmerz in seinen Lungen zu 
überwältigen. Endlich kam Haggerty wieder auf die Beine, 
hetzte zur Lücke, in der Olivia gestanden hatte, und sprang auf 
die Deichsel. 

Der Reiter war bereits zwei Dutzend Pferdelängen entfernt. 

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Er hielt sein Tier im Galopp. Olivias schwarzes Haar flatterte 
im Reitwind. John riß die Winchester an die Schulter, zielte 
genau, senkte den Lauf, wollte auf das Pferd schießen, und gab 
schließlich resignierend auf. 

Es war zu gefährlich, viel zu gefährlich. Die Chance für das 

Mädchen stand zehn zu eins gegen sie. Verwundete Haggerty 
den Halunken nur, konnte er Olivia immer noch töten. Stürzte 
das Pferd, war es möglich, daß sie sich das Genick brach. 

Nein, John durfte nicht feuern. 
»Hurra!« brüllten die Männer und Frauen des Trecks. 
Sie hatten gesiegt, den Angriff der Wüstenwölfe 

abgeschlagen. Die einfachen Schollenbrecher hatten es 
wahrhaftig fertiggebracht, eine Horde wilder Halunken in die 
Flucht zu schlagen. 

Haggerty lud sein Gewehr auf. Er blickte zu den Bergen. Das 

Grün der Baumkronen glänzte im Sonnenlicht. 

Cochise ging auf seinen Freund zu. Das Gesicht des Jefe 

wirkte ernst. John las Besorgnis im Blick des Häuptlings. 

»Da lebt ja noch einer!« rief einer der Siedler. 
Der Jefe wirbelte herum, blickte zwischen zwei Wagen 

durch, und feuerte sofort. Ein Mann, der schwankend 
davonlaufen wollte, brach zusammen. 

Die Weißen starrten den Apachenchief an, als sei er ein 

Mörder. Cochise lächelte etwas bitter und sagte kehlig: 
»Tollwütige Wölfe müssen sterben, Bleichgesichter. Vergeßt 
ihr, daß sie euch töten wollten?« 

Abe Prendergast marschierte auf Haggerty und den Jefe zu. 
»Danke!« rief der grauhaarige Mann, »ohne eure Hilfe hätten 

wir es nicht geschafft. Wir haben sie abgeschlagen. Aber wo ist 
meine Tochter? Ist sie etwa verwundet? Sie ist schon immer 
wild gewesen, wie ein Junge;« 

Haggerty stellte das Gewehr auf den Boden und stützte sich 

mit beiden Händen auf die Mündung. 

»Abe«, sagte John ernst, »ich habe gesehen, was mit Ihrer 

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Tochter geschah. Sie lebt, ist unverletzt.« 

»Aber?« fragte Prendergast mit unsicherer, schwankender 

Stimme. 

»Einer der Halunken hat sie mitgeschleppt«, erwiderte 

Haggerty leise. 

Dem grauhaarigen Mann fiel die Flinte aus der Hand. Er 

starrte John an, blickte zu Cochise und sah schließlich zu den 
Bergen hinüber. 

»Heiliger Himmel«, flüsterte der Siedler, »sie ist verloren. 

Dieser Preis ist zu hoch.« 

Cochise nickte Haggerty zu und sagte leise in der Sprache der 
Apachen: »Falke, ich folge den Kojoten. Wir müssen erfahren, 
ob sie sich geschlagen geben.« 

»Gut, mein Bruder«, erwiderte John. »Laß dich nicht sehen.« 
Der Chief lächelte flüchtig, warf dem Weißen die Winchester 

zu und huschte zwischen zwei Conestogas durch. Ein paar 
Siedler traten zur Lücke, sahen ihm nach, suchten den 
Apachen, entdeckten aber keine Spur mehr von Cochise. 

Vier Auswanderer waren verletzt. Aber keine Verwundung 

war ernst. Nur Streifschüsse versorgten die Frauen. 

Der angeschossene Ochse mußte geschlachtet werden. Die 

Kugel hatte ein paar Sehnen und ein Gelenk zertrümmert. Das 
Tier konnte nicht mehr im Joch marschieren und einen Wagen 
ziehen. 

Innerhalb kurzer Zeit herrschte geschäftiges Treiben in der 

Wagenburg. Wasserfässer wurden ausgebessert, Planen 
zusammengenäht, drei Halbwüchsige reinigten die Flinten und 
luden sie auf. 

Haggerty stieg auf einen der Wagen und öffnete die Plane so 

weit, daß er die Bergkette überblicken konnte. Obwohl er mit 
keinem weiteren Angriff rechnete, blieb er aufmerksam. 

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Cochise war bereits seit zwei Stunden verschwunden. John 

machte sich keine Sorgen um den Häuptling. Er war ein Mann 
seiner Welt, und kaum ein Weißer vermochte den Jefe zu 
überlisten. 

Prendergast lenkte sich durch Arbeit ab. Doch immer wieder 

hielt er inne und blickte zu den Pedregosa Mountains hinüber. 

John blieb ruhig. Er suchte immer wieder den Bergwald mit 

seinen Blicken ab, entdeckte jedoch nichts, das auf Gefahr 
hinwies. 

Seinem Gefühl nach war eine, weitere Stunde vergangen, als 

er sah, wie sich kniehohes Gras für zwei Sekunden bewegte. 
Kein Wind strich über die Gegend. Die Hitze der Sonne lag 
drückend auf den Menschen und Tieren. Lediglich der nahe 
Bergwald milderte die Wärme etwas. Gespannt behielt John 
die Stelle im Auge, an der sich das Gras bewegt hatte. Alles 
blieb still. Nichts wies darauf hin, daß dort ein Lebewesen war. 

Auf einmal richtete sich Cochise dicht vor den Conestogas 

auf. Lächelnd sprang der Häuptling über eine Deichsel und 
ging zu John. 

»Ich habe dich gesehen«, sagte Haggerty. »Wirst du 

unvorsichtig?« 

»Du solltest sehen«, erwiderte der Jefe, »damit du nicht an 

einen Angriff dachtest.« 

Abe Prendergast entdeckte den Häuptling, ließ die drei 

Männer und ihre Frauen einfach stehen, mit denen er 
gesprochen hatte, und rannte herbei. 

»Was ist mit Olivia?« fragte der Siedler. 
Der Jefe sah ihn ernst an. 
»Sie lebt, ist unversehrt, weißer Mann«, erwiderte Cochise. 

»Elf Männer leben noch. Drei von ihnen sind leicht verwundet. 
Sie haben beraten. Deine Tochter liegt gefesselt in einer 
Hütte.« 

Prendergast wischte sich mit dem Ärmel über die 

schweißnasse Stirn und atmete schwer, wie nach einer großen 

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 63

Anstrengung. 

»Sie lebt«, widerholte er dumpf, »wie lange noch, 

Häuptling? Was hast du gehört? Was haben die Halunken vor? 
Greifen sie wieder an?« 

»Sie wollen deine Tochter gegen eure Wagen eintauschen«, 

sagte der Jefe hart. »Werdet ihr zustimmen?« 

Die Menschen schwiegen. Sie starrten den grauhaarigen 

Mann an, der so etwas wie ihr Anführer war. 

»Natürlich stimmen wir zu«, rief einer der anderen Siedler. 

»Aber es muß sicher sein, daß Olivia heil zurückkehrt.« 

Cochise lächelte leicht. Ihm gefiel, daß diese Weißen hier 

zusammenhielten, keinen der ihren im Stich ließen, wie das so 
oft bei den Bleigesichtern geschah. 

»Wirst du helfen?« fragte Abe Prendergast langsam den 

Häuptling. »Haben wir überhaupt eine Chance?« 

Cochise nickte und erwiderte: »Ja, wartet, bis der weiße 

Wüstenwolf kommt und mit euch redet. Gebt nach, erfüllt die 
Forderungen. Falke und ich befreien deine Tochter, Grauhaar. 
Anschließend jagen wir den Rest des Wolfsrudels.« 

Haggerty blickte seinen Apachenbruder von der Seite her an. 

Der Häuptling hatte bereits einen Plan, das fühlte John. Aber 
zuvor mußten sie sich unauffällig absetzen. Die Banditen 
ließen den Treck sicher beobachten. Und es fiel auf, wenn zwei 
Reiter verschwanden. 

»Ihr habt uns nie gesehen«, sagte Cochise. »Niemand darf 

über uns reden. Den Angriff habt ihr allein abgeschlagen. Falke 
und ich verbergen uns, sobald der Bote der Banditen kommt. 
Ich will hören, was er fordert, ob alles so geblieben ist, wie ich 
es hörte.« 

Prendergast nickte. Er sah sich um. Seine Freunde und 

Gefährten hatten begriffen, was der Apachenchief vorhatte. Er 
wollte mit dem ehemaligen Scout aus dem Hinterhalt 
zuschlagen. Nichts durfte verraten, daß die Siedler noch Hilfe 
hatten. 

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 64

Zwei Männer sonderten sich von den anderen ab und 

blickten ständig zu den Bergen hinüber. 

Die Frauen kümmerten sich um die Kochfeuer. Es dauerte 

nicht lange, bis der Duft von Essen und Kaffee über den 
Lagerplatz zog. Prendergast bekam keinen Bissen hinunter. 
Cochise nahm dankend eine Pfanne voll geschmortes 
Ochsenfleisch an. John aß Bohnen mit Speck und trank eine 
Unmenge Kaffee, der stark, heiß und sehr süß war. 

»Sie kommen«, rief einer der Posten gedämpft. »Es sind 

zwei Kerle. Sie sind ihrer Sache sicher, sitzen normal in den 
Sätteln.« 

Cochise und Haggerty liefen zu einem der Wagen und 

schwangen sich auf die Ladefläche. 

»Zwei Männer, das ist schlecht«, sagte John. »Einer wird die 

Antwort der Siedler zu den Halunken bringen. Der andere 
bleibt hier, um die Ackerbauern zu überwachen, zu verhindern, 
daß sie Tricks vorbereiten. Was jetzt, Jefe?« 

Cochise lächelte fast grausam. 
»Ich werde ihn töten«, erwiderte der Häuptling. 
»Dann sind die Kerle gewarnt, mein Bruder«, sagte Haggerty 

besorgt. »Olivia und die Siedler haben die Folgen zu tragen. 
Nein, das geht nicht.« 

»Niemand wird wissen, wer ihn getötet hat«, sagte Cochise. 

»Mein Bruder mag mitgehen, wenn die Zeit gekommen ist.« 

Vergeblich zerbrach sich Haggerty den Kopf über diese 

rätselhaften Worte. Aber der Chief würde schon wissen, was er 
tat. Obwohl sie sich doch schon lange kannten und schätzten, 
verblüffte der Apachenführer den weißen Freund immer wieder 
mit neuen Listen und Tricks. 

»Hee, Treck!« brüllte einer der Banditen, »wir kommen 

näher. Schießt bloß nicht. Wenn ihr uns tötet, geht's dem Girl 
dreckig. Noch lebt sie, noch ist sie unversehrt. Denkt daran.« 

Prendergast kletterte auf den Kutschbock des Wagens, unter 

dessen Plane John und der Jefe hockten. 

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 65

»Kommt näher«, erwiderte der Grauhaarige, »was wollt ihr? 

Gebt das Mädchen frei. Es nutzt euch doch nichts.« 

Drei Pferdelängen vor der Wagenburg verhielten die beiden 

Kerle ihre Pferde. Die Halunken grinsten gemein. Beide 
wirkten sie wie hungrige Wölfe, besaßen sie die gleiche 
Ausstrahlung. Obwohl der eine ein Mexikaner war und sein 
Kumpan ein Weißer, ging von ihnen die gleiche 
Skrupellosigkeit und Lebensverachtung aus. 

»Also, hört genau zu«, sagte der Amerikaner, »ich sag's nur 

einmal. Ihr habt nur drei Minuten zum Überlegen, wenn ich 
fertig bin.« 

»Red schon!« fuhr Prendergast den Kerl an, »ehe ich mir's 

anders überlege und dich zur Hölle schicke.« 

»Denn seht ihr das Mädchen nicht lebend wieder«, erwiderte 

der Mexikaner, dem fettige Haare strähnig ins Gesicht hingen. 
»Und bevor unsere Freunde sie umbringen, werden sie noch 
eine Menge mit ihr anstellen.« 

Am liebsten hätte Prendergast dem schmierigen Kerl die 

Haut bei lebendigem Leib abgezogen. Aber es ging um seine 
Tochter, um Olivia. 

»Wir tauschen das Girl gegen eure Wagen ein«, sagte der 

Amerikaner. »Eine andere Chance habt ihr nicht.« 

Sekundenlang war es totenstill. 
»Wir verlieren alles!« rief eine Frau schrill. »Nein, das ist 

doch unmenschlich! Wo sollen wir hingehen? Wovon wollen 
wir leben?« 

Die Halunken grinsten breit, als sei dies alles ein mächtig 

großer Spaß. 

»Entweder das Mädchen heil zurück, oder eure Wagen«, 

erwiderte der Mex. »Nehmt ihr die Wagen, überfallen wir euch 
wieder. Und die schöne Senorita stirbt, nachdem wir unseren 
Spaß mit ihr hatten.« 

Prendergast saß auf dem Kutschbock des Conestogas wie 

unter einer drückenden Last und starrte auf das Bodenbrett. 

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 66

»Ihr fahrt die Wagen genau nach Süden«, erläuterte der 

amerikanische Bandit. »Sobald ihr die Grenze überquert habt, 
kommt ihr nach San Bernardino. Ein kleines Nest, in dem nur 
siebzig Menschen leben. Sie alle kennen uns, sind uns 
verpflichtet. Dorthin bringen unsere Freunde das Mädchen. 
Sobald die Wagen dort sind, bekommt ihr das Girl und könnt 
verschwinden. Ihr habt drei Minuten zum Überlegen.« 

»Eine Falle«, murmelte Haggerty kaum hörbar dicht an 

Cochises Ohr. »Die Halunken bringen die Siedler in Mexiko 
um.« 

Cochise nickte nur. Das hatte er vorhin verschwiegen, als er 

berichtete, was er bei den Banditen erlauschte. 

»Nein, so nicht«, sagte Abe Prendergast. »Ihr könnt die 

Wagen von uns übernehmen, hier. Fahren müßt ihr die 
Conestogas schon selbst. Und das Mädchen bringt ihr hierher. 
Damit sind wir einverstanden.« 

Die beiden Halunken betrachteten den grauhaarigen Siedler 

angewidert. 

»Ihr habt keine Wahl«, sagte der Amerikaner brutal. 

»Entweder läuft die Sache so, wie wir verlangen, oder 
überhaupt nicht.« 

Prendergast gab nach. 
»Also gut«, sagte er dumpf, »wir bringen die Wagen nach 

Süden. Wann fahren wir los?« 

Feixend streckte der Amerikaner die Hand aus und sagte zu 

dem schmierigen Mexikaner: »Zehn Dollar, Felipe, du hast, die 
Wette verloren.« 

Widerwillig rückte der Greaser zehn Bucks raus. 
Er sah die Siedler an und rief: »Henry hier bringt unseren 

Freunden die Nachricht, daß ihr einverstanden seid. Ich warte 
hier. Ihr solltet keine Gelegenheit bekommen, euch dreckige 
Tricks auszudenken. Ein paar von uns reiten mit dem Treck. 
Wer etwas versucht, bekommt 'ne Kugel zwischen die Augen.« 

Cochise und John hörten die Hufschläge des Pferdes, das 

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 67

seinen Reiter zu den Bergen zurücktrug. 

»Komm, Falke«, raunte der Jefe und glitt von der 

Ladefläche. 

Lautlos liefen die beiden Freunde in Deckung der Conestogas 
zur entgegengesetzten Seite der Wagenburg. Geschickt wie 
Wiesel wanden sie sich unter einem Fahrzeug durch, 
verschwanden im kniehohen Gras. 

Haggerty blieb dicht hinter Jefe. Der Häuptling schien kaum 

den Boden zu berühren, so schnell glitt er weiter. Verwundert 
sah John, daß Cochise auf ein sandiges Gebiet zukroch. Die 
Kristalle glitzerten im Licht der grellen Sonne. 

Der Sand mußte heiß, fast glühend sein. Was suchte der 

Apache dort? Haggerty dachte an Klapperschlangen und 
verspürte Unbehagen. Die Giftwürmer mußten doch von der 
Hitze so aufgewärmt sein, daß sie blitzschnell zubissen. 

»Warte hier, Falke«, murmelte der Chief, als sie unmittelbar 

vor dem heißen Sand lagen. 

Ehe John eine Frage stellen konnte, wieselte der Indianer 

weiter. Er huschte über den Sand, hinterließ kaum eine Spur. 
Und auf einmal klang das scharfe Rasseln von Hornklappern 
auf. Eine Schlange hatte ihren Feind entdeckt und warnte ihn. 

John hörte einen merkwürdigen Singsang. Cochise redete auf 

den Wurm ein, schien ihn beruhigen zu wollen. Entsetzt wollte 
sich Haggerty aufrichten, den Revolver ziehen, um den Freund 
zu schützen. 

»Ruhig, Schwester Schlange«, sang Cochise, und die Worte 

wurden von zischenden Lauten begleitet. »Schwester Schlange, 
du mußt deinem Bruder helfen. Der rote Mann braucht dich, 
kleine Schwester, er braucht deine Gefahr, dein Gift.« 

Wie ein Lied, ein äußerst merkwürdiges Lied, klangen die 

Worte des Häuptling. Abrupt verstummte das warnende 

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Rasseln der Klapperschlange. 

Haggerty lag wie gelähmt am Rand der Sandfläche. Was war 

geschehen? Hatte das Tier den Häuptling gebissen? 

Ein leises Zischen durchbrach die Stille. Haggerty hob den 

Kopf, sah gespannt zu den schwankenden Grashalmen hinüber 
und entdeckte Cochise. 

Der Jefe der Apachen glitt zurück. Beide Arme hielt er weit 

vorgestreckt. Eine ausgewachsene, kräftige Klapperschlange 
ringelte sich um die Hände des Indianers. Den Kopf hatte das 
Tier auf den nackten Unterarm gelegt. Es verhielt sich ganz 
ruhig, schien damit einverstanden zu sein. 

John hielt den Atem an. Cochise blinzelte seinem weißen 

Freund zu und lächelte überlegen. Stolz funkelte in den Augen 
des großen Jefes. Die Schlange nahm die Wärme des zweiten 
Menschenwesens auf, hob den Kopf, und die gespaltene Zunge 
schnellte aus dem Maul. 

Haggerty konnte nicht wegschauen. Fasziniert starrte er das 

hochgiftige Reptil an, das sich um Cochises Arm geringelt 
hatte. Ja, dachte der Weiße, die Apachen sind die Brüder der 
Schlangen. Wie die Giftwürmer stoßen sie zu, plötzlich aus 
dem Nichts, und sie bringen Tod und Verderben – wie die 
Schlange. 

Ein weiterer Gedanke zog Haggerty durch den Kopf, vage 

nur, und als er diese Bruchstücke zusammensetzte, erschrak er. 
Das war doch unmöglich! Das konnte doch nicht gutgehen. 
Cochise brachte sich in Lebensgefahr! 

»Bleib liegen, Falke«, murmelte der Jefe im gleichen 

Tonfall, mit dem er vor Minuten die Schlange angesprochen 
hatte. »Es wird alles nach dem Willen des großen Geistes 
geschehen. Wir Krieger kennen den Tod. Und er ist gleich mit 
dem Leben. Könnte sonst ein Mann in den Kampf ziehen? 
Wenn er an dieser Wahrheit zweifelt, vermag er nicht mehr zu 
kämpfen.« 

Haggerty verspürte ein Jucken im Nacken. Es wurde immer 

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 69

schlimmer, schien sich in die Haut, in sein Fleisch zu bohren, 
aber John  beherrschte sich. Er wußte, das die geringste 
Bewegung dem Freund den Tod bringen konnte. 

Endlich war Cochise außer Sichtweite. Als Haggerty sich 

kratzen wollte, war der Juckreiz verschwunden. Der ehemalige 
Scout zerbiß einen Fluch zwischen den Zähnen. 

Ab und zu schwankten die Grashalme. Lag es daran, daß der 

Jefe mit der Schlange nicht richtig über den Boden gleiten 
konnte? Oder wollte er seinem weißen Freund anzeigen, wo er 
sich befand? 

Haggerty zog die Beine an und setzte sich auf die Hacken. 

Mit gebeugtem Kopf suchte er den Mexikaner. 

Der Halunke war abgesessen. Er beschäftigte sich mit einer 

Zigarre, biß gerade die Spitze ab und spuckte das Tabaksende 
aus. Mit der linken Hand fingerte er in der Jackentasche herum, 
schien ein Schwefelholz zu suchen. 

Noch einmal schwankten die Gräser. Nun stand Cochise auf. 

Lautlos, geschmeidig wie eine Raubkatze, wuchs der 
muskulöse Mann aus dem Gras. 

Nichts warnte den Mexikaner. Er sah nicht die beinahe 

zärtlichen Bewegungen, mit denen Cochise die 
Klapperschlange von seinen Händen löste. 

Und eine Sekunde später flog das Reptil durch die Luft! 
Der schmierige Halunke brüllte erschreckt auf, ließ die 

Zigarre fallen, riß den Colt aus dem Halfter, wollte feuern. 

Die Klapperschlange hieb ihre Giftzähne in den Hals des 

Banditen. 

Deutlich sah John, daß sich die Augen des Schurken entsetzt 

weiteten. Er warf seinen Revolver weg, packte zu, zerrte am 
kräftigen Leib des Reptils und röchelte unverständliche Worte 
auf Spanisch. 

Das Tier öffnete die Kiefer, schnellte herum und hieb die 

Fangzähne in den Handrücken des Hundesohnes. Gellend 
kreischte der Greaser seine Todesangst heraus, drehte sich wie 

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 70

ein Kreisel um sich selbst. Plötzlich hielt er inne, fingerte am 
leeren Halfter herum, als er den über sechs Fuß großen 
Indianer sah. 

»Das ist dein Tod«, sagte der Jefe laut und hart. »Wölfe 

jagen wir mit vergifteten Pfeilen, Mörder. Und heute war mein 
Pfeil die Schwester Schlange. Du bist schon tot, Gelbhäutiger, 
du spürst, wie das Gift zu deinem Herzen kriecht. Es gibt kein 
Erbarmen für dich. Nicht für dich und nicht für deine 
Gefährten, die über die Krieger der Mimbrenjos den heißen, 
bleiernen Tod brachten. Dies ist meine Vergeltung, 
Gelbhäutiger. Ihr alle werdet sterben. So habe ich entschieden. 
Und ich bin Cochise, der Häuptling aller Apachen!« 

Felipe röchelte. Die Schlange war zu Boden gefallen, 

verschwunden. 

»Heilige Mutter Gottes von Guadeloupe, hilf mir!« brachte 

der mexikanische Bandit noch heraus, ehe er zusammenbrach. 

Sekunden später lag er regungslos vor seinem Pferd. Das 

Tier senkte den Kopf, nahm die Witterung auf und wieherte 
entsetzt. Es bockte wie ein Bronco, stieg hoch, durchfurchte die 
Luft mit den Hufen, prallte schwer auf den Boden und 
galoppierte davon, auf die Berge zu. 

Haggerty ging zu dem Jefe hinüber. Das Gesicht des 

Häuptlings wirkte kalt, abweisend und ausdruckslos. Er blickte 
auf die Conestogas des kleinen Trecks. Zwischen den Wagen 
schimmerten die Gesichter der Weißen. Angst stand darin, 
Furcht vor dem Unbekannten, vor der Grausamkeit der 
Indianer. Sie hatten miterlebt, wie Cochise einen Feind tötete, 
einen Schurken, der hundertfach den Tod verdient hatte. 

Und doch kroch ihnen die Angst in die Glieder. Sicher 

dachten sie an die Apachen. Die Krieger der Halbwüste 
konnten auf die gleiche Art sämtliche Weißen töten oder 
vertreiben. Nur das Wort des großen Chiefs hielt sie zurück. 

»Reiten wir, Bruder«, sagte Cochise zu Haggerty. »Drei 

Männer bringen die Tochter des Grauhaarigen in die Stadt der 

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Gelbhäutigen, die San Bernadino heißt. Ehe sie die Jacales aus 
Stroh und Lehm erreichen, werden sie sterben.« 

John lief auf die Wagen zu, übersprang eine Deichsel und 

holte die Pferde. Kaum eine Minute später galoppierten die 
beiden Tiere nach Süden. 

Cochise hatte die Führung übernommen. Er kannte das 

Dornbuschgebiet wie kein anderer. 

Der Pinto des Häuptlings bewegte die Beine wie eine 
Maschine. Unermüdlich stampften die Hufe. Die Pedregosa 
Mountains lagen weit zurück. 

Haggerty wandte sich im Sattel um. Das Grün des 

Bergwaldes war verschwunden. Wabernde Hitzeschleier 
schwebten über dem heißen Sand. 

Die mexikanische Grenze konnte nicht mehr weit sein. Aber 

was kümmerte einen Apachen diese Grenze, jene unsichtbare 
Linie, die von seinen Feinden auf einer Landkarte festgelegt 
worden war? 

John machte sich Sorgen. Er ahnte, wußte fast, daß Cochise 

sein Versprechen auf grausame Art einlösen würde. Durfte 
Haggerty das zulassen? Er war ein Weißer, wenn er auch den 
großen Führer der Indianer Freund nannte. Aber für John 
galten die Gesetze der Weißen. 

Nicht zum erstenmal geriet der ehemalige Scout in diesen 

Konflikt. Er wollte Frieden zwischen den beiden Rassen, 
zwischen den Eroberern und den Verteidigern. Aber manchmal 
kam der Friede nur nach den Bedingungen der Apachen 
zustande. 

Endlich zügelte Cochise seinen Schecken. Der Jefe deutete 

auf die große Sanddüne, die knapp eine Meile vor ihnen 
aufwuchs. 

»Dort, Falke«, sagte der Häuptling, »werden wir unsere Falle 

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 72

stellen. Dies ist der einzige Weg, auf dem die Mörder sicher 
nach Mexiko gelangen können. Und sie werden erleben, daß 
selbst dieser Weg nicht sicher ist.« 

John wischte sich mit der Hand den Staub aus dem Gesicht. 
»Was fangen wir mit Olivia an?« fragte er langsam. »Was 

geht überhaupt in San Bernadino vor?« 

Cochise lächelte sanft. Sein Plan stand fest. Der Falke durfte 

in der Endphase nicht mit dem Chief reiten. Entkamen einige 
der weißen Halunken, würde Cochise sie jagen, auf 
Apachenart. 

Der Häuptling wußte um Johns Gedanken. Er war ein 

Weißer, den Gesetzen der merkwürdigen Rasse verpflichtet. 
Jenen Gesetzen, die der Jefe für mehr als sonderbar hielt. Denn 
vor der Natur waren alle Menschen gleich. Ein Feind war ein 
Feind, und der Tod eines Mannes, eines Kriegers, erforderte 
den Tod des Mörders. So geschah es auch bei den Weißen, 
aber erst nach umständlichen Prozeduren. Und Indianer, 
Chinesen und Neger galten nach den Gesetzen der 
Bleichgesichter nicht als Menschen, nur die Weißen nahmen 
die eigenen Gesetze für sich in Anspruch. Sie durften 
ungestraft einen Menschen einer anderen Rasse töten. 

»Wir bringen die Tochter des Grauhaars in die Siedlung der 

Gelbhäutigen«, sagte der Jefe. »Sie wird dort auf ihren Vater 
und die Gefährten warten. Wir jagen die Wüstenwölfe, Falke. 
Sie begleiten die rollenden Jacales, und sie werden sterben.« 

Haggerty blickte zur gewaltigen Sanddüne hoch. Ein leichter 

Wind trieb Staubschleier über die geneigte Fläche des Hanges. 
Wie sollten sie dort ihre Falle aufstellen? 

Cochise schien die Gedanken seines Freundes zu ahnen. 
»Halte deinen Mustang dicht hinter meinem Tier«, sagte der 

Chief. »Dieser Sand ist wie Wasser, Falke. Er verschlingt alles, 
zerrt selbst Krieger und Ponys in die Tiefe.« 

Der Häuptling schnalzte mit der Zunge, und sein Pinto ging 

an. Behutsam setzte er Huf vor Huf. John blickte dem Apachen 

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 73

nach, dessen Pferd einen merkwürdigen Zickzack-Kurs 
einschlug. Nichts wies darauf hin, daß sich der Sand auf dem 
Weg des Mustangs von der Umgebung unterschied. Und doch 
wußte Haggerty, daß der Jefe seine Gründe hatte. 

Treibsand, dachte John. Cochise kennt die gefährlichsten 

Stellen, weicht ihnen aus. 

Der ehemalige Scout preßte seinem Grauen die Schenkel an 

den Leib. Das Pferd wieherte halblaut, zögerte und marschierte 
dann doch los. Mit leisem Rascheln rutschte der Sand in die 
Löcher, die unter den Hufen des Indianerponys entstanden 
waren. 

Nach sechs, sieben Schritten glitt der Graue zur Seite ab. 

Sein linker Vorderhuf versank. Erschrocken wieherte das Tier, 
stemmte die Beine in den Boden, zerrte, verspürte Widerstand 
und geriet an den Rand der Panik, als der saugende Boden das 
Bein nicht freigeben wollte. 

Cochise zügelte sein Tier, wandte sich um und blickte 

besorgt auf den Falken, der heftig am Zügel riß. Mit Gewalt 
bäumte sich der Graue auf. Das Vorderbein entglitt dem 
Treibsand, und nur dem Glück verdankte John, daß die Hufe 
auf sichere Stellen herabsausten. 

»Langsam, Falke«, rief der Häuptling, »wir haben Zeit. Laß 

deinen Mustang ausruhen. Er muß erst sicher werden, ehe du 
weiterreitest.« 

Es dauerte nur Sekunden, bis das Tier schnaubte. Haggerty 

hielt die Zügel locker in den Händen, ließ dem Pferd seinen 
Willen. Es tastete mit dem Vorderbein vor, zuckte zurück und 
setzte den Huf schließlich auf eine feste Stelle im trügerischen 
Sandboden. Schritt für Schritt marschierte der Graue voran. 
Und als er noch eine Länge von Cochise Schecken entfernt 
war, ritt auch der Häuptling weiter. 

Haggerty konzentrierte sich auf den Weg, machte sich im 

Sattel leicht, um dem Pferd den schwierigen Aufstieg zu 
erleichtern. Als sie die mächtige Düne zur Hälfte erklettert 

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 74

hatten, blickte John auf. 

Die unbeschlagenen Hufe der Indianerponys klangen anders 

als noch vor Sekunden. Fester Untergrund lag vor ihm. 

Cochise sprang ab, klopfte seinem Tier den Hals und wandte 

sich zu Haggerty um. 

»Die Pferde bleiben hier, Falke«, sagte der Jefe. »Ein 

Felsband unter dem Sand gibt ihnen genügend Halt.« 

Obwohl das Gestein von mindestens zwei Handbreit Sand 

bedeckt war, hörte Haggerty doch den veränderten Klang unter 
den Hufeisen, als der Graue den sicheren Boden erreichte. 
Aufatmend saß John ab. Er zog die Winchester aus dem 
Scabbard, hebelte die erste Patrone ins Lager und entspannte 
den Hahn wieder. 

»Wie geht es weiter, mein Freund?« fragte der Weiße. 

»Verschlingt uns der Treibsand der Düne, wenn wir 
hinaufklettern?« 

Cochise lächelte und schüttelte den Kopf. 
»Du erkennst den Weg, wenn du genau hinschaust«, 

erwiderte der Jefe. 

Haggerty kniff die Augen etwas zusammen. Das grelle 

Glitzern der Sandkristalle im Sonnenschein blendete ihn etwas. 
Die Staubschleier waberten über den Hang. Der heiße Wind 
brachte nicht die geringste Abkühlung mit. Er verminderte die 
Sicht, das war alles. 

Aber als sich John auf die Sandfläche konzentrierte, 

entdeckte er den Unterschied. Die dunkleren Stellen waren 
sicher. Dort hatte sich der Boden so gefestigt, daß ein Mann 
sein Gewicht darauf verlagern konnte. 

»Oben sind wir sicher«, behauptete der Häuptling. »Der Weg 

nach Süden führt direkt an der Düne vorbei. Wir greifen wie 
Apachen an, Falke, wie der Vogel, dessen Namen du trägst.« 

Haggerty nickte. Er war nicht begeistert. Sicher, die 

Halunken hatten das Mädchen mitgeschleppt, wollten es gegen 
die Wagen des Trecks eintauschen. Sie hatten eine Kugel 

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verdient, diese Wüstenwölfe. Aber lieber würde John die Kerle 
einfangen und vor einen Richter bringen. Doch das war wohl 
nicht möglich. Denn zwischen diesem Ziel und Haggerty stand 
Cochise, stand sein Schwur, die Mörder der Mimbrenjo-Horde 
zu töten. 

John blieb nur noch das Warten. Hatte der Chief falsch 

vermutet, zogen die Wüstenwölfe mit Olivia nicht hier vorbei, 
war der gesamte Plan gefährdet. 

Das Mädchen lag in einer der einfachen Hütten. Olivia war 
gefesselt und geknebelt. Die Lederriemen schnitten 
schmerzhaft in ihre Handgelenke. Der Knebel war ihr eigenes 
Halstuch, Gott sei Dank. Denn einen der schmutzigen Fetzen 
der Banditen hätte Olivia sicherlich nicht ertragen können. 

Sie zügelte ihren Zorn, die Wut. Noch immer schmerzte der 

Kopf. Der Griff des Halunken, mit dem er ihr schulterlanges 
Haar gepackt hatte, war eisenhart gewesen. Erst zwischen den 
Bäumen des Bergwaldes hatte der Kerl gemerkt, daß sie ein 
Mädchen war. Der Bandit konnte sich nicht beherrschen. Er 
hatte ihr üble Dinge ins Ohr geflüstert, ihr versprochen, sie 
laufen zu lassen, wenn sie ihm zu Willen war. Und kurz vor 
dem Lager hatte er seine Hand in Olivias Bluse geschoben, 
gierig die warme Haut betastet. 

Zwei Sekunden später hatte der Halunke vor Schmerz 

aufgebrüllt. Das Mädchen hatte ihre Zähne in seinen Arm 
gegraben. 

Der Schrei des Kerls hatte die übrigen Hundesöhne 

herbeigelockt. 

»Was treibst du da, Nat?« fragte ein hochgewachsener Mann, 

dessen wasserhelle Augen seltsam kalt wirkten. 

Der Bandit duckte sich unter dieser Stimme, schlenkerte den 

Arm und sagte widerwillig: »Ich hab das Girl geschnappt, als 

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wir abgeschlagen wurden, Boß. Vielleicht kann sie uns nützlich 
werden.« 

Der schlanke Anführer der Wüstenwölfe zog die Brauen 

zusammen, daß sie wie ein dicker Strich wirkten. Auf einmal 
lachte er laut. 

»Nat, du bist zwar ein Hohlkopf«, sagte der Boß, »aber du 

bist auch ein As, ein richtiges As. Wenn wir unsere Karten 
richtig ausspielen, gewinnen wir doch noch. Wäre schade, 
wenn uns so eine Beute durch die Lappen ginge.« Nat lachte 
zufrieden. Es kam selten vor, daß er gelobt wurde. Zumeist 
hackten die anderen auf ihm herum, weil er ziemlich langsam 
dachte, weil es mächtig lange dauerte, bis er begriff, was er tun 
sollte. 

Es dauerte nicht lange, bis Olivia als hilfloses Bündel in 

einer der Hütten lag. Sie krümmte sich, versuchte, in eine 
bessere Lage zu kommen, aber die Banditen hatten die 
gefesselten Handgelenke mit den Fußriemen verbunden. 

»Wir müßten rausfinden«, sagte einer der Halunken, »wer 

die beiden Winchesterschützen waren. Die Kerle konnten 
verdammt gut mit den Gewehren umgehen. Eigentlich sind sie 
es, die uns in die Knie gezwungen haben.« 

»Das Girl hat 'n Gewehr«, sagte einer der Banditen. 

»Vielleicht war sie eine der beiden.« 

»Redet nicht über Sachen, die vorbei sind«, sagte Bowson 

scharf. »Ist doch sinnlos, daß wir uns die Köpfe darüber 
zerbrechen. Wir haben das Mädchen. Und die Spinner vom 
Treck werden alles tun, damit sie wieder heil zurückkommt.« 

Ein paar Männer lachten rauh. Sie hatten offenbar begriffen, 

was ihr Anführer vorhatte. 

»Paßt auf, wir tauschen das Mädchen gegen die Wagen samt 

Ladung ein«, fuhr der Boß fort. »Zwei von euch reiten hin und 
reden mit den Schollenbrechern. Sie werden nicht so verrückt 
sein abzulehnen. Felipe und Brian, ihr reitet runter. Felipe 
bleibt beim Treck. Du paßt auf, daß sie keine Tricks versuchen. 

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 77

Brian, erzähle ihnen, daß sie nach San Bernadino fahren 
müssen. Dort tauschen wir das Mädchen gegen die Wagen. 
Versprich ihnen, daß sie anschließend davonmarschieren 
dürfen.« 

»Willst du die Narren wirklich laufen lassen?« fragte einer 

der Hundesöhne fassungslos. 

Jed Bowsons Gelächter belehrte ihn eines Besseren. 
»Wir sind doch nicht verrückt«, rief der Anführer der Horde. 

»Diese Spinner sausen doch sofort zum nächsten Ordensträger 
und hetzen ihn auf. Wir können keine Unruhe gebrauchen, 
Freunde. Also, ihr wißt Bescheid. Warum wohl sollen die 
Schollenbrecher nach San Bernadino fahren?« 

»Weil das unsere Stadt ist«, rief einer der anderen. »Weil die 

Mexe dort kuschen, wenn sie uns nur sehen.« 

»Na also«, erwiderte Bowson zufrieden, »und dort schicken 

wir die dämlichen Kerle zur Hölle. Die Town hat 'nen 
Stiefelhügel. Und die Greaser dort dürfen die Gräber 
schaufeln.« 

Olivia lag regungslos. Sie horchte angestrengt. Das Mädchen 

wußte, daß die Chancen für ihren Vater und die Nachbarn 
schlecht standen. Sie kannte diese Menschen gut, wußte, daß 
sie lieber ihre gesamte Habe ausliefern würden, als sie in der 
Gewalt der Banditen zu lassen. Und Olivia wußte auch, daß 
dies falsch war. 

Was aber sollte sie dagegen tun? 
Sie lag gefesselt in einer dreckigen Hütte, war nichts als ein 

Stück Tauschmittel, zwar ein Mensch, und noch lebendig, doch 
der Tod würde nicht lange auf sich warten lassen. 

»Nat, Henry und Brian bringen das Girl über die Grenze«, 

sagte der Anführer der Wüstenwölfe. »Sie muß San Bernadino 
lebend erreichen. Laßt sie unterwegs in Ruhe. Wir tauschen sie 
gegen die Wagen. Erst danach legen wir die Ackerbauern um.« 

Keiner der Banditen ahnte, daß Gochise jedes Wort hörte. 

Olivia dachte an den hochgewachsenen Haggerty und seinen 

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Freund, den Häuptling der Apachen. Diese beiden so 
verschiedenen Männer hatten sie vor dem Angriff der Banditen 
gewarnt, hatten die Verteidigung organisiert. Und diese beiden 
waren Olivias einzige Hoffnung. Sie ahnte, daß der Indianer 
und sein weißer Freund alles zu ihrer Befreiung unternehmen 
würden. Was aber konnten sie gegen diese wilde Horde 
ausrichten? 

Pferdehufe hämmerten über Gestein. Zwei Tiere verließen 

das Lager der Wüstenwölfe, die Boten der Halunken. 

Es dauerte lange, ehe Olivia erneut Hufschlag hörte. Brian 

kam zurück. 

»Alles klar, Boß«, rief er. »Die Schollenbrecher geben auf. 

Sie haben keine Ahnung davon, daß sie auf jeden Fall sterben 
werden.« 

»Okay, auf die Gäule«, sagte Jed Bowson. »Brian, bindet das 

Girl auf einen Gaul. Verschnürt sie so, daß sie dem Pferd auf 
keinen Fall die Absätze in die Flanken pressen kann. Sie darf 
nicht entkommen. Wir müssen sie in San Bernadino vorzeigen, 
sonst ist alles umsonst.« 

Schritte erklangen. Zwei Männer traten in das Halbdunkel 

der Hütte, bückten sich und rissen Olivia hoch. Sie bäumte sich 
auf, vergebens, denn die Fesseln hielten. 

Draußen blinkte die Klinge eines Messers im Sonnenlicht. 

Ein kurzer Hieb genügte, und die Fußfesseln fielen zu Boden. 
Sofort trat Olivia um sich. Die Kerle lachten höhnisch über ihre 
Versuche, packten sie roh mit harten Griffen und warfen sie 
auf ein Pferd. 

Es dauerte kaum eine Minute, bis das Mädchen fast unlösbar 

mit dem Tier verbunden war. Sie konnte nicht mal die Hände 
bewegen. Die Füße waren unter dem Bauch des Pferdes mit 
starken Rohlederriemen gefesselt, und die Hände schnürten die 
Halunken ans Sattelhorn. 

»Keine Zicken, verstanden?« sagte der Boß und musterte mit 

seinen wasserhellen Augen das junge Girl. 

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Olivia konnte nicht antworten. Noch immer war ihr Halstuch 

als Knebel in ihrem Mund. 

»Los, fort mit euch«, befahl Bowson. »Wir bewachen den 

Treck. Und wenn einer der Schollenbrecher einen Trick 
versucht, blasen wir ihn vom Kutschbock.« 

Hilflos saß das Mädchen im Sattel. Sie beugte ihren 

Oberkörper hinab, als das Pferd unter tiefhängenden Zweigen 
durchmarschierte. Die drei Bewacher wirkten aufmerksam. 
Unaufhörlich musterten sie ihre Umgebung. Nichts schien ihrer 
Aufmerksamkeit zu entgehen. 

Allmählich wuchsen die Bäume in größeren Abständen. 

Felsen und Sand schimmerte zwischen den Stämmen. Weder 
Gras noch Kräuter sah Olivia. Statt dessen ging das Grün in 
Dornbüsche, Kakteen, Yuccas und Mesquitesträucher über. Die 
Halbwüste begann. Heiß sengte die Sonne herab, ließ 
Hitzeschleier über die scheinbar endlose Sandfläche wabern. 
Und irgendwo in der Ferne, in der Nähe des Horizontes, 
glaubte Olivia himmelhohe Bäume und einen See zu sehen. 

Eine Luftspiegelung, weiter nichts, denn der heiße Sand 

erstreckte sich zahllose Meilen nach Süden. 

Keiner der drei Banditen sprach. Olivia ritt an zweiter Stelle. 

Die restlichen beiden Kerle hielten ihre Tiere jeweils etwas 
seitlich von ihr. Selbst wenn sie das Pferd antrieb, konnte sie 
nicht entkommen. 

Wieder dachte das Mädchen an Cochise. Der große, stolze 

Häuptling der Apachen, würde er sich überhaupt Gedanken um 
eine weiße Frau machen? War es nicht vielmehr so, daß er 
gleichgültig gegenüber ihrem Schicksal war? Olivia fiel ein, 
was John Haggerty erzählt hatte, als er sie vor der Bande 
warnte. Cochise hatte geschworen, die Wüstenwölfe zu töten. 
Er selbst wollte die Mörder zur Verantwortung ziehen und so 
dafür sorgen, daß kein offener Krieg zwischen Apachen und 
Weißen ausbrach. Er mußte also weiterkämpfen. Das Mädchen 
schöpfte Hoffnung. Vielleicht war ihre Chance doch nicht so 

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klein, wie sie noch vor Minuten geglaubt hatte. 

Der Chief lag dicht hinter der Kuppe im heißen Sand. Der 
Bogen, die Pfeile und die Winchester konnte er im Bruchteil 
einer Sekunde erreichen. Haggerty unterdrückte ein Stöhnen. 
Die Sonne brannte auf seinen Rücken. Das Hemd klebte am 
Oberkörper. Salziger Schweiß lief unter dem Hut über Johns 
Gesicht. Er schloß die Augen, gönnte ihnen etwas Ruhe. Die 
grelle Sandfläche blendete ihn. »Falke, mein Bruder«, sagte der 
Jefe, »ich habe dir erzählt, daß ich den weißen Banditen den 
Tod geschworen habe.« 

Haggerty murmelte zustimmend. Er wandte den Kopf, 

blickte den muskulösen Häuptling von der Seite her an. 

»Du weißt, was das bedeutet«, fuhr Cochise fort. »Sie 

müssen sterben. Es gibt kein Erbarmen für die Mörder der 
Mimbrenjos. Ich kenne deine Gedanken, Falke. Du mußt das 
Gesetz des weißen Mannes vergessen. Dies ist Apachenland, 
und hier gilt mein Gesetz, das der Stämme. Wenn du nicht 
mitreiten kannst, so gehe zurück zu den Jacales deines 
Volkes.« 

Cochises Stimme hatte hart geklungen. Haggerty erwiderte 

nichts. Er wußte, daß er den Häuptling nicht umstimmen 
konnte. John hoffte nur, daß die Banditen schnell starben, 
durch eine Kugel oder einen Pfeil. 

»Ich reite mit dir, so weit ich kann«, erwiderte der ehemalige 

Scout. »Wir kämpfen für den Frieden, Bruder. Es ist Irrsinn, 
für den Frieden töten zu müssen.« 

»Manchmal glaube ich, daß deine Rasse verrückt ist«, sagte 

Cochise nach langer Zeit. »Warum lebt ihr nicht mit der Natur? 
Warum lebt ihr gegen sie, gegen all das, was vom großen Geist 
einst geschaffen wurde?« 

Haggerty seufzte. Er wußte selbst nicht, was die Weißen 

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immer wieder antrieb, warum sie weiterzogen und hinter jedem 
neuen Hindernis das gelobte Land erhofften. 

Cochise zischte leise und hob den Kopf. Haggerty öffnete die 

Augen ganz vorsichtig, damit sie sich wieder an das grelle 
Licht gewöhnten und blickte über die Kuppe der Düne. 

»Vier Mustangs kommen«, murmelte der Jefe und deutete 

mit dem Kinn nach Norden. 

John rechnete nach. Elf Banditen hatte Cochise in ihrem 

Lager gezählt. Der Mexikaner war tot, gestorben am Gift der 
Klapperschlange. Wenn jetzt vier Reiter näher kamen, so 
begleiteten drei Halunken das Mädchen. Blieben sieben 
Männer, die den Treck überwachten. 

Nun hörte auch Haggerty den Hufschlag. Der ehemalige 

Scout legte den Hahn der Winchester zurück. 

»Falke, diese Männer gehören mir«, sagte Cochise hart. 
John nickte nur. Er würde erst dann eingreifen, wenn einer 

der Kerle feuerte. 

Minuten später entdeckte er vier Punkte im Norden. Die 

Pferde gingen im Schritt. Hufschlag war nicht mehr zu hören, 
denn die Tiere hatten eine Sandfläche erreicht. 

Cochise zog drei Pfeile aus dem Lederköcher. Die Reiter 

kamen näher. 

An zweiter Stelle ritt das Mädchen. Es war gefesselt, so 

verschnürt, daß es keinen Fluchtversuch wagen konnte. Die 
beiden restlichen Bewacher hielten ihre Tiere seitlich hinter 
ihm. 

Besorgt sah John den Häuptling an. Würde er mit seinen 

Pfeilen schnell genug sein, sicher genug? Schaffte es einer der 
Halunken, noch den Revolver zu ziehen, würde Olivia 
Prendergast sterben. 

»Wann?« hauchte Haggerty. 
»Wenn sie unter uns sind«, erwiderte Cochise. 
Er zog die Beine an den Körper, grub die Zehen in den Sand, 

um ihn zu verdichten, um sicheren Stand zu bekommen, wenn 

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er aufsprang. 

»Jetzt!« 
Der Häuptling schnellte hoch. Der erste Pfeil sirrte hinab, der 

zweite lag auf der Sehne. Der vorderste Reiter kippte langsam 
aus dem Sattel. 

Der zweite Pfeil jagte hinab, traf den Mann links von Olivia. 

Er brüllte seine Todesangst, seinen Schmerz heraus. Der letzte 
Mann riß den Colt aus dem Halfter. 

Haggerty hob die Winchester, feuerte in dem Moment, als 

sich Cochises dritter Pfeil in die Brust des Mannes grub. 

Er wurde durch die Kugel, den doppelten Einschlag, aus dem 

Sattel geworfen. 

»Olivia!« brüllte John, »wir sind Cochise und Haggerty. 

Verhalten Sie das Pferd dort. Wir kommen sofort!« 

Als die beiden Freunde zu ihren Tieren liefen, hörte John das 

Rauschen mächtiger Flügel. Er sah hoch. Drei Geier flogen 
heran, umkreisten die Düne, reckten die häßlichen Köpfe, 
spähten hinab. 

»Langsam, Falke«, sagte der Jefe. »Vergiß den Sand nicht. 

Das weiße Mädchen kann noch eine kurze Zeitspanne warten.« 

Im Schritt marschierten die Tiere die gefährliche Sanddüne 

hinab. 

Unten gab Haggerty seinem Grauen die Zügel frei. Er 

galoppierte los, als gelte es ein Rennen zu gewinnen. Cochise 
ließ seinen Pinto im Schritt folgen. 

Plötzlich wieherte ein Pferd. Hufschlag klang auf. In 

rasender Karriere jagte Olivias Tier in die Dornbuschwüste 
hinein. 

Haggerty riß am Zügel. Er war sicher, daß der Jefe sofort 

reagierte. Cochise brachte seinen Schecken in Galopp. Der 
Mustang streckte sich, zog mühelos an dem Grauen vorbei. Der 
wilde Ritt dauerte kaum eine Minute. Der Häuptling jagte 
neben dem gefesselten Mädchen her, beugte sich zur Seite und 
packte den Zaum des nervösen Tieres. Mit eiserner Kraft 

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zwang der Apache das Pferd in den Schritt zurück. 

Haggertys Grauer galoppierte heran. John sprang ab, zog das 

Messer aus dem Gürtel und zerschnitt Olivias Fesseln. Sie 
nahm den Knebel aus dem Mund und atmete erleichtert. 

»Danke«, sagte sie krächzend, »danke, Cochise. Ich 

verdanke dir und Mr. Haggerty mein Leben.« John löste die 
Wasserflasche vom Sattelring und reichte sie dem Girl. Olivia 
trank gierig Schlucke, wischte sich über die Lippen und holte 
tief Luft. 

»Es ist aber noch nicht zu Ende«, sagte sie nun mit klarer 

Stimme. »Ihr wißt doch sicher, daß die Banditen mich gegen 
unseren Treck eintauschen wollen.« 

John nickte nur und schraubte die Canteen zu. 
»Sie wollen alle töten«, fuhr Olivia fort und starrte Cochise 

an. »Alle, in San Bernardino.« 

Der Chief lächelte hart. Seine schwarzen Augen wirkten kalt 

und glanzlos, als er sagte: »Wir wissen das, junge Squaw. Ich 
habe gehört, was die Mörder beschlossen. Ich war in der Nähe, 
als sie ihren Plan machten.« 

»Helft ihr?« fragte das Mädchen mit zitternder Stimme. 
»Natürlich«, erwiderte John, »Cochise und ich sind nur aus 

diesem Grund unterwegs. Kommen Sie, wir reiten nach San 
Bernardino. Ich möchte wissen, welche Macht die Halunken 
dort haben.« 

Der Jefe starrte in die Dornbuschsteppe. Er schien überhaupt 

nicht mehr wahrzunehmen, daß er nicht allein war. 

»Falke«, sagte er in der Sprache der Apachen, »diese Stadt 

ist böse. Wir kennen sie. Die Apachen bekommen dort für das 
Geld der Weißen manchmal Waffen, öfter aber das brennende 
Wasser, das den Kopf schwer macht. Drei Männer in San 
Bernardino handeln mit den Apachen. Es sind Weiße, keine 
Gelbhäutigen. Ich glaube, diese drei Männer kennen die 
Bande.« 

Haggerty schob den Hut in den Nacken, wischte sich mit 

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dem Hemdärmel den Schweiß von der Stirn und musterte den 
Häuptling, dessen Gesicht verschlossen wirkte. 

»Es gibt bestimmt viele Dinge, die ich auch nicht weiß, die 

ich vielleicht nie erfahren werde«, sagte John. »Aber sag mir, 
mein Bruder, braucht ihr diese drei Männer?« 

Cochises Augen funkelten wild, als er scharf sagte: »Nein, 

wir brauchen sie nicht. Es ist gut, wenn sie sterben, denn sie 
vergiften die jungen Krieger mit dem Schnaps der Weißen. 
Gewehre bekommen wir auch anderswo. Reiten wir, Falke.« 

Sie nahmen Olivia in die Mitte und ließen die Pferde nach 

Süden traben. 

Die Pferde schnaubten, als Cochise seinen Pinto zügelte. 
Südöstlich ragten kahle Berge auf. Der Chief streckte die 
Rechte aus, deutete auf das silbern glitzernde Band eines 
Flusses. 

»Kurz vor diesem Wasser liegt die Stadt der Gelbhäutigen«, 

sagte der Apache. »Siebzig Menschen leben dort. Aber nur drei 
sind für uns wichtig, Falke. Sie heißen Mortimer Snade, Louis 
Grant und Dick Cavett. Sie wohnen in einem Haus neben der 
Bodega. Du erkennst es sofort, denn es ist ein Store. Sei 
vorsichtig, Falke. Diese Männer sind gefährlich und 
hinterhältig.« 

Verwundert schaute Haggerty seinen Freund an und fragte: 

»Reitest du nicht mit?« 

»Nein, ich dringe von der anderen Seite in die Stadt ein. 

Diese Männer kennen mich. Sehen sie uns zusammen, sind sie 
gewarnt. Gebt mir Vorsprung, ehe ihr reitet.« 

John nickte unzufrieden. Er hielt Cochises Plan für schlecht. 

Andererseits bildete ein Kämpfer wie der Häuptling eine 
großartige Reserve im Hintergrund. 

»Was unternehmen die übrigen Menschen dort, wenn ich die 

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drei Männer nach Bowson frage?« wollte John wissen. 

Der Jefe lächelte verächtlich und erwiderte: »Sie haben 

Angst. Sie stinken vor Angst, Falke.« 

Der Chiricahua schnalzte mit der Zunge. Nach ein paar 

Schritten griff der Pinto weiter aus. Cochise verschwand 
zwischen ein paar hoch aufragenden Orgelpfeifenkakteen. 

Olivia schüttelte leicht den Kopf und sagte: »Es ist 

schrecklich, Mr. Haggerty. Warum geschehen solche Dinge? 
Warum sind die Menschen so schlecht? Wir nehmen doch 
niemandem etwas weg, wollen uns doch nur ein neues Leben 
aufbauen, ein Leben in Frieden.« 

Haggerty wußte keine Antwort auf diese Fragen. Einige Zeit 

später ließ er den Grauen losmarschieren. 

»Bleiben Sie neben mir«, sagte er zu dem Girl. »Sobald es 

gefährlich wird, bleiben Sie zurück. Wir haben Sie nicht 
gerettet, damit Sie nun in eine böse Auseinandersetzung 
geraten und vielleicht noch verwundet werden.« 

Eine halbe Stunde später erreichten sie die ersten 

Adobehäuser der kleinen Ansiedlung. Vor langer Zeit waren 
die Mauern einmal weiß gestrichen gewesen. Nun erinnerten 
nur noch Spuren an Farbe. Diese Stadt wirkte zu still auf John. 
Mißtrauisch schaute er sich um. 

Vielleicht hielten die Bewohner immer noch ihre Siesta. 

Aber John glaubte nicht so recht daran. Er witterte Unheil. 
Irgendwas schwebte über den Gebäuden, hing zwischen den 
Häusern. Die Ahnung der Gefahr verdichtete sich in Haggerty. 

Er wußte nicht, daß die Menschen in dieser Stadt 

grundsätzlich jeden Fremden mißtrauisch beobachteten. Sie 
alle besaßen keine reine Weste. Die nahe Grenze verleitete 
jeden Mann zum Schmuggeln. 

Die Bodega hatte geöffnet. Das Nebenhaus wies sogar ein 

Schaufenster aus Glas auf. Alle möglichen Dinge lagen dort 
aus. Vom Kochtopf bis zum Dolch gab es dort alles zu kaufen. 

John preßte die Lippen zusammen. Er dachte an die 

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ermordeten und ausgeraubten Mimbrenjos. Die Wüstenwölfe 
mußten ihre Beute verkaufen. Dieser Store hier schien 
sämtliche Waren übernehmen zu können. 

»Sie warten draußen«, sagte Haggerty zu Olivia. »Ich 

erkundige mich nach Bowson.« 

Sein Gesicht wirkte kantig, als er absaß. Das Mädchen 

blickte dem breitschultrigen Mann nach, der geschmeidig wie 
eine Raubkatze die drei Stufen zur Ladentür hinaufging. 

Als er sie aufstieß, schepperte eine Glocke. John marschierte 

zum einfachen Tresen und schaute sich um. Niemand war zu 
sehen. 

Im Hintergrund schwang eine Tür auf. Ein vierschrötiger 

Mann betrat den Verkaufsraum, musterte den Kunden und 
runzelte die Stirn! Haggerty schien ihm nicht zu gefallen. Aber 
das beruhte auf Gegenseitigkeit. Denn sie hatten wohl beide 
sofort erkannt, daß sie auf verschiedenen Seiten des Zaunes 
standen. 

»Was soll’s denn sein, Mister?« fragte der Storekeeper, 

dessen Gesicht auf einem Steckbrief sehr gut ausgesehen hätte. 

»Eine Auskunft«, erwiderte John. »Kennen Sie einen 

gewissen Bowson?« Der Vierschrötige musterte Haggerty 
lange und gründlich. »Und wenn?« fragte er. »Dann möchte 
ich wissen, ob Sie mit ihm Geschäfte machen«, sagte der 
ehemalige Scout. 

»Was geht Sie das an? Sie sind hier in Mexiko, und kein 

verdammter Ordensträger aus den Staaten darf blöde Fragen 
stellen.« 

Haggerty lachte leise und erwiderte: »Ich bin kein Mann des 

Gesetzes, Mister. Kennen Sie Bowson?« 

»Scheren Sie sich zum Teufel«, rief der Storekeeper scharf. 

»Es geht Sie feinen Dreck an, ob ich Jed Bowson kenne und 
mit wem ich Geschäfte mache, verstanden? Und jetzt raus 
hier!« 

»Sie verkaufen auch schlechten Schnaps an die Apachen, 

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nicht wahr?« fragte John gelassen. »Schnaps und Waffen und 
Munition. Und das gefällt mir überhaupt nicht, Mann.« 

Der massige Kerl schnellte zurück, verschwand zwischen 

zwei Regalen. Haggerty packte seinen Colt. Irgendwo in dem 
schummerigen Licht knackte es metallisch. 

»Kerle wie dich brauchen wir hier nicht«, sagte der 

Storekeeper. »Du hast nur eine Chance, Mister. Verschwinde 
sofort aus San Bernardino. Zehn Sekunden gebe ich dir, keine 
mehr. Hast du innerhalb dieser Zeit den Laden nicht verlassen, 
schieße ich dich mit der Flinte in Stücke.« 

»Wer bist du? Snade, Grant oder Cavett?« wollte John 

wissen. »Was geht's dich an?« 

»Ich möchte gern wissen, wem ich gleich eine Kugel 

verpasse«, sagte Haggerty hart. 

Nach dem letzten Wort sprang er zur Seite, stieß sich ab und 

schnellte zwischen die nächsten beiden Regale. Die 
Schrotflinte des Kerls dröhnte wie ein kleines Feldgeschütz. 
Das Bleibündel riß ein Loch in den Fußboden. Lange 
Holzspäne ragten an den Rändern auf, wie die Stacheln eines 
Igels. 

Haggerty huschte weiter und glitt um die hintere Seite des 

linken Regals. In der nächsten Reihe mußte der Kerl lauern. 
Sicherlich hatte er im zweiten Lauf noch eine Ladung Schrot 
bereit. 

Ein Luftzug warnte John. Er wirbelte herum, sah die 

Silhouette einer Gestalt im Lichtviereck der Hintertür und das 
orangerote Mündungsfeuer. Haggerty drückte ab. Der 
heimtückische Schütze brüllte vor Schmerz, ließ seinen Colt 
fallen und rannte davon. 

Blech klapperte, Waren fielen aus dem Regal, und die 

Doppelmündung der Flinte schob sich heraus. 

John ließ sich fallen, rollte dicht an das Gestell und feuerte 

durch eine Lücke zwischen den Vorräten schräg nach oben. 
Abermals donnerte die Flinte. Die Schrote rissen im nächsten 

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Regal ein Loch in einen Sack. Getrocknete Bohnen rieselten 
heraus, rauschten auf den Boden. 

Haggerty sprang auf, rannte um seine Deckung herum und 

blieb stehen, als er den vierschrötigen Mann im Gang sah. Der 
Storekeeper lag auf dem Rücken und starrte mit leerem Blick 
gegen die Decke des Ladens. Der Mann war tot. 

Der zweite Mann alarmiert seinen Kumpan, dachte John. Er 

lud den Revolver auf und lief zur Hintertür. Ein paar Sekunden 
blickte er in die grelle Helligkeit hinaus, um seine Augen an 
das Licht zu gewöhnen. Endlich rannte er los, hetzte mit langen 
Sprüngen über den Hof und warf sich in einer Ecke mit 
Gerümpel hinter ein paar Kisten. 

Nichts, kein Schuß fiel, alles blieb ruhig. 
Aus leicht zusammengekniffenen Augen musterte Haggerty 

den Hof. Der Kämpfer wußte, daß er den zweiten Kerl 
verwundet hatte. Und da entdeckte John die Blutspur. Sie 
führte zu einer Brettertür, die in der Rückwand der Bodega 
war. 

Der ehemalige Scout lief geräuschlos zwischen den beiden 

Gebäuden durch, erreichte die Straße und blickte sich 
mißtrauisch um. Olivia saß noch im Sattel des Pferdes. Sie 
starrte auf den Store. 

Haggerty glitt weiter, schlug den Türvorhang zurück, der im 

Eingang der Bodega hing, und betrat den Raum. 

Hinter einem gemauerten Tresen stand ein Mexikaner. Sein 

Gesicht glänzte vor Schweiß. Er grinste mühsam, setzte zum 
Sprechen an und brachte erst beim zweiten Versuch 
verständliche Worte heraus. 

»Tequila, Senor?« fragte der Wirt. 
»Nein. Wo ist der Mann, der durch die Hintertür kam«, sagte 

John scharf. »Raus mit der Sprache, Senor, ehe ich es dir 
rausprügele.« 

Entsetzt verdrehte der Kerl die Augen und rief: »Hier ist 

niemand außer Ihnen reingekommen, Senor Americano, 

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niemand! Und schon gar nicht durch die Hintertür.« 

Haggerty huschte ein paar Schritte weiter, trat zur Seite und 

blickte auf den Boden. 

»Und das Blut hier«, sagte der Kämpfer, »das stammt wohl 

von einem Huhn, das Sie gerade geschlachtet haben, wie?« 

»Heilige Madonna«, kreischte der Wirt, »diese drei Männer 

sind gefährlich. Ich sage nichts, ich weiß nichts, Senor. Gehen 
Sie, verlassen Sie mein Haus. Ich habe nichts damit zu tun.« 

John folgte der Blutspur und entdeckte im Hintergrund des 

Raumes eine schmale Treppe. Auf jeder Stufe sah Haggerty 
Blut. Grimmig stieg er hinauf. Verharrte lauschend vor einer 
Tür, unter der ein Luftzug durchwehte. Langsam streckte John 
die Linke aus, legte die Hand gegen die Bretter und stieß jäh 
die Tür zurück. 

Ein Revolver wummerte. Drei, vier Kugeln jagten durch die 

Öffnung. Haggerty ließ sich fallen. 

Irgendwo hämmerten Pferdehufe. 
Eine Winchester peitschte scharf, und im nächsten Moment 

flog ein Revolver durch die Luft. 

Cochise, dachte Haggerty, der Jefe hat den Kerl vom Dach 

geschossen. Trotzdem blieb er vorsichtig, stieß sich ab und 
schnellte durch die Türöffnung auf das flache Dach der 
Bodega. 

Erst als John an den Rand trat, sah er den Toten. Er lag auf 

dem Hinterhof. 

Aufatmend lief Haggerty wieder in den Gastraum, beachtete 

den zitternden Wirt nicht und ging ins Freie. 

Olivias Gesicht wirkte bleich. Sie zeigte nach Norden und 

sagte: »Ein Mann, Mr. Haggerty. Er rannte aus dem Store, lief 
dort hinüber und kam mit einem Rappen wieder aus dem 
Stall.« 

John hörte ein Geräusch, wirbelte herum, aber es war nur der 

Wirt. 

»Das war Senor Cavett«, sagte der immer noch schwitzende 

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Wirt. »Wenn er mit seinen Freunden, den amerikanischen 
Banditen, zurückkommt, lassen sie hier die Hölle los.« 

Haggerty hätte am liebsten laut geflucht. Einer der Kerle war 

entkommen. Trieb er sein Pferd genau nach Norden, stieß er 
bald schon auf den Treck. Der Bursche mußte alles gehört 
haben, was John im Store gefragt hatte, mußte das Mädchen 
gesehen haben. Und dann war Bowson gewarnt. 

Cochise ritt offen in San Bernardino ein. 
Der Wirt schrie auf, drehte sich um und hetzte davon. Er 

kannte den Jefe der Chiricahuas und ahnte nun auch, wer der 
Weiße war. Denn nur ein Mann ritt gemeinsam mit Cochise 
durch das Land: sein Freund Falke. 

»Ich hole mir den dritten Kerl«, sagte Haggerty grimmig. »Er 

darf die anderen nicht warnen. Kommt er durch, hängt das 
Leben der Siedler nur an einem seidenen Faden. Bleib hier, 
Cochise, paß auf Olivia auf.« 

Der Häuptling nickte und lenkte seinen Schecken zur Seite. 

Haggerty saß auf und trieb sein Tier an. Er galoppierte nach 
Norden. 

Die Umgebung wirkte trostlos. Grün waren nur die Saguaro-
Kakteen. Längst hatte die Sonne die Blüten vernichtet, die wie 
durch ein Wunder nach der Regenzeit aus dem Boden brachen 
und die Wüste in einen bunten Teppich verwandelte. 

Sand, Klapperschlangen, Gilatiere und Krötenechsen 

beherrschten das Gebiet. Der Luchs und die Kaktuskatze 
streiften auf der Suche nach Beute umher. In der Dämmerung 
ließ der Kaktuskauz seinen unheimlichen Ruf ertönen. 

Haggerry machte sich im Sattel leicht. Der Graue war den 

ganzen Tag marschiert. Hoffentlich reichte seine Kraft aus, um 
den dritten Halunken zu erwischen. 

Weit vor sich sah John einen Punkt. Der Rappe des letzten 

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Mannes wirkte wie ein Fleck auf dem grellen Sand. 

»Los, lauf!« brüllte Haggerty seinem Pferd in die Ohren. 
Schnaubend holte der Graue Luft, streckte sich und legte 

noch einmal all seine Kraft in den Galopp. 

Cavetts Rappe verschwand hinter einer Bodenwelle, die sich 

quer durch die Halbwüste zog. Tumbleweed-Büsche rollten 
träge im schwachen Wind. 

Der Graue wurde langsamer, denn die Steigung war mit 

kniehohem Sand bedeckt, der zäh herabrieselte. Haggerty 
verhielt das Tier auf der Anhöhe und blickte nach Norden. 

Felsen ragten vor ihm auf, vielleicht eine Meile entfernt. Der 

schwarze Gaul verschwand zwischen zwei Geröllhaufen, 
tauchte förmlich in die enge Lücke ein. 

John starrte lange auf das unübersichtliche Gebiet. Cavett 

konnte sich dort auf die Lauer legen, seinen Verfolger aus dem 
Hinterhalt abknallen. Zwischen dem zerklüfteten Gestein fand 
er hundert Deckungen. 

Egal, ich muß ihn erwischen, dachte Haggerty. Warnt er 

Bowson, sitzen wir alle in der Klemme. Die Halunken haben 
die Menschen des Trecks in der Gewalt. Damit können sie 
Cochise und mich erpressen. Wir müssen nachgeben, wenn der 
Halunkenboß damit droht, die Siedler zu töten. Zwei Männer 
sind zuwenig, um das zu verhindern. 

John wünschte sich eine Rotte Chiricahuas an seiner Seite. 

Sechs Krieger würden genügen, um die Banditen zu 
überwältigen. 

Er lächelte spöttisch über sich und seine Gedanken. Die 

Kämpfer des Stammes lagerten weit im Nordwesten, in den 
Dragoon Mountains. Haggerty war auf sich allein gestellt. 

Er trieb den Rappen an. Mehr rutschend als gehend 

überwand das Tier den Hang, erreichte den Felsenboden und 
trabte an. Hart tackten die Hufeisen über das Gestein, ein 
Geräusch, das Haggerty vorzeitig verraten konnte. 

Er besaß keine Lappen oder Säcke, mit denen er die Hufe 

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umwickeln konnte. Also achtete er nicht weiter auf den Lärm, 
konzentrierte sich auf die schrundigen Felsmassive, die vor 
ihm aufragten. Irgendwo zwischen diesen Brocken lauerte Dick 
Cavett. Er mußte doch damit rechnen, verfolgt zu werden. 

Zwei Längen vor der Lücke, in der vor Minuten Cavetts 

Rappe verschwunden war, hieb John seinem Tier die Absätze 
in die Flanken. Es schnaubte empört, sprang mit einem 
mächtigen Satz in die Öffnung, und der Reiter duckte sich im 
Sattel. 

Der erwartete Schuß blieb aus. Aufmerksam suchte John die 

Felswände mit seinen Blicken ab. Er gab schnell auf, denn 
überall lagen Steinhaufen, boten Höhle und Spalten zahllose 
Verstecke. 

Auf einmal verspürte Haggerty den heißen Atem der Gefahr. 

Er riß die Winchester aus dem Sattel. Ein Schuß peitschte, und 
der Graue brach seufzend in die Knie. Für zwei Sekunden 
starrte John auf das Loch im Schädel seines Pferdes. 

Haggerty zog die Füße aus den Steigbügeln, sprang mit 

einem gewaltigen Satz aus dem Sattel und rollte über den 
Boden. Mit letztem Schwung erreichte er eine Steinsäule, die 
ihn zumindest nach vorn deckte. 

Zwei Männer lachten höhnisch, lachten laut und siegessicher. 

Und dieses Gelächter klang hinter John auf. 

Aus, dachte er, verspielt. Sie haben auf mich gewartet. Die 

Kerle waren schon in der Nähe, als Cavett diesen Trail nahm. 

»Okay, du Narr, laß das Gewehr fallen und schnall ab«, 

befahl ein Mann. »Versuchst du einen Trick, jagen wir dir 'ne 
Kugel ins Bein.« 

Haggerty stand langsam auf, warf die Winchester in den 

Sand und öffnete die Schnalle des Waffengurtes. John wußte, 
daß er keine Chance hatte. Die beiden Halunken hockten in 
sicherer Deckung. Selbst wenn er einen erwischte, blieb dem 
anderen immer noch Zeit, ihn auszuschalten. 

»Gut so, und jetzt das Messer«, befahl der Sprecher wieder. 

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 93

Auch die Klinge fiel in den Sand. »Fünf Schritte weiter, auf 

den Trail«, rief ein anderer Mann. »Wir kümmern uns gleich 
um dich.« 

Hufschlag klang vor Haggerty auf. Der Rappe trabte 

zwischen verwittertem Gestein hervor. Der Mann im Sattel 
grinste breit, zeigte seine schwärzlichen Zähne. 

»Ja, das ist der Bastard, der Mortimer und Louis umgelegt 

hat«, rief der Reiter laut. »Was machen wir mit ihm?« 

»Jed entscheidet das«, erwiderte einer der Halunken. 
John sah abschätzend zu seinen Waffen hinüber. Mit zwei 

Sprüngen konnte er Winchester oder Colt erreichen. 

»Laß es sein, Mann«, riet Dick Cavett, »du bist schneller in 

der Hölle als du hüpfen kannst.« 

Es dauerte nicht lange, bis die beiden anderen Kerle hinter 

ihrem Gegner angelangt waren. John wandte den Kopf. Er 
hatte die Männer nie zuvor gesehen. 

Der eine, ein schlanker, mittelgroßer Kerl, stieß einen 

schrillen Pfiff aus und rief: »Da haben wir ja einen guten Fang 
gemacht. Wißt ihr, wer das ist? John Haggerty, der 
Apachenfreund. Er kriecht mit Cochise durch den Südwesten 
und mischt sich in alles ein, was ihn nichts angeht. Bowson 
wird zufrieden sein.« 

Cavetts Gesicht verzerrte sich zu einer Maske der Furcht. 
»Wo Haggerty ist, lauert der verdammte Häuptling auch in 

der Nähe«, stieß der Halunke hervor. 

Er sah sich wie gehetzt um, hob die Winchester an die 

Schulter. 

»Wer weiß, ob nicht schon ein Dutzend Rothäute darauf 

warten, uns den Skalp abzuziehen.« 

»Mann, hast du die Hose voll«, erwiderte einer der anderen 

verächtlich. »Die roten Stinker haben unseren Gewehren nichts 
entgegenzusetzen. Wir knallen ihnen heißes Blei in die Bäuche, 
wenn sie kommen, verlaß dich drauf, Cavett.« 

Haggerty unterdrückte ein Grinsen. Diese Kerle hatten noch 

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nie ernstlich gegen Apachen gekämpft. Griffen die Horden an, 
so gab es für Burschen wie sie kein Entkommen mehr. 

»Haggerty, zieh deine Stiefel aus«, befahl der größere der 

beiden Männer. 

»Und die Socken«, fügte der andere mit gemeinem Grinsen 

hinzu. »Du wirst nämlich Spazierengehen.« 

John verspürte einen Anflug von Furcht. Barfuß durch den 

heißen Sand, das konnte tödlich sein. Ein Gilatier brauchte nur 
in den nackten Fuß zu beißen, und es war um John geschehen. 
Klapperschlangen, Giftstacheln von Sträuchern, scharfe Felsen, 
all diese Dinge waren lebensgefährlich. Nicht umsonst trugen 
selbst die Apachenkrieger eine Art Stiefel, die bis unter die 
Knie reichten. 

»Los, sonst mußt du angeschossen laufen«, sagte Cavett. 
Haggerty zerrte sich Stiefel und Socken von den Füßen. Als 

er sich aufrichtete, zischte ein Wurfseil durch die Luft. Ehe 
John sich wegducken konnte, spürte er die Schlinge um seinen 
Hals. Ein harter Ruck, schneidender Schmerz, und John lag auf 
dem Boden. 

Wieselflink fesselten ihm die Halunken die Hände auf dem 

Rücken. 

»Hoch mit dir, du Wüstenratte«, rief einer der Burschen. 

»Wenn du nicht schnell genug bist, schleifen wir dich über den 
Boden.« 

Stiefel, Socken und Waffen des ehemaligen Scouts blieben 

liegen. 

Cavett knotete das Ende des Seils um sein Sattelhorn. Der 

Rappe ging los, fiel in leichten Trab, und John rannte. 

»Ein kluger Junge, was«, sagte einer der Banditen. 
»Scheint zu klug gewesen zu sein«, erwiderte sein Kumpan. 

»Bald hockt er beim Teufel auf dem Bratrost.« 

Haggerty lief gleichmäßig, schonte seine Kraft. In einer Art 

lockerem Wolfstrab rannte er hinter dem Rappen her. Die 
beiden Halunken aus Bowsons Bande folgten in zwei oder drei 

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 95

Pferdelängen Abstand. 

Der Sand schien unter Johns Füßen zu glühen. Er sah ein 

breites Felsband. Vier armdicke Leiber schnellten dort hoch. 
Die Köpfe pendelten leicht hin und her. Gespaltene Zungen 
zuckten aus den Mäulern der Klapperschlangen, und das 
warnende Rasseln der verhornten Schwanzenden klang scharf 
und gefährlich. 

Die Halunken lachten laut, und einer rief: »Paß nur auf, 

wohin du deine Füße setzt, Apachenfreund. Sonst endest du als 
Fraß für die Geier.« 

»Ob jetzt oder später, das ist doch egal«, sagte sein Kumpan. 
»Du bist ein Narr, Nat«, erwiderte der andere. »Cavett 

flüchtet aus San Bernardino. Snade und Grant sind tot. Ein 
Mädchen ist mit Haggerty in die Town geritten. Sagt dir das 
nichts?« 

Nat schwieg eine Weile. Er schien ziemlich schwach im 

Denken zu sein. 

»Teufel noch mal«, rief er schließlich, »du meinst, daß die 

beiden das Girl befreit haben? Daß wir keine Chance mehr 
haben, den Treck zu kassieren?« 

»Genau, du Dummkopf«, erwiderte der andere. »Und 

vielleicht ist dieser Haggerty unsere einzige Chance. Aber das 
muß der Boß entscheiden.« 

Nach Johns Schätzung waren sie schon etwa eine Stunde 

unterwegs, als Cavett seinen Rappen zügelte. 

»Nach links, in die Schlucht rein«, rief der Bandit hinter 

John. 

Der zweite Mann trieb sein Pferd an und ließ es in die 

Mündung des Canyons galoppieren. Haggerty hustete, als er 
den aufgewirbelten Staub einatmete. 

Kaum fünf Minuten später kehrte Nat zurück und winkte 

ihnen. Dick Cavett ließ sein Tier wieder anmarschieren. John 
hörte das Grunzen der Zugochsen. Sie waren beim Treck 
angelangt. 

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Die Wagen standen in langer Reihe. Auf dem ersten 
Conestogasitz saß Abe Prendergast. Er versteifte sich, als er 
den Gefangenen der Halunken erkannte. 

Die Lippen des Grauhaarigen bewegten sich, ohne daß er 

einen Ton herausbrachte. Der Schock war ihm anzusehen. 

Prendergast rechnete mit dem Schlimmsten, mit Olivias Tod. 
»Keine Sorge, Mann«, rief Haggerty krächzend, »das Girl ist 

in Sicherheit. Schnappt eure Flinten und schießt die Kerle in 
Stücke!« 

Ehe die Siedler reagieren konnten, hielten die fünf Halunken, 

die an beiden Seiten des Canyons auf ihren Pferden saßen, die 
Gewehre in den Fäusten. 

»Wer 

sich 

rührt, 

wird 

erschossen!« 

brüllte ein 

hochgewachsener Kerl. 

John musterte ihn, sah dunkle Haare, wasserhelle Augen, die 

kalt und gefühllos wirkten. 

»Wer bist du, Mann?« fragte Jed Bowson den sechs Fuß 

großen Haggerty. »Bist du verrückt, daß du dich mit uns 
anlegst?« 

»Er ist John Haggerty«, rief einer der Bewacher, »und der 

verfluchte Apachenhäuptling kann auch nicht weit sein, Boß. 
Was tun wir?« 

Bowson fluchte, daß sich die Frauen der Siedler die Ohren 

zuhielten. 

»Umlegen?« fragte einer der Banditen und richtete die 

Mündung der Winchester auf John. 

»Nicht, du Narr«, befahl Bowson, »das muß ich mir erst 

überlegen.« 

Er blickte Cavett an und winkte ihn heran. John verstand 

kein Wort des Gespräches, aber er konnte sich vorstellen, was 
der Mann aus San Bernardino berichtete. 

Jed Bowson starrte seinen Feind an, blickte zu den 

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Conestogas und rang sich zu einem Entschluß durch. 

»Männer, wir müssen verschwinden«, rief er. »Am besten so 

weit nach Norden, daß uns die Apachen nicht folgen werden.« 

»Und der Treck? Die Beute?« brüllten seine Kumpane. 
»Verloren«, erwiderte Bowson knapp. »Hat keinen Sinn, 

wenn sich der Chief der Apachen einmischt. Der rote 
Hurensohn wartet in San Bernardino mit dem Girl. Wir haben 
nichts mehr in der Hand, um diese Schollenbrecher in die Ecke 
zu drängen.« 

Ein paar Sekunden blieb es still. Schließlich lachte der große, 

massige Nat gemein und rief: »Warum legen wir sie nicht 
einfach um und fahren mit den Wagen woanders hin?« 

Bowson schüttelte den Kopf und erwiderte: »Nein, Cochise 

ist das sicher egal, aber wir haben seinen weißen Freund. Der 
ist unsere Lebensversicherung. Wir nehmen ihn mit, bis in die 
Nähe von Tombstone. In der Stadt tauchen wir erst mal unter. 
Später verschwinden wir nach Norden.« 

»Und was machen wir mit dem Indianerfreund? Er stinkt 

selbst mächtig nach roter Haut, Boß.« 

Bowson grinste grausam und antwortete: »Wir werden sehen, 

Sam. Sammelt alle Waffen ein und werft sie auf einen Haufen. 
Vergeßt nicht, die Patronen rauszunehmen. Ich möchte keine 
Schrotladung in den Rücken bekommen, wenn wir 
davonsausen.« 

John sah Prendergast an. Der ältere Mann schien genug von 

allem zu haben. Er beugte sich langsam vor. Die Rechte tastete 
unter dem Kutschbock umher. Sicher lag dort die Schrotflinte. 

Es war sinnlos. Die Wüstenwölfe hielten ihre Waffen 

schußbereit in den Fäusten. Prendergast würde nur ein Blutbad 
verursachen, zog er seine Flinte heraus. 

»Laß es sein, Abe«, rief Haggerty scharf. »Gebt die Waffen 

ab. Es ist besser so. Fahrt nach San Bernardino. Cochise ist bei 
Olivia.« 

Prendergast richtete sich wieder auf, atmete schwer und stieß 

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 98

nach ein paar Sekunden hervor: »Das darf nicht sein, John. Sie 
haben meine Tochter gerettet, und nun wollen diese Kerle Sie 
umbringen. Oder glauben Sie, daß Bowson Sie in Tombstone 
laufen läßt?« 

»Halt's Maul, du alter Narr«, brüllte einer der Kerle. »Wir 

haben immer noch Zeit, dir 'ne Kugel zu verpassen!« 

»Abe, Cochise hat die drei Kerle niedergekämpft, die Ihre 

Tochter bewachten«, sagte John laut. »Gebt jetzt die Waffen ab 
und wartet, bis wir außer Sichtweite sind. Fahrt in die Stadt. Es 
gibt keinen Ausweg. Wenn Cochise dann erfährt, was geschah, 
ist es für mich sowieso zu spät.« 

Prendergast verriet mit keinem Wimpernzucken, daß er 

verstanden hatte. 

Langsam zog er die Greenerflinte unter dem Sitz hervor, 

klappte die Läufe auf und zog die Patronen heraus. Achtlos 
warf er sie hinter sich in den Wagen. Das Gewehr ließ er in den 
Sand fallen. 

»Ich frage mich«, sagte Dick Cavett auf einmal, »warum der 

Indianerfreund so vernünftig ist. Er kocht doch irgendwas aus. 
Ich habe schon gehört, daß Haggerty voller Tricks steckt.« 
John lachte rauh und erwiderte: »Natürlich, ich mache mich 
gleich unsichtbar und verschwinde, ihr Narren. Welche Tricks 
kann ich denn anwenden? Ich bin gefesselt, mit 'nem Seil um 
den Hals. Ein Ruck genügt, und ich liege mit dem Gesicht im 
Sand.« 

Bowson hatte es plötzlich eilig. Seine Männer sammelten die 

Waffen ein, entluden sie und warfen sie auf einen Haufen, drei 
Dutzend Pferdelängen vor Prendergasts Wagen. Rannten die 
Siedler wirklich zu ihren Flinten, mußten sie laden und 
zurücklaufen, um freies Schußfeld zu bekommen. Und dann 
waren die Banditen schon weit genug entfernt. 

»Zwei Mann packen den Kerl unter die Arme«, befahl 

Bowson. »Wir brauchen einen Vorsprung. Später darf er 
wieder laufen.« 

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Wachsam behielten die Banditen die Siedler im Auge. Zwei 

Kerle ritten neben John, beugten sich aus den Sätteln und 
packten zu. John schwebte mit den nackten Füßen einen halben 
Yard über dem Boden. 

»He, das Seil«, sagte er, »wenn Cavett zu schnell wird, bricht 

mir der Ruck das Genick.« 

Die Kerle lachten roh, und einer erwiderte: »Kann dir doch 

egal sein, ob du früher oder später zur Hölle fährst.« 

»Los jetzt!« schrie Bowson. 
Die Pferde wieherten, jagten los. Dick Cavett ritt zwei 

Längen vor den Kerlen, die Haggerty trugen. 

Der Halunkenboß hatte die Spitze übernommen und trieb 

sein Tier zwischen großen Felsbrocken hindurch. Immer 
wieder ragten Steine in den Trail. Haggerty schloß die Augen. 
Ein einziger Fehltritt genügte, und er war tot. Der plötzliche 
Ruck des Seiles würde ihm das Genick brechen, wie eine 
Henkersschlinge. 

Fast zehn Minuten galoppierten die Pferde nach Norden. 

Endlich zügelte Bowson sein Tier, ließ es in den Schritt 
zurückfallen. 

Sofort ließen die beiden Halunken ihre Last los. John prallte 

hart auf, schnellte hoch, rannte wie der Teufel. Es ging gut. 
Das Seil straffte sich etwas, aber der Ruck blieb aus. 

»Sollen nicht zwei Mann zurückreiten und die 

Schollenbrecher beobachten?« fragte einer der Halunken. 

»Ach was, laß die Kerle«, erwiderte Bowson. »Die haben 

doch die Hosen voll, sind froh, daß sie davongekommen sind.« 

Der Anführer der Wüstenwölfe ahnte nicht, daß Abe 

Prendergast bereits seine Befehle gab. Ein Muli wurde 
ausgespannt, bekam einen Sattel auf den Rücken, und einer der 
jüngeren Männer zwang das bockende Tier zum Gehorsam. 

»Bleib bei Olivia«, sagte der Grauhaarige, »berichte Cochise, 

was wir gesehen und erfahren haben. Sag ihm, daß sein Freund 
fast schon tot ist.« 

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 100

»Keine Sorge, Abe, ich lasse das Biest galoppieren«, 

erwiderte der Reiter und hackte dem Muli die Absätze in die 
Flanken. 

Mit grellem Wiehern jagte das Tier los, auf San Bernardino 

zu. Und dieser Reiter war Haggertys einzige Chance. 

Cochise saß neben dem jungen Mädchen auf den Stufen des 
Stores. Die Mexikaner der Stadt blieben in ihren Häusern. Sie 
spähten hinter Gardinen hervor, blinzelten an Lücken in der 
Adobemauer und zitterten vor Angst. 

Sie kannten Cochise, hatten den größten Häuptling der 

Apachen schon früher gesehen. Und sie hatten auch nicht 
vergessen, daß Cochise einmal eine Strafaktion gegen sie 
durchgeführt hatte. Vierzehn Männer waren damals gestorben. 
Das war, als ein Mexikaner schlechten Schnaps verkaufte, als 
fünf Chiricahuas, junge Männer noch, blind wurden. 

»Hoffentlich passiert Haggerty nichts«, sagte Olivia bedrückt 

und sah den Chief an. 

Er besaß ein kühnes Gesicht, fand das Mädchen. Cochise 

gehörte zu den kräftigsten Männern, die sie je gesehen hatte. 
Der Brustkorb war mächtig und muskulös. Er glich so gar nicht 
den Apachen, die Olivia kannte. 

»Falke ist ein Mann der Wildnis«, erwiderte der Jefe 

lächelnd. »Er wird sein Wild stellen und zurückkehren, weiße 
Tochter.« 

Der Häuptling mochte das Mädchen, obwohl es zur Hälfte 

Mexikanerin war. Und die Gelbhäutigen galten seit 
ungezählten Wintern als die größten Feinde aller Apachen. 

Plötzlich hob der Häuptling den Kopf und lauschte. 
Olivia sah ihn fragend an, und er sagte: »Ein Maultier, weiße 

Tochter. Es ist etwas geschehen.« 

Er stand auf, verwandelte sich von einer Sekunde zur 

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 101

anderen von einem freundlichen Mann in einen gefährlichen 
Kämpfer. Lautlos glitt der Häuptling in den Store. Es behagte 
Cochise zwar nicht, daß er von massiven Wänden umgeben 
war, aber er wollte nicht gesehen werden. Erst mußte er selbst 
sehen, erkennen, was auf ihn zukam. 

Er legte den Hahn der Winchester zurück und lauerte neben 

dem Schaufenster. Von hier aus konnte er die staubige Straße 
einsehen und jeden Gegner sofort unter Feuer nehmen. 

Das Muli galoppierte mit seltsamen Sprüngen heran. Der 

Mann im Sattel schien Schwierigkeiten zu haben. 

Zwei Stiefel baumelten vom Horn herab. Ein weiterer Sattel 

lag schräg vor dem Bauch des Fremden, und er führte zwei 
Gewehre mit. 

Cochise kannte diese Stiefel, den Sattel, und sein Gesicht 

wurde ausdruckslos. Der Falke war gefangen oder tot. 

Langsam glitt der Jefe zur Tür. 
»Hank, was ist geschehen?« rief Olivia aufgeregt und rannte 

auf die Straße. »Erzähl doch, Wo ist Mr. Haggerty?« 

Hank riß an den Zügeln, brachte das Muli zum Stehen und 

erwiderte: »Die Banditen haben ihn kassiert. Sie lassen ihn 
barfuß und gefesselt laufen. Sein Pferd ist tot. Ich fand es, als 
ich herkam. Hier sind seine Sachen. Wo finde ich Cochise? Der 
Häuptling muß erfahren, was mit Haggerty geschah. Nur er 
kann ihm noch helfen.« 

Der Chief verließ den Store, blieb im Schatten des Vordaches 

stehen und sagte: »Sprich, weißer Mann. Wo ist der Falke?« 

Hank berichtete schnell, was er wußte. 
»Meinen Dank, Bleichgesicht«, erwiderte Cochise, als der 

Weiße schwieg. »Meinen Dank auch an den Weißen mit dem 
grauen Haar. Ich hole den Falken und töte die Wüstenwölfe. 
Denn dies ist mein Schwur. Und wenn der Falke stirbt, so 
werden die Chiricahuas zum erstenmal seit vielen Monden 
wieder Weiße zu Tode martern. Dies ist mein Wort.« 

Cochise verließ die Veranda. Sein Gesicht wirkte kalt, 

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ausdruckslos. Nur die schwarzen Augen glommen in einem 
gefährlichen Feuer, als er zu seinem Mustang lief. 

»Bring mir Falkes Sattel, die Stiefel und die Waffen«, bat der 

Jefe. 

Hank trieb das Muli hinter den Store, sah den Toten und 

schluckte. 

Cochise zeigte, daß er mit dem Sattel der Weißen umzugehen 

verstand. Er schnallte seinem Mustang den Ledersitz auf, legte 
ihn über die Decke, die der Jefe benutzte. Stiefel und Waffen 
befestigte der Häuptling mit Lederriemen am Sattel. 

Haggerty brauchte diese Dinge, wenn Cochise ihn befreit 

hatte. 

»Ich reite jetzt«, sagte er zu Olivia und Hank. »Die rollenden 

Jacales sollen umkehren. Ich sorge dafür, daß ihr in der Nähe 
der Stadt Tombstone leben könnt. Keine Gefahr droht euch, 
nicht von den Apachen.« 

Mit einem Sprung gelangte der über sechs Fuß große 

Häuptling in den Sattel, verzog etwas das Gesicht und ließ den 
Pinto losgehen. 

Die Halbwüste schien Pferd und Reiter zu verschlucken, 

aufzusaugen. Denn als Hank und Olivia den Rand der kleinen 
Stadt erreichten, war von dem Führer der Apachen keine Spur 
mehr zu entdecken. 

Cochise trieb den Pinto an. Er jagte im Galopp nach Norden. 

Der Jefe wollte in die Berge, denen die Weißen den Namen 
Pedregosa Mountains gegeben hatten. Dort lag der 
Unterschlupf der Wüstenwölfe, die mit Mord und Gewalt über 
Apachen und Weiße kamen, um Beute zu machen. 

Der Häuptling wußte, daß Weiße fast niemals ihren Besitz im 

Stich ließen. Selbst dann nicht, wenn sie auf der Flucht waren. 
Und der Apache kannte Wege durch dieses Land, von denen 
kein Weißer wußte, selbst Falke nicht, dem schon einige 
Geheimnisse der roten Menschen bekannt waren. 

Cochise hielt den Graszügel locker in der Rechten. In der 

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 103

Ferne sah er den grünen Schimmer der Bäume, die in diesem 
Gebirgszug ausreichend Wasser fanden. 

Nur für Sekunden war der Apache zu sehen, als er aus der 

Halbwüste zwischen die ersten Sträucher und halbhohen 
Bäume ritt. Zielsicher leitete er den Schecken auf einen 
Windbruch zu. Einer der gewaltigen Winterstürme hatte zwei 
Dutzend Bäume entwurzelt. Sie lagen wirr übereinander, 
bildeten eine scheinbar undurchdringliche Sperre, einen Wall 
mitten im Wald. 

Cochise saß ab, betrachtete kopfschüttelnd den Sattel und 

öffnete die Schnallen. Sorgsam versteckte er den Ledersitz 
zwischen den Stämmen, unter Zweigen und braunem Laub. Die 
Winchester des Freundes folgte. Nur die Stiefel und den 
Revolvergurt samt Colt nahm Cochise mit, als er weiterritt. 

Etwas später führte er den Pinto in eine Felsspalte, aus der es 

feucht herausdrang. Offenes Wasser gab es dort nicht, wohl 
aber fette Kräuter und Gräser, die dem Pferd reichten. 

Der Jefe verschwand zwischen den Sträuchern und Bäumen. 

Er arbeitete sich lautlos vor. 

Endlich erreichte er den Standort, den er schon einmal 

eingenommen hatte. Von hier aus konnte er das ganze 
primitive Lager überblicken. 

Nichts rührte sich. Kein Laut drang aus den Hütten, kein 

Pferd schnaubte oder wieherte. Trotzdem verharrte der Jefe 
regungslos. Dies war Apachenart, denn vielleicht hockte in 
einer der Hütten ein Weißer, dessen Geduld fast ebenso groß 
wie die der Indianer war. 

Nach über zwei Stunden glitt Cochise weiter. Schnell 

durchsuchte er die Unterkünfte, verzog die Nase, als er 
dumpfen, muffigen Geruch wahrnahm und verstand die 
Weißen nicht, die hier schliefen. 

Er fand Münzen, ungeprägtes Gold, Waffen, Vorräte und 

Geldscheine. Ausdruckslos betrachtete der Chief seine Beute. 

Nein, dachte er, ich habe geschworen, die toten Krieger der 

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Mimbrenjos zu rächen. Nehme ich diese Dinge mit, so muß ich 
sie Victorio übergeben. Es ist die Beute seines Stammes, und 
ich helfe ihm nicht. Denn er will den Krieg mit den 
Bleichgesichtern. Jede Münze, jedes Stück Gold bringt dem 
Jefe der Mimbrenjos Vorteile. 

Cochise durfte diese Beute nicht behalten. Dann wäre sein 

Schwur nicht erfüllt gewesen. Denn nach den ungeschriebenen 
Gesetzen der Apachen durfte er keine Belohnung annehmen, 
wenn er einen Eid erfüllte. 

Der Häuptling durchsuchte weitere Hütten, stieß auf eine Art 

Vorratslager und betrachtete die Blechkannen, die dort standen. 
Er schraubte den Deckel eines Behälters auf und verzog das 
Gesicht, als ihm der Geruch des Lampenöls in die Nase drang. 
Er kannte das stinkende Zeug, das die Weißen in ihren 
Laternen verbrannten. Sofort hatte der Chief eine Idee. Er 
packte mit jeder Hand zwei Kannen, trug sie ins Freie und 
machte sich an die Arbeit. Jede Spur der weißen Banditen 
sollte getilgt werden. In einem Jahr sah die Bergwelt hier 
wieder so aus, wie vor dem Eindringen der Halunken. 

Der Geruch betäubte den Jefe fast, als er Kanne um Kanne 

leerte, das Stinköl in die Hütten goß, über die Wände spritzte 
und wie ein Sklave schuftete. 

Cochise fand in einer der Hütten Schwefelhölzer. Ein paar 

Sekunden starrte der Häuptling die kleinen Stäbchen an, ehe er 
zwei über das Leder seiner Hose rieb. Zischend loderten die 
Phosphorköpfe auf. Cochise bückte sich, hielt den Atem an und 
legte die flackernden Zündhölzer auf die stinkende 
Feuchtigkeit. 

Heiß wie der Atem eines Pumas fauchte die Flamme hoch, 

rannte prasselnd weiter und leckte gierig an den Hüttenwänden 
empor. Innerhalb von Sekunden loderten die primitiven 
Unterkünfte der Wüstenwölfe hoch auf. Die Hitze erreichte die 
Kannen, die mit scharfem Geräusch zerplatzten. 

Cochise zog sich zurück. Von seinem Versteck aus 

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 105

beobachtete er das Feuer, hoffte, daß kein Wind aufkam, denn 
ein Lufthauch würde die Flammen in den Bergwald treiben und 
nur geschwärzte Stämme zurücklassen. 

Es dauerte fast eine Stunde, bis die letzten Feuerzungen 

zusammenfielen. Die Hitze wirbelte Ascheflocken in die Luft. 
Ab und zu glomm noch Glut wie ein böse funkelndes rotes 
Auge durch die Überreste des Mörderlagers. 

Der Jefe sah zur Sonne hoch. Sie stand bereits weit im 

Westen. Bald zog die Dämmerung über das Land, verschluckte 
mit ihren Schatten den Tag. 

Wann kamen die Mordwölfe? Wann konnte der Chief seine 

Vergeltung vollenden? Was fing er mit Falke an? Durfte er in 
der Nähe sein, wenn der Führer der Apachen die weißen 
Banditen tötete? 

Nein, entschied Cochise, der Falke muß sich um seine Dinge 

kümmern. Bis er ein Pferd gestohlen hat, bis der Sattel auf dem 
Tier liegt, ist mein Schwur erfüllt. 

Der Jefe war davon überzeugt, daß die Weißen kamen und 

ihre Beute holen wollten. Was sie jedoch unternahmen, wenn 
sie ihr Lager niedergebrannt fanden, vermochte Cochise nicht 
vorauszusagen. Immerhin hatten sie Haggerty in ihrer Gewalt. 

»Lauf schon, du Bastard«, schrie Nat. 

Haggerty spürte die Erschöpfung. Lange hielt er nicht mehr 

durch. Seine Kraft ging mit jedem Schritt zurück, den er 
machte. Er fragte sich in Gedanken, was die Kerle wohl mit 
ihm anstellten, wenn er nicht mehr weiterkonnte. 

Erleichtert blickte er zu den grünen Wipfeln der Bäume 

hinüber. Die Pedregosa Mountains waren nahe. Bald erreichten 
sie Schatten, kühlere Luft. Und vielleicht genügten schon 
tausend Schritte, bis das Lager der Wüstenwölfe erreicht war. 

Haggerty preßte die Kiefer aufeinander, daß die Zähne 

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schmerzten. Diese kurze Strecke wollte er durchhalten. Er 
durfte sich vor den Hundesöhnen keine Schwäche erlauben. Sie 
sollten ihn nicht am Boden sehen, triumphieren und verhöhnen. 

Er holte tief Luft, spürte aus irgendeiner verborgenen Quelle 

neue Kraft in seine Glieder fließen und trabte lockerer weiter. 

»Irgendwas stimmt nicht«, rief Jed Bowson, der noch immer 

an der Spitze des kleinen Trupps ritt. 

Haggerty schnupperte wie ein Jagdhund. Ja, es roch nach 

Rauch, nach verbranntem Holz. In den Bergen mußte ein Feuer 
gewütet haben. Es war gut möglich, daß die Hitze ausgedörrte 
Zweige zum Glimmen gebracht hatte, daß diese winzige Glut 
ausgereicht hatte, einen Waldbrand auflodern zu lassen. 

Aber hier in den Bergen fanden Bäume und Sträucher 

ausreichend Wasser. Ein Großfeuer konnte eigentlich nicht 
entstehen. 

»Unser Camp«, sagte einer der Halunken heiser, »verdammt, 

Boß, wenn unsere Hütten abgebrannt sind, stehen wir ohne 
einen Cent da. Die ganze Beute, die Dollars, das Gold, alles 
liegt doch im Camp!« 

»Schneller!« schrie Bowson und trieb sein Pferd an. 
Haggerty blickte sich verzweifelt um. Niemand dachte an 

ihn, an das Seil um seinen Hals. Wenn die Tiere in Galopp 
fielen, würde John zu Tode geschleift und stranguliert werden. 

Er rannte los, legte den Rest seiner Kraft in diese Schritte, 

gelangte hinter den Rappen, erreichte die Seite und drehte sich 
etwas. Mit den gefesselten Händen versuchte er, Dick Cavetts 
Bein aus dem Steigbügel zu stoßen. 

Unwillig trat der Kerl nach hinten, spürte Widerstand und 

sah hinab. Cavett lachte belustigt und sagte: »Mach dir keine 
Gedanken, du Hurensohn. Dich brauchen wir noch. Ich reite im 
Schritt hinter den anderen her.« 

Aber Bowson entschied anders. Er wandte sich im Sattel um 

und rief: »Nimm den Kerl vor dich auf den Gaul, Dick. Wir 
müssen uns beeilen. Ich habe ein verdammt schlechtes 

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Gefühl.« Es war schwierig, aufs Pferd zu steigen, aber Cavett 
riß seinen Gefangenen hoch, bog rücksichtslos Johns Beine 
und Arme und ließ ihn endlich vor den Sattel plumpsen. 

Die Tiere wurden in Galopp gezwungen. Trotz seiner 

Erschöpfung und der Schmerzen bemerkte Haggerty, daß der 
Rappe ein ausgezeichnetes Pferd war. John dachte, daß dieser 
Gaul ein ordentlicher Ersatz für seinen Grauen wäre, den die 
Halunken einfach abgeschossen hatten. 

Irgendwie war der ehemalige Scout davon überzeugt, war 

vollkommen sicher, daß er dieses Abenteuer heil überstehen 
würde. 

Der Weg führte steil bergauf. Kräuter wucherten wie ein 

dichter Teppich. Die gelben Blüten der Schwefelblumen 
wirkten wie Goldmünzen im Schein der untergehenden Sonne. 

Eine Biegung, tief hängende Äste, dicht belaubt, 

Halbschatten, ab und zu ein Lichtspeer, der durch die Blätter 
stach, und dann die Lichtung. 

Es stank nach verbrannten Kleidungsstücken, verkohltem 

Holz, und der Geruch von Lampenöl hing noch in der Luft. 

Das Camp der Wölfe war ein Aschenhaufen. Geschwärzte 

Baumstämme ragten aus dem Boden. Asche wölkte unter den 
Pferdehufen auf, als Bowson auf die Lichtung ritt. 

Die Halunken brüllten vor Wut, als sie die Zerstörung ihres 

Lagers endlich begriffen. Nicht nur das Camp war verbrannt, 
auch all ihre Beute, die Dollarnoten, die Münzen mußten 
geschmolzen sein. Lediglich Gold überstand die Hitze eines 
solchen Feuers. 

Das war der Jefe, dachte Haggerty und verspürte zum 

erstenmal seit langen Stunden Zufriedenheit. Cochise mußte in 
der Nähe sein. John war dessen ganz sicher. Und er fragte sich, 
wie der Führer der Apachen vorgehen wollte. 

Eine Kugel genügte, um Haggerty zu töten. Selbst wenn der 

Apache blitzschnell angriff, in rasender Geschwindigkeit seine 
Winchester leerfeuerte, hatte einer der Halunken immer noch 

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Zeit, John umzubringen. 

»Wer war das?« brüllte Bowson. 
Er sprang vom Pferd, stürmte auf Haggerty zu, riß ihn vom 

Rappen und schmetterte dem barfüßigen, geschundenen Mann 
die Faust ins Gesicht. 

»Das war dein verfluchter Indianerfreund, der stinkende 

Apache«, schrie der Bandenboß. »Wo ist der Hurensohn? Wo 
steckt er? Los, sucht ihn, ich will den Kerl vor mir haben. Ich 
schneide ihn in Streifen, diesen roten Bastard!« 

Bowson tobte, als sei er von Sinnen. Er riß ein Messer aus 

dem Stiefelschaft, zerhackte die Leine dicht am Sattelhorn und 
trieb John vor sich her. 

»Mit dem Rücken zu dem Stamm!« befahl Jed. 
Haggerty spürte die Hitze des Holzes durch das Hemd. 

Bowson fesselte zuerst seine Beine, durchtrennte die 
Handfesseln und bog die Arme um den geschwärzten 
Baumstamm und verschnürte sie wieder. 

»Du bleibst hier stehen«, sagte der Halunkenboß mit fast 

überkippender Stimme. »Du bleibst so lange hier, bis dein 
verdammter Apachenfreund erscheint. Und morgen früh 
fangen wir mit dir richtig an, du verfluchter Dreckskerl.« Er 
brüllte: »Los, durchsucht die Sträucher. Drei Mann stehen 
Wache. Wechselt euch ab. Schießt auf alles, was sich bewegt.« 

Einer der Kerle hatte Einwände. 
»Jed, wenn die Indianer wirklich in der Nähe sind«, rief der 

Mann, »dann sollten wir blitzschnell verschwinden. Du weißt 
doch, wie das mit den Apachen ist. Du siehst sie erst, wenn dir 
dein Kopf vor die Füße rollt.« 

»Halt dein Maul, Terry«, drohte Bowson. »Noch ein Wort, 

und ich gebe dir 'ne Kugel, du Feigling. Du hast doch oft genug 
gesehen, wie wir mit den roten Stinkern fertig geworden sind.« 

Die Banditen saßen ab, führten die Pferde zwischen halbhohe 

Bäume, hinter denen ein schmaler Bach floß. 

Haggerty hätte trotz seiner Schmerzen beinahe gegrinst. 

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Wenn der Jefe in der Nähe war, würde er sofort das beste Tier 
davontreiben, damit John ein Pferd hatte, wenn er frei war. 

Es wurde dunkler. Lange Schatten wanderten über die 

Lichtung, fielen über die hellen Ascheflocken und wirkten 
bedrohlich auf die Banditen. Unruhig wandten sie immer 
wieder die Köpfe. 

Bowson wies die Kerle an zu schlafen. Nur die drei Wachen 

sollten ständig das Lager umkreisen. 

Es dauerte nicht lange, bis fünf Männer leise schnarchten. Ab 

und zu knackte noch ein Zweig in der Glut unter der Asche. 
Jedesmal fuhren die Posten herum, rissen die Gewehre hoch, 
fanden jedoch kein Ziel. 

Um Mitternacht sollten die Wächter abgelöst werden. John 
versuchte, die Sterne zu erkennen. Seinem Gefühl nach war es 
bald soweit. Auf einmal spürte er, daß jemand hinter ihm stand. 

Die kalte Messerklinge ließ Haggerty aufatmen. Die Stricke 

knirschten leise, als der Jefe sie durchtrennte. Sekunden später 
war John frei. Er behielt die Posten im Auge, die ständig ihre 
Runden drehten. 

Langsam kehrte Gefühl in die Handgelenke zurück. Es stach 

und brannte, als die Blutzirkulation wieder richtig in Gang 
kam. Cochise tastete nach Falkes Fingern. Er berührte das 
kühle Holz eines Coltgriffs. 

»Du gehst gerade zurück, mein Freund«, wisperte der 

Häuptling dicht an Haggertys Ohr. »Ich habe den Rappen 
davongeführt. Dein Sattel liegt auf meinem Mustang. Bereite 
alles vor. Sobald ich komme, reiten wir in meine Apacheria.« 

John wollte antworten, wollte sagen, daß dies auch sein 

Kampf war, aber der Führer der Chiricahuas verschwand 
lautlos in der Dunkelheit. 

Haggerty zuckte zusammen, als er den ersten Schritt machte. 

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Seine wunden Füße waren in ein Glutnest unter der Asche 
getreten. Beinahe hätte John vor Schmerz aufgeschrien. Er 
hüpfte hoch, trat auf einen halbverkohlten Ast, der krachend 
brach und löste so das Ende der Wüstenwölfe aus. Der Trail zu 
ihrem Lager war der letzte in ihrem Leben gewesen. Die 
gnadenlosen Halunken hatten einen Weißen barfuß durchs 
Indianerland gehetzt, ihre Beute verloren und bezahlten nun 
mit dem Leben für all ihre Verbrechen. 

Die drei Wächter wirbelten herum, erkannten, daß der 

Gefangene nicht mehr am Pfahl stand und feuerten sofort. Drei 
Mündungslichter zuckten auf. Orange rote Flammen standen 
für Sekundenbruchteile vor den Mündungen, und heißes Blei 
fegte in die Dunkelheit. 

Haggerty sprang zwischen die Büsche, wirbelte herum, 

vergaß seine Füße und feuerte dreimal mit dem Colt. Die 
Posten brachen zusammen. Der letzte Mann schlug in die 
Asche, als die übrigen Kerle aufsprangen. 

John zielte, als er Cochises Stimme hörte. 
»Ihr seid Mörder, weiße Männer«, rief der Häuptling hart. 

»Ihr werdet hier sterben, denn so habe ich geschworen, ich, 
Cochise, der Häuptling der Apachen!« 

Zwei Revolver wummerten dumpf. Die Schüsse verrollten 

zwischen den Bäumen. Die drei anderen Halunken feuerten mit 
den Gewehren in die Dunkelheit. Sie hatten keine Chance 
mehr. Haggerty wandte sich um, stolperte über eine Wurzel 
und schrammte mit dem rechten Fuß über die Rinde. Der 
Schmerz jagte derart grell in ihm hoch, daß er stöhnend gegen 
den Baum sank. Warm sickerte es über Johns Fuß. 

Er sah nur die Mündungslichter auf dem Platz des Camps. 

Warum erwiderte der Jefe das Feuer nicht? 

Da! Ein Mann taumelte, brach zusammen. Zwei weitere 

prallten in die Asche, wirbelten Wolken auf, und die beiden 
letzten rannten auf die Pferde zu, brachen wie Büffel durch das 
Gestrüpp. 

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Haggerty riß den Colt hoch, wollte abdrücken, als er das 

Schwirren einer Bogensehne hörte. Der vordere Kerl gurgelte 
ein paar unverständliche Worte und brach zusammen. 

Der zweite Mann stand wie angenagelt. Es war Bowson. Er 

hatte die Augen weit aufgerissen, so daß Haggerty das Weiße 
seiner Augen sehen konnte. 

Abermals schnalzte die Sehne, und der Pfeil traf Bowson. 
Der letzte Wüstenwolf war tot. Cochise hatte seinen Schwur 

erfüllt und die Krieger der Mimbrenjos gerächt ohne den 
Frieden im Südwesten zu gefährden. 

»Komm, Falke«, sagte der Häuptling ein paar Sekunden 

später. »Wir reiten nach Nordwesten. Es ist vorbei, mein 
weißer Freund.« 

Als sie die Pferde erreichten, stöhnte Haggerty nur. Er 

schauderte, als er seine Stiefel anschaute. Er mußte barfuß 
reiten. Und wenn es die Hölle war, so würde er doch bis zur 
Apacheria durchhalten. Denn dort bekam er Hilfe. 

ENDE